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Lunae defectio

von

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Versus Secundus: Sensus

Sag, wie kann ich fangen

die Schönheit die du birgst?

Sag, wie kann ich sehen,

dein Herz mit bloßem Auge.
 

Tief im Wald erhob sich eine gewaltige Festung. Ihre Mauern, ihre Tore, ihre Fenster, alles in vollkommenes, seidenes Schwarz gehüllt. Umgeben von verwachsenem Geäst und tiefem Morast, unbegehbar lag sei dort und ließ jeden bei ihrem Anblick schnell die Richtung kehren. Man erkannte durch das einzig mit Kerzenlicht erleuchtete Fenster schwach die Silhouette einer Gestalt, welche sich auf der Fensterbank niedergelassen hatte und in die leere starrte. Bald darauf gesellte sich eine weitere dazu und hob sie sacht hinab. Sie nahm sie zärtlich in den Arm und führte sie zu ihrem Gemach, bettete sie mit bedachtsamen Bewegungen darauf und gab der Gestalt einen Kuss auf die Stirn. Sie schritt zum Fenster und zog einen seidenen Vorhang davor und das gedämpfte Licht, welches nur noch hindurchschimmerte erlosch sobald die Kerze ihren letzten Funken ausgehaucht hatte...
 

Nave und Katsumi schritten schnellen Ganges durch das Unterholz. Es war eisig kalt und Katsumi wünschte sich schon nach wenigen Kilometern wieder in seinen gemütlichen Unterschlupf zurück. Dem Vampir dagegen schien die Dunkelheit und die enorme Kälte nicht das geringste auszumachen. Katsumi rieb sich die fröstelnden Hände und stolperte um ein Haar über eine aus dem Boden hervorragende Wurzel.

Doch Naves Reflexe waren zu gut um das geschehen zu lassen. Er packte ihn schnell und zog ihn am Arm nach Oben. "Puh....Danke.", sagte Katsumi und lächelte ihn an. "Ist aber irgendwie logisch das du im dunklen gut sehen kannst." Nave sah ihn verdutzt an: "Wieso glaubst du das denn?" "Na weil ihr Vampire doch Nachtwesen seit, oder?" "Die meisten jedenfalls." "Du etwa nicht?" Nave gab ihm darauf nur gereizt einen Wink mit der Hand, dass er still sein solle. Na toll, dacht sich Katsumi. Ungesprächig noch dazu. Das hatte gerade noch gefehlt, dass ihm jemand den Mund verbietet. Beleidigt stapfte er weiter hinter dem Vampir her, immer darauf bedacht, ihn im schwarzen Dickicht nicht zu verlieren. Er hatte es noch nie besonders gemocht, bei Nacht durch diesen Wald zu gehen. Am Tag konnte er wenigstens etwas erkennen, doch nun sah man die Hand vor Augen nicht mehr. Plötzlich stieß er gegen seinen Vordermann, welcher ruckartig stehen geblieben war und die spitzen Ohren aufgestellt hatte."Was ist denn?", flüsterte Katsumi, doch ehe er sich versah, hatte Nave ihm die Hand auf den Mund gepresst und ihn zu Boden in das von Schnee bedeckte Laub gezogen. Er drückte ihn fest an sich und dachte leider nicht daran, die Hand wieder von seinen Lippen zu nehmen. Was soll denn das jetzt?, dachte Katsumi. Aber plötzlich durchfuhr ihn wie der Blitz ein bedrängendes Gefühl. Jetzt spürte auch er die Gefahr, die Nave schon gewitterte hatte. Er lauschte mit stockendem Atem in die Nacht hinein und hörte tatsächlich ein leises Rascheln. Die Panik stieg in ihm auf, er fühlte, dass da etwas bedrohliches auf ihn zukam, doch das war nicht die Ursache seiner Angst, sondern dieses Ungewisse. Ungewollt drückte er sich näher an den Vampir und starrte mit weit aufgerissenen Augen in die Dunkelheit, versuchte krampfhaft etwas ausfindig zumachen , doch es blieb nur das leise knistern, welches sein Herz bis in die Kehle schlugen ließ. Er merkte, wie ihm der kalte Angstschweiß über die Stirn lief und er anfing zu zittern. Sogar das leise klopfen von Naves Herz war in dieser unerträglichen Stille zuhören. Das Geräusch wurde lauter und bildete bald den Ton von herantrabenden Schritten. Ein leichte Luftzug zog an den beiden vorbei und ein silberner, funkenschlagender Schatten rauschte wie mit Lichtgeschwindigkeit durch das Geäst. Katsumis Herz setzte in der Sekunde aus, in welcher der unbekannte Reiter auf seinem nicht identifizierbarem Geschoss an ihnen vorbei gezischt war und setzte erst wieder ein, als die Hufschläge mäßig verklungen. Nave nahm langsam die Hand hinunter und atmete tief aus. Der Fischmensch wollte immer noch nicht so recht glauben, was da eben geschehen war, vor allem weil er nicht so genau wusste, was es gewesen sein mochte. Nave richtete sich langsam auf und streckte sich. Er blickte hinab auf den Boden wo Katsumi immer noch wie zur Salzsäule erstarrt dasaß und in die Richtung blickte, wo das Ungetüm verschwunden war. Die Angst wich nur sehr langsam aus ihm heraus und es dauerte eine Weile bis er wieder ganz bei Besinnung war. Nave seufzte und zog ihn letztendlich nach oben: "Du brauchst keine Angst mehr zu haben, er ist fort." Er?, dachte sich Katsumi. Du meinst wohl Es. "Wusstest du denn nicht was hier draußen so alles rumstromert?" "Woher denn auch!", brachte Katsumi zu seiner Verteidigung hervor, doch dass schien Nave nicht im geringsten zu Beeindrucken: "Ich denke dieses Territorium ist deine Heimat, oder täusche ich mich?" "Doch, aber denkst du ich hab nichts bessere zu tun, als mich nachts in den Wald zu begeben und mich dort zu Tode erschrecken lassen?" Im flackernden Licht des Mondes sah Katsumi wie Naves Lippen ein fieses Grinsen aufwiesen. Die Angst war nun aus ihm heraus gewichen und die Wut machte sich breit.

"Dann sag mir doch, du allwissender, was das eben war!" "Ein Eques mutarus, so weit ich weiß. Es sind Wesen entstanden aus der unendlichen Angst und Pein und soll ich dir was verraten?" Katsumi schluckte und er sagte mit bedrückter Stimme: "Was...." Die Silhouette des Vampirs trat auf ihn zu, beugte sich nach vorne direkt an sein Ohr und wisperte: "Mit deiner Angst verstärkst du sein Bedürfnis nur, dich in Stücke zu reisen!"
 

Nachdem Nave sich ein wenig an der Angst Katsumis gelabt hatte setzten sie ihren Weg fort. Zu Katsumis erstaunen schien Nave genau zu wissen, wo es zur Festung des Herrschers ging. Nach und Nach und im mäßigen Übergang verschwand der dichte, verstrickte Wald und sie konnten sich freier bewegen. Nun begann es auch zu dämmern und die ersten Sonnenstrahlen färbten die Landschaft in ein wunderschönes rot. Endlich konnte Katsumi wieder den Weg erkennen und tappte nicht mehr wahllos im dunkeln. Die Spannung zwischen den beiden hatte sich wieder etwas gelegt und zum Glück waren sie auch keinen anderen Wesen mehr begegnet.

Sie erreichten eine kleine Lichtung mit einem zugefrorenem Bach und Nave schlug kurzerhand ein Loch hinein.

Die Eisschicht splitterte und er hatte freie Bahn zum durststillendem Gewässer. Katsumi ging neben ihm in die Hockte und fragte ungläubig: "Du trinkst auch Wasser?" "Natürlich." Auch wenn sich Katsumi eine andere Antwort erhofft hatte stocherte er nicht weiter rum ,sondern füllte auch seine Handflächen mit Wasser und ließ es in die Kehle gleiten. Es war ein schönes, frisches Gefühl in der Kehle, welches ihn gleich veranlasste, noch einen Schluck zu nehmen. "Jetzt verschwende keine Zeit, beeil dich!", drängte Nave ihn. "Ja ja...", erwiderte Katsumi genervt. Er richtete sich wieder auf und streckte seine Glieder, als sich ungeahnt etwas mit enormer Kraft in seinen Rücken rammte und er mit einem Schmerzensschrei zu Boden fiel. "Katsumi!", rief Nave erschrocken und wandte sich schnell in die Richtung aus der der unvorhergesehene Angriff gekommen war.

Und da sah er sie, bis an die Zähen bewaffnet stürmten sie mit lautem Gebrüll aus dem Hinterhalt und stürzten sich auf Nave und seinen verwundeten Begleiter. Wie Kletten hafteten sie sich an Nave und schlugen mit schweren Schwerthieben auf ihn ein. Sie waren ungefähr zu zehnt, doch enorm stark. Die Rüstung bewahrte Nave vor dem Schlimmsten, doch auch sie würde den niederprasselnden Schlägen nicht allzu lange stand halten. Als sie den Vampir in Schach glaubten, lösten sich zwei von ihm und schritten schnell auf den Fischmensch zu.

"Verflucht, lasst die Finger von ihm!", schrie Nave doch was hatte das schon für einen Sinn. Einer der Männer zog den übermannsgroßen Pfeil aus Katsumis Rücke und steckte ihn zurück in seinen Köcher. Dunkelrotes Blut rann über Naves Stirn und er versuchte sich aus dem menschlichen Gefängnis zu befreien, doch vergebens.

Der weitere Angreifer zog siegessicher sein Schwert aus der Scheide und setzte zum Schlag auf Katsumis Kehle an, als er auf einmal eine unbekannte Stimme hörte. "Stopp!", schrie sie. Der Mann drehte sich um und sah, wie sich jemand rasend schnell auf ihn zu bewegte. Noch ehe er sich versah, hatte er eine Faust in seinem Gesicht kleben und der unbekannte Retter teilte noch einen weiteren Hieb an den zweiten aus. "Sakana!" Die Stimme des Mannes hallte über den ganzen Platz und ließ alle für einen Moment den Atem anhalten. Sie alle hörten es, das leise röcheln welches aus dem Unterholz kam. Es dauerte nicht lang, da erschien aus dem Dickicht eine unheimliche und riesige Kreatur. Sie glich einer Echse, ihre tiefgrünen Augen zuckten nervös hin und her und ihre geschuppte Haut schimmerte im Licht des anbrechenden Tages. Der Mann rief ihr etwas in einer unverständlichen Sprach zu, doch es klang wie ein Befehl. Dieser Eindruck verstärkte sich noch, als sie wie eine Puppe gehorchte. Die Echse öffnete schlagartig ihr Maul und fuhr die lange Zunge aus, schnappte einen der Männer und verschlang ihn ohne zu zögern. Nave war ganz benommen von den vielen Angriffen und torkelte leicht nach hinten. "W...was ist das?", fragte er ungläubig, fiel dann kraftlos zu Boden und verlor das Bewusstsein...
 


 

Sein Kopf dröhnte und es war alles verschwommen als Nave erwachte. Er fühlte kalten, harten Boden unter sich und noch etwas, von dem er nicht wusste, was es war. Doch es bewegte sich. Glitschig und kühl schlich es über seinen Arm, immer wieder und sein ganzer Körper war von einer Gänsehaut übersät. Er blinzelte vorsichtig als das Gefühl für ihn unerträglich wurde und als er sich schmerzend aufrichtete, hätte er am liebsten geschrieen.

Alles um ihn herum war bedeckt mit ihnen, ab und zu ein leises zischen von den gespaltenen Zungen, krochen fast tonlos über sein Bein. Ihre kalte Haut ließ ihn für einen Moment erstarren, ehe er aufsprang und die Schlangen zurückzuckten, als er einige unüberlegte Schritte umher tat. Wo war er? Woher kamen all die Schlangen? Er lebte noch....Doch wer hatte ihn gerettet? Ein weiterer Schrecken durchfuhr Naves Leib als ihm Katsumi wieder einfiel. Suchend schaute er sich hastig um, bis er ihn zwischen all den Geschöpfen erblickte. Er machte sich den Weg frei um zu dem Fischmensch, der regungslos dalag, zu gelangen. Auch an ihm tummelten sich die Tiere. Ohne nachzudenken packte Nave Katsumi am Arm und zog ihn in die Höhe, drückte ihn dann an sich, damit er nicht wieder zu Boden glitt. Wenigstens hatten sie dieses Mal etwas von ihren Kleidern anbehalten.

Das Licht in dem Raum war ziemlich gedämpft und Nave hatte Mühe, den Ausgang mit seinen noch müden Augen zu entdecken, auch wenn sie noch so scharf waren. Aber er wurde in seiner Suche gestört, als sich Katsumi in seinen Armen plötzlich anfing zu bewegen und ihn dann mit verschlafenen Augen anblickte. „Nave?“, flüsterte er heißer und rieb sich die Augen, nachdem der Angesprochene seinen Griff um ihn gelöst hatte. Katsumi hatte Mühe zu stehen, denn die Wunde zwischen seinen Schulterblättern schmerzte unheimlich, als würde sich etwas hineinfressen. Eins der Biester kroch über seinen Fuß und er quietschte auf vor Schrecken. Schnell drückte er sich wieder an den Vampir, der ihn eigentlich zurückstoßen wollte, doch er kam vorerst nicht mal zu Wort. „Was ist das? Wo sind wir hier?“, fragte Katsumi verwirrt und ängstlich, auch der Schmerz erfüllte seine Stimme mit einem zittern, eine Seite an ihm, die Nave zum ersten Mal zu Gesicht bekam. „Jetzt sei ruhig du Idiot!“, zischte er ihn an, worauf Katsumi auch verstummte, doch auch etwas beleidigt darüber war, dass Nave ihm den Mund verbot. „Ich weiß auch nicht wo wir hier sind....“, sagt Nave und drückte Katsumi nun doch endlich von sich weg. Diese Nähe gefiel ihm überhaupt nicht. Katsumi sah sich um und bekam alleine beim Anblick der Schlangen einen Schweißfilm auf der Stirn. „Verdammt...“, sagte er wütend, „wie sollen wir hier raus kommen?“ Nave wollte ihn gerade wieder anschnauzen, dass er endlich still sein solle, doch da hörten sie plötzlich eine ihnen nicht ganz so fremde Stimme. „Ich dachte schon, ihr würdet nicht mehr aufwachen.“, sagte sie und man konnte hören, dass sie es amüsiert aussprach. Der Mann, dem die Stimme gehörte, betrat den Raum ohne mit der Wimper zu zucken und die Schlangen hielten wie auf Befehl inne. Nave und Katsumi schauten ihn beide fragend an, denn sie verstanden die Welt nicht mehr. „Am besten, ihr kommt erstmal hier raus. Ich hoffe, die Schlangen haben euch nicht allzu viel Angst eingejagt, aber ich wusste beim besten Willen nicht, wo ich einen bewusstlosen Vampir und einen verletzten Fischmensch unterbringen sollte.“ Ohne ein Wort zu sagen folgte Nave der Aufforderung und ging ohne ihn anzusehen an Katsumi vorbei auf den Mann zu. Der Fischmensch hastete ihm hinterher, wobei sein Rücken zwar brannte, aber länger bei den Schlangen bleiben, wollte er auch nicht!

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Ignis et Aqua: Feuer und Wasser

Sensus: Gefühl

Eques mutarus: wandelnder Reiter

Alles lateinisch^^ i love it :)

ciao caro *g*



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Egnirys
2006-09-03T23:00:46+00:00 04.09.2006 01:00
aw~~~!
ich finds voll genial!
*~*
und auch, dass du lateinische begriffe reingebracht hast, gefällt mir sehr gut! ^~
schreib bitte schnell weiter, ja? ^^


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