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Marlboro

von

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Das Highlight Alltag - A Fuckin' Life

"Hey Tala. Hast du schon die Informationen von Dmitrij bekommen?" Die Stimme hatte Mühe, den Lärm des kleinen Ventilators zu übertönen, der auf seinem Tisch stand. Das Ding war uralt und machte dennoch, oder vielleicht auch deswegen einen unheimliches Getöse. Zwischen Aktenbergen und überfüllten Aschenbechern, stand das Gerät vibrierend vor ihm und blies angenehm kühle Luft auf seine erhitzte Stirn. Die Außentemperaturen raubten ihm den letzten Nerv. Wie auch dieser Betrieb hier.
 

"Iwanov, hörst du überhaupt?" " Ja ja, ich bin ja nicht taub", knurrte er verbissen. "Dmitrij hat sich bei mir noch nicht blicken lassen. Ich hab keine Ahnung, wie lange die heute wieder für die Auswertung brauchen." Er seufzte und wischte ein paar seinen störenden Haarsträhnen bei Seite. " Um was geht's den dieses Mal überhaupt?", fragte er. Andre zuckte die Schulter. " So lange noch nichts fest steht, lohnt es sich nicht zu spekulieren." Seine grauen Augen funkelten überheblich. "Und außerdem denke ich, dass du eigentlich keine Zeit hast, so was zu fragen." Er verschwand um die Büroecke.
 

Er verdrehte seine eisblauen Augen. Dies war ja so typisch für dieses arrogante Arschloch. Er kam sich so dermaßen groß vor, weil er eine Stelle höher stand, als die meisten hier. Er hatte immer das Sagen, konnte rumbrüllen, wie es ihm gefiel. Aber im Grunde war er auch nur ein kleines Insekt, welches hier seinen Job machte. Nur ein kleines Insekt, was man leicht zertreten konnte.
 

"Du verbrauchst nur deine Konzentration. Sich über ihn aufzuregen bringt dir nichts. Also lass es lieber."

Mit einem Kaffeebecher in der Hand lief Kai an dem sitzenden Tala vorbei, warf ihm nur einen flüchtigen Blick aus den Augenwinkeln zu. In unmittelbarer Nähe setzte er sich selbst an seinen Schreibtisch und hob die Sicherheitssperre auf. Augenblicklich öffneten sich ein paar laufende Programme. Kai lehnte sich kurz zurück und griff nach dem Kaffee. Er setzte die Tasse an die Lippen.
 

Tala beobachtete ihn dabei, wie die schlanken Finger sich um die Keramik schlangen, der Adamsapfel mit dem Schluckprozess mitwippte. Diese schöne helle Haut, diese grazile Hand. Die ganze Erscheinung - unnahbar, kühl, überlegen. Absolut anziehend. Und wieder verspürte er diesen Drang. Dieses Verlangen, welches er kaum zügeln konnte. Wie ein wildes Tier, begann es in seinem Inneren zu knurren. So etwas müsste verboten werden. Niemand zuvor, hatten ihn so abhängig gemacht.

Kai war in dieser Hinsicht wirklich ein Unikum.
 

..

Der silbrighaarige Russe zog etwas an seiner Krawatte, damit sie ihm nicht mehr so die Luft abdrücken konnte. Luft die er brauchte, da hier der Sauerstoff langsam knapp wurde. Die Klimaanlagen hatten schon längst aufgegeben gegen diese russische Hitze zu kämpfen. Es war sinnlos.

Der Kaffe hatten einen ungewöhnlich herben Nachgeschmack und lies seine Zunge pelzig erscheinen. Und im Grunde war alles hier eklig, um nicht zu sagen abstoßend. Am Liebsten hätte er einfach sein Tasche genommen und dieses stinkige Büro verlassen. Aber er brauchte das Geld.
 

Er spürte immer wieder wie Tala seine geilen Blicke über seinen Körper wandern lies. Höchstwahrscheinlich hatte er es wieder mal nötig. Somit wusste er, was in der Pause wieder mal passieren würde. Mit irgendeiner Ausrede würde er ihn von den Kollegen wegziehen, er würde sich vollkommen übertrieben entschuldigen, so wie es seine Art war. Dann würde er ihm wieder irgendwelche Dinge ins Ohr flüstern, die ihn spitz machen sollten. Und anschließend würden sie sich wieder in irgendeine Ecke verdrücken und sich gegenseitig den Schwanz ablutschen.

Es war ja schon so normal geworden. Der alltägliche Leistungssport.
 

Kai hatte sie schon alle gehabt. Für ihn war es egal, wer es war. Der Kollege von nebenan, der noch jungfräuliche Elftklässler, welcher ihn peinlich berührt ansah, wenn er ihm in den Schritt griff. Oder eben der Vorgesetzte. Es war ihm so egal. Irgendwo musste er seinen Frust ablassen. Irgendwie musste er seiner angestauten Energie Raum geben. Und wenn es auch nur in Form von herzlichen Beckenstößen war, die ihn in den Wahnsinn trieben. Aber hey, wenn diese Aktion das Opfer nach mehr schreien lässt, war doch alles in Ordnung. Dies hier war nur ein weiterer Tag in Russland. Ein verdammter Tag in Russland. Ein Land, was sich selbst verloren hatte. Sich und seine Menschen.
 

..

Langsam senkte sich die Sonne, besang die letzten Strophen des Tages. Tala schaltete den PC aus und räumte die letzten Akten in die Ordner. Akten über verdächtige Banden, Organisationen, Untergrundbewegungen. Alle Informationen liefen hier zusammen und wurden ausgewertet. Das Abteil, indem Kai und Tala arbeiteten, hatte sich auf die Bekämpfung solcher Leute spezialisiert. Sie waren die Topeinsatztruppe der Zentrale. Passiv, wie auch aktiv im Einsatz - die Gefahr erschossen zu werden gehörte zum Alltag. Es war äußert gefährlich, wenn nicht sogar lebensmüde. Und zu allem Übel war der Beruf miserabel bezahlt, wie jeder Beruf in Russland. Aber einige Männer hatten einfach ihren Spaß daran, Leuten eine Kugel in den Kopf zu jagen, Drogenverstecke aufzudecken und einen gewissen Teil der Beute für sich unbemerkt abzuzweigen.
 

~ .. wir treiben immer weiter dem Nichts entgegen, benebelt von bunten Welten um uns herum .. ~
 

Tala verlies das Gebäude und zum ersten Mal konnten er endlich wieder frei atmen. Eine laue Briese erfasste seine Haare und lies sie tanzen. Die halbgeöffnete Krawatte wippte im Wind. Für einen Moment schloss er einfach die Lider, um diesen Augenblick seine volle Aufmerksamkeit zu schenken. So blieb er einfach auf dem Parkplatz vor dem Gebäude stehen und lies die Zeit an sich vorbei ziehen.

Manchmal war es gut, auch einfach mal ein solches Gefühl ohne den dazu gehörigen Trip zu erleben. Einfach pur ohne ein Säckchen voller weißer Pulver.
 

Erst ein paar Minuten später erkannte er erst eine Person, die ganz hinten auf dem Parkplatz an ihrem Auto lehnte. Nachdem er sich einige Meter auf die Gestalt zubewegt hatte, bildete sich allmählich ein Grinsen auf seinen Lippen. Ruhigen Schrittes ging er auf den jungen Mann zu. Dieser hab darauf hin den Kopf, welcher zuvor gen Boden gesenkt war.

Die roten Augen glänzten geheimnisvoll, einzelne silbrige Strähnen hingen ihm ab und an ins Gesicht. Er hatte seine Hände auf die Motorhaube gestützt. Zwischen Zeige- und Mittelfinger hielt er eine Zigarette. Ihr Rauch schlängelte sich empor, wurde aber vom Wind immer wieder weggetragen.
 

"Hast du auf mich gewartet, was?" fragte Tala spöttisch und grinste erneut.

Kai schloss kurz die Augen, fühlte den neuen Windstoß auf seiner Haut vorrübergleiten. Er löste die Hand von der Motorhaube und zog an der Zigarette. Für ein paar Sekunden verblieb der Rauch in seinen Lungen, bis er wieder dem leicht geöffneten Mund entwich.

"Hätte ich einen Grund dazu?" erwiderte der Russe.

"Ich weiß nicht, liegt an dir."
 

Die beiden schauten sich an, verschenkten kein Wort. Sie wussten ganz genau, dass es nichts brachte, weiter zu diskutieren. Sie waren beide ebenbürtig. Sie beide waren Aufreißer, die sich nichts daraus machten, sich selbst stumpfsinnige Fragen über Gott und die Welt zu stellen. Dafür besaßen sie nun wirklich nicht genug Unverschämtheit. Sie glaubten nicht an Gott, und von der Welt wollten sie erst gar nichts hören.
 

So standen sie sich gegenüber, blickten sich in die Augen und spürten den dumpfen, staubigen Wind auf ihrer Haut. Kai zog noch einige Male an seinem Glimmstängel, bis er ihn zu Boden fallen lies und ihn auf dem brüchigen Asphalt ausdrückte. Er lehnte immer noch an seinem alten, schon fast strottreifen Skoda, obwohl das Blech der Motorhaube von der Sonne noch brütendheiß war.

Tala näherte sich Kai, legte seine Tasche auf die Motorhaube und starrte seinem Gegenüber in die Augen.
 

Plötzlich bückte er sich zu Kai runter und versiegelte dessen Mund mit seinen Lippen. Die Zunge des rothaarigen gierte nach Einlass, was der jüngere Russe auch gewährte. Ein Speichelrinnsal lief Kais Mundwinkel hinab. Tala verstärkte den Druck auf seinen Freund, presste dessen Unterleib an den seinen. Irgendwann lösten sich beide. Mit dem Handrücken wischte sich Kai den Speichel weg.
 

"Marlboro?" war die einfache Frage.

"Ist dir doch eh egal.

Zu dir oder zu mir?"



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  yurico
2006-05-04T18:58:56+00:00 04.05.2006 20:58
Der Dialog am ende war wirklich das allerbeste XXXD
*lol* bis jetzt ist das meine absolute lieblingsff von dir *grinz*
das Kappi war wirklich super geschrieben udn ehrlich gesagt hab ich keine hanung was iuch noch schrieben soll *lachz*
aber ich kann ihn mir erstklassig vorstellen, diesen Moment
Von: abgemeldet
2006-04-13T11:10:00+00:00 13.04.2006 13:10
Nicht schlecht!
Ich bin mal wieder sehr angenehm überrascht. So langsam interessiert mich dieses FF immer mehr..*kicher*
*lob*
Hast du echt toll geschrieben!^-__________-^
Von:  Phoenix-of-Darkness
2006-04-05T16:35:33+00:00 05.04.2006 18:35
Geilo!!!
Danke nochmal fürs bescheid sagen!!!!!
^__^
Das Kapitel war suppi!!!!
Vorallem deine Beschreibungen.

dat Kaichen
Von: abgemeldet
2006-04-04T14:43:20+00:00 04.04.2006 16:43
XXXXXXXXXXXXXXD
gefällt mir^^


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