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Was würdest du dir wünschen, wenn ich dir drei Wünsche gewähren würde?

von

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Regen... Es regnet wieder... Ich liebe den Regen... Das kühle Nass, das vom Himmel geschickt wurde um alles fortzuspülen... Dennoch spült es nicht alles davon... Dafür hasse ich den Regen... Er spült nicht meinen Schmerz hinfort... Er spült nicht meine Narben fort... Er gibt mir nicht meinen Frieden...

Mein Blick richtet sich gegen den Himmel... Warum schickt er mir nicht jemanden, der mich erlöst? Mir meinen Frieden gibt? Ich verharre lange mit gehoben Blick zum Himmel. Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier stehe, bis ich nun doch weiter gehe... Die Straßen sind so gut wie leer. Hin und wieder sehe ich eine Frau, die einkaufen war, ein Mann, der schnell zum Zigarettenautomat geht, eine Mutter, die ihr Kind vom Kindergarten oder der Schule abholt, ein Auto, das so schnell an mir vorbeifährt, dass ich nicht erkennen kann, wer darin sitzt. Doch sie beachten mich sowieso nicht... Nicht wirklich... Mein Auftreten zieht schon einige Blicke auf sich... Flüchtige Blicke... Kein Blick, der mich selbst sieht... Nicht ich wirklich... Nur mein schwarzes, vom Regen verschmiertes und verlaufenes, Make-up, meine schwarzen teilweise zerrissenen und auffallenden Kleider, meine fast schon leeren und toten Augen, meine blassen Haut, die zum Kontrast zu meinen schwarzen Haaren steht, meine Ketten und Armbänder. Keiner hat bis jetzt den Menschen dahinter gesehen... Hinter meiner gespielten Art und den provozierenden Auftreten. Dies ist nur ein Spiegelbild meiner gebrochenen und einsamen Seele, meines Selbst. Ich hasse mich... Mich und meine schwache Art... Ich überspiele das ganze... Ich hoffe das es keiner merkt, doch ins Geheim wünsche ich mir doch irgendwie, dass mich einer wirklich erkennt. Aber diese Hoffnung habe ich eigentlich schon lange aufgegeben...

Meine Schritte führen mich weiter. Meine Augen erblicken ein Mädchen... Sie steht dort im Sommerkleid und barfuss und lächelt mich an. Es scheint, als würde sie vom Regen verschont. Ist sie vom Himmel zu mir geschickt worden? Sag, bist du eine Fee, die mir meine Wünsche erfüllen will?! Ich komme näher. Immer noch lächelt sie mich an. Sie hat so schönes blondes Haar und ihre Augen strahlen so sehr... Haben meine Augen auch einst so gestrahlt? >>Was würdest du dir wünschen, wenn ich dir drei Wünsche gewähre?!<< Meint sie das wirklich? Ich bleibe vor ihr stehen. Willst du mir helfen?! Sie nickt leicht und lächelt mich weiter an. Ich laufe weiter, sie neben mir. >>Was würdest du dir wünschen, wenn ich dir drei Wünsche gewähre?!<< Was ich mir wünschen würde...? Ich schaue sie erneut an. Ich wünsche mir eine Rasierklinge... Sie lächelt mich erneut an, streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht und greift in ihre Tasche. Zum Vorschein kommt etwas kleines metallisches... Ist das etwa...?! >>Hier! Nimm sie! Ich gewähre dir deinen Wunsch. Sie ist dein!<< Sie streckt mir die Klinge entgegen. Ich greife lächelnd nach ihr. Ich danke diesem Mädchen... Meine Schritte führen mich weiter... Bis nach Hause. Das Mädchen folgt mir weiter an meiner Seite. Wie ein Schatten...

Ich öffne die Tür. Das Mädchen betritt mit mir das Haus. Ich laufe nach oben in mein Zimmer. Es ist mir egal, ob ich alles durchnässe. Ich setze mich auf mein Bett, ziehe meine Jacke aus. Zum Vorschein komme meine schon etlichen Narben auf meinen Unterarm. Lächelnd fahre ich mit dem Finger über sie. >>Was würdest du dir wünschen, wenn ich dir drei Wünsche gewähre?!<< Das Mädchen steht mir gegenüber. Ich wünsche mir keine Schmerzen. Sie lächelt mich an. >>Was würdest du dir wünschen, wenn ich dir drei Wünsche gewähre?!<< Ich lächele zurück. Ich wünsche mir meine Freiheit und meinen Frieden. Sie nickt. >>Ich gewähre dir auch diese Wünsche.<< Sie lächelt mich weiter an. Ich nehme mir die Rasierklinge und setze sie an. Ihr Lächeln hört nicht auf, nicht einmal, als die Klinge meine Haut durchtrennt und mein Blut über meinen Arm auf den Boden läuft. Wer ist sie? Sie hat mir meine Wünsche gewährt... Alles wird langsam Schwarz um mich... Ich schaue sie an... Sie steht immer noch da und lächelt mich weiter freundlich an. Wer bist du?! >>Ich gewähre dir deine Wünsche... Ich gewähre dir das, was du dir nicht gewähren kannst.<< Dann ist es schwarz um mich.

Wo bin ich?! Ich bin frei! Ich sehe ein Licht, dann wieder Dunkelheit. Doch dann bemerke ich, wie ein Licht von mir ausgeht. Bin ich das Licht?! Ich sehe mich... Ich sehe meinen Körper... Doch jetzt bin ich frei... Losgelöst von dem, was mich gefangen hielt... Nun kann ich endlich meine Erfüllung finden... Aber warum sehe ich mich so?! Ich stehe nun da, wo das Mädchen gerade noch stand. Wo ist sie?! Wer ist sie?! Doch dann wird mir klar... Ich bin dieses Mädchen... Ich bin es gewesen... Ich habe mir das gewährt, was ich mir wünschte und mir so lange nicht zugestand. Ich bin endlich frei... Ich bin frei von dieser Welt... Frei von dem Schmerz... Ich habe mir meine Wünsche gewährt...

Ich liebte den Regen, doch er ist auch vergangen... Vergangen wie mein Körper... Wie mein Schmerz... Wie meine Gefühle... Wie mein Leben... Wie die Welt... Wie alles, außer der Seele...



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Saiki
2006-09-08T13:40:11+00:00 08.09.2006 15:40
Echt sehr gut geschrieben.
Der Titel ist vielleicht etwas lang, aber er passt gut zur Story.
Das ende finde ich besonders gut beschrieben.
Mach weiter so

Liebe Grüße
Sandra/Saiki ^^
Von: abgemeldet
2006-08-10T17:40:12+00:00 10.08.2006 19:40
Wow O___O
Da bekommt man echt ne Gänsehaut, klasse Styl und die Wortwahl ist wirklich gut. Du bringst die Emotionen gut rüber und die Wiederholung des Mädchens ,,Was würdest du dir wünschen, wenn ich dir drei Wünsche gewähren würde'' bringt dem Ganzen irgendwas gewohntes und dennoch mystriöses.... wenn ihr wisst was ich meine *grins*
Echt super ^^d
Von:  ButterflyCry
2006-08-10T15:52:46+00:00 10.08.2006 17:52
Klasse geschrieben! Du hast einen wirklich tollen Schreibstil, ich hab richtig Gänsehaut bekommen, passiert mir immer, wenn eine FF zum nachdenken anregt ^^
Super!
Von:  Schattenläufer
2006-02-01T17:09:38+00:00 01.02.2006 18:09
toll geschrieben, s gefällt mir wirklich! ich als schreiber weiß wie schwer es ist gefühle zu beschreiben ... egal ob die von erfundenen personen oder die eigenen, hast das toll gemacht
gruß Seppel


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