3am von GodOfMischief ================================================================================ 3am --- Das Leben in Amerika hatte Joseph sich wesentlich einfacher vorgestellt, denn immerhin war es das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, doch schon nach einer Woche wäre er am liebsten wieder zurück nach Kanada gezogen. Vermutlich lag es nicht an dem Land selber, sondern eher an dem komischen Apartmenthaus, das er sich zum Leben ausgesucht hatte. Im Eingang war es ganz nett anzusehen, mit Hausmeister, der an seiner Rezeption die Briefkästen bewachte und einem altmodischen, vergitterten Fahrstuhl, der die Mieter bis in den oberen Stock bringen konnte. Die Wohnungen waren geräumig und man hatte das Glück, dass man innerhalb dieser die anderen Mieter in keiner Weise vernehmen konnte. Das Problem hier waren wirklich die Nachbarn. Ganz oben wohnte ein Mann, der immer einen schlohweißen Mantel trug, die Kapuze tief in sein vernarbtes Gesicht gezogen. Sie sahen aus wie Male von einem Brand und wenn er es nicht besser wüsste, würde er vermuten, dass der Kerl Drogen verkaufte. In der Etage über ihm wohnte eine junge Frau, bei der ihm jedes Mal ein kalter Schauer über den Rücken lief, wenn er ihr begegnete, denn so schön sie auch anzusehen war, mit ihren kurzen, braunen Haaren und dem sportlichen Körper – egal, wie er sie antraf, sie trug immer High Heels – genauso kaltherzig schien sie zu sein. Sie lächelte niemals, grüßte nicht ein mal, wenn man sie sah, geschweige denn hatte sie sich ihm niemals vorgestellt. Auch nicht, als er es seinerseits versucht hatte. Sie hatte ihn nur missbilligend, mit kühlem Blick angesehen und war wortlos weiter gegangen. Ganz unten wohnte ein verschrobener, älterer Mann, der laut seinem Klingelschild ein Doktor war. In welchem Fachgebiet er seinen Doktor gemacht hatte, wusste er nicht, doch so unhöflich der auch war, konnte er sich nur wünschen, nie bei ihm in Behandlung zu sein. Genau zwischen ihnen, auf der rechten Seite, wohnte jedoch ein Junge, vermutlich der jüngste Bewohner des Gebäudes, der sicher bei ihm in Behandlung sein könnte. Er hatte sich als Leslie vorgestellt und war genauso schnell wieder verschwunden, wie er aufgetaucht war. Manches Mal dachte Joseph, er könne den Jungen im Treppenhaus hören, wie er die Stufen rauf und runter lief und dabei irgendwelche Sachen vor sich hin murmelte. Oftmals war ihm dies nicht wirklich geheuer, doch gleichzeitig wirkte dieser Leslie so verloren und hilfsbedürftig, dass er nicht umhin kam, ihn zu fragen, ob er bei irgendwas Hilfe brauchte, sollte er ihm mal über den Weg laufen. Nebst all diesen schrägen Gestalten, mit denen Joseph nun unter einem Dach lebte, schien sein direkter Nachbar auf der gegenüberliegenden Seite noch der Normalste zu sein. Und der, der am besten aussah. Hin und wieder, wenn er nach einem anstrengenden Tag nach Hause zurück kehrte, sah er den Mann, der wohl Ende 30 war und immer seinen Trenchcoat trug – Joseph vermutete, dass er diesen nicht ein mal wusch – und immer in Begleitung von jemand anderem und einer Flasche Alkohol war. Oftmals hörte Joseph das Kichern von einer Frau noch bevor sie auf ihrer Etage angekommen waren, oder die schweren Schritte eines weiteren Mannes und die Frage, ob der Kerl alles mit auf die Wohnung nahm, was zwei Beine hatte, tat sich ihm dabei immer wieder auf. Morgens, wenn sie sich begegneten, schien die Zeit für einen Moment still zu stehen und sie sahen sich schweigend an, während Leslie unter ihnen seine Wohnung verließ und davon redete nicht zu spät kommen zu wollen. Während das Schweigen immer peinlicher wurde und sich langsam ein höhnisches Grinsen auf die Lippen seines Nachbarn schlich, wich Joseph diesem taxierenden Blick lieber aus, bevor er unter diesem puterrot anlief und landete abermals bei der Namensplatte. Castellanos. Ob er wohl spanische Abstammung hatte? Das fragte er sich immer noch, doch bevor er jemals eine Antwort auf diese Frage bekam, stapfte sein Nachbar mit einem murrigen Gruß an ihm vorbei und stieß dabei, so vermutete Joseph zumindest, aus Versehen gegen seinen Arm. Der Geruch nach Tabak und einem ihm unbekannten Parfum füllte seine Nase, selbst noch, als die Schritte im Treppenhaus immer leiser wurden. Als Joseph kein Geräusch mehr vernahm, wagte er es auch endlich, nach unten zu gehen. Der Mann mochte vielleicht nicht übel sein, aber er war ihm immer noch ein wenig suspekt. Zwar wirkte er auch ein wenig verschroben, wie der gute Doktor aus dem ersten Stock, doch noch lange nicht so verrückt. Er hing diesen Gedanken nach und sein angeborener Sinn vieles zu hinterfragen, machte es ihm nicht leichter durch den Tag zu kommen, ohne über seinen Nachbarn zu rätseln. Vielleicht konnte er ja einen Annäherungsversuch wagen, denn immerhin schien er, mal abgesehen von der Frau über ihm, der einzige Bewohner zu sein, der noch bei klarem Verstand war. Zumindest, wenn er nicht gerade spät abends mit einer Frau, oder einem Kerl, angetrunken nach Hause kam. Joseph winkte sich ein Taxi heran, dass ihn in die Stadt bringen sollte, während seine Gedanken noch immer an dem ihm fremden Mann hingen. Bei Gott, er wohnte jetzt gerade eine Woche hier und hatte keine wirklichen sozialen Kontakte geknüpft. Erst Anfang der nächsten Woche durfte er sich in den Dienst seiner neuen Arbeitsstelle begeben. Ein Date hatte er bis dato auch nicht gehabt. Wie auch, ohne soziale Kontakte? Aber so was erfordert ja auch Zeit, auch wenn er bereits ein Auge auf jemanden geworfen hatte. Er kam abends Heim, grüßte Leslie, der nervös zu seinem Briefkasten lief, die Schlüssel aus seiner Hosentasche fischte und murmelte: „Nicht da, nicht da“, was Joseph vermuten ließ, dass der arme Junge wohl nicht häufig Post bekam. Im Gegensatz zu vielen anderen bevorzugte er es, die Treppen nach oben zu steigen und warf schnell einen Blick zu der anderen Tür auf seinem Flur, doch da regte sich nichts. Er duschte und machte sich etwas zu Essen und wie immer um diese Zeit hörte er, als er an der Wohnungstür vorbei kam, die schweren Schritte und leises Gemurmel. Joseph wagte einen Blick durch den Türspion und sah seinen Nachbarn mit einem anderen Kerl und einer überdimensional großen Bierdose in der Hand, in einer engen Umarmung und wild knutschend, wie Teenager. Damit hatte sich wohl bestätigt, dass sein Nachbar für alles offen war. Mit einem Seufzen wandte er den Blick ab und sagte sich, dass er sich gar nicht wundern brauchte, denn dieser Castellanos sah gut aus und wenn er es sich heraus nehmen durfte, dann würde er auch vermuten, dass er ein guter Küsser war. Joseph wagte einen weiteren Blick durch den Spion, als wolle er sich vergewissern und hätte beinahe einen Schock gekriegt, als sich ihre Blicke kreuzten. Hitze stieg ihm ins Gesicht und schnell zog er sich seine Brille von der Nase, als könne ihm dies irgendwie weiter helfen, doch das tat es natürlich nicht. Es war von seiner Seite aus gesehen unmöglich, dass der Mann ihn tatsächlich beim spionieren erwischt hatte, geschweige denn, dass er überhaupt wusste, dass er just in diesem Moment hinter der Tür stand. Er putzte die Gläser und setzte sich die Brille wieder auf, wobei dies gar nicht nötig gewesen wäre und wagte einen weiteren Blick durch den Spion, doch sein Nachbar war bereits verschwunden. Joseph hatte gar nicht gehört, wie der Mann seine Wohnung betreten hatte. Na gut, es sollte ihn auch nicht weiter kümmern und mit einem seltsamen Gefühl in der Magengegend machte er sich fertig fürs Bett. Doch selbst als er beschützt unter seiner warmen Decke lag und es sich draußen anhörte, als würde gleich ein Sturm losbrechen, kam Joseph nicht zur Ruhe. Der Blick seines Nachbarn war so durchdringend gewesen, dass er ihn nicht mehr aus dem Kopf bekam. Er hatte die Vermutung, dass der Kerl irgendwas im Sinn hatte, so wie er ihn immer ansah und ganz beiläufig berührte, wenn sie sich morgens begegneten. So gesehen hätte er nichts dagegen, wenn es wirklich beiläufig wäre, doch es schien ja schon komplette Absicht zu sein. Und Joseph hätte da auch nichts gegen, wenn der Mann nur nicht so gut aussehen würde. Seine seltsamen Gedanken schweiften ab zu der Szene, die er beobachtet hatte. Augenscheinlich war er ein guter Küsser und er driftete dahin ab sich zu fragen, wie es sich wohl anfühlen würde, so geküsst zu werden. Sicher würden die Bartstoppeln an seiner Haut kratzen, die Lippen rau sein, doch seine Zunge so geschickt, dass er nicht widerstehen konnte. Joseph rutschte tiefer unter die Decke und seufzte wohlig auf, ob wegen der Gedanken oder der Wärme konnte er selbst nicht sagen. Wie von selbst fuhr seine Hand über seinen Oberkörper, doch als seine Fingerspitzen den Bund seiner Hose erreichten, stoppte er für einen Moment. Vielleicht war es eine schlechte Idee, sich auf einen Typen, den er nur vom Sehen her kannte einen runterzuholen. Allerdings war er zu müde, um sich darüber noch mehr Gedanken zu machen und mit einem weiteren, genüsslichen Seufzer, rutschte seine Hand tiefer. Nachdem Joseph sich gereinigt und das Taschentuch entsorgt hatte, fiel er in einen seichten Schlaf. Kleine Traumfetzen beschäftigten sich immer wieder mit Herrn Castellanos und ließen ihn vor Aufregung gar nicht tief genug schlafen, als das er sich wirklich erholen konnte. Als er endlich mal eingeschlafen war, riss ihn sogleich ein ohrenbetäubendes Gejaule wieder aus dem Schlaf. „Was zum-?“, verwirrt erhob er sich und tastete nach seiner Brille. In der Dunkelheit brauchte es seine Zeit, bis er sie gefunden hatte und er sich orientieren konnte. Verschlafen stolperte er aus dem Bett und tastete sich an der Wand entlang zum Lichtschalter. Das plötzliche Licht blendete ihn und er musste die Hand vor die Augen halten, ehe er sich an das Licht gewöhnen konnte. Die nervige Sirene wurde einfach nicht leiser und langsam aber sicher wurde sein Verstand ein wenig klarer. War das ein Feueralarm? Oh, verdammt. Ein Blick auf die Wanduhr verriet ihm, dass es drei Uhr morgens war. Was sollte er noch mal bei so einem Fall tun? Alles liegen lassen und in die Lobby gehen. Vermutlich war der Drogendealer von ganz oben an diesem Dilemma schuld. Joseph schnappte sich seine Schuhe und versuchte sie sich im Laufen anzuziehen, ehe er zur Tür hinaus lief und die Treppen nach unten joggte. Genau dieses Erlebnis hatte er gerade noch gebraucht. Zwar hatte er so noch einen Tag um sich vor seinem Arbeitsbeginn richtig zu erholen, doch einen Feueralarm um drei Uhr in der Früh brauchte nun wirklich niemand. Als er die Lobby erreicht hatte, wurde er langsamer und hörte bereits die Stimme des Hausmeisters: „Meine Damen und Herren, es tut mir wirklich Leid für diese Unannehmlichkeit, aber scheinbar handelt es sich um einen Fehlalarm.“ Nun gut, Joseph konnte keinen Rauch riechen, noch schienen die anderen Mitbewohner wirklich in Panik, außer vielleicht Leslie, der mit nackten Füßen von einer Ecke in die andere ging und nicht zur Ruhe kam. Sie alle standen unten im Empfang. Der Dealer von oben hatte ein junges Mädchen, vielleicht ein wenig älter als er bei sich, mit langen, schwarzen Haaren und die Frau, die direkt über ihm wohnte hing am Handy. Sie alle hatten ihre Schlafsachen an und warteten darauf, dass es eine richtige Entwarnung gab, ehe sie zurück in ihre Wohnungen gehen konnten. Joseph reihte sich mit seinen Pyjamahosen und dem ausgewaschenem, weißen Hemd perfekt ein. Leise ging er die restlichen Stufen hinunter und sah sich ein wenig weiter um, bis er Castellanos am Empfang lehnen sah und beinahe die allerletzte Stufe hinunter gestolpert wäre. Sein Nachbar lehnte vollkommen lässig an dem hölzernen Empfang, einen Flachmann in der Hand und nichts weiter an, als einem Paar Boxershorts. Ihm war doch sicherlich kalt. Nach mehreren Minuten erwischte Joseph sich dabei, wie er seinen Nachbarn unverblümt angaffte. Er war auch nicht zu verachten, war sicher einen halben Kopf größer als er und ausnahmslos gut gebaut. Wenn er sich vorstellte- nein halt, Joseph spürte bereits wie ihm wärmer wurde und er wollte seine Gedanken in dieser Situation nun nicht vertiefen, besonders nicht, als der Mann ihn auf frischer Tat ertappte und Josephs Wangen sich puterrot färbten, als er wieder dieses dreckige Grinsen auf seinen Lippen sehen konnte. Schnell wandte er den Blick ab und wollte am besten in die entgegengesetzte Richtung verschwinden, da vernahm er seinen Namen. „Oda?“ Überrascht blickte Joseph auf und sah seinem Nachbarn direkt in die Augen, der es gewagt hatte, die kurze Distanz zwischen ihnen zu überwinden, damit er ihn ansprechen konnte. „Ähm, ja?“, unschlüssig darüber, wie er sich nun verhalten, geschweige denn, wo er hinsehen sollte, fixierte er wagemutig einen Fleck auf der Stirn seines Gegenüber. „Freut mich, meinen neuen Nachbarn endlich mal persönlich kennen zu lernen.“ Die große Hand die ihm entgegen gestreckt wurde, war ihm nicht ganz geheuer, doch es wäre wirklich unhöflich gewesen, sie nicht zu schütteln. Von daher ergriff er sie und war nicht minder überrascht, dass sie sich genauso anfühlte, wie er es sich vorgestellt hatte. Warm, stark und ein wenig rau. Schweigend sahen sie sich an und die Situation wurde nicht gerade angenehmer, während Leslie um sie herum marschierte und sich der Kapuzenmann lautstark an das langhaarige Mädchen neben ihn ran machte. „War wohl ein Fehlalarm“, murmelte Joseph und betrachtete seine Nachbarn. „Glaub ich auch, die Feuerwehr wird es sicher gleich bestätigen.“ „Vermutlich war es der Kerl da“, mit dieser voreingenommenen Meinung nickte er zu dem Kerl, der ganz oben wohnte und der Castellanos folgte seinem Blick. „Ruvik? Wie kommst du denn da drauf?“, sein Nachbar schnaubte amüsiert. „Er sieht verdächtig aus, oder nicht?“ Als er ihm kurzzeitig den Rücken zuwandte, um diesen Ruvik genauer zu betrachten, nutzte Joseph die Chance und sah an seinem Körper hinab. Die Haut war leicht gebräunt, er konnte erkennen, wie sich die Muskeln bewegten, als er sich drehte, erkannte die kleinen Härchen auf seinen Armen und musterte die kräftigen Hände und stellte sich vor, was er damit wohl alles anstellen könnte. Ob er trainieren ging? Schlagartig wurde Joseph aus seinen Gedanken gerissen und Hitze stieg ihm in die Wangen, als sein Gegenüber sich wieder zu ihm umdrehte und fragend eine Augenbraue hob, als er den Blick des Jüngeren bemerkte. „Du kannst mich übrigens Sebastian nennen“, anhand des leicht hochgezogenen Mundwinkels wusste Joseph, dass er ertappt worden war. „Mein Name ist Joseph.“ Gerade wollten sie das Gespräch fortsetzen, da hörten sie bereits die Sirenen und nur wenige Augenblicke später betraten einige Feuerwehrmänner das Haus, die sich gründlich umsahen und schließlich dem Hausmeister Bericht erstatteten, ehe sie wieder abdampften. Kurz wurde ihnen erklärt, dass es eine Störung im System war und sie wieder in ihre Wohnungen durften. Das war ja wirklich eine fabelhafte Nacht, dachte sich Joseph, ein Fehlalarm und dann hing er hier mit seinem heißen Nachbarn herum und wurde auch noch ertappte, wie er ihn von oben bis unten taxierte. Die Ersten machten sich bereits wieder auf den Weg nach oben und Joseph folgte ihnen, ein wenig nervös, dass Sebastian direkt neben ihm ging, aber was sollte er tun, immerhin wohnte der Mann ihm direkt gegenüber. „Gute Nacht, gute Nacht“, murmelte Leslie, als dieser sich mit dem Wohnungsschlüssel an seiner Tür zu schaffen machte. „Gute Nacht, Leslie“, sagten Joseph und Sebastian fast unisono und sahen sich dann überrascht an, ehe sie schweigend die letzte Treppe empor klommen. Joseph blieb vor seiner Wohnungstür stehen und steckte die Hände in die Taschen seiner Pyjamahose, nur um kreidebleich festzustellen, dass er zwar daran gedacht hatte seine Brille einzupacken, aber nicht seine Wohnungsschlüssel. Das raue Lachen hinter ihm riss ihn aus diesem Schockzustand und er drehte sich zu dem amüsierten Sebastian um, der seine Wohnungsschlüssel präsentierte, wie sie von seinen Fingern baumelten. Wo hatte er die denn plötzlich hervorgeholt? Oder hatte Joseph den Schlüsselring zuvor für einen Ehering gehalten? „Schlüssel vergessen?“ „Sieht wohl ganz danach aus“, kam es schnippischer als beabsichtigt zurück, doch in dieser Situation konnte vermutlich jeder auf so eine Frage mit offensichtlicher Antwort verzichten. Abermals mündete es in ein Schweigen, ehe Sebastian seine Tür auf schloss und meinte: „Komm mit rein, dass kann man ja nicht mit ansehen.“ Joseph war nicht wirklich zum Lachen zumute und dieser Satz machte auch nicht alles besser, aber immerhin war er froh darüber, dass man ihn wenigstens einlud auf einer Couch zu schlafen, damit er sich morgen Früh um dieses Problem kümmern konnte. Jetzt war er dafür definitiv zu müde, wie er feststellen musste und er wollte nach dieser grauenhaften Erfahrung nur noch schlafen. Schweigend folgte er Sebastian in die kleine Wohnung. Das Licht war gedimmt, wie jeder hatte er anscheinend die Wohnung übereilig verlassen – ganz zu schweigen davon, dass er es ja nicht ein mal geschafft hatte, sich etwas anzuziehen. Und so, wie es aussah, hatte er es auch nicht vor. Der Ältere schaltete das Licht an und angenehm warmes Licht durchflutete den Raum. Verstohlen sah Joseph sich um, fand jedoch nichts Außergewöhnliches. Die kleine Küchenzeile stand voll mit dreckigem Geschirr und einigen leeren Bierflaschen. Zu seiner Rechten fand Joseph eine alte, braune Sofagarnitur, drapiert vor einem noch älteren Röhrenfernseher. Links daneben ein Regal voller Bücher, Fotos und einer handvoll seltsamer Skulpturen. Ihm gegenüber befanden sich zwei Türen in einem schmalen Flur, vermutlich führten sie zu Bad und Schlafzimmer. „Hier. Setz dich“, Sebastian hatte aus dem Kühlschrank zwei Flaschen Bier geholt und hielt ihm eine davon hin, ehe er sich auf das Sofa fallen ließ. Joseph setzte sich dazu und stierte ein wenig misstrauisch auf die Flasche. „Danke, aber Bier trinke ich eigentlich nicht“, sagte Joseph und stellte die Flasche auf dem kleinen Tischchen vor sich ab. „Vielleicht solltest du damit anfangen. Nach der ganzen Aufregung wäre es doch angebracht wieder ein wenig runter zu kommen“, als wenn Sebastian diese Aussage unterstreichen musste, nahm er einen kräftigen Schluck, sank tiefer in das Sofa und atmete tief durch, „Außerdem hilft es beim Einschlafen.“ Unbekümmert schwenkte Sebastian die Flasche leicht hin und her, wie ein verlockendes Angebot, welches Joseph jedoch nicht vollkommen überzeugen mochte. Als wäre es die größte Verführung in diesem Raum, stierte Joseph auf seine offene Flasche, die auf dem Tisch stand und spürte gleichzeitig die Blicke seines Nachbarn auf sich. Es fühlte sich an, als würde er irgendwelche Psychotricks versuchen, um ihn zum Trinken zu bewegen. „Reden tust du auch nicht sonderlich viel, was?“ „Tut mir leid.“ „Möchtest du fernsehen?“ Sebastian hielt ihm die Fernbedienung hin, doch Joseph schüttelte nur den Kopf. Es wäre ein wenig unverschämt, wo er doch zum ersten Mal hier war. „Okay, eine Flasche Bier wird dich nicht gleich betrunken machen.“ „Und eine Flasche weniger, dich nicht gleich weniger aufdringlich, was?“ Zuerst sah der Ältere ihn verblüfft an, doch schnell bildete sich ein Grinsen auf seinen Lippen, das sich zu einem richtigen Lachen steigerte. „Okay, Letzte“, sagte er schließlich und hielt die Flasche hoch. Joseph schmunzelte und nahm die Flasche wieder in seine Hand, um mit seinem Nachbarn anzustoßen: „Erste.“ „Jedenfalls stammen meine Großeltern aus Japan, sind aber früh nach Kanada ausgewandert, von dort komme auch ich her. Allerdings wurde ich nicht wirklich zweisprachig erzogen und kann daher nur ein paar Brocken japanisch.“ Der Fernseher lief leise im Hintergrund mit irgendeiner Late-Night-Talkshow, während die Männer gemütlich auf der Couch saßen, je eine Flasche Bier in der Hand – irgendwo hatten sie aufgehört zu zählen und waren bereits leicht angetrunken – während sie sich selbst über Gott und die Welt unterhielten. „Warst du schon mal da? Also, in Japan?“, Sebastians Stimme klang rau und er nuschelte bereits ein wenig von dem Alkohol, den er intus hatte. „Ein paar Mal“, Joseph hob die Schultern, „Meine Großeltern leben dort wieder.“ „Hast du schon mal einen Ninja gesehen?“ Josephs Augen weiteten sich und verdutzt über diese Frage schüttelte er den Kopf. „Wusste ich's doch“, kam es als Antwort zurück. Einige Sekunden starrte der Halbjapaner seinen wohl neu gefundenen Freund verblüfft an, ehe er in Lachen verfiel. „Okay, das ist jetzt wirklich das letzte Bier für dich.“ Sebastian sah ihn an, sagte jedoch nichts, stattdessen stupste er mit seinem Fuß gegen das Bein seines Nachbarn. Joseph, ebenso müde und angetrunken stierte einfach nur auf den Fuß hinab, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, ihn darauf hin zu weisen, dass er es unterlassen sollte. Er nippte an seinem Bier und beobachtete, wie Sebastians Fuß ihn ein weiteres Mal anstupste und schließlich der feinen Naht auf der Schlafhose folgte. Sein Bein zuckte, als der Fuß seine Hüfte erreichte und er blickte wieder auf. „Du gefällst mir.“ Die Worte hingen schwer im Raum. Joseph konnte gerade noch das Prusten unterdrücken. Er konnte nicht sagen, ob sein Nachbar das überhaupt ernst meinte, bei der Menge Alkohol, die er intus hatte, geschweige denn, ob er diese Worte überhaupt noch auf freundschaftlicher Ebene meinte. Doch noch ehe ein weiteres Wort fiel, beugte Sebastian sich vor, presste seinen schweren Körper gegen Joseph und seine Lippen auf dessen Mund. Mit großen Augen und kurzzeitiger Ernüchterung stierte der Asiate seinen Nachbarn über seine Brillengläser hinweg an und wusste nicht so recht, wie er reagieren sollte. Eigentlich hatte er sich bereits solche Szenarien ausgemalt, seit er ihn das erste Mal gesehen hatte. Und so einfach sollte es sein? Sebastians Hand vergrub sich in den ordentlichen, schwarzen Haaren und presste ihn noch enger an sich. Etwas zu kräftig biss er auf Josephs Unterlippe, der nach Luft schnappte und damit sogleich die beste Möglichkeit bot, den beinahe keuschen Kuss in einen lustvollen Zungenkuss zu verwandeln. Er war versucht sich dagegen zu sträuben, doch bekam er diese Chance womöglich nie wieder und ließ sich schließlich mit einem frustrierten Schnauben doch drauf ein. Allerdings hatte er nicht damit gerechnet, was als nächstes folgte. Sebastian löste sich von ihm, allerdings nur kurzzeitig, denn schnell fanden sich seine Lippen an seinem Hals wieder. Er spürte das feste Saugen und sein Puls beschleunigte sich schlagartig, was seinem Nachbarn ein raues Lachen entlockte. Doch auch seine Hände hielten nicht still. Nachdem er es zustande gebracht hatte, seine ordentlichen Haare in ein komplettes Chaos zu verwandeln und dabei sollte es noch lange nicht bleiben, als er spürte, wie sich seine Hände erst an dem Kragen seines Shirts fest krallten, dann aber immer weiter südlich wanderten. Joseph keuchte auf, als er die klammen Hände auf seinem Bauch spürte. Ehrlich gesagt hätte er nicht erwartet, dass die Finger einer Person so kalt sein konnten, wenn sich der Rest so warm anfühlte. Er versuchte diesen Gedanken zu verdrängen und sich eher auf einen geregelten Atem zu konzentrieren, was Sebastian ihm nicht gerade leicht machte, als er mit einem Ruck den ausgedünnten Saum packte und ihm das Shirt über den Kopf zog, ohne das er etwas dagegen sagen konnte. Joseph schnappte nach Luft und stierte hinauf zu seinem Partner in spe. Würde er etwas sagen? Vielleicht irgendeine Bemerkung, die ihn womöglich noch beleidigen würde? Aber gar nichts in der Art kam über Sebastians Lippen, stattdessen schien er es mit einem Mal eiliger zu haben und widmete sich wieder seiner blassen Haut. Er konnte die weichen Lippen fühlen, die ihn liebkosten, die Bartstoppeln, die ihn kratzten und seine Zähne, die wenige Male den Versuch starteten, ihn zu beißen, doch immer blieb es nur eine erotische Andeutung. Langsam gewöhnte Joseph sich ein wenig an den Gedanken und er erwachte aus seiner kurzen Starre, was ihn schließlich dazu veranlasste auch seine Hände zu benutzen. Erst glitten sie über den Rücken des Anderen, breit und Halt gebend, hinauf zu seinem starken Hals und schließlich landete er in seinen längeren, braunen Haaren, die entgegen seinen Erwartungen weicher waren, als gedacht. Am liebsten würde er es genauso machen und sie vollkommen durcheinander bringen, oder sich womöglich an ihnen festkrallen. Sebastians nächste Aktion gab ihm genug Veranlassung dafür, als er wider erwarten in seinen Nippel biss, wenn auch nur leicht, war es überraschend und mehr als merkwürdig. „Ah, fuck!“; keuchte der Schwarzhaarige und wandte sich unter dem Gewicht des Anderen, der wieder ein leises, raues Lachen von sich gab und sein Gewicht ein wenig verlagerte, sodass er wieder auf Augenhöhe war. Er hatte einen Mundwinkel frech hochgezogen und sah ihn mit seinen verschleierten Augen an, als versuche er seinen ganzen Charakter zu ergründen. „So ein dreckiges Mundwerk“, raunte Sebastian in sein Ohr, was Joseph direkt einen Schauer über den Rücken jagte, doch Widerworte konnte er nicht geben, denn direkt nahm der Ältere wieder seine Lippen in Beschlag und küsste ihn, sodass ihm vollkommen die Luft weg blieb. Zeitgleich tat er etwas, was ihn schließlich gedanklich komplett aus der Bahn warf. Zuerst war es nur eine kleine Bewegung, die schließlich immer größer wurde und Sebastian bewegte sich sicher nicht so, als würde er das zum ersten Mal machen. Sein Becken rieb gegen Josephs, welcher genau spüren konnte, wie erregt sein Gegenüber war. Genauso wie er selbst. Trotzdem versuchte er sich nichts anmerken zu lassen, auch wenn es nun eigentlich kein drum herum mehr gab. Seine Lippen zitterten, während er versuchte, so ruhig wie möglich zu atmen und keinen weiteren Laut von sich zu geben, was schier unmöglich war. Vor allem, als Sebastians Kopf sich wieder abwärts bewegte, dieses Mal jedoch nicht an seiner Brust stoppte. Er bewegte sich weiter hinunter und mit einem Mal spürte er die feuchte Zunge an seiner Haut, die um seinen Nabel kreiste, davor aber noch immer keinen Halt machte. Spielerisch glitten seine Finger am Bund seiner Pyjamahose entlang. Um das flatterhafte Gefühl in seinem Magen noch zu verstärken, setzte Sebastian federleichte Küsse auf seinen Unterleib, die ihn schwindelig werden ließen. Doch bei diesen kleinen Spielereien würde es bei weitem nicht bleiben, als er langsam und genüsslich die Hose herunter zog. Joseph schloss die Augen, nicht etwa aus Scham, sondern um das Gefühl vollends zu genießen und... vielleicht doch ein wenig aus Scham. Er presste die Lippen aufeinander, es kam auch kein Ton über seine Lippen, doch er atmete kräftig aus, als er den heißen Atem an seinem Glied spürte, welches bereits vor Erwartung zuckte. Sebastians Wange strich an der weichen Haut entlang, die Bartstoppeln kratzten, doch er machte keine weiteren Anstalten es auch nur irgendwie weiter zu führen. Einen kurzen Moment erhob der Ältere sich und die kalte Luft ließ Joseph erzittern, er hörte es rascheln, doch wagte es noch immer nicht, seine Augen zu öffnen, bis er wieder das Gewicht auf seinem Körper spürte, die weichen Lippen auf seinen und die Wärme der Haut auf seiner. Es brauchte auch keine weitere Sekunde um heraus zu finden, warum sein Nachbar sich kurzzeitig von ihm entfernt hatte. Auch er ist seine Shorts losgeworden. Ein paar letzte Küsse hielten ihn auf Augenhöhe, ehe er sich wieder gen Süden bewegte und dieses Mal direkt auf sein Ziel zu. Joseph selbst konnte es kaum mehr abwarten, egal wie sehr er versuchte seinen Atem zu kontrollieren, sein Herz pumpte wie wahnsinnig und ein aufgeregtes Gefühl ließ seinen Magen flattern, während sich langsam eine allzu bekannte Hitze in seinem Körper staute. Sebastian nahm sich keine weitere Sekunde und umschloss sorgsam mit seinen Lippen die Eichel, was Joseph nicht unbedingt ein Stöhnen entlockte, aber immerhin einen schweren Seufzer, der ihm versicherte, dass er auf dem richtigen Weg war. Genüsslich saugte er, umspielte die Spitze mit seiner Zunge und nahm ihn immer weiter auf, bis er spürte, wie er fast würgen musste. Augenblicklich löste er sich wieder und das auch noch mit einem obszönen Schmatzen, dass einem Hören und Sehen verging. Seine Hand hatte einen festen Griff und einige Male wiederholte er diese Prozedur bis er endlich das lang ersehnte Stöhnen vernahm, was ihm ein ebenso dreckiges Grinsen auf die Lippen zauberte. Doch während sein Mund Joseph weiterhin verwöhnte, machten sich seine Hände auf Wanderschaft. Sie strichen über seinen Bauch, hinauf zu seiner Brust, reizten seine Nippel, bis Joseph ein fast schon erregendes Brennen spürte, ehe sie sich wieder lösten und hinunter zu seinen Schenkeln wanderten, die er leicht drückte. Ein Zucken ging durch seinen Körper und ein weiteres Stöhnen entglitt seinen Lippen, was fast schon wie der Name seines Nachbarn klang. Dieser nahm es gleich als Aufforderung. Sebastian löste sich schließlich von dem voll erigiertem Glied, abermals mit einem Schmatzen und Joseph versuchte ihn über seine Brillengläser hinweg im Auge zu behalten, hatte jedoch keine Chance, als er mit einem Mal herum geworfen wurde und nun auf dem Bauch lag, wobei seine Brille herunter rutschte und schief auf seiner Nase hängen blieb. Zeit und Lust sie wieder gerade zu rücken hatte er nicht gerade. Vor allem nicht, als er die kräftigen Hände an seinem Hintern spürte, wie er ihn massierte – und er meinte sogar leise Lobpreisungen hinter sich vernehmen zu können – während er sein Becken in den rauen Stoff des Sofas drückte, damit er wenigstens etwas an Reibung spüren konnte, zeitgleich klammerte er sich an eines der Sofakissen, als ginge es um sein Leben. Hinter sich vernahm er wieder ein Rascheln und dann der erneute kurze Verlust von Wärme, ehe eine kühle Flüssigkeit ihn zum Zittern brachte und ihm ein ungehaltenes Keuchen entlockte. Joseph hatte schon eine Ahnung, was da auf ihn zukommen würde und langsam wurde er ein wenig ungeduldig, was sich auch in seiner Stimme wiederfand, kaum das er überhaupt Worte fand, die seine missliche Gefühlslage zum Ausdruck brachten und doch war das Einzige, was er hervor bringen konnte irgendwie nur: „Oh, Gott, bitte.“ Die kalte Flüssigkeit, die im vollkommenen Gegensatz zu seiner jetzigen Körpertemperatur stand, hinterließ ein seltsames Gefühl, als es langsam aber sicher über seine Haut hinunter rann. Das Einzige, dass ihn erneut aufschrecken ließ, waren die rauen Hände, an seinem Hintern, wie er ihn kurzzeitig massierte, dann mit einer Hand nach vorne langte und seinen Schaft packte, damit er ihn ganz leicht, er spürte es kaum und doch zu deutlich, streicheln konnte, während die andere die Flüssigkeit, das Gel, an die richtige Stelle lotste, ehe Joseph spürte, wie die Fingerkuppen seinen Eingang umkreisten und Sebastian immer wieder den leichten Versuch startete einen durch den engen Ring von Muskeln zu drücken. Joseph versuchte sich zu entspannen, atmete heftig und spürte, wie sein Herz wild klopfte und wie schnell sein Blut rauschte, doch nichts bereitete ihn darauf vor, als es Sebastian gelang ihn weiter vorzubereiten, erst einen Finger, dann zwei, die er schließlich in einem angenehmen Rhythmus bewegte, drehte und spreizte, um ihn weiter zu öffnen, während der Jüngere unter ihm sich langsam aber sicher in ein ungeduldiges Nervenbündel verwandelte, erst recht, als Sebastians Finger gegen einen ganz besonderen Nervenknoten stießen. „Fuck, oh scheiße“, Joseph keuchte und krallte seine Finger in den weichen Stoff des Kissens, während seine Muskeln ihm gar nicht mehr zu gehorchen schienen. Während sein Becken einerseits versuchte mehr von diesem wahnsinnigen Gefühl zu ernten und sich weiter gegen die Finger drängte, versuchte es auf der anderen Seite sein Glied so gut es ging gegen die nächstbeste Fläche zu reiben, ergo Sebastians Hand, die ihn lose hielt, damit er wenigstens ein bisschen Reibung hatte. Sebastian spielte sein Spielchen so lange, bis der Asiate unter ihm fast schon hechelte und kurz davor war, ihn anzuflehen, er solle ihn doch bitte erlösen. Daran dachte der Ältere allerdings noch gar nicht, denn immerhin gab es noch eine weitere Sache, der er gerne nachgehen wollte. Er zog seine Hände zurück und erntete dafür direkt ein leises Wimmern. Und als Joseph dieses Mal das leise Klacken der Tube vernahm, wappnete er sich schon auf eine weitere Ladung des kalten Gels, allerdings blieb diese aus. Joseph versuchte zu schlucken, es ging definitiv schwerer als zuvor. An seine Ohren drang das schmatzende Geräusch, als das Gel verteilt wurde, schließlich ein leises Keuchen und er wagte es gar nicht, sich um zu drehen, nur um einen kurzen Blick zu erhaschen, der ihm womöglich noch den Rest geben würde. Allerdings brauchte es auch gar nicht lange, da hatte er diesen Gedanken schon wieder verworfen, als sich sein Körper aufbäumte und er für einen Moment auf den Schmerz wartete, der jedoch dank guter Vorbereitung ausblieb, kaum das sich Sebastian hinter ihm positioniert hatte und nun langsam und vorsichtig in ihn eindrang. Das Stöhnen blieb Joseph im Halse stecken und gespannt wartete er ab, genoss schweigend das Gefühl, wie er langsam ausgefüllt wurde. Und was für ein Gefühl es war. Lange schien es ihm genommen worden zu sein. Und als er merkte, wie Sebastian vollkommen in ihm versank, gab er sich hin und stöhnte genussvoll auf. Die Anspannung fiel von ihm ab und es fühlte sich an, als würde er in sich zusammen sacken, während sein Körper zeitgleich vor Aufregung anfing zu vibrieren und sein Herz einen Freudenhüpfer machte. Sebastian schien es hinter ihm nicht anders zu empfinden, auch wenn er mehr keuchte und sich seine Finger in die blasse Haut drückten, sodass am nächsten Morgen auf jeden Fall ein paar blaue Flecken erhalten blieben. Der Moment, in dem der Ältere noch inne hielt, fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bevor er sich dann doch endlich in Bewegung setzte und sich kaum mehr als ein, oder zwei Zentimeter bewegte, versetzte es Joseph schon in leises Wimmern. Ganz langsam steigerte Sebastian das Tempo, achtete genau auf die Reaktion seines Partners, dessen verbale Erwiderungen immer mehr zum Kauderwelsch wurden, je mehr sie sich in die Sache hinein steigerten. „Fuck, Seb, mach schon“, der Jüngere sog scharf die Luft ein und drängte sich seinem Partner weiter entgegen um mehr zu spüren, ihn tiefer zu spüren, besser das Pulsieren wahr zu nehmen. Raues Lachen drang an seine Ohren und keiner hätte geahnt das ein kaum wahrnehmbares, jedoch dunkles Knurren aus seiner Kehle stieg, als er sich weiter seinem Partner entgegen drängte, der nun wohl endlich den Wink kapiert hatte und in einen ruhigen, stetigen Rhythmus verfiel. Lange Zeit war nichts zu hören, außer das schwere Atmen Sebastians und das leise Stöhnen seitens Joseph der sich seinem Rhythmus anpasste und ihm immer wieder entgegen kam, was das leise Klatschen von Haut auf Haut erzeugte. Immer wieder versuchte er bei dieser Geschwindigkeit zu bleiben, doch der Jüngere begann zu fluchen und zu betteln. Mundfaul war er auf jeden Fall nicht. Etwas, was Sebastian garantiert nicht erwartet hätte. Als ihn schließlich eine Hand am Unterarm packte und zudrückte, als gäbe es kein Morgen mehr, sah er sich gezwungen schneller zu werden. Immer heftiger stieß er zu, spürte, wie sich die Wände um ihn herum bewegten und wie Joseph begann zu zittern, während sein Atem immer heftiger ging. Sebastian selbst hatte damit zu kämpfen, dass sich die Hitze immer weiter in ihm staute, er kannte das Gefühl, es würde nicht mehr lange dauern und- „Fuck, fuck, fuck!“, der Kleinere bäumte sich auf und sackte direkt wieder zusammen, wobei er sich so verengte, dass es auch direkt Sebastian kommen ließ und dieser schließlich auf ihm zusammen brach. Schweigend lagen sie dort, versuchten wieder an Luft zu kommen und sich ein wenig zu beruhigen. Sebastian war der Erste, der sich wieder einigermaßen erhob und mit dem Rücken gegen die Sofalehne fiel, während Joseph weiterhin auf seinem Bauch liegen blieb, jedoch endlich seine Brille abnahm und vorsichtig auf den niedrigen Couchtisch legte. Die ganze Zeit hatte sie ihm unangenehm gegen die Schläfe gedrückt, doch das war ihm ziemlich egal gewesen. Mit einem zufriedenen Seufzen kuschelte er sich fast schon in die ungemütlichen Sofakissen und versuchte aus dem Augenwinkel seinen Nachbarn im Blick zu behalten, der ein unverschämtes Grinsen auf den Lippen hatte. Vielleicht sollte er ihn darauf hinweisen, dass es eher unangebracht war? Doch der Mann richtete zuerst das Wort an ihn: „Vielleicht sollten wir dir den Mund auswaschen.“ Ein abfälliges Ts kam über die Lippen des Jüngeren und er wandte den Kopf ab, um das Lächeln zu verstecken. Hinzu kam auch noch, dass er ein wenig müde war. „Geh schlafen“, fing Sebastian schließlich von Neuem an und erhob sich bereits, damit er auch nach seiner Boxershorts angeln und sie wieder anziehen konnte, „Willst du bei mir im Bett schlafen?“ Joseph blickte ungläubig zu ihm auf, doch angesichts der vorangegangen Situation war es ja relativ egal, ob es peinlich sein würde, oder nicht. Über diesen Punkt waren sie vermutlich schon weit hinaus. Außerdem war das Sofa vielleicht ein wenig... dreckig. Joseph nickte nur und sammelte seine Klamotten ein, damit er sie sich wieder überziehen konnte, während Sebastian eher provisorisch das Sofa reinigte. Gemeinsam verließen sie das Zimmer und begaben sich zu dem Bett, ein Doppelbett, was Joseph ein wenig erstaunte, jedoch im Moment nicht weiter hinterfragte. Sie legten sich hinein, Rücken an Rücken und wechselten kein Wort mehr miteinander, erst als das leise Schnarchen an Josephs Ohren drang, wagte er es, sich ein wenig zu beruhigen und ebenfalls langsam in den Schlaf abzudriften. Er träumte nichts, doch als er am nächsten Morgen erwachte, hatte er sicher andere Erwartungen gehabt. Zuerst war er ein wenig verwirrt, ehe die Erinnerung Stück für Stück zurück kam - der Feueralarm, wie er sich aus der Wohnung ausgeschlossen hatte und vor allem an das, was danach passierte – hinzu kam auch noch, dass er sich mehr als schlecht fühlte und heute war auch noch sein erster Arbeitstag auf dem neuen Revier. Tapsig suchte er seine Brille auf dem Nachttisch und sah sich mit gerunzelter Stirn um. Sein Nachbar war verschwunden, ohne sich auch nur verabschiedet zu haben. Aber gut, warum sollte er auch? Immerhin waren sie ja nur Nachbarn. Joseph rappelte sich auf und stockte kurz, als ihm ein wenig schwindelte. Zum Glück war es kein zu heftiges Gefühl, sodass er die Hoffnung hatte, dass es gen Mittag wieder vorbei war. Sein Blick huschte zu der kleinen Uhr auf der anderen Seite des Bettes. Acht Uhr morgens. Also hatte er noch gut zwei Stunden, um sich fertig zu machen und da sein Nachbar ihn ohne ein Wort verlassen hatte, nahm er sich die Frechheit heraus, sich in seinem Badezimmer frisch zu machen, da er ja noch immer nicht in sein eigenes Apartment kam. Joseph verließ das Bad wieder und wollte sich gerade auf den Weg machen, als ihm etwas auf der kleinen Kommode nebst dem Eingang auffiel. Ein Zettel mit riesigen, roten Buchstaben, neben einem einzigen Schlüssel, an einem riesig wirkenden Schlüsselring. Er nahm den Brief in die Hand und las sich die darauf verewigte Nachricht durch: Das ist der Ersatzschlüssel vom Hausmeister, hab ihn schon mal besorgt, damit du in deine Wohnung kannst. Bin mittlerweile auf der Arbeit, vergiss nicht die Tür hinter dir zu schließen. Aber das sollte ja kein Problem für dich sein. Sehr witzig. Joseph verdrehte die Augen – zum Einen wegen dem Inhalt der Nachricht, zum Anderen, weil er selbst daran hätte denken können, den Schlüssel vom Hausmeister zu holen. Er nahm den Schlüssel an sich und nun war es wirklich nur noch eine Frage von Minuten, bis er sich umgezogen und auf den Weg zur Arbeit gemacht hatte. Die ersten Tage in Amerika waren vielleicht ein wenig merkwürdig gewesen, aber der neue Job beim KCPD würde das sicher nicht werden. Oh, wie falsch er da lag. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)