Das Leben danach von KenIchijoji ================================================================================ Kapitel 81: Auf der Kippe ------------------------- Während Masao sich um Kari und T.K. kümmerte, saß Mimi noch mit Tai auf dem Sofa und schmunzelte. „Masao ist schon ein Fall für sich, aber er hat so viel für uns getan, ich bin froh, dass wir ihm begegnet sind, anfangs fand ich ihn etwas kühl, aber er ist wohl einfach einer dieser Menschen, die ein wenig brauchen, um mit anderen warm zu werden.“ Das Ansehen der Show endete schnell darin, dass sie sich gegenseitig befummelten und an die Wäsche gehen wollten, doch Mimis Handy bimmelte unerbittlich vor sich hin, sodass sie sich schließlich dann doch mal erbarmte und abnahm, um ihrem Mann kurz darauf die Hiobsbotschaft zu überbringen. „Ich hoffe auch sehr, dass es wichtig ist, aber Masao klang ziemlich durch den Wind und das heißt bei ihm schon einiges, denn ihn aus der Fassung zu bringen schafft man nicht mal eben so.“ Als Tai sie auf ihre Nippel hinwies, schaute sie an sich herunter und eine dezente Röte legte sich auf ihre Wangen. „Danke Liebling für den Hinweis, bis gleich.“ Während Tai duschen ging, zog Mimi sich einen weiten Pullover an und einen BH, sodass man ihre stehenden Brustwarzen nicht mehr würde sehen können, die Jogginghose ließ sie allerdings an, sie erwartete ja keinen hohen Besuch. Tai kam in frischen Sachen kurz darauf zurück und Mimi erwiderte den Kuss und drückte dann seine Hand. „Ich hoffe doch, dass die nicht vorhaben, die ganze Nacht hier zu bleiben, also findet sich schon noch Zeit für uns.“ Es dauerte nicht mehr lange, ehe es an der Tür klingelte und Mimi Masao samt seinen Problemkindern hereinließ. Kari wirkte leicht distanziert, aber ziemlich gefasst, während Mimi bei T.K. sofort die leichte Abwesenheit auffiel und bei einem Blick zu Masao, der leicht nickte, war ihr klar, dass er unter Beruhigungsmittel gesetzt worden war. Sie pflanzte Kari und T.K. jeweils in einen der Sessel, während sie Masao den dritten Platz auf dem Sofa anbot und ihren Kollegen anschaute. „Okay, dann schieß mal los, du sagtest irgendwas von Beichten, worum geht es?“   Tai und Mimi hatten in der Zwischenzeit ihre ‚Eigentlich wollten wir gerade Sex haben‘-Aura erfolgreich abgelegt und warteten nur gespannt im Wohnzimmer, bis es an der Tür klingelte und sich jetzt wohl raustellen würde, was nun so unfassbar dringend war. Masao begrüßte Mimi so gut es ging an der Tür und schleppte T.K. in Richtung Wohnzimmer, wo er Tai auch kurz begrüßte, ehe er T.K. in einen der Sessel verfrachtete und Kari sich in den anderen Sessel setzte, ehe er selbst zu Mimi und Tai auf die Couch verfrachtet wurde. „Danke, dass ihr zugestimmt habt, das ist wirklich wichtig. Eigentlich sollte Kari es selbst beichten, aber ich kann verstehen, das ihr das zu schwer fällt, das alles jetzt noch ein drittes Mal zu sagen, deswegen übernehme ich jetzt diesen Part.“ Masao trank erst mal einen Schluck Wasser aus dem Glas, das Mimi ihm gereicht hatte, bevor er damit anfing, die Bombe hochgehen zu lassen. „Ich denke, wir haben jetzt den Auslöser für Karis zerstörerisches Verhalten der letzten Jahre gefunden, insbesondere seit Tai mit dir zusammen ist, Mimi…, weil Kari nämlich seit sie 15 ist ein Geheimnis mit sich herumträgt, was sie jetzt zuerst T.K. offenbart hat und danach schließlich mir, weil es bei den beiden nach der Beichte dann doch eskaliert ist.“ Er sah das Ehepaar an, die sich sicher wie im falschen Film vorkamen. „Also…, Kari hegt, seit sie 15 Jahre alt ist, Gefühle für Tai, die sie nie und nimmer hegen sollte, die erste Verliebtheit und alles was dazu gehört, ging bei ihr an Tai und nicht an irgendwen anders. Das Problem ist, es ist keine Schwärmerei oder eine Phase, diese Gefühle sind tiefergehend gewesen. Wie es momentan aussieht, müssen wir noch herausfinden, jedenfalls ging es soweit, dass sie sich schon vorgestellt hatte, wie es sein würde, mit ihm zu schlafen, ihn zu küssen und zu berühren, gewisse Bilder im Kopf eben. Das ist die Beichte und auch der Grund, weshalb T.K. so ist, wie er da gerade jetzt sitzt. Kari hat sich in diese Beziehung mit Davis gestürzt, um diese nicht erwiderte Liebe zu kompensieren, denn da zu diesem Zeitpunkt jeder noch dachte, Davis wäre Tai unfassbar ähnlich, hatte sie geglaubt, ihr Gefühle für Tai bei Davis ausleben zu können… und wir wissen, wie das geendet ist.“ Er trank noch einen Schluck, ehe er weiterredete. „Das Problem ist, dass während sie danach Gefühle für T.K. entwickelt hatte, sind die für Tai zwar schwächer geworden, aber sie sind nie ganz verschwunden, weswegen Kari anfangs immer versucht hat, T.K. so in eine Richtung zu drängen, die Tai ähnlicher ist, dieser hat das aber nicht mit sich machen lassen, weswegen das jedes so komplett eskaliert ist und dieser Hass dir gegenüber Mimi, das waren überemotionale Eifersuchtsattacken, weil du in dem Moment das hattest, was sie nicht haben konnte.“ Er sah Mimi nun direkt an. „Kari weiß sehr wohl, dass es falsch ist das zu fühlen und wir werden auch daran arbeiten, das alles wieder in die richtige Richtung zu rücken, aber alleine schaffe ich das nicht, weil ich bin ehrlich, ich sorge mich mehr um T.K., als um Kari, seine Reaktion auf dieses Geständnis war eine Emotionsbombe, die er nicht verarbeiten konnte und noch immer nicht kann, er hat mit psychosomatischen Symptomen reagiert, sich übergeben und ist unglaublich aggressiv gerade, weswegen ich ihm zwei Beruhigungsspritzen geben musste, um ihn daran zu hindern aktiv zu werden. So wie Kari mir berichtete, war seine Aussage wohl, dass das alles nur vorbei sei, wenn Tai nicht mehr da wäre…,  heißt wir können davon ausgehen, dass er so besessen von diesem Hass und dieser Wut und was weiß ich noch alles ist, dass er Tai die Schuld an dieser Misere zuweist, er Kari niemals genug war und sein wird, weil Tai noch da ist und für ihn immer eine Art Störfaktor in er Beziehung sein wird. Das Problem ist…, es geht augenscheinlich so weit, dass er vermutlich bereit ist, dafür über Leichen zu gehen und Mimi, du bist die einzige, die irgendwie zu ihm durchdringen kann, deswegen brauche ich deine Hilfe bei dem Ganzen.“ Tai hörte Masao zu und mit jedem Satz war er entsetzter und geschockter und er war zuerst komplett sprachlos. Er sah abwechselnd zwischen Kari und Masao hin und her. „Du verarscht mich gerade, richtig? Das ist kein lustiger Witz, wirklich nicht, das kannst du nicht ernst meinen, Masao, das ist vollkommen absurd.“ Er sah dann zu Kari. „Das stimmt doch nicht, habe ich recht?“   Nachdem also alle bei den Yagamis im Wohnzimmer saßen und Mimi eine Runde Wasser verteilt hatte, begann Masao die Bombe platzen zu lassen und Mimi hatte mit vielem gerechnet, aber nicht mit so einer Offenbarung. Anfangs war sie ja noch erleichtert gewesen, dass Masao die Ursache gefunden hatte, auch als es um Karis 15-Jähriges Ich ging, blieb Mimi entspannt, als Masao dann jedoch meinte, dass Kari, seit sie 15 war, in ihren Bruder verliebt war… das machte Mimi so dermaßen sprachlos, dass sie nicht mehr wusste, was sie sagen sollte und sie konnte froh sein, dass sie ihr Glas noch nicht in die Hand genommen hatte, denn dieses wäre unter Garantie nun in Scherben auf dem Boden wie die Kaffeetasse am Morgen in Masaos Büro. So detailliert, wie Masao es beschrieben hatte, hätte Mimi das für ihren Geschmack wirklich nicht hören müssen, aber sie begriff auch, warum er das aussprach, denn das unterstrich, wie tiefgründig diese Emotionen waren und auch, dass Kari wirklich arge Probleme mit sich herumtrug. Sauer war sie nicht auf ihre Schwägerin, immerhin suchte man sich solche Gefühle ja nicht aus, aber sie war ungemein erleichtert, als klar wurde, dass auch Kari wusste, dass es so nicht weitergehen konnte. Kari war auch gerade weniger das Problem, das erkannte Mimi bereits, bevor Masao es so explizit aussprach, T.K. war eine tickende Zeitbombe und als Masao sie um Hilfe bat, war ihr klar, dass sie helfen würde, egal wie. Sie wusste, dass T.K. seinen Hass auf Tai nicht an ihr auslassen würde, immerhin waren Mimi und er sehr gut befreundet. „Puh… da habt ihr uns ja eine ganz schöne Bombe hochgehen lassen hier“, sagte sie schließlich, als Masao geendet hatte, bevor Tai dann mit seiner Frage herausplatzte. Kari hob den Blick und sah ihren Bruder verletzt an. „Glaubst du wirklich, dass wir zum Spaß hier sind? Keru geht es echt dreckig, das war nicht, was ich mit meinem Geständnis erreichen wollte… ich habe ihm versprochen, dass ich ab sofort ehrlich zu ihm bin und da gehört das nun mal eben zu. Verdammt…“, sie wischte sich die Tränen aus den Augen und sah Tai wieder an. „Ich habe mir diese Gefühle doch nicht ausgesucht… ich habe mich immer wieder selbst verletzt, weil ich damit nicht umgehen konnte, verdammte Scheiße… ich wollte mich sogar während der Schwangerschaft mit Aiko von der Rainbow Bridge stürzen, aber ich hab’s T.K. zuliebe nicht getan.“ Beruhigend legte Mimi ihm nun eine Hand auf seine und sah ihn an. „Masao wird das mit Kari schon hinkriegen, mach dir deswegen keinen Kopf, du siehst ja selbst, dass sie diese Gefühle nicht haben will. Aber ich muss dringend mit T.K. reden und das aufarbeiten, sonst könnte ein Unglück passieren, Masao kann ihn ja nicht 24/7 unter Medikamente setzen.“ Sie sah ihren Kollegen an. „Ich werde alles tun, was ich kann, damit es T.K. wieder besser geht.“ Dann sah sie zu Kari. „Ich muss ehrlich sein, es ist gut, dass du jetzt endlich mit allem herausrückst, aber was diese Sache betrifft, hättest du schon damals handeln müssen… du hättest vor allem Tai direkt reinen Wein einschenken sollen… sicher wäre er geschockt gewesen, aber ich kenne ihn und weiß, dass er alles dafür getan hätte, damit du Hilfe bekommst das zu bewältigen. Das kann doch kein normaler Mensch alleine schaffen, schon gar nicht mit 15…“ Sie atmete tief durch und trank noch mal einen Schluck Wasser. „Okay Masao, wie gehen wir weiter vor? Ich denke mit Kari kannst du jetzt gut arbeiten, zumindest wenn sie weiterhin die Wahrheit sagt, aber ich halte es für keine gute Idee, wenn Tai und T.K. noch lange in einem Raum bleiben, ich kann die Funken der Aggression gegen ihn schon quasi spüren.“ Sie sah Tai an. „Mir wäre es lieb, wenn du mit Masao und Kari hierbleibst und ihr zu dritt sprecht, ich nehme T.K. mit in mein Büro und spreche dort mit ihm. Masao, wann lässt das Mittel soweit nach, dass ich mit ihm sprechen kann?“   Tai wusste ja auch nicht, wie er genau darauf reagieren sollte, immerhin wurde es ihm auch nicht wirklich leicht gemacht mit dem Ganzen...in ihm sträubte sich alles, sie hatten sich noch ein Zimmer geteilt, als sie ihre Gefühle schon hatte und das war ihm jetzt unangenehm. Alles war ihm jetzt unangenehm, ob es gemeinsame Schwimmbadbesuche waren oder sonst was, all das fühlte sich im Nachhinein falsch an. Dass Kari ihn verletzt ansah, nervte ihn auf eine Art und Weise und er wusste nicht weshalb. „Glaubst du ich finde das Ganze hier witzig? Schon wieder jahrelang zum Deppen gehalten zu werden, weil wieder jemand nicht zu seinen Gefühlen stehen konnte? Da wo Matt aufgehört, machst du jetzt weiter, jedenfalls fühlt es sich so an“, er seufzte, das Ganze hier war für ihn alles andere als leicht. „Ich habe auch niemals gesagt, dass du dir diese Gefühle ausgesucht hast, wäre es so, würdest du direkt wieder gehen können.“ Vielleicht war er gerade etwas hart zu ihr, aber er selbst war mit diesem Geständnis überfordert und wusste auch nicht, wie er damit umgehen sollte. Masao seufzte und sah Mimi an, genau das hatte er irgendwie erwartet und das würde noch eine Menge Arbeit werden. Da die Wirkung des Beruhigungsmittels allmählich immer etwas mehr nachließ und T.K. Tais Worte auch immer bewusster wahrgenommen hatte, steigerte sich seine Wut immer weiter und er begann Tai mit seinem Blick zu fixieren. Und dass war für Masao das Zeichen, das hier zu beenden. „Mimi, geh mit ihm ins Büro, jetzt sofort, ich kümmre mich um die anderen beiden.“ Masao stand auf und half Mimi noch T.K. zur Tür raus zu bringen, bevor dieser Tai an den Hals springen würde. Danach kehrte er zurück in das Wohnzimmer und setzte sich zu Kari und Tai zurück. „Wenn ihr euch jetzt anfangt zu streiten, dann bringt das hier überhaupt nichts Leute also beruhigen wir uns jetzt erst einmal wieder eine Runde und versuchen das Ganze dann irgendwie hinzubekommen.“   T.K. unterdessen war von Mimi mit in ihr Büro geschleppt worden, worauf er mal null Bock hatte und dementsprechend saß er auch in dem Sessel ihr gegenüber. „Was soll der Mist jetzt? Ich kenne die Lösung, lasst mich einfach machen und fertig ist die Sache.“ Mimi hatte den Schlagabtausch der Geschwister schweigend beobachtet und wünschte sich eine Wand, gegen die sie ihren Kopf schlagen konnte, aber sie wusste, dass sie sich jetzt erst mal um T.K. kümmern musste, bevor sie sich ihren Mann vorknöpfte, denn immerhin war es der Blonde, der ihrem Mann gerade an die Gurgel wollte und nicht umgekehrt. Als Masao ihr das Zeichen gab, fackelte die Braunhaarige nicht lange und zehn Minuten später saß T.K. in ihrem Büro und seine Laune war definitiv nicht die beste Voraussetzung für ein sinnvolles Gespräch. Masao hatte ihr noch versichert beim Hinausgehen, dass T.K. mindestens noch ein bis zwei Stunden körperlich so eingeschränkt sein würde, dass Mimi sich keine Sorgen machen musste, von ihm angegangen zu werden, aber mit Tai wollten sie ihn vorerst nicht mehr triggern. „Jetzt beruhig dich erst mal, ich habe dir nichts getan, also brauchst du mich auch nicht so angehen“, meinte sie trocken und überschlug die Beine. „Nur weil in deinen Augen die Lösung wäre, Tai aus dem Weg zu räumen, heißt das noch lange nicht, dass das auch der richtige Weg ist. Im Übrigen, mein Lieber, hast du damals deine Verlobte auch davon abgehalten, mich zu lynchen, also lasse ich sicher nicht zu, dass du das jetzt mit meinem Ehemann machst. Denk doch auch mal an deine Tochter, wir wissen beide, dass du die Schlüsselfigur für Aiko bist, weil Kari viel zu sehr mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen hat, als ihrer Tochter eine Stütze sein zu können.“ Sie schenkte sich ein Glas Wasser und trank einen Schluck, ehe sie T.K. wieder ansah. „Ich kann dir nur vor den Kopf gucken, aber ich denke, dass ich dich trotzdem verstehen kann, was in dir vorgeht und wieso du so einen Hass empfindest, aber damit sorgst du nur dafür, dass sich Kari immer weiter von dir entfernt, statt sie wieder zu dir zurückzuholen. Und ich glaube nicht, dass du Kari verlieren willst, oder? Masao wird sich darum kümmern, dass sie ihre Emotionen besser kompensieren kann, dass sie aufhört, sich selbst zu verletzen oder daran denkt, sich das Leben zu nehmen, da kannst du ihm wirklich vertrauen. Aber all das kann sie nur schaffen, wenn sie in dir eine emotionale Stütze hat. Dass sie dir, obwohl sie sich so dafür schämt, von ihren Gefühlen für Tai erzählt hat, das zeigt doch, wie sehr sie dich liebt und wie wichtig du ihr bist… sonst hätte sie das doch weiter für sich behalten und einfach Tai anschmachten können.“ Sie seufzte leicht. „Versteh mich nicht falsch, mir passt das absolut nicht, dass Kari auf ihren Bruder steht, vor allem, dass sie ihn auf sexuelle Weise begehrt hat, aber ich glaube kaum, dass sie nach den Erfahrungen mit Daisuke Sex mit dir hätte haben wollen, wenn sie dich nicht wirklich lieben würde. Also reiß dich jetzt zusammen und rede mit mir, damit wir zusammen nach einer friedlichen Lösung suchen können. Ich kann dir mein Wort geben, dass ich den Kontakt zwischen Kari und Tai bis auf Weiteres einschränke und sie mit ihm nicht mehr alleine sein wird. Also fahr deine Eifersucht zurück, Kari ist bewusst, dass sie nichts mit Tai anfangen darf und sie will es auch gar nicht.“   T.K. hatte natürlich absolut keine Lust auf diese Unterhaltung, bevor diese Beichte kam ging es ihm noch gut und jetzt war plötzlich wieder einfach alles scheiße. Und Mimi schien ihn auch nicht wirklich zu verstehen. „Wie oft willst du mir noch sagen ich soll mich beruhigen?“ Er sah sie an. „Du weißt nicht wie das ist, als bester Freund bist du eh schon die zweite Wahl und jetzt nach mehr als drei Jahren Beziehung, da findest du heraus, dass du immer noch nur zweite Wahl bist, weil sie nicht das bekommt, was sie eigentlich will. Ich war ihr nie genug und werde auch nie genug sein...wer weiß, in wen sie sich parallel noch als nächstes verliebt?“ Er war ziemlich angespannt, aber wusste nicht wohin mit den Emotionen. „Ich bin nichts weiter als Hikaris Lückenfüller, weil sie Tai nicht haben kann... ich ekel mich davor von ihr berührt zu werden und ich kann nichts dagegen tun. Solche Gefühle entwickelt man nicht, schon gar nicht so tiefergehend... Du konntest dir immer sicher sein, dass du seine Nummer eins bist, weil er nur für dich solche Gefühle hat…, ich wurde jedes Mal wegen ihm sitzen gelassen, wenn es darauf ankam hat sie ihn mir immer vorgezogen! Immer und immer wieder, das nimmt kein Ende! Solange er da ist, wird unsere Beziehung immer und immer wieder den Bach runter gehen. Du kannst das nicht fühlen, du musstest nie an deiner Beziehung zweifeln, weil du wusstest da gibt es niemand anderes... ich muss es aber Minute für Minute!“ Für ihn war klar, dass Mimi das nicht nachvollziehen konnte, denn schließlich lief ihre Ehe ja gut, in seinem derzeitigen Zustand zog er gar nicht in Betracht, dass bei ihr auch nicht alles super glatt lief bisher. T.K. saß also in diesem Sessel und war festgebissen in dieser Wut.   Mimi wusste jetzt schon, dass das eine lange Nacht werden würde, aber sie war bereit, sich dieser Herausforderung zu stellen. Zwar waren Kari und sie nicht wirklich immer auf einer Wellenlänge, aber sie hatte T.K. gern und wollte ihm helfen… und sie tat es für ihren Mann, dem die dauernden Eskapaden seiner Schwester auch absolut nicht guttaten. Mimi blieb, obwohl T.K. so aufbrausend war, extrem ruhig und blickte ihn an. „Ich werde das so oft sagen, bis du dich abgeregt hast, mein Lieber, ich unterhalte mich nicht gern mit Menschen, die mich die ganze Zeit anschreien.“ Sie hörte ihm zu und sie wusste nicht, ob das jetzt T.K.s Ernst war oder ob das einfach an den Medikamenten lag. „Als bester Freund ist man nie zweite Wahl, aber man vermeidet die Freundschaft zu gefährden, indem man sich auf etwas einlässt, was nicht funktioniert. Du warst Kari schon immer wichtig, aber sie wusste damals auch, dass ihre Gefühle für Tai sie daran hindern würden, dir gerecht zu werden, eben weil sie dich liebt. Du bist gerade so davon besessen, dich selbst zum Opfer zu machen und allen anderen die Schuld zuzuschieben, du merkst das nicht mal. Meinst du deine Reaktion macht es besser?“ Sie schnaubte leicht und hatte das Bedürfnis, T.K. durchzuschütteln. „Die Gefühle für Daisuke waren nur eine Projektion ihrer Gefühle für Tai, aber da du nicht wie Tai bist, sind ihre Gefühle für dich echt, warum will das nicht in deinen Dickschädel?! Mag sein, dass Kari viele Fehler gemacht hat, aber was würde passieren, wenn du Tai aus dem Weg räumst? Sie würde sich umbringen, das würde geschehen… jetzt hat sie die Möglichkeit mit Masao an Strategien zu arbeiten, aber wenn du Tai etwas antust, dann nimmst du euch die Chance auf eine Zukunft… und du zerstörst Aikos Leben, kannst du das echt mit deinem Gewissen vereinbaren?“ Als er jedoch meinte, dass sie das ja eh nicht verstehen würde, platzte ihr der Kragen. „Achja?! Was weißt du schon über mich, gar nichts weißt du! Ich will dir mal was sagen, ich zweifle so oft daran, Tai zu genügen, gut genug für ihn zu sein, weil ich schlimme Dinge in meiner Vergangenheit durchmachen musste. Ich habe Tai jahrelang belogen, weil es leichter für mich war… ich habe gelogen in Bezug auf meine Beziehung zu Michael… der Kerl hat mich erpresst, verprügelt, er hat meine beiden Kinder auf dem Gewissen… Shiori starb nicht durch einen Schock, sondern weil er mich so heftig verprügelt hat, dass sie dabei getötet wurde… dann wieder Zweifel, als Kazumi krank zur Welt kam, als ich durch die Schwangerschaften zugenommen habe. Auch ich zweifle jeden Tag… aber ich vertraue Tai, dass er ernst meint, was er sagt. Vielleicht verarscht er mich auch nur, keine Ahnung… aber wenn eine Beziehung funktionieren soll, dann muss man auch Vertrauen haben, dass wenn der andere sagt er arbeitet dran und liebt dich, dass er das auch wirklich tut.“ Ob damit seine Wut verrauchte, das war nicht sicher, aber Mimi hatte es einfach nicht mehr hören können, dass jeder ihr Leben als perfekt idealisierte, damit wurde sie doch unter Druck gesetzt, den Erwartungen ihres Umfeldes zu genügen und das würde sie ab heute nicht mehr tun. Sie wollte ihren eigenen Idealen und Vorstellungen gerecht werden und nicht denen anderer.   Im Prinzip wusste T.K., dass Mimi irgendwo recht hatte, aber war er bereit sich dem Ausmaß zu stellen? Sich damit abzufinden, dass seine Verlobte noch jemand anderen liebte? Er wusste es einfach nicht, vor allem nicht nach Mimis kleinem Ausraster. Er zwang sich sie anzusehen. „Du verstehst das falsch, ich meine damit, dass du nicht zu einhundert Prozent genau meine Lage verstehen kannst, Mimi, einfach weil du da nicht drinsteckst, du kannst dich gut hineinversetzen ja, aber du wirst nie zu einhundert Prozent nachempfinden können was ich fühle. Es erdrückt mich alles, es lief gut nach heute Morgen, wirklich gut, wir haben miteinander geredet, viel geredet, über das, was passiert ist und wie derjenige sich dabei gefühlt hat.“ Er lachte bitter auf. „Verdammt, wir haben es sogar geschafft miteinander zu schlafen, ohne dass sich jemand unwohl fühlt… und dann lässt sie danach diese Bombe platzen... wie soll ich mich denn da fühlen?“ Er seufzte. „Ich meine, du warst gerade unglaublich intim mit deiner Partnerin und bekommst danach zu hören, dass selbige sexuelle Fantasien über ihren Bruder hat oder hatte…, das war für mich wie ein Schlag ins Gesicht.... Ich weiß, dass sie das nicht fühlen will, Mimi....und es auch nicht fühlen soll und sowieso auch gar nicht darf, aber ich fühle mich, als wäre ich nur ihre zweite Wahl, weil sie eben das nicht bekommen hat, was sie eigentlich wollte…, verstehst du was ich meine? Klar, ich liebe sie..., aber dieser Gedanke, dass ich nicht ihr einziger Mann bin, der ist so unglaublich präsent im Kopf..., ich habe Angst, dass wir an einem Punkt sind, den unsere Beziehung nicht überwinden kann... Zwischen uns ist so viel kaputtgegangen, seitdem wir ein Paar sind..., wir waren auf gutem Wege, dass alles aufzuarbeiten, aber jetzt?“ Auf Mimis Geschichte ging er bewusst nicht ganz ein, denn er wollte nicht, dass sie es noch weiter ausbreiten musste. „Es tut mir leid, was er dir angetan hat…, vor allem, dass du dadurch zwei Kinder verloren hast..., aber es ist dennoch gut, dass da keine Kinder im Spiel sind..., sonst wärst du auf ewig irgendwie an ihn gebunden.“ Er atmete tief durch und schaffte es für kurze Zeit seinen Hass auf Tai beiseite zu schieben. „Weißt du, damals als du noch weg warst..., da stand die Beziehung von ihm und Sora schon mal auf der Kippe, aber ich denke, das ist noch ein Teil, an den er sich nicht mehr erinnern kann.... er war drauf und dran Sora zu verlassen und nach Amerika zu fliegen, er wollte dich finden und versuchen zu kämpfen..., damals wusste ich nicht, wie Sora es geschafft hatte das Ganze rumzureißen, aber heute weiß ich es..., sie hat seine Medikamentenphase abgewartet und es geschafft ihm glaubhaft zu versichern, dass du ihn nie wieder sehen wolltest, weil du ihn für ein Arschloch und einen Nichtsnutz hältst... , sonst hättet ihr euch vermutlich schon viel eher wiedergesehen...., ich denke nicht, dass er dich verarscht... sonst hätte er doch sein Leben nicht umgekrempelt für dich. Und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll...was Kari betrifft... ohne es zu wollen empfinde ich einen gewissen Ekel ihr gegenüber nach diesem Geständnis...ich will ihr nah sein, aber wiederrum auch nicht.“ Ja, er war total durch den Wind.   Dass T.K. sie letztlich doch ansah, war für Mimi ein kleiner Sieg, denn sie wusste dadurch, dass sie es geschafft hatte, seine Mauer zu durchbrechen und zu ihm durchzudringen. Sie atmete tief durch. „Ich habe ja vorhin schon gesagt, ich kann den Leuten nur vor den Kopf gucken, sicher kann ich nicht zu einhundert Prozent fühlen, was du empfindest, aber ich kann mir durchaus vorstellen, wie dir zumute ist. Ich an deiner Stelle würde Tai vermutlich auch eine gewisse Abneigung gegenüber empfinden, aber du darfst dich davon nicht so beherrschen lassen, Takeru. Denk vor allem an dein Kind, Aiko braucht dich und wenn du dich nicht im Griff hast, dann müssen Masao und ich dich in eine Klinik einweisen, als letzter Ausweg… aber das bedeutet auch, dass wir dann keine Möglichkeit mehr haben, dir irgendwie zu helfen… und vermutlich wird dir der Kontakt zu deiner Tochter dann vorerst untersagt, bis du dein Aggressionspotenzial wieder im Griff hast. Ich sitze hier mit dir um deinetwillen, T.K., und für das Wohl deiner Tochter, nicht für Tai und auch nicht für Kari, es geht um dich, um deine Gefühle. Um Tai und Kari wird sich Masao schon kümmern, aber jetzt gerade ist es mir wichtig, dass in erster Linie DU dich besser fühlst.“ Sie wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich weiß, dass du eine Menge durchmachen musstest, Karis Launen sind extrem gewesen in den letzten Jahren, klar gab es auch gute Phasen, aber irgendwie gab es in eurer Beziehung nie einen Punkt, an dem ihr die grundlegende Basis schaffen konntet und das ist ein Problem. Dich lässt es mit Selbstzweifeln zurück und Kari treibt es in ihre Gefühle für Tai zurück, so gravierend, dass sie sogar nicht davor zurückschreckt, sich zu verletzen oder ihr Leben beenden zu wollen. Das kann doch kein normaler Mensch auf Dauer ertragen, ohne davon selbst erdrückt zu werden, was du fühlst ist vollkommen normal, aber es ist nicht gut.“ Als er den Sex mit Kari erwähnte und was sie danach besprochen hatten, klatschte Mimi sich die Hand vor die Stirn. „Deine Verlobte hat wirklich ein besonderes Talent dafür, solche Dinge zum absolut falschen Zeitpunkt anzusprechen… für mich wäre das auch ein Schlag ins Gesicht gewesen, da muss man ja komische Gedanken bekommen.“ Sie schüttelte den Kopf, Kari war wirklich ein Fall für sich. Sie hörte T.K. erst mal zu, bevor sie weitersprach. „Ich kann deine Ängste verstehen und die Entscheidung, ob es dir noch wert ist, um diese Beziehung zu kämpfen, die kann ich dir nicht abnehmen. Du allein weißt, wie stark deine Gefühle sind, aber ich glaube, dass Kari schon bereit ist, deinetwegen gegen ihre Empfindungen für Tai anzukämpfen, sonst hätte sie dir das nicht erzählt. Ich kann mir nur ausmalen, wie beschämend das auch für sie selbst ist… Und was mich betrifft, das muss dir nicht leidtun, es ist halt wie es ist und das kann man nicht mehr ändern. Ich habe versucht, das Beste aus meinem Leben zu machen… aber das mit Tai habe ich nicht gewusst… erklärt aber auch, warum er anfangs mir gegenüber so kühl war… dennoch ist es gut, dass er damals nicht gekommen ist, Michael hatte mich total in seinen Fängen, ich hätte ihn sicher nur verletzt und es geschafft ihm damit den Boden unter den Füßen wegzureißen.“ Nachdenklich legte sie ihre Hand an die Wange und überlegte. „Dieses Ekelgefühl kann ich irgendwie schon verstehen, daran müssen wir auf jeden Fall arbeiten, aber das ist nicht so schwer, wie du glaubst. Wir müssten in einer Verhaltenstherapie, die Form von Intervention, mit der man an Phobien beispielsweise auch arbeitet, dafür sorgen, dass du beim Gedanken an Kari wieder schöne Erlebnisse im Kopf hast und sie zu berühren, ihr nah zu sein, mit etwas Schönem zu verbinden, denn dein Ekel auf sie zeigt, dass das Reiz-Reaktions-Schema in Bezug auf Kari extrem gestört ist, bei dir äußert sich das Ganze sogar psychosomatisch, weswegen wir da unbedingt dran arbeiten müssen, weil du sonst ernstlich krank werden könntest. Ihr hattet auch gute Momente in eurer Beziehung, das weiß ich und wir müssen diese Erinnerungen mit dem jetzigen Empfinden verknüpfen. Dadurch verschwindet die Abneigung… für den Anfang würde es ja reichen, wenn wir dich wieder auf eine neutrale Basis bekommen. Alles darüber hinaus wird die Zeit zeigen, wichtig ist, dass du dir ein Ziel vor Augen führst, wofür du das erreichen willst. Ob es dir letztlich immer noch um Kari geht, um Aiko oder auch einfach um dich selbst.“ Sie beugte sich vor und legte ihre Hand auf seine. „Ich will dir wirklich helfen, T.K., du bist mir ein wichtiger Freund geworden und ich weiß, was für ein liebevoller Vater du bist. Ich möchte, dass du weiterhin die Chance hast, der Vater für sie sein zu können, der du sein willst. Lass die Kleine nicht noch mehr unter Karis Problemen leiden, denn das kann auch zu Spätfolgen bei ihr führen. Ich weiß, dass du eine unheimliche Last mit dir herumträgst, du dich erdrückt fühlst von all der Verantwortung, also teil sie mit mir, sprich darüber und du wirst merken, dass es dann leichter wird. Und vor allem, verrenn dich nicht in einem Hass gegen einen Menschen, der im Grunde auch nur ein Opfer ist. Tai hat sich das ja auch nicht ausgesucht und er wird alles dafür tun, damit Kari aufhört an ihm zu kleben wie eine Klette. Er hat sich schon mal gegen Kari entschieden und er würde es wieder tun. Also hab keine Angst, dass er dir Kari wegnehmen könnte, das wird er nicht tun. Hab ein bisschen mehr Vertrauen in die Menschen, die dich bisher immer unterstützt haben.“   T.K. hörte Mimi aufmerksam zu und irgendwie hatte sie ja schon recht mit dem, was sie so sagte. „Es war leichter mich auf diesen Hass zu fokussieren, als mich mit der Situation auseinander zu setzen…, ich weiß das er da ja auch nichts für kann, er war ja bis gerade eben auch ahnungslos. Und ich gehe auf keinen Fall in irgendeine Klinik Mimi! Das kannst du vergessen, niemals. Eher wandere ich mit Kari und Aiko aus, als dass ich mich einweisen lasse.“ Er seufzte „Aiko ist und bleibt mein Ein und Alles, ich liebe sie, weil sie meine Tochter ist und ich bin froh, dass sie jetzt nicht daheim war, aber ich freue mich auch wenn sie am Sonntag wieder nach Hause kommt und ich meine Kleine endlich wiedersehen kann und bei mir haben darf. Allerdings weiß ich noch nicht, wie es mit Kari und mir weitergeht, diese Situation ist schwierig..., Kari hatte etwas Zerstörerisches an sich, ich glaube, sie hatte kein vernünftiges Ventil, um diesen Frust zu kompensieren. Ich fürchte auch, dass dieser Druck, dass es nicht rauskommen darf, enorm dazu beigetragen hat. Und ich glaube, diese Basis ist noch immer nicht wirklich da, ich muss sagen, ich habe meine Zweifel, ob es richtig ist jetzt zu heiraten..., ich meine, ich liebe sie wirklich..., aber jetzt zu heiraten wäre glaube ich der falsche Ansatz oder? Vor allem in der derzeitigen Situation... Und ich habe keine Ahnung.... das hat mir jegliche Freude und Lust genommen, in Zukunft mit ihr intim zu werden..., du weißt wieso...., ich weiß nicht, woran es liegt, aber mein Körper wehrt sich seit dieser Beichte so extrem ihre Nähe als gut zu empfinden, es ist, als würde ein Schalter umgelegt werden, denn sobald sie mich berührt... da verkrampft sich alles und mir wird augenblicklich schlecht....kurzzeitig hatte ich schon Gedanken mir mein Glied entfernen zu lassen, dann muss ich nicht intim werden... erst verkrampft sich alles.... ich merke, dass mein Herz wie wild pocht und dann setzt diese Übelkeit ein, die mich komplett ausknockt.“ Er fuhr sich einmal durchs Haar und trank einen Schluck Wasser. „Sie hatte Angst es Tai zu sagen..., sie glaubte, er würde sie dann eklig finden und abstoßend…, wobei ich das nicht mal glaube.... das vorhin war Ungläubigkeit und Schock oder? Und Masao sagte auch, dass es sehr viele Gründe haben kann, weshalb sie angefangen hat sich in ihren Bruder zu verlieben. Irgendwas davon, dass ihre Psyche sie ausgetrickst hatte und ihr in dem Moment nicht klar war, dass sie diese Gefühle für ihren Bruder hegt, sondern dass der Aspekt einfach ausgeblendet wurde.... was glaubst du kann ein Auslöser für sowas sein? Ich will es besser verstehen können warum so etwas überhaupt passiert, obwohl man doch weiß, dass es verboten ist" Er lächelte kurz. „Ich denke, du hast sehr viel Gutes aus deinem Leben gemacht, seit du wieder hier bist. Kari und ich, wir hatten viele schöne Momente, aber die Schlechten wiegen zum Teil viel, viel schwerer, das ist das Problem. Ich will auch gerne an den Positiven festhalten, aber es will mir nicht so recht gelingen.“ Er sah sie an. „Ich möchte dich etwas fragen..., du hast das Ganze irgendwie so leicht und entspannt aufgenommen… wieso? Ich meine, immerhin ist ja noch jemand anderes in deinen Ehemann verliebt..., ich habe das Gefühl du kommst damit besser zurecht als ich.“   Innerlich atmete Mimi erleichtert aus, man konnte wieder normal mit T.K. reden, das war wirklich eine Menge wert. „Sich auf Hass zu fokussieren ist immer leichter, als sich mit seinen Problemen auseinander zu setzen, schau dir Kari an, sie macht es doch genauso, aber ihr müsst aufpassen, dass ihr Aiko das nicht vorlebt, das könnte sonst ernsthaft ihre Entwicklung gefährden. Und ich will dich doch auch nicht in eine Klinik einweisen lassen müssen, deswegen bitte ich dich ja auch, dass du dich ein bisschen zusammenreißt, auch wenn es gerade schwer ist. Ich weiß, dass Aiko dein Ein und Alles ist, sie ist die Liebe deines Lebens, seit sie auf dieser Welt ist, so empfinde ich auch für meine drei Rabauken. Eltern zu sein ist auch nicht immer einfach, aber das Lächeln der eigenen Kinder zu sehen, ihr Glück mitzuerleben, das ist Lohn genug für all die Mühe, findest du nicht auch?“ Sie lächelte leicht, sie wusste, dass T.K. im Herzen ein guter Mensch war, er allerdings durch all die Rückschläge immer verzweifelter wurde und daher nicht mehr wusste, wie er mit seinen Problemen fertig werden sollte. Als er über Kari sprach, nickte sie nachdenklich. „Hmm, das würden Masao und ich beide so unterschreiben, Kari ist wirklich sehr selbstzerstörerisch, aber sie reißt ihr ganzes Umfeld da auch mit rein. Mit der Hochzeit solltet ihr sicher noch ein wenig warten, was habt ihr aktuell davon, ihr könntet es doch sowieso nicht genießen. Und ich kann auch verstehen, wie du über die Intimität mit Kari denkst… was du da beschreibst ist eine Panikreaktion, das Herzrasen, die Übelkeit, das Verkrampfen… du hattest eine Panikattacke, T.K., und das darfst du nicht unterschätzen. Deswegen ist es wichtig, dass wir diese Angst bekämpfen, damit du dich nicht mehr so fühlen musst. Aber tu mir einen Gefallen und lass deinen Körper heil, das würde dir auch nicht weiterhelfen, sondern alles nur noch schlimmer machen.“ Sie trank ebenfalls einen Schluck Wasser und nickte dann. „Tai ist ein ziemlich offener Mensch, der mit vielem umgehen kann, ich glaube nicht, dass er sie abstoßend findet, eher macht er sich selbst noch Vorwürfe, dass er es nicht gemerkt hat und hinterfragt, ob er Kari nicht noch irgendwie unabsichtlich verletzt oder gequält hat… das wäre typisch für ihn.“ Über seine Worte bezüglich der Gründe musste sie auch eine Weile nachdenken. „Hmm, das kann viele Ursachen haben, da hat Masao recht. Ich denke ein Faktor ist Karis ganze Persönlichkeit, du weißt wie sie als Kind war, sie hat immer zurückgesteckt für andere, ihre eigenen Bedürfnisse hintenangestellt, das war fatal und erklärt auch die selbstzerstörerischen Tendenzen. Möglicherweise hat eine unerwiderte Liebe dazu geführt, weil sie wusste, ihr Bruder versteht sie immer, kümmert sich immer um sie. Tais brüderliche Fixierung ist möglicherweise auch ein begünstigender Faktor gewesen, allerdings kein Auslöser, das kann ich dir versichern. Im Nachhinein den genauen Auslöser zu finden wird sehr schwierig, aber ich denke, dass alles irgendwie zusammengespielt hat. Durch die Erlebnisse in der Digiwelt musste Kari schnell erwachsen werden, erinnere dich an ihr acht Jahre altes Ich und dann denk an die Zeit, in der ihr gegen Ken gekämpft habt. Erinnere dich mal zurück, wie rückschrittig ihre Entwicklung da war, die Sache mit dem Meer der Dunkelheit… Sie als Mensch, der so hell leuchtet und allen das Licht bringt, im übertragenen Sinne, der zieht auch unheimlich viel Dunkelheit an. Kari hat immer alles für ihr Umfeld getan, dass sie sich darüber selbst vernachlässigt hat und sicher irgendwann auch das Gefühl hatte, niemandem mehr zu genügen. Vielleicht steht auch die Beziehung zwischen Tai und Sora damit in Verbindung, die Hilflosigkeit mitansehen zu müssen, dass sie ihm nicht helfen konnte, dass Sora ihm nicht guttut. Möglicherweise hat das auch die Verliebtheit hervorgerufen, aus dem Wunsch heraus, ihren Bruder befreien zu wollen. Die menschliche Psyche ist ziemlich komplex, es gibt zig Möglichkeiten, aber ich werde Masao dabei helfen, dass wir die Auslöser finden.“   Sie machte eine Pause, damit T.K. das erst mal sacken lassen konnte, als sie allerdings von seiner Frage ein wenig überrasch wurde. „Hmm, weißt du T.K., Tai steht doch auch oft auf der Bühne bei seinen Auftritten, wird von tausenden Menschen angehimmelt, hat sicher die ein oder andere Verehrerin, aber ganz ehrlich, wieso sollte ich da jetzt die eifersüchtige Ehefrau mimen? Er hat sich doch für mich entschieden, mit mir eine Familie gegründet, mich geheiratet. Ich kann mir seiner Liebe sicher sein und ob Kari nun romantische Gefühle für ihn hegt oder einfach aus normaler Geschwisterliebe an Tai klebt, macht in meinen Augen jetzt auch nicht mehr so viel Unterschied. Erinnere dich an den Streit, den sie hatten, nachdem Aiko geboren wurde, er hat sich damals für mich und die Kinder und gegen Kari entschieden, obwohl sie ihm wichtig ist. Also warum sollte ich Angst haben, dass sie mir Tai wegnimmt? Das wird nicht passieren. Vermutlich kann ich deswegen so entspannt damit umgehen, weil ich weiß, dass nichts passieren wird und weil ich Tai vertraue. Dir fehlt dieses Vertrauen in Kari, wohl auch, weil sie dir auch ihr Vertrauen nicht geschenkt hat. Euch fehlen die einfachsten Grundlagen für eine funktionierende Beziehung, ich glaube, eine Paartherapie wäre wichtig, um das irgendwie wieder hinzukriegen. Nur die Frage ist natürlich, ob du das noch willst. Ich bin mir sicher, Kari ist bereit, darum zu kämpfen, aber ob es dafür zu spät ist oder nicht, das liegt letztendlich nun bei dir.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)