Das Leben danach von KenIchijoji ================================================================================ Kapitel 75: Aufrichtiges Gespräch --------------------------------- Kari hatte geschwiegen, nachdem sie den beiden alles offenbart hatte, sie fühlte sich elend, dass sie so viele Probleme verursacht hatte, aber T.K. und Masao schienen ihr nicht mehr böse zu sein. „Keine Sorge, ich werde auch nicht zulassen, dass Davis je wieder Kontakt zu uns hat und es tut mir leid, dass du den Eindruck hattest, es wäre nur Mittel zum Zweck… ich habe eben nie richtig gelernt, es zu genießen, aber ich würde es gern mit dir lernen, Keru, denn dich liebe ich mehr als jemals irgendjemanden zuvor… und mir ist egal, ob du Erfahrung hast oder nicht, dann lernen wir eben alles zusammen, Stück für Stück, bis wir sicherer werden, für mich ist das nicht schlimm… vielleicht nimmt es mir auch die Angst, mit dir wieder intimer zu werden. Ich habe dich nie als Nullnummer empfunden, Keru, ich hatte eher das Gefühl, dass ich dir nicht das geben kann, was du brauchst… wir haben ganz schön aneinander vorbei gelebt, was?“, meinte sie mit unsicherem Lächeln, ehe sie Masao ansah und nickte. „Könntest du Ken über das informieren, was ich dir gesagt habe? Wenn du eine offizielle Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht oder so brauchst, unterschreib ich dir das auch gern… aber ich schaffe es nicht, ihm das ins Gesicht zu sagen…, das wird auch für ihn ein Schock sein, immerhin war Davis mal sein bester Freund.“ Sie atmete tief durch, ehe sie weitersprach. „Jetzt wo ihr die ganze Wahrheit wisst, brauche ich ja auch nicht mehr nach Ausreden zu suchen, T.K. kann gern mit dabei sein, ich will keine Geheimnisse mehr vor ihm haben, das war so schlimm für mich, ich wusste teilweise nicht mehr, was ich noch sagen sollte, um nicht aufzufliegen, also habe ich es hinter den Wutausbrüchen versteckt, damit er es nicht merkt. Ich weiß ja, dass er immer nur mein bestes im Sinn hatte.“ Sie seufzte matt, sie war müde und diese ganze Emotionsachterbahn hatte sie ganz schön mitgenommen, also nickte sie nur, als Masao meinte, dass es für heute genug wäre. Sie bedankte sich bei ihm, nahm T.K. an der Hand und gemeinsam verließen sie das Krankenhaus. „Aiko ist bei deiner Mum, wollen wir sie gleich noch abholen oder erst morgen?“ Kari war KO und ihr wäre es gerade eigentlich lieber, mit ihrem Verlobten allein zu sein, aber wenn er seine Tochter holen wollte, würde sie auch das akzeptieren.   Masao hatte Kari noch zugenickt und Ken wurde auch direkt in Kenntnis gesetzt über das, was passiert war und würde sich um alles Weitere kümmern. T.K. war inzwischen mit Kari auf dem Weg nach Hause und hatte beschlossen, dass sie Aiko erst am nächsten Morgen holen würden. „Wir holen Aiko morgen früh, das ist schon okay, die letzten Wochen waren sehr nervenaufreibend gewesen und ich bin froh noch einen Abend entspannen zu können. Ich glaube aber was das Thema Sex angeht müssen wir beide noch eine Menge lernen, doch ich denke, dass wir das gut hinkriegen werden, wenn wir miteinander darüber reden, was uns gefällt und was nicht, damit wir quasi unser gemeinsames Ding finden können, woran wir beide unseren Spaß haben und auch wenn es vielleicht eine Weile dauern wird schaffen wir das schon.“ Er stieg mit ihr ins Auto und ließ sie fahren, da er noch nicht fahren durfte aufgrund der Schmerzmittel, die er noch immer nehmen musste. Es dauerte nicht allzu lange und sie kamen zu Hause an und T.K. freute sich auf eine reinigende Dusche im eigenen Zuhause. Während er unter die Dusche ging, bereitete Kari einen Happen zu essen vor und er überlegte, wie sie den Abend verbringen konnten, ausgehen wollte er eigentlich nicht, sondern die Zeit mit Kari lieber alleine genießen und sei es auch nur auf dem Sofa kuschelnd vor dem Fernseher, das war ihm relativ egal, jetzt genoss er aber erstmal die wohltuende Dusche.   Kari war ein wenig erleichtert, dass T.K. einverstanden war, dass sie die Kleine erst am nächsten Tag abholten, sie wollte nicht über T.K. herfallen, aber wenigstens etwas Zeit mit ihm gemeinsam haben, nachdem sie sich nun auch fast einen Monat nicht wirklich gesehen hatten. In dieser Zeit hatte sie vieles begriffen und gemerkt, dass sie sich ihr Leben ohne ihren Verlobten nicht mehr vorstellen konnte. Und auch Aiko würde es ohne ihren Papa echt schlecht gehen. Als er das Thema Sex noch mal anschnitt, nickte Kari. „Wir hätten schon viel früher ordentlich miteinander reden sollen, aber ich konnte einfach nicht, es tut mir leid. Doch jetzt haben wir die Chance, alles besser zu machen und die will ich auch nutzen. Nicht direkt heute Abend, keine Sorge, ich will, dass du erst mal wieder fit wirst.“ Sie gab ihm lächelnd einen sanften Kuss auf die Wange, ehe sie schon am Auto angekommen waren und Kari sich hinters Steuer setzte. „Wie geht es deinem Kopf? Musst du noch auf irgendetwas achten von ärztlicher Seite aus? Damit ich auch entsprechend reagieren kann, falls was sein sollte.“ Sie fuhren zu ihrem Häuschen und nachdem sie dieses betreten hatten, ging T.K. erst mal unter die Dusche. Die Zeit nutzte Kari, um eine Kleinigkeit zu essen zu machen, vielleicht könnten sie heute Abend ja gemeinsam kochen, denn aufs Ausgehen hatte Kari auch keine wirkliche Lust. Sie ließ ihren Verlobten in Ruhe duschen und als dieser dann zu ihr ins Wohnzimmer kam, standen auf dem Tisch leckere Sandwiches mit magerem Fleisch und viel Salat. „Ich dachte, ich mache uns etwas Leichtes und wir kochen heute Abend zusammen?“, meinte sie und sah ihn fragend an.   T.K. lächelte „Ja nach den ganzen Dramen der letzten Jahre bin ich unglaublich froh, dass wir beide es dieses Mal wirklich schaffen könnten, die Probleme, die unsere Beziehung jedes Mal vergiften, lösen zu können…, denn ich weiß, dass es unsere letzte Chance ist. Ich liebe meine Eltern, keine Frage aber als Scheidungskind aufzuwachsen ist einfach grauenvoll, ich habe meinen Dad über Jahre so gut wie nie gesehen und das will ich meiner Tochter ersparen. Ich habe immer um diese Beziehung gekämpft, weil ich mir geschworen habe nicht kampflos aufzugeben, wäre wirklich nichts mehr zu retten gewesen, dann hätten wir den Schlussstrich ziehen müssen, aber wir haben noch diese eine, letzte Chance das Ganze zu retten und die will ich mehr als nur ergreifen“, daheim angekommen begab er sich also unter die Dusche und diese tat ihm wirklich verdammt gut. Also frisch geduscht und umgezogen gesellte er sich zu ihr ins Wohnzimmer und lächelte. „Ja das klingt gut, das Essen im Krankenhaus war nicht unbedingt das Tollste, da sind solche Sandwiches eine willkommene Abwechslung und Kochen klingt auch sehr gut, mir steht auch wirklich nicht der Sinn danach, heute Abend auszugehen“, also setzten sie sich gemeinsam aufs Sofa und aßen in Ruhe ihre Sandwiches. „Ich muss nicht auf viel achten, keinen schweren Sport oder viel arbeiten und keinen Alkohol aufgrund der Medikamente und dem Schmerzmittel, sowie nichts zu fettiges essen, um den Magen nicht zu überreizen, das war es auch schon.“ Er lehnte sich zurück und sah an die Decke. „Weißt du, auch wenn meine Worte im Streit gesagt waren, es ging mir wirklich so, ich habe in letzter Zeit angefangen, mich in Frage zu stellen... wozu gebe ich mir noch Mühe, wenn ich dir sowieso niemals genügen werde? Andererseits wollte ich mich auch nicht verstellen, nur damit es dir passt. Ich liebe dich, ich habe dich immer geliebt… und als du damals mit Davis gegangen bist, war das für mich das Allerschlimmste, zumal er ja wusste wie ich für dich fühle… und das hat er ausgenutzt. Ken hatte die Stadt verlassen und alle anderen waren mehr sauer auf dich als auf Davis…, ich habe immer versucht irgendwie deinen Ruf noch zu retten…, aber ich habe mich auch alleine gefühlt, mit meiner Mum oder meinem Bruder konnte ich da nicht viel drüber reden, sie hätten es nicht verstanden.“ Er sah sie direkt an. „Ich habe mit Tai darüber geredet und er hat mir zugehört, obwohl er so viele eigene Probleme hatte, war er da, er wusste es auch schon seit langer Zeit, wie ich fühle, aber es war definitiv nicht seine Aufgabe es dir zu sagen und das hat er respektiert. Er hat mir gesagt, dass man manchmal warten muss, bis man sein Glück findet und die Dinge sich zum Guten wenden, also habe ich das getan, was ich immer getan habe, ich habe versucht, dein bester Freund zu sein, auch wenn ich nicht wusste, wie es dir geht, war es mir immer wichtig dir zu schreiben, wie die Lage hier aussieht, dass du mir fehlst und um mich zu vergewissern, wie es dir da drüben geht.“   Kari sah ihren Verlobten an, sie wusste, wie sehr er unter der Scheidung gelitten hatte. „Ich weiß natürlich nicht, wie es sich anfühlt, weil ich immer beide Elternteile hatte, aber ich kann mir vorstellen, wie das für dich war und ich will doch auch nicht, dass Aiko das erleben muss. Ich liebe dich T.K., auch wenn ich dir das in den letzten Monaten kaum gezeigt habe. Aber du bist mir wichtig und ich werde solange mit Masao weiter an mir arbeiten, bis wir unsere Probleme selbstständig aus dem Weg räumen können.“ Zu Hause bereitete Kari dann ja Sandwichtes vor und gemütlich verspeisten sie diese auf dem Sofa, während sie sich unterhielten und T.K. ihr aufzählte, womit er aufpassen musste. „Du hattest doch noch einige Rezepte von deinen Großeltern aus Paris, wollen wir davon nicht mal was ausprobieren?“, schlug sie vor, ehe T.K. mit einem Thema anfing, das sie nachdenklich stimmte. „Ich wollte dir nie das Gefühl geben, dass du nicht gut genug wärst, Keru. Ich weiß, dass ich dir Dinge gesagt und angetan habe, die dich schlechter gemacht haben, als du bist. Aber ich habe dich immer dafür bewundert, dass du so viel Energie hast, so unglaublich geduldig mit unserer Tochter bist und auch, dass du immer da warst, wenn ich nicht mehr konnte. Dass ich damals mit Davis ging, war der schlimmste Fehler meines Lebens, ich hatte nicht mal im Ansatz geahnt, dass er von deinen wahren Gefühlen wusste… und dass sie sauer auf mich waren ist doch klar, weil niemand die wahren Umstände kannte. Wobei auch nicht alle wussten, was da abgelaufen ist und was ich Ken eigentlich angetan habe. Dass er mir verziehen hat, dafür bin ich ihm wirklich dankbar, denn das ist nicht selbstverständlich. Ich kann dir nicht versprechen, dass wir nie wieder Meinungsverschiedenheiten haben werden, aber ich verspreche dir, dass ich mit dir rede, wenn ich den Eindruck habe, dass irgendwie wieder kritisch wird, damit du überhaupt die Chance hast, zu reagieren.“ Als er über Tai zu sprechen begann, hörte sie ihm aufmerksam zu, ehe sie seufzte. „Nein, das war wirklich nicht seine Aufgabe und das trage ich auch niemandem von euch nach, er wusste ja auch, dass ich eine Weile in dich verliebt war vor dem Unglück mit Davis, aber da hab ich meine Gefühle im Grunde auch nur beiseitegeschoben, aber Tai hat sich da nicht eingemischt, das steht ihm auch einfach nicht zu, ich hab mich in seine Gefühle für Mimi damals auch nicht eingemischt“, meinte sie nachdenklich, ehe sie sich leicht an ihn schmiegte und zufrieden durchatmete. „Dein Brief hat mich dazu bewegt, wieder nach Japan zu kommen. Eigentlich hatte ich mir geschworen, drüben zu bleiben, aber du hast mir damals wieder Hoffnung gegeben, Keru. Im Grunde habe ich dich immer geliebt, ich war nur zu blind, um es zu sehen. Das ist auch das Einzige, das ich bereue, meine Gefühle nicht eine einzige Sekunde.“   T.K. sah sie aufmunternd an. „Ich glaube auch fest daran, dass wir unsere Probleme aus dem Weg räumen können, Hika. Und ich denke einfach die Therapie mit Masao wird jetzt einen ganz anderen Verlauf nehmen, vor allem, wenn du ja jetzt auch ihm gegenüber mit offenen Karten spielst, so kann er gezielt an den Grundproblemen arbeiten, darauf bauen die anderen Dinge ja auch mit auf.“ Nachdem sie die Sandwiches verputzt hatten, nickte er, ihre Idee war gut. „Ja, ich habe noch so einige Rezepte von meinen Großeltern, das stimmt, wir können die ja nachher mal raussuchen und gucken, worauf davon wir Lust haben.“ Danach hörte er ihr zu und es ergab auch Sinn was sie sagte, er war anders an die ganzen Sachen heran gegangen als sie „Ich habe mich viel früher von Matt gelöst als du jetzt letztlich von Tai und ich denke da liegt der Unterschied, ich mache mit Aiko wahrlich nicht alles richtig, auch ich mache Fehler, aber das gehört dazu, denke ich, als Eltern macht man auch mal Fehler und auch du wirst das alles hinkriegen, sobald du lernst auf dich selbst zu hören, kannst du dich auch darauf konzentrieren, Aiko besser zu verstehen. Wir kriegen das alles hin Hika und was damals mit Davis war können wir nicht mehr ändern, aber wir können dafür sorgen, dass es unsere Beziehung nicht immer beeinflusst. Wir werden uns in Zukunft auch streiten, das bleibt nicht aus, aber wie du sagst, wenn wir es hinkriegen darüber zu reden, ohne dass jemand den anderen so an die Wand fährt, dann kriegen wir das auch gelöst, ohne dass es so eskaliert wie die letzten Male.“ Er legte die Arme um sie und küsste sie sanft aufs Haar „Wärst du drüben geblieben, wäre ich dir mit Sicherheit irgendwann gefolgt, mich hat hier nie wirklich was gehalten außer dir, ich hatte immer die Hoffnung, dass du wiederkommst und das hat mich dazu bewegt hier zu bleiben und zu warten, weil ich dich liebe, schon seit wir Kinder waren.“   Kari nickte, sie wollte es dieses Mal auch wirklich schaffen, also würde sie sich anstrengen und das tun, was Masao ihr sagte, denn ihm vertraute sie in dieser Hinsicht auf jeden Fall. Dass T.K. die Idee mit dem gemeinsamen Kochen gefiel, freute sie sehr und sie grinste leicht. „Das klingt gut, da ist bestimmt etwas dabei, was uns beiden zusagt!“ Allerdings schwenkte das Gespräch schnell in eine ernstere Richtung und Kari seufzte erneut, aber sie wusste, dass er Recht hatte. „Ich will auf keinen Fall, dass Davis weiterhin Einfluss auf unser Leben nimmt, er ist Vergangenheit und das soll er auch bleiben. Wir sind einfach verdammt früh Eltern geworden, da gehören Fehler wohl erst recht mit dazu, aber ich denke, dass wir beide es jetzt nur noch besser machen können. Und das fängt schon damit an, dass wir lernen, uns offen und ehrlich zu sagen, wenn wir nicht einer Meinung sind, das ist ja eigentlich auch nichts schlimmes, sondern macht die Beziehung dynamischer und hält sie am Leben.“ Sie lächelte leicht und dieses wurde noch breiter, als T.K. sie in den Arm nahm und sie sanft aufs Haar küsste, ehe sie dann aber leise kicherte. „Hmm das hätte ich dir auch wirklich zugetraut, T.K., aber ich war einfach zu blind zu sehen, dass du mich so viel mehr liebst, als ich das erwartet hatte. Aber jetzt können wir alles besser machen.“ Sie schmiegte sich an ihn und schloss ein wenig die Augen, sie war erschöpft von dem Gespräch bei Masao und war froh, dass sie den Tag entspannt mit ihrem Verlobten ausklingen lassen konnte.   T.K. dachte etwas über ihre Worte nach, kam aber im Endeffekt fast zu demselben Schluss. „Weißt du, am Anfang hat es mir doch etwas Angst gemacht, als du mir gesagt hast, dass du schwanger bist, unsere Beziehung war noch nicht auf einem Level, das eine gute Grundlage für so etwas war, ich denke einfach, dass wir beide mit vielen Problemen zu kämpfen hatten, die letztlich diesen immensen Stress ausgelöst haben, jeder wollte seine Vorstellung und seinen Kopf durchsetzen und es kam letztlich nie ein Kompromiss dabei herum, vor allem, als die Schwangerschaft weiter vorangeschritten war und auch als Aiko geboren war. Ich war ein paar Wochen bei Mimi in Behandlung gewesen, weil ich an einem Punkt war, an dem es mir schwerfiel, meiner Vaterrolle nachzukommen und das durfte einfach nicht sein, sie hat mir wertvolle Tipps gegeben, wie ich in bestimmten Situationen reagieren sollte oder kann, auch was dich betrifft. Ich habe dein Verhalten immer versucht zu erklären, herunterzuspielen oder es so herumgedreht, dass es meine Schuld halt war, aber jeder ist für sein Handeln verantwortlich und vorher haben wir Streit nie geklärt, sondern miteinander geschlafen und dann war die Sache für uns durch, obwohl das nicht so war. Sie hat mir halt gesagt, dass ich nicht immer nach Erklärungen suchen darf, sondern auch mal versuchen muss mich durchzusetzen, auch wenn es dir vielleicht nicht ganz passt, aber halt um dich runter zu holen wenn du in einem deiner Wutanfälle warst, das hat ja eigentlich auch ganz gut geklappt, ich habe dir verschwiegen, dass ich bei Mimi war, weil du sie ja zu dem Zeitpunkt bis aufs Blut gehasst hast und ich damit keinen Streit provozieren wollte, nachher hat es mich lustigerweise ziemlich angekotzt, dass du so an Tai geklebt hast, ich war genervt von ihm und von daher bin ich auch nie mitgegangen, wenn du mit Aiko zu ihm bist, ich hatte da einfach keine Lust drauf.“ Er hielt einen Moment inne, ehe er weitersprach. „Ich denke einfach, die Erziehungsmethoden als Eltern sind unterschiedlich, die beiden machen es mit ihren Kindern anders als wir mit Aiko, aber das ist ja auch voll okay, momentan ist Aiko ja etwas schwierig und das raubt mir die Nerven, aber das kriegen wir auch irgendwie hin, aber mit drei kleinen Kindern wären wir glaube ich richtig überfordert, deswegen reicht mir Aiko für die nächsten paar Jahre erst mal, ich liebe dich und Aiko über alles und das ist für mich das Wichtigste, Hika“, und wenn er ehrlich war, war er in dem Moment wirklich zu faul sich in die Küche zu bewegen, um nach Rezepten zu schauen.   Kari hörte ihrem Verlobten erst einmal zu Ende zu, ehe sie über seine Worte ebenfalls nachdachte und dann nickte. „Auch wenn ich damals gesagt habe, dass ich Aiko bereuen würde, so stimmt das nicht ganz. Aiko selbst bereue ich kein bisschen, eher bin ich wütend auf mich selbst, weil ich nicht besser darauf geachtet habe, dass wir verhüten, ich meine wir waren Mitte zwanzig und keine unwissenden Teenager mehr…, aber das ist jetzt nicht mehr zu ändern, wir haben denke ich das Beste daraus gemacht inzwischen, auch wenn diese Eskalationen in Zukunft echt nicht mehr sein müssen.“ Sie sah ihren Verlobten einen Moment an, dann sprach sie weiter. „Dass du bei Mimi warst wusste ich, Masao hatte es mir gesagt, die beiden hatten sich ausgetauscht, um mir besser helfen zu können, dass ich dir damals unterstellt habe, du würdest mich betrügen…, das konnte ich mir bis heute nicht verzeihen, deswegen habe ich immer noch Gewissensbisse“, gab sie ehrlich zu und seufzte ein wenig. T.K. hatte schon recht, deswegen widersprach sie ihm auch nicht, sondern versuchte ein wenig zu lächeln. „Wir sollten die Chance, die wir jetzt haben, nutzen, um das Beste aus allem zu machen. Dass Aiko aktuell schwierig ist, das ist für ihr Alter nichts Ungewöhnliches, Trotzphase eben, aber das geht auch vorbei. Und auch wenn ich manchmal sage, dass ein Geschwisterchen für sie toll wäre, habe ich sicher nicht vor, in den nächsten Jahren noch mal schwanger zu werden, wenn es passiert okay, kann man dann nicht mehr ändern, aber wenn es sich vermeiden lässt, dann umso besser.“ Sie sah den Blonden an und wirkte ziemlich nachdenklich. „Ich habe schon eine Weile darüber nachgedacht… willst du mich zu meinem nächsten Gynäkologentermin mal begleiten und wir lassen uns zwecks langfristiger Verhütung mal beraten? Dann hätten wir die Sorge aus dem Kopf und könnten uns vielleicht auch mal ungezwungener wieder näherkommen?“, schlug sie vor und wartete seine Reaktion ab, während sie sich noch enger an ihn schmiegte. Das Rezept von seiner Oma konnte auch noch warten, jetzt war sie einfach froh, dass er da war und sie ein bisschen Zeit für sich hatten.   T.K. schüttelte den Kopf. „Ich denke was das Thema Verhütung angeht, haben wir beide in dem Moment nicht aufgepasst, geschweige denn überhaupt daran gedacht, aber was passiert ist, ist passiert, da können wir jetzt nichts mehr dran ändern. Ich denke auch sein eigenes Kind kann man nicht bereuen, oder? Ich glaube, dass wir das ganze hinkriegen..., ich weiß zwar noch nicht zu einhundert Prozent wie, aber wir kriegen das hin.“ Er war irgendwie etwas überrascht, aber irgendwie auch nicht überrascht wegen der Sache mit Mimi. „Du hast davon gewusst? Das habe ich mit Absicht verheimlicht, damit kein Streit aufkommt, ach das mit den Betrugsvorwürfen ist vergessen Hika, ich bin dir deswegen nicht mehr böse oder sonst was ,schon lange nicht mehr, du solltest dir deswegen auch keine Vorwürfe machen, das will ich nicht, wir haben beide Dinge gesagt und getan, die nicht in Ordnung waren, aber ich habe dir und mir verziehen und fokussiere mich jetzt nur noch darauf, dass wir unsere Zukunft so gestalten, wie wir gemeinsam glücklich werden. Aikos Trotzphase merke ich, die hört absolut gar nicht mehr, manchmal muss ich halt laut werden, damit sie versteht, dass jetzt Schluss ist, in normalem Ton interessiert sie das nicht, deswegen mag sie mich momentan nicht so gerne, weil ich ihr halt verbiete Unsinn zu machen, das letzte Mal hat sie alleine mit ner Schere rumhantiert.“ Bei der Verhütungssache nickte er. „Ja, das können wir machen… ich will aber nicht, dass nur du dich um Verhütung kümmern musst, das ist doch irgendwie doof, aber sterilisieren lassen ist für mich noch keine Option, falls wir dann doch noch ein Kind wollen irgendwann geht das nicht mehr…, also so wie es dein Bruder und Mimi haben mit drei kleinen Kindern in den kurzen abständen…, puuh, das wäre für mich zu viel wenn Mako und Kazumi mit Aiko zusammen sind, kriegt man die ja kaum gebändigt, geschweige denn das Essen landet im Magen statt irgendwo im Raum.“   Kari musste nun doch leise lachen, ja sie waren wirklich etwas blauäugig an die Sache herangegangen. „Ich glaube, in dem Moment waren wir eben trotz unseres Alters doch eher wie zwei frisch verliebte Teenager und natürlich bereue ich Aiko nicht, ich war einfach nur etwas überfordert mit allem, da sagt man auch schon mal Dinge, die einem später leidtun, genau wie im Streit. Aber ja, wir bekommen das hin“, meinte sie durchaus zuversichtlich, ehe sie dann zu kichern begann. „Ach deswegen bin ich dir sicher auch nicht böse, das war damals durchaus besser, als wenn du es mir gesagt hättest. Ich bin froh, dass du mir diese blöde Aussage verziehen hast… hast du das, was du damals mit Mimi besprochen hast, jetzt besser im Griff oder belastet es dich immer noch? Sei bitte ehrlich Keru, nur so können wir gegebenenfalls eine Lösung finden, falls es da immer noch etwas gibt.“ Bei Aiko waren sie sich einig und T.K. würde jetzt etwas erleben, mit dem er sicher nicht gerechnet hatte. „Ich glaube, daran ist Tai auch nicht ganz unschuldig, er hat Aiko und Kazumi immer ganz schön verhätschelt und ich habe da mitgemacht, weil ich so darauf bedacht war, es ihm gleichzutun, weil seine Familie ja augenscheinlich so perfekt funktionierte. Ich habe aber begriffen, dass sie die Probleme nur anders angehen und sie sich anders äußern. Mimi ist da anders als ich… irgendwie schon lustig, früher war ich es, die immer alles für sich behalten und verdrängt hat und heute ist es eher bei Mimi so und ich bin diejenige, die alles nach außen trägt und sich Luft verschafft. Aber was Aiko betrifft, wir sollten uns ein paar Strategien überlegen, an die wir uns beide genauso halten, damit sie merkt, Mama und Papa ziehen an einem Strang, dann kriegt sie sich ganz schnell wieder ein, weil sie weiß, dass sie von keinem von uns was zu erwarten hat. Und wegen Tai rede ich mit Mimi, wenn sie ihrem Mann das gut begründet erklärt, dann lässt er das Verhätscheln sicher sein, auf Mimi hört er eigentlich immer.“ Als er das mit der Schere erzählte, wurde Kari ein wenig blass. „Oh Gott, na wie gut, dass du da konsequent geblieben bist, ist zwar eine Kinderschere, aber verletzen kann sie sich damit trotzdem.“ Kari war wirklich froh, dass Keru die Verhütungssache nicht nur auf sie schob, sondern sich auch Gedanken machte. „Danke, dass du dich auch als Teil davon siehst, das ist ja leider nicht selbstverständlich. Ich bin wirklich froh, dass ich zu der Zeit von Davis die Pille noch vertragen habe, sonst wäre ich da sicher mehr als nur einmal schwanger geworden“, meinte sie nachdenklich, nickte dann aber. „Nein, Sterilisation ist für uns noch zu früh, bei Tai und Mimi ist das denke ich okay, immerhin hat Mimi schon drei Schwangerschaften hinter sich und das Risiko steigt bei ihr ja jedes Mal durch die erste Fehlgeburt, die sie hatte. Wir können uns ja beraten lassen und zusätzlich mit Kondomen verhüten, dann sind wir doppelt abgesichert, was meinst du? Und ja, die drei sind kleine Teufel, du willst nicht wissen, was die sich in der KiTa manchmal leisten. Letztens hat Kazumi ihren gesamten Reis durch die Gruppe verteilt, wir haben Stunden gebraucht, um da alles wieder in Ordnung zu bekommen.“   T.K. lächelte sie beruhigend an. „Ja, ich habe es jetzt wesentlich besser im Griff, ich kann mit vielem besser umgehen und habe auch eine andere Sicht auf Dinge, das hilft oftmals sehr und wenn etwas ist, werde ich mit dir darüber reden Hika, versprochen.“ Er hörte ihr weiter zu und ja, er war tatsächlich etwas überrascht, aber das zeigte ihm auch, dass Kari sich Gedanken gemacht hatte, was ihren Bruder anging und das ganze Theater damit und das stimmte ihn positiv, sie wollte wirklich etwas verändern. „Ich denke jede Familie hat auf ihre eigene Art und Weise ihre Höhen und Tiefen, wir müssen nur einen vernünftigen Weg für uns finden, wie wir mit der ganzen Sache umgehen, aber da bin ich positiver Stimmung, dass wir das hinkriegen können Schatz, ich denke wir lassen die beiden erstmal wieder in ihren Alltag einkehren und reden dann mit Mimi was das angeht, eventuell hat sich ja bis dahin auch schon was geändert, nach dem Entzug wirkte er zumindest wesentlich klarer und reflektierter, also sehe ich auch das positiv. Und Kinderschere hin oder her, sie weiß, dass sie da alleine nicht dran darf und wenn sie es trotzdem tut, dann folgen eben Konsequenzen. Außerdem gehören beim Sex immer zwei dazu und schließlich soll es für uns beide schön sein und nicht nur alleine für mich, also kann ich mich auch an der Verhütungssache beteiligen. Wir schauen einfach, welche Methode neben dem Kondom für uns noch infrage kommt und vor allem, ob es neben der Pille noch etwas gibt, das du eventuell nicht verträgst, ich will auch nicht, dass du dich schlecht fühlst oder so, aber da finden wir eine Lösung und bis dahin kommen wir mit Kondomen auch ganz gut klar denke ich, da fällt uns schon was ein.“ Er nickte nachdenklich. „Ja, diese Fehlgeburt hat mich wirklich geschockt, es ist bemerkenswert, dass beide nach dem Verlust ihrer Kinder nicht aufgegeben haben und es freut mich zu sehen, dass es den dreien so gut geht, auch wenn sie Fehler machen, so fehlt es den Kindern an nichts. Und Aiko kann das mit dem Essen werfen auch sehr gut, da tun die sich alle nichts, aber das geht auch vorbei.“ Er zog sie sanft auf sich und lächelte. „Aber jetzt haben wir erstmal genug geredet finde ich, oder?“, ihm stand der Sinn jetzt mehr nach anderen Dingen als nach reden. Sanfte legte er seine Lippen auf ihre, um sie in einen Kuss zu verwickeln, der dann immer leidenschaftlicher wurde und er genoss es, dass er ihr nah sein konnte, ohne so verkrampft und angespannt zu sein.   Natürlich hatte sie sich Gedanken gemacht, sie wusste, dass das hier ihre letzte Chance sein würde. Ein weiterer Fehltritt und sie würde nicht nur ihren Verlobten verlieren, sondern auch ihre Tochter, ihr gesamtes Leben, alles was sie sich aufgebaut hatte, würde in tausend Scherben zerbrechen. Und das würde sie nicht zulassen, sie hatte so hart darum gekämpft, ihre schreckliche Vergangenheit mit Daisuke hinter sich zu lassen, dass sie nun nicht kampflos aufgeben würde. Ihr war klar, dass sie erst wieder als Familie zusammenwachsen mussten, aber sie hatten einander, ihre Liebe und ihre kleine Tochter, der Rest würde sich nun nach und nach ergeben. Sie nickte auf seine Worte und musste auch leicht schmunzeln, es stimmte schon, dass zum Sex immer zwei gehörten und dass er so viel Rücksicht nahm, tat einfach gut. „Wir gehen einfach zusammen zu diesem Gynäkologentermin und da finden wir sicher etwas, womit wir beide gut zurechtkommen, ohne komplett auf unseren Spaß verzichten zu müssen.“ Nun war Kai aber auch nicht mehr nach reden, sondern eher nach besagtem Spaß, also ließ sie sich nur allzu gerne auf den Kuss ein, der immer leidenschaftlicher und intensiver wurde und sicherlich würden sie ihre Aktivitäten bald vom Sofa aufs Bett auslagern, sie wollte sich fallen lassen können, für ihn, für den Menschen, den sie so sehr liebte, dass allein der Gedanke ihn zu verlieren ihr schon Schmerzen bereitete. Nie wieder würde sie dieses Glück mit ihrer eigenen Dummheit gefährden, das schwor sie sich und Kari wusste, dass Masao ihr dabei helfen würde, dass alles wieder in geregelte Bahnen kam.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)