Das Leben danach von KenIchijoji ================================================================================ Kapitel 58: Überredungskünstlerin Mimi -------------------------------------- Tai währenddessen hatte mit den Kindern den Nachmittag damit verbracht, für Mimi eine kleine Überraschung vorzubereiten, denn zusammen mit den Kindern hatte er einen Kuchen gebacken und ließ die Kinder den Kuchen auch verzieren und als Mimi dann heimkam, wurde sie auch direkt von beiden Kindern quasi zum Kuchen gezerrt. Tai schmunzelte. „Immer mit der Ruhe, lasst die Mama doch bitte in einem Stück“, er begrüßte sie mit einem sanften Kuss und lächelte. „Misaki schläft noch etwas, aber die Kinder wollten dir unbedingt einen Kuchen backen, also gibt es jetzt erstmal Kaffee und Kuchen, Deal?“   Kaum hatte sie die Haustür hinter sich geschlossen, wurde sie sofort von den Zwillingen belagert, die sie zu einem Kuchen zerrten, der wirklich absolut süß war. Sie erwiderte Tais sanften Kuss, widmete sich aber erst kurz den Kindern, bevor sie ihm antwortete. „Na ihr Racker, das habt ihr ja toll gemacht. Ab ins Bad und Händewaschen, danach könnt ihr euch an den Tisch setzen.“ Sie hatten im Badezimmer extra ein Waschbecken anbringen lassen, welches mit den Kindern mitwachsen würde, sodass sie so etwas wie Händewaschen alleine erledigen konnten. Danach schloss sie ihren Mann in die Arme und küsste ihn erneut sanft. „Hallo Liebling, na das ist ja eine schöne Überraschung, ich freue mich sehr! Ich habe euch vier vermisst“, meinte sie schmunzelnd, ehe sie sich dann im Flur mal richtig auszog. Der restliche Tag flog quasi an ihnen vorbei, nach dem Kuchenessen waren sie mit den Kids noch ein wenig nach draußen gegangen, damit sie sicher sein konnte, dass die Zwillinge abends todmüde ins Bett fielen. Abends teilten sie sich auf, während Misaki von Tai gewickelt und gefüttert wurde, schnappte sich Mimi ihre Zwillinge und las ihnen vor dem Schlafengehen noch eine Geschichte vor, aber sie schaffte nur zwei Seiten, als die beiden auch schon tief und fest eingeschlafen waren. Lächelnd schloss sie die Türe hinter sich und ging nach unten ins Wohnzimmer, wo sie ihren Mann bereits auf dem Sofa vorfand. Sie schmiegte sich an ihn, nachdem sie sich dazu gesetzt hatte und genoss einfach ein paar Minuten die Stille, ehe sie das Thema anschnitt. „Ich würde gern noch mal über das reden, was du mir im Urlaub erzählt hast. Tai, ich bin ehrlich, ich mache mir Sorgen um dich, weil du dir so viel zumutest.“ Sie setzte sich etwas auf, sah ihm in die Augen, drückte dabei leicht seine Hand. „Ich bin wirklich stolz auf dich, wie toll du das alles meisterst mit den Kindern, dem Haushalt, unserem Eheleben, aber wir müssen die Aufgaben gerechter aufteilen. Warum nimmst du so viel auf dich? Weil du mir beweisen willst, dass du alles kannst? Das musst du nicht, denn das weiß ich auch so. Ich bin ehrlich Tai, nach der Geburt der Zwillinge war ich etwas überfordert und hatte Zweifel, ob du das mit den Kids so hinbekommst, weil ich ja wusste, wie tief dich Takis Tod getroffen hat. Aber je öfter ich dich mit den Kindern gesehen habe, desto bewusster wurde mir, dass es keinen besseren Vater als dich für unsere Kleinen geben könnte und wenn ich heute für längere Zeit verreisen müsste, könnte ich die Kinder in deine Obhut geben, ohne mir auch nur die geringsten Sorgen machen zu müssen. Ich denke, dass du meine Zweifel sicher bemerkt hast und es tut mir leid, dass ich sie hatte. Aber es wird jetzt Zeit, dass wir einen guten Mittelweg finden, sonst schadest du dir auf Dauer mit deiner Überanstrengung nur selbst.“ Das Thema Psychologe würde sie behutsam angehen, da fiel sie jetzt besser nicht direkt mit der Tür ins Haus.   Tai war einfach nur zufrieden heute, er hatte mit den Kindern gebacken und Mimis Freude darüber war für ihn Lohn genug, ihren Kuss erwiderte er lächelnd. „Wir haben dich auch vermisst, Schatz“, danach verputzten sie den Kuchen und gingen draußen noch spazieren, das Wetter war nämlich herrlich und frische Luft tat den Kindern immer gut, danach gab es für die kleinen Abendbrot und dann machten sie die Kinder auch schon bettfertig, Misaki schlief auch relativ schnell, so konnte Tai sich in seine gemütlichen Klamotten schmeißen und es sich schonmal auf dem Sofa bequem machen bis Mimi kam. Als sie sich an ihn schmiegte, lächelte er und gab ihr einen sanften Kuss, er genoss diese ruhigen, entspannten Momente nach einem Tag voller Action und die Zwillinge hatten von Action definitiv nicht wenig, jedoch durchbrach Mimi dann diese Harmonie. Er seufzte „Du würdest dir selbst auch gut daran tun, nicht immer alles zu analysieren Schatz, das macht dir im Kopf nur Stress, ich sage manchmal einfach Quatsch, genau wie jeder andere auch. Ich mache die Dinge, weil ich sie machen will, ich habe vorher nie auch nur überhaupt was mit Haushalt am Hut gehabt, das hat sich aber geändert und je öfter ich die Dinge tue, desto leichter fallen sie mir, bevor wir uns wiedergesehen haben, war mir Haushalt egal. Ich habe meine Wäsche gewaschen und Fast Food gegessen, das wars dann auch, der Rest war mir egal, aber die Hochzeit, die Schwangerschaft, das hat alles verändert, ich will für meine Kinder auch ein Vorbild sein, es musst nicht alles pikfein sein, aber aufgeräumt und sauber. Ich möchte, dass meine Kinder vernünftig aussehen und auch in einem vernünftigen Haushalt aufwachsen, da gehört das nun mal dazu, nur weil du eine Frau bist heißt es ja nicht, dass alles an dir hängen bleiben muss, du arbeitest schließlich auch hart für alles und wenn ich dir das Kochen oder den Haushalt mal abnehmen kann, dann finde ich das nur fair. Wenn ich auf Tour bin schmeißt du hier schließlich auch alles alleine, also kann ich genauso dir das abnehme, wenn ich zu Hause bin und nicht arbeiten muss.“ Er straffte die Schultern und sah sie an „Nach der Geburt waren wir beide überrumpelt, alleine wegen dem Bangen um Kazumi, aber wir haben das alles irgendwie hinbekommen, es war nicht einfach klar, aber ich habe bei den Kindern immer auf mein Bauchgefühl gehört, ob sie nun Hunger hatten oder die richtige Dosierung vom Pulver und und und…,  wir beide sind mit den Aufgaben gewachsen, ich versuche nur die Balance zu halten zwischen uns als Partnern und uns in der Funktion als Eltern, noch eine Ehekrise möchte ich nicht, klar wir zoffen uns auch mal aber wenn wir doch solchen Krisen vorbeugen können, wieso sollten wir es nicht auch tun? Daran ist ja nichts Verwerfliches, finde ich zumindest. Und deine Zweifel waren spürbar, in deinen Blicken und deiner Körperhaltung, wenn ich die Kinder hatte, hat man es gemerkt, ich habe nur nie verstanden, wieso du nichts gesagt hast, ich wollte dich aber auch nicht vor den Kopf stoßen, indem ich dir das vorwerfe. Aufgrund meiner ganzen Misserfolge, sowohl als Mensch als auch so im Leben, konnte ich es irgendwo verstehen, dass du mir das nicht zutraust, das war im Prinzip nichts Neues für mich, dass die Leute mir verantwortungsvolle Aufgaben nicht zutrauen, aber es ist schön zu hören, dass deine Zweifel mittlerweile weg sind.“ Jetzt lehnte er sich zurück und sah sie an „Aber ich glaube nicht, dass du wegen einer dämlichen Aussage jetzt so in Sorge gerätst, also erzähl, was steckt da wirklich hinter? Es kann nicht nur die Sorge sein, dass ich mich überanstrenge.“   Nach dem gemütlichen Nachmittag mit ihrem Mann und den Kids hatte Mimi ein echt schlechtes Gewissen, Tai wieder mit dem Vergangenen zu konfrontieren, aber es musste sein, denn sonst würde er auf Dauer damit nicht nur sich zu Grunde richten, sondern auch seine Familie, das hatte Mimi nach dem Gespräch mit Masao begriffen. Und Tai zeigte ihr auch wieder, dass es nötig war, denn er wehrte sofort ab, was Mimi leicht frustriert aufstöhnen ließ. „Siehst du, das meine ich, du blockst immer nur ab, statt auch mal zuzugeben, dass ich recht habe und normalerweise belasse ich es auch dabei, aber Tai… du brauchst Hilfe, so kann es nicht weitergehen. Klar ist es toll, dass du den Haushalt machst und dir das wichtig ist, aber du kennst deine eigenen Grenzen nicht. Vorbild sein ist gut, aber das klappt nicht, wenn du dich bis zur Erschöpfung übernimmst. Ich sage ja nicht, dass du den Haushalt nicht mehr machen sollst, aber ich fände es besser, wenn wir es gerecht aufteilen, weil oft machst du alles, obwohl ich diejenige war, die die Nacht durchschlafen konnte und ich merke, dass du es tust, weil du mit deinen Gedanken nicht zurechtkommst. Ich rede nicht von den Tagen, an denen du auf Tour bist oder ich arbeiten, ich meine die Tage, an denen wir beide da sind, da lässt du mir doch gar nichts zu tun übrig, sei wenigstens ehrlich. Ich bin stolz auf dich, versteh mich bitte nicht falsch Tai, ich finde es klasse, wie du dich entwickelt hast, wie du mit den Kids klarkommst und sicher möchte ich auch nicht streiten oder eine Ehekrise, aber die werden wir zwangsläufig bekommen, wenn wir deine Vergangenheit nicht endlich aufarbeiten. Ich will nicht, dass unsere Ehe, unsere Familie irgendwann zerbricht, weil die Vergangenheit dich eingeholt und im Inneren gebrochen hat, verstehst du? Aber Tai… ich liebe dich, mehr als ich je einen Menschen geliebt habe und genau deswegen kann ich nicht mehr objektiv sein. Ich nehme dich viel zu oft in Schutz, packe dich in Watte, statt das zu tun, was dir Heilung bringen würde, nämlich dich mit der Nase darauf zu stoßen.“ Sie atmete einmal tief ein und aus, dann redete sie weiter. „Du merkst es selbst nicht mehr, aber du willst immer alles unter Kontrolle haben, allein der Gedanke, dass deine Kinder mal nicht in deiner Nähe sind, treibt dich in den Wahnsinn und das ist nicht normal, Tai. Du hast Verlustängste, ein Trauma, dass durch all die Menschen entstand, die du verlieren musstest. Und auf Dauer wird sich dieses Trauma auch auf mich auswirken und auf die Kinder und ich möchte gern verhindern, dass es so weit kommt, denn dadurch wirst du uns zweifelsfrei eines Tages verlieren, weil du uns keine Wahl lässt oder dich selbst zerstört hast. Masao hat es mir heute noch mal deutlich gesagt, dass unsere Kids gefährdet sind, wenn nicht bald etwas passiert und ich weiß, dass du das nicht willst, weil du sie bedingungslos liebst. Durch deine Verlustangst engst du sie über kurz oder lang in ihrer Entwicklung ein und es könnte passieren, dass sie damit eine Abneigung gegen dich entwickeln und das wollen wir beide nicht!“ Sie sah ihn ernst an, es tat ihr leid, so hart zu sein, aber es gab keinen Ausweg, sie musste ihm das platt vor den Kopf sagen, auch auf die Gefahr hin, dass sie ihn damit verletzte. „Ich wollte immer nur dein Bestes, deswegen habe ich damals deine Behandlung auch weitergeführt, nachdem wir schon verheiratet waren. Aber ich habe inzwischen erkannt, dass man jemanden nur richtig behandeln kann therapeutisch, wenn man unbefangen ist und ich bin nicht bereit, meine Gefühle, meine Ehe aufzugeben, um dich therapieren zu können, Tai. Aber Fakt ist, du brauchst professionelle Hilfe, jemanden, der auf Traumatherapie spezialisiert ist. Und deswegen, Tai, möchte ich, dass du zu einem speziell ausgebildeten Psychotherapeuten gehst. Ich habe von Masao eine Kontaktadresse bekommen und ich möchte dir dort morgen gerne einen Termin machen. Durch meine Gefühle kann ich nicht dafür sorgen, dass du dich mit den unangenehmen Dingen auseinandersetzt, mit denen du dich auseinandersetzen solltest, damit es deinen Kindern gut geht und sie gesund aufwachsen können, weil ich es nicht ertragen kann, dich zu verletzen, dich traurig zu sehen, aber es muss sein Tai. Um unserer Kinder willen und auch für unsere Ehe, bitte lass dir helfen.“ Sie sah ihn an und eine Träne rann über ihre Wange. „Ich kann nachts vor Sorge um dich nicht mehr einschlafen, ich habe ewig hin und her überlegt, aber ich vertraue Masaos Kollegin, sie arbeitet mir Dr. Shihito halbtags zusammen und Masao hat eine gute Menschenkenntnis, er vertraut ihr auch ohne mit der Wimper zu zucken. Aber damit das funktioniert, ist es wichtig, dass du auch genau das machst, was der Therapeut dir sagt. Denk dir einfach, dass du es für deine Kinder machst, für unsere Zukunft. Ich weiß, dass das nicht einfach wird, aber ich glaube an dich, ich hatte einst Zweifel, aber ich weiß jetzt, was für ein Mensch du bist, ich liebe dich Tai und nur der Tod wird dafür sorgen, dass ich mich je von dir trenne. Aber ich will nicht, dass du dir irgendwann das Leben nimmst, weil du dir die Schuld daran gibst, dass irgendetwas mit den Kindern ist… bitte Tai, ich habe Angst um dich und ich hoffe, dass du mir vertraust, dass nach dieser Therapie alles besser sein wird.“   Tai seufzte, denn er verstand nicht, wieso sie das Thema jetzt an so einem schönen Tag aufbringen musste und damit die Stimmung auch dahin war, die so entspannt gewesen war. „Du warst diejenige, die schwanger war und mit den Nebenwirkungen zu kämpfen hatte..., ich dachte einfach, es wäre nur fair dir auch mal eine Auszeit zu gönnen... ja ich mache mehr im Haushalt, aber daran sehe ich nichts Schlimmes…, so hast du auch mal etwas mehr Zeit mit den Kindern und musst dich nicht um den Haushalt kümmern. Wenn du sagst nur der Tod kann uns trennen, wieso glaubst du dann ich werde euch verlieren? Das widerspricht sich..., natürlich bin ich beruhigter, wenn die Kids bei uns sind... aber das doch normal. Als Eltern sorgt man sich doch immer etwas um die Kinder, wenn sie noch so klein sind und nicht da. Ich kann meine Vergangenheit nicht ändern, ich hätte mir auch gewünscht, dass es damals anders gelaufen wäre, aber ich kann es heute nicht mehr ändern..., ich bin nun mal der, der ich heute bin. Bisher lief alles gut und weil Masao dies und das sagt, läuft jetzt plötzlich nichts mehr gut? Das verstehe ich einfach nicht...“ Er straffte die Schultern und schaffte etwas Distanz zwischen sich und Mimi, denn die brauchte er in diesem Moment auch. „Ich habe immer nur versucht mein Bestes zu geben, für dich und für unsere Kinder, für unsere Familie und ich will auch nicht, dass sie mich irgendwann hassen. Ich glaube auch nicht, dass das jemals passieren wird, ich wünschte, ich hätte diese doofe Bemerkung nicht gemacht, dann wäre jetzt alles in Ordnung und wir müssten über so eine Scheiße nicht diskutieren. Deine Behandlung war auch gut und hat sehr gut geholfen, du hast mir fast gar nichts durchgehen lassen, aber wenn andere dir sagen es ist so und so, dann ist es natürlich auch so, weil sie ja jeden Tag mit dabei sind und unseren Alltag kennen, schon klar.“ Er fuhr sich durchs Haar, sichtlich am Hadern, wie er das Ganze bewerten sollte, einerseits würde er alles tun was gut für seine Familie ist, andererseits sah er die ganzen Dinge nicht so schlimm, wie Mimi sie darstellte, er war verwirrt. Als er ihre Träne sah, musste er schlucken. „Wieso hast du denn nicht mal mit mir geredet? Das du so krank vor Sorge um mich bist wusste ich nicht..., ich hatte dir versprochen dich glücklich zu machen, aber ich glaube eher ich mache dich momentan nur unglücklich, anstatt dafür zu sorge, dass es dir gut geht, bereite ich dir nur Kummer...,das war niemals meine Absicht, ich hatte gedacht du wärst glücklich, aber anscheinend... war ich einfach nur blind..., es tut mir leid, was ich dir antue.“ Ihm war augenblicklich schlecht geworden und alle Gefühle prasselten auf ihn ein und es fühlte sich erdrückend an, die Ehekrise nach dem Unfall war wieder voll präsent in seinem Kopf, schon damals hatte er sie unglücklich gemacht und nun tat er es schon wieder… und das erinnerte ihn an die Worte von damals..., dass er ein Versager sei, der alles irgendwann kaputt mache... und er war gerade geneigt das zu glauben..., denn wieder war Mimi traurig wegen ihm... und das zerriss ihm schier das Herz. Er atmete tief durch und wischte ihr die Träne weg. „Okay..., versuchen wir es..., aber ich tue das nicht, weil ich daran glaube, dass irgendein Fremder der Meinung ist mir helfen zu können..., ich tue das nur für dich..., weil es dein Wunsch ist. Ich liebe dich Prinzessin, mehr als alles andere auf der Welt, egal was passiert“, er hätte sie auch anlügen können, aber davon hielt er gerade nichts, er glaubte null daran, dass ein fremder für ihn eine Hilfe war, zumal es ihm widerstrebte, einem Fremden Einblick in sein Gefühlsleben zu geben, er tat es nur aus Liebe zu seiner Frau und seinen Kindern, dass er sie alle damit fast ins Verderben stürzen würde, war beiden zu diesem Zeitpunkt durchaus nicht klar gewesen.   Mimi ließ ihn einfach erst mal reden, das war genau das, was Masao ihr erklärt hatte, er suchte Ausreden und Erklärungen, warum er dieses oder jenes tat, statt sich wirklich mal damit auseinander zu setzen. Dass er Distanz zwischen sie brachte, tat weh und schmerzte, aber Mimi wusste, sie durfte jetzt nicht einknicken. „Masao hat mir lediglich meine Beobachtungen und Eindrücke erklärt, die ich selbst hatte, ich habe ihn um Rat gebeten, sonst hätte er sich sicherlich kein Urteil erlaubt, aber er hat nun einmal Recht damit, dass ich als deine Frau zu befangen bin, Ehepartner können sich nie gegenseitig therapieren. Und es lief nur deswegen nach außen hin alles gut, weil ich dich einfach hab machen lassen, aber es bringt nichts mit dir darüber zu diskutieren gerade, weil du es sowieso nicht zugeben würdest, wie du dich wirklich fühlst. Ich hab immer wieder lockergelassen, wenn es mal ernst wurde, um keinen Krach zu provozieren, so wie T.K. damals bei Kari und wohin das geführt hat, wissen wir alle. Ich will nicht irgendwann vor der Wahl stehen müssen, mich für die Kids allein entscheiden zu müssen, damit sie gesund aufwachsen. Ich weiß, dass du dein Bestes gibst, aber du musst dir endlich auch mal eingestehen, dass du kein perfekter Mensch bist, sondern auch Fehler hast! Das macht dich doch erst recht liebenswert, krieg das endlich mal in deinen verdammten Dickschädel!“   Sie sah ihn ernst an, eine Mischung aus Wut, Trauer, Frustration und Verzweiflung spiegelte sich auf ihrem Gesicht wider. „Oh doch mein Lieber, ich bin froh, dass du diese Aussage gemacht hast, denn sonst wäre es irgendwann so eskaliert, dass man nichts mehr hätte tun können!“ Die Träne, die sich schließlich den Weg über ihr Gesicht bahnte, schien ihn endlich zu erreichen und sie wischte sich über die Wangen, aber es kamen immer wieder Neue nach. „Hör verdammt noch mal auf, dich zu entschuldigen! Ich kann es nicht mehr hören, Tai. Warum ich nicht mit dir geredet habe? Weil ich es schon viele Male versucht habe, es aber nie bei dir ankam. Du jedes Mal mich irgendwie um den Finger gewickelt hast, vom Thema abgelenkt hast, damit wir wieder ‚glücklich‘ sind. Aber Tai, dieses Glück ist nur eine Illusion. Wie sollen wir glücklich sein, wenn du jeden Tag innerlich von deinem Trauma, deiner Angst zerfressen wirst. Du bist nicht blind Tai, aber deine Seele ist krank und braucht Hilfe… weil dir so vieles wiederfahren ist, was für ein Menschenleben mehr als ausreicht. Und deswegen musst du dir endlich helfen lassen, ich will nicht mitansehen müssen, wie du dir vielleicht irgendwann selbst etwas antust oder dich umbringst… du merkst nicht, wie nah du diesem Abgrund bist, aber ich weiß es Tai, ich sehe es in deinen Augen…“   Sie atmete tief durch und als Tai schließlich einwilligte, entwich ihr ein erleichterter Seufzer. „Danke Liebling, ich glaube schon, dass dir das etwas bringen wird, also bitte hör einfach darauf, was er dir sagt, er ist der Experte auf diesem Gebiet und wird schon wissen, wie das richtig anzugehen ist. Und bitte sprich offen und ehrlich mit ihm, egal was er dich fragt. Mehr verlange ich nicht.“ Sie lächelte ihn zaghaft an, beugte sich vor und gab ihm einen Kuss. „Ich liebe dich Tai, für immer. Danke.“ Dass sie ihn damit quasi ans Messer lieferte, würde ihr später sicherlich noch ordentlich Gewissensbisse bereiten.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)