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Das Leben danach

von
Koautor:  Teky95

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo und willkommen zum neuen Kapitel!
Wie bereits im vorherigen angekündigt liegt der Fokus dieses Mal auf Hikari, die Masao ihre Sorgen anvertrauen wird. Dabei kommt so einiges ans Licht. Viel Spaß beim Lesen.

Zeitliche Einordnung:
Mittwoch, 28. Dezember 2016
Uniklinikum Tokyo
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Hikaris Sorgen

Mimi legte Takeru beruhigend eine Hand auf die Schulter. „Lass es gut sein Takeru, denk an Kari und das Baby, sie braucht dich jetzt mehr als je zuvor.“ Sie kam jedoch nicht dazu, noch mehr zu sagen, denn Takeru lief bereits nach oben. Sie folgte ihm, aber da sie während der Schwangerschaft kein Ausdauertraining mehr gemacht hatte, kam sie nicht so schnell nach und wäre stattdessen fast in Dr. Watanabe hineingekracht. „Entschuldigen Sie, ich wollte eigentlich Takeru hinterher, aber vielleicht ist es besser, wenn er mit Kari alleine bleibt. Es ist schön, Sie wiederzusehen Dr. Watanabe.“ Besorgt sah sie ihn an. „Ist mit meiner Nichte alles in Ordnung? Kari hatte sich wohl heftig mit ihrem Verlobten gestritten.“ Schweigend wartete sie dann seine Reaktion ab.

Was Mimi Takeru über die Beziehung von Daisuke und Hikari erzählte, ließ diesen fast erstarren und in seinem Gesicht machte sich blanke Wut breit...er hatte sie vergewaltigt…seine Hika und er war davongekommen? „Wenn er mir noch einmal begegnet...bringe ich ihn um“, er war angespannt und er meinte todernst, was er sagte, niemand würde ungestraft seiner Frau wehtun und erst recht kein elender Lügner und Feigling. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt, er wusste gerade nicht, wie er damit umgehen sollte. Er würde herausfinden, wo Daisuke nun war und dann würde er ihn bezahlen lassen für das, was er Hika angetan hatte, jetzt ergab das alles für ihn Sinn. Sie wusste nicht mit seiner Art umzugehen..., weil er nicht schrie und auch keine Gewalt anwendete...sie meinte es nicht böse...sie war überfordert gewesen mit seiner Art und ohne weiter abzuwarten, sprintete er nach oben, wo ihm auf den Weg auch schon Dr. Watanabe entgegen kam, der ihm noch sagte wo er Hika finden würde. Er begab sich ohne Umwege zu dem Raum, hielt vor der Tür kurz inne, bevor er diese öffnete und tatsächlich Hika vorfand. Er blieb im Türrahmen stehen und sah sie einfach nur an.

 

Einige Zeit zuvor

 

Hikari hatte sich ein Taxi gerufen und ursprünglich wirklich vorgehabt, zu ihren Eltern zu fahren, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, also änderte sie kurzerhand die Route auf das Uniklinikum. Sie wusste, würde sie ihr Kind verlieren, würde das ihrer Beziehung mit Takeru den letzten Gnadenstoß geben. Seit ihre Nichte Kazumi mit diesem Herzfehler zur Welt kam, hatte sie Angst davor, eine Beziehung zu ihrer Tochter aufzubauen. Sie wusste genau, wenn sie sterben würde, würde sie selbst das auch nicht überleben, wenn sie zu sehr an ihr hing, also blieb sie emotional auf Abstand. Aber damit trieb sie ihren Verlobten in den Wahnsinn, egal was sie tat, sie schadete nur allen. Manchmal fragte sie sich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn sie damals an dieser Grippe gestorben wäre. Ihre Eltern und ihr Bruder hätten darunter gelitten, aber den anderen wäre das Leid erspart geblieben, insbesondere Takeru. Ihr war so schlecht, als sie in der Klinik ankam und meldete sich sofort am Empfang, ehe sie wenig später im Zimmer von Dr. Watanabe saß. Er war zwar Kinderarzt und kein Gynäkologe, aber alle Ärzte bekamen eine Grundausbildung, bevor sie sich spezialisierten und konnten daher immer auch allgemeinmedizinische Behandlungen durchführen. Nervös hatte sie die Hände in den Schoß gelegt, während sie auf der Liege saß und darauf wartete, dass der Arzt kam. Sie war blass, auf ihren Wangen sah man immer noch die Tränenspuren.

Masao hatte gerade seine Schicht begonnen und die ersten Untersuchungen durchgeführt, als ihm Kari als Patientin zugewiesen wurde. Also machte er sich auf den Weg zum Behandlungszimmer und schloss die Türe hinter sich, als er eintrat.

„Guten Tag, Frau Yagami“, er reichte ihr die Hand und setzte sich dann ihr gegenüber. Er ließ es sich nicht anmerken, aber er hatte im Gefühl, dass irgendwas nicht stimmte, aber das würde er noch herausbekommen. „Also, was führt Sie heute hierher?“

Hikari blickte auf, als der junge Arzt hereinkam und reichte ihm ebenfalls die Hand. „Guten Tag, Dr. Watanabe. Ich mache mir etwas Sorgen, seit heute Morgen fühle ich mich nicht gut und mein Gynäkologe hatte mich gebeten, zum Arzt zu gehen, wenn ich das Gefühl bekomme, dass etwas nicht stimmt. Die Kleine ist schon wieder so unruhig, sie hat einen unregelmäßigen Herzschlag und ich hatte schonmal leichte Wehen, daher sollte ich mich die letzten Wochen schonen. Ich will nur wissen, ob ich mir Sorgen machen muss oder nicht. Ich will das Kind nicht verlieren, das würde mein Mann nicht verkraften.“ Sie sah ihn an und wartete ab, was er tun würde.

Masao hörte sich ihr Anliegen an und hob eine Braue. „Sie sagen, das würde Ihr Mann nicht verkraften“, er sah sie an. „Wieso lassen Sie sich da aus der Sache raus?“, er holte das nötige Instrument hervor und hörte den Herzschlag des Babys ab. „Dem Baby geht es gut, der Herzschlag ist in Ordnung“, er legte alles wieder beiseite. „Aber sagen Sie mal, was ist mit Ihnen los?“

 

Hikari war gar nicht aufgefallen, dass sie das so formuliert hatte und meinte ausweichend. „Na, dass es mich betrifft, ist ja klar, ich bin doch die Mutter, nicht wahr?“ Sie lächelte unsicher und das Lächeln erreichte ihre Augen nicht. Sie wartete ab, bis er die Untersuchung abgeschlossen hatte und seufzte erleichtert. „Da bin ich aber beruhigt. Aber warum ist sie dann so unruhig?“, fragte sie unsicher. Der nächste Satz von Masao gab ihr allerdings den Rest. „Was meinen Sie damit, was mit mir los sei? Ich bin nur ein bisschen nervös gewesen, weil ich dachte, dass mit dem Kind etwas nicht stimmt, ansonsten ist alles bestens.“ Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, immerhin hatte sie ihn eiskalt angelogen. Sie wollte aufstehen, doch ihre Hände zitterten, genauso wie ihre Beine, also blieb sie sitzen und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Das alles hier war einfach zu viel für sie. Wenn dieses Kind doch nur endlich aus ihr heraus wäre. Dann hätte sie Gewissheit und bräuchte keine Angst mehr zu haben. Durch die Nervosität sank ihr Kreislauf endgültig in den Keller und sie konnte der weißen Wand hinter sich inzwischen Konkurrenz machen. Sie hatte fast schon eine Panikattacke.

Schon als er es sah, reagierte Masao und legte sie auf der Liege hin und verpasste ihr erst einmal einen Tropf mit einer Kochsalzlösung, um zu verhindern, dass sie dehydrierte und ihr Kreislauf komplett absackte. „Frau Yagami, jetzt beruhigen Sie sich erst einmal und atmen tief durch und vor allem sind Sie eine schlechte Lügnerin gerade“, das würde wohl seine psychologischen Kenntnisse erfordern und ein Stück Arbeit werden.

„Ihre Tochter ist unruhig, weil Sie es sind, die Kleine, sie spürt, wenn es Ihnen nicht gut geht und das ist eine Art Warnung an Sie, dass Sie was dagegen machen sollen, solange Sie unruhig und nervös sind, ist es Ihre Tochter auch. Ihre Tochter ist entspannt, wenn Sie es auch sind“, er setzte sich auf den Stuhl neben ihr. „Und jetzt erzählen Sie, was ist wirklich los? In dem Zustand lasse ich Sie unter keinen Umständen gehen und wir werden ihren Verlobten benachrichtigen, damit dieser ebenfalls Bescheid weiß.“

 

Kari wusste gar nicht, wie ihr geschah, als sie plötzlich auf der Liege lag und eine Infusion im Arm hatte. Natürlich hatte Masao sie durchschaut und so versuchte sie, tief ein- und auszuatmen, bis ihr Herzschlag sich wieder einigermaßen gefangen hatte. Als er ihr erklärte, warum sie so unruhig war, nickte sie nur stumm, im Grunde hatte sie die Antwort doch auch gewusst. Doch als er sich neben sie setzte und meinte, er würde ihren Mann informieren, schoss sie hoch und hätte sich beinahe die Kanüle herausgerissen. „NEIN! Kein Wort zu Takeru, bitte...“, setzte sie am Ende noch kleinlaut hinzu und ließ sich wieder zurücksinken. „Ich werde später jemanden anrufen, der mich abholt, aber ich möchte ihn jetzt nicht sehen. Außerdem würde er eh nicht kommen“, setzte sie noch leise hinterher und ganz ohne ihr Zutun liefen ihr wieder die Tränen. Sie wischte sie mit dem Ärmel ihrer Bluse weg und drehte dann den Kopf etwas, um dem Arzt in die Augen zu sehen.

Sie schluckte, was sollte sie nur sagen? Aber er würde ja doch keine Ruhe geben, bis sie die Wahrheit gesagt hatte. „Sie wollen wissen, was wirklich los ist? Ich denke, die Antwort wird Ihnen nicht gefallen. Ich habe gemerkt, dass ich dieses Kind nicht haben will, ich empfinde absolut gar nichts, die ganze Schwangerschaft ist für mich nur eine Qual. Ich bereue es, dieses Kind in die Welt gebracht zu haben. Es wird nur Qual und Leid erleben und ich werde dafür verantwortlich sein. Hätte ich an dem Tag unserer Verlobung nicht darauf bestanden, gewissen Spaß an diesem Strand zu haben, dann hätten wir dieses 'Problem' jetzt nicht.“ Sie schaute wieder an die Decke, ihre Stimme klang kalt und emotionslos.

Mit ihrer Reaktion hatte Masao die Antwort, die er brauchte. Das mit dem Bescheid sagen ließ er vorerst unter den Tisch fallen. „Wenn Sie Ihr Kind als Problem ansehen, wieso kamen Sie dann so oft zur Untersuchung von Anfang an? Und haben Angst, wenn es Unregelmäßigkeiten gibt? Sie flüchten sich in den Gedanken, dass Sie Ihr Kind nicht wollen, weil es einfacher ist, als sich darum zu sorgen, ob auch alles okay ist. Das, was Sie haben, erleben die meisten Frauen eigentlich erst nach einer Schwangerschaft, postnatale Depressionen nennt sich das, und Sie leiden an einer Präform davon“, er sah sie nun wieder direkt an.

„Wieso glauben Sie, Sie würden ihr Kind quälen und leiden lassen? Gehen Sie in sich, Frau Yagami und sagen Sie mir, ab wann Sie das Gefühl hatten, dass Sie dieses Kind nicht mehr wollen, denn bei der Geburt der Kinder Ihres Bruders schienen Sie noch total ungeduldig zu sein und konnten es kaum erwarten, Mutter zu werden.“

Er fürchtete die Antwort schon zu kennen, aber er wollte es aus ihrem eigenen Mund hören, was nun wirklich Sache war. Und er würde sich womöglich noch mit dem Kindsvater auseinandersetzen müssen.

 

Masaos Worte trafen Kari direkt ins Herz und sie begann wieder zu schluchzen. „Ich kann den Gedanken nicht ertragen, sie sterben zu sehen. Nachdem ich gehört habe, dass Kazumi vielleicht stirbt… da ist alles in mir zusammengebrochen und ich habe gemerkt, dass ich den Gedanken nicht ertragen könnte, sie zu verlieren, wenn ich sie zu nah an mich heran lasse...und seitdem wünsche ich mir so sehr, dass ich gar kein Kind bekommen würde, dann müsste ich diese Angst nicht haben. Ich weiß, Takeru freut sich auf das Baby, aber immer, wenn er mich mit seiner Freude überhäuft… es verletzt mich so sehr, weil ich weiß, dass ich ihn enttäuschen werde. Es gibt schon so viele Monate Komplikationen, ich glaube einfach nicht daran, dass ich ein gesundes Baby bekommen werde. Mimi war eine vorbildliche Schwangere, keine Probleme, keine Kotzerei am Morgen, keine Stimmungsschwankungen und trotzdem kam ihr Baby krank auf die Welt. Sie hatte nie die Sorgen, mit denen ich mich herumschlagen muss, ihr Mann stand immer hinter ihr, hat alles für sie aufgegeben...ich kann das einfach nicht mehr. Wäre dieses Ding nicht in mir drin, wäre ich gar nicht mehr da.“ Und wieder liefen ihr die Tränen. „Wenn Sie sagen, diese Depressionen sind daran schuld, dann geben sie mir einfach was, damit es aufhört und ich mein Leben wieder leben kann. Bevor diese Babys in unsere Leben kamen, war alles gut, aber sie machen alles kaputt...“

Masao hörte ihr aufmerksam zu und wusste, jetzt war Fingerspitzengefühl gefragt. „Frau Yagami, hören Sie... Ihrem Kind geht es gut, die Vitalwerte, es ist alles in bester Ordnung. Es gibt Schwangere, die haben noch mehr Probleme als Sie, Sie setzen sich selbst zu viel unter Druck“, seine Stimme war sanft. „Sie müssen keine Erwartungen von irgendwem erfüllen, in Ihrem Herzen freuen Sie sich auf das Kind, das zeigt alleine schon, dass sie Angst haben, es könnte der Kleinen was passieren. Natürlich könnte ich Ihnen Antidepressiva geben, aber die lösen das Problem nicht, sie unterdrücken es nur und das wird dann nur noch schlimmer. Stellen Sie sich für sich selbst die Fragen: Sind Sie glücklich in Ihrem Leben? Haben Sie das Gefühl, Ihr Verlobter stünde nicht hinter Ihnen?“

Was sie über Mimi sagte, war quasi eine Schlüsselaussage. „Mal ganz ehrlich gesagt, sind Sie eifersüchtig auf die Frau Ihres Bruders? Weil bei ihr allem Anschein nach alles perfekt läuft? Sie hatte auch Angst um die Babys, vergessen Sie nicht, dass sie davor schon eine Fehlgeburt erlitten hatte, Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten haben, werden oft nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit überhaupt noch einmal schwanger und ich glaube nicht, dass Sie da gerne tauschen wollen würden.“ Er stand auf und holte ihr ein Glas Wasser, was er ihr reichte, bevor er sich wieder setzte.

„Ich habe die Kleinen bei Ihnen auf dem Arm gesehen... Sie haben ihnen so viel Geborgenheit und Liebe gegeben...Sie würden eine liebevolle und tolle Mutter werden, wenn Sie aufhören, sich selbst so runter zu ziehen, denken Sie auch an das Positive, was eine Schwangerschaft mit sich bringt, Sie haben es geschafft, neues Leben entstehen zu lassen.“

Und dann kam ihm eine Idee, die vielleicht helfen könnte, er würde mit ihr einen 3D-Ultraschall machen. Er stand auf und schmiss die Kiste an und verteilte das Gel auf ihrem Bauch. „Schauen Sie auf den Monitor, Sie können ihr Kind in 3D hier sehen“, langsam fuhr er mit dem Scanner über ihren Bauch und man konnte tatsächlich sehen, wie das Baby mittlerweile aussah und es lag noch mit dem Gesicht zum Scanner gerichtet quasi.

 

Als er Hikari fragte, ob sie glücklich sei, dauerte es eine Weile, bis sie antwortete. „Ich habe immer gedacht, dass ich glücklich wäre, aber inzwischen geht alles nur noch den Bach runter, daher würde ich sagen, nein. Aber das Takeru nicht hinter mir steht, das stimmt nicht, er versucht alles, nur mir ist nie etwas gut genug. Ich bin ganz schön egoistisch, vielleicht wäre es wirklich besser, ich wäre nicht mehr hier.“

Dann jedoch stockte sie und ihre Augen weiteten sich. Eifersüchtig? Auf Mimi? Wenn sie so zurückdachte, hatte sie sich immer mit Mimi verglichen… und das Gefühl gehabt, dass sie immer unterlag, egal worum es ging. Ja, im Grunde genommen gab sie Mimi die Schuld, dass ihr Bruder weniger Zeit für sie hatte. Aber an Mimis Gefühle hatte sie nie gedacht. „Nein, ich möchte nicht wissen, was für ein Schmerz das gewesen sein muss, ihr Kind zu verlieren… ich weiß, dass es eigentlich an ein Wunder grenzt, dass sie auch noch Zwillinge geboren hat, die nun beide leben.“

Als er ihr das Glas Wasser reichte, setzte sie sich zum Trinken kurz etwas auf. „Ich liebe Kinder, wissen Sie, ich bin Erzieherin, mir ist es nie schwergefallen, fremde Kinder zu lieben. Aber mein eigenes lieben und ins Herz schließen, das kann ich irgendwie nicht… da ist irgendwas in mir drin, was es nicht zulässt. Das Kind fühlt sich an wie ein Fremdkörper...“

Als er dann das Ultraschallgerät holte, war sie etwas verwundert, ließ ihn aber machen. Sie schluckte, als sie erkannte, dass es ein 3D-Ultraschall war. Zuerst wollte sie den Blick abwenden, aber dann ließ sie sich doch darauf ein. Sie war inzwischen am Anfang des 8. Monates angekommen und ihr Baby war schon voll entwickelt, es musste jetzt nur noch an Gewicht zulegen und die Lungen mussten reifen. Sie konnte das Herz ganz regelmäßig und ruhig schlagen sehen und dann war da ihr Gesicht. Die Form von Nase und Mund erinnerten sie an Takerus Grinsen und sofort stiegen ihr die Tränen in die Augen. Was hatte sie nur getan… Noch einmal warf sie einen Blick auf den Monitor und dann sprach sie zum ersten Mal den Namen aus, den Takeru und sie festgelegt hatten. „Meine kleine Aiko… es tut mir so leid…“

Masao hatte das Ziel erreicht, das er wollte. Sie schien nun endlich aus ihrer depressiven Stimmung raus zu sein und begriff so langsam, was Sache war. „Sehen Sie? Sie sind eine eigenständige Person, Sie müssen nicht wie die Frau Ihres Bruders sein, Sie sind auf Ihre ganz eigene Weise eine wundervolle Person, sonst hätten Sie Ihren Mann nicht an Ihrer Seite, oder?“, er lächelte etwas.

„Dass Sie gut mit Kindern können, das war mir schon direkt klar und ich verspreche Ihnen, Sie werden jetzt anfangen, Ihr Kind zu lieben und ich begleite Sie als Ihr Arzt durch die Schwangerschaft und werde auch bei der Geburt dabei sein, es fühlt sich nur so an, weil Sie sich das so einreden, aber in Wahrheit lässt es Ihren Körper reifen, erwachsener werden und diese Schwangerschaft lässt auch Sie erwachsener werden, Sie entwickeln sich mit der Schwangerschaft weiter, immer mehr zu eine individuellen Person und meiner Meinung nach sind Sie bereit, diesem Kind sehr viel Liebe zu geben.“

Der 3D-Ultraschall schien sie nun zu treffen, denn in ihrem Gesicht regten sich wieder Gefühle und in ihrem Blick erkannte er Zuneigung. „Sehen Sie...das ist Ihre Tochter, Ihr Fleisch und Blut. Und, sind Sie sich immer noch sicher, dass Sie sie nicht wollen? Aiko wäre sicher das glücklichste Mädchen der Welt, nach der Geburt in den Armen ihrer Mama liegen zu dürfen“, er druckte ihr das Bild aus und legte es ihr in die Hände.

„Das ist quasi das aktuelle Foto Ihrer Tochter, Frau Yagami, geben Sie sich nicht auf, Sie sind gerade auf einem guten Weg...und ich bin sicher, Sie vermissen auch Ihren Mann gerade, weil er das hier nicht sehen kann.“

 

Hikari hörte ihm zu und nickte leicht, er hatte recht, sie wollte ja auch gar nicht wie Mimi sein, denn Takeru liebte sie und nicht Mimi. „Ich habe meinem Mann ganz schön verletzende Dinge an den Kopf geworfen, ich habe ihm sogar den Verlobungsring zurückgegeben, weil ich mich nicht wertvoll genug gefühlt habe, um ihn zu tragen. Er muss gedacht haben, dass ich ihn verlassen will...“ Sie hielt sich schluchzend eine Hand vor den Mund. „Ich habe immer gedacht, ich bin erwachsen genug für das alles hier, aber ich habe mich überschätzt, von Anfang an. Ich habe mir mehr zugemutet, als gut für mich war und ich habe Takeru in den Wahnsinn getrieben.“ Sie seufzte leise.

Das Ultraschallbild, dass er ihr schließlich ausdruckte, nahm sie mit zitternden Händen entgegen und fuhr sanft mit den Fingern darüber. „Jetzt wo ich sie gesehen habe, da verstehe ich erst, was mit mir da eigentlich gerade passiert… sie hat so viel von Takeru, er wird sie lieben, da bin ich mir sicher.“ Sie zögerte einen Moment, dann ergänzte sie: „Und ich glaube, dass ich Aiko auch ins Herz schließen kann. Und vielleicht eines Tages, in ferner Zukunft, auch ein Geschwisterchen für sie. Ich würde mir wünschen, dass Sie Takeru bei der nächsten Untersuchung auch einmal unsere Tochter so zeigen, wie mir heute.“ Sie sah ihn an und zum ersten Mal seit Wochen erschien auf ihrem Gesicht ein Lächeln, das auch ihre Augen erreichte. „Sie sind ein wundervoller Mensch und ich glaube jede Mutter, die das Wohlergehen ihres Kindes in Ihre Hände legen darf, kann sich wirklich glücklich schätzen.“ Sie setzte sich auf und legte eine Hand auf ihren Bauch und streichelte sanft darüber. „Jetzt ist sie wieder ganz ruhig“, murmelte sie leise und sanft.

Irgendwo war Masao nun doch erleichtert, Kari schien ihre Krise überwunden zu haben. „Weißt du, die Ängste, die du hast..., die kann ich nachvollziehen, eine Schwangerschaft kann bei Menschen verschiedene Emotionen auslösen und wenn man emotional nicht zu 100% stabil ist, dann kann es diese Ausmaße annehmen, aber du hast das Wichtige erkannt, du bist du selbst und solltest dich nicht mit anderen vergleichen, denn du bist gut auf deine eigene Art und Weise. Dein Mann hat sich für dich entschieden, weil du du selbst bist und nicht, weil du wer anderes bist und vielleicht solltet ihr beide noch einmal offen miteinander reden, über eure Ängste und Gefühle, das hilft meistens immer am besten auch den anderen zu verstehen, neben dem Aspekt, die Vergangenheit zu kennen“

Er nickte, sie befand sich auf einem guten Weg. „Ja, natürlich werden wir ihm diese Bilder auch zeigen, das ist überhaupt kein Problem, aber ich finde trotzdem, du solltest ihn jetzt anrufen und nicht wen anders, ich kann mir vorstellen, dass er sich sorgen macht. Und ich mache nur meinen Job und das mit viel Leidenschaft, das ist alles, die Geburt werde ich begleiten und dich danach ebenfalls noch weiter.“

 

Hikari nickte leicht, während sie sich über den Bauch strich. „Ich hätte es trotzdem nicht so weit kommen lassen dürfen, ich habe schon länger gemerkt, dass mit mir was nicht stimmt, aber ich habe nichts dagegen unternommen. Ich hätte viel Unheil vermeiden können.“ Sie sah ihn an. „Ja, vielleicht wäre das wirklich gut, Keru und ich hatten in den vergangenen Wochen kaum ein vernünftiges Gespräch, weil ich ihn immer nur angeschrien habe, schlecht gelaunt war oder sofort geheult habe. Darauf kann ich bei meiner nächsten Schwangerschaft echt verzichten.“ //Sofern ich überhaupt noch ein zweites Kind haben werde… Keru wird mich sicherlich nur noch anfassen, wenn wir doppelt und dreifach verhüten//, ergänzte sie in Gedanken.

Als er meinte, dass sich Takeru vermutlich sorgen machte, schüttelte sie den Kopf. „Er weiß ja nicht, dass ich hier bin, ich wollte eigentlich zu meinen Eltern, aber ich hatte so Angst, dass der ganze Stress Aiko geschadet hat, also wollte ich das erst abklären lassen. Aber ich glaube trotzdem, dass es ihm besser gehen würde, wenn er wüsste, dass ich hier bin und es uns beiden gut geht.“

Sie war wirklich froh, dass Masao ihre Geburt begleiten würde, dass beruhigte sie schon um einiges mehr. Sie wollte gerade ihr Telefon herausholen, als das Stationstelefon im Behandlungszimmer klingelte und Hikari deutete ihm an, dass sie warten würde, bis er das Gespräch angenommen und beendet hatte. Bei dem Gedanken an Takeru wurde sie traurig, sie hatte ihm ganz schön was an den Kopf geknallt und vieles davon, dass wusste sie selbst, war eigentlich unverzeihlich gewesen. Sie hoffte, dass es noch eine Chance für sie gab, in erster Linie vor allem für Aiko. Aber sollte Takeru sie nicht mehr wollen, würde sie die Konsequenzen dafür tragen müssen.

Masao nickte zuversichtlich. „Dann habt ihr doch jetzt die Chance, offen und ehrlich über alles zu reden, was euch belastet oder auch belastet hat, ich denke, dass ihr Sachen aus der Vergangenheit aufarbeitet, ist ein wichtiger Bestandteil für eure Zukunft, absolute und schonungslose Ehrlichkeit. Dies mag vielleicht hart sein, aber ihr werdet danach viel besser miteinander umgehen können und es gibt nichts Wichtigeres, als gegenseitiges Vertrauen.“ Als das Stationstelefon klingelte, ging er heran und sprach mit der Empfangsdame. „In Ordnung, können Sie so machen“, danach legte er auf. Nun wandte er sich wieder Hikari zu. „Er ist hier und auf dem Weg nach oben.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hallostern2014
2019-09-12T10:59:53+00:00 12.09.2019 12:59
Huhu ihr beiden

Ich fasse mal beide Kapitel hier zusammen.

Es ist schlimm was Kari und T.K durch machen. Und ich kann wie gesagt Kari mit ihrer Unsicherheit verstehen. Und ich mag mit meinen Verdacht richtig Kari hat eine Depression. Die durch die Angst das Baby zu verlieren ausgelöst wurde. Ihre Angst um ihre Nichte es wohl noch verschlimmert hatte.

Ich finde es gut wie Mimi für T.k da war und wie Masao für Kari da war. Dennoch sollte Kari und T.K sich zusammen helfen lassen. Eine gemeinsame Therapie wäre da sehr gut. Denn T.K hat ja auch gewisse Bedenken die ausgesprochen werden muss.

Und Kari sollte sich auch wegen der Sache mit Davis helfen lassen. Ich kann es immer noch nicht glauben das er sowas getan hat. Ob Ken die Geschichte kennt? Ich bin gespannt was da noch raus kommt.
Auch sollte Kari sich mit Mimi unterhalten und ihren Bruder.

Aber erstmal ist es wichtig das sie an ihre Beziehung und ans Baby denkt.

Ich freue mich schon sehr auf das Neue Kapitel.
Wünsche euch eine schöne rest Woche.
Ganz liebe Grüße
Antwort von:  KenIchijoji
12.09.2019 17:50
Hallo :)

Ja leider lagst du mit deinem Verdacht richtig, Kari leidet unter nicht gerade harmlosen Depressionen, aber bei dem, was sie erlebt hat, ist das wohl nicht verwunderlich. Aber fest steht, dass Kari und T.K. Hilfe brauchen, aber ob sie die auch in Anspruch nehmen werden?

Das mit Daisuke ist schon hart, sicher war es auch für die anderen Beteiligten schwer zu glauben, dass das wirklich geschehen ist. Alkohol verändert Menschen sehr und bringt sie dazu Dinge zu tun, die man hinterher bereut. Wie viel Ken letztlich von der ganzen Sache wusste, wird sich im Verlauf noch zeigen. Das Gespräch mit Tai wird definitiv auch noch anstehen in den nächsten Wochen. Das nächste Kapitel kommt ja dann nachher.

Vielen Dank, dass du immer noch dabei bist und mitfieberst
Liebe Grüße :)


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