Schweres Erbe von Tea_Kaiba (Man sollte seine Vorfahren kennen) ================================================================================ Kapitel 2: Schulsprecher ------------------------ Hermine, Ginny und Ron hatten sich kaum mühsam einen Platz am voll besetzten Griffindortisch erkämpft, als sich schon die Schulleiterin erhob und alle Schüler begrüßte. Hermine bemerkte beiläufig, dass sie noch immer auf ihrem alten Platz saß, zur Rechten des großen goldenen Stuhls, der immer Dumbledores gewesen war. Nein, sie würde den Platz des alten Schulleiters nicht einnehmen, nicht, solange noch irgendjemand im Schloss eine Erinnerung an ihn hatte. Also niemals. Wieder schweiften ihre Gedanken ab. Wo war ihre alte Konzentrationsfähigkeit geblieben? Hermine musste sich fast anstrengen, um den Worten von Professor McGonagall zu lauschen. "... Zum Abschluss noch ein Wort an die Vertrauensschüler des letzten Jahres. Sie werden es vielleicht bemerkt haben, niemand von Ihnen hat dieses Jahr eine Mitteilung bekommen, dass er zum Schulsprecher ernannt wurde. Das hat seine Richtigkeit. Das Lehrerkollegium hat dieses Jahr für seine Wahl etwas länger gebraucht, darum bitte ich Sie, nach der Auswahlzeremonie in den Gemeinschaftsraum der Vertrauensschüler zu kommen, wo ich Ihnen die diesjährigen Schulsprecher verkünden werde. Vielen Dank." Sie setze sich, und fast im selben Augenblick öffneten sich die Flügeltüren der großen Halle und eine junge Frau mit bonbonrosa Haaren, in den Händen den Sprechenden Hut samt seines dreibeinigen Stuhls, kam herein, gefolgt von einer Schlange eingeschüchterter Erstklässler. Einen Moment lang war Hermine verwirrt, dann viel es ihr wieder ein: Tonks würde dieses Jahr die Stelle für Verteidigung gegen die dunklen Künste übernehmen und jetzt wohl offensichtlich auch die Aufgabe, die Aufnahmezeremonie zu leiten. ´Bleibt nur zu hoffen, dass sie länger bleibt als unsere anderen Lehrer in diesem Fach...´ Die brünette Schülerin achtete kaum auf die Zeremonie, aber als alle Neuankömmlinge auf die vier Häuser verteilt waren, erhob sie sich und zog Ron am Ärmel. "Komm schon, wir müssen zu Mc Gonagall, schon vergessen?" Der Rothaarige warf einen letzten sehnsüchtigen Blick auf das gerade erschienene Festmahl, bevor er ihr folgte. "Ja, ja, schon gut..." Hermine war sich nicht sicher, ob seine Missmutigkeit daher rührte, dass er noch eine Weile auf sein Essen verzichten musste, oder daher, dass er seit ihrer Trennung nicht mehr so unbefangen mit ihr sprach wie bevor sie zusammen gewesen waren. Möglicherweise von beidem. Sie nahmen den Weg vorbei an der kleinen Kammer neben der großen Halle, in der die Erstklässer auf ihre Auswahl warten mussten, dann eine lange Wendetreppe nach oben, bis unter das Dach des Ostturms. Der Gang endete an einer massiven Wand, bedeckt von einem riesigen Spiegel. "Cogito, ergo sum." sagte Hermine ohne Zögern und der Spiegel schwang zur Seite. Ron krauste die Nase, so dass seine Sommersprossen noch dichter zu stehen schienen. "Was soll das überhaupt heißen?" Seine Freundin grinste. "´Ich denke, also bin ich.´ Ich frage mich, ob der Spiegel dir das geglaubt hätte." "Ha, ha..." auch Ron musste grinsen. Gemeinsam stiegen sie die letzten paar Stufen nach oben und gelangten in den Vertrauensschülerraum, der offensichtlich umgebaut worden war. Rechts und links gingen jetzt Gänge ab, die letztes Jahr noch nicht hier gewesen waren. Vermutlich Unterkünfte für die neuen Bewohner oder Ähnliches. Alle anderen Vertrauensschüler waren schon anwesend, sogar Malfoy und Pansy Parkinson. ´Dass Malfoy sich überhaupt noch Vertrauensschüler schimpfen darf...´ Bevor sich Hermine weiter ärgern konnte, tauchte endlich die Schulleiterin auf. Mit einer knappen Geste wies sie alle an, sich zu setzen und gebot ihnen Ruhe. Sie selbst blieb stehen. Ohne lange Umschweife begann sie zu reden. "Ich freue mich, Sie alle wieder hier begrüßen zu dürfen. Trotz der schweren Schläge, die unsere Schule und die ganze Zaubererschaft erleiden mussten, halte ich es für richtig, mit der Ausbildung junger Zauberer nach Kräften fortzufahren. Schön, dass Sie diese Ansicht zu teilen scheinen. Nun... beginnen wir. Unsere Schulsprecherin dieses Jahr, das dürfte Sie kaum überraschen, ist eine Schülerin, die sich nicht nur durch großen Fleiß und gute Noten, sondern obendrein auch durch herausragenden Mut ausgezeichnet hat. Miss Granger, bitte kommen Sie zu mir." Die Angesprochene lief tiefrot an, selbst für sie war es nicht alltäglich, so in den höchsten Tönen von der strengen Lehrerin gelobt zu werden. Trotzdem erhob sie sich und schaffte es sogar, unfallfrei nach vorn zu kommen, wo sie ihr Schulsprecherabzeichen in Empfang nahm. Daraufhin blieb sie unschlüssig neben Professor Mc Gonagall stehen, die jedoch keine Anstalten machte, ihr zu sagen, sie solle sich wieder setzen. Im Gegenteil, sie bedeutete ihr, stehen zu bleiben und wandte sich wieder den übrigen Schülern zu. "Was unseren Schulsprecher angeht... nun, meine Kollegen und ich haben einige lange und hitzige Diskussionen geführt, bis wir zu dem Ergebnis kamen, das jetzt feststeht. Schließlich kamen wir jedoch überein, dass es auch in Professor Dumbledores Sinn gewesen wäre, so zu handeln. Unsere Wahl fiel auf Draco Malfoy." Er dachte, er hätte sich verhört. Wie konnte es sein, dass unter allen diesen loyalen Gutmenschen ausgerechnet er, Draco Malfoy, der neue Judas der Zauberergemeinschaft, zum Schulsprecher gewählt worden war? Nein, er musste sich verhört haben. Aber kein Anderer stand auf, um das Abzeichen in Empfang zu nehmen und die Verwandlungslehrerin wiederholte ungeduldig: "Mr Malfoy, bitte kommen Sie jetzt zu mir, oder sind sie vielleicht auf ihrem Platz festgewachsen?" Wohl oder übel musste er sich ins Kreuzfeuer der Blicke wagen, als hätte nicht das wütende Zischeln, dass sich bei der Nennung seines Namens erhoben hatte, genügt. "Professor, das können Sie nicht machen! Malfoy hat doch schon bewiesen, dass er nicht vertrauenswürdig ist!" "Weasley, seien Sie still! Sie haben meine Entscheidungen nicht in Frage zu stellen!" Fuhr die Frau den Sprecher an. "Bitte gehen Sie jetzt, alle. Nein, Granger, Malfoy, Sie bleiben noch bei mir!" Schicksalsergeben ließen sich die neuen Schulsprecher wieder in ihre Sessel sinken. Ihnen gegenüber setzte sich Professor Mc Gonagall, die sie Beide mit strengem Blick musterte. Ohne Zeit zu verlieren, ergriff Draco das Wort. "Professor, ich kann dieses Amt nicht annehmen." Was da aus ihm sprach war keineswegs eine neugewonnene falsche Bescheidenheit, nein, so tief war er noch nicht gesunken. Eher schon war es vielleicht dieses dumpfe Gefühl, eine Gefahr für seine Umwelt zu sein, das ihn neuerdings verfolgte. Ja, ausgerechnet ihn, der in seinem zweiten Schuljahr so begeistert gewesen war von dem Gedanken, dass ein unbekanntes Monster alle Muggelstämmigen umbringen würde... Aber das war etwas anderes. Es ging ihm weniger um MENSCHEN, die hatten ihm noch nie viel bedeutet. Es ging eher um Hogwarts im Allgemeinen. Vor einigen Jahren hatte er zufällig ein Gespräch zwischen Potter, Weasley und dem Schlammblut mitbekommen. Potter meinte, die Schule wäre sein wahres Zuhause, nicht das Haus der Muggel, bei denen er wohnte. So ungern er es tat, hier musste Draco seinem Erzrivalen Recht geben. Auch er fühlte sich hier viel eher zu Hause als in dem unpersönlichen, kalten Familienanwesen der Malfoys, wo er üblicherweise die Sommerferien verbrachte. Vielleicht, aber das gestand er nicht einmal sich selbst ein, vielleicht war es sogar der Neid, der ihn veranlasste, über das Haus von Weasleys Familie herzuziehen. Immerhin hatte der etwas, das er sein Zuhause nennen konnte. "Was reden Sie da für einen Unsinn, Malfoy? Sie WERDEN das Amt annehmen, ob es Ihnen nun passt oder nicht. Aber kommen Sie gar nicht erst auf krumme Gedanken. Professor Slughorn als Ihr Hauslehrer wird ein besonderes Auge auf Sie haben, genau wie alle anderen Lehrer. Und von Ihnen, Miss Granger, erwarte ich das Selbe." Draco konnte sehen, wie seine Nebensitzerin protestierend den Mund aufklappte, ihn aber sofort wieder schloss, als sie Professor Mc Gonagalls keinen Wiederspruch duldenden Blick bemerkte. Die Lehrerin fuhr fort: "Sie werden ab diesem Jahr nicht mehr in den Schlafsälen Ihrer Häuser die Nacht verbringen, sondern in eigens für Sie angelegten Schlafräumen. Das sollte Ihnen auch die ungestörte Erfüllung ihrer Pflichten besser ermöglichen. Und Sie, Mr Malfoy, sollte es davon abhalten, zusammen mit Ihren Freunden wieder Dinge zu auszuhecken, die Sie später doch nur bereuen. Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, ich habe noch zu tun. Die Hauselfen werden Ihnen etwas zu Essen bringen, Sie müssen nicht mehr zurück in die große Halle." Nachdem die Schulleiterin verschwunden war, warf Hermine Malfoy einen letzten vernichtenden Blick zu und rauschte in den Schlafraum, auf dessen Tür schon ihr Name prangte. Beinahe wäre sie über ihren Koffer gestolpert, den ein besonders schlauer Hauself direkt hinter der Tür platziert hatte. Immer noch wütend darüber, was man von ihr erwartete, begann sie, ihre Sachen aus- und in die Kommode neben ihrem Bett einzuräumen. Sämtliche Schul- und anderen Bücher stopfte sie fast achtlos - ganz untypisch für sie - in ein bereitstehendes Regal, nur um gleich darauf wieder eines an sich zu reißen und sich damit auf ihr Bett fallen zu lassen. Aus einer Zimmerecke ertönte lautes Fauchen. Hermine sprang auf und öffnete die Tür des Weidenkorbes, aus dem das Geräusch gekommen war. Ein orangeroter Kater von der Größe eines kleinen Tigers sprang heraus. "Tut mir leid, Krummbein, dich hatte ich beinahe vergessen." Gedankenverloren ließ das Mädchen ihre Hand über das Fell des Tieres gleiten, bevor sie ihren Kater schließlich hoch hob und - ihn auf dem einen Arm, ein Buch unter dem Anderen - in den Gemeinschaftsraum zurück kehrte. Zum Glück war dieser inzwischen leer, Malfoy hatte es wohl vorgezogen, sich in sein Zimmer zurück zu ziehen. Hermine ließ sich in einen der Sessel am Feuer sinken und starrte eine Weile lang einfach in die Flammen. Ihren Lippen entschlüpfte ein Seufzer. Warum hatte sich nur alles so verändert? Sicher, seit sie mit Harry und Ron befreundet war, hatte sie reichlich Zeit gehabt, sich an gewisse Abenteuer zu gewöhnen. Und sie hätte sich auch nicht gut gefühlt, wenn sie in diesem Kampf NICHT auf der Seite des Ordens gestanden hätte. Aber das war es nicht... es war mehr die Tatsache, dass sie ihre Freunde nicht mehr wieder erkannte. Gut, dass der Umgang mit Ron schwierig war, war nur natürlich. Wer konnte schon so tun, als wäre nichts passiert, wenn er einmal mit jemandem zusammen gewesen war - immerhin gingen sie sich nicht aus dem Weg, so wie Harry und Cho. Und Harry... dass er sich verändert hatte, war nach allem, was er mitgemacht hatte, auch nur natürlich. Wie hatte sie so dumm sein können, zu glauben, sie würden für immer und ewig die besten Freunde bleiben? Nicht, dass sie es nicht mehr wären - aber eben anders. Ohne dass sie es merkte, rannen der neu ernannten Schulsprecherin einige Tränen über die Wangen. "Sie einer an. Das Schlammblut weint! Findest du es so zum heulen, dich mit mir abgeben zu müssen?" Malfoys Stimme zerschnitt spöttisch die Luft. Schlagartig war Hermine nicht mehr zum Weinen zu Mute. Wutentbrannt sprang sie auf. "Ach, kümmere dich um deinen eigenen Dreck!" Und verschwand wieder in ihrem Zimmer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)