Verfluchte Liebe von KimRay ================================================================================ Kapitel 39: Die Kunst der Wahrheit ins Gesicht zu sehen ------------------------------------------------------- Titel: Verfluchte Liebe (39/39) Autor: KimRay e-mail: KimRay@gmx.de Kategorie: Drama/Romance Unterkategorie: Drama Inhalt: Voldemort ist besiegt, Lucius Malfoy ein Held und Harry zerbrochen, doch noch ist das Spiel nicht beendet und noch immer mischt Albus Dumbledore die Karten. DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir. Anmerkungen: Wunder oh Wunder, ich habs geschafft. Das ist für alle, die das Warten nicht aufgegeben haben. Für Eure comments und euren Zuspruch. Danke. BTW: Kein Beta. Ich habe einfach kurzsfristig entschieden, das endlich übersetzte Kapitel zu posten. *loves you all* ray Kapitel 39 Die Kunst Der Wahrheit ins gesicht zu sehen Dracos Blick war leer als er ihn über die im Sonnenlicht schimmernde Oberfläche des Sees schweifen ließ. Er sah nichts. Er fühlte nichts. Er war sich nicht einmal sicher, ob er wirklich existierte. Die letzten Tage waren die Hölle gewesen und trotzdem waren sie ihm lieber, als das, was ihm bevor stand. Sie hatten es geschafft. Der Jahrgang 97/98 hatte die Jahresabschlussprüfungen hinter sich gebracht. Was vor ein paar Wochen noch das Ziel allen Strebens für ihn gewesen war, hatte ihn eingeholt, ebenso wie die Erkenntnis, was es bedeutete. In zwei Tagen würde er so wie alle anderen seines Jahrganges Hogwarts für immer verlassen – und Harry Potter mit hoher Wahrscheinlichkeit nie mehr wieder sehen. Draco ließ den Kopf auf die angezogenen Knie sinken. Er wusste, es hatte keinen Sinn mehr sich etwas vorzumachen. Es gab nichts mehr, dass ihn von der Wahrheit ablenken konnte, keine Prüfungen, keinen Lernstress, kein gar nichts. All das war vorbei und alles was ihm noch blieb war die Tatsache sich damit abzufinden, dass er verloren hatte; viel mehr, als er für möglich gehalten hatte. Er war durch die Prüfungen gegangen ohne zu nachzudenken. Er hatte damit aufgehört, als Harry ihn an diesem Morgen vor dem Schloss stehen lassen hatte, wohl wissend, dass alles andere ihn zu diesem Zeitpunkt um den Verstand bringen würde und das konnte er zu den Prüfungen nicht brauchen. Sein Verhalten hatte ihrer beider instabiles Kartenhaus aus Lügen zusammenbrechen lassen. Das wusste Draco, doch es interessierte ihn nicht mehr. Sie beide schwiegen, ignorierten Blicke und Getuschel. Harry ging allem aus dem Weg indem er nur noch zum Unterricht erschien und Draco versuchte es ihm so weit wie nur möglich gleich zu tun. Es war ihm vollkommen egal welchen Eindruck er damit erweckte. Alles was früher so unendlich wichtig erschienen war, Stolz und Ehre, Würde und Selbstbehauptung, all diese lächerlichen Statussymbole waren plötzlich sinnlos für ihn. Es war die Hölle und manchmal wollte er einfach nur schreien, doch er tat es nicht. Er ging blind durch die gewohnten Abläufe, tat, was von ihm erwartet wurde und meisterte seine Prüfungen dank seiner eisernen Konzentration auf das nahe liegende mit Bravour, doch all das lag nun hinter ihm und nur noch eine Einsicht vor ihm: Er hatte sein Herz verloren. Es war jämmerlich und beschämend und überhaupt nicht sein Stil, doch es gab offensichtlich Dinge, vor denen auch ein Draco Malfoy nicht gefeit war. Zum ersten Mal begriff er wirklich, wie Harry sich gefühlt haben musste, als in dieser Nacht im Verbotenen Wald alles was er sich ohne Zweifel erhofft und erträumt hatte auseinanderbrach. Draco spürte die erste Träne zwischen seinen Lidern hervorquellen und hinderte sie nicht daran. //Warum muss es zu spät sein, Harry? Warum konnte ich nicht eher begreifen, was vor sich geht…was ich getan habe? Warum musste ich dir erst so wehtun, dass es kein zurück mehr gibt?// Er spürte ein Schluchzen in seiner Kehle und verbiss es sich verzweifelt. Es war so demütigend. Er wollte sich nicht so verloren fühlen, doch er wusste, dass er nicht drum herum kam. //Jetzt weiß ich, warum du zerbrochen bist…Jetzt weiß ich es.// Es war der Tropfen, der das Fass zum überlaufen brachte. Draco ließ seinen Emotionen freien Lauf, denn er wusste, dass er keinen anderen Ausweg mehr hatte, wenn er nicht wollte, dass die Verzweiflung ihn auffraß. Niemand würde ihn hier finden. Niemand würde ihn suchen. Er war sicher hier. Dafür hatte er gesorgt. Um den Rest würde er sich Gedanken machen, wenn er seine Fassung wieder gefunden hatte. * * * Harry starrte mürrisch auf seinen Teller. Ron und Hermione hatten ihn heute zum Frühstück herunter geschleift und keine seiner wohl überlegten Ausreden gelten lassen. Es war ihr vorletztes Frühstück in Hogwarts, das letzte ohne Stress und Hektik, weil der Zug schon auf sie warten würde, bevor sie morgen überhaupt fertig waren. Ihm war das alles vollkommen egal. Er wollte nur noch weg hier, doch seiner Freunde waren anderer Meinung. „Toast, Harry?“ Hermione hielt ihm einen der Brotkörbe unter die Nase und Harry warf ihr einen verstimmten Blick zu, bevor sein Blick den blonden Haarschopf am Slytherintisch erfasste, er sich einen Toast schnappte und den Kopf mürrisch wieder senkte. Hermiones Blickwechsel mit Ron entging ihm dabei völlig. Er hatte es vermieden Draco in irgendeiner Form in seine Gedanken zu lassen, doch hier am Frühstückstisch, mitten in der großen Halle von Hogwarts schien dieser Plan plötzlich überhaupt nicht mehr aufzugehen und jedes Mal, wenn Hermione irgendetwas zu ihm sagte, wurde sein Blick unweigerlich von dem Blonden gefangen genommen. Draco war blass, wirkte übernächtigt und schien alles um sich herum zu meiden. //Was Wunder, Harry, tust du nicht dasselbe? Es wird wirklich Zeit, dass wir endlich von hier wegkommen…Anders werden wir nie wieder auf die Beine kommen.// Er stolperte gedanklich über das ‚wir’ und konzentrierte sich auf seinen Toast, den er inzwischen gebuttert hatte, doch weiter war er nicht gekommen. Ein einziger Blick genügte um ihm klar zu machen, dass er auch nicht weiter kommen wollte. Allein der Gedanke, etwas zu essen verursachte ihm Übelkeit. Harry rieb sich mit den Händen übers Gesicht und wünschte sich nach oben in sein abgeschiedenes Turmzimmer. Der Wunsch aufzustehen, hinüber zu gehen und einzugestehen, dass er nicht gemeint hatte, was er an diesem Morgen gesagt hatte, war überwältigend. Er wollte es so sehr, dass es wehtat. Er wollte, dass Draco meinte, was er gesagt hatte, wollte ihm glauben, doch es war unmöglich. Versuchte er auch nur, in die Tat umzusetzen, was ihm durch die Kopf ging, fühlte er sich wie gelähmt. Sein Körper weigerte sich zu tun, was sein Verstand wollte, obwohl er nicht mehr mit ansehen konnte, wie tief verletzt der Blonde war. Ihre Rollen waren vertauscht. Harry wusste das. Er hatte Draco diesen Schmerz aufgebürdet, so wie dieser ihm vor einem Jahr den Drachenglutfluch aufgebürdet hatte, doch er schaffte es nicht, etwas zu tun. Die Angst, noch einmal so verletzt zu werden war größer. Er hatte seinen Selbsterhaltungstrieb im unglücklichsten Moment wieder gefunden und er konnte nichts dagegen tun. ~ „Was denkst du, das es ist?“ Ron ließ sich neben Hermione ins Gras fallen. Harry war verschwunden, kaum, dass Dumbledore seine Ankündigungen für die Abschlussfestlichkeiten hinter sich gebracht hatte. Es war nichts anderes zu erwarten gewesen. Hermione schwieg. Was sie seit zwei Wochen beobachtet hatte, hätte Shakespeare nicht besser inszenieren können. Sie hatte niemals erwartet, für Draco Malfoy jemals so etwas wie Mitleid zu empfinden, doch das, was im Moment mit ihm und Harry vor sich ging hatte keiner von beiden verdient. Sicher, es brauchte einen guten Beobachter, um zu sehen, dass sie sich beide quälten, egal, ob Draco sich untypisch benahm oder nicht, doch Hermione war ein guter Beobachter und sie hatte gesehen, dass er die letzten beiden Wochen auf Autopilot geschalten hatte, um die Prüfungen hinter sich zu bringen, während Harry sich in seinem Zimmer in Arbeit vergraben hatte, wenn er die Chance dazu gehabt hatte. Sie fragte sich, was zwischen den beiden vorgefallen war. Etwas musste passiert sein; etwas, das das empfindliche Gleichgewicht zwischen ihnen zerstört hatte. Es war nicht mehr zu übersehen, dass sie beide nur noch danach trachteten, Hogwarts hinter sich zu bringen. Seit Tagen versuchte sie sich einzureden, es sei das Beste so. Wenn Harry erst einmal von Hogwarts weg war, würde er nicht mehr mit Draco und der Vergangenheit konfrontiert sein und Hermione war sicher, dass er dann über die ganze Sache hinweg kommen würde, doch seit ihr klar war, das Draco mindestens ebenso litt wie Harry, war sie sich dessen nicht mehr so sicher. Sie wusste zu genau, was es hieß, zu spät zu begreifen, was man verloren hatte. In ihrem Fall hatte Harry dafür gesorgt, dass sie eine zweite Chance bekam und nun fragte sie sich, ob es nicht an der Zeit war, Harry eine zweite Chance zu verschaffen. „Er ist nicht darüber hinweg“ beantwortete sie Rons Frage. „Er wird drüber wegkommen, wenn sie sich nicht mehr ständig über den Weg rennen.“ „Das weiß ich auch, aber Ron, begreifst du denn nicht, was das bedeutet?“ „Du glaubst, ich begreife nicht, dass unser Idiot Malfoy immer noch liebt?“ Ron ließ sich ins Gras fallen und starrte in den blauen Himmel. Er hatte sehr genau begriffen, dass Harry Malfoy noch immer liebte und er war sich vollkommen klar darüber, dass es unmöglich war diese Gefühle einfach abzustellen. Dazu hatte Harry den Slytherin eindeutig viel zu sehr geliebt. Im Moment fühlte er sich gefangen zwischen Abscheu und Bedauern. Er gefiel ihm nicht, dass es ausgerechnet Malfoy war, dem Harrys Herz gehörte. Er verabscheute den Gedanken seinen besten Freund an den Slytherin zu verlieren und es stand fest, dass Draco Malfoy der letzte war, der Harrys Liebe verdiente. Dazu hatte der verdammte Bastard ihn viel zu sehr verletzt – mal ganz davon abgesehen, dass er ihn beinahe umgebracht hatte – genug Gründe um sich zu wünschen, dass Harry so bald wie möglich über diese ganze Sache hinweg kam. Ron wusste, dass er diese Chance nur hatte, wenn er den Blonden nicht mehr ständig sehen musste. Das war die eine Seite, doch leider kam Ron nicht umhin die andere zu sehen: Bevor er gewusst hatte, dass es Draco Malfoy war, um den es bei der ganze Sache ging, war er felsenfest davon überzeugt gewesen, dass Harrys geheimnisvoller Lover ihn mindestens ebenso sehr geliebt hatte, wie Harry ihn; ganz egal, was der Schwarzhaarige selbst geglaubt hatte. Was Malfoy angestellt hatte, um Harry für sich zu gewinnen, war überzeugend gewesen und das konnte er nicht so einfach ignorieren. „Das ist Punkt eins“ konstatierte Hermione inzwischen und riss Ron aus seinen Gedanken, „Punkt zwei ist meiner Ansicht nach viel wichtiger.“ Er sah sie nicht an, als er fragte: „Und was ist Punkt zwei?“ „Hast du Malfoy mal beobachtet?“ Das war natürlich keine Antwort auf Rons Frage, das Problem war jedoch, dass er ganz genau wusste, worauf sie hinaus wollte. „Du glaubst also, er meint es ernst?“ Hermione wandte den Blick von Ron ab und starrte auf den See hinaus. Sie war sich nicht ganz sicher, was sie von ihrem Freund halten sollte. Was Ron von Malfoy hielt, wusste sie und entsprechend gut konnte sie sich vorstellen, was er über eine mögliche Beziehung zwischen Harry und ihm dachte. „Ich weiß ehrlich nicht, ob er es ernst meint. Ich kann es zumindest nicht mit Sicherheit sagen, aber wenn man die beiden beobachtet…ich weiß nicht wie ich es sagen soll, aber das tut mir in der Seele weh…und nicht nur bei Harry. „Sicher…er wird drüber weg kommen, aber Ron, was wenn sie eine Chance haben? Was wenn sie wirklich zusammenpassen? Was wenn sie zusammen gehören? Wenn ich darüber nachdenke, was Harry überwunden hat? Wie viel Hass und Abscheu, wie viele Gemeinheiten. Und er konnte das alles hinter sich lassen für diese Liebe, genauso wie…Malfoy das offensichtlich am Ende auch getan hat. Fragst du dich denn nicht auch, ob sie nicht doch eine zweite Chance verdient haben?“ „Malfoy hat keine zweite Chance verdient“ Nichts würde Ron von dieser Ansicht abbringen, doch leider war das nicht die ganze Wahrheit und so setzte er leiser nach, „Malfoy ganz gewiss nicht…aber Harry…Und wenn es unbedingt Malfoy sein muss, dann müssen wir damit leben.“ Er spürte Hermiones verblüfften Blick auf sich ruhen, doch das war die Krux an der ganzen Geschichte. Sicher würden sie damit leben müssen, sollte sich Harry tatsächlich mit Draco Malfoy zusammenraufen und das war der Punkt, der Ron, wenn er ehrlich zu sich selbst war am meisten zuschaffen machte. Aber da war etwas anderes, was seiner Ansicht nach viel wichtiger war. Ron hatte keine Ahnung, wie lange er sich schon verzweifelt wünschte, dass Harry endlich glücklich wurde. Es würde ihm mit Sicherheit nicht leicht fallen, dafür mit Draco Malfoy klar kommen zu müssen, doch er wollte, dass Harry glücklich war und etwas sagte ihm, dass Harry mit dem verdammten Slytherin glücklich sein konnte, egal, ob es ihm, Ron, passte oder nicht. „Du glaubst wirklich das ist möglich?“ Hermione konnte offensichtlich nicht fassen, was er gesagt hatte. Ron setzte sich auf und sah sie nicht an. Es war möglich, dessen war er sicher. Harry ging immer mit dem Kopf durch die Wand, das hatte er mehr als einmal bewiesen. Und Ron hatte leider keine Ahnung, was ihn im Moment aufhielt. Das war es, was sie seiner Ansicht nach heraus finden mussten. „Er war schon mit ihm glücklich, Hermione, zwar unter vollkommen falschen Vorrausetzungen, aber er war glücklich. Wenn er das wieder auf die Reihe bringt, kann ich damit leben. Ich denke das größere Problem bei der ganzen Sache ist ein anderes. Ich habe keine Ahnung, was ihn aufhält. Das ist nicht der Harry, den ich kenne. Im Prinzip sind alle Hindernisse aus dem Weg und sogar Malfoy hat es begriffen. Der einzige, der sich weigert ist Harry. Warum‚ Mione? Das ist es eigentlich, was ich wirklich wissen wollte.“ Diesmal sah er sie an. „Das…kann ich dir leider ganz genau sagen…“ Sie hätte Ron nicht mehr verblüffen können, wenn sie ihn für das was er gesagt hatte ausgelacht hätte. „Ron, diese Sache hat Harry zerbrochen…und er weiß, dass ihm das wieder passieren kann, wenn er sich auf Draco einlässt.“ „Du meinst, er hat ANGST?“ Diese Idee wäre Ron nicht einmal im Entferntesten in den Sinn gekommen, aber was Hermione gesagt hatte, machte Sinn. „Mit Sicherheit hat er Angst. Er hat solche Angst, dass er alles tut, um ja nicht noch mal so verletzt zu werden. Und ganz ehrlich, Ron, ich kann es verstehen…nach allem, was geschehen ist. Er hat schon mal geglaubt, Malfoy würde ihn lieben…und dann hat sich herausgestellt, dass es nur an einem Liebesbann gelegen hat.“ Wenn man es aus diesem Blickwinkel betrachtete, hatte Hermione vermutlich Recht. „Mist verdammter…“ resigniert ließ sich Ron wieder ins Gras fallen. Diese Erkenntnis machte es in seinen Augen fast unmöglich irgendetwas zu tun. Der Harry den er kannte, hatte keine Angst. Das war etwas womit er absolut nicht umgehen konnte und gleichzeitig machte es ihm klar, was Harrys Problem war. Für ihn musste das eine vollkommen neue Erfahrung sein. Das löste sich jedoch augenblicklich in Luft auf, als Hermione konstatierte: „Ich muss mit Malfoy reden…“ „Was?“ Ron schnippte wieder aufrecht und sah sie an als sei sie von allen guten Geistern verlassen, doch es war nicht zu übersehen, das sie fieberhaft nachdachte. „Mione ich bin mir nicht sicher, ob es die beste Lösung ist Malfoy auf diese Sache anzusetzen.“ „Es ist die einzige Chance, die sie haben, Ron. Es gibt sonst niemanden, der Harry wütend genug machen kann, dass er alles vergisst. Uns wird er nicht zuhören. Malfoy muss wissen, was das Problem ist. Ich denke nämlich, dass er das nicht tut. Er weiß nicht, warum Harry sich so vehement weigert.“ Ron musste zugeben, dass sie damit vermutlich Recht hatte, auch wenn er nicht sicher war, ob es eine gute Idee war auf Harrys Ärger zu bauen. Möglicherweise erreichten sie damit vollkommen das Gegenteil, aber in einem Punkt hatte Hermione Recht: Malfoy war der einzige, der Harry wütend genug machen konnte und die Chance dass er darüber alles andere vergaß war reell. „Was, wenn es in die Hose geht?“ Hermione ließ den Kopf sinken, „Dann haben wir vermutlich keine andere Wahl, als die Scherben aufzulesen und ihm wieder auf die Beine zu helfen.“ Es waren nicht die verlockendsten Aussichten, aber es war ein Plan und was immer er brachte, sie konnten von sich behaupten, es zumindest versucht zu haben. ~ Hermiones Plan, mit Draco zu reden erwies sich schnell als um einiges schwieriger, als sie erwartet hatte. Er war ohne jeden Zweifel genau wie Harry noch immer unter den Zaubern verborgen, die sie beide schon im letzten Schuljahr für die meisten Tricks und Zauber unauffindbar gemacht hatten. Sie musste bis zum Mittagsessen warten, bis sie die Chance bekam, ihm eine Signatur zu verpassen, der sie unauffällig folgen konnte und sie war heilfroh, dass er überhaupt aufgetaucht war. Harry blieb wie üblich verschwunden und hatte sich diesmal auch nicht finden lassen, um ihr und Ron ja nicht die Möglichkeit zu geben, ihn noch einmal in die Große Halle zu einer Mahlzeit zu schleifen. Malfoy blieb nicht lange, er stocherte ein paar Minuten in seinem Essen herum, würgte ein paar Bissen hinunter und verließ die Große Halle wieder. Hermione hatte keinerlei Zweifel daran, dass er genau wie Harry nur noch darauf wartete, es endlich hinter sich zu haben. Sie sprang von ihrem Platz obwohl sie kaum etwas gegessen hatte und sah sich Rons fragendem Blick gegenüber. „Ich muss was Wichtiges erledigen…Bin bald zurück“ ein Zwinkern und sie rannte regelrecht aus der Großen Halle, während sich Ron mürrisch wieder seinem Essen zuwandte, Seamus and Deans Fragen ignorierend. Es war kein großes Problem für Hermione den Aufspürzauber zu sprechen, der ihr die Möglichkeit geben würde, Malfoy überall zu finden, und sie war auch nicht wirklich überrascht, als er sie in den Ostflügel führte. Sie war nur dankbar dafür, sich wirklich gut mit Zauberei auszukennen und auch die Türen dorthin problemlos auf zu bekommen. Minuten später fand sie sich in dem Gang wieder, in den sie auch Harry schon einmal gefolgt war, nur das der Zauber sie diesmal anstatt auf den Ostturm den Gang hinunter zu den Gästeräumlichkeiten von Hogwarts führte. Harry war ihr damals entkommen, Malfoy würde sie diese Chance nicht geben. Als sie der Zauber dann jedoch endlich vor einer der Türen in diesem Gang stoppte, hatte sie keine andere Wahl, als tief durchzuatmen, denn ihre Entschlossenheit geriet ins Wanken. Sie kannte Malfoy und sie wusste, er würde nicht sonderlich positiv auf ihr Erscheinen reagieren. Wie gut der Blonde darin war, verbale Ohrfeigen zu verteilen, hatte sie am eigenen Leibe erfahren und sie fragte sich, warum sie sich das wirklich antat. Wenn sie Pech hatte, würde Draco sie gar nicht zu Wort kommen lassen, oder er würde sie spöttisch auslachen für ihre Mühe, nachdem er gehört hatte, wovon sie überzeugt war. Beides waren keine besonders berauschenden Aussichten. Doch dann zwang sie sich an Harry zu denken, daran, dass er trotz all seiner Enttäuschung und Bitterkeit über ihre Blindheit in Bezug auf Ron trotzdem alles dafür getan hatte, sie begreifen zu lassen, wie sehr Ron in sie verliebt war. Hermione wusste, sie hatte damals lange aufgegeben und Harry hatte dafür gesorgt, dass sie trotzdem ihre Chance bekam und nutzen konnte. Egal, was Malfoy ihr um die Ohren knallen würde, sie musste zumindest versuchen dasselbe für ihn zu tun. Entschlossen griff sie nach der Türklinke, öffnete die überraschender Weise unverriegelte Tür und trat ein. Malfoy stand am Fenster und starrte in den strahlenden Frühsommertag hinaus. Als er die Tür hörte wandte er sich um und Hermione konnte zu ihrem blanken Entsetzen für einen Sekundenbruchteil grenzenlose Hoffnung in seinem Blick sehen, bevor er begriff wen er vor sich hatte, und sie fast im selben Moment eisig anstarrte. Er hat gedacht es ist Harry…Er dachte Harry würde ihm folgen…Gott verdammt noch mal… Es machte Hermiones Entschlossenheit allem Widerstand zu trotzen noch ein klein wenig hartnäckiger. Draco konnte es nicht fassen, als er begriff, dass es Hermione Granger war, die da blass, aber sichtlich trotzig an der Tür stand. Einen Moment lang hatte er tatsächliche geglaubt, dass Harry es sich doch noch anders überlegt hatte, doch der Fakt, dass es Granger war, die ihm ohne jeden Zweifel gefolgt war, bewies ihm, dass das wohl eine sinnlose Hoffnung war. „Was zu Teufel machst du hier?...Und wie verdammt noch mal konntest du mir folgen?“ blaffte er sie an. Er wollte seine Ruhe haben. Er wollte es hinter sich bringen und hatte mit Sicherheit keine Lust darauf sich von Granger oder sonst jemandem irgendwelche vorwurfsvollen Tiraden anzuhören. Er wusste selber viel zu gut, dass er alles vermasselt hatte. „Aufspür-Signatur…“ kam die trotzige Antwort von Harrys bester Freundin. „Offensichtlich seid ihre beide ja noch immer unter diesen Bannen verborgen, die euch unauffindbar machen, nur dass Harry clever genug ist, seinen Repellium störrisch aufrecht zu erhalten, seit er von Remus weiß, dass ich versucht habe ihm zu folgen.“ Draco wusste, er würde dasselbe tun, wäre er noch länger in Hogwarts. Zum Glück war das ab morgen nicht mehr nötig. Granger war wirklich eine verdammt talentierte Hexe, auch wenn er es hasste, dass zuzugeben. „Ich habe keinen Bock mich mit dir auseinanderzusetzen. Verschwinde.“ Draco wandte sich wieder dem Fenster zu. Er hatte nicht die Energie mit Granger zu streiten und wusste, dass das jämmerlich war, doch inzwischen war ihm vollkommen egal, was der Rest der Welt von ihm dachte. Umso mehr regte es ihn einen Moment lang auf, wie selbstgefällig Granger bei ihren nächsten Worten klang. „Dann willst du also nicht wissen, was Harrys Problem ist?“ Das war natürlich nur der Fall bis er realisierte, was sie gesagt hatte. Draco spürte, wie seine konstante innere Anspannung einen neuen Level erreichte. Das war die Frage, über die er sich insgeheim den Kopf zerbrach, seit Harry vor ihm davon gelaufen war. Sollte Granger wirklich wissen, was geschehen war? Hatte Harry vielleicht mit seinen Freunden gesprochen? /Aber warum ist sie dann hier? Es kann doch nicht in ihrem Interesse sein, dass Harry sich wirklich mit mir einlässt./ Sein Schweigen war Granger jedoch offensichtlich genug, denn sie sprach weiter, „Das dachte ich mir…Malfoy, mach dir keine Hoffnung, du wirst ganz bestimmt nie mein bester Freund sein…“ Auf diese Bemerkung hin, schnaubte Draco nur trocken. Das war gewiss das letzte worauf er Wert legte und es war typisch für Granger, doch warum war sie dann hier? „Aber Harry ist mein bester Freund…und…ich weiß, wie er fühlt…Es ist bedeutlungslos, was Ron und ich darüber denken, wir werden nicht zulassen, dass er sich nach allem, was passiert ist vor der Wahrheit drückt, ganz gleich, was am Ende dabei raus kommt.“ Draco konnte nicht anders, er runzelte die Stirn und sah sich zu Granger um. Sie war noch immer an der Tür, doch sie sah ihn nicht an. Sie lehnte an der Tür und hatte den Boden fixiert. Draco wartete darauf, dass sie weiter sprach. Er musste nicht lange warten, auch wenn Granger nicht wieder aufsah. „Das ist vermutlich das Lächerlichste, was du je über Harry hören wirst, aber…bei aller Hexerei…wir sind trotzdem nur Menschen. Muggel habe für das, was mit Harry passiert einen medizinischen Begriff. Er lautet ‚Posttraumatisches Sress-Syndrom’ und fällt für Zauberer in die Kategorie ‚psychische Leiden’ etwas, was in der magischen Welt niemand gerne hört, etwas womit Zauberer nicht umgehen können und wofür sie nur sehr schlechte Heilungsmöglichkeiten haben.“ Draco musste zugeben, dass sie damit recht hatte, doch bis jetzt konnte er den Zusammenhang nicht sehen. Granger sah auf und schaute ihn an. „Lach mich nicht aus, Malfoy, ich warne dich. Das ganze hier kostet mich schon genug Überwindung und ich tue es nur für Harry. Ganz allein für ihn, weil ich weiß, dass Morgen eine Lösung für seinen internen Konflikt in unerreichbare Ferne rückt…“ Draco schwieg und sah sie nur ernst an. Er wusste nicht, was er von diesem Monolog halten sollte, doch er würde sich auf jede Lösung stürzen, die er darin finden würde. Gott, du bist so jämmerlich Draco… Es war ihm egal. Was Granger dann jedoch sagte, machte es ihm schwer sie nicht höhnisch auszulachen und sie hatte das ganz eindeutig gewusst. „Er hat Angst…Solche Angst, dass er damit nicht fertig wird und es nicht schafft diese Angst zu überwinden.“ „Granger…Potter ist in seinem Leben mit Situationen fertig geworden, die die meisten normalen Zauberer schon allein aus Furcht Tod umfallen lassen würde…Er hat allein Voldemort dreimal gegenüberstanden und hat sich niemals unterkriegen lassen und du willst mir jetzt sagen, er wird mit seiner Angst nicht fertig?“ Granger sah ihn an und hatte zu Dracos blankem Entsetzen ein trauriges Lächeln auf den Lippen. „Genau das ist es, was jeder in ihm sieht, Draco…einen Kämpfer, einen Krieger, der sich niemals unterkriegen lassen hat…Jemand, der mit elf Jahren einem dreiköpfigen Hund gegenüber tritt und den Stein der Weisen vor Voldemort rettet, mit zwölf Jahren einen Basilisken besiegt und mit dreizehn einen Patronus heraufbeschwört, der eine ganze Horde Dementoren vernichtet. Mit vierzehn gewinnt er das Trimagische Turnier und mit fünfzehn wundert er sich, warum er ausnahmsweise Mal seine Ruhe hat. Ist es das wovon du redest, Draco?“ Draco hatte nicht mal die Hälfte von dem gewusst, was Granger da erzählte, doch es traf das, was er meinte. Sie starrte aus dem Fenster und Draco wurde klar, dass sie sich wirklich schwer tat, zu erklären, was sie meinte, doch Granger wäre nicht Granger, wenn sie aufgäbe. „So seltsam das vielleicht klingen mag, doch das ist es, was Harry als seine Pflicht betrachtet. Es war okay für ihn gegen Voldemort anzutreten, denn er wusste, er war dazu in der Lage und es war sein eigenes Risiko…Jahr sechs…lief anders…“ Draco wandte den Blick ab und starrte ebenfalls aus dem Fenster. Dazu musste sie ihm nichts erklären, doch sie war ohne Zweifel entschlossen es trotzdem zu tun und er spürte, wie sie ihn mit ihrem Blick fixierte. „Mit sechzehn hatte Harry noch immer scheinbar seine Ruhe…und ohne jeden Zweifel ist er dabei leichtsinnig geworden“ Draco hätte ihr sagen können, dass das nicht der Fall war, doch es ging sie nichts an. Das war zwischen ihm und Harry. „Er hat sich in jemanden verliebt, der ihn sein Leben lang gehasst hat…und ist am Ende davon überzeugt gewesen dass diese Gefühle gegenseitig waren…bis er begriffen hat, dass es wieder Voldemort war, der ihn in eine Falle gelockt hat. Leider war es da aber schon zu spät…Es mag vielleicht so scheinen, als gäbe es da keinen wirklichen Unterschied, Draco…Das ist aber falsch. In dieser Nacht im verbotenen Wald hat Harry begriffen, was ihn verletzlich macht…Voldemort mag in dieser Nacht gestorben sein, aber gewonnen hat er trotzdem…“ Draco senkte den Kopf. Sie musste nicht mehr weiter reden. Er hatte begriffen, was sie sagen wollte. Voldemort hatte Harry in dieser Nacht das Herz gebrochen, auf die brutalste Art und Weise, die er finden konnte – und er hatte dabei geholfen. Das Brennen in seiner Brust wurde augenblicklich unerträglich. Es war jedoch so, dass Granger immer noch nicht fertig war, obwohl er begriffen hatte, dass Harry allen Grund hatte Angst zu haben. „Es hat keinen Sinn mehr darüber nachzudenken, was damals geschehen ist…Das ist vorbei. Aber Harry verdient es nicht mit dieser Angst zu leben, Draco. Was sie ihm antut, hast du glaube ich, am eigenen Leib erfahren…Er muss begreifen, was vor sich geht. Leider hört er uns jedoch nicht zu…Falls du verstehst, was ich meine…“ Draco konnte nicht anders, er sah sie an, „Glaubst du allen Ernstes, dass er MIR zuhören wird, Granger?“ Sie hatte die Frechheit zu lachen. „Malfoy, mal ganz ehrlich…ich bin mir ziemlich sicher, dass er mit dir schon ganz andere Sachen gemacht hat…“ Dracos Wangen färbten sich pink angesichts ihrer Worte, doch sie war noch nicht fertig, „…und vielleicht solltest du es mal von dem Gesichtspunkt aus betrachten, dass du im Grunde nur noch gewinnen kannst…denn das einzige, was Harry aufhält, ist die Angst noch einmal so verletzt zu werden.“ „Ich kann nicht versprechen, dass das nicht passiert…niemand kann dass.“ Wieder lächelte Granger. „Das ist mir klar. Aber was auch immer diesmal geschieht, Harry wird niemals wieder mit der Gewissheit leben müssen, dass er sich dir aufgezwungen hat, egal ob nun bewusst oder unbewusst. Ihr HABT eine Chance, wenn ihr es nur darauf ankommen lasst. Da bin ich mir ganz sicher. Denk drüber nach, Malfoy…“ Sie wandte sich ab und ging zur Tür. Sie war schon halb aus dem Zimmer, als Draco sie noch einmal stoppte, denn so richtig konnte er noch immer nicht begreifen, warum sie ihm all das gesagt hatte, „Warum, Granger…Warum hast du das getan?“ „Weil er mein bester Freund ist…und weil er es verdammt noch mal verdient endlich glücklich zu sein.“ Sie sah ihn nicht an bei diesen Worte und zog die Tür hinter sich zu, kaum dass sie ausgeredet hatte. Draco blieb zurück mit dem Schock, dass Harrys Freunde tatsächlich die Größe besaßen über ihre Schatten zu springen, wenn es hieß, ihn glücklich zu machen. Er konnte sich nicht helfen, als ihn ein wenig darum zu beneiden. ~ Am Abend, bei den Festlichkeiten zum Schuljahresabschluss, war Harry letztendlich sehr viel ruhiger, als er es selbst erwartet hatte. Er hatte sich den ganzen Tag über in seinem Zimmer versteckt, seine Sachen zusammen gepackt und Dobby dazu überredet die Bücher, die er noch aus der Bibliothek hatte, für ihn dahin zurück zu bringen. Um genau zu sein hatte er mit Hogwarts abgeschlossen und die abendliche Abschlussfeier setzte nur noch den endgültigen Schlusspunkt. Gedankenverloren ließ er Dumbledores Abschlussrede über sich ergehen, hörte den Schulleiter darüber reden, wie man den Mut haben musste, über seinen eigenen Schatten zu springen oder zu vergeben, wie man im Leben nur bestehen konnte, wenn man sich nicht von seinen Ängsten und Rückschlägen unterkriegen ließ und wie man nur dann etwas in der Welt bewegen konnte, wenn man Risiken einging. Harry hatte das vage Gefühl, Dumbledore winke ihm mit einem Zaunpfahl zu, doch er war problemlos in der Lage, das zu ignorieren. Er würde seinem Leben ins Gesicht sehen – sobald er Hogwarts verlassen hatte. „…jedem einzelnen von Euch, die heute Hogwarts verlassen, kann ich nur einen Rat mit auf den Weg geben: Nutzt Eure Chancen, wenn sie sich auftun, denn niemand von Euch kann sicher sein, dass er dieselbe Chance ein zweites Mal offeriert bekommt. Und nun meine Lieben, esst und trinkt…und genießt die Zeit, die vor Euch liegt, bevor ihr Euch für die Ferien…oder für immer von Hogwarts verabschieden müsst…“ Wie immer erschienen goldene Teller, Bestecke und Schüsseln voller Köstlichkeiten, kaum dass Dumbledore geendet hatte. Harry hörte Ron murmeln, wie sehr er genau das vermissen würde, hörte seine Freunde und Hauskameraden lachen scherzen und Pläne für den Sommer machen, doch in seinem Kopf waren nur zwei Worte: für immer. Er mochte sich gedanklich und emotional von Hogwarts verabschiedet haben, doch erst diese zwei Worte machten ihm wirklich klar, was es bedeutete. Diesmal war es für immer. Trotz allem, was er in dieser Schule durchgemacht hatte, versetze es ihm einen Stich. Ohne, dass er es auch nur verhindern konnte, wanderte sein Blick zum Tisch der Slytherins, zu Draco Malfoy. Auch dieser Abschied würde für immer sein, wenn es nach Harry ging. Er wollte alles, was zwischen ihnen geschehen war hinter sich lassen, vergessen, doch zum ersten mal wurde ihm bewusst, was er dann wirklich hinter sich lassen würde. Kälte breitete sich in ihm aus und er begriff, dass er diese Gefühle, an denen er so lange festgehalten hatte dann ebenfalls hinter sich lassen musste. Die Liebe, die er niemals vergessen wollen hatte, würde dann keine Chance mehr haben. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, als ihm klar wurde, wie falsch das alles war. Er hatte sich so lange an dieser Liebe festgeklammert, hatte alles getan, um Draco zu beschützen und sich ohne Zweifel erneut in ihn verliebt. All das würde Morgen vorbei sein. Es tat mehr weh, als alles andere zuvor. Harry wollte nicht mehr darüber nachdenken. Er wollte nur noch, dass es vorbei war, dass dieses ganze Drama endlich ein Ende hätte, doch die Qual in seinem Herzen hinderte ihn daran die Wahrheit zu ignorieren. Und dann sah Draco auf und Harry traf seinen Blick. Augenblicklich begriff er, dass er nur noch eine einzige Chance hatte, wenn er wollte, dass diese ganze Geschichte ohne weitere Komplikationen über die Bühne gehen sollte; er musste sich aus dem Staub machen, so schnell er konnte, denn die Entschlossenheit in Dracos grauen Augen ließ keinen Zweifel daran, dass er noch nicht aufgeben hatte. Draco stand auf und Harry war fest entschlossen dasselbe zu tun, doch er war wie paralysiert und konnte sich nicht vom Fleck rühren. Dracos Gefühle waren in Aufruhr, seit er begriffen hatte, was Granger ihm sagen wollen hatte. Das war der Fakt, der ihm gefehlt hatte, und es war vermutlich seine letzte Chance Harry zu überzeugen, dass sie trotz allem eine Zukunft hatten. Das einzige Problem war, dass ihm die Zeit davon lief und dass er nicht die geringste Ahnung hatte, was er tun konnte um Harry am weglaufen zu hindern. Daran hatte sich auch noch nichts geändert, als es an der Zeit war in der Großen Halle zu erscheinen und pflichtbewusst an den Festlichkeiten zum Schuljahresabschluss teilzunehmen. Draco hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Und dann hatte Harry aufgesehen, sein Blick unruhig und aufgewühlt, durcheinander. Und Draco begriff, dass er nur eine einzige Möglichkeit hatte: Er musste mit ihm reden, musste ihn zwingen, endlich zu Sinnen zu kommen. Es war alles, was er noch tun konnte, denn Draco war sicher, dass er nie wieder die Möglichkeit bekommen würde, mit Harry zu reden, wenn Harry Hogwarts erst einmal verlassen hatte. Harry würde aus seinem Leben verschwinden, für immer. Er stand auf ohne nachzudenken. Die irritierten Blicke seinen Klassenkameraden bekam er gar nicht mit, ebenso wenig, wie das winzige Lächeln auf Dumbledores Lippen. Er stand einfach auf und begann die Große Halle zu durchqueren, direkt in Richtung des Gryffindortisches. Es war ihm vollkommen egal, ob er sich vor der ganzen Schule lächerlich machen würde. All das war vollkommen nebensächlich geworden. Das einzige, was für Draco noch Bedeutung hatte, war die Chance Harry zum Reden zu bewegen. Er musste das in Ordnung bringen, koste es, was es wolle. Er konnte diese Liebe nicht aufgeben. Er wollte nicht, nicht bevor er alles versucht hatte, was in seiner Macht stand dieses Ziel zu erreichen. Draco konnte sehen, dass Harry wieder einmal bereit war vor ihm davon zu laufen, kaum, dass er den Tisch erreichte. Er starrte ihn so düster an, es war schon beinahe lächerlich, dass er sich jetzt, nach allem, was zwischen ihnen geschehen war, so leicht von ihm beeindrucken ließ. Unglücklicherweise war das gerade seine möglicherweise letzte Chance und zum Lachen war ihm dabei überhaupt nicht. „Ich muss mit dir reden, Harry.“ Harrys Miene wurde augenblicklich verschlossen. „Es gibt zwischen uns nichts mehr zu reden.“ Er wandte den Blick ab und versuchte sich auf seinen Teller zu konzentrieren. Leider gab es da nichts, worauf er sich konzentrieren könnte und seine verdrossene Miene machte das überdeutlich. „Ich sehe das etwas anders“ entgegnete Draco, „Im Gegenteil bin ich mir ziemlich sicher, dass es noch einiges gibt, was ich mit dir klären muss. Du hast die Wahl, entweder kommst du mit mir nach draußen oder wir reden hier…wo jeder mithören kann.“ Inzwischen hatten sie die Aufmerksamkeit jedes einzelnen Schülers in der Großen Halle. Ihre Story hatte mehr als nur einmal die Runde gemacht und nun hatte Draco es gewagt, eine weitere Konfrontation heraufzubeschwören. Manche der jüngeren Schüler brachten es sogar fertig aufzustehen und sich die Hälse nach ihnen zu verrenken. Draco interessierte es nicht mehr, doch er konnte sehen, dass das bei Harry anders war. Seine Wangen schimmerten blass rosa und plötzlich veränderte sich die Situation um sie herum vollkommen. Weasley begann in Ruhe weiter zu essen. Gespräche wurden wieder aufgenommen, als sei nichts geschehen. Sie wurden zur Nebensache. /Obscurus/ Die einzige die erfolgreich versuchte Harrys Zauber zu durchdringen war Granger. Sie war ohne Zweifel um einiges sturer, als jedes andere Mädchen, das Draco kannte. „Ich sehe schon, du bist so gut wie immer beim Verstecken“ kommentierte er Harrys Reaktion und plötzlich geschah es. Harrys Augen verengten sich ein wenig mehr, sein Mund bildete eine harte Linie. /Er wird ärgerlich…/ stellte Draco fest und konnte Granger aus dem Augenwinkel lächeln sehen. /Deswegen ist sie zu mir gekommen. Ihr war klar, dass ich möglicherweise der einzige bin, der ihn genug provozieren kann, um ihn dazu zu bringen zuzuhören./ Das Lächeln auf Dracos Lippen wurde ein wenig selbstgefälliger. „Verstecken. Das konntest du schon immer am besten, nicht wahr?“ Harry schoss von seinem Platz. „Ich hab’s nicht nötig mir deinen Müll anzuhören, Malfoy.“ Brüsk wandte er sich ab und verließ die Große Halle. Draco war ihm augenblicklich auf den Fersen. Er war nicht wirklich überrascht, als Harry das Schloss verließ und blindlings davon rannte. „WANN VERDAMMT NOCH MAL BEGREIFST DU, DASS DU NICHT VOR MIR DAVON RENNEN KANNST?“, brüllte er ihm hinterher. „OH, MACH DIR DA MAL KEINE GEDANKEN. ICH WERDE GENUG ABSTAND ZWISCHEN UNS BRINGEN, DASS NICHT MAL MEHR DER VERDAMMTE LIGAMENTUNM NOCH EINE CHANCE HAT…“ brüllte Harry zurück ohne stehen zu bleiben. Draco wusste, dass Harry dazu in der Lage war. Er hatte alles getan, um soviel Abstand wie nur möglich zwischen sie zu bringen und er würde es auch schaffen sich gänzlich aus Dracos Reichweite zu bringen. Die Vorstellung tat weh, doch gleichzeitig regte sie ihn so sehr auf, dass Ärger begann seine Verzweiflung in den Hintergrund zu drängen. Für Draco war es jahrelang selbstverständlich gewesen Harry zu provozieren und er hatte auch jetzt kein Problem damit. „VERDAMT NOCH MAL…wann hast du dich in so einen elenden Feigling verwandelt, Potter. Ich dachte du hast Charakter, aber nein…du rennst davon, wie ein Angsthase...“ Harry blieb abrupt stehen. Draco, dicht hinter ihm, rannte ihn beinahe über den Haufen. Der Blick aus grünen Augen, der ihn traf, war eisig und voller Hass und Wut. „Rede nicht so mit mir, Malfoy, ich warne dich, rede nicht so mit mir…“ Sene Stimme war leise und bedrohlich, doch was Harry betraf, hatte Draco leider noch nie gewusst, wann es genug war und dementsprechend war er natürlich nicht zu bremsen. „WIE-SO?...Warum nicht? Du BENIMMST dich doch wie ein verdammter Feigling. Du rennst einfach davon. Das ist es, was Feiglinge tun…“ höhnte er weiter nur um einen Sekundenbruchteil später Harrys Zauberstab an der Kehle zu haben. Er blieb überraschend unbeeindruckt. „Ich habe gesagt, du sollst nicht so mit mir reden…“ wiederholte Harry noch ein wenig bedrohlicher. „Wieso, Harry? Verträgst du die Wahrheit nicht?“ Dracos Ärger verrauchte so plötzlich, wie er aufgeflammt war. Er war vollkommen ruhig, denn er hatte erreicht, was er wollte. Harry hörte zu. Ganz nebenbei hatte er auch keinerlei Zweifel daran, dass er ihn nicht verletzen würde. „Das ist nicht die Wahrheit…“ verteidigte sich Harry ein weiteres Mal störrisch, doch Draco ignorierte es. Er schnaubte nur trocken und setzte noch einen drauf. „Meiner Ansicht nach schon…Du lässt einen Toten gewinnen…das ist feige.“ Dracos Worte trafen Harry mit voller Wucht und er war beinahe überrascht, dass er nicht einen Schritt rückwärts stolperte. Sein Zauberstab begann mitsamt seiner Hand zu zittern und er nahm ihn weg. Irgendwo tief in sich drin konnte er nicht fassen, dass es Draco ein weiteres Mal geschafft hatte ihn dazu zu bringen ihn zu bedrohen, doch etwas anderes dominierte sein Denken. /Wie kann er das sagen? Wie kann er glauben, dass ich ein Feigling bin? Er war da…/ Harry wandte sich um und wollte Draco ein weiteres Mal stehen lassen, doch dann begriff er, dass das genau das war, war Draco ihm vorwarf und sein Stolz verbot ihm, Dracos Aussage zu bestätigen. Und trotzdem war es, was er tun wollte – wegrennen. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Er war mit seiner Weißheit am Ende und hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Irgendwo in seinem Unterbewusstsein, war ihm klar, dass das die ganze Zeit Dracos Ziel gewesen war. Er konnte nur nicht verstehen, warum der Blonde ihm das antat. Harry hatte geglaubt, sie seien sich einig gewesen, dass diese Sache zwischen ihnen vorbei war. Offensichtlich hatte Draco es sich wieder einmal anders überlegt. Draco begann sich zu erklären, ohne dass Harry etwas sagen musste. „Ich will dich nicht verlieren, Harry…und wenn das bedeutet, dass ich dir weh tun muss, um dich endlich zur Einsicht zu bringen, dann werde ich das tun.“ Er stand inzwischen dicht hinter Harry, nah genug, um ihn zu berühren, doch er tat es nicht. Plötzlich war diese Berührung alles, was Harry noch wollte. Er wollte Dracos Arme spüren und von ihm gehalten werden, doch fast gleichzeitig mit dieser Erkenntnis kam die Angst zurück und umklammerter sein Herz mit eisigem Griff. Er erschauerte und Draco ließ ihm keine Wahl mehr, zog ihn in seine Arme und hielt ihn fest, „Ich weiß dass du Angst hast, Harry, und du hast jedes Recht dazu…“ murmelte er dich an seinem Ohr. Resignation durchflutete Harry. Resignation und Überraschung, dass Draco ihn offensichtlich durchschaut hatte. Er gab die Idee, sich aus Dracos Umarmung zu befreien auf. Was auch immer er sich einzureden versuchte, Dracos Arme waren noch immer der Platz, an dem er wirklich sein wollte. Draco fuhr fort, „…aber Harry, wenn du dein Leben von dieser Angst bestimmen lässt, gewinnt er… er gewinnt aus seinem Grab heraus. Willst du wirklich, dass Voldemort am Ende doch noch gewinnt, Harry? Willst du, dass er am Ende doch noch triumphiert…nach allem, was er dir angetan hat?...Was er uns angetan hat?“ Dracos Stimme klang heiser und gepresst. Seine Arme umschlangen Harry deutlich fester und er klammerte sich beinahe an ihn. Fast automatisch umfasster Harrys Finger Dracos. Noch immer war Draco der letzter, der von diesen Gedanken gepeinigt werden sollte, wenn es nach Harry ging. Jedes Wort, das er gesagt hatte klang gequält. Zweifellos quälten ihn die Erinnerungen genauso sehr, wie sie Harry peinigten und gleichzeitig fiel jedes seiner Worte auf fruchtbaren Boden. Alles was Harre dieses letzte Schuljahr über getan hatte, war gegen seine Erinnerungen anzukämpfen, zu versuchen hinter sich zu lassen, was geschehen war. Selbst mit der konstanten Qual, die ihm das Fluchmal verursachte, hatte er versucht zu vergessen. Er hätte all das einfacher haben können, wenn er Dumbledore den Gedächtniszauber machen lassen hätte, der auch Draco von seinen Erinnerungen befreit hatte. Doch er hatte sich geweigert. Er hatte sich geweigert diese Liebe aus seinen Erinnerungen zu tilgen, ganz gleich, wie falsch und betrügerisch sie gewesen war. Und nun versuchte er aus eigenem Antrieb, sie auszulöschen. Es war scheinheilig und jämmerlich. Jetzt, wo die Geschichte wirklich vorbei war, er nicht mehr mit einem lebensbedrohlichen Fluchmal leben musste und Draco ihn ohne den Einfluss von Gift und Magie wollte, rannte er davon als hinge sein Leben davon ab. /Aber wie kann ich sicher sein? Will er mich wirklich aus eigenem Antrieb…Ist das wirklich sein freier Wille?/ Erneut wurde Harry von Angst regelrecht überwältigt. In seinem Kopf hörte er Dracos hasserfüllte Vorwürfe, wie er jemals hatte glauben können, dass Draco wirklich etwas von ihm wollte. Es war eine fatale Verknüpfung zwischen dem, womit Voldemort ihn die ganze Zeit während ihre Kampfes verhöhnt hatte und was Draco ihm später in dieser Nacht verzweifelt entgegen geschleudert hatte, die es ihm so unendlich schwer machte an Dracos Ehrlichkeit zu glauben. Und genau diese Erkenntnis traf mitten ins Schwarze. Die Gründe für seine Angst waren so offensichtliche, Harry konnte nicht anders, als begreifen, dass Draco Recht hatte. Es fiel Harry jedoch trotzdem schwer, diese Zweifel einfach hinter sich zu lassen. Es gab jedoch etwas, das Harry niemals zugelassen hatte und auch niemals zulassen wollte – er würde verdammt noch mal niemals Voldemort das Feld über lassen. Er wollte den dunklen Lord nicht gewinnen lassen – nicht damals und nicht heute. Niemals. Wenn er sich jedoch von seiner Angst unterkriegen ließ, gewann Voldemort. Und Harry wusste, das würde er nicht hinter sich lassen können. Er würde für den Rest seines Lebens Angst davor haben, sich fragen zu müssen, ob die Gefühle, die jemand für ihn hegte echt waren oder nicht. Er würde sich für den Rest seines Lebens fragen müssen, ob er es wert war geliebt zu werden oder nicht. Das war es nicht, was er für sein Leben wollte. Plötzlich war alles so klar, so schmerzhaft, Harry schaffte es nicht, das Schluchzen, das sich seiner Kehle entrang zu unterdrücken. Das Resultat davon war, dass Draco ihn in seinen Armen umwandte und ihn noch ein wenig fester an sich zog. Harry dachte nicht einmal daran, Widerstand zu leisten. Im Gegenteil krallten sich seine Finger in den Stoff von Dracos Umhang und er barg sein Gesicht an dessen Schulter. Die Angst noch einmal so verletzt zu werden war unerträglich, doch die einzige Chance die hatte war sie zu überwinden, für den einen Menschen, der ihm gezeigt hatte, wie sich Liebe wirklich anfühlte. Die Aussicht für diese ganze Sache, Wirklichkeit zu werden war nur noch ein weiterer positiver Faktor. Harry hörte Draco reden wie einen Wasserfall, doch er hörte nicht wirklich zu. Draco hatte alles gesagt was nötig war, als sie das letzte Mal aneinander geraten waren. Es hatte keinen Sinn, Versprechungen zu machen, dass es keine Fehler, keine Verletzungen mehr geben würde, denn es wären Lügen. Es gab immer wieder Situationen in Beziehungen, wo jemand verletzt wurde. Wichtig war, es wieder in Ordnung zu bringen. Sie beide hatten ihre Narben zu tragen und Harry konnte nicht daran zweifeln, dass sie beide immer wieder aneinander geraten würden. Es lag ganz einfach in ihrer Natur. Aber eines konnte Draco schon jetzt für sich verbuchen; er hatte alles getan, um diese eine Chance zu nutzen. Harry schaffte es nicht, ein leises Lachen zu unterdrücken. Er hatte niemals erwartet, dass am Ende Draco derjenige sein würde, der ihm hinterher rannte und ihn anbettelte, ihm noch eine weitere Chance zu geben. Draco bemerkte es augenblicklich, „Was?“ Er richtete sich auf und zwang Harry dasselbe zu tun. Harry sah auf und gab ihm die Gelegenheit ihm ins Gesicht zu sehen. Er hatte noch immer Tränen auf den Wangen, doch er schämte sich nicht dafür. Da war eine Spur von Schalk in seinem Blick und es war unübersehbar, dass das für Draco neu war. Ein schwaches Lächeln umspielte Harrys Lippen, „Es ist nur…Ich hätte niemals gedacht, dass du derjenige sein würdest, der am Ende mir hinterher rennt…der…derjenige, der mich anfleht, ihm noch eine Chance zu geben…“ Für einen Moment funkelte Draco ihn nur an. Dann erwiderte er, „Weißt du was, Potter? Es ist eine Frage der Intelligenz zu entscheiden, was überbewertet wird; das, was man am meisten will….oder Stolz und Selbstgefälligkeit…nicht, das du das verstehen würdest…“ Harrys Gesicht wurde ein weiteres Mal ernst, „Ich bin, was du am meisten willst?“ Dracos Miene blieb zurückhaltend, doch er sagte, „Ich schätze mal…“ Für einen Moment starrte Harry ihn nur an, sah die Ungewissheit in seinem Blick und spürte seine eigene Angst. Aber gleichzeitig war es unmöglich Dracos Ernsthaftigkeit zu bezweifeln. Er wollte, dass das funktionierte oder er wäre nicht hier. Beinahe automatisch berührten seine Finger Dracos Wange und mutigeres Lächeln spielte um seine Lippen. „Danke.“ „Wofür?“ „Dafür, dass du nicht aufgegeben hast. Danke, Draco.“ Und mit diesen Worte beugte Harry sich vor und küsste Draco, nur um eine weiteres Mal rücksichtslos vorwärts gezogen und geküsst zu werden, als gäbe es kein Morgen, doch es gab ein Morgen. Draco hatte das sicher gestellt. fin Hosted by Animexx e.V. 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