Verfluchte Liebe von KimRay ================================================================================ Kapitel 31: Tödliche Konsequenz ------------------------------- Titel: Verfluchte Liebe (31/circa 37+Epilog) Autor: KimRay e-mail: KimRay@gmx.de Kategorie: ?? Unterkategorie: Drama Inhalt: Voldemort ist besiegt, Lucius Malfoy ein Held und Harry zerbrochen, doch noch ist das Spiel nicht beendet und noch immer mischt Albus Dumbledore die Karten. DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir. Anmerkungen: Ein weiteres chap, das mit Verspätung kommt. Sorry, aber gestern war ich ganz einfach zu fertig nach der Arbeit. Ich hab ehrlich gesagt den Nachmittag verpennt und den Abend halb pennend auf der Couch verbracht. Ich geh mal aber mal davon aus, dass es jetzt endlich besser wird und ich wieder mehr Zeit für das finde, was ich am liebsten tue. Leider kann ich nicht versprechen, dass das nächste chap schon nächstes WE kommt. Es ist zwar schon angefangen, aber bei weitem noch nicht fertig. Mein Vorrat an fertigen chaps ist leider aufgebraucht. Ich dachte auch, es wäre mehr. Wir werden sehen. ‚Raunächte’ bei LJ geht auf jeden Fall heute oder morgen weiter, auch wenn ich inzwischen viel zu spät bin. Beta: Auch diesmal wieder keiner. Ich muss endlich mal wieder System in mein Tun bringen. Vielen Dank für die kommis an: Rowan, LadyHiwatari und smily. Kapitel 31 Tödliche Konsequenz Am nächsten morgen kam ein weiteres Päckchen für Harry. Mit zitternden Fingern öffnete er es, nur um erneut eine rote Box darin zu finden. Hermione neben ihm wechselte die Farbe, denn zu ihrer Schande musste sie eingestehen, dass sie den Absender unterschätzt hatte. Als sie die Box am Abend noch einmal genauer unter die Lupe nehmen wollen hatte, war sie aus ihrer Schultasche verschwunden gewesen. Hermione ging nicht davon aus dass sie jemand herausgenommen hatte, denn ihres Wissens wusste niemand, dass sie sie hatte. Anscheinend war sie mit einem ausgefeilten Rückholzauber belegt gewesen, der leider einwandfrei funktioniert hatte. Harry öffnete die Box diesmal nicht. Er steckte sie nur bleich in die Tasche seines Umhangs. Am nächsten Morgen kam ein Heuler und es gab kein Entkkommen. Inzwischen verfolgte die ganze Schule mit unverhohlenem Interesse, was vor sich ging Und er konnte eine Menge Blicke auf sich ruhen fühlen. Der rote Umschlag brachte sich vor Harry in Position, entfaltete sich und begann, zum Glück mit gemäßigter Stimme, zu rezitieren. 23 Gleich wie ein Neuling auf der Bühne, der vor Lampenfieber aus der Rolle fällt, und wie ein Untier, reizt man es noch mehr, vor Wut sich selbst um seine Stärke prellt, trau ich vor Scheu mich nicht, dir zu gestehn, dass ich dich liebe, wie es üblich wär'. In stummer Liebe muss ich untergehn, denn solcher Liebe Last drückt mich zu sehr. Betrachte, was ich schreibe, als gesagt, als stumme Gesten, die mein Herz sich traut, das so um Deine Gunst zu bitten wagt, mit fester Stimme nicht, doch trotzdem laut. Dann lies hier, was die Liebe stumm geschrieben: Mit Augen hören, heißt verfeinert lieben. Harry war kalkblass und seine Hände zitterten. Seine Augen hatten einen unnatürlichen Glanz angenommen. Der Heuler faltete sich feinsäuberlich wieder zusammen und platzierte sich neben Harrys Teller anstatt sich wie üblich selbst zu zerfetzen. Der Absender wollte anscheinend, dass sein zweifelhaftes Geschenk erhalten blieb. Das war das erste Mal, dass Hermione eine Spur von Neid auf Harrys geheimen Verehrer verspürte. Zu sagen wusste sie nichts mehr, auch wenn Ärger, Mitleid und Verzweiflung angesichts seiner Situation einen heftigen Kampf in ihrem Verstand führten. Für Harry war diese heutige Aktion das Ende. Er gab auf und jeder konnte das sehen. Mit bebenden Fingern nahm er den Brief auf, schob ihn in seine Umhangtasche und warf Ron einen Blick zu. „Kannst du mich begleiten? Ich muss etwas erledigen.“ Seine Stimme war unnatürlich ruhig. Sie gab nichts von seinem inneren Aufruhr preis. Dracos Gedichte trafen mit präziser Zielsicherheit und jedes davon trieb ihn mehr in die hilflose Defensive, doch dass durfte er nicht zulassen. Er musste Draco stoppen. Koste es, was es wolle. Ron stand auf. „Wo willst du hin?“ „In die Eulerei!“ Harry hatte keine Ahnung, wie erleichtert seine Freunde bei dieser Antwort waren, denn beide konnten sich denken, was er vorhatte. Ohne ein weiteres Wort machte Ron sich gemeinsam mit ihm auf den Weg in die Eulerei. Dort angekommen, nahm Harry ein Blatt Pergament aus seiner Schultasche, kritzelte auf Rons Rücken eine Nachricht an Draco, rollte sie auf und befestigte sie an Hedwigs Fuß. Seine Eule schuhute leise und Harry sprach einen Silentium, bevor er sagte: „Zu Draco…nur, wenn er allein ist. Okay, Süße? Warte, ich muss dich noch nach Aufspürzaubern checken!“ Er sprach eine Reihe von Zaubern und Hedwig schüttelte sich unbehaglich. Erst, als er sicher war, dass ihr niemand folgen konnte, schickte er sie los. Ron warf ihm inzwischen einen leicht ungehaltenen Blick zu, denn Harry hatte seine Hintergedanken effektiv ausgeschalten, auch wenn er nicht gewusst hatte, wie er es hätte anstellen sollen. „Du bist wirklich paranoid, oder Harry?“ Harry antwortete nicht auf dieses Statement. Er war paranoid, doch er wusste, dass er allen Grund dazu hatte. Wenn es nach ihm ging, würde niemals jemand erfahren, für wen er sich so vollkommen zum Narren gemacht hatte. ~ Draco lag auf seinem, Bett und starrte den Himmel darüber an. In seinen Fingern hielt er Potters Nachricht. Dass der Schwarzhaarige sich mit ihm treffen wollte, was das letzte, was er erwartet hatte und es hatte die Fragen in seinem Kopf wieder zum rotieren gebracht. Das Spiel, so wie er es bis jetzt gespielt hatte, war amüsant gewesen und er hatte eigentlich erwartet, dass Harry irgendwann Einsicht zeigen würde, doch das war mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Fall. Der Gryffindor wollte ihn konfrontieren und der Sache ohne jeden Zweifel ein Ende bereiten. Draco wusste, dass er dem möglicherweise nichts entgegen zu setzten hatte und das war es, was ihm Sorgen bereitete. Er wollte das Spiel nicht beenden. Er wollte nicht wissen, wie es ausging und das irritierte ihn ungemein. Solange Harry seine Gedichte bekam, ob er sie nun las oder nicht, hatte er Einfluss auf das, was geschah. Er bestimmte die Regeln. Stellte Harry ihn zur Rede und machte ihm unweigerlich klar, dass er so nicht mitspielen würde, war es erst einmal vorbei mit seinen Versuchen, denn noch immer Stand die Drohung mit Durmstrang im Raum, auch wenn Draco noch immer nicht glaubte, dass Harry diese Konsequenz ziehen würde. All das brachte ihn unweigerlich zum Grundübel dieser Geschichte: Was wollte er, Draco, wirklich? Diese Frage zerfetzte den Deckmantel über all seinen wohlweislich ignorierten Absichten. Sie verlangte von ihm, dass er sich ein paar Dinge eingestand, die er nicht wirklich eingestehen wollte und doch wusste Draco, dass er möglicherweise keine Wahl hatte. Das war der Grund, dass er hier in seinem Bett lag, Pansy allein auf Kontrollgang geschickt hatte und sich den Kopf über etwas zerbrach, das er normalerweise ignorierte. Da waren eine Menge Dinge, über die er sich vollkommen klar war. Harry sah gut aus. Im Moment mochte er vollkommen fertig sein, doch das gab ihm noch mehr die Ausstrahlung eines tragischen Helden. Er besaß einen Status in der magischen Welt, von dem Draco nur träumen konnte. Er hatte Mut, war loyal, freundlich, ehrlich und beliebt. All das waren offensichtliche Attribute, die eigentlich schon reichten, um mindestens Sympathie, wenn nicht sogar tiefere Gefühle für den Gryffindor zu entwickeln. Sein Temperament war vor seiner Verletzung beeindruckend gewesen und schon das allein war für Draco ein sehr positiver Faktor. Der Schwarzhaarige würde niemals kuschen, wenn er es für Angebracht hielt, seinen Standpunkt zu vertreten. Er war jemand, mit dem man streiten konnte, ohne sich Sorgen um Hinterhältigkeiten zu machen. Er war ein ebenbürtiger Gegner, selbst jetzt noch, wo es ihm wirklich schlecht ging und all das waren Fakten, die in Dracos Augen sein Interesse rechtfertigten. Potter wäre jemand, mit dem es niemals langweilig sein würde. Und er war anziehend. Wirklich anziehend. Selbst wenn Draco alles anderer ignorierte, wusste er, dass er sich trotzdem zu dem Schwarzhaarigen hingezogen fühlen würde. Im Moment schob er das auf die Träume, die er noch immer von Harry hatte, doch die wenigen Erfahrungen, die er bis jetzt mit dessen Nähe gemacht hatte, sagten ihm, dass es wirklich real war. Er wollte Potter. Er wollte ihn in seiner Nähe und er wollte ihn in seinem Bett. So weit war er bereit, sich seine Bedürfnisse einzugestehen. Doch da waren noch andere Faktoren und die beunruhigen ihn. Faktoren, die mehr hinterfragten und auch mehr preisgeben konnten. Draco wusste peinlich genau, dass der Schwarzhaarige eine wohl mehr als nur schmerzhafte Erfahrung gemacht hatte und er zweifelte auch nicht daran, dass für ihn noch immer Gefühle in Spiel waren, wenn es um seinen Ex ging. Eigentlich war das allein vollkommen ausreichend, die Finger von dem Gryffindor zu lassen, denn es gab jemanden, dessen Platz niemand streitig machen konnte, jemanden, der seine Spuren in Harrys Seele hinterlassen hatte und Draco war nicht breit, zweite Wahl zu sein. Normalerweise. Leider war da jedoch etwas, was er gar nicht von sich kannte: Er wollte Harry Potter vergessen lassen. Er wollte diese Spuren ausradieren, schon allein, um seinem Stolz gerecht zu werden. Er wollte Harry, egal um welchen Preis und das war der wunde Punkt an der Sache, denn es führte ihn zu einem Schluss, der vollkommen neu für ihn war. Wollte Draco zu Ende denken, was er angefangen hatte, musste er sich eingestehen, dass er mehr für Potter empfand, als es ihm lieb sein konnte. Und gesetzt dem Fall er dachte tatsächlich zu Ende, gestand sich ein, dass er Gefühle für den Gryffindor hatte, brachte ihn das an einen Punkt, der ihn gar nicht gefiel – es machte ihn verletzlich und er hatte keinen Einfluss darauf, wie es ausging. Draco weigerte sich vorerst zu Ende zu denken. ~ Harry hetzte durch dunkle Gänge. Er hatte seinen Beschützern gesagt, er würde sich früh schlafen legen. Ron hatte ihn bei diesen Worten mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck angesehen, doch er hatte geschwiegen. Zweifellos wusste er, dass Harry diese Sache nur allein regeln konnte. Dieser Schluss war natürlich falsch. Harry konnte im Moment gar nichts regeln. Er konnte nur versuchen, Draco davon abzuhalten, dass er weitermachte, auch wenn er noch keine Ahnung hatte, wie er das anstellen sollte. Flashback //… „Du vertraust mir nicht! Ich… wie… Harry, nach allem, was wir zusammen hatten, du vertraust mir einfach nicht! Was denkst du von mir? Was glaubst du, dass ich dir antun würde? Ich…Ich habe nie… alles, was ich getan habe, war nur für dich…Wieso vertraust du mir nicht? Was…was Denkst du wirklich von mir? Bin ich nur…? Hast du nie…?“ Er stolperte über seine eigenen Gedanken und es tat mir weh, das zu hören, doch ich konnte nichts sagen und so stand ich hilflos daneben, als er seine Schulumhang überzog, nach seiner Tasche griff und unser Versteck verließ. Was sollte ich ihm auf seine Fragen antworten? Was implizierte meine Unfähigkeit, ihm zu versichern, dass er die Situation vollkommen falsch verstand? Wie zur Hölle konnte ich diese Situation retten, ohne alles zu verlieren, was mir wichtig war? Die Sache mit dem Wasserfall hatte sich zur Katastrophe entwickelt. Anfangs hatte er meine Ablehnung noch locker gesehen und eine Weile aufgehört, mich zu drängen, doch ohne jeden Zweifel, war es ihm nicht mehr aus dem Kopf gegangen und im Grunde konnte ich mich nur wundern, dass er solange gebraucht hatte, seine Schlüsse daraus zu ziehen. Vor drei Tagen hatte er wieder damit angefangen und eigentlich hätte ich bei seinem Ton wissen müssen, dass etwas nicht stimmte, doch ich glaube was seine Stimmungen angeht, war ich ein liebeskranker Dummkopf. Es hat eine Weile gedauert, bis er mir mit dem kam, was zweifellos schon eine Weile an ihm nagte. Es war die Grundsatzfrage nach meinem Vertrauen und damit, wenn man es genau nahm, nach meinen Gefühlen. Ich glaube mit der Tatsache, dass ich ihm meine Gefühle nicht verbal gestand, hatte er sich abfinden können, solange er das Gefühl hatte, sie seien da, doch jetzt, wo er begriff, dass ich ihm nicht vertraute, begann er daran vermutlich zu zweifeln. Und hatte er dazu nicht auch jedes Recht? Mit einem schmerzhaften Gefühl in der Brust ließ ich mich auf die Kante des Bettes sinken. Ich brachte es nicht fertig, ihm zu folgen, denn ich hatte Angst davor, mit der Wahrheit konfrontiert zu werden. Es gab Dinge, die konnte ich einfach nicht mit ihm besprechen. Ich konnte ihn nicht fragen, wo er stand. Erstens hatte ich nicht das Recht dazu und zweitens fürchtete ich mich vor der Antwort. ~ Zwei Tage später war ich mit den Nerven am Ende. Ich hatte ihn seit seinem Ausbruch nicht mehr gesehen. In unserem Zimmer im Ostflügel war er seit dem nicht mehr gewesen, dessen war ich sicher. Auf den Türmen hatte ich ihn auch nicht finden können und wenn ich ehrlich war, musste ich zugeben, dass er mir wohl bewusst aus dem Weg ging. Es tat weh, viel mehr, als ich erwartet hatte. Es fehlte mir, mit ihm zusammen zu sein, in seinen Armen zu liegen und seine Nähe zu spüren. Es fehlte mir, mich von ihm maßregeln zu lassen, mir anhören zu müssen, dass ich mich selbst viel zu sehr stresste und mir von ihm in Zaubertränke helfen zu lassen Ich vermisste es, wie er mich in die Arme nahm, vermisste die Wärme und Geborgenheit, die mir seine Anwesenheit gab. Ich vermisste ihn. Das war das unausweichliche Fazit meiner Gedanken und der dumpfe Schmerz in meiner Brust wurde immer unerträglicher. Das schlimmere Übel war jedoch etwas anderes. Jedes Mal, wenn ich ihm irgendwo begegnete, wenn sich unsere Blicke beinahe unausweichlich trafen, konnte ich sehen, dass es ihm ähnlich ging. Er war mürrisch und verschlossen, kalt und aggressiv. Etwas, was ich schon lange nicht mehr bei ihm erlebt hatte. Er reagierte seinen Frust an seiner Umgebung ab und verletzte jeden, der ihm die Chance dazu gab. Jeden, außer mir – obwohl ich derjenige war, der die Schuld daran trug. Es trieb mich in den Wahnsinn. Jede Mal, wenn ich ihn sah, wollte ich zu ihm gehen, ihn die Arme nehmen und ihn um den Verstand küssen. Immer, wenn ich mit ansehen musste, wie er wieder jemanden verbal fertig machte, wollte ich dazwischen gehen, so dass er sich an mir abreagieren konnte. Ich trug die Schuld an seiner Stimmung, doch am schlimmsten war es, wenn ich ihn dabei erwischte, wie er blickleer in die Ferne starrte, getrieben von Gedanken, die ihn aufrieben, ihn zweifeln ließen und alles in Frage stellten, was jemals zwischen uns gewesen war. Das waren die Momente, in denen ich mit bedrohlicher Klarheit wusste, dass ich mir schon lange nur noch etwas vormachte…// Flashback Auf dem Ostturm, auf dem er sich wieder einmal mit Draco treffen wollte, war noch niemand, als er da ankam. Harry wunderte das nicht. Er war zu früh und Draco kam grundsätzlich ein wenig später, um auch ja seinen Auftritt zu haben. Nervös zündete er sich eine Zigarette an. Wie so oft in letzter Zeit, konnte er dieser Angewohnheit jedoch auch diesmal nichts abgewinnen. Alles, was er davon hatte, war ein widerlicher Geschmack im Mund und nach wenigen Zügen, drückte er sie an den Zinnen aus und warf sie über die Brüstung. Es war frustrierend. Nichts in seinem Leben lief im Moment so, wie er es wollte und nicht einmal die Gewohnheiten, die ihn zuvor einigermaßen über Wasser gehalten hatten, halfen ihm noch. Draco hatte sein Leben effektiv ins Chaos gestürzt mit dieser neuen Taktik. Harry weigerte sich noch immer erfolgreich, die Gedichte zu lesen, die er ihm sandte, doch natürlich konnte er nicht vergessen, was er unglücklicherweise mitbekommen hatte. Er wusste, dass Ron Recht hatte. Draco kannte ihn besser, als er jemals zugeben würde, selbst ohne seine Erinnerungen an das letzte Jahr. Schon das erste Gedicht hatte ihm das schmerzhaft klar gemacht. Es war richtig. Er hasste sich für die Dinge, die er getan hatte. Er hasste sich dafür, nicht genauer hinterfragt und auf seine Instinkte vertraut zu haben. „Hallo, Harry…Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du dich so schnell mit mir treffen würdest!“, kam es in diesem Moment von der Tür und Harry spürte seine Kehle eng werden, bei Dracos weichem Tonfall. Er sammelte sich und schaffte es beherrscht und unterschwellig aggressiv zu klingen, als er erwiderte: „Du weißt ganz genau, warum ich hier bin!“ Langsam wandte er sich um und sah Draco kalt an. Der Blonde war natürlich unbeeindruckt. Er schenkte Harry ein Lächeln, das diesem die Knie weich werden ließ. „Ich hoffe doch, um dir endlich einzugestehen, dass du deinem Interesse an mir nichts mehr entgegen zu setzen hast!“, ließ er bewusst sanft hören. Harrys Augen funkelten ärgerlich bei diesen Worten – und Draco stellte fest, dass er ernsthaft hoffte, Recht zu haben. Die Rolle des tragischen Helden stand dem Gryffindor wirklich gut. „Hör auf, solchen Blödsinn zu reden, Malfoy! Wir beide wissen, was du tust!“, fuhr Harry ihn an. „Was tue ich denn?“, fragte Draco unschuldig zurück. „Du treibst auf meine Kosten ein Spiel, das perverser nicht sein könnte. Du weißt, wie es mir geht. Du weißt sogar, was im letzten Jahr geschehen ist…und du nutzt das auf eine Art und Weise aus, wie sie schäbiger nicht sein könnte!“ Es entging Harry nicht, dass sich der Gesichtsausdruck seines Gegenübers verändert hatte, doch deuten konnte er ihn wie üblich nicht. Draco stellte fest, dass ihm Harrys Worte einen Stich gaben und ohne es zu wollen, fanden die Gedanken, die er noch vor einer halben Stunde so effektiv vermieden hatte, ihr unausweichliches Ende. Er WAR verletzt von diesen Worten, doch das würde er nicht zeigen. „Ist dir vielleicht schon mal der Gedanke gekommen, dass ich meinen könnte, was ich sage? Bist du vielleicht schon mal auf die Idee gekommen, dass ich wirklich an dir interessiert sein könnte?“, konstatierte er ruhiger, als er sich fühlte. „DAS…wäre vermutlich das letzte, was ich annehmen würde!“, gab Harry schärfer zurück, als er wollte. Die Situation erinnere ihn zu sehr an eine andere. Flashback //… Ich weiß nicht, wie ich es managte, mit Tarnumhang und Karte des Rumtreibers bewaffnet in den Slytheringemeinschaftsraum vorzudringen. Es war ein unglaublicher Zufall, dass einer ihrer Vertrauensschüler den Gemeinschaftsraum um die Zeit, als ich mich endlich dazu durchgerungen hatte, mit ihm zu reden, verließ und ich die Chance bekam hineinzuschlüpfen. Ich ging damit ein gigantisches Risiko ein. Sollte mich jemand erwischen war ich fällig und das mindeste, was ich erwartete, war es, von der Schule zu fliegen. Gleichzeitig musste ich daran denken, wie ER dieses Risiko eingegangen war, als er im Gryffindorgemeinschaftsraum aufgetaucht war und hörte auf, mir darüber Gedanken zu machen. Etwas sagte mir, dass er schon sehr viel mehr Risiken eingegangen war, als er sich mit mir eingelassen hatte. Ich hatte aufgegeben. Es war nichts, dass ich jeden Tag tat, doch ich konnte nicht mehr anders. Er fehlte mir so sehr, dass ich keine Ruhe mehr fand und das mindeste, was ich tun konnte, war ihm eine Chance zu geben. Ich wusste, dass ich eh schon genug kaputt gemacht hatte. So sehr, wie ich ihn verletzt und degradiert hatte, konnte ich froh sein, wenn er mir überhaupt vergab. Seit Tagen machte ich mir jetzt schon Gedanken, was er aus meinem Verhalten für Schlüsse gezogen haben musste. Dass ich ihn diese ganzen Monate über nur benutzt hatte, war da noch der harmloseste davon. Und es war ebenfalls der falscheste. Ich hatte ihn nicht benutzt. Ich hatte immer nur mit ihm zusammen sein wollen, nicht, weil ich von ihm bekam, was ich wollte, sondern seinetwegen. Weil er mir wichtig war, weil ich seinen Humor und seine spitze Zunge mochte und weil es sich ganz einfach gut anfühlte, in seiner Nähe zu sein. Weil ich mich bei ihm fallen lassen konnte und weil ich wusste, dass ich ihm wichtig war. Weil…weil…weil… Es gab noch so viele Gründe und die wenigstens hatten etwas mit Sex zu tun. Was das bedeutete gestand ich mir noch immer nicht ein, doch ich bestritt es auch nicht mehr. Ich wusste, dass es etwas gab, das ich um jeden Preis wissen musste und es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Es war still im Gemeinschaftsraum. Die Slytherins waren in ihren Schlafsälen, so wie es sich gehörte. Ein Blick auf die Karte des Rumtreibers wies mir den Weg zu seinem Schlafsaal. Ich konnte den kleinen Punkt mit seinem Namen deutlich erkennen. Er bewegte sich schon lange nicht mehr und ich hatte keinen Zweifel daran, dass er schlief. Gut unter meinem Tarnumhang und einem Silentium verborgen folgte ich dem Gang hinunter zu der Tür, hinter der er schlief. Erst dort überkamen mich Zweifel. Was, wenn ich ihn zu sehr verletzt hatte? Was, wenn er ausflippte und meine Anwesenheit verriet? Ich verscheuchte diese Gedanken. Sollte das der Fall sein, musste ich mir Gedanken machen, wenn es so weit war. Entschlossen schob ich geräuschlos die Tür auf und schlich mich hinüber zu seinem Bett. Die Vorhänge waren zugezogen und vorsichtig checkte ich, ob sie möglicherweise mich Zaubern gesichert waren. Alles, was ich fand, war ein Silentium. Kein Wunder bei dem Lärm den Goyle beim Schnarchen machte. Vorsichtig schob ich den Vorhang ein wenig auseinander, um dahinter zu schlüpfen. Es war stockdunkel, und alles, was ich hören konnte war regelmäßiges, leises Atmen. Sein Silentium war effektiv. Von draußen drang kein Geräusch herein. Leise beschwor ich einen schwachen Lumos herauf, um etwas sehen zu können. Er schlief tief und fest. Seine Züge waren entspannt und engelsgleich und wieder einmal konnte ich den Blick nicht von ihm wenden. Ich fand ihn einfach nur wunderschö, und fragte mich gleichzeitig, wieso er sich ausgerechnet mit mir eingelassen hatte. Zaghaft glitten meine Finger über seine Wange und wie im Reflex kam er meiner Berührung entgegen, so wie immer. „Harry…“, kam es leise über seine Lippen und meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Er schlief noch immer, doch mein Name ließ ihn offenbar auch im Schlaf nicht los. „Ich bin hier, Dragon…Ich muss mit dir reden…“ Erneut streichelten meine Finger seine Haut. Zwischen seinen Brauen bildete sich eine steile Falte und er begann sich unruhig zu bewegen. Ich schlug meinen Tarnumhang zurück und setzte mich auf die Kante seines Bettes. „Wach auf, Dragon…!“, flüsterte ich neben seinem Ohr und spürte, wie sich sein ganzer Körper plötzlich anspannte, bevor er hochfuhr, sofort hell wach. Sein Blick traf meinen und seine Augen wurden groß. „Harry?!?“ Seine Verblüffung angesichts meiner Anwesenheit war ihm anzuhören. „Was tust du hier?“ „Ich muss mit dir reden!...Um genau zu sein, möchte ich dich um Verzeihung bitten!“ Ich konnte nicht anders, als bei diesen Worten den Kopf zu senken. Es war mir egal, wie das aussah. Ich wollte nur, dass er mir vergab und mir noch eine Chance gab. Ich konnte nicht aufgeben, was zwischen uns war. Es war zu wertvoll, zu unvergleichlich, zu schön und ich würde alles tun, um es zu bewahren. Sein Schweigen kam mir wie eine Ewigkeit vor und seine Reaktion überrumpelte mich völlig. Er riss mich in seine Arme, presste ich an sich, als wollte er mich nie wieder loslassen und ließ kleine Küsse auf meine Haut regnen. „Oh, Harry, ich hab dich so vermisst! Ich…aber…es… Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich weiß, du hast allen Grund, mit deinem vertrauen vorsichtig zu sein und ich weiß, es ist zu viel verlangt, was ich erwartet habe, aber es…ich…es hat mich verletzt…ich dachte, was ist das für eine Liebe, wenn er mir nicht einmal vertraut?…ich konnte es einfach nicht fassen. Ich…“ „Schhhh, Dragon! Ich weiß! Ich…es tut mir so leid!“ „Ich kann nicht von dir verlangen, dass du das Gelände verlässt, Harry! Irgendwann werde ich dir diesen Wasserfall zeigen. Das verspreche ich dir. Es muss nicht jetzt sein! Du hast Recht, es ist viel zu gefährlich. Es tut mir so leid.“ „Ich will es sehen, Dragon! Ich will mit dir zu diesem Wasserfall gehen!“ Ich schob ihn von mir und sah ihn an, wohl wissend, dass ich möglicherweise gerade meine Seele riskierte…// Flashback Ende „Du bist angesichts deines eigenen Leids so blind, dass du nicht einmal zu sehen versuchst, Potter!“, schoss Draco aggressiver als geplant zurück. „Das ist nicht wahr…Ich sehe DICH…und ich weiß, was ich sehe!“, verteidigte sich Harry. Dracos Attacke hatte gesessen. Es stimmte, doch er war nicht blind. Er wollte nur nicht sehen. „Du GLAUBST zu wissen, was du siehst! Aber ist dir jemals der Gedanke gekommen, dass du dich täuschen könntest? Bist du jemals auf die Idee gekommen, dass du vielleicht nicht alles siehst?“ Draco wusste es. Er wollte Harry. Mehr, als er sich jemals zuvor eingestanden hatte. „WEIL ICH NICHT SEHEN WILL! ICH WILL NICHT SEHEN, WAS DU TUST…ICH WILL NICHT LESEN, WAS DU SCHREIBST…UND VERSUCHE NICHT MIR EINZUREDEN, DASS DU MICH KENNST!“ „Du weißt aber ganz genau, dass ich es tue! Ich kenne dich. Ich kenne dich schon seit Jahren…ich wusste immer ganz genau, wie ich dich kriege…und das ist es, wovor du Angst hast, denn du weißt, dass ich Recht habe!“ Harrys Beherrschung ging den Bach runter, denn jedes Wort, was Draco sagte, war richtig. Der verdammte Slytherin wusste, welche Knöpfe er drücken musste. Das hatte er schon immer getan. Harry war verzweifelt und er wusste es. „Dann hör verdammt noch mal auf damit. Ich will es nicht. Geht das nicht in deinen sturen, blonden Schädel? Begreifst du es nicht? Kapierst du einfach nicht, dass ich das nicht will? Das ich dich nicht will, dass ich deine Aufmerksamkeit nicht will? KRIEGE ES IN DEINEN KOPF, DRACO, ICH WILL DICH NICHT!“ Das saß. Es saß gründlich und es ging tief. Draco wusste, dass passierte, was er so sehr fürchtete, doch es gab kein Zurück mehr. Das hier war seine letzte Chance und noch immer klammerte er sich an den Fakt, dass Harry zumindest körperlich auf ihn reagierte. „Warum nicht? Warum kannst du es nicht wenigstens versuchen? Ich weiß, dass du es willst. Warum kannst du mir nicht wenigstens eine Chance geben?“ Da war ein Hauch Verzweiflung in Dracos Stimme, den er jedoch nur selbst wahrnahm. Er hatte sich zu sehr in diese Sache verrannt. Er hatte diese Gedichte gelesen und sie hatten sich in seinen Verstand gefressen, denn sie brachten etwas in ihm zum Vorschein, was er nie für möglich gehalten hatte. Er fand sich selbst darin wieder und sie drückten beängstigen treffend aus, was er über Harry dachte. Konnte er Harry Potter wirklich lieben? „Hör auf…“, flüsterte Harry, „…hör auf…bitte…“ Er senkte den Blick, denn er konnte den Ausdruck in Dracos Augen nicht ertragen. Einen Moment lang fragte er sich, ob sich Blonde bewusst war, wie viel er Preis gab. Schwer verhohlener Schmerz spiegelte sich in den grauen Augen. „Ich kann nicht…“, brachte er rau heraus und es war die Wahrheit. Er konnte nicht aufhören, solange er noch einen Funken Hoffnung hatte und es war ihm egal, wenn er Harry dafür in seine Bestandteile zerlegen musste, solange er es nur begriff und sich endlich eingestand, dass er Recht hatte. Harry stand da, den Kopf gesenkt und vollkommen verloren. Er konnte nicht fassen, was Draco sagte. Eine Hand berührte seine Wange und zwang ihn, den Blick zu heben. Dracos graue Augen fingen seine ein und Harry versank darin. Hoffnungslos und verzweifelt. „Ich weiß, dass du nicht abgeneigt bist, Harry. Warum verleugnest du das? Warum versagst du dir eine zweite Chance?“, hörte Draco sich sagen und erkannte seine eigene Stimme nicht mehr. Er weigerte sich darüber nachzudenken. Das war seine Chance und er wusste es. Harry hatte den Boden unter den Füßen verloren. Er war hilflos und Draco war sich sicher, den Grund dafür zu kennen. Langsam senkte er den Kopf und wartete, dass der Schwarzhaarige auswich, wegrannte, ihn von sich stieß oder sonst irgendetwas tat, um ihn aufzuhalten, doch er tat es nicht – und bestätigte damit nur, was Draco schon die ganze Zeit ahnte. Harry konnte ihm nicht ausweichen, weil er es nicht wirklich wollte. Das Resultat war unausweichlich und in dem Moment, als seine Lippen Harrys berührten, verflogen auch seine letzten Zweifel. Er konnte es in jeder Faser seine Körpers fühlen, als sein Gegenüber ohne zu zögern jeden Widerstand aufgab. Harrys Arm schlang sich um Dracos Taille, zog ihn an sich. Seine Lippen öffneten sich für diesen Kuss, verführten Draco, seinem Beispiel zu folgen. Geübt übernahm er die Kontrolle und beschritt den Weg in die Hölle. Innerhalb von Sekundenbruchteilen wendete sich das Blatt. Dracos Finger krallten sich in Harrys Umhang. Das Blut begann in seinen Adern zu pochen, Hitze durchflutete ihn. Verlangen unterwanderte seinen Verstand. Er drängte Harry entgegen, schob ihn gegen die Zinnen und wollte nur noch mehr. Das war es, was er immer gesucht hatte. Das war es, was er wollte und es war vollkommen gleich, dass er es ausgerechnet bei Harry Potter fand. Erneut veränderte sich die Balance. Dracos Akzeptanz machte ihn selbstsicherer, seine Hände glitten über den schlanken Körper seines Gegenübers und Triumph machte ihn kühn. Harry hing in seinen Armen, versank in diesem Kuss – und fiel. Er fiel in den Abgrund seiner Sehnsucht, seiner Hoffnungen und seiner Liebe. Das war es, was er wollte. Es war der Sinn seines Lebens, die wahre Farbe seines Herzens und der fehlende Teil seines Selbst. Draco war seine andere Hälfte und in diesem Moment wusste er, dass daran nichts und niemand jemals etwas ändern würde. Er würde diese Liebe niemals überwinden und er wollte es auch gar nicht. Die perfekte Illusion hielt bis zu dem Moment, in dem die Stimme in seinem Kopf wieder zu schreien begann. Harry stieß Draco von sich, die Augen zugekniffen, obwohl er wusste, dass die Tränen schon längst über seine Wangen strömten. Im Verbotenen Wald hatte er seine Seele riskiert, heute verlor er sie für immer. „Warum? Warum tust du mir das an? Du WILLST das nicht. Du weißt es nur nicht…“ Und mit diesen Worten schoss er herum und rannte davon. Draco blieb zurück, bis in die Grundfesten von diesem unglaublichen Kuss erschüttert und mit der Erkenntnis, dass es ganz eindeutig zuviel gab, was er nicht zu wissen schien. ~ „Morgen, Harry…aufwachen…Ich hab auf Ron gehört und dich ausschlafen lassen, so lange es ging, aber jetzt müssen wird Druck machen! Und wie ich sehe bist du ja auch schon fertig.“ Seamus tanzte mit wie üblich blendender Laune ins Zimmer und schreckte Harry aus seinem Dämmerzustand, ohne ihn genauer anzusehen. Harry stieß leise und angespannt die Luft aus. Seamus hatte ihn aus seiner Erstarrung geschreckt. Geschlafen hatte er nicht. Mühsam hob er den Kopf aus dem Kissen. Er fühlte sich gerädert. Stück für Stück setzte er seine Muskeln in Bewegung und stellte benommen fest, dass die peinigenden Gefühle in seinem Körper schnell in dumpfen Nebel versanken. Es war angenehm und er war dankbar dafür. „Komm schon Harry, wir können nicht trödeln. Mione hat mir gesagt, du musst auf jeden Fall frühstücken und das schaffen wir nur, wenn wir jetzt gehen.“ „Wo sind sie?“, krächzte Harry und sah nicht, wie Seamus ihn irritiert betrachtete, bevor er seine Frage überging. „Bist du okay, Harry?“ „Ja…es wird gerade!“, krächzte er erneut, seine Stimme ebenso dumpf, wie seine gesamte Körperwahrnehmung. Langsam erhob er sich vom Bett und richtete mit einigen schnellen Zaubern seine Kleidung. In der Nacht, nach seinem Zusammentreffen mit Draco, war er in sein Zimmer zurückgekehrt, voll bekleidet aufs Bett gefallen und in eine Art Schockzustand abgedriftet. Es war mühsam, daraus aufzutauchen, doch Harrys Verstand funktionierte nicht einwandfrei und darum nahm er es nicht wahr. Er funktionierte nur noch auf Sparflamme. „Wo sind Ron und Mione?“, fragte er noch einmal beinahe automatisch. „Vertrauensschülerpflichten…Bist du wirklich okay, Harry? Du siehst übel aus!“ Seamus betrachtete ihn nun sehr aufmerksam und fühlte sich nicht wirklich wohl bei dem, was er sah. Doch er war nicht in der Position, dazu etwas zu sagen. Das mussten schon Harrys beste Freunde übernehmen. „Wann seh ich nicht übel aus?“, erwiderte Harry ohne zu denken. „Auch wieder wahr. Komm, lass uns gehen! Nach ’nem ordentlichen Frühstück geht’s dir sicher besser!“ Seamus nahm Harry am Arm und führte ihn aus seinem Zimmer und Harry folgte ihm ohne irgendetwas in Frage zu stellen. Als er sich ein paar Minuten später auf seinem Platz am Gryffindortisch setzte, hatten sich all seine Empfindungen vollkommen verabschiedet. Er grüße seine Freunde, nahm sich etwas zum Frühstück und begann zu essen, ohne dass ihm die besorgten Blicke von allen Seiten auffielen. Harry gab ein furchtbares Bild ab – blass, mit leerem Blick und offensichtlich vollkommen am Ende, doch leider war er immer blass und am Ende war er schon eine ganze Weile. Hermiones Einschätzung wurde dadurch schwer beeinträchtigt. „Harry, bist du okay?“, fragte sie mit zusammengekniffenen Augenbrauen und warf Ron, auf der anderen Seite einen besorgten Blick zu. „Ja!“, kam Harrys knappe Antwort und er aß weiter, ohne aufzusehen. Ron beobachtete ihn einen Moment lang und schüttelte dann warnend ganz minimal den Kopf. Hermione wusste, was er meinte. Harry aß und diese Gelegenheiten waren selten, doch sie hatte kein gutes Gefühl dabei. ~ „Lupin? Was ist mit dem Jungen los?“ Remus, in Gedanken versunken, wurde durch Severus Snapes Frage aufgeschreckt und warf einen weiteren Blick in Harrys Richtung. Seit heute Nacht war er tief beunruhigt, denn der Zauber, den er vor Wochen über Harry gelegt hatte, um über seinen Zustand informiert zu sein, hatte zum ersten Mal angeschlagen. Laut dieses Zaubers ging es Harry um einiges schlechter, als am Tag zuvor. Remus hatte bis zum Frühstück gewartet, um ihn zu sehen, bevor er Alarm schlagen wollte, denn laut des Zaubers war noch immer nicht alles in Ordnung, doch Harrys Benehmen unterschied sich nur begrenzt von seinen üblichen Gewohnheiten. Er war ein wenig blasser, noch zurückgezogener und schien etwas neben sich zu stehen, doch ansonsten, gab es nichts wirklich Auffälliges. Darum irritierte ihn Severus Frage enorm. „Was meinst du?“ „Fällt dir nichts auf?“ Severus gestand es sich nicht gern ein, doch dank Remus hatte er es sich zu Angewohnheit gemacht, immer mal einen Blick nach dem Jungen zu werfen und heute war ihm aufgefallen, dass Harry frühstückte – wirklich frühstückte und nicht nur seinen Toast über den Teller schubste. Remus warf einen weiteren Blick in Harrys Richtung. „Nun…ich…er scheint ausnahmsweise mal etwas zu essen!“, stellte er fest. „Genau…er isst. Während er das Essen sonst nur über den Teller schiebt. Kannst du wirklich nichts feststellen?“ Remus schloss die Augen und konzentrierte sich auf seine hochsensiblen Sinne. Irritiert zog er die Brauen zusammen, als er etwas roch, was er gar nicht verstand. „Verbranntes Fleisch!“ Das brachte ihm einen genervten Blick seines Lovers ein. „Okay…ich kann mir nicht vorstellen, dass das etwas mit Potter zu tun hat! Was weiß ich, was die Hauselfen in der Küche haben anbrennen lassen?“ Er widmete sich wieder seinem Frühstück. Remus starrte zu Harry hinüber und fragte sich, warum er verbranntes Fleisch roch, wenn er sich auf Sirius Mündel konzentrierte. „Sev…?“ „Was?“, kam es knurrig zurück. „Er hat in der ersten Stunde bei dir Unterricht. Gib bitte auf ihn Acht!“ Severus antwortete nicht, doch Remus wusste, dass das auch nicht nötig war. Severus gab schon sehr viel mehr auf Harry Acht, als er es jemals für möglich gehalten hatte. ~ Harry saß scheinbar Gedanken verloren auf seinem Platz, als wenig später die Posteulen in die Halle geflogen kamen. Während er heute verschont blieb, bekam Mione neben ihm Post, doch sie nahm es kaum wahr, denn genau wie alle anderen starrte sie Harry an. Sein tägliches Gedicht war so zur Routine geworden, dass es auffiel, als es ausblieb. Harry ließ den Schatten eines Lächelns sehen. Es hatte gewirkt. Er hatte erreicht, was er wollte. Draco hatte es aufgegeben, ihm Gedichte zu schicken. Er war beinahe versucht, zu dem Blonden hinüber zu sehen, doch er ließ es bleiben und sah stattdessen Hermione an: „Willst du deine Post nicht lesen?“ Das sorgte endgültig für größte Irritation bei seinen Freunden, denn es zeugte davon, dass er Sachen Aufmerksamkeit widmete, die er seit Monaten kaum noch mitbekam. Mit rosa Wangen schob Hermione den Brief von George Weasley in ihre Umhangtasche. Um ihn zu lesen, wünschte sie sich eine etwas ruhigere Atmosphäre. „Später, Harry! Wir müssen eh zum Unterricht! Kommt schon ihr zwei!“, wandte sie sich nun auch an Ron. Harry griff nach seiner Tasche und stand auf. Sie hatten Zaubertränke und Hermione hatte Recht. Sie mussten gehen, wenn sie nicht zu spät kommen wollten. Gleich darauf verließ er von seinen Freunden flankiert die Große Halle. Erneut von Blicken verfolgt, diesmal von Dracos, Remus und Severus Snapes, doch während Remus und Severus sich fragten, wo die nicht zurück zu verfolgende Post heute abgeblieben war, machte Draco sich angesichts Harrys seltsam entrückten Zustandes Sorgen. ~ Draco hatte in dieser Nacht genauso viel geschlafen, wie Harry – gar nicht. Er war noch eine ganze Weile oben auf dem Turm geblieben, nachdem der Gryffindor so überhastet davon gestürzt war. Vor allem deswegen, weil er seine rasenden Gedanken wieder einmal unter Kontrolle bringen musste. Alles, was er in den letzten Woche verdrängt hatte, war auf einmal wieder über ihn hereingebrochen und etwas manifestierte sich in seinem Bewusstsein, dass ihn enorm irritierte. Harry hatte ja schon bei ihrem Gespräch um den Seitenwechsel seines Vaters schwache Andeutungen gemacht, dass mit seinen Erinnerungen an das letzte Schuljahr ein paar Sachen nicht so waren, wie sie schienen, doch was er heute gesagt hatte, ließ keine Zweifel mehr daran, dass sein Bild überhaupt nicht stimmte. ‚... Du WILLST das nicht. Du weißt es nur nicht…’ Das war der Schlüsselsatz ihres Gespräches, an dem sich Dracos Gedanken regelmäßig aufhängten. Da war etwas zwischen ihm und Harry, dass ihm beinahe Angst machte. Diese Vertrautheit, die sich in diesem unglaublichen Kuss widergespiegelt hatte, kam nicht von einem Moment zum anderen. Sie waren regelrecht aufeinander zugestürzt, emotional und körperlich. Da war viel zu viel Vertrautheit, als dass es sich aus der Situation ergeben konnte und Draco hatte begriffen, dass ihm einige entscheidende Fakten ganz eindeutig fehlten. Er war mit Harry vertraut und der Gryffindor kannte ihn mindestens ebenso gut. Diese Akzeptanz, dieses Aufeinander zugehen, die Art, wie sie einander in die Arme fielen – all das zeugte davon, dass das nicht das erste Mal gewesen war, dass sie einander küssten. Es machte Draco Angst, wenn er ehrlich war, denn es gab ihm das Gefühl, dass ihm ein Teil seines Lebens vollkommen fehlte, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie es dazu hatte kommen können. Er war so weit, seinem Vater zu schreiben und ihn zur Rede zu stellen und er pfiff dabei auf alle möglichen Konsequenzen. Zwischen ihm und Harry Potter war mehr als nur körperliche Anziehung. Da war eine Verbindung, die sich durch ihr gesamtes Sein zog. Wieso sonst wusste er so genau, dass mit dem schwarzhaarigen Gryffindor etwas überhaupt nicht stimmte? Etwas, was nicht einmal seine besten Freunde zu sehen schienen? Draco beeilte sich zum Unterricht zu kommen. Zum ersten Mal in seinem Leben, war er entschlossen, Konsequenzen bedeutungslos sein zu lassen. Notfalls würde er dafür auch so weit gehen, dass die ganze Schule begriff, wer es war, der Harry aus der Bahn warf. Auf jeden Fall würde er dafür sorgen, dass der Gryffindor durchgecheckt wurde, ob es ihm passte, oder nicht. Harry saß still auf seinem Platz, als Draco unglücklicherweise zur gleichen Zeit, wie Severus Snape das Klassenzimmer für Zaubertränke betrat. Er machte einen Versuch, den Schwarzhaarigen anzusprechen, doch Ron ging dazwischen und Snape rief ihn zur Ordnung. „Mister Malfoy. Begeben Sie sich auf ihren Platz! „Professor…etwas…“, versuchte Draco es ein weiteres Mal, doch er bekam keine Chance dazu. „Sie haben mich gehört, Mister Malfoy.“ Snapes Blick war richtig düster und Draco schloss den Mund, einen weiteren Blick in Harrys Richtung werfend. Dieser war im Augenblick von Weasley und Granger belagert. Offensichtlich begann sich auch Granger langsam Sorgen zu machen, denn Draco konnte hören, wie sie auf Harry einredete. ~ Harry hörte Hermiones Stimme wie aus weiter Ferne. Er versuchte sich zu konzentrieren, denn auch wenn Snape ihn in seinem Unterricht meistens verschonte, konnte er es nicht leisten, nicht aufzupassen. Es gelang ihm jedoch nicht. „Harry…Sollen wir dich zur Krankenstation bringen?“ Hermione war die Besorgnis anzusehen. Sie hatte das deutliche Gefühl, dass Harry nicht mehr alles mitbekam, obwohl er äußerlich den Eindruck machte, als sei er voll da. „Ron?“ „Etwas stimmt nicht!“ Ron war drauf und dran aufzustehen, als Severus Snape ihn aus bremste. „Miss Granger, Mister Weasley? WAS bitte schön geht bei ihnen vor sich?“ Ron richtete sich auf, obwohl Snapes Ton mehr als nur schneidend und bedrohlich klang. „Professor, etwas stimmt mit Harry nicht!“ „Mister Potter?“ Harry hörte seinen Namen und hob den Blick, doch die Bewegung tat ihm nicht gut. In seinem Kopf begann es sich zu drehen. „HARRY…“ Hermiones Stimme überschlug sich, als er leicht zu schwanken begann und Ron machte einen Satz in seine Richtung, doch es war zu spät. Harry kippte bewusstlos von seiner Bank. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)