Verfluchte Liebe von KimRay ================================================================================ Kapitel 29: Der Anfang vom Ende... ---------------------------------- Titel: Verfluchte Liebe (29/circa 37+Epilog) Autor: KimRay e-mail: KimRay@gmx.de Unterkategorie: Drama Inhalt: Voldemort ist besiegt, Lucius Malfoy ein Held und Harry zerbrochen, doch noch ist das Spiel nicht beendet und noch immer mischt Albus Dumbledore die Karten. DISCLAIMER: Alle urheberrechtlich geschützten Figuren in dieser Story gehören natürlich den jeweiligen Eigentümern. Ich habe sie mir nur ausgeliehen. Einzig die Idee und neue Charaktere sind komplett von mir. Anmerkungen: Ich kann noch nicht versprechen, ob das nächste chap pünktlich kommt. Dafür hab ich nämlich noch kein Beta ^^°. Wen es interessiert: Der Adventskalender im LJ ist komplett und im Moment läuft die Story Raunächte dort. Beta: fiZi und Shirokko – big thanks! Big thanks für die kommis geht an: Puria, teufelchen_netty, Appolonia, despaired_fighter, pogo_14, Rowan, Kerry und -Anika-. Kapitel 29 Der Anfang vom Ende… Draco stolperte regelrecht in seinen Gemeinschaftsraum in den Kerkern, so durcheinander war er. Er konnte von Glück reden, dass der große Raum dank der späten Stunde leer war, als er sich in den Sessel vor dem Kamin fallen ließ. Ihm war anzusehen, dass er völlig fertig war und es wäre nicht von Vorteil, wenn jemand, der ihn kannte, das mitbekam. Je länger er darüber hatte nachdenken können, was Potter gesagt hatte, um so mehr zerrte es an seinen Nerven und gleichzeitig wurde ihm klar, dass es stimmte. Potter wusste, was er tat – ohne jeden Zweifel. In dem Moment, wo er beschlossen hatte, seinem Verhältnis zu Harry Potter auf den Grund zu gehen, hatte der Schwarzhaarige sein Verhalten vollkommen verändert. Er hatte dafür gesorgt, dass Draco keine Chance bekam, ihm zu nahe zu kommen – weil er wusste, dass er es versuchen würde. Er hatte es konsequent vermieden, seinem Blick zu begegnen – weil er sich klar gewesen war, dass Draco ihn dann nicht aus seinen Fängen lassen würde. Und er hatte selbst dann, als er hilflos war, bewusst versucht, ihn aus dem Konzept zu bringen – weil er seine Aktionen zweifellos durchschaut hatte. Harry Potter wusste, dass Draco Malfoy versuchte ihn zu verführen – und er wusste, wie es passieren würde. „WIE, ZUR HÖLLE, KANN DAS SEIN?“ Draco, plötzlich fassungslos und wütend zugleich, sprang auf und begann angespannt auf und ab zu gehen. „Das ist ein Alptraum.“ Er hielt inne und wischte sich mit den Händen übers Gesicht. Er hatte gewusst, dass er mit diesem Versuch ein Risiko einging. Potter wissen zu lassen, dass er Interesse an ihm hatte, konnte man nur als Risiko einstufen, doch Draco wusste eigentlich von sich, dass er diskret war. Ansonsten hätte Pansy ihn heute auf ihrem gemeinsamen Kontrollgang vermutlich mit Freuden fertig gemacht. Sie wusste zwar, dass etwas nicht stimmte und versuchte dezent, dahinter zu kommen, was es war, doch sie war sich nicht sicher, was heute in der Großen Halle wirklich vorgefallen war. All seine Diskretion hatte ihm jedoch bei Harry Potter nicht geholfen. Potter hatte ihn von dem Moment an durchschaut, als er begonnen hatte – und das war es, was Draco nicht begreifen konnte. Er hatte sich niemals zuvor so viel Mühe gegeben. Das hatte er nicht nötig. Er musst sich nur aussuchen, mit wem er als nächstes ein kleines Abenteuer riskieren wollte und eine Nachricht schicken. Das funktionierte jedes Mal. Und nun kam Potter und sagte ihm, dass er genau wusste, was er tat und warum er es tat, hatte sogar die Frechheit, ihm zu sagen, dass es nicht funktionierte. Draco stellte fest, dass ihn das neben allem anderen auch noch richtig rasend machte. „Dir werde ich helfen, Harry… Das kann ich dir versichern. DIR…werde ich helfen!“, versprach er den Flammen im Kamin. Er war sich schmerzhaft bewusst, dass sein Plan erst einmal kläglich gescheitert war, das tat seiner Entschlossenheit jedoch keinen Abbruch. Es mochte sein, dass er sein Konzept nun komplett überholen musste, doch das war es ihm wert. Er würde Harry Potter zeigen, dass er sich nicht so einfach zum Narren machen ließ und dafür gab es zwei absolut entscheidende Gründe: Der erste war vollkommen egoistisch – Draco musste wissen, wie Potter so viel über ihn wissen konnte und wie er verdammt noch mal wissen konnte, dass Draco versuchte, ihn anzumachen. Der zweite war simpel – wie sehr der Schwarzhaarige sich auch sträuben mochte, Draco war sich sicher, dass er dessen Reaktionen richtig einstufte. Potter reagierte auf ihn, mehr, als ihm lieb war, ob sich das nun durch pink angehauchte Wangen zeigte oder im rasenden Schlag seines Herzens. Er mochte sich verzweifelt wehren, doch zumindest sein Körper war Dracos Aufmerksamkeiten gegenüber nicht abgeneigt, egal, was sein Verstand davon hielt. Mit entschlossenen Schritten machte Draco sich auf den Weg in seinen Schlafsaal. Das war der beste Platz, um darüber nachzudenken, wie er dieses neue Problem am günstigsten angehen konnte. Dort würde er sich einen neuen Plan zurechtlegen, wie er Harry Potter davon überzeugen konnte, dass sein Interesse echt war – und er tatsächlich etwas von seinem schwarzhaarigen Ex-Rivalen wollte. Dabei war es vollkommen nebensächlich, dass das schon sehr viel mehr war, als er sich einzugestehen bereit war. * * * Flashback //…Ich kam nicht mehr davon los. Egal, was ich tat, egal, wo ich war, ich kam von den Gedanken an IHN nicht mehr los. Er beschäftigte mich im Wachen und er beschäftigte mich in meinen Träumen…und er beschäftigte mich, sobald er in meinem Blickfeld auftauchte. Im Grunde konnte ich nur allen Hexen und Zauberern für diese Entdeckung namens Obscurus danken. Sie retteten meine Würde und meinen Stolz und vermutlich auch meinen Hals, wenn ich darüber nachdachte, wie Ron wohl auf diese Beziehung reagieren würde. Inzwischen konnte ich ihn selbst sprechen und er schickte mir jedes Mal ein amüsiertes Grinsen, sobald er meinen Blick einfing und begriff, was ich tat. Das war es, was wir mittlerweile ständig taten, sobald wir im selben Raum waren. Mein Blick suchte ihn, wenn ich ein Klassenzimmer betrat, von dem ich wusste, dass er da sein musste und sein Blick suchte mich, kaum dass er die Große Halle zu den Mahlzeiten betrat oder wusste, dass ich in der Nähe sein musste. Es grenzte an Wahnsinn und alles, was mich noch bei Verstand hielt, war mein Misstrauen. Das wusste ich. Ich wusste es so genau, dass ich nicht einmal versuchte, es zu beruhigen. Noch immer schob ich weit von mir, was ich an Fakten von ihm hatte. Dachte nicht daran, dass sein Vater ein Todesser war, ignorierte, dass er niemals abgestritten hatte, dem Dunklen Lord folgen zu wollen und vergaß, dass er mein Feind gewesen war, seit ich ihn kannte. Alles, was ich noch wollte war er – seinen Blick, seinen Körper, seine Worte. Ich war besessen und es begann sich auf meinen Alltag auszuwirken. Wie oft mich Ron aus dem Starren herausriss, das der Obscurus bewirkte, weiß ich nicht mehr. Alles, was ich dann noch von ihm zu sehen bekam, war ein wissendes Grinsen. Ron war überzeugt, dass in meiner Beziehung wieder alles in Ordnung war. Ich hatte IHN ganz angenommen und machte mich nicht mehr fertig. Rons Beziehung war den Bach runter gegangen, bevor es überhaupt eine hatte werden können. Er und Hermione stritten nur noch, seit ihrem ersten richtigen Zusammenstoß nach Zaubertränke, auch wenn ich den Eindruck hatte, dass es mit Miones Beziehung zu Hays auch bergab ging, seit die Ravens gegen uns im Quidditch verloren hatten. Eine Ahnung sagte mir, dass Ray im Moment nicht viel von mir hielt und das nicht verschwieg. Solches Verhalten brachte ihm bei Mione mit Sicherheit keine Pluspunkte ein. Doch das war es nicht, was mir im Moment Probleme bereitete. Richtig Ärger machte mir der Fakt, dass ER meine Gedanken vollkommen beherrschte, auch dann, wenn ich es gar nicht gebrauchen konnte. So wie zum Beispiel im Training mit Remus und Moody. „Harry, was ist los mit dir? Das habe ich schon besser gesehen!“ Remus war schon den ganzen Abend von meiner Unkonzentriertheit irritiert. „Noch mal!“, wies er mich an. Ich versuchte meine Gedanken zusammenzunehmen und wartete auf sein Zeichen, um ihn mit der Folge von Offensiv-Zaubern anzugreifen, die wir seit einigen Stunden trainierten. Als es kam, war ich bereit. Drei Zauber nacheinander – einer zu Ablenkung, einer für die erste Attacke und ein zweiten gleich darauf, falls der erste nicht klappte. Bis jetzt hatte ich es noch nicht einmal geschafft, erfolgreich zu sein. Ich war entweder zu langsam oder meine Angriffe waren zu unpräzise. „SCHLUSS…“, donnerte da auch schon Moody, als es auch diesmal wieder nicht klappte. „Potter, komm her zu mir!“ Ich war nicht begeistert von dieser Aufforderung. „Remus…du kannst gehen. Wir machen Schluss für heute.“ Und es wurde schlimmer. Nervös beobachtete ich, wie Remus zweifellos beunruhigt den Trainingsraum verließ, bevor ich zu Moody hinüber ging. Er war lange nicht mehr so unzufrieden mit mir gewesen. „Setzen!“, blaffte mich der erfahrene Auror an und ich gehorchte beunruhigt. Moody humpelte vor mir auf und ab, bevor er weiter sprach: „Was ist los mit dir, Potter. Ich muss feststellen, dass es dir an Aufmerksamkeit und Konzentration mangelt. Du machst Fehler, die du nicht mehr machen dürftest. Kannst du mir dafür eine Erklärung geben, die ich akzeptieren kann?“ Der Blick aus Moodys magischem Auge durchbohrte mich regelrecht und ich senkte den Kopf. Ich konnte ihm nicht sagen, was meinen Verstand okkupierte und so schüttelte ich mit dem Kopf. „Dann muss ich das wohl so verstehen, dass du das Ganze nicht so ernst nimmst, wie du eigentlich solltest!“ „Nein, Sir…ich…aber…ich weiß nicht!“ Ich wollte Moodys Miene gar nicht sehen, als ich das sagte. Ich babbelte Unsinn und war mir dessen vollkommen bewusst. Ein Knurren kam von meinem Trainer, das mich nichts Gutes ahnen ließ. „Nun…ich hatte gehofft eine brauchbare Erklärung zu bekommen! Da das nicht der Fall ist, muss ich wohl Albus’ Rat folgen und dein Training intensivieren.“ Ich schloss resigniert die Augen. Was verdammt bezweckten sie? Dachten sie wirklich, ich müsste Voldemort allein gegenübertreten? „Es gibt eine Technik im Aurorentraining, die die Aufmerksamkeit sehr schnell um ein Vielfaches steigert.“ , dröhnte es in meinem Kopf und ich wusste mit absoluter Überzeugung, dass ich auch keiner mehr werden wollte. „Ich werde dich jetzt mit einem Zauber belegen…und dann fangen wir mit deiner heutigen Lektion noch einmal von vorne an.“ Mein Kopf schnippte hoch und ich sah ihn ungläubig an. „Aber…“ „Kein ‚aber’ Potter. Es gibt kein Aber. Ich habe dir mehr als einmal gesagt, dass etwas im Gange ist, doch es hat nicht geholfen. Du bist mit deinen Gedanken woanders und das können wir uns nicht mehr leisten. Ich muss dich trainieren, so gut es geht. Das ist es, was Albus von mir verlangt. Und das werde ich tun…Aufstellen! Ach und übrigens…solltest du das als Bestrafung betrachten, mach dir bewusst, dass es nicht mal die Hälfte von dem ist, was Auroren im Training abbekommen. Es dient nur dazu, deine Aufmerksamkeit zu trainieren.“ Ich runzelte die Stirn und fragte mich, was er meinte. Es wurde mir klar, als ich meinen Auftrag erneut nicht erfüllte. Ein brennenden Scherz schoss von meiner Schulter aus durch meinen Körper, nicht zu stark, aber nicht zu ignorieren. Alastair Moody hatte mich mit einem Zauber belegt, der mir jeden Fehler mehr als nur deutlich ins Bewusstsein rufen würde – und eine Ahnung sagte mir, dass Albus Dumbledore das wusste. ~ Noch einmal eineinhalb Stunden später hetzte ich durch verlassene Gänge und spürte Tränen in den Augen brennen, die ich vor Moody zum Glück hatte verbergen können. Der Schmerz war nicht schlimmer geworden, nein, doch ich machte zu viele Fehler und die Masse war es, die mich am Ende erledigte. Ich fühlte mich wie gemartert. Überall in meinem Körper brannten kleine Schmerzpfeile. Das Einzige, was der Zauber verschonte war meine Zauberstabhand. Ich war auf den Weg in den Ostflügel. Das Zimmer da war dem Trainingsraum am nächsten und ich wollte niemanden mehr sehen, wohl wissend, dass ich kurz davor war, zusammenzuklappen. Dafür brauchte ich keine Zeugen. Im Grunde hoffte ich nur, dass ER nicht da war. Das Glück hatte ich aber nicht. Kaum dass ich die Tür aufriss, sah ich ihn im Bett liegen. Er schlief und hatte sich zweifellos für die Nacht häuslich eingerichtet, denn seine Schultasche stand neben dem Tisch. Wie erstarrt stand ich in der Tür und konnte den Blick nicht von ihm wenden. ER war der Grund dafür, dass ich mich nicht auf mein Training konzentrieren konnte. ER war schuld, dass Moody mich so ran genommen hatte. Seinetwegen tat mir mein ganzer Körper so weh, dass ich heulen wollte. „Scheiße…“, kam es mir leise über die Lippen und mein Stirn schlug härter gegen den Türrahmen, als nötig gewesen wäre, als ich mich dagegen lehnte. ER – trug an all dem keine Schuld. ICH war es, der Mist baute. „Scheiße…“, fluchte ich noch einmal und das war es, was ihn wohl weckte. Wieder einmal konnte ich bewundern, wie schnell er vom Tiefschlaf in vollkommen wachen Zustand überging. „Harry…was machst du denn hier?“, ich schüttelte nur den Kopf und biss die Zähne zusammen, weil selbst das wehtat. Dann nahm er offenbar meine Haltung wahr. „Was ist los, Harry, bist du okay?“ Eilig sprang er aus dem Bett und kam zu mir, die Hand nach mir ausgestreckt. „Nicht anfassen…!“, brachte ich heraus und seine Irritation wuchs ins unendliche. Langsam löste ich mich vom Türrahmen und ging zum Bett hinüber, wo ich mich vorsichtig auf die Matratze gleiten ließ und das Gesicht ins Kissen schob. Der Schmerz würde für weitere vier Stunden anhalten, um mir Zeit zum nachdenken zu geben – wie Moody sich so nett ausgedrückt hatte. „Das war nicht, Snape, Harry, das kannst du mir nicht weismachen.“, stellte er noch immer von der Tür aus fest. Ich schüttelte nur schwach den Kopf. „Wer…?“ „Frag nicht…bitte!“ ich konnte hören, wie er zum Bett kam. „Sticht es, oder brennt es?“ „Brennen, warum?“ ich hörte ihn einen Zauber sprechen und plötzlich war der Schmerz wie weggeblasen. Schockiert hob ich den Kopf. „Was hast du gemacht?“ „Mein Vater hat dasselbe Prinzip angewendet…ich hab mich sehr beeilt, herauszubekommen, wie ich es beenden konnte. Es gibt nicht viele Möglichkeiten!“ „Aber du kannst es?“ „Ich kann zumindest verhindern, dass es so lange anhält, wie es soll!“ „Oh Gott sei dank!“ Mein Kopf sank erleichtert ins Kissen. „Es hilft dir nicht, wenn du was falsch machst, Harry!“ „Das ist mir egal, so lange ich schlafen kann…“ Er glitt neben mir unter die Decke und ließ meinen Schulumhang, meine Hose, mein Hemd, die Socken und die Schuhe verschwinden. Ich schauderte, doch dann umschlangen mich seine Arme und mir wurde warm. „Dann schlaf, Harry…“ Das musste er mir nicht zweimal sagen…// Flashback Ende Harry saß im Unterricht für VgddK und hing wieder einmal seinen Gedanken nach. Im Moment war sein Zustand wieder akzeptabel. Soviel hatte ihm Madam Pomfrey heute Morgen im Krankenflügel zugestanden, als sie ihn in Rons und Hermiones Obhut übergeben hatte. Wieder hatte er drei Tage im Heilkoma verbracht. Als Ron ihn am Morgen nach seinem Zusammenstoß mit Draco hatte wecken wollen, war er in einem so schlechten Zustand gewesen, dass er ihn direkt auf die Krankenstation gebracht hatte. Drei Tage, die Harry als Aufschub betrachtete. Drei Tage, die seinen Freunden gereicht hatten, um seinen Begleitschutz zu organisieren. Er würde für den Rest seiner Zeit in Hogwarts vermutlich keinen Schritt mehr ohne Begleitung machen, wenn er es zuließ und im Moment war er schwer darauf bedacht, sich genau daran zu halten. Er konnte keine Anmachen von Draco Malfoy gebrauchen, nicht, wenn er bei Verstand und Gesundheit bleiben wollte und das sahen seine Freunde scheinbar auch so. Waren Ron und Hermione anderweitig beschäftigt, übernahmen es Dean und Seamus, bei ihm zu sein. Sollten sie nicht können, hatte Harry Neville an seiner Seite und als absolutes Notfallprogramm hatte Ron sogar seine Schwester eingespannt. Ginny musste einspringen, wenn gar niemand anderes Zeit hatte. Alles war straff durchorganisiert und während Harry zwei Wochen zuvor noch explodiert wäre bei dieser Vorstellung, hatte er sich heute damit abgefunden. Er brauchte einen Schutzschild gegen Draco, ganz gleich wo er war, denn der Blonde würde es tatsächlich innerhalb von einem Tag schaffen, ihn zu erledigen. Selbst wenn das vermutlich das Letzte war, was er eigentlich wollte. Harry wusste, dass Dracos Augen ihm weiterhin folgten würden. Er selbst dachte nicht daran, den Obscurus anzuwenden oder seiner Verlockung zu folgen, denn Hermione hatte den Fehler gemacht, ihm zu sagen, dass sie einen Gegenzauber gefunden hatte, der enthüllen würde, wen der Zauber noch verschleierte. Das funktionierte zwar vermutlich nur, wenn er selbst den Zauber sprach, doch er ließ es nicht darauf ankommen. Das wollte er gar nicht. Er wollte Draco eigentlich nur noch aus seinem Verstand streichen, seit er wusste, was dieser wieder im Sinn hatte und was ihm das antat. Es tötete ihn – auf Raten. Das Fluchmal hatte sich eigentlich schon am ersten Tag des Komas zurückgebildet, jedoch nicht mehr so weit, wie früher. Darum hatte ihn Madam Pomfrey auch weitere zwei Tage unter dem Zauber gelassen – in der Hoffnung, dass es sich wieder komplett zurückbildete, doch das tat es nicht. Es war jetzt doppelt so groß, wie zuvor. Das mochte noch nicht lebensbedrohlich sein, doch das konnte sich leicht ändern, sollte es öfters passieren. Harry hatte nicht die Absicht, das zuzulassen. Er widmete seine Aufmerksamkeit wieder Remus, der ihnen im Moment die Offensiv-Zauber der Auroren vermittelte – theoretisch. Sie waren zu komplex und anwendungsintensiv, als dass man sie im Unterricht lehrte. Sie hatten leichtere Offensiv-Zauber schon hinter sich und Harry hatte eine Unterrichtseinheit mit absoluter Bravour vor allen anderen gemeistert. Moodys fieses Training hatte sich letzten Endes gelohnt und er konnte von sich behaupten, dass er auch die Hälfte der offensiven Zauber der Auroren auf die Reihe bringen würde. Dafür hatte der Zauber, den Moody von diesem denkwürdigen Training an immer über ihn gelegt hatte gesorgt. Noch heute war Harry froh, dass Draco ihm wenigstens die Nachwirkungen ersparen hatte können. „Weiß jemand, was der Concluderus impetum tut?“, fragte Remus gerade und Harrys Hand schnippte nach oben, ohne, dass er es verhindern konnte. Das war sein Fachgebiet. Da kannte er sich aus. „Ja, Harry?“ Remus lächelte ihn an und Harry hätte sich am liebsten die Zunge abgebissen. „Concluderus schließ den Gegner ein. Es gibt mehrer Variationen. Concluderus impetum bildet einen Schild um den Gegner, der dessen eigene Angriffe abfängt und zurückwirft. Bei einem Avada Kedavra kann er also tödlich sein.Er…er erfordert aber sehr schnelle Reflexe.“ „Sehr gut Harry, fünf Punkte für Gryffindor.“ Harry senkte verlegen den Kopf und rief seinen Obscurus persona zu Hilfe. Er sah nicht, wie Hermiones Blick auf ihm ruhte. Zwischen ihren Augenbrauen hatte sich eine tiefe Falte gebildet. ~ „Er ist von einem permanenten Obscurus umgeben. Richtig stabil. Ich konnte ihn schimmern sehen, als er sich in VgddK damit der allgemeinen Aufmerksamkeit nach seiner Antwort entzogen hat.“ Hermione knallte die Tür des leeren Klassenzimmers, in das sie Ron geschoben hatte zu. Ron sah sie verständnislos an. „Und?“ „RON…siehst du das nicht? Harry kann sich auf Wunsch jeglicher Aufmerksamkeit entziehen mit diesem Fluch. Er verbirgt ihn. Vermutlich ist es ein Obscurus persona. Das kommt einem Tarnumhang gleich. Wieso lässt Remus das zu?“ „Was wenn er keine Wahl hat?“ „Du meinst, es ist ein Fluch, den keiner wegnehmen kann?“ Das steigerte Hermiones Besorgnis um ein Vielfaches. „Aber wie kann das sein?“ „Vermutlich ist es ein Überbleibsel vom letzten Jahr. Ich kann mich erinnern, dass das auch da schon ab und zu mal passiert ist. Da ist er einfach unbemerkt in der Menge untergetaucht.“ „Aber, Ron, das hieße doch, dass diese Sache im Verbotenen Wald von langer Hand vorbereitet war…Was wenn Voldemort einen Helfer in Hogwarts hatte? Wie sonst sollte er Harry mit so einem Fluch belegen können?“ Sie konnte regelrecht sehen, wie das Blut aus Rons Gesicht wich und er beängstigend blass wurde. „Ron, was hast du?“ „Mione, was wenn Voldemorts Helfer Harrys Ex war?“, fragte er mit beinahe zittriger Stimme. Hermione gab ihm einen Klaps. „Ron…erschreck mich nicht mit solchem Blödsinn. Wenn Harrys Ex noch in Hogwarts ist…wovon wir beide ausgehen…kann er nicht mit Voldemort zusammengearbeitet haben…Dann wäre er jetzt nämlich mit Sicherheit in Askaban…“ ~ Draco rollte den Brief, den er geschrieben hatte, sorgfältig zusammen und begann ihn mit Zaubern zu belegen, die mit absoluter Sicherheit verhindern würden, dass die Identität des Schreibers enthüllt werden konnte. Er hatte eine ganze Weile gebraucht, sich einen neuen Plan zurechtzulegen, mit dem er Harry dazu bekam, ihm Aufmerksamkeit zu schenken und war dabei komplett von seinen vorangegangenen Plänen abgewichen. Potter würde der Schlag treffen, wenn er begriff, wie es diesmal ablaufen würde und so wie Draco ihn kannte, würde er schneller die Initiative ergreifen, als Fudge bei einem erneuten Aufstieg eines Dunklen Lords. Ein fieses, kleines Grinsen spielte um Dracos Lippen. Potter sollte ja nicht denken, er könne voraussehen, was er tat. Das mochte vielleicht funktioniert haben, solange er, Draco, nicht gewusst hatte, dass dies der Fall war, doch Harry hatte den Fehler gemacht, es ihm zu sagen und es gab eines, dass er sich ganz bestimmt nicht nachsagen lassen würde: Er war ganz gewiss nicht einfallslos und er würde sich von niemandem vorschreiben lassen, was er zu tun und zu lassen hatte, auch nicht von einem Gryffindor, der als Held der magischen Gemeinschaft galt. Draco stand auf und langte nach seinem Umhang. Es war Zeit für seine Runden und bei dieser Gelegenheit würde er auch gleich Hedwig in der Eulerei einen Besuch abstatten, um seine Post abzuliefern. Er konnte sich nicht helfen, aber auf Potters Reaktion auf seine neueste Taktik war er wirklich gespannt. * * * Harry wurde am nächsten Morgen von einem zögerlichen Klopfen an der Tür zu seinem Schlafsaal geweckt. „Ja?“, knurrte er noch halb schlafend und wandte den Kopf um zu sehen, wer kam. Es war Neville, der vorsichtig den Kopf durch den Türspalt schob. „Morgen, Harry. Geht es dir gut?“ Harry versenkte das Gesicht in sein Kopfkissen und murmelte: „Es geht schon. Morgen, Nev, komm rein…Wo stecken die anderen Tyrannen?“ Neville trat zögernd ein. Irgendwann würde ihn seine Schüchternheit noch in richtige Bedrängnis bringen. Soviel stand für Harry fest. „Ron und Mione wollten etwas erledigen…und Dean hat sich mit Seamus gestritten.“ „Und an dir ist es hängen geblieben, oder?“ „Ich konnte Ginny nicht finden.“, gab Neville mit rosa Wangen zu. Von Anfang an war klar gewesen, dass sein Hauskamerad peinlichst berührt war von seiner Aufgabe und ihr möglichst aus dem Weg gehen wollte, wenn er die Chance dazu bekam. Harry sah ihn an, noch immer unter der Decke ausgestreckt, die nackten Schultern nur von der Fixierung bedeckt. „Neville…du hast keinen Grund immer so schüchtern zu sein. Und ich bin vollkommen zufrieden, wenn du kommst und mit mir gemeinsam in die Große Halle oder zum Unterricht gehst!“, meinte er leise. „Aber…aber ich bin kein großer Beschützer!“, gab Neville mit einem schwachen Lächeln zu. „Ich brauche keinen Beschützer, Nev. Ich brauche nur einen Freund, der da ist, wenn ich nicht allein sein will…und das bist im Moment du. Das ist vollkommen okay.“ „Danke, Harry.“ „Kein Problem, Nev.“ Harry stand auf und verschwand im Bad. Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er aus dem Augenwinkel Nevilles gesenkten Kopf und die dunkelroten Wangen sah. Zweifellos war Neville angesichts der Tatsache, dass er zum schlafen nur Shorts trug, schockiert. Er duschte und kontrollierte anschließend das Fluchmal. Es hatte sich seit seinem letzten Aufenthalt auf der Krankenstation nicht wirklich verändert. Es war nicht mehr kleiner geworden, doch es nahm im Moment auch nicht an Größe zu. Es sah ganz so aus, als täte es ihm gut, ständig von seinen Freunden und Hauskameraden umgeben zu sein. Harry schenkte sich ein ermutigendes Lächeln, als er fertig war. Auf diesem Weg würde er die letzten zweieinhalb Monate überstehen. Dessen war er sich inzwischen sicher. Zurück im Zimmer entschuldigte er sich bei Neville. „Sorry, dass du so lange warten musstest.“ „Keine Sorge, Harry, ich hatte eh nichts besseres vor. Können wir?“ Harry nickte und gemeinsam machten sie sich auf den Weg in die große Halle zum Frühstück. Ron und Hermione waren schon da, als Harry sich auf seinen Platz schob. Seamus und Dean ebenfalls, auch wenn die beiden ohne Zweifel gerade nicht miteinander sprachen. Harry schüttelte kaum merklich den Kopf und fragte sich, wie lange sie diesmal durchhalten würden. „Morgen, Harry!“, kam es wie aus einem Munde von Mione und Ron. „Morgen, was gab’s so wichtiges früh am morgen, dass ihr den armen Neville mit mir belasten musstet?“, fragte er, als er sich setzte und sah Neville erneut rot werden, bevor er protestierte. „Du bist keine Belastung, Harry.“ „Doch bin ich. Aber ich schätze das ist okay.“ Diesmal rang sich Neville ein Lächeln ab. „Das ist es…!“ „Wir waren bei Remus, Harry! Warum hast du es nicht für nötig gehalten, uns zu sagen, dass du vom letzten Jahr noch mit einem Obscurus persona belegt bist?“, ging Hermione auf seine Frage hin augenblicklich zum Angriff über. Harry runzelte die Stirn. „Weil ich es nicht für nötig gehalten habe.“, entgegnete er ungewiss. „Sicher…es ist ja auch praktisch, wenn man auf Knopfdruck verbergen kann, was mit einem vor sich geht.“, schoss sie zurück und Harry sah, dass Ron rote Ohren bekam. „Du kannst dir sicher sein, dass ich nichts vor euch verborgen habe, Mione!“, rechtfertigte er sich mit ruhiger Stimme. Zu seinem Schrecken sah er Tränen in ihren Augen schimmern, bei ihren nächsten Worten. „Doch Harry…hast du. Ob du es wolltest oder nicht. Der Obscurus persona muss nicht unbedingt bewusst aktiviert werden. Und ich bin mir einer Sache 100%ig sicher: Du wolltest, dass keiner mitbekommt, wie schlecht es dir wirklich geht und dieser Fluch war die perfekte Gelegenheit, diesen Wunsch zu erfüllen. Egal, vor wem du etwas verborgen hast….Hast du eine Ahnung, was mir letzte Nacht alles klar geworden ist?“ Harrys Gesichtsausdruck war verschlossen, als er mit angespannter Stimme meinte: „Müssen wir das hier und jetzt ausdiskutieren?“ „Ja…ich will das HIER und JETZT ausdiskutieren…bei jeder anderen Gelegenheit drückst du dich ja!“ „Das ist nicht wahr, Mione!“ Es war gelogen und Harry bewies das ohne es zu wollen. Er war sich dessen nie zuvor bewusst gewesen, aber neben Mione begann Ron zu frühstücken. Neville wandte sich ebenfalls seinem Teller zu und Dean und Seamus ignorierten sich weiterhin ohne sie zu beachten, obwohl sie einen Moment zuvor seinen Streit mit Hermione verfolgt hatten. Nur sie konnte er nicht mehr täuschen. Offenbar war es ihr mit purer Willensanstrengung gelungen, durch diesen Zauber hindurch zu sehen. „Siehst du jetzt, was ich meine, Harry? Du drückst dich. Du versteckst dich unter diesem Bann. Harry…du hast alle um dich herum aus deinem Leben ausgeschlossen…Wie konntest du das tun?“ „Ich…das…“ Er konnte nur den Kopf senken. Erst in diesem Moment wurde ihm klar, wie er dieses Jahr bisher so gut überstanden hatte. Der Obscurus persona hatte ihn beschützt. Das war eine Art Schock und mit Sicherheit war es ihm anzusehen. Er spürte Hermiones Hand in seinem Nacken und fühlte sich in ihre Arme gezogen, ohne sich zu widersetzen. „Harry…du musst diesen Fluch loswerden….!“ „Das geht nicht, Mione…er ist genauso permanent, wie der an meiner Schulter.“, flüsterte Harry fassungslos. „Oh mein Gott, was haben sie dir angetan.“ Harrys Kopf sank ohne dass er es wollte auf Miones Schulter. Nur langsam begriff er, was sie meinte. Der Obscurus schütze ihn vor Aufmerksamkeit, wenn er es wollte. Das hatte er gewusst. Doch in diesem Moment wurde ihm bewusst, dass sein Unterbewusstsein offenbar genauso viel Einfluss darauf nehmen konnte. Die Antwort auf diese Frage war leicht. , und dann musste er sich noch etwas eingestehen. Vor nicht ganz einer halben Stunde hatte er festgestellt, dass ihm die Gegenwart seiner Freunde gut tat und nun musste er begreifen, dass er sich möglicherweise selbst monatelang genau dieser Gegenwart beraubt hatte, denn der Obscurus persona beschütze ihn auch dann, wenn er sich einfach nur verkriechen wollte – und der Einzige, der ihn auch gegen Harrys Willen durchbrechen konnte, war wieder einmal Draco Malfoy. Ohne jeden Zweifel hatte er sich in einem Teufelskreis gefangen, aus dem es keinen Ausweg mehr gab. Flashback //… „Hey, Harry, mir ist aufgefallen, dass Connor McQueen von den Ravenclaws dich nicht aus den Augen lässt. Kann es sein, dass er derjenige ist, mit dem du dich inzwischen fast jede Nacht triffst?“ Wieder einmal riss mich Ron mit einem Rippenschieber aus meinem vorgetäuschten Starren. „Was?“, ich sah ihn an, als hätte ich ihn nicht gehört. „McQueen. Connor McQueen. Von den Ravens! Ich wollte wissen, ob er es ist, mit dem du dich triffst. Er starrt dich schon die ganze Zeit an.“ Mein Blick suchte den Tisch der Ravens ab und ich fand augenblicklich, was Ron meinte. Ein Fünftklässler mit honigblonden Haaren, blauen Augen und hübschen Gesichtszügen hatte mich fixiert. Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, schenkte er mir ein Lächeln. Ich wechselte die Farbe, sah weg und schickte meinen Blick unauffällig in die richtige Richtung. SEINE finstere Miene überraschte mich nicht. Eifersucht schien manchmal sein zweiter Vorname zu sein. „Nein, Ron, nicht McQueen. Ganz gewiss nicht!“ <…nicht blond genug…> setzte ich in Gedanken grinsend nach. Ron schmollte. Er versuchte schon seit einer Weile hinter mein Geheimnis zu kommen. Ich gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „Mach dir keine Gedanken, Ron!“ „Ich dachte ja nur…dass er Interesse hat steht ja wohl fest.“ Ich warf noch einmal einen Blick zu dem Ravenclaw und fand sein Blick schon wieder. Ich hob die linke Augenbraue und schüttelte einmal kaum merklich den Kopf. Das schien er zu begreifen, denn er senkte mit geröteten Wangen den Kopf. Ich widmete mich wieder meinem Frühstück, doch das Grinsen wollte nicht aus meinem Gesicht verschwinden. Ich hatte, was ich wollte – und ich brauchte nichts anderes…// Flashback Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)