Als Elfe unter Menschen von Teufelsstern ================================================================================ Kapitel 3: Der erste Schultag ----------------------------- Verschlafen öffne ich die Augen. Draussen geht gerade die Sonne auf. Ich schaue auf den Wecker, und nerve mich ab dem ständigen Ticken. 'Elfenohren sind nicht immer von Vorteil', denke ich. In Momenten wie diesen wünsche ich, ich wäre ein Mensch. Dann wäre dieses blöde Ticken nicht so verdammt laut. Ausserdem ist es erst fünf Uhr, also noch lange nicht Zeit zum Aufstehen... für Menschen jedenfalls. Als Elfe steht man normalerweise immer mit der Sonne auf. Ich drehe mich auf die Seite, versuche noch mal einzuschlafen. 'Wenn ich schon die Gestalt eines Menschen habe, warum habe ich dann nicht das Gehör eines Menschen?' Ich bin richtig froh, dass ich ein eigenes Badezimmer habe. Wenn ich den Gestank der anderen auch noch aushalten müsste... danke, ich verzichte. Anscheinend habe ich es dann doch noch irgendwie geschafft, einzuschlafen. Ich wache erst wieder auf, als ich das Gefühl habe, mir platze jetzt dann das Trommelfell. Dieser dämliche Wecker! Wütend setze ich mich auf, packe das nervende Ding, und werfe es an die gegenüberliegende Wand. Ich will mich gerade wieder hinlegen, als mir die Tatsache bewusst wird, dass ich ja eigentlich aufstehen müsste. Aufseufzend steige ich aus dem Bett, und gehe zum Wecker. Wie durch ein Wunder ist er heilgeblieben. 'Von mir aus könnte er auch kaputt sein.' Ich hebe ihn auf, und stelle ich wieder auf das Nachttischchen. Innerhalb kürzester Zeit habe ich mich angezogen. Ich schaue zu Negra. Die legt den Kopf schief, und schaut zurück. "Soll ich dir das Fenster öffnen?", frage ich den geschrumpften Drachen. Negra schaut mich nur an. Gerade so, als wolle sie sagen: "Na, auch schon darauf gekommen?" Also gehe ich zum Fenster, öffne es, schaue zu Negra und frage sie: "Und? Ist Madame zufrieden? Das nächste Mal machst du es selbst." Ich habe keine Ahnung, ob sie den letzten Satz noch mitbekommen hat. Madame ist nämlich ziemlich schnell zum Fenster rausgeflogen. Ich gehe zur Tür, und fange an, zu überlegen. 'Der Speisesaal. Wo ist der schon wieder?' Irgendwann bin ich dann doch im Speisesaal angekommen. Als erstes gehe ich zum Buffet. Erstaunt bleibe ich stehen. Die Hälfte der Sachen kenne ich gar nicht. Mindestens. Als ich dann doch noch etwas essbares gefunden habe, setze ich mich abseits von den anderen an einen Tisch. Besser gesagt, ich wollte es. Dummerweise gehe ich aber in der Nähe von Malik vorbei, und der winkt mich auch gleich zu sich. Ich schaue ihn zuerst einmal nur dumm an, aber er grinst nur. Schulterzuckend gehe ich zu ihm, und setze mich. Dass ich dabei von allen Seiten begafft werde, ist mir durchaus bewusst. Ich schaue mich um, und tatsächlich; ganz in der Nähe sitzt Chantal. Ich werfe ihr ein fieses Grinsen zu, und obwohl sie wahrscheinlich ein Kilo Schminke im Gesicht hat, könnte es jetzt einer Tomate Konkurrenz machen. Ich wende mich Malik zu. Ausser uns beiden sitzt sonst niemand an diesem Tisch. "Was sollte das?", frage ich ihn. "Vielleicht weil du mir gefällst?" Grinsend schaut er mich an. "Und was ist, wenn du mir nicht gefällst?", gebe ich zurück. "Dann hab ich Pech gehabt." Als erstes habe ich ein Fach, das sich Deutsch nennt. Könnte mir jemand erklären, was das ist? Egal, das Schlimmste wird eh wahrscheinlich die Begrüssung. "Guten Morgen, zusammen", begrüsst der Lehrer die Klasse, während ich neben ihm stehe, und mir ziemlich dämlich vorkomme. "Das hier ist Ciela", stellt er mich vor, "ich hoffe, ihr nehmt sie freundlich auf." 'Gott, das muss ja ne schlimme Klasse sein, wenn er das so ausdrückt', denke ich grinsend. Ich schaue mich ein bisschen um. Keine Chantal. Auch gut, dann muss ich ihr blödes Gesicht immerhin nicht dauernd anschauen. "Neben Sarah ist noch ein Platz frei. Setz dich bitte dahin", sagt der Lehrer, und deutet auf eine Brünette. "Danke, aber ich sitze lieber alleine", antworte ich, und gehe zu einem der hinteren Tische. Die Lektionen waren irgendwie gar nicht so schlimm. Wir Elfen kennen so etwas wie Schule ja auch, nur war es bei uns ein wenig anders. Am meisten Mühe habe ich mit Mathe und Deutsch. Im Moment ist gerade Pause. Ich sitze gerade auf einem Baum, um meine Ruhe zu haben. Logisch, dass mich die anderen jetzt erst recht wie ein seltenes Tier anstarren - was zum Teil ja auch stimmt - , das aus dem Zoo ausgebrochen ist. "He, Blauhaar", tönt es auf einmal von unten. Gelangweilt schaue ich nach unten. Na wen haben wir denn da? Das ist doch Chantal. "N'Morgen, Blondie. Was ist denn?" Schon komisch, ihre Gesicht scheint mit 'ner Tomate verwandt zu sein. "Nenn mich nicht 'Blondie'." "Ok, Rotköpfchen." Chantal gibt keinen Kommentar, stattdessen sagt sie giftig:"Ich sag's noch mal: Lass die Pfoten von Malik." Sie betont jedes Wort. "Wenn ich Pfoten hätte, würde ich es mir vielleicht überlegen." Für mich ist das Gespräch damit beendet, für sie anscheinend auch. Gemeinsam mit ihrem Tussenverein und dem Fanclub stolziert sie davon. Gespannt beobachte ich sie. Zu meinem Leidwesen schafft sie es aus meinem Blickfeld zu kommen, bevor ihr wieder eine Peinlichkeit passiert. 'Schaaade. Das wäre zu schön gewesen.' Nach der Pause haben wir zwei Stunden Sport. Endlich mal ein lustiges Fach. Es wär aber sicher noch lustiger, wenn Chantal in meiner Klasse wäre. Zum Aufwärmen müssen wir ein paar Runden um einen roten Platz rennen. Ich bin als Erste mit den Runden fertig. Hat eben auch Vorteile, eine Elfe zu sein. Auch in der restlichen Zeit gehöre ich so ziemlich in allem zu den Besten. Mittagessen. Angewidert schaue ich auf das, was Menschen als Fast Food bezeichnen. Ich glaub, mir wird jetzt dann wirklich schlecht. Als Elfe habe ich zwar auch Fleisch gegessen, aber das, was einem hier vorgesetzt wird... nein danke. "Ich an deiner Stelle würde es wenigstens mal probieren. Sonst verhungerst du noch." Malik ist hinter mich getreten. "Na gut", gebe ich mich geschlagen, und ringe mich dazu durch, doch noch etwas zu nehmen. Auf dem Weg zu einem freien Tisch, ich sitze logischerweise wieder bei Malik, kommt uns auf einmal Chantal entgegen. "Hallo, Malik", flötet sie. Kleine Frage: Habe ich vorhin schon erwähnt, dass sie wieder aussieht, als wäre sie in einen rosaroten Farbtopf gefallen wäre? Nein? Gut, dann habe ich es jetzt. Ohne etwas zu sagen, geht Malik weiter. Ich folge ihm, aber im Vorbeigehen grinse ich Chantal noch ins Gesicht. "Kleiner Tipp: Sorg doch mal dafür, dass du morgen nicht wieder in einen Farbtopf fällst. Vielleicht bemerkt er dich dann einmal, Rotköpfchen." Nach dem Essen gehe ich auf mein Zimmer. Am Nachmittag haben wir keinen Unterricht. Ich quatsche ein bisschen mir Negra. Draussen scheint die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. "Was hältst du von einem Ausritt, Negra?", frage ich den Drachen. Sie schaut mich nur an, und fliegt dann zur Tür. Ich lache, und folge ihr. Im Stall werden wir lautstark von Amica begrüsst. Ausser ihr stehen noch ein Schimmel, ein Rappe, mehrere Füchse und Braune im Stall. Schecken sehe ich keine. Genauso wenig wie Palominos, Falben und andere. Ich öffne die Boxentür, und Amica und Negra laufen, respektiv fliegen, neben mir aus dem Stall. Ohne Aufstiegshilfe springe ich auf Amica's Rücken und lenke sie vom Internat und der Stadt weg. Der Ausritt ist eine willkommene Abwechslung. Nach einer Weile lasse ich die Stute galoppieren. Ich beuge mich über ihren Hals, der Wind fährt mir durch die Haare, und ich geniesse das Gefühl der Freiheit, das mich erfasst. An einem Bach halten wir an und trinken. Blinzelnd schaue ich gegen die Sonne. Zum ersten Mal denke ich über unsere Situation nach. 'Wie soll es denn jetzt weitergehen?' 'Warten wir doch einfach mal ab', gibt mir Amica zur Antwort. 'Genau', stimmt ihr Negra zu, 'abwarten und Spass haben.' Sie verzieht ihre Mundwinkel. Anscheinend sollte es ein Grinsen sein. 'Spielst du damit auf eine gewisse Person an?', frage ich sie. 'Ich doch nicht.' 'Unschuldsweib', gibt Amica ihren Senf dazu. 'Wisst ihr was?', frage ich die beiden schelmisch. 'Nö, wir wissen nichts', geben sie im Chor zurück. 'Mir geht dieser brave Look auf die Nerven.' 'Sag das doch mal Malik. Der wird dir sicher gerne helfen, deinen Style zu verändern', meint Negra frech. 'Gar nicht mal so ne schlechte Idee. Aber sag mal, woher kennst du das Wort 'Style'?' Fragend schaue ich zu ihr rüber. Ich habe mich in der Zwischenzeit ins Gras gelegt. Negra liegt ein Stück entfernt, und Amica grast. 'Hat eben auch seine Vorteile, wenn man an diversen Fenstern vorbeifliegen kann. Die Musik, die ich gehört habe, ist teilweise auch noch gut. Kannst mit dem ja auch mal zu Malik gehen.' Amica schaltet sich wieder ein. 'Dann sollten wir aber langsam zurück, wenn sie noch so viel zu besprechen hat.' 'Ok', meine ich, stehe auf, und springe wieder auf den Rücken der Stute. Beim Internat angekommen, bringe ich Amica in ihre Box, bürste ihr Fell, und gebe ihr Heu und Wasser. Pellets, oder wie die heissen, braucht sie nicht. Nachher suche ich Malik. Besser gesagt: Ich folge Negra, die ihn bereits gefunden hat. Er ist in seinem Zimmer, hockt auf seinem Bett, und sortiert irgendwelche Karten. Erstaunt schaut er auf, als ich eintrete. "Was willst denn du hier?" "Dich was fragen. Wenn man seinen Style ändern will, was kann man da machen, ausser die Klamotten wechseln?" Er zieht eine Augenbraue hoch und sieht mich an. Ich setze mich neben ihn. Muss schon blöd klingen, wenn man so etwas gefragt wird. Er weiss ja nicht, dass ich eine Elfe bin. "Du kannst deine Haare färben oder schneiden, Tattoos oder Piercings machen lassen, und dich schminken." Stimmt, Tattoos und Piercings habe ich ganz vergessen. Von denen hat mir meine Mutter erzählt. "Und wo hat es so ein Tattoo- oder Piercinstudio?" "In der Stadt. Soll ich es dir Morgen mal zeigen?" "Gerne." Zufrieden lächelnd gehe ich aus seinem Zimmer. Auf dem Weg in meines wird mir noch eine unangenehme Tatsache klar. 'Oh nööööööööö, ich hab ja noch Hausaufgaben.' Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)