Chiisana LOVE-STORIES von Ditsch (Die ultimative Anime-Crossover-Dating-Fanfic) ================================================================================ Kapitel 25: Taichi und Pan - Ausflug in die Vergangenheit --------------------------------------------------------- Von Da sind wir wieder. Irgendwie brauchen wir immer länger von Kapitel zu Kapitel... Dieses Pairing haben wir mal wieder nach Zufallsprinzip ausgesucht, allerdings per E-Mail, nach dem Prinzip dass einer einen Namen schrieb und der andere sich den erst angucken durfte, wenn er sich selber einen ausgedacht hatte. Wir haben uns hier entschieden, die Welt von Dragonball in die Zukunft zu verfrachten, aber seht einfach selbst, wie sich die zwei begegnen. ^^ Ich hoffe, die Geschichte gefällt euch. Ausflug in die Vergangenheit Pan hatte schlechte Laune. Nicht nur das, sie war richtig sauer. Mit einem wütenden Schnauben durch ihre Nasenlöcher machte sie diesen Gefühlen Luft, doch es war niemand da, der es beachten konnte. Es war zum Aus-Der-Haut-Fahren. Bra hatte ihr doch versprochen, dass sie zusammen einen Ausflug machen würden und nun... Mit blitzenden Augen starrte sie auf das große, runde Haus das sich vor ihr aufbaute, aber das machte die Sache auch nicht anders. Es war niemand zu Hause. Alle Vögel waren ausgeflogen. Ausgeflogen wahrscheinlich im wahrsten Sinne des Wortes... Obwohl sich niemand die Mühe gemacht hatte Pan gegenüber irgendwie zu erwähnen, dass offenbar die ganze Familie Briefs, inklusive Vegeta, einen Ausflug geplant hatte. „Bra, du dumme Kuh!“, schrie sie wütend. Sie hätte fast ihre Kontrolle verloren und das gesamte Gebäude kurz und klein gehauen, aber sie erinnerte sich noch an die Warnung ihres Vaters. „Egal, wie wütend du bist, pass auf, dass du kein Aufsehen erregst.“ Pan ballte die Fäuste und beschloss, wieder zu gehen. Da keiner da war, half es ja sowieso nichts, noch rumzuschreien oder Radau zumachen, zumal sich, was sie allerdings nicht bemerkt hatte, nach ihrem ersten Schrei schon ein paar Leute am Zaun des Geländes versammelt hatten und neugierig durch die Gitter des Tores lugten. Sie hatte gerade den Entschluss gefasst, wieder nach Hause zu fliegen und unterwegs irgendeinen großen Felsen zu zertrümmern, als ihr Blick auf etwas fiel, das ihr unbekannt war. Und das war schon etwas Besonderes, schließlich verbrachte sie fast jeden zweiten Tag im Hause der Familie Briefs, ja, es war praktisch ihr zweites Zuhause. Trotzdem hatte sie diesen kleinen Kasten neben dem Schwerkraftraum am Ostende des Geländes noch nie gesehen. Woraus sie schloss, dass er vorher nicht dagewesen war, weil sonst hätte sie ihn ja vorher bemerkt, zum Beispiel beim Verstecken spielen mit Trunks und Goten. Sie kam an dem seltsamen Kasten an; er war aus hellem Kunststoff gebaut und von außen vollkommen langweilig. Das einzige, was zu sehen war, war ein schwarzer Griff an der Tür und eine Aufschrift über dieser, die sie einfach ignorierte, als sie hineinschlüpfte. Drinnen war es auch nicht sehr viel interessanter. Zwei kahle Wände rechts und links... aber was sich jetzt vor ihrer Nase befand sah schon irgendwie so aus, als könne man was damit anfangen. Hier befanden sich ein schwarzer, leerer Bildschirm und darunter eine Tastatur, wie sie sie auf dem Computer ihres Vaters gesehen hatte. Mit schiefgelegtem Kopf betrachtete sie erst die Mattscheibe und dann die vielen kleinen mit Zahlen und Buchstaben versehenen eckigen Knöpfe. Dann drückte sie neugierig auf einen von ihnen. Nichts passierte. Sie drückte einen anderen, aber immer noch nichts geschah. Enttäuscht wollte sie sich wieder wegdrehen, als ihr ein großer, grüner Hebel neben dem Bildschirm auffiel. Er sah so aus wie ein Anschaltknopf. Als sie ihn umlegte, flimmerte der Bildschirm dunkelgrün auf, dann erschienen lange Zeilen an kryptischen Kombinationen von vielen Zahlen und wenigen Buchstaben auf dem Bildschirm, die sich langsam nach unten bewegten. Pan rückte näher an den Bildschirm und betrachtete eine Weile den Fluss der Buchstaben, bis der Bildschirm ganz grün aufleuchtete. Nur in der Mitte erschien ein kleines Viereck mit einem blinkenden Strich darin. Pan drückte auf einen Buchstaben, doch nichts passierte. Seltsam. Also versuchte sie es mit einer zwei. Die Zahl erschien sofort in dem Viereck. Pan sah sie an und drückte dann noch drei andere Zahlen, danach war das Viereck voll. „Bitte bestätigen“, erschien auf dem Bildschirm. Pan ließ ihren Blick über die Tastatur gleiten. Wenn sie jetzt die Eingabe-Taste drückte, was würde wohl passieren? Sie war zu neugierig, um einfach aufzuhören, auch wenn ihr Vater ihr schon mehrmals gesagt hatte, dass man nicht mit den Geräten anderer Leute herumspielte, schon gar nicht, wenn man nicht wusste, was es war. Das vergaß sie jedoch einfach mal und drückte die Taste, so schlimm würde es wohl nicht sein. „Eingabe bestätigt“, erschien auf dem Bildschirm, „Bitte geben sie auf sich Acht“. Dann erlosch der Bildschirm und wurde tief schwarz. Einen Augenblick dachte sie, es wäre schon alles vorbei, da wurde der Schirm auf einmal so hell, dass sie geblendet die Augen zukneifen musste und bis zur Tür zurücktaumelte. Sterne tanzten vor ihren Augen und sie fühlte sich auf einmal wackelig auf den Beinen, was sie sich überhaupt nicht erklären konnte – sie war doch eine Saiyajin und hatte schon mit vier Jahren die Erde schneller im Flug umrundet als ein Düsenjet! Dass es vorbei war merkte sie daran, dass das Licht wieder verschwand. Sie wagte trotzdem erst nach ein paar Minuten, die Augen wieder zu öffnen. Obwohl sie die ganze Zeit nur gestanden hatte, kam es ihr vor als hätte sie soeben bis aufs Letzte gekämpft. Ihr war leicht schwindelig, ihre Knie fühlten sich weicher an als der Bauch des Dämonen Boo und sie musste schnell atmen, um wieder Luft in ihre Lunge zu bekommen. Als sie schließlich doch blinzelte, war der Bildschirm wieder pechschwarz. Sie tapste darauf zu, entschied sich dann aber anders. Was auch immer dieses Ding war, es gefiel ihr nicht sonderlich. Sie fragte sich, ob sie jetzt überhaupt noch die Kraft hatte, den weiten Weg nach Hause zu fliegen, aber sie müsste es wohl versuchen. Sie wollte gerade die Tür aufreißen, als diese von außen geöffnet wurde. Sonnenlicht fiel herein und sie war einen Augenblick so geblendet, dass sie überhaupt nichts mehr sah. „He, du, alles in Ordnung?“, fragte eine Jungenstimme. Pan machte die Augen zu und überlegte, was sie jetzt machen sollte. Sie kannte die Stimme nicht, das hieß, wer auch immer da war, war unerlaubt in das Gelände der Briefs eingedrungen. Allerdings hatte sie im Moment nicht mal die Kraft, ihren Arm normal zu heben, geschweige denn ihn rauszuwerfen. „Wer bist du?“, fragte sie misstrauisch und blinzelte langsam. Vor ihr schälte sich die Silhouette eines Junge aus dem Licht, der etwas kleiner war als Goten. Beim näheren Hinblicken erkannte sie, dass er braunes, wuscheliges Haar hatte, das er sich mit einem blauen Stirnband größtenteils aus den Augen hielt, und braune Augen. Er trug ein blaues T-Shirt mit einem gelben Stern in der Mitte und eine schlammfarbene Hose, die ihm bis knapp über die Knie ging. Seine Waden waren dünn und seine Füße steckten in etwas abgewetzten weißen Turnschuhen. Als Pan damit fertig war, ihn von oben bis unten zu betrachten, blieb ihr Blick an seinem Gesicht hängen. Es war ein flaches, dunkles Gesicht mit einer kaum hervorstehenden Nase und diesen geheimnisvollen dunkelbraunen, fast schwarzen Augen. „He, alles in Ordnung?“, fragte er nochmal. Pan nickte verlegen. Irgendwie war sie ihm sogar dankbar, dass er die Tür aufgemacht hatte. Wer wusste, ob sie das in ihrem Zustand selber hinbekommen hätte? „Ja, mir geht’s gut. Ich bin nur gerade etwas erschöpft.“, sagte sie. „Soll ich dir helfen?“, fragte er und hielt ihr seine dunkle Hand hin. Um das Handgelenk war ein dunkelblaues Schweißband mit hellen Streifen befestigt. Sie nahm ohne zu fragen die Hand und ließ sich von ihm aus dem schrecklichen Kasten ziehen. Er machte die Tür wieder zu und warf einen Blick daran hoch. „Seltsames Ding...“, murmelte er und blickte dann wieder zu ihr. Pan dagegen war schon mit etwas ganz anderem beschäftigt, und das war die wundersame Tatsache, dass sie sich nicht mehr auf dem Gelände der Briefs befand. Sie war nichtmal überhaupt irgendwo, wo sie sich erinnern konnte, schonmal gewesen zu sein. Hinter einem Gebäude, vor dem so viele Menschen standen, dass sie kaum dessen Wände sehen konnte, thronte ein anderes, großes Gebäude. Es war lang und schmal und sah fast aus wie aus lauter Türmen bestehend, die alle ein blaues, spitzes Dach hatten. Manche hatten auch ein goldenes Dach, und überall waren kleine Fenster zu sehen. So etwas Wunderliches hatte sie noch nie gesehen. Aber nicht nur das verwirrte sie. Als sie sich umblickte, sah sie überall Menschen. Nichts als Menschen, und alle irgendwie seltsam gekleidet, obwohl sie nicht genau sagen konnte, was mit den Klamotten nicht in Ordnung war. Auf jeden Fall war sie nicht mehr in der Gegend um Bezirk 29. Lachen drang an ihr Ohr und aus weiter Ferne panische Schreie. Seltsame Düfte drangen in ihre Nase. Sie drehte sich zu dem Jungen um, der geduldig gewartet hatte, bis sie sich umgesehen hatte. „Wo bin ich hier?“, fragte sie neugierig. Er lachte auf. „Mach keine Scherze. Das hier ist Disney Land, ist doch klar!“ Pan sah ihn an und für diese offensichtliche Erklärung ihrer Blödheit – denn es war überhaupt nicht klar und von einem Dissnie-Land hatte sie noch nie gehört – hätte sie ihm am liebsten eine reingehauen. Sie schluckte den Ärger aber runter, weil ihre Hand immer noch ein bisschen zittrig war. Außerdem sah er ziemlich nett aus und sie verspürte nicht wirklich den Drang ihm eine reinzuhauen, was etwas ungewöhnlich war, aber in diesem Dissnie-Land war sowieso alles ganz anders. „Bist du ganz alleine hier?“, fragte er und ließ langsam ihre Hand los. Sie hätte lieber nicht losgelassen, aber dafür schimpfte sie sich im Kopf einen Idioten. Sie war zwar nicht Vegeta, aber ein bisschen Ehrgefühl als Saiyajin hatte sie ja schon. „Ja, ich bin alleine. Die doofe Bra ist einfach mit ihrer Familie irgendwo hingefahren. Und Papa ist in einer von seinen langweiligen Vorlesungen. Was Mama macht, weiß ich nicht, aber es ist sicher was gaaanz wichtiges und sie würde nicht wollen, dass ich sie nerve.“ „Oh. Und wie alt bist du?“, lächelte er. „Zehn.“ „Und deine Eltern lassen dich ganz alleine irgendwo hingehen?“, fragte er sichtlich erstaunt. „Ich kann auf mich selber aufpassen!“, sagte sie sofort angefressen. „Okay. Und wie heißt du?“ Pan freute sich irgendwie, dass er ihr so viele Fragen stellte. Er hätte schließlich auch einfach weggehen und sie alleine lassen können. „Ich heiße Pan.“ [Anm.: Pan ist das japanische Wort für Brot] Er starrte sie einen Augenblick an und prustete dann aus vollem Halse los. Er lachte so laut, dass sich ein paar von den vielen Leuten zu ihm umdrehten, aber das merkte er gar nicht. Er hielt sich sogar den Bauch. Pan hatte keine Ahnung, was er so komisch fand und starrte ihn böse an, aber sie sagte nichts. Als der Junge langsam wieder Luft holte und nur noch leise lachte, meinte er vorsichtig: „Entschuldige, ich find’ den Namen irgendwie zum Schießen. Heißt du echt so?“ Sie starrte ihn böse an. „Ein Saiyajin lügt nicht“, erklärte sie etwas beleidigt. „Okay, ...haha... sorry... Pan. Nur Pan oder hast du auch einen Nachnamen?“ „Son Pan, aber so nennt mich gar keiner. Pan reicht.“ „In Ordnung, Pan-chan.“ Er grinste und wuschelte ihr durch die schwarzen Haare. „Ich bin Taichi Yagami. Wenn du möchtest, kannst du mich Taichi nennen.“ „Okay, Taichi“, sagte sie strahlend. Irgendwie gefiel ihr dieser Name, denn er klang stark und ganz anders als die Namen der Leute, die sie sonst kannte. „Ja, was machen wir jetzt mit dir...“, murmelte er und stemmte die Arme in die Hüfte. Sie hätte ihn auch einfach so stehen lassen können, schließlich war sie eine Saiyajin und hatte selbst Goten schonmal in einem ernsthaften Kampf besiegt, Hilfe brauchte sie ganz sicher nicht. Aber sie wollte sich genauso wenig von ihm trennen, wie sie ihm eine reinhauen wollte. Das war schon irgendwie seltsam. Sie wartete, aber Taichi kratzte sich nur am Kinn und starrte nach oben. Er schien keine gute Idee zu haben. Pan betrachtete sein Gesicht. Irgendwie hatte sie für seine ganze Erscheinung nur eine Beschreibung – er sah gut aus. Sie verlor sich so in der Betrachtung seiner coolen Frisur, dass sie nicht merkte, wie jemand von hinten auf ihn zukam und ihm eine Hand auf die Schulter legte. Tai stieß einen kurzen Schrei aus, was Pan so sehr erschreckte, dass sie auch schrie. „He, ganz ruhig, wir sind’s nur, Taichi“, sagte der Junge. Er hatte knallrotes Haar und trug ein langweiliges gelbes Hemd. Hinter ihm standen ein paar weitere Jugendliche in seinem Alter. „Mensch, du hast es aber auch drauf andere zu erschrecken, Koushirou“, sagte Tai und gab dem Rothaarigen einen Klaps auf die Schulter. „Wer hätte das gedacht, dass man dich mal erschrecken kann? Sonst bist du doch eher aufgeweckt wie ein Luchs“, scherzte ein blonder Junge, der einen Arm um das rothaarige Mädchen neben ihm gelegt hatte. Taichi blaffte zurück: „Ich war gerade ziemlich am Nachdenken. Abgesehen davon wollte ich euch beiden gesagt haben, dass das hier keine Pärchenstunde ist, sondern unser Jahrestag, also turtelt hier nicht so rum.“ Der Blonde verdrehte die Augen und sagte seelenruhig: „Du bist doch nur neidisch, gib es zu.“ Taichi schnaubte kurz und überblickte dann die Gruppe, die er vor sich hatte. Es waren insgesamt zehn Leute, die alle etwas verschieden alt waren und Tai aufmerksam zuhörten. „He, wer ist das da eigentlich? Hast du einen Ersatz für Hikari-chan aufgetrieben?“, fragte der Blonde dann und deutete auf Pan. „Ich bin kein Ersatz!“, blaffte sie sofort zurück. „Oho...“, meinte der Junge, „okay, dann nicht.“ Er blickte Taichi fragend an, der mit den Schultern zuckte und dann zu einer Erklärung ansetzte: „Also, das ist ... ehm, nicht lachen... das ist Pan-chan. Ich hab sie gerade hier getroffen, und da sie ganz alleine hier ist und ein bisschen orientierungslos aussah...“ „Du willst sie doch nicht etwa mitschleppen?“, fragte der Blonde mit angehobener Augenbraue. „Warum denn nicht?“, fragte die Rothaarige. „Sora-chan...“, setzte der Blonde an, doch einer der jünger aussehenden Jungs drängte sich an ihm vorbei. „Ich hab nichts dagegen“, sagte er. Pan betrachtete ihn neugierig. Er hatte magentafarbene Haare in einer Igelfrisur und sein Grinsen sah ein bisschen aus wie das von Taichi. „Ja, dann ist das doch beschlossene Sache, oder? Wenn Daisuke-kun es sagt?“, meinte ein Mädchen. „Ja“, sagte Taichi, „ist es.“ Er drehte sich zu Pan um. „Es sei denn, du möchtest gar nicht mit uns mitkommen. Also, um erstmal alle vorzustellen. Das hier ist Yamato.“ Er deutete auf den Blonden, der Pan nur recht skeptisch ansah und ihrem Blick dann wieder auswich. Taichi stellte auch die anderen vor, aber Pan konnte sich wirklich nicht alle Namen merken, außer dass die Rothaarige Sora hieß. Als endlich alle vorgestellt waren, stemmte Taichi die Arme in die Hüften und fragte: „So, was machen wir jetzt als nächstes?“ „Tomorrowland haben wir jetzt ganz durch“, sagte der Rothaarige und faltete ein buntes Blatt Papier auf. „Als nächstes können wir ins Fantasyland, oder? Da gibt’s ein paar interessante Sachen.“ „Da ist doch auch die Geisterbahn, oder?“, fragte der Magentahaarige. „Richtig, Haunted Mansion. Wollen wir da rein?“ „Warum nicht?“, fragte Taichi sofort. „Okay, da lang.“ Der Rothaarige drehte sich in die entgegengesetzte Richtung aller anderen und winkte ihnen, ihm zu folgen. Der Magentahaarige war sofort neben ihm. Taichi sah Pan an. „Los geht’s, Pan-chan,“ sagte er freundlich. Sie nickte und lief ihm hinterher. Während sie zwischen seltsamen Gebäuden hindurch und an riesigen Menschenmassen vorbeiliefen, begriff Pan langsam, dass sie in einem Freizeitpark gelandet war. Ihr Vater hatte ihr mal erklärt, dass das ein Ort war, an dem Menschen, die keine besonderen Kräfte hatten, spannende Szenen anguckten und so taten, als ob sie selber in Gefahr wären. Er hatte ihr auch erklärt, dass es dort immer eine Achterbahn gab, wo man in einen Gleiter stieg und ganz schnell hoch und runter fuhr, aber sie hatte das nicht sehr interessant gefunden, fliegen war doch viel lustiger. Offenbar konnten die ganzen Leute, mit denen sie jetzt unterwegs war, nicht fliegen, aber das war nicht ungewöhnlich, schließlich konnte das nicht mal Bra. „Geht das mit der Geisterbahn in Ordnung oder hast du Angst vor Gespenstern?“, fragte Taichi. „Ein Saiyajin hat vor gar nichts Angst!“, rief sie resolut, was ihn aus irgendeinem Grund zum Grinsen brachte. „Okay.“ Als der Rothaarige nach fünf Minuten sagte: „Hier ist es“, stand vor ihnen ein sehr altmodisches Haus mit Backsteinen und Laternen aus Metall davor. „Die Wartezeit ist 40 Minuten“, sagte der Blonde gelangweilt. „Das ist länger als eben beim Space Mountain“, stellte ein Mädchen mit lila Haaren fest. „Aber es lohnt sich! Ich war da letztes Jahr schonmal drin und ich sag euch, das ist richtig cool“, meldete sich der Junge mit den kurzen braunen Haaren, der abgesehen von Pan wohl der Jüngste war. „Aber gruselig, oder? So mit Geistern?“, meinte der größte von ihnen, ein schlaksiger Junge mit blauen Haaren und Brille. „Klar ist das gruselig, sonst würde es ja nicht Geisterbahn heißen. Wenn du Schiss hast, dann steig lieber vorher aus“, triezte der Magentahaarige. „Quatsch, ich ... ich hab vor gar nichts Angst!“, protestierte der Junge. Die Zehn schienen sich alle schon lange zu kennen. Während sie sich in eine Menschenschlange einordneten und nur stockend vorwärtskamen, machten sie Scherze miteinander und lachten eine Menge. Pan fiel auf, dass es eigentlich zwei Gruppen gab; die Jüngeren, also der Magentahaarige, ein blonder Junge mit Mütze, der Jüngste, das Mädchen mit den lila Haaren und ein Junge mit ungewöhnlich langen schwarzen Haaren standen fast die meiste Zeit zusammen, während die anderen auch eine Gruppe zu bilden schienen. Taichi und der Blonde, Yamato, triezten sich gegenseitig eine ganze Menge und schlossen sogar eine Wette ab, dass der jeweils andere schreien würde. Pan hielt sich dicht neben Taichi, aber sie fühlte sich irgendwie ausgeschlossen. Sie wünschte sich, dass Trunks hier wäre, oder Goten, einfach jemand, den sie kannte, und mit dem sie ein bisschen reden konnte. Das schien auch Sora zu bemerken, denn irgendwie sagte sie, „He, Pan-chan. Willst du uns nicht ein bisschen über dich erzählen?“ Sofort drehten sich alle zu ihr um und Pan sah sich im Mittelpunkt des Interesses. Inzwischen waren sie durch eine Tür gekommen, hinter der die Menschen in ewigen Windungen hin- und dann doch wieder zurückgelenkt wurden, um am Ende durch eine weitere Tür zu verschwinden. „Also, ich bin Pan“, sagte Pan, weil ihr auf die Schnelle nichts Besseres einfiel. „Und ich bin zehn.“ „Woher kommst du?“, fragte der Rothaarige. „Also, normal wohne ich zu Hause...“, sagte sie. Ihr fiel beim besten Willen keine bessere Beschreibung des Hauses ein, das irgendwo abseits der Großstädte lag. „Okay... aus welchem Land kommst du? Du siehst gar nicht so japanisch aus“, bemerkte er. „Japanisch? Dann heißt dieses Land Japan?“, fragte sie neugierig. „Nicht, dass einem das jemand erklären müsste“, murmelte Yamato. „Ja, hier ist Japan“, sagte Sora. Pan nickte interessiert. Von einem Land namens Japan hatte sie noch nie gehört, aber so gut kannte sie sich mit der Welt nun auch noch nicht aus. „Also, ich bin ein Saiyajin. Vielmehr ein Viertel-Saiyajin. Mein Papa ist ein halber Saiyajin und meine Mama ein Erdling.“ „Aha“, sagte der Blauhaarige. Die Jugendlichen wechselten einen kurzen Blick, sagten aber nichts. Dann fragte der Schwarzhaarige: „Bist du heute das erste mal in Disneyland?“ Pan nickte. „Eigentlich wollte Bra mit mir einen Ausflug machen, aber die sind einfach alle abgehauen.“ „Ist das eine Freundin von dir?“, fragte Sora. „Ja. Sie ist eine Tochter von Vegeta, aber sie kämpft kaum und interessiert sich mehr für Technik. Trotzdem ist sie ganz nett.“ Das Gespräch ging noch eine Weile so weiter und ihr wurden Fragen nach Lieblingsessen und Lieblingsbeschäftigungen gemacht. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass alle sie etwas seltsam fanden, weil sie sagte, sie trainiere am liebsten mit den Drachen Kampfsport, aber keiner sagte etwas. So verging die Zeit doch recht schnell und auf einmal waren sie schon fast am Eingang und wurden gefragt, wie viele sie waren. Der Magentahaarige sagte erst zehn, korrigierte sich dann aber, weil er Pan vergessen hatte, auf elf. Die Frau am Eingang, die ein seltsames, sehr altmodisches Kleid trug und blaue Haut hatte, erzählte ihnen, dass sie sich in Dreiergruppen aufteilen sollten. Der Magentahaarige, der Schwarzhaarige und der mit der Mütze gruppierten sich, und der Kleine bildete mit der Lilahaarigen und dem Rothaarigen eine Gruppe. Sie stiegen in einen wackelig aussehenden Wagen, der mit Rädern auf Metallstangen fuhr. Nun waren noch Taichi, Yamato, Sora und der Blauhaarige übrig. „Tja, wie machen wir das?“, fragte Taichi. „Wie wäre es mit Auslosen?“, fragte Yamato. „Oder hat jemand einen bestimmten Wunsch mit wem er fahren möchte?“ „Du, ist doch klar“, feixte Taichi. „Los, ab ihr zwei, ich fahre mit Pan-chan und Jou.“ „Hey, danke Kumpel“, sagte Yamato. Eine von den Frauen in den weißen Kleidern leitete Pan und die zwei anderen zu einem der Wagen und sie setzten sich auf die Bank. Pan landete in der Mitte neben Tai. „Was passiert jetzt?“, fragte sie. „Jetzt musst du auf die Gespenster aufpassen“, sagte Taichi grinsend. Bevor Pan weitere Fragen stellen konnte, fuhr der Wagen ruckelnd an und rauschte mit leichtem Klappern auf eine finstere Luke zu. Als sie etwa fünf Minuten später wieder an die frische Luft und in die Menschenmenge stolperten, atmete Pan erleichtert auf. „Und, wie war es?“, fragte Taichi. Die Wahrheit war, dass sie sich fürchterlich gefürchtet hatte, als auf einmal weiße Gestalten aus der Wand gekommen waren und gruselig gelacht und mit Ketten geklappert hatten. Aber sie war eine Saiyajin, deshalb musste sie zumindest so tun, als sei alles in Ordnung. „Ich hatte überhaupt keine Angst“, sagte sie. „Okay, verstehe“, grinste er. „Dann hast du dich also nur aus Spaß immer an meinen Arm geklammert, wenn Geister aufgetaucht sind.“ Pan lief rot an und schüttelte den Kopf. „Okay, ich gebe zu, ich hatte ein kleines bisschen Angst“, meinte sie schüchtern. „Hey, das ist doch okay“, sagte er. Irgendwie machte sie das glücklich. „Hey, kommt ihr?“, fragte der Blauhaarige auf einmal. Die anderen waren schon drauf und dran weiterzugehen, deshalb sah Taichi Pan auffordernd an und sie liefen hinterher. Die Zeit verging wie im Flug, und Pan fand alles toll hier. Sie hatte wunderbar viel Spaß gehabt, als sie nacheinander in verschiedene Fahrgeschäfte eingestiegen waren, und während der langen Wartezeiten hatten sie den anderen zugehört und hin und wieder geantwortet, wenn einer ihr eine Frage gestellt hatte. Jetzt standen sie in einer Schlange zu einem großen Rad, das sich langsam drehte. Pan schaute hinauf und überlegte, ob man von dort oben wohl eine gute Aussicht haben würde. Es war bestimmt nicht so toll wie Fliegen, aber dafür hatte sie ja Taichi dabei. Sie blickte ihn verlegen an. Er war cool. Vor allem sein freches Grinsen fand sie einfach nur anbetungswürdig. Sie erinnerte sich daran, dass die Mädchen aus ihrer Klasse in letzter Zeit auch oft darüber redeten, welche Jungs „süß“ waren, und manche hatten sogar schon einen Freund vorweisen können. Pan hatte das ganze bisher nicht sonderlich interessiert, aber Taichi war wirklich cool. Ob er sie wohl auch mochte? Als es an der Zeit war, in die kleinen wackelig aussehenden Kabinen zu steigen, wurde ihnen gesagt, dass nur vier Leute in eine passten. Also stiegen der Magentahaarige Daisuke, der Schwarzhaarige, die mit den violetten Haaren und der Jüngste in die erste Gondel. „Ich würde ja gerne mit Sora-chan allein...“, bemerkte der Blonde. „Schon klar“, meinte Taichi und schaute stattdessen auf die anderen. „Wir restlichen sind fünf leute. Das heißt, wir teilen uns am Besten in drei und zwei auf. Vorschläge?“ „Ja, ich will mit dir in einer Gondel fahren!“, rief Pan und strahlte Taichi an. Sie wusste nicht genau, was sie da oben für eine Aussicht erwartete, aber wenn der Blonde mit seiner Freundin allein sein wollte, dann wollte sie auch mit Taichi allein sein, hatte sie beschlossen. „Ja, dann bleiben wir wohl übrig“, meinte der mit der Mütze. Dem blauhaarigen Jou und dem Rothaarigen schien das relativ egal zu sein, also stiegen sie in die nächste Gondel ein. Sie drehte sich an dem großen Rad ein bisschen und Sora und ihr Freund gingen hinein. Jetzt waren nur noch Taichi und Pan übrig, aber es dauerte nicht lange, bis auch vor ihnen eine Gondel anhielt. Eine Frau wollte ihnen beim Einsteigen helfen, aber Pan sprang an ihr vorbei hinein und setzte sich auf eine Bank auf der rechten Seite. Taichi wollte sich neben ihr niederlassen, aber Pan erkannte sofort, dass das doof wäre, weil sie ihm dann nicht in die Augen gucken konnte. „Du musst dich mir gegenüber setzen“, sagte sie. „Okay...“, meinte Taichi verwirrt, aber er tat es. Die Kabine bewegte sich langsam zur Seite und hielt dann wieder an. Im Moment konnte man noch nicht viel erkennen, nur den Park, und den Himmel, der schon ziemlich dunkel geworden war. Pan fiel ein, dass sie ihrer Mutter versprochen hatte, wieder zu Hause zu sein, wenn es dunkel wurde, andererseits hatte sie absolut keine Ahnung, wie sie von diesem Land namens Japan wieder nach Hause kommen sollte, und außerdem hatte sie gar keine Lust, von Taichi wegzugehen. Mit langsamen Ruckeln drehte sich die Kabine immer ein kleines Stück weiter, um dann wieder anzuhalten. Pan beobachtete Taichi, der seine dünnen Beine überschlagen und die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte. Er sah gedankenverloren aus dem Fenster. Pan kam bei diesem Anblick wieder der Gedanke, dass er total gut aussah, und sie wollte ihm gerne näher sein. „Darf ich mich neben dich setzen...?“, fragte sie zögernd. „Na klar, ist in Ordnung“, sagte Taichi. Sie sprang sofort direkt neben ihn und rückte ganz dicht an ihn dran. Tai beobachtete das erstaunt und drehte sich dann zum Fenster der Kabine. „Schau mal raus“, sagte er. Pan löste sich etwas von ihm und sprang neben ihm ans Fenster. Sie hatte die ganze Zeit nur ihn angestarrt und deshalb nicht so darauf geachtet, was draußen war, aber jetzt interessierte es sie doch irgendwie. Kaum hatte sie nur einen kleinen Blick hinausgeworfen, stieß sie ein lautes „Wow!!“ aus. Unter ihnen erstreckte sich ein schmaler Meeresarm, und in den Wellen spiegelte sich das Antlitz einer Stadt voller Hochhäuser mit tausenden von bunten Lichtern. „Waah, wie schön!“, rief sie. Sie drehte sich begeistert zu Taichi um, der sie breit angrinste. „Hab ich’s mir doch gedacht“, meinte er. Pan fühlte sich wunderbar. Nachdem sie wieder aus dem Riesenrad waren, machten sie sich auf, den Park zu verlassen. Dabei stießen sie jedoch auf ein Hindernis; Pan musste feststellen, dass alle andren offenbar beim Betreten dieses Freizeitparks eine Karte bekommen hatten, die sie jetzt an eine Maschine verfüttern mussten, aber sie hatte keine. „Was ist los?“, fragte Taichi, als die anderen schon alle draußen waren. „Ich hab keine Karte“, sagte Pan mit gesenktem Kopf. Tai blinzelte sie verständnislos an. „Wie willst du dann reingekommen sein?“ Pan sah ihn hilflos an und schüttelte ratlos den Kopf. Tai runzelte die Stirn. „Das ist schlecht“, sagte er, „Ich hab nämlich auch kein Geld um dir den Eintritt nochmal zu bezahlen oder so. Fällt dir sonst nichts ein? Du musst doch irgendwie hier reingekommen sein. Bist du über den Zaun gesprungen oder was?“ Pan sah ihn einen Augenblick an und hatte dann eine geniale Idee. „Geht schonmal raus, ich komm gleich nach!“, erklärte sie überzeugend und flitzte davon. Sie rannte zu den Toilettenhäuschen neben dem Eingang und wartete. Es war schon ziemlich dunkel und gerade keiner in der Nähe. Dann musste sie nur noch... Pan stieß sich vom Boden ab und hob in die Luft ab. Sie blieb einen Augenblick in der Luft verharrend und warf einen Blick über den hell erleuchteten Park, hinter dessen Grenzen sich dunkel das Meer erstreckte. Dann flog sie über den Zaun, der das Gelände einschloss und landete mit einem leisen Tapsen auf dem Boden. Mit einem zufriedenen Grinsen rannte sie zum Eingang, wo Taichi gerade mit den anderen diskutierte. „Taichi-kuuun!“, rief Pan laut. Er fuhr herum. „Ach, sie ist wirklich gekommen. Und, was machen wir jetzt mit ihr?“, fragte der Blonde misstrauisch, als Pan zu ihnen stieß. „Tja...“, murmelte Taichi und betrachtete Pan nachdenklich. „Sag mal, du solltest jetzt echt langsam nach Hause gehen“, meinte er. Pan starrte ihn geschockt an. „Aber ich weiß nicht, wie ich da hinkomme!“, rief sie weinerlich. Taichi sah die anderen nachdenklich an. „Wir sollten die Polizei rufen“, sagte die Magentahaarige. „Nein, es ist alles in Ordnung!“, rief Pan. „Außerdem sind Polizisten alle Idioten!“ Der Blonde trat mit verschränkten Armen vor sie. „Ist egal ob sie Idioten sind, wir können doch nicht die Verantwortung für dich übernehmen, am Ende gehen wir noch als Entführer durch!“ Sein Ton gefiel Pan nicht. Bevor sie richtig überlegt hatte, haute sie ihm in den Magen. Der Junge wurde zurückgeschleudert und von zwei der anderen Jungs in den Armen abgefangen, wo er stöhnend zusammensank. „Was machst du da!?“, fragte Taichi sofort böse. Pan sah ihn an und Tränen stiegen ihr in die Augen. „Er war doch gemein zu mir!“, platzte sie heraus. „Trotzdem darfst du ihn nicht einfach hauen!“, sagte Taichi streng. „Wir müssen dich nach Hause bringen. Also, wo wohnst du, wie heißen deine Eltern?“ Pan sah ihn hilflos an. „Meine Eltern heißen Son Gohan und Videl Satan...“ Taichi sah sie nachdenklich an. „Wohnen die in Japan?“ Pan sah ihn an. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass er bei der Erwähnung des Nachnamens ihrer Mutter irgendeine Reaktion zeigen würde, doch nichts. „Du, kennst du meinen Opa? Mister Satan!“ Die Jugendlichen sahen sich an. „Nie gehört“, gab der Junge mit der Brille zu. „Das kann nicht sein! Den kennt jeder! Er hat vor 20 Jahren die Welt vor Cell gerettet!“ „Cell...?“, wiederholte die Rothaarige fragend.“ „Den kennt ihr nicht?“, fragte Pan mit einem Anflug von Verzweiflung, „Das kann nicht sein!“ Auf einmal schossen ihr die Tränen wirklich in die Augen. Sie wusste nicht, wie sie wieder nach Hause kommen sollte, und keiner konnte ihr helfen, wenn sie nicht mal ihren Opa kannten. Sie schluchzte leise. Auf einmal legte sich ihr eine warme Hand auf den Kopf. „Alles gut, Pan-chan.“ Als sie aufsah, blickte Taichi sie aufmunternd an. „Hör zu. Ich nehme dich heute erstmal zu mir mit nach Hause, und morgen früh sehen wir dann, ob wir irgendwie rausfinden können, wie wir dich nach Hause bringen, in Ordnung?“ Sie nickte. Schon kam es ihr wieder schrecklich peinlich vor, dass sie vor seinen Augen geweint hatte und wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie war schließlich eine Saiyajin!! Tai drehte sich zu den andren um. „Leute, tut mir leid, dass sowas ausgerechnet an unserem Jahrestag passiert...“ „Ist schon okay“, sagte die Magentahaarige, „Du kannst ja auch nichts dafür.“ Taichi nickte und wendete sich dann dem Blonden zu. „Hey, Yamato. Geht’s?“ Der Blonde stand, aber er presste sich noch immer die Hand auf den Magen. „Die kleine hat nen Wahnsinnsschlag drauf, pass bloß auf“, warnte er. „Das war noch nicht mal halbe Kraft!“, rief Pan. Taich drehte sich um. „Dann bin ich froh, dass du nicht mit aller Kraft zugehauen hast“, sagte er ernst, „aber du solltest dich trotzdem entschuldigen.“ Pan sah ihn kurz an, dann ging sie zu Yamato und hielt ihm die Hand hin. Er nahm sie zögernd. „Entschuldigung“, sagte sie deutlich. „Schon gut“, meinte er und kratzte sich am Kopf. Pan lächelte. Ihr Vater hatte ihr beigebracht, dass man sich entschuldigen muss, wenn man etwas getan hat, was anderen nicht gefällt. Kurz darauf saßen sie alle in einem rumpelnden Zug. Pan hatte sich ans Fenster geklemmt und beobachtete die vorbeiziehenden Lichter der Stadt. Der Anblick war wunderbar. Auch dieses Rumpelnde gefiel ihr, auch wenn sie zuerst skeptisch gewesen war, in ein Gefährt zu steigen, das nicht nur auf Rädern fuhr sondern auch noch Schienen benutzen musste. „Das ist irgendwie toll“, sagte sie zu Taichi, „ganz anders als die Gleiter, die wir sonst immer benutzen!“ „Gleiter...?“, wiederholte Taichi fragend. „Ich bin wieder da!“, rief Tai, als er schließlich die Tür zu einer Wohnung im fünften Stock eines Apartmentblocks aufstieß. Er legte im schmalen Eingangsflur seine Schuhe ab und blieb dann wartend stehen. Pan krebste ihm schüchtern hinterher und zog ebenfalls ihre Schuhe aus, weil sie das Gefühl hatte, dass man das wohl hier so machen musste. „Ah, O-Nii-chan, willkommen zurück! Wie war es?“, fragte eine leicht verschnupft klingende Stimme und ein Mädchen mit kurzem braunen Haar in einem orangenen Schlafanzug zeigte sich am Ende des schmalen Flurs. „Ah, es war super. Echt schade, dass du dir ausgerechnet heute eine Grippe einfangen musstest... Im übrigen habe ich jemanden mitgebracht.“ „Das Mädchen da? Wer ist das?“, fragte sie, als sie Pan erblickte. „Ich bin Pan“, sagte Pan sofort und trat auf das Mädchen zu. „Wie heißt du?“, fragte sie. Die Brünette lächelte sie an. „Ich heiße Hikari, ich bin die kleine Schwester von Taichi.“ Dann sah sie Taich fragend an. „Wir haben sie im Disneyland getroffen und sie weiß nicht genau, wie sie wieder nach Hause kommen soll, deshalb habe ich vorgeschlagen, dass sie bis morgen früh bei uns bleibt. Geht doch, oder?“, sagte er. „Ja, von mir aus schon, aber du müsstest Mama fragen, wenn sie wieder da ist“, meinte Hikari mit Blick auf Pan, die an ihr vorbei in den nächsten Raum lief. Dieser war klein und bestand aus einem Regal, einem Tisch, einer Durchreiche und einer Tür zur linken und zwei Türen auf der anderen Seite. Sie sah sich neugierig um und trat ans Fenster, hinter dem sich an eine Straße gedrängt Hochhäuser aneinanderquetschten. In den meisten Fenstern brannte Licht, aber der Weg selbst war bis auf ein paar Straßenlaternen bereits in tiefe Dunkelheit gesunken. Dann sah sie sich genauer im Raum um, während sie Taichi und Hikari leise reden hörte, und entdeckte sofort an der Wand neben der Durchreiche zur Küche etwas, das ihre Aufmerksamkeit erregte. „Was ist das denn?“, rief sie. Tai, der offenbar gerade sowieso das Gespräch mit Hikari beendet hatte, kam langsam zu ihr. „Was meinst du?“ „Dieser Kalender ist doch uralt!“, sagte Pan und deutete auf einen an der Wand befestigten Kalender, dessen Bild für Juli und August mehrere Kinder zeigte, die in bunten Gewändern um eine Art Turm tanzten. Taichi runzelte die Stirn. „Wie kommst du da drauf? Wir haben den ersten August, also ...“ Pan unterbrach ihn genervt: „Ich meine die Jahreszahl! 2003 ist doch schon ewig her!“ „Ist es nicht“, sagte Taichi verwirrt, „Das ist der von diesem Jahr.“ „Doch klar! Wir sind im Jahr 789, und die 2000-er sind schon fast tausend Jahre her!“ Sie sah ihn entschlossen an und er blickte verwirrt zurück. Dann kratzte er sich am Kinn und murmelte: „Das klingt, als kämest du aus der Zukunft. Auch diese Sache mit den Gleitern die du mir vorhin im Zug erzählt hast, sowas gibt’s bei uns noch gar nicht. Würde auch erklären, warum wir deinen Opa, der die Welt gerettet hat, nicht kennen.“ Pan blinzelte ihn mehrere Momente an, dann stieß sie einen Schrei aus. „Dann war dieses komische Gerät eine Zeitmaschine!“, rief sie aus. „Bra hatte mir noch erzählt dass ihre Mutter gerade mit sowas rumprobiert...!“ „Du meinst der Kasten aus dem du im Disneyland rausgekommen bist, wo ‚Time Machine’ draufstand?“ „Da stand Time Machine drauf!?“ „Ja, ich dachte, dass das irgendeine Attraktion wäre oder so...“ Hikari beobachtete die beiden nur vollkommen verwirrt. Kurz darauf saßen sie alle am Tisch, und Taichi hatte ihnen ein wunderbares Essen namens „Omreis“ gemacht, das Pan zwar nicht kannte, das aber fantastisch schmeckte. Leider war es viel zu wenig, aber sie traute sich nicht, um einen Nachschlag zu bitten, weil sie sich sowieso schon etwas dafür schämte, dass sie hier in einem fremden Haus bleiben musste. „Also müssen wir morgen wohl nochmal ins Disneyland“, sagte Taichi schließlich, „wenn du dir sicher bist, dass die Zeitmaschine noch da ist.“ „Ist sie ganz sicher“, sagte Pan. Taichi drehte sich zu Hikari. „Dann kannst du ja auch mitkommen, wo du schon heute krank warst.“ Hikari nickte lächelnd und sagte: „Sofern das mit dem Geld kein Problem ist...“ „Ich komm auch so rein!“, sagte Pan sofort. Taichi seufzte und meinte: „Ich glaube, Mama und Papa können uns da auch ein bisschen geben, zumindest für dich, Hikari-chan, mir haben sie das ja heute auch ausgegeben. Für eine Person dürfte mein Taschengeld noch reichen.“ Damit war das Thema geklärt und Taichi stand auf, um das Geschirr zu waschen. „Hey, du hast ja noch gar nicht aufgegessen“, stellte Pan mit Blick auf Hikaris Teller fest. „Ich habe heute nicht so einen Appetit. Möchtest du den Rest?“, fragte das Mädchen. Pan willigte sofort begeistert ein. „Guut...“, sagte Taichi schließlich, nachdem er ihre Teller neben der Spüle gestapelt und sich die Hände abgewischt hatte, „dann wollen wir mal das mit den Betten regeln. Ich würde sagen, Pan schläft in meinem Bett bei Hikari und ich nehme das Sofa.“ Pan wusste sofort, dass ihr das nicht gefiel. „Ich will nicht, dass du wegen mir auf dem Sofa schläfst!“, sagte sie. „Aber wir haben nur zwei Betten, da geht das nicht anders“, erwiderte er, „schließlich bist du Gast hier und Hikari hat sich noch nicht auskuriert.“ „Ich will mit dir in einem Zimmer schlafen!“, rief Pan und blickte ihn resolut an. Taichi schien Einwände zu haben und öffnete schon den Mund, dann fing er den Blick seiner Schwester auf und schwieg. Hikari ergriff das Wort und sagte: „Ich glaube, wir haben irgendwo noch einen unbenutzen Futon liegen. Wenn wir den auf dem Boden ausbreiten, wird es zwar eng, wenn nachts einer auf Klo geht, aber...“ Taichi sah Pan an. „Wäre das okay? Ich schlafe auf dem Boden und du in meinem Bett.“ „Ja, das klingt besser“, sagte Pan zufrieden. Wenn sie schon morgen zurückmusste, dann wollte sie wenigstens noch ein bisschen in Taichis Nähe bleiben. Als sie gerade den Futon hingelegt und eine Schutzdecke darüber – beziehungsweise tat Taichi das und Hikari sowie Pan sahen ihm von Hikaris Bett aus zu klackte die Tür und ein zweifaches „Bin wieder da“, ertönte. „Ah, Mama, Papa“, rief Hikari aus und eilte in den Flur, „Wir haben Besuch!“ Nachdem Pan ihnen hallo gesagt hatte, erklärten Taichi und Pan ihnen beim Essen, dass Pan die Cousine einer ihrer Freundinnen sei und ihre Eltern bis zum nächsten Tag eine Geschäftsreise machten, dass ihre Freundin zu Hause keinen Platz hatte und dass diese im Disneyland herumgefragt hatte, wer von den anderen sie aufnehmen könnte und Taichi sich schließlich gemeldet hatte. Pan gefiel es nicht, dass die zwei ihre Eltern anlogen, so etwas hätte sie sich bei ihrem Vater nie getraut, aber Taichi hatte ihr geduldig erklärt, dass seine Eltern die Warhheit nie glauben würden und es so schneller ginge. Sie fühlte sich nicht besonders wohl, aber es war Taichis Idee und deswegen hielt sie still und nickte nur zustimmend, während er erzählte. Die Eltern von Taichi waren unglaublich freundlich und seine Mutter machte ihnen allen einen selbstgepressten Karottensaft, den Pan gierig trank weil sie trotz Hikaris restlichem Essen immer noch Hunger hatte. Bald schickten sie dann aber Taichi und Hikari in ihr Zimmer, und da sie alle drei noch keine Lust hatten einzuschlafen, schlug Hikari das Spiel „Mensch ärgere dich nicht“ vor. Pan hielt es für eine sehr lustige Idee, kleine bunte Figuren auf einem Pappbrett zu bewegen und so zu tun, als sei das man selber. Wenn sie an Spiele dachte, war das so etwas wie Fangen- oder Versteckenspielen, manchmal auch mit Fliegen, oder das sich-gegenseitig-mit-Steinen-bewerfen und dem Ziel, alle Steine mit den Händen abzufangen. Dieses hier gefiel ihr, weil man zwischendrin sehr viel Zeit hatte zu reden, und sie mochte Taichis Stimme. Sie hörte ihm gebannt zu, wie er Hikari von ihrem Ausflug erzählte und nickte an manchen Stellen dazu, während der Würfel reihum ging und sie ihre Figuren bewegten, gegenseitig rausschmissen und auf Sechsen warten mussten. Zumindest war es am Anfang so, aber mit der Zeit merkte sie, dass Taichi und Pan sie überhaupt nicht beachteten. Die zwei begannen, nachdem sie mit dem Thema Disneyland fertig waren, irgendwas zu erzählen von Sommercamp und ganz vielen Mons und komischen Erlebnissen, von denen Pan gar keine Ahnung hatte und lachten gemeinsam, und sie saß daneben und fühlte sich ziemlich ausgeschlossen. Aber das machte Taichi immer wieder gut, wenn er ihr den Würfel mit einem freundlichen Lächeln übergab, wenn sie dran war, weil dieses Lächeln absolut nur für sie war und ihr ganzer Körper kribbelte, wenn er ihre Hand berührte wenn er den Würfel hineinlegte. „O-Nii-chan, du bist dran“, sagte Hikari und gab ihrem Bruder den Würfel. „Oh, danke“, meinte er lächelnd. Er grinste sie an, genau wie er Pan vorher im Riesenrad angegrinst hatte, und würfelte dann schwungvoll. Der kleine rote Würfel rollte über den Futon, auf dem sie sich niedergelassen hatten, und gegen eine Falte im Stoff. „Zählt das jetzt?“, fragte er. „Ich glaub schon“, sagte Hikari. „Okay, dann...“ Taichi ließ seinen Blick zum Spielfeld wandern. „Hey, dann hab ich einen drin!“, rief er und bewegte eilig eine seiner Figuren drei Felder vorwärts, womit sie zu einer anderen an der Zielstelle stieß. „Du bist super, O-Nii-chan“, sagte Hikari mit Blick auf ihre Figuren, von denen noch keine einzige angekommen war. „Ach was“, meinte Taichi und kratzte sich am Kopf, aber er grinste schon wieder dieses breite Lächeln. Dann hob er den Würfel auf und drehte sich zu Pan. Er hielt inne als er sah, dass sie weinte. „Pan-chan?“, fragte er verwirrt. „Ich schlafe auf dem Sofa!“, erklärte Pan. „Was?“, fragte er verwirrt. „Ich sagte, ich schlafe auf dem Sofa. Ich hab auch keine Lust mehr zu spielen, das ist doch langweilig“, sagte Pan, wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln und starrte ihn böse an. Taichi sah zu Hikari, die einen vorsichtigen Blick zwischen den beiden anderen wechselte und dann leise seufzte. „Gut, dann hören wir auf“, sagte er, aber ihm war anzumerken, dass er keine Ahnung hatte, was los war. Er räumte das Spiel zusammen und erklärte Pan: „Du hattest schon drei Figuren drin, also bist du die Gewinnerin.“ „Ist mir doch egal“, erklärte Pan mit zitternder Stimme. Taichi runzelte die Stirn, stand auf und räumte das Spiel in ein Regal, dann meinte er: „Mir fällt gerade ein, dass ich Mimi versprochen hatte, sie anzurufen und ein bisschen von heute zu erzählen. In Amerika müsste es jetzt langsam Morgen sein, also ...“ Er verschwand aus dem Zimmer und machte die Tür hinter sich zu. Pan sah ihm böse nach, aber kaum dass er weg war, strömten ihr wieder Tränen über die Wangen und sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu schluchzen. Auf einmal merkte sie, dass Hikari neben ihr war und ihr die Hand auf die Schulter legte. „Hey, Pan-chan. Alles in Ordnung?“, fragte sie. „Ja, klar“, rief Pan sofort und drückte ihre Hand weg. „Ich brauche deine Hilfe nicht.“ Sie stand auf und wischte sich die Tränen aus den Augen. Hikari sah sie aufmerksam an und meinte dann: „Du bist in O-Nii-chan verliebt, stimmt’s?“ Pan schluckte mühsam und sah sie an. „Woher weißt du das?“, fragte sie zögernd. Sie fühlte sich immer noch zum Heulen, aber sie ließ sich wieder auf den Futon plumpsen und sah Hikari an. „Das merkt man, so wie du ihn ansiehst. Bist du eifersüchtig, weil er so nett zu mir ist?“ Pan schüttelte sofort den Kopf. „Das ist es nicht“, sagte sie zögernd, „aber ich dachte, dass ich etwas Besonderes bin, wenn er mich so anlächelt und dann behandelt er dich genau so... Ich dachte, er mag mich auch!“ Hikari sah sie seufzend an. „Ich glaube, er mag dich wirklich, sonst hätte er dich nicht hierher gebracht. Aber vielleicht nicht auf die Art, wie du das gerne möchtest“, erklärte sie vorsichtig. „Das ist gemein“, klagte Pan, „nur weil ich noch so jung bin, stimmt’s? Ich wette er mag lieber solche Leute wie diese Mimi, wer auch immer das ist!“ Hikari lächelte. „Mimi ist eine alte Freundin, da musst du dir keine Sorgen machen. O-Nii-chan hat auch im Moment kein Mädchen, mit dem er zusammen ist, aber ich glaube, er sieht dich mehr als eine Art kleine Schwester, du bist ja jünger als ich.“ Pan senkte den Blick. Hikari legte ihr die Hand auf die Schulter, und diesmal wies Pan sie nicht ab. „Da du sowieso nur noch bis morgen da bist, genieß doch die Zeit bei uns, auch wenn er dich vielleicht mehr wie eine Schwester behandelt“, schlug sie vor. Pan blinzelte und lächelte auf einmal. „Danke, Hikari“, sagte sie. Sie fühlte sich schon sehr viel besser, aber irgendwie war sie immer noch ziemlich traurig, vor allem wenn sie daran dachte, dass sie morgen schon wieder gehen musste. Taichi kam kurz darauf wieder zurück ins Zimmer. „Ich hab’s mindestens dreimal probiert, aber sie war nicht da. Na ja, man kann ja auch nicht erwarten dass sie Sonntagmorgen schon um 9 Uhr wach ist...“, murmelte er dabei, dann sah er zu Pan und Hikari. „Ich schlafe doch hier“, sagte Pan sofort. Taichi blinzelte verwirrt, aber er zuckte die Achseln. „Okay, mach das“, sagte er. Hikari grinste ein wenig über die vollkommene Ahnungslosigkeit ihres großen Bruders. „Du kannst wirklich nicht mit?“, fragte Taichi. „Tut mir leid, mein Fieber ist wieder gestiegen, glaube ich. Ich fühle mich ziemlich schlapp“, nuschelte Hikari in ihre Decke. Taichi stemmte die Arme in die Hüften und seufzte. „Gut, aber ich hatte echt gehofft, dass du heute mitkommen kannst“, sagte er enttäuscht. „Tut mir leid“, sagte Hikari noch mal. Pan fing ihren Blick auf, und sah wie sie ihr zuzwinkerte. „Na gut, dann gehen wir mal“, sagte Taichi und verschwand aus dem Raum. „Danke für alles, Hikari“, sagte Pan leise, bevor sie ihm folgte. „Keine Ursache. Macht euch einen schönen Tag, bevor du gehst“, sagte Hikari und winkte ihr kurz hinterher. Taichi hatte sich selbst eine Eintrittskarte gekauft und Pan war wie am Vortag über die Absperrung geflogen. Sie hatten keine Probleme, die Zeitmaschine zu finden. So früh morgens wie sie dran waren, waren auch noch kaum Leute da und Taichi erinnerte sich ziemlich genau an das weiße, telefonzellenähnliche Gerät. Als sie davor standen, stellte Pan fest: „Wenn ich die Aufschrift gelesen hätte, wäre ich auch selber darauf gekommen, dass es eine Zeitmaschine ist.“ Taichi hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben. „Meinst du, deine Eltern machten sich Sorgen?“, fragte er. Pan schüttelte den Kopf. „Ich reise einfach an den Zeitpunkt zurück, an dem ich abgehauen bin, dann merkt keiner was.“ „Nicht schlecht überlegt“, grinste er. Pan sah ihn an und fühlte sich traurig, dass sie dieses Lächeln wohl kaum noch einmal wiedersehen würde. „Gehst du jetzt gleich?“, fragte er. „Nur wenn es sein muss“, sagte sie leise. „Gut. Da wir schon extra im Disneyland sind, können wir noch ein bisschen rumgehen, hab ich gedacht“, meinte er freundlich. „Komm mit!“ Früh morgens waren die Fahrgeschäfte noch fast gar nicht voll. Taichi und Pan fuhren dreimal mit der Achterbahn, aber beim dritten Mal mussten sie schon zwanzig Minuten vorher warten, also zogen sie danach noch ein bisschen beobachtend weiter. Pan war froh, dass sie noch ein wenig bei ihm sein konnte, aber sie wusste auch, dass es ihr noch schwerer fallen würde, wenn sie den ganzen Tag zusammenblieben. „Ich glaube, ich sollte jetzt bald gehen“, sagte sie kleinlaut, als sie zusammen über die kleinen Blumenanpflanzungen vor dem seltsamen Gebäude im Zentrum des Parks entlanggingen. „Ja“, murmelte Taichi, „wäre wohl besser.“ Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Pan senkte den Kopf und bei der Erkenntnis, dass sie ihn vielleicht wirklich nicht mehr wiedersehen würde, setzte sich in ihrer Kehle ein dicker Kloß fest. „Hey, lass mich dir ein Andenken schenken“, sagte er auf einmal. „Was?“, rief Pan und sah ihn erstaunt an und versuchte den Kloß mit einem Schlucken herunterzuspülen. „Na, sonst vergisst du mich doch“, sagte er grinsend und zog in Richtung des Eingangs, wo sich ein paar Geschäfte drängten, die alle möglichen lustigen Sachen verkauften. Pan rannte ihm sofort hinterher, aber sie fühlte sich durch sein Grinsen noch fast noch trauriger. „Wie wäre es damit?“, fragte er und zeigte ihr ein kleines blaues Vieh mit langen Ohren und vielen Zähnen.“ „Was ist das?“, fragte Pan krächzend und drückte das Wesen prüfend in die Hand. Es war aus Stoff. „Das ist Stitch“, sagte Taichi, „ein Alien.“ „Alien?“, fragte sie. „Jemand, der nicht von der Erde kommt.“ Pan drehte sich weg. „Echte Aliens sehen ganz anders aus! Mein Opa hat mir mal von Namekianern erzählt, die sind grün und nett, wie Piccolo. Nicht solche komischen Monster.“ Sie hatte den Kopf gesenkt und hatte das Gefühl, jeden Moment losheulen zu müssen. Sie wollte kein Geschenk, sie wollte am liebsten Taichi mitnehmen, wenn sie gehen musste. Taichi legte Stitch weg und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Pan-chan, ich möchte wirklich, dass du etwas hast, um dich zu erinnern. Schau dich um und such dir was aus, bitte“, meinte er fast flehend. Pan sah ihn traurig an und wendete dann den Kopf. Da sah sie etwas, von dem sie sofort wusste, dass es das Richtige war. Sie ging zu dem Regal am Rand des Ladens und deutete darauf. „Das will ich haben!“, erklärte sie. Taichi wechselte einen Blick zwischen ihr und einem Stofftier, das mit roter Hose, großen gelben Schuhen und großen schwarzen Ohren im Regal lag. „Mickey Mouse“, sagte er. „Oder ist das auch ein Eilien?“, fragte Pan. Gerade fiel es ihr wieder leichter, ganz normal zu sprechen. „Nein, das ist Mickey Mouse. Eine Maus, aber sie kann reden und ist sehr schlau“, erklärte Taichi und trat neben das Stofftier, um das Preisschild zu begutachten. Er schluckte mühsam. „Bist du dir sicher?“, fragte er. „Absolut!“, rief Pan. Irgendwie schien es ihre Traurigkeit etwas zu unterdrücken, dass sie jetzt das perfekte Abschiedsgeschenk hatte, denn sie konnte Taichi schon wieder fest in die Augen sehen um ihn zu überzeugen. Taichi nahm das Stofftier ein bisschen hoch. „Ist das nicht ein bisschen groß?“, fragte er. „Ach was, das ist genau richtig!“, sagte Pan entschlossen. Taichi seufzte. „Keine Chance, dass du deine Wahl änderst?“ „Keine!“, rief Pan, und ihre Stimme geriet schon wieder ins Schwanken, „Du hast gesagt, dass du mir was schenken willst, und du hast keine Bedingung gestellt!“ „Ist ja gut“, sagte Taich mit einem traurigen Grinsen und hob den Riesen-Mickey von dem Regal. Draußen drückte er ihn Pan in die Arme. Sie umarmte den Mickey ganz fest, um sich noch einmal Mut zuzureden, aber der Kloß in ihrer Kehle war auf einmal wieder da und dicker als zuvor. „Dankesehr“, war alles was sie hervorbrachte. Er lächelte breit, aber in seinen Augen lag ein Schimmern, das den ganzen Ausdruck irgendwie falsch wirken ließ. Pan blinzelte mehrmals, um die Tränen zurückzuhalten und versteckte ihren Kopf hinter dem von Mickey, damit Taichi das nicht so richtig sehen konnte. „Warte, ich hab ne Idee“, sagte Taichi auf einmal. Pan linste an Mickeys Kopf hervor und beobachtete, wie Taichi sich das blaue Stirnband vom Kopf zog, das er gestern auch schon die ganze Zeit umgehabt hatte. „Das ist mein Markenzeichen“, erklärte er mit einem wehmütigen Lächeln, und band es Mickey um. Es sah ein bisschen komisch aus, weil es die Augen des Stofftiers halb verdeckte, aber Pan hatte sowieso nur Augen für Taichi. „Das schenkst du mir einfach so?“, fragte sie schwach. „Klar. Ich hab doch gesagt, dass du mich nicht vergessen sollst“, erklärte er sanft. Pan betrachtete das Stofftier, das mit den Beinen fast auf dem Boden schleifte wenn sie es trug, und sagte zu ihm: „Auch wenn du eigentlich Mikki heißt, nenne ich dich von jetzt an Taichi.“ Sie drückte das Stofftier noch mal an sich, um ihren letzten Mut zu sammeln und wendete sich dann an Taichi: „Du, ich finde dich echt cool“, sagte sie. Taichi wurde ein kleines bisschen rot um die Nase und erwiderte stark blinzelnd: „Und du bist echt süß.“ Pan starrte ihn ungläubig an, dann ließ sie ihr Stofftier fallen und sprang Taichi in die Arme. „Das werde ich dir nie vergessen!“, rief sie und fühlte ihre Augen feucht werden. Taichi drückte sie kurz und ließ sie dann wieder auf den Boden, aber bevor sie sich von ihm löste, drückte sie ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. „Leb wohl, Taichi! Es war so schön“, sagte sie mit zitternder Stimme und hob das Stofftier wieder auf, „Die Zeitmaschine finde ich von hier aus allein!“ Sie lächelte Taichi mit Tränen in den Augenwinkeln an, der ihr ein Lächeln zurückschenkte das alles zuvor verblassen ließ. Pan drehte sich um und rannte davon, das Kuscheltier ganz dicht an sich gedrückt. Taichi blieb wie festgewachsen stehen und ein leichtes Zittern bewegte seine Schultern. Pan war froh, dass er ihre Tränen nicht sehen konnte, wie sie auf einmal über ihre Wangen liefen und nicht aufhören wollten. Sie rannte mit dem riesigen Taichi-Mickey im Arm den Weg entlang und alles um sie herum verschwamm, weil ihre Augen in Tränen schwammen. Sie erreichte die Zeitmaschine und öffnete die Tür. Dann wischte sie sich die Tränen von den Augen und trat hinein, ohne sich noch einmal umzudrehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)