Sugarcube von RedSky ================================================================================ Kapitel 25: week end ~ live-version ----------------------------------- Er konnte zuerst weder Tag noch Zeit zuordnen. Taiji schlug seine Augen auf und das Erste was er sah war ein völlig verrutschtes und halb geöffnetes Hemd an einer Männerbrust. Er blinzelte einige Male und hob dann seinen Kopf. Es war hell im Raum. Einige Sonnenstrahlen stielten sich verschmitzt durch´s Fenster. Und dicht neben ihm lag Yoshiki. Er hatte seine Arme noch ansatzweise um den Oberkörper Taiji´s, schlief jedoch seelenruhig vor sich hin. Taiji lächelte sanft, strich dem Boss ein paar zerwühlte Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sofort hatte er wieder die letzte Nacht im Kopf und sein Lächeln wurde unwillkürlich breiter. „Süße, versaute Prinzessin....“, schnurrte er leise, als er die weichen und so friedlichen Gesichtszüge Yoshiki´s mit den Augen verfolgte. Dieser Mann konnte so verdammt weiblich aussehen, so unschuldig und zurückhaltend – und dennoch wusste man spätestens nach einer Nacht mit ihm, wie verrucht er in Wirklichkeit war. Taiji faszinierte diese Tatsache immer wieder auf´s Neue. Als er sich vorsichtig aus der schlaffen Umarmung seines Partners winden wollte, ertastete er mit der Hand plötzlich zwei Knöpfe auf dem Bettlaken. Er nahm Einen von ihnen zwischen die Finger und erkannte noch kleine, zerfetzte Fadenreste an ihm. Mussten wohl abgerissen worden sein im Eifer des Gefechts, überlegte der Bassist und kam um ein erneutes Grinsen einfach nicht herum. Dann erhob er sich aber endgültig vom Bett und tapste in Richtung Bad. Eine knappe Viertelstunde später war er auch schon in der Küche tätig und wärkelte ein gemeinsames Frühstück zusammen. Yoshiki wurde durch den Duft frischen Kaffees wach, den seine Nase im Halbschlaf erschnüffelte. Sein noch nicht wirklich wacher Geist verstand nicht, woher der Duft stammen konnte, wenn er selbst gerade erst am Aufwachen war. Daher blinzelte er ziemlich verpeilt durch die Gegend, als er gähnend seinen Oberkörper vom Bett erhob. In diesem Moment betrat aber schon Taiji das Zimmer, in einer Hand eine volle Kaffeekanne, an den Fingern der Hand des gebrochenen Armes baumelten zwei Becher. „Guten Morgen, meine Schönheit“, zwitscherte er und lächelte den Älteren glücklich an, während er seine ‚Mitbringsel‘ neben dem Bett abstellte. Neugierig warf der Hausherr einen Blick auf die Trinkutensilien. „Jetzt werd´ ich schon in meiner eigenen Wohnung bewirtet. Wenn das so weiter geht, stell ich dich noch als hauseigenen Diener ein.“ Taiji kniff ein Auge zusammen, fixierte ihn mit dem anderen Auge blinzelnd. „Typisch Diva. Das könnte dir so passen!“ Und er streckte ihm frech die Zunge entgegen, bevor er das Schlafzimmer wieder verließ, um das restliche Frühstück zu holen. „Und wie mir das passen würde!“, rief Yoshiki ihm noch hinterher. „Du dürftest dann jedoch nur in engen Hosen und oben ohne arbeiten, aber das würde dir sicher nicht sonderlich schwer fallen!“ Wenige Augenblicke später kam Taiji mit einem vollem Brötchenkorb, Gläsern mit Marmelade und Honig und etwas Aufschnitt zurück. „Warum sollte ich Toshi seinen Job wegnehmen?“, entgegnete er grinsend und setzte sich nun wieder auf das Bett neben Yoshiki. Dieser schüttelte nur kurz und abwesend den Kopf, griff lächelnd nach einem Brötchen und gab seinem Wirt einen Kuss auf den Hals. „Ich liebe dich, du Chaot.“ „Gleichfalls“, antwortete eben dieser Chaot, den Mund in der nächsten Sekunde auch schon mit Kaffee gefüllt. Yoshiki half ihm die Brötchen aufzuschneiden und mit Futter zu beladen, da Taiji feststellen musste, dass das mit verbundenem Arm nach wie vor keine Leichtigkeit war. Doch inmitten des morgendlichen Gemampfes fiel dem Drummer plötzlich wieder was ein. „Mmh! Wart´ mal...“, nuschelte er mit noch halbvollem Mund, krabbelte vom Bett, watschelte nur mit dem Hemd bekleidet aus dem Schlafzimmer und kam einige Augenblicke später mit zwei zusammengefalteten Stücken Papier zurück zum Jüngerem. Während er sich wieder neben ihn auf die Matratze sinken ließ, puzzlete er die Zettel auseinander. „Hab ich dir ja noch gar nicht gezeigt....“, murmelte er und hielt Taiji das Ergebnis unter die Nase. Dieser erkannte auf dem ersten Blick, worum es sich hierbei handelte: Die sehr eigenwillige Krakelschrift, das ständige Durchgestrichene und die vereinzelten Notenkommentare konnten nur auf eine neue Songidee hinweisen. Betitelt war einer der Zettel mit den unüberlesbaren Worten ‚Standing Sex‘. Taiji blickte ihn grinsend an. „Willst du mir damit irgendwas sagen?“ Yoshiki schluckte den letzten Bissen seines Frühstücks herunter. Sein Blick wirkte als fühlte er sich ertappt, trotz der offensichtlichen Botschaft. „War ´ne Spontaneingebung...“, murmelte er und beobachtete den Jüngeren beim lesen des Textes. Taiji´s Grinsen wurde mit jeder Zeile breiter. „Ich glaub´ dir kein Wort....aber das Stück klingt ganz gut – soweit ich das vom Papier her beurteilen kann.“ Seine freie Hand griff zum halbleeren Becher und er nahm ein paar große Schlucke. „Glaubst du mir denn, wenn ich dir sage, dass du mich zu dem Stück inspiriert hast?“, kam plötzlich die Frage des Älteren. Der Bassist blickte auf, schaute seinem Sitznachbarn in die braunen Augen. „Ich kann mir vorstellen, dass ich dich zu vielerlei Sachen inspiriert habe. Warum dann nicht auch zu dem Song?“ Ein zartes Lächeln streifte Yoshiki´s Lippen und er legte seinen Kopf leicht verträumt auf Taiji´s Schulter. „Du bist eine richtige Quelle für meine Inspirationen....“, nuschelte er leise und auch eher abwesend. Taiji verstand dennoch jedes Wort und er musste leise kichern. Liebevoll kraulte er seinem Boss die Mähne, genoss diese einfache, ungezwungene gemeinsame Nähe. Schon zu ganz frühen Zeiten von X hatten sie beide oft gemeinsam beisammen gesessen, erst recht als Taiji vorübergehend bei dem Leader Asyl fand und dessen damalige Chaosbude mit ihm teilte. Nie hatte jedoch damals so eine friedvolle Ruhe zwischen ihnen geherrscht wie in diesen Augenblicken. Immer hatte der Jüngere das Gefühl gehabt sich im Zaum halten zu müssen um sich und seine Empfindungen nicht zu verraten. Doch das war alles Vergangenheit, Sachen um die er sich jetzt keinen Kopf mehr machen musste. Unwillkürlich sank sein Lockenkopf gegen Yoshiki´s Kopf. „Ich liebe dich.......“ Der Applaus in dem Studio war fast ohrenbetäubend, das positive Pfeifen und die hellen, aufgeregten Schreie der Mädchen klangen in jede Ecke. Der Moderator von Music Station griff zu seinem Mikrofon und moderierte die Band ab. X waren mit diesem Auftritt ganz besonders zufrieden, da es einer der verhältnismäßig wenigen TV-Auftritte war, in denen sie mal wieder live spielen konnten. Playback hasste so ziemlich jeder von ihnen; in solchen Situationen kamen sie sich immer leicht fehl am Platz vor. Eine gute halbe Stunde später konnte man die fünf Jungs abgeschminkt und unkostümiert im hinterem Studiobereich herumwuseln sehen, der nicht für jedermann zugänglich war. Zwei Teenies hatten es dennoch geschafft sich zu diesem Teil des Gebäudes durchzuschlagen und ließen sich gerade freudestrahlend Autogramme von Pata und Toshi geben. Doch besagte Teenies waren nicht die einzigen Fans, die ihren Idolen so nahe wie möglich sein wollten. Eine junge Frau hatte sich bis zu Yoshiki durchgeschlagen und versuchte nun gerade alles, um mit dem Leader ein gemeinsames Essen zu vereinbaren, woran Dieser jedoch kein sonderlich großes Interesse zu haben schien. „Und wie sieht´s mit morgen Abend aus? Hast du da mehr Zeit?“, versuchte die Frau mit den blonden Locken erneut ihren Schwarm zu überreden. Als Fanatiker gab man schließlich nach einem ‚Nein‘ nicht so einfach auf! Yoshiki lachte etwas verlegen, strich sich mit einer typischen Handbewegung eine Strähne hinter´s Ohr. „Weder morgen Abend noch die darauffolgenden Abende. Ich habe wirklich anderes zu tun und meine Termine kann ich nicht einfach kenzeln, nur weil ihnen nach einem Abendessen mit mir ist...“ Die Frau sah leicht betrübt aus, blickte den Drummer schließlich mit Hundeaugen an. Sie versuchte ihre ganze Palette an Überredungskünsten durch, um ihn herum zu kriegen. „Denk doch nicht stetig nur an deine Termine, Darling. Denk doch auch ein Mal an dich...“ Sie ahmte Yoshiki´s obligatorisches Haarsträhne-hinter-Ohr-streichen an sich selber nach. Ob bewusst oder unbewusst war aus ihrer Handlung heraus nicht zu erkennen. „Stell dir doch nur mal vor wie entspannend es wäre, einen Abend lang keinen Terminkalender im Kopf zu haben. Nur du und ich in einem feinem Restaurant bei Kerzenschein und ruhiger Musik.... Es gibt da-„ Doch Yoshiki ließ sie diesmal nicht ausreden. Er wusste wie hartnäckig viele Fans sein konnten. „Noch ein Mal: Nein. Ihre Einladung schmeichelt mir, aber ich habe nicht das geringste Interesse.“ Ein leicht verärgerter und enttäuschter Blick stahl sich auf das Gesicht der Blondgelockten. „Du hast ja noch nicht einmal ansatzweise eine Vorstellung davon, was du mit mir alles verpasst.“ Sie war ganz offensichtlich von sich selbst mehr als überzeugt. „Was für Termine könnten denn wichtiger sein als ich? Ich kann dich glücklicher machen als all deine Termine zusammen!“ Yoshiki schüttelte knapp den Kopf, behielt sein Lächeln jedoch bei. „Glauben sie mir, ich bin schon glücklich, auch ohne ihre Einladung.“ Diese Aussage ihres Gegenübers war nun aber scheinbar doch mehr, als die Dame hören wollte. Ihre Augen blitzten auf, als sie diese Worte vernahm. Sie wusste, wie sie sie deuten musste. Der Drummer von X schlug ihre großzügige und gut gemeinte Einladung in den Wind, weil er schon am Angelhaken einer anderen Person war. Am Haken einer Person, die ihn definitiv nicht verdient hatte... Ihre schlanken, zierlichen und blassen Hände ballten sich unmerklich zu Fäusten. Das konnte nicht sein, das durfte nicht sein! Wie konnte es irgendein Mensch einfach wagen, ihr ihren sehnlichst erhofften Schwarm vor der Nase weg zu schnappen? Das durfte einfach nicht sein, es wäre nicht gerecht! „Wie kannst du nur behaupten glücklich zu sein, ohne mich zu kennen?“, zischte sie und fixierte Yoshiki´s Augen. Eben gerade diese Augen verengten sich daraufhin zu schmalen Schlitzen. Was war in diese Frau gefahren, dass sie so einen Stuss erzählte? Innerlich ahnte der Drummer, dass es sich hierbei mal wieder um die eingefleischte Sorte Fanatiker handelte, die in ihrer eigenen kleinen Fantasiewelt lebten und den realen Tatsachen keine Chance geben wollten. „Ich empfehle ihnen mal einen Arzt aufzusuchen, wenn sie allen Ernstes der Meinung sind, über meine Gefühlslage bestimmen zu müssen“, murrte er nur leise. Er hatte beim besten Willen keine Lust sich auch noch mit solchen Menschen auseinander zu setzen. Sein Bruder war in seinen Augen schon verrückt genug – da brauchte er nicht auch noch diese Frau an der Backe kleben zu haben. Der blonde Lockenkopf schnaubte verächtlich. „Dir wird es noch Leid tun, mir so vor den Kopf gestoßen zu haben...“, schwor sie, blitzte ihm noch mit Nachdruck gefährlich in die Augen und drehte sich dann rasch um, um davon zu stiefeln. Yoshiki sah ihr noch kurz nach, schüttelte dann nur den Kopf. Es gab schon irre Menschen auf der Welt...aber warum schienen diese Irren immer eine Vorliebe für ihn zu haben? „Wieder weiblicher Fanansturm?“ Taiji kam grinsend auf den Boss zugestiefelt. Er hatte die Szene aus der Entfernung beobachtet, jedoch nichts vom Gespräch mit anhören können. Yoshiki drehte sich zu ihm um, sichtlich froh darüber den Jüngeren zu erblicken. „Ja“, beantwortete er Taiji´s Frage etwas schief lächelnd, „allerdings mal wieder Eine der besonders hartnäckigen Sorte.....“ Er schlang seine Arme um die Hüften des Bassisten, um ihn dichter an sich zu ziehen. Zufrieden lächelte er ihm in´s Gesicht. „Verdammt, was soll ich noch mit Groupies, wenn ich dich endlich hab?“, flüsterte er und gab ihm einen seichten Kuss auf die Lippen. Taiji hielt den Kopf des Anderen mit beiden Händen fest und verlängerte den Kuss. Diese süßen Lippen waren das reinste Dessert.... Als er sich dennoch wieder von Ihnen löste, blinzelte er ihn fragend an. „Hast du eigentlich noch was vor?“ Yoshiki behielt seine Arme um den dünnen Körper des lockigen Bassisten geschlungen. „Ja, ich wollt´ gleich noch mit Toshi in´s Studio; was wegen dem neuen Song besprechen und ausprobieren. Warum?“ „Mh, hide und ich wollten noch was futtern geh´n. Hatte gedacht, wir könnten dich mitschleifen...“, gestand er und wischte sich eine eigenwillige Locke aus der Stirn. Der Leader grinste. „Sorry, aber der Song will bearbeitet werden.... Vergnügt ihr zwei euch mal alleine beim mampfen.“ Er stupste dem Jüngerem sanft an die Nase. „Elendiges Arbeitstier...“, murmelte Taiji, konnte sich ein Schmunzeln aber doch nicht verkneifen. „Okay, aber mach nicht wieder die Nacht im Studio durch.“ Und er beugte sich zu Yoshiki´s Ohr vor, bevor er im leicht laszivem Ton hinzufügte: „Ich will mich schließlich mit dir auch noch vergnügen....“ Der Boss verspürte eine leichte Gänsehaut bei dieser Geste und diesen Worten, versuchte aber sich Dies nicht anmerken zu lassen. „Hungriges Küken...“, erwiederte er liebevoll flüsternd, bevor auch schon hide angewackelt kam und sich feixend an die Wand lehnte, während er die Zwei beobachtete. „Was is´´n nu´? Findet der vielbeschäftigte Boss noch ein freies Plätzchen in seinem Terminkalender oder müssen Taiji und ich heute Nacht die Gegend alleine unsicher machen?“ Er begann in seiner Jackentasche nach seiner Zigarettenschachtel zu kramen. Yoshiki schickte einen gespielt strafenden Blick zu hide, ließ Taiji dann aber doch lachend aus seiner Umarmung. „Haut schon ab, ihr zwei Quälgeister!“ hide war mittlerweile nach seinen Zigaretten fündig geworden und steckte sich Eine zwischen die Lippen, um nun seine gesamten Taschen nach einem Feuerzeug zu durchsuchen. Taiji war schneller, fischte ein Feuerzeug aus seiner Jeans heraus und warf es hide zu, winkte Yoshiki nochmal kurz zum Abschied zu und zog mit hide ab. Niemand von ihnen hatte ihren gemeinsamen, heimlichen Beobachter wahr genommen, der in einiger Entfernung hinter einer Ecke stand und sich das Geschehen aufmerksam angeschaut hatte.... Drei Stücke auf einmal wurden gekonnt von hide´s Zunge vom Schaschlik-Spieß geschoben und gierig in seinem Mund verfrachtet. Seine Finger waren schon lange mit Öl und Kräuterresten verschmiert, doch schenkte er dieser Tatsache nicht die geringste Aufmerksamkeit. Statt dessen bearbeiteten seine Beisserchen die zwei Fleischstücke und das Paprikastück, Welche er soeben dem Holzspieß entnommen hatte. Taiji legte den zweiten, von allem Essbarem befreiten, Spieß auf den Teller, griff nach dem dritten, letzten und noch einzig unangerührten Schaschlik-Spieß. „Die Bude hier ist echt klasse! Wann hast du die entdeckt?“ hide rutschte schmatzend auf seinem Hocker herum. „Is´ noch nich´ lange her.....´n paar Wochen vielleicht?“ Die beiden Freunde saßen vor einer kleinen Imbiss-Bude nahe der Straße. Die vielen kleinen Lichterketten, Welche der Besitzer offensichtlich als einzige Lichtquelle in seiner wintzigen Bude hatte, spendeten der Atmosphäre eine warme, schummrige Beleuchtung. Sie waren momentan die einzigen Gäste – zumal sich eh nicht wirklich viele Menschen gleichzeitig an diesem Stand aufhalten konnten. Neben Taiji war nur noch ein Hocker frei und großartig an den kleinen Tresen stellen war hier auch nicht wirklich möglich. Der große, füllige Typ im Inneren der Bude machte ein glückliches Gesicht. Offenbar freute es ihn, dass er zwei zufriedene Gäste vor sich hatte. Es dauerte nicht lange und alle sechs Schaschlik-Spieße lagen fein säuberlich abgeleckt und gerade in einer Reihe auf dem Teller. Beide Musiker waren satt und zufrieden. hide zückte sein Portemonaie – spontan entschied er, Taiji einzuladen. Kurz darauf verabschiedeten sie sich vom Koch und wanderten durch die dunklen Straßen der Stadt. „Was is´´n das für ´n neuer Song?“, begann der Gitarrist nun Taiji auszufragen. Dieser versuchte jedoch sogleich verlegen grinsend abzuwinken. „Na was wohl? Kennst doch Yoshi´s Songvorlieben....“ Mit der mageren Antwort gab sich der Ältere aber noch lange nicht zufrieden. „Was´n plötzlich so frigide was neue Songs angeht?“ Sogleich breitete sich ein dreckiges Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Etwa ´ne Ballade, extra für dich geschrieben...? Mit vielen schmutzigen Details eurer gemeinsamen Nächte?“ Der Bassist verpasste ihm einen sanften Klapps gegen den Hinterkopf. „Du bist echt ´n Monster, hide“, lachte er. „Nein, keine Ballade.“ „Aha!“, machte er daraufhin sogleich und begann nun wie ein fabrikneuer Flummi durchgehend vor Taiji´s Nase auf und ab zu hüpfen. „Keine Ballade aber trotzdem schmutzige Details? Sagschonsagschon, hide will´s wissen!“ „Boah, hide!“ Taiji blieb nun stehen und hielt den Freund an beiden Schultern fest, damit Dieser mit dem Dauergehüpfe aufhören musste. „Was bist ´n neuerdings so scharf auf die Arbeit, wenn du schonmal Freizeit hast? Yoshi spannt uns eh wieder früh genug für seine Foltern ein“, meinte er, jedoch sprach er durchgehend im liebevollem Ton. Der Gitarrist zog kurzzeitig seinen berühmten Schmollmund, setzte sich dann aber gleich darauf auch wieder normal in Bewegung. „Scheint ja ´ne ganz heisse Nummer zu sein, wenn du selbst hide nix darüber erzählst...“, nuschelte er und stopfte seine Hände in die Jackentaschen. Taiji schüttelte nur den Kopf – über diesen Jungen konnte man auch einfach nur den Kopf schütteln. Er kannte hide schon bevor Dieser zu X traf – und schon damals machte der Gitarrist oftmals den Anschein, als hätte er zuviele von den lustigen bunten „Smarties“ zu sich genommen. Doch so durchgeknallt und albern der Bandälteste auch sein konnte, so ernst und hilfsbereit konnte er auch sogleich wieder sein. Und in dieser Nacht sollte das schneller passieren, als beide es sich hätten vorstellen können. „Taiji Sawada?“ Eine unbekannte Stimme hallte durch die Dunkelheit. hide und Taiji blieben zeitgleich stehen, drehten sich um in die Richtung, aus der die Stimme zu vernehmen war. Schätzungsweise fünfzehn oder zwanzig Meter von ihnen beiden entfernt stand mitten auf dem Gehweg eine Frau mit hellen Locken, ihr Körper war verhüllt mit einem dünnen Mantel. Ihr Blick war geradewegs auf Taiji gerichtet. „Sawada....du wirst mir meinen Yoshiki nicht stehlen.“ Sie sprach die Worte mit fester und überzeugter Stimme aus, blieb dabei jedoch völlig ruhig. Dann hob sie ihre Hand, in Welcher sie einen Revolver hielt. Ohne mit der Wimper zu zucken drückte sie ab. Zwei Schüsse peitschten in rascher Folge durch die Nacht, keine zwei Sekunden darauf folgte der Dritte. Taiji spürte, wie es ihm die Beine wegriss, wie sie sein Körpergewicht nicht mehr tragen konnten. Er spürte sich selbst fallen, konnte nicht gegenan, was gerade mit ihm geschah. Der junge Bassist sank, von den Kugeln getroffen, zu Boden. Seine durchschlagene Bauchdecke ließ das Blut hervorquillen und sickerte mit rascher Geschwindigkeit in die dunklen Fasern des T-Shirts. Sein Blickfeld wurde innerhalb kürzester Zeit drastisch eingeengt, seine Sehkraft schwächelte stark und seine Atmung fiel immer schwerer aus. Sein Hirn versuchte die Situation zu begreifen: Was geschah hier gerade.....? hide stand da wie angewurzelt: Sein Blick war auf den getroffenen Bassisten gerichtet, doch sein Raum-Zeit-Empfinden schien für diese Momente ausgeschaltet zu sein. Diese Szene...diese eine Szene.......geschah sie wirklich? Hatte er genau soetwas nicht schon mal gesehen....? Er wendete seinen Kopf abermals zu der Frau, die auf Taiji geschossen hatte – doch die Frau war nicht mehr da. Verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. In´s Nichts aufgelöst. Das erstickte Röcheln, Welches er plötzlich vernahm, riss ihn jedoch sofort wieder von den Gedanken an den Schützen weg und seine volle Aufmerksamkeit galt wieder dem Jüngerem, der dort neben ihm auf dem Boden lag. Hastig kniete er sich zu ihm hinunter, seine Finger huschten orientierungs- und hilflos über den blutgetränkten Stoff des Shirts, Welches der Bassist anhatte. „Taiji........Taiji...!“ hide brachte nur ein stark zitterndes Flüstern hervor. Er war von dem Geschehen zu geschockt, konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen. Aber irgendwas musste er doch machen.....irgendwas....! „Du....du stirbst jetzt nicht, oder....?“ Seine bebenden Finger berührten ängstlich das Gesicht des Freundes. Taiji blinzelte aus sehr schmalen Schlitzen, als er diese Berührung spürte und irgendwoher aus der Ferne hide´s Stimme zu vernehmen glaubte. Er wollte seine Augenlider weiter anheben, doch sie waren viel zu schwer dafür. hide.......hide...er sah sein Gesicht; es war leichenblass. Er sah ängstlich aus. Warum........? Plötzlich drang eine Melodie in sein Gedächtnis, eine Melodie und Wortfetzen....Wörter.....Zeilen.....week end...........week end I´m at my wits end........I´ve nothing to lose....love me till the end...........except your heart...........week end.......... Taiji erkannte kleine Rinnsale über hide´s Gesicht fließen. Warum weinte hide......? Er brauchte doch nicht traurig sein, es war doch gar nichts Schlimmes passiert.... Gleich würde der Regisseur „CUT!“ rufen und er würde wieder aufstehen können... Gleich.....gleich............gleich...................... . . . . . . . . . . . . . . ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)