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Manchmal braucht die Liebe einen zweiten Versuch

...geht weiter
von

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Welcome in Chinese Cooking

1. Nihao me, welcome in Chinese Cooking
 

Tada!!!!!!! Das erste Kap.

Die Story beginnt ab dem Zeipunkt, als Yugi und Co. aus dem alten Ägypten zurück kommen.
 

Zur selben Zeit auf einem Notlandeschiff mitten im japanischen Meer. Aufgrund eines Sturmes über dem Pazifik, der sich auch auf das ostchinesische Meer auswirkte, mussten alle Flüge gestrichen werden und alle, sich bereits in der Luft befindenden Maschinen Not gelandet werden. So auch eine Boing 747, die soeben von Hongkong nach Tokio gestartet war.
 

"Hey Paps sieh mal! Die Wolken scheinen sich zu verziehen. Ich glaub, der Sturm legt sich langsam. Meine Güte, war das ein Gewitter. So etwas hab ich ja noch nie gesehen. Meinst du, wir können bald wieder starten?" Erwartungsvoll schaute eine junge Frau mit hellbraunen Haaren auf den ihr gegenüber sitzenden, älteren Mann.

"Keine Ahnung...ich hoffe es. Hätte ich vorher gewusst, dass so ein Sturm aufzieht, hätte ich unseren Flug gestrichen." "Aber das hast du nicht gewusst. Wie auch...du bist ja kein Meteorologe. Ach was solls...es geht bestimmt gleich weiter." Gelassen lehnte sich das Mädchen in ihren Sitz zurück und schloss ihre braunen Augen.
 

Eine Woche später...
 

"Guten Morgen...würden sie sich bitte auf ihre Plätze begeben, wir beginnen mit dem Unterricht. Doch zunächst möchte ich ihnen eine neue Mitschülerin vorstellen. Würden sie bitte nach vorne kommen?" Ertönte die strenge Stimme des Lehrers durch die Klasse. Verwundert blickten die Schüler der 2. Klasse der Domino- High in Richtung, der sich soeben erhobenen Gestalt. "Wie war sie nur unbemerkt in die Klasse gekommen? Sie ist niemandem aufgefallen." Fragten sich einige Schüler, denen erst in diesem Moment auffiel, dass eine völlig Unbekannte bereits die ganze Zeit sich in ihrer Klasse befand. "Würden sie sich bitte kurz vorstellen, damit wir mit dem Unterricht beginnen können?" Sprach der Lehrer sie auffordernd an.

"Ja sicher...mein Name ist Fu Chan, es freut mich euch kennen zu lernen." Meinte die Unbekannte freundlich in einem sehr sanften, aber doch festen Tonfall. "Gut...herzlich willkommen Fräulein Chan. Sie können sich wieder setzen und wir beginnen nun mit dem Unterricht." Erwiderte ihr der Lehrer, auf dessen Worte hin, sich Fu wieder auf ihren Platz begab. Natürlich war das Thema für die Klasse längst nicht abgeschlossen. Die Neugierde, wer diese Person war und woher sie kam, hielt fast jeden Schüler vom Unterricht ab, aber das war auch dem Lehrer klar. Einige allerdings ließ die Tatsache, eines neuen Gesichtes in der Klasse jedoch völlig kalt (fragt sich nur wer...*hämischgrins*). Kaum war die Unterrichtsstunde zu ende, wurde Fus Tisch auch schon von etwa einem Dutzend neugieriger Gesichter belagert. "Sag mal...Fu Chan ist doch kein japanischer Name, oder? Wo kommst du eigentlich her?" Fragte ein Mädchen mit schulterlangen, braunen Haaren. "Ach was...denkst du wirklich? Nein, ist kein japanischer Name, sondern chinesisch." Entgegnete Fu etwas genervt. Sie hatte so eine schlechte Angewohnheit, andere Menschen oftmals vor den Kopf zu stoßen, was sie auch dieses Mal wieder tat. Allerdings bemerkte es bis jetzt noch niemand. "Dann kommst du also aus China?" Erkundigte sich das braunhaarige Mädchen weiter. "Scheint wohl so." "Cool, und was machst du hier?" Wollte nun ein Mädchen mit schwarzen Haaren, die sie zu einem langen Zopf geflochten hatte, wissen. "Hmm...mal überlegen. Ich glaube, im Moment hock ich grad in der Schule." Antwortete Fu nun etwas gereizt. Auf die verdutzten Blicke der anderen hin, bemerkte sie aber, dass sie gerade wieder einmal dabei war, mit ihrer teilweise herablassenden Art, die Leute zu vergraulen und verbesserte sich schnell. "Nee...war nicht so gemeint. Ich bin mit meinem Vater hier her gezogen." "Ach echt...und wo wohnt ihr?" Noch bevor, dass Mädchen seine Frage zu ende gestellt hatte, betrat auch schon der nächste Lehrer den Saal, um mit seinem Unterricht zu beginnen.
 

Nachmittags...
 

"Und...was machen wir heute, Leute?" Meinte ein blondhaariger Junge gähnend. "Keine Ahnung, Joey." Erwiderte ihm ein ziemlich kleiner Junge, dessen Haare eine besonders abstrakte Form und ebenso besondere Haarfarbe (blond, schwarz, rot) aufwiesen. "Hey seht mal da vorne. Da muss wohl ein neuer Laden aufgemacht haben. Ich kann mich nicht erinnern, dass der schon vorher da war." Meldete sich nun ein das Mädchen mit den braunen Haaren zu Wort, wobei sie mit dem Zeigefinger in Richtung eines großen Banners deutete. Der Banner präsentierte ein überdimensional großes, chinesisches Schriftzeichen in roter Farbe auf schwarzem Untergrund. Neugierig begaben sich die drei Personen, plus einer weiteren auf das Gebäude, an welchem der Banner prangte zu. "Wie heißt der Laden? Kann einer von euch Chinesisch?" Sich am Kopf kratzend schaute Joey seine Freunde an. "Ach was, woher denn. Seh ich aus, als könnt ich Chinesisch?" Gab ihm ein ebenfalls seltsam frisierter Junge zur Antwort. Er hatte braune Haare, die auf eine merkwürdige Art und Weise wie ein Stachel nach vorne zeigten (ich glaub, ich hör besser auf, mich über ihre Frisuren lustig zu machen...sonst fangen die noch an mich zu killen...*lach*).

"Ach kommt, lasst uns einfach mal hinein gehen." Beschloss das Mädchen mit den braunen Haaren und zog die anderen mit sich in den Laden.

"Willkommen in Chinese Cooking, was äh...was macht ihr denn hier?" Tönte eine laute und durchaus bekannte Stimme ihnen entgegen. "FU?" Brach es aus allen Vier gleichzeitig und ungläubig heraus. "Ja ganz genau, ich bin's. Hallo Téa, Yugi, Joey und Tristan." "Das gibt's doch nicht. Sag bloß, du arbeitest hier?!" Befragte sie Joey erstaunt, sie hier vorzufinden. "Jein. Das heißt eigentlich schon. Das hier ist nämlich das Restaurant von meinem Vater." Nun wollten es die anderen doch genauer wissen. Sie hatten Fu zwar bereits den ganzen Morgen ausgequetscht, doch dabei völlig vergessen, sie nach der Arbeit ihres Vaters zu fragen. Also so etwas durfte doch nicht passieren. Nach langem Drängen der anderen, erzählte ihnen Fu dann die Geschichte von Chinese Cooking.

"Also, wenn ihr dann endlich zufrieden seid. Mein Vater ist von Beruf Koch. Und weil es in China so viele chinesische Restaurants gibt, hat er gemeint, wir sollten hier mal unser Glück versuchen. Tja...so hat er sich eben umgehorcht und irgendwann beschlossen hier ein neues Restaurant auf zu machen. Fragt mich jetzt aber nicht weshalb. Durch die Ideen von meinem Paps blickt eh niemand. Keine Ahnung, was ihn dazu geritten hat, hier her zu kommen. Naja was soll's...und was macht ihr jetzt hier?" "Och nix Besonderes. Wir haben nur mal gedacht, wir könnten hier mal reinschauen. Sag mal, was kocht ihr hier eigentlich?" Erkundigte sich Téa. "Na was wohl...chinesisches Essen eben. Ist auch nicht viel anders, als euer japanisches Essen. Wollt ihr etwa was bestellen?" "Nee...wir wollten nur..." Eh sie ihren Satz beenden konnte, fuhr ihr Joey lautstark ins Wort. "Hey warum denn nicht? Wenn wir schon mal hier sind, können wir auch mal probieren. Vorausgesetzt, du kochst nicht." "Wie bitte? Du willst wohl nicht behaupten, ich könnte nicht kochen?!" Giftigen Blickes fixierte Fu Joey, der mal wieder sein dämliches Grinsen (ihr wisst, welches ich meine) aufgesetzt hatte. "Eh...das hab ich nicht gesagt. Aber du kannst uns ja gern beweisen, ob du kochen kannst oder nicht. Ich wette nämlich, du kannst es nicht." "Willst du mich provozieren. Was weißt du schon...kennst du mich etwa? Ich wette mit dir dagegen. Und um was?" Herausfordernd schaute sie Joey an. "Mal überlegen...wenn ich gewinne, dürfen wir für den Rest des Monats hier kostenlos essen und wenn du..." "...wenn ich gewinne, darfst du für den Rest des Monats hier den Abwasch machen, abgemacht?" Unterbrach ihn Fu. Nach kurzem Überlegen willigte Joey dann ein. Aus irgendeinem Grund war er sich sicher, zu gewinnen. Da sollte er sich jedoch noch gewaltig irren.

Kaum hatte er eingeschlagen, war Fu auch bereits in der Küche verschwunden. Um wirklich sicher zu gehen, dass sie nicht verlieren würde, bereitete sie ihr typisches und vor allem bestes Gericht vor: Nasi Goreng (ich liebe dieses Gericht, weil...1. es schmeckt super 2. es hat so einen krassen Namen). Wie eine Meisterköchin wirbelte sie in der Küche umher und man muss dazu sagen, dass ihr handwerkliches Geschick nicht gerade von schlechten Eltern war. Besonders was das Kochen anginge, das sie übrigens schon im Alter von 4 Jahren gelernt hatte. Kaum zwanzig Minuten später servierte sie den vier, wobei sie ja eigentlich nur mit Joey gewettet hatte, die fertigen Gerichte.

Tja...unser lieber Joey hatte sich eben gewaltig vertan. Denn Fus Gericht war einfach nur meisterlich. Von der Mischung der Gewürze bis hin zur optimalen Bratdauer (sagt man das so?) stimmte einfach alles. So hatte er seine, doch soooo sichere Wette tatsächlich verloren. Und nun musste er wohl oder übel seinen Wetteinsatz für den nächsten Monat einlösen. Tja...Pech gehabt...
 

Bin ja mal gespannt, was ihr dazu sagt!
 

Ciao Furan

Von Zusammenstößen und anderen Pannen

Konnichi wa, Amigos!
 

Bevor ich mit dem nächsten Kap beginne, muss ich euch noch auf was hinweisen, was ich schon längst hätte tun sollen. Also...
 

/.../ = denkt jemand

"..." = spricht jemand

(...) = muss mal wieder ein Kommi abgeben
 

Ansonsten wünsch ich euch viel Spaß mit diesem, ziemlich hohlen Kapi...
 

2. Von Zusammenstößen und anderen Pannen
 

"Fu! Sag mal...bist du taub? FU CHAN!" Zum dritten Mal hatte Ho seine Tochter schon gerufen, doch immer noch hatte er keine Antwort erhalten. /Wo ist sie denn nur?/ Dachte er und machte sich sogleich auf seine verschwundene Tochter zu suchen. Weiterhin nach ihr rufend, stieg er die Treppe in den ersten Stock des Hauses hinauf. "FU! Wo bist du denn nur?" Ertönte abermals sein Ruf durch den Flur. Plötzlich öffnete sich eine Tür und ein blauhaariges Mädchen streckte den Kopf hinaus in den Flur. "Was ist denn Paps?" Fragte sie verwundert, scheinbar überhaupt nicht bemerkend, dass man sie bereits mehrere Male gerufen hatte. "Bist du taub, oder was? Ich hab dich schon mindestens 10 Mal gerufen. Du musst ein paar Einkäufe erledigen...hier hab ich einen Zettel." Ein Stück zerknülltes Papier aus der Hosentasche holend, ging Ho auf seine Tochter zu und hielt ihr den vermeintlichen Zettel unter die Nase. "Beeil dich bitte ein bisschen, der Supermarkt schließt in einer halben Stunde." "Alles klar, Paps, wird erledigt." Stimmte ihm Fu zu, während sie ihm den Zettel aus der Hand nahm. /Hmm...mal sehen...Gemüse, Nudeln, Soja, diverse Gewürze, blablabla. Jaja...ich mach mich schon auf den Weg./ Dachte sie kräftig gähnend. Müde tapste Fu in ihr Zimmer zurück und schaltete den CD-Spieler, den sie zuvor auf Pause geschaltet hatte, nun endgültig aus. Unter dem Bett suchte sie dann vergeblich nach ihren Schuhen, die wie immer unauffindbar waren, bei dem Chaos, welches in ihrem Zimmer herrschte. Und dieses Chaos war bei weitem kein Geringes. Auf dem Boden lagen überall verstreut CD's verschiedener Musicals, wie Joseph, Phantom der Oper, Cats etc (ebenso wie bei mir...hihihi...). Auf dem Bett sammelte sich mittlerweile ein Berg aus alten Klamotten und diversen Modezeitschriften. Obwohl in ihrem Zimmer zwei Mülleimer standen, waren beide bis über den Rand gefüllt und es schien nicht den Anschein zu machen, als würden diese bald geleert werden. So ziemlich alles, was man in einem Zimmer finden, oder auch nicht finden kann war hier präsent. Jedenfalls alles außer Schuhe. "Ach so ein Mist. Wo sind die Dinger schon wieder?" Fluchte sie genervt. Schließlich gab sie die Suche in ihrem Zimmer auf, um sie unten fortzuführen. "Paps, hast du meine Schuhe gesehen?" Rief sie ihren Vater, der soeben in der Küche stand, an. "Welche Schuhe? Du hast doch so viele." Entgegnete dieser nur unwissend, von welchem Paar Schuhe seine Tochter sprach. "Na die schwarzen Turnschuhe, die ich immer zum Einkaufen anziehe." Erwiderte Fu, als sei es eine Selbstverständlichkeit, dass jeder nun wissen müsste, von welchen Schuhen sie sprach. "Schwarze Turnschuhe...keine Ahnung, wovon du redest. Zieh doch einfach irgendwelche an, sonst schließt der Markt noch, bevor du überhaupt aus dem Haus bist." Nach längerem Überlegen, beschloss Fu dann endlich, dass ihr Vater wohl Recht hatte. Also suchte sie sich die erstbesten Schuhe heraus. "Na großartig. Andere liegen hier wohl nicht herum?! Mit den brech ich mir doch noch alle Knochen. Warum hab ich die nur gekauft." Zweifelnd starrte sie auf genau das Schuhpaar, das sie nun am allerwenigsten tragen wollte. Es handelte sich ausgerechnet um viel zu hohe Stöckelschuhe, die nur durch zwei Bänder, die um beide Fußgelenke geschnürt wurden, hielten. "Naja...wenigstens passen sie zum Rest meiner Kleidung (bevor das zu lange dauert...sie trägt eine schwarze Hüfthose, mit leichtem Schlag und ein schwarzes Top)." Stellte sie noch seufzend fest und verließ dann mitsamt einem Tragekorb und dem Einkaufszettel das Haus. Es war wirklich ein schöner Tag, die Sonne schien an einem völlig klaren Himmel und es waren mindestens 25° C im Schatten. Fröhlich pfeifend, schlenderte Fu die Straßen zum Supermarkt hinab. Kurz zuvor hatte sie sich noch ihr Lieblingsmusical Joseph (ist nicht mein Lieblingsmusical, aber ein Lied darin gefällt mir ziemlich gut!)gehört, was zur Folge hatte, dass ihr, das aus diesem Musical stammende Lied "Wie vom Traum verführt" nicht mehr aus dem Kopf ging. So konnte sie nicht anders, als es die Ganze Zeit zu singen. Auch als sie den Supermarkt verließ, hatte sie diesen verfluchten Ohrwurm noch immer. Beladen von oben bis unten schlenderte sie den gleichen Weg wieder zurück zum Restaurant. Vielleicht lag es an der übergroßen Beladung, die sie zu diesem Zeitpunkt mit sich herumtrug, vielleicht aber auch daran, dass sie durch ihr ewiges Gepfeife einfach den Weg aus den Augen verlor, dass sie plötzlich mit etwas ziemlich Großem (*grins*) zusammenstieß. Fast wäre sie rücklings umgekippt, denn die große Last zerrte doch ganz schön an ihrem Gleichgewicht. Aber es gelang ihr noch, sich im letzten Moment zu fangen. "Hast du keine Augen im Kopf?" Eine ziemlich gereizte und unfreundliche Stimme keifte sie von oben herab an. Irgendwie kam Fu diese Stimme doch merkwürdig bekannt vor. Verwundert lugte sie hinter ihren Einkäufen heraus und erblickte vor sich einen recht großen, böse dreinschauenden Jungen bzw. Mann (äh...als was würdet ihr ihn bezeichnen? So alt is er ja noch nich...aber kann man echt noch Junge sagen?! *peinlichfragendumsichschau*), der sie mit äußerst finsterem Blick fixiert hatte. Nun erkannt sie ihn. /Hey...ist das nicht dieser Seto Kaiba, von dem die anderen mal erzählt haben? Der hat ja tatsächlich so einen finsteren Blick drauf!/ Schoss es ihr durch den Kopf, während sie ihn weiterhin perplex und neugierig zugleich anstarrte. "Augenblick mal...dich kenn ich doch. Du bist doch die Neue aus der Dumpfbackenbrigade (ich zitiere...ja ganz Recht, dass hat Seto wirklich mal gesagt. In "der Horrorflug Teil 2" hat er die Yugioh-clique als Dumpfbackenbrigade bezeichnet.)!" Stellte Kaiba, Fu mit verachtungsvollem Blick betrachtend fest. "Wie bitte? Also erstens...was fällt dir ein mich so zu betiteln und zweitens...wenn du damit Yugi und die anderen meinst, dann muss ich dich leider enttäuschen. Ich gehöre nicht zu ihrer Clique. Außerdem, was blökst du mich überhaupt so an? Vielleicht hast du ja keine Augen im Kopf! Wer sagt denn, dass es meine Schuld war? Pass du doch auf!" Wie immer steigerte sich Fu vollends in diese Situation hinein. Das war eben eine ihrer Schwächen...sie ließ sich viel zu schnell aus der Fassung bringen und brauste sehr schnell auf. Ein weiteres Mango war ihre endlose Redegewandtheit. Hatte sie einmal begonnen, konnten man sie so schnell nicht mehr ruhig stellen. Noch dazu sprach sie meist ohne Punkt und Komma, und in einem Tempo, dass so manchem die Worte fehlten, wann sie überhaupt noch atmete. "Na wenn du meinst. Bei deiner Blödheit würdest du aber gut in die Hirniebrigade (jaaaa...so hat er die Clique auch mal genannt! Im Vorspann zu "In der Höhle des Löwen" hat er sie Hirniebrigade genannt. PS: Ich rechtfertige mit dieser Erklärung nur mich selbst. Nicht dass irgendjemand mal kommt und behauptet, Kaiba würde so was nie sagen...) passen. Und jetzt geh mir aus dem Weg." "Das kann man auch höflicher sagen. Was fällt dir eigentlich ein, mich blöd zu nennen? Nur weil du nicht aufpassen kannst, wo du hin gehst. Ich glaub es hackt...ich lass mich doch von dir nicht dumm anmachen. Pass bloß auf, was du sagst." Provozierend ließ Fu ihren unbändigen Blick nicht von Kaiba ab. "Ach was...willst du mir etwa drohen?" Nun provozierte Kaiba. "Ganz Recht, das will ich. Glaub bloß nicht, ich lass mich von dir einschüchtern. Du bist doch nur ein arroganter Aufschneider, nach dem Motto, große Klappe nichts dahinter." Wieso nur legte Fu es schon wieder auf eine Auseinandersetzung an. Damit hatte sie sich schon öfters in die prekärsten Situationen gebracht, und dennoch konnte sie es nicht lassen. "Jetzt pass du lieber auf, was du sagst." "Ach herje...du drohst mir? Da hab ich aber schon anderen Drohungen gehört. Du bist ja genauso ein Hohlbrot wie Wheeler." Ohjeohje, damit hatte sie einen entscheidenden Punkt bei Kaiba getroffen. Alle bisherigen Drohungen oder Beleidigungen konnte er ja noch ohne weiteres wegstecken, aber das ging dann doch zu weit. "Was hast du gesagt? Wag es ja nicht, mich mit diesem Köter zu vergleichen." Eine Weile schaute Fu ihn ungläubig an, brach dann aber in schallendes Gelächter aus. "KÖTER! Hahahaha...das ist echt passend. Also darauf wär ich nicht gekommen...obwohl ich Affe auch noch gut finde. Aber Köter ist echt...hahahahaha..." Warum auch immer, aber diese Bezeichnung Joeys, den sie seit der Geschichte mit der Wette eh nicht leiden konnte, löste einen gewaltigen Lachanfall in ihr aus (unfassbar...die hat ja echt einen miesen Humor. Als ob an "Köter" so was Witziges dran wäre.). Auch für Kaiba war dieser Ausbruch ziemlich unverständlich. Er konnte ja sehr gut verstehen, dass sie Joey nicht leiden konnte, aber was an der Bezeichnung Köter so witzig war, das kapierte er echt nicht. /Was war denn daran jetzt so lustig? Hat die irgendwie nen Sockenschuss, oder was? So ein seltsames Mädchen...obwohl sie irgendwie.../ Weiter dachte Kaiba erst gar nicht. Etwas sehr Entscheidendes und Schlagfertiges hielt seine Gedankengänge auf. Eine innere Stimme sagte ihm, dass er nicht weiter denken durfte. "Naja...da haben wir ja wenigstens etwas gemeinsam. Ich kann Wheeler nämlich auch nicht leiden. Dich aber auch nicht...also von daher ist es auch egal." Meinte Fu, nachdem sie sich endlich wieder von ihrem unbegründeten Lachanfall erholt hatte. "Als ob ich darauf wert legen würde. Und jetzt geh endlich aus dem Weg." Mit herablassendem Blick schritt er geradewegs an Fu vorbei und eh sich diese versah, war er auch schon verschwunden. Was Fu zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass diese Begegnung für ihres und Kaibas Leben eine einschneidendes Ereignis sein sollte, dass die zukünftige Geschehnisse bestimmen sollte. Doch weder sie, noch Kaiba konnten zu diesem Zeitpunkt auch nur das Geringste darüber wissen. "So ein seltsamer Kerl! Na was soll's...kann mir vollkommen egal sein." Sagte sie noch zu sich selbst, und führte anschließend ebenfalls ihren Nachhauseweg fort. /Was macht der Kerl überhaupt hier? Ich dacht, der wär so reich, dass er überall mit der Limo hinfährt. Ph...ist mir auch egal. Was interessiert mich dieser Idiot. Obwohl ich ja schon zugeb...schlecht sieht er nicht gerade aus, dafür ist er aber superarrogant und total überheblich. Tja...was will man machen?/ Eine ganze Weile dachte sie noch so vor sich hin, bis sie schließlich das Restaurant erreichte. Etwas genervt packte sie noch ihre Einkäufe auf und räumte sie weg, bis sie sich endgültig wieder in ihr Zimmer verzog.
 

So Leutz...dat wars auch schon wieder. Ihr fragt euch jetzt sicher auch, was Kaiba da gemacht hat...aber ich sag euch, ich weiß es auch nicht. Ich wollt halt einfach ein beklopptes Kapi schreiben, und dazu musste er halt einfach mal so auftauchen. Kein Plan weshalb...denkt euch selbst was aus. Ich versprech aber, die nächsten Kaps werden besser. Jetzt beginnt nämlich erst die richtige Handlung...
 

Freu mich über Kommis :-)

Das weibliche Pendant zu Seto Kaiba

Hier kommt Kapitel 3....
 

3. Das weibliche Pendant zu Seto Kaiba Teil I
 

Ein Monat war bereits vergangen, seit Fu mit ihrem Vater nach Domino gezogen war. Und eben genauso lange besuchte sie nun die Domino-High. Schon gleich zu Anfang hatte sie sich mit zwei Typen angelegt. Den einen hatte sie schnell klein bekommen. Eine dämliche Wette, sie hatte gewonnen, er musste sie einlösen. Joey Wheeler war nicht gerade einer von denen, die Fu gut leiden konnte. Was sie genau gegen ihn hatte, wusste sie auch nicht. Vielleicht war es einfach nur seine penetrante Art und seine fast schon außerirdische Blödheit, oder einfach nur die Tatsache, dass er sie herausgefordert hatte. Sicher, sie hatte gewonnen, aber was hieß das schon. Joey hatte seine Wette natürlich eingelöst, und sich fortan auch wesentlich freundlicher ihr gegenüber verhalten, doch das änderte nichts. Es konnte ja durchaus sein, dass Joey ein recht liebenswerter, wenn auch ziemlich trotteliger Kerl war, aber er war nun mal nicht die Art Typ, mit denen sich Fu gerne anfreundete. Anders war es jedoch mit Bakura. Seltsamer Weise konnte sie ihn ganz gut leiden. Er hatte eine ganz spezielle Art an sich, die Fu eigentlich sehr gern mochte. Bakura war nicht so aufdringlich, wie die anderen. Er war mehr resigniert und zog sich lieber zurück. Allerdings befreundet war Fu auch mit ihm nicht. Ebenfalls erträglich fand sie auch noch, Yugi, Téa, Duke und Tristan, obwohl Dukes und Tristans Reaktionen, wenn sie sich gerade wieder um Joeys Schwester Serenity stritten, auch nicht ganz Fus Geschmack entsprachen. Naja...und der zweite Typ, mit dem sie sich angelegt hatte war Seto Kaiba. Sie hatte bereits viel von ihm gehört. Hauptsächlich von Joey, und dabei handelte es sich verständlicher Weise nur um schlechte Dinge. Trotzdem musste sie dieses eine Mal Joey zustimmen, obgleich sie auch Kaiba zustimmte, was Joey betraf. Joey behauptete beispielsweise, dass Kaiba wie ein Kühlschrank wäre, und sogar mit seinen Blicken töten könnte. Dies wusste Fu nur zu gut, obwohl sie sich niemals hätte von ihm unterkriegen lassen. Dafür war sie viel zu stolz und auch zu hartnäckig. Dennoch hatte sie sich mit Kaiba mehr eingehandelt, als sie eigentlich wollte. Es schien zwar durchaus so, als wäre die Sache, von ihrem letzten Zusammentreffen, oder besser Zusammenstoßen längst gegessen gewesen, doch dem war nicht so. Seither hatte es Seto auf sie abgesehen. Und dieses Abgesehen haben sah etwa so aus, dass er Fu fast genauso behandelte wie Joey. Dies wiederum fuchste Fu, da sie ebenso wenig, wie Kaiba mit diesem "Köter" verglichen werden wollte. Also mit der Zeit war in der 2. Klasse der Domino-High ein regelrechter Krieg zwischen den beiden ausgebrochen. Man konnte es als Kalten Krieg bezeichnen, denn ihre Waffen waren fast ausschließlich absolut tödliche Blicke.
 

Eines Morgens... (dämliche Überleitung...ich weiß)
 

Wieder einmal herrschte eine gewaltige Spannung in der Klasse. Auf der einen Seite des Raumes saß eine krankhaft trotzige und stolze Fu, während auf der anderen Seite ein scheinbar resignierender Seto Kaiba saß. Allerdings war er wohl doch nicht so resignierend, wie er zu scheinen versuchte. Die anderen Schüler der Klasse, mit Ausnahme der Yugi-Clique (ich nenn die jetzt einfach so), beachtete dies gar nicht weiter. Es fiel ihnen nicht im Geringsten auf. Eine ziemlich laute Atmosphäre herrschte in der Klasse, als gerade die Lehrerin für Geschichtsunterricht den Raum betrat. Sogleich wurde es still und alle Schüler kehrten zu ihren Plätzen zurück. "Guten Morgen!" Begrüßte Miss Tokara ihre Klasse. Diese antwortete automatisch, fast schon maschinengleich. "Wir werden heute mit einem neuen Projekt beginnen. Unser Thema lautet...der amerikanische Bürgerkrieg. Dazu werde ich euch jeweils in 2er Gruppen aufteilen. Ihr werdet ein bestimmtes Sachgebiet, in diesem Fall um eine bestimmte Schlacht, bearbeiten und anschließend präsentieren. So, ich habe eure Gruppen bereits eingeteilt und werde nun die jeweiligen Paare vorlesen. Welche Gruppe, welche Schlacht nachher bearbeitet, werden wir auslosen. Also...ich beginne mit den Namen." Ein allgemeines Schweigen herrschte in der Klasse. Gespannt wartete jeder, mit wem er wohl in einer Gruppe wäre. /Na super...wenn ich ganz viel Pech habe, komm ich mit Joey in eine Gruppe. Darauf hab ich jetzt wirklich keine Lust!/ Dachte sich Fu, wobei sie ganz außer Acht ließ, dass sie auch mit gewissen anderen Personen, in einer Gruppe sein könnte. "Joey Wheeler und Téa Gardner, Duke Devlin und Tristan Taylor, Bakura Ryou und Yugi Muto, Seto Kaiba und Fu Chan..." /NEIN! Doch nicht mit ihm!/ In diesem Moment, als sie den Namen ihres Partners erfuhr, setzte Fu schlagartig ein geradezu flehendes Gesicht auf, das zu sagen schien: "Jeder, wirklich jeder...aber nicht er!" Doch Miss Tokara fuhr ohne sie zu beachten fort. /Das kann doch gar nicht wahr sein. Dann wär ich ja lieber mit Joey in einer Gruppe gewesen, aber doch nicht mit diesem Eisblock. Das überleb ich nicht!/ Fassungslos starrte Fu immer noch auf Miss Tokara, wohl hoffend, diese würde ganz plötzlich ihre Meinung ändern. Dem war jedoch ganz und gar nicht so. Stattdessen begann sie nun mit der Auslosung der Sachgebiete. Dazu hatte sie die Namen aller Zweiergruppen auf Zettelchen geschrieben, die sie nun, eins nach dem anderen aus einem großen, braunen Karton zog. Jedes Zettelchen ordnete sie einem bestimmten Gebiet auf der Nordamerika Karte zu. Danach las sie alle vor. Kaiba und Fu bekamen das letzte Gebiet zugeordnet. Dabei handelte es sich um die Schlacht bei Ghettysburgh, die als die entscheidende Schlacht in der Geschichte des amerikanischen Bürgerkriegs galt. "Ich erwarte von euch, dass ihr eure Sachgebiete bis in 5 Tagen fertig bearbeitet habt, und sie dann auch vortragen könnt. Ihr könnt in dieser Stunde schon mit den Vorbereitungen beginnen. Alle Mitteln stehen euch frei." Meinte Miss Tokara noch an ihre Klasse gewandt, während sie bereits in der Tür, bereit zum gehen stand. /Das kann sie mir doch nicht antun. So eine verfluchte Sch... ach was solls. Er hat sich entweder nach mir zu richten, oder er hat Pech gehabt. Wenn er glaubt, ich lass mich von ihm herumkommandieren, wie er es mit all seinen Angestellten macht, dann hat er sich aber gewaltig geschnitten./ Entschlossen, diesem Gefrierschrank die Stirn zu bieten, erhob sich Fu von ihrem Stuhl und ging auf Kaiba zu. Selbst, als sie genau vor ihm stand, machte dieser keinerlei Anstalten sie auch nur für eine Sekunde seines Blickes zu würdigen. "Also...so wie's aussieht müssen wir wohl oder übel zusammen arbeiten. Ich bin ganz Ohr...wo fangen wir an?" Durchbrach Fu schließlich nach einer Weile das Schweigen. "Ich muss gar nichts, hast du verstanden?! Und mit dir zusammenarbeiten schon gar nicht!" Entgegnete ihr Kaiba herablassend, und sie immer noch keines Blickes würdigend. "Wie war das? Ich glaub, du tickst nicht mehr ganz richtig? Falls du nicht zugehört hast...wir müssen dieses Thema ZUSAMMEN bearbeiten, also stell dich nicht auch noch dümmer als du bist..." "Was fällt dir ein, so mit mir zu reden?" Unterbrach sie Kaiba hart, jedoch völlig gelassen. "Was mir was? Sag mal, geht's dir noch ganz gut? Pass du lieber auf, wie du mit mir redest! Wenn du glaubst, ich lass mir von dir den Mund verbieten, dann hast du dich gewaltig geschnitten. Ausgerechnet von dir lass ich mir sicher nichts sagen, und drohen, dass kannst du gleich vergessen!" Wie üblich steigerte sich Fu Hals über Kopf in diesen Streit hinein, während Kaiba nach wie vor völlig unbeeindruckt auf seinem Platz saß. Mittlerweile hatte sich ein kleiner Kreis um die Streitenden gebildet, der nun gespannt auf eine Reaktion seitens Setos wartete. "An deiner Stelle würde ich mir vorher überlegen, was ich zu wem sage." Konterte Kaiba, als wär er die Ruhe selbst.

"Ist das zu fassen? Diese Fu ist doch tatsächlich genauso stur, stolz und arrogant wie unser lieber Kaiba. Man könnte fast meinen, sie wären Geschwister." Meinte Joey an seine Freunde gerichtet, nachdem er die Situation eine Weile beobachtet hatte. "Da hast du ausnahmsweise mal Recht, Joey. Fu und Kaiba sind sich wirklich, fast erschreckend ähnlich." Stimmte auch Tristan zu. "Mit der Ausnahme, dass Fu ziemlich leicht aufbraust, während Kaiba die Ruhe selbst bleibt." Setzte Téa noch hinzu. "Ja also, wenn ihr mich fragt. Es sieht fast so aus, als wär Fu Chan, so unglaublich es auch klingt, das weibliche Pendant zu Seto Kaiba. Ist das zu fassen? Zwei Menschen von ein und demselben Kaliber." Stellte Duke zu guter Letzt noch fest, und erntete sogleich teils zustimmende, teils verblüffte Blicke seiner Freunde.

So in der Art ging es noch eine ganze Weile weiter. Fu steigerte sich immer mehr in den Streit hinein, während Kaiba immer noch völlig gelassen blieb.

Den anderen war das längst lästig geworden, und so beschlossen sie lieber wieder an ihren Sachgebieten zu arbeiten. Fast wäre Ruhe eingekehrt, als plötzlich...
 

Fortsetzung folgt.
 

Tjaaaaaaaaaaaaaa...das war gemein, ich weiß. Aber so ist es nun mal auch in der Serie...bäh :P
 

Warte auf eure Kommis!!! *liebguck*

Das weibliche Pendant zu Seto Kaiba (oder Seto vs. Fu die Erste)

Hallooooo!

So, ab hier wird Fu nun die Story weiter erzählen.

Wünsch euch viel Spaß!!!
 

Fast wäre Ruhe eingekehrt, als plötzlich...

...die Pausenglocke die Stunde beendete (hähähä....wie gemein. Ihr habt jetzt bestimmt auf ein großes Ereignis gewartet, stimmts? Tja...Pech gehabt!!! XP)

Erleichtert hörten die Schüler auf zu arbeiten und widmeten sich wieder Privatgesprächen. Einzig ich konnte mich nicht losreißen, ja so könnte man es ausdrücken. Dieser eingebildete Lackaffe bildete sich wohl echt ein, er könne mit mir verfahren, wie mit einer seiner Angestellte, die wohl immer klein bei gaben und sich wie räudige Köter in die Ecke verkrochen. Aber nicht mit mir, mein Lieber! Wenn du Spielchen spielen willst, kannst du das gerne haben, aber wir spielen nach meinen Regeln. "Gibt's noch irgendwas, oder worauf wartest du?" Ergriff Kaiba plötzlich das Wort. "Ja, auf den Weihnachtsmann! Hach...Weihnachten ist doch was Schönes, findest du nicht? Und der Weihnachtsmann bringt allen netten Kindern Geschenke und die bösen verkloppt er mit der Rute. Ups...zu denen gehörst da ja dann auch, Kaibalein." Ich brachte Seto einer meiner fiesesten Blicke entgegen. Aber dieser Typ brachte mich auch auf die Palme. "Ist dir jetzt dein letztes bisschen Gehirn auch noch verbrannt, oder warum faselst du plötzlich so einen Unsinn?" Erwiderte Kaiba, der offensichtlich keinerlei Sinn aus meinen Worten erkennen konnte, was allerdings auch verständlich war. "Oh meinst du? Na, du musst es ja wissen. Dir ist ja schon vor Jahren das letzte bisschen Gehirn verbrannt, nicht Seto?" Ich ließ meinem Sarkasmus freien Lauf.

"Denkst du, du bezweckst jetzt irgendwas damit? Versuch besser erst gar nicht, dich mit mir anzulegen. Du wirst auf jeden Fall den kürzeren ziehen." Konterte Seto in gewohnt kühler Manier. Und damit begann unsere angeregte und äußerst intellektuelle Konversation, an der alle anderen sichtlich Gefallen gefunden hatten.

"Oh, oh, oh...gehen wir jetzt in die Offensive? Willst du mir etwa drohen, Setolein? Ich muss schon sagen, deine Argumentation haut mich echt vom Hocker!" Wenn er dachte, ich würde jetzt nachgeben, hatte er sich verdammt geschnitten.

"Und du solltest lieber mal herausfinden, was die Fremdwörter alle bedeuten, die du benutzt. Aber nein, dass würde wahrscheinlich deine Denkzentrale überlasten." Seto ging tatsächlich in *Kampfposition*.

"Na wenigstens habe ich noch eine, nicht so wie gewisse andere Leute hier. Ach Seto, falls es dir nicht auffällt...du bist gemeint." Der Kampf beginnt.

"Ach wirklich?"

"Ja, wirklich!"

"Und weiter? War's das jetzt etwa schon mit deinen viel versprechenden Argumenten? Sehr mager, Kleine. Mehr hast du wohl nicht drauf."

"Und das sagt Mister ich-schweig-wie-ein-Grab! Wer von uns beiden schießt denn hier mit Blicken um sich, die sagen wollen *Sprich mich an und du bist tot*, anstatt auch nur einen Ton von sich zu geben? Und unsere Außentemperatur lag auch das letzte Mal vor 100 Jahren über dem Gefrierpunkt, nicht wahr?"

"Interessante Wortwahl. Hätt ich dir gar nicht zugetraut. Wenn du jetzt noch wüsstest, was das überhaupt bedeutet, wär's ja schon fast perfekt!" Eines dieses üblichen, fies-hinterlistigen und absolut uncharmanten Grinsens legte sich über Setos Miene.

"Ach du meine Güte! Hab ich gerade richtig gezählt? Das waren ja fast 3 ganze Sätze, die du ausgespuckt hast. Man, das müssen wir gleich rot im Kalender markieren! Gleich neben dem Tag, als du zum letzten Mal gelacht hast."

"Hmm... (gemeint ist dieses typische *hmm*, das Seto immer von sich gibt, wenn ihm seine Worte zu schade sind. Ich glaub, ihr wisst, was ich meine.)"

"Oh Seto, schlechte Nachrichten, aber dein Vokabular verschlechtert sich gerade wieder. Schade, schade, ich dachte schon, ein Wunder wäre geschehen. Als nächstes hättest du dich wohl in ein rosa Nilpferd verwandelt und wärst hüpfend durchs Klassenzimmer gewandert. Aber nein...nein, du musstest meinen Traum ja wieder platzen lassen, durch diese hochintelligente und äußerst silbenreiche Hmm!" Mein Sarkasmus kannte keine Grenzen mehr. Ich glaube, Seto war gerade fieberhaft am Überlegen, wie er mich wohl am besten kalt machen würde. Vielleicht köpfen, oder aufhängen, oder ersäufen, am Besten gleich alles zusammen. Jedenfalls schien sein Gesicht das auszudrücken. Doch mir war es egal. Ich war voll in Fahrt und würd so schnell nicht mehr aufhören. Ich wollte es nicht zugeben, aber eigentlich gefiel es mir sehr gut, mich so mit Seto zu streiten. Das hatte ich schon lange nicht mehr getan, und in Seto hatte ich den perfekten Gegner, oder auch das perfekte Opfer...je nachdem wie man es sieht. Doch bei meiner ganzen Redegewandtheit hatte ich den Rest der Klasse völlig vergessen. Ja mittlerweile schien es mir sogar so, als ob nur noch Seto und ich hier waren. Dem war jedoch nicht so. Als ich mich endlich wieder aus meinem unendlich scheinenden Redeschwall befreite, bemerkte ich urplötzlich die zahlreichen Blicke der Umstehenden, denen allesamt die Kinnladen bis zum Boden hingen. War es wegen dem nicht zu erwartenden Sarkasmus meinerseits, den sie nicht erwartet hätten, weil ich auch eher eine stille Person war, oder wegen Setos Reaktion, die äußerst untypisch für diesen weltbekannten Eisklotz war? Immerhin kannten sie Seto als coolen Ich-bin-so-toll-und-lass-mich-von-niemandem-aus-der-Ruhe-bringen Kerl, vor dem eigentlich jeder kuschte und die, die sich mit ihm anlegten, meist von seinen Blicken getötet wurden. Möglicherweise war es aber einfach nur die Tatsache, dass ich wohl jeden Augenblick tot sein würde. So spricht man schließlich nicht mit einem Seto Kaiba und wenn doch...tja, dann kann man sich schon einmal einen Sarg bestellen und dem heiligen Petrus seine Empfehlung aussprechen. Aber so schnell würde ich nicht aufgeben. Ich kämpfe bis zum Schluss, auch wenn Seto am Ende mit Schwertern und Kanonen auf mich losginge.

Ich wollte gerade erneut in einem todbringenden Anfall meinem neuen *besten* Freund ein paar gepfefferte Worte an den Kopf werfen, als ich forsch von einer penetranten und unendlich schrillen Stimme unterbrochen wurde.

"Ist hier eine Volksversammlung, oder was? Eure Streitereien könnt ihr meinetwegen austragen, wo ihr wollt, aber nicht jetzt und schon gar nicht in meiner Stunde. Ihr habt es scheinbar schon das ganze Jahr darauf abgesehen, meine Chancen, Lehrerin des Jahres zu werden, zu ruinieren, hab ich Recht. Aber nicht mit mir. Ihr werdet jetzt schön brav wieder eure Positionen einnehmen, also eure Plätze und dann nur noch reden, wenn ihr gefragt werdet, verstanden." Es gab nur eine Person auf der ganzen, weiten Welt die so hysterisch schreien konnte, obwohl sie eigentlich in normaler Lautstärke sprach. Und diese eine Person, ich kannte sie erst seit etwa einem Monat, trug den schönen, unvergesslichen Namen Kimiko Yumura, unsere charmante (noch charmanter als Kaiba) Klassenlehrerin. Hach ja...ich hasste diese Frau, noch mehr, als ich Seto Kaiba hasste. Sie hatte nur ein Ziel, Lehrerin des Jahres zu werden und sah in allem und jedem, das wir taten einen Versuch, ihre Chancen kaputt zu machen. Man kann auch chronisch blöd sein...

Jedenfalls nahmen wir alle wieder unsere Plätze ein und auch ich beließ es bei meinen letzten Worten. Vielleicht war dies auch besser, denn ich war mir zu fast 100% sicher, dass Seto mich nach dem nächsten Satz gekillt hätte. Tja...Miss Yumura hatte mir wohl das Leben gerettet, aber bedanken würde ich mich sicher nicht.

Kaum zu glauben, aber für den Rest des Schultages hielt ich doch tatsächlich meine Klappe und beließ es bei meinen üblichen verachtenden Blicken, die ich Kaiba hin und wieder zuwarf. Allerdings sah er diese nicht, da er viel zu viel damit beschäftigt war, mich vollends zu ignorieren. Was er wohl dachte? Ich musste zugeben, ich hätte es verdammt gerne gewusst. Hoffentlich ärgerte er sich in Grund und Boden. So hatte ihn bestimmt noch keiner behandelt, da war ich mir sicher. //Dieser Typ war es doch nur gewohnt, dass ihm alles und jeder die Schuhe leckte und er immer das bekam was er wollte. Aber bei mir nicht, Freundchen. Ich bin keine deiner Angestellten, die sich allein bei deinem Anblick schon fast in die Hosen machen. Mit mir hast du dir einen Feind geschaffen, den du dein Lebtag nicht mehr loswirst.// Dachte ich mir äußerst zufrieden.

Am Ende ging ich sogar, für meine Verhältnisse gut gelaunt nach Hause, in der Freude, ihn am nächsten Tag von neuem zu attackieren. Eines jedoch beschäftigte mich noch. Miss Tokara hatte uns diese, momentan völlig fehl am Platz, Aufgabe gegeben, die wir binnen 5 Tagen bearbeiten mussten. Und dazu brauchte ich, so schlimm es auch klang, Setos Hilfe. Und zu aller Entsetzen hieß das auch, dass ich mich wieder mit diesem unerträglichen Macho vertrug, noch schlimmer, ich musste aufhören ihn zu provozieren. Wie sollte ich das nur schaffen. Ich stand doch sowieso schon am Rand des Abgrundes. Seit ich vor einem Monat hier zur Schule ging, hatte ich mein möglichstes getan, ja wirklich, um mich sowohl bei den Lehrern, als auch bei dem Direx unbeliebt zu machen. Nicht gerade ein guter Anfang. Da fehlte es mir gerade noch, dass ich wegen so einem Idioten eine schlechte Zensur einsackte. Irgendwie fragte ich mich sowieso, warum der Kerl noch in die Schule ging. Er war doch längst Chef der KC und außerdem hätte er eine Privatschule besuchen können. Nachdem ich kurz darüber nachgedacht hatte, kam ich letzten Endes zu dem Schluss, dass es keinen guten Eindruck machen würde, wenn ein Firmenchef der größten japanischen Spielefirma keinen Schulabschluss hatte und für eine Privatschule war er wohl zu geizig. Außerdem ist man in Japan erst mit 20 Jahren Volljährig (noch zwei Jahre warten, Setolein XD) und muss auch bis dahin zur Schule gehen. Pech für mich...so würde ich Kaiba wohl noch 2 Jahre länger ertragen müssen. Schade, dass man in Japan nicht sitzen bleiben kann, sonst würde ich diese Gelegenheit sofort nützen. Nachdem ich die ganze Nacht nicht geschlafen hatte, rang ich mich schweren Herzens durch, Kaiba heute nicht zu beleidigen und ihn stattdessen, in normalen, unsarkastischen Ton, auf unser Projekt anzusprechen.

Ich starb so zusagen, tausend Tode, als ich mich ihm am nächsten Morgen näherte. //Gott, ich hasse diesen Kerl. Wenn dieses Projekt zu Ende ist, werde ich 3 Kreuze an den Kalender machen. Und ich geh zum Rektor und sag, dass ich in Zukunft nicht mehr mit Kaiba zusammen arbeiten kann, weil ich ne Kaiba-Allergie hab oder irgend so was.// Dennoch zeigte ich dieses Mal keinerlei Wut oder Reizungen, sondern ging völlig cool und unbekümmert auf ihn zu. Wie immer ignorierte er mich, wie ein Weltmeister.

"Hör mal, es passt mir ja genauso wenig, wie dir, aber wir haben von dieser Tussi, diese Aufgabe bekommen und müssen sie wohl oder übel ausführen. Also würde ich vorschlagen, wir begraben das Kriegsbeil fürs erste und widmen uns diesem Projekt. Einverstanden?" Stellte ich konkret, genau und diesmal ohne eine Art von Sarkasmus oder Ironie meine Frage. Ich muss zugeben, ich habe nicht wirklich eine Antwort erwartet, umso mehr wunderte ich mich über Setos Reaktion.

"Meinetwegen, umso schneller bin ich dich wieder los. Also komm heute Mittag gegen 4 vorbei, damit wir's hinter uns haben." Ich war baff. Nicht nur, dass Seto es diesmal unterließ mir irgendwelche beleidigenden Worte an den Kopf zu werfen, er antwortete sogar in, für sein Fälle sehr normalen Ton, d.h. es lag fast kein verachtender Unterton vor. Kaum hatte er seine Phrase beendet, begann er sogleich wieder mit seiner Du-bist-für-mich-wie-Luft Phase und ließ mich elegant und wie bestellt und nicht abgeholt im Klassenzimmer stehen. //Unglaublich. Das war eindeutig das 8. Weltwunder. Ich kanns immer noch nicht glauben, aber er hat tatsächlich zugestimmt, sogar noch mehr, er hat eingesehen, dass je schneller wir die Aufgabe hinter uns haben, er mich wieder los ist. Und vor allem ich ihn. Es gibt doch noch Hoffnung für Kaiba.// Dachte ich mir, sogar völlig unbeeindruckt davon, dass er mich gerade wie einen seiner Sklaven herumkommandiert hatte. Doch in diesem Moment war es mir zum ersten Mal Recht, dass er dies tat. Auch wenn ich mir jetzt vorkam, wie sein Chauffeur, den er je nach belieben zu sich bestellen konnte, vorkam, regte ich mich nicht auf. Im Gegenteil, ich war erleichtert...erleichtert darüber, dass wenn der heutige Tag vorüber war, ich Kaiba nicht mehr ertragen musste. Zumindest fürs erste nicht mehr. Was an diesem Nachmittag jedoch noch alles auf mich zukommen sollte, das sollte ich erst noch erfahren. Es versprach ein grauenvoller Nachmittag zu werden, doch wie grauenvoll...daran hätte ich nicht einmal im Traum gedacht.
 

Fortsetzung folgt...
 

Meine Güte, Fu hat wirklich ein gewaltiges Problem. Hättet ihr gedacht, dass Seto so fies ist? Also ich nicht. Ohne dass ich es gemerkt habe, hab ich Seto in ein Menschenfressendes Monster verwandelt. Naja...wenigstens kann sich dann niemand mehr beschweren, er wäre zu lieb Und in der Serie (besonders auch im Kinofilm) ist er ja auch oft ziemlich gemein!!! *sichverteidig*
 

Hoffe euch gefiel dieses Kapi und warte gespannt auf Feedback. *großeAugenkrieg*

Zu Gast bei Familie Kaiba oder Seto vs. Fu, die Zweite

Und weil es so schön war...bekommt ihr auch gleich das nächste Kapi *grins*

Viel Spaß dabei!!!!
 

Zu Gast bei Familie Kaiba oder Seto vs. Fu die zweite
 

Da stand ich nun. Einsam, allein und völlig verlassen vor dem großen Kaiba Anwesen. Ob ich doch noch in letzter Minute einen Rückzieher machen sollte...
 

----Flashback----
 

Schwerfällig fiel ich auf mein Bett. //Verflucht war dieser Tag heute mal wieder anstrengend. Und er soll noch anstrengender werden.// Erst jetzt fiel mir auf, worauf ich mich da eingelassen hatte. Ich sollte heute Mittag gegen 4 Uhr zu Kaiba kommen, um mit ihm dieses Projekt zu bearbeiten. War ich eigentlich noch ganz dicht, dass ich darauf eingegangen war. Ich begab mich auf geradem weg in die Hölle, Highway to Hell, wie man so schön sagt. Mein Schicksal würde sich heute besiegeln und ich Idiotin würde sogar dabei helfen.

//Naja...so schlimm wird's schon nicht werden. Ist doch nur Kaiba, was will der schon machen. Außerdem weiß er5 genau, mit wem er es da zu tun hat.// Ich dachte einen Moment über meine eignen Gedanken nach.

"Was denk ich da? Es ist Kaiba, der geborene Psychopath. Wer weiß, was der noch für dunkle Geheimnisse hat. Warum hat er mich wohl herbestellt? Das macht der doch niemals, auch nicht wegen einem Projekt. Er will mich sicher umbringen, oder vergewaltigen oder beides. Vielleicht will er mich auch vergewaltigen, umbringen und dann in die nächste Mülltonne werfen." Wie ich das so vor mich hinplapperte, bekam ich plötzlich einen ungeheuren Lachanfall. Wie doof war ich eigentlich. Ich redete ja schon von Kaiba, als wär er ein perverser Killer, dabei war er doch nur ein unerträglicher Macho, der sich für was Besseres hielt, nur weil er Chef der größten Spielefirma Japans war und zweitbester (!!!) Duel Monsters Spieler. Meine Güte, ich hatte aber einen Hang zur Dramatisierung. Zum Glück wusste Kaiba nicht, was ich da gerade über ihn gedacht hatte. Er hätte wahrscheinlich laut losgelacht... //aber halt, das kann er gar nicht. Seto kann doch gar nicht lachen, also wird er eher seinen eiskalten Blick aufsetzen und sich die bestmögliche Mordidee für mich überlegen.// Energisch schlug ich mir mit der Hand gegen den Kopf. "Bist du irre? Hör endlich auf, so einen Schwachsinn zu denken. Ich muss jetzt sowieso los. In knapp einer viertel Stunde ist es 4 Uhr und ich hab einen langen Weg zur Kaibavilla.
 

----Flashback Ende----
 

Diese Villa war wirklich scheiße groß, was mich erneut zu der Annahme bewegte, dass Kaiba wohl größenwahnsinnig war. Zunächst zögerte ich noch einen Moment, bis ich mich endlich entschloss diesem Kerl die Stirn zu bieten, und bewegte mich zu der riesigen Eingangstür. Sie war wirklich riesig, über 2 Meter hoch, und so groß war auch nicht Kaiba. //Vielleicht hat er da drin nen Bären versteckt, oder ein Riesenmammut, dass jeden Besucher auf der Stelle auffrisst. So ein Quatsch...jetzt klingle endlich!// Befahl ich mir selbst, wobei ich eine große automatische Sprechanlage fixierte. Sie hatte einen etwa 10 cm breiten Bildschirm und knapp darunter eine kleine Vorrichtung mit Lautsprecher. Daneben befand sich ein schwarzer Knopf, der wohl die Türglocke zu sein schien. Ich schluckte noch einmal und betätigte dann diesen Knopf. Stille. Ich machte mir schon Hoffnungen, und überlegte, dass Kaiba womöglich doch noch nicht fertig sei und immer noch in der KC. Da hatte ich mich allerdings zu früh gefreut. Etwa 10 Sekunden, nachdem ich den Knopf betätigte, meldete sich eine Stimme und auf dem Bildschirm erschien das Gesicht einer Person.

"Ja, Bitte?" Fragte die Stimme eines kleinen Jungen, die zu der Person auf dem Bildschirm gehörte. Ich betrachtete mir diese Person etwas genauer. Es handelte sich dabei um einen zirka 12 jährigen Jungen mit langem, schwarzem Haar. Ich hatte ihn zwar noch nie gesehen, konnte mir aber denken, dass es sich dabei um Setos kleinen Bruder Mokuba handeln musste. Yugi und die anderen hatten mir schließlich schon eine Menge über ihn erzählt, und nach deren Angaben, musste er um einiges freundlicher sein, als sein großer Bruder.

"Ähm...ich...bin Fu Chan...i...ich sollte vorbei kommen, weil..." Weiter kam ich mit meinen gestammelten Worten gar nicht, denn Mokuba hatte bereits verstanden. "Ja, ich weiß schon. Seto hat mir gesagt, dass du kommst. Warte, ich mach dir auf." Meinte Mokuba lächelnd. Yugi und die andren hatten Recht: Mokuba war 100, 1000-mal netter als sein Bruder. Um ehrlich zu sein, ich war erleichtert. Noch einen von Kaibas Schlag hätte ich wohl nicht ausgehalten. So wartete ich also geduldig, bis der Kleine mir die Tür öffnete, was natürlich auch voll automatisch ging. Etwas unschlüssig betrat ich die riesige Eingangshalle. Mir fällt auf, dass ich hier schon oft, das Wort riesig benutzt habe. Tja...aber alles in und um Kaibas Villa war nun mal riesig. Der Boden war ausgelegt mit dunkelblauen Marmorfliesen, die so blank waren, dass ich mich darin spiegeln konnte. Die Wände waren strahlend weiß, keine Bilder, kein gar nichts. //Das passt zu Kaiba.// Dachte ich, mit einem schmunzeln, als auch schon Mokuba auf mich zukam.

"Hi! Du bist also Fu Chan!" Begrüßte mich der Kleine äußerst charmant, und das meine ich diesmal ernst. "Ganz genau. Und du musst Mokuba sein, hab ich Recht?" Erwiderte ich lächelnd. Der Kleine war mir von Anfang an sympathisch. Kaum zu glauben, dass er der Bruder dieses Gefrierschrankes sein sollte. Die beiden waren wirklich wie Feuer und Eis, wobei es ja wohl klar ist, wer das Eis symbolisiert. "Ja stimmt. Seto hat mir schon von dir erzählt, allerdings nichts Gutes." Sagte nun Mokuba, während sich bei seinen letzten Worten sein Lächeln aus dem Gesicht verzog. "Achso? Ja, was hat er denn erzählt?" Das interessierte mich jetzt doch brennend. "Er hat gemeint, du wärst die mit Abstand nervigste und unerträglichste Person, die er jemals gesehen hat, und das Joey Wheeler gegen dich noch richtig nett sei. Außerdem hat er gesagt, du würdest viel zu viel reden." Das war typisch für Kaiba. Wie hätte ich auch etwas anderes erwarten können. Mir wären jetzt zig Beleidigungen zu ihm eingefallen, doch ich wollte mir Mokuba nicht zum Feind machen und so ließ ich es.

"Naja...wenn er es so sieht. Ich hoffe, du machst dir dein eigenes Bild. Dein Bruder kann mich nun mal nicht leiden, aber das ist nicht so schlimm." Ich bemühte mich wieder zu lächeln, um Mokuba nicht die gute Laune zu verderben. Offenbar gelang es mir.

"Also, ich finde gar nicht, dass du nervig bist. Bis jetzt find ich dich sehr nett." Meinte er und lächelte wieder. Ja, Mokuba war schon süß, im Gegensatz zu seinem Bruder. "Also ich bring dich jetzt am Besten zu Seto, er wartet sicher schon." "Ja, danke." Ein Magenkrampf meldete sich und ich wusste genau, dass es nicht meine Tage waren.

Mokuba führte mich durch die unendlich schienende Eingangshalle, an deren Ende 4 Aufzüge warteten. Wir nahmen den 2. von rechts und fuhren damit ins 6.Stockwerk. Mir wurde immer mehr bewusst, dass Kaiba in der Tat verdammt reich war, wenn er sich eine Villa mit 6 Stockwerken leisten konnte. Nicht zu reden, von ihrer unglaublichen Länge und Breite. Endlich kamen wir oben an. Hier sah es schon wesentlich anders aus, als unten. Die Wände waren nicht mehr völlig weiß, sondern leicht beigefarben. Außerdem, das wunderte mich am meisten, hingen hier und dort ein paar Bilder. Einige der Gemälde erinnerten mich an Picasso und Van Gogh. // Er gibt an, an allen Ecken und Enden, dieser eingebildete Snob.// Vor einer großen Eichentür blieben wir schließlich stehen. "So, da sind wir. Dahinter liegt Setos Büro." Verkündete mir Mokuba. "Büro? Ich dachte sein Büro wär in der Kaiba Corp.?" Fragte ich verwundert. "Ja, aber hier arbeitet er auch. Genauer gesagt, sobald er nicht mehr in der KC ist, ist er nur noch hier und arbeitet. Für was anderes hat er gar keine Zeit mehr." Mokuba schien etwas niedergeschlagen. Mir schien es, als wär er sehr traurig darüber, dass sein Bruder den ganzen Tag nur am arbeiten war. //So ein gemeiner Kerl. Und dabei ist es doch sein Bruder...// Mokuba klopfte vorsichtig an die Tür. Von drinnen war nichts zu hören, doch plötzlich meldete sich, unverkennbar meine, ach so geliebte Stimme von Kaiba.

"Ja?" Kaum zu glauben, wie er es doch immer wieder schaffte, in zwei so harmlos erscheinende Buchstaben eine derartige Drohung hinein zu legen. Mokuba öffnete die Tür.

"Hi Seto. Ähm...Fu Chan ist jetzt da." Verkündete er seinem Bruder. Ich versuchte einen kurzen Blick in Kaibas Büro zu erhaschen, und konnte einen großen Tisch und einen dahinter zu einem riesigen Fenster, gedrehten Stuhl erkennen. "Das wurde auch Zeit. Schick sie rein." Befahl er eiskalt (wir alle lieben diesen Ton doch, stimmts?).

//Nicht zu fassen. Jetzt beschwert der sich auch noch. Na warte, dem werd ich's geben. Wenn der glaubt, nur weil ich hier in seinem Haus bin, kann er mit mir machen, was er will, dann hat er sich aber geschnitten.// Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, trat ich ein. Jetzt konnte ich das ganze Büro sehen. Es war, wie erwartet spärlich eingerichtet. Eine ganze Reihe Bücherregale tapezierten die Wände, und wenn ich richtig schätzte, mussten es so an die 100- 200 Bücher sein, die darin standen. Auf dem großen Schreibtisch standen ein Laptop, sowie ein normaler PC. Außerdem war der ganze Tisch über und über bedeckt mit Ordnern. Die mir gegenüberliegende Wand, war eigentlich gar keine Wand, sondern ein riesiges (wieder dieses Wort) Fenster, dass einen Blick auf den Himmel freigab. Kaum hatte ich den Raum betreten, drehte sich der Stuhl, der zuvor mit dem Rücken zu mir gerichtet war um, und ich erblickte Kaiba. Wie ich es gewohnt war, tat er so, als wär ich gar nicht da.

" Also...da bin ich. Und jetzt? Kannst du jetzt nichts mehr sagen? Ach nein, ich weiß ja. Ich bin die nervigste und schrecklichste Person, der du jemals begegnet bist. Da ist Joey Wheeler noch erträglicher als ich, stimmts?" Begann ich, indem ich all meine guten Vorsätze, keinen Streit mit Kaiba anzufangen endgültig in die Tonne trat. "Ja genau...Mokuba hat mir erzählt, was du über mich denkst. Aber weißt du was? Es kümmert mich einen Dreck, was du von mir hältst, weil ich dasselbe von dir halte. Also stell dich jetzt nicht so an und lass uns das hinter uns bringen. Es schont auf jeden Fall deine Nerven, glaub mir." Gespannt wartete ich auf Setos Reaktion.

"Du kannst auch nie die Klappe halten, oder? Weißt du, Menschen, die zu viel redeten kostete es immer Laufe der Geschichte immer wieder das Leben. Solltest du dir vielleicht mal überlegen." Entgegnete er kurz darauf und mit absoluter Gelassenheit.

"Und Menschen, die nie reden, werden niemals Freunde finden, weil niemand sich für sie interessiert." Konterte ich.

"Hab ich jemals behauptet, ich wollte Freunde. Solche Schwachköpfe wie Yugi und sein komischer Fanclub behindern dich doch nur. Wenn du Freunde hast, hast du auch Verpflichtungen. Glaub mir, es ist besser ohne Freunde."

"Aha...wenn ich richtig verstehe, willst du keine Freunde, weil es dir zu viel Arbeit ist?! Na, so was Dämliches hab ich echt schon lange nicht mehr gehört. Du würdest also lieber dein Leben lang allein bleiben, anstatt dich irgendwann mit jemandem anzufreunden?! Na dann viel Spaß dabei." Daraufhin erwiderte Kaiba nichts. Wahrscheinlich war es ihm zu blöd, auf diese, für ihn überflüssige Diskussion weiter einzugehen, oder er fühlte sich schlicht und weg überlegen, indem er nichts mehr sagte. Nach dem Motto etwa: Der Klügere gibt nach. Doch es kümmerte mich herzlich wenig, was dieser Mister ich-bin-ja-so-cool dachte. Im Moment war es mir nur wichtig, dass ich mich möglichst schnell wieder aus diesem Haus der Verdammnis entfernen konnte. Dafür wäre mir wohl jedes Mittel Recht gewesen. Allerdings wollte ich diesem unverfrorenen Egozentriker auch eines auswischen, und so ging ich weiterhin auf Konfrontationskurs.

"Na, was ist jetzt Kaibaschätzchen? Fällt dir jetzt etwa nichts mehr ein? Hättest wohl nicht gedacht, dass dir mal jemand so das Leben schwer macht, hm? Aber mach dir nichts draus. Alle großen Männer der Geschichte hatten ihre Gegenspieler. Cäsar, der hatte Antonius...aber die beiden hatten auch wieder Cleopatra. Ja gegen die konnten sie nichts ausrichten, sie waren ihr total unterlegen, um nicht zu sagen vollkommen hörig. Tja...und was lernen wir daraus? Die Frau gewinnt immer, da kommt kein Mann dagegen an."

"Vielleicht, aber so ist dein Beispiel auch schon wieder geplatzt." Meinte Kaiba provozierend und mit seinem typisch gemeinen (wir wissen alle wovon ich rede) Lächeln auf den Lippen. "Nein, stimmt nicht ganz. Ich hab gesagt, dass die Frau immer gewinnt, also hab ich Recht, verstanden? Gib dir keine Mühe Seto, du wirst verlieren, so oder so. Aber ich hab da noch ein Beispiel für dich, und damit wären wir sogar beim richtigen Thema." Begann ich erneut und mir meinen Sieges über dieses Wortgefecht sicher.

"Ach und das wäre?"

"Grant und Lee. Unsere beiden Kontrahenten aus dem Bürgerkrieg. Und Apropos Bürgerkrieg, du weißt ja, weshalb ich hier bin. Also, ich schlage vor, wir nehmen diese unangenehme Aufgabe jetzt mal in Angriff. Je schneller wir fertig sind, desto früher bist du mich wieder los, und kannst dich ganz in Ruhe wieder deiner Ich-ignorier-alles-und-jeden Haltung zuwenden." Wie wir alle erraten können, schwieg Seto wieder gleich einem Grab, während ich mich stark darum bemühte nicht völlig die Fassung zu verlieren. Diese ewigen Schweigeanfälle meines *Partners* ließen mich fast überschäumen. Wenn ihm was nicht passt, sollte er es doch sagen. So war ich es zumindest gewohnt, doch nicht ein Seto Kaiba. Ein Seto Kaiba ist schließlich eine höhere Lebensform, die sich natürlich niemals auf das Niveau gewöhnlicher Neandertaler, like meines Gleichen, herablassen würde. Nein, nein, die Spezies Seto Kaiba hatte sich stattdessen angewöhnt, ihre Gegner ins Grab zu schweigen. Naja...auch eine Methode. Unterdessen ich immer noch die Lebensformen der Seto Kaiba Gattung studierte, bemerkte ich nicht, wie sich hinter mir; man bemerke, ich stand immer noch zwischen Tür und Angel; langsam eine schwarz gekleidete, größere Figur bewegte.

"Entschuldigen sie Mister Kaiba! Oh...Verzeihung, ich wusste nicht, dass sie Besuch haben..." Sprach eine sehr höfliche Stimme, deren Besitzer wohl kurz davor stand auf einer meterlangen und superdicken Schleimspur auszurutschen drohte. "Das ist nicht wichtig! Was gibt es Roland?" Antwortete Kaiba dem Schleimscheißer. Natürlich, ich hatte mich mal wieder in Luft verwandelt, wie mir schien. Wie konnte ich das nur vergessen. Am Besten passe ich mich der Umgebung an, wie ein Chamäleon, damit mich unser werter Mister Kaiba nicht länger sehen muss und sich sein Wunsch, ich sei weg, erfüllte. Man, ich kam mir wirklich überflüssig vor.

"Es gibt ein Problem in der Kaiba Corp. Wie ich gerade erfahren habe, scheint sich ein Virus in unsere Rechner eingeschlichen haben. Unsere Experten bearbeiten es zurzeit, haben aber weder den Auslöser, noch einen Weg es zu vernichten gefunden." Erklärte Roland, teils besorgt, teils schon bereit sich hinter der Tür zu verkriechen, sobald Kaiba seinen Tobsuchtsanfall bekommt. "WAS? Wie kann das bitte sein? Haben sie mir nicht einmal versichert, wir hätten das sicherste Antivirus System, das auf der Welt existiert. Wie kommt es dann, dass sich ein Virus in unsere Rechner einschleicht?" Kaiba war eindeutig zu ruhig. Aber das war scheinbar nicht nur mir aufgefallen. Der ominöse Kerl namens Roland schien auch etwas minder beunruhigt über diese, zu Kaiba nun gar nicht passende Art. So zu sagen die Ruhe vor dem Sturm, überlegte ich mir.

"So wie's aussieht scheinen in unserem Betrieb nur Dilettanten zu arbeiten. Ich muss wohl wieder ein paar Stellen abbauen und unserem Staat mit ein paar Arbeitslosen mehr beglücken." Skrupellos, unbarmherzig und kein Mitgefühl für seine Mitmenschen. Ja, das war der Seto Kaiba, den ich kannte. "Roland, lassen sie den Wagen vorfahren. Ich muss mich wohl mal wieder selbst um alles kümmern." Entschied schließlich der, mit Sicherheit beliebte Firmenchef. Doch hatte er da nicht etwas vergessen?

"Hey und was ist jetzt mit mir? Behandelt man so seine Gäste? Also bei deiner Erziehung haben sie wirklich die Manieren vergessen." Beschwerte ich mich lauthals, sodass auch Seto mich nicht weiter ignorieren konnte. "Ich hab jetzt keine Zeit. Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin. Du kannst ein anderes Mal wiederkommen und jetzt nerv mich nicht weiter und verschwinde." //Was glaubt der eigentlich wer er ist? Erst bestellt er mich hierher, motzt mich an, weil ich angeblich zu spät wäre und diskutiert mit mir über total überflüssige Dinge, und jetzt will er mich wegschicken? Nicht mit mir Freundchen!// Nun war das Fass übergelaufen. "Du tickst wohl nicht mehr ganz richtig? Ich lass mich doch hier nicht verarschen, wer bin ich denn. Du entkommst mir nicht so schnell Seto Kaiba! Ich bleib solange hier, bis wir dieses Projekt fertig haben...nein, ich verfolge dich solange, bis wir es fertig haben! Und es gibt nichts, was du dagegen tun könnest, also versuchs erst gar nicht."

"Das geht dich überhaupt nichts an. Misch dich ja nicht in meine Angelegenheiten ein, du hast hier gar nichts zu suchen. Also verzieh dich endlich!" Kaiba gab nicht nach. Er wollte mich um jeden Preis aus dem Haus schmeißen. Aber ich wäre nicht Fu Chan, wenn ich mir das gefallen lassen würde. "So nicht mein Lieber! Nicht in 1000 Jahren wirst du mich los! Nicht, solange das nicht erledigt ist! Und wenn du glaubst, einer deiner Kleiderschränke könnte mich aus dem Haus verfrachten, dann bist du aber auf dem Holzweg. Ich beiß mich dann nämlich irgendwo fest, und dann müssen nicht nur deine Nerven, sondern auch deine Möbel dran glauben!" Vielleicht hatte Kaiba einfach nur zu viele andere Probleme, um sich jetzt weiterhin mit mir darüber zu unterhalten, jedenfalls gab er endlich nach. "Dann warte halt hier. Aber fass ja nichts an." Drohte er, ziemlich angesäuert. "Von wegen, Schätzchen! Hier warten? Vergiss es, ich komm mit! Ich hab doch gesagt, ich verfolge dich und wenn es sein muss, bis ans Ende der Welt."
 

Fortsetzung folgt...
 

An dieser Stelle möchte ich mal wieder einen Schnitt machen. Der arme Seto, da hat er sich ja was eingefangen. Ob er Fu jemals wieder los wird? Das wird bestimmt noch böse enden...*g*
 

Freu mich wie immer auf eure Kommis!!!!!!!!!!

Eure Furan

Viruseliminierung und Läuterungsversuch

Viruseliminierung und Läuterungsversuch
 

"Ich hab jetzt keine Zeit mich um dich zu kümmern! Mach doch was du willst, aber geh mir nicht weiter auf die Nerven!" Meinte Kaiba, dem es nun tatsächlich völlig gleichgültig geworden war, was ich sagte. Offenbar wollte er nur den Virus eliminieren, alles andere war ihm wohl egal. Auch die Tatsache, dass ich, eine nervige, unausstehliche Ziege, wie er mich ja selbst zu bezeichnen pflegte, sich gegen seinen Willen und obwohl es mich nichts angeht, an seine Fersen heftete und mit ihm den Raum verließ. Ich musste mich doch sehr beeilen, wenn ich mich von Seto nicht abhängen lassen wollte. Irgendwie kam es mir so vor, als wolle er gerade das bezwecken. Als wir in den Fahrstuhl traten, kehrte wieder eine Totenstille ein. Eben dieselbe Stille wie zu Anfang unserer Begegnung. Ich überlegte mir, ob Seto vielleicht so stocksauer auf mich war, dass er vor Wut kein Wort mehr raus brachte, oder, ob es einfach nur deswegen war, weil seine Gedanken momentan nur um das Virus und seine Firma schwirrte. Ich entschied mich schließlich für Letzteres und beließ es auch dabei. In der Eingangshalle wartete schon Mokuba, der Seto wohl auch überall hin folgte. Ohne einen Wortes, ja ihn noch nicht mal eines Blickes zu würdigen, ging Seto an seinem kleinen Bruder vorbei. Dies schien diesen allerdings gar nicht zu stören. Auch er ging schnurstracks, ohne etwas zu sagen, neben seinem Bruder her. Hierbei fiel mir zum ersten Mal auf, wie ähnlich sich die beiden Brüder doch waren. Zumindest in solcher Hinsicht. Ehrlich gesagt, war mir die Sache nun doch etwas unangenehm. Auch wenn ich es nicht gerne zugab, aber Kaiba hatte Recht. Es ging mich wirklich nichts an, was ihn und seine Firma betraf. Immerhin kannten wir uns kaum und waren dann noch nicht einmal Freunde, oder auch nur Bekannte. Er war ja doch ein völlig Fremder für mich. Trotzdem, jetzt würde ich sicher nicht mehr nachgeben. Ich hatte Seto ganz klar und deutlich erklärt, was ich tun würde und er hatte es zu akzeptieren. Und außerdem kann ich doch nichts dafür, wenn ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als ich bei Kaiba war, irgend so ein blödes Virusteil seine Daten frisst, oder so. Nein, er musste mich jetzt ertragen, das stand fest. Während ich den Kaiba Brüdern also folgte, begann ich mich langsam zu fragen, ob sie überhaupt noch wussten, dass ich da war. Naja...sie waren wohl nur zu beschäftigt, um auf mich zu achten. Endlich hatten wir die ellenlange Eingangshalle verlassen und traten nun nach draußen, auf den Hof zu Kaibas Villa. Hier war auch schon die berühmte, schwarze Limousine unseres Herrn vorgefahren und sowie der Chauffeur, als auch Roland warteten daneben. Auch diese beiden schienen mich anfangs gar nicht bemerkt zu haben, doch plötzlich erkannte mich Roland.

"Entschuldigen sie Miss, aber hier geht es für sie nicht weiter." Machte mir Roland durch Worten, und indem er sich mir in den Weg stellte, klar. Gerade wollte ich erneut mit meinen ach so bekannten Aber-Sätzen beginnen, als Kaiba mir zuvor kam. "Halt einfach die Klappe und lass sie mitfahren, Roland. Verstanden?" Es haute mich buchstäblich aus den Socken. //Er hat wohl endlich eingesehen, dass er gegen mich keine Chance hat und mich besser mitnimmt.// Lachte ich zufrieden in mich hinein, wobei ich mir doch ziemlich sicher war, dass er das nur tat, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren. So gesellte ich mich also zu den Kaiba Brüdern in die Limousine. Nun hatte mich auch Mokuba bemerkt, der mir sein, wie immer freundliches Lächeln entgegen brachte. Hach...der Kleine ist doch anders, als sein Bruder. Mit ihm würde ich mich sicher blendend verstehen. Die Fahrt zur KC dauerte keine 10 Minuten, kein Wunder, da der Chauffeur auch mit einem Affenzahn um jede Kurve bog. In einer eleganten Vollbremsung hielt die Limousine letztlich vor dem Hauptgebäude der KC. Mokuba, Seto und ich stiegen aus. So nah, war ich vorher noch nie an diesem Gebäude gewesen, es war noch größer, um einiges größer als Kaibas Villa. Neugierig folgte ich Mokuba und Seto, denen wie immer Roland, gleich eines Schoßhündchens hinterher dackelte ins Gebäude. Dieses war gleich durch mehrere Alarmsysteme gesichert, die Seto nur mittels eines Codes ausschalten konnte. Gespannt trat ich durch den Eingang. Zunächst hatte ich das Gefühl, ich befände mich in einem Krankenhaus, oder ähnlichem, denn die weißen Wände (mal wieder) und die links und rechts sich befindenden Türen, machten auf mich diesen Anschein. Etwas perplex lief ich weiter der Herde nach, die schließlich nach links in einem Fahrstuhl einbog. Immer diese Fahrstühle, wie ich sie hasse. Dieser war komplett verglast, sodass man alles unter sich sehen konnte. Aja...das passte ja prima bei meiner Höhenangst. Im 10. Stock stoppte der Fahrstuhl dann und wir stiegen aus. Hier sah es nun auch anders aus, etwa wie in einem Labor oder so. An allen Ecken und Enden befanden sich Feuerlöscher und Warnschilder. Ein langer Flur, der vor einer großen Eisentür stoppte, bildete den Weg durch dieses Stockwerk. Irgendwie war mir schon von Anfang an klar gewesen, dass Kaibas Computerraum hinter der von mir genannten Tür lag. Es musste wohl der best gesicherte Raum des ganzen Gebäudes sein. Die Tür war sogar durch mehrere Codierungen gesichert, immer für den Fall der Fälle. Nachdem Seto auch diese Codierung entsichert hatte, öffnete sich die Eisentür mechanisch und gab den dahinter liegenden Raum preis.

Ich staunte nicht schlecht, um nicht zu sagen, mir fiel fast die Kinnlade herunter bei diesem Anblick. Genau vor mir befand sich ein riesiger, unglaublich riesiger, gigantischer Bildschirm. Und die Technik, die davor aufgebaut war. Ich war mir sicher, da käme ich mit meinem kleinen Computer 1x1 nicht mehr weiter. So viele Schaltkreise, Knöpfe und Lämpchen. Ich fühlte mich wie in einem dieser Raumschiffe, mit denen die Helden von Star Wars immer durch die Gegend kurven, alles sah sehr nach Science-Fiction aus. Nur das es keine war. Nein, es war alles echt. Nun wunderte es mich nicht mehr, dass Kaiba so einen Aufstand, nur wegen eines Virus machte. Bei dem Computer und der darin wohl existierenden Daten, würde ein Virenbefall sicherlich gravierende Folgen haben.

"Also. Wer von ihnen ist jetzt für diesen Mist verantwortlich?" Wand sich Kaiba an die vor den Schaltkreisen sitzenden Männer. Sie mussten allesamt Computerspezialisten sein, wenn nicht sogar die besten Japans. "Wir wissen nicht, was passiert ist Mister Kaiba! Das Antivirussystem hätte den Virus eigentlich schon beim ersten Kontakt eliminieren müssen." Verteidigte sich einer der Computerfachleuten, der ganz links auf einer Tastatur herum getippt hatte. "Und wir konnten bis jetzt auch nicht feststellen, woher dieser Virus kam, noch konnten wir ihn lokalisieren. Wir wissen momentan nicht, wo genau er sich in unserem System befindet." Mischte sich ein zweiter Spezialist ein, der etwas weiter Abseits gestanden und sich einige Daten auf dem Bildschirm betrachtet hatte.

"Als ich sie eingestellt habe, hatten sie mir versichert, dass sie die größten Spezialisten des ganzen Landes seien und nun muss ich feststellen, dass sie allesamt Dilettanten sind." Fuhr Kaiba seine Leute wütend an. Die armen Männer taten mir richtig Leid. Sie taten doch ihr Möglichstes um den Virus zu beseitigen, und dann wurden sie so von Kaiba angefahren. Ein Glück, dass ich niemals für so jemanden arbeiten müsste.

"Moment Mal, ich glaube, da hat sich gerade etwas gerührt." Fiel plötzlich ein dritter Spezialist ein, der energisch auf der Tastatur herumtippte. "Ja, wir konnten den Virus lokalisieren. Er befindet sich in Datennetzwerk 3, doch so wie's aussieht scheint er sich nicht mehr zu bewegen." Fuhr der Mann fort. "Können sie ihn eliminieren?" Mischte sich Kaiba forsch ein. "Mit dem normalen Programm nicht, aber vielleicht mit einer Art Überbrückung." Erwiderte der Mann, wobei er seinem Nebenan einen fragenden Blick zuwarf. Dieser nickte nur stumm und wandte sich der vor ihm liegenden Tastatur zu. Angestrengt tippten beide irgendwelche verschlüsselten Zahlen in den Computer, die sich langsam auf dem Bildschirm in eine Art Datengitter verwandelten. Natürlich war mir das alles fremd, deshalb verstand ich auch kein Wort von dem, was dort auf dem Bildschirm erschien. Trotzdem interessierten mich diese Zahlen und Ziffern brennend. Sie ergaben bestimmt irgendeinen Code, der das Antivirussystem aktivieren würde, oder die Überbrückung, von der die Männer gesprochen hatten.

Ich spürte förmlich die Anspannung, die den ganzen Raum ausfüllte. Irgendwie schien jeder, der sich hier befindenden, selbst Mokuba, zu verstehen, was da vorging. Nur ich war mal wieder die Dumme.

"Die Überbrückung hat funktioniert, der Virus ist beseitigt. Jetzt können wir ihn auch analysieren, und herausfinden, woher er kam." Verkündete schließlich einer der beiden Männer. Sein Partner, sowie der dritte Mann, der sich bis dato zurückgehalten hatten, blickten nun erwartungsvoll, und teilweise etwas verunsichert zu ihrem Chef, der wie üblich seine eiskalte Miene aufgesetzt hatte. "Dann tun sie das." Meinte er an die Männer gerichtet und wandte sich dann zu Mokuba. "Fahr nach Hause Mokuba, und warte dort auf mich. Ich muss noch etwas erledigen. Ach und nimm sie mit." Mit letzterem deutete er auf mich. Dies war jedoch ganz und gar nicht, dass was ich wollte. Schließlich hatte ich ihm ein Versprechen gegeben, das ich mit Sicherheit nicht brechen würde. "Nichts da! Ich hab gesagt, ich bleibe an dir kleben, wie eine Ameise am Honig, bis dieses Projekt abgeschlossen ist. Ich trau dir nämlich nicht. Auf einmal machst du dich noch aus dem Staub und ich kann es dann ausbaden. Keine Sorge, ich kann warten, und wenn es die ganze Nacht dauert!" Gab ich ihm zickig und keinen Widerspruch duldend zurück. Mokuba war danach etwas verwirrt, und blickte ständig hin und her zwischen seinem Bruder und mir. Offensichtlich wusste er nicht, was er nun machen sollte. "Mir doch egal! Meinetwegen, kannst du warten. Aber geh mir bloß nicht auf den Geist." War Setos gleichgültige und wie immer charmante Antwort. Mokuba verstand das wohl als Anweisung zu gehen, und tat dies auch auf der Stelle, gemeinsam mit Kaibas persönlichem Hausbandwurm, auch bekannt unter dem Namen Roland.

Nun gut, ich hatte mal wieder erreicht, was ich wollte, aber wie ging es jetzt weiter. Was hatte Kaiba überhaupt noch zu erledigen, wie lange würde es noch dauern? Derweil Mokuba und der Bandwurm verschwanden, trat ich mit Seto wieder aus dem Computerraum, starrte ihn an. "Machst du eigentlich auch mal Feierabend? Wieso willst du denn jetzt noch arbeiten. Außerdem haben wir beide auch noch was zu erledigen, vergessen?" Konfrontierte ich ihn mit den kalten und salzigen Tatsachen. Wie zu erwarten, keine Reaktion. Über diesen ich-bin-so-kalt-dass-ich-Eisberge-einfrieren-könnte Typen hätte ich mich echt mein ganzes Leben lang aufregen können. Dennoch ließ ich das besser. Zu viel Ärger gibt nur Falten, und schließlich will ich ja nicht bereits mit 30 aussehen, wie mit 60! Ich beschwerte mich also nicht und folgte Kaiba nach. //Langsam komme ich mir wirklich vor, wie seine Sklavin. Der macht doch, was er will und ich muss mitziehen. Ha...selbst Schuld, du doofe Kuh. Was musstest du dich auch so stur stellen?// Schellte ich mich selbst. Nach einem ewig langen Weg, durch zig verschiedene, alle gleich aussehende Gänge, blieben wir endlich vor einer großen Tür stehen. Es war nicht schwer zu erraten, was sich dahinter wohl befand. Genau. Setos Büro, mal wieder. Mittlerweile doch etwas angenervt folgte ich dem Chef in sein ach so geliebtes Büro. Kaum zu fassen, aber die Ähnlichkeit zwischen diesem und dem in seiner Villa war nicht zu leugnen. Auch in diesem, noch um einiges größeren Raum, als dem in der Villa, standen die Wände voller Bücherregale. Und auch hier war gegenüber der Eingangstür ein großer Schreibtisch gelegen, hinter dem ein Panoramafenster prangte. Die einzige Unterschiedlichkeit bestand darin, dass hier an einer Wand ein Sofa stand, auf das sich wohl seine Untergebenen setzten, wenn sie eine Audienz bei ihrem Herrn hatten. Genauso, wie ich im Moment. Gelangweilt betrachtete ich zuerst, die umstehenden Bücherregale, bis ich sie nicht mehr sehen konnte. Kaiba unterdessen, war wieder fieberhaft in seinen Laptop vertieft. Memo an mich selbst: Bei der nächsten Gelegenheit Laptop vernichten! Memo Ende. "*räusper*...ich weiß ja nicht, ob du mir vorhin zugehört hast, aber ich hätte doch jetzt gerne eine Antwort auf meine Frage. Also: Wieso arbeitest du jetzt noch, obwohl wir auch noch Arbeit zu erledigen haben?" Ich brachte äußerste Betonung in meine Worte ein, damit ich auch sicher gehen konnte, Kaiba würde sie hören. "Wer hat denn was von arbeiten gesagt. Ich muss nur noch etwas erledigen." Antwortete dieser, völlig gelassen. "Achso? Und was bitte hast du zu erledigen, was nicht mit Arbeit zu tun hat?" Fragte ich in meiner altklugen Wortwahl. Doch ehe, ich diese Frage zu Ende stellte, wurde mir ganz schlagartig klar, wovon der Chef der KC sprach. Keine Ahnung, wie ich das herausgefunden hatte, aber ich wusste es auf einmal. "Oh! Jetzt kapier ich! Du willst diese armen Computerheinis von vorhin feuern, stimmts? Also, wenn du das machst..." "Dann was?" Unterbrach mich Seto fies grinsend. Gott, ich hasse dieses Grinsen. "...dann mach ich dir das Leben zur Hölle, Seto Kaiba." "Das tust du doch eh schon." Wieder unterbrach mich dieser arrogante Egozentriker. "Achja? Na dann kannst du dich ja schon einmal auf etwas gefasst machen. Was denkst du dir eigentlich dabei, diese Leute zu feuern? Jedem unterläuft mal ein Fehler, auch einem Seto Kaiba. Wie heißt das Sprichwort doch so schön? Irren ist menschlich. Du kannst doch nicht wegen jeder Kleinigkeit gleich jeden feuern! Gut, sie haben vielleicht einen Fehler gemacht, vielleicht auch einen gravierenden Fehler, aber es war nicht ihre Schuld. Hast du dir eigentlich jemals Gedanken darüber gemacht, was aus den Menschen passiert, die du entlässt? Ist dir nie in den Sinn gekommen, dass sie zu Hause Frauen und Kinder haben, um die sie sich kümmern müssen. Aber nein, an so was denkt unser feiner Herr Kaiba ja nicht. Die Menschen sind dir doch egal. Außer deiner Firma und Mokuba interessiert dich doch gar nichts. Kein Wunder, dass alle deine Angestellten so eine Angst vor dir haben. Du behandelst sie ja auch, wie den letzten Dreck. Aber bei mir bist du da am falschen Ende! Ich lass mich von dir sicher nicht einschüchtern. Nein, nein mein Lieber. Ich werd dir mal zeigen, was es heißt, mies behandelt zu werden. Es ist doch einfach unglaublich, das so jemand wie du, Leiter einer Firma geworden war. Also etwas derart Gemeines, Fieses, Hinterhältiges wie dich, hab ich noch nie gesehen. Du, du..." Mir fehlten die Worte. Ich hätte ja viel von Kaiba erwartet, aber dass er so gemein ist, niemals. "Bist du fertig?" Meinte Seto vollkommen ungerührt, nachdem ich vor Wut keinen Ton mehr heraus gebracht hatte. "Dieses Mal muss ich doch leider enttäuschen Sherlock Holmes. Ich hatte niemals vor diese Leute zu feuern. Tja, da hast du deine Rede wohl umsonst gehalten." Das gab mir jetzt wirklich den Rest. Ich brach buchstäblich zusammen. Dieser Kerl hatte mich glauben lassen, er wolle diese Computerspezialisten entlassen und ich hatte mich so voller Eifer in meinen Läuterungsversuch gestürzt, alles wegen nichts?! Das Schlimmste an der ganze Sache war jedoch, das sie Kaiba eine absolute Genugtuung verschaffte. Die ganze Zeit hatte ich ihn attackiert, ihm meine Wort an den Kopf geworfen und meist hatte er letztlich aufgegeben und geschwiegen. Doch dieses Mal hatte er gewonnen. Nicht nur das, ich hatte mich total lächerlich und zum Affen gemacht. Am liebsten wäre ich vor Scham im Boden versunken. Das würde er aber noch bereuen, das schwor ich mir in diesem Moment. Mit mir hatte er sich jetzt einen Feind geschaffen, einen Gegner, den er sicher nicht so schnell besiegen konnte, wie all seine Gegner bei den berühmten Duel Monsters Duellen. So viel stand fest.
 

(Hey Jenny, ich hoffe, du hast jetzt herausgefunden, wie du zu animexx. de kommst. Viel Spaß beim Lesen meiner FF's. Grüße Franzi)
 

Und wie fandet ihr diesen Teil?

Hoffe auf ganz viel Feedback! :-)

Hector Roqueraltiques und sein Sohn

Voila, das 7. Chapter!
 

Los gehts...
 

Hector Roqueraltiques und sein Sohn
 

"Du hast WAS?" Entgeistert starrten mich 5 Augenpaare, zu denen jeweils weit aufgerissene Münder gehörten, an. "Ja ganz genau, ich war gestern bei Seto Kaiba." Entgegnete ich den Augenpaaren, die zu Yugi Muto, Téa Gardner, Joey Wheeler, Duke Devlin und Tristan Taylor, gehörten. "Das glaub ich ja jetzt nicht. Seit wann lädt Kaiba normale Menschen zu sich ein?" Entrüstete sich Joey, schon beinahe schockiert. "Tja, frag das nicht mich. Ich kann nur sagen, dass es grauenvoll war. Langsam verstehe ich euch, Leute." Nachdem auch dem letzten meiner 5, mittlerweile Freunde; ich kann nichts dafür, sie haben mich gezwungen;, klar geworden war, was ich ihnen gerade berichtete, wollten sie unbedingt wissen, was gestern genau passiert war. Also begann ich mit der langen Leier, von dem Besuch in Kaibas Villa über den, von mir jetzt nur Bandwurm genannten Bericht Rolands über den Virus im Computersystem, bis hin zu meiner aufdringlichen Art Kaiba auf Schritt und Tritt zu folgen. Nur eines ließ ich aus, und zwar die Sache mit der Entlassung. Ich hätte mich doch zu lächerlich gemacht, hätte ich ihnen davon erzählt. Und ein bisschen Stolz wollte auch ich mir bewahren. "Naja und danach haben wir nicht mehr so viel Zeit gehabt am Projekt zu arbeiten, also war mein Tag gestern praktisch reine Verschwendung meiner Lebenszeit." Beendete ich gähnend meinen Vortrag. Die anderen hatten mir bis zuletzt gespannt zugehört, schienen nun aber etwas enttäuscht über den Ausgang des Tages zu sein. Weshalb bloß? Was hatten sie sich denn groß erwartet? Manchmal konnte ich diese merkwürdige Clique wirklich nicht verstehen. Ich wandte mich meinen Freunden ab, um aus dem Fenster zu sehen. Es war bereits Nachmittag eines wunderschönen, warmen Sommertages. Die Sonne brannte angenehm warm von oben herab, die Luft war nicht zu trocken und hin und wieder wehte ein laues Lüftchen durch die Bäume. Direkt nach der Schule war ich mit Yugi und den anderen hier her gekommen, in die wohl langweiligste Eisdiele von ganz Domino. Noch eine Woche, dann würden endlich die von allen heiß ersehnten Sommerferien beginnen. Meine Güte, wie lange ich mich darauf gefreut hatte. Wenn ich sehr viel Glück hatte, würde ich vielleicht die ganzen Ferien über keinem Seto Kaiba begegnen müssen. Bis dahin war ich ihn leider noch lange nicht los. Da wir, aufgrund eines unvorhergesehenen Virusproblems, gestern nicht wirklich an unserem Projekt arbeiten konnten, musste ich mich wohl oder übel ein weiteres Mal mit dem Sonnenschein der ganzen Stadt treffen. Darauf freute ich mich jetzt schon. Uns blieben, außer heute noch zwei Tage zur Bearbeitung der Aufgabe, Zeit genug um sich noch mehrere Male mit Seto anzulegen. Heute jedoch hatte ich keine Lust, zudem war es so ein schöner Tag. Ganz egal was kommen würde, Seto würde ich heute ganz sicher nicht sehen. "Also Leute! Was wollen wir heute machen? Die Freibäder sind garantiert gerammelt voll und im Park ist sicher auch die Hölle los. Also, was schlagt ihr vor?" Meldete sich nun Téa zu Wort. "Die Spielhallen sind heute bestimmt fast leer und kühl ist es dort auch." Schlug Joey vor. Nach kurzem Überlegen stimmten die anderen zu, alle außer mir. Ich hatte keinen wirklichen Gefallen an den Spielhallen, jedenfalls heute nicht, außerdem hatte ich meinem Vater versprochen heute im Restaurant auszuhelfen. "Sorry Leute, aber ich kann nicht. Muss heute im Restaurant helfen. Heute Abend haben wir ne Gesellschaft mit zirka 40- 50 Personen, da muss noch einiges vorbereitet werden. Vielleicht ein andermal." Dies bewirkte bei den anderen eine sichtliche Enttäuschung. Immerhin hatten sie so lange gebraucht, sich mit mir anzufreunden und nun hatte ich keine Zeit für sie. "Na also gut! Dann sehn wir uns wohl morgen!" Meinte Duke schließlich, während die anderen nickend zustimmten. "Ok! Dann macht's gut Leute und noch viel Spaß!" Mit einem kurzen Wink verabschiedete ich mich von meinen Freunden und verließ die Eisdiele. Mein nach Hause Weg würde dieses Mal etwas länger dauern als gewöhnlich. Erstens lag das daran, dass die Eisdiele fast am anderen Ende der Stadt lag, zweitens war ich heute so dermaßen träge, dass ich doppelt so langsam, als sonst ging. Komisch, dass es mir vorher noch nicht aufgefallen war, aber es war verdammt heiß. Die Straße glänzte, als ob sie nass wäre, so sehr brannte die Sonne darauf. Und ich, mit meinen langen, schwarzen Hosen, den ebenfalls schwarzen Turnschuhen und dem pinkfarbenem Top, bekam diese voll ab. Das erste, was ich wohl machen würde, wenn ich heim käme, wäre mir andere Klamotten anziehen. Gähnend schlich ich wortwörtlich die niemals endende Straße zum kleinen Chinarestaurant mit dem Namen Chinese Cook hinauf. Auf meinem Weg lag auch die KC, wie immer unberührt und als wäre sie verlassen. Nach einer Ewigkeit und 15 Minuten stand ich vor unserem kleinen Restaurant und ging hinein. Schon von weitem hörte ich Paps in der Küche rumoren. Kürzlich, oder auch gestern, hatte sich nämlich kurzfristig eine chinesische Reisegruppe bei uns angekündigt, die auf einer Rundreise durch Japan war. Wie sie ausgerechnet auf unser Restaurant kam, keine Ahnung. "Hey Paps! Ich bin wieder da!" Schrie ich durch die halb-offene Küchentür. Direkt hinter der Küche lag der zweite Teil unseres kleinen Anwesens, genauer gesagt der Speisesaal für die Gäste. Unser Haus hatte 2 Eingänge. Einen, mit dem man direkt in unsere Wohnung kam, den anderen, der sogleich ins Restaurant führte. Verbunden waren die beiden Teile durch die Küche. "Paps? Hast du nicht gehört? Ich bin wieder da!" Rief ich erneut, wobei ich den Kopf durch die Türspalte streckte. "Gut, dass du endlich kommst, Fu! Es gibt noch ein paar Dinge, die du erledigen musst. Wir brauchen noch Reis und diverse andere Sachen. Hab ich dir alles auf den Zettel geschrieben, der an dem Kühlschrank hängt. Geh die Sachen bitte gleich besorgen." Nichts, keinerlei Begrüßung. Das erste, das ich von meinem Vater hörte, waren Befehle, mal wieder. Aber was solls? Er hat schließlich alle Hände voll zu tun. "Ja, ok! Ich geh mich nur schnell umziehen, dann verschwinde ich!" Mit diesen Worten verließ ich die Küche wieder, riss schnell noch den Zettel vom Kühlschrank, ging hinauf in mein Zimmer. Müde ließ ich mich zunächst auf dem Bett nieder und starrte an die Decke. "Menschenschinderei, und das bei dem Wetter!" Fluchte ich leise vor mich, rappelte mich aber sogleich wieder auf um den Kleiderschrank zu plündern. Irgendwo hier musste sich doch was Brauchbares zum Anziehen finden lassen. Suchend kramte ich meine Pullis, Hosen und Jacken zur Seite um endlich an meine Sommersachen zu gelangen. Nach mehreren hin und her, entschied ich mich zu einer kurzen, blauen Hose, im normalen Sprachgebrauch auch Hotpants genannt, sowie einem weißen, engen Top, das, für meine Verhältnisse ein wenig tief ausgeschnitten war und auf der Brust einen schwarzen Drachen präsentierte. Was den Ausschnitt anbelangte, war es mir relativ egal. An solchen Tagen konnte man durchaus auch mal aufreizend angezogen sein. Noch schnell meine Sandalen gepackt, flitzte ich nach unten. In der Kommode neben unserer Eingangstür kramte ich noch nach Paps' Geldbeutel, riss die Haustür auf und knallte sie mit Lust an der Freude wieder zu. Meine gute Laune war wieder da, warum auch immer?! Auf jeden Fall hüpfte ich pfeifend unsere kleine Straße hinunter bis zur Hauptstraße. Dort herrschte mal wieder ein reger Verkehr. Kein Wunder, es war 4 Uhr nachmittags und Rush Hour. An der Fußgängerampel musste ich warten. Dabei ließ ich kurz meine Blicke umherschweifen, die letzten Endes an der KC hängen blieben. Vor derselben stand eine silbernen Limousine, definitiv nicht Kaibas, die mir zuvor nicht aufgefallen war. "Seltsam! Ob, die vorhin auch schon da gestanden hat? Vielleicht hat Kaiba ja Besuch. Bestimmt ein Geschäftspartner. Jemand anderes besucht ihn ja sicher nicht." Eigentlich wollte ich mich damit wieder meiner Fußgängerampel widmen, doch die Neugierde war stärker. Zumindest die Limo wollte ich mir mal genauer anschauen. So wechselte ich also die Straßenseite und lief rüber zum Hauptgebäude der KC. Diese Limousine glich der Kaibas nun mal gar nicht. Im Gegensatz zu Kaibas, die schlicht, schwarz und von BMW war, gehörte diese wohl zu den Hochglanzkarren und Snobschlitten von Mercedes. Der, dem diese gehörte, musste wohl noch größenwahnsinniger sein als Kaiba. Ging das denn überhaupt noch? Noch eh ich auf diese Frage eine Antwort finden konnte, rempelte mich irgendwas äußerst unsanft von hinten an. Etwas verwirrt, da ich darauf nun gar nicht vorbereitet war, torkelte ich etwas zur Seite und betrachtete mir diesen unhöflichen Flegel. Dieser stand mit dem Rücken zu mir, schien mich nicht bemerkt zu haben. //Also so was gibt's doch jetzt nicht. Ist das ein Rüpel. Rennt mich einfach so um und tut dann, als hätt er mich nicht gesehen.// So etwas ließ ich natürlich nicht auf mir sitzen. "Hey du! Schon mal was von Entschuldigung gehört? Bei dir haben sie bei der Geburt wohl auch die Manieren vergessen." Verdutzt drehte sich der Angesprochene zu mir um. Jetzt sah ich ihn in voller Montur. Er hatte hellblonde Haare, heller als Joey, blaue Augen, hellblau, nicht wie die von Kaiba, war etwa so groß wie Kaiba; gemein, alle sind so groß!; und hatte ein Lächeln auf den Lippen, dass mich wahrlich ekelte. Kein Plan warum, aber mir war sofort klar, dass dieser Typ mir für alle Zeit unsympathisch bleiben würde. "Oh Verzeihung, Süße! Ich hatte dich wirklich nicht gesehen. Wenn, hätte ich dich niemals angerempelt. So einem hübschen Mädchen, wie dir, darf man doch keinen Schaden zufügen." Sein widerliches Lächeln wurde noch größer. "Also erstens, hab ich dir nie erlaubt, mich Süße zu nennen, und zweitens, pass das nächste Mal besser auf!" Konterte ich schnippisch, wohl hoffend mir den Kerl so vom Hals zu schaffen. Doch das war falsch gedacht. Ganz im Gegenteil, der Kerl wurde nur umso ekelhafter. "Nanana...also wirklich Schätzchen! Wir wollen doch mal nicht so zickig sein. Zu so einen schönen Mädchen passt ein Lächeln doch viel besser! Außerdem solltest du dich glücklich schätzen, denn du bist gerade deinem Traumprinzen begegnet!" "Albtraumprinz passt da wohl eher. Sorry, aber du widerst mich echt an. Ich glaub, ich verzieh mich!" Schon bereit zu gehen, merkte ich plötzlich, wie mich jemand von hinten am rechten Handgelenk packte. "Jetzt komm schon! Ich weiß doch, dass du mich willst!" Meinte der absolut widerwärtige Kerl. "Sicher doch! Genauso gerne wie die Masern oder die Pest. Und jetzt lass mich auf der Stelle los, oder es setzt was!" Er war wirklich kurz davor mich stink wütend zu machen. Wenn ich etwas mehr hasste, als Seto Kaiba, dann waren es notgeile Kerle die jedes weibliche Wesen, das nicht bei 3 auf den Bäumen war, flach legten.

"Gérard, lass das! Wir müssen los, also komm jetzt!" Meldete sich plötzlich eine dunkle, etwas bedrohlich klingende Stimme aus Richtung der silbernen Limousine. Verwundert drehte ich meinen Kopf in dieselbe Richtung und erkannte einen Mann, etwa mittleren Alters in einem roten, völlig geschmacklosen Anzug. Außerdem trug er einen roten Hut, sowie eine gelbe Sonnenbrille, die nun ganz und gar nicht zu den anderen Sachen passte. Dieser Jemand war soeben in seine Limo gestiegen, nachdem er mir und dem Widerling namens Gérard noch einen kurzen Blick zugeworfen hatte. "Schade, meine Süße, aber ich muss gehen. Wir sehen uns sicher noch mal wieder, darauf freu ich mich jetzt schon!" Daraufhin löste Gérard seinen Griff und bewegte sich in einem Gang, der wahrscheinlich auszudrücken vermochte *cooler geht's nicht* zur Limo, in die er dann einstieg. "Ja hoffentlich begegnen wir uns wieder, dann werd ich dir nämlich gewaltig eine verpassen, du ekelhafter Kotzbrocken!" Zischte ich der nun wegfahrenden Limousine noch hinterher, während ich mir angewidert das Handgelenk rieb.
 

Kurz zuvor im Büro von Seto Kaiba:
 

"Ich habe keinerlei Interesse an einer Partnerschaft mit ihrer Firma, Mister Roqueraltiques. So weit ich weiß, ist Jeu de Roqueraltiques auch nur eine zweitklassige Firma, die nicht gerade Gewinne in den letzten paar Monaten aufzuweisen hatte." Kommentierte Kaiba ungerührt seinem Gegenüber, dem das nun nicht gerade gefiel. Sein Gegenüber war übrigens ein großer Mann, mittleren Alters in einem roten Anzug. Er war kein Unbekannter für Kaiba, denn seit etwa 6 Monaten versuchte er immer wieder eine Partnerschaft zwischen der Kaiba Corp und seiner französischen Spielefirma Jeu de Roqueraltiques zu erwirken. Leider, oder besser Gott sei Dank immer ohne Erfolg. Dies lag jedoch nicht einmal daran, dass, wie Kaiba schon sagte, die Firma zu wenig Gewinne machte, sondern deswegen, weil im Umlauf war, dass besagte Firma möglicherweise mit der Cosa Nostra (der italienischen Mafia) zusammenarbeite. Und diese Gerüchte waren Kaiba nun doch zu heikel, um sie einfach zu übersehen. Noch dazu hegte er eine nicht gerade geringe Abneigung gegenüber Hector Roqueraltiques und besonders dessen schmalzigen Sohn Gérard. Er hatte zwar noch nicht wirklich viel mit dieser aus Frankreich stammenden Firma zu tun, doch solche Leute, wie es die Roqueraltiques waren, kannte er nur zu Genüge. Eine seriöse Firma würde sich nicht in 1000 Jahren mit JdR einlassen. "Aber Mister Kaiba, es würde ihnen doch nur Profit einbringen, wenn sie mit uns kooperieren. Ich sage ihnen, sie würden es sicher bereuen!" Erwiderte Mister R. viel zu freundlich und total einschleimerisch. "Nein Mister R. ich habe ihnen gesagt, was ich darüber denke. Also vergessen sie's. Die KC wird mit der JdR keine Partnerschaft eingehen. Auf Wiedersehen." Ohne noch ein einziges Wort zu verlieren, hatte Seto Kaiba den großen Chef der JdR elegant aus seinem Büro geworfen. Den würde er so schnell sicher nicht wieder sehen, dachte er sich zumindest. Keine Miene verziehend, aber innerlich vor Wut schäumend, verließ der gedemütigte Chef der JdR die KC und ging wieder zu seiner, davor parkenden, silbernen Limousine.
 

Fortsetzung folgt...
 

Bye Furan :-)

Wiedersehen mit einer alten Freundin

Wiedersehen mit einer alten Freundin
 

Hey Ma-chan, das ist dein großer Auftritt!!!
 

Immer noch angewidert stand ich weiterhin vor der KC. Ich glaube, so schlecht, wie beim Anblick dieses Ekels war mir schon lange nicht mehr gewesen. Wäre dieser Sonnenbrillen Kerl nicht aufgetaucht, hätte ich ihn fertig gemacht. //Igitt, solche Typen sind mir echt zu Wider. Da ist Seto Kaiba aber noch um einiges besser. Wenigstens ist der kein so notgeiles Arschloch!// Eines hatte ich bis dahin aber ganz vergessen. "Mist! Die Einkäufe. Shit! Paps wartet sicher schon und fragt sich, wo ich abgeblieben bin!" Sagte ich zu mir selbst und kaum eine Minute später war ich über die Straße gerannt, natürlich ohne auf den Verkehr zu achten, mal wieder ein Wunder, dass ich noch lebe. Der erst beste Supermarkt war meiner. Zum Glück fand ich hier alles, was mir mein Vater notiert hatte. Ein bisschen komisch sahen mich die Leute schon an, als ich mit 3 Megatüten Reis an der Kasse stand. Aber was wussten die schon. Die hatten heute Abend sicher keine 40 Gäste, die satt werden wollten. Bepackt mit 4 Tüten rannte ich im Sausewind zurück nach Hause. Das Glück war mir mal wieder hold. Paps hatte noch so viel zu tun, dass er meine Verspätung gar nicht bemerkte. Kaum war ich allerdings wieder zu Hause, ging es mit den Befehlen weiter. "Fu, koch bitte den Reis ab. Fu, wasch das Gemüse. Fu, deck den Tisch. Fu, mach dies und das und jenes und am Besten gleich alles!" Ganz genau, so hörte sich das an. Also irgendwann muss Paps wirklich noch eine Bedienung und zweite Köchin einstellen. Allein geht das hier nicht mehr lange gut, so viel ist gewiss. Wir standen geschlagene 4 Stunden am Herd, bis alle Gerichte fertig zubereitet waren. Jede Sekunde musste der Reisebus mit den 40 Chinesen ankommen. Gespannt lag ich auf der Lauer. Es war bereits am Dämmern und die Straßenlaternen gingen langsam an, doch von dem Reisebus war weit und breit nichts zu sehen.

Plötzlich jedoch, hörte man das laute Geräusch eines sich nähernden, großen Autos. Tatsächlich, es war der Bus. Die Fenster spiegelten leider nur die äußere Umgebung wieder, weshalb ich die da drin sitzenden Menschen nicht erkennen konnte. "Paps, sie sind da!" Verkündete ich lautstark meinem Vater. Beide begaben wir uns zur Einganstür des Restaurants und warteten darauf, dass sich die Bustür öffnete. Endlich öffnete sie sich. Einer nach dem anderen trat hinaus. Doch etwas war komisch. Diese Chinesen waren allesamt in vermummte Mäntel gehüllt. Sollte es sich dabei etwa um die Triaden handeln? Nein, das konnte wohl kaum sein. Aber weshalb vermummten sie sich dann. "Äh...Entschuldigen sie, aber sind sie die Reisegruppe aus China?" Meinte mein Vater in gutem, altem Mandarin (Form von Chinesisch). "Ganz genau, die sind wir! Hallo Ho Tsung!" Antwortete eine der Vermummten ebenfalls in Mandarin. "Woher kennen sie meinen Namen?" Mein Vater war sichtlich verwirrt, was man ihm allerdings nicht verdenken konnte. Diese Gruppe war in der Tat mehr als Merkwürdig. "Also, Ho, hast du uns etwa schon vergessen? Und Fu etwa auch? Du bist ganz schön groß geworden. Als ich dich das letzte Mal sah, reichtest du mit der Nase kaum an den Türgriff." "Tante Ny Wa?" Diese Stimme, endlich hatte ich sie erkannt. Es gab nur eine Person, auf der ganzen weiten Welt, die so sprach. "Erraten!" Rief Tante Ny Wa begeistert und ließ sofort ihre Maskerade fallen. Nun war es auch offensichtlich, wer die anderen 39 waren. "Ihr seid alle da?" Paps konnte es offenbar immer noch nicht glauben. Alle unsere lieben Freunde und Verwandten aus Xiang Po, dem kleinen Ort in China, aus welchem wir kamen, waren hier. "Hallo Fu! Lange nicht gesehen!" Sprach mich auf einmal, eine mir sehr bekannte Stimme, eines Mädchens an. "Ming Li!" Rief ich erfreut und mich zu ihr umdrehend. Wahrhaftig. Es war Ming Li. Das 2 Jahre jüngere Mädchen, mit langem, schwarzem Haar, mit dem mich eine innige Freundschaft verband. Kurz gesagt, wir waren beste Freundinnen. "Meine Güte, was macht ihr denn alle hier?" Ich konnte mich vor Begeisterung kaum noch retten. Immerhin war es fast 10 Jahre her, seit ich sie alle das letzte Mal gesehen hatte. Und jetzt waren sie alle hier, sogar Ming Li. Das war eine wirklich gelungene Überraschung. "Dann habt ihr das also alles geplant?" Meinte nun Paps, nachdem er endlich wieder die Fasson erlangt hatte. "Ja, schon seit einer Weile. Wir haben herausgefunden, dass ihr jetzt in Domino lebt und da hatte Wang die großartige Idee, euch doch mal zu Besuchen. Japan ist schließlich nicht die Welt und liegt auch nicht so weit weg, wie die USA. So und hier sind wir!" Erklärte Tante Ny Wa stolz. "Aber was ist denn mit Großvater Chon? Wollte er nicht mitkommen?" Das wollte ich doch nun wissen. Großvater Chon war der Einzige, der in unserem schönen Familien- und Freundeskreis noch fehlte. Allerdings wusste ich auch, dass er bereits sehr alt war und, was ich nicht zu hoffen wagte, bereits gestorben. "Ach Fu, du weißt doch, dass Chon schon alt ist. Er meinte, für ihn wäre eine solche Reise zu lang und beschwerlich, deshalb kam er nicht mit. Allerdings können wir ihn auch nicht so lange allein lassen, und deshalb fliegen wir morgen wieder zurück." Meinte mein Großcousin Wang, mit einem Tut-mir-Leid Blick. "Oh schade, Ming Li etwa auch?" Fragte ich etwas enttäuscht. Jetzt hatte ich meine beste Freundin gerade wieder gesehen, und dann wollte sie schon wieder gehen. "Nein, ich bleibe. Momentan sind Ferien, d.h. ich kann solange bleiben, wie ich will, bzw. ihr mich ertragt!" Mischte sich Ming Li ein, der das Grinsen fast die gesamte Gesichtsfläche einnahm. "Cool! Sicher kannst du solange bleiben, wie du willst, oder Paps?" Anstatt einer Antwort errang ich ein zustimmendes Kopfnicken. "Super, na da haben wir ja noch einiges vor uns!" Ming Li strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Sie war zuvor noch nie im Ausland gewesen, hatte China also nie verlassen. Zwar hatte ich ihr früher mal ein wenig Japanisch beigebracht, doch das waren auch nur kleine Brocken. "Ich muss dir auch unbedingt ein paar, na ja...wie soll ich sagen, halt Freunde von mir vorstellen. Am Anfang konnte ich sie nicht leiden, aber mittlerweile find ich sie ganz cool. Einer von ihnen heißt Yugi Muto, das sagt dir vielleicht was. Der berühmte König der Spiele!" Ming verstand sofort. Sie war auch ein großer Fan von Kartenspielen und auch, wenn sie Duel Monsters fast gar nicht kannte, fand sie die Karten cool und schaute sich auch des Öfteren Übertragungen im Fernsehen an. "Im Ernst? Du bist mit Yugi Muto befreundet. Ach du heiliger Strohsack, jetzt sag nicht, dass du auch Seto Kaiba kennst!" Haha...sollte ich lachen. Seto Kaiba kennen? Ich könnte ein Buch über ihn schreiben. Die Lebensarten der Seto Kaiba Spezies, oder Wenn Blicke töten- eine Analyse des Seto Kaiba Gens. Sind doch ganz coole Titel?! "Nur zu gut! Nur muss ich dazu noch ein leider hinzufügen. Wenn du Seto Kaiba für nett hältst, dann hast du dich ganz gewaltig getäuscht."

"Ach...kannst du ihn nicht leiden? Ich finde, er sieht ganz süß aus. Will ihn gern mal kennen lernen!"

"Vergiss es! Bei den meisten Menschen sollte man nicht nach dem Aussehen gehen. Auch wenn Kaiba ganz süß aussieht, er ist ein Mistkerl. Glaub mir, den willst du gar nicht kennen lernen!"

"Wir werden ja sehen. Hey, du hast doch morgen Schule...da ist Kaiba doch sicher auch. Stell ihn mir bitte mal vor. Ich will mir selbst ein Bild machen." Damit war für Ming die Sache erledigt. Na toll, die hatte ja keine Ahnung, auf was sie sich da einließ. Und dabei hatte meine kleine Freundin auch noch so ein sensibles Gemüt. Wenn Kaiba ihr irgendwie blöd kommt, ist der dran, der Sack! Das schwor ich mir hiermit.

Irgendwann, nachdem wir uns alle miteinander ausgetauscht und umarmt hatten, gingen wir schließlich ins Restaurant. Die chinesischen Speisen warteten schon und dufteten wie immer köstlich. Wir verbrachten noch einen richtig schönen Abend, und vor 2 Uhr Morgens ging keiner von uns schlafen.
 

Hundemüde und kein bisschen ausgeschlafen, erwachte ich am nächsten Morgen. Super, ich fühlte mich wie gerädert und sollte dann auch noch in die Schule. Das konnte ja heiter werden. Zunächst einmal streckte ich mich genüsslich, um dann mit halb geschlossenen Augen ins Bad zu stapfen. Als ich aber aus dem Bett wollte, blieb ich plötzlich irgendwo hängen und schlug geradewegs längs auf den Boden. "AUA!" Kreischte eine aufgeregte Stimme in meiner Nähe. Ups, ich war wohl über Ming gestolpert, die zufällig neben mir auf einer Matratze auf dem Boden geschlafen hatte. "Das ist ja lebensgefährlich bei dir. Ich glaub das nächste Mal schlaf ich bei Onkel Ho (in Fu's Familie werden alle mit Tante, Onkel, Großvater oder Großmutter angesprochen, auch wenn sie nicht miteinander verwandt sind)!" Beschwerte sich die Kleine, sich ihren schmerzenden Kopf, über den ich wohl gestolpert war, reibend. "Tut mir Leid, aber morgens bin ich immer so! Kann ich leider nix für!" Gähnend rappelte ich mich wieder vom Boden auf und tapste weiter ins Bad. Aber halt mal, wo war das Bad? Alles, das ich sehen konnte, als ich die Tür öffnete war eine meterlange Menschenschlange die sich bis vor meine Zimmertür aufgebaut hatte. "Shit! Wollt ihr etwa alle ins Bad?" Rief ich in die Menge, die sich sofort nach mir umdrehte. "Morgen Fu!" Kam es aus zirka 30 Mündern gleichzeitig. "Jaja, guten Morgen *gähn*!" Das Bad konnte ich mir wohl vorerst abharken, also schlurfte ich in die Küche. Hier saß zum Glück nur mein Vater, der nicht minder gerädert aussah als ich. "Morgen Paps!" Begrüßte ich ihn, gleich auf den Kühlschrank zusteuernd. "Hmm...hmm!" Antwortete dieser nur. //Hör auf damit! Du klingst ja schon fast wie Kaiba. Pass auf, irgendwann führen wir auch so intellektuelle Konversationen, wie Kaiba und ich. Ach ne...den Kerl seh ich heut ja schon wieder!// Dachte ich, während ich genüsslich eine, noch von gestern übrig gebliebene Schüssel mit Reis verschlang. "Kommst wohl auch nicht ins Bad, stimmts?" Die Reaktion meines Vaters war abzusehen. Er schüttelte den Kopf. "Oh man, bevor das hier noch ewig dauert, und ich deswegen vielleicht zu spät zur Schule komm, wasch ich mich lieber in der Küche!" Das hatte mein Vater wahrscheinlich nicht gehört, sonst wäre er sicher durchgedreht. In der Küche wäscht man sich nun mal nicht. Das ist unhygienisch, hat er früher immer gesagt. Aber ich sag euch mal, was ich unhygienisch finde, und zwar wenn man sich überhaupt nicht wäscht. Außerdem hatte ich eine Ausrede: Das Bad war verstopft und ich musste zur Schule.

Kein Plan, wie Ming Li ins Bad gekommen war, jedenfalls stand sie auf einmal, frisch gewaschen, angezogen und frisiert neben mir und meinte, sie wolle mit in die Schule. Herrlich, das hatte mir gerade noch gefehlt. Aber was sollte ich tun. Ich konnte meiner besten Freundin doch nicht sagen, tut mir Leid, aber du kannst nicht mit. Also nahm ich sie mit und gemeinsam verließen wir das Haus, machten uns auf den Weg zur Domino High.

Was Kaiba so alles kann...

Was Kaiba so alles kann...
 

(hmm...ja, was kann er denn? Mal scharf nachdenken...*grübel*)

Danke für deine Kommis Gothica261. Ich werd das mit den Absätzen mal versuchen. Bei mir ist halt immer das Problem, das ich schreibe und schreibe, und dabei gar nicht mehr darauf achte, wie die Form aussieht. Versuche es auf jeden Fall mal zu beachten. :-)
 

Ansonsten weiterhin viel Spaß!!!
 

Womit hatte ich das nur verdient? Womit hatte Ming das nur verdient? Dennoch, sie war ja selbst Schuld. Es war immerhin ihre Schnapsidee, Seto Kaiba kennen zu lernen. Also musste sie auch die mit sich bringenden Folgen ertragen. Vielleicht hätte ich ihr auch von meinen bisherigen Erfahrungen, die Spezies Seto Kaiba betreffend, berichten sollen... Nein, wieso denn. Sie sollte schon selbst erfahren, was es mit Kaiba auf sich hatte. Gelangweilt, genervt und saumüde latschte ich also, meine Freundin im Schlepptau über die Straßen, wohl bemerkt, nicht darauf achtend, ob ein Auto kam. Eines Tages werd ich wirklich noch überfahren. Zufälliger Weise führte mein Schulweg regelmäßig an der KC vorbei, was mich dieses Mal zu einem kleinen Zwischenstopp veranlasste.

"Hey Ming, guck mal, das hier ist die Kaiba Corp von deinem geliebten Kaiba. Kannst dir vorstellen...genauso hohl und geschmacklos, wie dieses Ding aussieht, ist auch Kaiba. Mach dir also besser keine zu großen Hoffnungen." Warnte ich sie bereits im Voraus. Allerdings teilte meine Freundin diese Ansicht nicht, war zumindest aus ihrer Antwort zu schließen. "Wow! Das ist also die Kaiba Corp. Man, ist das ein großes Gebäude. Wohnt der auch da?"

"Sicher nicht. Er wohnt am Rand der Stadt, in einer fast genauso großen Villa. Ich sag dir, total größenwahnsinnig der Kerl. Von innen müsstest du das mal sehen."

"Du warst in der KC? Wie das denn?" Bewundernde und auch sprachlose Blicke meiner Freundin trafen mich.

"Nicht nur in der KC...ich war auch in Kaibas Villa. Super öde, dort. Keine Farben, kein Leben, kein Spaß. Als hätt er sich sein Leben lang von Zitronen ernährt."

"In Kaibas Villa? Also jetzt kapier ich gar nix mehr! Wenn du ihn doch so schrecklich findest, warum besuchst du ihn dann in seiner Villa? Oder ist da was ganz anderes im Spiel?" Aus einem undefinierbaren Grund beunruhigte mich Ming's seltsames Lächeln etwas. "Was meinst du?" Ratlos zog ich eine Augenbraue hoch und sah Ming an.

"Ha! Jetzt hab ich's! Du findest Kaiba gar nicht schrecklich! In Wahrheit bist du in ihn verliebt und sagst das alles nur, weil du denkst, ich könnte mich für ihn interessieren! Oder, seid ihr vielleicht schon zusammen und du hast Angst, ich würde ihn dir ausspannen?"

"WIE BITTE? TICKST DU NOCH GANZ RICHTIG? Ich verliebt in so einen Heini? Bisher gab es noch keinen, den ich so hasste, wie ich Kaiba hasse. Und du...du glaubst doch tatsächlich, ich wär in ihn verliebt?! Willst du, dass ich hier auf der Straße kotze, oder was?" Ich war stinkwütend. Das war ja eine so dermaßen unverschämte Frechheit. Ausgerechnet meine beste Freundin unterstellte mir, dass ich was mit Kaiba...mit dem schlimmsten aller Kerle, die auf die Domino High gehen...hätte?! Niemals, nicht in 1000 Jahren hätte ich das von ihr erwartet. So schnell...das war sicher...würde ich es ihr nicht verzeihen.

"Ist ja gut, ist ja gut! Ich nehms zurück. Meine Güte, du bist heute ja wieder supergut gelaunt!" Beleidigt streckte Ming mir die Zunge raus, doch ich ignorierte sie, ganz nach Seto Kaiba Art. Man, ich sollte besser mal aufpassen. Wenn ich mich noch länger mit diesem Typen abgeben muss, nehm ich plötzlich noch mehr seiner Eigenarten an. Alles nur wegen diesem beknackten Projekt. Ich könnte mich grad übergeben. In meiner Wut bemerkte ich gar nicht, das wir längst an der Domino High angekommen waren, war deshalb umso überraschter, als ich plötzlich Joeys Stimme hörte.

"Morgen Fu! Na, noch alles klar?" Begrüßte mich der Typ aus Yugis Clique, den ich trotz allem immer noch nicht wirklich leiden konnte. "Hi Joey! Ja geht so!" Antwortete ich knapp und teilnahmslos. "Hallo Fu...hä...wer ist denn das?" Meldete sich nun auch Téas Stimme. "Morgen Téa. Ach, das ist meine Freundin aus China. Sie heißt Ming Li!"

"Aus China? Cool! Hallo Ming Li, wie geht's denn so?" Richtete sich Téa an, die etwas verwirrte, neben mir stehende Ming. "Ähm Téa...sie kann kaum Japanisch." Erklärte ich, auf Ming's perplexe Blicke, die mir zu verstehen gaben, dass sie nichts verstanden hatte. "Achso! Ich kann aber auch kein Chinesisch, ist ja blöd." Erwiderte Téa etwas enttäuscht. "Macht nix! Ich kann ja übersetzen. Nur falls es dich interessiert: Bei uns sprechen wir Mandarin, das ist eine Form von Chinesisch, aber egal. Was willst du sie denn fragen?" Komischer Weise war Téa die Erste, aus Yugis Clique, die ich doch ganz gerne mochte. Aber auch die anderen waren ok. Mit Ausnahme natürlich von Joey. Keine Ahnung warum, aber irgendwas hatte der Typ, was mir nicht gefiel. Trotzdem war er mir mittlerweile sympathischer als Kaiba.

"Echt? Danke! Kannst du deiner Freundin vielleicht sagen, wer ich bin und, dass ich mich freue sie kennen zu lernen?" Meinte Téa begeistert. "Klar, kann ich machen." Entgegnete ich Téa und begann sofort damit, Ming Téas Worte auf Mandarin zu übersetzen. Diese hatte jetzt endlich verstanden und antwortete mir begeistert. "Also: Ming Li freut sich auch dich kennen zu lernen. Sie fragt, wie es dir geht!" Übersetzte ich den anderen.

"Mir geht's gut! Sag mal Fu, geht deine Freundin jetzt etwa auch hier zur Schule? Ist das nicht ein bisschen schwer, wenn sie noch gar kein Japanisch kann?"

"Nein, Ming ist nur zu Besuch hier. In China sind jetzt Ferien und da kam sie gestern, zusammen mit 39 weiteren Verwandten und Freunden von uns, hier her um Urlaub zu machen." Erklärte ich Téa.

"39? Wo habt ihr die denn alle untergebracht?" Mischte sich nun eine mir auch sehr bekannte Stimme ein. Es war Duke Devlin, der gerade, einen irgendwie leicht angesäuert aussehenden Tristan im Schlepptau hatte. "Gute Frage, ich hab keine Plan. Weiß nur so viel, dass heute Morgen 40 Menschen bei uns vor der Badezimmertür gestanden haben und ich kaum noch aus meinem Zimmer herausgekommen bin." Der Gedanke an den Anblick von heute Morgen verursachte unweigerlich ein Grinsen in meinem Gesicht. Das hatte aber auch zu dämlich ausgesehen. Alle wollten sie gleichzeitig ins Bad.

"Ihr seid ja ne richtige Großfamilie, was?" Meinte Joey, mit seinem berühmten saudoofen Grinsen. "Tja...das sind eben fast alle Leute aus unserem Dorf. Wir haben eben auch viele Freunde." Gab ich ihm, etwas genervt zur Antwort.

"Sieh mal einer an. Der Clan der Trottel hat sich auch mal wieder versammelt!" Tönte auf einmal eine Stimme an mein Ohr. Es war wohl nicht schwer zu erraten, zu wem diese Stimme gehörte. Welche Überraschung...es war Kaiba. Kam mal wieder mit seiner Limousine. Großer Gott, was wollte er damit nur bezwecken. Mittlerweile wussten wir doch alle, dass er behämmert und geistesgestört war, und über sein Vermögen waren wir auch bestens informiert. Seid ehrlich! Habt ihr schon mal so einen Großkotz gesehen? Also ich noch nicht.

"Na sieh mal an, der reiche Pinkel. Was verschafft uns denn diesmal die Ehre, Kaiba!" Konterte Joey, den Kaibas Auftauchen mindestens genauso störte, wie mich. Naja, da hatten wir wohl wenigstens eines gemeinsam. "Ich wüsste nicht, dass ich mit dir geredet habe, Wheeler. Hat man dir denn nicht beigebracht, dass Köter nicht sprechen können?" Kaibas Charme haute wieder alle um.

"Und bei deiner Erziehung hat man wohl die Manieren vergessen, Kaiba." Also mal im Ernst: Joeys Konterung war nun echt nicht das Gelbe vom Ei.

"Du gehörst an die Leine Köter. Wo ist denn dein Herrchen." Kaibas allseits beliebte Betitelung für Joey.

"Daran solltest du dich erstmal halten, Seto! Dein Bandwurm läuft dahinten nämlich schon wieder frei herum!" Mischte ich mich, unverfroren, wie es meine Art war, in die Diskussion, soweit man es so nennen konnte, ein. Ich denke, ihr wisst, wen ich mit Bandwurm meinte. In der Tat lief dieser Kerl, bzw. stand er noch immer an der Limousine. Die anderen verstanden natürlich nicht, wen ich damit meinte. Woher sollten sie es auch wissen. Einzig Kaiba wusste es, erwiderte jedoch nichts. Erhobenen Hauptes schritt unser Ich-ignorier-dich-und-alles-andere-drum-herum König an dem gemeinen Fußvolk vorbei.

"Hey Kaiba, schöne Grüße von Galilei. Ich soll dir sagen, dass sich das Universum nicht um dich dreht. Schon mal was davon gehört?" Sendete ich ihm noch eine letzte Bemerkung hinterher. Kein Schimmer, weshalb er jetzt ausgerechnet darauf reagierte, aber er tat es. Mit einem Blick, als hätte ich gerade versucht ihm einen toten Biber anzudrehen, fixierte er mich, und dann meine liebe Freundin. "Hat Yugis Fanclub etwa schon wieder ein neues Mitglied bekommen? Die Blöden scheinen wohl niemals auszusterben." Wieder setzte er diese, ich hasse es bis in den Tod, Lächeln auf, das zu sagen schien *Ihr seid doch alles Neandertaler*. Eigentlich wollte ich Kaibas Äußerung einfach ignorieren, doch Ming hielt mich davon ab. Sie hatte offenbar bemerkt, dass er damit sie gemeint hatte, auch wenn sie keines seiner Worte verstanden hatte, und wollte von mir nun wissen, was Seto gesagt hatte. Fragend stellte sie mir die Frage in Mandarin.

"Sag mal Fu, der Kerl hat mich doch gerade angesehen!? Was hat er denn gesagt?" Wie sollte ich ihr das nun erklären. So wie es aussah, hatte sie noch nicht einmal gemerkt, dass es sich bei diesem Kerl um ihren *süßen* Kaiba handelte.

"Du kannst deinem Anhängsel ruhig sagen, dass ich sie damit gemeint hatte." Fiel mir Kaiba plötzlich ins Wort, noch ehe ich überhaupt angefangen hatte, zu übersetzen. Das war aber nicht das, was mich sprachlos machte.

Was mich vollkommen vom Hocker warf war, dass der Kerl mir das gerade in Mandarin gesagt hatte. Woher kannte ein arroganter Schnösel, wie Kaiba bitteschön Mandarin. Das gibt es doch gar nicht. Und dann hat er auch noch die Frechheit, meine beste Freundin in ihrer Muttersprache zu beleidigen. So was Unverschämtes.

Allerdings war hing nicht nur meine Kinnlade bis zum Boden. Alle anderen, die dabei standen, sowie auch Ming Li staunten regelrecht Bauklötze, als sie mitbekamen, wie Kaiba soeben gesprochen hatte.

"Du...du kannst Mandarin? Wo...woher das denn?" Vor lauter Verwunderung brachte ich keine klaren Sätze mehr heraus. Sicher war mir klar, dass Kaiba aufgrund seiner Firma bestimmt sehr viele Sprachen beherrschte. Immerhin exportierte Kaiba Corp auch ins Ausland. Aber ausgerechnet Mandarin. Die meisten Menschen wussten nicht mal von dieser Sprache, geschweige denn konnten sie sprechen. Noch dazu waren die Gegenden in China, in denen man Mandarin sprach, wirklich nicht das, was man als firmenreiches Exportland bezeichnet. Woher konnte er es also. Oder war Kaiba am Ende so intelligent, dass er jede Sprache auf der Welt beherrschte? Nein, das würde selbst er nicht können.

"Jetzt fehlen dir wohl die Worte? Ich hab's dir ja gesagt, du wirst nie gegen mich ankommen." Entgegnete mir Kaiba, schon wieder in Mandarin. Ich schwöre, ich werde diese Sprache nie wieder sprechen. Ohne weiter darauf einzugehen, verschwand Kaiba ganz cool, wie immer, schließlich im Schulgebäude.

"W...wer war denn das? Und woher kann der denn unsere Sprache?" Meldete sich nun Ming Li zurück, die wohl auch für kurze Zeit die Sprache verloren hatte. "Wer das war? Du fragst mich echt, wer das war? Nun gut! Das, meine Liebe, war dein ach so süßer Seto Kaiba. Na, was sagst du nun?" Antwortete ich ihr, böse lächelnd.

"DAS war Seto Kaiba? Der sieht ja ganz anders aus, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Man, das ist vielleicht ein mieser Typ! Der kann mir gleich gestohlen bleiben." Entrüstete sich Ming bestimmend. Tja...ich hatte es ihr ja gesagt, aber sie wollte es nicht glauben. Jetzt hatte sie Kaiba mit eigenen Augen gesehen und kennen gelernt. "Siehst du! Ich hab's ja gesagt. Einen übleren Zeitgenossen findest du wohl nirgends!" Meinte ich triumphierend darüber, dass ich mal wieder Recht gehabt hatte. Etwas enttäuscht war Ming ja schon, aber wer konnte ihr das auch verdenken. Immerhin hatte sie sich so auf die Begegnung mit Kaiba gefreut.

"Hallo Leute! Was guckt ihr denn alle so entgeistert?" Hörte ich plötzlich Yugis Stimme hinter uns. Er war gerade angekommen und scheinbar sehr überrascht, über unser aller Gesichter. "Kaiba kann Mandarin, wusstest du das?" Klärte Joey den kleinen König der Spiele (sorry, ist aber wahr ;-)) auf der Stelle auf. "Der kann doch so gut wie alles, warum also nicht das auch?" War Yugis total unbeeindruckte Antwort. "Weil Mandarin ne superseltene Sprache ist. Ich hab nicht mal gewusst, dass es die gibt!" Beschwerte sich Joey, die Arme vor der Brust verschränkend. "Ach Joey, reg dich doch nicht so auf. Ist doch nicht so schlimm." Beschwichtige Yugi seinen Freund. Nun entdeckte er auch Ming Li, die etwas versteckt hinter mir stand. "Nanu? Wer ist denn das? Haben wir wieder ne neue Schülerin?"

"Nein, das ist meine Freundin Ming Li aus China. Sie macht hier nur Ferien." Erklärte ich ihm lächelnd. Ming Li beobachtete Yugi einen Moment. Sie schien über irgendwas angestrengt nachzudenken. "DU bist Yugi Muto, stimmts?" Brach es auf einmal aus ihr heraus. Dabei stürzte sie sofort auf Yugi zu, der erschrocken einen Meter zurückwich und schüttelte ihm begeistert die Hand. Yugi verstand natürlich gar nichts, und sah leicht überfordert aus.

"Sie hat gerade festgestellt, dass du Yugi Muto bist. Ming ist ein ganz großer Fan von dir und wollte dich unbedingt mal kennen lernen." Klärte ich den Armen und die anderen über diese Reaktion auf. "A...achso! I...ch freu mich auch, dich kennen zu lernen." Stammelte Yugi immer noch verwirrt. Schnell übersetzte ich Ming, was er gesagt hatte, wobei ich sie am Arm griff und von Yugi wegzog. Denn dessen Hand, die Ming die ganze Zeit über geschüttelt hatte, drohte nun langsam abzusterben. Yugi war mir dafür sichtlich dankbar. Ein lautes Bimmeln unterbrach unsere fröhliche Unterhaltung. Es war die Schulglocke, die uns nun mitteilen wollte, dass wir unsere Freiheit begraben sollten und in den Kerker zurückkehren sollen. Leicht angesäuert latschten wir alle, wir waren schon ein beachtlicher Haufen, in unser Gefängnis, das wir doch sooo freiwillig besuchten. Ein unerträglich langweiliger Schultag begann. In der ersten Stunde hatten wir auch noch Mathe, mein absolutes Lieblingsfach. Ach ja...und unser netter Lehrer Mister Shikaido konnte mich auch sooo gut leiden. Ich fühlte mich schon fast, wie in der Hölle. Danach lag eine Englischstunde und eine Musikstunde (freu) an. Jaja...Musik, nicht nur mein Lieblingsfach. Ming Li mochte es auch, und außerdem konnte sie hier nun endlich mal etwas verstehen, denn wie es das Schicksal so wollte, nahmen wir heute chinesische Volkslieder durch. Miss Kumada war sehr begeistert, nun zwei *Opfer* zu haben, die sie mit dem Übersetzen des Textes beglücken konnte. Ich hätte fies sein können, und ihr sagen, dass der feine Herr Kaiba, der sich an den Musikstunden grundsätzlich nie beteiligte, auch Mandarin konnte, aber irgendwie hatte ich das vollkommen vergessen. Vielleicht auch deshalb, weil Kaiba in Musik mir nie auffiel. Schließlich saß er ganz hinten, völlig teilnahmslos und desinteressiert. Musik und Kunst waren wohl die einzigen Fächer, die ihn gar nicht interessierten. Wahrscheinlich weil er so unkreativ war. Mal ehrlich, Kaiba kann doch garantiert nicht singen. Und zeichnen, na ja...darüber wollen wir gar nicht erst spekulieren. Die 4. Stunde sollte dann aber zu meinem Verhängnis werden. Wir hatten Geschichte. Schlagartig fielen mir wieder mein heiß geliebtes Geschichtsprojekt und mein noch mehr geliebter Partner ein. Wie erwartet, fragte Miss Tokara sogleich nach, wie weit denn die Aufgaben seien und ob schon einige fertig wären. Dabei fielen ihr, wer hätte was anderes erwartet, sofort Kaiba und ich ein, von denen selbst sie wohl nicht erwartet hätte, dass sich etwas tut. Uns beide mit ihren Blicken fixierend verkündete sie noch einmal, sehr verschärft, dass die Abgabe morgen sei und dies der letzte Tag zum arbeiten. Herrlich! Mein Tag war wieder gerettet. Noch einen Nachmittag mit Seto Kaiba und ich könnte mich endgültig beerdigen lassen. Ihm schien es allerdings gar nichts auszumachen. Warum auch. Er war schließlich Seto Kaiba und ich nur eine lästige Neandertalerin, die nur rein zufällig an ihn geraten war. Habe ich schon erwähnt, dass ich ihn hasse? Ja? Gut, dann sag ich es noch mal: Ich hasse ihn! War das jetzt deutlich?

Die letzten beiden Stunden verliefen sehr schnell; es waren Physik (kotz) und Biologie; sodass ich nicht bemerkte, wie die Schulglocke den Unterricht beendete. Glücklich und erleichtert stürmten meine Klassenkammerden aus der Schule. Mich würde jedoch noch etwas erwarten. Ich musste heute, mit Kaiba unsere Aufgabe erledigen. Dazu würde ich ihn wohl oder übel erneut drauf ansprechen müssen. Mit Schild und Schwert begab ich mich also in die Höhle des Drachen.
 

Fortsetzung folgt...
 

Na? Was haltet ihr davon? Gut? Schlecht? Bitte schreibt mir ein paar Kommis. Muss doch wissen, wenn und was ich verbessern soll.

Büddö, büddö!!! *großeAugenkrieg*

Todfeinde und ein infamer Plan

So, das hier ist nun ein relativ normales, wenn man das bei mir so sagen kann, Kapitel. Ich hab es nur geschrieben, weil mir nix Besseres einfiel.

Hoffe, es sagt euch trotzdem zu.
 

Viel Spaß...
 

Todfeinde und ein infamer Plan
 

"Ist unser Herr gerade wieder dabei, mich zu ignorieren, oder kann ich dich fragen, wann du gedenkst unser Projekt zu Ende zu bringen?" Begann ich mit einer gehörigen Portion Sarkasmus in meinen Worten. "Du weißt ja schon, dass heute der letzte Tag ist. Also hör jetzt auf herum zu zicken, und gib mir ne klare Antwort." Fuhr ich, ohne ihm auch nur die Chance zu antworten, zu geben. Wir standen gerade vor dem Schulgebäude, meine Freunde und alle anderen Schüler waren schon gegangen, mit Ausnahme von Ming Li, die von unserer Musiklehrerin, die seit der Musikstunde einen Narren an ihr gefressen hatte, durchs Schulgebäude geführt wurde, als plötzlich ein Reifenquietschen zu hören war. Verwundert drehten sowohl Seto als auch ich uns um. Vor der Schule hatte ein knallroter Ferrari Dino eine Vollbremsung abgelegt. Die Fahrertür öffnete sich und heraus trat... //Oh Gott, nicht der!// Ich hatte ihn sofort erkannt. Es war dieser widerwärtige Schleimbolzen, den ich noch, nur zu gut, von gestern in Erinnerung hatte.

"Wenn das nicht meine Süße ist!" Meinte er überheblich und schmierig wie immer, auf mich zukommend. "Ich habe dich doch sofort erkannt, da musste ich einfach anhalten. Wir hatten gestern ja leider keine Zeit mehr gehabt, uns näher kennen zu lernen. Das müssen wir jetzt unbedingt nachholen." Fuhr er ungehindert fort. "Bitte nicht! Ich habe mich doch gerade erst von diesem Schock erholt. Wenn ich dich heute noch einmal ertragen muss, muss ich auf der Stelle kotzen!" Erwiderte ich angewidert, mir die Hand, als Demonstration vor den Mund pressend. "Aber, aber Süße. Darüber haben wir doch gestern schon geredet. Du musst dich nicht verstellen, ich weiß, dass du mich magst." Meinte er, wobei er seinen Arm um mich legte und mich so an sich drückte. "Ja! Ganz genau so, wie tote Oma unterm Arm." Entgegnete ich, während ich mich aus dieser ekelhaften Umarmung befreite. "Naja, vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Also, meine Name ist Gérard Roqueraltiques!"

"ROQUERALTIQUES?" Ertönte plötzlich Kaibas empörte Stimme. Ups...den hatte ich ja total vergessen. Ach du grüne Neune, was der wohl jetzt dachte. Aber was machte ich mir eigentlich Sorgen. Jeder Mensch hat da ja wohl gesehen, dass ich absolut nicht einverstanden war, mit dieser Anmache. Was bildete Kaiba sich überhaupt ein? Ein Gentleman hätte mich jetzt vor diesem Schmierfinken gerettet. Da sieht man aufs Neue, das Seto bei weitem kein Gentleman ist. Blödmann!

Eine Frage stellte sich mir aber dennoch. Weshalb regte ihn der Name Roqueraltiques so auf? Diese Frage sollte mir schneller beantwortet werden, als ich dachte.

"Soso! Du bist das also! Der große Chef der Kaiba Corp, der absolut keine Partnerschaft mit der Firma meines Vaters eingehen will. Kaum zu glauben, dass so ein kleiner Spinner, Chef einer so großen Firma ist. Das Glück ist den Doofen wohl immer noch hold." Auf der Stelle ließ Gérard von mir ab, um nun provozierend auf Kaiba zu zugehen. "Du hast meinen Vater ganz schön verärgert, weißt du das? Und mich übrigens auch. Die Sache ist noch längst nicht ausgestanden, verlass dich drauf."

"Dein Vater ist ein Idiot, und eure Firma der reinste Saftladen. Mit so etwas geh ich garantiert keine Partnerschaft ein." Konterte Kaiba ganz unbeeindruckt. "An deiner Stelle wär ich verdammt vorsichtig, was ich sage. Meinen Vater zu verärgern hat schon so manchen in den Ruin gebracht." Gérard stand nun genau vor Seto und hatte sich gefährlich vor ihm aufgebaut. Doch Kaiba war kaum anders. Er wich kein Stück zurück, sondern fixierte sein Gegenüber mit seinen eiskalten Augen. Das war vielleicht ein Anblick. Beide Kontrahenten waren gleichgroß, und beide hatten einen äußerst provozierenden Ausdruck im Gesicht. Ich befürchtete doch tatsächlich, dass sie jeden Moment aufeinander losgehen würden. Hierbei hielt ich aber 100% Seto bei. Er war vielleicht ein Mistkerl und Macho, aber im Vergleich zu Gérard der reinste Engel.

Trotzdem. Es war relativ unwahrscheinlich, dass sie sich prügeln würden. Beide, sowohl Kaiba, als auch Gérard waren reiche Snobs, die niemals auf dieses Niveau herab sinken würden, das war mir durchaus klar. Und ich hatte Recht.

"Du bist nichts weiter, als ein frühreifes Früchtchen, das zufällig das Glück hatte, die Firma seines Vaters zu erben. Mein Vater wird Kleinholz aus dir machen...aus dir und deiner Firma." Sagte Gérard nach einer Weile, überheblich grinsend.

"Und du bist nichts weiter, als ein verweichlichter Halbaffe, der immer noch unterm Kommando seines Vaters steht." Konterte Seto, keine Miene verziehend. Er fühlte sich diesem, doch 2 Jahre älterem Prahlheini um einiges überlegen. Damit hatte er auch ganz Recht. Denn dieser Gérard war wirklich nicht gerade intelligent und konnte nur groß die Klappe aufreißen.

"Wegen dir bin ich ja auch gar nicht hier. Also mach dich mal lieber aus dem Staub. Ich hab nämlich ein Date mit der süßen Maus dahinten." Wandte er Kaiba nun den Rücken zu und kam wieder auf mich zu. Ich dagegen, stand immer noch ein wenig verwirrt, knapp zwischen den beiden, nicht bemerkend, dass der Mistkerl mir schon wieder zu nahe kam. Leise hörte ich, wie hinter uns auf der Straße ein Auto anzurollen schien, nahm es aber nicht richtig wahr. Mein Blick lag auf Gérard, der mir nun genau gegenüberstand und erneut sein abartiges Lächeln aufgesetzt hatte. Na toll! Und wieder müsste ich mich gegen diesen Widerling wehren. Langsam hatte ich es satt.

"Tut mir Leid, aber das kannst du vergessen. Sie kommt nämlich mit mir mit." Meldete sich ganz unerwartet Seto zurück, der fast unbemerkt neben Gérard aufgetaucht war.

Ohne zu zögern griff er nach meiner Hand und zog mich langsam mit sich mit. Ich war so perplex, dass ich es einfach geschehen ließ, komplett ohne Gegenwehr. Jetzt erkannte ich auch das Auto, das soeben vorgefahren war, als Kaibas Limousine. Der Bandwurm hatte bereits die Tür geöffnet, sodass Seto einsteigen konnte, und mich dabei mitzog. Kurz konnte ich noch Gérard's fassungslosen Gesichtsausdruck erkennen, und wie er uns blöd hinterher guckte, dann fuhr die Limousine auch schon davon. Erst, als die Limo längst fuhr, bemerkte ich, was eigentlich passiert war.

//Er hat mich gerettet. Wahrscheinlich eher unabsichtlich, aber er hat es getan. Haha...dieser Gérard hat vielleicht dumm aus der Wäsche geguckt.// Dachte ich mir nun. Ja, man konnte echt sagen, dass ich Seto diesmal dankbar war. Aber es ihm zeigen, geschweige denn sagen...bestimmt nicht!

"Sag mal, was fällt dir ein? Du kannst mich ja wohl nicht einfach so mitschleppen. Seh ich aus, wie dein Haustier oder was?" Beschwerte ich mich lautstark, nachdem ich einen Überblick über die Situation hatte.

"Du solltest dich lieber bedanken, anstatt hier solche Zicken zu machen. Oder wolltest du etwa noch länger bei deinem neuen Verehrer bleiben? Außerdem hast du dich doch selbst beschwert, dass wir noch etwas zu erledigen hätten." Erwiderte Kaiba kühl, wie immer absolut nicht beeindruckt. "Bäh! Igitt, ganz bestimmt nicht. Trotzdem kannst du das nicht einfach machen. Ich glaub, du verwechselst mich langsam mit deinen Sklaven. Merk dir das mal, mit mir kannst du ganz bestimmt nicht so verfahren. Das nächste Mal ein bisschen freundlicher, ja?" Beleidigt drehte ich mich weg, um wieder aus den verdunkelten Fenstern zu schauen. Wie gewöhnlich war für Kaiba das Gespräch damit beendet, er schwieg (wow...ein Wunder!).
 

Derweil vor der Schule...
 

Gérard stand immer noch an der Stelle, an der Seto und ich ihn stehen ließen. Damit hatte er wohl nicht gerechnet, dieser Mistkerl.

Mit der Zeit verstand auch er, dass er soeben eiskalt abserviert wurde, was ihm natürlich gar nicht gefiel. Fast schnaubend vor Wut ging er zurück zu seinem Auto, stieg ein und knallte die Tür dermaßen zu, dass man befürchten musste, die hübschen Flügeltüren des Ferrari Dino würden abbrechen.

"Na warte, das wird er mir noch büßen. Niemand, aber auch wirklich niemand versetzt mich, Gérard Roqueraltiques. Und schon gar nicht Seto Kaiba. Ein verwöhnter Bengel, der noch nicht einmal erwachsen ist und es auch noch wagte, sich mit meinem Vater anzulegen. Und dann diese Schlampe, von einer Frau. Sie ist einfach so mit ihm mitgegangen..." Einen Moment unterbrach Gérard sein Selbstgespräch und dachte nach. "Das lässt wohl nur einen Schluss zu. Dieses Mädchen ist höchstwahrscheinlich seine Freundin. Muss so sein, sonst wäre sie sicher nicht mitgegangen und er hätte sie auch bestimmt nicht mitgenommen. Na gut...wenn das so ist. Da kann ich doch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Erstens kann ich meinen Vater rächen, für die Demütigung, die er durch diesen Möchtegern Chef erleiden musste...Zweitens werde ich Kaiba damit heimzahlen, das er mich soeben gedemütigt hatte. Und um diese beiden Dinge zu erreichen, brauche ich nichts weiter zu tun, als mir seine hübsche Freundin zu angeln. Seto Kaiba, du wirst den Tag noch bereuen, an dem du dich mit der Familie Roqueraltiques angelegt hast, und deine kleine Schlampe ebenfalls." Ein hinterhältiges Lächeln machte sich auf Gérard's Gesicht breit. Er hatte sich etwas vorgenommen, er hatte Kaiba Rache geschworen, und das würde er auch durchführen.
 

Zur gleichen Zeit wieder in Seto's Limousine...
 

Wir hatten schon fast die ganze Stadt durchquert, und Kaibas Villa rückte immer näher. Im Inneren der Limo herrschte eine Stimmung, wie auf einer Beerdigung. Der feine Herr Kaiba hatte sich mal wieder in den Sprich-mich-an-und-du-bist-tot Typen verwandelt, während ich noch immer etwas beleidigt war. Mit der Zeit hatte sich mir jedoch öfters die Frage gestellt, weshalb Seto das vorhin getan hatte. Zunächst kam mir daran nichts ungewöhnlich vor, je mehr ich aber darüber nachdachte, umso Spanischer wurde mir die ganze Sache. Seto hatte bestimmt nichts daran gelegen, endlich diese Aufgabe zu beenden und eigentlich hätte er ganz Getrost ohne mich in seine Limousine einsteigen können. Dafür hätte er mich sicher nicht mitzerren müssen. Also weshalb hatte er es getan? Um mich zu retten, sicher nicht. So etwas tat ein Seto Kaiba schlicht und einfach nicht. Sollte ich ihn fragen? Nein! Ich hatte meinen Stolz, und der verbat dies vollkommen. Außerdem hatte ich mich bereits einmal vor Seto lächerlich gemacht. Ein zweites Mal würde das nicht geschehen, so viel stand fest. Also, was blieb mir anderes übrig, hielt ich die Klappe.

Da vorne war sowieso schon die Kaiba Villa, wir waren also angekommen. Wie immer öffnete der Bandwurm die Tür, wir stiegen aus.

"Entschuldigung Mister Kaiba, aber wenn ich sie erinnern dürfte, dass heute der Termin mit dem Firmenchef aus Amerika ansteht." Richtete sich der Bandwurm an Kaiba. "Jaja, ich weiß schon. Sagen sie ihm, dass ich etwa eine halbe Stunde später komme. Ich hab vorher noch etwas zu erledigen." Meinte Kaiba leicht genervt. So wie's mir vorkam, nervte ihn der Bandwurm manchmal genauso wie mich. "Äh...ok, verstanden. Ich werde es ihm ausrichten." Ohne weiteres zu verlieren, verließ er uns, während ich, Kaiba mal wieder wie sein Schoßhündchen folgend, die Treppen zur Villa hinaufstieg. Wir waren noch nicht oben, da öffnete sich auch schon die Tür und Mokuba trat heraus. "Hallo Seto! Hab schon auf dich gewartet." Begrüßte ihn der Kleine lächelnd. Ja, ich mochte Mokuba. Er war so total anders, als sein Bruder, er war nämlich nett. Nun erkannte besagter auch mich, die ich zuerst nicht zu sehen war, weil ich genau hinter meinem Sklaventreiber stand. "Oh...hallo Fu. Kommst du uns auch wieder besuchen. Find ich echt cool!" Meinte der Kleine, der jetzt zu mir kam. "Freu dich nicht zu früh Mokuba! Sie wird nur noch heute hier sein, dann nicht mehr!" Mischte sich Prince Charming ungeniert ein. "Warum denn nicht? Sie ist doch wirklich nett." Mokuba war etwas enttäuscht. "Hmm..." Ach...schon wieder sein berühmtes, hochintelligentes hmm. Wenn er es noch einmal sagt, reiß ich ihm höchstpersönlich die Zunge raus und werfe sie ins Klo. So ein Miesepeter!!! Mal wieder hatte Seto Kaiba mir den Tag versaut. Hach...wie ich ihn doch liebte. Nicht einmal seine tolle Rettungsaktion von vorhin konnte ihn für mich sympathischer machen. Der Kerl war schlicht und weg ein Macho. Die Frau, die ihn mal ertragen müsste, tut mir jetzt schon Leid. Aber wahrscheinlich findet er sowieso keine. So etwas tut sich doch keine Frau an, die noch einigermaßen normal im Kopf ist. Beleidigt folgte ich also den Kaiba Brüdern, in ihre ach so tolle Villa.
 

To be continued...
 

Und bis bald!!! :-)
 

PS: Freu mich, wie immer über jede Menge Feedback!!!

Oh du grausames Schicksal...warum hasst du mich?

Uuuuuuuuuuuund weiter gehts!!!

Chapter 11 wartet auf Freischaltung....
 

Liebe Grüße an Gothica261 (danke für deine netten Kommentare und schreib auch bald an deinen FF's weiter)

Werbung für alle: Lest mal die FF's von Gothica261. Sind einfach genial, spitze, suuuper!!!

...und A-Yuna!!! Werbung mach auch für ihre FF's!!!! ;-)
 

Oh du grausames Schicksal...warum hasst du mich?
 

Ich hatte es geschafft! Dieses schreckliche, grausame Geschichtsprojekt war vorbei...und ich lebte noch. Es kam noch besser. Morgen war der letzte Schultag, vor den großen, über alles geliebten Sommerferien. Das Beste kam aber noch:

Ich war ihn los!!! Endlich, niemehr Qualen, niemehr nervenaufreibende Diskussionen, niemehr Seto Kaiba. Aus. Ende. Vorbei. Das Projekt war zu Ende und somit auch unsere *Zweckgemeinschaft*. Ein Stein, von der Größe des Mount Everest fiel mir vom Herzen. Noch ein paar Tage länger mit diesem Eisklotz, und ich wäre nur noch ein Häufchen Asche gewesen.

"Sagt mal...was haltet ihr davon, wenn wir morgen, nach dem letzten Schultag an den Strand gingen? Es ist doch sowieso so heiß und zur Feier des Sommerferienanfangs..." Schlug Téa am Nachmittag, als alle mal wieder bei mir zu Hause waren, vor. "Klasse Idee! Das machen wir." Stimmte Joey sogleich, hellauf begeistert zu. So war es beschlossene Sache. Die Sommerferien würden wir alle gemeinsam mit einem herrlichen, heißen Tag am Strand beginnen.

Mittlerweile waren unsere lieben Freunde und Verwandten aus China, die uns überraschender Weise einen Besuch abgestattet hatten, ebenfalls wieder gegangen und hatten nur Ming Li hier gelassen. Nachdem ich ihr übersetzt hatte, was wir morgen vorhatten, war auch sie begeistert dafür, was sie uns allen unmissverständlich mit einem lauten Jubeln bekannt machte. Eine Weile blieben Yugi und die anderen noch bei mir, bis sie, sollte ich zum Glück oder zum Unglück sagen, denn Joey hatte mal wieder unsere gesamte Küche geplündert, endlich gingen.

"Das nächste Mal warnst du mich vor, bevor dieser Joey hier wieder auftaucht. Dann werd ich nämlich meine Einkäufe verdoppeln. Es ist unfassbar...jedes Mal, wenn der hier auftaucht, ist nachher der ganze Kühlschrank gähnend leer. Ich frag mich langsam, was der mit dem ganzen Zeug macht? Essen kann er's doch unmöglich. Immerhin ist das Essen für an die 10 Personen gewesen..." Meinte Paps, während er ungläubig und kopfschüttelnd in den Kühlschrank starrte.

"Am Besten fragst du ihn das selbst. Ich geh jetzt schlafen. Gute Nacht!" Verabschiedete ich mich von ihm, mich in mein Zimmer zurückziehend. Kaum zu glauben, aber dieses Mal hatte ich tatsächlich vor, zu schlafen. Das war bei mir in der Tat ein Wunder, völlig unnormal. Gewöhnlich war ich diejenige, die nachts um 3 Uhr noch durchs Haus geisterte und alle anderen wach machte. Ming Li hatten wir nun eines unserer Gästezimmer gegeben, sodass sie mein Gewicht nicht noch einmal auf sich erdulden musste.

Während ich am Wohnzimmer vorbei, die Treppe hinaufstieg, sah ich sie noch auf dem Sofa, gespannt einen Film im chinesischen Kanal angucken.

"Hat die ein Glück, dass wir Satellit haben. Anders wäre es ne gewaltige Qual für sie, bei ihrer Fernsehsucht." Flüsterte ich leise vor mich hin. Es genügte mir ein Blick in die Glotze, und ich wusste, was sie sich wieder rein zog: A Chinese Ghoststory.

Meine Güte, sie liebte diesen Film, wobei ich ihn nicht so überragend fand. Es gab wesentlich bessere, chinesische Filme, wie beispielsweise Tiger und Dragon. Außerdem könnten sie auch noch mal ein paar alte Jackie Chan und Bruce Lee Filme zeigen. A Chinese Ghoststory hatte ich diesen Monat schon zweimal gesehen.

Als ich noch so über chinesische Filme, insbesondere unsere berühmten Kung Fu Filme, nachdachte, braute sich langsam ein Gewitter über der schönen Stadt Domino zusammen.

Etwas überrascht betrat ich mein stockdunkles Zimmer.

//Gewitter sind eigentlich etwas Schönes, wenn man nicht so allein wäre. Früher haben Paps und ich, oft auf der Veranda gesessen und Gewitter beobachtet, als wir noch in Europa waren. Und in Xiang Po, das weiß ich noch, hatten immer alle schleunigst ihre Sachen gepackt und waren in den Häusern verschwunden. Ich hab mir die Menschen damals gerne angesehen, wenn sie schnell durch die Gassen liefen, ihre paar Sachen vom Markt unterm Arm, zu ihren Häusern gelangen wollten, bevor der Regen sie völlig aufweichte.// So in Erinnerungen schwelgend, musste ich irgendwann eingeschlafen sein, denn als ich wieder erwachte, war es bereits mitten in der Nacht.

Verschlafen öffnete ich die Augen und sah mich um. Ich saß auf meinem Drehstuhl, den Kopf auf dem Schreibtisch liegend, in einem stillen, dunklen Raum, meinem Zimmer. Benommen griff ich aus Reflex erst einmal nach meinem Wecker, den ich seltsamer Weise klingeln hörte, stellte dann aber fest, dass dies nicht der Fall war. Die Zahlen und Ziffern darauf verschwammen zunächst noch vor meinen Augen, bis ich schließlich erkennen konnte, dass es bereits 2 Uhr morgens war.

In 5 Stunden müsste ich aufstehen. Noch genug Zeit zum Weiterschlafen, dachte ich mir, zog mich um und legte mich, dieses Mal in mein Bett.
 

So ein Mist! Ich war doch gerade erst eingeschlafen und jetzt musste ich schon aufstehen! Gott sei Dank war dies der letzte Schultag für diesen Sommer. Erst im September, kurz vor meinem Geburtstag würde die Schule wieder beginnen. Das war auch der Grund, weshalb es mir heute nicht ganz so schwer fiel, aus dem Bett zu kommen.

"Juhu! Keine Schule, keine Noten und vor allem kein Kaiba...für die nächsten 6 Wochen." Verwundert sah Paps von seiner Zeitung auf, als er mich gut gelaunt, jedoch ohne ein Wort des guten Morgens von mir zu geben.

"Das heißt guten Morgen, und nicht kein Kaiba. Wer ist das eigentlich?" Neugierig, wie immer, dieser alte Herr. Ich hatte ihm natürlich kein Sterbenswörtchen von meinem verehrten Mister ich-bin-so-toll erzählt. Weswegen auch. Er kannte Kaiba nicht...zum Glück und er sollte auch niemals in die Gefahr geraten, ihm auf der Straße wissentlich zu begegnen.

"Ach, das ist niemand. Jedenfalls niemand, den du kennen solltest. Ein unwichtiger Teil meiner Klasse." Wimmelte ich desinteressiert ab. Paps zog daraufhin lediglich eine Augenbraue hoch, widmete sich dann wieder ganz seiner Morgenzeitung und seinem Kaffee.

Wie jeden Tag, hatte ich auch heute keine Zeit mehr zu frühstücken, nahm mir also einzig meine Schultasche und einen Keks für unterwegs mit. Mein morgendliches Tür-zu-knallen konnte ich sicherlich auch nicht lassen. Eines Tages wird es unsere gute, alte Eichentür wahrscheinlich nicht mehr ertragen und aus den Angeln springen.

Abgehetzt, völlig k.o. gelangte ich zur Domino High, als ob das was Neues wäre. Die Schulglocke hatte bereits vor einer Minute geläutet. Im Eiltempo raste ich in Richtung Klassensaal und erreichte ihn gerade noch so, ganz knapp vor Miss Yumura, der alten Schachtel (entschuldigung für die Ausdrucksweise, aber Miss Yumura erinnert mich sehr an meine absolute "Lieblingslehrerin). Erleichtert fiel ich in der letzten Reihe auf meinen Platz, total außer Puste.

"Das du immer so wahnsinniges Glück hast und immer knapp vor den Lehrer rein kommst..." Staunte Téa über meinen, mal wieder gelungenen Rekord im *Vom Restaurant zur Schule* Marathon. "Tja...bin eben ein Naturtalent." Joey, Duke und Tristan grinsten, während Téa und Yugi nur lächelnd den Kopf schüttelten. Kaum eine Sekunde später betrat die paranoide Lehrerin den Raum. Der letzte Schultag, und alles war wie immer.

Moment...alles war wie immer? Nein, war es nicht. Etwas Entscheidendes fehlte, ich kam nur nicht drauf was. Nachdenklich ließ ich den Blick durchs Klassenzimmer schweifen. Aber klar doch...es fiel mir wie Schuppen von den Augen.

Von der Fensterseite her kamen keine -30°C mehr in meine Richtung, ergo fehlte der Kühlschrank. Wo war Seto Kaiba? Mein über alles geliebter Streitkumpel war nicht da, jedenfalls sah ich ihn nicht. Wer weiß...vielleicht hatte er sich auch schrumpfen lassen, von seinen ganzen, bekloppten Wissenschaftlern und war nun in eine Bodenspalte gefallen, wo er gerade einen erbitterten Kampf gegen eine Staubmilbe führte.

Wohl eher nicht. So dämlich würde nicht mal Kaiba sein. Aber jetzt ernsthaft, wo steckte der Gefrierschrank bloß? Auch wenn er die Schule nicht gerade mochte, sagen wir, weil er sich für zu intelligent hielt, um noch so eine minderbemittelte Schule für Homo Sapiens zu besuchen, blieb er trotzdem fast nie fern. Was war also mit ihm geschehen. Ob er wieder Gérard begegnet war, mit dem er sich dann gestritten und schließlich in einem erbitterten Kampf um Leben und Tod unterlegen war? Auch diese Möglichkeit dachte ich, lässt sich ausschließen.

Letzten Endes kam ich zu dem Schluss, dass der Kerl einfach zu viel mit seiner Firma zu schaffen hatte. Vielleicht gab es wieder einen Virus, oder der Vater von Gérard versuchte die KC an sich zu reißen. Konnte mir aber auch egal sein. Was interessierten mich die Angelegenheiten von Seto Kaiba? Nur weil ich für eine kurze Zeit mit ihm zu schaffen hatte, hieß das noch lange nicht, dass ich ihn jetzt leiden konnte. Im Gegenteil, er war mir nach wie vor äußerst unsympathisch. Kein angenehmer Zeitgenosse, das wusste nicht nur ich. Allerdings war ich auch nicht die Einzige, die sein Verschwinden bemerkte.

"Hat jemand von euch nen Plan, wo Kaiba heute abgeblieben ist?" Fragte Joey in der Pause, wobei er nicht sehr interessiert an einer Antwort zu sein schien.

"Kein Schimmer. Der hat doch so viel zu tun...da wird er einfach keine Zeit haben. Und heute ist ja sowieso der letzte Tag. Da passiert eh nix Wichtiges mehr." Versuchte Yugi zu erklären. Damit gab sich Joey auch zufrieden. Schien eine plausible Erklärung.

"Jippi! Ferien! 6 Wochen lang keine Schule, keine blöden Lehrer und keine Prüfungen!" Posaunte Joey dermaßen laut, dass es wohl alle Schüler und Lehrer der ganzen Schule gehört hatten mussten. Mir wurde erneut aufs Schärfste gezeigt, warum ich mich mit diesem Trottel besser nie angefreundet hätte. Der blamiert wirklich alles und jeden. Freudestrahlend, mit einem Grinsen, breiter als der Grand Canyon stolzierte der Blonde geradewegs zum Ausgang der Schule. Yugi und Téa hinten nach, gefolgt von Tristan und Duke und ganz zuletzt mir. Von diesem geisteskranken Kerl, auch genannt Joey Wheeler wollte ich lieber mal Abstand halten. Wer weiß, was der noch alles bringen würde?

"Fu! Wartest du bitte mal kurz?" Rief mich urplötzlich eine, mir absolut unbekannte Stimme zurück. Perplex drehte ich mich um, und sah eine blonde Frau, die mir, etwas in der Hand haltend, entgegen kam. "Was ist?" Fragte ich unwissend. "Deine Lehrerin Miss Tokara hat mich geschickt, ich soll dir das geben." Die Frau drückte mir augenblicklich das Etwas in die Hand, welches sie zuvor noch selbst hatte. Erstaunt schaute ich auf das Ding, was sich nun als Diskette entpuppte. Sie war nicht beschriftet. Einzig ein kleines Logo, das die Buchstaben K und C aufwieß, prangte darauf.

"Miss Tokara meinte, dass sie die Diskette eben in eurem Klassenzimmer gefunden hätte. Da nur die Buchstaben KC darauf zu sehen sind, denkt sie, sie könnte womöglich von Seto Kaiba sein. Miss Tokara hat gesagt, du solltest die Diskette mitnehmen und Kaiba bringen, weil ihr euch doch jetzt so gut versteht." Erläuterte mir, die offensichtliche Sekretärin, für die ich sie hielt.

War das wirklich ihr Ernst? Kaiba und ich uns gut verstehen?

//Soll ich jetzt lachen oder heulen, oder besser beides? Ich glaub, die Frau tickt nicht mehr ganz richtig. Bei der ist wohl etwas falsch gelaufen in ihrem Oberstübchen.// Ich hielt das alles doch für einen sehr schlechten Scherz. Gerade noch vor einer Sekunde hatte ich mich riesig gefreut, Kaiba heute nicht gesehen zu haben und ihn auch die nächsten 6 Wochen nicht zu sehen, und jetzt so was. Der Tag hatte doch so gut angefangen.

"Ähm...Verzeihung, aber das ist ein Missverständnis! Kaiba und ich verstehn uns..." Weiter kam ich mit meiner Aussage nicht, denn die blonde Frau hatte sich längst wieder verzogen, wobei sie mir noch kurz zurief: "Bringst sie ihm dann vorbei, ja?!"

Das konnte doch alles gar nicht wahr sein? Warum ich? Warum immer ich???

"Das Schicksal muss mich hassen...Gott muss mich hassen. Immer, wenn ich denke, jetzt bist du Kaiba los, kommt so was. Eine äußerst fiese Person will uns quälen, zumindest mich, indem sie Seto und mich immer wieder zusammen bringt. So eine Gemeinheit!" Ich stand echt kurz davor los zu heulen. //Dieser fiese Gott. Entweder er hasst mich, oder er will mich unbedingt noch in diesem Monat zu sich holen. Denn, wenn er so weiter macht, sterbe ich schon bald. Jetzt muss ich schon wieder zu dieser Villa des Schreckens, wo Menschen arglos hinein gehen und dann, entweder als Zombies oder gar nicht mehr hinaus kommen. Vielleicht ist die Kaiba Villa in Wahrheit auch der Eingang zur Hölle, und Kaiba selbst ist Satan. Das würde auch erklären, warum um ihn herum immer Temperaturen von -50°C herrschen. Klar...Satan ist ja ein Dämon, und die haben keine Körperwärme mehr.// Ach...so'n Quatsch! Was dachte ich da nur wieder. Ich und meine geisteskranke Fantasie. Ich würde das jetzt schnell hinter mich bringen, und dann mit den anderen an den Strand gehen.

Diesen kurzen Besuch im House of Horror würde ich sicher auch noch überleben. Und danach hieß es dann, absolut, wirklich, wahrhaftig...keinen Kaiba mehr, für den Rest meines Lebens.
 

Das wars vorrerst. Wie immer heißts jetzt to be continued...
 

Ciao Furan

Rettung in letzter Sekunde (Seto vs. Fu, die Dritte)

Tatarata!!!!

Voila le 12. Chapitre....

Ist ein bisschen kurz, aber mir fiel danach einfach nix mehr ein. Ich hoff, ihr mögt es trotzdem!
 

Zunächst: Ich grüße meine beiden Lieben: Gothica261 und A-Yuna
 

Viel Spaß mit diesem Chapter!!!!
 

Rettung in letzter Sekunde (Seto vs. Fu, die Dritte)
 

Da stand ich also. Hilflos, verlassen allein. In meiner Hand, die Diskette, die ich Kaiba bringen sollte. Yugi und die anderen waren längst gegangen, ohne mein Verschwinden auch nur bemerkt zu haben. Ach ich hätte heulen können. Warum traf es immer nur mich? Naja...jetzt war es auch nicht mehr zu ändern, und überhaupt...was war denn dabei?

Gut, ich musste mal wieder zu Kaiba, aber es gab weitaus Schlimmeres. Beispielsweise hätte es regnen können, gewittern oder dieser Gérard hätte wieder auftauchen können. Nein, Kaiba war wirklich nicht das Schlimmste.

Also, was stellte ich mich so an?

Ming war auch längst gegangen. Falls ich es noch nicht erwähnt hatte, sie hatte neuerdings einen Narren an Bakura gefressen, dem sie seitdem nicht mehr von der Seite wich. Nachdem sie von mir erfahren hatte, was Yugi und die anderen heute Mittag vorhatten, war sie zu Bakura gerannt, um ihm ebenfalls diesen Vorschlag zu unterbreiten.

Sozusagen in Zeichensprache und ein paar äußerst miserablen Worten in Japanisch.

Bakura war daraufhin geflüchtet und Ming Li ihm hinterher. So war auch dieses Paar verschwunden.

Die Schule, vor der ich immer noch stand, war nun fast völlig leer. Nur noch vereinzelt kamen ein paar Lehrer heraus, die noch ihre Sachen gepackt und mit Vorfreude den 6 Wochen Urlaub entgegen sahen.

Na also gut...dann würde ich ihm eben diese dämliche Diskette bringen. Wenn ich Glück hätte, könnte ich sie auch einfach nur Mokuba, oder dem Bandwurm, je nachdem wer mir die Tür öffnete, in die Hand drücken und verschwinden.

Ich ging also los.

Die Straßen waren bereits jetzt schon überfüllt von Autos, in denen Familien verzweifelt versuchten aus der Stadt und in ihr bevorzugtes Urlaubsgebiet zu gelangen. In Domino herrschte das reinste Chaos. Bei 30°C im Schatten, was für Japan wirklich, wirklich heiß war, quetschten sich zig Autos über die Kreuzungen, und bei jeder Kleinigkeit wurde wie vom Affen gebissen, gehupt.

Das alles erinnerte mich doch stark an die Zeit, als ich mit meinem Vater in Italien war. Ursprünglich wollten wir nur einen kleinen Abstecher nach Rom machen, uns das Kolosseum ansehen und irgendwo eines der berühmten, italienischen Eiscafés besuchen.

Von wegen...Pustekuchen. Das Kolosseum sahen wir nur aus dem Auto heraus, in 500 m Entfernung und die Eiscafés erreichten wir gar nicht erst.

In Italien ist das nämlich so: Sind alle Ampeln Rot, fährt jeder, sind sie grün, fährt auch jeder. Stehen bleiben die Autos nämlich nie. Und mitten auf der Straße laufen ganz urplötzlich ein halbes Dutzend Menschen herum, die dir entweder Blumen andrehen wollen, oder dir mal kurz die Windschutzscheibe putzen wollen. Teilweise wirklich krank, dieses Land. Aber von der Landschaft her und dem Wetter, einmalig!

Ich latschte also so zwischen parkenden und hupenden Autos hindurch, dem Stadtende entgegen, dort wo Kaibas Villa stand.

Unvorsichtig wie immer, achtete ich nicht im Geringsten auf den Verkehr und überquerte ganz lässig jede Straße, ohne nach links oder rechts zu schauen. Man hört einige Reifen quietschen, jedes Mal, wenn ich eine Kreuzung überquerte.

Ja irgendwann würde mich sicher mal ein Auto erwischen, das war gewiss. Nur, wie schnell sich meine Gedanken in Realität umwandeln würde, dass hätte ich nicht vermutet. Gerade überquerte ich wieder eine Kreuzung. Ich hatte dieses Mal sogar nach links und rechts gesehen, als ich plötzlich aus dem Augenwinkel, etwas Großes, Schwarzes mit hoher Geschwindigkeit auf mich zurollen sah. Eh ich auch nur irgendwie reagieren konnte, hörte ich ein lautes Reifenquietschen, eine mir bekannte Stimme meinen Namen rufen und sah eine Hand, die mich, wie in Zeitlupe am Arm packte und von der Straße zerrte. Reflexartig schloss ich die Augen und konnte nur noch hören, wie das große Etwas, hinter mir vorbei rauschte. Dem Geräusch nach zu schließen, handelte es sich dabei um einen LKW, dem ich gerade nur ganz knapp entkommen war.

Aber wie? Wie war ich ihm entkommen? Irgendwas oder irgendwer hatte mich gerettet. Einen Augenblick erinnerte ich mich wieder, an die Stimme, die mir so bekannt vorkam, die meinen Namen gerufen hatte. Es war die Stimme eines kleinen Jungen. Bevor ich auch nur eine winzige Sekunde darüber nachdenken konnte, holte mich eine eiskalte Stimme hart auf den Boden der Tatsachen zurück:

"Bist du irre? Willst du dich etwa umbringen, oder was hat diese Aktion gesollt?"

Geschockt riss ich die Augen auf. Konnte das wahr sein? Oh ja, das konnte es. Als ich die Augen öffnete, erblickte ich vor mir diesen durchaus bekannten, weißen Mantel. Es gab nur einen einzigen Kerl, der so einen Mantel trug: Seto Kaiba.

Damit war auch das Geheimnis um die Stimme des Jungen, der vorhin meinen Namen gerufen hatte gelöst. Es war natürlich Mokuba. Meine erste Frage, klar, war, wie diese beiden ausgerechnet hier her kamen. Sie beantwortete sich allerdings von selbst. Dazu musste ich nur den Blick etwas heben, und konnte vor mir das überirdisch große Gebäude der KC erblicken. Na sicher...war ja mal wieder typisch für mich. In meinen Gedanken versunken, hatte ich Trottel nicht einmal gemerkt, dass ich gerade die Kreuzung vor der KC überquert hatte. Vielleicht sollte ich mir noch mal die Augen checken lassen. Diese Kontaktlinsen sind auch nicht mehr das Wahre. Aber wahrscheinlich liegt es gar nicht an den Kontaktlinsen, sondern einfach nur daran, dass ich zu blöd bin. Wer weiß.

Der Schock saß mir immer noch in den Gliedern. Ich war eben nur knapp dem sicheren Tod entronnen. Und wem hatte ich das zu verdanken? Kaiba.

//Augenblick mal...Kaiba? DER? Och nein, warum denn das? Jetzt steh ich ja in seiner Schuld. Mir bleibt aber auch nichts erspart. Warum muss ich immer an den geraten?// Verwirrt erholte ich mich langsam von dem Schock und schaute mich um. Scheinbar hatte es niemanden sonderlich interessiert, dass hier gerade ein Mensch fast überfahren wurde. Ist ja sehr nett. Der Verkehr ging weiterhin seinen gewohnten, chaotischen Lauf. Nun sah ich auch Mokuba, der mir sichtlich entsetzte Blicke zuwarf. Und letzten Ende auch Kaiba, der mich wie üblich, mit eiskalten Augen fixierte.

"Oh man, du hattest gerade wahnsinniges Glück. Der LKW hätte dich fast überfahren. Warum guckst du auch nicht auf die Straße?" Belehrte mich Mokuba.

"Hab ich eigentlich auch, aber irgendwie kam der aus dem Nichts." Eigentlich wär es ja jetzt doch mal an der Zeit, mich bei Kaiba zu bedanken. Hey...immerhin würde ich ohne ihn nicht mehr leben.

"Äh...also...danke für die Rettung." Richtete ich mich verlegen an Kaiba. Warum ausgerechnet jetzt? Warum musste ich ausgerechnet jetzt in Verlegenheit geraten. Ansonsten konnte ich dem Kerl doch immer so kess und ungeniert gegenübertreten und jetzt...jetzt musste ich rot werden? Dass mich bei Kaiba zu bedanken, so viel Überwindung kosten würde, hätte selbst ich nicht gedacht.

"Pass das nächste Mal besser auf. Ich bin nicht immer da, um dich zu retten." Erwiderte Seto ungerührt.

"Wie bitte? Das war ja wohl gerade das erste Mal, dass du mich gerettet hast. Stells jetzt ja nicht so hin, als wär das Alltag. Ich brauch dich ganz sicher nicht. Ich komm gut allein klar." Dieser Idiot, was sollte das denn jetzt? Hielt der mich etwa für so unfähig, dass ich nicht allein auf mich aufpassen kann?

"Na sicher doch. Hat man ja gerade gesehen. Und wenn wir schon dabei sind, bleiben wir doch bei den Tatsachen. Das war das zweite Mal. Vergiss bloß nicht deinen netten Freund, vor dem ich dich das letzte Mal gerettet hatte." Wieder setzte er dieses gemeine Lächeln auf, das mir zu verstehen geben sollte, dass er mir überlegen ist.

"Jetzt hör bloß auf. Das war ja eher unbeabsichtigt, dass du mich da gerettet hast."

"Glaubst du?!"

//Was soll ich glauben? Will der jetzt etwa das Gegenteil behaupten? Der Typ wird mir langsam unheimlich.// Dachte ich mir, wobei ich mich tatsächlich etwas wunderte.

"Was soll das denn jetzt heißen? Tut jetzt bloß nicht so, als hätt dir was dran gelegen, mich vor diesem Mistkerl zu retten." Konterte ich ziemlich gereizt, wegen Kaibas immer nur fadenscheinigen Antworten.

"Hmm...?!" Nicht schon wieder. Jetzt reichte es.

"MIR REICHTS JETZT! Kannst du keine richtigen Antworten geben? Immer dieses hochintelligente Hmm. Das ist wohl deine Standardantwort. Ich red kein Wort mehr mit dir, wenn du mir nicht endlich anständige ANTWORTEN gibst." Na toll! Jetzt hatte er es endgültig geschafft. Er hatte mich zum Ausrasten getrieben.

"Vielleicht?" War seine total lässige Antwort. Ich glaub, er wollte mich wirklich zur Weißglut treiben. Was dachte sich dieser Idiot eigentlich. Dem machte es wohl Spaß, mich auf die Palme zu bringen.

"Was soll der Blödsinn eigentlich? Findest du das etwa witzig? Du bist doch bescheuert." //Na super! Das war je ne tolle Beleidigung. Der Blödmann bringt mich total durcheinander. Jetzt fällt mir nicht mal mehr ne passende Beleidigung ein. Es ist doch zum heulen! Wieso schafft der das bloß immer, mich so zu ärgern. Ich lass mich doch sonst nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Nein! Nein, das werd ich nicht zulassen. Der macht mich nicht fertig...der nicht! Ich geb ihm jetzt seine blöde Diskette und verschwinde wieder. Ich bin sowieso noch mit den anderen verabredet und die will ich nicht warten lassen.// Entschlossen beruhigte ich mich wieder.

"Na gut! Wie du meinst. Ich lass mich doch von dir nicht zum Narren halten. Du bist nichts weiter, als ein arroganter Wichtigtuer, der irgendwie nicht mitgekriegt hat, dass sich die Welt nicht nur um ihn dreht. Außerdem hab ich hier auch noch was für dich. Wenn du mich schon belehren willst, dann sie lieber mal zu, dass du die Schrauben, die deinen Kopf am Hals festhalten, noch richtig sitzen, sonst verlierst du den genauso, wie diese Diskette." Beiläufig kramte ich die Disc aus meiner Hosentasche und hielt sie Seto vor die Nase.

"Und was soll das sein?" Skeptisch beäugter er die Disc in meiner Hand.

"Kauf dir mal ne Brille, das ist eine Diskette, genauer gesagt deine!" Fauchte ich ihn genervt an.

"Und wie kommst du darauf, dass die mir gehört?" Fragte er nun weiter. Mittlerweile kam ich mir doch ein bisschen verarscht vor.

"Bist du so blöd, oder tust du nur so? Sind das hier die Initialen deiner Firma, oder nicht?" Gereizt zeigte ich mit dem Finger auf die Buchstaben KC.

"Schon, aber das ist trotzdem nicht meine Diskette. Ich bitte dich. In welchem Jahrhundert lebst du? Heute wird doch nichts mehr auf einer Diskette gespeichert. Das war vielleicht vor 50 Jahren so. Woher hast du das Ding überhaupt?"

Nun wurde auch ich etwas skeptisch. Seto behauptete felsenfest, die Disc sei nicht ihm, er habe nicht einmal irgendwelche Disketten. Und trotzdem standen die Buchstaben KC darauf.

"Naja...da war so eine blonde Frau, die mir das Teil in die Hand gedrückt hat. Sie sagte, Miss Tokara hätt die Disc gefunden und ich soll sie dir geben. Du bist sicher, dass das nicht deine ist?"

"Ja, bin ich." Ich bemerkte, dass auch Kaiba etwas ratlos war, was die Diskette betraf.

"Warum guckst du nicht einfach, was drauf ist, Seto?" Mischte sich nun Mokuba ein, den ich schon fast wieder vergessen hätte.

"Meinetwegen! Was soll schon passieren." Ohne weiteres zögern griff Kaiba nach der Diskette, begutachtete sie noch etwas, und meinte dann:

"Die ist ja uralt. Auf dem Laptop läuft die nicht, dafür muss ich schon einen älteren Computer aus der Firma benutzen."

"Dann mach das! Ich will endlich wissen, wegen welchem Mist mich diese Tussi herumgescheucht hat." Meinte ich ungeduldig. Wenn das wirklich nicht Setos Disc war, dann hatte mich diese angebliche Sekretärin ganz umsonst durch die Gegend gescheucht, ich war umsonst fast überfahren worden und hatte mich umsonst wieder mit Kaiba angelegt. Jetzt wollte ich auch wissen, was auf dem Ding drauf war.
 

Fortsetzung folgt...
 

Hmmm...mysteriös, mysteriös. Was ist wohl auf der Diskette drauf?

Na, das werden wir wohl bald erfahren...im nächsten Kapitel!!!

Bis dahin, würd ich mich wieder sehr über eure Kommentare freuen :-)
 

Bye und viele liebe Grüße von eurer Furan

Verrückte Gedanken

(Liest das denn echt niemand?

Wenn das so ist, schreib ich eben nicht mehr weiter! *schmoll*flenn*heul*)

Büddö. büddö!!!!
 

Verrückte Gedanken
 

Und wieder betrat ich, eigentlich total unberechtigt und ohne Grund die KC. In letzter Zeit häuften sich meine Besuche dort doch sehr. Ich denke, bisher hat noch niemand Unbefugtes so oft Einlass in die große Spielefirma erhalten, wie es bei mir der Fall war. Kaiba und Mokuba folgend betrat ich, die mir mittlerweile bekannte Eingangshalle, fuhr mit dem mir bekannten Fahrstuhl nach oben und gelangte in ein, mir unbekanntes Zimmer. Ganz Recht, diesmal benutzte Seto nicht seinen Megacomputer, sondern einen, der sich im Raum mit mehreren, anderen Computern befand. Kaum zu glauben, aber die hochmoderne Kaiba Corp hatte auch PC's, die älter waren, als 2 Jahre. Allerdings konnte man diese an einer Hand abzählen.

Kaiba schob die Disc also in einen der Rechner, wobei ihm Mokuba und ich über die Schulter lugten. Mokuba nervte ihn mit Sicherheit nicht, bei mir war das schon was andres.

Der Computer nahm die Diskette tatsächlich an und öffnete das, auf ihr befindliche Programm. Neugierig betrachtete ich den Bildschirm.

Auf der Diskette befand sich nur ein einziges Programm, welches noch nicht einmal gekennzeichnet war.

"Komisch! Das Programm hat ja nicht mal nen Namen." Sprach Mokuba meine Gedanken aus. Ohne zu antworten, klickte Seto auf die Datei, die sich sogleich öffnete.

Es dauerte eine Weile, bis sich auf dem Bildschirm etwas zeigte.

Dann aber, endlich konnten wir erkennen, was sich auf der Disc befand, nämlich...

"Was ist das?" Kam es von uns allen drei, wie aus einem Mund. Es war aber auch zu seltsam. Das Programm zeigte merkwürdige Schriftzeichen, die, soweit ich das sagen konnte, zu keiner Sprache gehörten, die ich kannte. Die Zeichen ähnelten auch keinen Hieroglyphen, sondern sahen vielmehr aus, wie irgendein Code.

"Was ist das Seto?" Meldete sich Mokuba zu Wort.

"Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden." Offensichtlich hatten die Zeichen Setos Neugier geweckt, falls der so was hat. Nun hatte ich keinen Überblick mehr, über das, was er tat. Er tippte schnell irgendwelche Zahlen, Buchstaben oder Ziffern in seinen Laptop, von denen ich nun wirklich nichts verstand.

Zuerst ruhte mein Blick noch auf dem Bildschirm, auf dem sich langsam aber sicher ein Zahlengemenge breit machte, dann aus keinem bestimmten Grund, sah ich auf Seto. Er schien sehr angestrengt nachzudenken, wobei er die Stirn immer wieder in Falten legte.

//Das sollte er besser nicht so oft tun. Menschen, die früher oft die Stirn in Falten legten, werden später umso schneller alt und sehen dann schon mit 30 aus, wie mit 60. Aber irgendwie glaub ich nicht, dass Seto sich darüber Gedanken macht.// Während ich ihn so ansah, verloren sich meine Gedanken immer mehr. An diese merkwürdige Diskette verschwendete ich dabei keinen einzigen Gedanken mehr.

//Irgendwie sieht er ja schon gut aus! Auch wenn er ein Mistkerl ist, das kann man nicht leugnen. Und wenn er so da sitzt und über was nachdenkt, sieht er doch zu süß aus. Dass mir das jetzt erst auffällt. Auch in der Schule sieht er oft so aus. Wundert mich irgendwie, dass er keine Verehrerin hat. Obwohl...die Mädchen sind bestimmt nicht blöd. Mit jemandem, wie Seto Kaiba, auch wenn er noch so gut aussieht, lässt man sich ganz sicher nicht ein. Warum zum Teufel, denk ich überhaupt jetzt daran? Es ist doch nur Kaiba. Ich kann ihn nicht mal leiden, und dann denk ich so was? Und dann hat er mich heute schon wieder gerettet. Ja, auch wenn ich es nur ungern zugeben, aber vor Gérard hat er mich das letzte Mal auch beschützt. Gott...beschützt...wie sich das anhört. Als ob ich nicht selbst auf mich aufpassen kann. Und trotzdem, er hat's getan. Manchmal versteh ich Kaiba nicht. Auf der einen Seite geh ich ihm Buchstäblich, am Arsch vorbei (tschuldigung für die Ausdrucksweise) und auf der anderen Seite dann, so was. Das versteh wer will, aber ich nicht. Und dann auch noch diese fadenscheinige Äußerung. Was sollte das? Will er mich glauben machen, ich würd nun in seiner Schuld stehen? Aber eigentlich tu ich das ja auch. Oh verflucht, was ist denn nur mit mir los? Ich muss aufhören über so etwas nachzudenken, das ist nicht gut für meinen Kopf. Aber andererseits...//

"Seh ich aus, als käm ich vom Mars, oder weshalb starrst du mich so komisch an?" Riss mich Kaibas kalte Stimme aus den Gedanken. Total perplex, brachte ich vor Schreck kein Wort heraus.

"Äh...also, ich...ähm...nein, aber..." //Shit!// Nicht nur das. Ich musste auch noch, ausgerechnet jetzt, rot werden. Verdammt, mir blieb aber auch nichts erspart. Kaiba sah mich nur verständnislos an. Was der wohl jetzt gedacht hatte. Das hatte doch alles den Anschein gemacht, als wär ich...Nein! Daran durft ich gar nicht mal denken.

"Nein, es ist nix. Hab nur gerade über was nachgedacht." Antwortete ich schließlich, nachdem ich es mühsam geschafft hatte, mich wieder etwas zu beruhigen.

//Oh nein! Warum immer ich? Wie konnte mir das nur wieder passieren. Er hat es natürlich bemerkt. Kein Wunder, das war ja auch total auffällig. Aber damit nicht genug, musste ich auch rot werden. Der denkt doch jetzt ganz sicher, ich wär in ihn verknallt. Verflixt noch mal, ich hab aber auch immer Pech. Naja...aber wenn der das jetzt denkt, dann hat er sich aber gewaltig vertan. Ich empfinde rein gar nichts für ihn, außer Abneigung. Soll sich bloß nicht zu viel einbilden.//

Empört und immer noch rot im Gesicht verbannte ich schleunigst jegliche Gedanken aus meinem Kopf und widmete mich, wenn auch schwerfällig wieder dem Computerbildschirm. Dabei erhaschte ich ganz kurz einen Blick von Mokuba, der mich wohl die ganze Zeit über beobachtet hatte. Jedoch nicht nur einfach so. Nein, der Kleine warf mir einen vielsagenden Blick zu in Verbindung mit einem geheimnisvollen Lächeln. Es war nicht schwer herauszufinden, was er dachte.

//Auch das noch. Der Kleine denkt das auch. Ich hab aber auch ein Glück.//

"Das kann doch nicht wahr sein!" Unterbrach Kaiba urplötzlich die drückende Stille. Sofort blickten Mokuba und ich auf den Bildschirm.

"Was ist denn, Seto?" Meinte Mokuba gespannt.

"Auf der Diskette ist ein äußerst gefährliches Computervirus. Ich muss ihn sofort löschen, bevor er sich irgendwie verbreiten kann. Das hier ist zum Glück ein alter Computer, der schon lange nicht mehr ans Netzwerk angeschlossen ist. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn der Virus ins Internet gelangt wäre." Klärte Kaiba die Situation auf.

"Aber wer macht denn so was auf eine Diskette?" Fragte Mokuba planlos.

"Tja, das weiß ich auch nicht, Mokuba. Warum fragst du nicht deine kleine Freundin, hier?" Entgegnete Seto sarkastisch, wobei er mir einen bedrohlichen Blick zuwarf.

"Willst du etwa behaupten, ich wär dafür verantwortlich. Nur falls du es vergessen hast, ich hab dir vorhin gesagt, dass ich die Disc von jemandem bekommen hab." Wie konnte dieser Mistkerl es wagen, mir etwas Derartiges zu unterstellen?

"Und du warst so blöd, diesen Unsinn auch noch zu glauben. Hast du die Frau überhaupt gekannt, die dir diese Disc gegeben hat?"

"Nein, hab ich nicht. Aber sie hat gesagt, Miss Tokara hätte sie geschickt und..."

"Und du glaubst diesen Schwachsinn auch noch! Du bist wirklich total dämlich!" Unterbrach mich Seto forsch.

Was bildete sich dieser Typ ein? Als ob, ich jetzt daran Schuld hätte.

"Ach, aber du hättest sofort bemerkt, dass da was faul ist, was? Nur zur Information. Ich bin noch nicht so lange auf der Schule und ich kenn noch nicht alle Leute hier. Woher sollte ich also wissen, dass diese Tussi nicht hier her gehörte. Und außerdem hat sie gesagt, dass Miss Tokara sie geschickt hätte. Soll ich bei jedem, der mich um etwas bittet, nachfragen, ob er nicht irgendein Verbrecher mit nem Computervirus ist? Überhaupt, was regst du dich so auf? Ist doch gar nichts passiert."

"Nichts passiert? Ja, stimmt, es ist nichts passiert. Aber das hast du nur mir zu verdanken. Wenn irgendjemand anders die Diskette gestartet hätte, oder der Computer hier ans Netzwerk angeschlossen wäre, hättest du jetzt den Schlamassel. Den Computer hier kannst du nämlich wegwerfen. Das Virus hat die ganze Festplatte ruiniert. Du hast wirklich verdammtes Glück, dass der PC schon so alt war. Was Dümmeres wie dich hab ich wirklich noch nicht gesehen. Da hat ja ein Affe mehr Intelligenz." Kaibas Vorwürfe wurden immer gemeiner. Ich konnte ja verstehen, dass er sauer war. Aber deshalb seine ganze Wut an mir auslassen, nur weil ich ihm die Disc gebracht hatte? Was konnte ich denn dafür? Und dann beleidigte er mich auch noch auf so fiese Art und Weise.

"Na toll, meinetwegen. Trotzdem bin ich nicht Schuld. Was bildest du dir ein, mich als dumm zu bezeichnen? Du machst wohl niemals Fehler, stimmts? Woher hätt ich das denn wissen sollen? Bin ich Hellseher? Ich war sogar noch so freundlich, dir die Disc zu geben, weil ich dachte, du brauchst sie. Das nächste Mal weiß ich's. Ich mach überhaupt nix mehr für dich. Wenn du denkst, du könntest mir für alles die Schuld in die Schuhe schieben..." Ich war stinkwütend. So ein Idiot. Da bin ich so nett und bring ihm was, weil ich denke, er braucht's, und dann so was. Vor lauter Wut stiegen mir sogar Tränen in die Augen. So ein undankbarer Kerl. Na gut, dann war es eben ein Virus. Es hätte aber auch etwas anderes sein können, vielleicht was Wichtiges. Das weiß man doch nicht im Voraus!

"Mir reichts jetzt! Mach doch meinetwegen was du willst. Du kannst mich mal, du blöder Idiot. Ich gehe!" Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen, drehte ich mich um und rannte aus dem Zimmer. Ich sah nicht zurück. Mir war egal, was er jetzt von mir hielt. Mit geballten Fäusten lief ich auf die Fahrstühle zu, sprang in einen, dessen Tür sich gerade schließen wollte und fuhr nach unten. Im Fahrstuhl fing ich dann wieder an, mich etwas zu beruhigen. Ich war so überstürzt davon gelaufen, dass ich gar nicht auf die anderen Menschen geachtet hatte, die mich entsetzt angesehen hatten, als ich an ihnen vorüber rannte. Es müssen ein paar Techniker gewesen sein, die mich da gesehen haben. Und Mokuba hatte ich auch vergessen. Was der jetzt von mir hielt.

//Er denkt bestimmt, ich bin die schlimmste Heulsuse. So blöd wie ich war, hat man mir doch garantiert angesehen, dass ich Tränen in den Augen hatte. Wieso hat mich dieser blöde Kaiba auch so beleidigt. Und was noch viel Wichtiger ist: Warum hat es mir so viel ausgemacht? Ich bin doch sonst nicht so leicht aus der Fassung zu bringen, jedenfalls nicht so. Ich hab ja fast angefangen zu heulen. Das hab ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr getan. Warum bringt er es fertig, mich so wütend zu machen? Es ist mir doch eigentlich völlig egal, wie er mich nennt. Ach was red ich da? Es ist mir nicht egal, sonst wär ich ja nicht so ausgerastet. Ich lass mich doch nicht von jemandem wie Kaiba beleidigen. Was denkt der sich eigentlich? Ich könnt grad...//

Der Fahrstuhl stoppte und ich stieg aus. Immer noch rennend näherte ich mich dem Ausgang, stieß die Tür auf, erntete einige verwunderte Blicke von Kaibas Chauffeur und ein paar Passanten und lief auf die Straße, geradewegs nach Hause.
 

Währenddessen im Computerraum der KC...
 

"Was hat das jetzt gesollt? Will sie damit vielleicht irgendwas bezwecken?" Ratlos blickte Kaiba zur Tür, aus der ich so hastig gelaufen war.

"Ist ja auch kein Wunder, so wie du sie beleidigt hast!" Verteidigte mich Mokuba.

"Na und? Gewöhnlich macht ihr das doch nichts aus. Im Gegensatz, sie wirft selbst mit Beleidigungen um sich. Außerdem hat sie es nicht anders verdient. Bei so viel Blödheit..."

"Sie ist nicht blöd! Woher sollte sie denn wissen, was auf der Disc drauf war? Hättest du's gewusst? Warum bist du immer so gemein zu den Menschen?" Wurde Seto von Mokuba unterbrochen. Der Kleine war sonst ja immer auf der Seite seines Bruders, aber in diesem Fall konnte er ihm wohl nicht Recht geben.

"Meinetwegen. Soll sie das nächste Mal besser aufpassen, wer ihr was gibt." Erwiderte Seto eiskalt und unberührt wie immer.

"Hast du nicht gesehen, dass sie geweint hat? Wieso bist du nur so fies zu ihr gewesen? So bist du doch zu mir auch nicht. Das ist nicht fair!" Vorwurfsvoll sah Mokuba seinen Bruder an.

"Sie hat wirklich geweint? Bist du dir sicher? Aber warum denn?" Seltsamer Weise war Kaiba nun gar nicht mehr so kalt. Im Gegenteil, er schien sogar etwas verwirrt. Hatte er denn tatsächlich nicht bemerkt, dass mir Tränen in den Augen standen?

"Denkst du nicht, du solltest dich bei ihr entschuldigen? Du hast ihr wehgetan." Mokuba glaubte anscheinend, dass mich Kaibas Worte verletzt hätten. Dabei war ich nur super wütend auf ihn.

Daraufhin antwortete Kaiba nichts. Worüber er wohl nachdachte? Er würde doch jetzt kein Mitleid mit mir bekommen, oder? Nein, nicht unser Kaiba!

Schließlich verließen auch er und Mokuba die KC. Draußen erntete auch Kaiba einen verwunderten Blick von seinem Chauffeur, ging aber nicht weiter darauf ein. Die restliche Zeit schwieg er, bis sie in die Limousine stiegen und weg fuhren.
 

To be continued...

Eine Entschuldigung hat noch keinem wehgetan

So, weil ich so lange nicht geschrieben hab, hier mein 14. Kapi.

Ich hoffe es gefällt!
 

An Gothica261 und A-Yuna: Hab euch LIIEEEEEEEEEEEEEEEB!!! :-)

Und Los....
 

Eine Entschuldigung hat noch keinem wehgetan
 

Völlig kaputt kam ich schließlich zu Hause an. Wie konnte mir das nur passieren? Ich hatte mich völlig fertig machen lassen...und das, von Kaiba. Was war nur los? Schwer atmend öffnete ich die Haustür, betrat den Flur und schloss die Tür ganz leise wieder. Erschöpft lehnte ich mich mit dem Rücken dagegen und ließ mich langsam daran herunter gleiten.

//Oh verflucht noch mal! Ich hab mich vollkommen lächerlich gemacht. Der denkt doch jetzt garantiert, was für eine labile Heulsuse ich doch bin. Wieso muss das alles immer nur mir passieren?// Meine Gedanken dröhnten regelrecht in meinem Kopf. Ich konnte es nicht glauben. Wie war es Kaiba nur gelungen, mich so zu demütigen. Noch einmal ließ ich das ganze Szenario vor meinem geistigen Auge Revue passieren.

//Alles nur wegen dieser blöden Disc. Und dann...dann hab ich zuvor auch noch gedacht...oh Gott, wie konnte ich nur? Ich hab doch tatsächlich einen Moment, wenn auch nur einen winzig kleinen, daran gedacht, wie süß Kaiba doch eigentlich ist. Musste ich mir denn ausgerechnet diese Blöße geben? Was ist nur mit mir los. Gewöhnlich bin ich doch nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen. Dass ich in diese Stadt kam, war der größte Fehler meines Lebens.//

Abrupt unterbrach ich meine Gedankengänge, als ich leise Schritte aus der Küche vernahm. Mein Vater hatte mich wohl bemerkt, und kam jetzt, zu sehen, was los war. Schnell raffte ich mich wieder auf, setzte ein fröhliches Gesicht auf, denn so etwas konnte ich gut. Mein größter Wunsch war es ja, Schauspielerin zu werden. Genauer gesagt Darstellerin in der Pekingoper. Das war aber relativ unwahrscheinlich, da dieses Fable schon fast ausgestorben war.

Ich sammelte mich also wieder, und ging arglos, als sei nie etwas gewesen, in mein Zimmer. Meinem Vater rief ich noch kurz ein *Bin wieder da!* zu, was diesem scheinbar genügte.

In meinem Zimmer war es stockfinster. Dabei beließ ich es auch, machte kein Licht. Im Dunkeln vorantastend, erreichte ich mein Bett, auf welches ich mich sofort energisch drauf warf.

Ich wollte jetzt nur noch schlafen, schlafen und alles vergessen. Dieser Tag war schon schlimm genug gewesen. Dabei lag es natürlich nicht allein an Kaibas unerhörten Beleidigungen, sondern vielmehr an meinem verletzten Stolz. Kaum lag ich im Bett, schlief ich auch schon ein.
 

Am nächsten Morgen...
 

Zu meinem großen Erstaunen erwachte ich sehr früh. Zunächst bekam ich Panik, weil es für die Schule bereits doch etwas spät war. Dann fiel mir jedoch schlagartig ein, dass ja Ferien waren. Zufrieden, über meine Feststellung kuschelte ich mich wieder in die Kissen. Ich wusste noch nicht mal mehr genau, was gestern überhaupt geschehen war.

Alles schien wie ein Traum, der niemals wirklich passiert war. Mit der Zeit kam die Erinnerung allerdings wieder zurück, nicht gerade sehr angenehm.

//Schande über mich, dass ich mich vor Kaiba habe so gehen lassen. Naja...eigentlich hab ich ja die Nerven verloren. Ach...es ist doch zum Haare ausreißen. Immer trifft es mich.// Einen Augenblick standen meine Gedanken still. Ich blickte lediglich teilnahmslos und desinteressiert aus dem Fenster.

Heute war nicht gerade ein besonders schöner Tag. Es war zwar warm, aber der sonst so blaue Himmel war mit trüben Wolken bedeckt. Das passte doch recht gut zu meiner heutigen Stimmung, oder?

//Weshalb kann Seto nicht so wie sein Bruder sein? Mokuba ist so ein lieber, höflicher und supersüßer Junge, wenn Kaiba doch nur ein kleines Bisschen davon hätte. Aber nein, kann ja nicht sein...ein Seto Kaiba muss immer böse, kalt und mies gelaunt sein. Und ich Trottel denk auch noch darüber nach, dass er ganz süß ist. Demnächst sollte ich wirklich besser darauf achten, was ich denke, und was nicht.//

Noch eine Weile blieb ich in meinem warmen Bett, bis ich endlich beschloss aufzustehen. Schließlich wollte ich nicht den ganzen Tag verschlafen.

"Sekunde! Da fällt mir soeben was ein...SCHEIßE! Das hab ich ja total vergessen. Ich war gestern doch mit den anderen verabredet. Oh...Teufel noch mal, die haben bestimmt den ganzen Nachmittag auf mich gewartet. Halt mal...Nachmittag? Hab ich etwa von gestern Nachmittag, bis heute Morgen gepennt? Ich glaubs ja nicht! Ich muss die anderen sofort anrufen, und mich entschuldigen." Sagte ich entsetzt zu mir selbst.

In der Tat war mir etwas Derartiges noch nie unterlaufen. Ich hatte über 12 Stunden geschlafen. Da hat mein Körper wahrscheinlich all die Tage und Wochen, vor den Ferien, in denen ich so gut wie keinen Schlaf bekommen hatte, nachgeholt.

Eiligst lief ich zum Telefon, wählte Téas Nummer und wartete ab.

"Gardner?" Meldete sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung.

"Misses Gardner? Hier ist Fu Chan, kann ich bitte mit Téa sprechen?" Antwortete ich Téas Mutter, am anderen Ende.

"Hallo Fu. Tut mir Leid, aber Téa schläft noch. Soll ich ihr sagen, dass sie dich später anrufen soll?"

"Oh...ok, wenn es ihnen nichts ausmacht!? Auf Wiedersehen."

"Auf Wiedersehen." Kam es noch von Misses Gardner, dann legte ich auf.

"Wo warst du gestern? Wir haben den ganzen Tag gewartet, dass du auch kommst. Als ich dann abends heim gekommen bin, hat Onkel Ho gesagt, dass du ins Bett gegangen seiest. Ist irgendwas passiert?" Hörte ich plötzlich Ming Li's Stimme hinter mir. Sie schien gerade aufgestanden zu sein, denn sie trug noch ihren Pyjama und sah leicht verschlafen aus.

"Nein! Ich war nur müde. Hab schon seit Wochen nicht mehr richtig geschlafen. Das musste ich einfach nachholen." Wehrte ich beiläufig ab.

"Du warst doch gestern noch bei Kaiba, stimmts. Ich hab mitbekommen, wie dir diese blonde Frau eine Diskette gegeben hat, die du Kaiba bringen solltest. Das hat nicht zufällig etwas damit zu tun?" In Ming's Stimme lag wie üblich ein zweideutiger Unterton, den ich gar nicht mochte.

"So ein Quatsch! Ich hab ihm nur die Disc gebracht und fertig. Wie gesagt, ich war eben sehr müde." Ming sollte bloß nichts merken. Sie war immer viel zu neugierig, und ein kleines Lästermaul obendrein.

"Sicher doch, und ich bin der Papst von Rom! Du kannst mir nix vormachen, Fu! Ich kenn dich viel zu gut, als dass ich nicht wüsste, dass du, meine Liebe, niemals freiwillig so früh ins Bett gehst. Also, was ist wirklich gewesen? Es hat was mit Kaiba zu tun, richtig?"

Diese Ming...warum zum Teufel hatte sie nur immer Recht? Jedoch würde ich ihr, selbst wenn sie meine beste Freundin ist, nie sagen, was ich mir gestern wieder geleistet hatte.

"Red keinen Stuss! Ich sag's noch mal: Es ist nichts! Und mit Kaiba schon gar nicht. Damit ist das Gespräch beendet." Zur Verdeutlichung meiner Worte, wendete ich den Blick von ihr, und verzog mich zurück in mein Zimmer.
 

Am Nachmittag...
 

Mir war langweilig. Wobei das nicht so ganz stimmte. Ich hatte eigentlich nur keine Lust, irgendwas zu tun. Stattdessen saß ich dösend auf meinem Drehstuhl, kaute auf einem Bleistift und starrte Löscher in die Luft. Ja, darin war ich in der Tat gut. Ich konnte stundenlang nur so dasitzen und mir die Luftatome betrachten. Sehr interessant...empfehlenswert!

Umso mehr erschrak ich, als plötzlich das Telefon klingelte. Téa konnte es nicht sein, denn die hatte schon vor 2 Stunden angerufen. Nachdem ich ihr meine Lügengeschichte aufgetischt hatte, und sie mich darauf fragte, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr shoppen zu gehen, sagte ich ihr, dass mir heute nicht so gut wäre, und ich lieber einen Tag zu Hause sein wollte.

Aber wenn es nicht Téa war, wer war es dann?

Planlos starrte ich das Telefon, welches sich nach Téas Anruf immer noch in meinem Zimmer befand, an. Ich zögerte lange, bis ich schließlich abhob.

"Ja?" Meldete ich mich kleinlaut.

"Spreche ich mit Miss Fu Chan?" Gab mir eine unbekannte Männerstimme Antwort.

"Ja, tun sie. Wer ist denn da?"

"Mein Name ist Roland Kinley. Ich bin der Sekretär von Seto Kaiba. Mister Kaiba hat mich angewiesen, sie zu seiner Villa zu bestellen. Ich werde sie in 10 Minuten abholen."

Eh ich noch etwas sagen konnte, ertönte am anderen Ende ein Klicken, das mir zu verstehen gab, dass aufgelegt wurde. Wie, als sei er vergiftet, sah ich den Telefonhörer an.

"W...was war denn das? Ha...hab ich richtig gehört? Das war doch...der Bandwurm, äh Roland. Hat der gerade echt gesagt, Kaiba hätte mich zu sich bestellt, oder hab ich jetzt Halus? Das ist doch ein Scherz, oder?" Mit mir selbst sprechend, hielt ich immer noch den Hörer in der Hand, als warte ich darauf, dass Kaiba jeden Moment da heraus sprang.

Erst nach einigen Minuten konnte ich ihn aus der Hand legen.

Verwirrt schaute ich mich in meinem Zimmer um.

"Was mach ich jetzt? Soll ich da echt mitfahren. Weshalb bestellt Kaiba...ausgerechnet Seto Kaiba, mich zu sich? Das muss ich herausfinden. Also gut! Ich werde hinfahren." Entschlossen und gleichzeitig über mich selbst verwundert, stand ich auf, und ging zum Spiegel. Seltsam...weswegen musste ich mich jetzt vor den Spiegel stellen?

Mein Verhalten wird immer merkwürdiger.

Ich hatte heute Morgen nur schnell eine Trainingshose und ein Top angezogen. So konnte ich sicher nicht zu Kaiba fahren, auch wenn ich nicht wusste, was er von mir wollte.

Ich kramte schließlich etwas in meinem Schrank, und nahm einen kurzen Jeansrock, sowie ein hellgelbes Top, auf dessen Frontseite das Wort Lady prangte.

//Hmm...ob ich so gehen kann?// Überlegte ich, dachte im nächsten Moment aber schon wieder, warum ich das überhaupt dachte. Ich ging doch nur zu Kaiba. Es war ja nicht so, als ob ich zu einem Date ging, oder?

Aber jetzt mal im Ernst. Wieso hatte Kaiba mich herbestellt? Es gab doch gar nichts mehr, über das wir reden, bzw. an dem wir arbeiten mussten?!

Genau 10 Minuten nach dem Anruf hörte ich auf einmal, wie ein Auto vor unserem Haus vorfuhr. //Meine Güte...Kaibas Leute sind aber verdammt pünktlich!// Dacht ich und lief nach unten.

Als ich die Haustür öffnete, wartete tatsächlich Kaibas Chauffeur, sowie sein Bandwurm...Verzeihung, Roland natürlich, bei Kaibas Limousine. Etwas zögerlich ging ich hinaus. Ich stieg wortlos in Kaibas Limousine, und nach mir auch Roland. Ob er vielleicht etwas wusste?

"Also...warum will Kaiba mich sehen?" Ergriff ich endlich das Wort.

"Das wurde mir nicht gesagt. Ich sollte ihnen lediglich Bescheid geben und sie abholen." Antwortete Roland, für meinen Geschmack ein wenig zu förmlich.

Genervt richtete ich meinen Blick wieder aus dem Fenster. Wenn Seto nicht einen triftigen Grund hatte, mich um diese Zeit und nachdem, wie er mich gestern beleidigt hatte, her zu bestellen, dann gnade ihm Gott. Nach 10 Minuten Fahr kamen wir zur Kaiba Villa. Unangenehm war mir bei der ganzen Sache ja schon. Besonders, wo ich doch eh schon eine Wut auf Kaiba hatte, weil er mich gestern so beleidigt hatte.

Ungeduldig wartete ich darauf, dass mir Roland die Tür öffnete.

"Und wo soll ich jetzt hingehen?" Meine Reizbarkeit war sehr gut zu erkennen.

"Mister Kaiba erwartet sie in seinem Büro. Sie wissen ja, wo das liegt." Entgegnete mir der Bandwurm.

Eh ich mich umdrehte, streckte ich dem Miesling noch schnell die Zunge raus. Allerdings so, dass er es nicht sah. Mir war Kaibas Sekretär unsympathisch. Er war so der typische Ich-lass-mir-alles-gefallen-und-widerspreche-nie Typ. Solche Rückradlosen Typen gingen mir einfach nicht ab.

Unglaublich. Schon wieder war ich, vollkommen grundlos in Kaibas Villa. Langsam wurde das alles schon zur Gewohnheit. Irgendwann würde ich die KC und Kaibas Villa wahrscheinlich noch auswendig kennen. Dass das auch immer mir passieren musste. Jaja...ich weiß, ich bemitleide mich selbst.

Mal wieder betrat ich den Fahrstuhl, der mich in den 6. Stock brachte, wo Kaibas Büro lag. Die Tür öffnete sich, und ich sah wieder den langweiligen, Galerieähnlichen Gang, und die große Tür zu Setos Büro. Nun stand ich davor. Sollte ich klopfen und abwarten, oder sollte ich die Flucht ergreifen. Nein! Möglichkeit 2 käme absolut nicht in Frage. Ich wäre nicht schon wieder ein Feigling. So was wie gestern würde mir nicht noch einmal passieren. Also klopfte ich an.

Stille.

Plötzlich: "Herein." Der typische Kaibaton, kalt, desinteressiert, unhöflich.

Ich öffnete die Tür, trat ein und stand meinem schlimmsten Albtraum erneut gegenüber.

"Na schön, ich bin da. Warum sollte ich kommen?" Von Höflichkeit konnte man bei mir jedoch auch nicht gerade reden.

"Also? Was ist dein Problem? Wenn du nicht einen triftigen Grund hast, weshalb du mich hergeholt hast, werd ich echt sauer!" Fuhr ich ungehindert fort.

"Ergäbe das einen Unterschied? Du bist doch jetzt bereits sauer, als ob das was Neues wär." Erwiderte Kaiba gewohnt sarkastisch.

"Willst du mich ärgern? Hat es dir nicht genügt, mich gestern zu demütigen? Musst du heute wieder anfangen?" Langsam wurde ich wirklich böse. Der Kerl trieb mich echt zur Weißglut.

"Nein, eigentlich wollte ich etwas anderes." Meinte er nun ganz plötzlich, und in einem anderen Ton, der mir bisher unbekannt war. Es war irgendwie ein normaler Ton, also für Kaibas Verhältnisse. Ich konnte jedenfalls keinen Sarkasmus und auch keine Ignoranz darin erkennen. Seltsam!

"Ich denke, es ist an der Zeit, mich zu entschuldigen." Sagte Kaiba.

//Wa...was? Hab ich mich gerade verhört? Ka...Kaiba will sich entschuldigen. Ist der krank?// Ich war so erstaunt, ich brachte kein Wort heraus.

"Du...du willst was? Hat man dir irgendwas über den Schädel gehauen? Das ist doch nicht der Kaiba, den ich kenne." Stammelte ich schließlich.

"Es war falsch von mir, dir die Schuld zu geben. Außerdem ist ja wirklich nichts geschehen." Erklärte Kaiba weiter.

Ich war nun echt fast am umkippen. Das war doch alles ein Traum, oder? Ich mein, das konnte unmöglich Realität sein!

"Was...was? Wieso...warum sagst du das jetzt? Das ist doch nicht normal für dich. Gestern beleidigst du mich, dass ich fast anfang zu heulen -jetzt war es auch egal. Kaiba wusste sowieso, dass ich den Tränen nah war, auch wenn es nur aus Wut war-und jetzt entschuldigst du dich?" Ich muss doch zu dämlich ausgesehen haben, wie ich da so völlig fassungslos in Kaibas Büro stand. Was war nur in den Kerl gefahren?
 

Fortsetzung folgt...
 

Kaiba muss echt krank sein! Also so was...tztztz...er wird doch wohl nicht weich, wenn Mädchen weinen, oder? Das passt ja nun gar nicht zu ihm!

Mal sehen, wie sich das noch entwickelt...
 

PS: Jetzt ja keinen falschen Eindruck kriegen, ok?! :-)
 

Bye eure Furan-chan ;-)

Der Ausflug

Hi Leutz!

Ich muss euch etwas gestehen:

Ich bin mit diesem Kapitel nicht wirklich zufrieden. Hab es mitten in der Nacht geschrieben, deshalb ist es auch nicht so gelungen.

Hoff, ihr verzeiht mir und lest es trotzdem. Ist für die Fortsetzung der Story halt unerlässlich!

Kommis sind wie immer sehr erwünscht! :-)
 

Der Ausflug
 

Zwei Wochen später...
 

Die Ferien hatten vor 2 Wochen begonnen. Zwar nicht gerade rosig für mich, aber das war bisweilen auch vergessen. Ich hatte später übrigens erfahren, was mit Kaiba los war. Mokuba hatte es mir erzählt. Jedes Mal, wenn ich daran denke, fange ich an zu lachen. Es war aber auch zu süß...
 

---Flashback---
 

Ich kapierte jetzt wirklich gar nichts mehr. Vor 5 Minuten hatte sich Seto Kaiba, ausgerechnet Seto Kaiba, bei mir für sein Verhalten entschuldigt. Dafür gab es nur 2 mögliche Gründe:

Erstens, hatte er vielleicht einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen, worauf er das Gedächtnis verlor, und von Mokuba überredet wurde, sich bei mir zu entschuldigen oder...

Zweitens, hatte man ihm Drogen verabreicht, was zur Folge hatte, dass er überhaupt nicht mehr wusste, was er tat...

Ich hielt beide Möglichkeiten für sehr unwahrscheinlich, aber eine andere Begründung fiel mir beim besten Willen nicht ein. Ohne einen Moment zu zögern hatte ich Kaibas Entschuldigung angenommen und mich schnellstmöglich verzogen. Bei so einem Geisteskranken wollte ich keine Sekunde länger bleiben.

Kurz bevor ich jedoch die Kaiba Villa verlassen konnte, lief mir Mokuba über den Weg.

"Oh...hallo Fu! Hast du dich wieder mit Seto vertragen? Tut mir Leid wegen gestern." Meinte der Kleine, freundlich und höflich wie immer.

"Ja, ich denk schon, aber...kannst du mir sagen, wie Seto dazu kommt, sich bei mir zu entschuldigen? Sorry, wenn ich das jetzt so sagen, aber gewöhnlich tut er so was doch nicht." Erwiderte ich, ihm verständnislos.

"Seto wird wahrscheinlich nicht wollen, dass du das erfährst, aber ich sags dir trotzdem. Seto kann es nicht ertragen, wenn Mädchen weinen. Er kann damit nicht umgehen, und er hasst es, verstehst du? Und noch dazu hab ich ihm gesagt, dass er an allem Schuld sei. Das konnt er dann absolut nicht ab. Seto hasst Probleme...deshalb wollte er das aus der Welt schaffen, auch wenn er sich dazu extrem überwinden musste." Die letzten beiden 3 Sätze, Mokubas hatte ich gar nicht mehr gehört. Mein Gehirn hatte, ab *verstehst du* abgeschaltet. Genauer gesagt, konnte ich meinen Lachkrampf kaum unterdrücken. Kaiba hatte also Panik vor weinenden Mädchen?! Zumindest konnte er so was nicht ertragen.

Der coole, unnahbare Seto Kaiba hatte also doch eine Schwäche, wer hätte das gedacht? Diese Offenbarung war Gold wert. Ich hatte nun etwas, was ich jederzeit gegen Kaiba einsetzen konnte. //Ein bisschen Geflenne meinerseits und Kaiba wird ganz kleinlaut?! Das werd ich auf jeden Fall ausnutzen.//
 

---Flashback Ende---
 

Herrlich nicht wahr? Wer hätte das gedacht? Seitdem hatte ich nichts mehr von Seto gehört. Er war sozusagen verschwunden.

Ich hatte in den letzten 2 Wochen sehr viel mit Yugi und den anderen unternommen. Wir waren oft am Strand, haben die Spielhallen besucht, in denen mir Yugi und Joey auch ein wenig Duel Monsters beigebracht hatten. Das Spiel gefiel mir. Es war nicht zu schwer, forderte aber einiges an strategischem Denken. Es erinnerte mich etwas an Schach. Besonders gut konnte ich allerdings noch nicht spielen.

Meine Freundin Ming Li bekam ich nur noch selten zu Gesicht. Sie hatte sich auf den ersten Blick in Bakura verliebt und folgte dem Armen nun auf Schritt und Tritt. Es war zwar nicht so, dass Bakura Ming nicht leiden konnte. Sie ging ihm nur ein wenig auf die Nerven, so hatte er mir gesagt.

Heute jedoch, hatten wir alle beschlossen, mit Ming Li und Bakura, und natürlich den anderen aus der Clique etwas zu unternehmen. Mir war es gar nicht aufgefallen, aber mit der Zeit hatte ich mich zu einem festen Bestandteil der Truppe entwickelt. Sogar mit Joey kam ich nun gut klar.

Wir hatten uns alle überlegt, einen kleinen Ausflug aufs Land zu machen. Joeys Schwester Serenity, sowie eine alte Bekannte der Clique, die ich bis dahin noch nicht kennen gelernt hatte, Mai Valentine wollten uns ebenfalls begleiten.

Ich packte also meinen Rucksack, packte Ming Li, die noch stundenlang überlegt hätte, was sie anziehen sollte und machte mich mit ihr dann auf den Weg zu Téa, die wir abholen wollte.

"Hi Fu, Ming Li! Ihr seid ja überpünktlich, ich bin noch gar nicht fertig." Informierte uns Téa, nachdem sie mir die Tür aufgemacht hatte.

"Kein Problem. Ming Li hätte auch noch ne halbe Ewigkeit gebraucht, hätte ich sie nicht weggeschleppt." Wehrte ich ab.

Nach 10 Minuten, in denen Téa noch zig verschiedene Klamotten ausprobiert hatte, zu denen wir regelmäßig ein Kommentar abliefern mussten, brachen wir endlich auf in die Innenstadt. Vor der Pizzeria, in der wir oft aßen, trafen wir die anderen.

Yugi, Bakura und Duke warteten bereits. Von Joey, seiner Schwester Serenity, Tristan und Mai Valentine fehlte noch jede Spur.

"Nihao Baku-chan!" Begrüßte Ming, freudig winkend ihren geliebten Bakura, der daraufhin hinter Duke Schutz suchte. Gegen Ming half das allerdings nicht besonders viel. Sie steuerte direkt auf Bakura zu, ohne Duke überhaupt zu beachten.

"Freust du dich schon auf den Ausflug? Wird bestimmt witzig." Zur Erklärung, bei Ming Li war alles und jeder witzig.

"Äh...ja, wenn ich jetzt noch verstanden hätte, was du gesagt hast..." Entgegnete Bakura verlegen, der natürlich genauso wenig unsere Sprache verstand, wie Yugi und die anderen.

"Sie hat gesagt, dass sie sich auf den Ausflug freut, und dass er bestimmt witzig würde." Übersetzte ich Bakura, sowie den anderen Ming's Worte. Bakura nickte daraufhin nur leicht verwirrt.

"Hey Leute, seid ihr etwa alle schon da?" Ertönte plötzlich eine bekannte Stimme hinter uns. Wie konnte es anders sein, handelte es sich dabei um Joey, der in Begleitung eines Mädchens mit rotbraunen Haaren zu uns stieß.

"Ja, du kommst ja auch grundsätzlich zu spät Joey. Hallo Serenity." Antwortete Duke, wobei man sichtlich erkennen konnte, dass Duke mehr als nur erfreut war, Serenity zu sehen.

"Hallo Téa, Yugi, Bakura und Duke und Fu." Begrüßte uns Serenity. Ich wunderte mich sehr, woher sie meinen Namen kannte. Sie hatte mich doch noch nie gesehen.

"Du bist also Joeys Schwester Serenity, stimmts?" Fragte ich Serenity, nach ein paar Minuten.

"Ja, und du bist das Mädchen, das Seto Kaiba den Verstand raubt...Fu Chan, hab ich Recht? Joey hat schon ne Menge von dir erzählt. Du sollst Kaiba ja ganz schön in den Wahnsinn treiben." Serenity lächelte mich begeistert an. Offensichtlich hatte Joey ihr tatsächlich einiges erzählt, wobei ich mir nicht so sicher war, ob er nicht noch einiges dazu erfunden hatte.

"Naja...so schlimm ist es auch nicht. Ich lass mir eben nur nix von Kaiba gefallen." Milderte ich die Vorwürfe etwas ab.

"Das solltest du auch bloß nicht tun." Meldete sich auf einmal eine weitere, mir unbekannte Frauenstimme. Verblüfft drehte ich mich um, und erblickte eine hübsche, junge Frau mit langen, blonden Haaren.

"Hallo Mai! Schön, dass du auch mitkommst." Wandte sich Téa an die mir Unbekannte.

"Natürlich komm ich mit. Das war doch klar. Erstens wollte ich doch meine alten Freunde wieder sehen und zweitens, das Mädchen kennen lernen, in das sich unser Seto Kaiba offensichtlich verliebt hat." Meinte Mai, als sei das doch alles selbstverständlich gewesen. Aber Moment mal...was hatte sie soeben gesagt?

"Wie bitte? Ich glaub, du hast da was falsch verstanden." Mischte ich mich ein, während ich Mai mit hochgezogener Augenbraue fixierte.

"Na, man weiß ja nie. So viel ich gehört habe, warst du in letzter Zeit ziemlich oft mit Kaiba zusammen, und er hat ja scheinbar eine Schwäche für dich. Obwohl man sich bei Kaiba so was nur schwer vorstellen kann. Allerdings ist er ja auch kein Außerirdischer..." Hier brach Mai ab, schickte mir lediglich ein paar vielsagende Blicke entgegen.

"Mai...da muss ich dich leider enttäuschen. Du hast Kaiba und Fu noch nicht zusammen erlebt. Da herrscht sicher keine Sympathie." Mischte sich Duke ein, der genauso wenig wie alle anderen, Mai's Worten zustimmen konnte. Ein Glück für mich. Wie schrecklich wäre es gewesen, wenn die anderen auch so denken würde, wie Mai.

Wie kam sie nur darauf? Sie kannte mich nicht einmal, und Kaiba wohl nur zu gut. Außerdem hatte sie doch nur von den anderen gehört, was da zwischen uns immer abging. Teufel auch...warum musste jeder wissen, wie Kaiba und ich uns gegenseitig in den Boden stampften?

"Na, wie auch immer. Du musste ne ganze Menge auf dem Kasten haben, Kleine, wenn du dich mit Kaiba anlegst. Lass ihn bloß lange zappeln." Zwinkerte mir Mai zu, und reichte mir zur Begrüßung die Hand.

Nachdem auch Tristan eingetrudelt war, konnte unser Ausflug endlich beginnen. Unser Ausflug sollte ins Kiibergland gehen. Dort wollten wir an dem schönen Fluss Kino, bei Katsuragi ein Picknick veranstalten und abends mit dem Zug zurück fahren. Ursprünglich wollten wir ja nicht dorthin, weil auf dieser Strecke kein Shinkansen (japanischer Schnellzug) fährt, mit dem ich unbedingt mal fahren wollte. Letztlich haben wir uns dann jedoch entschieden, dass eine Fahrt im Shinkansen nicht so wichtig sei. So kamen wir auf Katsuragi.

Von Domino fuhren wir mit dem Zug zunächst ca. 2 Stunden in Richtung Süden. Die Fahrt führte durch wunderschöne, japanische Landschaften, die ich so nur aus China in Erinnerung hatte. Nunja...Domino war auch nicht gerade das, was man als unberührte Natur bezeichnen konnte.

Wir waren alle zusammen in einem Abteil, saßen aber, aufgrund der Platzverhältnisse getrennt.

Ich saß mit Serenity, Téa und Mai in einem Viersitzer, während Yugi, Joey, Tristan und Duke auf der anderen Seite uns gegenüber saßen und Bakura und Ming Li eine Reihe weiter saßen. Der arme Bakura. Als ob Ming Li ihn nicht schon genug nervte, er verstand ja nicht einmal, was sie sagte, geschweige denn verstand sie ihn.

Nach einer Stunde Fahrt hatten sich die Plätze allerdings bereits anders verteilt, und auf unseren Plätzen saßen nur noch Mai und ich.

Dies schien für sie aber besonders ein Grund, mich nun von oben bis unten auszuquetschen.

"Ich würd dich gern was fragen, aber versprich mir, dass du nicht ausrastest." Begann Mai zunächst ganz harmlos.

"Kommt drauf an, was es ist. Ich kann dir nicht versprechen, dass ich nicht ausraste!" Meinte ich nicht ganz gleichgültig. Wenn sie schon so anfing...was würde dann noch kommen?

"Sag mal...du magst Kaiba in Wirklichkeit doch, oder? Kannst mir ruhig die Wahrheit sagen."

Wie gut, dass ich in diesem Moment nichts gegessen oder getrunken hatte, denn ich hätte mich sicher verschluckt, und wäre dabei erstickt.

"*hüstel* Äh...das soll doch jetzt ein Scherz sein, oder? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich Kaiba mag?! Also...wir sprechen hier doch von Seto Kaiba!?"

"Kennst du noch einen Kaiba? Mokuba meine ich sicher nicht, den mag ja nun jeder *grins*. Ich meine ja nur, weil es da so ein schönes Sprichwort gibt, das heißt: Was sich liebt, das neckt sich." Fuhr Mai unbeeindruckt fort.

"WAAAAAAAAAS? BIST DU IRRE? ICH SOLL DEN LIEBEN?" Ok, ich war doch ausgerastet. Ehrlich gesagt, fand ich es allerhand, dass Mai etwas Derartiges behauptete.

"Ist ja gut, ist ja gut! Reg dich nicht so auf...meinetwegen, wenn du es so willst. Wirst aber schon noch sehen, dass ich Recht hatte." Ihre letzten Worte nuschelte sie so leise und undeutlich vor sich hin, dass ich sie -zum Glück- nicht verstand. Für den Rest der Fahrt unterhielten wir uns über alltägliche Themen, wie beispielsweise unser Chinarestaurant, die Schule und Ähnlichem.

Zwei Stunde später kamen wir an unser Ziel: Katsuragi.

Wir hatten wirklich Glück mit dem Wetter, die Sonne schien wunderbar warm, keine Wolke verdunkelte den Himmel, und der Wind wehte nur schwach und sehr warm. Der Tag verging so rasch, dass ich es kaum glauben konnte, als wir wieder nach Hause fuhren.

Erst im Zug bemerkte ich, wie müde ich war. Auch den anderen erging es so. Die Rückfahrt verlief sehr still, so gut, wie niemand redete. Serenity, die neben mir saß, war eingeschlafen, und auch Téa fielen hin und wieder die Augen zu. Mai und ich sahen gähnend aus dem Fenster und betrachteten dabei die Landschaft, die nun vom Licht der untergehenden Sonne bestrahlt wurde.

Zum ersten Mal, seit ich nach Japan gekommen war, hatte mir etwas so viel Freude bereitet. Es war bereits stockfinster, als wir in Domino ankamen. Gähnend verabschiedeten wir uns voneinander, und gingen dann, jeder für sich nach Hause.

Ich kam erst gegen Mitternacht zu Hause an, Paps schlief bereits. Ming Li, die ich den ganzen Tag eigentlich nicht gesehen hatte, weil sie immer nur an Bakura gehangen hatte, ließ sich zunächst völlig erschöpft auf das Sofa fallen, auf welchem sie sofort einschlief. Ich hatte jetzt auch keine Lust, sie noch mal zu wecken, also ließ ich sie schlafen.

Etwa zum hundertsten Mal gähnend, ging ich in die Küche, nahm mir noch ein Glas Wasser und verzog mich dann in mein Zimmer.

Auch mir erging es so, dass ich einfach zu müde war, um mich noch irgendwie fertig zu machen, deshalb zog ich mir lediglich einen Pyjama an, und ging zu Bett.

Ich wollte soeben einschlafen, als mir urplötzlich, ganz ohne Vorwarnung, Mai's Worte von heute Mittag wieder einfielen. Wie kam sie nur darauf, dass ich Kaiba in Wahrheit mochte? Dafür gab es nun absolut keinen Anhaltspunkt. Jeder hier wusste, dass ich den Kerl hasste und alles dafür gäbe, ihn niemals wieder zu sehen.

Und trotzdem...etwas an dem allem irritierte mich. Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit, regelmäßig dann, wenn ich wieder an Mai's Worte denken musste. *Was sich liebt, das neckt sich* hatte sie gesagt. Warum nur, musste ich über diese Worte so verflucht viel nachdenken? Was konnte das bloß sein?

Schließlich musste ich über meinen Gedanken, eingeschlafen sein. Ich schlief einen traumlosen Schlaf, wahrscheinlich auch besser so. Ich wollte nicht wissen, wovon ich vielleicht geträumt hätte.
 

To be continued...
 

Ciao Furan_Kaiba

Satoshi Fuse und die Einladung

Kapitel 16 wartet auf Freischaltung!!!

Vielen, vielen Dank an alle meine Kommischreiber:

Gothica261 (ganz besonders fest drück)

A-Yuna (knutsch)

misha007

Schwertheini

xxxstrwaberryxxx1

Hab euch alle gaaaaaaaaaaaanz doll lieb und wünsch euch, und allen anderen viel Spaß mit diesem Kapi! *knuddel*:-)
 

Satoshi Fuse und die Einladung
 

Alles war wie verhext. Seit knapp 7 Wochen lebte ich hier in Domino. Und ab genau diesem Zeitpunkt hatte sich mein, sonst so normales Leben in ein einziges Chaos verwandelt. Gegen alle meinen Prinzipien hatte ich mich mit Yugi Muto und seinen Freunden angefreundet. In China wäre mir Dergleichen niemals unterlaufen. Noch dazu war meine beste Freundin Ming Li Lang aufgetaucht, und stellte mein Leben mehr und mehr auf den Kopf.

Seit etwa 2 Tagen hatte sie sich nämlich felsenfest in den Kopf gesetzt, Japanisch zu lernen. Sie wollte sich nun endlich mit Bakura unterhalten können, ohne dass ich das Gespräch dolmetschte. Dafür hatte sie mich so lange bearbeitet, bis ich letztlich zugestimmt hatte.

In eben diesem Moment, saß ich mit Ming auf meinem Zimmer, und bläute ihr die wichtigsten japanischen Vokabeln ein. Zunächst sollte sie die Umgangsprache lernen, dann vielleicht ein paar einfache Hiragana und Katakana, und zu guter Letzt zwei, drei Kanji, für den alltäglichen Gebrauch.

Wenn sie allerdings die Sprache komplett lernen wollte, musste sie doch einen Kurs besuchen. Immerhin war ich keine Lehrerin. Das hatte ich ihr gleich zu Anfang klar gemacht.

"Also Ming: Jetzt stell dich doch mal auf Japanisch vor!" Forderte ich meine Freundin auf, nachdem ich zuvor 2 Stunden Vokabeln mit ihr durchgegangen war.

"Konnichi wa! O genki desu ka? Watashi no namae wa Ming Li Lang desu." Die Aussprache war zwar noch nicht perfekt, jedoch fürs Erste genügte dies.

"Sollen wir nicht mal ne Pause machen. Mir raucht langsam der Kopf!" Fiel ich mittendrin ein. Die Idee schien auch Ming zu gefallen, denn sie wirkte sehr erleichtert.

"Ok! Aber ich will noch viel mehr lernen." Fügte sie motiviert hinzu. Herje...wenn sich dieses Mädchen mal etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ sie sich nicht mehr so schnell davon abbringen.

Heute herrschte wieder herrliches Wetter. Der Himmel klar, die Sonne hell und das Sommerfeeling existent. Ich beschloss meiner Freundin einen Vorschlag zu unterbreiten.

"Hey Ming! Sag mal...heut ist so tolles Wetter...lass uns an den Strand gehen?!" Kaum gesagt, war Ming aufgesprungen, in ihr Zimmer gehetzt, mit 20 verschiedenen Bikinis zurückgekommen.

"Gut! Welchen?" Zwei kurze Wörter, die alles sagten. Sie war einverstanden, so viel war eindeutig.

Voll gepackt, mit allen möglichen Strandutensilien begaben wir uns zu besagtem. Wie erwartet, war der Strand reichlich besetzt. Kein Wunder, bei diesem Wetter. Dennoch errangen wir einen guten Platz, auf welchem wir uns auf der Stelle niederließen?

Ming Li war sogleich Feuer und Flamme für das Meer, während ich es eher vorzog am Strand zu liegen und mich wiederum in eines meiner Bücher zu vertiefen.

Zurzeit las ich "1984" von George Orwell (ein klasse Buch über eine düstere Zukunft. Sehr zu empfehlen für alle, die gerne düstere, schwierige Literatur bevorzugen! *Werbung mach* ;-)). Ming mochte dieses Buch nicht sonderlich. Sie stand eher auf Geschichten mit Happy End.

Derweil sie, wie schon so oft, auf der Stelle Anschluss gefunden hatte und nun mit einigen Teenagern Beachvolleyball spielte, lag ich im Schatten, in mein Buch vertieft.

Ich war so damit beschäftigt, dass ich überhaupt nicht bemerkte, wie sich mir eine Gestalt näherte.

Erst, als sie direkt vor mir stand, und mir dadurch das Licht nahm, blickte ich verwundert auf. Ich erkannte einen jungen Mann, etwa von 20-25 Jahren, der äußerst interessiert auf mein Buch schaute.

"Entschuldigen sie, Miss, aber ich kam nicht umhin zu bemerken, dass sie "1984" lesen. Gefällt ihnen dieses Buch?" Bemerkte der junge Mann etwas verlegen.

"Ja sicher...sonst würde ich es ja nicht lesen. Aber weshalb wollen sie das wissen?" Antwortete ich gleichgültig.

"Nunja...ich bin Student an der hiesigen Universität und studiere Journalismus. Derzeit arbeite ich an einer Reportage über die Literatur der heutigen Teenager. Dabei fiel mir auf, dass klassische Literatur, eben wie "1984" so gut, wie nicht mehr gelesen wird. Für meinen Bericht wäre es also sehr aufschlussreich, wenn ich bei den ganzen modernen Romanen auch einen klassischen hätte. Deswegen wollte ich sie fragen, ob sie mir kurz ein Interview geben könnten. Mein Name ist übrigens Satoshi Fuse." Beendete der Journalist seine Ansprache.

Eigentlich war mir momentan nicht nach einem Interview, aber was soll's?!

"Ok, von mir aus können sie mich befragen, wenn es ihnen hilft. Ich heiße übrigens Fu Chan." Erwiderte ich dem, von meiner Antwort durchaus begeisterten Satoshi.

"Großartig! Also Miss Chan...können sie mir kurz erläutern, was genau ihnen an diesem Roman gefällt?" Begann Satoshi, wobei er sich einen kleinen Notizblock schnappte, bereit alle meine Worte aufzuschreiben.

Satoshi quetschte mich sozusagen bis aufs Blut aus. Nachdem ich ihm alle Fragen beantwortet hatte, und er sich alles in Stichworten notiert hatte, plauderten wir noch eine Weile über Gott und die Welt, als er plötzlich meinte:

"Sie haben eine ganz besondere Art an sich, Fu. Was halten sie davon, mich am Samstag auf einen Wohltätigkeitsball zu begleiten? Ursprünglich war ich, mit zwei Mitstudenten eingeladen, doch die haben kurzfristig abgesagt. Ich wollte dann auch nicht gehen, aber wenn sie mich begleiten würde...sie können ihre Freundin auch gerne mitbringen."

"Meinen sie das ernst? Ich will damit sagen, ist das denn erlaubt, wenn sie einfach jemand anderem die Einladung ihrer Freunde geben? Was ist das eigentlich für ein Wohltätigkeitsball?" Erkundigte ich mich unsicher.

"Die Veranstaltung wurde von James Miller...sie kennen ihn vielleicht, ins Leben gerufen. Er ist der Inhaber der Spielefirma Miller-Jackson Play, der größten in den USA. Miller-Jackson hat beispielsweise, das zurzeit sehr beliebte Computerspiel Galaxy-Force herausgebracht." Erklärte mir Satoshi begeistert.

Sicher kannte ich Miller-Jackson, ebenso wie Galaxy-Force. Ming Li war praktisch total besessen von diesem Spiel. Ich fand es allerdings nicht so toll, etwas langweilig.

"Natürlich kenne ich diese Firma. Wie kamen sie denn zu dieser Einladung? Haben sie irgendwas mit der Spielefirma zu tun? Ich meine...als Journalist?" Wollte ich nun von meinem Gesprächspartner wissen.

"Nun, das war so. Ich habe vor nicht allzu langer Zeit ein Semester in den USA studiert. Dabei wurde ich von Mister Miller gebeten, einen Bericht über die neuen Marktverhältnisse der Miller-Jackson Play zu verfassen. Dies tat ich auch, und der Bericht wurde sozusagen ein einschlagender Erfolg. Daraufhin meldeten sich eine Menge Aktionäre bei Mister Miller, die ihre Investitionen in Miller-Jackson Play anlegen wollten. Mit der Einladung zu diesem Ball wollte er sich bei mir, und meinen Kollegen, die damals an dem Bericht mitgearbeitet hatten, erkenntlich zeigen. Nun sind diese Kollegen allerdings verhindert, und ich habe noch zwei Einladungen übrig. Also, wie gesagt, es würde mich freuen, wenn sie und ihre Freundin mich begleiten würden."

"Ja, ich würde gerne...meine Freundin sicher auch, aber...meinen sie wirklich, das geht in Ordnung?" Ich war mir da nicht so sicher. Immerhin waren Satoshi und seine beiden Kollegen aus einem bestimmten Grund eingeladen, während Ming und ich überhaupt nicht dazu gehörten.

"Natürlich! Glauben sie mir, Mister Miller hat nichts dagegen. Im Gegenteil, er würde sich eher freuen, zwei so hübsche Gäste auf seiner Party zu haben." Versicherte mir Satoshi. Seine letzten Worte schmeichelten mir zwar, doch so richtig überzeugt war ich nicht.

"Na, ich weiß nicht so Recht. Ich denke, Ming Li und ich wären dort eher so etwas wie das fünfte Rad am Wagen, meinen sie nicht?"

"Nein, das meine ich nicht. Nun kommen sie schon! Sagen sie ja, und überreden sie auch ihre Freundin! Ich würde mich freuen, unter all den hochtrabenden Snobs auch zwei nette Mädchen zu haben."

Ich ließ mich erweichen. Satoshi hatte mich solange bearbeitet, bis ich endlich zugestimmt hatte. Der Typ hatte eine Art an sich, der man einfach nicht widerstehen konnte. Damit will ich sagen, man musste ihm einfach nachgeben.

Ehe ich ihm allerdings zustimmen konnte, kam Ming Li von ihrem Beachvolleyballspiel zurück.

"Hey Fu...oh...hallo, wer sind sie denn?" Begrüßte sie erst mich, bemerkte dann aber Satoshi. Ich wollte zunächst übersetzen, als plötzlich...

"Ebenfalls hallo. Mein Name ist Satoshi Fuse und sie müssen Ming Li sein?!" Antwortete ihr Satoshi, als sei es selbstverständlich, in Mandarin.

Also echt, mittlerweile können immer mehr Menschen diese Sprache...und ich dachte echt, Mandarin sei selten...na ja...

"Ach, sie sprechen Mandarin? Freut mich sie kennen zu lernen, Satoshi. Sie haben Recht, mein Name ist Ming Li." Entgegnete Ming ihm sehr höflich und förmlich, was gewöhnlich nicht gerade ihre Art war.

"Zwei so charmante, junge Damen...Ich habe ihre Freundin schon gefragt, ob sie beide mich nicht am Samstag auf einen Wohltätigkeitsball begleiten wollen. Ihre Freundin ist sich noch unschlüssig, was sagen sie dazu?" Richtete sich Satoshi nun an Ming Li, und musste nicht lange auf eine Antwort warten.

"Was? Fu will nicht? Also, ich würde furchtbar gerne mit ihnen dorthin gehen!" Man konnte Ming Li's Begeisterung deutlich erkennen. Ja, so war sie eben immer, wenn sie irgendwo das Wort Party, oder ähnliches hörte.

"Na gut, wenn Ming Li möchte, bin auch ich einverstanden." Gab ich schließlich nach. Ich wurde ja auch überstimmt, was wollte ich da noch tun?

"Sehr gut! Ich freue mich darauf. Die Party findet auf dem Kreuzfahrtschiff "Mermaid of Domino" statt, um 9 Uhr am Samstagabend. Also...sehen wir uns dort?!"

"Ja, ok...bis Samstag dann." Stimmten Ming Li und ich, wie aus einem Munde zu.

Ohje...was hatte ich mir da nur wieder eingehandelt? Ich mochte doch gar keine Partys. Und mit Ming Li dorthin gehen?! Ich hatte sie bisher nur ein einziges Mal auf eine Party mitgenommen, und es sozusagen bitter bereut. Nicht, dass sie sich nicht beherrschen kann, oder irgendwie sich nicht benommen hätte...nein, es war etwas ganz anderes.

Außerdem gab es da noch ein Problem: Ein Wohltätigkeitsball war keine einfache Party, sondern vielmehr eine Veranstaltung für die höhere Gesellschaft. Das hieße, wir konnten da nicht mit einfachen Alltagsklamotten auftauchen. Dies musste ich auch Ming Li einbläuen.

"Hör mal zu, Ming! Wenn wir wirklich dahin gehen wollen, müssen wir zuvor aber noch einen Großeinkauf erledigen. Du weißt, was ich damit sagen will..."

"Logo! Wir brauchen jeder ein schickes Abendkleid, die dazu passenden Schuhe und diverse Accessoires." Meine Freundin ließ mich wie üblich nicht ausreden.

"Äh...also so hab ich das auch nicht gemeint. Wir brauchen nur passende Kleidung, den Rest können wir uns gar nicht leisten." Wandte ich ein.

"Ach...mach dir darüber mal keine Gedanken. Dann leihen wir uns die Sachen eben nur, und geben sie später zurück. Das ist kein Problem." Winkte meine Freundin lächelnd ab.

Ming stellte sich irgendwie immer alles zu leicht vor. Aber in diesem Fall hatte sie wohl Recht.

Am nächsten Tag gingen wir beide, meinem Vater hatten wir nichts über die Party verraten, ins Shoppingcenter von Domino und kauften ein.

Ich hatte mich jedoch zu früh gefreut, als ich dachte, Ming Li wollte die Sachen wirklich leihen. Mit den Kleidern war das auch so, doch Schuhe und Accessoires kauften wir generell.

"Hey Fu, wie findest du das?" Erkundigte sich Ming nach meiner Meinung, als sie in einem hübschen Abendkleid aus der Umkleide kam.

Dabei handelte es sich um ein blass rosafarbenes, tailliertes Kleid, mit V-Ausschnitt und langer Schleife. Auf der Prust prangte eine Pinke Rose, und der Rock des Kleides schleifte knapp auf dem Boden. Kurz gesagt, es war ein tolles Kleid und es stand Ming wahnsinnig gut, so viel stand fest.

"Sieht toll aus! Ich würds nehmen!" Riet ich meiner Freundin, einerseits, weil es mir wirklich gefiel, andererseits, weil ich nicht den ganzen Tag hier verbringen wollte.

"Ok, mach ich! Jetzt musst du dir aber noch eins suchen!" Beschloss Ming, und war schon wieder verschwunden, um mir ein Kleid zu suchen. Sie kam mit 3 Kleidern zurück.

"Na los! Probier die an." Befahl sie mir, wobei sie mich gleichzeitig in die Umkleide schupste.

Als erstes probierte ich ein blass gelbes Kleid, mit weitem Rock, der bis zum Boden ging, aus. Es hatte keine Ärmel, dafür aber einen Schleier am Rücken und Pailletten auf der Brust, die einen Schmetterling formten.

"Sieht nicht schlecht aus. Probier mal die anderen." Kommentierte Ming.

Das Zweite war ein olive-grünes Kleid, mit ¾ Ärmeln und quadratischem Ausschnitt, der mit silbernen Rosen besetzt war.

"Naja...ist nicht so schön, wie das vorher, aber probier noch das Dritte aus."

Das letzte Kleid war von der Farbe her ein blasses hellblau. Es hatte nur zwei schmale Träger an den Schultern und eine lange Schleife am Rücken. Es hatte einen quadratischen Ausschnitt, der knapp über dem Ansatz meiner Brust endete. In der Mitte des Ausschnitts glänzte eine Pailletten-Elfe, und der Rock hing leicht auf dem Boden.

"Das sieht klasse aus! Entweder das, oder das Gelbe. Also, ich würd das hier nehmen." Meinte Ming begeistert.

Gesagt, getan, hatte ich mich mal wieder überreden lassen, und entschied mich für das Blaue. Zusammen mit blauen High heels und einer blauen Handtasche verließen wir den Laden.

"So und jetzt gucken wir noch nach Accessoires. Ich würde dir ja ein silbernes Diadem vorschlagen, in Verbindung mit einem silbernen Armband." Überlegte Ming, und schob mich sogleich in den nächsten Schmuckladen.

"Du weißt aber, dass wir uns zu teuren Schmuck nicht leisten können. Also wenn's geht, dann nur versilbert, ok?" Ermahnte ich meine beste Freundin erneut. Sie vergaß immer viel zu schnell, dass wir nicht das ganze Geld hatten, um all diese Dinge zu kaufen.

"Jaja...hab schon verstanden. Ist ja auch egal. Los...lass uns da mal gucken. Der Schmuck sieht nicht so teuer aus."

Wir standen vor einem kleinen Schaukasten, in dem täuschend echt, versilberter Schmuck lag. Letzten Ende bekam Ming doch noch ihren Willen, und drückte mir ein silbernes Diadem, sowie ein mit silbernen Perlen besetztes Armband, auf. Noch dazu überredete sie mich zu silbernen Ohrringen, in Form von kleinen Wasserperlen, die fast bis zu meinen Schultern gingen. Sie selbst entschied sich für eine goldene Kette, an deren Ende eine rote Perle prangte, sowie goldene Ohrringe und ein goldenes Armband.

Beladen mit zig Tüten, kamen wir schließlich wieder nach Hause.

Das ganze Zeug ließ sich nun auch nicht mehr vor Paps verstecken, sodass wir ihm von der Einladung erzählten.

Er nahm es ungewöhnlich gelassen auf, nachdem wir ihm versicherten, dass all das Zeug nicht so teuer gewesen war.

So...der Wohltätigkeitsball konnte also kommen. Ich hätte es mir sicher anders überlegt, wenn ich gewusst hätte, wem ich dort begegnen sollte. Und auch, wenn ich gewusst hätte, was diese Begegnung für Folge hinter sich her ziehen würde...
 

Fortsetzung folgt...
 

Hmm...wem wird Fu dort wohl begegnen. Doch nicht etwa Kaiba? Nein...das kann nicht sein...so viel Pech hat nicht mal sie...oder...doch?

Wir werden es schon bald herausfinden...
 

Bis dahin machts gut und schreibt mir ein paar Kommis!!! :-)

Ciao Furan-chan
 

Kurze Anmerkung an Gothica:

Keine Sorge, auch wenn Seto in den letzten beiden Kaps etwas seltsam war, er wird auf gar keinen Fall weich! Gaaaanz großes Ehrenwort!!!

Gute Freunde treffen sich doch immer wieder, oder?

Trallalitrallala...jaha...endlich Kapitel 17.

Ich bin doch echt schnell, oder?

Jippi...die FF macht so viel Spaß XD
 

Naja...viuel Spaß mit dem Kapi

Ach...und ich grüße natürlich wie immer meine ganzen lieben Kommischreiber!!!

Hab euch alle gaaaaaaaaaaaaanz doll lieb!!!
 

Gute Freunde treffen sich doch immer wieder, oder?
 

Es war Samstagabend, Ming kam soeben in mein Zimmer gestürmt, und das Schlimmste daran...nicht grundlos.

"Man, Fu! Es ist schon 8 Uhr! In einer Stunde beginnt der Ball, wir müssen uns jetzt ein bisschen beeilen." Ermahnte sie mich, was mal ganz was Neues war. Gewöhnlich war es nämlich so, dass ich sie ermahnte. Naja...Ming freute sich auch mehr auf den Ball, als ich. Sie war schon seit dem Tag, als Satoshi uns eingeladen hatte, wie Feuer und Flamme und kaum noch zu bremsen.

Ich dagegen, sah dem Abend mit gemischten Gefühlen entgegen. Irgendwie hatte ich so eine Ahnung, dass es nicht ganz so reibungslos ablaufen sollte, wie ich anfangs dachte.

Vielleicht war das auch nur ein dämliches Gefühl, welches nichts zu bedeuten hatte.

"Ist ja gut! Ich mach mich schon fertig...nerv nicht!" Erwiderte ich ihr gähnend. Ich hatte die letzte Nacht nicht gerade gut geschlafen, und überhaupt keine Lust auf diesem Wohltätigkeitsball. Die Vorstellung war einfach ermüdend.

All diese Snobs aus den oberen Schichten, mit ihren Gesprächen über Aktien, Geld und Immobilien...was soll da schon ein Mädchen aus bescheidenen Verhältnissen?

Sowohl Ming, als auch ich, passten in diese Gesellschaft etwa so gut, wie ein Elefant in ein Wasserglas...nämlich gar nicht.

Dennoch, ich hatte Satoshi zugesagt, und wollte mein Versprechen auch halten. Außerdem war er ja ein netter Kerl, das musste ich zugeben.

Was blieb mir also anderes übrig, ich richtete mich und nebenbei half ich auch Ming dabei, für den Wohltätigkeitsball her.
 

Eine halbe Stunde später...
 

"Nein!"

"Och bitte!"

"Ich hab Nein gesagt."

"Na jetzt komm schon, lass mich das machen."

"Nein, ich mach's selbst. Du hast mir vor längerer Zeit schon einmal die Haare machen wollen...wir wissen beide, was damals passiert ist."

"Jetzt stell dich nicht so an! Damals war ich gerade mal 7 Jahre alt, und wir haben gespielt."

Seit 10 Minuten lief diese Diskussion zwischen Ming und mir nun schon.

Angefangen hatte alles damit, dass Ming mir unbedingt eine Frisur machen wollte. Ich jedoch wollte dies auf gar keinen Fall zulassen. Und dafür gab es einen ganz speziellen Grund:

Es muss ungefähr vor 8 Jahren gewesen sein, da lebten meine beste Freundin und ich noch in unserem hübschen, kleinen Xiang Po. Wie kleine Mädchen eben so sind, spielten wir sehr gerne Verkleiden und Friseur. Eines Tages, ich war 9 und Ming 7 Jahre alt, hatte meine Freundin die tolle Idee, mir doch die Haare zu frisieren. Ich, dachte mir natürlich nichts dabei, und stimmte zu.

Was ich allerdings nicht wusste war, dass die süße, kleine Ming hinter ihrem Rücken eine Schere versteckt hatte. Eh ich mich versah, hörte ich ein kurzes Geräusch, ein abgewürgtes *Mist* seitens meiner Freundin, und bemerkte, wie ein dickes Haarbüschel auf den Boden zu glitt. Ja, Ming Li hatte mir ein 10 cm breites Loch in die Haare geschnitten. Ich rannte daraufhin weinend zu meiner Mutter, die damals noch lebte, woraufhin sowohl Ming, als auch ich gewaltigen Ärger bekamen.

Damit meine Haare noch mal einigermaßen aussahen, beschloss meine Mum, dass die restlichen, nicht verunstalteten Haare ebenfalls auf die Länge der anderen zu Recht geschnitten werden sollen. Letzten Endes hatte ich einen Kurzhaarschnitt, war für ne halbe Ewigkeit stinksauer auf meine Freundin, und musste 1 Jahr warten, bis die Haare wenigstens wieder kinnlang waren.

Diese Erfahrung hatte mir gründlich gereicht. Ich schwor mir, Ming Li niemals mehr an meine Haare zu lassen.

"Jetzt sei kein Spielverderber! Noch mal passiert das garantiert nicht. Überhaupt hab ich jetzt gar keine Schere." Versuchte Ming mich mit allen Argumenten zu überzeugen.

"Ich trau dir nicht, meine Liebe! Wer weiß, was du so alles hinter deinem Rücken versteckt hast." Entgegnete ich wiederum.

"Ach du doofe Langweilerin! Stell dich doch nicht so an, als ob ich irgendwas Schlimmes vorhätt." Wandte Ming von neuem ein.

"Ich sagte doch, bei dir weiß man so was nie genau. Aber na gut...du darfst was machen, aber nur unter der Bedingung, dass ich auch deine Haare ein bisschen verschandeln darf." Gab ich schließlich, schelmisch grinsend nach.

"Von mir aus. Du darfst aber auch nicht mehr ruinieren, als ich bei dir."

So wie es den Anschein machte, meinte es Ming Li tatsächlich ernst. Na, mal sehen, was daraus würde.

Ming, die Fiese, ließ mich während ihres ganzen Herumfuhrwerkens noch nicht mal in den Spiegel gucken. Jedoch ließ ich sie auch nicht.

So waren wir beide nachher sehr gespannt, etwa so wie kleine Kinder, die sich auf Weihnachten freuen, als wir endlich in den Spiegel gucken durften.

Dieses Mal musste ich nun wirklich sagen: Alle Achtung.

Ming hatte mir, hingegen all meiner Befürchtungen, keineswegs die Haare verschandelt, sondern etwas recht Hübsches daraus gemacht. Gewöhnlich mochte ich meine Haare gar nicht. Sie waren strohig, widerspenstig und ließen sich nicht gut in Form bringen.

Doch Ming's Frisur gefiel mir irgendwie. Es war zwar nichts Bahnbrechendes, aber dennoch ganz hübsch.

Sie hatte meine Haare auf eine spezielle Weise, ich mochte überhaupt nicht wissen, wie sie das gemacht hatte, nach oben gesteckt und das Diadem, welches sie mir mit Müh und Not aufgeschwatzt hatte, dort hinein gesteckt.

An Ming Li's Gesichtsausdruck erkannte ich, dass auch meine Frisur, ihr gefiel.

Ich hatte ihre Haare mit einem Lockenstab in Locken verwandelt, und ein paar vordere Strähnen zurückgesteckt.

Endlich waren wir fertig für diesen Ball.

Mein Paps hatte, zu meiner allergrößten Verwunderung, sogar beschlossen, uns zum Hafen, von welchem das Kreuzfahrtschiff *Mermaid of Domino* seine nächtliche Rundreise startete, zu fahren.

Im Auto kamen in mir dann ein weiteres Mal Zweifel auf. Ob es wirklich so gut war, dass wir dort auftauchten? Das gäb doch bestimmt irgendwie Probleme.

Doch zu diesem Zeitpunkt war es nun auch egal, wir waren schon fast am Hafen.

Schon von weitem erblickten wir die hellen Lichter der Lampions, die auf dem ganzen Schiff verteilt hingen. Mir blieb fast der Atem stehen, als ich dieses riesige Schiff; den Ausdruck verwende ich gewöhnlich nur in Zusammenhang mit Kaibas Angelegenheiten; von nahem sah. Ich könnte mir vorstellen, die Titanic sähe dagegen wie ein Fischerboot aus. So ein großes Schiff hatte ich noch nie zuvor gesehen. Und noch dazu war es so luxuriös...

"Wow...was sagst du dazu? Der Kerl, dem das gehört muss unendlich reich sein." Staunte Ming, und vergaß dabei fast den Mund wieder zu schließen.

"Muss wohl genauso ein Größenwahnsinniger, wie Kaiba sein. Siehst du Satoshi irgendwo? Ohne ihn können wir eh gleich wieder umkehren." Meinte ich nervös. Ich wollte nun überhaupt nicht mehr auf diesen Ball. Das war mir doch alles so unangenehm.

"Unglaublich! Sie sind tatsächlich gekommen." Ertönte plötzlich eine bekannte Stimme von der anderen Seite des Kiels.

Es war echt nicht schwer zu erraten, um wen es sich dabei handelte.

"Satoshi! Guten Abend." Rief ihm Ming freudig entgegen.

"Es freut mich wirklich, dass sie beide meiner Einladung nachgekommen sind. Ich dachte schon, sie hätten es sich kurzfristig noch anders überlegt, aber wie ich sehe, wohl nicht. Und wenn ich das so sagen darf, sie sehen beide wirklich bezaubernd aus."

"Oh...danke." Ming fühlte sich von diesem Kompliment sichtlich geschmeichelt, und...ja...ich mich auch irgendwie...wollen mal ehrlich sein.

"Also...wollen sie mich denn nun begleiten? Das Schiff dürfte jeden Moment auslaufen." Schlug Satoshi schließlich vor.

Nachdem sowohl Ming, als auch ich uns bei ihm eingeharkt hatten, gingen wir aufs Schiff.

"Sagen sie...wohin fährt das Schiff eigentlich?" Erkundigte ich mich neugierig bei meinem Begleiter.

"Ach, es fährt nicht weit. Nur von Domino nach Tokio und wieder zurück. Die Fahrt dauert eben solange, wie der Wohltätigkeitsball. Sie werden sich wundern. Eine Menge äußerst berühmter Persönlichkeiten befinden sich heute Abend hier. Ich erfuhr, dass unter anderem auch der Inhaber des englischen Großkonzerns Royal Game Industry, Theodore Chalmers, an Bord sei. Ich bin sicher, die Party wird ihnen gefallen."

"Ja, das denke ich auch." Antwortete ihm Ming, bevor ich dazu kommen konnte.

Ob die Party mir gefiele, wollte ich lieber mal nicht festlegen. Ich war wie immer sehr skeptisch.

Kaum betraten wir das Deck, wurden wir bereits von zahlreichen Personen belagert.

"Guten Abend Mister Fuse, schön dass sie der Einladung nachkamen." Wurde Satoshi von einem älteren Herrn begrüßt. Ich kannte ihn nicht, war mir aber sicher, dass es sich um James Miller handelte.

"War doch selbstverständlich. Ich freue mich, dass sie mich eingeladen haben." Erwiderte Satoshi höflich, freundlich, vornehm.

//Meine Güte, was für Gespräche. Ich hasse solche platten, erzwungenen Gespräche. Man merkt direkt, dass wir hier unter den Reichen und Erfolgreichen sind.// Dachte ich mir leise seufzend.

"Oh...aber was sehe ich denn da? Sie kommen ja gar nicht mit ihren Kollegen, stattdessen mit zwei äußerst bezaubernden Damen." Stellte Mister Miller interessiert fest.

"Ja, wissen sie, meine Kollegen konnten der Einladung nicht nachkommen. Mister Miller, darf ich ihnen vorstellen...Miss Fu Chan und Miss Ming Li Lang."

"Ich bin hoch erfreut, meine Damen. Es ist doch immer wieder schön, wenn diese trockenen Partys von zwei hübschen Damen aufgefrischt werden."

//Großer Gott sülzt der uns voll. Ich hätte es wissen müssen...wieso hab ich mich dazu nur überreden lassen? Ach...ich weiß es wieder...es war wegen Ming. Ich denke, die wird ich demnächst noch killen...// Überlegte ich mir wieder, ließ mir jedoch nichts anmerken, und legte eine gut gespieltes Lächeln auf.

"Schön. Sie müssen mich jetzt leider entschuldigen, ich muss noch ein paar andere Gäste begrüßen." Verabschiedete sich Mister Miller, zum Glück.

"Also, Ladys...sie können sich hier gerne umsehen, aber..."

"Aber was?" Unterbrach ich Satoshi etwas forsch.

"...aber sie müssen mir nachher den ersten Tanz versprechen, Fu." Führte er seine Bedingung zu Ende, lächelte mich dabei wieder sehr charmant an.

"Ähm...sicher, wenn sie möchten." Stimmte ich, ein wenig verlegen zu. Der Kerl hatte eine ganz besondere Art an sich, die es immer wieder schaffte, mir jede Bitte abzuringen.

Dennoch, mein Typ war Satoshi trotzdem nicht...jedenfalls nicht so wirklich...oder...ach, ich weiß ja auch nicht.

Gerade wollte ich mich meiner Freundin zuwenden, als mir auffiel, dass diese sich längst unter die Gäste gemischt hatte.

/Typisch Ming...sie findet überall Anschluss.// Leise seufzend begann auch ich mich etwas umzusehen.

Es war bereits dunkel, der Mond hing schwer über dem völlig klaren Himmel, dennoch war es sehr warm. Immerhin hatten wir auch Juli...

Etwas gelangweilt lehnte ich mich über die Rehling des, inzwischen abgefahrenen Schiffes, und starrte in das schwarze Gewässer.
 

Derweil bei zwei anderen Gästen...
 

"Hey Seto, guck mal. Ist das nicht Fu Chan, die da drüben steht?" Mokuba deutete mit dem Finger auf ein paar Gäste am Eingang des Kreuzfahrtschiffes.

"Was redest du da, Mokuba? Wieso sollte DIE, hier sein?" Verständnislos beantwortete Kaiba die Frage seines kleinen Bruders.

"Na, vielleicht weil sie von ihrem Freund eingeladen wurde...der dahinten bei ihr steht."

Ungläubig schaute Seto Kaiba in die Richtung, in die sein kleiner Bruder zeigte, und musste feststellen, dass Mokuba Recht hatte.

"Du hast tatsächlich Recht...das ist sie, zusammen mit diesem anderen Mädchen aus China. Was suchen die denn hier?" Meinte Kaiba eiskalt und mit derartiger Verachtung in der Stimme, als wär er gerade seinem Verhasstesten Erzfeind begegnet...oder Joey Wheeler (*g*).

"Ich hab doch gesagt...das ist bestimmt ihr Freund, der sie da eingeladen hat, und ihre Freundin auch. Kennst du den Mann, Seto?" Richtete sich Mokuba an seinen großen Bruder.

"Nein, warum sollte ich? Er scheint nicht besonders wichtig zu sein. Wahrscheinlich nur irgend so ein kleiner Angestellter." Entgegnete Kaiba gereizt. Wieso nur musste er auf so eine harmlose Frage immer solch kalte und verachtende Antworten geben?

Irgendwas stimmt mit dem Kerl doch nicht.
 

Verträumt verharrte mein Blick immer noch auf dem Meer. Es war so ruhig, so sanft und doch konnte es auch wild, stürmisch und gefährlich sein.

//Das Meer ist schon geheimnisvoll...genau wie die Luft.//

"Du bist wohl auch immer dort, wo du eigentlich nicht hingehörst, stimmts?" Riss mich auf einmal eine kalte, unbarmherzige Stimme aus den Gedanken.

Oh mein Gott...ich kannte diese Stimme, und wie ich sie kannte...und...ich hasste sie.

"Och nö...nicht du! Hab ich denn nie meine Ruhe vor dir? Du willst mich wohl unbedingt quälen?!" Antwortete ich teils gelangweilt, teils mich selbst bemitleidend.

"Sag mir lieber, was du hier machst? Ich glaube nicht, dass du hier was zu suchen hast." Verflucht noch mal, Kaiba! Kannst du denn nicht einmal charmant sein? Bei dir ist echt Hopfen und Malz verloren. (seufz...da hast du Recht)

"Nunja...sagen wir, ich habe ein Rendezvous, ich bin eingeladen worden. Und...lass mich raten, du bist rein geschäftlich hier?!" Meinte ich ironisch, indem ich ein ironisches Lächeln aufsetzte.

"Hallo Fu! Wie geht's denn so?" Meldete sich dann eine andere, bekannte Stimme. Dieses Mal, angenehm bekannt.

"Hey Mokuba! Mir geht's gut, und dir? Hast du Spaß hier?" Begrüßte ich den Kleinen, Kaiba nun überhaupt nicht mehr beachtend.

"Nicht wirklich. Ist ziemlich öde hier, aber egal." Grinste der Kleine zurück.

Wenigstens ein Kaiba, der charmant sein konnte...immerhin etwas.

Nun stand ich ihm also wieder gegenüber. Warum hatte es das Schicksal bloß dermaßen auf mich abgesehen. Ich hab doch nie was Schlimmes getan. Tja...gute Freunde treffen sich wohl immer wieder...

Wie das alles wohl wieder enden würde...?

Ich sah jetzt schon den bevorstehenden Streit vor Augen, der wahrscheinlich jede Sekunde beginnen würde.
 

To be continued...
 

Ciao Furan-chan :-)

Kleine Eifersüchteleien (sagt nix...ich weiß, es is bescheuert!)

Bevor ihr das liest...BITTE TÖTET MICH NICHT!!!

Das Kapi is grottenschlecht! Ich bin total unzufrieden, aber ich schwör euch, das nächste wird besser! VIEL BESSER!

Trotzdem könnt ihr das ja mal durchlesen!

Viel Spaß...*ironisch lach*
 

Kleine Eifersüchteleien
 

Der Mond leuchtete über dem schwarzen Meer, es war eine sternenklare, romantische Nacht.

Ich stand mit dem Rücken zur Rehling und sah in seine eisblauen Augen, in denen ich, seit ich ihn kannte, nie etwas anderes als Kälte vorfand.

Einerseits hasste ich es, wenn er mich so kalt und herablassend ansah, andererseits, und das musste ich mir ehrlich eingestehen, hatten seine Augen auch etwas Faszinierendes.

Seto Kaiba war schon ein merkwürdiger Mensch. Es war mir unmöglich sein Handeln, Tun und Denken in irgendeiner Weise nachzuvollziehen. Er war absolut undurchschaubar.

Es war beinahe so, als ob er es krampfhaft verhindere, jemanden in seine Seele blicken zu lassen.

//Er sieht ja schon unwahrscheinlich gut aus, wenn ich's recht bedenke. Moment mal...was denk ich denn da schon wieder? Das ist alles nur Kaibas Schuld. Seit ich ihn kennen gelernt habe, wurde ich immer seltsamer. Mittlerweile bin ich total verwirrt.//Ich überdachte meine Gedanken, wobei sie sich sofort wieder um Kaiba drehten. Was hatte dieser Typ nur mit mir gemacht?

//Komisch. Jemandem wie Seto Kaiba bin ich noch nie begegnet. Auf der einen Seite denke ich mir, dass er ein arroganter, egoistischer Macho ist, auf der anderen Seite denke ich, ich weiß eigentlich gar nicht, was ich von ihm halten soll. Zwei Dinge sind klar. Sein Bruder ist für ihn das Wichtigste, und danach seine Firma. Aber was ist sonst? Gibt es denn gar nichts, was ihn sonst noch interessiert? Ich meine, mit der Ausnahme, dass er immer und überall der Beste sein will, besonders wenn es um Duel Monsters geht. Hasst er denn wirklich alle Menschen, bzw. will nichts mit anderen Menschen zu tun haben? Es stimmt, wenn andere behaupten, er sei wie ein Eisblock. Er lässt auch niemanden an sich ran. Scheinbar hat er eine Art Schutzschild um sich aufgebaut, dass alle Menschen, die sich mit ihm anfreunden wollen, abwehrt.

Eigentlich müsste ich das jetzt traurig finden, aber das tue ich nicht. Im Gegenteil...Kaiba muss so sein, er kann gar nicht anders sein. So wie er ist...so fasziniert er mich. Seine Art, alles an ihm scheint mich wie magisch anzuziehen.

Es ist doch seltsam, dass ich ihm in so kurzer Zeit so oft begegnet bin. Vielleicht ist es ja Schicksal? Ach Quatsch...Schicksal gibt es nicht...und trotzdem, ich kann ihm nicht entkommen. Irgendwie würde ich doch gerne mehr über ihn erfahren. Worüber denkt er nach, was macht ihn zu dem, was er ist...und vor allem...was denkt er über mich?//

Ich wartete darauf, dass Kaiba mir Antwort gab, und während ich wartete, herrschte in meinem Kopf ein wahrloser Trubel aus Gedanken. Alle drehten sich um Kaiba.

Vorher hatte ich mir nie Gedanken über ihn gemacht. Ich war nur immer froh, wenn ich ihn möglichst wenig sehen musste.

Warum also jetzt?

Mir war es sogar so, als ob ich plötzlich Sympathie für ihn empfände.

Aber weshalb? Ich hasste ihn doch...oder etwa nicht?

//Merkwürdig...Je länger ich ihn kenne, umso mehr verändern sich meine Gefühle für ihn. Ich geb zu, er hatte schon anfangs eine seltsame Wirkung auf mich, aber so?

Aber warum denk ich das eigentlich? Er hasst mich, und ich hasse ihn...oder...oder hasse ich ihn...nicht? Was bedeutet Hass überhaupt? Woher will ich wissen, ob ich ihn hasse? Hass...so was sagt sich immer so leicht.

Nein. Ich hasse ihn nicht...aber warum nicht? Weswegen wird mir das nun klar? War das nicht schon die ganze Zeit klar? Ich bedaure unser Verhältnis zueinander, aber er dürfte das niemals wissen. Vielleicht hätte ich mich auch anders verhalten sollen?!

Nur...wieso wird mir das jetzt auf einmal klar?//

"...Ordnung?" Erschrocken fuhr ich zusammen. Hatte Mokuba nicht gerade etwas gesagt? Ich war so sehr in meinen Gedanken vertieft, dass ich meine Umwelt nicht mehr wahrnahm.

"Eh...was hast du gesagt?" Fragte ich verwirrt und verlegen zugleich.

"Ich wollte wissen, ob alles in Ordnung ist. Du hast auf einmal so ausgesehen, als wärst du überhaupt nicht mehr da." Bemerkte Mokuba, mich fragend musternd.

"Wahrscheinlich ist sie schizophren. Würde so einiges erklären, und jetzt komm Mokuba, wir gehen." (typischer Kaiba-Standardspruch) Fiel Seto verachtend ein.

"Miss Fu, da sind sie ja!"

Verwundert sahen sowohl ich, als auch Kaiba und Mokuba uns um.

Satoshi kam mit einem strahlenden Lächeln direkt auf unsere kleine Gruppe zu.

"Ich habe bereits das ganze Schiff nach ihnen abgesucht..."

Aus einem unbestimmten Grund passte mir Satoshis Auftreten gerade gar nicht. Allerdings ging es scheinbar nicht nur mir so. Ich warf Kaiba einen kurzen Blick zu, um herauszufinden, ob er schon gegangen war.

Dabei fiel mir auf, dass er Satoshi auf eine ganz spezielle Art musterte. Ich musste grinsen. Kaiba konnte ja kalt und verachtend drein schauen, aber diesen Blick hatte ich bis jetzt nur sehr selten bei ihm beobachtet.

Er sah aus, als würde er jeden Moment auf Satoshi losgehen. Es hatte mich schon gewundert, dass seine kalten, blauen Augen nicht auch noch Blitze schossen.

Wirklich ein Bild zum Schreien komisch.

"Sie haben mir doch den ersten Tanz versprochen...schon vergessen?"

"Äh...ja, sicher doch!" Antwortete ich.

Für Satoshi war das Grund genug, mich mit sanfter Gewalt in Richtung Saal zu führen.

An dieser Stelle muss ich mich outen: Ich kann nicht tanzen! Ich wollte es immer lernen, bin aber nie dazu gekommen. Jetzt hoffte ich, dass es nicht zu grausam aussehen würde.

Mit gequältem Lächeln folgte ich Satoshi in den Saal, der schon ziemlich gefüllt erschien, ganz außer Acht lassend, dass ich Seto soeben einfach stehen gelassen hatte.

Naja...es hatte ihn sicher nicht gestört. Im Gegenteil, ich dachte eher, er wäre froh mich endlich los zu sein.

Als wir den Saal betraten, hatte ich Kaiba vollends aus den Augen verloren.

//Er ist wohl gegangen!? Warum musste Satoshi auch ausgerechnet jetzt auftauchen?// Während ich weiterhin nach Kaiba Ausschau hielt...ich wusste selbst nicht wieso, begannen einige Gäste zu tanzen.

"Wollen wir dann?" Erkundigte sich Satoshi, und hielt mir dabei -ganz Gentlemanlike- den Arm hin.

Mit schwachem Lächeln nahm ich an, und ließ mich von ihm auf die Tanzfläche führen.

//Na großartig...so etwas liebe ich ja. Alle können tanzen, außer mir. Ich wär sehr viel lieber bei Kaiba geblieben, dann müsste ich jetzt nicht tanzen. Ich frage mich, wo er hin ist?//

Gedankenverloren ließ ich mich einfach nur führen. So konnte ich wenigstens nicht zu viel falsch machen. Dabei suchte ich jedoch immer wieder den Saal nach Kaiba ab.

Warum beschäftigte mich dieser Typ jetzt nur so? Ich war schon fast sehnsüchtig danach, ihn irgendwo zu entdecken.

Ich kann es nur immer wieder wiederholen: Mein Verhalten wird immer komischer.

Eigentlich standen die Chancen, ihn unter all den Frackträgern zu finden, relativ gering.

Ich wusste zwar, dass Kaiba gewöhnlich einen eigenen Kleidungsstil hatte, aber auf so einer Veranstaltung trug er, wie alle anderen auch, einen schwarzen Smoking.

Sekunde...da war er doch!

Ja, ganz genau...dort hinten stand Kaiba. Er unterhielt sich gerade mit Mister Miller. Wahrscheinlich etwas geschäftliches, so wie ich Kaiba kannte.

Mokuba stand bei ihm. Er erkannte mich und lächelte mich freundlich an.

In diesem Moment drehten sich Satoshi und ich, sodass ich Kaiba und Mokuba erneut aus den Augen verlor.
 

Zur selben Zeit...(Erzählform, beschreibt Kaibas Sicht)
 

"Sie wissen, dass ich solche Partys hasse! Ich bin rein geschäftlich hier." Ermahnte Kaiba ein weiteres Mal den Veranstalter des Wohltätigkeitsballes, James Miller.

"Ja natürlich...aber warum können sie sich nicht einfach mal amüsieren?" Entgegnete der ihm mit völligem Unverständnis für Kaibas Verhalten.

"Hmm..." Jaja...wir kennen dieses Hmm.

"Na, wie sie meinen. Haben sie heute Abend schon Monsieur Roqueraltiques gesehen? Er sollte ebenfalls eine Einladung erhalten haben." Suchend ließ Mister Miller seinen Blick durch den Saal schweifen.

"Was? Der ist auch eingeladen?" Fragte Kaiba etwas erbost. Seit der Sache mit der abgelehnten Partnerschaft stand er mit Roqueraltiques auf Kriegsfuß. Was er jedoch am Meisten befürchtete, war, dass dessen Sohn Gérard ebenfalls erscheinen würde.

Mit diesem gewissen Roqueraltiques verband ihn ein unbändiger Hass, wobei er sich den nicht mal wirklich erklären konnte...

"Aber sicher doch! Jegliche Inhaber fast aller Spielefirmen der ganzen Welt wurden zu diesen Festlichkeiten eingeladen. Dazu gehört auch die Familie Roqueraltiques." Versicherte Mister Miller, zu Setos Ärgernis.

Er hatte Familie gesagt. Dann würde dieser Juniorchef sicher auch dabei sein.

Plötzlich kam Seto ein Gedanke, besser gesagt eine Erinnerung, woraufhin er sich suchend im Saal umschaute.

Da erblickte er sie. Sie tanzte gerade mit diesem, wie er ihn selbst betitelt hatte, unwichtigen Angestellten.

Mokuba hatte wohl Recht. Er schien wirklich ihr Freund zu sein.

Eigentlich war ihm das ja egal, aber weshalb hatte er sich nur so plötzlich nach ihr umgesehen?

Kaiba wusste, dass hatte er schließlich selbst miterlebt, was dieser Gérard Roqueraltiques von Fu wollte. Nicht, dass ihn das was anginge, aber...aus irgendeinem Grund hatte er bei dem Gedanken an Gérard unweigerlich nach Fu suchen müssen.

Kaiba war natürlich nicht blöd, er wusste, wie weit Gérard gehen würde, um das zu bekommen, was er wollte.

Aber warum interessierte ihn diese Angelegenheit überhaupt?

Immerhin war er nicht dafür verantwortlich, Fu zu beschützen, sie hatte doch ihren tollen Freund, der sie beschützte.

"Ist das nicht dieser Typ, der mit der Kaiba Corp. eine Partnerschaft eingehen wollte, Seto?" Durchbrach Mokuba schlagartig Kaibas Gedankengänge.

"Doch, ist er...und sein verblödeter Sohn." Es war unverkennbar herauszuhören, dass Seto und Gérard wohl niemals Freunde werden würden.

"Sein Sohn? Kennst du den etwa auch?" Harkte Mokuba neugierig nach.

"Lieber wärs mir, ihn nicht zu kennen, aber...ja ich kenn den." Erwiderte Seto mit äußerstem Hass in der Stimme.

Er konnte ja einiges ertragen. Schließlich ertrug er schon seit Jahren Joey Wheeler. Doch an einem Punkt scheiterte selbst Kaibas Verträglichkeit.

Menschen wie Wheeler...gut, die konnte er nicht leiden. Menschen wie Gérard, die würde er am liebsten alle kalt machen.

Und da hatte er auch gleich mehrere Gründe für.

"Hey Seto, sieh mal! Ich hatte Recht...der Typ muss tatsächlich Fu's Freund sein." Wandte Mokuba nun, in Richtung des tanzenden Pärchens deutend, ein.

"Na und? Und wenn schon, ist mir doch egal." Kommentierte Kaiba scheinbar desinteressiert.

"Schade! Und ich dachte, sie mag dich, Seto."

"Was? Was redest du nur immer, Mokuba?" Zischte Seto etwas verwirrt zurück.

"Na, weil sie doch immer so oft bei uns war, wie noch nie jemand vorher." Bekräftigte Mokuba seine letzten Worte, indem er die Arme demonstrierend vor der Brust verschränkte.

"Das hat nichts zu bedeuten! Du weißt ganz genau, was ich über Fu Chan denke!" Kaiba schien langsam wirklich sauer zu werden. Wie konnte es auch ausgerechnet Mokuba wagen, so was zu behaupten?

"Ja...du magst sie! Ist doch so?!" Grinste Mokuba schelmisch zurück. Hatte er es etwa darauf angelegt, seinen Bruder zu ärgern?

"Wa...so ein Unsinn! Nur noch einmal, um Missverständnisse zu beseitigen...diese Person ist mir ebenso zuwider, wie Yugi, Wheeler und alle anderen. Und damit ist das Thema beseitigt!" Zur Bekräftigung seiner Worte drehte Seto sich in die entgegengesetzte Richtung. Vielleicht aber auch deswegen, um zu verbergen, dass er ein winziges, kaum spürbares bisschen verlegen war.

Wahrscheinlich hätte es sowieso niemand bemerkt, außer Mokuba. Denn der kannte seinen Bruder mittlerweile so gut...zu gut, um es nicht zu bemerken.

Aber weshalb sollte es Kaiba interessieren, was sein Bruder oder jemand anderes dachte. Er wusste es besser, oder?

Naja...vielleicht hatte Mokuba auch Recht. Wer weiß, vielleicht war Kaiba wirklich ein bisschen eifersüchtig?!

Ach Quatsch...er doch nicht. Ein Seto Kaiba wird nicht eifersüchtig, schon gar nicht wegen einer zickigen Nervensäge, wie Fu Chan. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, beließ er es dabei.

Das Thema Eifersucht klang in seinen Ohren so absurd, es war schlicht und weg unmöglich. Fertig. Aus. Basta.
 

Wieder bei Satoshi und Fu...
 

Ich hatte genau bemerkt, dass er mich kurz beobachtet hatte. Aber wieso?

War er womöglich eifersüchtig? Unsinn...Kaiba und eifersüchtig? Nicht in tausend Jahren.

Bestimmt hatte er sich nur gerade wieder gedacht, wie superdämlich ich doch war.

Wieso verachtete er mich so? Ich hatte ihm doch nie...halt, das stimmt nicht. Ich hatte ihm sehr wohl etwas getan. Ich hatte ihn über all die Zeit immer wieder geärgert und provoziert. Also hatte er sehr wohl einen Grund, mich zu verachten.

Trotzdem...das wollte ich einfach nicht akzeptieren.

//Hör auf, mich so kalt und verachtend zu beobachten. Das tu ich mit dir doch auch nicht. Kann ja sein, dass wir uns nicht gerade freundschaftlich verhalten haben, in der letzten Zeit. Aber das ist alles nur deine Schuld.// Mittlerweile hatte mich Kaibas Anwesenheit wieder wütend gemacht. Beziehungsweise nicht seine Anwesenheit, sondern das, was ich glaubte, was er über mich dachte.

//Eigentlich...stimmt das gar nicht. Es war größtenteils meine Schuld. Ich hatte mich in alles Mögliche, was mich absolut nix anging eingemischt und echt alles getan, um mich bei Seto noch unbeliebter zu machen. Ich bin selbst Schuld, dass er mich jetzt hasst.

Aber ich mag es nicht...er soll mich nicht hassen. Ach...ich hab keine Lust mehr. Ich will nach Hause. Die Party ist frustrierend.//

"Würde es ihnen etwas ausmachen, wenn wir aufhören? Ich bin müde und würde mich gern etwas ausruhen." Seht euch das an. Jetzt hatte ich mir schon diese gehobene Sprache angewöhnt, anstatt einfach zu sagen, dass ich überhaupt keine Lust hatte, mit Satoshi zu tanzen.

Man muss wirklich aufpassen, dass man sich nicht zu lange in solchen Gesellschaften aufhält.

"Natürlich. Sie brauchen sich meinetwegen sicher nicht abzumühen." Antwortete Satoshi, als sei es eine Selbstverständlichkeit.

Er ging mir auf die Nerven. Alles ging mir im Moment auf die Nerven.

Kaiba hasste mich...das passte mir nicht.

Woher kam nur meine plötzliche Sinneswandlung. Gewöhnlich war ich längst nicht so launisch, und erst recht nicht, wegen eines Kerls, den ich nicht mal besonders mochte.

Der menschliche Charakter ist schon merkwürdig, das merkte ich immer mehr.

"Ich geh ein bisschen an die frische Luft, falls sie oder Ming mich suchen." Informierte ich Satoshi, ging dann, wie gesagt wieder an Deck.

Bereits als ich die Tür öffnete, kam mir eine frische, angenehme Brise entgegen. Draußen war es um einiges kühler, als in dem menschenvollen Saal.

Ich blickte kurz nach oben, wo ich einen großen, weißen Vollmond sah.

Eine so schöne Nacht hatte ich zuvor nur selten gesehen. Auch die Sterne schienen heute ganz besonders hell zu leuchten.

Verträumten Blickes ging ich rüber zur Rehling und starrte von Neuem in das pechschwarze Meer.

Mit dem, was dann kam, hätte ich nicht gerechnet.

Plötzlich spürte ich, wie sich von hinten zwei Arme um meinen Körper schlangen. Ich erschrak ein wenig, ich dachte, es wäre womöglich Satoshi. Doch was ich dann hörte, veränderte alles.
 

To be continued...
 

Muhahaha...ein Cliffhänger!!!

Ich bin fies...ich lass euch soo leiden! Hmm...(kein Kaiba-Hmm) wie wird es wohl weiter gehen? Wer taucht plötzlich unerwartete in der Stille auf?

Ihr erfahrt es...im nächsten Kapi X3
 

Hoffe, es war nicht zu schlimm *fleh*...könnt mir ja ein paar Kommis hinterlassen *doppel fleh*!!!

Fu in Gefahr

Voila, Kapitel 19!

Hab mir dieses Mal besonders viel Mühe gegeben.

Ich hoff, ihr seid alle zufrieden, und ich hab größtenteils alle Anforderungen erfüllt.

Wenn ich das mal so unbescheiden sagen darf: Ich find, ich hab Kaiba diesmal ganz gut getroffen. Immerhin hat er auch mal Téa geholfen, als Mokuba ihn darum gebeten hat...

Viel Spaß damit...
 

Fu in Gefahr
 

Kurzes Flashback...

Verträumten Blickes ging ich rüber zur Rehling und starrte von neuem in das pechschwarze Meer.

Mit dem, was dann kam, hätte ich nicht gerechnet.

Plötzlich spürte ich, wie sich von hinten zwei Arme um meinen Körper schlangen. Ich erschrak ein wenig, ich dachte, es wäre womöglich Satoshi. Doch was ich dann hörte, veränderte alles.

"Na meine Süße? Ich hätte eigentlich nicht erwartet, dich hier zu sehen. Ich hoffe du hast mich nicht vergessen!"

Nein, diese widerliche Stimme würde ich niemals vergessen. Warum musste ausgerechnet er hier sein? Jeder andere wäre mir lieber gewesen, aber nicht er.

Gérard Roqueraltiques. Wie ich diesen Namen verabscheute.

Unter allen Namen, die ich jemals gehört hatte, würde ich mich an diesen bis zu meinem Lebensende erinnern.

"Was suchst du denn hier? Hast du niemand anderes, den du belästigen kannst?" Meinte ich mit spürbarer Unruhe in der Stimme.

Dieser Typ löste regelrechte Ekelanfälle in mir aus. Das letzte, was ich jetzt wollte, war von ihm umarmt zu werden.

"Und jetzt lass mich sofort los!" Setzte ich gereizt hinzu, wobei ich bereits Anstalten machte, mich aus dieser Umarmung zu lösen.

Gérard jedoch dachte überhaupt nicht daran, mich auch nur in irgendeiner Weise loszulassen. Stattdessen festigte er seinen Griff noch etwas.

Gewöhnlich wäre es für mich bei weitem kein Problem gewesen, mit jemandem, wie Gérard fertig zu werden.

Ich hatte von Kindheit an Kampfsport trainiert und mein Kräftepotenzial reichte schon seit längerem über das gewöhnlicher Männer hinaus.

Allerdings wollte ich hier nicht unbedingt eine Schlägerei beginnen. Nicht an so einem Ort, und schon gar nicht, bei so vielen Menschen.

Also hoffte ich weiterhin Gérard anderweitig loszuwerden.

"Sag mal Schätzchen...was macht eigentlich jemand wie du auf so einer Party?" Erkundigte sich Gérard, während er so tat, als würde es ihn doch brennend interessieren.

Ich überlegte keine Sekunde, bis ich sagte:

"Ich bin mit meinem Freund hier, nur das du es weißt!" Eigentlich hoffte ich, Gérard würde sich damit abfinden, und mich in Ruhe lassen. Und selbst, wenn er das nicht tun würde, könnte ich Satoshi mit Sicherheit überreden, sich als meinen Freund auszugeben.

"Ach ja...das hab ich mir schon gedacht. Du bist wohl nie irgendwo ohne ihn, stimmts?" Entgegnete Gérard zu meinem großen Erstaunen völlig unbeeindruckt.

//Nanu? Kennt der etwa Satoshi? Kann mir gar nicht vorstellen, dass er ihn schon mal gesehen hat. Und, dass er ihn für meinen Freund hält, hätte ich auch nicht erwartet. Aber andererseits, wen sollte er außer Satoshi sonst meinen? Kein Zweifel, er muss mich mit Satoshi gesehen haben.// Dachte ich bei mir, derweil ich mir bereits meine Antworten zu Recht gelegt hatte.

"Ganz genau! Ohne ihn gehe ich nirgendwo hin. Man weiß ja nie, ob ich nicht jemandem wie dir begegne!"

Mit diesen Worten befreite ich mich endgültig aus der Umarmung und funkelte Gérard nun äußerst grimmig an. Ihn störte das jedoch gar nicht.

"Und wo ist dein Geliebter jetzt? Nein warte, lass mich raten. Er ist gerade unabkömmlich, weil er etwas mit dem Veranstalter des Wohltätigkeitsballes zu bereden hat?!"

Es gab keinen Zweifel. Er musste mich und Satoshi gesehen haben. Woher sonst sollte er wissen, dass Satoshi und Mister Miller sich vor einer Weile unterhalten hatten?

Dennoch, diese Situation konnte ich zu meinen Gunsten ausnutzen. Wenn Gérard wirklich glaubte, ich sei mit Satoshi zusammen, sollte er es ruhig. Vielleicht würde ich ihn dann endlich los.

"Genau, und wenn er damit fertig ist, wird er mich suchen gehen. Und du verziehst dich jetzt besser ganz schnell, bevor ich richtig sauer werde." Mittlerweile war ich soweit, dass ich ihm drohte.

Ist das schwer zu verstehen? Ich meine, stellt euch den Kerl mal vor. Nicht sehr angenehm.

"Ach was? Du willst sauer werden? Das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen. Komm schon, in Wirklichkeit willst du es doch auch!" Ein absolut abartiges Grinsen legte sich über sein Gesicht.

"Ich will was?" Verständnislos, die Augen bedrohlich zusammengekniffen harkte ich nach.

"Na mit mir kommen. Lass deinen dämlichen Trottel doch stehen und komm einfach mit mir."

"Und wieso sollte ich das? Du tickst wohl nicht mehr ganz richtig, wenn du denkst, ich würde dich, ihm vorziehen." Was nahm sich dieser unverschämte Typ überhaupt raus?

Wie konnte er mir so ein Angebot machen? Hielt der mich echt für so bescheuert?

"Weil du es doch selbst willst und, weil du gar keine andere Wahl hast." Irgendwie wurde er mir langsam unheimlich. War er jetzt dabei komplett den Verstand zu verlieren? Wieso sollte ich keine andere Wahl haben?

Eben diese Frage stellte ich ihm auch, bekam aber keine Antwort.

Stattdessen vertiefte er sein abartiges Grinsen und kam genau auf mich zu.

Reflexartig wich ich einige Meter zurück, bis mich die Rehling aufhielt.

Was hatte Gérard nur vor? Wenn er mir auch nur einen Millimeter zu nahe kommt, wird er es bitter bereuen. Im Treten war ich nämlich besonders gut, und ich hatte da so einen ganz speziellen Tritt drauf...

Gérard sah wohl in meinem Zurückweichen eine Art Bestätigung für sein Handeln, denn sein Gesichtsausdruck wurde zufriedener.

Schließlich trennten uns nur noch wenige Zentimeter. Ich befürchtete nichts.

Schon früher hatte ich mich gegen größere Männer durchsetzen müssen, das stellte kein großes Problem dar.

"Was ist denn? Warum weichst du denn plötzlich zurück?" Meinte Gérard in einer Art und Weise, dass meine Abneigung ihm gegenüber noch um 1000fach verstärkt wurde.

"Soll das ein Witz sein? Vor dir ganz bestimmt nicht!" Konterte ich total gelassen. Ich war mir meiner Sache einfach zu sicher.

So sicher, dass ich außer Acht gelassen hatte, dass er schon seit Anfang seine rechte Hand in der Hosentasche hatte.

Ich achtete darauf nicht, aber mal ernsthaft, wann guckt man schon jemandem auf die Hände?

Allerdings war das mein Fehler.

Eh ich auch nur begriff, was er tat, hatte er ein weißes Taschentuch herausgezogen und mit unglaublicher Schnelligkeit auf meinen Mund und meine Nase gepresst.

Ich begriff zunächst nicht, wollte mich wehren, als mir ein merkwürdiger Geruch in die Nase stieg.

Ich hatte diesen Geruch zwar noch nie wahrgenommen, wusste aber trotzdem, um was es sich dabei handelte.

//Verflucht, nein! Das ist Chloroform. Ich kann mich nicht mehr bewegen.// Schoss es mir blitzartig in den Kopf. Ehe ich jedoch mir richtig im Klaren wurde, was gerade mit mir geschah, verlor ich das Bewusstsein. Alles um mich wurde schwarz.
 

Zur selben Zeit...
 

"Komisch! Wo kann sie nur hin sein?" Suchend durchquerte Ming den großen Tanzsaal. Seit fast einer halben Stunde war sie nun auf der Suche nach ihrer Freundin Fu, die spurlos verschwunden zu sein, schien.

"Satoshi ist auch verschwunden. Ob die etwa....ach was, niemals. Fu mag Satoshi nicht so gerne. Aber wo könnte sie sonst sein?" Mit sich selbst redend versuchte sie einigermaßen den Überblick, über das Treiben im Saal zu bekommen.

Fu hingegen war tatsächlich verschwunden.

"Wenn ich wenigstens Satoshi finden würde. Irgendwie hab ich ein ungutes Gefühl." Noch einmal durchquerte die den Saal, vergebens.

Sie wollte sich gerade nach draußen begeben, als sie ein bekanntes Gesicht entdeckte.

"Was? Der ist hier? Hätt ich mir ja denken können. Aber vielleicht hat er Fu ja gesehen." Überlegte Ming bei sich.

Sie hatte natürlich Kaiba gesehen, wen auch sonst?

Man muss dazu sagen, dass Ming nicht mehr so gut auf Kaiba zu sprechen war, da dieser sie das letzte Mal ziemlich beleidigt hatte.

Allerdings war sie nun auf der Suche nach Fu, und zu diesem Zweck würde sie sogar mit dem Teufel höchst persönlich reden.

Also entschied sie, ihr Glück zu versuchen, und Kaiba nach ihrer Freundin zu fragen. Wobei sie sich eigentlich sicher war, dass er nichts wusste, aber, wie heißt es doch so schön? Versuch macht kluch.

Bei Kaiba befand sich ein etwa 12jähriger Junge, den Ming Li zwar noch nie gesehen hatte, dennoch wusste, dass es sich um Kaibas kleinen Bruder Mokuba handelte.

Fu hatte schließlich oft genug von ihm erzählt.

Entweder Kaiba hatte sie nicht gesehen, oder er gab sich mal wieder sehr große Mühe, sie zu ignorieren, als Ming auf ihn zukam.

"Hey Kaiba! Du hast nicht zufällig Fu gesehen, oder?" Meinte Ming sehr beherrscht.

Kaiba sah sie zunächst nur verständnislos an.

"Wieso sollte ich? Das solltest du doch wissen. Ihr hängt doch immer zusammen, wie siamesische Zwillinge." Entgegnete er kalt.

Ming hätte sich gerade wieder ärgern können, doch sie ließ es lieber bleiben.

"Sehr witzig. Ich hatte ja nur gedacht, weil ich sie seit einer halben Stunde nicht mehr gesehen hab, aber vergiss es einfach." Soeben wollte sich Ming aus dem Staub machen, als ihr jemand zuvor kam.

"Warte mal, ich hab sie gesehen. Sie ist vor zirka 20 Minuten nach draußen gegangen." Mischte sich unverhofft Mokuba ein.

Ming staunte nicht schlecht. Der Kleine sprach ihre Sprache ebenso fließend, wie Kaiba. Die Kaiba Familie musste wohl im Allgemeinen hoch intelligent sein.

"Wirklich? Danke, Mokuba. Ich geh gleich nachsehen."

Mokuba freundlich zulächelnd, verschwand Fu's beste Freundin nach draußen.

Um sich schauend schlenderte sie das Deck entlang, von Fu fehlte jede Spur.

"Seltsam...wo ist sie nur?" Fragte Ming sich immer wieder selbst. Plötzlich hielt sie inne.

Hatte sie nicht eben etwas entdeckt? Skeptisch kniff sie ein wenig die Augen zusammen, um es besser zu erkennen. Ganz am anderen Ende des Schiffes, etwa 30 Meter von ihr entfernt, sah sie etwas glitzern.

Sie näherte sich dem Ding, das auf dem Boden an der Rehling lag. Nun erkannte sie es.

"D...das ist doch Fu's Diadem?! Was macht das hier?" Wunderte sie sich und hob dabei besagtes Diadem auf.

"So was verliert man doch nicht einfach so! Was ist nur passiert?"

Ming wurde unruhig. Kein Mensch würde etwas so Kostbares einfach auf den Boden werfen, und verlieren konnte man das auch nicht, bei dieser Größe.

Etwas anderes musste also geschehen sein, nur was?

"Ich hab ein ganz mieses Gefühl. Was ist, wenn dieser Kerl, von dem Fu schon ein paar Mal erzählt hat, hier ist? Es muss etwas passiert sein, ich muss Satoshi finden."

Schleunigst rannte Ming mit dem Diadem in der Hand, zurück ins Schiffsinnere, wo sie Satoshi hoffte anzutreffen.

In ihrer Hektik achtete sie nicht auf den Weg, und auch nicht darauf, welchen Personen sie begegnete. Erst, als sie eine bekannte Stimme nach ihr rufen hörte, machte sie Halt.

"Und? Hast du Fu gefunden?" Tönte Mokubas freundliche Stimme an ihr Ohr.

Ming überlegte nicht lang. Vielleicht könnte sie Kaiba bzw. Mokuba überreden, ihr bei der Suche nach Fu zu helfen. Acht Augen sehen immerhin besser als vier.

"Ich hab keine Ahnung, wo sie ist, aber ich glaube, es ist etwas passiert. Ich hab das hier von ihr gefunden, und ich weiß, dass sie es niemals einfach irgendwo hinwerfen würde." Sie zeigte das Diadem in ihrer Hand.

"Glaubst du, es ist was Schlimmes passiert?" Erkundigte sich Mokuba etwas besorgt. Wir wissen ja alle, dass er, im Gegensatz zu seinem Bruder, Fu sehr gerne mochte.

"Ich weiß es nicht, aber vielleicht ja." Ming hatte mittlerweile wirklich Angst.

Sie kannte ihre Freundin schon seit ihrer Geburt, und wusste, dass diese niemals einfach so verschwinden würde.

"Wahrscheinlich fühlt sie sich nur genervt von dir." Wandte Kaiba verachtend und sarkastisch, wie eh und je, ein.

"Ach halt doch die Klappe, was weißt du schon? Ich kenne Fu. Sie würde niemals so verschwinden. Ihr muss was passiert sein, ich bin mir sicher." Fauchte Ming Kaiba zurück, machte sich dann wieder auf die Suche nach Satoshi, um ihn von Fu's Verschwinden zu informieren.

Seto und Mokuba ließ sie einfach stehen.

"Was ist, wenn ihr wirklich was passiert ist, Seto?" Wandte sich Mokuba nun seinem großen Bruder zu.

"Unsinn! So eine Nervensäge will niemand haben." Meinte Seto spöttisch.

"Aber was ist, wenn doch? Bitte Seto, wir müssen sie suchen." Versuchte Mokuba Seto zu erweichen.

Der hatte auf so eine Suchaktion natürlich keine Lust, aber wenn Mokuba unbedingt wollte....

"Meinetwegen, dann suchen wir eben deine kleine Freundin." Gab Seto endlich nach.

Wenn er ganz ehrlich zu sich wäre, was er ja nie ist, hätte er sich eingestehen müssen, dass auch er sich Sorgen um sie machte.

Aber Kaiba war ein Meister im Leugnen seiner Gefühle, man würde es ihm nie ansehen.

Scheinbar widerwillig ließ er sich breit schlagen, Fu zu suchen.

Aber was war nun mit ihr geschehen?
 

Ciao eure Furan-chan
 

PS: Kommis sind erwünscht (Bitte, Bitte)!

Mut der Verzweiflung

Mut der Verzweiflung
 

(in diesem Kapi wird es nun etwas kriminalistisch und auch dramatisch. Dieses Kapitel passt jetzt vielleicht nicht so gut zu den vorherigen, aber egal...)

Ansonsten viel spaß...
 

Ich war umgeben von Dunkelheit, konnte mich nicht bewegen...oder wollte ich es nur nicht? Mein Atem ging schwer aber regelmäßig, noch immer lag mir der Geruch des Chloroforms in der Nase.

Augenblick Mal...Chloroform?

Schlagartig öffnete ich meine Augen. Mir fiel alles wieder ein...die Nacht, die Rehling, Gérard...oh mein Gott...ich war gefangen.

Trotz dessen, dass meine Augen nun geöffnet waren, konnte ich noch genauso wenig erkennen, wie zuvor.

Alles war rabenschwarz. Ich blinzelte, schloss meine Augen, öffnete sie wieder.

Dies tat ich an die 3 Mal, bis ich endlich etwas erkennen konnte. Es war ein schwacher Lichtschimmer, der wie durch einen Türspalt auf dem Boden zu scheinen schien.

Langsam konnte ich auch gewisse Konturen, Umrisse meiner Umgebung erkennen.

Da war beispielsweise ein Regal, auf dem einige nicht erkennbare Dinge draufstanden.

Dann noch ein Stuhl, der, soviel ich erkennen konnte, nur 3 Beine hatte.

Außerdem noch einige Säcke, wenn man das so nennen konnte. In der Dunkelheit waren auch sie kaum erkennbar.

Aber wo zum Teufel war ich hier eigentlich?

Ich versuchte aufzustehen, doch etwas hielt mich zurück.

Etwas, das sowohl meine Arme als auch meine Beine zu umklammern schien.

Ich brauchte nicht sehr lange, um festzustellen, was dieses Etwas war. Es waren Fesseln, die um meine Hand- und Fußgelenke gelegt waren, und mich so am Aufstehen hinderten.

Es gab nur eine Person, die meines Erachtens zu so einer Tat im Stande war: Gérard.

Ich verfluchte diesen Mistkerl. Wie konnte er es wagen?

Doch jetzt war bei weitem nicht die Zeit meiner Wut freien Lauf zu lassen. Ich musste hier irgendwie herauskommen.

Mit zusammengekniffenen Augen observierte ich meine Umgebung. Hier fand sich nichts, absolut gar nichts Brauchbares, mit dem ich meine Fesseln hätte lösen können.

Und selbst wenn es etwas gegeben hätte, hätte es höchstwahrscheinlich auf dem Regal gelegen, und an dieses kam ich nicht heran.

Was also tun?

Angestrengt versuchte ich Herr der Lage zu werden.

//Nur die Nerven bewahren...was kannst du tun? Was könnte dieser Widerling mit dir vorhaben? Was wäre das Schlimmste?//

Ich brauchte nicht lang, um mir des Ernstes der Situation, in der ich mich befand klar zu werden.

//Ich kann's mir denken, was er vorhat. Er will mich vergewaltigen und anschließend umbringen, genauso wie wir es in den viele Filmen immer gezeigt bekommen. Aber das so was auch wirklich passiert?! Es hilft nichts, darüber jetzt Panik zu bekommen, ich muss einen Weg finden, mich zu befreien.// Entschied ich letztlich.

Ich musste jetzt rational denken und durfte auf gar keinen Fall in Panik geraten. Man sah im Fernsehen immer wieder, was mit Menschen geschah, die in Panik gerieten.

Dies durfte mir nicht passieren.

Also was konnte ich tun?

Plötzlich fiel mir etwas ein. Ich hatte doch mein Handy, welches ich im Allgemeinen immer dabei hatte, in meiner Tasche mitgenommen.

So schnell, wie ich diesen Gedanken gefasst hatte, so schnell hatte ich ihn wieder aufgegeben. Meine Tasche hatte ich, kurz nachdem ich an Bord des Schiffes gekommen war, einem Kellner gegeben, dass er sie sicher verstaute.

Also wieder keine Lösung.

Mittlerweile musste bereits eine halbe Stunde vergangen sein, seit ich aufgewacht und nach einer Befreiungsmöglichkeit gesucht hatte.

Da ergab sich ein neuer Gedanke.

//Wenn ich schon so lange weg bin, werden die bestimmt nach mir suchen.//

Ich fasste wieder Mut, der sich allerdings sogleich verflüchtigte.

//So ein Schwachsinn. Hier sucht sicher niemand nach mir. Schließlich kann ich auch einfach nach Hause gegangen sein. Und selbst wenn sie nach mir suchen, werden sie mich hier sicher nicht finden. Ich weiß ja nicht mal, wo ich bin. Also woher sollen sie wissen, wo sie mich suchen sollen?! So wie das hier aussieht, muss es eine Art Abstellkammer sein, und wer weiß, wo die ist?!//

Meine Hoffnungen schwanden immer mehr. Irgendwann musste dieser Mistkerl auch wieder auftauchen, und dann hätte sowieso mein letztes Stündlein geschlagen.

Während ich so über meine aussichtslose Situation nachdachte, überkamen mich schlagartig die Tränen. Weshalb musste ich ausgerechnet jetzt weinen?

Naja...es war aber auch kein richtiges Weinen, eher so eine Art Schluchzen.

Warum konnte nicht einfach jemand zufällig vorbeikommen, und mich hier finden? Warum konnte nicht Satoshi, oder Ming Li oder Kaiba hier reinschauen?

Aber das würden sie nicht. Ming Li war so sehr mit dem Ball beschäftigt, sie dachte bestimmte gar nicht an mich. Kaiba...ja über ihn wollen wir schon gar nicht reden.

Erstens, was hätte er für einen Grund nach mir zu suchen, und Zweitens, wieso sollte er auf die Idee kommen, in eine Abstellkammer zu schauen? Dieser Gedanke war völlig absurd, wobei Kaiba sich noch nicht mal für mich interessierte.

Satoshi...ja der würde mich wahrscheinlich suchen, aber in einer Abstellkammer sicher auch nicht.

Es war aussichtslos. Niemand, mit Ausnahme von Gérard, würde mich jemals hier finden.

Wieso nur war ich überhaupt hierher gekommen? Ich hatte doch den Verstand verloren.

//Hätte ich das bloß früher gewusst. Ich wäre niemals mitgegangen. Hier habe ich nur Ärger. Und dann musste ich auch noch Kaiba begegnen. Wieso sucht er mich nicht? Ah...klar, vergessen, er hasst mich ja. Es war ihm auch egal gewesen, dass ich offensichtlich ein Rendezvous habe. Tz...wenigstens ein bisschen eifersüchtig hätte er sein können. Aber was will ich erwarten bei so einem uncharmanten, unromantischen Macho? Und warum in drei Teufels Namen, mach ich mir jetzt darüber Gedanken? Ich bin in einer gefährlichen Lage, und denke über diesen Eisklotz nach? Ja hab ich denn total den Verstand verloren?//

Energisch verbannte ich meine Gedanken an Kaiba. Ich wollte nicht mehr an ihn denken. Und doch...konnte ich sie nicht verbannen. Immer wieder kehrten sie in meinen Kopf zurück. Weshalb?

War es möglich? Konnte es denn tatsächlich sein, dass ich mich in ihn verliebt hatte?

Nein, das war unmöglich. Nicht Kaiba, nicht dieser kalte, gemeine, arrogante, egoistische Macho.

Und trotzdem...allein der Gedanken an ihn ließ mich für einen Moment meine Situation vergessen. Komisch, aber ausgerechnet er, sein Gesicht, das regelmäßig vor meinem geistigen Auge auftauchte, gab mir Halt und Hoffnung, dass ich nicht in Panik verfiel.

Das konnte einfach nicht mein Ende sein. Vielleicht dramatisierte ich auch alles.

Immerhin hatte ich keinen Beweis für Gérard's Absichten....aber sie waren offensichtlich.

Ich durfte jetzt nicht aufgeben. Nicht jetzt...nicht mit der Aussicht, Kaiba wieder zu sehen. Es war mir egal. Meinetwegen konnten wir uns wieder streiten. Meinetwegen war ich auch in ihn verliebt, wenn ich nur hier raus käme.

Allein durch die Entschlossenheit, die Aussicht Seto Kaiba wieder zu sehen, raffte ich mich noch einmal zusammen.

Mein Blick schweifte erneut durch die Kammer, in der ich mich befand.

Konnte ich denn wirklich nichts finden, dass ich irgendwie gebrauchen konnte?

Ich inspizierte das Regal, das ich zuvor nur kurz mit meinen Blicken gestreift hatte.

Es war ein kleines, vierstöckiges und reichte bis zum Dach der Kammer. Auf dem untersten lagen diverse, ich nenne sie mal, Krüge, denn sie ähnelten flaschenähnlichen Gefäßen.

Auf dem zweiten befanden sich, soweit ich sagen konnte, Zeitungen oder Zeitschriften.

Das dritte und vierte konnte ich aus meiner, leicht gekrümmten, sitzenden Position nicht erkennen.

Es gab also nur einen Weg. Ich musste es schaffen, mich aufzurichten.

Mit Müh und Not gelang es mir sogar, nach dem dritten Anlauf. Ich lehnte mich gegen die Wand und reckte meinen Kopf, sodass ich auf das dritte und vierte Regal blicken konnte.

Auf dem vierten, so sage ich mal, befanden sich einige Decken, wahrscheinlich alte Tischdecken, doch auf dem dritten, ich konnte es nicht glauben, lag etwas, von dem ich zu diesem Zeitpunkt nur träumen konnte.

Vielleicht war es Schicksal, vielleicht nur Glück, vielleicht halluzinierte ich auch, aber auf dem dritten Regal lag ein Handy.

Nein, ich halluzinierte definitiv nicht, es war ein Handy. Wer auch immer es hier zurückgelassen hatte, er war mein Retter.

Nun konnte ich nur hoffen, dass es noch funktionierte, und dass ich es irgendwie erreichte.

Erneut sah ich mich um.

Wenn ich es schaffen würde, zu dem Regal zu gelangen, könnte ich es vielleicht umstoßen und so das Handy erreichen.

Die Frage war nur, ob Gérard nicht in der Nähe war. Würde er auch nur den kleinsten Mucks hören, hätte ich wahrscheinlich meine letzte Zeit ein Regal umgestoßen.

Aber ich musste es wagen, es gab keine andre Möglichkeit.

Ich kroch also, sozusagen auf allen vieren in Richtung des Regals, bis ich kurz davor war.

Ich lehnte mich an eine Seite, rücklings und presste mit aller Kraft dagegen.

Zunächst rührte sich nichts, ich presste noch fester dagegen.

Langsam begann das Regal zu wackeln. Noch ein bisschen...und es wankte zur Seite, wurde dann von dem Gewicht nach vorne gezogen.

Ich schloss die Augen, vernahm einen dumpfen Schlag auf dem Boden, und öffnete die Augen wieder.

Eines wusste ich jetzt mit Sicherheit: die Krüge, waren keine Krüge, denn sie waren nicht zersprungen. Es musste sich also um etwas anderes handeln.

Ich muss dazu ehrlich sagen, ich habe es nie herausgefunden. Die vermeintlichen Krüge waren mir egal, wichtig war das Handy.

Angestrengt suchte ich im Dunkeln danach und fand es auch.

Ich betete zu Gott, dass es funktionierte. Ich hatte Glück.

Es ging sofort an, und auf dem Display erschien "Bitte Pin eingeben". Ich wusste natürlich den Pin nicht, aber zum Glück haben alle Handys noch eine spezielle Funktion, die man ohne Pin erreichen konnte.

Den Notruf. Provisorisch gelangte das Handy zwischen meine zusammengebundenen Hände, und nach ein paar Anläufen konnte ich den Notrufknopf bedienen.

Es dauerte keine 5 Sekunden bis ich mit einer Leitstelle verbunden wurde.

"Notruf Leitstelle Domino, was kann ich für sie tun?" Ertönte eine Frauenstimme am anderen Ende der Leitung. Ich war überglücklich.

"Können sie mich verstehen? Ich befinde mich auf dem Schiff "Mermaid of Domino" und wurde entführt." Ich schrie diese Worte schon fast so laut, dass ich mir sicher war, irgendwer hätte sie gehört.

Da fiel mir plötzlich etwas ein. Weshalb hatte ich die ganze Zeit nicht geschrieen? Aus Angst, Gérard könnte es hören? Selbst wenn, es hätte doch auch jemand anderes gehört.

Aber warum hatte mich Gérard nicht geknebelt? War er sich sicher, ich würde nicht schreien? Nein, das konnte er doch gar nicht. Aber vielleicht gab es da auch einen ganz anderen Grund...und ich kannte ihn.

Es war auch derselbe Grund, weshalb ich nicht geschrieen hatte. Die Tür. Durch sie fiel kaum Licht, das bedeutete sie musste sehr dick sein. Es wurde mir erst jetzt klar, aber durch diese Tür konnte mich überhaupt niemand hören, das sagte mir mein Instinkt.

Ich sollte auch Recht behalten, würde ich später erfahren.

"Und wo befinden sie sich jetzt? Können sie etwas über ihre Umgebung sagen?" Erklang wieder die Stimme der Frau von der Notrufzentrale.

"Ich weiß es nicht, aber ich glaube, ich bin noch auf dem Schiff. Über meine Umgebung kann ich nichts sagen, nur ich bin irgendwo..." Eh ich meinen Satz beenden konnte, wurde ich unterbrochen.

Ein ohrenbetäubendes Piepsen beendete meine Satz. Der Akku des Handys war leer.

//Verdammte Scheiße! Ausgerechnet jetzt...hoffentlich schickt sie jemand vorbei. Irgendwer hier muss mich doch finden.//

Meine Verzweiflung kehrte wieder zurück, und mit ihr auch die Panik.

"HILFE!!! HÖRT MICH JEMAND?" Begann ich plötzlich zu schreien. Ich wusste nicht weshalb. Durch diese Tür würde mich doch eh niemand hören, und trotzdem tat ich es.

Vielleicht, aber nur vielleicht würde mich irgendjemand hören.

Und tatsächlich, es sollte mich jemand hören...
 

Kurz zuvor...
 

Worauf hatte er sich da nur eingelassen? Er hatte doch weit Wichtigeres zu tun, als sich an dieser lächerlichen Suchaktion zu beteiligen.

Er tat es nur für Mokuba...das sagte er sich immer wieder. Sein kleiner Bruder hatte sich mit dieser Nervensäge angefreundet und machte sich nun Sorgen, weil sie verschwunden war.

Dass er sich in Wahrheit auch Sorgen machte, ignorierte er vollends. Für ihn klang es nur absurd, nicht real.

Mit üblicher kalter, unberührter Miene ging Kaiba, mit Mokuba im Schlepptau an Deck des Schiffes.

"Das ist völlig Unnötig. Sie wird bestimmt längst gegangen sein. Außerdem, was haben wir damit zu tun?" Wandte er sich arrogant, wie eh und je, seinem Bruder zu.

"Und wenn nicht? Was ist, wenn ihr wirklich was zugestoßen ist? Ist das dir denn völlig egal?" Antwortete Mokuba ihm.

"Wieso sollte es mir nicht egal sein? Wir haben absolut nichts mit der Sache zu tun."

"Ich versteh dich nicht, Seto. Ist es dir denn wirklich gleichgültig, ob ihr was passiert ist? Du magst sie doch genauso, wie ich." Mokuba war über die Reaktion seines Bruders sehr enttäuscht. Hatte er doch geglaubt, Seto würde sich wenigstens ein bisschen Sorgen machen.

"Schwachsinn! Was redest du nur immer für Unsinn? Diese eingebildete Zicke ist lediglich ein Klotz am Bein, nichts weiter...eine Nervensäge, wie sie im Buche steht." Erwiderte Seto verachtend.

Daraufhin schwieg Mokuba. Er wollte jetzt wohl keinen Streit mit seinem Bruder beginnen. War er sich doch so sicher, dass es anders war.

Mokuba war sich nicht sicher, ob Fu tatsächlich etwas zugestoßen war, oder ob, wie sein Bruder behauptete, sie nur nach Hause gegangen war.

Trotzdem wollte er sich sicherheitshalber suchen.

Kaiba hingegen, war sich kein bisschen sicher, mit dem, was er sagte.

Wie immer wollte er es natürlich nicht zugeben, aber er glaubte seinen Worten nicht.

Fu war gewissenhaft, das wusste er schon, sie würde nicht einfach von einer Party verschwinden, ihre Freundin und ihren "Freund", wie er glaubte, zurücklassen und nach Hause fahren.

Noch dazu sprach auch das, von Ming gefundene Diadem dagegen.

Tatsächlich hatte Seto schon einen gewissen Verdacht, welchen er nicht beachtete und der auch lediglich in seinem tiefsten Unterbewusstsein bestand.

Sie kehrten ins Schiff zurück.

"Meinst du, sie könnte in den unteren Kabinen sein?" Richtete Mokuba sich an seinen Bruder.

"Weiß ich nicht. Wenn du willst, sehen wir nach." In Kaibas Stimme war ein leicht genervter Ton zu vernehmen, der jedoch nicht ernst gemeint war.

Mokuba nickte lediglich, worauf sie nach unten gingen.

Die unteren Kabinen waren ziemlich abgeschnitten, ideale Verstecke. Hier würde man sicher niemanden schreien hören, noch dazu waren die Türen aus massivem Eisen, was keinen Mucks nach außen dringen ließ.

"Naja...hier wird sie wohl nicht sein. Gehen wir wieder hoch?" Meinte Mokuba, der sich anscheinend nicht vorstellen konnte, weshalb Fu an so einem Ort sein sollte.

Kaiba wollte gerade gereizt zustimmen, als er auf einmal inne hielt.

Er wusste selbst nicht wieso, aber es war ihm, als hätte er gerade etwas gehört.

"Ist was, Seto?" Fragte Mokuba, der sich über Seto's abruptes Anhalten wunderte.

"Hast du das nicht eben auch gehört?" Wollte dieser wissen.

"Was gehört? Da war doch gar nichts."

Kaiba erwiderte nichts, stattdessen hörte er genau hin und...vernahm wieder diese Stimme. Er verstand zwar kein Wort, aber es war ihm, als sei das Fu's Stimme gewesen.

Aber wie konnte das sein? Mokuba hörte nichts, und hier unten konnte man doch sowieso nichts vernehmen. Noch dazu hatte Kaiba nicht mal etwas verstanden, geschweige denn war er sich überhaupt sicher, ob er wirklich etwas gehört hatte.

Dennoch...etwas hielt ihn zurück. Es hielt ihn davor zurück, wieder nach oben zugehen, es sagte ihm, dass, was sie suchten hier war.

Noch einmal hörte er genau hin...und hörte es wieder. Es schien aus einer der Türen zu kommen. Zielstrebig bewegte er sich auf die Türen zu.

Sie waren allesamt verschlossen und aus dickem Eisen. Hier konnte doch gar nichts durchdringen, und doch...
 

Währenddessen...
 

Ich hatte das Schreien um Hilfe aufgegeben. Es kam eh keiner und ich war auch schon ganz heiser.

Was sollte ich nur tun? Wie sollte es weiter gehen? Sollte ich wirklich hier warten, bis Gérard zurückkam und mein Schicksal sich erfüllte?

Ich hatte alle Hoffnung, gefunden zu werden, aufgegeben.

//Es ist aus. Hier findet mich niemand. Warum muss es so enden? Ich wünschte, ich könnte Kaiba noch einmal wieder sehen. Ich will ihm sagen, dass es mir Leid tut, dass ich ihn nicht hasse. Ich will ihm sagen, dass ich mich in ihn verliebt habe. Jetzt ist es auch egal. Es hilft nichts mehr, es zu leugnen. Eigentlich war es schon die ganze Zeit klar.

Aber jetzt ist es egal...ich seh ihn sowieso nicht mehr wieder...//

Und da war es wieder, diese Leere, diese Verzweiflung...ich begann zu weinen.

War ich denn wirklich so schwach? Konnte ich denn nicht einmal meinen Mumm zusammen nehmen, und nicht weinen?

Ich tat immer so stark und unnahbar, und in Wahrheit hatte ich doch immer Angst.

Warum muss Menschen so etwas erst in solchen Situationen klar werden?

//Ich wünschte, ich wäre stärker. Ich muss mich schämen...dafür, dass ich so eine Heuchlerin bin. Allen mach ich was vor. Ming, Satoshi...vor allem aber Seto. Wieso kann ich nicht einmal ehrlich sein? Ich hätte es mir längst eingestehen sollen. Was bin ich doch dämlich...so dämlich...//

//Und jetzt bekomm ich auch noch Halluzinationen...//

Es war tatsächlich so. Ich musste jetzt sogar Halluzinationen haben, denn ich hörte Stimmen. Sie schienen von draußen zu kommen, ich hörte sie nur schwach.

Das Schlimmste an diesen Halluzinationen war aber, dass ich ausgerechnet die Stimmen von Seto und Mokuba hörte.

Musste mich Gott denn so strafen? Na gut...vielleicht hatte ich es verdient. Ich war nie ein gottesfürchtiger Mensch gewesen, ja ich hab nicht einmal an Gott geglaubt.

Irgendwann musste ich bestraft werden.

Ich schloss meine Augen, wollte nichts mehr hören. Zu groß war die Verzweiflung.

So bekam ich auch nicht mit, wie die Tür geöffnet wurde, und irgendwer eintrat.

Ich hörte nur die Stimmen, von Mokuba und von Seto. Sie schienen so nah und doch so fern.

Mein Verstand rebellierte. Er wollte nicht einsehen, dass dies keine Halluzinationen waren. Also klingte er sich irgendwann ganz selbstständig aus, und ich schien mich selbst in einen traumlosen Schlaf zu versetzen.
 

To be continued...
 

Tja...das war mal diese Kapi.

Also ursprünglich sollte das ja wesentlich dramatischer und auch um einiges aktionreicher werden, aber dazu hätte ich Gérard gebraucht, und das ging nicht.

Ich wollte Gérard nämlich nicht gleich ins Gefängnis sperren, was in meinem ursprünglichen Plan der Fall gewesen war.

So viel kann ich euch ja mal verraten...ich brauch Gérard noch für die Zukunft, deshalb kann ich ihn jetzt noch nicht wegsperren...;-)

Achso...noch was...ich hab den Schluss absichtlich verkürzt und nicht beschrieben. Ihr könnt euch jetzt selbst ausdenken, wie das genau abgelaufen ist. Ich denke, es ist besser, wenn jeder es sich individuell vorstellt. In etwa hab ich's euch ja geschrieben...

Seid also gespannt, wie's weiter geht...

Mondscheinsonate

Mondscheinsonate
 

(auch dieses Kapitel passt nicht so Recht zu der vorhergegangenen Story. Ich bin darauf gekommen, als ich wieder einmal die berühmte Mondscheinsonate auf dem Klavier gespielt hatte. Auch existieren hier Ähnlichkeiten mit einem, vielleicht nicht so bekannten, oscargekrönten Film, "Das Piano". Wer unter euch den Film kennt, wird es merken...andernfalls ist es auch nicht so wichtig.)

Also...viel Spaß hiermit...
 

Wie in einem Trancezustand verharrte ich schweigend auf meinem Bett.

Die Sekunden kamen mir wie Stunden vor.

Alles schien in einer Art Dornröschenschlaf verfallen zu sein.

Seit dem Wohltätigkeitsball waren 4 Wochen vergangen.

In dieser Zeit war so viel geschehen, wie noch nie.

Um nicht ausschweifend zu werden, schildere ich nur kurz die Geschehnisse.
 

----Diary flash----
 

Nachdem ich, unvorstellbarer Weise, durch Seto und Mokuba gerettet wurde, herrschte ein reger Trubel an Bord des Schiffes.

Die Polizei war doch gekommen, und versetzten die ganze Gesellschaft in Aufruhr.

Ursprünglich wollten sie mich zur Vorsorgeuntersuchung in ein Krankenhaus bringen, ich lehnte jedoch ab.

Stattdessen wurde ich von Ming und Satoshi nach Hause gebracht.

Wenige Tage später machte ich auf dem Polizeirevier meine Aussage gegen Gérard.

Wie ich es erwartet hatte, brachte dies rein gar nichts.

Ich hatte keine Beweise gegen ihn. Zwar konnte ich aussagen, dass er mich mit dem Chloroformgetränkten Taschentuch angegriffen hatte, mehr allerdings auch nicht.

Es wurde keine Anklage erhoben und die Sache geriet in Vergessenheit.

Mein Vater war außer sich.

Ich befürchtete schon, er würde Gérard jede Sekunde an die Gurgel springen, doch ich konnte ihn nach einiger Zeit beruhigen.

Einige Zeit später, so wurde mir berichtet, kehrten Gérard und sein Vater nach Frankreich zurück.

In dieser Zeit unternahm ich sehr viel mit Yugi und den anderen.

Kaum zu glauben, wie sehr mir diese Clique mit der Zeit doch ans Herz gewachsen war.

Auch Ming Li und Satoshi wuselten fast ununterbrochen um mich herum.

Die Sommerferien neigten sich nun langsam ihrem Ende.

Noch knapp eine Woche, und die Schule würde wieder beginnen.

Mit dem Ende der Sommerferien in Japan, endeten auch die in China, was zur Folge hatte, dass Ming Li nach Hause zurück musste.

Ursprünglich wollte sie mich davon überzeugen, mit zurück zu kommen, aber ich lehnte ab.

Ich wollte jetzt nicht alles abbrechen, wollte nicht meine neu gewonnenen Freunde verlieren, aber ganz besonders wollte ich eine Sache nicht.

Diese eine Sache war auch der Hauptgrund, weshalb ich auf gar keinen Fall hier weg konnte.

Seit den Geschehnissen auf der "Mermaid of Domino" ließ sie mich nicht mehr los.

Dieser eine verfluchte Gedanke, der mir Gewissheit verschafft hatte...

Merkwürdig, seit dem Vorfall hatte ich weder ihn, noch seinen Bruder wieder zu Gesicht bekommen.

Wahrscheinlich hatten sie einfach zu viel zu tun. Sie wollten doch ihren berühmten Freizeitpark endlich fertig stellen.

Einerseits war ich froh darüber, andererseits ärgerte es mich.

Hatte ich mir auf dem Schiff doch etwas geschworen, was ich noch einhalten musste. Aber war ich mir denn wirklich sicher?

Es war wohl der Mut der Verzweiflung, der mich eingestehen ließ, was ich im tiefsten Innern empfand.

Mittlerweile herrschte in mir eine wahre Achterbahn der Gefühle. Ich war mir nicht sicher.

Hasste ich ihn, oder liebte ich ihn doch? Vielleicht war auch beides möglich.

Und selbst wenn ich ihn wirklich lieben sollte, was würde mir diese Einsicht bringen?!

Er würde niemals etwas für mich empfinden...nicht er. Seto Kaiba war dafür bekannt, der kälteste und gefühlloseste Mensch der Welt zu sein.

Ihm bedeutete ausschließlich Mokuba etwas, und das würde sich nie ändern.

Seit etwa einer Woche nun, hatte ich nichts mehr unternommen, hatte die meiste Zeit des Tages in meinem Zimmer verbracht.

Yugi und die anderen waren öfters vorbeigekommen, hatte nach mir gefragt. Ich ließ mich allerdings nicht sehen. Sie dachten wohl, dass es noch mit den Nachwirkungen des Schocks, den ich auf dem Wohltätigkeitsball erlitten hatte, zu tun hatte.

Dem war aber nicht so.

Den Vorfall hatte ich schon fast völlig vergessen...wie gesagt, mich beschäftigte etwas anderes.

Auch Satoshi kam fast täglich vorbei, erkundigte sich nach mir.

Ich wollte ihn nicht sehen. Irgendwann nervte er nur noch.

Es war ja schön, dass er sich Sorgen machte, aber mir wäre es lieber gewesen, jemand anders hätte sich Sorgen gemacht...

Naja...das war nun mehr als unwahrscheinlich...also vergessen wir's.

So vergingen die Wochen und Tage, nun war es Sonntag und morgen begann das neue Schuljahr. Der letzte Tag der Ferien war also heute zu Ende...
 

----Diary Flash Ende-----
 

Gähnend schaute ich auf meinen Wecker, der ausnahmsweise auf meinem kleinen Tisch, neben dem Bett stand.

Es war bereits 10 Uhr abends. Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen, immerhin war es noch Sommerzeit.

Mein Blick schweifte ab, hielt auf dem Kalender mir gegenüber an.

Heute war der 4. September.

Seit ein paar Tagen war die sommerliche Hitzewelle abgeklungen, stattdessen meldete sich der Spätsommer zu Wort.

Mein Blick ging die einzelnen Tage entlang, bis er auf dem 16. September anhielt.

Mein Geburtstag, mein 18. um genau zu sein.

Noch knapp zwei Wochen, und es war soweit.

Aber eigentlich bedeutete mir mein Geburtstag nicht so viel.

18...was war das schon großartig? Eine Zahl, eine unbedeutete Zahl, die das Alter eines Menschen angab. 18 bedeutet hier in Japan nicht so viel, denn volljährig ist man erst mit 20. Noch zwei Jahre also, aber was soll's.

Ich legte sowieso nicht so einen großen Wert auf die Volljährigkeit, wie andere Menschen.

Träge erhob ich mich aus der liegenden Position, setzte mich auf, blickte aus dem Fenster.

Es war noch recht warm, die Straßen waren noch ziemlich voll.

Sollte ich zu Bett gehen, einschlafen und bis zum Beginn des neuen Schuljahres warten, oder sollte ich noch einmal aus dem Haus gehen?!

Noch ein letztes Mal die Ferien genießen, indem ich einen kleinen Spaziergang machte?

Letztlich entschied ich mich für Letzteres. Was sollte ich auch bereuen? Immerhin war es mein letzter, freier Tag für dieses Jahr.

Morgen würde die Schule wieder beginnen, und morgen Mittag war es auch für Ming Li an der Zeit nach China zurück zu kehren.

Ich erinnerte mich, dass ihr Flug um 15 Uhr ging.

Sollte ich sie zu einem letzten Spaziergang mitnehmen? Es war ihr letzter Abend in Japan.

Noch bevor ich eine Entscheidung treffen konnte, fiel mir wieder ein, dass Ming heute Abend mit Yugi, Bakura und den anderen weggegangen war.

Also hatte es sich auch damit erledigt.

Ich würde alleine gehen, was mich auch nicht sonderlich störte.

Ohne noch weitere Zeit zu vertrödeln, zog ich mir noch kurz ein paar Schuhe an, nahm eine dünne Weste mit, nur für den Fall, dass es kälter würde, und verließ, ohne meinem Paps Bescheid zu sagen, das Haus.

Mein Spaziergang führte zunächst durch die Innenstadt, wobei ich es aufs Schärfste mied, an der KC vorbei zu gehen, dann an den Strand.

Die Sonne hatte nun endgültig den Weg für den Mond frei geräumt, der nun voll und weiß am Himmel stand.

Es war sternenklare Nacht, keine Wolke versperrte die Sicht auf den Himmel.

Gedankenverloren schlenderte ich durch den, noch warmen Sand, schaute auf das Meer hinaus.

Die Wellen malten gleichmäßige Muster in den Sand, und manchmal brachten sie Muscheln oder Ähnliches aus dem Meer mit.

Es war so still, so beruhigend, so romantisch. Ich bewundere das Meer doch immer wieder.

Ich musste bereits eine halbe Stunde gegangen sein, als mir im Schimmer des Mondlichtes eine Silhouette auffiel.

Neugierig beschleunigte ich meine Schritte, um schneller bei der Silhouette zu sein, die ich anfangs für einen Menschen hielt.

Nun erkannte ich jedoch, dass es sich auf gar keinen Fall um einen Menschen handeln konnte, dafür war die Silhouette zu klein, und breit.

Skeptisch bewegte ich mich darauf zu und traute meinen Augen nicht.

Hier, mitten auf dem Strand, völlig verlassen stand ein Klavier.

Ich glaubte zunächst, es sei eine Halluzination, doch es war real.

Unweigerlich begann ich zu schmunzeln.

Ein Piano, mitten am Strand...so was konnte es auch nur in Japan geben.

Neugierig beäugte ich das gute Stück.

Es war aus schwarzem, edel verziertem Holz, mit gold umrahmten Konturen.

Meinem Erachten nach musste es noch ein sehr neues Modell sein, konnte also auch nicht lange hier stehen.

Ich öffnete vorsichtig den Tastendeckel, schaute mich kurz um, und strich dann leise über die Tasten.

Ein warmer Klang ging von ihnen aus.

Konnte ich es wagen, etwas darauf zu spielen?

Früher hatte ich mal ein Klavier, auf dem ich auch öfters gespielt hatte. Doch mittlerweile hatte ich das Spielen schon fast wieder verlernt.

Nur noch ein Stück, mein Lieblingsstück nebenbei bemerkt, war mir im Gedächtnis geblieben. Die Mondscheinsonate von Beethoven.

Ich hatte nie weiter, als den ersten Satz gelernt, den ich allerdings noch relativ gut beherrschte. So glaubte ich zumindest.

Noch einmal blickte ich um mich, ob ich nicht doch jemanden entdecke.

Dann setzte ich ganz vorsichtig die Finger auf die Tasten, lauschte kurz dem Wind, und drückte sie runter.

Ein warmer, angenehmer Klang erfüllte die Umgebung.

Ich begann ganz langsam mit den ersten Takten der Mondscheinsonate.

Nach einer Weile hatte ich mich wieder eingefunden, und spielte nun etwas schneller, jedoch immer bedacht, dass mich niemand bemerkte.

Während ich so spielte, schloss ich plötzlich meine Augen und begann zu träumen.

Ich träumte von einem Saal, nur vom Licht des Mondes erleuchtet. Die Mondscheinsonate erklang, doch nicht ich spielte sie, sondern jemand anders.

Ich versank in der Melodie, nahm nichts anderes mehr wahr.

Plötzlich erkannte ich vor mir eine Person, ich sah sein Gesicht.

Unglaublich, er war es...Seto Kaiba.

Mit seinen kalten Augen schien er mich regelrecht zu durchbohren.

Jemand anders hätte sich sicher gefürchtet, ich jedoch nicht.

Es war meine Fantasie, und hier bestimmte ich, was geschah.

Ich sah ihn einfach nur an, wusste nicht was ich denken, fühlen sollte.

Ein mulmiges Gefühl breitete sich in mir aus, wechselte sich allerdings schnell in ein angenehmes.

Seltsam, aber in Kaibas Gegenwart fühlte ich mich wohl.

Wahrscheinlich war es wirklich so, dass ich mich in ihn verliebt hatte.

Die Liebe ist oftmals merkwürdig, und schleicht sich ganz ungesehen in einen Menschen.

Vielleicht sollte ich aufhören zu zweifeln, und es einfach akzeptieren.

Was hatte ich schon zu verlieren? Meine Liebe würde sowieso nie erwidert...nicht von ihm.

Langsam verschwamm meine Fantasieumgebung wieder, ich öffnete die Augen.

Der erste Satz der Mondscheinsonate näherte sich seinem Ende, und so auch meine Vorstellung.

Ich spielte die letzten Takte und beendete das Stück.

Gedankenverloren starrte ich wieder auf die Tasten, bis ich den Deckel endlich schloss.

Sehr viel hatte mir dieser Spaziergang nicht gebracht.

Vielleicht war ich mir meiner Gefühle nun im Klaren, vielleicht aber auch nicht.

Ich war verwirrt, wusste nicht mehr, was ich denken sollte.

Wahrscheinlich wäre es besser, ich würde nach Hause gehen.

Morgen würde alles sicher anders aussehen, so dachte ich.

Ohne einen weiteren Gedanken an irgendetwas zu verschwenden, ging ich zurück.

Meines Erachtens nach waren lediglich 45 Minuten vergangen...dem war nicht so.

Seit dem Verlassen des Hauses waren über 2 Stunden verschritten.

Ming Li war längst zurück und im Bett, ebenso wie mein Vater.

Ich schlich mich also leise in mein Zimmer, zog mich schnell um, und ging zu Bett.

Eine weitere, traumlose Nacht erwartete mich...
 

Fortsetzung folgt...
 

Ein sehr kurzes Kapitel...was soll ich sagen.

Ich hab es geschrieben, während ich die Mondscheinsonate hörte.

Ihr müsst nichts sagen, ich weiß, dass ich bekloppt bin.

Gewöhnlich mag ich keine Klassik, aber gewisse Stücke, wie beispielsweise die Mondscheinsonate haben es mir angetan.

Vielleicht kommt dieses Kapi jetzt etwas depressiv und melancholisch rüber?!

Hängt aber auch damit zusammen, dass ich zurzeit, als ich es schrieb auch etwas melancholisch war...

Hoffe, es hat euch trotzdem einigermaßen gefallen, und ihr hinterlasst mir ein Kommi...

Büddö, Büddö...*lieb guck*
 

Ciao eure Furan-chan

Das Versprechen

Schlagt mich, verspottet mich, Schande über mich...wie konnte ich so ein misratenes Kapitel schreiben?

Nunja...jetzt lässt es sich leider nicht mehr ändern.

Ich hoff, ihr hasst mich jetzt nicht, dass sich die Story so entwickelt hat, und gebt mir noch eine Chance.

Ich schwöre, die nächsten Kapis werden besser...

Naja...vielleicht sagt es euch ja doch ein bisschen zu...*schluchz*

Und wenn ja, oder auch wenn nein, würd es mich freuen, wenn ihr mir ein Kommi dazu hinterlasst...BÜDDÖ! Ich muss ja wissen, wie ich es besser machen kann...

Aber jetzt genug geredet...
 

22. Das Versprechen
 

Müde öffnete ich meine, noch völlig verschlafenen Augen.

Und so würde wieder der Alltag beginnen.

Gähnende Leere erfüllte mich. Nicht nur, dass ich heute wieder zurück in die, von mir benannte Folterkammer, auch Schule genannt, zurück musste, sondern auch, dass meine Freundin Ming Li sich heute verabschieden würde, stimmte mich äußerst missmutig.

Ich hatte mich so sehr an ihre Anwesenheit gewöhnt, und nun musste sie wieder zurück.

Wer sollte mich in Zukunft jeden Morgen mit gutgelaunter Stimmung nerven?

Für wen sollte ich zukünftig den Übersetzer spielen?

Ich wusste nicht, wie lange ich Ming Li nicht mehr sehen würde.

Vielleicht ein Jahr, vielleicht aber auch länger.

Niedergeschlagen schlenderte ich in Richtung Badezimmer.

Ming war noch nicht wach.

Sie würde noch ein paar Stunden schlafen, dann ihre Koffer packen und um 15 Uhr mit der Maschine nach China zurück fliegen.

Im Halbschlaf schaute ich in den Spiegel.

//Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, ein Zombie sieht mich an, aber das ist ja leider mein eigenes Spiegelbild.// Stellte ich minder schockiert fest.

Im Schneckentempo duschte ich, zog mich an und machte mich noch etwas zurecht, bis ich schließlich nach unten ging.

Wie erwartet, saß Paps bereits mit einer Tasse Kaffe am Tisch, und las gemächlich seine Zeitung.

"Morgen Paps! *gähn*...wie geht's?"

"Guten Morgen...pass auf, dass du nicht gleich wieder einschläfst." Entgegnete er, ohne den Blick von der Zeitung zu heben.

"Ich hab überhaupt keine Lust, heute wieder in die Schule zu gehen." Protestierte ich, nicht wirklich erwartend, damit etwas zu erreichen.

"Alles hat mal ein Ende...auch die Ferien. Jetzt hör auf zu meckern und beeil dich lieber mal, sonst kommst du an deinem ersten Tag wieder zu spät."

Beleidigt warf ich ihm noch einen Blick zu, bis ich endgültig das Haus verließ.

Der Weg zur Schule kam mir heute sogar noch länger vor, als gewöhnlich.

Wahrscheinlich, weil ich ihn schon so lange nicht mehr gegangen war...

Als ich an die Kreuzung in der Innenstadt kam, herrschte mal wieder Hochbetrieb.

Aber was hatte ich erwartet? Immerhin war Rush Hour und noch dazu endete für viele Japaner heute der Urlaub.

Ich versuchte den Blick nicht zu heben, und einen großen Bogen um dieses Gebäude, an welchem ich sonst immer so sorglos vorbeimarschiert war, zu machen.

In letzter Zeit wollte, und konnte ich es einfach nicht sehen.

Dafür gab es auch einen ganz bestimmten Grund, den ich jedes Mal, so gut es ging verdrängte.

Aber was nutzte es mir, wenn ich jetzt einen Bogen um das Gebäude machte?

Spätestens in der Schule würde ich ihm ja doch begegnen.

Ich konnte nur von Glück reden, dass er nicht wusste, wie meine Gefühle für ihn derzeit standen.

Und während ich noch nachdachte, stand ich auch bereits vor der Schule.

Gerade in diesem Moment läutete die Glocke das erste Mal, und bedeutete den Schülern so, dass in 5 Minuten der Unterricht beginne.

//Welche Lehrer wir wohl dieses Jahr bekommen?// Dachte ich bei mir.

"Hey...guten Morgen Fu! Dass du auch mal wieder auftauchst..." Wurde ich begeistert von Téa begrüßt.

Wo sie war, konnten Yugi und die anderen nicht weit sein.

"Hallo, wie geht's?" Begrüßte mich auch Yugi, bei dem auch Joey, Tristan, Duke und Bakura waren.

"Guten Morgen Freunde. Mir geht's soweit ganz gut, nur die Ferien hätten länger sein können." Erwiderte ich freundlich.

"Tja, da geht's uns nicht anders. Wenn ich an das nächste Schuljahr denke, könnte ich gleich wieder umkehren." Lachte Joey, wobei er letzteres wirklich ernst meinte.

"Nix da, Joey. Du bleibst schön hier. Wir wollen am ersten Tag doch nicht die Schule schwänzen." Wies ihn Téa zu Recht, indem sie ihn am Ohr packte und mit sich ins Schulgebäude zerrte.

Yugi, Tristan und Duke folgten den beiden lachend, und auch ich wollte mich anschließen, als ich jedoch inne hielt, da ich spürte, wie mich jemand zurück hielt.

Verwundert drehte ich mich um, und sah Bakura, der etwas verlegen mir gegenüber stand.

"Bakura? Ist irgendwas?" Fragte ich ihn ahnungslos.

"Äh...also, ich wollte dich eigentlich etwas fragen...deine Freundin, Ming Li, sie fährt doch heute nach Hause zurück, nicht wahr?" Meinte er etwas zögerlich.

"Ja, tut sie. In China enden diese Woche auch die Ferien, deshalb muss sie zurück. Aber weshalb willst du das eigentlich wissen?"

Ich hätte es mir beinahe denken können. Ming Li und Bakura hatten in der ganzen Zeit so oft zusammen gehangen, beziehungsweise hatte sich Ming an Bakura rangeschmissen, wie's nur ging.

Ich hatte zwar immer das Gefühl, dass Bakura sich eher genervt fühlte, doch scheinbar hatte ich mich da getäuscht.

"Ach...n...nur so." Wimmelte Bakura verlegen ab, doch damit konnte er mich nicht täuschen.

"Sei ehrlich. Du magst Ming Li doch, hab ich Recht? Du hast zwar immer so getan, als würde sie dich nerven, aber in Wahrheit war das nicht so."

"So ein Quatsch...sie ist ganz nett, aber sonst..."

Bakura's Gesicht nahm langsam aber sicher die Farbe einer reifen Tomate an, was mich nur noch mehr dazu animierte, weiter zu stacheln.

"Ja klar, das merkt man dir direkt an. Hör doch auf, mir kannst du nix vormachen. Warum sonst hättest du dich nach ihr erkundigt? Aha...ich glaube sogar, du bist in sie verliebt."

Nun glich er endgültig einer überreifen Tomate, und noch dazu war er ziemlich aufgebracht.

"SCHWACHSINN! Ich hör mir das nicht länger an, ich hätt nie fragen sollen...ich gehe." Gespielt empört und beleidigt zog er ab, und ließ mich sozusagen im Regen stehen.

Mich allerdings schockte das nicht im Geringsten.

Eine Weile sah ich ihm noch grinsend hinterher, bis mich ein Sinneswandel überkam.

Jetzt erst fiel es mir ein, dass Ming Li heute Nachmittag Japan und auch Bakura verlassen würde.

//Das sind keine schönen Aussichten! Sie werden sich vielleicht eine lange Zeit nicht mehr wieder sehen. Wenn ich Ming jetzt auch noch erzähle, was ich soeben, unfreiwillig von Bakura erfahren hatte, würde ihr der Abschied sicher noch schwerer fallen. Deshalb denke ich, werde ich ihr nichts erzählen. Die beiden tun mir so Leid! Warum müssen Liebesgeschichten immer so enden?//

Ich war so sehr in Gedanken über die beiden versunken, dass ich nicht bemerkte, dass mir ein anderes "Unheil" bevorstand.

Erschrocken nahm ich den zweiten Glockenschlag der Schulglocke wahr, woraufhin ich meine Gedanken zunächst bei Seite schob, und schnellstmöglich ins Klassenzimmer gelangen wollte.

Außer Atem kam ich letztlich dort an, gerade bevor der Lehrer unsere Klasse betrat.

//Téa würde jetzt sagen: "Du schaffst es aber immer wieder, auf den letzten Drücker hier aufzutauchen."// Lächelte ich in mich hinein, während ich mir Téa's Worte bildlich vorstellte.

Zufrieden, über meine, wieder gelungene Leistung, ließ ich mich auf meinen alten Platz fallen, und beobachtete nur halbherzig das Eintreten unseres neuen Klassenlehrers.

//Na wenigstens ist es nicht mehr diese hysterische Ziege, Miss Yumura.// Schoss es mir lediglich durch den Kopf.

Unser neuer Klassenlehrer hörte auf den seltsamen Namen Mister Kyonarabuki, eine Name, der auch in Japan von Seltenheit glänzte.

Gedankenverloren blickte ich aus dem Fenster.

Irgendwas stimmte heute nicht, doch ich kam beim besten Willen nicht drauf.

Erst als mein Blick langsam durch die Klasse schweifte, bemerkte ich es.

Er...Seto Kaiba war nicht da.

//Komisch! Wo ist er denn nur? Naja...wahrscheinlich hat er wieder so viel mit seiner Firma zu schaffen, dass keine Zeit mehr für die Schule bleibt. Er kann sich's ja leisten, bei seinen Noten. Aber, dass er ausgerechnet heute fehlen muss?

Eine andere Möglichkeit kommt aber auch nicht in Frage, oder? Wie komm ich überhaupt darauf? Und wieso muss mich das jetzt beschäftigen?//

Energisch schüttelte ich meine Gedanken regelrecht aus meinem Kopf.

Ich wollte mir jetzt keine Gedanken über Kaiba machen.

Schon die ganzen Ferien über, kannte ich kein anderes Thema.

Dennoch, trotz all meiner Bemühungen konnte ich nicht aufhören, an ihn zu denken.

//Was denk ich da nur? Ich weiß doch ganz genau, warum ich darüber nachdenke, weshalb ich die ganzen Ferien über keine ruhige Minute mehr hatte...

Es hilft wohl nichts, es zu leugnen. Nie zuvor ist mir so etwas passiert, aber ich kann's nun mal nicht ändern, ich muss es einsehen. Ich hab mich in ihn verliebt.

Als ob mir das nicht schon früher bewusst gewesen wäre...//

Schweigend belächelte ich meine eigenen Gedanken.

Wie konnte das ausgerechnet mir widerfahren, und dann auch noch in jemanden, wie Kaiba?

"Können sie uns sagen, was an meinen Worten bitte so lustig ist, Miss Chan?" Riss mich eine unangenehme, hochnäsige Stimme aus meinen Gedankengängen.

"...w...was...wie meinen sie?" Stammelte ich perplex.

War mein Lächeln so erkennbar, dass dieser Wichtigtuer von einem Lehrer es auf seine Worte bezogen hatte?

"So! Sie haben es also nicht einmal für nötig befunden, meinen Worten zu zuhören? Wenn sie das so wenig interessiert, können sie gleich 10 Minuten nach draußen gehen, Miss Chan."

Theoretisch hätte ich ihm jetzt Kontra geben können, doch ungewöhnlicher Weise gab ich nach, und verzog mich leicht grummelnd nach draußen.

Vielleicht war dies auch besser so, denn nun konnte ich ungestört in meine Gedankenwelt zurückkehren.

//Doofer Blödmann, was denkt der sich eigentlich? Aber egal, jetzt stört er mich wenigstens nicht mehr beim Nachdenken.//

//Ich bin eigentlich ein Riesentrottel! Was denk ich mir, mich in Kaiba zu verlieben? Jeder Mensch auf dieser Welt weiß, dass er nur seinen Bruder liebt, und das wird sich nie ändern. Glaub ich denn wirklich, es wäre bei mir anders? Wir wissen doch alle, dass er mich hasst. Wieso er? Wieso nicht Satoshi, oder jemand anders? Warum ausgerechnet Kaiba? Ich hab mich doch die ganze Zeit über nur mit ihm gestritten, ich konnte ihn nicht leiden, und ich...ich hab ihn trotzdem nie gehasst. Hat es überhaupt einen Sinn, darüber nachzudenken? Kann man eine Erklärung finden, weshalb man sich verliebt.

Wie komm ich überhaupt darauf, dass ich in ihn verliebt bin? Was sind die Anzeichen dafür?//

Langsam hatte ich das Gefühl, mein Kopf müsste jeden Moment explodieren.

Ich traute meinen eigenen Gedanken nicht mehr.

Was, zum Henker war mit mir los? War ich jetzt vollkommen am Durchdrehen? War ich verrückt?

Aus unerfindlichen Gründen brachten mir diese Gedanken eine Menge Kopfschmerzen.

Ich war niedergeschlagen, auch wenn ich nicht wusste, wieso.

Betrübt lehnte ich mich gegen die Wand, ließ mich daran zu Boden sinken, winkelte meine Beine an und umklammerte sie mit meinen Armen.

In so einer Position hatte ich nicht mehr gesessen, seit mein Vater und ich damals von zu Hause weggingen.

Damals war ich eben so niedergeschlagen, mit der Ausnahme, dass ich Grund dazu hatte, nicht so, wie heute.

//Ich kann nicht so weiterdenken...das ist viel zu kompliziert. Vielleicht hat Ming Li doch Recht damit, wenn sie sagt, ich hätte eine viel zu umständliche Denkweise.//

Für einen kurzen Moment vergaß ich meine letzten Gedanken, schloss einfach die Augen und ließ mich in der Dunkelheit versinken.

Man muss wahrscheinlich gar nicht über alles nachdenken. Es reicht oftmals schon, sich einer Sache einfach bewusst zu sein, ohne dass man darüber nachdenkt, weshalb das so ist.

Auch ich musste das einsehen. Anfangs fiel es mir noch schwer, aber mit der Zeit gab ich mich einfach damit zufrieden, dass es nicht für alles eine plausible Lösung gab.

Mister Kyonarabuki hatte mich anscheinend bereits vergessen, denn die besagten 10 Minuten waren längst verschritten.

Allerdings machte auch ich keinerlei Anstalten, wieder in die Klasse zurück zukehren.

Der Flur war gar nicht so schlecht, außerdem auch ruhig, was ich jetzt ganz besonders brauchte.

//Es war seine Ausstrahlung. Ich hab noch nie jemanden getroffen, der so kalt, so unnahbar und doch so faszinierend ist. Er hat so eine besondere Art an sich.

Es wundert mich nicht, dass so viele Respekt vor ihm haben und er auch oft bewundert wird. Er schafft alles, was er will. Er mag die Einsamkeit, denkt er bräuchte keine Freunde. Seinen Bruder liebt er über alles, aber das ist auch das Einzige.

Ich wär gerne Diejenige, die das Eis, welches sein Herz umgibt, schmelzen lässt, aber das werde ich niemals sein. Das sind doch alles nur Wunschträume eines naiven, verweichlichten Mädchens, das sich ausgerechnet in den gefühllosesten Mann der ganzen Welt verlieben musste. Herje...ich hab aber auch ein Pech.//

Zunächst hatte ich noch in Schwärmereien geschwelgt, doch nun änderte sich meine Stimmung rapide.

Verzweifelt versuchte ich die Tränen, die langsam in meine Augen stiegen, zu unterdrücken.

"Dummes, weinerliches Mädchen...was ist nur mit dir los?" Schellte ich mich selbst, wissend, dass es rein gar nichts bringen würde.

Ich war so dumm. Glaubte ich ernsthaft, es würde sich etwas ändern, nur weil ich jetzt eingesehen hatte, dass ich in Kaiba verliebt war.

Jetzt liefen mir die Tränen doch über die Wangen, ich konnte sie nicht aufhalten.

//Bin ich wirklich so schwach, so sensibel, dass ich gleich anfange zu weinen?// Fragte ich mich in Gedanken selbst, obgleich ich die Antwort längst kannte.

Die wahre Natur eines Menschen zeigt sich immer erst in solchen Situationen.

Ich war in der Tat naiv, sensibel und dumm.

Was hatte ich mir dabei gedacht, als ich behauptete ich wäre das Gegenteil?
 

"Fu? Was ist denn los?"

Erschrocken sah ich auf. Scheinbar hatte ich meine Umgebung in den letzten paar Minuten völlig ausgeklinkt, sodass ich nicht bemerkte, dass die Stunde bereits zu Ende war.

Nun saß ich da, mitten auf dem Flur und starrte in die perplexen Gesichter meiner Freunde, die mich teils besorgt, teils ahnungslos betrachteten.

"Ist etwas passiert? Warum weinst du denn?" Mit besorgter Miene kniete sich Téa neben mich.

"E...es ist nichts! M...mir geht's n...nur nicht so g...gut, im Moment." Schluchzte ich, mir gleichzeitig die Tränen wegwischend, und gespielt ein Lächeln aufsetzend.

"Vielleicht solltest du besser nach Hause gehen, wenn dir schlecht ist?!" Meinte Duke, der mir diese halbwahre Lüge wohl abkaufte.

"Red doch keinen Unsinn, Duke! Ihr ist ganz bestimmt nicht schlecht...deshalb weint man doch nicht. Also, Fu, was ist wirklich los?"

Was bei Duke klappte, funktionierte bei Téa noch lange nicht.

Ich musste irgendwas unternehmen, um nicht noch mehr in Bedrängnis zu geraten.

Téa hatte so eine Art an sich, dass sie jedem meist sein Geheimnis entlockte.

Das sollte bei mir nicht der Fall sein.

"Nein, nein...Duke hat Recht. Mir ist echt nicht so gut...ich denk, ich sollte nach Hause gehen." Überspielte ich meine Traurigkeit, und zwang mir regelrecht ein Lächeln auf.

"Na gut, aber dann bring ich dich nach Hause."

"Nein, lass nur...ist schon ok."

Was nichts half, das half nichts. Téa ließ sich nicht davon abbringen.

Ich war ja gerührt, dass sie sich solche Sorgen machte, aber sie sollte auf gar keinen Fall erfahren, was der eigentliche Grund für mein Verhalten war.

Ich hatte Angst...nein, ich war mir sicher, sie würde es lächerlich finden. Ich empfand es ja selbst als lächerlich.

Dass ich ausgerechnet deswegen heulen musste, so ein dämlicher Grund.

Andere Menschen weinen aus Trauer und ich, weil ich verliebt bin?!

Téa hatte mich bei dem Direktor entschuldigt, so konnte ich ohne Probleme gehen.

Während des ganzen Weges forschte Téa immer wieder nach, doch ich blieb verschwiegen.

Zu Hause öffnete Ming Li schockiert die Tür.

Sie war gerade mit dem Einpacken ihrer letzten Sachen beschäftigt, als sie uns kommen sah. Zunächst dachte sie, es wäre ein Unfall geschehen, bis ich, mit Verstärkung durch Téa ihr die Geschichte erklärte.

Natürlich kam mein Verhalten auch der lieben Ming spanisch vor, sie sagte jedoch nichts.

Téa meinte schließlich, dass ich jetzt in guten Händen sei, und wollten wieder in die Schule gehen. Sie verabschiedete sich und ließ uns allein.

"Wo ist eigentlich Paps?" Erkundigte ich mich bei Ming, wobei ich in Wahrheit nur ein anderes Thema beginnen wollte.

"Weißt du doch! Er ist im Restaurant, wie immer." Erwiderte sie mir.

"Und jetzt mal raus mit der Sprache! Du gehst doch nicht so ohne weiteres nach Hause, weil dir angeblich schlecht ist!? Was ist wirklich der Grund dafür?"

Ich blickte zu Boden. Sie sollte es nicht erfahren. Der Grund war einfach zu lächerlich.

"Nichts, glaub mir! Mir war echt nur nicht gut. Und jetzt lass mich bitte in Ruhe. Ich geh nach oben." Ohne auch nur eine Antwort abzuwarten, rannte ich an ihr vorbei, die Treppe rauf, in mein Zimmer, knallte die Tür zu und schloss ab.

Mir kam es fast so vor, als hätte ich 2 Tage nicht geschlafen, derart erschöpft fiel ich auf mein Bett.

Und wieder hätte ich mich selbst ohrfeigen können.

//Was bin ich doch für eine dumme Ziege! Ich stell mich ja dran, als wär das der Weltuntergang. So kann's nicht weitergehen.//

Entschlossen richtete ich mich wieder auf und sah mich eine Weile in meinem Zimmer um.

"Ich sollte Ming Li beim Packen helfen. Je schnellet sie fertig ist, umso mehr Zeit bleibt uns nachher noch." Sagte ich mir.

Bevor ich allerdings wieder nach unten gehen konnte, musste ich erst noch etwas dafür tun, dass ich nicht mehr so niedergeschlagen aussah.

Ich ging erst einmal ins Badezimmer und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht.

Nachdem ich mich einigermaßen wieder erholt hatte, ging ich zaghaft die Treppe hinunter.

"Und? Geht's dir jetzt wieder besser?" Erklang sogleich Ming's Frage.

"Ja, geht wieder. Wie weit bist du denn mit Packen? Soll ich dir noch ein bisschen helfen?"

Neugierig war ich Ming's Stimme ins Wohnzimmer gefolgt, in welchem ich nun stand.

Doch, wie es mir schien, brauchte Ming keine Hilfe mehr, denn all ihre Koffer standen bereits fertig verschnürt darin.

"Danke, aber ich bin schon fertig. Heute ist wohl unser letzter Tag. Wenn ich Glück habe, darf ich dich an Weihnachten wieder besuchen." Meinte sie hoffnungsvoll.

"An Weihnachten? Aber da feiert ihr doch alle immer zusammen. Haben deine Eltern denn nichts dagegen?" Wunderte ich mich, denn ich war es von früher gewohnt, dass alle unsere Verwandten und Freunde gemeinsam Weihnachten feierten.

"Doch, aber ihr seid ja auch nicht mehr da, und wenn ich mit euch feiere, stört das sicher keinen. Aber jetzt zu einer viel wichtigeren Frage. Was ist in letzter Zeit mit dir los? Seit ein paar Wochen verhältst du dich nur noch merkwürdig, bist immer so nachdenklich und hast diese verrückten Stimmungsschwankungen. Wenn ich mal ganz wage eine Vermutung in den Raum stellen darf...bist du verliebt?"

Es hatte mich beinahe aus den Socken gerissen. Hatte sie das tatsächlich gefragt?

"W...was...., ich...m...meine, w...wie kommst du nur darauf?" Stotterte ich, während ich förmlich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss.

"Aha! Ich hatte also Recht! Und jetzt lass mich noch eine Vermutung in den Raum stellen...es ist Kaiba, richtig?" Fuhr sie ganz selbstverständlich fort.

Ich glaube, ich erlitt in diesem Augenblick einen Herzinfarkt.

Woher konnte sie das wissen?

"W...was, a...also...i...ich...äh..." Ich bekam keine klaren Sätze mehr zusammen. Sie hatte es herausgefunden, ich war geliefert.

"*seufz*...dachte ich mir's doch. Seit dem Tag, als dich dieser Trottel gerettet hat, du weißt schon...auf dem Ball...hast du dich so komisch benommen. Obwohl du eigentlich schon vorher seltsam warst. Jetzt wird mir so einiges klar. Tja, meine Liebe...kann sein, dass ich jünger bin als du, aber in so was kenn ich mich aus."

Haha...sie kennt sich aus. Was sie mit dem armen Bakura gemacht hat, war ja auch nicht mehr normal. Apropos Bakura...sollte ich es ihr sagen?

"Du Arme! Jetzt kann ich dich verstehen. Wie konntest du dich ausgerechnet in Kaiba verlieben? Wir beide wissen doch, dass er sich wahrscheinlich nie in jemanden verlieben wird. Aber eines versprech ich dir! Wenn er dich jemals verletzt, dann mach ich ihn kalt! Meiner besten Freundin bricht nämlich niemand das Herz."

Bei diesen Worten musste ich lachen.

"Ach du...du wirst dich nie ändern, stimmts! Ich werde dich so vermissen! Aber, nicht nur ich..."

"Ich werd dich auch vermissen...aber...Moment mal...was meinst du mit "nicht nur ich"?" Fiel sie plötzlich ein.

Jetzt half nichts mehr, ich musste es ihr sagen, auch wenn es sie sehr traurig machen würde.

"Also, weißt du...ich hab heute mit deinem über alles geliebten Bakura gesprochen, über dich!"

"WAS? Über mich?"

"Ja...und...er hat es zwar nicht zugegeben, aber ich bin mir sicher, er wird dich noch mehr vermissen, als ich. So wie's aussieht, hast du ihm den Kopf verdreht. Er hat mich nämlich gefragt, ob du heute abreist, und sah dabei ziemlich traurig aus. Als ich ihm dann auf den Kopf zugesagt habe, dass er dich mag, beziehungsweise in dich verliebt ist, ist er empört und mit hochrotem Kopf abgezogen. Du musst unbedingt an Weihnachten wieder kommen."

Ming hatte mir die ganze Zeit über genau zugehört. Aus ihrem Blick war jedoch nicht zu schließen, ob sie nun traurig oder glücklich war. Es sah eher aus, als sei sie ins Koma gefallen.

Doch dann...

"Und ob ich Weihnachten wieder komme! Jetzt erst Recht. Verflucht, ich muss unbedingt zu euch ziehen...bis Weihnachten lern ich komplett Japanisch." Verkündete sie begeistert.

Ich war froh, dass sie nicht traurig war, nun gehen zu müssen.

"Pass auf! Wir beide versprechen uns jetzt etwas!" Fing sie plötzlich an.

Ich war gespannt, was wir uns denn versprechen sollten.

"Also...bis Weihnachten, wenn wir uns wieder sehen, kann ich perfekt Japanisch, sodass ich endlich mit meinem Baku-chan zusammen sein kann...und du..., du wirst dir bis dahin diesen Kaiba angeln, klar?"

Ich fiel fast vom Hocker. Das war typisch Ming Li, aber gut...warum nicht...

"Also schön! Abgemacht, du lernst Japanisch und kommst dann zurück zu deinem Bakura und ich schnapp mir Kaiba."

Zur Besiegelung unseres Versprechens gaben wir uns die Hände, sahen einander zunächst ernst an, verfielen dann aber in einen tosenden Lachanfall.

Diese Versprechen waren so verrückt, dass sie sogar funktionieren konnten.

Ob wir es wohl schaffen würden, sie einzulösen, dass stand wohl noch in den Sternen.
 

To be continued...
 

Hm...ob die beiden es wohl schaffen? Bei Ming Li könnte es ja noch klappen, aber bei Fu?!

Sich bis Weihnachten Kaiba zu angeln is sicher sehr, sehr schwer, aber wer weiß...

Wie ich immer zu sagen pflege: AWG- Alles Wird Gut...oder..

Wunder gibt es immer wieder...
 

(nochmal sry, wegen diesem Mist, den ich da verzapft habe. Ihr ward echt tapfer, wenn ihr bis hierhin fertig gelesen habt...DANKESCHÖN! *sich verneig*)

Nichts als Rückblenden...

23. Nichts als Rückblenden...
 

(wie es auch schon so oft in den Episoden vorkam, widme ich dieses Kapitel einzig und allein dem Zweck der Flashbacks. Hier erfahrt ihr zum ersten Mal, wie Fu's Rettung und Ming's Abreise tatsächlich von Statten liefen)
 

"When the last eagle fly's, over the last crumbly mountain, and the last flying horse at the last..."

Träumerisch summte ich mein Lieblingslied vor mich hin, the last Unicorn von America (PS: ist auch mein Lieblingslied *g*), während ich in die Dunkelheit meines Zimmers starrte.

Die Zeit hatte ich längst vergessen, aber es musste gegen 3 Uhr in der Nacht sein.

Vor 3 Stunden hatte sich mein 18. Lebensjahr vervollständigt, doch dies war nicht der Grund für meine verträumte Stimmung.

"...of the last unicorn...hm...when the last moon is cast..." Summte ich lächelnd weiter.

Meine Gedanken drehten sich einzig um die Vergangenheit.

//Ich liebe diesen Song...er erinnert mich immer an die Zeit, als ich in China lebte...//
 

----Flashback----
 

"ALLES GUTE ZUM GEBURTSTAG!" Hunderte von Luftschlangen fielen von der Decke des kleinen chinesischen Dojos.

...Funkelnde Kerzen und ein begeistertes, kleines Mädchen, welches heute seinen 10. Geburtstag feierte.

"Vielen Dank! Wow...ihr seid alle hier?" In ihren Augen leuchteten die Wunderkerzen und sie konnte sich vor Freude kaum beherrschen.

Schon die ganze Zeit hatte sie geahnt, dass ihre Familie und Freunde etwas im Schilde führten, doch das hätte sie nicht erwartet.

Eine riesige Geburtstagstorte wartete, geschmückt mit exakt 10 Kerzen darauf, dass man sie endlich anschnitt, während auf einem kleinen Tischchen über ein Dutzend Geschenke prangten.

Ein etwa 7 jähriges Mädchen näherte sich dem Geburtstagskind.

"Alles Gute zum Geburtstag, Fu!" Meinte die Kleine, wobei sie ihrer Freundin ein kleines Päckchen in die Hand drückte.

"Danke, Ming Li!" Bedankte sie sich, und umarmte ihre Freundin sogleich.

"Na...willst du deine Geschenke nicht mal öffnen, meine Kleine?" Mischte sich eine hübsche Frau, in einem roten, mit Lotusblüten verzierten Kampfanzug ein.

Sie war die Einzige, unter all den anderen, die keine Chinesin war.

"Aber klar will ich, Mama!" Erwiderte das Mädchen, und stürzte sich sofort auf die Geschenke.

Freudestrahlend packte sie eines um's andere aus, bis der Boden einen Teppich aus Geschenkpapier hatte.

"Ihr habt wirklich an alles gedacht, was ich mir gewünscht hab?! Viele, vielen Dank!"

Fu konnte ihrer Freude kaum noch zum Ausdruck bringen.

Allein die Tatsache, dass fast das gesamte Dorf mit ihr Geburtstag feierte, ließ sie vor Freude strahlen.

Sie hatte ihr ganzes Leben in diesem 100-Seelen-Dorf verbracht und jeden Bewohner ins Herz geschlossen.

"Gefallen dir deine Geschenke, mein Schatz?" Wandte sich wieder die hübsche Frau ihrer Tochter zu.

"Ob sie mir gefallen? Darauf kannst du aber wetten!"

"Helen, Schatz, kannst du mir mal kurz helfen?" Meldete sich plötzlich eine Männerstimme zu Wort.

Den Worten folgte ein etwas kleiner Mann, der mit Mühe ein Tablett, beladen mit Tellern, Tassen und Besteck, trug.

Die Benannte schmunzelte kurz, ging dann zu ihrem Mann und nahm ihm die Teller ab.

"Lass bloß nichts fallen, Ho! Das Geschirr war nicht billig." Neckte sie ihren Mann schelmisch, der daraufhin ihr lediglich die Zunge rausstreckte.

"Also...kommt ihr dann? Wir wollen die Torte anschneiden, und Fu muss vorher noch die Kerzen ausblasen." Rief Helen die fast 60 Gäste an den, vielleicht etwas kleinen Tisch des Dojos.
 

----Flashback Ende----
 

//Das war der letzte Geburtstag, den ich mit meiner Mutter feierte. Sie war damals schon krank, hat es uns aber verschwiegen. Ach...Mama...ich vermisse dich.//

Stumm rann mir eine Träne übers Gesicht.

Seit dem Tod meiner Mutter waren nun fast 8 Jahre vergangen. Ich würde sie nie vergessen, ebenso wenig, wie mein Vater, denn ich wusste, dass er jeden Abend das Bild, welches er im Schlafzimmer aufbewahrte, von ihr ansah.

Meine Eltern hätten bestimmt für alle Zeit ein glückliches Leben geführt, wäre uns das Schicksal nicht dazwischen gekommen...

//Mein Vater hat meine Mutter so sehr geliebt, dass er ihr damals bei der Beerdigung schwor, er würde niemals mehr eine andere Frau lieben. Ich sag's ja immer wieder...alle Liebesgeschichten gehen traurig aus, genauso wie meine. Mit der Ausnahme, das er mich wahrscheinlich nie lieben wird. Es hat ihn ja nicht einmal berührt, als ich damals von Gérard entführt wurde...//
 

----Flashback----
 

"Sei mal still, Mokuba! Hörst du das nicht?" Machte Kaiba seinen kleinen Bruder auf die, kaum hörbaren Worte, die aus der Nähe stammen mussten, aufmerksam.

"Was hören? Ich hör nichts." Erwiderte dieser verständnislos.

"Hör doch mal genau hin! Das ist doch die Stimme von Fu, ich bin mir sicher."

Mokuba lauschte daraufhin noch genauer, bis er endlich die dumpfen Rufe einer Person wahrnehmen konnte.

"Seto, du hast Recht, das ist wirklich ihre Stimme. Aber von wo kommt sie?"

Suchend schaute sich Mokuba um, konnte jedoch beim besten Willen nicht erkennen, woher diese Rufe stammten.

"Meinst du, sie ist hinter einer dieser Türen?" Fragte er, auf die nummerierten Türen des Unterdecks deutend.

"Nein, das denke ich nicht. Ich glaube, sie befindet sich noch ein Stockwerk tiefer. Ihrer gedämpften Stimme nach, muss sie in einem gut verschlossenen Raum, beispielsweise durch eine Eisentür, sein, aber diese Türen sind alle aus Holz, und soweit ich weiß, sind nur Vorrats- und Abstellkammern auf einem Schiff durch Eisentüren verschlossen, und die befinden sich im untersten Deck." (Man, Kaiba...du bist ja ein richtiger Sherlock Holmes...kannst ja schon fast Conan Konkurrenz machen. XD)

"Bist du sicher? Dann müssen wir sie unbedingt finden..." Entschied Mokuba kurzerhand, worauf er sofort die Treppe zum Unterdeck hinunterlief.

Genervt folgte Kaiba seinem kleinen Bruder. Ihm war es doch relativ gleichgültig, wo diese nervige Ziege steckte,...oder war es ihm doch nicht so gleichgültig?

Nun konnte Mokuba die Rufe auch deutlicher verstehen. Er war sich sicher, sie mussten von hier kommen.

"Und wohin jetzt? Hier sind eine ganze Menge solcher Türen...wo ist sie?" Richtete er sich erneut an Seto.

"Da hinten...ich denke, es ist die letzte Tür." Kaiba deutete auf die Tür am Ende des Ganges, auf die Mokuba nun zusteuerte.

Wieder hatte sein Bruder Recht behalten. Von hier konnte man Fu's Stimme genau erkennen.

"Hey, Fu! Bist du da drin?" Rief Mokuba und klopfte dabei gegen die Tür.

Augenblicklich verstummten die Rufe, es kehrte Stille ein.

Mokuba rüttelte am Griff der Tür, doch diese war verschlossen.

"Was machen wir jetzt, Seto? Die Tür ist verschlossen und Fu gibt auch keinen Ton mehr von sich. Wir müssen irgendwie Hilfe holen." Beunruhigt suchte er den Blick seines Bruders, jedoch hatte dieser mal wieder sein Pokerface aufgesetzt, als könnte ihn nichts auf der Welt beunruhigen.

"Irgendjemand auf diesem Schiff hat sicher einen Schlüssel für die Tür, wir..."

Weiter kam Seto nicht, denn Mokuba hatte sich plötzlich in Bewegung gesetzt, und war zurück zur Treppe gerannt.

"Ich werd Ming Li suchen und jemand, der einen Schlüssel hat." Verkündete er noch beiläufig, ohne sich umzudrehen.

Kaiba wollte etwas sagen, da war es allerdings bereits zu spät.

So etwas kam auch selten vor, dass sein kleiner Bruder ihn einfach stehen ließ. (hihi...geschieht ihm Recht. *moki lob* das hast du wirklich gut gemacht, Moki! XD)

"Hey Nervensäge...Fu? Hörst du mich überhaupt noch?" Richtete er sich in seinem üblichen verachtenden Tonfall der Tür zu, erhielt aber keine Antwort.

Kaum wenige Minuten später kehrte Mokuba mitsamt Ming Li, der Polizei und einem Angestellten, der in Besitz eines Schlüssels war, zurück.

Sogleich wurde die Tür geöffnet, und Ming Li stürzte hinein.

Sie fand Fu, etwas verwirrt, aber wohl auf, vor.

"Wir haben deine kleine Freundin jetzt gefunden und gerettet, jetzt können wir wieder gehen. Komm Mokuba!" Meinte Kaiba wieder eiskalt und gefühllos, und zog unbeeindruckt davon.

Mokuba sah ihn teils enttäuscht, teils fassungslos an, folgte ihm jedoch, wie gewöhnlich.
 

----Flashback Ende----
 

//Was hatte ich auch anderes erwartet. Es war ihm völlig gleichgültig, was mit mir war. Er hat mich nicht einmal eines Blickes gewürdigt. Es würde sich niemals ändern.

Kaiba kann eben für niemanden, außer seinem Bruder, etwas empfinden, und für mich schon gar nicht.//

Eine winzige Träne kullerte mir erneut übers Gesicht, doch ich beachtete sie nicht weiter.

Stattdessen drehte ich mich auf die Seite, von wo aus ich nun die Wand gegenüber anstarrte.

Ich drückte auf meinem CD-Player auf den Repead-Knopf und ließ ihn meinen Lieblingssong wiederholen.

//Wenn Kaiba nur ein bisschen wie Satoshi wäre...aber, nein...das will ich ja gar nicht. Satoshi ist ganz nett, und er hat mir ja auch seine Liebe gestanden...aber er ist nun mal nicht Kaiba. Ich bin in Seto Kaiba verliebt, und daran wird sich nichts ändern.

Trotzdem war das Vorgestern ganz süß, als mir Satoshi das gesagt hat...//
 

----Flashback----
 

Es klingelte. Ein wenig verwundert öffnete Fu die Tür.

Wer besuchte sie denn jetzt?

Sie war doch überrascht, als sie erblickte, wer vor ihrer Tür stand, mit einem kleinen Strauß Rosen in der Hand.

"Hallo Satoshi! Wie geht's dir denn?" Meinte sie freundlich.

Seit dem Wohltätigkeitsball hatte sie Satoshi fast täglich besucht, oder eingeladen, oder ähnliches.

"Oh...mir geht es eigentlich ganz gut...aber, ich wollte mal kurz mit dir sprechen. Würdest du mich bei einem Spaziergang zum Strand begleiten?"

Fu war zwar erstaunt über diese Frage, stimmte dennoch zu.

Sie spazierten durch die Stadt, redeten über Gott und die Welt, bis sie am Strand ankamen.

"Gut...jetzt sind wir also hier. Was gibt es denn jetzt so Wichtiges, was du mir sagen wolltest?" Erkundigte sich Fu neugierig.

"Naja...also, wir kennen uns jetzt bereits einen Monat, und...du warst mir von Anfang an sympathisch. Aber nicht nur das...ich wusste gleich, dass du etwas ganz Besonderes bist. Du bist hübsch, gebildet, intelligent und die bezauberndste Frau, die ich jemals kennen gelernt habe. Kurz gesagt, ich liebe dich." Gestand Satoshi seine Gefühle.

Fu konnte daraufhin zunächst nichts erwähnen.

Sie war einerseits schockiert, das zu erfahren, andererseits wusste sie, dass sie ihn enttäuschen musste.

Satoshi schien es keinerlei Schwierigkeiten zu bereiten, ihr dies bereitwillig zu gestehen, von Verlegenheit keine Spur.

"Fu? Willst du mir denn nicht antworten?" Erkundigte er sich, nachdem Fu auch 5 Minuten danach noch nichts erwidert hatte.

Langsam kam sie nun wieder zu sich. Sie hatte sich zunächst diese Worte gründlich durch den Kopf gehen lassen, obgleich sie sofort gewusst hatte, dass sie seine Gefühle nicht erwidern konnte.

"Satoshi, ich...ich bin gerührt und fühle mich geschmeichelt, dass du so für mich empfindest, aber...aber ich kann deine Gefühle nicht erwidern." Antwortete sie ihm endlich.

Satoshis Miene veränderte sich schlagartig in eine niedergeschlagene.

"Dann liebst du also jemand anderen? Ich dachte es mir...."

Fu nickte stumm, setzte dann jedoch hinzu:

"Ja, ich liebe einen anderen, und auch wenn...wenn er mich nicht liebt, werden sich meine Gefühle nicht ändern." Auch sie senkte nun etwas den Kopf.

Es tat ihr Leid, dass sie Satoshi, den sie so sehr gerne mochte, nicht dasselbe sagen konnte, wie er ihr, aber sie konnte ihre Gefühle nun einmal nicht ändern.

"Ebenso wenig, wie für mich. Auch wenn du meine Gefühle nicht erwiderst, liebe ich dich weiterhin. Ich hoffe allerdings, wir beide bleiben dennoch Freunde."

Ergriff Satoshi unerwarteter Weise wieder das Wort.

Er war zwar mehr als niedergeschlagen, doch war er erwachsen genug, es zu verstehen, und Fu nun nicht zu hassen.

Im Gegenteil, er liebte sie weiterhin, egal, ob sie dies erwiderte, oder nicht.

"Ja natürlich bleiben wir Freunde...was für eine Frage."

Fu war glücklich über seine Auffassung, und lächelte jetzt auch wieder.

Es würde vielleicht nicht ganz so einfach werden, doch irgendwann würde Satoshi bestimmt eine andere finden, und sie wären lediglich Freunde.
 

----Flashback Ende----
 

//Wenn ich mir überlege, Kaiba wäre an Satoshi's Stelle gewesen, wär ich ihm sicher vor Freude um den Hals gefallen. Aber irgendwie...würde so etwas auch nicht zu Seto passen. Er ist eben so, wie er ist, und genau aus diesem Grund liebe ich ihn ja auch.

Hm...bis jetzt weiß das niemand, bis auch Ming Li. Ich war zunächst geschockt, als sie mich entlarvt hatte, doch nach kurzer Zeit störte es mich überhaupt nicht mehr.

Ming Li ist meine beste Freundin, und ebenso, wie ich das über ihre Gefühle für Bakura weiß, kann sie natürlich auch über meine Gefühle zu Kaiba Bescheid wissen.

Wozu hat man denn eine beste Freundin, wenn man mit ihr nicht über so etwas reden kann?//

Ich gähnte zufrieden, drehte mich wieder auf den Rücken und sah zum ersten Mal in dieser Nacht, auf die Uhr.

"Du meine Güte...es ist schon 4 Uhr morgens. Vielleicht sollte ich doch mal schlafen. Obwohl...heute ist mein Geburtstag, und noch dazu Samstag...da kann ich ruhig einmal länger schlafen." Sagte ich mir selbst, wobei The Last Unicorn zum x-ten Mal begann.

//Schade, dass Ming Li jetzt weg ist. Ich frage mich, was sie gerade tut...vielleicht schlafen?! In Xiang Po müsste es jetzt ungefähr 2 Uhr morgens sein...//
 

----Flashback----
 

"Du wirst mir schrecklich fehlen, Kleine!"

Ein letztes Mal umarmte Fu ihre beste Freundin, bevor diese die Maschine besteigen würde.

"Und du mir erst! Ich wünschte, es wär schon Weihnachten!"

Mit Tränen in den Augen stand Ming Li am Schalter zum Einchecken.

Sie hatte nur noch einen kleinen Rucksack bei sich, da ihre anderen Koffer längst im Gepäckraum verstaut waren.

Bei den beiden Freundinnen standen ebenfalls noch, Fu's Vater, Téa, die Ming Li auch Auf Wiedersehen sagen wollte, sowie Yugi, Joey, Duke und Tristan, und natürlich Bakura.

In gebrochenem Japanisch richtete sich Ming dann noch an die anderen.

"Euch werde ich auch vermissen. Wir sehen uns Weihnachten."

So viel konnte sie schon sagen, schließlich hatte sie sich in den letzten Wochen sehr angestrengt. Noch dazu hatte sie ein Versprechen einzulösen.

Bakura stand etwas abseits von der Gruppe. Er fürchtete wohl, Fu hätte Ming Li von ihrem letzten Gespräch berichtet.

Nun, das hatte sie auch, wie wir wissen, jedoch ließ sich Ming Li nichts anmerken.

Wie gewöhnlich warf sie sich noch einmal an Bakura ran, der augenblicklich tomatenrot wurde und etwas dumm aus der Wäsche guckte.

"Und dich werd ich am Meisten vermissen, Baku-chan! Aber an Weihnachten bin ich wieder da. Kann's jetzt schon nicht erwarten." Sagte sie ihm, ebenfalls in Japanisch.

Letztlich wandte sie sich noch einmal an Fu:

"Und du passt gut auf Bakura auf, dass er sich ja keine andere schnappt, verstanden. In 3 Monaten komm ich zurück, und dann kann ich perfekt Japanisch!"

"Perfekt? Na da musst du dich aber ranhalten. Japanisch ist längst nich so einfach, wie du glaubst. Mir hat es anfangs auch ne Menge Schwierigkeiten gemacht."

Lachte Fu zurück.

"Ok, vielleicht nicht perfekt, aber fast perfekt." Mit einem schelmischen Grinsen umarmte sie Ming ein allerletztes Mal, bis diese einsteigen musste.

Bevor sie allerdings einstieg, drehte sie sich noch einmal um, und rief Fu lautstark nach:

"VERGISS BLOß UNSER VERSPRECHEN NICHT!"

Lächelnd nickte Fu ihr zu, bestätigte dieses Nicken noch mit einem Peace-zeichen, und winkte ihrer Freundin nach, die nun endgültig in der Maschine verschwand.

Kurze Zeit später startete das Flugzeug in Richtung China.

Fu und die anderen sahen dem "Vogel" noch eine Weile nach, bis dieser nur noch als weißer Streifen zu sehen war.
 

----Flashback Ende----
 

//Hm...Weihnachten...das ist in 3 Monaten. Wird nicht einfach in dieser Zeit Japanisch zu lernen, aber Ming Li schafft das schon irgendwie.//

Endlich, nach zirka 2 Stunden, in denen ich fast ausschließlich meinen Lieblingssong gehört hatte, schaltete ich den CD-Player aus.

Für ein paar Minuten blieb ich einfach noch schweigend in der Dunkelheit liegen, ließ mir alle Geschehnisse der letzten Tage durch den Kopf gehen.

//Verlass dich drauf, Ming Li...ich werd mein Versprechen einlösen!//

War das letzte, was ich in dieser Nacht, beziehungsweise, diesem Morgen noch dachte, bis mir vor Müdigkeit die Augen zufielen.
 

Fortsetzung folgt...
 

So! Das war also mal ein Kapi nur aus Flashbacks. In der Serie gehen mir diese ewigen Rückblenden eigentlich immer auf die Nerven, aber hier...

Liegt wahrscheinlich daran, dass es keine richtigen Rückblenden sind, sondern eher die Teile meiner Story, die ich eigentlich nicht vorhatte zu beschreiben.

Eine nette Freundin (*zu Nat-chan rüberschiel*) jedoch hat mich dazu gebracht, das doch zu beschreiben, und so entstand dieses Kapi.

Ich hoff, es hat euch gefallen und ihr hinterlasst mir, wie immer, ein Kommi.

Herzlichen Dank im Vorraus...oder auf Japanisch: Arrigato...

Ciao, Sayonara, Nihao...eure ewig verbundene Furan-chan

Ein wahrer Katzenjammer

Endlich hab ich das 24. Kapi fertig gekriegt.

Nachdem ich es 3x neu geschrieben hab...*seufz*

Ich hoff, es ist wenigstens einigermaßen gelungen.

kleine Anmerkung meinerseits:

Ich hab Téa, Yugi, Duke und Tristan in diesem Kapi einige Eigenschaften zugeteilt, ich hoffe das stört keinen.

Sonst wünsche ich euch nur noch Viel Spaß...
 

24. Ein wahrer Katzenjammer
 

"Happy Birthday! Aufstehen, du hast Geburtstag!"

Eine penetrant laute Stimme riss mich unsanft aus meinem Totenschlaf.

Erschrocken fuhr ich auf, konnte meine Augen noch nicht richtig öffnen, und hatte direkt vor meiner Nase eine kleine Geburtstagstorte.

"Was...PAPS! Was soll das denn? Ich bin doch nicht mehr 7!" Meckerte ich, noch völlig schlaftrunken.

"Das weiß ich doch...aber trotzdem, so hab ich dich noch an jedem deiner Geburtstage geweckt!"

Mit einem verschmitzten Grinsen stellte er die kleine Torte auf meinen Schreibtisch.

"Dann wird's Zeit, dass du jetzt damit aufhörst. Ich bin jetzt 18, nur dass du's weißt!"

Versuchte ich ihn aufzuklären, was ich mir allerdings als chancenlos vorstellte.

Meine einzige Möglichkeit, diesem alljährlichen Ritual zu entgehen, wäre es wahrscheinlich, aus dem Haus auszuziehen.

Dazu fehlte mir aber Geld und Lust, also müsste ich es weiter ertragen.

Seufzend, über meine Erkenntnis, stand ich mühselig auf, und begab mich wie üblich ins Badezimmer.

"Ich hab schon Frühstück gemacht, also beeil dich ein bisschen!" Rief mir Paps von der Treppe zu.

"Jaja...mach ich ja! So eine Nervensäge...nicht mal an seinem Geburtstag hat man seine Ruhe." Murmelte ich darauf vor mich hin, leicht angesäuert über den frühen Weckruf.

Vor 5 Stunden erst, war ich eingeschlafen, und nun schon wieder wach.

Die Welt ist doch wirklich verrückt.

Nachdem ich mich in Eile fertig gemacht hatte, flitzte ich in die Küche, wo selbige Torte, aus meinem Zimmer, wartete.

"Was ich eigentlich fragen wollte...hast du denn nicht vor, deinen Geburtstag zu feiern?" Meinte Paps, nachdem wir gefrühstückt hatten.

Seit meiner Kindheit hatten wir noch jeden meiner Geburtstage gefeiert, selbst als meine Mutter gestorben war.

Für meinen Vater war es scheinbar unerträglich, ein einziges Mal nicht zu feiern.

"Also...ich hatte nichts geplant. Weißt du, so'n Geburtstag ist doch gar keine große Sache. Das kann man auch..."

"Keine große Sache? Du wirst immerhin ein Jahr älter, das ist eine große Sache.

Meinetwegen brauchst du keine Freunde einladen, aber wir beide feiern, wie immer."

Dagegen konnte ich nun nichts mehr einwenden.

Eine Geburtstagsfeier war für meinen Vater wie ein heiliges Ritual, er musste es vollziehen.

Manche Dinge ändern sich nie...
 

Eine Woche später...
 

Und wieder war eine Woche vergangen...eine Woche, in der so gut wie Nichts geschehen war.

Jetzt war ich also ein Jahr älter, aber besonders anders war das jetzt auch nicht.

Ein kräftiges Gähnen beendete meinen tranceartigen Zustand, in den ich während der Mathematikstunde gefallen war.

Schule ist schon was Langweiliges...

Noch 1 Stunde, dann hätte ich auch diesen grauenvollen Schultag hinter mich gebracht.

Ein lautes Geräusch riss mich aus meiner Langeweile.

Sofort wandte ich mich in die Richtung, aus der es kam.

"Hey Kaiba, suchst du etwa schon wieder Streit?" Hörte ich Joey's aufgebrachte Stimme sagen.

"Geh besser zurück zu deinem Herrchen, Köter. Bevor wir noch die Hundefänger rufen müssen." Entgegnete Kaiba daraufhin unbeeindruckt.

Unweigerlich entwich mir ein Kichern.

Seto und Joey stritten sich mal wieder. Wobei Seto eigentlich nur gelassen zynische Bemerkungen machte, während Joey fast wieder auf der Palme saß.

Ich muss zugeben, es machte mir großen Spaß, den beiden zu zusehen.

Joey war so leicht zu provozieren, besonders von Seto.

Und ein weiteres Mal fiel mir auf, wie sehr ich mich doch in Kaiba verliebt hatte.

Er war so komplett anders, als alle anderen Jungs.

Seine kalte, desinteressierte Art machte ihn für mich nur noch faszinierender.

Verträumten Blickes beobachtete ich den Streit weiter.

Man konnte mittlerweile förmlich spüren, dass Joey beinahe vor der Explosion stand.

Gewöhnlich wurde er im letzten Augenblick von Téa zurückgehalten. Und wenn sie es nicht tat, waren es Yugi, Tristan oder Duke.

Ich blickte mich um, konnte jedoch keinen der eben Genannten entdecken.

Wo waren sie nur?

Plötzlich fiel es mir wieder ein. Téa war Klassensprecherin, und war vor wenigen Minuten ins Direktorat gerufen worden, einige Informationsprospekte abzuholen.

Und, wie hätte es auch anders sein können, hatte sie Yugi kurzerhand dazu überredet, ihr zu helfen.

Was Tristan und Duke anbelangte, waren die beiden in der Schul-Fußballmannschaft, und im Moment ebenfalls unabkömmlich.

So wie es schien, blieb die Aufgabe, Joey wieder auf den Boden zu holen, an mir hängen, denn auch Bakura war gerade sehr beschäftigt, wie es mir vorkam.

"Du arroganter Sack, pass lieber auf, dass dich nicht mal jemand an die Leine legt, du...AU! Was...hey Fu...was soll das denn?"

Bevor er seinen Satz aussprechen konnte, hatte ich ihm eine Kopfnuss verpasst.

Vielleicht ein bisschen brutal, aber eine andere Lösung fiel mir in diesem Augenblick nicht ein.

"Das reicht jetzt, Joey. Du solltest deine Energie lieber für den Unterricht sparen." Belehrte ich ihn ernst.

"Stellst du dich etwa auf die Seite von diesem reichen Schnösel?" Keifte er mich beleidigt an.

"Ich stell mich auf gar keine Seite. Ich hab nur keine Lust, mir dieses Gezanke weiter anzuhören. Das gilt übrigens auch für dich, Kaiba."

Ernsten Blickes fixierte ich auch den, mir doch so teuren Seto Kaiba, um auszudrücken, dass ich ihn keineswegs verschonte.

"Hm..." War dessen berühmte Standartantwort.

Dafür hätte ich ihm ebenfalls eine Kopfnuss verpassen können, und wer weiß, ich hätte es auch getan, wäre in diesem Moment nicht unser nächster Lehrer eingetreten.

Mit einem leisen Seufzen zerrte ich Joey wieder auf seinen Platz zurück, und begab mich dann zu meinem.

Ungewöhnlicher Weise verstrich die Stunde relativ rasch, sodass ich sogar um einiges überrascht war, als ich die Schulglocke läuten hörte.

"War ja mal wieder typisch. Yugi, Téa, Tristan und Duke haben sich wie immer erfolgreich um die Stunde gedrückt." Meckerte Joey beim Zusammenpacken seiner Sachen.

"Ach komm Joey, du weißt, dass sie das nicht tun. Naja...Tristan und Duke vielleicht noch, aber Téa und Yugi niemals. Sie hatten mit Sicherheit was zu erledigen."

Erwiderte ich ihm grinsend.

"Jaja...vielleicht. Was machst du eigentlich noch heute Nachmittag? Wir wollten uns den neuen Film im Kino ansehen. Willst du nicht mitkommen?"

Erstaunt sah ich Joey an. Erst vor 3 Tagen waren wir alle im Kino gewesen, und heute wollten sie schon wieder gehen?

Aber, warum denn nicht? Ich hatte sowieso nichts anderes vor.

"Ja, ok, von mir aus gerne." Stimmte ich zu, und packte nun auch meine Sachen.

"Treffen wir uns dann vorm Kino, so gegen 3 Uhr?" Rief mir Joey noch von der Tür her zu.

Ich nickte nur, und sah ihm nach, wie er in Windeseile aus der Schule rannte.

Gähnend wendete ich meinen Blick wieder, worauf ich Kaiba erfasste, der ohne mit der Wimper zu zucken an mir vorüber ging.

//Gesprächiger wird der auch nicht mehr. Ach, was will ich machen, ich kann ihm ja doch nichts übel nehmen.//

Letzten Endes verließ auch ich den nun menschenleeren Saal, um mich auf den Heimweg zu machen.

Gedankenverloren schlenderte ich die Straße entlang.

Der Sommer hatte sich seit einigen Tagen verabschiedet, und der Herbst sich mit bunten Blättern und kühleren Temperaturen gemeldet.

Zu dieser Zeit war unser kleines Restaurant belebter, als zuvor.

Gewöhnlich hätte ich überhaupt keine Zeit für einen Kinobesuch gehabt, wenn heute nicht ein Ruhetag wäre.

Seit einigen Tagen hatte ich eine Menge zu tun. Jeden Tag, wenn ich aus der Schule kam, wartete mein Vater bereits mit einer Liste von Dingen, die ich einkaufen musste.

Und danach hatte ich auch keine freie Minute.

Tausend Mal schon hatte ich Paps gesagt, er solle noch jemanden einstellen, aber er hielt das nicht für nötig, außerdem müsste er dann etwas bezahlen.

So verblieben wir also zu zweit.

Ich seufzte kurz, als ich an der berühmten Kreuzung, die ich mittlerweile nur zu gut kannte, und manchmal gerne in die Luft sprengen würde, anhielt.

Die Ampel leuchtete auf Rot.

Ich war nah davor einzuschlafen, wenn man bedenkt, dass ich schon seit längerem nicht mehr richtig geschlafen hatte, war das nicht verwunderlich.

Da hörte ich auf einmal ein leises Rascheln hinter mir im Gebüsch.

Neugierig drehte ich mich herum, und sah nur noch, wie ein schwarzes Etwas aus dem Gebüsch sprang, und geradewegs auf die Kreuzung zulief. Bei genauerem Hinsehen, erkannte ich, dass es eine Katze war.

Die Ampel stand aber immer noch auf Rot.

Ich bemerkte, wie ein schwarzes Auto sich der Kreuzung schnell näherte, auf welche die schwarze Katze nun genau zusteuerte.

Ohne auch nur über mein Tun nachzudenken, stürzte ich der Katze schlagartig hinterher, konnte sie gerade noch greifen, und fiel hart auf meinen Knien, mitten auf der Straße auf.

Ich hörte ein Reifenquietschen, und schloss reflexartig die Augen, während ich die Katze fest umklammert hielt.

Jeden Moment erwartete ich von dem Auto angefahren zu werden, doch es bremste, nur wenige Zentimeter von mir entfernt.

Kaum eine Sekunde später hörte ich, dass eine Autotür aufgerissen wurde.

"Oh mein Gott...ist ihnen etwas passiert?" Fragte mich eine erschrockene Stimme.

Eh ich auf diese Frage antworten konnte, mischte sich jedoch eine weitere Stimme ein.

"Was ist hier los?"

Ich wollte zunächst meinen Ohren nicht trauen. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein.

Schockiert öffnete ich meine Augen...und musste feststellen, dass es kein Scherz war.

Die zweite Stimme, in deren Worte ein zugleich eiskalter und superwütender Unterton lag, gehörte...

"Kaiba?" Stieß ich geschockt aus.

"DU?" Antwortete er wohl ebenso geschockt, wie wütend.

"Bist du lebensmüde, oder weshalb springst du direkt vor ein Auto?"

"Wie bitte? Deine dämliche Limousine hätte mich fast überfahren. Was fällt dir ein, mich so anzuschnauzen?"

Das konnte doch wohl nicht wahr sein. Sein völlig verblödeter Chauffeur hätte mich fast überfahren, und er hatte nichts Besseres zu sagen, als ob ich lebensmüde wär?

Für diesem Moment verlor sich jegliche Sympathie, die ich für ihn hegte, und ich war einfach nur noch stinksauer.

"Was fällt dir ein, wie eine Geisteskranke auf die Straße zu rennen?" Entgegnete er mir.

"Wenn du so was, wie Augen im Kopf hättest, wär dir aufgefallen, dass ich nur die kleine Katze retten wollte, bevor sie von einem schwarzen Ungetüm überfahren wurde."

Als Beweis präsentierte ich die schwarze Katze, die ich immer noch festhielt.

"Wegen einer Katze rennst du mitten auf die Straße, und hältst mich so auf? Du bist wirklich bescheuert!"

"Wie war das? Du hättest beinahe ein unschuldiges Tier überfahren, und regst dich auf, dass man dich aufhält? Hast du denn kein bisschen Mitgefühl? Es hätt dich nicht interessiert, dass du ein Lebewesen getötet hättest?"

"Was regst du dich so auf? Das ist nur eine Katze!"

Jetzt hatte er den Bogen eindeutig überspannt. Wie konnte er so abfällig über ein Tier reden? Ob ich nun in ihn verliebt war, oder nicht, das konnte ich ihm nicht durchgehen lassen.

"NUR eine Katze? Hast du denn überhaupt keinen Respekt vorm Leben?

Wie kannst du nur so herzlos sein? Ich hoffe nur, du kriegst es irgendwann zu spüren, wie du andere Lebewesen, egal ob Mensch oder Tier behandelst."

Ohne ihn noch einmal anzusehen, schnappte ich mir die Katze und machte mich aus dem Staub.

Das war alles einfach nur unglaublich...
 

Verwirrt sah Kaiba ihr nach, wie sie ohne sich umzudrehen, hinter der nächsten Straßenecke verschwand.

Dieses Mädchen war ihm echt ein Rätsel.

"En...tschuldigen sie, Mister Kaiba?" Meldete sich überraschender Weise der Chauffeur wieder zu Wort.

"Was ist? Bezahl ich sie hier für's dumm rum stehen? Bringen sie mich jetzt sofort zur Kaiba Corp.!" Fuhr Seto seinen Chauffeur gereizt an, der auf der Stelle parierte.

"Jawohl, Mister Kaiba."

Mit einem Blick, der Lava zum Gefrieren bringen könnte, setzte Kaiba sich wieder in seine Limousine, die weiter zur Kaiba Corp. fuhr.

//Sie hat tatsächlich für eine Katze ihr Leben riskiert? Wie dämlich muss man sein, um so etwas zu tun? Was fällt ihr überhaupt ein, mich herzlos zu nennen?

Als ob sie eine Ahnung hätte. Sie versteht doch nicht das Geringste, vom Leben.

Dieses dumme Mädchen, was bildet sie sich ein? Und weshalb, zum Teufel, läuft sie mir immer wieder über den Weg? Das geht doch nicht mehr mit rechten Dingen zu.

Was interessiert mich das überhaupt? Die Frau ist einfach nur unerträglich.

Sie sollte besser aufpassen, mir nicht mehr über den Weg zu laufen.

Und jedes Mal denkt sie, sie müsste mir mit irgendeinem Schwachsinn die Ohren zu labern. Tz...Frauen...//

Über diesen Unsinn konnte er lediglich den Kopf schütteln.

Fu ging ihm nur noch auf die Nerven.

Viel zu oft, hatte er schon mit ihr zu tun gehabt.

Seiner Meinung nach, war sie noch um einiges nerviger, als Wheeler, und das wollte etwas heißen.

Trotzdem war sie, auf eine ganz bestimmte Art und Weise, anders als Wheeler.

Oder dachte Kaiba das vielleicht nur?

Ihm war es jetzt einfach zu blöd, sich darüber weiter Gedanken zu machen.

Was kümmerte ihn dieses Mädchen?
 

Erst einige Straßen weiter, kam ich endlich zum Stehen.

Ich hatte keine Wahl...ich musste einfach abhauen.

Seto's unmögliche Art, seine gefühllose Haltung gegenüber der armen Katze, tat mir schon fast weh.

Wie konnte jemand nur so kaltherzig sein?

Ich mochte ja seine abweisende, kalte Art...ja, ich liebte sie sogar. Aber das ging einfach zu weit.

Was jedoch das Schlimmste, an der ganzen Geschichte war, war, dass mich seine Reaktion nur auf ein weiteres darauf aufmerksam machte, dass er niemals etwas für einen anderen Menschen, geschweige denn für mich empfinden könnte.

Ich ließ die schwarze Katze, die ich während der ganzen Zeit auf dem Arm getragen hatte, zu Boden, und lehnte mich erschöpft gegen eine Hauswand.

//Wie kann er nur so reden? Hat er denn gar keinen Respekt vor dem Leben?

Gott...wie blöd bin ich, dass ich mich in so einen verliebt hab?

Es ist wie ein Teufelskreis...er wird sich nie ändern, ebenso wenig, wie meine Gefühle für ihn. Trotz der Tatsache, dass ich keine Chance hab...

Das ist doch alles nicht fair! Warum passieren mir immer die unmöglichsten Dinge?//

In Gedanken versunken glitt ich an der Wand hinunter, bis ich mit angewinkelten Beinen daran sitzen blieb.

Ein leises Schnurren, gefolgt von einem kleinen, schwarzen Köpfchen, welches sich liebevoll an meinem Arm zu reiben begann, holte mich auf den Boden der Tatsachen zurück.

"Na? Was mach ich denn jetzt mit dir? Also...ein Herrchen oder Frauchen scheinst du nicht zu haben. Aber...ich weiß nicht, ob ich dich einfach so behalten kann!"

Erst jetzt kam ich richtig dazu, mir die kleine Katze genau zu betrachten.

Sie war völlig schwarz, keine andere Farbe zierte ihr Fell.

Außerdem trug sie kein Halsband, und machte auch sonst nicht den Eindruck irgendwo hin zu gehören.

Vielleicht sollte ich sie einfach mit nach Hause nehmen.

Paps würde wahrscheinlich einen Aufstand machen, aber wer weiß...

Die Katze rieb ihr Köpfchen immer noch an meinem Arm, und hatte dabei die Augen geschlossen.

"Es heißt ja, Katzen würden mit geschlossenen Augen lächeln..." Fiel mir ein.

Ich hob die Mieze hoch, und versuchte ihr in die Augen zu gucken.

Von meiner Initiative scheinbar überrascht, öffnete sie diese auch sogleich, und ich konnte in zwei eisblaue Augen blicken.

"Das gibt's ja nicht! Du hast genau dieselben Augen, wie Seto. Das kann doch unmöglich ein Zufall sein!? Weißt du, ich glaube, ich nenne dich einfach Seto...passt irgendwie."

Über diese Namensgebung musste ich laut loslachen.

Meine Ironie kannte wirklich keine Grenzen. Jetzt hatte ich diesem unschuldigen Tier tatsächlich den Namen Seto verpasst?

Aber was soll's? Sie hatte eben dieselben Augen...also passte der Name. Der Rest war mir eh egal.
 

To be continued...
 

Krieg ich wieder Kommis? *mit großen Augen anguck*

eure Furan-chan

Eine folgenschwere Musikstunde, oder Kaiba's schlimmster Albtraum

25. Eine folgenschwere Musikstunde, oder Kaibas schlimmster Albtraum
 

Ein herzliches HALLO und ein ganz großes DANKESCHÖN an alle meine Kommischreiber!

Zu Anfang dieser FF hätt ich nie gedacht, mal so viele Kommis zu kriegen.

Ich bin zutiefst gerührt....*freudentränen in augen hat*

...ihr seid ja so lieb zu mir! *in taschentuch schnäuz*

...und ich weiß ja, dass ihr alle sehnsüchtig darauf wartet, dass Seto und Fu endlich zusammen kommen, deshalb tut es mir umso mehr Leid, euch sagen zu müssen, dass ihr noch ein ganz klein wenig warten müsst.

Ich versuch das hier alles relativ realistisch zu beschreiben, und Seto-kun auf gar keinen Fall OOC zu machen. Wahrscheinlich gelingt mir das nicht völlig, aber wenigstens versuch ich's.

Deshalb dauert das Ganze noch ein bisschen...

Hoffe, ihr habt noch so viel Geduld! *mit großen Augen anguck*

Danke noch mal für die Kommis *alle ganz doll umarm*

Und viel Spaß jetzt mit diesem Kapi!!!!
 

Es war Montagmorgen, halb 9 und wir hatten Musikunterricht.

Was noch niemand ahnte, war, dass uns in diesem Musikunterricht eine ganz bestimmte Überraschung bevorstand, die Seto Kaiba's Todesurteil sein sollte.

Eigentlich begann sie ganz normal, wenn man das so sagen konnte, denn unser Musiklehrer Mister Okida war im Allgemeinen etwas durchgeknallt.

Dieses Mal jedoch, schien er völlig den Verstand verloren zu haben...

Aber, wie gesagt, die Stunde begann wie üblich.

Wir nahmen seit einiger Zeit das Thema Musicals durch. Nebenbei bemerkt war dies mein Lieblingsthema, denn ich liebe Musicals über alles (ich übrigens auch *g* XD).

Vorige Woche hatten wir "Joseph and the Amazing Technicolor Dreamcoat" durchgenommen, diese Woche war es "Jesus Christ Superstar".

Mitten im Stück unterbrach eine Durchsage unseres Direktors den Gesang, und wir lauschten gespannt, was wohl wieder geschehen war.

"Liebe Schülerinnen und Schüler, aufgrund eines schulischen Großprojektes, welches ab dem heutigen Tage beginnt und sich über mehrere Wochen ziehen wird, werden die nachmittäglichen Aktivitäten und AG's für die nächste Zeit ausfallen. Bei Fragen wendet euch bitte an Mister Okida."

Ich kam nicht umhin, während der Durchsage ein äußerst zufriedenes Lächeln auf Mister Okida's Gesicht zu erkennen.

Worum handelte es sich bei diesem schulischen Großprojekt? Diese Frage stellte sich wahrscheinlich jeder in dieser Sekunde.

Ehe wir unsere Fragen jedoch stellen konnten, hatte Mister Okida sich bereits erkannt.

"Ihr wollt jetzt sicher wissen, worum es sich dabei handelt, nicht wahr? Ich werde es euch sagen, denn es betrifft euch ja auch.

Auf Anraten meinerseits hat sich die Schulleitung dazu entschlossen, zu Weihnachten ein Theaterstück aufzuführen. Genauer gesagt, ist es ein Musical."

Beendete kurz seine Erläuterung.

Unsere Schule wollte ein Musical aufführen? Aber weshalb betraf das ausgerechnet uns?

"Zuerst stand natürlich "Jesus Christ Superstar" im Raum, weil es für die Weihnachtszeit geschaffen ist. Allerdings wird es bereits von einer außerschulischen Theatergruppe aufgeführt. Also entschieden wir uns nach langem Hin und Her für "Das Phantom der Oper"." Fuhr er erklärend fort.

"Ja, und weshalb betrifft das jetzt uns?" Mischte sich Kenji Harukaze, ein musikalisch begabter Mitschüler, ein.

"Weil ich die 3 Hauptrollen des Musicals mit 3 Schülern eurer Klasse besetzen werde." Lächelte Mister Okida zufrieden.

Der halben Klasse fiel in diesem Moment die Kinnlade bis zum Boden. Doch es sollte noch um einiges Unglaublicher werden.

"Außerdem hab ich auch noch ein paar Nebenrollen zu vergeben, welche ich auch mit Schülern dieser Klasse besetzen will. Gut, wenn niemand mehr Fragen hat, fangen wir gleich mit der Besetzung an. Für die Hauptrolle, das Phantom also, habe ich Kenji Harukaze vorgesehen."

"W...was...m....mich?" Stammelte Kenji überrascht.

Gewöhnlich war er ein eher ruhiger Schüler, der sich meistens im Hintergrund hielt.

Allerdings war er ein Musikgenie, das konnte jeder in dieser Klasse bezeugen.

"Ganz genau! Ich habe sie gewählt, weil ich denke, sie seien die beste Besetzung für die Hauptrolle. Die anderen beiden Rollen fielen mir etwas schwerer, aber letzten Endes habe ich auch hier meine Entscheidung getroffen.

Die Rolle der Christine wird Fu Chan übernehmen. Ich dachte mir, sie sind noch nicht so lange hier, und so viel ich gehört habe, sollen sie eine sehr gute Sängerin sein."

Ich glaubte nicht, was ich da soeben gehört hatte.

Ich, ausgerechnet ich, sollte eine Hauptrolle übernehmen? Es war schon richtig, dass ich Musicals sehr mochte und auch unwahrscheinlich gern sang (wieder eine meiner Eigenschaften, hihihi...XD), aber eine Hauptrolle in einem Musical? Das war einfach unmöglich!

"A...aber...ich weiß nicht so Recht. Halten sie das wirklich für eine gute Idee?" Fragte ich Mister Okida unschlüssig.

"Ja natürlich tue ich das! Außerdem wird das ihre Verhaltensnote um einiges bessern, und das würde ihnen ja nicht schlecht tun." Mit einem Augenzwinkern beantwortete er meine Frage.

Theoretisch hatte er Recht, meine Verhaltensnote war wirklich mehr als miserabel.

Das lag wahrscheinlich daran, dass ich bei jeder Kleinigkeit ausrastete, und zwar auch bei den Lehrern.

Da kam es schon öfters vor, dass die eine oder andere unmögliche Bemerkung fiel...(das gilt leider auch für mich...*räusper* *rotwerd*)

"Ok, kommen wir zur letzten Rolle. An dieser Entscheidung war ich nicht allein beteiligt. Sie beruht auch auf der Entscheidung des Direktors. Zu guter Letzt wäre da also noch die Rolle des Raoul, diese wird Seto Kaiba übernehmen. Sie beteiligen sich viel zu wenig am Musikunterricht, daher unsere Entscheidung."

Dass die Klasse nicht sofort eine Herzattacke erlitten hatte, war mehr als ein Wunder.

Ich persönlich wäre fast vom Stuhl gefallen, während Joey, wie ich bemerkte, vor Schreck fast an einem Bonbon, das er vor 5 Minuten von Téa bekommen hatte, erstickt wäre. Hustend und Röchelnd würgte er selbiges wieder hoch, und zum ersten Mal seit ich den Musikunterricht besuchte, hörte ich Kaiba etwas sagen:

"WAS?" Es waren nur 3 Buchstaben, doch er schaffte es, in diese eine derartige Wut, Boshaftigkeit und Empörtheit einzubringen, wie ich es noch nie gehört hatte.

"Ich hab mich wohl gerade verhört?!" Er schien Mister Okida tatsächlich zu drohen.

"Nein, haben sie nicht! Mag sein, dass sie einer der besten Schüler dieser Schule sind, aber für meinen Unterricht gilt das nicht. Sie beteiligen sich viel zu wenig, und das soll sich ändern. Deswegen werden sie diese Rolle übernehmen."

Mister Okida schien mir entschlossener, als je zuvor.

Ich konnte es nicht fassen, aber er wollte wahrhaftig Seto Kaiba zu dieser Rolle zwingen.

Wie ich Kaiba allerdings kannte, würde er niemals, nicht in einer Million Jahren, bei so was mitmachen. Eher würde er sich mit Joey anfreunden, und das war schon längst unmöglich.

"Vergessen sie's! Bei diesem Mist mach ich garantiert nicht mit."

Vor aller Augen verließ der sture Firmenchef den Musiksaal, ohne Mister Okida noch eines Blickes zu würdigen.

Um ehrlich zu sein, wunderte es mich, dass dieser nicht gleich vor Wut geplatzt war.

Also, ich war ja oft respektlos gegenüber Lehrern, aber Seto topte wirklich alles.
 

"Niemals! Ich mach bei dem Schwachsinn nicht mit!" Entschieden fixierte Kaiba den, vor ihm stehenden Direktor.

Selbiger sah allerdings nicht so aus, als würde er nachgeben.

"Dieses Musical ist ein schulisches Projekt, es ist Pflicht, deshalb werden sie mitmachen!

Ich dulde keine Widerrede, Mister Kaiba."

"Das interessiert mich nicht! Wenn ich sage, ich mach nicht mit, dann werde ich das auch nicht!" Entgegnete Kaiba stur.

"Mister Kaiba! Es ist mir egal, ob sie der Chef der größten, japanischen Spielefirma sind, oder einer der einflussreichsten Geschäftsmänner der Welt.

Solange sie nicht volljährig sind, also in 2 Jahren, unterstehen sie der Schulpflicht und meiner Kontrolle. Und ich sage, sie werden an diesem Schulprojekt teilnehmen!"

Für den Direktor war die Angelegenheit geklärt, nicht jedoch für Kaiba.

"Und ich sage, ich werde nicht mitmachen!"

Trotz dessen, dass er stur blieb, hatte er wahrscheinlich keine Chance.

Die Argumente des Direktors waren durchschlagend, und leider auch rechtlich.

Seto Kaiba war zwar Chef der Kaiba Corp, Geschäftsmann, Erfinder etc., aber er war noch nicht volljährig, und eben das war das Problem.

Dennoch, die Wahrscheinlichkeit, Seto Kaiba zur Teilnahme an einem Musical zu bewegen, war noch unwahrscheinlicher, als dass die Menschen jemals den Pluto besiedeln könnten.
 

"Das gibt's nicht! Leute, kneift mich mal! Wie haben sie es geschafft, Kaiba dazu zu zwingen?" Entrüstete sich Joey, der sich wie verrückt die Augen rieb.

Mister Okida hatte Joey, Yugi und Téa jeweils eine kleine Nebenrolle zugeteilt, und Bakura für die Beleuchtung eingeteilt.

Mit diesen 4 Personen stand ich nun in der Aula unserer Schule, in der sich noch am selben Tag, die Beteiligten des Musicals zur ersten Probe treffen sollten.

Wir alle starrten, wie die Bekloppten, auf Seto Kaiba, der doch tatsächlich in einer Ecke der Aula, neben Mister Okida stand, und wohl immer noch versuchte, diesen davon zu überzeugen, dass er bei weitem nicht die erste Wahl für diese Rolle war.

Seine Versuche schienen erfolglos.

"Sag mal, Fu, du magst doch Musicals, stimmts? Kannst du uns mal kurz erklären, worum es im "Phantom der Oper" überhaupt geht?" Wandte sich Yugi neugierig an mich.

"Äh...ja, klar, kann ich tun. Also es geht in erster Linie um eine Oper, Ende des 19. Jahrhunderts, in Paris. In dieser Oper geht schon lange der Mythos um, dass in den Katakomben ein Phantom haust.

Gerade zu einer bestimmten Zeit wird dort eine Oper aufgeführt, bei der unter anderem eine Sängerin namens Christine mitwirkt. Die soll ich ja spielen, wie ihr wisst.

Aber Christine ist neu dort, und auch nur eine kleine Nebenrolle. Während eines Vorsingens hört sie allerdings das Phantom, und verliebt sich sogleich in sie und ihre Stimme. Das Phantom will, dass Christine der Star der Oper wird, also lässt es bei den Proben einen Kronleuchter auf die eigentliche Sängerin fallen, und diese entkommt nur knapp. Sie will darauf in dieser Oper nicht mehr singen, und Christine wird als Ersatz gewählt.

Christine übernimmt also die Hauptrolle, und während der großen Aufführung besucht ein französischer Graf die Oper. Sein Name ist Raoul. Er und Christine kennen sich schon seit sie Kinder waren, haben sich aber vor vielen Jahren aus den Augen verloren.

Was keiner weiß, ist, dass Raoul schon damals in Christine verliebt war und immer noch ist. Als er sie dann auf der Bühne wieder sieht, ist es komplett um ihn geschehen.

Er und Christine treffen sich, und auch sie verliebt sich in ihn.

Das gefällt dem Phantom jedoch gar nicht, und es ist eifersüchtig.

Es will Raoul töten, es sei denn Christine würde mit ihm kommen.

Christine will Raoul natürlich beschützen, also geht sie mit.

Raoul lässt dies aber nicht zu, er folgt Christine in die Katakomben, und will gegen das Phantom kämpfen.

Die Geschichte endet aber, wie keiner es für Möglich gehalten hatte. Das Phantom gibt auf. Es sieht, dass Christine und Raoul zusammen gehören, und lässt die beiden ziehen.

Christine will das Phantom nicht zurücklassen und versucht es zum Mitkommen zu überreden. Das Phantom will aber nicht.

Es war früher in dieser Oper angestellt, bis ein Brand es völlig verunstaltet hatte. Die Oper ist jedoch sein Zu Hause und es will hier sterben.

Christine und Raoul kehren also allein zurück, heiraten und leben glücklich für immer."

In kurzer, knapper Fassung hatte ich meinen Freunden die Geschichte erzählt, und selbst Joey hatte zugehört.

"Ach, das ist ja so romantisch! Also Mister Okida muss wirklich einen guten Geschmack haben." Schwärmte Téa.

Yugi und Bakura nickten nur zustimmend, doch Joey schien an etwas vollkommen Anderes zu denken.

"Moment mal, Leute! Welche Rolle soll Kaiba noch mal übernehmen? War das nicht die, von diesem Raoul? Oh mein Gott, das wird ja eine Katastrophe!"

In diesem Moment fiel es auch Yugi, Bakura, Téa und mir wieder ein.

Kaiba sollte wahrhaft die Rolle des sympathischen Raoul übernehmen.

Was hatte sich Mister Okida bloß dabei gedacht? Das war absolut die falsche Rolle für Kaiba. Ausnahmsweise musste ich Joey zustimmen. Die Aufführung würde eine Katastrophe.

"Alle mal herhören! Wir wollen jetzt mit den ersten Proben beginnen."

Ertönte die Stimme von Misses Okida, der Frau von Mister Okida, die ebenfalls Musiklehrerin war.

"Zu Anfang wollen wir erst mal eine Gesangsprobe von unseren Hauptakteuren haben. Also wenn ich Kenji Harukaze, Fu Chan und Seto Kaiba auf die Bühne bitten dürfte?!"

Fuhr sie unentwegt fort.

Augenblicklich fiel mir ein weiterer Aspekt, den ich bisher noch überhaupt nicht beachtet hatte, ein.

Wenn Kaiba eine Hauptrolle spielte, dann bedeutete das, er müsste singen.

Ich wusste nicht, ob ich jetzt lachen oder weinen sollte.

Kaiba zum theaterspielen zu bewegen war ja bereits unmöglich, aber singen? NIEMALS!

Dennoch ging ich, ohne auf ihn zu achten nach oben.

Ich konnte auch nicht sehen, ob Kaiba auf die Bühne kam. Das Einzige, was ich sah, war Misses Okida, die ein Mikrophon aufgebaut hatte.

"Also, da Kenji noch nicht da ist, fangen wir doch einfach mit dir an, Fu." Meinte sie freundlich, wobei sie mich zum Mikrophon führte.

Erst jetzt bemerkte ich, dass ich singen musste, vor meinen Freunden, vor den anderen und vor allem vor Kaiba.

//Na großartig! Wenn ich mich jetzt nicht zum Idioten mach, weiß ich auch nicht!//

Ich schluckte schwer, und wartete auf meinen Untergang.

"Gut! Machen wir ein bisschen Karaoke! Was möchtest du gerne singen? Jetzt kannst du dir's noch aussuchen!" Wandte sich erneut Misses Okida an mich.

"Ähm...also...keine Ahnung!" Ich kannte zwar die Stücke vom "Phantom der Oper", aber nicht auswendig. In diesem Moment fiel mir nur ein einziges Lied ein, und zwar das letzte, welches wir in der Musikstunde noch gehört hatten, bevor die Durchsage uns unterbrach.

"V...vielleicht "Whistle down the wind" von Jesus Christ?!" Stammelte ich, mit leicht aufsteigender Röte im Gesicht.

Hier, vor all meinen Klassenkammeraden, und besonders vor Kaiba zu singen, war mir unendlich peinlich. Ich wäre am Liebsten im Boden versunken.

"Natürlich! Ich glaub sogar, das Lied passt perfekt zu dir." Erwiderte mir Misses Okida freundlich.

Sogleich setzte sie sich ans Klavier, und begann zu spielen.

Sollte ich wirklich singen?

"Whistle down the wind, let your voices carry..." Ich konnte es selbst nicht fassen, aber ich sang tatsächlich.

Ich schloss die Augen. Vielleicht würden sie gar nicht auf mich achten?!

So ein Unsinn, natürlich taten sie das...*schluck*

Über meine Entdeckung öffnete ich wieder die Augen.

Jetzt war es auch egal. Meinetwegen machte ich mich eben vor Kaiba lächerlich.

Er sollte es erst mal besser machen, außerdem konnte er mich sowieso nicht leiden.

Unglaublicher Weise suchte ich trotzdem genau seinen Blickkontakt.

Er stand immer noch bei Mister Okida, der vom Klavierspiel seiner Frau aufmerksam gemacht wurde, und nun interessiert meinem Gesang zuhörte.

Dann schaute ich zu Kaiba, und wäre beinahe von der Bühne gefallen.

Eigentlich hatte ich angenommen, sogar gehofft, er würde mir wie üblich keine Beachtung schenken, aber ich hatte geirrt.

Mit stechenden, eiskalten Augen beobachtete er mich.

Mir war es fast so, als versuchte er mir durch seinen Blick die Kehle zuzudrücken.

Das war mir jetzt aber völlig egal.

Ich konnte nichts schlimmer machen, als es sowieso bereits war.

Nachdem ich selbst das letzte bisschen Furcht aus meinem Körper verbannt hatte, konzentrierte ich mich nur noch auf den Text.

Seto ließ nich während des gesamten Liedes nicht aus den Augen.

Vielleicht hoffte ich auch, dass er mir wenigstens etwas Achtung zukommen ließ, aufgrund meines, wenn ich so sagen darf, nicht ganz so schlechten Gesanges.

Ich steigerte mich immer mehr hinein.

Letzten Endes wurde mir klar, dass ich das nur tat, um ihn zu beeindrucken.

Er schenkte mir sonst keine Beachtung, also war mein Wille noch stärker.
 

Verzweifelt hatte Kaiba versucht Mister Okida durch Einschüchterung zur Meinungsänderung zu bewegen, aber vergebens.

Mister Okida hatte sich entschieden, noch dazu stand hinter ihm der Direktor.

Während des Gespräches wurde es plötzlich von einem Klavierspiel unterbrochen.

Mister Okida drehte sich aufhorchend in Richtung der Bühne, um zu sehen, was dort vorging.

Desinteressiert schaute auch Seto hin.

Auf der Bühne war ein Mikrophon vorbereitet, an dem Fu angespannt stand.

Sie sollte scheinbar vorsingen.

Das Klaviervorspiel endete und man hörte leise, dass Fu begann zu singen.

Zunächst ganz leise, dann jedoch lauter und wesentlich kraftvoller.

Wie üblich schenkte Kaiba ihr lediglich einen verachtenden Blick.

Ausgerechnet sie war seine Partnerin bei diesem Musical, und ausgerechnet sie musste jetzt auch noch singen.

Noch dazu hatte Seto überhaupt nichts übrig für Musik.

Etwas war dieses Mal jedoch anders.

Zum ersten Mal verabscheute er die Musik gar nicht. Er musste sogar zugeben, dass Fu nicht mal schlecht sang.

Ihre Stimme hatte etwas Besonderes. Nein, sie sang nicht schlecht, sie sang wunderschön. Das konnte er aber nicht zugeben, niemals.

Ebenfalls zum ersten Mal ließ ihn die Musik nicht kalt.

Ein seltsames, undefinierbares Gefühl wurde in ihm geweckt. Schon seit längerem hatte er dieses Gefühl, nur noch nie so stark. Er ignorierte es jedoch völlig.

Was interessierte ihn dieses Gefühl. Für ihn war das alles Unsinn, nicht relevant.

Trotzdem konnte er nicht weiter leugnen, dass Fu's Gesang ihn nicht ganz kalt ließ.

Erstmals war der gefühlskalte Seto Kaiba etwas verwirrt, was seine Gefühle anbelangte.

Anmerken ließ er sich wie immer nichts.

Obwohl er weit entfernt von der Bühne war, schien es ihm fast so, als stünde er direkt davor.

Alles war einfach mehr, als verwirrend.
 

Ich hatte meine Umgebung vergessen. Für mich existierten nur noch Seto und ich.

Ich wollte ihn beeindrucken, ob es mir gelang oder nicht, ich wollte es zumindest versuchen.

Ganz egal, ob er mich nun noch mehr hasste, und verabscheute, das war es mir wert.

Seine blauen Augen schienen mich regelrecht zu durchbohren, aber ich ließ mich nicht einschüchtern.

//Denk nicht, ich weiß nicht, dass du nichts für mich empfinden kannst. Ich weiß es nur zu gut, aber das hält mich nicht ab.

Ich liebe dich, Seto Kaiba, das weiß ich jetzt. Und auch wenn es komplett chancenlos ist, dass wir beide zusammen kommen, irgendwann sag ich's dir, das verspreche ich!//

Die Musik endete, und mit ihr mein Gesang.

Nun wurde auch die Umgebung wieder sichtbar, und ich bemerkte 4 erstaunte Augenpaare, die mich bewundernd ansahen.

Yugi, Joey, Bakura und Téa hatte ich fast vergessen, aber sie mich nicht, so wie es schien.

"Wow! Du hast uns nie gesagt, dass du so schön singen kannst!" Meinte Téa begeistert.

"Naja...schön würd ich das jetzt nicht nennen, aber..."

"Was? Nicht schön? Du bist wohl bekloppt! Das war voll krass!" Unterbrach mich Joey, in einer Lautstärke, dass es wahrscheinlich noch außerhalb der Halle zu hören war.

"Da stimme ich Mister Wheeler vollkommen zu. Sie sind die beste Besetzung für die Rolle der Christine. Es gäbe in ganz Domino keine begabtere Sängerin. Jetzt hoffen wir nur, dass die restlichen Hauptpersonen keine Enttäuschung sind." Mischte sich Mister Okida begeistert ein, wobei er bei Letzterem, Seto einen ernsten Blick zuwarf.

Wie das wohl alles enden würde.

Seto würde niemals singen, das wusste ich genau.

Wie Mister Okida und seine Frau ihn dennoch dazu bewegen wollten, war mir ein wahres Rätsel.
 

Fortsetzung folgt...
 

Ok, ich geb's zu! Das Kapitel ist völlig krank, bescheuert, total unpassend.

Ich hab's geschrieben, während ich mir zum 1000x Phantom der Oper auf CD angehört hab.

Wie bin ich nur auf so einen Schwachsinn gekommen?

Hey...wenn ihr wollt, lösch ich das Kapi auf der Stelle und überleg mir ne andere Fortsetzung für die Story. Ihr müssts nur sagen!

Ciao...und bitte verzeiht mir diesen Mist!!!

Furan_Kaiba

Der Versuch, Kaiba zu überreden...(die ersten Proben)

Hi!^^

Viele, liebe Grüße an alle meine Kommischreiber! Hab euch alle soooooooo lieb!!!
 

In diesem Kapitel kommt jetzt besonders das Musical drin vor.

Ich hoff, es gefällt euch trotzdem...

Viel Spaß...
 

26. Der Versuch, Kaiba zu überreden...(die ersten Proben)
 

"Bezaubernd! Wo hast du dieses Mädchen die ganze Zeit nur versteckt, Wataru?" Richtete sich Misses Okida ihrem Mann zu.

"Mit ihr in der Hauptrolle kann diese Aufführung nur ein Erfolg werden."

Unter all den Komplimenten wechselte meine Gesichtsfarbe langsam aber sicher in ein tiefes Rot.

"Jetzt übertreiben sie mal nicht! So toll ist es auch nicht gewesen." Protestierte ich verlegen.

"Also bitte, meine Liebe, sie haben eine fantastische Stimme. Sie müssen unbedingt Sängerin werden."

Energisch packte mich Misses Okida mit sanfter Gewalt am Arm, um ihre Aussage noch um Einiges zu verdeutlichen.

"Ah...unser Phantom ist auch endlich anwesend! Dann können wir ja sofort mit ihnen fortfahren, Mister Harukaze."

Verwirrt ließ Kenji, der eben erst den Saal betreten hatte, seinen Blick zwischen Mister und Misses Okida hin und her schweifen.

"Also kommen sie bitte mit?! Da wir unsere bezaubernde Christine schon gehört haben, beginnen wir gleich mit dem Duett zwischen Christine und dem Phantom, dem eigentlichen Hauptlied des gesamten Stückes. Den Text haben wir ihnen bereits vorbereitet, und natürlich sind wir uns im Klaren, dass bei der ersten Darbietung noch nichts perfekt ist."

Misses Okida, die mich immer noch am Arm hielt, schnappte sich nun auch Kenji und zerrte uns beide zum Mikrofon.

//Na großartig! Darf ich jetzt schon wieder singen? So wie ich das sehe, bin ich heute Abend heiser.// Dachte ich mir genervt, widersprach aber nicht.

"Also schön...sie sehen hier ihren Text," Misses Okida übergab uns je zwei Textblätter "ich werde ihnen den Einsatz zeigen, und dann beginnen wir." Sie setzte sich wieder ans Klavier.

"Kannst du den Text? Ich meine, hast du das Stück jemals gehört?" Fragte ich Kenji, der scheinbar so nervös war, als würd er gleich vor Publikum singen.

"Ich kenne das Stück, ich hab es vor einiger Zeit auf einem Klavierkonzert vorgetragen. Den Text hab ich aber noch nie gehört." Antwortete er mir schwer schluckend.

"Bleib cool...das ist nur ein Vorsingen. Es macht nichts, wenn du dich versingst." Versuchte ich ihn zu beruhigen.

Kenji hatte keine Möglichkeit mehr zu antworten, denn Misses Okida beendete ihr Klaviervorspiel, und gab uns den Einsatz.

Ich atmete kurz tief durch, denn ich hatte den ersten Einsatz.

Eh das Lied jedoch zu Ende war, unterbrach es Mister Okida, durch lautes Beifall klatschen.

"Hervorragend! Ich wusste, ich hätte die richtigen Sänger ausgewählt. Nun wollen wir aber hoffen, dass ich mich in Mister Kaiba nicht getäuscht hab." Ließ er lautstark verlauten.

Ein unterdrücktes Kichern war aus Joey's Richtung zu vernehmen.

Ich musste ihm jedoch beipflichten.

Wenn Mister Okida wirklich dachte, er könnte Kaiba zum Singen bewegen, dann hatte er sich gewaltig geschnitten.

"Vergessen sie's! Bei diesem Schwachsinn mach ich nicht mit! Suchen sie sich jemand anderen." Meinte Kaiba gleichgültig, und verließ gelassen den Saal.

Mister Okida und seine Frau schienen von dieser Reaktion völlig überrumpelt.

Sie sahen ihm entrüstet und gleichzeitig hilflos nach.

Auch den anderen ging es nicht anders. Keiner machte den Anschein, ihn aufhalten zu wollen.

Doch das konnte ich nicht zulassen! Mister Okida hatte die ganze Aufführung so genau geplant. Ich konnte nicht zulassen, dass ausgerechnet Kaiba diese Planung nun durcheinander bringt.

Wenn niemand ihn aufhalten wollte, musste ich das tun.

Ohne einen Moment darüber nachzudenken, lief ich ihm nach.

"Kaiba, warte!" Rief ich ihm nach, in der Hoffnung, er würde stehen bleiben.

Dies tat er jedoch nicht, wie hätte es anders sein können?!

"Jetzt warte doch mal!" Rief ich erneut und beschleunigte meinen Gang.

Endlich hatte ich ihn eingeholt, und versperrte ihm energisch den Weg.

"Geh mir aus dem Weg!" Erwiderte er monoton.

Ignorierend wollte er an mir vorbeigehen, doch ich versperrte ihm wiederum den Weg.

"Ich lass dich nicht vorbei! Erst sagst du mir, was das soll! Hast du denn gar kein schlechtes Gewissen, Mister Okida einfach so stehen zu lassen? Die Aufführung bedeutet ihm so viel, und du willst ihm das zerstören?

Außerdem was ist denn da dabei? Es ist doch nur ein Mal, und du hast sowieso nur einen einzigen Gesangspart. Ist das denn so schrecklich?"

Obgleich es mir deutlich bewusst war, dass meine Worte nur wenig bringen würden, versuchte ich ihm ins Gewissen zu reden.

"Deine Bemühungen kannst du dir sparen. Ich werde da nicht mitmachen." Entgegnete er mir deutlich gereizt.

"Achso...ich verstehe. Es geht gar nicht darum...du hast Schiss! Hab ich Recht? Du kannst nicht singen, und hast Angst dich zu blamieren. Na gibt's denn so was? Der große Seto Kaiba hat Angst vor einer kleinen Schulaufführung?"

Wenn nichts half, musste ich es eben mit Provokation versuchen.

"Du versuchst es mit psychologischer Kriegsführung, nicht schlecht, aber zwecklos. Wie gesagt, das kannst du dir sparen."

Überlegen sah er auf mich herab.

Langsam hatte ich seine kalten, durchdringenden Augen satt. Konnte er nicht einmal, etwas gegen seine Gewohnheiten tun?

"Und wenn ich dich darum bitte?" Ich konnte es selbst kaum glauben, dass ich diese Worte gerade gesagt hatte.

"DU bittest? Das ist ja ganz was Neues."

Wie tief war ich gesunken, dass ich Seto Kaiba um Etwas bat? Aber jetzt half nichts anderes mehr.

"Ja, ich bitte dich! Bitte überdenk deine Entscheidung und mach mit! Es ist nur ein einziges Mal. Spring über deinen Schatten, bitte!"

Gespannt sah ich ihn an.

Amüsierte er sich jetzt über meine Demütigung, oder dachte er ernsthaft darüber nach?

Ich konnte es ihm nicht ansehen, wie ich ihm niemals etwas ansehen konnte.

"Glaubst du wirklich, ich lass mich erweichen?" Antwortete er mir plötzlich, überheblich lächelnd.

"Nein, ich bitte dich lediglich um einen Gefallen! Lassen wir doch mal das Singen außen vor, das musst du ja nicht unbedingt. Ich bitte dich nur darum, die Rolle zu spielen!

Lass mich nicht so stehen, bitte!"

Ich hatte meine letzte Karte ausgespielt. Wenn ich ihn jetzt nicht überzeugen konnte, könnte es niemand.

Angestrengt versuchte ich in seinen Augen zu lesen, was er gerade dachte.

Es war mir jedoch unmöglich, einen Gedanken aus der ausstrahlenden Kälte heraus zu filtrieren.

Plötzlich drehte er sich, ohne ein Wort zu sagen oder mir noch einen Blick zu schenken, um.

"Meinetwegen. Ich hoffe, dann muss ich deine nervende Stimme nicht mehr hören."

Warf er mir im Vorbeigehen noch zu, kehrte dann in den Saal zurück.

Wie angewurzelt blieb ich stehen, konnte nicht begreifen, dass dies gerade geschehen war.

Dann fasste ich mich schnell wieder, und folgte ihm zufrieden lächelnd.

"Danke, Kaiba!" Setzte ich seinen Worten noch hinzu.
 

"Gut! Gehen wir zunächst die Handlung des Stückes durch. Wie sie alle wissen, bleiben uns weniger als 3 Monate, bis zur Aufführung. Also verlieren wir keine Zeit."

Begann Mister Okida mit seiner Rede.

Alle Akteure, Chorsänger, Orchestermitglieder und Hintergrundtechniker waren anwesend.

Gebannt lauschten wir den Worten unseres Regisseurs.

"Stellen wir uns vor: Es ist das Jahr 1870, Dezember in Paris. Wir benötigen Schnee, und eine winterliche Atmosphäre. Um die Bühnenbilder kümmert sich unser Zeichenkurs.

Die Aufgabe der Hintergrundtechniker ist es die Bühnenbilder während der richtigen Szenen aufzustellen. Soweit verstanden."

Mister Okida warf einigen Technikern, unter anderem auch Bakura, Blicke zu, ob sie ihre Aufgabe verstanden hatten. Diese nickten.

"In Ordnung, weiter. Die Pariser Oper ist der Mittelpunkt der bürgerlichen Gesellschaft.

Doch es existiert eine Legende von einem Phantom, welches seit Jahren sein Unwesen in den Katakomben der Oper treibt. Kenji wird dazu eine spezielle Maske bekommen, die noch von dem Zeichenkurs angefertigt wird. Wir benötigen auch eine düstere, unheimliche Umgebung, die einem Friedhof ähnelt."

Fuhr Misses Okida ungehalten fort.

"Ja, das haben wir bereits geklärt. Also weiter mit der Geschichte.

Niemand in der Oper ist vor den Anschlägen des Phantoms sicher. Niemand, außer der jungen Sängerin Christine.

Sie wird verschont. Das Phantom scheint sie sogar zu schützen.

Doch Christine ist nur eine unwichtige Chorsängerin, ohne richtige Rolle. Diese Rolle wirst natürlich du übernehmen, Fu."

Nahm Mister Okida das Wort wieder an sich.

Er machte eine kurze Pause, sah dabei in die Runde der ihm Zuhörenden.

"Für das Phantom hat Christine jedoch eine wichtige Bedeutung. Sie ist seine Muse, und die einzige, die seine Stücke singen kann.

Außerdem ist er ihr Beschützer, als Engel der Muse.

Das Phantom sieht die Oper als seine Oper an, und will die Opernsängerin Carlotta durch Christine ersetzen.

Es schreibt also seinen beiden "Vertretern", namentlich André und Firmin, eine Forderung, dass sie Christine die Hauptrolle übergeben sollen, sonst würde etwas Schreckliches geschehen.

André und Firmin fürchten sich, und geben Christine deswegen die Rolle."

Misses Okida fiel ihrem Mann ins Wort und erzählte an seiner Stelle weiter.

"Und die Proben gehen weiter, und die Aufführung steht an.

Genau zu dieser Zeit kehrt ein lange verschwundener Bekannter nach Paris zurück.

Er ist nach dem Tod seines Vaters, der Erbe einer Grafschaft, und war lange Zeit verreist.

Sein Name ist Raoul, und er war einst der Kinderfreund von Christine. Nach einigen Beschwerlichkeiten, wird schließlich doch Seto Kaiba diese Rolle übernehmen."

Misses Okida warf Kaiba einen bedeutenden Blick zu, der so viel bedeutete, wie wehe-du-haust-wieder-ab.

"Raoul wird an diesem Abend von so genannten Geschäftskollegen in die Oper eingeladen. Er hat jedoch keine Ahnung, dass Christine dort singt.

Zuerst erkennt er sie nicht, doch durch ihren Gesang kehrt seine Erinnerung zurück.

Trotz der langen Zeit, die sie getrennt waren, hat er Christine nie vergessen. Er liebt sie und tut es immer noch."

Man merkte regelrecht, wie Misses Okida immer tiefer in Träumerei versank.

Sie war im Allgemeinen eine Person, die sehr romantisch veranlagt war.

"Und noch am selben Abend will er Christine aufsuchen, diese ist jedoch nicht mehr hier.

Sie wurde vom Phantom entführt, der sie ganz allein für sich haben will.

In seinem unterirdischen Labyrinth erfährt Christine von dem Geheimnis des Phantoms.

Anders, als die anderen fürchtet sie sich nicht vor seinem entstellten Gesicht.

Sie hat Mitleid mit ihm.

Raoul weiß weder, von dem unterirdischen Labyrinth noch von dem Phantom.

Unterdessen bringt das Phantom Christine wieder an die Oberfläche.

Sie begegnet Raoul, und berichtet ihm von ihrem Erlebnis.

Sie bewundert das Phantom und fürchtet es zugleich. Sie fürchtet um ihr Leben, doch Raoul will ihr zunächst keinen Glauben schenken.

Raoul verspricht Christine daraufhin, dass er sie immer beschützen will und verlobt sich mit ihr. Dem Phantom bleibt dies nicht verborgen, es ist eifersüchtig und schwört Rache."

Erneut warf sie Kaiba einen allessagenden Blick zu.

Misses Okida schien in der Tat zu fürchten, er würde wieder seine Meinung ändern.

"Firmin und André haben allerdings von Christine's Auftritt profitiert und veranstalten einen Maskenball. Ganz Paris befindet sich auf diesem Maskenball, ebenso wie das Phantom.

Christine kann ihren Engel der Muse nicht vergessen, und sucht den Friedhof, auf welchem ihr Vater begraben wurde auf.

Sie bittet um Verzeihung, und um die Rückkehr des Phantoms.

Dieses erscheint sofort, und will Christine nun endgültig in seine Welt entführen.

Sie folgt ihm bedingungslos.

Derweil finden Firmin, Carlotta und André die Leiche von Carlottas Geliebtem Piangi.

Sie haben nun genug von den Untaten des Phantoms, und wollen es endgültig zur Strecke bringen.

Raoul bemerkte Christines Verschwinden, er befürchtet, dass das Phantom ihr etwas antun wird.

Madame Giry führt Raoul in die Katakomben des Phantoms, wo er in einem erbitterten Kampf seine Liebste zurückholen will.

Das Phantom erwartete ihn bereits. Es fängt Raoul, und droht ihn zu töten, wenn Christine nicht schwört, dass sie für immer bei ihm bleiben wird.

Christine ist bereit, ihm dieses Versprechen zu geben, doch sie sieht seine verletzte Seele.

Gegen alle Regel hat sie immer noch Mitleid mit ihm, sie küsst ihn.

Dieser Kuss öffnet dem Phantom die Augen. Er erkennt, dass sein Handel falsch war, und gibt Christine und Raoul wieder frei.

Sie sollen seine Unterwelt verlassen und ihn für immer vergessen.

Die Katakomben der Oper sind seine Heimat und so wird es immer sein.

Christine und Raoul kehren an die Oberfläche zurück und damit endet die Geschichte."

Beendete Misses Okida ihre Erzählung.

"Wow, das wird aber ein hartes Stück Arbeit, wenn ausgerechnet Kaiba diesen Raoul spielen soll. Die Rolle passt wirklich gar nicht zu ihm!" Flüsterte Joey uns zu.

Ich konnte nicht leugnen, dass er Recht hatte.

Zu Kaiba hätte wahrscheinlich noch am ehesten der Leiter der Oper gepasst, aber Raoul...?

Äußerst seltsame Vorstellung. Dennoch, es war lediglich ein Schauspiel.

"So...wir haben noch einige kleiner Rollen zu verteilen.

Da wären beispielsweise Carlotta, André und Firmin, Madame Giry, Piangi und viele andere. Außerdem gibt es noch zahlreiche Statisten, die im Hintergrund singen oder tanzen.

Téa Gardner...würden sie die Rolle der Carlotta übernehmen?"

Téa wurde durch Mister Okida's Worte aufgeschreckt.

"Äh...Entschuldigung, was haben sie gesagt?" entschuldigte sie sich verlegen.

"Ich habe sie gefragt, ob sie die Rolle der Carlotta spielen wollen. Und wenn wir gerade dabei sind...Joey Wheeler, würden sie Firmin spielen, und Yugi Muto, sie André?"

Augenblicklich wurden auch Joey und Yugi aufmerksam.

"A...also...ok...von mir aus." Stammelte Yugi, der etwas überfordert war.

Auch Joey und Téa sagten verwirrt zu.

Bisher hatte keiner von uns bei einem Theaterstück mitgespielt.

Wie das alles wohl enden würde...ich hatte keine Ahnung.

"Hervorragend! Dann beginnen wir doch gleich heute mit den Proben. Wir machen jetzt eine fünfminütige Pause, und dann fangen wir gleich mit der ersten Szene an."

Meinte Misses Okida begeistert. Sie kramte in ihrem schwarzen Aktenkoffer herum, kam dann mit einem Stapel Blätter zurück.

"Bitte sehr, das sind die Drehbücher sozusagen. Ihre Rolle ist in der jeweiligen Farbe angestrichen und auch die dazugehörigen Textpassagen, Monologe und Gesangseinlagen." Sie übergab jedem Schauspieler, sowohl Haupt- als auch Nebenrolle einen Stapel Blätter, die nur provisorisch durch eine Heftklammer zusammen gehalten wurden.

"Ach du meine Güte! Ich muss ja auch singen!"

Téa deutete geschockt auf eine markierte Stelle in ihrem Drehbuch.

"Nicht nur du...Yugi und ich haben auch Gesangsrollen! So ein Mist...ich kann überhaupt nicht singen. Wenn ich das gewusst hätte...kann ich mich noch mal um entscheiden?"

Rief Joey entsetzt Misses Okida nach.

Diese tat einfach so, als hätte sie ihn nicht gehört, und verteilte weiter ihre Drehbücher, wie sie sie nannte.

"Ach, was soll's! Ist ja nur eine Schulaufführung."

Allerdings hätte er das mal lieber nicht laut gesagt. Eh er sich versah, stand Mister Okida vor ihm, bösen Blickes.

"Was haben sie gesagt, Mister Wheeler? NUR eine Schulaufführung? Ich rate ihnen, es etwas ernster zu nehmen, was wir hier tun. Wenn sie Scherze treiben wollen, sind sie hier fehl am Platz."

"Schon gut, schon gut! Ich hab es nicht so gemeint." Mit erhobenen Händen und kopfschüttelnd versuchte Joey den Verdacht abzuwehren.

"Das will ich hoffen, Mister Wheeler!" Gab Mister Okida etwas skeptisch nach.

Er wandte sich um, um etwas über das auf der Bühne aufgestellte Mikrofon zu sagen. "Also gut...Ende der Pause. Wir wollen nun mit den Proben beginnen. Am besten beginnen wir mit dem Stück "Maskenball", dann können wir gleich alle Solisten, Chorsänger und Statisten auf einmal hören.

Die Solisten werden zunächst nur sprechen, während der Chor, der dieses Musical schon seit einer Weile geübt hat, singen wird.

Sie finden den Text auf Seite 41. Mister Wheeler, sie haben den ersten Einsatz. Also, würden sie sich bitte alle auf der Bühne versammeln?!"

Augenblicklich versammelten sich über 100 Personen auf der Bühne, beziehungsweise davor.
 

Etwa in dieser Weise ging die Probe weiter. Allerdings nur noch wenige Minuten, denn durch die lange Vorbesprechung war bereits eine Menge Zeit verstrichen.

Bevor ich, als Letzte, den Saal verließ, wurde ich noch von Misses Okida aufgehalten.

"Augenblick Miss Chan...warten sie doch bitte einen Moment. Ich wollte kurz mit ihnen reden. Mir ist nicht entgangen, dass sie diejenige waren, die Seto Kaiba hierzu überredet hat.

Es wäre vorteilhaft, wenn sie beide ihren Text gemeinsam lernen würden.

Das gilt natürlich auch für Mister Harukaze und sie.

Das soll nur ein kleiner Ratschlag sein. Wir sehen uns dann morgen wieder, um 3 Uhr."

Mit einem kurzen Wink verließ auch sie den Saal, sodass ich nun allein da stand.

Wie hatte sich Misses Okida das bloß gedacht?

Ich konnte doch nicht einfach hingehen, und sagen: "So Kaiba, jetzt lernen wir zusammen den Text."

//Die denkt auch, das wär so einfach.

Andererseits wäre es der perfekte Grund für mich, um Kaiba noch mal zu besuchen.

Ich muss mir noch überlegen, wie ich das genau anstelle...//

Letztlich verließ auch ich den Saal und ging nach Hause.
 

To be continued...
 

Und? *große Augen mach*

Was sagt ihr?

Schreibt ihr mir wieder Kommis?

Bitte!?!?!?!
 

Ciao^^

Furan

Halloween in Kaibaland (mir fiel echt kein besserer Titel ein...-.-)

27. Halloween in Kaibaland (man klingt das bescheuert!)
 

GOMEN! *verbeug*

Ich entschuldige mich zutiefst, dass ich euch so lange hab warten lassen.

Bitte verzeiht mir.

Und damit ich euch nicht noch länger warten lasse, spare ich mir heute die Vorworte und geh gleich zur Story über.

Viel Spaß....
 

"Fu! Telefon...gehst du mal ran?" Tönte Ho Tsung's Stimme durch den Flur.

Gähnend schob sich ein Kopf mit hellbraunen Haaren durch die Türspalte eines Zimmers, um zu sehen, was da draußen vorging.

"Was? Ist was...?" Gähnte die Gestalt bevor sie aus der Tür getreten kam.

"Du sollst bitte mal ans Telefon gehen!" Rief Ho Tsung ein weiteres Mal.

"Achso...hm...ich geh schon..."

Schlurfend bewegte sich ein 18 jähriges Mädchen die Treppen hinunter, bis sie vor einem kleinen Tisch, auf dem sich das Telefon befand stehen blieb.

"Hallo?" Gähnte sie in den Telefonhörer.

"Hey Fu! Wie geht's denn so?" Meldete sich eine freundliche, nette Stimme am anderen Ende.

"Hallo Téa! Mir geht's so lala...ziemlich langweilig. Und was ist mit dir?" Müde ließ sich Fu auf den kleinen Hocker neben dem Telefontisch fallen, winkelte die Beine an und lehnte sich gegen die Wand.

"Na da lässt sich doch Abhilfe schaffen! Hast du heute Abend schon was vor? Wenn nicht, kommst du doch bestimmt mit uns auf das Fest, oder?"

Fu wurde hellhörig...Fest....

"Hm...was für ein Fest denn?"

"Sag bloß, du weißt nichts davon? Wo warst du denn die letzte Woche? Auf'm Mond?"

Fu schaute auf den Kalender neben ihr an der Wand.

"Könnte man so sagen..."

"Naja...auf jeden Fall findet heute Abend ein Fest statt, wegen Halloween, weißt du?"

Fu überlegte einen Moment.

"Meinst du eine Halloweenparty? Und wo?"

"Ja, genau...in Kaibaland! Mokuba hat uns eingeladen. Du kannst dir wahrscheinlich denken, dass das keine gewöhnliche Party ist." Meinte Téa begeistert.

"Wie ich Kaiba kenne, ist die Party doch nur ein Vorwand für ein neues Duel Monsters Turnier, oder? Außerdem hasst er doch Partys...wahrscheinlich will er Yugi wieder zum Duell herausfordern und beweisen, dass er der beste Duellant ist, hab ich Recht?"

"Du hast Recht! Mokuba hat gleich ausrichten lassen, dass Yugi sein Deck mitbringen soll. Aber das kann uns ja egal sein. Wir gehen uns einfach ein bisschen amüsieren, ok? Also du kommst doch mit?!"

Fu seufzte. So ganz recht war ihr die Sache nicht. Eigentlich war sie heute nicht in der Stimmung auf ein Fest zu gehen. Seit einer Weile war sie in ein Stimmungstief verfallen, woran Kaiba nicht ganz unschuldig war.

Die Sache mit dem Musical hatte sie ihm ziemlich übel genommen.
 

---Flashback---
 

Gut gelaunt betrat Fu die Aula, in der die Musicalaufführung geprobt wurde. Gerade heute war sie besonders guter Dinge.

Die anderen warteten schon, hatten schon ihre Kostüme an und waren gerade dabei den Text zu lernen.

Irgendwas aber störte Fu. Hier fehlte noch jemand, und zwar jemand ganz bestimmtes.

"Nanu? Wo ist denn Kaiba? Hat er sich wieder aus dem Staub gemacht?"

Frau Okida wurde sofort aufmerksam und wandte sich Fu zu.

"Herr Kaiba macht nicht mehr mit! Der Direktor hat uns gestern benachrichtigt. Herr Kaiba ist zu beschäftigt, um sich an diesem Kinderkram zu beteiligen." Aus Frau Okida's Stimme war deutlich zu hören, dass sie ihm die Sache auch sehr übel nahm.

Wie konnte er es wagen eine Theateraufführung als Kinderkram zu bezeichnen.

"Und was machen wir jetzt? Wir haben doch gar keine Zweitbesetzung für die Rolle." Erkundigte sich Fu, sichtlich perplex.

"Doch, wir haben noch jemanden gefunden, der die Rolle übernimmt. Fuji Kanamori aus der Parallelklasse hat sich dazu bereit erklärt, den Raoul zu spielen. Also dann...wir müssen jetzt mit den Proben beginnen."

Frau Okida seufzte tief und wandte sich dann wieder den Requisiteuren zu, die soeben eine große Leinwand in die Aula getragen hatten.

//Ach...das ist mal wieder typisch für ihn! Sobald ihm irgendwas unbequem ist, wälzt er es einfach von sich ab. Manchmal könnt ich ihn echt...//

Wütend warf Fu ihre Tasche in die Ecke und begab sich schließlich in die Garderobe.

Ihre Bemühungen, Kaiba zu überreden waren wie so oft gescheitert.
 

---Flashback Ende---
 

"Hallo...Fu? Bist du noch da?" Téa's Stimme riss Fu wieder aus ihren Gedanken.

"Hm...äh...ja, sicher! Also gut...ich komm mit. Um wie viel Uhr?"

"Super! Wir treffen uns um 8 Uhr vor dem Eingang von Kaibaland, ok? Dann bis heut Abend."

Der Hörer wurde aufgelegt, und Fu tat es ihr gleich.

//Großartig! Eigentlich hab ich ja gar keine Lust...nja, was solls.//

Nachdem sie noch einen Blick auf die Uhr geworfen hatte, die 18 Uhr anzeigte, schleppte sich Fu gelangweilt zurück in ihr Zimmer.

"Ich hab noch 2 Stunden Zeit. Was mach ich so lang noch?"

Gedankenverloren ging sie zum Fenster und stützte sich mit den Ellenbogen auf die Fensterbank.

Das Wetter war heute Abend zwar einigermaßen zu ertragen, was so viel hieß wie, es war kalt, regnete aber nicht.

Ein wohlbekanntes Geräusch holte Fu in die Realität zurück, gefolgt von einem kleinen schwarzen Köpfchen mit schwarzen Ohren, grünen Augen und langen Schnurrhaaren.

"Na du? Du hast ein schönes Leben, brauchst dir über nichts Gedanken zu machen." Murmelte Fu und begann den kleinen schwarzen Kater, der sich gerade auf die Fensterbank gelegt hatte, zu streicheln.

Nach einer Weile wandte sie sich vom Fenster ab und eh sie sich versah war es 7 Uhr.

Seufzend stand Fu vor ihrem Kleiderschrank, mal wieder nicht wissend, was sie denn nur anziehen sollte.

Letztlich entschied sie sich für einen karierten Rock, einen beigefarbenen Wollpulli und braune Schnürstiefel.

Es verging noch gut eine halbe Stunde, bis sie komplett fertig war.

"Ich geh heut Abend auf die Halloweenparty in Kaibaland, Paps. Brauchst nicht auf mich zu warten, ich nehm den Schlüssel mit. Ciao!"

Nachdem sie sich von ihrem Vater verabschiedet hatte, noch schnell den Mantel und warme Handschuhe angezogen hatte, verließ sie das Haus.

Um kurz nach 8 kam sie endlich in Kaibaland an. Der Kindergarten wartete bereits auf sie.

"Hey Fu! Da bist du ja endlich...wird auch Zeit." Begrüßte sie Téa freudig.

"Tut mir Leid, dass ich zu spät komm. Hallo auch!"

"Wir wollten schon ohne dich gehen. Da drin gibt's nämlich Hamburger!" Grinste Joey begeistert von der Vorstellung.

"Joey...halt dich zurück! Wie kann man nur so verfressen sein?" Schüttelte Téa vorwurfsvoll den Kopf.

Joey fühlte sich daraufhin beleidigt und drehte sich trotzig weg, was dazu führte, dass die anderen ihn mal wieder auslachten.

"Na gut, jetzt lasst uns aber gehen, bevor Joey noch verhungert." Meinte Yugi entschieden und die anderen folgten seinem Beispiel.

Fu stellte fest, dass sie tatsächlich die einzige gewesen sein muss, die nichts von dem Fest wusste, denn die halbe Stadt war anwesend.

Eltern mit ihren Kindern, die sich zum Spaß an der Freude verkleidet hatten und die unterschiedlichsten Menschen.

Die Hauptattraktion des ganzen Festes war natürlich die große Duellarena mitten in Kaibaland.

"Hey Leute! Da seid ihr ja!" Rief ihnen eine bekannte Stimme entgegen.

"Hallo Mokuba!" Erwiderten die anderen.

"Ähm...also das Turnier findet um 9 Uhr statt. So lange könnt ihr euch hier noch umsehen. Joey machst du eigentlich auch mit?"

"Logisch! So etwas lass ich mir doch nicht entgehen." Unterbrach Joey den kleinen Kaiba.

"Gut, ihr müsst euch dann noch registrieren lassen. Wir sehen uns dann später. Ich muss jetzt noch was erledigen. Machts gut!" Verabschiedete sich Mokuba und war schon wieder verschwunden.

"Na schön, und wo ist diese Registrierung?" Prüfend sah Joey sich um.

"Ähm...Joey...vielleicht da, wo ,Duellregistrierung' drüber steht."

Téa deutete auf eine große Leuchttafel direkt vor der Duellarena.

"Ah verstehe...komm Yugi wir melden uns an." Ohne auf eine Antwort schleppte Joey Yugi zur Duellarena und ließ die anderen stehen.

"Na toll! Und was machen wir jetzt? Was gibt's es hier eigentlich alles?" Seufzte Duke, wobei er sich umsah.

"Seht mal, da hinten findet ein Karaokewettbewerb statt. Los, das sehen wir uns mal an." Téa hatte eine Ansammlung von Menschen entdeckt, die sich begeistert um eine beleuchtete Bühne drängten.

Gerade verbeugte sich ein hübsches Mädchen mit roten Haaren, das zuvor gesungen hatte und verließ die Bühne, woraufhin sie ein in blau gekleideter Mann betrat.

"Einen kräftigen Applaus für Manami Sugihara. Na schön kommen wir jetzt also zu dem lang ersehnten Wettbewerb. Ich bitte nun alle Teilnehmer auf die Bühne." Sprach der Moderator durch sein Mikrophon.

"Sag mal, was ist das hier eigentlich?" Tippte Fu einen der Umstehenden an.

"Das ist ein Gesangswettbewerb. Jeder der will kann Manami herausfordern. Der Computer gibt ein bestimmtes Lied vor, dass der Teilnehmer singen muss. Am Ende wird dann ausgewertet wer die Töne am Besten getroffen hat. Obwohl das eigentlich ziemlich unnötig ist, weil Manami sowieso immer gewinnt." Erklärte der Angesprochene.

"Na das ist doch was für dich, Fu! Los meld dich...du musst unbedingt mitmachen. Wär doch gelacht, wenn du diese Manami nicht übertreffen könntest." Zwinkerte Téa der verwunderten Fu zu.

"Naja...also ich weiß ja nicht..."

"Was gibt's da zu wissen. Du hast nicht umsonst die Hauptrolle in dem Musical." Ehe Fu noch etwas erwidern konnte, hatte Téa sie auf die Bühne geschupst.

"So, wie ich sehe sind alle Kandidaten anwesend. Dann können wir ja beginnen. Das erste Lied singt ihr alle im Chor. Also....los geht's..."

Der Moderator räumte die Bühne und das Lied begann. Auf einem großen Bildschirm erschien der Text in roten Schriftzeichen, den die Kandidaten lediglich ablesen mussten.

Das erste Lied war schnell beendet, und der Computer zeigte die Kandidaten an, die den Song am Besten wiedergegeben hatten.

Gleich zu Anfang wurden die Teilnehmer auf die Hälfte reduziert, sodass nur noch 6 Kandidaten im Rennen waren, Fu eingeschlossen.

Im Anschluss folgten die Solostimmen. Auch hier wurden die Songs nach dem Zufallsprinzip gewählt, sodass kein Sänger im Voraus wusste, was ihn erwartete.

Als 4. kam Fu ins Rennen.

Ein bisschen nervös war sie schon, da sie zuvor noch nie auf einer Bühne vor so vielen Menschen gesungen hatte, aber sie verdrängte die Nervosität sehr gut.

Ihr Song war ,Touch' von Yoshimi Iwasaki (aus dem Anime ,SAIYUKI').

"Fu ist wirklich super, da haben es die anderen ganz schön schwer." Bemerkte Téa beeindruckt.

"Hey, was ist denn hier los? Was macht ihr denn da?" Mischte sich plötzlich Joey ein, der sich soeben mit Yugi zu den anderen gesellt hatte.

"Na, auch mal wieder da? Fu macht bei diesem Karaokewettbewerb mit. So wie's aussieht, wird sie gewinnen." Verkündete Téa überzeugt.

Der Wettbewerb schritt voran und am Ende befanden sich nur noch zwei Kandidaten im Rennen: Fu und Manami.

"Endlich ist es soweit, das große Finale. Wer wird Karaokemeisterin? Wird es die wieder die beliebte, wundervolle Manami, oder ist unsere neue Meisterin die hübsche Newcomerin Fu? Wir werden sehen. Aber zunächst eine kurze Unterbrechung um unseren Kontrahentinnen eine kleine Verschnaufpause zu gönnen." Verkündete der Moderator den Zuschauern.

Etwas verlegen verließ Fu die Bühne. Sie war definitiv nicht geschaffen für die Bühne, und dabei musste sie auch noch die Hauptrolle in dem Musical spielen.

Ihr grauste es bereits jetzt davor.

"Du warst echt klasse, Fu!" Meinte Téa aufmunternd.

"Freu dich lieber nicht zu früh! Du bist nicht schlecht, aber an mich kommst du nicht im Geringsten an. Bleib besser bei den kleinen Fischen, bevor du dich mit jemandem wie mir messen willst."

Erstaunt drehten sich Fu und die anderen zu der Person, die sie gerade angesprochen hatte um. Es handelte sich um eine schöne, junge Frau mit roten Locken: Manami Sugihara.

"Am besten gibst du gleich auf, sonst wird die Niederlage nur noch schlimmer."

"Ich...äh..." Stammelte Fu perplex, doch Téa übernahm schon das Sprechen für sie.

"Pass lieber auf, dass du keine Niederlage erlebst. Fu ist um Längen besser als du, und dass wird sie dir gleich beweisen."

"Wir werden sehen." Siegessicher drehte Manami sich um, und ging.

"Blöde Tussi, die wird noch ihr blaues Wunder erleben, stimmts Leute?"

Entschlossen schaute Téa zu ihren Freunden und erwartete deren Bestätigung.

"Hm...sie ist ja so süß!" Träumte Tristan vor sich hin.

"Ja, da hast du Recht." Stimmte Duke seufzend zu.

"Und sie singt so schön." Gab auch Joey zu.

*DOING*KRACH*BUMM*...und auf dem Boden lagen 4 jämmerliche Gestalten mit je 3 Beulen am Kopf. Obwohl Yugi gar nichts gesagt hatte, hatte ihm Téa kurzerhand auch einige Beule verpasst...zur Sicherheit.

"ICH GLAUB BEI EUCH HACKTS! Was fällt euch ein, sie ist der Feind." Grummelte sie noch böse, bevor sie die geschockte Fu am Arm packte und wegschleifte. Die 4 Jammergestalten ließ sie dort, wo sie waren.

"Komm Fu, mit diesen Verrätern wollen wir uns nicht länger abgeben."

"Äh...wenn du das sagst..." Fu wollte lieber nichts sagen, da Téa im Moment ziemlich Furcht einflößend war, und sie keine Lust hatte, die 5. Jammergestalt zu werden.

"Sieh an, der ganze Kindergarten ist mal wieder versammelt."

Fu und Téa wirbelten herum. Soeben waren die Kaibabrüder aufgetaucht, was an Seto Kaiba's arroganter Äußerung mal wieder nicht zu überhören war.

"Na so was, lässt sich der eingebildete Pinkel auch mal blicken?" Konterte Joey, der seine große Klappe wie immer nicht halten konnte.

Kaiba hingegen beachtete Joey, wie üblich nicht.

"Yugi, ich erwarte dich nachher bei dem Turnier. Es wird endlich Zeit, dass der Titel des größten Duellanten wieder seinem rechtmäßigen Besitzer zukommt."

Joey, der sich in seiner (nichtvorhandenen) Ehre gekränkt fühlte, gefiel diese Missachtung gar nicht.

"Du solltest dich besser vorsehen Kaiba, weil ich auch teilnehme."

"Ach ja, wie konnte ich das bloß vergessen. Ihr seid ja wie Siamesische Zwillinge, nicht zu trennen. Wo Yugi hingeht, geht Wheeler mit, wie ein kleines Schoßhündchen, dass immer brav seinem Herrchen folgt." Bemerkte Kaiba verachtend.

Die anderen konnten sich ein Kichern nicht verkneifen, was Joey noch mehr ärgerte.

"Argh...Kaiba, du wirst noch dein blaues Wunder erleben..."

"Ich bitte nun wieder um ihre Aufmerksamkeit, denn das Finale wird in wenigen Minuten ausgetragen." Meldete sich plötzlich die Stimme des Karaokemoderators zu Wort.

"Ach herje...das hätten wir fast vergessen. Fu du musst wieder auf die Bühne." Energisch zerrte Téa Fu zurück zur Karaokebühne, um die sich schon wieder eine Menschenmenge versammelt hatte. Auch Joey und die anderen gingen wieder zur Bühne zurück.

"Ach ja, der Karaokewettbewerb. Ich wusste gar nicht, dass Fu da mitmacht." Bemerkte Mokuba beiläufig.

"Das war deine Idee, Mokuba. Ich halte diesen Unsinn für reine Zeitverschwendung." Entgegnete Kaiba desinteressiert.

"Ach komm schon, Seto. Den Leuten gefällt's doch."

"Ja, so Leuten wie der Kindergartentruppe. Auf die kann ich gern verzichten."

"Warum musste du denn alles immer schlecht machen? Guck mal, das Finale beginnt jetzt. Lass uns doch wenigstens sehen, wer gewinnt." Versuchte Mokuba seinen großen Bruder zu überreden.

"Für diesen Blödsinn hab ich keine Zeit, Mokuba."

"Nur kurz...bitte Seto."

Genervt gab Kaiba nach, auch wenn ihm die Sache zuwider war.

"Das Los entscheidet wer beginnen wird....Manami, du hast den Vortritt. Und nun bitte ich um Aufmerksamkeit für Manami Sugihara."

Manami betrat siegesgewiss die Bühne, und sofort begann die Menge ihrer Fans zu jubeln.

"Ich will kein einziges Wort von euch hören, sonst..." Drohte Téa den Jungs, die sich sicherheitshalber einen Meter von ihr entfernt hatten.

Der Applaus von Manami's Fangemeinde wollten gar nicht mehr enden, bis der Moderator wieder die Bühne betrat.

"Wow, das wird schwer. Aber wir wollen jedem eine faire Chance bieten. Also Bühne frei für Fu Chan!" Kündigte er die letzte Kandidatin an.

Fu musste schlucken. Wo hatte sie Téa da nur wieder reingeschleppt? Nja...jetzt war es sowieso egal.

Der Zufallsgenerator wählte den Song ,ALONE' von Mikuni Shimokawa (auch aus ,SAIYUKI') aus und die Musik begann. Im Gegensatz zu dem vorherigen Song, war dieser eher besinnlich, was es für Fu etwas leichter machte, da sie Moll-Tonlagen mehr mochte, als Dur.

Fu wollte gerade beginnen, als sie mit Schrecken feststellte, dass eine gewisse Person sie mit stechenden Augen ansah.

//Kaiba? Was macht der denn noch hier? Hat er nix zu tun? Bestimmt hat Mokuba ihn breitgeschlagen. Na großartig, jetzt bin ich im Eimer. Der macht sich doch nur über mich lustig, wenn ich jetzt total versage. Es trifft aber auch immer mich...//

In ihrem Kopf hatte sie bereits begonnen, sich selbst zu verprügeln, als der Bildschirm plötzlich die ersten Zeilen des Textes zeigte.

Schweren Herzens sang sie doch, in Erwartung, dass sie gleich von allen Seiten ausgelacht würde.

Der Song dauerte keine 5 Minuten, Fu kam es jedoch vor, wie 5 Stunden, bis sie endlich erlöst wurde.

Gerade wollte sie mit Hochrotem Kopf die Bühne verlassen, da brach ein ohrenbetäubender Jubel aus.

Sie brauchte eine Weile, bis sie begriffen hatte, dass sie soeben gewonnen hatte, und das eine namentliche Manami dabei war, vor Wut in ihr Mikrophon zu beißen.

"Wir haben eine Gewinnerin! Einen großen Applaus für Fu Chan." Verkündete der Moderator begeistert.

Fu, die immer noch perplex war, suchte erneut die stechendblauen Augen, fand sie diesem Mal jedoch nicht.

Kaiba war, wie üblich spurlos verschwunden.

Einerseits war Fu erleichtert, andererseits, und diese Seite überwiegte, war sie ziemlich enttäuscht.

Nachdem sie 10 Minuten den Jubel über sich ergehen lassen musste, gingen sie und die anderen endlich weiter.

"Das nächste Mal fragst du mich aber, bevor du mich wieder zu so einem Wettbewerb schleppst." Ermahnte sie Téa, die sich allerdings nur darüber amüsierte.

"Wartet mal, wo ist Joey schon wieder hin?" Meinte Téa, der aufgefallen war, dass es ungewöhnlich ruhig geworden war.

"Da hinten ist er, bei den Würstchen." Erwiderte Duke und deutete dabei auf einen Stand, über dem groß ,HOTDOGS' stand, und über den Joey gerade herfiel.

"Nicht schon wieder..." Seufzte Fu und war schon auf dem Weg, Joey von den Hotdogs loszureißen.

"Hey Joey, kannst du's nicht mal gut sein lassen?"

Genervt griff sie nach seinem Pulli, um ihn mit sich zu schleppen, als Joey plötzlich aufschreckte.

"AU....ist das heiß!" Rief er und warf dabei ein Würstchen, das er gerade in die Hand genommen hatte in die Luft. Es flog nur wenige Zentimeter in die Luft, um anschließend wieder direkt auf Fu's Mantel zu landen.

Bevor es von demselben wieder runter fiel, hinterließ es noch eine schöne rote Ketchupspur.

"Oh Mann, Joey du Trottel. Was hast du jetzt schon wieder angerichtet? Das ist ja wohl klar, dass so ein Würstchen heiß ist." Belehrte ihn Téa.

"Ach, ist nicht so wild. Ich geh mal kurz auf die Toilette und mach mich ein bisschen sauber. Bin gleich wieder da." Meinte Fu abwehrend und lief los.

Sie lief nur wenige Sekunden, als ihr auffiel, dass sie keinen blassen Schimmer hatte, wo sich hier ein Waschbecken oder Toiletten befanden.

//Na toll, und jetzt? Vielleicht guck ich mal da hinten.//

Ohne groß zu überlegen, lief sie in die erste Richtung, die ihr in den Sinn kam.

Nach einer weiteren Minute blieb sie erneut stehen.

//Wunderbar Fu! Du hast dich total verfranzt. Ich hab noch nicht mal mehr nen Schimmer, aus welcher Richtung ich gekommen bin.//

Ahnungslos schaute sie sich um, ob ihr womöglich etwas bekannt vorkam, doch dem war nicht so. Zu dem war sie auch ganz allein. Weit und breit war keine Menschenseele mehr zu sehen, was sie in ihrer Vermutung, dass sie hier irgendwie falsch war, noch mehr bestärkte.

"Vielleicht geh ich mal da hinein. Da wird bestimmt jemand sein, den ich fragen kann." Beschloss sie schließlich, und begab sich auf das große Gebäude direkt vor ihrer Nase zu.

Sie betrat zunächst einen fast völlig dunklen Gang, kam dann zu einer weiteren Tür, die in einen nur mäßig helleren Flur führte.

Hier befand sich definitiv niemand, so totenstill war es in dem Flur.

"Och menno, wo bin ich nur wieder rein geraten? Ich muss wohl wieder raus, sonst verfranz ich mich hier auch noch." Seufzte sie beleidigt.

Gerade wollte sie wieder zur Tür, durch die sie hereingekommen war, als sie Schritte hörte.

"Was haben sie hier verloren? Hier ist kein Zugang für Besucher." Herrschte sie eine raue, unhöfliche Stimme von hinten an.

"Tut mir Leid, ich hab mich verlaufen. Können sie mir bitte sagen, wie ich hier wieder rauskomm?" Fu setzte ihr unschuldigstes Lächeln auf, um bloß nicht den Anschein zu machen, irgendetwas verbrochen zu haben.

"Ihnen ist wohl nicht klar, wo sie sich hier befinden." Sprach der Berg von einem Mann, der sich wie eine Mauer ihr in den Weg gestellt hatte. Er trug einen schwarzen Anzug und eine eben so schwarze Sonnenbrille.

Fu fragte sich, wie er in der Dunkelheit mit der Sonnenbrille überhaupt etwas sehen konnte.

"Ich hab doch gesagt, dass ich mich verlaufen hab. Können sie mir jetzt bitte sagen, wie ich wieder rauskomme?" Bat Fu den Mann, der allerdings nicht den Anschein machte, als würde er ihr helfen.

"Wir werden sehen. Zuerst werden sie mir folgen. Wollen doch mal sehen, ob sie hier nicht herumgeschnüffelt haben." Befahl ihr der Typ mit der Sonnenbrille.

Fu glaubte sich verhört zu haben. Hielt der Typ sie etwa für eine Spionin oder so?

"Sag mal, geht's noch? Seh ich etwa so aus, als wollt ich hier ne Bombe verstecken? Ich will doch nur raus, ist das so schwer zu verstehen?"

Die aufgebrachte Chinesin sah es absolut nicht ein, warum sie diesem Kerl folgen sollte. Sie war schließlich keine Schwerverbrecherin, oder dachte das der Kerl etwa?

"Das wird sich zeigen. Und jetzt folgen sie mir."

Ohne weiter auf das, sich sträubende Mädchen zu achten, packte er sie am Arm und zog sie mit sich.
 

//Soweit ist alles in Ordnung. In einer halben Stunde beginnt das Turnier, und danach wird die ganze Welt wissen, dass es nur einen einzigen Meister in Duel Monsters gibt, und das bin ich. Yugi Muto's Zeit ist endgültig abgelaufen.// Dachte sich der berühmte Chef der Kaiba Corp. selbstgefällig.

"Entschuldigung Herr Kaiba, aber mir ist eben eine verdächtige Person aufgefallen, die im unbefugten Bereich herumgeschnüffelt hat, aufgefallen. Ich habe sie sicherheitshalber hergebracht." Meldete sich plötzlich eine Stimme durch den Lautsprecher in Kaiba's Büro.

"Was? Los bringen sie sie sofort her!" Antwortete dieser entsprechend.

Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, vernahm er vor der Tür laute Stimmen.

"Ich hab doch gesagt, dass ich mich nur verlaufen hab! Seid ihr denn echt zu blöd, um das zu kapieren. Das gibt's doch nicht, ich seh ja wohl nicht aus wie eine Terroristin, oder? Das ist doch unglaublich..." Zeterte eine aufgebrachte Frauenstimme vor der Tür zu Kaiba's Büro.

Noch ehe die Tür aufging, und die besagte Person hereingebracht wurde, hatte Kaiba eine gewisse Vermutung, um wen es sich handelte. Und diese Vermutung sollte genau ins Schwarze treffen.

"Das ist doch..."

"Herr Kaiba, bitte verzeihen sie. Das ist die verdächtige Person." Unterbrach ein Mann mit Sonnenbrille den unvollendeten Satz Kaiba's.

"Na toll, und jetzt? Kannst du deinem Panzerschrank mal sagen, dass er mich loslassen soll? Ist doch unfassbar, wie man hier behandelt wird." Fauchte eine wütende junge Frau mit hellbraunen Haaren, deren rechter Arm immer noch von dem Typen mit der Sonnenbrille festgehalten wurde.

"Als ob ich es mir nicht hätte denken können...Sie können sie loslassen, Katsuo! Das ist definitiv keine Spionin, nur ein Mitglied der Kindergartentruppe." Wies Kaiba den benannten Mann an, der sofort gehorchte.

"Das wurde aber auch Zeit. Ich dachte schon, als nächstes wird noch die Nationalgarde oder Interpol verständigt. Ich seh ja auch so gefährlich aus, nicht wahr?" Zeterte Fu ungehalten weiter.

//Unverschämtheit. Wenn hier alle, die sich verlaufen haben, so behandelt werden, na dann gute Nacht. Was für ein Haufen von Spinnern sich Kaiba da nur geholt hat...// Überlegte sich Fu, immer noch beleidigt, dass man sie gerade wie eine Verbrecherin behandelt hatte.

Derweil hatte sich der Typ mit der Sonnenbrille wieder verkrümelt.

"Du schaffst es aber wirklich immer wieder Ärger zu machen, stimmts? Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob Wheeler wirklich der größte Trottel ist. Du machst ihm gewaltig Konkurrenz." Meinte Kaiba spöttisch.

"Tz...was kann ich dafür, dass deine verblödeten Typen mich für eine Terroristin halten? Vielleicht solltest du dir nicht nur Leute suchen, die aussehen wie Preisboxer, sondern auch solche, die was im Kopf haben. Oder seh ich echt so gefährlich aus?" Konterte Fu eingeschnappt.

Das musste sie sich doch wirklich nicht anhören. Sie war schließlich nicht daran schuld, dass man sie für verdächtig hielt.

"Wenn du nicht überall herumschnüffeln würdest, würde dir so etwas gar nicht passieren. Was hast du überhaupt hier zu suchen? Kannst du nicht bei eurem Idiotenverein bleiben?" Erwiderte Kaiba wieder, dem es anscheinend Spaß machte, sich über Fu's Missgeschick lustig zu machen.

"Oh, das wär ich auch, wenn ein gewisser Joey Wheeler nicht wieder eine seiner Fressattacken bekommen hätte, und mir sein Hotdog übergeworfen hätte, dass ich aussah, als hätt mir jemand ne ganze Flasche Ketchup übergegossen. Also kurz gesagt, ich hab nur ne Toilette gesucht, um mich sauber zu machen. Und wenn dein blöder Vergnügungspark so groß ist, dass man sich darin verläuft, bin ich auch nicht schuld. Vielleicht solltest du mal ein paar Ausschilderungen anbringen lassen." Erklärte Fu besserwisserisch.

"Tja, wenn gewisse Leute zu blöd sind, um die Beschilderung zu verstehen, kann ich auch nichts daran ändern."

Jetzt reichte es Fu aber gehörig. Das musste sie sich nicht bieten lassen, auch nicht von Kaiba. Sie hatte sowieso schon seit längerem vorgehabt, ihm die Sache mit der Aufführung vorzuhalten, und genau das würde sie jetzt tun.

"Du musst gerade über Leute reden, die zu blöd sind. Du bist feige, und das schlägt Blödheit um Längen. Du bist so ziemlich der größte Feigling, den ich kenne. Weil dir die Sache mit dem Musical zu unbequem wurde, hast du dich einfach aus dem Staub gemacht. Und ich dachte immer, der berühmte Seto Kaiba würde sich vor keiner Herausforderung drücken. Tja, das war ja wohl nichts."

"Tut mir ja schrecklich Leid, aber damit bezweckst du überhaupt nichts. Wenn du glaubst, damit könntest du mich provozieren, dann bist du wirklich bescheuert." Bemerkte Kaiba völlig unbeeindruckt.

Fu hingegen, ließ sich so schnell nicht ins Boxhorn jagen. Der Klügere gibt nach galt sicher nicht für sie.

Also ging sie weiter in die Offensive, und entschlossen auf Kaiba zu.

"Ach du hältst mich also für bescheuert, ja? Weißt du, was bescheuert ist? Dass du, obwohl du sowieso keine Chance hast, und das auch sehr gut weißt, immer wieder auf's neue versuchst Yugi zu schlagen. Aber geschafft hast du's immer noch nicht, und das wird heut nicht anders sein. Was erhoffst du dir davon nur? Ich kann nur hoffen, dass Mokuba nicht zu viele deiner Eigenschaften übernommen hat."

Aus. Damit hatte sie einen wunden Punkt bei Kaiba getroffen. Niemand wagte es ungestraft, so etwas zu ihm zu sagen, auch sie nicht. Man könnte förmlich spüren, dass er fast am überkochen war.

Reflexartig drängte er Fu, die auf ihn zugekommen war zurück gegen die Wand und baute sich provokant vor ihr auf.

Fu wusste zunächst nicht wie ihr geschieht. Sie hatte noch nie erlebt, dass Kaiba ausrastete, und zum ersten Mal bereute sie, was sie getan hatte.

"Was bildest du dir ein? Wofür hältst du dich, dass du hier auftauchst und denkst, du müsstest mir eine Predigt halten? Wann kapierst du endlich, dass es mich einen Dreck interessiert, was du oder irgendjemand anders denkt? Du hast hier nichts verloren, kapier's endlich. Hör auf, dich in mein Leben einmischen zu wollen, und verschwinde endlich! Geh zurück in dein Kaff in China, wo du herkommst, damit ich dich nicht länger ertragen muss. Und tritt mir bloß nicht mehr vor die Augen."

*KLATSCH*...augenblicklich verstummte Kaiba.

Mit Tränen in den Augen sah Fu ihn an. Kaum hatte Kaiba seine letzten Worte ausgesprochen, hatte Fu es nicht mehr ausgehalten.

Ohne darüber nachzudenken, hatte sie Kaiba eine Ohrfeige verpasst.

Das war einfach zu viel, selbst für sie. Bevor Kaiba überhaupt realisieren konnte, was soeben geschehen war, hatte Fu sich aus der Bedrängnis befreit und war zur Tür gelaufen.

"Du kannst mich nicht mehr ertragen. Schön, meinetwegen, ich kann dich auch nicht mehr ertragen. Keine Sorge, du musst mich nicht mehr sehen, denn ich will dich nie wieder sehen." Rief sie ihm noch zu, ehe sie völlig überstürzt Kaiba's Büro verließ.

Zurück blieb ein perplexer Seto Kaiba, der erst jetzt erkannte, was gerade geschehen war.

Schockiert starrte er zur Tür, durch die Fu vor wenigen Sekunden nach draußen gerannt war.

Die Stelle, an der Fu ihm die Ohrfeige verpasst hatte, glühte noch immer feuerrot, doch das registrierte Kaiba nicht wirklich.

Vielmehr registrierte er die Tatsache, dass ihm so etwas noch nie widerfahren war.

Und dann war da noch etwas Anderes, was er im Moment jedoch noch nicht zuordnen konnte.
 

Fortsetzung folgt...

Ein folgenschweres Wiedersehen

28. Ein folgenschweres Wiedersehen
 

Da ich euch die ganze Zeit so lang hab warten lassen, jetzt noch ein Kapitel.

Hier taucht wieder ein ,alter' Freund unserer Heldin auf. Ich hoffe, ihr habt ihn noch nicht vergessen. Ich hab ja versprochen, dass er wieder zurückkommt...
 

Also, viel Vergnügen....
 

Dumpfe Schritte erschütterten den gepflasterten Boden, auf den der Vollmond sein Licht warf. Es war einen sternenklare Nacht, doch die Person, deren Schritte die Stille durchfuhren konnte sich nicht über sie erfreuen.

Ein leises Schluchzen war zu vernehmen.

Die Person verlangsamte ihre Schritte. Sie wusste nicht, wo sie nun wieder hingeraten war. Seit einer Ewigkeit war ihr niemand mehr begegnet, obwohl sie sich doch in einem Vergnügungspark befand, in dem genau zu diesem Zeitpunkt ein großes Fest im Gange war.

Die Person hielt an. Ein lauer Wind wehte ihre langen, hellbraunen Haare umher.

Ihre sonst so klaren Augen starrten in verschwommen in die Dunkelheit.

"Warum? Wieso hat er das gesagt? Kaiba, du blöder Idiot..." Schluchzte die Person leise vor sich hin.

Im Moment wollte sie am Liebsten im Erdboden versinken. Alles schien sich gegen sie gewandt zu haben.

Sie schaute wie gebannt auf ihre rechte Hand.

"Er hat es nicht besser verdient. Es tut mir nicht Leid, dass ich ihn geohrfeigt habe. Wie kann er das sagen?" Flüsterte sie sich selbst zu.

//Und was willst du jetzt machen, Fu? Du weißt immer noch nicht, wo du hier bist.//

"Ich muss endlich die anderen finden. Sie suchen mich bestimmt schon."

Entschlossen wischte Fu sich die Tränen aus dem Gesicht.

Was kümmerte sie, was Seto Kaiba zu ihr gesagt hatte? Ja, es würde sie nicht kümmern, wäre sie nicht so unsterblich in ihn verliebt.

Trotzdem musste sie sich jetzt zusammenreißen und ihre Freunde wieder finden.

Plötzlich kam ihr ein Gedanke, und sie sah blitzschnell auf ihre Armbanduhr.

"In 10 Minuten beginnt das Turnier. Bestimmt sind sie schon zur Duellarena gegangen." Meinte sie zu sich selbst.

Zumindest hatte sie nun einen Anhaltspunkt. Jetzt ging es nur noch darum, die Duellarena zu finden.

Planlos ging Fu einfach geradeaus. Irgendwann musste sie zumindest jemand begegnen, den sie fragen konnte.

Plötzlich fiel ihr etwas ins Auge. Direkt in etwa 10 Metern Entfernung befand sich ein rotes Zelt.

"Zum Glück. Hoffentlich gehört das Zelt noch zu Kaibaland."

In der Hoffnung jemanden in dem Zelt anzutreffen, lief sie darauf zu.

,Madame Rochidée's Haus der Illusion' stand in großen, goldenen Schriftzeichen auf einem Schild vor dem Zelt.

"Nja...Haus würd ich das nicht nennen, aber was soll's." Sagte sich die junge Chinesin und trat ein.

Der Innenraum war in ein seltsames, goldenes Licht getaucht.

"Hallo? Entschuldigen sie, aber ist hier jemand?" Rief Fu vorsichtig.

"Du wirkst bedrückt mein Kind. Kann ich dir irgendwie weiterhelfen?"

Fu zuckte zusammen. Die Stimme, die ihr soeben geantwortet hatte, kam ganz aus der Nähe. Genauer gesagt kam sie von direkt hinter ihr.

"Äh...ja...ich hoffe, dass sie mir helfen können. Also ich hab mich verlaufen und suche die Duellarena. Können sie mir sagen, wie ich dahin komme?"

Erwartungsvoll drehte Fu sich um, und erblickte eine kleinere Frau, die indische Kleidung trug und Fu weit entfernt an einen Zirkus erinnerte.

"Ich denke, das ist bei weitem nicht dein größtes Problem, hab ich Recht? Wie kommst du überhaupt auf die Duellarena? Weißt du nicht, dass du dich gar nicht mehr in Kaibaland befindest?" Antwortete ihr die merkwürdige Frau in einem seltsam summenden Ton.

"Was? Aber wie kann das sein? Ich dachte, es gibt nur einen Aus- und Eingang aus Kaibaland. Und wo bin ich hier?"

Verständnislos starrte Fu die Frau, die wohl Madame Rochidée sein musste, an.

"Das ist richtig, aber nicht, wenn du den Personalausgang benutzt, und das hast du wohl!"

Madame Rochidée setzte ein selbstsicheres Lächeln auf.

Irgendwie war Fu diese Frau unheimlich. Sie schien mehr zu wissen, als sie eigentlich durfte.

"Ich hab mich schon gewundert, als ich aus der Tür gekommen bin. Na gut, können sie mir dann vielleicht sagen, wie ich wieder zurückkomme? Ich glaub nämlich, dass ich mich ziemlich verlaufen hab." Erkundigte sich Fu weiter.

"Ja, das hast du allerdings. Du hast wahrscheinlich gar nicht mehr auf deine Umgebung geachtet, als du weggelaufen bist. In manchen Situationen tun wir Dinge, die wir später bereuen."

Nun war Fu diese geheimnisvolle Frau wirklich unheimlich. Woher wusste sie, dass Fu weggelaufen war und was meinte sie mit, Dinge, die sie später bereut?

"Tut mir Leid, ich weiß nicht wovon sie reden." Heuchelte Fu ihr vor.

"Ich denke, das weißt du ganz genau. Jemand der dir sehr viel bedeutet hat dich verletzt. Mach dir keine Sorgen. Ich bin sicher, er hat es nicht so gemeint."

Während Madame Rochidée das sagte, ging sie zu einem kleinen Tisch auf dem verstreut einige Tarotkarten und ein Pendel lagen.

"Sind sie eine Wahrsagerin, oder so etwas in der Art?"

Gewöhnlich schenkte Fu, die doch sehr realistisch dachte, derlei Dingen keinen Glauben, aber dass diese Frau so vieles wusste, machte ihr etwas Angst.

"Ja, so etwas in der Art bin ich. Also soll ich dir vielleicht die Zukunft voraussagen? Oder willst du nur etwas über deinen Liebsten erfahren? Das kostet dann 70000 Yen!" Meinte Madame Rochidée, während sie die Tarotkarten mischte.

"WAS? Das sind ja Wucherpreise! Vergessen sie's, ich will gar nichts wissen! Äh...außer wie ich wieder nach Kaibaland komme." Empörte sich Fu.

Das hätte sie sich vorher denken können, dass an dieser Sache ein Haken ist.

"Warum gehst du nicht wieder den Weg zurück, den du gekommen bist?"

Madame Rochidée mischte weiterhin seelenruhig ihre Karten.

"Wenn ich mich noch an den Weg erinnern würde, aber das kann ich nicht. Also ist es denn zu viel verlangt, dass sie mir den Weg erklären?"

Fu hatte das ungute Gefühl, dass die geizige Wahrsagerin auch für eine kleine Wegbeschreibung Geld verlangen könnte.

"Schon gut. Du musst nur die Hauptstraße entlang, dann kommst du unweigerlich wieder nach Kaibaland. Das kannst du gar nicht verfehlen. Ich frag mich sowieso, wie man nicht wissen kann, wo Kaibaland ist. Den Vergnügungspark sieht man doch noch aus dem Weltraum. Kann es sein, dass du einen miserablen Orientierungssinn hast?"

"Pah...warum sagen sie mir's nicht? Ich denke, sie sind Wahrsagerin." Entgegnete Fu beleidigt.

Sie wusste nur zu gut, dass sie einen schlechten Orientierungssinn hatte, aber das musste man ihr ja nicht unbedingt auf die Nase binden.

"Könnte ich, aber das kostet dann 50000 Yen."

"*drop* na wunderbar...Sie sind ja kaum unverschämt. Trotzdem vielen Dank, ich muss dann mal gehen."

Gerade, als Fu das Zelt wieder verlassen wollte, wandte sich Madame Rochidée wieder ihr zu.

"Warte noch. Das hier schenk ich dir, sozusagen als Werbegeschenk." Meinte sie freundlich, wobei sie Fu einen kleinen Anhänger an einer Kette in die Hand drückte.

"Hm...was ist das?" Verwundert starrte Fu auf den kleinen Anhänger. Es war ein kleiner goldener Schlüssel mit zwei Flügeln und in seiner Mitte glänzte ein kristallner Stein.

"Das ist ein Amulett. Es symbolisiert den Schlüssel zum Herzen eines Menschen. Schenk es dem, den du liebst und es wird ihn beschützen." Erläuterte Madame Rochidée.

"Das sagen sie wohl jedem, stimmts? Na trotzdem vielen Dank...ich muss jetzt aber gehen."

Mit einem Gruß verabschiedete sich Fu, und verließ das Zelt.

Während des Weges schaute sie immer wieder auf den Anhänger. Obwohl das Gold und der Edelstein niemals echt waren, sah er sehr schön aus.

"Wenn die wüsste. Ich kann wohl schlecht hingehen, nach dem, was vorhin geschehen war und Kaiba dieses Ding schenken. Selbst wenn das vorhin nicht passiert wäre, würd er mich doch nur auslachen."

Mit einem leisen Seufzer steckte sie das Amulett in ihre Manteltasche und führte ihren Weg fort.

Plötzlich blieb sie abrupt stehen.

//Oh nein, das hab ich total vergessen. Ich kann nicht zu den anderen zurück. Das Turnier hat doch schon begonnen. Was mach ich nur? Am Besten geh ich gleich nach Hause, aber was soll ich den anderen sagen? Aber ich kann auf gar keine Fall zu ihnen gehen, denn sonst seh ich ihn wieder.//

Verwirrt sah Fu zu Boden. Es war kaum eine halbe Stunde vergangen, da hatte sie Kaiba eine Ohrfeige gegeben und ihm gesagt, sie wolle ihn nie wieder sehen. Jetzt konnte sie doch unmöglich auf dieses Turnier gehen, wo sie genau wusste, dass sie ihn dann wieder sehen würde.

//Was mach ich nur, was mach ich nur? Oh wär das nur nicht passiert? Ich hab einen Fehler begangen. Ich wusste genau, dass ich damit einen wunden Punkt bei ihm getroffen hab, und trotzdem hab ich's gesagt. Dabei meinte ich es gar nicht so. Ich will doch, dass er gegen Yugi gewinnt. Ist doch selbstverständlich, dass ich ihm das wünsche.

Und genau deshalb muss ich jetzt dahin gehen. Egal, was er von mir denkt, ich bin es mir selbst schuldig.//

Obwohl Fu sich selbst über ihre Entscheidung wunderte, ging sie zurück zu der Duellarena, wo die anderen schon längst waren.

"Da bist du ja endlich wieder, Fu. Wir dachten schon, du wärst nach Hause gegangen. Das Turnier hat schon lang angefangen." Begrüßte sie Duke überrascht.

"Tut mir Leid. Ich hab mich auf der Suche nach einer Toilette total verlaufen. Und letzten Endes hab ich doch keine gefunden."

Gekonnt vertuschte die Chinesin, was ihr wirklich passiert war und gesellte sich wieder zu ihren Freunden.

"Fast alle Duellanten sind schon ausgeschieden, als nächstes muss Joey gegen Kaiba antreten." Verkündete Tristan den anderen.

Unweigerlich zuckte Fu zusammen. Da hatte sie wirklich den perfekten Zeitpunkt getroffen.

"Yugi hat das letzte Duell gewonnen, und wenn Kaiba jetzt gewinnt, ist wohl klar, wer sich im Finale gegenüberstehen wird." Erklärte Duke.

"Ok, wollen wir ehrlich sein. Joey hat nicht wirklich eine Chance, aber wir feuern ihn trotzdem an." Setzte er noch hinzu, woraufhin die anderen nickten.

"Das zweite Halbfinalduell wird jetzt beginnen. Einen großen Applaus den beiden Kontrahenten. Joey Wheeler und natürlich der berühmte, unglaubliche, brillante Seto Kaiba." Verkündete der Moderator, auf dessen Ankündigung Kaiba's ein tosender Applaus losbrach.

"War ja klar. Kaiba macht daraus mal wieder ne One-Man-Show." Bemerkte Tristan beiläufig.

"Ich hoff du hast dich warm angezogen, Kaiba, weil ich dich gleich ziemlich fertig machen werde." Prahlte Joey stolz, als er die Duellplattform betrat.

"Träum weiter Wheeler. Das wird nicht lange dauern. Ich muss dich lediglich auf deinen rechtmäßigen Platz zurückweisen, da unten bei der Idiotentruppe." Konterte Kaiba überheblich, hielt aber schlagartig inne, als er bei eben genannter Idiotentruppe eine Person erblickte, die er so schnell nicht erwartet hatte wieder zu sehen.

//Was...sie? Ich dachte, sie wollte mich nie wieder sehen, und jetzt ist sie wieder da? Wieso? Was kümmert's mich. Ich hab wichtigere Dinge, um die ich mich kümmern muss.// Dachte sich Kaiba und wandte sich nur noch seinem Duell zu.

"Na gut, ich fang an. Ich rufe Alligatorschwert im Angriffsmodus. Setz dem was entgegen, Kaiba!" Begann Joey seinen Zug, und rief das benannte Monster auf's Feld.

"Ist das dein Ernst, Wheeler? So wie ich das sehe, wird das Duell in 5 Minuten beendet sein. Ich spiele die Karte Herr der Drachen, was mir erlaubt die Zauberkarte Drachenflöte zu spielen. Mit diesen beiden Karten kann ich dann meinen alten Freund auf's Feld rufen, den weißen Drachen mit eiskaltem Blick."

Gegen Kaiba's Vermutung, dass Duell wäre in 5 Minuten beendet, ging es noch lange weiter. Immer wieder lagen abwechselnd Kaiba oder Joey vorne.

Letzten Endes gewann jedoch, wie hätte es anders sein können, Kaiba.

"Komm mach dir nix draus, Joey! Das bist du doch mittlerweile gewöhnt." Versuchte ihn Téa aufzumuntern, erreichte aber mit ihrer letzten Äußerung genau das Gegenteil.

"Vielen Dank auch! Auf eure Unterstützung kann ich gut verzichten. Na, was soll's. Dafür zeigt Yugi dem reichen Pinkel jetzt was ne Harke ist, stimmts Alter?" Erwiderte Joey und wandte sich darauf Yugi zu.

"Ich versuch's. Danke Joey." Antwortete dieser bescheiden wie eh und je.

"Ihr habt lange warten müssen, jetzt ist es endlich soweit. Das große Finale des KC Halloweenturniers (was'n bescheuerter Name)." Verkündete der Moderator der jubelnden Menge.

//Ich wünsch dir viel Glück, Seto.// Dachte Fu und drückte dabei unmerklich den kleinen Anhänger, den sie von Madame Rochidée bekommen hatte.

Urplötzlich jedoch verstummte die Sprechanlage des Moderators und jegliche Beleuchtung in Kaibaland fiel aus.

"Was ist denn jetzt los? Ein Stromausfall?"

Die Menge war verwirrt. Durch den Stromausfall wurde es stockfinster in Kaibaland.

"Herr Kaiba, kommen sie schnell. So wie es aussieht, hat sich ein Hacker Zugriff auf unser System verschafft."

Aufgebracht war Kaiba's Sekretär Roland in die Duellarena gestürmt. Kaiba reagierte sofort und verließ die Plattform.

"Habt ihr das gehört? Ein Hacker hat sich eingeschlichen. Seltsam oder? Ausgerechnet im Finale?!" Meinte Téa nachdenklich.

"Da will sich wahrscheinlich wieder jemand an Kaiba rächen, oder so. So viele ,Freunde', wie der hat." Entgegnete Tristan gelangweilt.

Fu hörte den Ausführungen ihrer Freunde gar nicht zu. Stattdessen widmete sie ihre Aufmerksamkeit einer ominösen Gestalt, die vor einer Sekunde in die Richtung verschwunden war, in die auch Kaiba gegangen war.

//Ich kann mir nicht vorstellen, dass der hier hin gehört. Das seh ich mir mal genauer an.// Überlegte Fu, deren natürliche Neugier geweckt worden war.

Unbemerkt schlich sie sich von der Menge weg und folgte der mysteriösen Gestalt.

Erst jetzt bemerkte sie, dass sie wieder an derselben Stelle gelandet war, an der sie sich zuvor verlaufen hatte.

"Tja...hätte der Panzerschrank vorhin nicht mich geschnappt, sondern Ausschau gehalten, ob wirklich jemand verdächtiges herumschleicht, wär ihm diese Gestalt bestimmt aufgefallen. Aber der hatte ja mehr damit zu tun, mich zu verfolgen. Meine Güte, Kaiba's Personal ist wirklich unfähig." Bestätigte Fu sich selbst.

Mittlerweile konnte sie fast nichts mehr erkennen. Der sowieso dunkle Winkel war durch den Ausfall der Beleuchtung nun völlig ins Schwarze gehüllt.

Vorsichtig tastete Fu nach dem Eingang, durch den sie zuvor schon gegangen war, da vernahm sie auf einmal ein undefinierbares Geräusch direkt hinter ihr.

Erschrocken drehte sie sich um, und wurde augenblicklich von zwei schwarzen Gestalten niedergeschlagen. Sie verlor das Bewusstsein.
 

Langsam kam Fu wieder zu sich. Ihr Kopf schmerzte und sie hatte das Gefühl von einer Herde Elefanten überrannt worden zu sein.

"Au, verflucht...was ist denn passiert?" Stammelte sie und rieb sich dabei ihren schmerzenden Hinterkopf.

"Oh mein Schatz, wie ich sehe bist du wach. Das freut mich sehr."

Eine dumpfe Stimme drang an Fu's Ohr, doch sie brauchte nicht lang, um zu erkennen, wessen Stimme es war.

Diese Stimme ließ ihr einen kalten Schauer über den Rücken laufen, und sie würde sie wohl nie vergessen.

//Was? Wie kann das sein? Was macht er hier?// Schoss es ihr unweigerlich durch den Kopf, bevor sie erschrocken die Augen aufriss.

Ihre Befürchtung hatte sich bestätigt. Vor ihr stand dieser widerliche Typ mit seinen ekelhaften violett-farbenen Augen.

"Gérard! Was machst du hier? Ich dachte, du wärst in Frankreich." Kam es sogleich aus ihr heraus, während sie ihren Blick kurz durch den Raum schweifen ließ.

Hier befanden sich Möbel und der Raum war beleuchtet. Es wirkte fast wie ein Wohnzimmer.

"Da hast du leider falsch gedacht, meine Süße. Du glaubst doch nicht, dass ich gehe und dich einfach zurücklasse. Ich war in Frankreich, aber ich bin zurückgekommen um dich mitzunehmen." Antwortete Besagter in seinem typischen schleimig, widerlichen Tonfall.

"Tz...ich glaub du hast nicht mehr alle am Sträußchen. Wie kommst du darauf, dass ich mit dir gehe?" Konterte Fu provozierend.

Vor diesem Typen hatte sie keine Angst, auch wenn er sie das letzte Mal entführt hatte.

"Nana...wer wird denn gleich so kratzbürstig sein? Du solltest dich glücklich schätzen, dass ich dich ausgewählt habe. Was glaubst du, wie viele Frauen mit mir zusammen sein wollen?"

Gérard hatte sich mittlerweile genau vor die, auf dem Boden sitzende Fu gestellt und lachte ihr hinterhältig ins Gesicht.

"Keine einzige! Du bist doch der Albtraum jeder Frau. Lass mich raten, du bist für den Stromausfall in Kaibaland verantwortlich, hab ich Recht?"

Endlich richtete Fu sich auf und sah Gérard nun unbeeindruckt ins Gesicht.

"Richtig geraten. Kaiba's System ist derart leicht zu überlisten, und außerdem hab ich zuverlässige Leute auch in Kaiba's Reihen. Bis er herausgefunden hat, wer sein System manipuliert hat, bin ich über alle Berge."

"Darauf würd ich nicht hoffen. Kaiba hat um längen mehr drauf als du. Ich schätze es dauert keine 5 Minuten, bis er den Hacker ausfindig gemacht hat."

Nun war es Fu, die ein hinterhältiges Lachen aufgesetzt hatte.

"Oh, ich weiß schon. Du hältst sehr viel von deinem Kaibalein, aber du irrst dich. Dein Liebling hat nicht die geringste Chance. Aber jetzt genug davon. Eigentlich ließ ich sein System nur auf Anweisungen meines Vaters manipulieren. Ich kann zwar nicht nachvollziehen, weshalb er so scharf auf die Kaiba Corp. ist, aber das interessiert mich auch nicht wesentlich. Mein Interesse gilt allein dir, und zufälliger Weise warst du ausgerechnet heut ebenfalls in Kaibaland anwesend."

Um seinen letzten Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, drängte er Fuück für Stück nach hinten, bis sie mit dem Rücken an der Wand lehnte.

"Na ganz toll. Hast du mal wieder Papis kleinen Helfer gespielt? Und was willst du jetzt tun?" Höhnisch starrte Fu ihm in die Augen.

"Was ich tun will? Oh, das ist leicht zu erklären. Ich ruiniere Kaiba's System und nehm als Bonus noch seine hübsche Freundin mit."

"In deinen Träumen, mein Lieber! Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich mit dir komme. Kapier endlich, dass ich kein Interesse an dir hab. Wenn du unbedingt Gesellschaft brauchst, dann hol dir nen Hund, aber lass mich zufrieden."

Von so einem Idioten ließ Fu sich sicher keine Angst machen.

Jedoch war ihr der Ernst der Lage, in der sie sich momentan befand, noch nicht bewusst.

Offensiv erwartete sie Gérard's Reaktion auf ihre Antwort, doch was er dann tat, hatte sie nicht erwartet.

Mit einem Ruck griff er ihr rechtes Handgelenk und drückte es gegen die Wand, umschloss mit seinem rechten Arm ihren Kopf und presste seine Lippen auf die ihren.

Fu war von dieser Handlung so überrumpelt, dass sie zunächst nicht reagierte.

Dann jedoch stieß sie ihn schlagartig von sich weg.

"Was fällt dir ein? Mach das ja nicht noch einmal." Drohte sie ihm wütend.

Gérard passte diese Abweisung ganz und gar nicht, im Gegensatz, sie machte ihn noch aggressiver.

Bevor Fu ihm etwas entgegensetzen konnte, holte er mit seiner rechten Hand aus und verpasste ihr einen Schlag, dass es sie regelrecht umwarf.

Fu wollte aufspringen und ihm einen Tritt verpassen, sie konnte nicht umsonst Kung-Fu, als sie eine schwere Hand ihren Arm packte und ihn auf den Rücken drehte.

Sie stieß einen leisen Aufschrei von sich.

"Pass auf meine Süße."

Während ein unbekannter ihren Arm auf den Rücken gedreht festhielt, hob Gérard Fu's Kinn etwas in die Höhe, sodass sie ihm direkt in seine widerlichen Augen sah.

"Heute lass ich dich gehen, aber du gehörst mir, dass das klar ist. Und ich rate dir, diesen Vorfall geheim zu halten, sonst..."

"Was sonst? Willst du mich umbringen?" Unterbrach ihn Fu mit schmerzverzerrtem Gesicht.

"Nein, das könnt ich doch niemals tun. Aber sollte auch nur ein Sterbenswörtchen deine schönen Lippen verlassen, wird es dein geliebter Kaiba büßen."

Lachend drehte er Fu den Rücken zu.

"Und jetzt bring sie wieder zurück." Wies er den unbekannten Mann, der Fu so unsanft festhielt an, bevor er durch eine Tür aus dem Zimmer verschwand.

Sogleich versuchte Fu sich aus dem Klammergriff zu befreien, was jedoch ein schwerer Fehler war.

Der Unbekannte bemerkte ihr Zappeln und zerrte sie an den Haaren mit sich.

Erneut stieß Fu einen schmerzerfüllten Schrei aus, versuchte aber weiterhin sich zu befreien. Dies bewirkte aber nur, dass der Unbekannte noch brutaler wurde.

Er zerrte sie weiter mit sich. Als sie ihre Befreiungsversuche immer noch nicht aufgab, reichte es ihm.

Mit einem gezielten Schlag in den Nacken verlor sie das Bewusstsein.

Von allem weiteren bekam Fu nichts mehr mit.

Sie bemerkte nicht, wie man sie in ein Auto schleppte und losfuhr.

Nach einer Ewigkeit erst, nahm sie ihre Umgebung wieder wahr.

Hustend und Röchelnd wachte sie auf, und spürte augenblicklich den stechenden Schmerz in ihrem rechten Arm.

"Verdammt, dieser Mistkerl!" Fluchte sie mit zusammengebissenen Zähnen.

Vorsichtig öffnete sie die Augen, nahm jedoch zunächst nur verschwommene Umrisse wahr.

Mit der Zeit wurde ihre Sicht klarer, sodass sie ihre Umgebung erkennen konnte.

Sie befand sich wieder vor dem Gebäude, vor welchem sie von den unbekannten Gestalten angegriffen wurde.

Zuerst einmal setzte sie sich auf und lehnte sich erschöpft gegen die Wand des Gebäudes.

//Was mach ich jetzt nur? Gérard meint es tatsächlich ernst. Ich darf niemandem davon erzählen, sonst muss Kaiba dafür bezahlen. Am Besten geh ich erstmal nach Hause, und dann überleg ich mir etwas. Wenn mein Arm nur nicht so weh tun würde, wenn der jetzt gebrochen ist...//

Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verlieren, raffte sich die junge Chinesin auf.

Sie durfte nun keinen Fehler begehen, denn Gérard war zu allem fähig.

Zu den Schmerzen in ihrem Arm machte ihr der Schlag in den Nacken noch zu schaffen, da sie immer noch ziemlich benommen war.

Sie versuchte die Schmerzen zu ignorieren, und schleppte sich in der Dunkelheit vorwärts.

Erst jetzt fiel ihr auf, dass etwas Warmes, Flüssiges von ihrer Stirn tropfte. Mit der linken Hand fuhr sie kurz über die Stirn, zog sie allerdings gleich wieder zurück, da ein stechender Schmerz von ihrer Stirn ausging.

So wie es schien hatte sie über ihrem linken Auge eine Platzwunde, die seit geraumer Zeit blutete.

Aber auch dies ignorierte sie. Plötzlich schreckte sie erneut zusammen, als ein greller Lichtstrahl ihre Augen traf. Reflexartig kniff sie diese zusammen.

"Fu, da bist du ja! Wir haben dich überall gesucht. So wie es aussieht wird das eine längere Angelegenheit mit dem Strom, aber was hast du denn..." Abrupt brach Téa's Stimme ab.

"Mein Gott, Fu! Was ist denn passiert? Du bist ja verletzt."

Schlagartig ließ Téa die Taschenlampe fallen und lief zu Fu, die ihre Augen immer noch geschlossen hatte.

"Bist du etwa angegriffen worden? Du blutest ja. Ich ruf sofort einen Krankenwagen."

Fu wollte sie noch aufhalten, doch es war bereits zu spät.

Téa hatte die anderen auf sich aufmerksam gemacht, sodass es keine 10 Sekunden dauerte bis die gesamte Kindergartentruppe und noch ein paar andere Leuten bei ihnen waren.
 

Fortsetzung folgt...

Eingesperrt

29. Eingesperrt
 

Wie kalt doch dieser Wintermorgen begann.

Die ganze Welt schien in einen tiefen Schlaf gefallen. Kein Vogelgezwitscher war zu hören, nur das Rascheln der kahlen Zweige, durch die der Wind fuhr.

Der erste Dezembermorgen war angebrochen, Weihnachten stand unmittelbar bevor.

Und langsam verbreitete sich die Vorfreude auf das kommende Weihnachtsfest in den Herzen der Menschen.

Selbst in dieser kalten Jahreszeit gab es Wärme in den Herzen der Menschen. Jedoch nicht in allen Herzen.

Einer unter ihnen verspürte keine solche Wärme. Im Gegenteil, seine eisblauen Augen strahlten eine größere Kälte aus, als die Jahreszeit mit sich brachte.

An diesem Morgen, wie an so vielen quälten sich die Schüler der Domino High in die Schule. Die Frage, ob einer dieser Schüler auch nur im Geringsten die Lust verspürte, an diesem Tag die Schule zu besuchen, erübrigte sich, als man die trüben Gesichter der Schüler sah.

"Man Leute, das ist doch echt ungerecht. Ich bin viel zu müde!" Gähnte Joey verschlafen.

Wie so viele andere stand er kurz davor jede Sekunde einzuschlafen, was allerdings nicht verwunderlich war, denn die Geschichte der Entstehung der Einstein'schen Relativitätstheorie war nicht gerade das, was die meisten unter vergnüglich verstanden.

"Mister Wheeler, wenn ihnen mein Unterricht zu langweilig ist, dann sollten sie vielleicht gar nicht erst herkommen!" Wandte sich der Lehrer an ihn, ohne dabei von der Tafel abzusehen.

Joey wurde etwas verlegen, entgegnete aber nichts, um sich nicht noch Ärger einzuhandeln.

In den letzten Wochen war er mehrmals aus dem Unterricht geworfen worden, entweder wegen Unaufmerksamkeit oder wegen etwaigen Störens des Unterrichts.

Da war es nun doch besser für ihn, er halte sich die nächste Zeit etwas zurück mit seinen Kommentaren.

Einige Schüler kicherten, während andere nur genervt mit den Augen rollte.

Eine unter ihnen blieb jedoch völlig still. Sie hatte dem Unterricht bis jetzt gar nicht gefolgt und auch die Bemerkung des Lehrers war ihr gänzlich entgangen.

Ihr Blick haftete am Fenster, und dem was sich draußen befand.

Der Tag, der schon trübe begonnen hatte, hatte sich nicht im Geringsten gebessert. Wie eine dicke Schicht aus Depressionen lagen die dunklen Wolken über Domino.

Wer an solch einem Tag guter Laune sein konnte, verstand Fu nun wirklich nicht.

Eine kurze Brise kam auf, in welcher die kahlen Zweige des nahestehenden Ahornbaumes klappernd gegen das Fenster des Klassensaals schlugen.

Fu's Kopf schien völlig leer. Sie beobachtete die Zweige des Ahornbaumes, die sich sachte im Wind wiegten und die kahlen Dächer der umstehenden Häuser.

//Ob es vielleicht anfängt zu schneien? Weiße Weihnachten wäre doch mal wieder etwas Schönes. An dem miesen Wetter sind allein die Menschen schuld, die mit ihren Abgasen das Treibhausklima immer mehr verstärken und das Ozonloch vergrößern. Ach...was soll's?//

Gedankenverloren wandte sie ihren Blick der Tafel zu, auf welcher der Lehrer soeben die feststehende Gleichung zur Berechnung der relativen Lichtgeschwindigkeit angeschrieben hatte.

Eine Formel, die man nach Fu's Ermessen weder verstehen noch gebrauchen konnte. Warum sollte ein Mensch auch die Lichtgeschwindigkeit ausrechnen wollen?

Sie ließ ihren Blick durch die Klasse schweifen. Kaum zu glauben, dass einige Schüler den Mist, der da an der Tafel stand tatsächlich abschrieben.

Doch zu diesen gehörten nur wenige. Joey beispielsweise hatte seine Aufmerksamkeit wieder dem Innern seiner Augenlider gewidmet, während Téa verzweifelt versuchte ihn aufzuwecken, natürlich so, dass der Lehrer nichts davon mitbekam.

Yugi starrte gebannt auf die Tafel, wobei Fu bezweifelte, dass er auch nur ein Fünkchen davon verstand, was er auf der Tafel sehen konnte.

Tristan und Duke schienen sich mal wieder wegen irgendeines Themas in die Wolle bekommen haben und trugen das nun in unverständlichen Gesten und Worten aus.

Bakura hatte ein Buch auf seiner Bank liegen, auf das er sich gebannt fixiert hatte.

Fu reckte sich ein wenig, um erkennen zu können, was für ein Buch das war. Nach einigen vergeblichen Versuchen kam sie zu dem Entschluss, dass es sich wohl um irgendein Schulbuch handeln musste, in welchem Bakura gerade etwas über das an der Tafel aufgeschriebene lesen würde. Genau wusste sie es aber nicht.

Ein Lächeln entfuhr Fu's Gesicht, als sie Bakura etwas eingehender betrachtete.

Er war wirklich einer der wenigen, die sich zumindest versuchten auf den Unterricht zu konzentrieren. Das konnte man allein an seinen Noten erkennen, denn Bakura war ein sehr guter Schüler, ebenso wie Yugi und Téa. Tristan, Duke und Joey waren da eher Schlusslichter, was nicht zuletzt daran lag, dass sie sich kaum am Unterricht beteiligten.

Fu selbst war so eine Art Mittelding. In gewissen Dingen war sie sehr gut, wie beispielsweise in Chemie oder in Japanisch.

In anderen Fächern lagen ihre Noten jedoch meist unter dem Durchschnitt. Das beste Beispiel dafür war Mathematik, ein Fach, welches Fu als mehr als überflüssig betrachtete.

Aber selbstverständlich gab es auch Schüler, die wirklich in allem nahezu perfekt waren, ohne dass sie sich auch nur in irgendeiner Form anstrengen mussten.

Das Paradebeispiel hierzu war Seto Kaiba. Er machte immer den Eindruck, als wäre er nur körperlich anwesend und geistig in seiner Firma. Und dennoch bestand er jede Klausur, jeden noch so unscheinbaren Test mit Bravour und einem Notendurchschnitt, den ihm so schnell niemand streitig machen konnte.

Ja, Kaiba war wirklich ein Fall für sich. Er war intelligenter als jeder, der hier zur Schule ging. Wahrscheinlich war er der Einzige, der diese dämliche Formel zur Berechnung der Lichtgeschwindigkeit verstand. Vielleicht würde er sogar Einstein Konkurrenz machen, würde dieser noch leben. Fu fragte sich sowieso, weshalb Kaiba noch auf dieser Schule war. Bei seinem IQ müsste er doch schon alle möglichen Doktortitel innehaben und könne längst als Professor an irgendeiner Elite-Uni, wie Harvard, Yale oder Princeton unterrichten. War denn nicht schon die NASA oder irgendeine andere Organisation auf ihn aufmerksam geworden? Bei so einer Vielzahl von Talenten müsste er doch einer der begehrtesten Menschen der Welt sein. Aber vielleicht übertrieb Fu da auch etwas. Es gab bestimmt noch irgendwo Menschen, die intelligenter als Kaiba waren.

Aber begehrt war er auf jeden Fall, zumindest was das weibliche Geschlecht anging. Es gab zahlreiche Tussis, die sich ein Bein abhacken würden um nur einmal mit Kaiba auszugehen. Gewöhnlich hasste Fu solche Weiber, aber bei einer Sache musste sie ihnen Recht geben. Kaiba war nicht einfach nur irgendein intelligenter, reicher Geschäftsmann, er war ein verflucht gutaussehender Geschäftsmann. Bei ihm passte wirklich alles zusammen. Diese kastanienbraunen Haare, die seine markanten Gesichtszüge so wunderbar hervorheben. Seine eisblauen Augen, mit denen er die Menschen immer fixierte. Fu hatte schon oft in diese Augen gesehen und jedes Mal lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Dennoch konnte man sich in diesen Augen verlieren. Sie schienen so endlos wie der Ozean und auch so undurchsichtig. Wer weiß schon, welche Gedanken und Gefühle sich hinter diesen Augen verbergen? Und dann sein Körper, seine imposante Gestalt und die stattliche Größe, wenn er sich vor einem aufbaute fühlte man sich unweigerlich unterlegen, das hatte Fu schon des Öfteren feststellen müssen.

Und trotzdem faszinierte sie seine Erscheinung immer wieder. Er hatte etwas Mächtiges, was nicht zuletzt seinem gut gebauten Körper zu verdanken war.

Obwohl es auf den ersten Anblick nicht so schien, konnte man durchaus erkennen, dass Kaiba einen durchtrainierten Körper hatte. Manche Männer trainierten ein Leben lang um irgendwann einen solchen Körper zu haben, und Kaiba hatte ihn.

Und in diesem Körper musste auch eine immense Kraft stecken, zumindest schien es Fu so. Zwar hatte Kaiba sich bisher kräftemäßig nie unter Beweis gestellt, und Fu bezweifelte auch, dass er das jemals tun würde, aber sie war sich sicher, dass er eine Menge Kraft besaß.

Alles in allem war Kaiba wirklich das perfekte Exemplar eines Mannes, und wahrscheinlich auch der Traum fast jeder Frau. Er war gutaussehend, reich, intelligent...was wollte man mehr?

Sie konnte sehr gut verstehen, dass Kaiba bei den Frauen sehr beliebt war, sie hatte ja selbst eine ,gewisse' Schwäche für ihn entwickelt.

Doch bei dieser noch so schönen Traumvorstellung musste man eines bedenken. Kaiba hatte einen äußerst miserablen Charakter. Er war arrogant, überheblich, eingebildet, eben ein echter Macho, gefühlskalt und egozentrisch. Mit den Frauen, wenn er sie überhaupt beachtete, spielte er nur und das Wort ,Liebe' hatte er sowieso vollends aus seinem Wortschatz gestrichen, falls er überhaupt noch wusste, was das zu bedeuten hatte.

Und trotzdem lagen ihm die meisten Frauen zu Füßen. Selbst Fu war seinem ,Charme' verfallen, wenn auch auf eine andere Art, als die übrigen Frauen.

Im Gegensatz zu den ganzen Tussis, die nur scharf auf sein Geld und sein Aussehen waren, hatte sie etwas anderes an ihm fasziniert. Was das genau war, konnte sie aber selbst noch nicht sagen.

"Miss Chan, ich warte auf eine Antwort!"

Erschrocken riss es Fu aus ihren Gedanken. Schnell starrte sie nach vorn, und sogleich in das ungeduldige Gesicht ihres Lehrers.

"Ehm...entschuldigen sie, was haben sie gefragt?" Stammelte sie verlegen, als sie bemerkte, dass alle Augenpaare der Klasse auf sie gerichtet waren.

"Vielleicht mag ihnen Mister Kaiba interessanter erscheinen, als mein Unterricht. Dennoch würde es mich freuen, wenn sie sich hin und wieder von ihm abwenden können, und dem Unterricht folgen. Wäre das möglich?" Entgegnete ihr der Lehrer, wobei er sie mit strengem Blick bedachte.

Fu sah ihn zunächst nur verständnislos an, bis sie begriff, was er ihr gerade gesagt hatte. Unweigerlich stieg ihr die Röte ins Gesicht. Sie hörte, wie einige der Mädchen zu kichern begannen.

War es denn so offensichtlich, dass sie die ganze Zeit über Kaiba angestarrt hatte? Sie selbst hatte das gar nicht gemerkt, aber selbst dem Lehrer war es nicht entgangen, also musste es so sein.

Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte sie den skeptischen Blick Joeys, der sich wohl gerade etwas für ihn völlig abstrus scheinendes dachte, was für Fu allerdings genau zutraf.

Mittlerweile schien ihr Kopf förmlich zu kochen. Sie senkte den Blick peinlichst auf ihre Bank, um nicht zufällig in das Gesicht von Kaiba zu sehen.

Zum Glück konnte sie ihn hier nicht ansehen. Wie er sie jetzt wohl gerade ansah? Ob er es auch bemerkt hatte, dass sie ihn die ganze Zeit über angestarrt hatte?

//Natürlich hat er es gemerkt! Blöde Kuh, was musst du ihn auch anstarren? ARGH!!!! Verflucht...//

Fu's Gedanken fuhren Achterbahn. Sie konnte sich denken, wie sich ihre Mitschüler nun über sie lustig machten.

Hoffentlich kamen sie nur nicht auf die Idee, etwas ,Falsches' hieraus zu schließen.

Während der restlichen Stunde starrte Fu wie gebannt auf die weiße Platte ihres Tisches, ständig befürchtend, sie könnte wieder Kaiba anstarren.

Nach einer halben Stunde klingelte es zum Schulende.

Fu hörte, wie die anderen Schüler ihre Sachen zusammenpackten und den Saal verließen. Nur sie war immer noch unfähig sich zu bewegen.

"He...Fu! Kommst du nicht mit?" Wandte sich Duke ihr fragend zu.

Nun sah sie doch auf, und erblickte die Gesichter von Yugi, Joey, Tristan, Duke, Téa und Bakura, die sie von der Tür aus skeptisch betrachteten.

"Eh...sorry! Ich komm sofort!" Entschuldigte sie sich verlegen und packte schleunigst ihre Sachen zusammen.

Mit den anderen verließ sie das Schulgebäude, bis ihr plötzlich etwas einfiel.

Ihre Gedanken schwenkten zurück in den Klassensaal.

Da sah sie es...sie hatte es unter ihrer Bank vergessen.

"Mist! Tschuldigung, ich hab was vergessen. Geht ruhig schon, ich muss noch mal zurück."

Sie winkte den anderen kurz zu und rannte dann zurück in die schon fast vollkommen leere Schule.

Schnaufend kam sie auf der obersten Stufe an. Wieso musste ihr Klassensaal auch im dritten Stock liegen?

Nicht auszudenken, was wäre, wenn sie es vergessen hätte...ihr Tagebuch. Eigentlich hatte sie nie vorgehabt so etwas anzufangen, doch nach den Geschehnissen der letzten Monate, kam sie einfach nicht mehr herum.

Sie hatte es immer und überall dabei, es war ihr Heiligtum geworden, auch wenn es schon etwas zerschlissen war und an manchen Seiten angekaut. Ab und zu hatte Kater Seto nämlich die Angewohnheit ihre Hefte und Bücher anzuknabbern, was er dann mit Vorliebe tat, und wenn Fu ihn nicht zurück halten würde, hätte er sie womöglich noch zerfetzt.

Ein seltsames Tier, dieser Kater, das hatte sie sich schon oft gedacht.

Endlich stand sie vor ihrem Klassensaal und öffnete die Tür. Sie war zum Glück noch nicht abgeschlossen.

Vorsichtig lugte sie zunächst in den Raum, ob auch wirklich niemand mehr dort war, bis sie zu ihrem Pult ging, um das Tagebuch zu holen.

Sie beugte sich runter, und schaute unter ihr Pult, doch das Buch war nicht dort.

//Oh nein! Das ist doch nicht wahr! Ob es jemand anders mitgenommen hat?// Schoss es ihr schlagartig durch den Kopf.

//Derjenige kann jetzt alles lesen, alle meine Geheimnisse und vor allem, alles was ich über Kaiba...//

"Suchst du was?" Schlagartig riss es Fu aus den Gedanken. Wie vom Blitz getroffen, fuhr sie herum, und erstarrte sogleich, als sie sah, wer vor ihr stand.

"W...was machst du denn hier?" Stammelte sie wie festgefroren.

"Dasselbe wollte ich dich fragen." War die Antwort, die man ihr gab.

Zwei kalte, blaue Augen sahen sie belustigt und spöttisch an.

Es dauerte eine Weile, bis Fu sich wieder gefasst hatte. Der letzte, den sie hier noch erwartet hatte, war er, Seto Kaiba.

"Das geht dich doch nichts an! Ich hab nur etwas gesucht, wenn du es genau wissen willst." Konterte sie trotzig, und ähnelte dabei schon fast einem kleinen Kind, das gerade dabei erwischt wurde, wie es Süßigkeiten stehlen wollte.

"Ach...und du suchst nicht zufällig danach, oder etwa doch?" Mit einem spöttischen Grinsen hielt er ihr plötzlich ein kleines, rotes Buch, das an einer Ecke schon leicht lädiert war, vor die Nase.

Fu's Augen weiteten sich. Das konnte doch nicht wahr sein. Ausgerechnet er hatte es, er hatte ihr Tagebuch.

Geschockt starrte Fu zunächst auf das Buch, dann in Kaibas Gesicht. Wenn er es hatte, würde das etwa auch bedeuten, er hatte es gelesen?

//Oh bitte nicht!// Flehte Fu innerlich.

In diesem Buch standen so ziemlich all ihre Gedanken, all ihre Gefühle ihn betreffend. Nicht auszudenken, was wäre wenn...

"Wo hast du das...ich meine, hast du etwa...?" Fu fand nicht die richtigen Worte, um das auszudrücken, was ihr gerade im Kopf vorging. Sie war einfach geschockt.

"So wie es aussieht, hast du ein gravierendes Problem mit Ratten." Bemerkte Kaiba beiläufig.

"Eh...was meinst du damit?"

Ein großes Fragezeichen bildete sich auf Fu's Gesicht.

"Wie das aussieht..."

"Das kann dir doch egal sein, und jetzt gib her!" Befahl Fu forsch und war nah daran, ihm das Buch einfach aus der Hand zu reißen.

"Hm...weshalb sollte ich? Scheint dir ja sehr wichtig zu sein, dieser Fetzen." Wieder bedachte er sie mit einem dieser arroganten, verspottenden Blicke.

"Weil ich es haben will und ja, es ist mir wichtig!" Erwiderte Fu.

Langsam wurde sie ungeduldig. Wieso tat er das? Wollte er sie etwa ärgern? Wusste er womöglich längst alles, was darin stand?

"Soso...du willst es also haben. Was ist denn darin so Interessantes, dass du es unbedingt haben willst?"

Fu stockte. Was sollte diese Anspielung? Er wusste es doch nicht etwa wirklich? Oder wollte er sie nur auf die Probe stellen?

"Kann mir auch egal sein. Da hast du's." Achtlos ließ er es einfach fallen, sodass Fu Mühe hatte, es aufzufangen.

Sprachlos sah sie auf ihr Buch. Ihr Buch voller Geheimnisse. Aber waren es überhaupt noch Geheimnisse?

//Wieso hat er es mir jetzt plötzlich gegeben? Er weiß, was drin steht, oder? Er muss es wissen, aber wenn er es weiß, dann weiß er auch...OH NEIN!// Ihr Magen verkrampfte sich. Doch sie musste es wissen, sie musste erfahren, ob er wusste, was darin stand.

"Sag mal, du hast doch nicht...oder hast du rein geschaut?" Fragte sie verunsichert, und schon darauf gefasst.

Kaiba, der eigentlich dabei war zu gehen, drehte sich noch einmal um.

"Nenn mir einen Grund, warum ich das getan haben sollte? Es interessiert mich nicht im Geringsten, was du in dieses Buch schreibst. Also nerv mich nicht damit."

Wieder sah er sie mit diesen, ihr lediglich Verachtung entgegen bringenden Augen an. Diese Augen, so kalt, dass sie selbst die heißeste Lava zum gefrieren bringen konnten.

Doch Fu ließ sich davon nicht mehr einschüchtern.

"Phf...auch gut! Ich weiß ja bereits, dass ich dir aus den Augen gehen soll. Hast du mir damals unmissverständlich mitgeteilt. Du kannst mich mal, du blöder Idiot!"

Mit einer gekonnten Geste warf sie ihre langen Haare zurück und lief so ignorant, wie nur möglich an ihm vorbei zur Tür.

"Lass das besser! Das kannst du sowieso nicht!" Hämisch grinsend bedachte Kaiba die kleine Show, die Fu versuchte abzuziehen.

"Was? Was kann ich deiner Meinung nach nicht?"

Fu hatte die Tür schon geöffnet, war dabei hinauszugehen, als sie sich noch einmal verwundert umdrehte.

"Die Ignorante zu spielen. Denn dazu müsstest du zu erst einmal wissen, was ignorieren überhaupt heißt, und das für jemanden wie dich verständlich zu machen, wäre vergebliche Liebesmüh."

Amüsiert betrachtete Kaiba, wie Fu ihn zuerst verblüfft ansah, dieser Ausdruck aber schlagartig in einen ärgerlichen, bis aufs äußerste provozierten wechselte.

Ruckartig knallte sie die Tür, die sie einen Spalt breit geöffnet hatte, unter lautem Donnern zu.

"Du elender Mistkerl! Was gibt dir eigentlich das Recht, so mit mir zu reden? Ich...argh...was red ich überhaupt noch mit dir? Kostet mich sowieso nur Nerven." Beleidigt drehte Fu ihm den Rücken zu, griff abermals nach dem Türgriff und wollte die Tür öffnen. Doch diese ließ sich nicht öffnen.

"Was...?" Sie drückte den Türgriff einige Male nach unten, die Tür blieb jedoch geschlossen.

"Das kann doch jetzt nicht sein!" Fluchte sie und rüttelte den Türgriff energisch.

Nach etlichen, vergeblichen Versuchen gab sie es schließlich auf.

"Ich glaub, wir haben ein Problem! Die Tür klemmt, sie geht nicht mehr auf." Teilte sie Kaiba kleinlaut mit.

"Das gibt's doch nicht! Was hast du jetzt schon wieder gemacht?"

Ungläubig blickte Kaiba zuerst auf Fu, dann zu der vermeintlich klemmenden Tür. Grob schob er Fu zur Seite und rüttelte selbst am Türgriff, bis er feststellen musste, dass sie Recht hatte.

"Nichts zu machen, du hast sie kaputt gemacht! Wie kann man nur so bescheuert sein?" Bemerkte er beiläufig.

"Selber bescheuert! Was kann ich denn dafür, dass die Türen hier nichts aushalten? Außerdem überleg dir lieber, was wir jetzt machen. Etwa aus dem Fenster springen?" Kaiba hielt einen Moment inne, ehe er sein Handy heraus holte und eine Nummer wählte.

"Roland, schicken sie einen Schlosser an die Schule. Ja, ich bin sozusagen eingesperrt." Sprach er und warf Fu dabei einen kalten Blick zu.

Diese sah ihn nur sprachlos an. Das hatte sie ja total vergessen. Kaiba hatte doch seinen privaten Kammerdiener, der sich schon darum kümmern würde.

Der würde ihn selbst aus dem verstecktesten Bunker im tiefsten Dschungel heraus holen. Solche Leute hatte Fu natürlich nicht, sie hatte ja noch nicht einmal ein Handy, mit dem sie jemanden anrufen könnte.

Wäre sie jetzt allein eingesperrt, müsste sie wahrscheinlich bis zum nächsten Morgen warten, wenn die Schule wieder begann. Da konnte sie nun wirklich von Glück sprechen, dass sie mit Kaiba eingeschlossen war. Wobei sie ja tatsächlich nicht gerade unglücklich darüber war, aber das war natürlich eine komplett andere Sache.

"Na und? Kommt dein Bückling dich rausholen?" Meinte Fu sarkastisch, aber wohl wissend, dass sie froh darüber war.

"Es wird nicht lange dauern, will ich hoffen..." Erwiderte Kaiba herablassend.

"He...ich kann mir auch was Besseres vorstellen, als mit dir hier eingesperrt zu sein!" Setzte Fu bissig nach, fügte in Gedanken aber noch ein ,eigentlich ja nicht' hinzu.

Unweigerlich musste sie über ihren Gedanken schmunzeln, da er sie wieder an ihr Tagebuch erinnerte, das Kaiba allem Anschein nach, und um nicht zu sagen, glücklicherweise nicht gelesen hatte.

Kaiba warf ihr nur einen unverständlichen, aber spöttischen Blick zu. Wahrscheinlich dachte er, sie habe nun völlig den Verstand verloren. Was ihn bei diesem Mädchen jedoch ganz und gar nicht wunderte.

Seiner Meinung nach war sie schlicht und weg verrückt, gestört aber vor allem, und das wusste er genau, war sie lästig. So ziemlich der lästigste, nervigste Mensch, dem er jemals begegnet war. Joey Wheeler war in der Tat nicht mir ihr zu vergleichen. Und das musste etwas heißen, denn bis er sie getroffen hatte, war er der Meinung, schlimmer als Wheeler ginge es gar nicht mehr. Diese Meinung hatte er schnell revidiert.

Es herrschte Stille. Offensichtlich waren Fu die Worte ausgegangen, denn sie sah schweigend aus dem Fenster.

//Meine Güte, ein Friedhof ist nichts dagegen. Kein Wunder, immerhin befindet sich hier ein leibhaftiger Eisberg. An was er wohl gerade denkt? Bestimmt irgendwas mit seiner Firma. Es könnte auch anders sein, wenn Kaiba nur nicht so ein arroganter Mistkerl wär. Ach verdammt, wieso muss ich mir immer die kompliziertesten Typen aussuchen?//

Fu entwich ein leises Seufzen, sie sah zu Boden.

//Komisch. Eigentlich hätte ich gedacht, dass sich unser Verhältnis nach dieser Aktion in Kaibaland verschlechtern würde. Aber es ist noch genauso wie zuvor. Das ist zwar kein besonderer Trost, aber zumindest besser, als anders. Ich hab mir gar keine Gedanken mehr darum gemacht, obwohl mich Kaiba damals mehr als verletzt hat. Und ich? Hätte ich mich vielleicht für die Ohrfeige entschuldigen sollen? Quatsch...das hatte er verdient, ich war völlig im Recht. Aber andererseits war es auch nicht gerade nett, was ich zu ihm gesagt hatte. Natürlich hat er das Duell gegen Yugi verloren, war auch nicht anders zu erwarten. Trotzdem, er wird es immer wieder versuchen, bis er ihn irgendwann besiegt. Vielleicht sollte ich mich doch entschuldigen. Wäre zumindest mal ein Anfang.//

"Kaiba...eh...hör mal, also ich wollte mich bei dir entschuldigen, wegen der Ohrfeige damals. Ich hatte kein Recht über dich zu urteilen."

Erwartungsvoll beobachtete Fu Kaibas Reaktion. Dieser tat zunächst jedoch nichts, bis er sie plötzlich wieder mit diesem typisch, verachtenden Blick bedachte.

"Glaubst du tatsächlich ich würde auf so etwas wert legen? Was denkst du, wie viel mich irgendeine deiner Handlungen interessiert? Du bist nicht mehr, als eine von diesen vielen Personen, die penetrant glauben, sie müssten sich in mein Leben einmischen, genau wie der Rest eurer lächerlichen Kindergartentruppe. Da bist du wirklich gut aufgehoben, auf einen Idioten mehr oder weniger kommt es auch nicht mehr an."

Fu zuckte zusammen. Sie konnte nicht glauben, dass er das wirklich gesagt hatte. Wie konnte er das sagen? War er tatsächlich dieser Meinung? Kein Mensch konnte doch so gemein und gefühllos sein.

"Warum sagst du so was? Du kennst mich doch gar nicht. Ich versteh nicht, wie du so über andere Menschen reden kannst. Hasst du denn wirklich die ganze Welt?"

Betrübt sah Fu zu Boden. Sie erwartete keine Antwort von Kaiba, und genau das bekam sie auch nicht.

Anscheinend blieb Fu nichts übrig, als einzusehen, dass es keinen Sinn hatte, mit ihm zu reden. Er hasste sie genauso, wie die halbe Menschheit. Verstehen konnte Fu dies trotzdem nicht. Wie konnte ein Mensch so kalt, so hasserfüllt seinen Mitmenschen gegenüber sein?

Es dauerte nicht lange, bis Roland sie aus dem Klassensaal befreit hatte. Das Schloss der Tür war durch den harten Aufprall, als Fu die Tür zugeschlagen hatte, verbogen worden. Mit dem richtigen Werkzeug gelang es aber dem Schlosser, es wieder zu öffnen.

Fu hatte Kaiba noch wegfahren sehen und sich dann selbst auf den Weg nach Hause gemacht.

Endlich begann es zu schneien, worauf Fu die ganze Zeit über gewartet hatte. Doch sie bemerkte es nicht einmal. Ihre Gedanken waren ganz woanders.

Sie versuchte krampfhaft zu verstehen, weshalb Kaiba so war, wie er war, aber sie fand keine Erklärung dafür.

Er war ihr ein Rätsel, das sie wahrscheinlich niemals lösen würde. Sie würde sich so sehr wünschen, ihm auf irgendeine Art näher zu kommen, aber dies schien in weite Ferne gerückt. Kaiba würde niemals seine Meinung über sie ändern, dazu müsste schon ein Wunder geschehen. Doch so naiv war Fu nicht. Sie glaubte nicht an Wunder, und schon gar nicht in diesem Fall.

Wieder einmal war sie deprimiert, als sie das Haus betrat. Auf dem Küchentisch fand sie einen Zettel von ihrem Vater, auf welchem stand, dass er nur kurz einkaufen war und in einer halben Stunde zurück sei.

Seufzend verließ Fu die Küche wieder und ging in ihr Zimmer. Wie gewöhnlich lag der kleine schwarze Kater auf ihrem Bett und schlief zufrieden.

Bei diesem Anblick entfuhr Fu nun doch ein Lächeln. Dieser kleine Kater, dem sie Kaibas Namen gegeben hatte. Wahrscheinlich würde er das einzige bleiben, was sie jemals von ihm hatte.

Eine Katze, die seinen Namen trug.
 

...Fortsetzung folgt...

Fear

30. Fear
 

Hi Leutz!

Da ihr auf das letzte Kap so lange warten musstet, hab ich mich mit diesem hier ganz doll beeilt!

Da in dem letzten irgendwie der Zusammenhang fehlte, wird er hier wieder aufgegriffen. In diesem Kapitel passiert nicht so viel, es geht hauptsächlich um die Gedanken und Gefühle der Hauptpersonen.

Es ist allerdings wichtig für den weiteren Verlauf der Story.

Das Kapitel ist sozusagen der Vorläufer zum Finale, so viel vorab gesagt.
 

Aber nun viel Spaß hiermit...

freue mich wie immer sehr über Kritik!
 

Geräuschlos fielen die weißen, dicken Schneeflocken vom Himmel. Malten dabei ein schönes Muster auf die Fensterbänke, eh sie wieder schmolzen.

Eine Schneeflocke war wirklich ein wahres Wunder der Natur. So vergänglich, so faszinierend. Wenn man sie so betrachtete, dachte man gar nicht daran, welch Kälte, welch Nässe in ihnen steckte. Sie waren ein Zeichen, dass Weihnachten bevorstand, auch wenn man sie in der heutigen Zeit nicht mehr oft sah. Zumindest nicht in den gemäßigten Breiten. Dazu glichen die gemäßigten Breiten schon zu sehr den Subtropen, zumindest in der Winterzeit.

Dennoch, jedes Jahr hofften die Menschen auf weiße Weihnachten. Manchmal wurde ihr Wunsch erhört, so wie dieses Jahr. Doch war Weihnachten noch fern und der Schnee konnte auch wieder schmelzen.

Gedankenverloren betrachtete Fu, wie unzählige Schneeflocken an ihrem Fenster vorbei flogen. Es wirkte wie Puderzucker, der von den Engeln auf die Erde gestreut wurde.

In ihrem Zimmer war es dunkel, so wie meistens. Fu mochte die Dunkelheit, sie hatte etwas so Beruhigendes, Angenehmes. In ihr fühlte sie sich geschützt, versteckt vor den Gefahren der Welt. Doch die Dunkelheit war auch unheimlich. Man wusste nie, was in ihr verborgen lag.

Aus den Lautsprechern ihrer Stereoanlage tönte leise Musik. Es war Frédéric Chopins Sternenregen, ein Stück, das Fu's Mutter früher immer geliebt hatte.

Sie lauschte den Klängen des Pianos, und des Pianisten, der es spielte.

Irgendwie passte dieses Stück wunderbar zu den Schneeflocken, denn auch diese fielen wie Sternenregen zur Erde.

Sie wandte sich von dem Fenster ab und warf einen Blick auf den Kalender, welcher auf ihrem Schreibtisch stand. Noch 2 Wochen bis Weihnachten, und Fu hatte noch kein einziges Geschenk besorgt. Es wurde Zeit, dass sie sich darum kümmerte.

Sie seufzte leise. Eigentlich hatte sie vor gehabt jemand ganz besonderem ein ganz besonderes Geschenk zu machen, doch nun war sie sich nicht mehr so sicher.

Sie hatte lange darüber nachgedacht, was sie tun sollte, war jedoch zu keinem Ergebnis gekommen.

Was machte sie sich noch Hoffnungen, es war sowieso vergebens. Mehr als einmal hatte er ihr unmissverständlich klar gemacht, dass er nicht das geringste Interesse an ihr hatte. Nun gut, er wusste nicht, was sie für ihn empfand, doch das war wahrscheinlich am Besten so.

Er sollte denken, dass sie nichts für ihn empfand, so konnte sie wenigstens ihre Fassade aufrechterhalten. Niemals würde sie ihm einen Einblick in ihr Innerstes gewähren, dessen war sie sich sicher. Denn wenn sie es tun würde, würde er sie nur noch mehr verletzen.

Doch auch niemand anders durfte davon wissen. Nur einer einzigen Person hatte sie sich anvertraut, und diese war nun tausende Kilometer von ihr entfernt.

Plötzlich kam Fu jedoch wieder etwas in den Sinn. Ihr Versprechen, das sie und Ming Li sich gegeben hatten, bevor Ming Li nach China zurückflog. Sie wollten es bis Weihnachten einhalten.

Ming Li hatte dies bestimmt geschafft, aber Fu...sie wollte nicht darüber nachdenken. Es klang völlig absurd. Dass es ihr noch gelingen könnte, innerhalb von 2 Wochen ihm näher zu kommen, war noch unwahrscheinlicher, als dass Leben auf der Sonne geben könnte. Über diese Vorstellung musste Fu nun doch lachen. Sie dachte sich aber auch immer die merkwürdigsten Vergleiche aus.

Aber es hatte nun keinen Sinn in Depressionen zu verfallen, sie hatte noch etwas zu erledigen.

Ihr nächster Blick wanderte zur Uhr, die soeben auf 5 Uhr gesprungen war. Ihr blieben also noch zwei Stunden, bis die Geschäfte schlossen. Genug Zeit um nach Weihnachtsgeschenken zu suchen. Heute hatte sie endlich mal Zeit dazu, während sie die ganze letzte Woche im absoluten Schulstress gesteckt hatte.

Jetzt kurz vor Weihnachten hatten die Lehrer so den Drang dazu, möglichst alle Klausuren vor den Weihnachtsferien abzuschließen.

Für Fu und viele andere Schüler hieß das, pauken bis der Arzt kommt. Besonders Mathematik bereitete ihr große Schwierigkeiten. Sie fragte sich ernsthaft, wo sie in den letzten Mathestunden gewesen war, denn die Themen waren ihr fast gänzlich unbekannt.

Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass Fu's Gehirn sich in jeder Mathestunde abgeschaltet hatte. Das war durchaus möglich.

Doch daran wollte sie nun keinen Gedanken verschwenden. Sie hatte etwas zu erledigen, und getreu dem Sprichwort ,Was du heute kannst besorgen, das verschieben nicht auf morgen' machte sie sich auf in die Stadt, zu einem kleinen Weihnachtsbummel.

Im Flur zog sie sich schnell ihre Stiefel an und den langen, weißen Mantel den sie im letzten Winter gekauft hatte, warf sich noch einen Schal über und verließ letztlich die Wohnung.

Schon bald stellte sie fest, dass sie nicht die einzige war, die an diesem Abend noch nach Geschenken Ausschau hielt.

Der Weihnachtsmarkt und auch die Läden in der Innenstadt waren vollkommen überfüllt. Fast unmöglich, sich durch all die Menschenmassen zu drängen. Vor einem Uhrengeschäft hielt sie schließlich an.

Sie erinnerte sich, dass ihr Vater schon lange eine neue Armbanduhr gebrauchen könnte, da er seine letzte versehentlich in die Waschmaschine getan hatte. Fu war es zwar nicht nachvollziehbar, wie das hatte passieren können, doch die Uhr war danach definitiv unbrauchbar.

Prüfend besah sie sich die einzelnen Modelle. Die meisten darunter waren Edelmodelle und für Fu kaum bezahlbar. Wahrscheinlich würde es keinen Sinn machen, in den Laden zu gehen, dennoch ein Versuch konnte nie schaden.

Auch dieses Geschäft war bis unter die Dachrinne überfüllt. Es machte fast den Anschein, als würde halb Domino darin einkaufen.

Mühselig drückte sie sich durch die Kundenschar, versuchte hin und wieder einen Blick auf die Ausstellungsstücke zu erhaschen, bis sie es schließlich aufgab.

Erschöpft stand sie wieder auf der Straße. Heute würde es wohl keinen Sinn mehr machen, sich weiter umzuschauen. Es war einfach zu viel Betrieb. Sie musste an irgendeinem Samstagmorgen bereits in der Frühe herkommen, um wenigstens jeden Laden einmal zu durchwandern.

Sie entschloss sich also den Rückweg anzutreten, eh es zu spät wurde, und sie lief sehr ungern in der Dunkelheit zurück. Auch wenn ihr die Dunkelheit sonst lieb war, mochte sie es nicht des Nachts durch die Straßen zu laufen. Man konnte nie wissen, wer einem begegnen würde.

Es hatte längst aufgehört zu schneien, und die zarte, weiße Decke, die sich sanft über den kahlen Asphalt der Straßen gelegt hatte, war gerade mal dicht genug, dass sie die bloße Oberfläche bedeckte.

Dennoch, es war es äußerst kalt, ja schon fast eisig. Fu schätzte die Temperaturen auf etwa -5 °C. Bei jedem Atemzug bildete sich eine kleine Dunstwolke.

Zu ihrer Überraschung musste sie feststellen, dass es doch schon dunkler war, als sie angenommen hatte. Sie bemerkte es erst richtig, als sie die City bereits verlassen hatte, und durch die dunklen Seitengassen, die nur spärlich beleuchtet waren, lief.

Die Kälte begann ihre ersten Spuren an ihrem Körper zu hinterlassen. Fu zitterte.

Weshalb war sie auch so spät noch ausgegangen, ohne ihrem Vater Bescheid zu sagen? Die Dunkelheit bereitete ihr doch ein mulmiges Gefühl. Es würde noch gut eine viertel Stunde dauern, bis sie zu Hause ankam.

Weshalb waren diese Seitengassen auch immer so schwach beleuchtet? Da war es kein Wunder, wenn es einem mulmig zu Mute war. Fu beschleunigte ihren Gang, sie wollte nur schnell nach hause.

Wieder bog sie in eine Straße ein, die noch spärlicher beleuchtet war, als die, aus welcher sie gekommen war.

Sie hielt einen Moment inne. Irgendwie war ihr diese Straße gar nicht geheuer.

Kam es ihr nur so vor, oder wurde sie tatsächlich beobachtet? Sie fühlte sich plötzlich so verfolgt, als würde jemand die ganze Zeit hinter ihr her gehen.

Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrem Bauch aus.

Plötzlich hörte sie hinter sich ein Rascheln, das sie erschrocken zusammenfahren ließ.

Ruckartig drehte sie sich um, und erblickte sogleich das Wesen, welches ihr einen solchen Schrecken eingejagt hatte. Es war lediglich eine streunende Katze, die aus einem Stapel alter Kartons gesprungen kam.

Erleichtert atmete Fu auf. Hatte sie tatsächlich erwartet, jemand wollte sie angreifen?

Wie lächerlich es doch war, sich von einem bloßen Gefühl Angst machen zu lassen.

Fu versuchte ihren Schreck durch Hohn über sich selbst zu überspielen, doch es wäre gelogen, wenn sie behauptet hätte, in diesem Moment keine Angst gehabt zu haben.

Weshalb nur war sie plötzlich so schreckhaft? Das war sie doch früher nicht gewesen.

Zugegeben, sie war keine schlechte Kämpferin und konnte so manchen größeren, und stärkeren Mann in Schach halten. Jedoch hatte auch sie ihre Grenzen. Das hatte sie letztens erst erfahren, in der Begegnung mit ihrem schlimmsten Albtraum und seinen panzerschrankartigen Bücklingen.

Obwohl sie sich gewehrt hatte, hatte sie am Ende keine Chance.

Ihre Erinnerung schwelgte zurück zu jenem Tag vor etwa einem Monat, als ihr unmissverständlich klar wurde, dass sie eben doch nur eine schwache Frau war, die sich nicht wehren konnte.

Sicher, ihr Ego war mehr als verletzt, doch auch ihr Körper hatte einiges einstecken müssen.

Zwar hatte sie nur einige Prellungen und einen Schock, jedoch hatte es gereicht, um ihr Gemüt zusehends zu schwächen.

Sie war längst nicht mehr die, die sie früher gewesen war. Allerdings war daran nicht allein ihre Begegnung mit Gérard schuld. Nein, es war vielmehr alles, was sie in den letzten 6 Monaten erlebt hatte.

Sie war innerhalb einer sehr kurzen Zeit mit allerlei fremden, und teilweise völlig neuen Gefühlen konfrontiert worden.

Wenn sie darüber nachdachte, wie sie sich früher in manchen Situationen verhalten hatte, so hatte sich mehr geändert, als ihr überhaupt aufgefallen war.

Noch vor einem Jahr war sie felsenfest davon überzeugt gewesen, sich niemals mit irgendjemandem anzufreunden. Nein, sie hatte sich regelrecht dagegen gewehrt.

Sie hatte ihre Freunde in China. Sie wollte keine anderen Freunde, ganz besonders nicht, solange sie wusste, dass sie diese sowieso wieder verlieren würde, sobald ihr Vater wieder wegzog. Und nun hatte sie sich mit Menschen angefreundet, deren Gesellschaft sie noch vor nicht allzu langer Zeit als unerträglich angesehen hätte.

Doch dies war längst nicht die größte Veränderung, die sie durchlitten hatte. Das mit Abstand Unglaublichste, was ihr jemals passieren konnte war, dass sie sich verliebte. Doch es war keine harmlose Schwärmerei, keine gewöhnliche Verliebtheit. Die Person, der sie ihre Liebe schenkte war ein Mann, dessen Charakter sie selbst jetzt noch als scheußlich bezeichnete. War es denn möglich jemanden zu lieben, den man eigentlich nicht ausstehen konnte? Scheinbar war es möglich, denn bei ihr ging es ja.

Wie viele Veränderungen hatten sie durchlitten, ohne es richtig zu registrieren.

Doch im Grunde war sie gleich geblieben. All diese Veränderungen hatten längst in ihr gesteckt, sie warteten nur auf einen Auslöser, um sich zu befreien.

Zumindest konnte man diese Veränderung als mehr oder weniger positiv ansehen. Allerdings hatte sie auch das Gegenteil erlebt, sie hatte sich in manchen Dingen auch ins negative verändert. Das wohl wichtigste Merkmal hierfür war die Stärke, die sie verloren hatte.

Es fiel ihr nicht leicht, dies zu zugeben, aber sie hatte große Teile ihres Mutes und Selbstbewusstseins verloren. Eine dunkle Gasse hätte sie früher nicht im Geringsten gestört. Damals hatte sie gewusst, wie weit sie gehen konnte, und mit welchen Gefahren sie klar kam. Mittlerweile hatte sie diese Gabe verloren.

Sie erschrak nun schon beim kleinsten Geräusch, und um ehrlich zu sein, hatte sie Angst. Die Begegnung mit Gérard Roqueraltiques hatte ihren Mut gekostet. Niemals zuvor war sie solch einem Menschen begegnet, der wirklich alles tat, um zu bekommen, was er wollte. Und sie wusste, dass er wirklich alles dafür tat.

Hatte sie anfangs nur Abscheu und Hass ihm gegenüber empfunden, hatte sich das nun in Angst und Schrecken verwandelt. Sie hatte bereits die Erfahrung damit gemacht, zu was er fähig war. Was sie fürchtete war, was er als nächstes tun würde, um endlich sein Ziel zu erreichen.

Noch dazu hatte sie ausgerechnet den Mann mit hinein gezogen, den sie liebte. Seit der Begegnung an Halloween hatte sie ihre Angst erfolgreich verdrängt, doch nun war sie wieder so klar, wie nie zuvor.

Jetzt, da sie sich so verfolgt und bedroht fühlte, wurde er ihre Situation erst deutlich. Sie befand sich in einem Teufelskreis. Egal in welche Richtung sie ging, sie landete in einer Sackgasse.

Wieso konnte ihr so etwas nur passieren? Immer hatte sie gedacht, solche Dinge passieren nur anderen Menschen, niemals ihr. War sie denn tatsächlich so egoistisch, so naiv gewesen?

Noch immer befand sie sich wie festgefroren in dieser dunklen, unheimlichen Gasse. Das Gefühl der Angst war längst nicht verflogen. In jeder Ecke befürchtete sie die nächste Gefahr, derer sie sich nicht wehren konnte.

Wie schreckhaft war sie geworden? Es war ihr schon fast peinlich, sich so zu verhalten. Zum Glück sah sie in diesem Moment niemand so.

Dennoch, es half alles nichts. Wenn sie ihrer Angst entkommen wollte, musste sie sich ihr stellen und ihren Weg fortführen.

So schwer konnte das doch nicht sein. Es waren nur noch 10 Minuten, bis zu ihrem Haus. Entschlossen rührte sie sich endlich wieder aus ihrer Erstarrung und bewegte sich, wenn auch vorsichtig weiter.

Am Ende der Gasse sah sie bereits die Laterne, die die Hauptstraße beleuchtete. Gleich hatte sie es geschafft.

Wie erleichtert war sie, als sie sich endlich wieder auf der Hauptstraße befand. Nun hatte sie es fast geschafft, ihr Haus lag nur noch einige Minuten entfernt. Eines, das schwor sie sich, sie würde nie wieder bei Dunkelheit durch diese Gasse gehen. Eher würde sie den Umweg über die Hauptstraße nehmen, aber noch einmal eine solche Angst spüren, das konnte sie nicht.

Obwohl es eigentlich mehr als lächerlich war zu erwarten, dass ausgerechnet hier und ausgerechnet jetzt besagter Gérard Roqueraltiques auftauchte. So viel sie erfahren hatte, war dieser längst wieder in Frankreich, wo er hoffentlich für lange Zeit bleiben würde.

Trotzdem, bei ihm konnte man sich nie sicher sein, ob er nicht doch hinter irgendeiner Ecke stand. Schließlich war er auch in Kaibaland, wo ihn Fu niemals erwartet hätte.

Plötzlich wurde ihr Blick verschwommen, als die Scheinwerfer eines heranfahrenden Autos ihre Augen blendeten, dass sie sie krampfhaft schließen musste.

Von fern hörte sie das Geräusch eines, sich schnell nähernden Autos.

Dann registrierte sie auf einmal, dass sie noch immer mitten auf der Straße stand. Erschrocken riss sie ihre Augen wieder auf, und konnte gerade noch sehen, wie die Scheinwerfer ihr immer näher kamen.

Schlagartig stockte ihr Atem und ihr Herz schien still zu stehen. Sie erwartete schon den harten Stoß, den ihr das Fahrzeug versetzen würde und das harte Aufschlagen auf den Asphalt. Längst spürte sie schon die Schmerzen, die der Aufprall verursachte, doch es geschah nichts.

Erst jetzt bemerkte sie, dass das Fahrzeug in letzter Sekunde vor ihr zum Stehen gekommen war. Sie öffnete die Augen und sackte augenblicklich in die Knie.

Hier Herz fing wieder an zu schlagen, jedoch in einem Tempo, dass es sich wohl fast überschlagen hätte.

Der Schock saß tief in ihren Gliedmaßen. Nur knapp war sie soeben einem schrecklichen Unfall entgangen. Wenn der Fahrer nicht so schnell gehandelt hätte.

"Bist du wahnsinnig!" Hörte sie eine aufgebrachte Stimme rufen.

"Was denkst du dir dabei, mitten auf der Straße zu stehen? Wie bescheuert muss man sein, um..." Die Stimme brach abrupt ab.

//Nein, das kann nicht sein! Das ist doch alles ein schlechter Traum! Ausgerechnet...er?//

"Ka-Kaiba?!" Stammelte Fu noch schockierter, als sie ohnehin schon war.

Immer noch geblendet von den Scheinwerfern des Autos blinzelte sie die Person an, die nur wenige Meter vor ihr stand, sie eben fast überfahren hätte, und so ganz nebenbei der Mann war, für den Fu so viel empfand.

Als hätte sie nicht schon Pech genug, musste ihr das Schicksal noch eines draufsetzen.

"Unglaublich, aber ich hätte es mir denken können. Es gibt auf der ganzen Welt wirklich nur eine einzige Person, die so vollkommen bescheuert sein kann, sich bei Dunkelheit mitten auf eine Straße zu stellen? Wenn du vorhattest dich umzubringen, kenn ich eine bessere Methode." Argumentierte Kaiba sarkastisch.

Offenbar fand er es sogar noch amüsant, dass er sie fast überfahren hatte.

Fu war in diesem Moment nicht in der Lage etwas zu erwidern. Der Schock saß ihr noch zu tief in den Gliedern.

Warum, weshalb musste es gerade er sein? Jeder andere hätte sie überfahren können, aber ausgerechnet er musste es sein. Fu schien das Glück wirklich gepachtet.

"Du...du...du hättest mich beinahe überfahren!" Brachte sie endlich heraus, wobei sie die letzten Worte schon fast vorwurfsvoll sprach.

"Ach, wie kommst du denn darauf? Nun normalerweise nennt man das hier Straße, und es ist üblich, dass darauf Fahrzeuge fahren. Wenn man allerdings, so wie du, meint, man müsste sich seelenruhig in die Mitte stellen, muss man auch damit rechnen, überfahren zu werden. Aber wahrscheinlich ist das zu viel Denkarbeit für dein Spatzenhirn!"

Kommentierte er abwertend.

Das hatte Fu zu ihrem Glück noch gefehlt, dass sie jetzt auch noch von ihm beleidigt wurde. Doch soweit war sie noch nicht, dass sie sich das gefallen ließ.

"Deine verachtenden Kommentare kannst du dir sparen. Man muss auch nicht wie ein Vollirrer durch die Stadt rasen, so wie du. Ich bin gerade aus dieser Seitenstraße gekommen und konnte wohl kaum damit rechnen, dass ich jeden Moment von einem Bekloppten im Ferrari überfahren werde."

"Das ist ein Porsche!" Berichtigte Kaiba beiläufig.

"Das interessiert mich doch nicht! DU hättest mich fast überfahren, und wahrscheinlich hätte dich das noch nicht mal gestört, hab ich Recht? Wenn man bedenkt, dass du ja nicht wusstest, dass ich es bin..."

"Da könntest du sogar Recht haben!" Mit einem kalten Blick belegte er diese Worte.

Fu blieb das Wort im Halse stecken. Hatte er gerade zugegeben, dass es ihn nicht gestört hätte, sie zu überfahren? Das konnte er doch nicht ernst meinen.

"I-ist das dein Ernst? Es hätte dich nicht gekümmert, wenn du mich überfahren hättest?" Gab Fu kleinlaut von sich. Die Kälte die in seinen Worten gelegen hatte, hatte ihr einen Schock versetzt. Es klang tatsächlich so, als habe er es todernst gemeint.

Kaiba kommentierte dies nur noch mit einem seiner gefrierenden Blicke und wollte sich gerade wieder in seinen Porsche setzen, als Fu plötzlich etwas einfiel.

"Halt, warte bitte!" Rief sie ihm reflexartig nach, obgleich sie sich nicht einmal sicher war, was sie ihm überhaupt sagen wollte.

Schlagartig waren ihr ihre Befürchtungen wieder in den Sinn gekommen. Die Drohung, die Gérard ausgesprochen hatte. Sie betraf auch Seto. Eigentlich wäre es das Richtige, wenn sie ihn darüber informieren würde. Doch andererseits hatte Gérard ihr gedroht, Seto müsse dafür büßen, wenn sie einen ,Fehler' beginge.

Aber was wollte sie Kaiba denn sagen? Dass Gérard annimmt, er und sie seien ein Paar und ihn deshalb vernichten will? Das wäre so ziemlich das Dämlichste, was Kaiba jemals gehört hätte, aber es wäre die Wahrheit.

Doch, was würde er dann von ihr denken? Wahrscheinlich würde er annehmen, sie hätte Gérard das gesagt, aber das hatte sie ja gar nicht. Es war ein Missverständnis, und Gérard hatte Fu nicht einmal die Chance gegeben, es zu erklären. Er war borniert in seiner Annahme. Außerdem bezweifelte sie, dass es damit getan wäre, wenn sie es ihm erklären würde. Er würde niemals Ruhe geben.

Nein, es wäre durchaus richtig, wenn sie Seto die Wahrheit sagen würde. Dann wüsste er zumindest, dass er sich vorsehen müsste. Allerdings, vielleicht würde das den genau gegenteiligen Wert bewirken?! Aber was wollte sie ihm sonst sagen?

Vielleicht würde er sogar Verständnis für ihre Situation aufbringen? Nicht in einer Million Jahren würde das geschehen.

"Was ist denn jetzt?" Fragte Kaiba deutlich genervt nach.

Nein, sie konnte es ihm nicht sagen! Es würde alles verschlimmern. Gérard hatte sie gewarnt, was er tun würde, wenn jemand von dieser Geschichte erfuhr. Sie würde einen sehr großen Fehler begehen, wenn sie ihm zuwider handeln würde. Sie musste einfach tun, was Gérard von ihr verlangte, und Kaiba nicht mehr sehen.

"Ach...nicht so wichtig! Vergiss es einfach! Herzlichen Dank auch, dass du mich nicht überfahren hast." Antwortete sie ihm und belegte ihre letzten Worte noch mit einer gehörigen Portion Ironie.

Sie durfte es nicht riskieren, ihn in Gefahr zu bringen. Denn obwohl er sie immer so abfällig behandelte, und keine Gelegenheit ausließ, ihr mit seiner Kälte und Gefühllosigkeit alles noch schwerer zu machen, empfand sie etwas für ihn.

Sie musste es sich endgültig aus dem Kopf schlagen. Er würde niemals etwas für sie empfinden. Sie bezweifelte sogar, dass er jemals etwas für jemand anderen, als seinen Bruder empfinden könnte.

Es würde alles nur ein Traum bleiben, ebenso wie ihre Gefühle. Daran konnte sie nun mal nichts ändern, aber zumindest konnte sie versuchen, die Fehler, die sie begangen hatte, wieder zu bereinigen, wenn es auch fast unmöglich schien.
 

Aus irgendeinem Grund hatte Kaiba das Gefühl, als habe Fu ihm etwas Wichtiges mitzuteilen gehabt. Doch eigentlich interessierte ihn das recht wenig.

So wie es schien, hatte sie es sich anders überlegt, was ihm natürlich nur recht sein konnte. Was kümmerten ihn die Probleme anderer, und ganz besonders die von ihr.

Diese Frau war ihm so egal, wie nichts anderes auf der Welt. Trotzdem musste er zugeben, dass sie ihm außergewöhnlich oft begegnete.

Sie war fast schon wie ein Fluch. Egal wo, egal in welcher Situation, sie liefen sich immer über den Weg.

Wenn es nicht so schrecklich lästig wäre, hätte er fast darüber lachen können. Aber dies tat er sicher nicht.

Sollte sie doch sehen, was sie tat. Ihm war es egal. Sie war schließlich auch nur eine aus der Kindergartentruppe, und eine unverbesserliche Nervensäge.

Er konnte es kaum glauben, dass er doch fast einen Blick in ihr heiliges, von Ratten zerfressenes Buch geworfen hätte. Letzten Ende hatte er es selbstverständlich nicht getan, weshalb auch? Wie gesagt, es kümmerte ihn nicht.

Wenn er sich immer über die Handlungen und Angelegenheiten des Kindergartens Gedanken gemacht hätte, wäre er sicher wahnsinnig geworden.

Und dennoch wurde er manchmal das Gefühl nicht los, dass an ihr doch etwas anders war. Zwar hatte sie das gleiche Talent zur Nervensäge, aber bei ihr war es trotzdem anders.

Vielleicht bildete er sich das ein, aber sie schien ihm in vieler Hinsicht wie ein Rätsel.

Obwohl er immer geglaubt hatte, den Kindergarten durchschaut zu haben, blieben ihm ihre Absichten verborgen. Fast schon, als wolle sie etwas vor ihm verbergen.

So wie eben in diesem Moment. Zuerst machte sie den Eindruck, als habe sie ihm etwas zu sagen, dann wieder nicht. Nicht, dass es ihn interessieren würde, aber seltsam war es schon.

Wie konnte ein Mensch in einer Sekunde so, in der anderen völlig anders sein? Als hätte sie zwei Persönlichkeiten, was allerdings auch wieder unwahrscheinlich war, denn dann wäre sie ja schizophren, und das traute er nicht einmal ihr zu.

Eines musste er trotz allem zugeben, ein so kompliziertes Wesen war ihm bisher nicht begegnet, auch nicht unter den Frauen. Die, die er kannte waren eher oberflächlich und ziemlich leicht durchschaubar, ganz im Gegensatz zu ihr.

Wahrscheinlich war das auch der Grund, weshalb er tatsächlich kurz davor war, einen Blick in dieses Buch zu werfen. Er wusste es nicht.

Und es war ihm auch zu dämlich, sich über solch unwichtige, uninteressante Dinge Gedanken zu machen. Er hatte Wichtigeres zu tun, also würde er sich damit nicht länger aufhalten.
 

Fu wäre am Liebsten davon gelaufen. Sie wollte nach hause, oder ganz egal wohin, Hauptsache weg von Seto. Sie befürchtete, ihm plötzlich doch die Wahrheit zu sagen.

Wahrscheinlich machte er sich sowieso gerade über sie lustig. Wie dumm war sie doch! Dumm, zu glauben, sie könnte etwas bei ihm bewirken. Nun, zugegeben, sie hatte sich nicht viel Mühe gegeben, aber dazu hatte sie jetzt auch keine Chance mehr.

Sie musste zusehen, dass sie Gérard von ihm abbringen konnte, egal wie.

Ohne sich noch einmal umzudrehen, lief sie los, in einem Tempo, dass sie in weniger als 5 Minuten hätte zu Hause sein müssen, hätte sie nicht doch noch einmal inne gehalten.

Sie wollte sicher gehen, dass Kaiba verschwunden war, was er natürlich auch war.

Obwohl sie es sich gewünscht hatte, hatte sie innerlich doch gehofft, er würde ihr nachkommen. Aber dazu war sie zu realistisch, sich in solche Fantasien hinein zu steigern.

Es war so, wie es war und daran würde sich nichts ändern.

Eine Träne lief ihr die Wange herab, sie bemerkte es gar nicht. Aus einer Träne wurden mehr, bis sie endlich registrierte, dass sie weinte.

Auch eine neue Angewohnheit, die sie erst seitdem sie in Japan war angefangen hatte. Früher wäre sie doch niemals auf die Idee gekommen, wegen einer solchen Banalität zu weinen. Sie war schließlich keine Heulsuse, zumindest bis jetzt nicht.

Innerlich verfluchte sie sich dafür, was das Gefühl der Liebe aus ihr gemacht hatte.

Doch sie durfte jetzt nicht an so etwas denken. Es war abgeschlossen für sie, wenigstens konnte sie sich das vormachen.

Den Rest der Strecke trottete sie langsam bis sie endlich vor dem Gebäude mit dem schwarz-rotem Banner angekommen war.

Schon automatisch kramte sie nach ihrem Schlüssel und schloss auf. Wie auf's Stichwort trat in eben dem Moment, in welchem Fu das Haus betreten hatte und die Tür geschlossen hatte, der kleine Kater an ihre Seite.

Scheinbar hatte er die ganze Zeit auf sein Frauchen gewartet, dass sie ihm seine Futterschüssel auffüllte.

Schnurrend rieb er sein Köpfchen an ihren Beinen.

Als Fu das bemerkte, sackte sie sogleich in die Knie. Eh der Kater eine Chance hatte, zu entkommen, hatte sie ihn mit beiden Armen umschlungen und an sich gepresst.

"Ach Seto, was soll ich nur tun? Ich weiß nicht mehr weiter!" Flüsterte sie, während ihr die Tränen von den Wangen liefen.

Welch ein Glück, dass ihr Vater nicht hier war. Sie hätte nicht gewusst, was sie ihm sagen sollte, hätte er sie so gesehen.
 

...to be continued...
 

So, das wars erst einmal. Ich weiß, es hat sich etwas in die Länge gezogen, vor allem, weil nicht so viel passiert ist. Aber wie schon oben erwähnt, ist es wichtig für den weiteren Verlauf.

So langsam gehts jetzt auf das Finale zu, aber keine Sorge, es wird schon noch einiges passieren, bis dorthin.

Ich hoff, ihr bleibt am Ball. Es wird nämlich noch spannend...versprochen.
 

Zu guter Letzt möcht ich mich jetzt noch bei meinen verehrten, treuen Kommischreibern bedanken:
 

Mein größter Dank geht an...
 

-Hellsangel-

yamigirl4

toda_mariko

angel2570

Hoellenwesen16

Schwertheini

A-yuna

wolfgangjulia

Schwerttänzerin

Schnuffeltu

sanny-st2

Dranza-chan

lenja

Seang-Dschand

Polarhase

Mai18

dragon-heart-j

(ich hoff, ich hab niemanden vergessen! Wenn doch, dann tut es mir unendlich leid, und ich bitte denjenigen, mir Bescheid zu sagen, damit ich meinen Fehler verbessern kann!)
 

...was wär ich ohne euch?
 

und natürlich bedank ich mich auch bei kimmy007, die mir ihre Kommis immer per Email schickt...vielen Dank *verbeug*
 

Bis zum nächsten Kapi dann...

...eure Wo_Ai_Ni

"Sie ist anders" oder Reines Selbstmitleid

Oh Gott, was hab ich hier schon wieder verbrochen?

Nachdem ich das Kapitel ungefähr 10mal neu geschrieben hab, hab ich mich schließlich für diese Version entschieden.

Bitte tötet mich nicht...ich weiß selbst, wie schlecht es ist (sind das nicht alle meine Chapter?! *lol*)!
 

Ok, bevor ich anfange, verweise ich auf einen neuen Eintrag in meiner Charabeschreibung, was die Songs anbelangt, die mich zu den einzelnen Kapiteln inspirieren.

Dieses Kapitel wurde hauptsächlich inspiriert durch #The Total Eclipse Of The Heart# von Bonnie Tyler.
 

So, und hier haben wir den Schrott, den ich mal wieder fabriziert hab...

...Viel Spaß oder besser Good Luck ^_^°
 

(PS: Eine kurze Erläuterung zu meinem Gedankengang findet ihr am Ende)
 

31. "Sie ist anders" oder Reines Selbstmitleid
 

Er bemerkte, wie sie noch einen Moment inne hielt, bevor sie wie vom Blitz getroffen losstürmte. Schweigend beobachtete er, wie sie sich mehr und mehr aus seiner Nähe entfernte.

Was war nur in sie gefahren, dass sie jetzt plötzlich die Flucht zu ergreifen schien?

War sie nicht sonst immer so mutig, ließ keine Gelegenheit aus für ihre Ideale ein zustehen und fiel ihm ununterbrochen auf die Nerven.

Dieses Mal jedoch war es anders. Es wirkte auf ihn, als würde sie schon fast neben sich stehen. Sie war geflohen, und scheinbar aus einem bestimmten Grund.

Hatte sie etwas zu verbergen?

Aber weshalb befasste er sich mit solchen Gedanken? Was kümmerte es ihn, was diese Person tat und dachte? Sie war nur eine von der Loosertruppe, und würde es auch bleiben.

Und dennoch...während er sich wieder in seinen Wagen setzte, und noch einen letzten Blick in den Rückspiegel warf -weshalb auch immer er das tat- kam ihm schlagartig ein einziger Gedanke in den Sinn. ,Etwas ist anders an ihr'

Er wusste nicht, weshalb er dies plötzlich dachte, aber er wurde diesen Gedanken nicht mehr los.

Irgendetwas war anders an ihr, es unterschied sie von dem Rest des Kindergartens, wenn nicht sogar von dem Rest der Welt.

Vielleicht war es die Art, wie sie sich verhielt. Alle ihre Handlungen waren so undurchsichtig, so absolut nicht nachvollziehbar für ihn.

Und selbst wenn es ihn nicht interessierte, aufgefallen war es ihm.

Auf den ersten Blick fiel es einem nicht auf, denn sie verhielt sich ganz normal. Sie war Schülerin einer normalen Schule, hatte normale Freunde und war auch sonst eines dieser durchschnittlich netten, höflichen Mädchen, wie es sie zahlreich und in Massen gab.

Und dann war sie auch wieder das komplette Gegenteil.

Aber weshalb darum einen Gedanken verschwenden. Herr Gott, Kaiba hatte doch weitaus Wichtigeres zu tun. Wenn er jetzt plötzlich anfinge, sich um irgendeine nervige Göre zu scheren, würde er am Schluss so enden, wie die Loosertruppe. Und, bei allem was ihm heilig war, er würde eher Suizid begehen, als so zu enden.

Für einen Augenblick belächelte er seine Gedanken, dann startete er den Motor und verließ jenen Ort.

Er hatte bereits genug Zeit verloren. Schließlich war er auf dem Weg zu seiner Villa, als ihn die nervige Chinesin aufgehalten hatte.

Schlagartig fiel ihm wieder etwas ein. Diese Situation kam ihm bekannt vor.

Ja, er erinnerte sich wieder. Vor knapp 2 Monaten wäre die Kleine schon einmal beinahe von ihm überfahren worden, um genauer zu sein von seinem Chauffeur, aber das kam in etwa auf dasselbe hinaus.

Damals hatte diese unglaublich dämliche Person sich vor seine Limousine geworfen um eine streunende Flohbürste, oder auch Katze genannt, zu retten.

Sie hatte ihm die übelsten Anschuldigungen entgegen geschleudert. Er sei herzlos und habe fast ein unschuldiges Wesen auf dem Gewissen, hatte sie ihm vorgeworfen.

Seto hatte nie verstanden, weshalb sie sich so um dieses streunende Viech gesorgt hatte. Es war doch bloß eine Katze, in seinen Augen. Natürlich würde er kein Tier absichtlich töten, aber wo käme er denn hin, wenn er auf jede noch so kleine Ameise Rücksicht nähme. Völlig absurd.

Aber für sie hatte dieses Tier scheinbar eine weitaus größere Bedeutung. Wahrscheinlich hatte sie das Tier im Nachhinein sogar adoptiert. Zu zutrauen war es ihr. Sie schien nun mal gern den barmherzigen Samariter zu spielen. Sollte sie doch, ihm war es egal.

Doch jetzt hatte er schon wieder einen Gedanken an sie verschwendet. Mittlerweile schien sich das zu einer Art Krankheit zu entwickeln.

Abermals belächelte er lediglich seine Gedankengänge und konzentrierte sich nun vollends auf die Straße. Es wäre ja durchaus möglich, dass sie sich ein weiteres Mal vor sein Auto werfe.
 

Eigentlich begann der darauf folgende Tag, wie jeder andere.

Gelangweilt und mit dem wohl größten Desinteresse, das er aufzuweisen hatte verfolgte er, wie Mister Kyonarabuki hektisch vor der Klasse herumwuselte.

Dieser Mann hatte keine Ruhe. Ununterbrochen lief er im Kreis, sah mal aus dem Fenster und widmete sich dann wieder dem unleserlichen Gekrakel, dass er auf der Tafel produzierte.

Innerlich fragte sich Seto wieder mal, was er eigentlich noch hier zu suchen hatte, unter all den Trotteln und Verrückten. Dann fiel es ihm jedoch schlagartig wieder ein; der Schulabschluss.

Welcher Idiot hatte sich nur diesen Mist ausgedacht, die Schulpflicht bis auf's 20ste Lebensjahr auszulegen? Ach ja, die japanische Regierung. Wie konnte er das vergessen?

Also musste er den Unsinn noch eine Weile ertragen, zum Glück nicht mehr lange.

"Mister Wheeler! Das ist nun schon das zweite Mal heute, dass ich sie am Einschlafen hindern muss. Wenn mein Unterricht so langweilig für sie ist, dann gehen sie am besten gleich nach Hause." Störte Mr. Kyonarabuki Joey, der fast wieder eingeschlafen wäre.

In letzter Zeit tat er das wirklich oft. Vielleicht war er Narkoleptiker, oder es lag einzig und allein an der mickrigen Anzahl von Gehirnzellen, die mehr und mehr abstarben.

Seto hätte es ja begrüßt, wenn er nach Hause gegangen wäre, und am besten nie wieder zurückkäme, aus seiner Hundehütte, wie er es auszudrücken pflegte.

Aber natürlich tat Wheeler ihm diesen Gefallen nicht. Stattdessen gab er sich Mühe nun aufrecht und vor allem wach sitzen zu bleiben.

Innerlich seufzte Kaiba. Dieser Tag war bis jetzt einfach nur lästig gewesen. Er hätte, statt hier zu sitzen, längst in seiner Firma sein können. So vergeudete er nur unnötig mehr von seiner kostbaren Lebenszeit. Ein wahrer Jammer.

"Miss Chan, können sie uns vielleicht einige der Werke von William Shakespeare nennen?" Richtete sich Mr. Kyonarabuki nun an Fu.

Diese zuckte erschrocken zusammen. Sie hatte überhaupt nicht zugehört, nur als sie ihren Namen hörte, schreckte sie hoch.

Etwas perplex starrte sie den Lehrer an, der sogleich bemerkt hatte, dass sie mit ihren Gedanken woanders war.

"E...entschuldigung, was haben sie gesagt?" Stammelte sie verlegen.

"Wenn sie ihre Aufmerksamkeit nicht immer anderen Dingen widmen würden, hätten sie mitbekommen, dass ich sie nach den Werken von Shakespeare gefragte habe!" Entgegnete ihr Mr. Kyonarabuki mit einer Mischung aus Enttäuschung und Vorwurf.

Fu schien immer noch nicht recht verstanden, was der Lehrer von ihr wollte. Erst nachdem einige Sekunden verstrichen waren, begriff sie die Frage.

"Ach so...natürlich. Also unter anderen hat er Hamlet, Othello, Ein Sommernachtstraum, und das wohl bekannteste Stück, Romeo und Julia verfasst."

Mr. Kyonarabuki war sichtlich zufrieden, und wandte sich wieder seinem Vortrag zu.

Man sah Fu die Erleichterung an. Sie schien zu hoffen, dass er sie nun für den Rest der Stunde in Ruhe ließ.

Seto ertappte sich dabei, wie er ihr einen Blick zuwarf. Eigentlich hätte er sich über sie lustig gemacht, da sie so peinlich aus ihrer Trance gerissen worden war.

Und dennoch hatte sie eine Antwort auf die gestellte Frage gewusst. Wenn sie es auch in der Tat immer schaffte, in so ziemlich jedes Fettnäpfchen zu treten, sie schaffte es auch ebenfalls immer herauszukommen.

Selbst wenn sie mit Händen und Füßen um sich schlagen müsse.

Das war Seto bereits damals aufgefallen, als sie unerhörter Weise mit ihm zusammengestoßen war.

Sie nahm nie ein Blatt vor den Mund und sagte immer alles frei heraus.

Doch in letzter Zeit war dies anders geworden. Ihm war längst aufgefallen, dass sie bei weitem nicht mehr dieselbe unbeschwerte Person war, die ihm damals begegnet war.

Sie war zwar schon immer ein Rätsel, jedoch seit einiger Zeit noch unbegreiflicher geworden.

Und dabei war dies schon fast nicht mehr möglich.

Kaiba musste zugeben, dass ihm eine solche Person noch nie über den Weg gelaufen war.

Sie war so undurchsichtig und unbegreiflich wie sonst niemand.

Ihm kam in den Sinn, dass ihm dies schon damals aufgefallen war.

Als sie ihm ohne Scheu gekontert hatte, war ihm schlagartig klar geworden, dass sie anders war. Anders, als alle anderen Menschen, die er kannte.

Sie war die erste Frau, die sich wirklich getraut hatte, ihm die Meinung zu sagen.

Alle anderen übten sich meist in Zurückhaltung, sie aber nicht.

Obwohl sie seit einer Weile auch nicht mehr so offen und forsch, wie damals war. Mittlerweile legte sie mehr eine Art Verschlossenheit, vielleicht sogar Furcht an den Tag.

Vielleicht lag es an der Entführung, denn seitdem hatte sie sich zunehmend verändert.

Womöglich war dies ein traumatisches Erlebnis für sie, man hört ja in Fernsehen und Zeitung immer wieder davon.

Aber hatte sie nicht ihren Freund, diesen Studenten, der auf sie aufpasste?

Was war er denn für ein Freund, wenn er das nicht tat?

Aber warum dachte Seto überhaupt darüber nach? An was für einen Unsinn verschwendete er da seine Gedanken? Reine Zeitverschwendung!

Solche Gedanken passten einfach nicht zu ihm. Was kümmerten ihn schon die anderen?

Wahrscheinlich hatte er einfach zu viel mit dem Kindergarten zu tun.

Früher oder später musste deren Ader ja auf ihn abfärben.

Das musste schleunigste unterbunden werden, bevor es noch größere Ausmaße annahm.

Wie gut es doch war, dass er sich immer und überall von ihnen distanzierte.

Nicht auszudenken, wie er es hätte ertragen können, mit der Loosertruppe in diesem Musicalprojekt mitzuarbeiten. Sowieso war es eine Schande, dass ausgerechnet er in dieses Projekt einbezogen worden war.

Welch ein Glück, dass er dem entkommen war.

Bei der ganzen schlechten Musik wäre ihm sicherlich irgendwann der Schädel geplatzt.

Wobei, schlecht waren sie ja nicht alle.

Auch wenn es ihm mehr als schwer fiel, musste er dennoch zugeben, dass es eine unter ihnen gab, die ein echtes Talent für so etwas hatte.

Fu war ja eine ganze passable Sängerin, obwohl dies natürlich kein wirkliches Talent war.

Trotzdem, wenn sie auch unerträglich, penetrant und nervenaufreibend war, singen konnte sie sehr gut.

Das hatte sie mehr als einmal bewiesen, auch wenn er es nur widerwillig zugab.

Selbst bei dem, von seinem Bruder ausgerichteten Karaokecontest hatte sie sich als Siegerin erwiesen.

Aber, was war das denn schon? Brotlose Kunst, die kein echtes Ansehen genoss, zumindest nicht in seinen Augen.

Und selbst wenn sie zu diesem Zeitpunkt einmal bewiesen hatte, dass sie auch etwas konnte, hatte sie sich diesen Respekt im nächsten Augenblick wieder enteignet.

Und zwar zu dem Zeitpunkt, als sie auf ein Weiteres ihre Unausstehlichkeit unter Beweis stellte, und sich als imaginärer Spion erwies.

Nicht allein, dass sie zu dämlich war, sich in seinem Vergnügungspark zurecht zu finden, nein sie hatte es auch noch gewagt, sich Kritik an ihm anzumaßen.

Damit hatte sie den Bogen eindeutig überspannt, und Kaiba hätte sie am Liebsten auf der Stelle hinaus werfen lassen, hätte sie nicht urplötzlich mit ihrer Reaktion einen Wandel bewirkt.

Sie hatte es gewagt, das, was noch niemals jemand gewagt hatte. Sie hatte ihn geohrfeigt, und noch bevor er darauf reagieren konnte, war sie weggerannt.

Kaiba konnte nicht mehr genau definieren, welche Gefühle auf ihn einschlugen.

Es war Wut, sicherlich, aber auch Überraschung und vielleicht sogar, aber nur im äußerst geringen Maße etwas Bewunderung ihres Mutes.

Sie war in der Tat die erste Person, die sich so etwas anmaßte.

Und ein weiteres Mal kam er zu dem Entschluss, dass sie vollkommen anders ist.
 

-------- Perspektivenwechsel -------
 

//Warum zum Teufel hat er gerade so seltsam geguckt? Hat er sich mal wieder über mich lustig gemacht, oder hab ich irgendwas im Gesicht, von dem ich nichts weiß?//

Vorsichtig versuchte ich mich in den spiegelnden Fensterscheiben zu betrachten.

Doch wie es mir schien, war Zweites nicht der Fall.

An diesem verdammten Tag hatte es scheinbar die gesamte Welt auf mich abgesehen. Ich hatte aber auch ein Pech. Gab es überhaupt jemanden, dem mehr Missgeschicke und Unheil widerfuhren, als mir?

Schwer vorstellbar für jemanden wie mich, besonders da ich es ja liebte im Selbstmitleid zu versinken.

Vielleicht sollte ich das unterlassen, dann käme mir die Welt auch nicht immer so schwarz vor. Nja...was will man schon erwarten?

Doch dass ausgerechnet er mir wieder einmal einen solch missbilligenden Blick zuwarf, ärgerte mich zutiefst. Hatte er mich in der Zeit, die ich hier war nicht bereits genug gedemütigt?

Hatte ich das verdient? Ich hatte ihm doch nichts getan, und dennoch ließ er keine Gelegenheit aus, mich wo es nur ging zu beleidigen oder demütigen.

Nun gut, vielleicht war ich nicht ganz unschuldig an meiner Misere. Immerhin war ich ja diejenige, die sich ausgerechnet in Mister Kälter-als-die-Oberfläche-von-Pluto (-235°C) verlieben musste.

Allein diese Tatsache hatte meine kleine, nicht immer ganz heile Welt aus den Fugen geworfen. Moment...meine Welt? Hatte ich denn eine eigene Welt?

Ok, der Erkenntnis Gallileis, die Welt drehe sich um die Sonne, hatte ich ja bereits vor Jahren widersprochen. Die Welt drehte sich um mich, fertig, aus, basta.

Ja, ich gab es zu. Ich war ein Egoist und auch stolz darauf...nja...vielleicht eher weniger, aber wen kümmerte das schon?

Ich war nicht so sehr wichtig für andere, wie für mich selbst.

Aber mal ernsthaft, jeder ist doch irgendwo etwas egoistisch. Das musste ja auch so sein. Wo kämen wir sonst hin, wenn jeder nur an andere denken würde? Auf einmal würden wir noch in einer perfekten Welt leben. Ach du heiliger Jesus...das wäre ja eine Freveltat.

Nja...anstatt mir über solche Dinge Gedanken zu machen, sollte ich den Tatsachen lieber ins Auge sehen.

Selbst wenn ich irgendwann eine Chance bekäme, dass Seto mich auf irgendeine Weise sympathisch fände, könnte ich sie nicht ergreifen.

Zumindest nicht, bevor ein gewisser Mann, der mir übelst gedroht hatte, nicht für immer von der Bildfläche verschwinden würde.

Ganz ehrlich, ich hätte nichts dagegen, wenn ihm etwas zustoßen würde.

Dieser Kerl hatte mir nur Unglück bereitet seit ich in diesem Land war. Ich hätte kein Mitleid für ihn, würde ihm jemals etwas widerfahren.

Wenn ich die Möglichkeit dazu gehabt hätte, hätte ich längst dafür gesorgt, dass er mir nie wieder begegne. Doch dies blieb mir bis zu diesem Zeitpunkt immer verwehrt.

Ich war mir durchaus im Klaren, dass es so nicht weiter gehen könnte.

Etwas musste geschehen, bevor die ganze Geschichte in einem grauenvollen Desaster endete. Nur was?

Ich hatte mir oft überlegt, ob es nicht irgendeinen Weg gäbe, Gérard anzuzeigen. Jedoch schien es mir jedes Mal als zu riskant. Schließlich wusste ich nicht einmal, wo er sich gerade befand. Ich befand mich in einem unausweichlichen Dilemma, das mir seit geraumer Zeit nur noch schlaflose Nächte bereitete.

Ich saß in der Falle, wie die Maus vor deren Mauseloch eine Falle aufgestellt war. Solange sie in ihrem Loch bliebe, wäre sie in Sicherheit. Doch bei dem kleinsten Schritt nach draußen, säße sie in der Falle. Und genauso war es mit mir.

Solange ich mich von Seto Kaiba fern hielte, wäre alles in Ordnung. Bei dem kleinsten unachtsamen Fehler gerate diese heuchlerische Sicherheit aber zusehend ins Wanken.

Für den Moment war dies eine Lösung, doch ewig könnte es nicht so weitergehen. Auch war mir klar, dass Gérard sich damit nicht lange zufrieden gäbe.

Ich musste also schnellstmöglich eine Lösung finden.

Was hatte ich mir nur eingehandelt? Ich war so dumm, dass ich mir einbildete, dieses Mal hätte ich die goldene Seite der Medaille erwischt.

Wie konnte ich nur annehmen, in diesem Jahr würde mein Leben endlich in geregelten Bahnen verlaufen. Ich war nun mal nicht dafür bestimmt ein angenehmes Leben zu führen.

//Herr Gott Fu, was heulst du jetzt wieder herum? Mein ewiges Selbstmitleid hilft mir auch nicht weiter. Außerdem dreht sich nicht alles um mich, auch wenn ich das manchmal gerne hätte.// Seufzend verwarf ich meine Gedanken.

Was war nur aus mir geworden? War ich denn früher schon so egoistisch und labil gewesen?

Eigentlich hatte ich mir immer eingebildet, nichts könne mich jemals aus der Bahn werfen. Ich war so verdammt stolz auf meine angebliche Stärke.

Nun fragte ich mich, wo diese Stärke hin verschwunden war. Wahrscheinlich hatte ich sie nie besessen. Das alles war nur Schall und Rauch gewesen, der zwar hübsch anzusehen, jedoch nicht von Dauer war.

Nein, ich war nicht mehr stolz. Ganz im Gegenteil, mittlerweile versank ich immer wieder in meiner eigenen Verzweiflung. Wie ich es doch hasste.

Ich hatte alles verloren...alles, von dem ich einst annahm, es würde mich zu dem Menschen machen, der ich war.

Ich war doch nur eine dumme, naive Person, die ohne ihren mächtigen Panzer aus alten Erinnerungen und Selbstbeherrschung nichts wert war.

Ich bildete mir doch tatsächlich ein, ich würde mir nur Sorgen um Seto machen, was Gérard betraf. In Wahrheit ging es jedoch hauptsächlich um mich.

Ich hatte Angst um meiner Selbst und war gleichzeitig wütend, dass ich kein normales Leben führen konnte, wie es meine Freunde taten.

Im Moment war ich weder mit der Welt noch mit mir selbst im Reinen. Ich brauchte Zeit, viel Zeit um endlich einen Weg aus meiner selbst erschaffenen Krise zu finden.

Und um diese Zeit zu bekommen, blieb mir nur ein Ausweg.

Ich musste mich von allem entfernen. Von der Schule, von meinen Freunden, von meinem Vater und besonders von Seto Kaiba.
 

...to be continued...
 

Ok, ich gebs zu! Das Kap is scheiße!!!!

Eigentlich wollte ich es allein Kaiba widmen, aber irgendwie war mir plötzlich nach einem Wechsel.

Euch ist sicher aufgefallen, dass Fu hier äußerst egoistisch ist, und das hat auch seinen Grund.

Als ich mir über dieses Kap Gedanken machte, las ich noch einmal die letzten Kap's durch, wobei mir auffiel, dass Fu an einigen Stellen etwas zu nett erschien. Aber da sie das ja nicht immer ist, und auch sehr viele negative Eigenschaften besitzt, musste ich sie hier mal etwas Extremer darstellen.

Außerdem soll bloß nicht der Anschein entstehen, sie sei perfekt. Um Himmels Willen, bitte nicht! Ich hasse Perfektionismus...und überhaupt: Welcher Mensch ist bitteschön perfekt?

So, ich hoffe, dass ich Fu jetzt etwas menschlicher darstellen konnte. Und mal ehrlich...jeder Mensch ist doch schon einmal egoistisch gewesen und im Selbstmitleid versunken.

Nja...genug der langen Worte. Ich bin gespannt auf eure Kommis! Sagt mir doch bitte, was ihr davon haltet, ja?!
 

Bis zum nächsten Kap dann...

...bye
 

HEAGDL

Wo_Ai_Ni *knuddl*

Find myself in Kouyasan

Kapitel 32: Find myself in Kouyasan
 

Hui...dieses Mal war ich fix, findet ihr nicht?

Ne...Spaß beiseite, ich hab mir mal etwas mehr Mühe gegeben, und wie man sieht, hat es wieder nichts gebracht.

Ok, Klappe zu jetzt und gehen wir zum Kapitel.
 

Inspirationssong zu diesem Chap waren "We Belong" von Pat Benatar und "Save up all your tears" von Robin Beck!
 

Ach übrigens: Das Kap hier widme ich allen meinen lieben Kommischreibern!!! Was wär ich bloß ohne euch????
 

Viel Spaß!!!
 

Was hatte ich mir dabei gedacht? In knapp 1 Woche war Weihnachten und ich hatte doch wahrhaft diese idiotische Idee, ein Wochenende in einem Kloster in Kouyasan zu verbringen.

Schuld daran war einzig und allein dieser verhängnisvolle Zeitungsausschnitt, den ich vor zwei Tagen gefunden hatte.
 

----Flashback----
 

"Hey Paps! Sieh dir das mal an. Hier wird ein Wochenendseminar in einem Kloster in Kouyasan angeboten. ,Finden sie zu ihrem wahren Selbst in den heiligen Bergen von Kouya - kostenloses Wochenendseminar für Interessenten'! Was hältst du davon?

Ich fänd es doch mal sehr interessant, an so etwas teil zu nehmen." Las ich meinem Vater aus der aktuellen Tageszeitung vor.

Es machte allerdings nicht den Anschein, als habe er mir genau zugehört, denn dazu war er zu sehr mit der Nachkontrolle seiner Gewürze beschäftigt.

"Meinst du, ich könnte mich anmelden? Oder brauchst du mich dieses Wochenende?" Setzte ich fort.

Er hielt einen Moment inne, wohl um sich dessen bewusst zu werden, was ich ihm eben vorgelesen hatte.

"Dieses Wochenende? In Kouyasan?" Harkte er überlegend nach.

"Ja. Ich könnte ja problemlos mit dem Shinkansen hinfahren und auch zurück. Also, was sagst du?"

Er sah mich einen Moment prüfend an, etwa um herauszufinden, ob ich es auch ernst meinte.

Es war durchaus verständlich, dass er dies tat, denn er wusste genau, dass ich normalerweise nicht sehr viel für Meditation und Ich-Findung übrig hatte.

Ich hatte bisher nie genug Geduld dazu, doch zurzeit bestanden ja auch besondere Umstände, derer mein Vater glücklicherweise nicht kundig war.

"Also? Darf ich, oder nicht?"

Er seufzte kurz, eh er mir eine Antwort gab.

"Normalerweise hast du für so etwas doch nichts übrig, aber gut. Dieses Wochenende werde ich auch ohne dich schaffen. Geh ruhig und finde dich selbst!"

Ich lächelte. Wahrscheinlich würde dies eher nicht geschehen, aber ich brauchte wenigstens ein Wochenende Ruhe von meinem Alltagsleben.

Und wo fand man besser Ruhe, als in einem Kloster in Kouyasan?
 

----Flashback Ende----
 

Und nun stand ich also hier am Bahngleis des Shinkansen, des japanischen Schnellzuges, der mich zum heiligen Berg Kouya bringen sollte.

Ich hatte keine Ahnung, was mich dort erwartete, doch um ehrlich zu sein, war es mir egal. Solange ich nur eine Weile weg war.

Kouyasan war zwar nicht so weit entfernt, jedoch genug, um mir eine Weile Abstand zu bereiten.

Ich bestieg den Zug und suchte mir ein freies Abteil. Zu dieser Zeit war der Shinkansen fast vollkommen überfüllt. Eine Menge Leute nutzten diese Zeit, um ihren Verwandten einen Besuch abzustatten. Schließlich fand ich ein wenig besetztes Abteil, in welchem sich außer mir nur noch eine ältere Dame und ein Student befanden.

Ich gesellte mich zu den Besagten und lud meine kleine Tasche in das Gepäckfach über den Sitzen.

Der Shinkansen fuhr pünktlich ab und er machte seinem Namen wirklich alle Ehre. Die Schnelligkeit war beeindruckend.

Zunächst verweilte mein Blick am Fenster und der vorbeiziehenden Landschaft, bis ich ihn zu meinen Mitreisenden richtete.

Die ältere Dame war nach kurzer Zeit über ihren Stickereien eingeschlafen und der Student schien verbissen in seinen Laptop vertieft.

Na gut, es war mir mehr als recht, dass keiner der beiden auf mich achtete.

Innerlich seufzend wandte ich meinen Blick wieder der Landschaft zu.

Die Zugfahrt dauerte nicht sehr lange. In weniger als 2 Stunden befand ich mich am Bahnhof von Kouyasan.

Den Weg zum Klostergelände musste ich wohl zu Fuß erklimmen. Erleichtert stellte ich allerdings fest, dass ich bei weitem nicht die einzige Person war, die an diesem Seminar teilzunehmen schien. Oder zumindest war Kouyasan eine berühmte Touristenattraktion.

Ich gesellte mich zu einer kleinen Gruppe Japaner, die sich scheinbar über eine Karte der umliegenden Landschaft unterhielten.

"Entschuldigen sie bitte, aber können sie mir sagen, wo ich mich zu dem Seminar anmelden muss?" Erkundigte ich mich mit einer kurzen Verbeugung.

"Oh, sie nehmen auch daran teil? Wir ebenfalls. Woher kommen sie denn? Ach übrigens, mein Name ist Hanamori!" Antwortete mir ein junger Mann, der eine Karte in der Hand hielt.

"Freut mich. Ich heiße Chan und komme aus Domino!" Erwiderte ich.

Nach einer Weile fanden sich schließlich auch die übrigen Teilnehmer des Seminars vor den Toren des Klosters ein. Es waren doch mehr, als ich erwartet hatte.

"Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich freue mich, sie hier begrüßen zu dürfen. Wir werden ihnen gleich ihre Unterkunft zeigen, doch zuvor möchten wir sie auf gewisse Regeln hinweisen, die hier zu beachten sind."

Begrüßte uns ein Mönch mittleren Alters, der eine gelbe Kutte trug.

"Wie sie wissen, befinden sie sich in einem Kloster des Shintobuddhismus. Das Gelände ist für jeden zugänglich. Ihnen werden später die einzelnen Räumlichkeiten noch gezeigt. Es gilt jedoch strenge Einhaltung der Essenszeiten, sowie der Tages- und Nachtruhe. Es ist ihnen erlaubt den einzelnen Meditationen beizuwohnen, des Weiteren dürfen sie die Einrichtungen aber auch allein besuchen. Wir wünschen ihnen einen angenehmen Aufenthalt und viel Erfolg bei der Erkundung ihrer Selbst!" Fuhr der Mönch fort, eh er mit einer ehrfürchtigen Verbeugung schloss.

Ich hatte dem Shintobuddhismus nie viel Aufmerksamkeit geschenkt, welch Ironie, dass ich mich nun ausgerechnet in einem solchen Kloster befand.

//Naja...mal abwarten, ob ich zu mir selbst finde. Die heiligen Berge von Kouya sollen ja für unglaubliche Wunder bekannt sein...// Überlegte ich bei mir selbst und folgte schließlich dem Rest der Gruppe zu den Unterkünften.

Als ich sie betrat, wurde mir jedoch schlagartig klar, dass ich hier wohl nicht so sehr meine Ruhe hatte, wie ich mir das vorgestellt hatte.

Die Gruppe war in zwei Einzelgruppen, männlich und weiblich aufgeteilt worden, und jede Gruppe hatte einen gemeinsamen Schlafsaal.

//Herrlich! Wer hatte eigentlich diese bescheuerte Idee, mich hier anzumelden? Ach ja...das war ich ja selbst.//

Alles Gejammer half nun auch nichts mehr. Ich war hier und ich würde aus diesem Wochenende das Beste machen.

Die einzige Beschwerlichkeit, die noch dazu kam war, dass diese Räumlichkeiten nur sehr spärlich beheizt waren und draußen ein beißend kalter Wind wehte.

Zwar lag in Kouyasan zu meiner Überraschung kein Schnee, jedoch kalt war es allemal.

"Hallo? Du bist aus Domino, nicht wahr?" Sprach mich plötzlich jemand von der Seite an.

"Eh...ja, richtig!" Entgegnete ich etwas verwirrt und musterte die Person, die mich angesprochen hatte.

Es handelte sich um ein junges Mädchen, vielleicht etwas älter, als ich, doch nicht wesentlich mit langem, schwarzem Haar. Sie lächelte mich freundlich an.

"Hi! Ich bin Tomoko Kito und aus Osaka!" Sie verbeugte sich leicht vor mir.

Etwas zögerlich verbeugte ich mich ebenfalls und antwortete ihr.

"Mein Name ist Fu Chan! Freut mich, dich kennen zu lernen!"

"Ach, wem sagst du das? Bin ich froh, dass wenigstens eine aus meiner Altersgruppe vertreten ist! Ist dir aufgefallen, dass hauptsächlich ältere Frauen oder Frauen mittleren Alters hier teilnehmen?" Stöhnend ließ sie sich auf eine der Futons fallen.

"Hm...kann sein, aber unter den männlichen Teilnehmern sind auch welche in unserem Alter!" Kommentierte ich beiläufig und mich an den jungen Mann von vorhin erinnernd.

"Jep, da hast du Recht! Und das ist auch gut so. Wo kämen wir denn da hin, wenn hier nicht mal ein paar gutaussehende Kerle wären?"

Verwundert sah ich Tomoko an. War die tatsächlich zum Meditieren hier?

Sie machte auf mich eher den Anschein eines flippigen Großstadtgirlies. Das allein sagten schon ihre Klamotten aus. Sie trug einen knallroten Rock, darunter weiße Stiefel und einen hellblauen Mantel.

Ich fragte mich, ob in Osaka wohl so die Schuluniformen aussahen.

"Was schaust du mich so schockiert an? Ich bin nicht freiwillig hier, wenn du das meinst. Nein, ich wurde gezwungen!" Ihre letzten Worte sprach sie zähneknirschend aus.

"Gezwungen? Von wem denn?" Fragte ich neugierig nach.

"Von meiner Oma. Sie meinte, das wäre mal gut für mich. Ich würde sonst immer nur mit meinen verrückten Schulfreunden herumhängen. Tja...was hätte ich machen sollen? Sie drohte damit, mir die Weihnachtsgeschenke zu streichen." Beleidigt blies Tomoko die Backen auf, sodass ich unweigerlich schmunzeln musste.

Was tat man nicht alles für Weihnachtsgeschenke?

"Und weshalb bist du hier?" Erkundigte nun sie sich.

Ich verweilte einen Moment, eh ich ihr eine Antwort gab.

"Zum Nachdenken!"

"Ehrlich? Worüber denn? Hast du was Schlimmes verbrochen?"

Abermals sah ich sie ungläubig an. Weshalb sollte ich etwas verbrochen haben, wenn ich nachdenken wollte?

Diese Frage stellte ich ihr auch.

"Weiß ja nicht. Du siehst irgendwie betrübt aus, da dachte ich halt. Ist dir etwas passiert?"

"So könnte man es auch ausdrücken." Gab ich kleinlaut zu.

"Ich habs! Dein Freund hat mit dir Schluss gemacht, und du musst erstmal die Trennung überwinden!" Triumphierte Tomoko nickend.

Was hatte dieses Mädchen nur, dass sie immer diese Vermutungen aufstellte?

"Wie kommst du darauf?"

"Hab ich Recht?" Beantwortete sie meine Frage mit einer Gegenfrage.

"Nein, hast du nicht! Ich muss einfach nur nachdenken."

Sie sah mich eine Weile ungläubig an, bevor sie sich wieder auf den Futon fallen ließ.

"Man, bist du langweilig! Hast du denn keine interessantere Geschichte zu bieten?"

Ich lächelte sie kurz an, wandte dann meinen Blick aus dem Fenster.

Ob ich hier wohl Ruhe finden würde? Mit so einer Zimmergenossin? Ich sah schwarz für dieses Wochenende.
 

Und ich sollte Recht behalten. Bereits den ersten Tag ließ Tomoko mich nicht aus den Augen. Wenn ich schon keine Geduld besaß, dann hatte dieses Mädchen sie noch nie besessen. Während der Meditation rutschte sie ununterbrochen auf ihren Knien herum und seufzte alle 5 Minuten.

Ich bezweifelte stark, dass sie an diesem Wochenende zu sich selbst fand.

Der erste Tag verging sehr schnell, sodass ich es kaum bemerkte, als ich bereits auf meinem Futon lag und einzuschlafen versuchte.

Doch dies würde sich als schwerer gestalten, als ich dachte.

"Hey Fu! Hey! Bist du noch wach?" Flüsterte mir unaufhaltsam jemand ins Ohr.

Ich musste nicht raten, wer es war. Diese Stimme hatte sich eingeprägt.

"Nein, jetzt nicht mehr Tomoko! Was ist denn?" Antwortete ich ihr leicht genervt.

"Herr Gott, ich find diese Futons so unbequem! Sag bloß, du kannst darauf schlafen!"

Mein Verdacht, dass dieses Wochenende stressiger würde, als erwartet, bestätigte sich von Sekunde zu Sekunde.

"Jetzt stell dich doch nicht so an Tomoko! Du wirst schon irgendwie schlafen können." Erwiderte ich ihr gereizt.

"Tut mir Leid, aber ich bin nun mal nicht für so was geschaffen!"

Da hatte sie allerdings Recht. Trotzdem, ich sollte nicht so gemein zu ihr sein. Immerhin meinte sie es nur gut.

Also setzte ich mich auf und betrachtete sie eine Weile.

"Willst du wissen, auf was man früher in China geschlafen hat? Dagegen sind Futons ein wahrer Segen!" Meinte ich wissentlich.

"Cool! Du kommst aus China? Erzähl mir was! Wie ist es denn dort so?"

Nun hatte ich meine letzte Chance, diese Nacht noch ein Auge zu zutun endgültig verspielt. Aber das war mir jetzt auch egal.

"Na schön. Aber ich komme aus einem sehr kleinen Dorf in China. Es nennt sich Xiang Po und liegt in der tiefsten, dunkelsten Provinz Chinas. Wir haben etwa 100 Einwohner. Ganz im Gegenteil zu Großstädten wie Shanghai oder Hongkong."

"Und hast du Geschwister, oder gilt bei euch auch diese strenge Geburtenkontrolle?" Fiel mir Tomoko neugierig ins Wort.

"Nein, ich habe leider keine Geschwister, aber Geburtenkontrolle ist bis zu unserem Dorf noch nicht vorgedrungen. Das Dorf ist so unbedeutend, das interessiert die Regierung nicht."

"Und wie kommt es, dass du jetzt in Japan bist? Und weshalb sprichst du überhaupt so gut Japanisch?"

Tomoko hatte nun wohl die Neugierde gepackt. Sie schien hellwach, während ich mit der Müdigkeit zu kämpfen hatte.

"Ich habe früher eine längere Zeit in Japan gelebt. Bist du nicht müde?"

"Aha! Nö, nicht im Geringsten, du etwa?"

Ich seufzte, eh ich ihre Frage verneinte. Vielleicht war dieses aufgeschlossene, neugierige Mädchen gar nicht so nervig, wie ich annahm. Immerhin lenkte sie mich von meinen Problemen ab.

Wir redeten noch eine ganze Weile so, bis ich sie endlich dazu bewegen konnte zu schlafen.

Der nächste Tag begann, wie ich es erwartet hatte. Ich hatte gerade mal 4 Stunden geschlafen und war fix und fertig.

Trotzdem gab ich mir Mühe bei den Meditationsübungen wach zu bleiben.

Nach dem Frühstück war es uns erlaubt auf Kouyasan herumzuspazieren.

Ich durchwanderte also mit Tomoko die Umgebung. Ein Glück, dass hier kein Schnee lag. Andernfalls hätten wir diese Wanderschaft nicht so einfach tätigen können.

Tomoko erzählte mir von ihren Geschwistern, die sie ständig ärgerten und ihrer Großmutter, die sie immer wieder zu einer vornehmen Persönlichkeit erziehen wollte.

So verging die Zeit, ohne dass ich es wirklich bemerkte, und wir saßen längst wieder beim Abendessen.

Nun hatte ich nur noch den morgigen Tag um zu mir selbst, oder eine Lösung für mein Problem zu finden.

Wenigstens ließ Tomoko mich in dieser Nacht schlafen. Vielleicht war sie aber auch nur selbst erschöpft von der Wanderung und ihren ganzen Erzählungen.

Am nächsten Morgen erwachte ich sehr früh. Seit ich hier war hatte ich kein einziges Mal geträumt. Und heute sollte der letzte Tag meines Aufenthaltes werden.

Als Abschluss wurde den Seminarteilnehmern am letzten Tag eine besondere Teezeremonie bereitet, der wir alle beiwohnten.

Danach stand es jedem frei die restliche Zeit zu nutzen. Man konnte in den Klosterhallen meditieren oder die Landschaft durchwandern.

Ich entschied mich für Letzteres und begab mich zu einem abgelegen Ort auf dem Klostergelände, von welchem man einen herrlichen Ausblick auf die Umgebung hatte.

Allerdings hatte ich Tomoko dieses Mal nicht im Schlepptau. Sie war nach der Teezeremonie verschwunden und ich hatte auch keine Lust, sie zu suchen.

Schließlich hatte ich nun endlich die Zeit zum Nachdenken, nach der ich mich so gesehnt hatte.

Ich saß auf einen Felsen und betrachtete mir die Landschaft. Dieser Ort war wirklich wunderschön. Es hatte doch etwas Gutes, dass ich hergekommen war.

Jedoch würde ich noch am selben Tag wieder zurückfahren, und alle meine Probleme, die ich hier hatte vergessen können, würden wieder auf mich einströmen.

Was hatte mir dieser Ausflug letztlich gebracht? Ich war nur für kurze Zeit dem Alltag entgangen, mehr nicht.

Wie dumm war ich gewesen, dass ich dachte, dieses Wochenende würde alle meine Probleme ungeschehen machen?

Es war zum Verzweifeln. Nichts gelang mir, ich saß fest in diesem Dilemma.

Und schon wieder geschah es. Wieder einmal versank ich in meinem Selbstmitleid, das scheinbar nie zu enden vermochte.

Ich hätte heulen können. Wieso passierte das alles mir?

Wenn ich wieder zurückkäme, wäre alles wie zuvor. Ich müsste weiter die Tatsache fürchten, dass Gérard zurückkäme und Seto mich weiter ignorierte.

Nicht einmal bei Satoshi konnte ich Hilfe suchen, denn dieser war seit geraumer Zeit auf einem Auslandstrip. Zwar schrieben wir uns ab und an, doch was nutzte schon ein Brief?

Ich war allein mit meinen Problemen, und daran änderten auch nichts die Telefonate mit Ming Li. Außerdem erzählte ich ihr sowieso nichts davon. Sie würde wieder überreagieren und alles verschlimmern.

Was konnte ich bloß tun?

"Hey Fu! Was machst du denn hier so allein?"

Erschrocken fuhr ich zusammen. Ich hatte nicht erwartet, dass mich hier jemand finden würde. Scheinbar war ich für Tomoko aber überall auffindbar.

"Ach, ich hab nur etwas Zeit allein gebraucht." Flüchtete ich mich lächelnd.

"Das hast du auch schon am ersten Tag gesagt. Was ich dich schon die ganze Zeit fragen wollte...weshalb willst du eigentlich nachdenken?"

Warum musste sie mich jetzt löchern? Ich konnte ihr sowieso nichts erzählen und selbst wenn, würde es nicht das Geringste bewirken.

"Ach, nichts Besonderes. Ich war nur gestresst von der Schule und so." Log ich schnell, jedoch nicht sehr glaubwürdig.

"Ach komm, das glaub ich dir nicht. So sieht niemand aus, der sich nur vom Schulstress erholen will. Weißt du, was ich vermute? Ich denke, du hast ein sehr großes Problem, über das du nicht rede willst, aber für das du auch keine Lösung findest."

Woher wusste sie das? War es denn so offensichtlich, dass ich ein Problem hatte?

"Aber hast du schon mal darüber nachgedacht, dass es sogar befreiend sein kann, wenn man mit jemanden redet?" Sprach sie eindringlich weiter.

"Was würde das nützen? Du kannst mir auch nicht helfen, niemand kann das!"

"Vielleicht habe ich keine Lösung parat, aber zumindest kann ich dir zuhören."

Da hatte sie allerdings Recht. Womöglich konnte es doch helfen, wenn ich es ihr erzählte. Und selbst wenn nicht, sie könnte mir mit dem Wissen auch nicht schaden. Immerhin wohnte sie kilometerweit weg und hatte rein gar nichts mit der Sache zu tun, sodass ich ihr auch nicht schaden konnte.

Und vielleicht würde sie auch die Einzige sein, der ich jemals davon berichten könnte.

"Na gut, du hast Recht. Ich habe ein Problem. Ich bin jemandem begegnet, den ich eigentlich für harmlos hielt. Doch er hat mich mit jemandem gesehen und falsche Schlüsse daraus gezogen. Jetzt droht er mir, wenn ich mich weiter mit dem anderen treffe, würde etwas passieren."

"Eh...ok, ich interpretiere das jetzt mal so. Du bist einem Typen begegnet, der sich in dich verliebt hat, dich aber mit deinem Freund gesehen hat und dich jetzt erpresst. Richtig so?" Fasste Tomoko meine Ausführungen noch einmal zusammen.

"Nicht ganz. Also das mit dem Typen stimmt, aber er hat mich nicht mit meinem Freund gesehen, sondern mit einem...nja...Bekanten und jetzt ist er der Meinung dieser Bekannte und ich seien ein Paar und will sich an dem Bekannten rächen, wenn ich nicht zu ihm komme. Jedenfalls so in der Art."

Tomoko sah mich kurze Zeit verständnislos an, bis sie scheinbar begriffen hatte.

"Achso...verstehe. Also das ist wirklich ein Problem. Aber vielleicht solltest du deinem Bekannten davon erzählen. Immerhin hängt er da ja auch mit drin."

"Bloß nicht! Das würde alles nur verschlimmern! Du kennst diesen Bekannten nicht. Er hat für so etwas überhaupt kein Verständnis." Fiel ich ihr abrupt ins Wort.

Tomoko sagte einen Moment nichts, bis sie plötzlich ein heimtückisches Grinsen aufsetzte.

"Ah...jetzt verstehe ich. Dieser Bekannte...du bist nicht zufällig in ihn verliebt?"

Ich verstand zunächst nicht, was sie damit meinte. Dann jedoch begriff ich.

"Nein! Wie kommst du auf so was? Er ist ein Idiot, ein arroganter Macho und ich kann ihn nicht ausstehen..."

"Aber du liebst ihn!" Unterbrach mich Tomoko. "Das erklärt einiges. Du hast gleich ein zweites Problem, weil du den Bekannten liebst, es ihm aber nicht zeigen kannst, weil du sonst Probleme mit dem Typen kriegst."

Ich war sprachlos. Dieses Mädchen hatte herausgefunden, was ich niemals jemandem zu sagen gewagt hätte. War das möglich?

"Du steckst echt in einer ziemlichen Krise. Trotzdem, ich bin immer noch der Meinung, du solltest es deinem Bekannten sagen. Es wäre nur fair."

"Du verstehst es nicht. Auch wenn ich ihn liebe, er hasst mich zutiefst. Es würde ihn nicht einmal interessieren." Erklärte ich ihr schon fast tonlos.

"Hmm..." Gab Tomoko nur von sich. Sie schien wohl über meine Worte nachzudenken.

"Siehst du? Egal, wie ich handle, ich tu das Falsche!"

Und schon war ich erneut im Sumpf aus Traurigkeit und Verzweiflung versunken.

"Nein, das denke ich nicht! Ich denke, du wirst eine Lösung finden. Ich kenne dich jetzt zwar nicht so gut, aber ich bin sicher, du hast genug Mut um dein Problem ganz allein zu lösen. Du musst nur dir selbst vertrauen und vor allem endlich aus deinem Selbstmitleid herauskommen. Und wer weiß, vielleicht findest du ja doch einen Weg zu diesem Kerl, deinem Bekannten durchzudringen. Ich glaube fest daran!"

Verwundert sah ich sie an.

Hatte sie das wirklich gesagt? War sie tatsächlich der Meinung, ich könne das allein schaffen? Sie hatte erkannt, dass mein größtes Problem der Sumpf aus selbstbemitleidenden Gedanken war.

Und sie traute mir zu, dass ich den Mut dazu hätte, eine Lösung zu finden?

Wie konnte sie das glauben? Sie kannte mich nicht einmal, und dennoch behauptete sie so etwas.

"Ich glaube, wir sollten jetzt zum Kloster gehen. Wir müssen uns gleich abmelden." Lenkte Tomoko nun wieder ein.

Ich folgte ihr schweigend, konnte ihre Worte aber nicht mehr vergessen.

Selbst als sie mich umarmend verabschiedete hatte ich ihre Worte noch im Ohr und sie verließen mich auch nicht auf der Heimfahrt im Shinkansen.

Dieses Mädchen hatte etwas in mir bewirkt. Sie hatte mich aus meinem bodenlosen Loch gerissen, und das nur mit ein paar einfachen Worten.

Plötzlich fühlte ich mich völlig anders. Sie glaubte an mich, und selbst wenn ich sie nicht wirklich kannte, allein diese Tatsache, dass jemand an mich glaubte, gab mir meinen verlorenen Mut zurück.

Tomoko hatte Recht. Ich würde einen Weg finden...für mich und auch für Seto. Egal, was dies bedeutete, ich würde es schaffen.

Dieses Wochenende war die beste Entscheidung, die ich jemals getroffen hatte. Ich hatte an diesem Tag mehr zu mir selbst gefunden, als ich in 100 Meditationsstunden hätte zu mir finden können.

//Ich hab mein Selbstvertrauen wieder. Jetzt soll Gérard es noch mal wagen, mir zu drohen. Ich werde einen Weg finden, mich aus seinen Krallen zu befreien...und vielleicht auch einen Weg, wie ich Seto beweisen kann, wer ich bin.//

Mit einem Lächeln betrachtete ich die im Sonnenuntergang verschwindenden Kouyaberge.

Dieses Wochenende würde ich so schnell nicht vergessen.
 

...to be continued...
 

Na, was sagt ihr? Das hat doch mal ein gutes Ende.

Ich weiß ja nicht, ob ihr schon einmal in so einer Situation wart, in der ihr absolut nicht mehr weiter wusstet und alles den Bach herunterging, aber ich hab mich mal in einer solchen Situation befunden. Und damals hat mir auch ein mehr oder weniger Fremder herausgeholfen.

Die Erinnerung daran hat mich zu dem Kapitel inspiriert, aber ich wollte es ursprünglich nicht schreiben. Normalerweise bin ich nämlich der Meinung ein Schriftsteller sollte keine persönlichen Erlebnisse oder Gefühle in seine Geschichte bringen, hier hat es mich dann aber doch überkommen.

Hoffentlich hab ich es nicht zu sehr verschandelt.

Jetzt möchte ich aber gerne eure Meinung dazu wissen.
 

*euchallekunddl*

Wo_Ai_Ni ^_-

Alea iacta est

Kapitel 34: Alea iacta est
 

Tagchen! Ohje...jetzt bin ich auch schon bei lateinischen Titeln gelandet. Ich bin echt nich mehr zu retten...

Nja...zumindest ist das hier nicht ganz sinnlos, denn es hat sogar einen historischen Hintergrund. Angeblich soll das Julius Caesar als er den Fluss Rubikon überschritt, ausgesprochen haben. Obwohl es wortwörtlich "Der Würfel ist geworfen" heißt, übersetzen Historiker es immer mit "Der Würfel ist gefallen", und diese Bedeutung kommt ihm auch in meinem Kapitel zu.

Ok, genug klug geschissen...zum Kap.
 

Inspirationssongs waren "I don't like Mondays" von Bob Geldof und "The time of my life" aus Dirty Dancing.
 

Erschöpft kam ich am Bahnhof in Domino an.

Ein Blick auf die Bahnhofsuhr sagte mir, dass ich gerade die U-Bahn verpasst hatte. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als auf die nächste zu warten.

Bevor ich mir jedoch weitere Gedanken über mein Heimkommen machen musste, hörte ich eine gut bekannte Stimme meinen Namen rufen.

"Hallo! Fu! Ich bin hier drüben!"

Verwundert drehte ich mich um, und sah auch gleich meinen Vater, wie er lauthals rufend auf mich zukam.

"Paps? Was machst du hier?" Fragte ich ihn, nachdem er sich durch die Massen an ein- und aussteigenden Menschen gekämpft hatte.

"Was soll das denn heißen? Darf ich dich jetzt nicht mehr abholen?"

Er bedachte mich mit einem gespielt vorwurfsvollen Blick.

"Und wie? Ich war mir eigentlich sicher, dass wir kein Auto haben. Wie bist du bitte her gekommen?"

"Schon mal was von Taxi gehört? Außerdem, was soll die Fragerei? Es scheint dich ja nicht gerade zu freuen, dass ich dich abhole."

Er sah mich leicht angesäuert über mein Verhalten an.

"Ok, darauf hätt ich selbst kommen können. Sorry, das war nicht so gemeint. Ich hab mich nur gewundert. Aber, wenn du schon mal da bist, kannst du auch mein Gepäck nehmen." Meinte ich und drückte ihm ungefragt meine Reisetasche in die Hand.

"War ja klar! Dafür ist der alte Vater noch gut, was? Das nächste Mal kannst du allein gucken, wie du nach Hause kommst." Antwortete er, während wir die Bahnhofspassage verließen.

"Soll das etwa heißen, dass ich zu doof bin, um allein nach Hause zu kommen?"
 

Auf der Fahrt nach Hause unterhielten wir uns noch eine ganze Weile so miteinander. Natürlich wollte mein Vater absolut alles wissen. Was ich gemacht, wen ich getroffen und wie ich es ausgehalten hatte.

Ich berichtete ihm auch von allem, nun ja, fast allem. Die kleine Unterhaltung von Tomoko und mir ließ ich selbstverständlich aus.

Schließlich hielt das Taxi vor unserem Restaurant und wir stiegen aus. Ich wartete nicht noch darauf, bis mein Vater den Taxifahrer bezahlt hatte, sondern ging gleich in die Wohnung und mein Zimmer.

Hier warf ich mich erst einmal aufs Bett.

"Puh...endlich wieder zu Hause. Mein Bett ist doch um einiges weicher, als diese kalten Futons." Stellte ich fest und drückte mein Gesicht in das Kopfkissen.

Es trug den Duft von meinem Shampoo und war so wundervoll kuschelig. Am Liebsten wäre ich nicht mehr aufgestanden.

Doch dieses Privileg wurde mir im nächsten Moment genommen, als zwei tapsige, kleine Pfoten neben mir auftauchten, gefolgt von einem geschmeidigen, schwarzen Katzenkörper.

"Hallo Seto! Na, wie war es so ohne mich? Hat sich Paps gut um dich gekümmert?" Fragte ich meinen kleinen Kater und nahm ihn auf den Arm.

"Gut um ihn gekümmert? Diese Katze frisst ja mehr, als eine vierköpfige Familie. Wo hast du dieses Viech bloß aufgegabelt?" Hörte ich die Stimme von meinem Vater, der soeben ins Zimmer gekommen war.

"Auf der Straße, das weißt du doch!" Entgegnete ich beiläufig und setzte Seto-chan wieder auf den Boden.

"Ja, fragt sich nur auf welcher Straße! Nja...jedenfalls kannst du dich jetzt ja wieder selbst um ihn kümmern. Ich glaube, er hat die nächste Zeit die Schnauze voll von mir, und ich auch von ihm."

Verwundert sah ich meinen Vater, dann meinen Kater an.

"Was ist denn passiert? Habt ihr euch gezofft?" Harkte ich neugierig nach.

"Ja, so kannst du es auch nennen. Das Viech hat mich ungefähr dreimal pro Tag angefallen. Dabei hab ich ihm gar nichts getan. Er hat mich scheinbar nur aus Spaß und Langeweile angebissen."

Er krempelte seine Ärmel hoch und verwies auf die Kratz- und Bissspuren an den Unterarmen.

Ich sah einen kurzen Moment zu Seto-chan und brach sogleich in schallendes Gelächter aus. Die Vorstellung, wie mein Vater jeden Tag vor einer gefährlichen, bissigen Mieze flüchtete, war einfach zu komisch.

"Das ist nicht lustig! Bring deiner Katze mal ein paar Manieren bei, oder sie kommt ins Tierheim." Meinte mein Vater beleidigt.

"Soweit kommt's noch! Nur weil du Angst vor einem kleinen Kätzchen hast? Ich tippe mal drauf, dass du einfach nicht besonders nett zu ihm warst, oder ihm zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt hast, und er sich deshalb gerächt hat. Oder vielleicht kann er dich einfach nur nicht leiden."

Erneut begann ich zu kichern. Mein Vater antwortete darauf nichts mehr, sondern verließ gekränkt den Raum.

Mit einem Schmunzeln machte ich mich nun daran, meine Tasche auszupacken.

Seto-chan schaute mir amüsiert zu und spielte hin und wieder mit meinen Sachen, bis er sich in einen Kampf mit meinem BH verbissen hatte (Das macht mein Kater übrigens ständig.*grummel*meine arme Unterwäsche...), und ich ihm das gute Teil schnell entreißen musste, eh er es noch völlig gefleddert hätte.

Wenig später hörte ich meinen Vater, der mich zum Abendessen rief und ging nach unten.

Als ich am späten Abend schließlich in meinem Bett lag, war dieses Wochenende auch wieder zu Ende.

Doch ich war optimistisch. Ab jetzt würde sich alles bessern, da war ich sehr zuversichtlich.
 

Der Morgen begann wie immer. Gähnend betrat ich das Badezimmer und war gleich über den Anblick, der sich mir im Spiegel bot, geschockt.

Ich musste erst einmal unter die Dusche und mich einigermaßen ansehnlich machen, bevor ich zum Frühstück gehen konnte.

Wie immer hatte mein Vater die Morgenzeitung auf dem Küchentisch ausgebreitet und durchforstete mit einer Tasse Kaffee ausgerüstet den Wirtschaftsteil.

"Morgen auch." Murmelte ich und griff gleich nach der Kaffeekanne.

"Morgen. Du bist heute spät dran, guck doch mal auf die Uhr." Erwiderte mir mein Vater, ohne von seiner Zeitung aufzusehen.

Verwundert tat ich, wie mir geheißen und wurde sofort vom nächsten Schock eingeholt.

"WIE BITTE? 8 UHR? Verflucht, warum hast du mir nicht Bescheid gesagt? Ich komm zu spät!" Schrie ich hysterisch aus, knallte die Kaffeetasse auf den Tisch und hastete in den Flur, wo ich nach meiner Tasche griff, meine Schuhe anzog und in den schuleigenen Mantel schlüpfte.

Ohne mich zu verabschieden, riss ich die Tür auf und rannte los.

Der Unterricht begann um viertel nach 8, und ich brauchte mindestens eine viertel Stunde um an die Schule zu kommen.

Eiligst hastete ich über die Straße, weder auf den Verkehr noch auf die anderen Fußgänger achtend.

Erst an der berühmten Kreuzung kam ich zum Stehen. Jetzt erst bemerkte ich, wie sehr ich gerannt war, denn ich hatte Mühe überhaupt noch Luft zu bekommen.

//Großartig! Bevor ich die Schule erreiche, bin ich noch abgekratzt.// Dachte ich und sah auf meine Armbanduhr, die 10 nach 8 zeigte.

Ich hatte noch ganze 5 Minuten, um die Kreuzung zu überqueren und an die Schule zu kommen. Wahrscheinlich hätte ich es sogar noch rechtzeitig geschafft, wäre an diesem Morgen nicht so viel Verkehr gewesen.

Nervös schaute ich immer wieder auf meine Uhr, während ich darauf wartete, dass die Ampel sich auf grün schaltete.

Um exakt viertel nach 8 kam ich am Schultor an. Wenn ich großes Glück hatte, war der Lehrer noch nicht im Klassensaal.

Allerdings musste ich feststellen, dass ich kein Glück hatte. Die Tür war geschlossen und man hörte von drinnen, dass der Unterricht bereits begonnen hatte.

//Toll gemacht, Fu! Jetzt bekommst du gleich am Montagmorgen schon Nachsitzen aufgebrummt. Das fängt ja klasse an.//

Tief Luft holend, klopfte ich an die Tür und öffnete sie noch im selben Moment.

Zirka 30 Augenpaare waren auf mich gerichtet, als ich den Raum betrat.

"Sie kommen ja reichlich früh, Miss Chan!" Begrüßte mich eine meiner liebsten Lehrerinnen, die wohl grausamste Krähe, die diese Schule zu bieten hatte, Mrs. Callaghan. Eine irische Lehrerin, die für ein Jahr an der Domino High Philosophie unterrichtete.

"Tut mir Leid! Ich hab verschlafen." Entschuldigte ich mich mit einer demütigen Verbeugung.

"Dann macht es ihnen wohl auch nichts aus, wenn sie die nächsten 10 Minuten vor der Tür verbringen." Erwiderte sie mir.

So verbrachte ich also 10 Minuten vor der Tür zum Klassensaal. Immerhin war das besser als nachmittags Nachsitzen, so viel stand fest.

Außerdem blieb ich wenigstens für 10 Minuten von ihrer grässlichen Stimme verschont.

Dafür musste ich mir jedoch in der Pause eine Predigt über unentschuldigtes Zuspätkommen anhören.

"Da hast du's ja echt gut getroffen! Ausgerechnet bei dieser Krähe zu spät zu kommen. So was passiert nicht mal mir." Meinte Joey nach der Pause mitleidig.

"Mit der Ausnahme, dass du eigentlich immer zu spät kommst, und es bei Fu heute eine Ausnahme war." Fügte Téa tadelnd hinzu.

Joey wusste sofort, dass er in dieser Hinsicht besser keine Moralpredigten hielt und schwieg.

"Ist ja typisch, dass das mir passieren muss. Jetzt hat sie mich sicher das ganze Schuljahr über im Auge. Echt perfekt." Seufzte ich deprimiert.

Mir blieb jedoch keine Zeit mich weiterhin darüber aufzuregen, denn die zweite Stunde hatte bereits begonnen, und bevor ich es mir hier auch noch vermasselte, hielt ich besser den Mund.

Während ich gelangweilt die Englischstunde überdauerte, fiel mir plötzlich auf, dass heute irgendetwas anders war, als sonst.

Schlagartig wusste ich auch, was es war. Mein Blick schweifte nach rechts zum hintersten Platz, wo gewöhnlich eine ganz bestimmte Person saß, die heute allerdings fehlte.

Nicht dass dies eine Besonderheit war. Seto Kaiba war des Öfteren nicht zugegen, weil er meist etwas Geschäftliches zu erledigen hatte.

Um was es sich dieses Mal wohl wieder handelte?

Dabei war diese Frage unsinnig, denn ich wusste ja auch nicht, was er sonst für Gründe hatte, nicht anwesend zu sein.

Mir fiel zum ersten Mal auf, wie wenig ich doch über Kaiba wusste.

Gut, ich wusste, dass er der CEO der Kaiba Corp. war, einen kleinen, netten Bruder namens Mokuba hatte und ewiger Zweiter in Duel Monsters war, aber das wusste nun wirklich jeder.

Was war aber sonst? Ich hatte mittlerweile mitbekommen und das auch am eigenen Leib, dass er sich nicht im Geringsten für seine Mitmenschen, mit Ausnahme seines Bruders natürlich, interessierte und eine derart arrogante Art hatte, dass man ihn eigentlich nur hassen konnte.

Nun ja, aber auch nur eigentlich, wie mein Beispiel bestens bewies.

Dennoch, was ich über Seto Kaiba wusste, war so gut wie nichts.

//Wieso ist er eigentlich so, wie er ist? Dafür muss es doch sicherlich einen Grund geben.// Genau das war die entscheidende Frage, die sich mir bereits öfter aufgedrängt hatte, über die ich aber nie wirklich nachgedacht hatte.

Es war mir meist zu anstrengend und auch zu unsinnig irgendwelche Vermutungen aufzustellen...und ihn selbst zu fragen? Also bitte, wie lächerlich war das denn? Als ob ich auch jemals eine Antwort erhalten würde...

//Na egal, ich werd es schon irgendwann herausfinden, da bin ich mir sicher. Und dann Seto Kaiba...dann wird sich noch einiges ändern.//

Ich lächelte innerlich, hielt allerdings sofort inne.

Was hatte ich da schon wieder gedacht? Hatte ich denn alles andere vergessen? Die Sache mit Gérard und die Tatsache, dass Seto mich zutiefst verachtete?

Und ich hatte nichts Besseres zu tun, als über derart lächerliche Einbildungen nachzudenken?

Andererseits hatte ich mir aber auch vorgenommen, dass sich jetzt alles ändern würde, und ich endlich für meine Ziele kämpfen wollte.

Vielleicht waren diese positiven, teilweise fantastischen Gedanken gar kein so schlechter Anfang. Zumindest war ich wieder optimistisch und das war auch ein gutes Zeichen.

//Ich hatte mir doch vorgenommen, das Jammern endlich einzustellen. Die alte, jammernde Fu ist jetzt gestorben. Es wird Zeit für ein paar Veränderungen. Und vielleicht komm ich dann auch endlich mal aus diesem Dilemma.//

"Ja! Genau so schaff ich's! Ich muss einfach optimistisch bleiben und positiv denken." Sprach ich zu mir selbst.

"Das ist ja ein sehr schönes Motto, aber was hat das bitte mit der Dramatik von Romeo und Julia zu tun?" Drang die bekannte Stimme von Mr. Kyonarabuki an mein Ohr.

Zu meinem Leidwesen musste ich feststellen, dass ich wieder einmal nicht auf meine Umgebung geachtet hatte und meine Gedanken laut ausgesprochen hatte.

"Äh...tut mir Leid!" Entschuldigte ich mich verlegen.

"Sie sind in letzter Zeit wohl immer seltener mit ihren Gedanken bei meinem Unterricht, wie mir scheint." Mahnte mich Mr. Kyonarabuki im Guten.

Ich nickte nur stumm und entschuldigte mich abermals.

Er seufzte kurz, wandte sich dann aber wieder der Dramatik von Romeo und Julia zu, die er eben noch angesprochen hatte.

Ich musste wirklich vorsichtiger werden, bevor noch die ganze Klasse erfuhr, was mir so alles im Kopf herum spukte.
 

"Puh, das war heute ja mal wieder unerträglich. Irgendwer sollte die Schule mal abreißen, meint ihr nicht?" Schnaufte Joey, als wir die Schule verließen.

Ich musste ihm ausnahmsweise beipflichten. Es war in der Tat unerträglich.

"Du kannst es ja gern tun, Joey. Aber dann bekämst du sicher Stress mit dem Kultus. Die haben da glaub ich was dagegen." Entgegnete Duke, die Arme hinter dem Kopf verschränkend.

"Sag mal, was hältst du eigentlich davon, wenn wir heute Nachmittag mal wieder Shoppen gehen würden?" Fragte mich Téa.

"Bloß nicht! Das artet dann wieder in einen Hamsterkauf um." Meinte Joey abwehrend.

"Dich hat niemand gefragt, Joey!" Erwiderte Téa genervt.

"Ja, aber wir müssen den Kram meistens tragen, den ihr anschleppt." Setzte Tristan noch hinzu, womit er zugegebener Maßen Recht hatte.

Ich überlegte einen Moment, bejahte Téas Vorschlag schließlich und verabschiedete mich von den anderen.

Wir wollten uns gegen 5 Uhr vor dem Shoppingcenter treffen. Eigentlich war mir nicht nach Shopping, aber ich hatte noch keine Weihnachtsgeschenke und so ein paar neue Klamotten schadeten ja nie.

Während ich an der Kreuzung stand und wartete, überlegte ich mir, was ich wohl schenken konnte. In etwa einer Woche war bereits Weihnachten, was auch bedeutete, dass wir nur noch eine Woche Unterricht hatten.

Ich wusste beim besten Willen nicht, was ich Ming Li und meinen Freunden und Verwandten aus China schenken konnte.

Dabei fiel mir ein, dass Ming Li ja an Weihnachten uns wieder besuchen wollte. Ob das immer noch ihre Absicht war? Und ob sie immer noch Bakura so anhimmelte, wie vor ein paar Monaten?

Ich hatte keine Ahnung, aber nun zumindest einen Grund wieder mit ihr zu telefonieren, auch wenn mein Vater wieder einen Aufstand wegen der Telefonrechnung machen würde.

Ich sah wieder auf die Straße und musste augenblicklich an Seto denken.

Er war sicherlich in diesem Moment in seiner Firma.

Tomokos Worte kamen mir wieder in den Sinn. ,Du solltest es ihm sagen' hatte sie mir geraten. Ich wusste nicht, was ich von diesem Rat halten sollte.

Einerseits hatte sie sicher Recht, wenn sie sagte, es sei nicht mehr als fair, aber andererseits...

//Ach, wenn das doch alles nicht so verdammt kompliziert wäre!// Dachte ich und ging über die Straße.

Es wäre ein Katzensprung bis zur KC und ich hatte genau jetzt alle Zeit der Welt.

Wieso also tat ich es nicht einfach, und erklärte Kaiba, was Sache war?

Weshalb war immer diese Mauer da, die mich daran hinderte, Seto einfach die Wahrheit zu sagen, egal ob es um dieses dumme Missverständnis, oder meine Gefühle ging?

Es wäre doch um einiges einfacher, wenn ich ehrlich wäre. Aber natürlich war da ja auch noch die Angst, enttäuscht zu werden, was hier mehr als sicher war.

Aber von einem Liebesgeständnis redete nun ja niemand. Es ging in erster Linie um die Sache mit Gérard.

Sollte ich es nicht einfach hinter mich bringen? Was hatte ich zu verlieren?

Gut, Gérard hatte damit gedroht, alles noch schlimmer zu machen, falls ich ein Wort darüber verlieren würde, aber wie wollte er denn herausfinden, ob ich etwas gesagt hatte?

Er war doch gerade in Frankreich und dass er mich überwachte, war mehr als unsinnig.

Außerdem redeten wir hier immer noch von Kaiba, von dem ich sicher war, dass er mehr Macht besaß, als jeder andere Geschäftsmann in Japan, und besonders als Gérard.

Noch bevor ich überhaupt einen Entschluss gefasst hatte, musste ich feststellen, dass ich geradezu auf das große Gebäude der Kaiba Corp. zugegangen war.

Scheinbar hatten meine Füße noch vor meinem Verstand entschieden, was zu tun war.

Aber konnte ich den Schritt wagen, der notwendig war, um über meinen Schatten zu springen?

//Wie war das noch mit dem optimistisch bleiben? Das wäre doch jetzt der beste Beweis für eine Besserung. Ich sollte es wagen.//

Obwohl ich mehr als unsicher war, wagte ich es tatsächlich und betrat die Kaiba Corp.

Mir fiel ein, dass ich schon sehr lange nicht mehr hier gewesen war.

Die Empfangshalle allein, war bereits größer als unsere ganze Wohnung. Wie konnte man nur so größenwahnsinnig sein?

Aber eigentlich war das ja gar nicht Setos Schuld. Soweit ich mitbekommen hatte, hatte er die Firma ja von seinem Stiefvater übernommen. Also war der wohl der Größenwahnsinnige.

Ich ging langsam, und weiterhin im Zwiespalt auf die Dame am Empfang zu, die mich zuerst gar nicht bemerkte, dann aber abschätzend musterte.

Ich musste eingestehen, dass ich sie verstehen konnte. Immerhin sah man nicht alle Tage jemanden wie mich in so einer Firma.

"Verzeihung, kann ich ihnen behilflich sein?" Sprach sie mich, mit leichtem Unterton an.

"Ja, ich...äh...könnte ich vielleicht mit Seto Kaiba sprechen?" Stammelte ich derart unsicher, dass es wirklich schon peinlich war.

"Haben sie einen Termin?" Erkundigte sie sich weiter.

"Nein, aber sie können ihm sagen, dass mein Name Fu Chan ist, und dass ich ihm wirklich etwas Wichtiges zu sagen habe!" Sagte ich nun mit deutlich mehr Entschlossenheit.

Ich wollte auf keinen Fall den Anschein eines schüchternen, kleinen Mädchens machen.

"Tut mir Leid! Ohne Termin kann ich nichts für sie tun."

Die Empfangsdame schüttelte bestimmend den Kopf, doch so einfach ließ ich mich nicht abwimmeln.

Ich hatte diesen Schritt getan und jetzt würde ich mich nicht mehr zurückweisen lassen.

"Ich bin sicher, er wird mich empfangen! Sagen sie es ihm bitte!"

Ich verlieh meiner Aussage einen sicheren Ausdruck, von dem wohl nicht nur die Empfangsdame, sondern auch ich überrascht war.

Sie zögerte zwar noch einen Moment, wählte dann aber die Nummer von Setos Büro.

"Entschuldigen sie Mister Kaiba! Aber hier unten ist eine gewisse Fu Chan, die sie unbedingt sprechen will. Sie behauptet, es sei wichtig!" Sprach die Dame.

Sie nickte einige Mal, setzte noch ein paar Ja und Nein hinzu, ehe sie wieder auflegte.

"Na gut, sie können gehen. Mister Kaiba empfängt sie." Berichtete sie mir schließlich, wobei mir ein weiteres Mal nicht ihre abschätzende Musterung entging.

Aber es war mir relativ egal, was diese Frau über mich dachte.

Ohne auf sie zu achten, ging ich an ihr vorbei zu den Aufzügen.

Ich trat hinein und dachte sofort daran, dass ich ja überhaupt keine Ahnung mehr hatte, wo Kaibas Büro lag.

Nur noch so viel wusste ich, dass es in der obersten Etage lag. Ich betätigte also den Knopf und der Aufzug setzte sich in Bewegung.

Letztes Mal, da ich hier war, hatte ich den Räumlichkeiten nur geringe Betrachtung geschenkt und außerdem war dieses Gebäude derart groß, dass es nicht ungewöhnlich war, wenn man sich verlief. Jedenfalls ging es mir so.

Ich folgte also meinem Instinkt, denn zurückgehen und die Tussi von Empfangsdame zu fragen, lag mir mehr als fern.

Es dauerte eine Weile, bis ich im obersten Stock angekommen war.

Als ich aus dem Aufzug trat, wurde mir schlagartig klar, dass ich hier wohl richtig war.

Der lange, weiße Gang, der genauso trostlos war, wie Kaibas Villa sagte doch alles aus.

Nur gab es hier einfach zu viele Türen, und ich konnte wohl kaum alle austesten.

"Hm...gab es da nicht so eine Tür am Ende des Ganges?" Meinte ich wieder zu mir selbst und ging den Gang entlang.

Tatsächlich fand ich am Ende eine sehr große Tür. Sie war aus edlem, braunem Holz und schien wirklich der Eingang zu Kaibas Büro zu sein.

Vorsichtig klopfte ich an und wartete ab. Jetzt erst fiel mir wieder ein, dass ich mir immer noch nicht ganz im Klaren war, was ich hier überhaupt tat.

Doch da vernahm ich auch schon Setos unverkennbare Stimme, die mich unfreundlich wie eh und je hinein bat.

//Oh Gott, was mach ich hier eigentlich? Bin ich noch zu retten? Was will ich ihm denn sagen? Hab ich mir darüber überhaupt Gedanken gemacht?// Schoss es mir augenblicklich durch den Kopf.

Ich zögerte, bevor ich die Tür öffnete, tat es aber letztlich doch. Nun konnte ich schlecht weglaufen, wenn ich bereits soweit gekommen war.

Wie nicht anders erwartet, saß Seto hinter einem riesigen Schreibtisch und vor ihm sein Laptop, der ständige Begleiter.

Er sah nicht einmal auf, als ich eintrat.

"Was willst du?" Herrschte er mich in seiner verachtenden Art an.

"Mit dir Reden. Es gibt da was, was dich vielleicht interessiert." Fing ich mit einer Entschlossenheit an, die mich extrem überraschte.

"Das denke ich weniger." Bemerkte Seto desinteressiert.

"Meinetwegen, aber es hat dich zu interessieren. Oder möchtest du nicht wissen, dass es Roqueraltiques auf dich abgesehen hat?"

Wow, dass ich so schnell zum Punkt kam, warf mich fast aus den Socken. Wozu Menschen in ,Notsituationen' doch fähig waren.

"Was hast du mit Roqueraltiques zu schaffen?"

Noch immer machte er keine Anstalten mich anzusehen. Es ärgerte mich, weil ich gerne demjenigen in die Augen sehen würde, mit dem ich redete.

"Ich meine nicht diesen Firmentypen, sondern seinen Sohn, Gérard, der mindestens genauso hinterhältig ist, wie sein Vater."

"Es interessiert mich nicht, was dieser lächerliche Sohn von Roqueraltiques tut." Meinte Seto knapp, weiterhin auf seinen Computer blickend.

"Kannst du mich nicht wenigstens ansehen, wenn ich mit dir rede? Es interessiert dich aber sicher, dass dieser Gérard dich auf den Tod hasst und dich am Liebsten beseitigen will, weil er tödlich eifersüchtig auf dich ist."

Jetzt endlich hatte ich Seto doch dazu gebracht aufzusehen. Mit einer Mischung aus Unverständnis und Desinteresse betrachtete er mich.

"Und woher weißt du davon?" Fragte er, wobei seine Betonung auf dem ,du' lag.

"Weil er wegen mir auf dich eifersüchtig ist."

"Wegen dir?"

Nun hatte ich doch seine volle Aufmerksamkeit.

"Ganz genau! Und das ist auch das Problem. Es gibt ein sehr großes Missverständnis, das dafür verantwortlich ist."

Jetzt musste ich es ihm sagen. Es war das Beste so, das hatte auch Tomoko gemeint.

"Und das wäre?" Harkte Seto misstrauisch nach.

Ich atmete einmal tief ein, bevor ich ihm antwortete.

"Gérard glaubt, dass du und ich zusammen wären, deshalb hat er mir gedroht, dass er dich beseitigen würde, wenn du ihm im Weg stehen würdest...ich hab ihm versucht zu erklären, dass es ein Missverständnis ist, aber er glaubt mir nicht und deshalb ist das ein Problem." Sprach ich in einem Atemzug und ohne Pause aus.

Ich war mir zuerst nicht sicher, ob er bei meinem Gehaspel alles verstanden hatte, doch an seiner Reaktion erkannte ich, dass er es hatte.

"WAS?"

Geschockt sprang er auf.

"Das ist doch ein schlechter Witz!" Meinte er ungläubig.

"Leider nicht! Ich sag doch, dass es dich interessiert." Entgegnete ich bestimmt.

Jetzt hatte ich es also gesagt. Seine Reaktion war abzusehen. Zumindest wusste er jetzt Bescheid.
 

...Fortsetzung folgt...
 

Und, was sagt ihr dazu? Hättet ihr gedacht, dass Fu es ihm sagt? Also ich nicht.

Ich hab's noch nicht mal geglaubt, als ich das Kap geschrieben hab.

Ich war mir absolut nicht sicher, ob ich das jetzt schon schreiben sollte.

Dann hab ich aber gedacht, dass sie es irgendwann sowieso sagen muss und warum nicht jetzt?

Was meint ihr? Kritik ist wie immer erwünscht!
 

*knuddl*

eure Wo_Ai_Ni

Confusion - Unstimmigkeiten, ein 'außergewöhnlicher' Traum und eine kleine Unterhaltung mit Mokuba

Hi Leute!

Ich hab's endlich geschafft. Dieses Kapitel hat wirklich ewig gedauert. Mir ist in letzter Zeit aber auch einiges über den Kopf gewachsen.

Egal...das interessiert niemanden.
 

In diesem Kapitel wird es jetzt etwas verwirrend. Ich hab zum ersten Mal auch etwas Lemon eingebracht. Nja...sagen wir, mehr oder weniger.

Es wird aber auf jeden Fall noch einen kompletten Lemonteil geben.
 

Auf jeden Fall wünsche ich euch viel Spaß mit diesem Kapitel.

Es ist wie immer allen meinen Lesern gewidmet.
 

HEAGDL
 

Kapitel 34: Confusion - Unstimmigkeiten, ein ,außergewöhnlicher' Traum und eine kleine Unterhaltung mit Mokuba
 

"Das ist eine lächerliche Behauptung! Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dir das abkaufe?!"

Fu glaubte soeben einen Schlag ins Gesicht erhalten zu haben.

Nun hatte sie sich endlich dazu durchgerungen, ihm von dieser Geschichte zu erzählen, und alles was er dazu zu sagen hatte war, dass er es für eine Lüge hielt?

"Wie bitte, was? Willst du damit sagen, dass ich lüge?" Setzte sie ihren Gedanken freien Lauf.

"Das, und nichts anderes!" Entgegnete Kaiba bestimmt.

Für einen Moment verschlug es ihr die Sprache. Doch sie fand sie ebenso schnell wieder zurück.

"Ha, das ich nicht lache! Glaubst du allen Ernstes, ich würde eine solche Geschichte erfinden? Mit welchem Grund?"

"Woher soll ich das wissen? Vielleicht um dich in den Mittelpunkt zu drängen. Wenn du glaubst, du wärst die Erste, die behauptet eine Affäre mit mir zu haben, um sich aufzuspielen, dann liegst du falsch." Er legte eine derartige Arroganz an den Tag, wie sie selbst für ihn ungewöhnlich war.

"Tz...so ein Unsinn! Glaub mir, da würde ich mir was Besseres einfallen lassen, wenn ich das vorhätte." Widersprach Fu überzeugend.

"Und überhaupt, warum sollte ich Gérard da hinein ziehen? Du weißt, dass der Typ zu allem fähig ist. Damit würde ich mir nur Ärger einhandeln. Und er würde alles tun, um mich zu bekommen. Glaub mir, er würde vor nichts zurück schrecken. Die Erfahrung hab ich schon gemacht. Und er hat auch die Mittel dazu, alles zu bekommen, was er will. Wenn er dir wirklich an den Kragen will, dann kann er das auch problemlos. Ich bin eigentlich nur gekommen, um dich zu warnen. Auch wenn du das scheinbar nicht einsehen willst, aber ich hab Angst um dich!"

Schlagartig verstummte Fu. Erschrocken presste sie sich beide Hände auf den Mund.

Hatte sie das eben wirklich gesagt? Sie spürte förmlich, wie ihr die Hitze in den Kopf stieg. Wie konnte sie das sagen?

"Äh...also, ich meine, natürlich auch nicht mehr, als um jeden anderen, also...wenn du verstehst?! Nicht, dass du denkst, ich...äh...nja..."

"Bist du fertig?" Wurde sie unfein von Seto unterbrochen.

"Dann kannst du jetzt ja verschwinden, und ich muss mir dieses Gesülze nicht länger antun!" Fuhr er ungehindert fort.

"Wie?" Brachte Fu bloß heraus. Sie musste zunächst über seine Worte nachdenken.

Eigentlich hätte sie etwas anderes erwartet. Immerhin hatte sie ihm soeben indirekt gestanden, dass er ihr etwas bedeutete.

Doch es schien ihn nicht zu interessieren, oder hatte er es womöglich gar nicht mitbekommen?

Dennoch, er wollte sie jetzt loswerden, und damit war Fu nun überhaupt nicht einverstanden.

"Also worauf wartest du?" Wies sie Kaiba noch einmal an.

"Kommt nicht in Frage! So leicht wirst du mich nicht los! Ich will jetzt wissen, was du dagegen tun willst. Oder interessiert es dich überhaupt nicht. Schon mal daran gedacht, dass Gérard es vielleicht auf deine Firma abgesehen hat? Sein Vater und er stecken doch unter einer Decke. An deiner Stelle wäre ich vorsichtiger. Immerhin hast du doch einiges zu verlieren, oder Seto? Also?"

Fu staunte selbst über ihren Mut. Gewöhnlich hätte sie sich diese saloppe Aussprache ihrer Gedanken nicht zugetraut.

Sie beobachtete Seto eine Weile. Er schaute sie eine Sekunde ernüchtert an, bis sein Gesichtsausdruck einem überheblichen Lächeln wich.

"Ich bitte dich, ist das tatsächlich dein Ernst? Du solltest wissen, dass jemand wie Roqueraltiques nicht die geringste Chance hat, mir in irgendeiner Weise gefährlich zu werden. Ich besitze mehr Macht, als Roqueraltiques jemals erreichen kann. Und du bist allen Ernstes der Ansicht, ich habe ihn zu fürchten? Du machst dich lächerlich, und jetzt verschwinde!" Bei seinen letzten Worten verschwand das überhebliche Lächeln, und wich dem kalten, üblichen Ausdruck.

"Nein! Ich denk gar nicht dran! Ich glaube, du unterschätzt Gérard!" Widersprach Fu vehement.

"Und ich glaube, du überschätzt ihn!" Antwortete Kaiba überzeugt.

So langsam schien er Gefallen an dieser Diskussion gefunden zu haben. Hatte er das nicht schon des Öfteren? Das Besondere an den Diskussionen mit Fu war, dass sie nie langweilig wurden. Auf eine seltsame Art und Weise konnte diese Frau immer mit neuen Argumenten, wenn sie in seinen Augen auch oft mehr als lächerlich waren, aufwarten.

Sie ließ sich auch nie unterkriegen. Vertrat ihre Ideale und Interessen bis zum Äußersten. Wenn sie auch eine äußerst nervige, oftmals nicht zu ertragende Person war, und er meist das Bedürfnis verspürte, sie einfach raus zu werfen, so hatte er scheinbar mittlerweile Spaß an den Diskussionen mit ihr gefunden. Aber war das nicht absurd?

Natürlich war es das, und deshalb war es auch nicht wahr und er würde es niemals zugeben.

"Du willst es nicht einsehen, stimmts? Bei dir ist wirklich Hopfen und Malz verloren."

Seufzend drehte sie ihm den Rücken zu, öffnete die Tür und trat heraus.
 

Schweißgebadet schreckte sie auf. Ihr Atem ging schnell und sie hatte Mühe, sich erst einmal in ihrer Umgebung zurecht zu finden.

Hektisch tastete sie in der Dunkelheit nach dem Lichtschalter ihrer Nachttischlampe, und warf dabei einige Gegenstände herunter, die klirrend zu Boden fielen.

Endlich hatte sie ihn gefunden und betätigte ihn sogleich.

Das grelle Licht ihrer Lampe durchflutete ihr gesamtes Zimmer. Ein ungemütliches Maunzen vom unteren Ende ihres Bettes ließ sie vernehmen, dass Seto diese Störung deutlich missfiel.

Doch darum konnte sie sich jetzt keinen Kopf machen. Zu sehr war ihr Körper angespannt, angesichts des Traumes, den sie soeben verlebt hatte.

"Mein Gott, was für ein Traum!" Stöhnte sie erschöpft, obgleich sie keine körperliche Anstrengung begangen hatte. Zumindest nicht in der Realität.

Nachdem sich ihre Atemzüge wieder beruhigt hatten, und sie endlich in der Lage schien, einen klaren Gedanken zu fassen, erhob sich Fu aus ihrem Bett.

Sie blickte zunächst verwirrt um sich, bis sie wie geistesabwesend auf den Spiegel, der an ihrer Schranktür befestigt war, zusteuerte.

Mit feuchten Augen sah sie hinein. Ihr dünnes T-Shirt klebte förmlich an ihrem Körper, und die langen, hellbraunen Haare hingen ihr in nassen Strähnen ins Gesicht.

Man könnte glauben, sie habe einen Albtraum verlebt.

Doch dem war nicht im Geringsten so. Im Gegenteil, sie hatte einen Traum durchlitten, der so ganz und gar nicht zu ihr passte. Einen Traum, dessen Inhalt sie selbst mit allergrößter Mühe nicht mehr vergessen konnte.

Immer wieder bahnten sich einzelne Fetzen vor ihr geistiges Auge.

Sie sah wieder den Mann, diesen einen einzigen Mann, dessen eisblaue Augen sich für alle Ewigkeit in ihrem Hirn manifestiert hatten.

Doch sie sah ihn nicht wie sonst.

Sie befand sich allein mit ihm in einem Raum, der ihr völlig unbekannt ist. Aber es störte sie nicht.

Er kam auf sie zu. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, darum schloss sie diese. Dann spürte sie nur noch seine Berührungen. Wie er ihr plötzlich ganz nah war.

Seine Hände umfassten ihre Taille und zogen sie so näher zu sich. Sie fühlte die Wärme, die von seinem Körper ausging. Mit einer Hand griff er nach ihrem Hinterkopf und seine Finger krallten sich in ihrem Haar fest.

Instinktiv handelte Fu. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und presste sich mit ihrem ganzen Körper an ihn.

Sie wollte nur noch eines. Ganz nah bei ihm zu sein. Und mit einem Mal spürte sie seine Lippen auf den ihren. Nun war auch ihr letztes bisschen Widerstand gebrochen.

Sie wollte sich ihm ganz und gar hingeben. Mit wilder Leidenschaft prasselten seine Küsse auf sie ein, und sie erwiderte jeden einzelnen von ihnen mit absoluter Hingabe.

Mit jeder Sekunde wuchs die Leidenschaft.

Plötzlich spürte sie hinter sich etwas, und eh sie sich versah lag sie völlig nackt in einem breiten Himmelbett.

Sie öffnete die Augen und erblickte Kaiba, der sich soeben zu ihr hinunter beugte.

Er war wie sie vollkommen unbekleidet, und Fu konnte nicht umhin, seinen starken, attraktiven Körper zu bewundern. Mit einem einladenden Lächeln umschlang sie abermals seinen Hals und zog seinen Kopf zu ihrem. Ein weiteres Mal legten sich ihre Lippen auf die seinen.

Sie konnte nicht mehr von ihm lassen. Ihr Verstand war nur noch auf eines fixiert. Sich ihm hinzugeben. Jede seiner Berührungen hinterließ ein Meer aus Feuer auf ihrem Körper. So etwas hatte sie noch nie gefühlt, und es gefiel ihr mehr als alles andere.

Während seine Lippen die ihren vollkommen verschlangen, wusste sie nun, dass sie für ihn bereit war.

Doch in diesem Augenblick verschwamm das Bild vor ihren Augen wieder, und die kalte Wahrheit, dass es sich einzig und allein um einen Traum handelte, machte sich wieder in ihrem Verstand breit.

Dennoch, allein die Vorstellung eines solchen Erlebnisses ließ ihren Körper erzittern.

Plötzlich schrak sie ein lautes Schrillen aus ihren Fantasien. Erschrocken fuhr sie herum, und erblickte den Übeltäter, der soeben ihre Wunschvorstellung gestört hatte.

Es war ihr Wecker. Überrascht stellte Fu fest, dass der Morgen bereits angebrochen war.

Sie hatte nicht einmal bemerkt, wie spät es bereits war.

Zumindest war sie zum ersten Mal um diese Uhrzeit hellwach. Immer noch von der Magie des Traumes beseelt, betrat sie das Bad und genehmigte sich erst einmal eine ausgiebige Dusche. Heute hatte sie alle Zeit der Welt.

Während des Frühstücks verhielt sich Fu außergewöhnlich ruhig, dass sogar ihr Vater nachfragen musste, ob auch alles mit ihr in Ordnung sei.

Sie hatte bejaht, und sich darauf gleich auf den Weg zur Schule gemacht.
 

"Puh! Nur noch Morgen, dann haben wir's geschafft!" Seufzte Joey und lehnte sich mit seinem Stuhl nach hinten.

Tatsächlich trennte uns nur noch der morgige Tag von den Weihnachtsferien. Allerdings war das nicht ganz korrekt, denn am Wochenende fand noch zusätzlich etwas statt, auf was sich bereits seit Wochen die gesamte Lehrer- und Schülerschaft freute.

Nur ich hatte da so meine Zweifel.

Das Musical. Wie lange hatten wir dafür geprobt? Wie viel Ärger hatte es mir schon eingebracht? Erst die Sache mit Seto, der sich ja schließlich fein aus der Geschichte gemogelt hatte...

Aber über ihn wollte ich jetzt am wenigsten nachdenken. Schon gar nicht nach dem letzten Traum. Wenn ich an ihn dachte, wurde mir augenblicklich heiß und kalt zugleich.

Ich verhielt mich schon so auffällig, dass ich befürchtete, jemand könnte allein durch mein Auftreten bemerken, an was ich gerade gedacht hatte.

Ich gab ja zu, dass ich solche Träume schon des Öfteren hatte. Hey, ich war schließlich auch nur eine Frau, und so etwas war doch ganz normal.

Allerdings häuften sich diese Träume zurzeit. Und die Tatsache, dass ich regelmäßig Seto darin wieder fand, machte das Ganze nicht gerade leichter.

Da gab es ja diesen kleinen, verfluchten Teil im Gehirn eines Menschen, der es einfach nicht schaffte, den Traum als Traum zu verarbeiten.

Immer wieder sah ich Bilder daraus vor meinem geistigen Auge.

Schon den ganzen Morgen hatte ich es vermieden an Seto zu denken. Welch Glück für mich, dass er gerade heute wegen einer wichtigen Sitzung vom Unterricht freigestellt war.

"Sag mal Fu, ist heute vielleicht irgendwas mit dir? Du bist die ganze Zeit schon so still!"

Erschrocken zuckte ich zusammen, und richtete mein Augenmerk auf die Person, welche mich gerade angesprochen hatte.

Es war Téa, die mich seltsam durchdringend musterte.

"Eh...was? Nein, nein, wie kommst du denn darauf? Mir geht es blendend!"

Oh mein Gott, ich schien sogar vergessen zu haben, wie man eine Lüge glaubwürdig rüber brachte. Wieso nur passierte das immer mir?

"Bist du sicher? Du siehst irgendwie etwas blass aus!" Meldete sich nun auch Yugi zu Wort.

Nicht er auch noch. Warum zum Teufel schien jetzt jeder auf mein unrationales Verhalten aufmerksam zu werden.

Verdammt noch mal, sollte ich vielleicht gleich laut heraus schreien, dass ich in der letzten Nacht einen nicht ganz jugendfreien Traum von Seto und mir hatte.

Dann würden sie vielleicht wenigstens die Klappe halten und mir nicht weiter auf die Nerven fallen.

"Mir geht's wirklich gut! Ich weiß gar nicht, was ihr alle habt!" Gab ich ziemlich genervt von mir.

Eigentlich wollte ich diesen genervten Unterton vermeiden. Er war doch sehr unhöflich.

Ein Gutes hatte er jedoch. Sie ließen mich den restlichen Morgen in Ruhe.

Das Läuten der Schulglocke riss uns aus der allmorgendlichen Seance.

Die Ruhe, welche zuvor noch im gesamten Schulgebäude geherrscht hatte, wurde augenblicklich durch lautes Zusammenpacken und Schülergequatsche durchbrochen.

Alle hatten es unheimlich eilig, so schnell wie möglich aus der Folterkammer, sprich Schule heraus zu kommen.

Nur ich ließ mir alle Zeit der Welt. Weshalb hätte ich mich auch beeilen sollen?

Schließlich hatte ich noch Reinigungsdienst, konnte also sowieso nicht nach Hause.

Eigentlich war eine Mitschülerin mit mir eingeteilt, doch diese war zufälligerweise am heutigen Tage nicht in der Schule.

Ich nahm an, dass sie die letzten beiden Schultage nicht mehr für wichtig erachtete, und daher einfach blau machte. Natürlich war das eine bloße Vermutung, aber ehrlich gesagt, kümmerte es mich nicht, ob sie nun wirklich krank war, oder nur keinen Bock mehr auf die letzten beiden Tage hatte.

"Fu, kommst du allein klar? Oder sollen wir dir noch helfen?" Vernahm ich Téa's Stimme aus Richtung der Klassentür.

Bevor ich ihr allerdings antworten konnte, hatte sich ein gewisser Schüler mit blondem Haar eingemischt.

"Was? Ich glaube bei dir hackts! Ich mach doch nicht freiwillig Reinigungsdienst!" Protestierte Joey energisch, der mit Yugi und den anderen bei ihr stand.

"Joey, du fauler Hund, was bist du denn für ein Freund?" Herrschte ihn Téa vorwurfsvoll an.

Ich musste schmunzeln. Aber es war mir auch durchaus verständlich, dass Joey keine Lust auf Reinigungsdienst hatte. Wer hat das schon?

"Hey, schon gut Leute! Ihr könnt ruhig gehen, ich schaff das allein! Keine Sorge!" Meinte ich also lächelnd, und deutete den anderen, das sie ohne mich gehen sollten.

"Na, siehst du Téa? Sie will unsere Hilfe gar nicht!" Grinste Joey erleichtert, dass er nun doch nicht mehr zum Putzen abkommandiert werden konnte.

"Du bist besser ganz still, Joey! Das nächste Mal hilft dir auch keiner mehr, wenn du allein Klassendienst hast." Wies ihn Téa in die Schranken.

Joey gehorchte auf's Wort und verhielt sich nun besser ruhig, ehe er von Téa ganz in den Boden gestampft wurde.

"Na schön, dann bis später! Wie sehen uns nachher doch noch, oder?"

"Sicher! Bis dann!" Erwiderte ich und verabschiedete meine Freunde mit einem kurzen Winken.

Ich hörte noch, wie Téa Joey einige tadelnde Worte aussprach, machte mich dann aber gleich an meine Aufgabe.

Ich hatte Glück, dass unsere Klasse doch sehr reinlich war. Denn so hatte ich nicht sehr viel zu tun.

"Am besten fege ich mal kurz durch." Sprach ich laut zu mir selbst.

Sogleich verließ ich das Klassenzimmer und machte mich auf zur Besenkammer. Die Schule, die aus einem Erdgeschoss und drei Stockwerken bestand, hatte in jedem Stockwerk eine etwa 3 m² große Besenkammer, in der man Putzmittel, Kehrbesen und sonstiges Reinigungszeug fand.

Ausgerechnet unser Klassenraum war am weitesten von ihr entfernt. Um nicht öfter laufen zu müssen, belud ich mich gleich mit allem Zeug, was ich eventuell noch brauchen konnte. Das hatte zwar den Nachteil, dass ich nichts mehr sehen konnte, aber wie man es von mir kannte, war ich sowieso unverbesserlich.

Schwer beladen navigierte ich mich durch die Gänge, wobei ich meine Koordination an den, an den Wänden befindlichen Bildern festmachte.

Es war bereits jetzt ein Wunder, dass ich mit noch niemandem zusammen gestoßen war.

Allerdings würde mir im nächsten Moment bewusst werden, dass es bei dem ,bis jetzt' bleiben würde.

Ich bog gerade um eine Ecke, als ich plötzlich einen Widerstand spürte, daraufhin das Gleichgewicht verlor, und letzten Endes unter all meiner Überladung auf den Boden krachte.

Ich hörte, wie mir gegenüber jemand das gleiche tat.

"Au, so ein Mist! Tut mir Leid, hab dich nicht gesehen!" Sagte ich, und rieb mir dabei meinen schmerzenden Hintern.

Eine Therapie gegen Ungeschicklichkeit hätte mir sicher nicht geschadet. Seltsam, denn früher war ich nicht so tollpatschig gewesen.

Ich wollte gerade den Schaden begutachten, als ich den nächsten Schock erleiden musste. Die Person, die ich durch meinen Schwertransport umgerannt hatte, war kein anderer als Mokuba Kaiba.

"Mokuba? Was machst du denn hier?" Sprudelte es sogleich aus mir heraus.

Mokuba, der von der Last ebenfalls etwas abbekommen hatte, kletterte soeben aus dem Berg an Putzzeug, der sich über ihm verteilt hatte.

"Was soll denn das heißen? Du bist doch in mich rein gerannt!" Beschwerte er sich über die gestellte Frage.

"Tut mir Leid! Ich hab dich nicht gesehen!" Entschuldigte ich mich verlegen.

"Kein Wunder, wenn man gleich die ganze Besenkammer mitschleppt. Schon mal was davon gehört, dass man auch zweimal gehen kann?"

Ich musste grinsen. Er hatte natürlich Recht, aber ich war einfach zu faul gewesen, mir die Last aufzuteilen.

"Ja, noch mal entschuldigung! Das nächste Mal denk ich dran!" Entgegnete ich wissentlich, dass ich es nicht tun würde.

"Warum machst du das überhaupt allein? Normalerweise sind doch immer zwei Leute zum Reinigungsdienst eingeteilt?!"

"Sag das mal der Tante, die mit mir eingeteilt war! Die sitzt nämlich jetzt gemütlich zu Hause und lacht sich wahrscheinlich eins ins Fäustchen wegen mir. Das nächste Mal mach ich auch blau!"

Er sah mich verwundert an, musste dann aber grinsen. Ich verstand natürlich nicht, weshalb das jetzt so komisch war, doch er klärte mich sogleich auf.

"Was ist jetzt bitte so komisch?"

"Guck mal in den Spiegel, dann weißt du's!"

Skeptisch kramte ich meinen kleinen Handspiegel aus der Rocktasche meiner Schuluniform und sah hinein.

Nun verstand auch ich, weshalb Mokuba grinsen musste. Die kleine Flasche schwarzer Politur, die meist zum Polieren des Overheadprojektors verwendet wurde, hatte sich scheinbar direkt über meiner Nasenspitze ergossen, sodass ich einen großen schwarzen Fleck mitten im Gesicht hatte.

Ich musste ebenfalls grinsen, nahm dann ein Taschentuch und wischte ihn weg.

"Soll ich dir vielleicht helfen, die Sachen ins Klassenzimmer zu tragen, bevor du wieder jemanden umrennst?" Meinte nun Mokuba freundlich.

"Wenn es dir nichts ausmacht, oder deinem Bruder!" Erwiderte ich, wobei ich wieder einmal feststellte, dass Mokuba ja das krasse Gegenteil zu seinem Bruder war.

"Mir macht es nichts aus, und Seto hat eh ganz andere Sorgen."

So half er mir schließlich den ganzen Kram ins Klassenzimmer zu tragen, worüber ich natürlich nicht unglücklich war.

"Sag mal, warum bist du eigentlich noch hier? Die Schule ist doch schon seit ner Ewigkeit aus." Stellte ich auf einmal fest, als wir gerade die Sachen abstellten.

"Ich hatte noch ein Gespräch mit dem Direktor!"

"Mit dem Direx? Warum denn das? Du hast doch nichts angestellt, oder?"

"Nein, hab ich nicht. Es ging nur darum, dass ich nächstes Schuljahr doch eine Klasse überspringen soll."

Ich musste staunen. Mokuba sollte eine Klasse überspringen? Dann musste er ja ziemlich gut sein, was seine Noten anbelangte.

Ich konnte auch nicht umhin mein Staunen auszudrücken.

"Wow, du sollst eine ganze Klasse überspringen? Dann muss du ja eine richtiger Streber sein!" Rutschte es prompt aus mir heraus.

"Was? Ich doch nicht! Ich geh doch ebenso wenig gern zur Schule, wie jeder andere hier!" Protestierte Mokuba entschieden.

"Dann bist du eben ein unbewusster Streber. Aber das scheint ja bei euch in der Familie zu liegen. Dein Bruder ist ja auch so eine Intelligenzbestie. Wow, eine ganze Klasse überspringen...das könnte ich nie. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass ich ganz schön faul bin!"

Schuldbewusst darüber, dass meine bescheidenen Zensuren hauptsächlich von meiner Lernfaulheit kamen, legte ich ein unbekümmertes Grinsen auf.

Allerdings bewunderte ich Mokuba und seinen Bruder doch sehr. Wenn sie auch so unterschiedlich waren, den Erfolg hatten sie scheinbar beide zum Frühstück gegessen.

"Sag mal, was hast du eigentlich gestern in der Kaiba Corp. gemacht?"

Verwundert sah ich zu Mokuba. Woher wusste er, dass ich gestern in der KC gewesen war. Ich hatte ihn gar nicht gesehen und eigentlich auch nicht angenommen, dass sein Bruder ihm von unserer Unterredung, falls man es als solche bezeichnen konnte, berichtet hatte.

"Ähm...ich, also...nja..." Stammelte ich verlegen. Das ganze war mir nun doch etwas peinlich. Ich hatte nicht vor, Mokuba von der ganzen Geschichte zu berichten.

Es war mir doch ziemlich unangenehm.

"Seto hat mir auch nichts gesagt. Habt ihr einen Mordplan geschmiedet, oder warum ist das so ein Geheimnis?" Fragte Mokuba neugierig nach.

"Ne, kein Mordplan. Es ging vielmehr um einen, nja...Zwischenfall, oder so."

"Oder so?" Mokuba runzelte die Stirn.

"Ja, oder so. Also, das ist eigentlich eine ziemlich blöde Geschichte. Aber egal, was dir dein Bruder gesagt hat, ich hab nicht gelogen und ausgedacht hab ich mir den Unsinn auch nicht!" Stellte ich doch mal gleich klar.

"Ist das nicht dasselbe? Lügen und etwas erfinden? Außerdem hat mir Seto gar nichts gesagt, sonst würd ich ja nicht dich fragen."

"Ach weißt du, das war eigentlich gar nicht wichtig." Wehrte ich heuchlerisch lächelnd ab.

Nicht wichtig...das ich nicht lache. Es beschäftigte nur seit Wochen mein ganzes Leben.

"Hey Mokuba, musst du eigentlich gleich wieder zu deinem Bruder, oder hast du vielleicht noch ein bisschen Zeit?"

Mir war plötzlich etwas eingefallen, außerdem wollte ich das Thema wechseln.

Mokuba sah mich verwundert an, bis er nach kurzem Überlegen antwortete.

"Also eigentlich ist Seto noch bei einem Meeting mit ,Walsh Industries'. Ich glaube nicht, dass das so schnell zu Ende ist."

"Und dazu brauch er dich nicht?"

"Nein, warum?" Fragte Mokuba ahnungslos.

"Hast du nicht Lust ein Eis essen zu gehen? Ich mein, du hast doch bestimmt nicht viel Zeit für so etwas, und wenn ich deinen Bruder richtig einschätze, macht er so was auch nicht, oder?"

Ich wusste selbst nicht wieso, aber ich hatte plötzlich richtig Lust auf ein Eis.

Mokuba wirkte zwar etwas überrumpelt, stimmte nachträglich aber zu.

So saßen wir wenig später in dem kleinen Eiscafé nicht weit von der Schule. Zugegeben, Eis um diese Jahreszeit war doch etwas ungewöhnlich, doch in so einem Café gab es ja auch andere Dinge.

Während ich genüsslich einen Früchtebecher verspeiste, und Mokuba einen Milkshake trank, begann es draußen allmählich wieder zu schneien.

"Und weshalb wolltest du jetzt plötzlich Eis essen gehen?" Begann Mokuba plötzlich mit einer unvorhergesehenen Frage.

Ich sah ihn verdutzt an, und musste erst einmal darüber nachdenken, was er mich gerade gefragt hatte.

Ja, weshalb wollte ich das eigentlich? Ich wusste es selbst nicht genau. Vielleicht hatte ich nur gerade Lust auf ein Eis.

"Hm...keine Ahnung, einfach so. Ich dachte, es wär doch ganz nett. Guck mal, es hat schon wieder angefangen zu schneien!" Wechselte ich das Thema und deutete aus dem Fenster.

Mokuba folgte meinem Blick kurz, wandte sich dann aber wieder ab.

"Mittlerweile weiß ich, was Seto damit meint, dass du komisch seiest." Fing Mokuba nun wieder an.

Ich schaute perplex von meinem Eis auf. Was meinte er damit, dass er es jetzt wüsste? Und warum meinte Seto, dass ich komisch sei. Wieso meinte er überhaupt etwas über mich? Ich war eigentlich der Meinung, dass er niemals einen Gedanken, oder ein Wort über mich verschwendete. Das konnte ich doch jetzt nicht auf mir sitzen lassen.

"Was meinst du damit? Warum bin ich komisch? Und seit wann sagt dein Bruder denn so was über mich?"

"Keine Ahnung. Du verhältst dich manchmal ziemlich komisch. Das hat er schon immer über dich gesagt. Er ist der Meinung, dass es keine Person gibt, die so kompliziert sei, wie du!"

Ein großes Fragezeichen bildete sich in meinem Gesicht. Seto war also der Meinung, ich sei kompliziert?

"Nja...und er ist eben auch der Meinung, dass du die größte Nervensäge bist, die ihm jemals begegnet ist, sogar nerviger als Joey Wheeler!" Fügte Mokuba beiläufig noch hinzu.

"Ja, das hab ich jetzt auch schon gemerkt. Dein Bruder hat wohl ziemlich die Schnauze voll von mir, was? Vielleicht auch verständlich, so oft, wie ich ihm schon Ärger bereitet habe."

Ich setzte ein unbekümmertes Lächeln auf, auch wenn ich innerlich nicht wirklich lächeln konnte.

"Das würd ich nicht so sagen. Ehrlich gesagt, hab ich noch nie mitbekommen, dass Seto sich so mit einer Person beschäftig hat. Du gehst ihm wohl nicht mehr aus dem Kopf!"

Augenblicklich verschluckte ich mich an meinem Löffel, was zur Folge hatte, dass ich erst einmal kräftig husten musste.

"Was...*hust*...hast du...*hust*...gerade gesagt?" Stotterte ich erschrocken.

"Nja...mir kommt es eben so vor, als würdest du ihn ziemlich beschäftigen!" Grinste Mokuba nun hämisch.

Ich musste das zuerst einmal verdauen. Sicher war mir klar, dass Mokuba sich eindeutig irren musste, aber allein die Tatsache, dass er das gerade gesagt hatte, hatte mich ganz schön aus der Bahn geworfen.

"Ja, vielleicht hast du Recht, aber sicher nur, weil ich ihm tierisch auf die Nerven gehe, und er mich am Liebsten nach China zurückschicken würde, wo ich seiner Meinung ja auch hingehöre." Entgegnete ich, nachdem ich mich endlich wieder einigermaßen gefangen hatte. Dabei musste ich sofort wieder an seine Worte damals in Kaibaland denken.

"Hm...weißt du, Seto sagt manchmal genau das Gegenteil von dem, was er meint! Aber was meinst du damit, dass du seiner Meinung nach, nach China gehörst?"

"Ach, das weißt du nicht? Dein netter Bruder hat mir damals in Kaibaland sehr deutlich klar gemacht, was er von mir hält, und dass ich in mein Kaff nach China zurückgehen sollte. Das war echt sehr freundlich von diesem Schnösel!"

"Hey! Du hast wohl gerade vergessen, dass ich dir gegenüber sitze." Fiel mir Mokuba energisch ins Wort.

"Entschuldigung, ist mir so rausgerutscht! Aber besonders nett war das nun wirklich nicht."

Mokuba schien einen Moment zu überlegen, bis er plötzlich energisch aufsprang.

"Oh Mist! Wie viel Uhr ist es?"

Etwas verwundert sah ich auf meine Uhr. "Gleich 5, wieso?"

"So'n Mist! Tut mir Leid, ich muss gehen! Man sieht sich!"

Und eh ich mich versah war Mokuba auch schon verschwunden. Verständnislos sah ich ihm nach, bis ich mir dachte, dass er wohl eine wichtige Verabredung mit seinem Bruder hatte.

Ich blieb noch eine Weile in dem Café. Mokuba's Worte gingen mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich war mir sicher, dass er es nicht ernst gemeint hatte, und selbst wenn es so gewesen sein sollte, dann nur, weil ich Seto so auf die Nerven ging und er nur überlegte, wie er mich wohl für alle Zeit los würde.

Schließlich verließ auch ich das Café. Es hatte längst gedämmert, während immer noch weiße Flocken vom Himmel fielen, und langsam eine weiße Decke über die Stadt legten.

Ich trottete langsam die Hauptstraße entlang, als plötzlich ein Auto neben mir zum Stehen kam.

Verblüfft beobachtete ich, wie die Fensterscheibe herunter gedreht wurde, und mich jemand aus braunen Augen ansah.
 

...to be continued...
 

Ich habe fertig!

Dieses Mal war ich etwas schneller mit dem nächsten Kapitel.

Das 35. werde ich dann auch bald on stellen.
 

Noch eine kurze Anmerkung, falls sie euch in der Kurzbeschreibung entgangen ist:

Nach langem Überlegen hab ich festgestellt, dass ich die Geschichte etwas verlängern muss, sonst krieg ich nicht alles rein, was für den Handlungsausgang wichtig ist.

Ich hab mal ungefähr überschlagen, wie viele Kapitel noch kommen werden, und bin auf etwa 20 weitere Kapitel gekommen. Natürlich weiß ich noch nicht, ob es genau 20 werden. Es können auch weniger, aber was ich eher glaube, mehr werden.

Ich weiß, das ist ziemlich viel, aber dafür bekommt die Story langsam epische Ausmaße. Es wird auf jeden Fall noch sehr viel passieren, und auch noch sehr spannend werden.

Ihr könnt euch also auf die nächsten Kapitel freuen.

Wie schon erwähnt, kommen wir ganz langsam auf's Finale zu.
 

*euch alle knuddl*

Sayounara

Wo_Ai_Ni

Ein kaltes Herz?

Endlich komm ich zu einem bedeutenden Teil der Story.

Aber mehr will ich jetzt nicht verraten!

Lest einfach selbst...

...und viel Spaß dabei!!!!
 

HEGDL
 

Kapitel 35: Ein kaltes Herz?
 

"Satoshi?"

Die Verwunderung war deutlich vernehmbar.

"Hallo Fu! Das ist ja ein Zufall!"

"Was machst du hier? Ich dachte, du wärst in Indien, oder Australien, oder was weiß ich!"

Ein leidliches Lächeln schlich sich auf Satoshis Gesicht angesichts einer solchen Begrüßung.

"Du scheinst dich ja nicht gerade zu freuen, mich zu sehen! Willst du trotzdem mitfahren?"

Fu bemerkte, dass diese Art von Begrüßung nicht das war, was Satoshi erwartete, deshalb schwang sie schnell von Verwunderung in Freude um.

"Doch, klar freu ich mich, dich zu sehen! Natürlich will ich mitfahren, wenn du mich mitnimmst?!"

"Sonst hätte ich kaum gefragt! Dann steig mal ein."

Satoshi öffnete die Beifahrertür und ließ Fu einsteigen. Wenig später setzte das Auto sich in Bewegung.

"Aber jetzt mal ehrlich. Ich hatte nicht erwartet, dich hier anzutreffen. Hast du letzte Woche nicht noch eine Postkarte aus Indien geschickt? Ich dachte nicht, dass du so schnell wieder in Japan bist!" Fing sie nun an, auch um die nicht ganz freundliche Begrüßung zu erklären.

"Ja, ich wollte eigentlich auch noch etwas länger bleiben. Aber mein Verlag hat mich kurzfristig zurückbeordert. Trotzdem, schön wieder in Japan zu sein."

Satoshi bog in eine Seitenstraße.

"Achso! Wie war's denn so in Indien? Und wo warst du noch so gewesen?"

"Hier und da. Aber sag mal, hast du vielleicht noch etwas vor, oder hättest du Lust irgendwo einen Kaffee zu trinken. Dann kann ich dir ja erzählen, wo ich überall gewesen bin."

Fu dachte kurz über Satoshi's Vorschlag nach, stimmte dann aber zu.

Zwar war sie erst aus einem Café gekommen, doch ein Kaffee schadete ja nie. Außerdem hatte sie in der Tat nichts anderes mehr vor.

So saßen sie wenig später in einem anderen Café und tranken Kaffee, während Satoshi von seinen Erlebnissen in Indien, Australien etc. erzählte.

Fu hörte interessiert zu.

"Wow, du warst in Loch Ness? Hast du auch Nessie gesehen?" Wandte sie kurz ein, als Satoshi gerade von seiner Reise nach Schottland berichtete.

"Nein, leider nicht. Ich glaube, Nessie hatte gerade keine Lust auf Touristen." Antwortete Satoshi und erzählte weiter.

Nach einer Weile war jedoch auch er mit seinem Latein am Ende. Während es draußen weiter schneite, und Fu gerade an ihrem dritten Kaffee nippte, (Anm. die ist genauso koffeinsüchtig, wie ich! *lol*) gingen langsam aber sicher die Straßenlaternen an.

//Hm...Satoshi hat wirklich eine Menge erlebt. Was gäbe ich darum, an seiner Stelle gewesen zu sein. Und was habe ich erlebt? Nicht sehr viel Angenehmes.// Dachte sich Fu und starrte weiter aus dem Fenster.

"Und was ist hier so vorgefallen? Was macht eigentlich euer Musical, von dem du mir erzählt hast? Ich will doch auf die Aufführung kommen!"

Fu wandte den Blick wieder dem Fenster ab, und Satoshi zu, der charmant wie immer lächelte.

"Die Aufführung ist am Sonntagabend. Aber ich bin mir nicht sicher, ob du das wirklich sehen willst. Ich bin keine gute Schauspielerin!" Antwortete sie gelassen.

"Unsinn! Du bist sicher sehr gut, das weiß ich. Und die Rolle ist dir auch wie auf den Leib geschneidert."

//Natürlich antwortet er so. Er empfindet ja auch immer noch etwas für mich, auch wenn er weiß, dass es nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Dabei geht es Satoshi nicht anders, als mir. Wir laufen beide einer einseitigen Liebe hinterher. Mit der Ausnahme, dass meine Liebe keine Ahnung hat.//

Ihren Gedanken nach folgte ein leises Seufzen. So eine unerwiderte Liebe war gar nicht so leicht.

//Aber auch wenn es nicht so wäre, dass Kaiba ein gefühlloser Eisklotz ist, er könnte meine Liebe auch so nicht erwidern, weil er ja gar nicht weiß, was ich für ihn fühle. Aber ich kann es ihm auch nicht sagen, denn so bleibt mir immer noch eine Illusion, die mir genommen würde, wenn ich es ihm sagen würde. Obwohl...Satoshi scheint das auch nicht gestört zu haben. Wieso kann ich nicht so einfach über meine Gefühle reden?//

Sie beobachtete schweigend, wie die Menschen draußen auf der Straße vorbei liefen, ins Café gingen, oder wieder hinaus.

Im Radio endete gerade ein Lied, und der Radiosprecher kündigte ein neues an.

Fu war nicht sonderlich interessiert an der Musik, die sie im Radio spielten. Für sie klang es meist alles gleich, und den neuartigen Bands konnte sie meist gar nichts abgewinnen.

Doch das Lied, das nun begann, war ausnahmsweise ein ihr bekanntes. Es war ihr sogar mehr als bekannt. Sie mochte es sehr gerne. Es trug den Titel ,Only you' und war von ?!%$&(.

//Only you...das könnte ich auch singen. Warum laufen solche Lieder immer dann, wenn man sie am Wenigsten braucht?//

"Fu? Hallo, bist du noch anwesend?" Schreckte sie plötzlich Satoshi's Stimme aus den Gedanken.

"Was? Hast du gerade etwas gesagt?"

"Ja, allerdings? Ich hab dich gefragt, was du heute noch machst, und wollte dich ins Kino einladen."

Fu sah ihn an, als käme er vom Mars. Sie musste zunächst einmal gründlich über diese Frage nachdenken.

"Du, Satoshi, tut mir Leid, aber ich kann nicht mit dir ins Kino. Mir ist gerade etwas eingefallen, was ich unbedingt erledigen muss. Vielleicht ein Andermal?!"

Wie vom Blitz getroffen, sprang sie auf. Warum, das wusste sie selbst nicht so genau. Sie hatte nur ganz plötzlich das Gefühl, als müsse sie etwas sehr Wichtiges erledigen, von dem ihr Leben abhinge.

"Was? Aber was denn?" Satoshi verstand selbstverständlich kein Wort. Man sah ihm seine Perplexität an.

"Kann ich dir jetzt nicht erklären. Ich muss los, machs gut!"

Kaum hatte sie das gesagt, war sie auch schon auf und davon. Zurück blieb ein verwirrter Satoshi.

Eiligst rannte sie die Hauptstraße entlang. Warum eigentlich? Sie begriff selbst nicht, was sie da tat. Sie wusste nur, dass sie es tat.

Und plötzlich stand sie genau davor. Vor dem großen, kalten Gebäude, welches so kalt war, wie der Mann, dem es gehörte.

//Was mach ich hier eigentlich? Bin ich noch zu retten? Was will ich bei der Kaiba Corp.?// Schoss es ihr durch den Kopf, doch sie stand längst vor der Tür.

Es war zwar bereits dunkel, doch die KC war nach wie vor taghell erleuchtet.

//Was soll das? Was willst du hier?// Fragte sie sich selbst, konnte sich damit jedoch nicht aufhalten.

Ihr Körper schien ihrem Geist einfach nicht mehr zu gehorchen. Was hatte das nur zu bedeuten?

Sie betrat die Kaiba Corp.. Zu ihrem Erstaunen war der Empfang unbesetzt. Andererseits hätte sie es nicht besser treffen können. Jetzt musste sie sich nicht anmelden, und konnte gleich zu seinem Büro.

//Wenn dich hier irgendjemand erwischt. Du bist vollkommen wahnsinnig geworden!// Mahnten sie ihre Gedanken immer wieder.

Trotz allen geistigen Widerständen, führte sie ihren Weg fort. Aber vielleicht war es auch gerade das, was ihr Unterbewusstsein wollte.

Es wollte, dass sie über ihren Schatten sprang, endlich die Wahrheit ans Licht brachte.

Und dann war sie da. Sie stand direkt vor der Tür. Der Tür zu seinem Büro.

//Und jetzt? Was willst du jetzt hier? Willst du es ihm etwa sagen? Bist du dir überhaupt im Klaren, was das bedeuten würde?//

"Jetzt bloß nicht kneifen! Ich bin hier, und ich werde das Beste daraus machen." Versuchte sie ihren inneren Widerstand zu überwinden.

Was sie ihm genau sagen wollte, das wusste sie nicht. Sie wusste nicht einmal, ob sie überhaupt etwas sagen konnte. Vielleicht würde er sie rauswerfen lassen. Wahrscheinlich würde er dies sogar wirklich tun.

Aber sie war nun mal hier. Also sollte sie das Beste daraus machen, auch wenn ihr Handeln völlig irrational war.

//Einfach mal spontan sein. Vielleicht fällt dir ja noch ein Grund ein, weshalb du hier bist.//

Sie klopfte an die Tür und wartete. Ein monotones ,Herein' bedeutete ihr, dass sie eintreten konnte.

Noch einmal atmete sie tief durch. Noch einmal versuchte sie sich klar zu machen, was sie hier wollte. Dann trat sie ein.

"Hallo Seto!" Kam es leise aus ihrem Mund.

Kaiba, der wie so üblich hinter dem großen Schreitisch an seinem Laptop arbeitet, sah verwundert auf.

"Du? Das hat mir noch gefehlt! Was willst du hier?" Fuhr er sie gleich unverfroren an.

"Ich, also...äh..." Begann sie zu Stottern, wurde aber sogleich wieder von Seto unterbrochen.

"Welche unfähige Person hat dich überhaupt rein gelassen?"

"Nja...der Empfang war nicht besetzt, und da dachte ich..." Abermals wurde sie unterbrochen.

"Da dachtest du, du könntest einfach so hereinspazieren. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, aber das ist eine Firma. Solche Leute wie du sind hier normalerweise nicht zugelassen. Ich denke, ich muss mich mal wieder nach ein paar neuen Angestellten umsehen. Diese Unfähigkeit wird langsam zu einer Krankheit!"

"Solche Leute wie ich? Na vielen Dank auch. Oh Kaiba, du kannst ja so charmant sein!" Beleidigt verschränkte sie die Arme vor der Brust.

"Spar dir bitte das Gesülze und komm zur Sache. Was willst du?" Herrschte er sie, freundlich wie immer an.

"Eigentlich nichts Besonderes. Ich dachte nur, weil das letzte Mal doch nicht so toll gelaufen ist..."

"Kannst du mir bitte erklären, was du dann hier willst? Habe ich dir nicht oft genug klar gemacht, dass ich dich hier nicht mehr sehen will?" Unterbrach er sein erneut.

"Doch, hast du!"

Als wüsste sie nicht, worauf er hinaus wollte, antwortete sie ihm.

"Was ist es eigentlich, was dich so sehr an mir stört?"

Mit trübem Blick sah sie ihn an. Er sagte zuerst nichts, stand dann plötzlich auf, und ging auf sie zu.

"Du willst wissen, was mich an dir stört? Ich sage dir, was mich stört, wenn du mich dann endlich in Ruhe lässt!"

Er stand nun direkt vor ihr, als wolle er ihr damit Angst einjagen.

"Du bist unerträglich. Dein ganzes Verhalten ist unerträglich. Hast du denn nichts Besseres zu tun, als dich immer und überall aufzudrängen? Warum glaubst du, du müsstest dich überall einmischen? Warum kümmerst du dich nicht einfach um deinen Kram, und lässt andere in Ruhe? Weshalb gehst du mir nicht endlich aus den Augen?"

"Weil ich dich liebe!"

Sie hatte es gesagt. In einer Gefühlswelle konnte sie es einfach nicht mehr zurückhalten. Oh Gott, was hatte sie nur gesagt?

Für eine endlose Sekunde herrschte Todesstille, bis Fu ihre Sprache wieder fand.

"Verstehst du das denn nicht? Das ist der Grund, weshalb ich dich nicht in Ruhe lassen kann! Ich liebe dich!"

Aus traurigen Augen sah sie zu ihm auf. Doch sein Blick war wie starr. Man konnte nicht erkennen, was er dachte. Das konnte man nie, selbst in einem solchen Moment nicht.

Er sah einfach nur auf sie herab.

"Glaubst du mir nicht? Es ist die Wahrheit!"

Sie hatte schwer damit zu kämpfen nicht auf der Stelle davon zu laufen. Wie konnte sie das nur sagen? Sie hatte das getan, was sie immer verhindern wollte.

Doch nun hatte sie es gesagt. Und daran konnte man nichts mehr ändern.

"Und jetzt? Du sagst gar nichts mehr?" Meinte sie nun fast flüsternd.

In diesem Moment rührte sich Kaiba. Er legte ein seltsam überhebliches Lächeln auf.

"Das ist doch lächerlich!" Sagte er nur ruhig.

"Lächerlich? Was soll daran bitte lächerlich sein? Oder glaubst du etwa wieder, ich habe mir das nur ausgedacht, um mich in den Mittelpunkt zu stellen? Da täuschst du dich."

Erwartungsvoll sah sie ihn immer noch an. Jedoch hatte sich Kaiba längst von ihr abgewandt.

"Jetzt übertreibst du es wirklich! Das kauft dir niemand mehr ab!" Erwiderte er spöttisch.

Fu war am Ende. Jetzt machte er sich auch nur über sie lustig, nachdem sie ein solches Geständnis abgelegt hatte. Das war definitiv zu viel.

"Weißt du eigentlich, was du da sagst? Hast du überhaupt eine Ahnung, wie ich mich gerade fühle? Ich habe dir gerade gesagt, dass ich dich liebe und du machst dich über mich lustig? Weißt du, wie schwer mir das gefallen ist? Oh Kaiba, du bist so ein gefühlloser Mensch. Ich versteh dich einfach nicht. Wie kannst du anderen Menschen nur so weh tun, ohne dabei Gewissensbisse zu haben? Was hat dein Herz nur so hart gemacht?"

Ganz langsam sammelten sich Tränen in ihren Augen. Sie konnte einfach nicht glauben, dass ihn ihre Worte so eiskalt ließen. Es tat ihr mehr weh, als wenn er ihr einfach eine Abfuhr erteilt hätte.

Aber dass er sich über ihre Gefühle lustig machte, war schlicht und weg unerträglich.

"Ich glaube nicht, dass ich dir noch etwas zu sagen hätte. Also geh!" Entgegnete er kalt und verachtend, als würde er nicht mit einem Menschen, sondern einem Gegenstand sprechen.

"Wieso nur? Warum verhältst du dich nur so?" Sie schluchzte beinahe schon. In ihr war eine unermessliche Traurigkeit ausgebrochen, deren Ursprung sie nicht einmal genau deuten konnte.

"Fang jetzt bloß nicht an zu heulen, sonst verlier ich endgültig die Geduld!" Drohte er genervt.

"Ach du Idiot! Du machst mich wahnsinnig!" Warf sie ihm noch an den Kopf, bevor sie die Tür mit einem Ruck aufriss und hinaus rannte.

Sie rannte bis zu den Fahrstühlen, und selbst im Erdgeschoss konnte sie nicht aufhören. Erst auf der Straße inmitten der hell erleuchteten Straßen hielt sie endlich an.

Nach Luft schnappend lehnte sie sich gegen einen Straßenlaternenpfahl und sank daran hinunter.
 

Seto hatte ihr nachgesehen, als sie sein Büro überstürzt verlassen hatte. Er belächelte diese Aktion nur kurz, wollte ihr dann aber keine weitere Aufmerksamkeit schenken.

Er hatte ja schon des Öfteren festgestellt, dass die Handlungen dieser Frau einfach nicht nachvollziehbar waren und man beim Versuch darüber nachzudenken nur Kopfschmerzen bekam.

Sie war eben verrückt, daran ließ sich nichts rütteln. Doch diese Aktion hatte selbst ihn überrascht. Wie kam sie nur dazu, so etwas zu sagen?

Egal, das kümmerte ihn nicht weiter. Er hatte Wichtigeres, über das er sich den Kopf zerbrach.

Konzentriert machte er sich also wieder an die Arbeit. Diese Ablenkung hatte ihn mal wieder eine Menge Zeit gekostet. Er sollte in Zukunft dafür sorgen, dass kein Unbefugter sein Büro mehr betrat, insbesondere sie nicht.

Was dachte sie sich eigentlich dabei? Ihre Worte waren doch wohl nicht ernst zu nehmen. Schließlich war es absolut lächerlich, dass sie wirklich derartige Gefühle für ihn hegte.

Vollkommen absurd.

,Weil ich dich liebe!' Das hatte sie gesagt. Und obwohl es sehr überzeugend klang, konnte es nur lächerlich sein.

Doch warum bekam er es dann nicht mehr aus dem Kopf?

Geschockt stellte Seto fest, dass er sich schon wieder hatte ablenken lassen. So bekam er heute nichts mehr fertig.

Es war unerträglich. Wieso konnte sie nicht endlich aus seinem Kopf verschwinden?

Genervt stand er auf und drehte sich zu dem riesigen Panorama Fenster hinter seinem Schreibtisch um.

Der Himmel war stark bewölkt. Nur hin und wieder sah man den Mond durch vereinzelte Wolkenfetzen scheinen. Es schneite nach wie vor.

Diese verfluchten Worte, sie wiederholten sich immer wieder in seinem Kopf.

Und selbst wenn sie es ernst gemeint hatte, was hatte er dann damit zu schaffen? Sollte sie sich doch allein damit auseinander setzen.

Irgendwann würde sie schon die Hoffnung aufgeben. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie einsehen würde, dass ihre Gefühle unwirklich und dumm waren.

Oder war sie wirklich so dumm, dass sie glaubte, sie könne ihn für sich gewinnen? Dann war ihr wirklich nicht mehr zu helfen.

Niemals könnte er etwas für sie empfinden, für keinen Menschen außer seinem Bruder könnte er das.

Liebe? Was war denn das für ein Wort?

Wie kam sie überhaupt dazu, Gefühle für ihn zu haben?

Er hatte sie doch immer mehr als schlecht behandelt. Hatte sie mehr als jeder andere beleidigt und verachtet.

Weshalb also ausgerechnet sie? Oder war sie doch nur eine von den vielen Frauen, die ihn anhimmelten?

Nein, dafür war sie nicht naiv genug. Bei ihr war es vollkommen anders.

Ja, vielleicht glaubte sie sogar ernsthaft an das, was sie sagte. Womöglich war es ihr wirklich ernst.

Aber wie gesagt, das interessierte ihn nicht. Er hatte mit ihr rein gar nichts zu tun.

Und so würde es auch immer bleiben.
 

...to be continued...
 

Geschafft!

Was hat mich dieses Kapitel Zeit und Nerven gekostet?

Nja...ich hoffe, es hat euch gefallen.

Sagt mir doch bitte, was ihr davon haltet!!!
 

Bis dahin...

...Sayounara

eure Wo_Ai_Ni

Mörder

Er hatte sie so sehr verletzt, so gedemütigt. Nach all der Zeit hatte sie ihm endlich die Wahrheit gesagt und ihn interessierte es nicht.

Voller Verzweiflung flüchtete sie aus der KC auf die dunkle Straße, ohne nach rechts und links zu sehen. Doch sie kam nicht weit. Bereits auf der anderen Straßenseite sackte sie an einem Straßenschild zusammen. Die vorübergehenden Leute betrachteten sie zwar kurz etwas ratlos, gingen dann aber wieder ihrer Wege.

„Warum er? Warum musste ich mich ausgerechnet in ihn verlieben? Konnte es nicht jemand sein, der meine Gefühle etwas mehr zu schätzen weiß? Was finde ich denn so toll an ihm? Dass er mich immer wie Dreck behandelt?“

Wie lange machte sie das nun alles schon mit? Wie viele Tage, Monate waren vergangen, seit sie erkannt hatte, dass sie in liebte? Wie oft hatte sie sich zur Idiotin gemacht und tat es immer noch, nur um diesen Moment hinauszuzögern?

Nun war er gekommen. Nun wusste dieser kalte, egozentrische Mensch, wie es um ihr Herz bestellt war. Doch verändert hatte sich nichts.

„Wie lange will ich das noch mitmachen? Wie lange will ich mich noch so verhalten? Hab ich mich nicht schon lächerlich genug gemacht? Dieser elende Mistkerl, dieses gefühllose Ungeheuer.“

Ihre Gedanken vernebelten ihre Wahrnehmung. Eine unbändige Wut auf alles und jeden, jedoch am Meisten auf sich selbst, stieg in ihr auf.

„Wieso bin ich so dumm? Wieso verhalte ich mich wie eine dumme Göre? Hatte ich nicht auch einmal ein Leben vor Seto Kaiba?“

Die Tränen, die zuvor noch ihr Gesicht benetzt hatte, waren getrocknet. Verzweiflung war Wut gewichen.

„Wie mich das alles ankotzt! Was ist nur aus mir geworden? Mein Verhalten ist lachhaft, einfach nur lächerlich.“

Erinnerungen der letzten Monate erschienen vor ihrem inneren Auge. Das alles musste enden, bevor es noch schlimmer wurde. Sie hatte die Dummheit begangen, ihm ihre Liebe zu gestehen, eine Liebe, die doch so lächerlich war. Sie wollte um ihn kämpfen, ihn für sich gewinnen. Doch all dies wollte sie tun, bevor er davon erfuhr, was sie empfand. Doch wie konnte sie ihm nun noch begegnen? Er wusste, was sie empfand. In jeder ihrer Handlungen würde er immer nur diese Gefühle interpretieren, und er hätte Recht.

„Wäre das alles doch nie geschehen? Hätte ich mich nur niemals in ihn verliebt. Wie soll das alles nur weiter gehen?“

Fragen über Fragen, die sie sich selbst nicht beantworten konnte.

„Es ergibt doch keinen Sinn hier zu sitzen und zu grübeln.. Ich sollte endlich von hier verschwinden.“ Sie wollte sich gerade auf den Weg machen, als plötzlich ein dunkles Auto neben ihr hielt.

„Steig doch ein.“ Säuselte eine so sehr auf unangenehme Art bekannte Stimme, dass Fu der Atem stockte.

„Gérard.“

Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern packte Fus Handgelenk und zog sie in den Wagen. Sie wehrte sich nicht. Das letzte, mit was sie an einem solchen Tag noch gerechnet hatte, war Gérard. Ihr Herz schien einen Aussetzer zu haben, ihr Kopf schien jegliche Kontrolle über ihren Körper verloren zu haben. Sie hatte tagelang, wochenlang sich nicht getraut alleine auf die Straße zu gehen. Immer hatte sie das Gefühl gehabt, jemand würde sie verfolgen. Niemals war es so gewesen.

Doch heute, an dem Tag, an welchem sie mit keinem Gedanken bei ihm war, da lauerte er ihr auf. Ihr Gedanken schienen ausgeblendet, jegliches Leben schien verschwunden. Sie erschien wie eine Puppe, ohne die Macht zu Handeln.

Unterdessen setzte sich der Wagen von Gérard in Bewegung. Er hatte die Türen und Fenster seines Wagens verschlossen, sodass sie keinen Fluchtversuch unternehmen konnte. Selbst eine Trennscheibe zwischen Fahrer und Rücksitz konnte er aktivieren, falls sie verzweifelt ihn zu attackieren suchte. Doch nichts von alledem geschah. Fu saß wie versteinert auf dem Rücksitz des dunklen Wagens.

„Weißt du, wie lange ich schon hinter dir her bin? Nie hatte ich die Chance, an dich heranzukommen. Doch heute sah ich dich, allein und verunsichert. Seit ich dich zum ersten Mal getroffen habe, will ich dich loswerden. Du hast mich gedemütigt. Diese Schande ist unerträglich. Noch niemals hat mich jemand so vor den Kopf gestoßen, wie du. Dafür wirst du nun bezahlen.“

Fu vernahm jede Silbe von Gérards Worten, doch sie reagierte nicht. Immer weiter fuhren sie. Längst hatten sie die Stadt verlassen und befanden sich auf einer leeren Landstraße, als Gérard den Wagen stoppte.

Er drehte sich zu seinem Opfer um, doch diese war immer noch nicht in der Lage etwas zu tun, so vernahm sie nur weiterhin seine Worte.

„Bald wirst du mir nicht mehr im Kopf herum spuken. Ich erledige dich hier und jetzt. Niemand ist hier, um dich zu retten, am allerwenigsten dein Kaiba.“

Als Fu diese Worte vernahm, erwachte sie endlich aus ihrer Trance. Erneute Wut staute sich in ihr. Zuerst dieser kalte Geschäftsmann, der dafür sorgte, dass sie vor aller Welt als Idiotin da stand, und nun Gérard, der sie anscheinend töten wollte.

„Du glaubst, ich habe dich gedemütigt? Du hast ja keine Ahnung, wie es mir ergangen ist. Ich habe mich vor aller Welt zum Affen gemacht wegen diesem Kerl. Und was war der Dank dafür, Verachtung und Verspottung...“

„Halt's Maul!“ Unterbrach sie Gérard schlagartig. Es war ihm egal, was sie zu sagen hatte. Er würde es hier und heute beenden, sie endgültig aus dem Leben radieren.

Nun wurde auch Fu endlich klar, wie gefährlich diese Situation war. Es ging hier um ihr Leben. Plötzlich stieg die Panik in ihr auf. Reflexartig griff sie zum Türgriff, doch die Türen waren verschlossen. Sie versuchte mit dem Ellenbogen die Scheibe einzuschlagen, doch auch das gelang ihr nicht.

„Vergiss es. Es hat keinen Sinn.“ Gérard kletterte über den Fahrersitz nach hinten. Doch so schnell wollte Fu nicht aufgeben. Sie holte mit dem Ellenbogen aus und versuchte Gérard im Gesicht zu treffen, doch dieser wich aus.

Nun arbeitete auch ihr Kopf wieder. Im Schnelldurchlauf ging er alle Fluchtmöglichkeiten durch, und sah als einzige nur die, auf den Fahrersitz zu klettern, die Zentralverriegelung zu öffnen und abzuhauen. Schlagartig versuchte Fu nach vorne durchzukommen, doch Gérard packte sie an den Haaren und zog sie zurück.

Fu schrie und riss an ihren Haaren, bis sie plötzlich einen kalten Gegenstand an ihrem Hals spürte.

„Es hat keinen Sinn, gib auf“ flüsterte Gérard und drückte ein Schnappmesser an ihren Hals. Fu war sich bewusst, dass es nun zuende sein könnte. In weniger als einer Sekunde würde er ihr die Kehle durchschneiden.

Ein letzter Reflex ihres Körpers zur Selbsterhaltung veranlasste, dass Fu mit ihrer rechten Hand nach hinten aus schlug und Gérard auf der Nase traf. Ein Glückstreffer, zweifelsohne, doch er wirkte. Einen kurzen Moment wurde er unaufmerksam, den Fu ausnutzte. Sie packte seine Hand, entriss ihm das Messer und wandte sich einige Zentimeter von ihm ab.

„Du kleine miese Kröte“ schrie er sie ungehalten an. Gerade wollte er wieder auf sie losgehen, als sie ihm das Messer entgegen hielt.

„Komm nicht näher, oder ich mache mit dir, was du mit mir vorhattest.“

Gérard hielt einen kurzen Moment inne, dann jedoch breitete sich ein hinterhältiges Grinsen auf seinem Gesicht aus.

„Du würdest dich niemals so etwas wagen. Ein hilfloses, kleines Gör könnte so etwas nicht.“

Die Wut in ihrem Herzen stieg immer weiter an. Wie sehr sie es doch hasste, dass er Recht hatte. Alle hatten immer Recht. Alle schienen sie besser zu kennen, als sie sich selbst mittlerweile.

Ihre Gedanken schweiften einen Moment lang ab, und eben diesen nutzte Gérard um sich ihr zu nähern. Doch Fu reagierte.Sie reagierte, wie sie es noch nie getan hatte. In einer Sekunde hatten sich ihre Gedanken und Zweifel ausgeschaltet und nur noch ihr Instinkt beherrschte sie. Sie hob das Messer und rammte es Gérard in die Brust.

Dieser hielt wie versteinert inne. Mit geweiteten Augen sah er sie an.

Fu konnte selbst nicht begreifen, was sie getan hatte. Sie starrte auf das Messer, das tief in der Brust Gérards versunken war. Nach wenigen Sekunden färbte sich Gérards weißes Hemd blutrot. Er brachte nur noch ein Röcheln zustande, bis er zusammen sank. Fu starrte ihn weiterhin an, und während sie nichtstuend daneben saß, erlosch das Leben in Gérards Augen. Nur noch einen letzten Atemzug tat er, ehe seine Augen milchig wurden und die blutende Brust sich nicht mehr zum einatmen hob.

Fus Kopf war leer, jeglicher Gedanke ausgelöscht. Minuten verbrachte sie neben dem toten Körper, getötet durch ihre Hand.

Erst lange Zeit später kehrte ihr Bewusstsein zurück.

„Was ist passiert? Was habe ich getan?“

Ihre Hände begannen zu zittern. Schlagartig erhob sie sich, kletterte zum Fahrersitz durch, öffnete die Zentralverriegelung und wollte schleunigst verschwinden. Meterweit war sie bereits geflüchtet, bis ihr Kopf sich erneut meldete.

„Was tust du da? Du hast ihn umgebracht? Soll er hier liegen bleiben, bis er verwest ist? Die Polizei wird dich früher oder später erwischen.“

Sie blieb stehen. Langsam wurde ihr klar, wie gravierend ihre Tat war. Sie hatte einen Menschen getötet. Sie würde dafür bezahlen, ob sie nun fliehen würde, oder nicht.

Die Vernunft begann sich langsam einzuschalten.

„Wenn ich mich stelle, komme ich mit Notwehr durch. Immerhin wollte er mich zuerst umbringen.“

Erneut vergingen Minuten bis sie sich entschieden hatte, zurückzugehen. Dieser dunkle Wagen, geparkt in einer Haltebucht an der Landstraße wirkte wie die Hölle. Es erschien ihr wie Stunden, eh sie das Auto wieder erreicht hatte. Schluckend steckte sie ihren Kopf zur Fahrertür herein. Der blutige, tote Körper Gérards lag -wie sollte es auch anders sein- auf dem Rücksitz. Fus Herz schlug ihr fast ein Loch in die Brust. Nie hatte sie solche Angst verspürt, nie diese Gefühle.

Zitternd griff sie sich Gérards Jacke, die auf dem Beifahrersitz lag, in der Hoffnung er besäße ein Handy. Und tatsächlich fand sie es. Während sie, wie in Trance, die Nummer der Polizei wählte, kamen die Erinnerungen an die kürzlich begangene Tat zurück. Als eine Frau sich meldete, sagte Fu nur: „Schicken Sie die Polizei, ich habe jemanden getötet.“

Angeklagt

Es war der 24. Dezember, Heilig Abend.

Ein einsamer Weihnachtsbaum zierte das Wohnzimmer der Familie Chan. Plötzlich betrat ein Berg Kisten mit Füßen den Raum.

„Wollen wir doch mal sehen, ob wir nicht trotzdem ein schönes Weihnachtsfest hin bekommen“ flüsterte Ho Tsung Chan vor sich hin.

Er stellte den Kistenberg zu Boden, und begann damit, die erste Kiste zu öffnen. Sie enthielt rote und goldene Weihnachtskugeln, die er sorgsam an die Tannenzweige hängte.

Zwei Wochen waren nach dem Ereignis, das das Leben von Ho Tsung Chan und seiner Tochter verändert hat, vergangen.Man hatte die Notwehrsituation der Tat erkannt und die verstörte Chinesin wieder freigelassen. Seit diesem Ereignis war Fu äußerst schweigsam und zurückgezogen geworden.

Niemandem teilte sie ihre Gedanken mit.

Nun stand das lang erwartete Weihnachtsfest vor der Tür, zu welchem auch Ming Li eingeladen war. Doch Ho Tsung hatte jeglichen Verwandtenbesuch abgesagt. Er wollte seiner Tochter nichts zumuten. Im Gegensatz zu allen anderen hatte er seine Tochter nie nach dem Ereignis befragt. Er selbst hatte es nur von der Polizei erfahren. Ho Tsung hoffte seine Tochter durch ein gemütliches Weihnachtsfest aus der Depression zu holen. Er kannte ihre Gedanken nicht, aber er glaubte zu wissen, was in ihr vorging.

Schließlich hatte er den Weihnachtsbaum fertig geschmückt, ein kleines, gemütliches Abendessen, bestehend aus gebratenem Schweinefleisch mit Erdnusssoße und frittierten Eis, gezaubert und suchte seine Tochter nun in deren Zimmer auf.

Vorsichtig klopfte er an die Tür.

„Fu, möchtest du nach unten kommen?“

Er erhielt jedoch keine Antwort, sodass er langsam die Tür öffnete und herein trat. Seine Tochter saß mit angezogenen Knien unter ihrem Fenster. Sie schaute nicht auf.

Ho Tsung setzte sich auf ihr Bett und sah eine Weile aus dem Fenster. Plötzlich fiel ihm eine Geschichte ein.

„Weißt du noch, unser letztes Weihnachten in Amerika. Du wolltest unbedingt so feiern, wie deine Freundinnen. Deshalb haben wir einen Weihnachtsmann mit Schlitten besorgt und wollten ihn auf dem Dach befestigen.“

Er schwieg kurz, doch seine Tochter sah nicht auf.

„Er war ständig schief. Über zwei Stunden beschäftigte uns diese Sache. Dann hatten wir ihn endlich sicher festgebunden...dachten wir zumindest. Wir haben Weihnachtsgans gegessen und uns einen amerikanischen Weihnachtsfilm angesehen, als es plötzlich laut knallte. Da hast du plötzlich aufgeschrieen „Oh nein, der Weihnachtsmann ist explodiert“. Wir sind hinaus gegangen und da lag unser Santa Claus kaputt im Schnee. Du hast schrecklich geheult, also hab ich mir etwas ausgedacht. Als du versuchtest den Weihnachtsmann wieder aufzurichten, bin ich ins Haus und habe die Geschenke unter dem Baum versteckt. Ich habe dir gesagt, der Weihnachtsmann sei heruntergefallen, weil gerade der echte Weihnachtsmann die Geschenke durch den Kamin geworfen hat. Da war deine Welt wieder in Ordnung, erinnerst du dich?“

„Paps, ich hab jemanden getötet.“

Erschrocken blickte Ho Tsung seine Tochter an. Er hatte mit keiner Reaktion gerechnet und musste das eben gesagte erst einmal begreifen.

„Ich hab das Leben eines Menschen einfach so beendet“ sprach sie weiter.

Ho Tsung wusste, dass sie nicht ewig schweigen und sich zurückziehen konnte, und nun war wohl der Zeitpunkt da, da sie das Geschehene verarbeiten musste.

„Möchtest du darüber reden?“

„Was gibt es da zu reden? Ich bin eine Mörderin.“

„Du weißt, dass das nicht wahr ist. Du hattest keine Wahl, und ich verspreche dir, du wirst nie wieder in eine solche Situation geraten. Ich passe auf dich auf.“

Ho Tsung setzte sich neben seine Tochter.

„Was soll ich denn jetzt tun?“

„Lass uns hinunter gehen. Wir werden eine Möglichkeit finden.“

Fu zweifelte einen kurzen Moment, ging dann dennoch mit ihrem Vater nach unten.

Sie redeten. Fu erzählte alles, was geschehen war und ihr Vater hörte ihr zu. Seit langer Zeit hatten Vater und Tochter kein so enges Verhältnis mehr.

Weihnachten ging vorüber und auch das neue Jahr kam schneller als erwartet.

Doch es war noch nicht ausgestanden.
 

„Sie wissen, dass es sich um Notwehr handelt?“

„Ja, das ist mir bewusst. Roqueraltiques wird sich damit aber nicht zufrieden geben. Er wird uns ganz Frankreich auf den Hals hetzen. So Leid es mir für das Mädchen tut, wir müssen sie verurteilen.“

„Das können Sie nicht tun. Es gibt mehr als genug Beweise für Notwehr.“

Angeregt diskutierten die beiden Männer in schwarzen Mänteln. Einer von Ihnen war klein, trug einen Schnauzbart und sprach mit einem englischen Akzent. Der andere war etwas größer, hatte eine Glatze und eine dunkle Sonnenbrille.

„Dann müssen wir die Beweise eben manipulieren. Ich will, dass Sie das Mädchen für mich auseinander nehmen. Wer sind ihre Freunde, was sind ihre Hobbys, einfach alles. Irgendwo müssen wir etwas finden, was für eine Verurteilung reicht“ forderte der Kleine.

„Sie glauben wirklich, dass Roqueraltiques eine solche Macht besitzt?“ Der Größere zweifelte.

„Wenn wir nicht wollen, dass Roqueraltiques in unser Rechtssystem einwirkt, müssen wir das Mädchen opfern. Aber denken Sie einmal nach. Wenn wir sie nicht verurteilen, können Sie sich gewiss sein, dass Roqueraltiques Leute sich darum kümmern, und Sie wissen was ich meine.“

„Ich verstehe. Gut ich werde recherchieren.“ Damit wandte sich der Größere zum Gehen.

„Einen Moment noch, Koyama. Diese Unterhaltung hat niemals stattgefunden, verstanden?“

„Natürlich.“
 

Nachdem Fu Gérard Roqueraltiques in Notwehr getötet hatte, wurde sie sogleich verhaftet. Doch bereits am selben Tag ließ man sie wieder frei, nachdem die Polizei unweigerlich die Notwehrsituation festlegte.

Doch so plötzlich und unerwartet diese Situation und die Veränderungen begonnen hatte, mit einer Geschwindigkeit, die man nie erwartet hätte, so unerwartet und gravierend würden sie auch weiter gehen. Denn Hector Roqueraltiques war äußerst ungehalten aufgrund des Schicksals seines Sohnes, und wollte sich am Liebsten selbst darum kümmern.

Doch die japanische Polizei war alarmiert. Bevor Roqueraltiques und seine dubiosen Handlanger ein Chaos an Selbstjustiz und Rechtslosigkeit anrichteten und sich womöglich noch Interpol in die Angelegenheiten einmischte, beauftragten sie einen Spezialisten des Geheimdienstes, der die Angelegenheit regeln sollte. Edward Garp, ein Brite der vor Jahren nach Japan ausgewandert war. Er sollte die Beweise manipulieren und für eine Verurteilung Fu Chans sorgen. Die nationale Sicherheit und die Beziehungen zu Frankreich sollten nicht an dem Schicksal einer Person scheitern.

Schließlich wurde Fu erneut festgenommen und verhört. Koyama, der Informant von Garp hatte anscheinend ein Detail entdeckt, welches manipuliert zu einer Verurteilung Fus beitrug.

Wenige Wochen später begann der Prozess.
 

„Habt ihr schon gehört? Diese Fu Chan soll jemanden umgebracht haben. Die war doch aus der Parallelklasse, oder?“

„Kann ich mir gar nicht vorstellen. Die wirkte doch immer so harmlos.“

„Wie sagt man doch so schön? Stille Wasser sind tief.“

Die Schüler der Domino Oberschule beschäftigte kein anderes Thema mehr, als dass eine der Ihren als Mörderin verurteilt werden sollte.

Auch an Yugi und den anderen ging dies nicht spurlos vorbei.

„Was haltet ihr von den Vorwürfen?“ fragte Tristan nachdenklich.

„Ich kann mir das ehrlich gesagt nicht vorstellen. Außerdem war es denn nicht anfangs Notwehr? Ich glaube, da ist irgendwas im Busch“ meinte Téa.

„Natürlich. Immerhin war das doch der Sohn so eines hohen Tieres aus Frankreich. Ist doch klar, dass sie Fu nicht so einfach davonkommen lassen“ ergänzte Joey.

„Hoffentlich kommt sie da irgendwie wieder raus. Wir können zwar als ihre Freunde für sie aussagen, aber mehr können wir auch nicht tun.“ Yugi traf den Nagel auf den Kopf. Gegen die Justiz war schwerlich anzukommen.
 

„Hey, Seto. Hast du auch schon davon gehört, dass man Fu angeklagt hat diesen Gérard Roqueraltiques getötet zu haben?“

Mokuba war gerade in das Büro seines Bruders gekommen. Erst seit gestern wurde der Fall in den Medien behandelt.

Seto blickte nur einen Moment auf. In der Tat hatte er noch nichts davon gehört. Er interessierte sich generell nur für die wirtschaftlichen Nachrichten, alles andere war ihm ziemlich gleichgültig.

Er antwortete darauf auch nichts, obwohl er sich doch etwas wunderte.

„Was hältst du davon? Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass da etwas dran ist.“

„Eigentlich interessiert mich das recht wenig, Mokuba.“

Mokuba seufzte kurz, eh er das Büro seines Bruders wieder verließ.

Ohne weitere Störungen arbeitete Seto Kaiba weiter.

Unterdessen befanden sich zwei Personen in ganz eigener Sache auf dem Weg zur Kaiba Corporation. Wenig später traten eine Dame in einem roten Rock und rotem Blazer, sowie der kleine Mann mit Schnauzbart die Eingangshalle der Kaiba Corporation und gingen auf die Empfangsdame zu.

„Guten Tag, womit kann ich Ihnen dienen?“

„Wir müssen dringend Herrn Kaiba sprechen, die Angelegenheit duldet keinen Aufschub“ meinte die Dame.

„Es tut mir Leid, aber Herr Kaiba ist den ganzen Tag nicht zu sprechen.“

„Nun, dann wird er sich die Zeit nehmen müssen.“

Damit begaben sich die beiden unaufhaltsam zu den Fahrstühlen.

Kaiba, der seelenruhig weiter arbeitete, ahnte noch nichts von dem baldigen Besuch. Plötzlich jedoch klopfte es an der Tür.

„Ich hatte doch gesagt, dass ich heute nicht zu sprechen bin.“ Kaiba war nicht gerade erfreut über die Störung, da öffnete sich jedoch bereits die Tür.

„Ich fürchte, diese Zeit müssen Sie sich nehmen“ meinte der Mann und schloss die Tür wieder.

„Und wer sind Sie?“ Kaiba war sichtlich genervt.

„Mein Name ist Michiko Shino und das hier ist Edward Garp. Wir ermitteln im Fall von Frau Fu Chan.“

Seto verstand nicht, was diese beiden Personen von ihm wollten, doch ehe er sie hinauswerfen konnten, fing Frau Shino erneut an.

„Ich arbeite für die Staatsanwaltschaft im Fall von Frau Chan. Sie haben sicher in den Nachrichten davon gehört. Nun, ich mache es kurz, in welcher Beziehung stehen oder standen Sie zu Frau Chan?“

„Ich habe keine Ahnung, was Sie von mir wollen“ gab Seto zur Antwort.

„Sie brauchen uns keine Unwissenheit vortäuschen, wir wissen aus zuverlässigen Quellen, dass sie durchaus in einer Beziehung zu Frau Chan standen, ebenfalls jedoch auch in Angelegenheit mit der Familie Roqueraltiques. Nun, und da wir seit Wochen verzweifelt nach dem Verbindungsstück zwischen der Täterin und dem Opfer suchen, blieb uns einzig Ihre Person.“

„Ich habe leider immer noch keine Ahnung, weswegen Sie hier sind. Und deswegen werden Sie nun auch auf der Stelle mein Büro verlassen.“

„Sie wissen, dass Frau Chan Herrn Gérard Roqueraltiques getötet hat, auf einem verlassenen Weg außerhalb der Stadt, seltsamerweise ohne jegliche Zeugen. Zwar ging man anfangs von einer Notwehrsituation aus, doch seltsamerweise fand man die Fingerabdrücke von Herrn Roqueraltiques nur an der Klinge der Mordwaffe. Bisher ergaben unsere Ermittlungen kein Ergebnis, weswegen Frau Chan Herrn Roqueraltiques hatte töten sollen, bis uns der Weg zu Ihnen führte. Wir wissen nun, dass Frau Chan ein intimes Verhältnis zu Ihnen führt, und sie zufälligerweise mit der Firma Roqueraltiques zu kämpfen haben, da diese seit geraumer Zeit versucht Anteile an Ihrer Firma zu erwerben“ führte Garp unmissverständlich aus.

„Was Sie da sagen ist völliger Unsinn“ antwortete Kaiba entrüstet. Er konnte noch nicht richtig glauben, was ihm diese Vermittler versuchten anzuhängen.

„Ach ja? Ich sage Ihnen wie es war. Sie wussten genau, wie sehr Frau Chan an Ihnen hängt und nutzten Ihre Treue schamlos aus. Sie beauftragten sie womöglich Gérard Roqueraltiques zuerst zu verführen und ihn so an einen einsamen Ort zu bringen, und anschließend sollte sie ihn töten. Sie wussten, dass sein Sohn Hector Roqueraltiques Schwäche ist, so wollten Sie Herrn Roqueraltiques loswerden.“

„Sie wissen, dass das an den Haaren herbeigezogen ist, und wenn Sie Ihre Anschuldigungen nicht sofort zurücknehmen, werde ich rechtliche Schritte wegen Verleumdung gegen Sie einleiten“ Kaiba war nun völlig ungehalten. Es war ihm unbegreiflich auf welch schamlose Art und Weise man versuchte ihn in diese Angelegenheit hineinzuziehen.

„Bitte, meine Herren, beherrschen Sie sich. Nun, bisher sind das nur Vermutungen. Wir bitten Sie jedoch, Herr Kaiba, auf die Ladung zum Zeugen einzugehen. Wir alle sind doch an der Findung der Wahrheit interessiert, nicht wahr?“ Frau Shino versuchte die Situation zu entschärfen. Der Staatsanwältin war nicht klar, welch perfides Spiel hinter alldem steckte.
 

Die Tür des großen Verhandlungsraumes öffnete sich und der Richter mit seinen Beratern betrat den Raum. Die Verhandlung wurde ohne Zuschauer abgehalten. Fu war eine Pflichtverteidigerin zugewiesen worden, nicht sehr erfahren, frisch von der Uni.

Fu hatte längst begriffen, dass dies alles nur dazu diente, sie zu verurteilen. Egal, wie es wirklich gewesen war, die Roqueraltiques waren eine zu bekannte und angesehene Familie, als dass man eine solche Tat ungesühnt lassen könnte, geschweige denn veröffentlichen, dass Roqueraltiques selbst eine Straftat begangen hatte, und noch schlimmeres begehen wollte.

Zwar hatte ihr Vater alles versucht, was in seiner Macht stand, doch viel hatte er nicht erreicht. Fu war sich bewusst, dass es keine Möglichkeit geben würde, sie hatte längst resigniert.

Doch inwieweit die Ermittler die Wahrheit verdreht hatten, war ihr zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst.

Schließlich begann die Verhandlung.

„Ich bitte die Angeklagte in den Zeugenstand“ begann der Richter, ein Mann mittleren Alters mit leicht ergrauten Schläfen und modischer Brille.

„Ihr Name ist Fu Chan, sind 18 Jahre alt und gebürtige Chinesin. Sind die Angaben alle korrekt?“

„Ja“ antwortete Fu monoton.

„Gut, dann berichten Sie uns doch bitte, was an jenem Abend geschehen ist?“

„Sie kennen doch alle meine Aussage. Warum sollte ich sie wiederholen?“

Ausdruckslos schaute Fu zu Boden. Sie sah keinen Grund, sich weiter zu verteidigen, da es in ihren Augen sinnlos schien.

„Sie bleiben also bei dieser Geschichte?“ fragte nun der Staatsanwalt, ein junger, robuster Mann mit scheinbar vorgefertigter Meinung.

„Ich wüsste nicht, was ich sonst sagen soll.“

„Na schön, dann werde ich Ihnen einmal auf die Sprünge helfen.“

Fu sah dem Mann in die Augen. Sie wusste, alles was nun kommen würde, war eine Lüge.

„Aufgrund meiner neuesten Nachforschungen haben sich mir ganz neue Motive für Ihre Tat aufgetan. Ist es denn nicht so, dass Monsieur Roqueraltiques seit geraumer Zeit Interesse an Ihnen hegte, Sie dieses Interesse jedoch nicht teilten. Seine häufigen Annäherungsversuche gingen Ihnen auf die Nerven, oder?“

Fu schwieg.

„Außerdem hatten Sie selbst eine andere Person, die Sie auf keinen Fall enttäuschen oder verlieren wollten.“

Nun wurde Fu hellhörig. Wovon redete dieser Staatsanwalt, und welche Geschichte würde sich nun auftun?

„Gérard Roqueraltiques wusste von dieser anderen Person, nicht wahr? Und er war eifersüchtig.“

Fu begann zu ahnen, worauf dies alles hinaus lief. Irgendwie schien die Staatsanwaltschaft von den Ereignissen damals erfahren zu haben, als Gérard fälschlich annahm, Fu und Kaiba seien ein Paar. Aber was hatte dies mit der Tat zu tun?

„Beantworten Sie bitte die Frage“ forderte sie nun der Richter auf.

„Was?“ fragte Fu verständnislos.

„Gérard Roqueraltiques wusste von Ihrer Beziehung zu Seto Kaiba, und war damit gar nicht einverstanden, ist es nicht so?“

„Nein, das stimmt nicht. Gérard nahm an, wir seien ein Paar, aber das ist nicht der Fall“ versuchte Fu nun doch die Wahrheit klar zu stellen.

„Sie brauchen hier niemanden zu schützen, Frau Chan. Wir werden die Wahrheit ohnehin erfahren.“ Der Staatsanwalt blickte sie überheblich an.

„Das ist aber die Wahrheit. Seto Kaiba würde nie etwas mit mir anfangen, er hasst mich.“

„Ach, das glaubt Ihnen doch keiner mehr.“

„Ich verstehe nicht, wie Sie auf einen solchen Unsinn kommen? Und was hat das mit alledem zu tun?“ Fu verstand nicht mehr die Zusammenhänge, geschweige denn die Hintergründe dieser Befragung.

„Ich denke, das können Sie uns am Besten sagen.“ Erwartungsvoll blickte der Staatsanwalt sie an.

„Tut mir Leid, ich habe keine Ahnung wovon Sie reden.“ Und damit begann Fu auch wieder zu schweigen. Das alles ergab keinen Sinn für sie.

„Nun gut, wir werden später wieder darauf zurückkommen. Als Nächstes hören wir den Vater des Opfers, Herrn Hector Roqueraltiques, bitte in den Zeugenstand.

Die Tür des Verhandlungsraumes wurde aufgestoßen und ein aufbrausender Monsieur Roqueraltiques betrat den Raum.

„Für den Tod meines Sohnes wirst du büßen“ fauchte er hasserfüllt in Fus Richtung. Diese blickte gar nicht auf, sondern heftete ihre Blicke an das Wasserglas vor ihr.

„Sind Sie Monsieur Hector Roqueraltiques, 45 Jahre, Vorstand der Spielfirma und leben in Frankreich?“ Begann der Richter.

„Ja, das bin ich.“

„Gut, dann bitte ich Sie nun um Ihre Aussage. Wie viel wussten Sie über die Beziehung zwischen Ihrem Sohn und der Angeklagten?“

„Er hatte sie vielleicht einmal erwähnt, ich habe nicht darauf geachtet. Gérard hatte viele Beziehungen, die wenigsten kannte ich. Was ich aber wusste war, dass er seit geraumer Zeit einen besonders großen Hass gegen Seto Kaiba hegte...“

„Sie meinen Herr Kaiba, Firmenchef der Kaiba Corporation?“ Unterbrach der Staatsanwalt hellhörig.

„Ja, natürlich. Wir hatten seit einiger Zeit Probleme mit dieser Firma, und mein Sohn wusste auch, dass ich Herrn Kaiba nicht sehr schätzte. Doch sein Hass hatte noch einen anderen Ursprung.“

„Können Sie uns auch sagen, was Sie genau damit meinen?“

„Natürlich. Gérard schien ein Auge auf dieses Mädchen geworfen zu haben, die jedoch mit Kaiba zusammen war. Nun mein Sohn konnte es nicht leiden, wenn man ihm etwas weg nahm, was er für sich beanspruchte.“

Wieder warf Hector Fu einen rachelüsternen Blick zu.

„Sie verstehen das alles falsch. Kaiba und ich waren nie ein Paar“ unternahm Fu einen weiteren Versuch die Wahrheit zu verkünden.

„Geben Sie sich doch keine Mühe. Wir wissen längst, dass Herr Kaiba in diese Sache involviert ist.“

Der Staatsanwalt blätterte in seinen Unterlagen.

„Mehrere unabhängige Zeugen berichteten uns, dass Sie sehr häufig in seiner Nähe auftauchen. Das wird wohl kaum Zufall sein.“

Fu konnte nicht verstehen, wie man die Wahrheit auf diese Art und Weise verdrehen konnte. Es war ihr bewusst, dass Staatsanwalt und Roqueraltiques nur darauf aus waren, sowohl sie als auch Kaiba aus dem Weg zu räumen. Womöglich tat die Staatsanwaltschaft dies nur, aus Angst vor Roqueraltiques Verbindungen.

„Herr Richter, wie Sie erkennen, wird ein komplett neues Motiv hier aufgedeckt. Zu diesem Zweck möchte ich auch die Zeugenaussage von Herrn Kaiba einholen. Er ist bereits als Zeuge geladen.“

Bei diesen Worten des Staatsanwaltes erschauerte Fu. Sie wusste nicht, dass sie Seto bereits diese Geschichte aufgetischt hatten. Noch mehr Furcht vor einer Verurteilung bekam sie nun von der Vorstellung, wie Seto auf sie reagieren würde, da sie für seine Situation allein verantwortlich war.

„Sie wissen, Herr Staatsanwalt, dass Sie normalerweise keine nicht aufgelisteten Zeugen vorladen dürfen, aber bitte, wir werden eine Ausnahme machen. Ich bitte also als nächsten Zeugen, Herrn Seto Kaiba.“

Starr vor Furcht blickte Fu zur Tür, die sich wenige Sekunden später öffnete. Beim Anblick des Hereintretenden krampften sich ihre Eingeweide zusammen.

//Er wird mich noch mehr hassen, als er es eh schon tut. Warum haben sie ihn da hinein gezogen?// schwirrte es Fu verzweifelt durch den Kopf.

Doch wider Erwarten warf Seto ihr keinen hasserfüllten Blick zu. Wie immer machte er einen imposanten, selbstsicheren Eindruck. Er wirkte sogar fast etwas gelangweilt.

//Ist ihm vielleicht nicht klar, was ihm bevor steht? Warum wirkt er so ruhig?//

Fus Gedanken fuhren Achterbahn. Trotz der Situation, in welcher sie sich befand, drehten sich all ihre Gedanken mal wieder nur um ihn.

„Sie sind Seto Kaiba, 19 Jahre und Inhaber der Kaiba Corporation, ist das korrekt?“ Begann der Richter wie üblich.

„Ja“ Antwortete Seto knapp, aber vollkommen gelassen.

„Sie wissen, weshalb Sie hier sind? Sie werden verdächtigt in den Todesfall von Gérard Roqueraltiques verwickelt zu sein. Wenn Sie sich selbst belasten müssten, brauchen Sie keine Aussage zu machen.“

„Das ist mir bewusst.“

Fu wurde immer ungläubiger, dass dies Seto Kaiba sein sollte. Sie hatte mit wütenden Äußerungen gegenüber ihr gerechnet, mit Drohungen und allem Möglichen, aber nicht mit einer solchen Gelassenheit.

„Nun gut.“ Der Richter warf dem Staatsanwalt einen Blick zu, dass er mit der Befragung beginnen könne.

„Herr Kaiba, wie gut kannten Sie Gérard Roqueraltiques?“

Kaiba zögerte keine Sekunde ehe er antwortete.

„Ich bin ihm nur einmal begegnet, daher habe ich selbst nicht viel über diesen Mann zu sagen.“

„Sie selbst nicht, sagen Sie? Wer kann dann etwas über ihn sagen?“ Der Staatsanwalt schien zu ahnen, dass Kaiba einen Plan hatte. Er wurde skeptisch.

„Ich kann nur sagen, was mir berichtet wurde.“

Seto ließ sich durch Nichts aus der Ruhe bringen. Langsam dämmerte es auch Fu, dass er anscheinend eine Möglichkeit gefunden hatte, diese Verhandlung zu seinen Gunsten ausgehen zu lassen.

„Und von wem wurde Ihnen über Gérard berichtet?“ fragte der Richter nun.

„Von der Angeklagten, Fu Chan.“

//Was redet er denn da? Ich habe nie lange und oft genug mit ihm reden können, um ihm so genau von Gérard zu berichten.// dachte sich Fu nervös.

„Aha, und in welcher Beziehung stehen Sie zu Frau Chan?“ Der Staatsanwalt sah seine Chance die Verhandlung wieder in die richtige Richtung zu lenken.

„Nun, ich liebe sie.“

Fus Herz setzte aus. Wie ein Pistolenschuss waren diese Worte, die Fu im Zusammenhand mit Seto Kaiba für unmöglich hielt, über Setos Lippen gegangen. Sie wirkten so wahr, so echt, dass Fu einen Moment tatsächlich an diese Aussage glaubte. Immer noch hatte ihr Herz keinen Schlag von sich gegeben. Sie konnte nicht begreifen, was er eben gesagt hatte, obgleich ihr so langsam bewusst wurde, dass dies zu Setos Plan gehörte. Was er dem Gericht auftischte, war eine perfekte und bis ins kleinste Detail geplante Lüge. Niemand würde ihm diese Lüge ansehen. Seto Kaiba war viel zu intelligent, um sich von so einer Intrige erwischen zu lassen. Er selbst würde als ungeschlagener Sieger aus dieser Geschichte hervorgehen. Aber wie würde es für Fu enden?

Langsam begann ihr Herz ganz leise zu schlagen. Ihr wurde die Unwirklichkeit seiner Worte bewusst, und obwohl ihr Herz zerrissen schien, war sie glücklich, dass sie nicht für Setos Unglück verantwortlich sein würde. Wie konnte sie auch so dumm sein, und nicht einsehen, dass niemand Seto Kaiba überlistet?

Doch dieses Geständnis kam auch für den Staatsanwalt überraschend. In seiner Planung war vorgesehen, dass Kaiba alles abstritt. Doch nun musste er sich eine neue Strategie überlegen.

„So, Sie bezeichnen es also als Liebe, dass Sie die Angeklagte in ihrer Verliebtheit zu Ihnen zu dem Mord an Gérard Roqueraltiques angestiftet haben?“

Es wurde deutlich, dass der Staatsanwalt nun verzweifelt um seine Strategie, sein vorgefertigtes Ende für diese Verhandlung kämpfte. Seine Aussage wirkte an den Haaren herbeigezogen, und dies ließ ihn Kaiba noch deutlicher spüren.

„Was reden Sie für einen Unsinn? Wegen dieser Gefühle für sie hätte ich sie niemals einer solchen Gefahr ausgesetzt. Es wäre meine Aufgabe gewesen, sie vor Roqueraltiques zu schützen. Sie hätte die Firma niemals verlassen dürfen.“

//Ich weiß, das alles ist eine perfekte Lüge, aber es klingt so verdammt echt, und wenn er es so sagt, möchte ich es am Liebsten glauben.//

Fus Herz schlug nun in einem äußerst ungesunden, holprigen Rhythmus.

„Was genau meinen Sie damit?“ Mischte sich nun der Richter ein, der die Unfähigkeit des Staatsanwaltes bemerkt hatte.

„An besagtem Tag hatte ich eine Diskussion mit ihr. Ich hatte ihr verboten alleine in die Stadt zu gehen und sie fühlte sich dadurch wie ein Kind behandelt. Wir stritten uns und sie lief davon. Doch direkt vor der Firma wurde sie bereits von Gérard aufgegriffen und entführt. Alles Weitere kennen Sie.“

„Woher sollen wir wissen, dass sie uns keine Lüge auftischen?“

Der Staatsanwalt unternahm noch einen letzten Versuch, die Verhandlung zu „retten“.

„Denn erwähnten Streit kann ich nicht beweisen, allerdings die Entführung. Das Sicherheitssystem meiner Firma zeichnet jede Bewegung im und um das Gebäude auf. Sie können sich das Überwachungsband gerne ansehen.“

Mit dieser Aussage zauberte Seto Kaiba eine DVD hervor und übergab sie dem Richter, der sie sogleich abspielte. In der Tat zeigte diese DVD den Platz vor Kaibas Firma und zufälligerweise auch, wie Fu wütend aus dem Gebäude rannte, sich zuerst eine Weile auf dem Boden niederließ, ein schwarzes Auto vor fuhr und Gérard sie, mit Gewalt in den Wagen zog.

Kaibas Plan war aufgegangen. Zwar war Fu nicht bewusst, wie wann und wie lange er diesen Plan ergriffen hatte, doch sie wusste, dass Kaiba, als er von der Staatsanwaltschaft kontaktiert wurde, sofort erkannt hatte, dass nur ein eindeutiger Beweis seine und auch Fus Unschuld beweisen konnte. Wie er auf die Idee gekommen war, dass alles an dem damaligen Tag vor der Firma geschehen war, würde sie wohl niemals erfahren.

Zwar war noch nicht bewiesen, dass Fu Gérard in Notwehr getötet hatte, doch der Richter hielt die Tatsache, dass Gérard sie entführt hatte, anscheinend als Beweis dafür, dass er zumindest nicht das Opfer war, das er darstellen sollte. Weil dieser Fall zuvor bereits als Notwehr behandelt wurde, entschied das Gericht schließlich für Fu und sprach sie frei. Sie erzählte ihrem Vater nicht, wie es zu dieser Freilassung gekommen war, doch eines nahm sie sich ganz deutlich vor.

Sie wollte Kaiba dafür danken, auch wenn er es nur für sich selbst getan hatte.

Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt

Wochen waren vergangen, der Februar hatte Einzug gehalten.

„Ist euch klar, dass dies unsere letzten beiden Monate sind?“

Joey sah nachdenklich aus dem Fenster.

„Ja, dann haben wir die Oberschule hinter uns. Und, was habt ihr dann vor?“ Antwortete Téa neugierig.

„Keine Ahnung. Wahrscheinlich versuch ich mich mal an ein paar Aufnahmeprüfungen für die Uni.“ Meinte Tristan unschlüssig.

„Ich werde wohl eine Expedition mit meinem Großvater antreten. Das haben wir schon lange geplant.“

Yugi lehnte sich entspannt in seinem Stuhl zurück.

„Und, Joey? Was ist mit dir?“

Neugierig schauten alle in Joeys Richtung, der die Frage gar nicht mitbekommen hatte.

„Äh, wie?“

„Wir haben dich gefragt, was du jetzt vor hast“ Wiederholte Téa.

„Also...eigentlich wollte ich erst mal ein bisschen Urlaub machen.“

Téa und die anderen warfen sich vielsagende Blicke zu.

„Was? Was schaut ihr so?“

„Mit Mai, oder?“ fragte Duke grinsend.

„Ja...na und?“

Joey war leicht rot geworden.

„Nichts. Wir haben uns nur für dich gefreut“ Antwortete nun Yugi lächelnd.

Plötzlich stieß Fu zu den Freunden, die sich etwas wunderten. Seit Wochen hatte sie nicht mehr mit ihnen gesprochen. Die Geschichte mit Gérard Roqueraltiques schien sie sehr mitgenommen zu haben. Zudem wurde in Zeitungen bekannt, dass sie angeblich eine Beziehung mit Kaiba habe. Yugi und die anderen wusste zwar, dass dies nur Klatschpresse war, doch Fu auf alles anzusprechen, wagten sie nicht. Nun jedoch schien sie aus eigenen Stücken ein Gespräch mit ihnen beginnen zu wollen.

„Hallo Leute“ begrüßte sie die Truppe.

Etwas zaghaft erwiderten sie dieses „Hallo“.

„Was ist mit euch? Habt ihr mich etwa schon vergessen?“

„Nein, natürlich nicht. Wir dachten nur...“ begann Duke zögernd, wurde jedoch von Téa unterbrochen.

„Ach gar nichts, schön dass du wieder mit uns redest.“

„Irgendwann muss ich diese ganze Geschichte doch mal vergessen. Außerdem stehen wir kurz vor unserem Abschluss, und wer weiß was danach kommt.“

Die anderen nickten verständnisvoll und begannen sich nun lebhaft über ihre Pläne zu unterhalten. Nachdem sich alle davon überzeugt hatten, dass man mit Fu nun wieder ganz normal reden konnte, wagte sich Joey doch sie auf dieses Gerücht bezüglich ihr und Kaiba anzusprechen.

„Sag mal, woher kommt eigentlich dieses Gerücht von dir uns Kaiba?“

„Oh, das ist euch wohl auch nicht entgangen. Naja, um ehrlich zu sein hat Kaiba es in die Welt gesetzt.“

„Was?“ Kam es wie aus einem Mund. Die Gesichter von Yugi und seinen Freunden bildeten große Fragezeichen.

„Moment, wenn dann muss ich euch die ganze Geschichte erzählen.“

So verbrachten sie die Freistunde damit Fus Geschichte anzuhören.

„War ja klar, dieser Schnösel denkt immer nur an sich“ meinte Joey in abfälligem Tonfall.

Gemeinsam beschritten sie den Weg von der Schule nach Hause. Fu verabschiedete sich als Erste von den Anderen. Während des Berichtens ihrer Geschichte fiel ihr wieder etwas ein, was sie sich am Tag ihres Freispruchs vorgenommen hatte.

//Jetzt ist schon eine Zeit vergangen, und ich habe mich immer noch nicht bei ihm bedankt. Ich weiß, er wird überhaupt nichts damit anfangen können, aber irgendwie wär es nicht fair, es einfach auf sich beruhen zu lassen.// Dachte sie sich mit flauem Gefühl in der Magengegend.

Es war ihr bewusst, dass sie ihm vor nicht allzu langer Zeit ihre Liebe gestanden hatte, und er dies sicher nicht vergessen hatte. Auch wusste sie, dass er womöglich noch nicht fertig mit ihr war, was diese unliebsame Geschichte betraf, in welche sie ihn unabsichtlich hineingezogen hatte.

Aber auf der anderen Seite bestand diese drängende Gefühl ihn unbedingt wieder zu sehen. So sehr er sie auch verachtete, sie konnte nicht aufhören an ihn zu denken, von ihm zu träumen, ihn unsterblich zu lieben.

Schließlich stand sie, wie so oft vor diesem riesigen Gebäude in der Innenstadt. Wie würde sie es dieses Mal anstellen, zu Kaibas Büro durchzudringen. Während sie noch darüber nachdachte, welchen Vorwand sie bringen würde, bemerkte sie nicht, wie Seto Kaiba aus der Kaiba Corporation trat. Auch er bemerkte sie nicht und bewegte sich schnurstracks auf einen silbernen Porsche zu, der vor der Firma parkte.

Als er auf ihrer Augenhöhe erschien, schaute sie plötzlich auf und bemerkte ihn. In fast demselben Augenblick bemerkte auch Kaiba das gedankenverlorene Mädchen, dachte sich jedoch nichts dabei.

Fu brachte zunächst kein Wort heraus, doch als sie bemerkte, dass Kaiba im Begriff war zu gehen, sprudelten ihr die Worte aus dem Mund.

„Hey Seto, warte mal.“

Kaiba reagierte nicht darauf. Fu konnte nicht erahnen, was er gerade dachte. Ob er wütend auf sie war, oder wie immer nur genervt. Sie wusste nicht, ob er ihr die ganze Sache noch übel nahm, oder ob es ihm einfach egal war.

Als er sie weiterhin ignorierte, lief sie ihm hinterher.

„Warte doch einen Moment, ich möchte dir etwas sagen.“

Kaiba konnte einfach nicht glauben, dass ihm diese nervtötende Göre schon wieder über den Weg lief. So viele Zufälle, wie die Begegnungen mit diesem Mädchen konnte es doch gar nicht geben. Ihm war klar, dass seit der haarsträubenden Geschichte vor Gericht, die halbe Welt über ihn und sein vermeintliche Freundin mutmaßen würde, doch generell war es ihm völlig gleichgültig, was andere Leute von ihm dachten.

„Kaiba!“,ertönte plötzlich eine fremde Stimme aus der Nähe.

Fu, die mittlerweile bei Kaiba angekommen war, hielt augenblicklich inne, und auch Seto sah sich nach dem Fremden um.

Sie entdeckten einen Mann mittleren Alters mit braunem Haar in einem weißen Forschungskittel. Er wirkte aufgebracht und verzweifelt.

„Sie schon wieder. Was wollen Sie noch?“, erwiderte Seto dem Fremden.

Dieser schritt in schnellem, holprigen Tempo auf Seto und Fu zu. Letztere beobachtete die Situation ahnungslos.

„Das können Sie nicht machen. Ich habe nur einmal einen Fehler begangen. Dafür können Sie mich nicht feuern.“

„Unfähige Personen, wie Sie brauche ich nicht. Verschwinden Sie endlich.“

Kaiba wandte dem Fremden den Rücken zu und wollte soeben in seinen Wagen einsteigen, als der Fremde an ihn herantrat und plötzlich vor ihm auf die Knie ging.

„Ich bitte Sie, Herr Kaiba. Das können Sie doch nicht tun. Ich habe eine Familie, um die ich mich kümmern muss. Bitte feuern Sie mich nicht.“

Fu konnte nicht mit ansehen, wie dieser verzweifelte Mann Seto anflehte. Sie verstand zwar nicht den Grund, weshalb er gekündigt wurde, doch sie wusste, dass es nicht gerecht war.

„Lassen Sie diesen Unsinn, und verschwinden Sie endlich“, gab Kaiba im barsch zu verstehen.

„Aber Herr Kaiba...“

„Warum tust du das?“, mischte sich nun Fu ein, die die Situation so nicht mehr einfach nur beobachten konnte.

„Halt du dich da raus. Das geht dich alles gar nichts an.“

Kaiba traktierte nun Fu mit einem hasserfüllten Blick. Doch sie ließ sich nicht einschüchtern. Sie wusste, dass sie das alles nichts anging, dennoch konnte sie sich nicht heraushalten.

Wenn sie auch nicht versuchen konnte, diesen Mann zu ändern, wollte sie doch wenigstens versuchen ihn zu verstehen.

„Wenn dich jemand so sehr bittet, ihm nicht zu kündigen, findest du nicht, du bist ihm wenigstens eine Erklärung schuldig?“

„Ich sage es dir noch einmal. Kümmere dich um deine Angelegenheiten und halte dich ein für allemal aus meinen Angelegenheiten heraus. Nichts, was ich tue hat dich zu interessieren, und ich bin es Leid, deine ständige Anwesenheit ertragen zu müssen.“

Der Mann, der eben noch um seine Wiedereinstellung gebettelt hatte, kam sich nun vor wie ein Zaungast bei einer Beziehungskrise. Er schwieg.

„Ja, du hast es am Liebsten, wenn alle dich in Ruhe lassen. Aber du bist nun mal nicht allein auf dieser Welt. Und deine Angestellten kannst du auch nicht wie Leibeigene behandeln. Wir leben nicht mehr im Mittelalter.“

Fu hatte sich standhaft vor Seto aufgestellt, obwohl dieser sie immer noch um einen Kopf überragte.

„Ich wüsste nicht, dass du zur Gewerkschaft gehörst, und selbst wenn, wäre es mir völlig gleichgültig, was du denkst oder sagst.“

Seto präsentierte seine völlige Überlegenheit und Erhabenheit wie immer sehr deutlich.

„Und dass dieser Mann eine Familie zu versorgen hat, schert dich einen Scheißdreck? Was ist mit deiner Familie? Musstest du nie darum kämpfen?“

Diese Wort ließen Seto nun endgültig ausrasten. Diese Person glaubte, über ihn und seine Familie urteilen zu können.

„Wenn du dich noch ein einziges Mal in meine Angelegenheiten einmischst, dann wünschst du dir, mich niemals getroffen zu haben. Also rate ich dir, kümmer dich um dein eigenes Zeug.“

Dann wandte er sich noch einmal dem Fremden zu.

„Und was Sie betrifft, morgen sind Sie verschwunden.“ Er wandte sich ab.

„Aber Herr Kaiba, bitte...das können Sie doch nicht...“

Fu stand zunächst einen Augenblick reglos und schreckerstarrt von so viel Hass da, bevor sie entschied, dass sie ihn nicht so einfach gehen lassen konnte.

„Jetzt warte endlich“, rief sie ihm nach und rannte gerade zur Fahrertür des Wagens, als sie plötzlich ein stechender Schmerz am linken Unterarm traf.

Erschrocken schrie sie kurz auf und sah dann nach hinten.

Hinter ihr stand der fremde Mann, mit erschrockenem Gesichtsausdruck und einem kleinen, blinkenden Gegenstand, an welchem etwas Rotes klebte.

Als Fu an ihrem Arm herunter sah, bemerkte sie, dass ein dünner, roter Faden in ihre Handfläche lief.

„Es...es...tut mir Leid. Ich wollte Sie nicht...bitte verzeihen Sie“, stammelte der Fremde erschrocken.

Seto, der fast schon in seinen Wagen gestiegen war, stand plötzlich neben Fu.

„Was haben Sie...“, begann Kaiba, als er versuchte einen Überblick über die neu entstandene Situation zu bekommen.

Der Fremde hatte anscheinend, in einem Anflug der Verzweiflung zu einem Taschenmesser gegriffen und wollte auf Kaiba losgehen. Fu, die jedoch im selben Moment auf Seto zu ging, wurde stattdessen jedoch getroffen. Ein feiner Schnitt, zwar nicht tief aber lang war an ihrem Unterarm zu sehen.

Der Mann und Fu brachten kein Wort heraus.

„Sind Sie jetzt völlig wahnsinnig? Ihnen ist klar, dass ich jetzt die Polizei rufen werde, und dann...“

Plötzlich jedoch ergriff die Verletzte das Wort. Nicht recht bewusst, was sie da sagte, fiel sie Kaiba ins Wort.

„Nein, das tust du nicht. Du allein bist schuld an all dem. Hör auf diesen Mann noch weiter ins Unglück zu stürzen.“

„Hast du jetzt vollkommen den Verstand verloren? Man hat dich versucht niederzustechen und du nimmst diesen Kerl in Schutz?“

„Es ist nichts Schlimmes passiert. Natürlich war das falsch, er wollte ja auf dich los, aber es ist nichts weiter Schlimmes passiert. Also hör auf jetzt den Rechtschaffenen zu spielen.“

„Dir ist wohl klar, dass ich mich von dir nicht abbringen lassen werde, diesen Mann anzuzeigen“, erwiderte Kaiba kalt, nachdem er begriffen hatte, dass Fu anscheinend wirklich den Verstand verloren hatte.

Ohne nachzudenken griff diese jedoch das Messer des Angreifers, wischte es am Rock ihrer Schuluniform ab, klappte es zusammen und steckte es in die Tasche.

„Und mit welcher Waffe hat er angegriffen? Es gibt keine Waffe, das Taschenmesser hat nur noch meine Fingerabdrücke. Du allein bist schuld daran, also wenn du schon nicht dafür gerade stehst, dann lass diesen Mann wenigstens in Ruhe“, sagte sie und wandte sich dann an den Fremden.

„Ich bin sicher, Sie finden irgendwo einen besseren Job bei einem anständigeren Arbeitgeber.“

Der Mann, der mit der Entwicklung der Situation völlig überfordert war, zögerte kurz, ergriff dann aber, wahrscheinlich aus Furcht vor weiteren Maßnahmen Kaibas, die Flucht.

„Du machst nichts als Ärger, egal wo du auftauchst, du bringst nur Chaos mit“, meinte Kaiba, der immer noch verständnislos die Situation betrachtete.

„Danke, aber du bedeutest für mich auch immer nur Ärger“, gab die Ausgeburt des Chaos zurück.

„Wenn das so ist, warum hältst du dich dann nicht endlich von mir fern?“

„Das habe ich dir schon einmal gesagt. Ich liebe dich, warum auch immer, aber es ist so.“

„Fängst du schon wieder mit diesem Unsinn an?“

„Ich weiß, du glaubst mir nicht, aber es ist nun mal so. Allerdings wünsche ich mir manchmal die ganze Sache wär einfacher.“ Nachdenklich blickte sie zu Boden.

„Verschwende nicht deine Zeit, du brauchst gar nicht erst zu versuchen, mich zu ändern.“

„Das will ich ja gar nicht. Genau weil du so schwierig bist, finde ich dich so interessant. Was ich eigentlich meine, ist,...ich wünschte mir, du wärst nicht dieser reiche, mächtige Mann. Du hast anscheinend vollkommen vergessen, wie es ist unter einfachen Umständen zu leben. Und mit deinem ganzen Geld und deiner Macht will ich eigentlich nichts zu tun haben. Ich will nur dich kennen lernen und...lieben.“

Eine Sekunde lang sah sie ihm noch in die Augen, doch Seto hatte nicht die Absicht diese sinnlose Situation so weitergehen zu lassen. Ohne noch ein Wort zu verschwenden, stieg er in den Wagen und fuhr davon.

Er wurde nicht schlau aus diesem Mädchen. Sie hatte seltsame, bisweilen sehr gefährliche Anwandlungen, zog ihn in jeden Schlamassel hinein, und irgendwie schaffte er es nicht, sie sich vom Leib zu halten.

Irgendetwas musste es doch geben, womit er sie sich endlich für immer vom Hals schaffte. Diese Eskapaden und dieses Einmischen in alle Angelegenheiten, die in irgendeiner Weise mit ihm zu tun hatten war äußerst nervenaufreibend.

Was er nun mit dem gekündigten Angestellten tun würde, musste er sich auch noch überlegen. Auch wenn sein unfreiwilliges Anhängsel alle Möglichkeiten einer Anzeige beseitigt hatte, so einfach konnte er diesen Angriff nicht durchgehen lassen. Wer weiß, zu was dieser Mann noch im Stande war, und Seto dachte dabei in allererster Linie an Mokuba.

Wenn man es genau nahm, wurde dieses Mädchen in seinen Augen immer mehr zu einer Gefahr für andere und für sie selbst. So sehr er auch versuchte ihre Handlungen irgendwie nachzuvollziehen, es gelang ihm nicht. Aber dieses Verhalten ihrerseits hatten nun endgültig den Bogen überspannt. Er würde sich eine Gegenmaßnahme einfallen lassen, das wusste er.

Sonderbares Verhalten

Seto betrat das Büro in seiner Villa.

Er war froh darüber, dass ihn momentan niemand belästigte. Dieser ganze Tag war schon anstrengend und verrückt genug. Und alles nur, weil diese verrückte Chinesin sich wieder in alles eingemischt hatte.

Nun musste ihm doch endlich etwas einfallen, sie sich vom Hals zu halten. Vielleicht könnte er eine einstweilige Verfügung gegen sie erwirken. Nein, Tatsache war es, dass er sich nicht weiter auf diese Spielereien mit ihr einlassen durfte. Er sollte sie einfach ignorieren. Doch dies war leichter gesagt als getan. Sie schien wie eine Klette oder ein lästiger Floh, immer da wo man sie nicht brauchte. Mischte sich in alles ein, verursachte unnötige Komplikationen und bereitete eine Menge Kopfschmerzen.

Er sollte es aufgeben, dieses Mädchen zu verstehen. Sie schien wie eine beschädigte Festplatte nur Probleme zu bereiten.

Und trotzdem, obwohl er wusste, dass es keinen Sinn ergab, sich weiterhin über sie Gedanken zu machen, ging sie ihm einfach nicht aus dem Kopf. Als habe sie sich darin verschanzt.

Er musste damit aufhören, an sie zu denken.

Doch leugnen konnte er mittlerweile nicht mehr, dass sie ihm nicht völlig egal war. Auf eine seltsame Art und Weise ärgerte sie ihn, und das war ihm alles andere als egal.

Sie war so völlig anders, wie die anderen Mädchen, die ihm bislang hinterher gelaufen waren. Sie schien es wirklich ernst zu meinen. Sie war äußerst verbissen.

Sie war weder die Schönste, noch die Klügste, der Mädchen, die ihm bisher nachgelaufen waren und dennoch war sie etwas Besonderes, wie es schien. Nicht ehrgeizig, nicht egoistisch und nicht einmal einfach nur hoffnungslos romantisch. Fu war eigensinnig, neugierig, aber vor allem ernsthaft interessiert. Mit jeder ihrer Taten bezweckte sie etwas. Obwohl ihre Taten oft unüberlegt waren, hatten sie immer ein Ziel. Sie versuchte ihn dazu zu bringen, sie zu verstehen.

Und langsam glaubte er sogar, dass sie wirklich nicht versuchte ihn zu ändern, sondern vielleicht vielmehr sich selbst.

Es gab nur einen Weg, wie er sie loswerden konnte. Er musste ihr unmissverständlich klar machen, dass sie zu verschieden waren, um zusammen auszukommen. Sie musste es mit ihren eigenen Augen sehen und erkennen.

Aber irgendwie war er es auch Leid gegen sie zu kämpfen. Mittlerweile war Seto sich selbst nicht mehr ganz im Klaren, was er tun sollte und wollte. Vieles, was zuletzt in seinem Leben geschehen war, war mit ihrem Leben verknüpft. Vielleicht sollte er sie einfach beobachten. Herausfinden, was ihre größten Schwächen waren und wie er sie am Besten los wurde. Langsam erschien ihm das wie eine Art Herausforderung und Kaiba war nicht derjenige, der sich vor Herausforderungen drückte. Doch was er nun letztlich tun sollte, wusste er einfach nicht.

Ein fast schon viel zu warmer Tag erwartete Domino City am nächsten Morgen.

Aufgrund dieser Tatsache wurde auch der Sportunterricht der Abschlussklasse der Domino Oberschule nach Draußen verlegt. Wie üblich wurde die Sportklasse geschlechtermäßig unterteilt. Während die Jungs sich mit Fußball vergnügten, mussten die Mädchen sich mit einem Staffellauf herumschlagen.

„Ein perfekter Tag heute, oder?“, fragte Joey und streckte sich dabei.

„Ja, es ist schon fast frühlingshaft.“, gab Tristan zu und die anderen nickten. Die letzten vier Wochen waren recht entspannend für die Abschlussklasse. Es war mehr ein, die letzten Tage Aussitzen, und alle hatten mächtig Spaß.

Alle, bis auf Seto Kaiba, der sich wie üblich mit Arbeit beschäftigte. Kaiba war reich und einflussreich, er konnte es sich leisten, zu tun, was er wollte.

Die Jungs waren bereits auf ihrer Hälfte des Sportplatzes, als die Mädchen dazu kamen.

„Warum wollen die eigentlich nie mit uns Fußball spielen?“, fragte einer der Jungs und sah sehnsüchtig zu der weiblichen Hälfte der Abschlussklasse.

„Hey Fu, komm zu uns in die Mannschaft, du bist doch ne ganz gute Läuferin.“, rief Miharu Koyama, eine Mitschülerin Fus.

Die Angesprochene lächelte etwas und gesellte sich zu der Gruppe, aus welcher Miharu kam.

Seto, der im Schatten an seinem Laptop arbeitete, hatte kurz aufgesehen. Eigentlich hatte er nicht erwartet, dass Fu sich am Sportunterricht beteiligte. Schließlich hatte sie sich erst gestern eine nicht ganz harmlose Verletzung zugezogen. Als er sie kurz ansah, bemerkte er, dass sie trotz des recht warmen Wetters einen langarmigen Pullover trug.

Es wunderte ihn eigentlich nicht. Was hätte sie auch erzählen sollen über diese ominöse Verletzung?

Ohne, dass er es bemerkte, beobachtete er sie noch eine Weile, wandte sich aber gleich wieder seiner Arbeit zu.

Der Staffellauf der Mädchen begann, während die Jungs ihr Fußballspiel aufgaben und nun nur noch in kleineren Gruppen miteinander spielten.

„Seht euch mal Kaiba an. Der hält sich echt immer für was Besseres. Hat ja so viel wichtige Dinge zu erledigen.“, meinte Joey, als er ein wenig durch die Gegend geschaut hatte und dann mit dem Blick bei Kaiba stehen geblieben war.

„Lass ihn doch Joey. Es ist nicht so einfach eine Firma zu leiten, denk ich mir.“, antwortete Yugi lächelnd.

Doch Joey hatte mal wieder die Herausforderung gebissen, und er wünschte sich nichts mehr als sich mit Kaiba anzulegen.

Und diesem Wunsch kam er auch sogleich nach.

„Na Kaiba? Bist dir wohl zu fein, um dich mit deinen normalsterblichen Mitschülern abzugeben was?“, begann Joey zu sticheln.

Kaiba, der mittlerweile darin geübt war, Joey Wheeler zu ignorieren, gab ihm nur eine kurze Antwort.

„Geh mir aus der Sonne, Wheeler.“

„Du bist doch nur zu feige, um dich mit den anderen zu messen. Du kannst ja sonst nix, als dich um deinen Firma zu kümmern.“ Joey wollte es wirklich wissen, wie es schien. Obwohl er eigentlich genau wusste, dass egal was er tat, Kaiba immer der Bessere war. Und dies lies ihn Kaiba auch dieses Mal wieder wissen.

„Du Köter willst anscheinend mal wieder gedemütigt werden, nicht wahr?“

„Probiers doch Kaiba. Du hast doch keine Ahnung vom Fußballspielen. Ich wette du packst es nicht, mich zu besiegen.“

„Meinetwegen Wheeler, wenn du unbedingt wieder eine Niederlage erleiden willst.“, meinte Kaiba siegesgewiss, klappte den Laptop zu und folgte Joey, der trotz des Wissens, dass er keine Chance hatte, überheblich grinste.

„Okay, Kaiba. Wir spielen 5 zu 5. Jeder hat 5 Versuche dem anderen einen Ball ins Tor zu feuern. Du fängst an.“, verkündete Joey seine eigens entwickelten Spielregeln.

„Meinetwegen.“, gab Kaiba daraufhin zu Wort und stellte sich in Position. Joey nahm seinen Platz im Tor ein.

„Bist du bereit gedemütigt zu werden, Wheeler?“, fragte Kaiba und schoss, mit einer solchen Wucht, den Ball, dass Joey kurz zusammen zuckte, um dann fest zustellen, dass der Ball rechts von ihm im Tor gelandet war.

„Ok, ich war kurz abgelenkt. Ein kleiner Fehler.“

Joey warf den Ball zurück. Kaiba schoss ein zweites, ein drittes und ein viertes Mal und traf immer ins Schwarze.

„Den letzten bekommst du aber nicht hinein!“, dachte sich Joey und konzentrierte sich genau auf den Ball.

Kaiba schoss und Joey konnte ihn tatsächlich halten, doch der Ball hatte eine solche Wucht, dass Joey nach hinten kippte und schließlich mit dem Ball im Tor landete.

„Verflucht!“, rief er, „Jetzt bin ich dran.“

Die beiden wechselten die Seiten und Joey brachte sich in Schussposition.

„So, jetzt hau ich dir aber auch mal einen rein.“, dachte sich Joey und schoss den Ball.

Doch Kaiba sah ihn genau kommen und fing ihn ganz ohne große Mühe. Ebenso bei dem zweiten, dritten und vierten.

„Den hältst du aber nicht, Kaiba! Diesen nicht!“, sagte sich Joey beim letzten Ball. Er war so versessen darauf diesen einen Ball ins Tor zu bekommen, dass es fast schien, als ginge es um Leben oder Tod.

Kaiba, völlig von sich überzeugt, sah dem gelassen entgegen.

Plötzlich jedoch ertönte aus Richtung der Laufbahn ein Aufschrei, den Kaiba ohne Probleme zuordnen konnte. Überrascht drehte er sich zur Seite und fixierte den Punkt, aus welchem der Schrei gekommen war.

In nicht ganz 50 Metern Entfernung saß Fu mit schmerzverzerrtem Gesicht am Boden. Beim Lauf hatte sie eine Mitschülerin am Arm gestreift, an diesem, welcher seit gestern eine Schnittverletzung trug.

Kaiba war einen Moment abgelenkt, als er etwas an sich vorbei surren hörte. Verwundert blickte er hinter sich und bemerkte den Fußball, der in der rechten Torecke gelandet war.

Im selben Moment, als Kaiba kurz abgelenkt war, hatte Joey geschossen und somit getroffen.

„Ha, seht ihr! Einen hab ich rein gekriegt!“, triumphierte Joey.

Doch Seto hatte sich von seiner Unaufmerksamkeit wieder erholt und kam selbstsicher auf Joey zu.

„Selbst einem Köter wie dir sei ein Glückstreffer gegönnt.“

„Joey, du hast trotzdem verloren!“, meinte Tristan nun und versetzte Joey damit einen Schlag in die Magengrube.

Kaiba, der sich aus dem Geschehen längst ausgeklungen hatte, hatte sich mittlerweile wieder seiner Arbeit zugewandt.

Dennoch, insgeheim war er verwundert und verärgert, dass er sich aufgrund dieses Mädchens so hatte ablenkten lassen. Vor allem, da er sich anscheinend über ihren Aufschrei erschrocken hatte.

Das Läuten der Schulglocke beendete den Sportunterricht und sowohl Mädchen als auch Jungen verließen ihre Spielfelder.

Seto arbeitete noch einen Moment, und Fu, die noch in ein Gespräch mit der Sportlehrerin verwickelt war, war ebenfalls die Letzte auf dem Feld.

„Ich rate Ihnen, die Verletzung gleich untersuchen zu lassen. Ich befreie sie auch vom weiteren Unterricht.“, sagte die Sportlehrerin und sah Fu ernst an.

Klein beigebend nickte diese und begab sich in Richtung Ausgang des Spielfeldes.

//Nur wegen dieser elenden Sache von gestern. Warum muss ich mich auch immer in Schwierigkeiten bringen?// Dachte sie sich und sah zu Boden.

„Du solltest dich behandeln lassen.“

Fu wirbelte herum. Im Schatten des Schulgebäudes stand Seto Kaiba mit verschränkten Armen und emotionsloser Miene.

„Was interessiert dich das?“antwortete Fu schnippisch, obgleich sie über seine Anwesenheit an diesem Ort verwundert war.

„Was machst du überhaupt noch hier? Der Unterricht hat längst begonnen. Oder bist du schon auf dem Weg in deine heißgeliebte Firma?“

Kaiba kam auf sie zu mit unverändertem Gesichtsausdruck.

„Du könntest ruhig etwas dankbarer sein, wenn sich schon einmal jemand um dich Sorgen macht.“

Fu wurde einen Moment still, fand aber sogleich ihre Sprache wieder.

„Willst du etwa behaupten, dass du dir um mich Sorgen machst?“

„Ich habe nicht von mir geredet. Deine Lehrerin, aber, kümmert sich viel zu sehr um ihre Schüler.“

Und mit diesen Worten, ohne sich noch einmal zu ihr umzudrehen, verließ Seto den Ort, und ließ die junge Chinesin allein zurück.

Vielleicht...

Seto bog um die Ecke.

Was hatte das eben gesollt? Was war in ihn gefahren? Hatte er sich tatsächlich Sorgen um sie gemacht? Er würde sich nie um jemand anderen als sich selbst und Mokuba sorgen.

Je mehr Zeit er mit ihr verbrachte, desto sonderbarer wurde sein eigenes Verhalten.

Sein Verhalten ergab keinen Sinn mehr und dennoch schien es kein Zufall zu sein.

Er konnte nicht mehr leugnen, dass sie ihn interessierte. Ihr Verhalten, ihre Handlungen, er konnte sie nicht nachvollziehen. Sie war nervtötend auf der einen Seite und ein unbegreifliches Rätsel auf der anderen. Noch nie hatte sich so vehement um ihn bemüht.

Sie suchte ständig das Gespräch mit ihm, lief ihm gezielt über den Weg, und nicht zuletzt diese unwirkliche Äußerung von vor einiger Zeit.

Langsam glaubte er wirklich, es wäre ihr ernst. Aber konnte das sein?

Hegte sie wirklich diese Gefühle für ihn? Es war so irreal, unglaublich, irgendwie bescheuert.

Er hatte sie nie in irgendeiner Weise nett behandelt oder ihr das Gefühl gegeben, dass er sie mochte. Und in Anbetracht dessen, wie gemein und kalt er zu ihr gewesen war, musste sie entweder vollkommen verrückt oder eine Masochistin sein, was irgendwie auf dasselbe hinaus zu laufen schien.

Fu blieb für sich allein.

//Warum nur...warum nur kann ich nicht aufhören ihn zu lieben? Warum muss ich mir selbst so weh tun? Wieso ausgerechnet er?//

Es waren nicht mir die Schmerzen in ihrem Arm, die ihr die Tränen in die Augen trieben. Wieder einmal hatte ihr Herz sich bemerkbar gemacht und ihr mit aller Intensität vor Augen geführt, wie sehr sie Seto Kaiba liebte und egal, aus welchen Fetzen sie Hoffnungen schöpfte, sie doch nur enttäuscht würde.

Er hatte sie dieses Mal nicht beleidigt und auch nicht übersehen. Nein, er hatte sogar mit ihr gesprochen. Aber diese kleine Annäherung, oder was es auch immer war, hatte nur noch größere Schmerzen verursacht. Besser sollte er sie beleidigen, dann konnte sie wenigstens wütend auf ihn sein und konnte für einen Moment diese Gefühle verdrängen.

Ihr Leben war nur noch kompliziert und verrückt. Alles was sie tat, alles was sie sagte, es drehte sich nur um ihn. Sie wusste, sie musste sich irgendwie entlieben, aber wenn das Herz einmal an jemanden verloren gegangen war, konnte man es so schnell nicht wieder finden.

Außerdem, wer hatte diesen Unsinn von Entlieben überhaupt erfunden? Der müsste doch gemerkt haben, dass das nicht funktioniert.

„Du verdammtes Herz! Hör doch endlich auf so weh zu tun!“, fluchte sie, in dem sicheren Glauben, sie sei alleine.

Doch dem war nicht so. Seto, der einen Moment nachgedacht hatte, und gerade dabei war zu gehen, hörte die Worte der jungen Chinesin und blickte verwundert um die Ecke.

Es schien so, als würde sie sich die Tränen aus den Augen wischen. Was war mit ihr los? Hatte sie etwa solche Schmerzen in ihrem Arm?

Für einen winzigen Moment fühlte er sich schuldig, für den Bruchteil einer Sekunde hatte er Mitleid mit ihr. Doch einen Bruchteil später hatte er diese seltsamen Gedanken schon wieder vertrieben und war verschwunden.

Auch Fu verließ wenige Minuten später das Schulgelände auf dem Weg zu einem Arzt.
 

Kaiba befand sich in seiner Firma. Er testete gerade eine Demoversion eines Spiels, dass kurz vor der Fertigstellung war, als in dem Spiel die Prinzessin eine Träne für den abreisenden Ritter vergoss. Plötzlich schien die Videospielfigur das Gesicht von Fu anzunehmen, wie sie vor wenigen Stunden auf dem Schulgelände gestanden hatte.

Erschrocken wich Seto zurück. Hatte er sich das eingebildet?

Natürlich hatte er das. Aber warum?

Er hielt inne. Das alles ergab doch keinen Sinn. Doch je mehr er die Gedanken zu verdrängen suchte, desto stärker kamen sie durch. Was war mit ihm los? Warum verhielt er sich plötzlich so komisch? Warum dachte er plötzlich an sie? Hatte er sich wirklich Sorgen gemacht, als sie heute Morgen ,an ihrem bereits verwundeten Arm, verletzt worden war? Hatte er wirklich Mitleid mit ihr empfunden und sich vielleicht sogar schuldig gefühlt, für die Tränen, die sie vergoss?

Das war doch alles absurd! Ergab keinen Sinn und überhaupt, warum sollte er sich für jemanden wie sie interessieren? Es war ihm doch egal, was sie tat.

Oder war es das plötzlich nicht mehr.

Aber wieso so plötzlich?

Fu war nervtötend, unbelehrbar und nicht gerade die Hellste. Sie war aufdringlich und tollpatschig. Das einzige, was sie gut zu können schien, war Kochen und Singen. Und für keine der beiden Eigenschaften hatte er etwas übrig.

Sie mischte sich in alles ein, musste überall ihre Meinung dazu geben. Aber vielleicht tat sie das alles ja tatsächlich nur, um bei ihm zu sein, wie sie es gesagt hatte. Vielleicht hatte sie wirklich diese Gefühle für ihn.

Sie ließ sich weder von ihm, noch von jemand anderem unterkriegen. Zur Not verteidigte sie ihr Leben unerbittlich, wie er gemerkt hatte. Und genau das waren doch Eigenschaften, die er eigentlich schätzte, Willensstärke, Durchhaltevermögen und unerbittlichen Kampfgeist. Sie war außerdem unbelehrbar in ihrem Verhalten, ließ sich von niemandem etwas sagen und nahm kein Blatt vor den Mund. Charakterstärke und Ehrlichkeit, ebenfalls Eigenschaften, die er auch besaß. Und dennoch, in all ihrem Bemühen, ein Mensch zu sein, den er respektierte, scheiterte sie immer wieder. Sie war alles andere als perfekt, und das wusste sie auch.

Eigentlich war sie wie jeder andere Mensch, und doch ganz eigen.

Aber warum beschäftigte sie ihn nun, wo sie ihm früher so egal war. Hatte sie sich schon so sehr in sein Leben gedrängt, dass er gar keine andere Wahl mehr hatte?

Abrupt wurde Seto aus seinen Gedanken gerissen, als es an der Tür klopfte.

Roland betrat nach kurzem Warten den Raum.

„Was wollen Sie?“, versuchte Kaiba in strengem Ton zu sagen, doch aufgrund seiner Verwirrung klang es eher gedankenverloren.

„Entschuldigen Sie Herr Kaiba, aber die Limousine ist da.“, antwortete Roland.

„Und was soll ich jetzt damit?“, fragte Kaiba, nun doch in der beabsichtigten Tonlage.

Roland schien über diese Antwort sehr verwirrt. Nur zögernd antwortete er.

„Verzeihen Sie, aber Sie haben doch jetzt einen Termin.“

Schlagartig fiel es Kaiba wieder ein. Seine Gedankenverlorenheit hatte ihn tatsächlich diesen wichtigen Termin vergessen lassen. Er ärgerte sich sehr über sich selbst und war schon fast verlegen, dass er, weil er Gedanken an dieses Mädchen verschwendet hatte, seine Arbeit vergaß.

Was passierte nur mit ihm? Es schien, als habe ihn ein Blitz getroffen, so schlagartig hatten sich diese Gedanken in seinen Kopf geschlichen. Gestern war er noch normal, und heute schien es, als wolle man ihm eine Gehirnwäsche verpassen.

Eines war sicher. Das alles musste aufhören. Es war schlichtweg abnormal und nervend, raubte Zeit und passte so ganz und gar nicht zu ihm. Und dennoch, eine Stimme, die immer lauter zu werden schien, wollte diese Gedanken gar nicht loswerden. Und sie schien schon so laut zu sein, dass Kaiba die Idee des Gedanken-Loswerden schon wieder vergessen hatte.
 

Es war halb zwei nachts und Kaiba betrat gerade den Hausflur seiner Villa. Diese Uhrzeit war nichts Ungewöhnliches für ihn.

Er stieg die Treppen hinauf und bog in den langen Korridor, der letztlich zu seinem Zimmer führte. Lautlos öffnete er die große Eichentür und schloss sie hinter sich wieder. Das Zimmer war dunkel, bis auf den Halbmond, der hell durch das riesige Fenster schien. Seto legte seinen silbernen Aktenkoffer auf den Schreibtisch und zog seinen Mantel aus.

Er legte sich auf sein Bett. Hin und wieder musste schließlich auch ein Seto Kaiba schlafen. Er hatte es gar nicht bemerkt, da war er schon eingeschlafen.

Kaiba träumte nicht oft und fast 90 Prozent der Träume, die er hatte, vergaß er kurz nach dem Erwachen.

Doch diese Nacht hatte er einen seltsamen Traum.

Er befand sich in seinem Büro und arbeitete. Eigentlich wusste er nicht woran er arbeitete, denn der Laptopbildschirm war weiß, die Tastatur völlig schwarz. Dennoch tippte er irgendetwas darauf, und bemerkte nicht einmal, dass es sinnlos war. Plötzlich vernahm er ein Geräusch, das von der Tür kam, die unnatürlich weit weg war. Doch auch das störte ihn in diesem Moment nicht. Er versuchte die Person, die eingetreten war zu erkennen. Doch nur schemenhaft war es ihm möglich, zu erkennen, dass die Person lange Haare hatte und eine weibliche Statur. Langsam wurden ihre Züge genauer und er konnte erkennen, was er doch schon gewusst haben sollte.

Es handelte sich um Fu Chan, die seltsamer Weise sehr real erschien in diesem Traum.

„Du schon wieder!“, blaffte er sie an, stand auf und ging um den Schreibtisch herum.

„Ja, ich. Du wolltest mich doch sehen.“, gab sie zur Antwort und kam auf ihn zu.

„Ich? Daran könnte ich mich erinnern.“

„Kann man sich denn immer an alles erinnern?“Sie lächelte sanft, doch Seto war diese Situation alles andere als angenehm.

„Was willst du hier?“

„Ich will dich kennen lernen, wie du wirklich bist. Ich will einfach...bei dir sein.“

Etwa einen Meter vor ihm hielt sie an und sah ihm in die Augen. Seto wollte etwas sagen, doch, wie das ja immer in Träumen ist, versagte seine Stimme.

„Und vielleicht...vielleicht möchtest du ja auch mich kennen lernen.“

„Ganz bestimmt nicht...“, versuchte er noch zu sagen, doch der Traum begann sich aufzulösen. Die Wände in seinem Büro verschwanden und auch der Schreibtisch. Zuletzt verschwamm die Gestalt von Fu.

Seto schreckte auf.

Was für ein verwirrender Traum. Als ob es heute nicht schon genug gewesen sei. Langsam ging er sich selbst auf die Nerven.

Es waren nur zwei Stunden vergangen seit er eingeschlafen war. Der Mond schien noch und die Standuhr in seinem Zimmer tickte.

Eine Weile saß er da, den Kopf in die Hände gestützt.

„Vielleicht....“
 

Fu schreckte aus dem Schlaf.

„Hat da gerade jemand an mich gerufen?“, fragte sie in die Stille hinein. Doch es kam keine Antwort.

//Seltsam. Es war mir gerade so, als habe mich jemand gerufen, oder nein vielmehr, als wollte mich jemand etwas fragen.//

Schweigend saß sie in ihrem Bett, sich in ihren Gedanken verlierend.

//Ich werde verrückt....und alles nur...wegen ihm.//

Ich will dich verstehen...

Seto hatte allen Grund sich Sorgen zu machen...um die Gesundheit seines eigenen Geisteszustandes. Denn seit geraumer Zeit meinte er verrückt zu werden.

Er hatte gehofft, dass dieser abstruse Traum letztens eine Ausnahme bilden würde, doch er hatte sich zu früh gefreut.

Er fühlte sich ein wenig, als habe man ihm eine Gehirnwäsche verpasst. Und doch wusste er, dass er sich alles selbst zu zuschreiben hatte.

Er hatte es nicht geschafft, sich von der Präsenz dieses Mädchens zu entledigen und jetzt hörte sie nicht mehr auf in seinem Kopf herum zu spuken.

Längst war ihm klar geworden, dass sie einfach ignorieren nicht länger funktionieren würde.

Und um ehrlich zu sein, wusste er nicht was er tun sollte.

Er wollte seine Ruhe wieder haben, auf der einen Seite, auf der anderen jedoch, war da dieser Wunsch dieses Mädchen zu verstehen. Herauszufinden, warum sie handelte, wie sie handelte. Warum sie sagte, was sie sagte und ob sie wirklich so verrückt sein konnte, sich in ihn zu verlieben.

So war es auch wieder an diesem Morgen. Seto wusste, ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Mit dem Beginn der Ferien im April endete die Schulzeit von Fu und auch seine eigene. Und mittlerweile hatte der Februar begonnen.

Es war schon alles sehr merkwürdig geworden. Er hatte sich noch nie für einen anderen Menschen interessiert, wenn es dabei keine Vorteile für ihn gab.

Doch Fu Chan war anders. Sie hatte sein Interesse geweckt, obwohl er wusste, dass er keinen Profit daraus ziehen konnte, sie kennen zu lernen.

Außerdem war er noch nie über einen so langen Zeitraum in der Schule gewesen.

Kaiba tat jedoch desinteressiert und gelangweilt wie immer.

Fu, die eigentlich jeden Morgen zu spät kam, und immer Strafarbeiten leisten musste, aufgrund ihrer Schusseligkeit, änderte auch an diesem Tag nichts an ihrem Verhalten.

Wie immer kam sie gerade mit dem Lehrer herein.

Fu saß in der vierten Reihe am Fenster, während Kaiba selbst an der Wand in der hintersten Reihe saß.

Er hatte sie noch nie so intensiv beobachtet, deswegen sind ihm diese typischen Gewohnheiten, die die meisten nicht bemerkten oder längst nicht mehr als auffällig empfanden.

Kaiba hingegen empfand diese Gesten und ihre Mimik als sehr amüsant.

Man merkte direkt, wenn ihr ein Thema gefiel. Dann war sie nämlich immer leicht nach vorne gebeugt, stützte sich auf ihre Arme und beobachtete gespannt den Dozenten.

Wenn sie jedoch eine Unterrichtsstunde nicht interessierte, war sie in den Stuhl gelehnt, sah geistesabwesend aus dem Fenster, spielte mit ihren Fingern oder schien in ihrem Kopf ein Gespräch mit sich selbst zu führen.

Kaiba hätte zu gerne gewusst, was sie dann dachte.

Wenn sie redete, bewegte sich ihre Nasenspitze auf und ab, was sicher noch niemandem aufgefallen war.

Wie mochte es wohl in diesem Mädchen aussehen? Wie dachte sie und was? Und warum war sie so interessiert an ihm, oder, noch viel wichtiger, warum schien er so interessiert an ihr?

Hatte er monatelang doch nicht einen Gedanken an sie verschwendet, außer, wenn sie ihm gerade wieder auf ihre penetrante Art und Weise auf die Nerven fiel.

„Herr Kaiba, möchten Sie und bitte die Antwort geben?“

Kaiba wurde aus seinen Gedanken gerissen. Hatte er doch nicht ein einziges Mal auf das Thema des Lehrers geachtet. Es war ihm nicht einmal aufgefallen, welches Fach gerade behandelt wurde.

Jetzt erkannte er zumindest, dass es der Geographielehrer Herr Yamaguchi war.

„Ich habe leider überhaupt keine Ahnung, wovon Sie gerade geredet haben“, erwiderte Seto völlig ungeniert und selbstsicher.

Seine überhebliche Selbstsicherheit verwirrte Herrn Yamaguchi so sehr, dass er nichts darauf antworten konnte. Jedem anderen Schüler, welcher ihm eine solche Antwort gegeben hätte, eine saftige Strafe erteilt, doch niemals Seto Kaiba.

Jeder Lehrer hatte einen gehörigen Respekt vor dem berühmten CEO, ja manche sogar Angst. Niemand hätte Kaiba jemals eine Strafe erteilt, nicht einmal ihn ermahnt.

Dennoch war es auch nicht üblich, dass Seto Kaiba auf eine Frage keine Antwort wusste, oder durch etwas Anderes vom Unterricht abgelenkt wurde. Wenn er keine Zeit für die Schule hatte, kam er gar nicht erst. Hatte er gerade mal Zeit, demonstrierte er der ganzen Schule seine Überlegenheit in Intelligenz und Allgemeinbildung.

Dieses Vorkommnis war einzigartig. Das bemerkten auch die anderen Schüler, die die Einschüchterung des Lehrers ausnutzten, um Kaiba an zu starren.

Doch schon bald hatte Herr Yamaguchi seine Fassung wieder erlangt und brachte Ordnung in die Schülerschar.

Nur Fu starrte Kaiba immer noch an, vollkommen verblüfft über dieses Ereignis, denn auch sie kannte ihn nur als Klugscheißer, so zu sagen.

Kaiba bemerkte dies natürlich und fand ihren Blick. Völlig erschrocken schaute Fu schlagartig weg, und konnte nicht verhindern verlegen zu sein.

Seto hingegen sah sie immer noch an und hätte fast ein Lächeln über dieses kindische Verhalten verloren, doch so weit war er glücklicherweise noch nicht.
 

Fu war verwirrt. Warum hatte Seto sie so eindringlich angesehen.

Sie stützte ihren Kopf in die Hand.

//Egal was dieser Kerl tut, es trifft mich immer wie ein Schlag. Warum tut er das alles? Will er mir absichtlich weh tun? Macht er sich über mich lustig? Natürlich macht er sich über mich lustig, was sonst. Er will mich endlich vertreiben, weil ich ihm immer auf die Nerven gehe. Ich muss ihn zur Rede stellen. Ich muss ihm endlich klar machen, dass ich mich nicht so behandeln lasse. Aber was rede ich denn da? Er behandelt mich doch, wie alle anderen. Aber trotzdem ist es gemein, weil er genau weiß, was ich empfinde. Er tut es bestimmt mit Absicht.//

Fus Gedanken standen Kopf. Sie war so verwirrt. Sie konnte nicht anders, als ihm böse Absichten zu unterstellen. Sie hatte nicht viel anderes von ihm gesehen. Aber sie konnte einfach nicht aufhören ihn zu lieben. Sie fand ihn so faszinierend, so wahnsinnig interessant und geheimnisvoll. Sie wollte ihn so gerne verstehen, so gerne an seiner Seite sein.

Sie beschloss schließlich, ihn am Ende der Schulstunde zur Rede zu stellen, auch wenn es völlig masochistisch war.
 

Kaiba beobachtete sie immer noch. Mittlerweile schien sie mit ihren Gedanken in einer anderen Welt, regelrecht gequält kam sie ihm vor.

Worüber sie wohl nachdachte?

Kaiba konnte sich nicht vorstellen, dass sie über ihn nachdachte. Er konnte ihr nicht wirklich glauben, dass sie in ihn verliebt war.

Er hatte ihr nie einen Grund dazu gegeben, und er kannte auch nur Frauen, die sich Vorteile davon erhofften, eine Beziehung mit ihm einzugehen.

Außerdem hatte er kein Interesse an solch unnützem Gefühlsquatsch.

Er hatte beschlossen an einem anderen Tag darüber nachzudenken.

Doch soweit sollte er nicht kommen, denn kaum hatte die Schule geendet, stand das Mädchen mit den langen hell braunen Haaren vor ihm.

Etwas überrascht, doch auf keinen Fall soweit, dass er nicht die passenden Bemerkungen parat hatte, fragte er nach ihrem Anliegen.

„Was willst du schon wieder?“

„Warum siehst du mich so komisch an? Machst du dich lustig über mich, oder was ist los?“

Kaiba fühlte sich ein wenig ertappt, konterte jedoch in üblicher Manier.

„Ich weiß nicht wovon du redest. Mädchen, du bildest dir zu viel ein.“

Er wollte gerade gehen, als sie sich ihm wieder in den Weg stellte.

„Was bilde ich mir ein? Vielleicht, dass ich jemals eine Chance bei dir hätte, ja. Aber ganz sicher nicht, dass du mich immer wieder zu demütigen versuchst.“

„Was hätte ich davon, dich zu demütigen? Bei Wheeler stimmt das vielleicht, aber bei diesem Köter macht es auch Spaß. Es ergäbe für mich keinen Sinn, mich mit dir zu beschäftigen.“

Fu verschlug es einen Moment die Sprache. Doch sie wollte dieses Gespräch nicht so schnell abebben lassen.

„Soll das heißen, ich sei langweilig? Tut mir Leid, dass nicht jeder so ein verdammt interessantes Leben führt wie du. Nicht jeder hat das Glück, in so einer Familie wie du aufzuwachsen.“

Doch damit hatte sie Setos wunden Punkt getroffen. Niemals würde er jemandem erlauben, über seine Familie zu urteilen.

„Wage es ja nicht, über meine Familie zu reden. Du weißt nichts und wirst auch nie etwas darüber wissen.“

Fu schreckte zurück. Sie wusste nur zu gut, wie erschreckend und angsteinflössend Seto sein konnte, wenn er wütend war. Sie hatte immer das Gefühl, er könnte sie jeden Moment in der Luft zerreißen. Doch mittlerweile hatte sie versucht, dieser Angst, die sie dann bekam, entgegen zu wirken, indem sie ihm standhielt.

„Mag sein, dass ich nichts weiß, aber ich würde gern mehr wissen. Du glaubst es mir ja nicht, aber ich will dich nur verstehen.“

Seto, der bis eben noch vollkommen ungehalten aufgrund dieser Anmaßung war, wurde einen Moment still.

Was wollte dieses Mädchen nur von ihm? Warum wollte sie sich immer in sein Leben einmischen? Hatte er nicht schon genügend Menschen bewiesen, dass er nicht zu ändern war?

„Was habe ich davon, dir meine Lebensgeschichte zu erzählen? Hast du es nicht langsam satt, dich in anderer Leute Leben einzumischen?“, fragte er sie selbstgerecht.

„Ich will mich nicht einmischen. Ich will dich nur verstehen. Du denkst vielleicht, ich wolle dich ändern, aber das ist nicht wahr. Ich bin mit vielem, was du tust nicht einverstanden, und manchmal wünsche ich mir auch, du wärst anders, aber eigentlich will ich dich nur verstehen können.“

„Und ich möchte wissen, warum du mich immer wieder mit deinem Gefühlsquatsch belästigst“, fiel er ihr halb ins Wort.

Fu verstummte. Was sollte sie ihm darauf antworten? Was, außer die Wahrheit?

„Ich kann mir nun mal nicht aussuchen, in wen ich mich verliebe. Ich weiß auch nicht warum ausgerechnet du, aber ich weiß, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche, als bei dir zu sein.“

Die beiden hatten Glück, dass niemand der restlichen Schüler mehr im Gebäude war, denn sonst hätte es sicher etliche Gerüchte gehagelt.

Seto blieb stumm. Noch nie hatte ihm jemand so etwas gesagt. Er wusste nicht, ob er ihr glauben sollte, aber für einen winzigen Moment schien er Mitleid mit ihr zu haben.

„Du bemühst dich vergebens“, sagte er plötzlich in ruhigem, fast schon sanften Ton.

„Was?“, fragte Fu verwirrt.

„Ich werde nicht dein Freund, niemals. Ich habe keinen Sinn für Freundschaft oder das, was du wahrscheinlich Liebe nennst.“

Er redete plötzlich ganz anders als sonst. Ohne jeglichen überheblichen, ignoranten oder böswilligen Unterton.

Es schien fast, als wolle er sich entschuldigen, obwohl das Kaiba zu diesem Zeitpunkt sicher nie in den Sinn gekommen wäre.

„Was redest du da? Du magst vielleicht nicht viele Menschen, aber ich weiß, wie sehr du Mokuba liebst, ich...“

„Ich habe auch Mokuba einmal verraten“, unterbrach er sie.

„Was?“

„Um die Firma von Gozaburo Kaiba zu übernehmen, habe ich Mokuba verraten. Versuch nicht an den guten Menschen zu appellieren, da sind schon andere gescheitert.“

Fu, die ihn eben noch fassungslos angestarrt hatte, änderte plötzlich ihre Mimik in ein sanftes Lächeln, was Seto sehr verwunderte.

„Und trotzdem liebt er dich so sehr. Ich kann ihn gut verstehen, obwohl ich noch nicht weiß, wieso das so ist.“

Kaiba wusste keine Antwort darauf. Er erzählte ihr so viel Negatives über sich, und dennoch hörte sie nicht auf, von ihm zu schwärmen.

Er konnte ihre Gefühle nicht begreifen, aber mittlerweile schien er sich sicher, dass sie es wirklich ernst meinte.

Er sah sie einen Moment lang schweigend an, doch konnte nichts sagen. Plötzlich wandte sich die Chinesin wieder ihm zu, und für weniger als eine Minute sahen sie sich in die Augen.

Und ebenso kurzzeitig schien dieser Moment, in dem Fu sich ein einziges Mal Kaiba ganz nah fühlte.

Doch diese merkwürdige, unwirkliche Vertrautheit wurde ebenso schnell zerstört, wie sie gekommen war, als eine Horde Schüler in den Klassenraum stürmten, in welchem Fu und Seto die ganze Zeit gestanden hatten.

In eben demselben Moment änderte sich Setos Gesichtsausdruck in die übliche überhebliche Miene, und mit einem wortlosen Zeichen war Fu klar, dass dieses Gespräch nun zu Ende war, und sie sich nicht wagen sollte, daran anzuknüpfen.

Dies tat sie auch nicht und verließ, ohne noch einmal mit Kaiba zu sprechen die Schule.

Sie wusste, dass sie diesen Moment kaputt gemacht hätte.

Doch die wirkliche Bedeutung dieses merkwürdigen Momentes wurde ihr erst bewusst, als sie in ihrem Zimmer zu Hause stand.

//Was war das für ein seltsamer Tag? Ich kann kaum glauben, dass er so mit mir geredet hat. Ohne mich zu beleidigen, zu demütigen oder lächerlich zu machen. Er war so seltsam ehrlich und...mir fällt gar nicht das richtige Wort ein. Was ist nur mit ihm los? Man könnte fast denken, er beginnt mich zu mögen. Aber was denk ich da? Ich sollte damit aufhören, bevor ich mir selbst wieder Hoffnungen mache, deren Zerfall mich später in ein tiefes Loch reißen wird. Trotzdem will ich hoffen, dass ich eine Chance habe, wenigstens ihm noch einmal so nahe zu sein, wie heute. Ich will doch nur bei ihm sein, versteht er das denn nicht?//
 

Seto betrat sein Büro. So sehr er sich auch bemühte, das Bild des seltsamen Ereignisses an diesem Tag ließ ihn nicht los.

Wieso hatte er ihr so viel erzählt? Was war nur in ihn gefahren?

Langsam glaubte er seinen Verstand zu verlieren.

Er setzte sich an seinen Schreibtisch und stützte den Kopf in die Hände.

Warum interessierte sie ihn so? Warum schwirrte sie in seinem Kopf, ja sogar in seinen Träumen herum?

Er hatte das Bedürfnis sie besser kennen zu lernen, und doch sagte der vernünftige Teil seines Bewusstseins, er solle aufhören sich wie ein Idiot zu benehmen.

Nichts ergab mehr einen Sinn. Früher hatte er sich auch nicht für dieses Mädchen interessiert, warum also jetzt?

Auf eine merkwürdige Art und Weise faszinierte sie ihn regelrecht.

Kaiba musste erkennen, dass er ein Problem hatte, das er weder identifizieren noch lösen konnte.

Das letzte Fünkchen Hoffnung...schwindet

Fu wälzte sich im Bett hin und her.

Wie sollte das alles nur weiter gehen?

Sie wusste, er wollte sie nicht. Aber warum beschlich sie plötzlich dieses Gefühl ihm doch nicht so egal zu sein?

Es ergab alles keinen Sinn mehr und alles schien auch so verwirrend wie nie zuvor.

Sie konnte mal wieder nicht einschlafen. Genervt aufstöhnend schlug sie schließlich die Bettdecke zurück und kletterte aus ihrem Bett.

„Ich muss mich irgendwie ablenken, sonst werde ich noch total verrückt“, sagte sie laut und schlich die Treppen ins Erdgeschoss hinunter.

Fu ließ sich auf das Sofa vor dem Fernseher sinken und schaltete diesen an. Auf einem der vielen Sender lief gerade ein Talentwettbewerb.
 

Mokuba saß vor dem riesigen Plasmafernseher in der Kaiba Villa und zappte durchs Programm. Winter war eine schreckliche Zeit in seinen Augen. Es war kalt und ungemütlich, und wenn die Weihnachtstage vorbei waren, hatte man auch keine Lust mehr auf Schnee. Außerdem waren die Besucherzahlen von Kaibaland, das Mokuba so sehr liebte, im Winter nicht gerade hoch. War es doch zuerst etwas wärmer geworden, hatte das Wetter jetzt schlagartig umgeschlagen. Es war den Leuten einfach zu kalt. Während er so durch das Programm zappte, blieb er auf einem Sender hängen. Dort wurde so eben die Aufzeichnung eines Talentwettberwebes gesendet. Als hätte es keinen besseren Zeitpunkt geben können, hatte Mokuba gerade die perfekte Idee, wie man die Besucherzahlen von Kaibaland auch im Winter etwas anheben konnte.
 

„Ein Talentwettbewerb?“, fragte Ming Li verwundert.

„Ja, ich war auch erstaunt, ist wohl Mokubas Idee gewesen. Kaiba denkt sich so etwas bestimmt nicht aus.“

„Wahrscheinlich. Aber das ist schon ne gute Marketingstrategie, man merkt, dass Mokuba zu einem Geschäftsmann erzogen wurde.“

„Und was meinst du? Soll ich es versuchen?“, fragte Fu ungeduldig.

„Unbedingt. So eine Chance darfst du dir nicht entgehen lassen. Vielleicht wirst du ja entdeckt.“

„Du weißt schon, dass ich das nur mache, um Seto näher zu kommen, ja?“

„Jaja ich weiß, obwohl ich mittlerweile echt nicht mehr verstehen kann, warum du diesem Kerl noch so hinterher läufst“, meinte Ming Li etwas genervt.

„Nur weil du keinen Kontakt mehr zu Bakura hast, musst du das nicht an mir auslassen. Wann kommst du eigentlich nochmal?“, fragte Fu ihre beste Freundin.

„Nicht so bald. Großmutter ist furchtbar reizbar. Sie redet die ganze Zeit davon mich zu einer guten, hart arbeitenden Hausfrau und Mutter zu erziehen. Das nervt. Überall auf der Welt können Frauen machen was sie wollen, nur in unserem kleinen Dorf lebt man noch 100 Jahre im Rückstand.“

Fu lachte. Sie erinnerte sich daran, wie seltsam man ihre Mutter angesehen hatte, als sie noch klein war. Das Ho Tsung eine Ausländerin geheiratet hatte, hatte niemand so recht akzeptiert. Erst als ihre Mutter sich als sehr arbeitsam herausstellte, wurde sie im Dorf akzeptiert.

„Naja, wie auch immer, was soll ich eigentlich singen?“

„Keine Ahnung“, antwortete Ming Li.

„Ich dachte an einen Song auf Mandarin.“

„Hä...warum das? Dann versteht dich dort doch niemand.“

„Das macht auch nichts. Der, den ich erreichen will, spricht Mandarin. Und vielleicht ist es gar nicht so schlecht, wenn nur er mich versteht.“

„Das musst du wissen...äh...moment mal...“, sagte Ming Li und war einen Moment vom Apparat verschwunden.

Einige Sekunden später kam sie zurück.

„Tut mir Leid, aber Großmutter will wieder irgendwas von mir. Wir reden heute Abend noch mal, oder so. Bis dann.“

Die Stimme Ming Lis war verschwunden und der Apparat war tot.

Fu dachte sich ins Geheim, dass es doch ungemeine Vorteile hatte, in einem so modernen Land wie Japan zu leben, während in den kleinen Dörfern der chinesischen Provinzen die Menschen tatsächlich noch einige Jahre zurück lagen.

Von ihrer Idee begeistert rannte sie in ihr Zimmer, nahm dabei immer zwei Stufen auf einmal.
 

Der Abend des Talentwettbewerbes war gekommen. Wie Mokuba es vorher gesagt hatte, war Kaiba Land voller Menschen. Seto, der nur seinem Bruder zuliebe zugestimmt hatte, war nach wie vor nicht begeistert. Kaiba Land sollte ein Vergnügungspark sein, und keine öffentliche Bühne für irgendwelche Verrückte, die glaubten ein zweifelhaftes Talent zu besitzen.

Wie auch immer, jetzt galt es die Idee seines Bruders durch zu stehen.

Viele Menschen hatten sich an der Anmeldung versammelt.

Fu kam auch gerade dazu. Sie hatte sich lange darüber Gedanken gemacht, wie sie diese Gelegenheit nützen würde, hatte das passende Lied und das passende Outfit ausgesucht.

Obwohl es noch sehr kalt war, trug Fu ein weißes, knie langes Kleid und weiße Sandalen. Dazu eine beigefarbene Jacke. Natürlich wusste sie, dass sie sich alle Gliedmaßen abfrieren würde, doch was tat man nicht alles, um hübsch auszusehen.

Fu war sehr überrascht, wie unterschiedlich die „Talente“ hier doch waren.

Da gab es Jongleure und Komiker, Tänzer und sogar Zauberer, außerdem waren viele mit ihren Haustieren gekommen. Man sah trainierte Hunde, die jedoch so gar nicht taten, was ihre Besitzer verlangten, und angeblich sprechbegabte Vögel, die ihren Besitzer jedoch nur verständnislos ansahen.

„Vielleicht hätte ich auch Kater Seto mitbringen sollen“, schmunzelte Fu in sich hinein.

Dann wurde sie auch schon aufgerufen.

Eine Dame in adretter Kaiba Land Kleidung erfragte ihren Namen, ihr Alter und ihr Talent.

„Ich heiße Fu Chan und bin 18 Jahre alt und heute Abend möchte ich gerne etwas singen.“

Als die freundliche Dame alle Daten aufgenommen hatte, wurde Fu eine Nummer ausgeteilt und eine ungefähre Wartezeit vorausgesagt.

So entfernte sich die junge Chinesin von der Anmeldung und sah sich den Veranstaltungsort genauer an. Sie war schon einmal in der Nähe von Kaiba Land gewesen.

Damals hatte sie diese zweifelhafte Wahrsagerin getroffen, in ihrem seltsamen Zelt und mit ihren seltsamen Voraussagen. Außerdem trug sie seitdem immer den kleinen Anhänger in ihrem Portmonaie, den sie von der Wahrsagerin erhalten hatte.

„Wie hieß die Frau nochmal? Madame Rochizée oder so?“

„Hey, ist das nicht Fu?“

Verwundert drehte Fu sich um.

Von einer Imbissbude winkten ihr Yugi, Joey und Téa zu.

„Irgendwie kein Wunder, dass die hier sind, oder?“, fragte sie sich selbst, ging dann lächelnd auf ihre bald ehemaligen Mitschüler zu.

„Hey Leute!“

„Was machst du denn hier?“, fragte Téa lächelnd.

„Naja, ich dachte ich versuch mal mein Glück als Sängerin. Vielleicht werde ich ja entdeckt“, log Fu so ernsthaft wie möglich.

„Cool, das müssen wir sehen, nicht wahr?“, sagte Joey.

Die anderen beiden nickten und Fu verbrachte noch ein paar Minuten bei Ihnen, bis der Wettbewerb los ging.

Von den 101 Teilnehmern, die sich angemeldet hatten, war sie Nummer 56. So hatte sie genügend Zeit sich die Talente der anderen anzusehen, von denen manche sehr gut waren, andere äußerst fragwürdig.

Die hochbegabten Tiere rannten manchmal die Jury, zu der auch Mokuba gehörte über den Haufen und allgemein gab es wirklich viel zu lachen.

Eine Teilnehmerin begeisterte Fu am Meisten.

Es handelte sich dabei um eine junge Frau, vielleicht zwei Jahre älter als sie, namens Yuka Ibara, die eine wahnsinnig schöne Version des Ayumi Hamasaki Songs Evolution wiedergab.

Schließlich waren es noch zwei Kandidaten vor ihr. Da das Event auch im Fernsehen ausgestrahlt wurde, verkündete der Moderator bereits die nächsten drei Kandidaten an und schickte dann die Fernsehübertragung in die Werbung.

Auch Seto verfolgte die Übertragung, und erfuhr erst durch die letzte Ansage, dass seine chinesische Bekannte auch teilnahm.

Er hatte eigentlich gar keine Lust sich den restlichen Wettbewerb anzusehen, und eigentlich wäre dies der beste Moment gewesen, die Veranstaltung zu verlassen.

Er konnte den Rest getrost Mokuba anvertrauen, es war schließlich auch dessen Idee gewesen.

Dennoch gab es da immer noch diese innere Stimme, die ihn dazu auffordern wollte, mit dem Mädchen zu reden.

Diese Stimme, die mehr über das Mädchen Fu Chan erfahren wollte.

Er verließ den Technikraum und auch das Gebäude.

Immer wieder sagte er sich selbst, dass es besser sei, sofort zu gehen, und es keinen Sinn hatte und völlig bescheuert war, mit der Chinesin reden zu wollen.

Trotzdem, diese andere Stimme hatte längst schon eine stärkere Kontrolle über sein Handeln, sodass er sich schließlich als Ultimatum setzte, sich aus Spaß ihr kleines Talent anzuhören und danach sofort zu gehen.

Dass er sich eigentlich danach sehnte, sie zu sehen, wollte er nicht wahr haben und konnte er auch nicht akzeptieren.

Neben der Bühne, wo ständig Techniker und Maskenbildner umher eilten, blieb er stehen. Von hier aus konnte er schräg auf die Bühne sehen und es blieb zu vermuten, dass die Wettbewerber auch nicht bemerkten, wenn man sie beobachtete.

Schließlich verabschiedete sich Nummer 55 von dem Publikum, der Mann mit seinem leider sehr stummen Vogel und Teilnehmerin Nummer 56, Fu Chan wurde angekündigt.

Seto hatte sie an diesem Tag noch nicht gesehen und war schon etwas neugierig, wie sie sich anstellen würde.

Schließlich betrat Fu in ihrem weißen Kleid, dass sie vielleicht etwas zu blass erscheinen ließ, die Bühne.

Mokuba, der in der Jury saß, winkte ihr zu.

Die Scheinwerfer fielen so hell auf die Bühne, dass man das Publikum gar nicht mehr sehen konnte, was aber gar nicht so schlecht war, da es auch Lampenfieber verhinderte.

Ein paar Sekunden atmetet Fu tief ein und aus, dann stellte sie sich kurz vor, wie sie es zuvor auch bei der Anmeldung getan hatte.

„Und was möchtest du singen?“, fragte eines der Jurymitglieder, ein Radiomoderator aus Tokio.

„I wanna be with you von Xu Jie Er“, antwortete Fu, versicherter sich noch einmal, dass die Dame, der sie ihre Aufnahme der Melodie gegeben hatte, diese auch abspielen würde und konzentrierte sich dann ganz auf die Musik.

Alle lauschten.
 

I WANNA BE WITH YOU (Xu Jie Er)
 

Mei li qi Zong shi lan yang yang di 

Lai zhe ni Huai li wan pi xi xi 

Shi gai zuo xie shi qing Xin li you tian mi de 

Bu xiang yao bu xiang yao zheng kai yan jing 
 

Wo he ni Pin lv ru ci jie jin 

Mei ya li Zi zai zuo wo zi ji 

Di yi ci gan shou Zhe yang ai de jue xin 

Zhi xiang yao Zhi xiang yao He ni yi qi 
 

I WANNA BE WITH YOU Ai ni hao xing fu 

Xiang yao he ni jian zao yi ge ai de xiao wu 

I WANNA BE WITH YOU Ai ni hao man zu 

Xiang shou zui tian mei de shu fu You ni de he hu wo bu zai gu du
 

Übersetzung:

I Wanna Be With You (Jill Xu)
 

I have no strength, I'm always lazy 

I blame you, and your naughty heart 

I should be doing something, but there's something sweet in my heart 

I don't want, I don't want, to open my eyes 
 

You and I have such close frequencies 

There's no pressure, I'm free to be myself 

It's the first time I felt so determined to love 

I only want, I only want, to be with you 
 

I wanna be with you, loving you is so lucky 

I want to build a loving home with you 

I wanna be with you, loving you is so satisfying 

Enjoying the sweetest restraint, with your protection I won't be lonely again
 

Fu konzentrierte sich darauf so viel Emotionen wie nur möglich in die Musik zu legen, und es gelang ihr auch.

Sie war vielleicht nicht die beste Sängerin und hatte sicher noch einiges zu lernen, aber im Moment war sie definitiv die gefühlvollste, die dieses Publikum je gehört hatte.

Und das empfanden auch Yugi und die anderen, die begeistert lächelten.

Mokuba, der zwar nicht ganz objektiv in diesem Fall war, schien es auch ziemlich gut zu gefallen.

Dass zwar nur ein paar wenige diesen Text verstanden, stört scheinbar niemand, außer dieser einen Person, die ihn ganz genau verstand.

Seto Kaiba, der zuerst einmal recht überrascht war, dass sie unbedingt in ihrer Muttersprache singen wollte, verstand bereits nach den ersten Zeilen, warum sie das tat, und war darüber gar nicht glücklich.

Trotzdem konnte er sich nicht einfach umdrehen und gehen.

Es war so verdammt schwierig zu begreifen, dass dieses Mädchen es mit ihren Gefühlen tatsächlich ernst meinte.

Und sich eingestehen, dass er nicht ganz unberührt von ihr blieb, war noch um einiges schwerer.

Er mochte ihre Stimme, sowohl beim Sprechen, als auch beim Singen. Und vielleicht mochte er auch sie als Person. Aber er konnte es sich einfach nicht eingestehen.

Er wusste genau, dass sie ihn damit direkt ansprechen wollte, und dass sie es in ihrer Sprache sang, tat sie nur deshalb, damit er es als einziger verstand.

Seto wusste nicht mehr, was er tun sollte. Er befürchtete gar keine Chance mehr zu haben, sie los zu werden. Und das Schlimmste daran war, dass er keine Chance mehr hatte, weil er es selbst nicht wollte.

Er beobachtete sie noch eine Weile, bis sie sich plötzlich für ein paar Sekunden von dem Publikum abwendete, und dabei seinen Blick traf.

Sie war ein wenig erschrocken, lächelte dann jedoch.

Sie drehte sich noch einmal zum Publikum, doch als sie am Ende ihres Songs wieder nach Seto suchte, war dieser verschwunden.

„Wo ist er denn hin?“, fragte sie laut und lief noch von der Bühne, ehe das Publikum fertig applaudiert hatte.

Hinter der Bühne liefen so viele Menschen herum, Techniker, Kandidaten, dass sie verzweifelt nach dem einen Mann suchte, mit dem sie doch unbedingt reden wollte.

Angestrengt blickte sie um sich, und tatsächlich entdeckte sie ihn.

Er war gerade dabei den Veranstaltungsort zu verlassen.

Fu lief ihm nach.

„Kaiba, bitte warte“, rief sie, doch er schien sie nicht zu hören oder nicht hören zu wollen.

Schließlich hatte sie ihn eingeholt. Sie stellte sich ihm in den Weg.

„Sag mal, hast du Tomaten in den Ohren?“, fragte sie halb belustigend.

„Nein, aber du scheinst es absolut nicht zu begreifen, wenn du Fehl am Platz bist“, antwortete er barsch.

Verwundert stellte Fu fest, dass Seto hingegen der üblichen Art, mit ihr in Mandarin sprach. Ohne darüber nachzudenken, tat sie es ihm gleich.

„Was meinst du mit Fehl am Platz? Darf ich nicht hier sein? Wenn das so ist, hättest du mir ein Schreiben schicken sollen, dass für mich dieser Ort gesperrt ist.“

Eigentlich meinte Fu es mit dieser Aufforderung nicht so ernst, und verstand diese anfangende Diskussion eher als Spaß.

Doch hätte sie Seto eigentlich so gut kennen müssen, dass er nicht besonders oft Spaß verstand.

„Du bist so unglaublich naiv. Wie kann ein normaler Mensch nur so begriffsstutzig sein. Muss ich dir wirklich aufschreiben, dass ich weder heute noch in irgendeiner Zeit der Zukunft Interesse daran habe, mit dir ein Gespräch zu führen?“

„Du hast kein Interesse daran mit mir zu Reden? Warum tust du es dann die ganze Zeit? Ach und noch etwas, warum redest du mit mir in Mandarin?“, fragte Fu herausfordernd.

„Weil du vielleicht nur so verstehst, dass ich kein Interesse an dir habe.“

Fu verschlug es einen Moment die Sprache. Sie war mal wieder so verletzt und wütend über diesen Mann, dass sie weinen und schreien zugleich könnte.

„So, dann sag ich dir jetzt einmal etwas in deiner Sprache, dass du hoffentlich verstehst. Ich weiß nicht, wie oft ich noch sagen soll, dass ich kein Interesse daran habe, dich in irgendeiner Weise zu ändern, wie es anscheinend Yugi und die anderen immer wollten. Ich will doch einfach nur, dass du mich verstehst. Dass du begreifst, wieso mir so viel an dir liegt. Ich liebe dich, kannst du das denn nicht verstehen?“

Eine lange Minute des Schweigens trat ein.

Seto konnte sie einfach nicht begreifen. Ihr ganzes Verhalten wirkte so unwirklich. Und dennoch wusste er, dass er es gerne begreifen würde. Er würde sie gerne verstehen, auch wenn es noch so verrückt schien.

Es musste doch einen Grund geben, wieso sie so war, wie sie war. Und auch warum sie ihn plötzlich so interessierte.

„Kannst du nicht einfach aufgeben?“, fragte er schließlich fast schon bittend.

„Ich gebe niemals auf, solange es noch eine ganz geringe Chance gibt. Und auch wenn du mich jetzt für verrückt hältst, ich will einfach daran glauben, dass es noch eine kleine Chance gibt, dass du mich mögen könntest.“

Sanft lächelnd sah sie ihn an. Kaiba erwiderte ihren Blick einen Moment. Ihm fiel nichts mehr ein, was er darauf sagen konnte.

Als Fu ihn so ansah, geschah plötzlich etwas, womit sie niemals, nicht in 1000 Jahren oder ihren kühnsten Träumen gerechnet hätte.

Wie in Zeitlupe wirkte es auf sie, doch in Wirklichkeit dauerte es keine Minute.

Und ehe sie noch etwas sagen konnte, spürte sie plötzlich Setos Lippen auf den ihren.

In einem Moment, der scheinbar von der Zeit weggerissen worden war, hatte er sich zu ihr gebeugt und sie geküsst.

Ein Gefühl wie Tausend Schmetterlinge breitete sich in ihrem Körper aus, obgleich sie sich diesen Moment nicht erklären konnte. Sie wusste nicht einmal, ob es real oder Träumerei war.

Und, obwohl es eine Ewigkeit zu dauern schien, endete es in weniger als einer Minute.

Plötzlich stand sie wieder da, einige Zentimeter von ihm entfernt, starrte sie wie weggetreten in die Luft.

„Was...“, hauchte sie gerade noch so heraus, als sie von Seto unterbrochen wurde.

„Du kannst jetzt aufgeben. Es besteht nicht die geringste Chance, dass ich jemals etwas für dich empfinden könnte.“

Fus Atem setzte aus. Wie ein Schlag ins Gesicht trafen sie diese Worte.

Seto sah sie mit kalten Augen an. Nichts als Verachtung, nichts als Gleichgültigkeit schien er ihr entgegen zu bringen.

Und plötzlich begriff Fu. Er hatte dies nur getan, um ihr endgültig so weh zu tun, dass sie aus seinem Leben verschwinden würde.

Während Seto sich umdrehte und verschwand, blieb Fu wie angewurzelt an der Stelle stehen.

Ihre Sicht begann zu verschwimmen, Tränen füllten ihre Augen, doch sie war nicht in der Lage sie ihren Weg über ihre Wangen gehen zu lassen.

Die Kraft aus ihren Beinen war verschwunden, sie sackte auf die Knie.

Fu fühlte sich, als habe man ihr das Herz herausgeschnitten, mit einem stumpfen Messer.

Die Wirklichkeit verschwand, um sie herum wurde es schwarz.

Gebrochene Herzen

Ein leerer Raum, kein Laut, kein Licht kein einziges Gefühl existierte.

Ebenso sah es in Fus Innerem aus.

Sie spürte nichts mehr, war wie weggetreten.

Wie in einem dunklen Loch verschwunden, wirkte sie.

Bewegungslos lag sie auf dem Bett, kein Licht angeschaltet, nur das sanfte Rauschen des Windes war zu hören.

Immer wieder kam ihr das Bild vor Augen, als Seto sie küsste. Doch genauso oft auch seine Worte danach. Als habe er ihr Herz persönlich herausgeschnitten.

Hundertmal, Tausendmal erschien ihr immer wieder dieselbe Szenen, so lange, bis ihr Herz sich zurückmeldete. Der tranceartige Zustand erlosch, stattdessen spürte sie nun ganz genau, wie sehr die Wunde in ihrer Brust schmerzte. Ein unerträglicher, permanenter Schmerz, durch nichts zu betäuben.

Plötzlich stiegen ihr Tränen in die Augen. Mit aller Kraft presste sie ihre Hände gegen ihre Brust, krümmte sich zusammen und stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus. Bitterlich fing sie an zu weinen. Hunderte, Tausende Tränen bahnten sich ihren Weg über ihr Gesicht. Sie krümmte sich noch mehr zusammen, krallte sich mit ihren Fingern in die Kleidung.

Es tat so schrecklich weh.

Plötzlich öffnete sich abrupt die Tür zu Fus Zimmer.

Von den herzzerreißenden Klagelauten aufgeschreckt, war Fus Vater auf schnellstem Weg zum Zimmer seiner Tochter gerannt.

Als er sie zusammgekrümmt auf dem Bett liegen sah, rannte er sofort zu ihr.

Nicht wissend, was er tun sollte, fragte er sie hilflos, was denn geschehen sei.

"Er hat mir so weh getan!", schluchzte Fu verzweifelt.

Doch nicht minder verzweifelt war auch Ho Tsung, denn er wusste nicht wovon seine Tochter sprach, noch wie er ihr helfen konnte.

"Was meinst du? Wer hat dir weh getan?"

"Er! Er hat mir das Herz heraus gerissen...obwohl...obwohl ich ihn doch so liebe."

Endlich verstand Ho Tsung.

Jemand hatte seiner Tochter das Herz gebrochen. Er war noch nie mit einer solchen Situation konfrontiert gewesen. Er hatte nur eine Tochter, und diese war auch noch nie verliebt gewesen.

Völlig verunsichert, was er zu tun hatte, versuchte er sie einfach zu trösten.

Doch dies schien unmöglich, denn Fu weinte herzzerreißend weiter.

"Warum? Warum hat er das getan?", schluchzte sie bitterlich.
 

Eine Miene, wie ein Fels, so betrat Seto Kaiba seine Villa.

Alles war dunkel, niemand war mehr wach, wie so oft.

So stieg Seto die Treppen zu seinem Zimmer hinauf.

Völlig gelassen betrat er dieses, ging zu seinem Schreibtisch und stellte den Aktenkoffer darauf ab und setzte sich.

Nichts hatte sich geändert.

Doch plötzlich schlug Seto mit aller Wucht seine Fäuste auf den Tisch.

"Verdammt!", sagte er laut.

Von wegen, nichts hatte sich geändert. Es schien, als habe sich alles geändert.

Was war nur geschehen? Was hatte er getan? Und was hatte das für Auswirkungen?

Er wollte ihr doch damit nur endlich beweisen, dass sie sich umsonst Hoffnungen machte, und jetzt stand sein Inneres plötzlich völlig Kopf.

Dieses vollkommen dämliche und unsinnige Vorhaben war nach Hinten losgegangen. Nein, noch viel schlimmer, es hatte ihn völlig durcheinander gebracht.

Verkrampft starrte er auf seine Fäuste. Er konnte nicht begreifen, was geschehen war. Nichts ergab mehr einen Sinn.

Er wollte sie doch nur loswerden, ihr zeigen, dass ihre Bemühungen sinnlos waren. Nein, eigentlich wollte er sich doch selbst beweisen, dass sie ihn kalt ließ. Aber alles war anders gekommen.

Statt des erhofften Erfolges, fühlte er sich wie durch den Fleischwolf gedreht. Er fühlte sich schlecht, als habe er gerade sein eigenes Herz zerbrochen.

Er hätte nie gedacht, dass es so schwer sei, jemandem das Herz zu brechen, und schon gar nicht, dass es ihm selbst so weh tun würde.

Jetzt kannte er sie schon so lange, und nie hatte sie ihn gekümmert. Und jetzt plötzlich, wie von einem Tag auf den anderen, schien es fast so, als hätte er sich wirklich in sie verliebt.

Aber das war doch völliger Unsinn und absolut absurd, nicht wert auch nur eine Sekunde weiter bedacht zu werden.

Dieses Mädchen, das doch genauso unscheinbar war, wie alle anderen. Dieses Mädchen, das sich in alles einmischte, was sie nichts anging. Dieses Mädchen, das sich in ihn verliebt hatte und ihn scheinbar vor aller Welt blamieren wollte. Von dem ersten Moment an, als er sie kennen lernte, hatte er doch schon dieses Gefühl, dass sie ihm Probleme bereiten würde.

Und immer wieder musste er ihr begegnen. Er hatte sogar gelogen, dass sie nicht ins Gefängnis musste. Aber das hatte er doch nur für sich selbst getan, oder?

Aber warum war nun alles so anders gekommen? Warum war sie ihm nicht mehr egal?

Warum hatte sich alles verändert?

Warum hatte er sie überhaupt geküsst?

War es an der Zeit, sich endlich die Wahrheit einzugestehen? Aber was für eine Wahrheit?

"Das ist doch vollkommen unmöglich!", sagte er verbissen zu sich selbst.

Doch es war längst nicht mehr unmöglich, und das wusste er genau.

Nichts schien mehr unmöglich, und schon gar nicht die Tatsache, dass er Gefühle für sie hegte. Doch verrückt war es umso mehr.

Verzweifelt stützte er seinen Kopf in seine Hände.

"Und was soll ich jetzt tun?"

Er wusste keine Antwort mehr darauf. Alle seine Versuche, sich dagegen zu wehren, waren gescheitert. Nein, es war sogar noch viel schlimmer geworden. Je mehr er versuchte sich von ihr zu entfernen, desto näher war er ihr gekommen.

Doch es war richtig ihr Herz zu brechen. So würde sie sich jetzt wenigstens von ihm fern halten. Und auch wenn diese Entscheidung auch ihm weh getan hatte, war es das Beste.

Er war nicht in der Lage zu seinen Gefühlen zu stehen, noch eine Beziehung mit Fu einzugehen. Diese Möglichkeit konnte niemals in Betracht gezogen werden.
 

Und so vergingen die Tage, in welchen keiner von beiden in der Schule auftauchte. Der Februar ging zu Ende und auch der März neigte sich seinem Ende zu. Fu war nach zwei Wochen der Abstinenz wieder gekommen. Sie hatte Ende Februar ein Schreiben von der Schule erhalten, dass sie sofort zurückzukommen habe, da sonst ihr Abschluss gefährdet sei.

„Ich kann nicht“, flüsterte sie gequält, als sie am ersten Tag nach zwei Wochen wieder in die Schule gehen sollte.

„Ich kann nichts daran ändern Fu, so kurz vor deinem Abschluss...du willst doch auf einer guten Universität angenommen werden, und...“

„Ich will gar nichts mehr. Ich kann ihn nicht sehen“, unterbrach Fu ihren Vater und fing gleich darauf wieder an zu weinen.

„Warum willst du mir nicht sagen, wer es ist? Ich will doch auch nicht zulassen, dass dir jemand so weh tut.“

„Nein, ich kann es dir nicht sagen.“

Gequält verließ Fu schließlich das Haus.

Sie hatte Angst, schreckliche Angst ihm zu begegnen.

Vor dem Schulgebäude blieb sie stehen. Der Schmerz in ihrer Brust war stärker denn je. Wie sollte sie ihm nur entgegen treten. Sie fühlte sich, als würde sie auf der Stelle zusammen brechen, wenn sie ihn sah.

Vor der Mauer mit der Aufschrift „Domino Oberschule“ ging sie in die Knie. Sie wollte am Liebsten in einem tiefen Loch versinken.

In diesem Moment erschienen Yugi und die anderen. Sie unterhielten sich fröhlich, bis Téa Fu entdeckte.

„Seht mal, das ist doch Fu.“

„Geht es ihr nicht gut?“, fragte Tristan verwundert.

Fu bemerkte die kleine Gruppe gar nicht. Erst als diese näher kam und man sie fragte, ob alles in Ordnung sei, blickte sie auf.

„Was?“, fragte sie völlig weggetreten.

„Gehts dir nicht gut?“, fragte Téa noch einmal.

Fu realisierte kaum, was ihre Freunde von ihr wollten. Es dauerte eine Weile, bis sie selbst bemerkte, was für einen seltsamen Anblick sie wohl bot. Sie musste sich schnell eine Ausrede einfallen lassen, denn sie konnte ihnen wohl kaum sagen, dass sie Liebeskummer hatte.

„Ich glaub, ich hab mir eine Grippe eingefangen, oder so was“, sagte sie so überzeugend, wie nur möglich.

Doch glücklicherweise glaubten die anderen ihr für den Moment und harkten nicht weiter nach.

„Keine Sorge, wir passen schon auf dich auf“, meinte Tristan lächelnd.

„Lasst uns gehen, bevor wir noch zu spät kommen.“

Leider waren ihre Freunde manchmal viel zu fürsorglich. Erst jetzt bemerkte Fu, dass es nicht verwunderlich war, dass man ihre Geschichte mit der Grippe glaubte. Sie war immerhin schon eine Weile nicht zur Schule gekommen.

Und eigentlich hatte sie sich auch dieses Mal überlegt, wieder zu flüchten. Doch dies ging nun nicht mehr. Ihre Freunde ließen sie nicht mehr aus den Augen.

Sie kamen dem Klassenraum immer näher und Fus Schmerz wurde immer größer. Schließlich standen sie vor der Tür. Téa öffnete dir Tür und sie traten ein. Obwohl Fu sich vorgenommen hatte, nicht in Setos Richtung zu schauen, tat sie es doch. Er saß seelenruhig an seinem Platz und tippte etwas auf seinem Laptop. Instinktiv schaute Fu sofort wieder weg. Sie hätte am Liebsten wieder angefangen zu heulen. Wieso nur musste ihr das alles passieren?

Wieso nur musste sie sich ausgerechnet in Seto Kaiba verlieben?

Zum Glück befand sich ihr Platz etwas weiter vorne, sodass sie Seto nur sehen konnte, wenn sie sich umdrehte. Doch allein das Wissen, dass er da war, schmerzte unheimlich.

Natürlich hatte auch Seto sie bemerkt. Es wäre ihm nur Recht gewesen, sie wäre nicht mehr aufgetaucht. Sie wirkte wie ein Häufchen Elend, so verloren saß sie an ihrem Platz und versuchte verkrampft normal zu wirken.

Seto wusste genau, dass es alles seine Schuld war. Und zu allem Übel fühlte er sich auch noch schuldig. Diese Gefühle waren einfach nicht zum Aushalten.
 

Jeden Tag verbrachte Fu einige Stunden weinend im Bett. Irgendwann glaubte sie keine Tränen mehr zu besitzen, doch es kamen immer wieder welche nach.

Sie wusste nicht, ob es normal war solchen Kummer zu haben, wenn man zurückgewiesen wurde, oder ob nur sie so extrem reagierte.

Doch auch ihr Vater wusste keinen Rat mehr. Er konnte seine Tochter nicht länger leiden sehen. Wie gern hätte er dem Kerl, der ihr das angetan hatte, die Meinung gesagt, doch Fu schwieg beharrlich, was den Namen anging.
 

Auch Seto wusste nicht mehr viel mit sich anzufangen. In der Firma gab es keine Probleme momentan, deshalb lief alles ohne Unterbrechung und er hatte nichts, was ihn von den Gedanken an Fu ablenken konnte.

So lag er des Nachts auf seinem Bett und war nicht fähig auch nur einen Moment nicht ihr Gesicht zu sehen.

Es war zum Verrückt-werden. Was konnte er nur tun? Wie lange es wohl dauern würde, bis er sich von dieser Erfahrung erholt hatte?

Doch Fu vermied seinen Anblick und er ihren. Mehrere Tage vergingen auf diese Art und Weise, und Seto hoffte schon fast, dass dieses Thema bald abgeschlossen sei. Doch er hatte sich zu früh gefreut.

Als Seto am späten Abend eines Freitags in seine Villa kam, war er recht erleichtert, dass diese lästige Schulverpflichtung nun bald zu Ende war, nicht zuletzt auch, weil er dann nicht mehr ihr Gesicht sehen musste.

Er hatte es die letzte Zeit so gut es ging vermieden, doch es war mehr als schwer. Immer wieder wurde er daran erinnert, was er getan hatte. Und immer wieder musste ihm bewusst werden, dass sie ihm eben doch nicht mehr egal war.

Doch dies würde sich jetzt endlich ändern.

Als er die Villa betrat, saß Mokuba bereits im Wohnzimmer und sah fern.

Kaiba versuchte gelassen zu wirken, und wollte seinem kleinen Bruder Hallo sagen.

Als er sich gerade auf den Weg ins Wohnzimmer begab, hielt er jedoch abrupt inne. Die Geräusche, die aus dem Fernseher kamen, waren ihm mehr als bekannt. Es war eine Stimme, die er nicht vergessen konnte.

Fassungslos starrte er auf den Fernseher und musste erkennen, dass Mokuba sich die Aufzeichnung des Talentwettbewerbes ansah, und zwar an der Stelle, an welche Fu ihren Auftritt hatte.

Der Atem versagte ihm.

"Oh, hallo Seto. Du bist schon da. Ich seh mir gerade nochmal den Wettbewerb an. Fu war eindeutig eine der Besten, und..."

"Schalt das sofort aus!", unterbrach Seto seinen kleinen Bruder monoton.

"Was? Aber warum...?"

"Ich sagte, schalt es aus!", schrie er nun zornig.

Mokuba war völlig fassungslos, doch er tat sofort, wie ihm geheißen. Als er sich wieder seinem Bruder zuwenden wollte, war dieser verschwunden.

Verwundert ging Mokuba die Treppen zum Zimmer seines Bruders hinauf.

Als er gerade an der Tür angekommen war und sie öffnen wollte, hörte er plötzlich ein lautes Geräusch, wie das Zersplittern von Glas.

Mit angehaltenem Atem blieb er an der Tür stehen.

"Dieses verfluchte Mädchen...", vernahm er die Stimme Setos aus dessen Zimmer.

Es dauerte eine Weile, bis Mokuba verstand.

Schon eine Weile hatte er bemerkt, dass seinen großen Bruder etwas beschäftigte, doch er hatte nicht gewusst was.

Nun ergab das alles einen Sinn. Irgendetwas musste zwischen seinem Bruder und Fu Chan vorgefallen sein. Doch fragen konnte Mokuba seinen Bruder nicht. Also gab es nur eine Möglichkeit.

Seto starrte auf den Scherbenhaufen vor ihm, der einmal ein Spiegel war.

Aus Wut und Verzweiflung hatte er den Spiegel zerschlagen, und sich dabei an der rechten Hand verletzt. Doch das bisschen Blut war Nichts im Vergleich dazu, wie es in seinem Inneren aussah.

Sollte es denn wirklich so sein, dass er sich verliebt hatte? Das konnte nicht sein. Es war so völlig absurd, dass dies ausgerechnet ihm passieren sollte. Er hätte niemals erwartete, dass ihm so etwas passieren würde. Er glaubte nicht an Freundschaft oder Liebe. Er hatte überhaupt keinen Grund sich zu verlieben. Es brachte ihm weder Nutzen noch irgendeine andere Art von positiver Erfahrung. Eigentlich bereitete es ihm nur Ärger. Es sollte doch eigentlich ganz einfach sein, sie zu ignorieren. Doch das war es ganz und gar nicht.
 

Wieder verging ein Tag, an welchem Fu nur in ihrem Zimmer saß und zur Decke starrte. Ihr Schmerz hatte sich nicht gelindert, er war noch so präsent, wie am ersten Tag. Der Frühling war längst da, doch Fu spürte immer noch den eiskalten Winter in ihrem Innern.

Sie nahm kaum noch am Leben teil, so gefangen war sie in diesem Schmerz.

So bemerkte sie auch nicht, dass sich Besuch ankündigte.

Es läutete an der Tür und Ho Tsung öffnete, verwundert über den Jungen, der darum bat, mit Fu zu sprechen.

Obwohl Ho Tsung es für unmöglich hielt, dass sie mit jemandem sprach, schickte er Mokuba zu Fu.

Er klopfte an die Tür, doch als sich nichts tat, trat er einfach ein.

Erst jetzt sah Fu auf und erschrak, als sie Mokuba erkannte.

"Fu, entschuldige, aber ich muss dich unbedingt etwas fragen", meinte Mokuba sogleich.

"Was denn?", flüsterte Fu mehr, als das sie es sagte.

"Dir scheint es nicht gut zu gehen, und ich glaube, ich weiß auch warum. Denn Seto scheint es genauso wenig gut zu gehen, also..."

Fu blieb stumm, als Mokuba dies sagte, so sprach er nach einer Weile einfach weiter.

"Also was ist passiert?"

"Gar nichts", antwortete Fu knapp und monoton.

"Das ist doch nicht wahr. Seto zerschlägt unsere Einrichtung wegen dieser Sache, also was ist los?"

"Er tut was?"

"Er ist furchtbar wütend und verzweifelt, wenn er irgendwie mit dir konfrontiert wird."

Überfordert mit der Situation und allein durch die Erwähnung seines Namens noch stärker den Schmerz spürend, starrte Fu stumm vor sich hin.

"Denkst du nicht, du könntest noch einmal mit Seto reden? Was auch immer geschehen ist, es ist doch nie so schlimm, dass man nicht mehr mit dem anderen reden kann."

"Du verstehst das nicht, Mokuba."

"Dann erklär es mir doch."

"Dein Bruder will mich nicht. Er hasst mich und er wird mir nur wieder weh tun."

Fu blickte weiterhin ins Leere, während Mokuba sie genau beobachtete.

"Ich wusste doch, dass ihr euch ineinander verliebt. Aber Seto ist so stur."

Verwirrt sah Fu zu Mokuba. Hatte er gerade gesagt, sie und Seto hätten sich ineinander verliebt? Wie unsinnig. Sie hatte doch gerade gesagt, dass er sie hasse.

"Bitte rede doch noch einmal mit ihm. Sonst zertrümmert er wegen dir noch die gesamte Einrichtung."
 

Schweigend lag Fu auf ihrem Bett. Mokubas Worte hallten laut in ihrem Kopf wieder. Glaubte er wirklich, dass Seto Gefühle für sie hegte, das jedoch nicht zugeben konnte?

Und was hatte es mit der demolierten Einrichtung auf sich?

Sollte das stimmen, wäre die Sache in Kaibaland ein fataler Irrtum seitens Seto gewesen. Das hätte wiederum zur Folge, dass Seto bei dem Kuss doch etwas empfunden hatte.

Es ging Fu kein bisschen besser, nur ihre Verwirrung war wieder größer.

Doch sie konnte nicht noch einmal zu ihm gehen. Er würde sie wieder verletzen und ihr sowieso schon gebrochenes Herz endgültig zerstören.

Doch was, wenn an Mokubas Behauptung etwas Wahres gewesen wäre? Gab es noch eine geringe Chance von weniger als einem Prozent? Und wenn ja, sollte sie diese nicht ergreifen? Schließlich hatte sie selbst gesagt, sie gebe niemals auf, solange noch eine geringe Chance bestünde.

Ein Kuss, der die Welt bedeutet

Da stand sie nun, wieder einmal vor dem großen Gebäude der Kaiba Corporation. Obwohl sie sich doch geschworen hatte, ihn nie wieder zu sehen.

Die Tränen der letzten Tage hatten sie mitgenommen, was man in ihren Augen lesen konnte.

Es kostete sie unendlich viel Überwindung hier zu stehen. Noch immer schmerzte die tiefe Wunde in ihrem Herzen. Fu wusste, wenn er ihr noch einmal eine solche Wunde zuführen würde, würde sie ihr letztes bisschen Hoffnung an die Liebe und das Glück endgültig verlieren.

Sie erinnerte sich:

Mokuba war zu ihr gekommen. Er hatte ihr etwas Seltsames mitgeteilt. Etwas, was sie nicht recht glauben konnte. Sie hatte lange überlegt, was sie tun sollte. Zuerst wollte sie sich dieser neuen Situation nicht stellen. Sie hatte zu viel Angst, er würde ihr noch mehr weh tun. Doch da war stets dieses kleine Fünkchen Hoffnung, das stetig wuchs. Sie konnte nichts dran ändern. Sie musste sich an jeden unwahrscheinlichen Hoffnungsträger klammern, das war nun mal ihre Art.

Und nun stand sie wieder einmal vor den Toren der Firma des Mannes, der sie so verletzt hatte, und den sie doch so sehr liebte.

Was sie auch immer erwarten würde, sie würde es versuchen durchzustehen. Noch gab es ein winziges Prozent Hoffnung.

Die Frage, die sich ihr nun noch stellte war, wie sie zu Seto gelangen konnte. Würde sie sich anmelden, würde er sicher nicht mit ihr reden wollen. Sie musste ihn also irgendwie überraschen, damit er nicht flüchten konnte.

Die Türen der KC öffneten sich und vorsichtig trat Fu herein. Wie immer war die Eingangshalle recht leer, außer den Empfangsdamen. Diese hatten sie bis jetzt noch nicht bemerkt, so beobachtete sie Fu einen Moment. Eine der beiden telefonierte gerade, während die andere etwas am Computer zu arbeiten schien.

Wie konnte Fu es nur anstellen, dass man sie nicht bemerkte? Sie war fast der einzige Mensch hier.

Doch der Zufall kam ihr zur Hilfe, als ein Angestellter aus dem Fahrstuhl stieg und sich an die Empfangsdamen wandte. Während diese einen Moment abgelenkt waren, huschte Fu in den noch offenen Fahrstuhl und fuhr nach oben.

//So weit, so gut. Doch wie geht es nun weiter? Soll ich einfach zu ihm gehen und ihn direkt fragen? Er wird mich für bescheuert halten und eigentlich hat er auch Recht. Wieso tu ich mir das eigentlich an? Hab ich nicht schon genug wegen ihm leiden müssen? Aber jetzt kann ich auch nicht mehr zurück.//

Während Fu in ihren Gedanken nach einer Möglichkeit suchte, wie sie mit Seto reden könnte, erreichte der Fahrstuhl das oberste Stockwerk. Eine automatische Stimme verkündete es und die Türen öffneten sich.

Der lange Flur zu Setos Büro war leer wie immer. Sie kannte diesen Weg nur zu gut. Wie oft war sie schon hier gewesen? Wie viel war in all der Zeit geschehen? Und wie viel würde noch geschehen?

Zögernd schritt sie den Flur entlang. Kaibas Büro war keine 20 Meter entfernt. Vor der großen Tür blieb sie stehen. Sie hatte ihre Hand bereits auf dem Türgriff, als sie einen Moment inne hielt.

Vorsichtig legte sie ihren Kopf an die Tür und lauschte. Sie wollte nicht hinein platzen, wenn Seto gerade ein wichtiges Gespräch oder einen Termin hatte. Sie wollte ihn alleine treffen.

Doch in dem Raum schien alles still. Sie hörte keine Stimmen, weder von Seto noch von einem anderen.

//Vielleicht ist er gar nicht da?//, dachte sie, und bemerkte dabei nicht, wie sich ihr jemand näherte.

„Was machst du hier?“

Erschrocken fuhr Fu herum. Sie hatte niemanden kommen hören, umso schockierter war sie, als sie plötzlich Seto gegenüber stand.

Er war tatsächlich nicht in seinem Büro gewesen, dafür stand er jetzt genau vor ihr und sah sie an.

Obwohl er sie noch nicht beleidigt hatte oder auf irgendeine Weise gedemütigt, fühlte sie schon wieder den unerträglichen Schmerz in ihrer Brust. Allein ihn anzusehen, zu wissen, dass er sie ansah, tat ihr weh. Doch sie hatte sich vorgenommen nicht zu schwächeln.

„Ich“, begann sie, brach aber sofort wieder ab, um nach den richtigen Worten zu suchen?

Seto sagte zu ihrer großen Überraschung erst einmal nichts und ließ sie überlegen.

„Ich muss mit dir reden“, brachte sie schließlich einigermaßen selbstsicher hervor.

„Ich glaube nicht, dass ich irgendetwas mit dir zu bereden habe“, antwortete dieser, jedoch zu Fus Erstaunen nicht in dem üblichen überheblichen und ignoranten Ton. Nein, er wirkte vielleicht sogar etwas unsicher.

Fu senkte ihren Blick und bemerkte dabei einen weißen Verband um Setos rechte Hand.

Plötzlich kamen ihr Mokubas Worte wieder in den Sinn.

„Er zertrümmert unsere Einrichtung deinetwegen“ hatte er gesagt. Fu überlegte einen Moment, bevor sie wieder das Wort ergriff.

„Aber ich muss wirklich mit dir reden.“

„Es gibt nichts zu bereden“, sagte dieser bloß in scharfen Tonfall.

Er wollte gerade an ihr vorbeigehen, als sie erneut das Wort an sich nahm.

„Mokuba war vor Kurzem bei mir gewesen.“

Seto hielt erschrocken inne. Sollte das etwa die Wahrheit sein?

„Er hat mir gesagt, du würdest dich plötzlich so komisch verhalten...und zwar meinetwegen.“

Seto hatte es geahnt. Wie hätte er das auch vor seinem Bruder verbergen sollen? Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass Mokuba es ihr erzählen würde.

„Ist das so? Da muss Mokuba wohl etwas falsch verstanden haben“, meinte er gespielt gelassen.

„Ach so ist das“, antwortete Fu monoton.

Seto glaubte schon, sie nun loszuwerden und betrat sein Büro. Doch noch bevor er seinen Schreibtisch erreichte, sprach sie ihn erneut an.

„Was hast du denn mit deiner Hand gemacht? Ich wusste gar nicht, dass der Job als Chef eines Riesenkonzerns so gefährlich ist.“

Seto fehlten einen Moment die Worte. Er suchte nach einer passenden Antwort, doch Fu ließ ihm keine Chance dazu.

„Warum tust du das, Seto? Du wolltest mich loswerden, aber in Wirklichkeit fühlst du dich dabei auch nicht gut. Ich wollte es nicht glauben, also Mokuba es mir erzählt hat. Aber niemand kennt dich doch besser als dein Bruder. Also, warum tust du das?“

„Du redest völligen Unsinn.“

Fu näherte sich ihm langsam. Noch nie hatte sie so viel Selbstbewusstsein ihm gegenüber. Noch nie war sie sich einer Sache so sicher gewesen. Sie hatte bemerkt, dass seine Fassade angekratzt war. Sie musste ihre Chance jetzt nutzen.

„Warum tust du uns beiden das an? Du hast dir doch nur selbst beweisen wollen, dass du nichts für mich empfindest. Aber es hat nicht funktioniert, hab ich recht?“

„Bist du jetzt völlig verrückt geworden?“, meinte Seto in aggressiven Ton.

Fu wusste selbst nicht, wieso sie plötzlich so mutig war. Sie wusste, dass das ihre wahrscheinlich letzte Chance war. Wenn sie jetzt nicht seine wahren Gefühle erkennen könnte, würde sie es nie mehr schaffen.

Seto fühlte sich langsam in die Enge getrieben. Die ganze Welt schien sich gegen ihn verschworen zu haben, selbst sein eigener Bruder. Das Schlimmste daran war jedoch, dass er gar nicht mehr wirklich dagegen ankämpfen wollte.

So oft hatte er sich mit ihr herum schlagen müssen, obwohl es theoretisch gar keinen Grund dafür gegeben hatte. Dennoch hatte er es getan. Er hatte ihr so einiges durchgehen lassen, was er sonst nur seinem Bruder hätte durchgehen lassen.

„Warum können wir nicht einfach zusammen sein?“, fragte sie plötzlich.

Sie stand nun direkt vor ihm und sah ihm in die Augen.

„Was?“ Schockiert sah Seto sie an.

„Ich würde alles für dich tun, weißt du das nicht? Mein Leben wär nicht halb so viel wert, wenn ich dich nie kennen gelernt hätte.“

Wieso beharrte sie nur so sehr darauf, mit ihm zusammen zu sein? Warum konnte sie nicht einfach aufgeben? Wahrscheinlich aus dem selben Grund, warum Seto nicht aufhören konnte an sie zu denken.

„Die Option, dass wir zusammen sein könnten, steht nicht im Raum“, sagte er entschlossen.

„Und wieso nicht?“

Ja genau, warum eigentlich nicht? Vielleicht weil es ihm sein Stolz verbot sich seine Gefühle für sie einzugestehen? Vielleicht weil er sich noch nie darüber Gedanken gemacht hatte, mit einem anderen Menschen als seinem Bruder zusammen zu leben? Oder vielleicht auch weil er etwas Angst davor hatte. Seto Kaiba fürchtete nichts und niemanden, denn er hatte immer gewusst, wie er mit allem fertig wurde. Aber solche Gefühle kannte er nicht. Er wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Und eigentlich wollte er nicht damit umgehen. Er glaubte schließlich nicht an Liebe.

Endete denn alles was mit Liebe zu tun hatte nicht immer in Schmerz und Verzweiflung?

Glaubte sie denn wirklich, sie sei glücklich, wenn er mit ihr zusammen sei? Er würde ihr doch immer nur weh tun. Er würde ihre Erwartungen sowieso nur enttäuschen.

„Weil es niemals funktionieren würde“, antwortete er schließlich fast schon etwas traurig.

„Kannst du es nicht versuchen?“

„Kannst du nicht versuchen mich zu vergessen?“

„Dafür ist es längst zu spät. Ich habe mich längst für dich entschieden. Niemand wird jemals diesen Platz in meinem Herzen einnehmen können.“

„Wieso glaubst du, dass du das so einfach entscheiden kannst?“

Weshalb führte er überhaupt diese Unterhaltung mit ihr? Er könnte einfach gehen und sie stehen lassen. Er könnte sie hinaus werfen lassen. Und dennoch tat er nichts von dem. Stattdessen unterhielt er sich mit ihr darüber, ob sie zusammen sein könnten oder nicht. Was war bloß in ihn gefahren? Sollte er sie wirklich lieben?

„Weil ich jetzt weiß, dass du auch etwas für mich empfindest.“

Verwundert sah Seto sie an.

„Und woran machst du deine Behauptung fest?“

„Naja, früher hättest du mich längst raus geworfen. Du hättest mich beleidigt und dich meiner genervt entledigt. Doch du redest mit mir, nicht herablassend oder ignorant.“

Sie hatte recht, und das wusste Seto auch.

Eigentlich hatte sie mit allem recht. Er könnte sie wegschicken. Er könnte sie so einfach los werden, wenn er wollte. Aber irgendwie wollte er es nicht.

Jetzt war es sowieso zu spät. Er hätte sie viel länger schon wegschicken sollen, doch damals hatte er es auch nicht getan.

„Ich will bei dir sein, egal was du sagst.“

Warum war sie plötzlich so mutig? Warum wagte sie sich so nah an ihn heran?

Seto sagte nichts und tat auch nichts. Ihm fiel einfach nichts mehr ein. Die Geschichte hatte eine merkwürdige, völlig unerwartete Wendung genommen.

„Egal, was du jetzt tust oder sagst, ich kenne die Wahrheit. Du kannst mich nicht mehr belügen. Ich weiß, dass du mich damals geküsst hast...es war nicht um mir das Herz zu brechen.“

„Glaubst du.“

Seto lächelte. Er machte sich hier zum Vollidioten, und das Schlimmste war, es war ihm völlig egal.

„Ich weiß es“, antwortete Fu selbstsicher.

„Vielleicht versuch ich es dann einfach nochmal.“

Ehe Fu verstand, was er damit meinte, spürte sie ein weiteres Mal seine Lippen auf den ihren.

Ihr Körper fühlte sich an, als würden gerade eintausend Raketen in ihm hochgehen. Seine Lippen waren so warm und weich, das war ihr beim letzten Mal gar nicht aufgefallen. Plötzlich spürte sie seine Hand an ihrer Wange. Seine Hand strich an ihrem Hals und ihrem Arm hinunter.

Fu glaubte nicht, dass das noch die Realität sein konnte. Instinktiv schloss sie die kleine, noch bestehende Lücke zwischen ihren Körpern und drückte sich an ihn. Dieser Moment sollte nie mehr enden. Fu zögerte keine Sekunde, als sie ihre Arme um seinen Hals schlang, und sie spürte auch, wie Setos Arme ihre Taille umschlungen.

Sollte sie etwa gewonnen haben? Hatte er wirklich seinen Gefühlen nachgegeben? Oder wusste er womöglich gar nicht, was er da tat?

Seto war sich natürlich im Klaren was er da tat. Und er wusste auch, dass es nicht richtig war, nicht richtig sein konnte. Doch in diesem Moment war es ihm egal.

Er spürte die Wärme ihres Körpers, nahm den Geruch ihrer Haare war und die Zärtlichkeit ihres Kusses.

Das Gefühl, das ihn einnahm war so warm und angenehm. Ein so wunderschönes Gefühl konnte doch gar nicht schlecht sein. Und dennoch war er sich sicher, dass was er tat nicht richtig sein konnte. Warum auch immer.

Dennoch machte keiner von beiden Anstalten sich von dem anderen zu lösen, und wahrscheinlich hätten sie es auch so schnell nicht getan, hätte es nicht plötzlich an Setos Tür geklopft.

Dieser nahm es gar nicht wirklich wahr, und war umso überraschter, als sich die Tür öffnete und Rohland eintrat.

Rohland war nicht weniger überrascht. Nicht, dass er Seto Kaiba nicht in seinem Büro erwartet hätte, aber die Situation, die sich ihm darbot, überraschte ihn.

Zwar hatte Seto den Kuss gelöst, als die Tür sich geöffnet hatte, doch er und Fu standen nach wie vor nah beieinander und hatten einander umschlungen.

„Entschuldigen Sie, Herr Kaiba, ich wollte nicht stören, aber es ist alles bereit zum Testlauf“, brachte Rohland nach einer Weile etwas stockend hervor.

Seto wusste zuerst nicht recht, wovon er sprach, doch es fiel ihm wieder ein.

„Ich verstehe. Ich komme sofort“, sagte er schließlich. Von den ganzen Ereignissen überrumpelt, hatte Seto völlig vergessen, seinen herablassenden, ignoranten Tonfall aufzulegen, was zur Folge hatte, dass er fast freundlich klang.

Fu, der das alles etwas peinlich war, drückte sich schließlich von Seto weg und sah zu Boden. Rohland hatte das Büro wieder verlassen.

„Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht blamieren“, sagte sie schließlich ganz leise und schüchtern. Sie befürchtete bereits, dass Seto sie anschreien würde, weil sie ihn vor seinem Angestellten blamiert hatte.

„Hör auch dich zu entschuldigen. Es ist mir schon immer völlig egal gewesen, was meine Angestellten von mir denken“, antwortete Seto völlig ruhig und gelassen.

Erstaunt sah Fu zu ihm auf. Es schien ihn überhaupt nicht zu stören, was eben vorgefallen war.

„Ich...ehm...“, begann Fu, nicht wirklich wissend, was sie sagen sollte.

„Ich gehe jetzt“, unterbrach Seto ihr Gestammel.

Er war bereits auf dem Weg zur Tür.

„Kommst du wieder?“, rief sie ihm plötzlich nach.

„Das ist immerhin mein Büro, natürlich komme ich wieder“, antwortete er, jedoch ihr den Rücken zugekehrt.

„Dann warte ich hier auf dich.“

Seto hielt einen Moment inne, doch sagte nichts. Schließlich verließ er sein Büro.

//Heißt das jetzt, dass er damit einverstanden ist? Was er sich wohl gedacht hat? Ich wüsste so gerne, was in ihm vorgeht. Aber...er hat mich nicht weggeschickt. Er hat mich nicht beleidigt oder mir weh getan. Heißt das, dass er doch mit mir zusammen sein will?//

Tausend Gedanken schwirrten in Fus Kopf herum, über allem die Erinnerung an diesen wunderschönen Kuss. Dieser Kuss, der von ihm ausgegangen war. Er hatte ihn nicht abgebrochen. Es hatte ihn nicht einmal gestört, dass man sie ertappt hatte. Was hatte das alles zu bedeuten? Hatte sie wirklich sein Herz erobert? Sie würde ihn fragen, sobald er zurück war. Der Hoffnungsschimmer, dem sie nachjagte, war ins Unendliche gewachsen.

„Hoffentlich kommt er bald zurück.“

Am Ziel?

Da stand sie nun, verwirrt und allein. Doch dieses Mal war es anders. Sie war nicht traurig, nicht verletzt oder verzweifelt.

Nein, dieses Mal war sie glücklich.

Eine ganz neue Welt schien sich aufgetan zu haben. Fast schon waren die vergangenen Wochen, Monate des Kummers vergessen.

Doch eine kleine Sache beschäftigte Fu doch noch. Sie kannte Seto Kaiba mittlerweile sehr gut, so gut um zu wissen, dass es fast unmöglich war, sein Herz zu erreichen.

Er hatte sie zwar nicht weggeschickt, aber würde er sein Handeln bereuen?

Was würde er sagen, wenn er zurück käme?

„Was, wenn er plötzlich wieder anders ist? Was, wenn er mich nicht mehr will? Mache ich mir etwa schon wieder zu viele Hoffnungen? Es gibt nur einen Weg es heraus zu finden, ich muss auch ihn warten.“

Während Fu in ihren Gedanken jede mögliche Handlung Setos überdachte, war dieser auf dem Weg zu einer Besprechung über eine Erweiterung von Kaibaland.

Doch es war Seto kaum möglich, seine Gedanken auf die anstehende Besprechung zu lenken. Was war nur geschehen? Was war aus ihm geworden? Die Gefühle für seine kleine Chinesin brachten ihn völlig durcheinander. Wenn das die Nebenwirkung des Verliebens waren, konnte er darauf gut und gerne verzichten.

Aber jetzt war es zu spät, viel zu spät.
 

Minuten vergingen, eine Stunde verging und immer noch saß Fu allein in Setos Büro.

„Vielleicht kommt er doch nicht mehr. Vielleicht bereut er es“, dachte Fu etwas betrübt.

Sie war zwar wahnsinnig glücklich, doch hatte auch Angst. Sie fürchtete, er würde sie einfach fallen lassen, wie er es bisher immer getan hatte.

Doch plötzlich öffnete sich die Tür. Gespannt sprang Fu auf und hielt den Atem an. Es war tatsächlich Seto, der herein kam.

Doch Seto sah äußerst angespannt aus, was Fu zunächst schweigend zur Geltung nahm.

Es war wirklich eine nicht sehr angenehme Situation, in welcher sich Seto da befand.

Eigentlich hatte er es vermutet, doch die Bestätigung zu erhalten, war dann doch überraschend. Eine fremde, ihm unbekannte Firma hatte anscheinend verdeckt Anteile an der Kaiba Corporation aufgekauft. Der Verdacht einer versuchten feindlichen Übernahme war kaum noch zu leugnen. Doch wer um alles in der Welt steckte hinter der unbekannten Firma? Und wieso hatte er dies überhaupt zugelassen? Überprüfte er nicht immer alle Angelegenheiten seine Firma betreffend akribisch und verfolgte jede Abnormalität mit Argusaugen?

Jedoch hatte er eine Vermutung, die nicht besonders angenehm für ihn einzugestehen war.

Sein Verstand war über Tage und Wochen von einem Thema besessen gewesen, dass im Vergleich zu der Dringlichkeit, die seine Firma darstellte, so lächerlich und banal war. Und dennoch hatte er sich kaum auf andere Dinge einlassen können.

„Ist was passiert?“

Fus Frage riss Seto aus seinen Gedanken.

Es gab nur eine Möglichkeit seinen Verstand wieder zu ordnen. Er musste aufhören an dieses Mädchen zu denken. Doch alles was er in der letzten Zeit getan hatte, hatte nicht wirklich dazu beigetragen.

„Du solltest gehen“, sagte er knapp und monoton.

Fu war verwirrt. War er eben doch noch so verändert gewesen ihr gegenüber, schien sich das jetzt doch wieder völlig geändert zu haben.

„Was ist denn los?“

„Musst du alles immer erfragen? Kannst du nicht einmal auf das hören, was man dir sagt?“

„Ich versteh nicht, was plötzlich los ist.“

„Du bist schlecht für meine Firma, das ist los.“

Fu war schockiert. Wie konnte sich ein Mensch nur so schnell wieder verändern? Sie hatte doch so sehr gehofft, dass er sich endlich auf sie einlassen würde. Wieso war er so plötzlich wieder gegen sie?

„Was ist denn nur los mit dir? Warum bin ich schlecht für deine Firma? Ich dachte, wir...“

„Was? Dachtest du, ich heirate dich und wir leben glücklich bis an unser Lebensende? Was spinnst du dir eigentlich für einen Unsinn zusammen?“

Seine Worte verletzten sie zu tiefst. Wieso konnte es nicht einmal schön bleiben?

„Wieso sagst du jetzt so etwas? Vorhin warst du so anders. Ich dachte, wir könnten endlich zusammen sein.“

Seto belächelte ihre Worte lediglich, obwohl er genau wusste, dass er sich in seinem Innersten auch nichts Anderes wünschte.

„Soll ich also wirklich gehen? Wenn du das wirklich willst, dann musst du mich wohl eigenhändig rauswerfen.“

„Hör auf mit dem Unsinn.“

„Nein, das kannst du nicht, wie ich sehe. Weil du nämlich längst nicht meinst, was du sagst. Also warum tust du uns beiden so etwas an?“

Seto schwieg. Natürlich hatte sie Recht. Er war nicht mehr in der Lage sie weg zu stoßen. Es war alles so schrecklich kompliziert geworden. Nichts ergab mehr einen Sinn, Nichts war mehr durchschaubar. Er konnte sich ihrer nicht erwehren und manchmal schien er sich regelrecht zu wünschen, sie seien in einer anderen Welt zwei andere Menschen.

Für so viele Menschen schien Liebe und Beziehung völlig normal, doch für ihn war es fast unmöglich schwierig.

„Seto, ich möchte doch einfach nur bei dir sein.“

Er sah sie an.

In ihren Augen hatten sich winzige Tränen gebildet. Ihr langes, hellbraunes Haar umrahmten sanft ihr Gesicht. Als könnte sie ein schwacher Windhauch umwerfen, so verletzlich wirkte sie.

Plötzlich bewegte sie sich weg von dem Platz, an welchem sie die ganze Zeit gestanden hatte. Sie stürmte regelrecht auf ihn zu, und ehe er sich versah, hatte sie sich ihm in die Arme geworfen.

„Seto bitte schick mich nicht weg.“

Kaiba war völlig überrumpelt und wusste zunächst nicht, was er tun sollte. Sie hatte sich mit aller Kraft in sein Hemd gekrallt, aus lauter Angst, er würde versuchen sie von sich zu stoßen.

„Ich weiß“, antwortete er schließlich.

Ein paar Tränen kullerten ihr die Wangen herunter und wurden schließlich von Setos Hemd aufgesaugt. Sie hoffte so sehr, dass er sie nicht wegstoßen würde. Sie hoffte, und wenn es auch so unwahrscheinlich schien, dass er sie einfach festhalten würde und nie mehr gehen lassen würde.

Fu fühlte sich so wundervoll in seiner Nähe, auch wenn alles mehr als schwierig war. So nah war sie ihm und konnte seinen wunderbaren, männlichen Duft einatmen.

Vorsichtig drückte Fu sich von ihm weg, um ihm in die Augen sehen zu können. Sie erblickte ihr eigenes Spiegelbild, als sie in seine klaren, ausdrucksstarken Augen schaute.

Er sagte nichts und bewegte sich auch nicht.

Ohne groß darüber nachzudenken, was sie tat, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und näherte sich mit ihrem Gesicht dem seinen, bis ihre Lippen sich berührten.

Er ließ es geschehen. Fu war verwirrt. Sie verstand die ganze Situation nicht. Wie sollte man Seto Kaibas Verhalten auch verstehen können? Im einen Moment schien er ein ganz anderer Mensch, nett und zärtlich und im anderen war er wieder der gefühlskalte Mann und dann wieder ganz anders.

War es denn wirklich so schwer für ihn, sich auf sie einzulassen? Sie wollte ihn so gerne fragen, was er für sie empfand oder wie ihre Zukunft aussehen würde. Doch sie wagte es kaum etwas zu sagen, aus Angst seine Reaktion würde abermals so verwirrend ausfallen.

Schließlich löste er sich jedoch von ihr, schob sie von sich und kehrte ihr den Rücken zu.

„Du solltest jetzt endlich gehen“, sagte er ruhig und fast schon flüsternd.

„Warum? Was mach ich denn nur falsch? Warum willst du mich denn nicht? Ich versteh dich einfach nicht, aber ich würde es so gerne. Bin ich wirklich so unerträglich für dich? Sag es mir doch endlich“, flehte sie völlig verzweifelt.

„Ist dir denn nicht klar, dass ich dir nur Unglück bringe?“

Fu schwieg einen Moment. Sie wusste nicht genau, was er ihr damit sagen wollte, aber eigentlich war es ihr auch egal. Sie wollte bei ihm sein, was auch immer passieren würde.

Sie war sich so sicher, dass sie für alle Zeit nur mit ihm zusammen sein wollte. Fast schon hätte sie begonnen an das Schicksal zu glauben. Es war einfach zu fantastisch, um Realität zu sein.

Sie liebte ihn, und mittlerweile dachte sie auch, dass auch er sie liebte.

Fu spürte, dass er mit all seiner Kraft versuchte, gegen diese Gefühle an zukämpfen, doch es gelang ihm nicht.

Doch noch wusste nicht, wieso er sich so sehr gegen sie wehrte.

„Seto, ich würde sterben für dich“, sagte sie schließlich fest entschlossen.

Seto sah sie erschrocken an. Wieso war sie so fest entschlossen an seiner Seite sein zu wollen? Es konnte nichts Gutes dabei heraus kommen, weder für ihn noch für sie.

„Du hast ja keine Ahnung, wovon du da redest. Hab ich dir nicht schon oft genug weh getan?“

„Doch, ich weiß wovon ich rede. Aber ich weiß auch, dass ich dir nicht egal bin. Du bist anders mir gegenüber. So warst du früher nicht, und deshalb weiß ich, dass du auch etwas für mich empfindest. Du hast mir weh getan, das ist wahr. Aber du hast mich auch so oft gerettet, in jeder Art und Weise, wie man einen Menschen retten kann. Und ich weiß auch, dass wenn du einen Menschen liebst, dies bedingungslos ist. Warum willst du dich nicht darauf einlassen, noch einen anderen Menschen zu lieben, als deinen Bruder? Ich glaube nicht, dass du mich unglücklich machen würdest...nicht, wenn du mich liebst.“

Ein paar winzige Tränen kullerten ihr abermals die Wangen hinunter. Sie näherte sich ihm wieder, bis sie direkt hinter ihm stand.

„Sei nicht so verflucht romantisch“, meinte Seto, und obwohl sie es nicht sehen konnte, war Fu sich sicher, dass er lächelte.

„Nur, wenn du nicht so verflucht unromantisch bist.“

Seto drehte sich ruckartig um und schaute ihr in die Augen. Sie waren so klar und ehrlich, hoffnungsvoll und doch spiegelte sich auch ein wenig Angst in ihnen.

„Und wie hättest du es gerne? Soll ich dir sagen, dass du die schönste Frau auf Erden bist, ein wundervoller Mensch und ich dir die Sterne vom Himmel hole?“, sagte er mit einem gehörigen Schuss Sarkasmus in seiner Stimme.

Fu schaute zuerst etwas perplex drein, fasste sich jedoch schnell wieder und lächelte.

„Nein, das passt ganz und gar nicht zu dir“, sagte sie sanft, schloss die Augen und umarmte den Mann, den sie so sehr liebte.

Zuerst zögerte Seto, erwiderte die Umarmung jedoch und lächelte. Sie kannte ihn besser, als er jemals erwartet hätte.

„Da hast du wohl Recht“, antwortete er schließlich mit einem sanften Lächeln.



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Von: abgemeldet
2012-06-08T22:25:32+00:00 09.06.2012 00:25
Hi :)

Da melde ich mich mal wieder. Ich muss sagen auch dieses Kapitel hat mir wirklich sehr gut gefallen.
Ich war ganz schön verwundert, dass Fu blaue Haare hat, aber eine überaus originelle Idee ^^
Du gibst uns in diesem Kapitel den Einblick auf einen ganz typischen Teenager, der mit der Unordnung und dem Chaos in seinem Zimmer nicht zurecht kommt. Irgendwie macht fas Fu noch ein bisschen sympathischer für mich, da ich mich in ihr wieder erkenne.
Und auch Ho‘s Antwort auf ihre Frage, wo ihre Schuhe denn seien, war mehr als amüsant. Genau so stellt man sich eben einen Vater vor oder kennt man eben seinen eigenen.

Der Zusammenstoß mit Kaiba war eine ziemlich klassische, aber schöne Idee, die ganz typisch verlaufen ist. Sie streiten und können sich nicht leiden. Ich hoffe nur, dass ganze zieht sich nicht zu sehr in die Länge. Aus langer unsympathie kann schließlich nicht plötzlich große Liebe werden.

Klingt am Schluss irgendwie mystisch, wie die Geschehnisse weitergehen sollen und ich bin schon sehr gespannt darauf.

Leider habe ich ein typische Klischee entdecken müssen:
Sie trägt Stöckelschuhe und trifft damit auf Kaiba. Das schreit geradezu nach Mary Sue, was wirklich schade ist. Tatsächlich wäre mir persönlich Fu in lässigen Turnschuhen, die ihr noch etwas mehr Selbstbewusstsein geben, lieber gewesen.

Ich hätte ihre Redegewandtheit nicht wörtlich in dem Kapitel erwähnt. Als Autor solltest du sie lieber als redegewandt darstellen, in dem sie Kaiba gekonnt die Stirn bietet, anstatt dem Leser diesen Eindruck vor zu diktieren.

Einzige Kritik die ich vorzubringen habe:
Bitte keine Zwischenkommentare in den Text setzen, dass stört ein wenig beim Lesen und kann gerne zum Schluss erwähnt werden.
Ein paar Absätze wären außerdem nicht schlecht, dann ließt sich die Geschichte gleich viel leichter ^^

Ich hinterlasse meinen Pfotenabdruck
Von: abgemeldet
2012-03-06T14:24:57+00:00 06.03.2012 15:24
Hallo und *wedel*

ich bin gerade über deine seeehr lange Fanfiction gestolpert und haben das erste Kapitel geradezu verschlungen.
Yugi und Co benehmen sich ganz typisch ^^ Neugierig wie eh und je und das gefällt mir sehr gut. Ich bin ja besonders auf Kaiba gespannt, da ich bisher nur einen angedeutet Satz von ihm zu lesen bekam ^///^
Wieso kann Fu eigentlich japanisch, wenn sie aus China kommt? das würde mich wirklich sehr interessieren und ich hoffe, du gibst später noch eine Erläuterung dazu.
Fu wirkt manchmal etwas unsympathisch, wenn sie gleich von vorne herein so abweisend ist, aber ich bin weiterhin sehr gespannt auf ihren Charakter

Leider habe ich ein klein wenig Kritik, die du mir hoffentlich nicht böse nimmst:
1) Du musst ein wenig aufpassen, dass deine Protagonistin nicht ins Mary-Sue Klischee rutscht. Sehr häufig kann sie alles zu perfekt (z.B. das kochen). Deine Geschichte ist echt super, aber es wäre schade, wenn einige Leser deswegen das Interesse verlieren.
2) Deine Zwischenkommentare bringen den Leser manchmal etwas aus dem Takt. Es wäre besser, persönliche Anmerkungen an den Schluss der Geschichte zu setzen.
3) Leider sind Nebenjobs für Schüler nicht erlaubt. Das hätte unserer lieben Tea in der Serie fast mal richtig ärger eingebracht, als sie noch gekellnert hat.
Ich werde auf jeden Fall weiterlesen und hoffe, dass du die Geschichte beenden wirst!

Ich hinterlasse meinen Pfotenabdruck

P.S. Man nennt es Garzeit und ich mag Nasi Goreng ebenfalls sehr gerne, auch wenn es nicht aus China kommt ^^
Von:  Mika_Sweet
2010-09-20T12:21:34+00:00 20.09.2010 14:21
Wunderschön :-)!!! Bitte schreib weiter!!! Freu mich drauf!
Grüßle
Von:  Leila04
2010-09-12T15:11:00+00:00 12.09.2010 17:11
oh gott wie süß, ich fang gleich an zu heulen. würde aber auch zeit das die beiden endlich zusammen kommen. du hast es wirklich gut gemacht seto nicht zu weicher erscheinen zu lassen. fu find ich sowieso spitze und ich bin wie immer gespannt wies weiter geht. gglg
Von:  GarudaPhoenix
2010-09-10T15:02:21+00:00 10.09.2010 17:02
oh wie süß... ich hab ja erst wieder gedacht,das gleiche spiel geht von vorne los, aber fu kennt seto mittlerweile ja gut genug um sich nicht von einer kalten fassade aus der ruhe bringen zu lassen :-) zum Glück ... sonst wäre den beiden wohl Glück vergönnt gewesen.
alles in allem super geschrieben, freu mich aufs nächste kapitel
lg
Von:  Leila04
2010-02-28T14:00:18+00:00 28.02.2010 15:00
WOW klasses kapi jetzt wirds langsam interessant! Freu mich rießig auf dsa nächste kapi auch wenn die ff bald zu ende ist. Sag mir bitte wieder bescheid wenns soweit ist, danke. Und nochmal mein kompliment zu den gelungenem kapitel. gglg
Von:  GarudaPhoenix
2010-02-20T19:05:41+00:00 20.02.2010 20:05
na endlich ;-) war aber auch ne schwere geburt. wobei ich irgendwie das gefühl habe, dass des thema noch net durch ist. bin mal gespannt, auf welche absurde ideen setos verstand noch kommt, oder ob er endlich mal auf sein herz hört.
das kapitel ansich war gelungen. zumindest ist mir nix aufgefallen, des ich mir bis jetzt merken konnte, um es irgenwie zu kritisieren. :-)
also war nix auffälliges dabei
im gegenteil: ich konnt mir echt wunderbar vorstellen, wie das geschehen so abläuft. du kannst echt gut mit wörtern jonglieren. und des kapitel vermittelt einerseits eine gewisse leichtigkeit, aber andererseits merkt man auch die betrückte stimmung von fu. ich denke diese zwiespältigkeit liegt daran, dass fu trotz allem immer noch ein fünkchen hoffnung hat.

so genug gequasselt, freu mich aufs nächste kapitel
lg ^^
Von:  Leila04
2010-02-16T19:27:04+00:00 16.02.2010 20:27
wow arme fu weiß genau wies ihr jetzt geht, mir gings mal genauso. was schlimmeres als liebeskummer gibs nicht. und seto dem geschiehts recht das er mitleidet. Hoffe doch das es noch zu einen happy end führt auch wenn seto fu gar nicht verdient. Freu mich aufs nächste kapi. gglg
Von:  GarudaPhoenix
2010-02-16T19:03:32+00:00 16.02.2010 20:03
oh gott wie traurig :-( die arme fu ... ich finde das kapitel gelungen, man kann sich wunderbar in fu hineinversetzen.
ich freu mich echt schon aufs nächste. vll kommen sich da die beiden näher.
lg
sry das des jetzt so wenig ist, aber mein hirn ist grad irgendwie wie leer gefegt ;-)
Von:  Leila04
2010-02-07T09:17:16+00:00 07.02.2010 10:17
hi ich muss schon sagen du machst es fu nicht gerade einfach, sie tut mir voll leid liebeskummer ist schon schlimm aber das einem ausgerechtet dieser person der man sein herz geschenkt hat einen auch noch ständig weh tun muss ist fast nicht auszuhalten. Ich leide mit ihr und muss mit dir schimpfen weil du es so traurig machst, wehe es geht nicht gut aus! Ich will aufjedenfall ein happy end da gibt es nicht zu rütteln. gglg


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