Mad Life von -Neya- (Welcome to my sick sad reality - Kapitel 4) ================================================================================ Kapitel 3: Erstes Zusammentreffen --------------------------------- *reinroll* Ja, die bekloppte Autorin ist wieder da! ^^; Gomeeen, dass ich mich Monate lang nicht gemeldet hab, aber das hatte viele Gründe. (krea[tief]phase, dsl-flat umstellung des pcs, virenbefall usw.) Kurz, ich war sehr beschäftigt und war dementsprechend nicht in der Stimmung weiter zu machen. Ok, nun geht's aber weiter und ich danke euch allen, dass ihr trotz der Pause noch Interesse an der Story habt. °^° Ich will auch nicht lang drum herum reden, dass es etwas ernster zu geht ist klar, neuer Storyverlauf, auch klar. Und da ich ja Montag den Teil laden wollte, mexx aber scheinbar seine Tage hatte und nicht wollt, gings erst heute (Donnerstag) Angaben: Link zur 1. Version: http://animexx.4players.de/fanfic/?doc_modus=startseite&ff=49390&relink=%2Ffanfic% Titel: Mad Life ~ Welcome to my sick sad reality ~ Teil: 3/? Genre: Drama, Humor (eher mein Sarkasmus), Shônen-ai (erst später), Shôjo-ai (erst später), Realität, Romantik (im geregelten Maß und auch nicht so, dass man n Schock kriegt) Rating: PG-14 (später auch PG-17) Alles gehört mir, Schauplätze, Figuren, Storyidee etc. ^^ So, wie manche vielleicht schon gesehen haben, gibt es jetzt auch komplett neue Steckbriefe, wo auch bereits ein paar der neuen Charas aufgelistet sind. ^^; Fanarts hab ich auch aktualisiert und hier möchte ich mich noch bei denen bedanken, die mir immer so liebe Pics malen. Weitere immer gern gesehen. XD So, das von mir und nun zum 3. Kap. Kapitel 3: Erstes Zusammentreffen "Wenn man vom Teufel spricht", ist das erste, was Alexander hört, als sein bester Freund Mark ihm die Tür öffnet. Der brünette Junge steht in Shorts und einem ausgeleierten Hemd vor ihm, das auch schon einmal bessere Zeiten erlebt hat. Eine grüne Sonnenbrille ziert seinen Kopf und seinem Blick nach zu urteilen, ist er nicht sonderlich überrascht darüber, Alexander vor seiner Haustür stehen zu sehen.. Vor ein paar Minuten hat seine Mutter sich erst nach dessen Befinden erkundet, da es ihr, selbstverständlich auch nicht fern geblieben ist, dass sich die Familiensituation der Sieberds sehr verändert hat. Und nun? Ja, nun steht er mit einem mehr als nur mürrischen Gesichtsausdruck vor ihm und geht mit den Worten "Ich zieh hier ein", an ihm vorbei, in Richtung Marks Zimmer, das sich im Keller des Hauses befindet. "Komm doch rein", meint Mark seufzend, schließt die Tür und folgt Alexander, der bereits auf halbem Weg die Treppe hinunter ist. Er kann sich bereits denken, was seinen Freund geritten hat, dass er ohne Vorankündigung hier auftaucht und dreinblickt wie Sieben-Tage-Regenwetter. Gemächlich geht Mark die Treppe hinunter und findet Alexander auf seinem schon recht lädierten Sofa vor, wo er damit beschäftigt ist, das Loch im Bezug, das er vor einer Woche hineingerissen hat, weiter zu vergrößern. "Willst du hier einziehen, damit du meine Möbel noch weiter demolieren kannst?", fragt Mark sein Gegenüber und lässt sich auf seinen Sitzsack plumpsen. Nicht, dass es schlimm ist, der Bezug hat eh schon ausgedient, trotz allem ist ein Faustgroßes Loch in dem dünnen Stoff nicht sehr schick, vor allem dann nicht, wenn die ursprüngliche Farbe des mittlerweile bestimmt antiken Möbelstückes, ein freundliches Modderbraun, wieder hervorlugt. Alexander blickt auf und straft Mark mit einem angesäuerten Blick, der diesem sogleich signalisiert 'Klappe-oder-ich-beiße'. Schultern zuckend greift Mark nach der Computerzeitschrift die er vor kurzem gelesen hat, bevor ein gewisser Jemand Sturm geklingelt hat. Bitte, früher oder später wird Alexander eh von selbst anfangen zu reden. Das ganze hin und her hat er ja die letzten Wochen schon mitmachen dürfen, von daher kennt er den Ablauf ihres Gespräches bereits. "Satanist", murmelt Alexander knapp und lehnt sich auf dem Sofa zurück. Mark blickt auf und hebt skeptisch eine Augenbraue. Was soll er denn mit dem Wort jetzt anfangen? "Satanist?", wiederholt er fragend und lässt die Zeitschrift sinken. Wenn sein Kumpel glaubt, dass er ihm jedes Wort aus der Nase zieht, dann ist er bei ihm aber an der falschen Adresse. Erwartungsvoll blickt er Alexander an, der wieder anfängt mit seinen Fingern zu knacken, so wie immer, wenn er nicht weiter weiß. "Wenn du den Typen gesehen hättest... der passt perfekt in das Muster rein", fährt er monoton fort und presst die Lippen zusammen. Mark resigniert und legt die Zeitschrift zurück auf den Couchtisch. Daher weht also der Wind. Dass heute das neue 'Familienmitglied' eingetroffen ist, hat er ja gewusst, aber dass Alexander nun auftaucht und anfängt mit Satanist, überrascht ihn jetzt doch ein wenig. "Ahja... und er hat spitze Eckzähne und ein Shirt mit 'Heil Satan' angehabt, oder wie?", erkundigt Mark sich mit einem amüsierten Grinsen. Alexanders Blick daraufhin, bringt Mark erstrecht zum Lachen. Wenn man ihn so betrachtet, könnte man denken, er fühle sich von ihm leicht verarscht. "Nein! Trotzdem... ich kann den jetzt schon nicht mehr sehen", grummelt der Blondschopf missmutig und blickt geistesabwesend auf die Tischplatte, wo sich ein recht voller Aschenbecher und einige CDs breit gemacht haben. Seufzend steht Mark auf, geht um den Tisch herum und lässt sich zu Alexander auf das Sofa fallen. Das dürfte wohl doch etwas länger dauern als sonst. Schweigend fummelt Alexander an seiner Armbanduhr herum. Er fühlt sich ja auch schon ein wenig bescheuert, dass er die letzten Wochen nur am Rumjammern war. Eigentlich ist es ein Wunder, dass Mark das alles bisher mitgemacht hat. Nur, was soll er machen? Die Familiensituation schlägt ihm einfach auf den Magen und er ist nicht gut darin, seinen Frust in sich hineinzufressen. Es gab sogar einen Moment, wo er sich beinahe damit abgefunden hat, dass er von nun an einen Halbbruder hat und hat sich sogar vorgenommen, sich so gut wie möglich mit diesem zu arrangieren. Aber nachdem, was heute alles passiert ist und wie Ricki auf ihn gewirkt hat, findet er ihn einfach nur noch lästig und zum kotzen. Er kann nicht sagen, dass er ihn hasst, es ist vielmehr eine Antipathie. "Ich weiß gar nichts mehr..." *~*~*~*~* Ein dumpfes Pochen hallt in seinem Hinterkopf wieder, als er sich in seinem Bett aufrichtet und zu seinem Funkuhrwecker blickt. Seit er sich hingelegt und Musik gehört hat, sind gut zwei Stunden vergangen. Kein Wunder also, dass er das Lied, das er seitdem in Endlosschleife gehört hat, nun im Schlaf aufsagen kann. Ricki fühlt sich matt und teilweise auch ein wenig schläfrig. Es ist gerade mal Nachmittag und die Minuten bis zur Nacht ziehen sich quälend langsam, wie Kaugummi, immer länger und länger hin. Das gleichmäßige Ticken einer großen Wanduhr beansprucht für ein paar Minuten seine Aufmerksamkeit, in denen er nur geistesabwesend und regungslos einen bestimmten Punkt auf dem Parkettboden fixiert. Wenn es etwas gibt, das ihn wahnsinnig macht, dann das Gefühl, nicht zu wissen, was er mit sich anfangen soll. Wäre er nicht hier, sondern in seiner alten Wohnung, dann würde er jetzt wahrscheinlich bei Patrick im Zimmer hocken, oder mit ein paar anderen im Park rumgammeln... aber hier? Ricki stöhnt leise und erhebt sich von seinem Bett. Unschlüssig bleibt er in seinem Zimmer stehen und kann sich weder dazu bewegen, etwas zu lesen noch am Computer herumzuspielen. Vielleicht ist es auch nur reiner Trotz, der ihm untersagt, sich die Zeit mit einer Beschäftigung zu vertreiben. Sein Blick wandert durch das vom Sonnenlicht erhellte Zimmer, was ihn sogleich noch missvergnügter stimmt. Nein, hier fehlen definitiv ein paar Kontraste an den Wänden, wenn er nicht meschugge werden will. Allerdings bezweifelt er, dass er mit seinem Edding sehr weit kommen wird. Nach einigem hin und her geht er trotz allem zu seinem Rucksack, und holt aus einem kleinen Seitenfach eine Hand voll Stifte hervor. Gleichgültig lässt er diese auf den Boden niederprasseln, nur den schwarzen Edding behält er in der Hand. Wenn er noch keine Spraydosen hat, so kann er wenigstens schon einmal mit den Skizzen anfangen. Hauptsache er kann sich irgendwie ablenken. Gerade als er den ersten Strich setzen will, lässt er den Arm sinken und geht zu seinem Nachttisch. Wozu hat er denn einen CD-Player? Vielleicht sollte er mal austesten, wie weit er die Lautstärke hochdrehen kann, bis die ersten Beschwerden eingehen. Immerhin ist es hier viel ruhiger als in der Stadt, Fazit, man müsste seine Musik dadurch erst recht viel intensiver wahrnehmen. Nach kurzer Überlegung greift er nach einer gebrannten CD von Patrick und legt sie in die Anlage. "So...", sagt Ricki zu sich selbst und dreht die Lautstärke auf. Aus den Boxen ertönt dann das erste Musikstück von E.S. Posthumus - Unearthed. Bei dem Gedanken daran, was seine Stiefmutter sagen würde, wenn sie das hört, muss er leicht lächeln. In seiner alten Klasse haben manche dazu nur gesagt, dass man so was bestimmt bei irgendwelchen Ritualen oder Sekten spielt, aber das sind meist die Leute, die keine Ahnung haben und sich mit HipHop oder Techno beschäftigen. Leise mitsingend, geht Ricki zurück zu seinem Bett, kniet sich auf die Matratze und beginnt damit, die Wand zu bemalen. *~*~*~*~* Er bemerkt gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht, ebenso wenig kriegt Ricki mit, als gegen halb sechs ein Kombi auf den Hof gefahren kommt. Ein schwarzhaariger Mann mit Bart und Brille steigt aus, der einen leicht gehetzten Eindruck erweckt. In der linken Hand hält er eine schwarze Tasche voller Unterlagen, während er die Autotür zumacht und abschließt. Eilends geht er zur Haustür und fummelt in seiner Tasche nach dem Schlüssel. Manchmal kann Unordnung etwas schönes sein, aber in Situationen wo es einem nicht schnell genug gehen kann, rächt sie sich tückisch. "Wo steckst du denn", brummt er und tastet den Boden seiner Tasche ab, als die Haustür von innen geöffnet wird. Ertappt blickt er auf und lächelt sacht, als Katja ihn mit einem leicht skeptischen Blick betrachtet. Jeder der schon einmal etwas gesucht hat weiß, dass man das Objekt der Begierde erst dann findet, wenn man es nicht mehr braucht, in diesem Falle, findet Frederik Sieberd den Schlüssel erst jetzt und holt ihn grinsend aus der Tasche. "Ich hab wirklich versucht mich zu beeilen", sagt er seufzend, als er den leicht vorwurfsvollen Blick seiner Frau auf sich spürt und betritt den Hausflur. Katja schüttelt nur den Kopf und nimmt ihrem Mann die Tasche ab. "Du kannst ja nichts dafür, wenn es ein Notfall ist", meint sie mit einem schwachen Lächeln und geht mit der Tasche in der Hand in die Küche. Die laute Musik, die von der oberen Etage nach unten dringt, versucht sie weiterhin zu ignorieren. Anfangs war sie schon ein wenig schockiert darüber, was für eine ungewohnte Lautstärke durchs Haus hallt, aber da sie sich immer wieder gesagt hat, dass das bestimmt nur eine Übergangsphase ist, hat sie den Lärm so gut es geht überhört. Frederik blickt ein wenig nachdenklich nach oben. Der Musik nach zu urteil, kann es sich nicht um Alexander handeln, da dieser einen anderen Geschmack hat und zudem auch weiß, dass diese Lautstärke im Haus untersagt ist. Also bedeutet es, dass sein unehelicher Sohn bereits angekommen ist. Auch, wenn er nicht den Anschein erweckt, so ist er innerlich doch schon ziemlich nervös. Schließlich handelt es sich hierbei um kein Problem, was manch seine Patienten haben, sondern um sein eigenes. Nun gut, Problem ist hier wohl die falsche Bezeichnung, aber er fühlt sich dennoch leicht verunsichert, da er persönlich noch nie vor so einer Auseinandersetzung gestanden hat. Er kennt diesen Jungen nicht, dennoch hat er bei dem damaligen Telefonat sogleich zugestimmt, ihn zu sich zu nehmen, was schon den ein oder anderen Streit mit seiner Frau und seinem Sohn heraufbeschworen hat. "Er... sieht dir sehr ähnlich", vernimmt er plötzlich Katjas Stimme hinter sich und dreht sich erstaunt um. Er hat gar nicht mitbekommen, wie sie wieder gekommen ist. "So..?", erwidert er knapp und schmunzelt leicht. Da Alexander ja mehr nach seiner Mutter kommt, ist er nun erstrecht neugierig, wie sein anderer Sohn Ricki wohl aussieht. "Dann versuch ich es mal...", fügt er mit fester Stimme hinzu und steigt die Stufen hinauf, wobei die Musik bei jedem Schritt lauter wird. Tief einatmend bleibt er schließlich vor der Zimmertür stehen und klopft laut gegen das Holz. *~*~*~*~* Konzentriert malt Ricki eine orangefarbene Fläche schwarz aus, das Klopfen an seiner Zimmertür nimmt er erst gar nicht wahr, da er viel zu sehr auf seine Arbeit und die Musik konzentriert ist, als dass ihn irgendwelche nervigen Hintergrundgeräusche interessieren. Mittlerweile haben die vielen dicken Striche Gestalt angenommen und man kann jetzt deutlich die Umrisse einer Krähe erkennen die auf einem schwarzen Ast sitzt. Allerdings müssen noch viele Flächen ausgemalt werden und Ricki hegt langsam den Verdacht, dass sein Edding ihn kurz vor der Vollendung im Stich lässt. Murrend schüttelt er ihn hin und her, in der Hoffnung, dass er dann wenigstens die Krähe fertig bekommt. Gedanken darüber, dass er hierfür eventuell gewaltigen Ärger kriegen könnte, da er ohne nachzufragen die Wände beschmiert, macht er sich nicht. Selbst wenn, ihm ist es doch egal, wenn diese Leute hier wütend auf ihn sind. Vielleicht kriegt er sie sogar so weit, dass sie ihn wieder zurückschicken. Als er sich an der Schwanzspitze zu schaffen macht, geht die Tür hinter ihm auf und er dreht sich reflexartig um. Vor Schreck wäre im beinahe der Edding aus der Hand geglitten, da plötzlich ein großer Mann in der Zimmertür steht und ihn betrachtet. Bewegungslos erwidert Ricki den Blick, während unzählige Gedanken durch seinen Kopf schwirren, sodass ihm etwas schwindelig wird. Trotz der lauten Melodie, hat er das Gefühl, als dringe das Ticken der Wanduhr zu ihm hervor. Laut und immer lauter... Tick... Tack... Tick... Tack... Tick... Tack... Erst als der Mann die Anlage leiser dreht, verstummt das gleichmäßige Tickgeräusch und Ricki atmet angespannt aus. Das beklemmende Gefühl, das er hatte, als sie vor diesem Haus angehalten haben und das in dem Augenblick verschwunden ist, als er erfahren hat, dass sein Vater nicht da ist, kehrt nun wieder zurück. Wie paralysiert verfolgen Rickis Augen jede seiner Bewegungen, mustern sein Gesicht, seine Statur... Ricki kommt es so vor, als blicke er in einen Spiegel, der ihm zeigt, wie er in späteren Jahren einmal aussieht, was schließlich dazu führt, dass er immer blasser im Gesicht wird und das Verlangen verspürt, sich zu übergeben. Ihm ist schlecht, da er nicht weiß, wie er sich verhalten soll. Er hat sich so viele Dinge zurecht gelegt, die er diesem Menschen an den Kopf werfen wollte, aber nun bekommt er kein einziges Wort heraus. Eine unbekannte Hilflosigkeit überkommt ihn. Er ist innerlich so wütend, dass er jetzt laut schreien könnte, aber gleichzeitig ist er so bitter enttäuscht, dass er sich am liebsten unter der Decke zusammen rollen und heulen möchte. Dass das Zusammentreffen mit seinem Vater eine solche Wirkung auf ihn hat, überlastet ihn einfach. Verschwinden... das ist das einzige was er jetzt will. Dieser Mann dort, er soll verschwinden, diesen Raum verlassen und ihm nie wieder unter die Augen kommen. Eine unangenehme Stille tritt ein, in der keiner von beiden etwas sagt, oder gar Anstalten macht, sich wieder zu bewegen. Nach und nach bildet sich ein Lächeln auf Frederiks Gesicht. "Es ist schön, dass du da bist", sagt er schließlich und geht ein paar Schritte auf Ricki zu. Wenn er ihn so ansieht, erkennt er sich selbst wieder, nur dass er in dessen Alter keine langen Haare hatte und auch andere Klamotten getragen hat. Es ist ein eigenartiges Gefühl plötzlich jemanden gegenüber zu stehen, den man noch nie zuvor gesehen hat, aber trotz allem eine Art Verbundenheit zu dieser Person spürt. Ricki hingegen sieht dieses näher kommen gar nicht gern. Er wird zunehmend nervöser und der Druck in seinem Kopf schwillt wieder an. Das geht ihm zu schnell, selbst wenn er dachte, er ist in der Verfassung seinem Vater zu begegnen und ihm seine Meinung zu sagen, so muss er jetzt erkennen, dass er davon noch ziemlich weit entfernt zu sein scheint. Normalerweise ist er nicht auf den Mund gefallen, aber jetzt scheint irgendetwas in ihm seinen Widerstand zu blockieren, sodass er nicht in der Lage ist, diesem Mann klar zu machen, dass er sich zum Teufel scheren soll. Der Anblick tut einfach nur weh. Binnen weniger Monate ist sein ganzes Leben zu einem regelrechten Trümmerhaufen zusammengefallen und nun muss er sich auch noch hiermit auseinander setzen. "Ich weiß, dass du jetzt in einer Phase bist, wo du mir bestimmt am liebsten an den Hals springen würdest, aber es würde mich wirklich sehr freuen, wenn wir beide uns demnächst mal zusammen setzen und über alles reden", bricht Frederik das entstandene Schweigen. Durch Rickis Reaktion auf ihn, ist ihm bereits klar, dass er heute und morgen nicht viel weiter an ihn heran kommt. In dieser Hinsicht ist es immer besser, Jugendliche nicht zu bedrängen sondern darauf zu warten, dass sie von sich aus das Gespräch suchen. Das zumindest rät er seinem Patienten immer, wenn sie wegen einer Familienberatung zu ihm kommen. Schwer atmend senkt Ricki seinen Blick. Sein Blutdruck macht ihm wieder zu schaffen, was er daran merkt, dass ihm schon wieder schwindelig wird. Er regt sich einfach viel zu sehr auf... nein, dieser Mann dort, der sich Vater schimpft, regt ihn auf! Das alles ist nur seine Schuld, dass er sich jetzt wieder so beschissen fühlt. Warum muss er auch ausgerechnet hier herauf kommen und anfangen mit ihm zu sprechen, wo es ihm ehrlich gesagt am Arsch vorbei geht, was dieser Mensch ihm zu sagen hat, beziehungsweise was er will. "Raus..." Ein einziges Wort, ruhig, aber dennoch ausdrucksstark ist alles, was Ricki heraus bekommt. Zu mehr ist er im Moment nicht in der Lage, aber es sagt alles aus, was zur Zeit in seinen Kopf durcheinander wirbelt. Frederik nickt sacht und versucht nicht allzu enttäuscht zu wirken. Um ehrlich zu sein, hat er auch nichts anderes erwartet, als einen Rauswurf. Leise seufzend geht er zur Anlage und stellt die Musik wieder an. "Um sechs gibt es Essen. Wäre schön, wenn du dann runter kommst", sagt er neutral, bevor er die Lautstärke wieder auf ihre ursprüngliche Höhe zurückdreht. Danach geht er ohne weiteres aus dem Raum und schließt die Tür hinter sich. Erleichtert lässt Ricki sich zurück in sein Kissen sinken und schließt die Augen. Einerseits ist er froh, dass er seinen Vater ohne große Probleme aus seinem Zimmer gekriegt hat, aber andererseits... "Arschloch...", murmelt Ricki und streicht sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. *~*~*~*~* Zum Abendbrot ist er nicht herunter gekommen, was Frederik nicht wirklich überrascht. Katja hingegen ist ein wenig enttäuscht, da sie damit gerechnet hat, dass sie am ersten Tag wenigstens alle zusammen essen können. Alexander kam von Mark zurück, kurz nachdem sein Vater Rickis Zimmer verlassen hat. Er weiß, dass seine Eltern viel wert auf das gemeinsame Abendessen legen, seine Mutter ganz besonders. Aber im Gegensatz zu seiner Mutter, ist er froh darüber, Ricki jetzt nicht neben sich sitzen zu haben. "Ich habe eigentlich damit gerechnet, dich zu Hause vorzufinden", meint Frederik und nippt an seinem Kaffee. Alexander verdreht daraufhin leicht genervt die Augen und starrt auf sein Marmeladenbrot. Na wunderbar, jetzt darf er sich scheinbar noch eine Standpauke anhören, da er nicht bei ihrem neuem 'Familienmitglied' geblieben ist, oder was? "Ob du es glaubst oder nicht, aber blöde anlabern lassen kann ich mich auch woanders", gibt er murrend zurück und beißt lustlos von einer Ecke ab. Irgendwie ist ihm der Appetit längst vergangen. Nicht nur, dass er sich die letzten Wochen ständig die Predigten seines Vaters anhören durfte, von wegen wir müssen alle versuchen miteinander zurecht zukommen und so weiter, nein, jetzt wird ihm auch noch vorgeworfen, nicht hier gewesen zu sein. Frederik sieht seinen Sprössling seufzend an und stellt die Tasse ab, während Katja sich vorerst besser raus hält. Wenn sie eines nicht leiden kann, dann sind es solche Unterhaltungen während des Essens. "Wir müssen berücksichtigen, dass er zur Zeit eine schwere-" "Eine schwere Phase durchmacht. Ja, ja." Und was ist mit ihm? Ricki hier, Ricki da. Ricki macht eine schwere Phase durch. Wir müssen mit Ricki verständnisvoll umgehen. Wirklich großartig, und was bitte schön ist mit ihm? Was in ihm im Moment vorgeht, scheint hier keinen zu interessieren. Die Art und Weise seines Vaters regt ihn einfach nur auf. Dieser Freak ist noch keine 24 Stunden hier, aber schon spielt sein Vater sich hier auf, als gäbe es nur noch Ricki und dass man sich um ihn bemühen muss. "Könntet ihr beide eure Diskussion bitte nach dem Essen fortsetzen", meldet sich Katja nun zu Wort, der diese Unstimmigkeiten nicht sehr behagen. Alexander, der nun erst in Streitstimmung kommt, hat alles andere als Lust dazu, die Unterhaltung hier zu unterbrechen. Im Gegenteil, nachdem sich hier alle wie die Bekloppten aufführen, hat er ja wohl auch mal ein Recht dazu, seine Meinung zu sagen. Gerade als er seiner Mutter widersprechen will, taucht Ricki im Türrahmen auf und betritt zögernd die Küche. Alle Augenpaare richten sich automatisch auf den Jungen, der schweigend und ohne auf die eintretende Stille einzugehen, den Tisch ansteuert, sich eine Scheibe Brot und Käse schnappt und damit ohne ein Wort zu verlieren den Raum wieder verlässt. Sein Kopf hat sich zwar immens dagegen gesträubt nach unten zu gehen, da er sich vorgenommen hat in den Hungerstreik zu treten, aber am Ende hat sein Magen doch das Vorrecht für sein Handeln übernommen. Der Geist war willig, doch das Fleisch war schwach. Dennoch lässt er sich nicht darauf ein, sich mit an den Tisch zu setzen. Er hat keinen Bock auf dieses traute Familienleben, das diese Leute hier spielen und in das sie ihn, auf Deubel komm raus, mit einbeziehen wollen. Kurz darauf hört man in der oberen Etage, wie eine Tür laut knallend ins Schloss fällt. Frederik resigniert und leert seinen Kaffee, während Katja ein wenig überrumpelt dasitzt und ein wenig enttäuscht auf den leeren vierten Stuhl blickt. Niemand verliert ein Wort über Rickis Verhalten, was Alexander nur noch wütender macht. Wenn er auch nur einmal zu spät kommen würde, dürfte er sich sonst was anhören, aber sein Halbbruder kann tun und lassen was er will, oder wie soll er das verstehen? "Ich bin satt", murmelt er knapp, steht auf und verlässt angesäuert die Küche, den erschrockenen Blick seiner Mutter im Nacken spürend. "Alexander", ruft sie ihm hinterher und macht Anstalten aufzustehen, wird aber von ihrem Mann, der sie nun an der Hand festhält, daran gehindert. "Lass ihn. Das wird schon wieder", meint er ruhig und beschmiert sich eine Scheibe Brot mit Butter. Seufzend kapituliert Katja und widmet sich wieder ihrem Essen. Sie versteht nicht, wie ihr Mann so gelassen bleiben kann, während hier alle anfangen zu rebellieren. So hat sie sich das neue Zusammenleben durchaus nicht vorgestellt, dabei bemüht sie sich wirklich um ein intaktes Familienhaus. Nur scheinbar wehren sich zwei Jugendliche mit allen Mitteln dagegen, dies alles zu akzeptieren. *~*~*~*~* Lustlos kaut Ricki auf seinem Brot herum, während er auf seinem Balkon liegt und in den strahlend blauen Himmel blickt. Vereinzelt ziehen ein paar Schäfchenwolken vorbei und ein lauer Wind streicht ihm über das Gesicht. Neben ihm sind mehrere Zigarettenfilter auf dem Boden verteilt und es liegt noch ein leichter Nikotingeruch in der Luft. Nachdem sein Vater das Zimmer verlassen hat, war er so durch den Wind, dass er erst einmal eine rauchen musste. Nur ist es bei einer nicht geblieben, sondern am Ende hat er sieben Zigaretten hintereinander konsumiert. Kein Wunder also, dass ihm ein wenig schlecht wurde, da er ja seit dem Frühstück nichts mehr gegessen hatte und auf nüchternden Magen kann das schon sehr unangenehm werden. Sein Handy, das nun wieder aufgeladen ist, hat er in Reichweite gelegt, da er immerfort SMS-Nachrichten von seinen Freunden bekommt, die wissen wollen, wie der Einzug gelaufen und wie seine neue Familie so ist. Auf die meisten hat er kurz und knapp mit 'Beschissen' geantwortet, da er keine Lust hat, alles noch mal ausführlich durchzugehen, da er davon nur wieder schlechte Laune bekommt. Ricki schiebt sich das letzte Stück Brot in den Mund und erhebt sich schwerfällig vom Boden. Seine Hände suchen das Geländer und ziehen seinen Körper hoch. Gelangweit und in Gedanken versunken lässt er seinen Blick über das große Feld schweifen. Auf dem Sandweg fahren ein paar Kinder mit ihren Fahrrädern vorbei, lachen, reden und kreischen. Ricki verfolgt ihren Weg, bis sie im Wald verschwinden, bevor er sich seufzend vorbeugt und die Unterarme auf dem Balkongeländer abstützt. Sehr tief ist es nicht, wenn man bedenkt, dass er vorher in einem Hochhaus gewohnt hat. "Perfektes Haus... perfekter Garten...", brummelt er leise und mustert die große Grünfläche des Grundstückes. Ob in dem kleinen Teich auch noch so kitschige, klischeehafte Goldfische herumschwimmen? Er fühlt sich, als wäre er aus versehen in einen 'Schöner Wohnen Katalog' geraten, der ihm zeigt, wie perfekte Familien heutzutage leben. Das laute Klingeln seines Handys reißt ihn aus seinen Gedanken und er bückt sich nach dem nervtötenden kleinen Objekt. Ein Blick auf das Display und er weiß nicht ob er jetzt rangehen, oder es ignorieren soll. Grund genug es zu ignorieren hat er ja, immerhin hat sie ihn hier abgeliefert, aber nach wenigen Augenblicken geht er schließlich doch ran. "Deutsch-katholische Zwangsanstalt", meldet er sich mit rauer Stimme und vernimmt wenig später ein vertrautes, angenehmes Lachen am anderen Ende. /Na wenigstens hast du deine Sprache nicht verloren/, ertönt Melanies lautes Organ aus dem Hörer. Im Hintergrund scheint wie immer Radio zu laufen, da er dumpf die Wetteransage mitverfolgen kann. "Was gibt's? Hast du vergessen den Gefängniswärtern meine Medikamente zu geben?", murrt Ricki und grinst ein wenig dabei. Mit Melanie zu streiten war schon immer eine seiner Lieblingsbeschäftigungen gewesen. Da er sie als Mitbewohnerin und beste Freundin seiner Mutter regelmäßig zu sehen bekam, ist es schon zu einer Art Ritual zwischen ihnen geworden, sich gegenseitig anzustacheln. Eine Zeit lang herrscht Schweigen bis er ein leises Seufzen von Melanie hört. /Geht es dir gut? Hast du schon mit deinem Vater geredet?/, erkundigt sie sich nun vorsichtig, da sie eigentlich angerufen hat, um nachzufragen, ob diese Umstellung ihr Sorgenkind auch nicht zu sehr belastet. Ein verachtendes Schnauben geht von Ricki aus und er starrt frustriert Richtung Wald. Was soll diese blöde Fragerei. Als könnte sie sich das nicht denken. "Wann bringst du meine restlichen Sachen?", fragt er anstatt ihr zu antworten, da er wirklich keine Lust dazu hat, sich Melanies Belehrungen, von wegen anpassen und so, anzuhören. /Nächsten Samstag, sofern nichts dazwischen kommt. Wenn etwas ist, du weißt, du kannst mich jederzeit anrufen/, erwidert sie leicht besorgt. Rickis Tonlage gefällt ihr gar nicht, dabei hat sie so gehofft, dass der Umzug nicht zu schwer für ihn wird. "Dann bis Samstag", sagt Ricki gleichgültig und legt auf. Noch weiter mit ihr zu sprechen verkraftet er jetzt einfach nicht. Dieser Tag ist der weitaus schlimmste in seinem Leben, gleich nach dem Todestag seiner Mutter. Er atmet einmal tief durch, bevor er den Balkon verlässt und die Tür hinter sich schließt. Geräuschvoll lässt er die Jalousien herunter, sodass nur noch durch die kleinen Löcher ein mattes Dämmerlicht herein fällt. Abgesehen davon, ist der Raum jetzt so gut wie abgedunkelt. Mit einer knappen Handbewegung lässt Ricki sein Handy auf den Couchtisch fallen und geht hinüber zu seinem Bett. Schlafen, das ist alles was er jetzt will, auch wenn es noch nicht einmal sieben Uhr abends ist. Aber vielleicht wird er innerlich dann wieder etwas ruhiger und wer weiß... vielleicht wird der kommende Tag nicht so furchtbar wie dieser. TBC Ja, erstes Zusammentreffen mit Vaddern. Ich hab lang überlegt, wie ich es am besten umsetze und am Ende kam das dabei heraus. ^^; Ich weiß, der Teil mag vielleicht ein wenig langweilig erscheinen, aber da es erst das dritte Kap ist und die Story sich genau wie bei der 1. Version langsam aufbaut, bitte ich das zu berücksichtigen. Und ich wollt Ricki auch nicht, nachdem er im letzten Kap ziemlich down war, plötzlich wieder um 180° drehen. Ok, Kommis, Buttons und Fragen bitte hier abliefern. Bis zum nächsten Kap. Baba -Neya- ("^^) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)