Mad Life von -Neya- (Welcome to my sick sad reality - Kapitel 4) ================================================================================ Kapitel 2: Eine neue Familie ---------------------------- So, nach langem geht es hier auch mal wieder weiter. Tut mir leid, dass ich mich in den letzten Wochen nicht um Mad Life kümmern konnte, aber es gab da ne Menge Sachen, die ich vorher erledigen musste und von daher konnte ich hier nicht eher weiter schreiben. >__> Aber ich werde mich von nun an bemühen, hier wieder regelmäßig zu posten. *feierlich die Hand heb* An dieser Stelle möchte ich mich bei euch allen für die lieben Kommentare zum letzten Kapitel bedanken. Freut mich wirklich, dass ein paar von euch an der neuen Version interessiert sind. *alle knuddel* Ich weiß, dass viele hiermit überhaupt nicht einverstanden sind, aber ich kann es nun einmal nicht ändern. Die alte Version fortzusetzen wäre einfach herzlos, da ich nicht mehr hinter der Story stehen kann und die Kapitel einfach nur noch lieblos hingeklatscht wären. o.o Mad Life ist in erster Linie ein Drama, gespikt mit einigen sarkastischen Kommentaren und nem Hauch Schmalz. (der kommt aber erst später ^^") Also wundert euch nicht über einen völlig neuen Verlauf der Dinge und über neue Hauptcharas. Angaben: Link zur 1. Version: http://animexx.4players.de/fanfic/?doc_modus=startseite&ff=49390&relink=%2Ffanfic% Titel: Mad Life ~ Welcome to my sick sad reality ~ Teil: 2/? Genre: Drama, Humor (eher mein Sarkasmus), Shônen-ai (erst später), Shôjo-ai (erst später), Realität, Romantik (im geregelten Maß und auch nicht so, dass man n Schock kriegt) Rating: PG-14 (später auch PG-17) Alles gehört mir, Schauplätze, Figuren, Storyidee etc. ^^ So, und nun viel Spaß beim zweiten Kapitel. Kapitel 2: Eine neue Familie Das laute Klackern von Katjas Pumps hallt durch den Flur, als die junge Frau die Treppe hinauf steigt, gefolgt von Alexander, der widerwillig einen von Rickis Koffern und eine Reisetasche mit sich hinaufhievt. Es ist schwer zu übersehen, dass der blonde Junge alles andere als begeistert darüber ist, dass er von nun an einen Halbbruder hat, der vom Äußeren her locker als Marilyn Mansons Sohn durchgehen könnte. >Am Besten schließt man nachts dir Tür ab, bevor er einen absticht<, denkt Alexander missmutig und wirft einen kurzen Blick über die Schulter, wo Ricki sich gerade mit seinen zwei verbliebenen Koffern und einem Rucksack abmüht, während seine Tasche klimpernd hin und her schwingt. Einige schwarze Haarsträhnen fallen ihm dabei ins Gesicht und lassen ihn noch heruntergekommener wirken, als er ohnehin schon aussieht. >Freak.< Kopfschüttelnd wendet Alexander seinen Blick wieder nach vorne, wo seine Mutter gerade die obere Etage erreicht hat. "Frederic und ich haben das Gästezimmer so gut es geht für dich eingerichtet", ertönt plötzlich Katjas Stimme, als sie vor einer weißen Tür anhält. Alexander schleppt sich die letzten zwei Stufen hinauf und lässt den Koffer, sowie die Tasche dann rücksichtslos auf den Boden fallen. Ricki funkelt ihn daraufhin säuerlich an und erklimmt ebenfalls die letzten Treppenstufen. Wirklich großartig, nicht nur, dass er gegen seinen Willen in dieses Irrenhaus gesteckt wurde, nein, jetzt wird er auch noch in ein Gästezimmer abgeschoben. Wahrscheinlich warten diese Leute nur darauf, dass er den Raum betritt, um ihn darin einzusperren. Schließlich passt er in diese 'perfekte' Familie ebenso wenig rein, wie ein Rabe in eine Papageienhandlung. "Wir hoffen, dass es dir gefällt", fährt die junge Frau lächelnd fort und öffnet die Tür. Misstrauisch bleibt Ricki im Türrahmen stehen und späht in sein neues Zimmer. Ein recht großer Raum mit orangefarbenen Tapeten und dunkelblauer Sitzgarnitur offenbart sich ihm, der zudem mit einem Fernseher, einem DVD-Player, sowie einem Computer ausgestattet ist. An der gegenüberliegenden Wand steht ein großes Futonbett und am anderen Ende des Zimmers befindet sich eine Übergangstür, die direkt auf einen Balkon führt. Theoretisch ein schöner, bewohnbarer Raum, aber praktisch? "Orange?", entfährt es Ricki in einem eigenartigen Ton und er hebt skeptisch eine Augenbraue. Ist er ein Mädchen, oder was soll er davon halten. Er hat ja nichts gegen die Farbe an sich, aber wenn er in Zukunft jeden Morgen von diesem grellen Orange aus allen Richtungen angelacht wird, dann wird er früher oder später daran erblinden. "Nun, wir dachten, dass es eine schöne, jugendliche Farbe ist", meint Katja und betritt das Zimmer, wobei sie Ricki andeutet ihr zu folgen. Der verzieht nur angenervt das Gesicht und schleift seine Koffer in den hellen Raum. >Jugendliche Farbe<, denkt er spöttisch und lässt seine Koffer vor einem großen, hellbraunen Kleiderschrank stehen. Mal ganz ehrlich, sein Geschmack ist das überhaupt nicht, aber vielleicht wird er sich im nächstgelegenen Geschäft ein paar Spraydosen besorgen, mit denen er die Wände ein wenig verschönern, sprich, beschmieren kann, damit er nicht irgendwann vor lauter Orange Zuckungen bekommt. "Mum, kann ich dann wieder verschwinden?", fragt Alexander leicht genervt und verschränkt die Arme vor der Brust. Er hat weiß Gott besseres zu tun, als hier herumzustehen und Maulaffen feil zu halten. "Ich dachte, ihr zwei möchtet euch noch ein wenig unterhalten?", entgegnet Katja verwundert und wendet sich ihrem Sohn zu, der eine Miene wie sieben Tage Regenwetter zieht. Ricki blickt nicht minder abgeneigt drein. Über was soll er sich denn bitte schön mit diesem arroganten Fatzken unterhalten? Vielleicht darüber, wie lange man im Solarium liegen kann, ohne davon bleibende Hirnschäden zu bekommen, oder eventuell über die richtige Menge Gel, die man benötigt um sich eine solche Frisur zu machen, die jeder Siebzehnjährige heutzutage trägt? "Aber ich wollte noch zu Mark", gibt Alexander angesäuert zurück und funkelt seine Mutter böse an. Wenn seine Eltern hier einen auf Großfamilie machen wollen, dann sollen sie das mal getrost ohne ihn machen. Er war schließlich von Anfang an nicht wirklich begeistert darüber, einen Halbbruder zu bekommen, alleine schon aus dem Grund, dass seine Eltern sich deswegen eine gute Woche lang gestritten haben, da sein Vater damals eine kurze Affäre gehabt hat, aus der nun besagter Freak entstanden ist. Seine Mutter hat sich zwar wieder beruhigt und es scheint sogar so, als würde sie alles daran setzen, dass es dem neuen Familienmitglied hier gut geht, aber er sieht die ganze Sache ein wenig anders. Da taucht dieser Ricki plötzlich in seinem Leben auf, bringt sein gesamtes Familienleben durcheinander und dann erwarten seine Eltern auch noch, dass er den ungewollten Neuankömmling mit offenen Armen empfängt? Nun ja, einen Halbbruder zu haben ist ja im Endeffekt nicht so schlimm, aber wenn dieser dann auch noch aussieht wie der Tod auf Latschen, dann wird es für ihn noch schwerer, sich an ihn zu gewöhnen, beziehungsweise ihn zu akzeptieren. "Ach, Mark, Mark. Den kannst du doch jeden Tag sehen." Mit einem vorwurfsvollen Blick sieht Katja ihren Sprössling an, der innerlich resigniert aufseufzt und sich gedanklich schon einmal von seinem verplanten Nachmittag verabschiedet. "Ich würde lieber ein wenig allein sein", mischt Ricki sich nun ein, da er sich langsam aber sicher ein wenig übergangen vorkommt. Vielleicht sollte diese Person ihn erst einmal fragen, ob er überhaupt Lust darauf hat, sich mit ihrem Sohnemann zu unterhalten. Er für seinen Teil wäre froh, wenn er Alexander so wenig wie möglich sehen muss, da er ihm mehr als nur unsympathisch ist. Ein wenig verwirrt wendet sich Katja Ricki zu, der sie ernst und mit einem kühlen Blick betrachtet. Die Abneigung ihr gegenüber lässt sich nur schlecht leugnen. Ein leises Räuspern geht von Katja aus, bevor sie sich umdreht und zurück zur Tür geht. "Versteht sich. Wenn etwas sein sollte oder du irgendetwas brauchst, ich bin draußen auf der Terrasse", sagt sie mit einem leicht gezwungenen Lächeln, bevor sie das Zimmer verlässt und langsam die Treppe hinuntergeht. Alexander wirft seiner Mutter einen fragenden Blick zu, bevor er den Raum betritt und leise die Tür hinter sich schließt. Mit einem düsteren Gesichtsausdruck lehnt er sich gegen das weiße Holz und mustert sein Gegenüber missbilligend. Was glaubt er eigentlich, wer er ist, dass er sich so abweisend seiner Mutter gegenüber verhält? Immerhin kann dieser Störenfried froh sein, dass er hier überhaupt aufgenommen wird, wobei Alexander selbst immer noch nicht verstehen kann, warum sein Vater sogleich zugestimmt hat, als diese Frau, die seinen Halbbruder gebracht hat, angerufen und ihm von der Situation erzählt hat. "Wie wäre es, wenn du mal ein wenig entgegenkommender wärst? Schließlich ist es keine Selbstverständlichkeit, dass du hier wohnen darfst", beginnt Alexander, und versucht dabei so ruhig wie möglich zu bleiben. Es passt ihm einfach nicht, dass dieser Junge sich so einfach in sein Leben einschleicht und alles durcheinander bringt. "Hab ich die Null gewählt, dass du dich meldest?", erwidert Ricki mit einem sarkastischen Lächeln und wendet sich dem anderen Jungen zu. Wenn dieser Alexander scharf auf eine Auseinandersetzung mit ihm ist, dann bitte. Ihm persönlich soll es nur recht sein, da er schon seit langem etwas sucht, woran er seinen angestauten Frust auslassen kann. Und so eine kleine Prügelei mit seinem neuen Halbbruder ist doch dann gar nicht mal so verkehrt. "Spiel dich bloß nicht so auf. Und damit du es weißt, auf so einen wie dich kann ich hier verzichten", fährt Alexander ihn wütend an und ballt seine Faust, während er innerlich versucht ruhig zu bleiben, damit er Ricki jetzt nicht sein selbstgefälliges Grinsen aus dem Gesicht schlägt. Diese Freaks glauben wohl, sie können sich alles erlauben. "Dito", gibt Ricki knapp zurück und fummelt seine Zigarettenpackung aus der Hosentasche. Das Gespräch ist hiermit für ihn beendet. Beide haben ihren Standpunkt klar gemacht. Er hat keinen Bock auf ihn und umgekehrt genau so. Gemächlich geht er auf den Balkon zu, reißt die Tür auf und entzündet eine Zigarette. Ein feiner Dunst umhüllt ihn und der Geschmack von Nikotin breitet sich in seinem Mund aus. Das hat er jetzt wirklich gebraucht, um sich ein wenig zu beruhigen. Hinter sich hört er, wie die Zimmertür geöffnet wird und kurz darauf laut knallend ins Schloss fällt. Anscheinend zieht sein Halbbruder es vor das Feld zu räumen. "Schade eigentlich", murmelt er und lehnt sich an das Geländer. Er hätte jetzt nichts gegen einen kleinen Schlagaustausch gehabt, aber da werden sich bestimmt noch häufiger Situationen ergeben, in denen er seiner Wut Luft machen kann. Nachdenklich lässt Ricki seinen Blick hinunter in den Garten gleiten. Ein kleiner Teich befindet sich weiter hinten und auf der großen Rasenfläche stehen mehrere kleine Büsche und Sträucher, die zum Teil ihre langen Zweige schon auf den Boden hängen lassen. Hinter dem Zaun, der das Grundstück von einem Feldweg trennt, erstreckt sich ein großes Waldgebiet, das direkt hinter einem großen Feld mit Sonnenblumen und Gräsern liegt. >Ich bin hier wirklich am Arsch der Welt<, geht es ihm durch den Kopf und er bläst den Rauch durch seine Nase in die warme Sommerluft. Ein lauer Wind fährt durch seine Haare und über ihm, ist das regelmäßige Zwitschern einiger Vögel zu vernehmen, die unter dem Dach wahrscheinlich ein Nest gebaut haben. Diese Ruhe macht ihn geradezu wahnsinnig. Vorher hat er in einem Hochhaus direkt neben einer Hauptstraße gewohnt. Die ständigen Motorengeräusche und das laute Hupen der Autos gehörten dort quasi zu seinem Alltag, ebenso wie die nervigen Nachbarn, die sich immer über die zu laute Musik in seinem Zimmer beschwert haben und das laute Gebrüll der Jugendbanden, die sich meistens auf dem Hinterhof gegenseitig Krankenhausreif geschlagen haben. Ein lautes Stöhnen entweicht seiner Kehle und er streicht sich ein paar lästige Strähnen aus dem Gesicht. Wenn er so darüber nachdenkt, was er von nun an alles vermissen wird, dann breitet sich wieder so ein unangenehmer Kloß in seinem Hals aus, der ihn innerlich zu ersticken droht. Sein Körper sträubt sich nicht minder dagegen hier zu sein, wie sein Verstand. Er fühlt sich hier nicht wohl, und wenn wirklich jemand annimmt, er wird sich hier früher oder später einleben, dann hat dieser jemand sich aber gewaltig getäuscht. Seufzend nimmt Ricki einen letzten Zug von seinem Glimmstängel, bevor er sich in die linke Hand spuckt und seine Zigarette darin ausdrückt. Den Filter lässt er rücksichtslos auf den Boden fallen, bevor er wieder in sein Zimmer zurückgeht und sich daran macht, sein Hab und Gut zu verstauen. Am besten wird es wohl sein, er grübelt vorerst nicht weiter über seine mehr als bescheidene Lage nach, sonst kriegt er nur wieder einen seiner Wutanfälle. Sein Blutdruck ist in den letzten Wochen ohnehin nicht gerade der beste, von daher ist es für ihn nur ratsam, wenn er sich so wenig wie nur möglich über irgendetwas hier aufregt. Summend öffnet er seinen ersten Koffer, der nichts anders als Schuhe, Gürtel, Hals- und Armschmuck enthält. Jedem anderen, wäre bei dem Anblick, der vielen Nieten wahrscheinlich schwummrig geworden. Man könnte wirklich denken, dass Ricki einen Laden ausgeräumt hat. Nachdem er seine Springerstiefel, Boots und DocMartens, sowie seinen Körperschmuck im Schrank verstaut hat, macht er sich an die anderen zwei Koffer, wovon der eine voll gestopft mit schwarzen Hosen und Röcken ist und der andere bis zum bersten voll gefüllt mit schwarzen Oberteilen und einem langen schwarzen Mantel, den er aber hauptsächlich im Winter trägt. Nach und nach räumt er seine Kleidung in die Fächer ein, wobei er leicht grinsen muss, als er als einziges farbiges Kleidungsstück seinen rot-schwarz karierten Schottenrock sieht. Schließlich macht er sich daran, seine große Reisetasche auszuräumen, die neben Unterwäsche auch noch seine Schminkutensilien und Pflegeprodukte enthält. Er mag zwar ziemlich daneben aussehen, aber niemand soll ihm sagen, er kümmert sich nicht um seinen Körper. Was ihm in diesem Zimmer noch fehlt, ist ein großer Spiegel, aber da wird er wohl noch Abhilfe für schaffen. Innerhalb von guten 35 Minuten, hat Ricki alles zu seiner Zufriedenheit verstaut. In seinem Rucksack befinden sich nur noch seine CDs, DVDs, Computerspiele und ein paar Bücher, sowie eine große, schon ziemlich armselig aussehende, graue Stoffmaus, die er seit seiner Geburt hat. Alles andere aus seinem Zimmer, wollte Melanie nächstes Wochenende vorbeibringen, da sie meinte, dass das Auto schon voll genug wäre, und Ricki auch mal ein paar Tage, ohne seine Krimskramssammlung auskommen wird. Ein wenig unschlüssig hockt er auf dem Boden, bevor er aus seiner armeegrünen Tasche einen Bilderrahmen hervorholt. Zielstrebig krabbelt er auf den Nachttisch zu und stellt ein Bild von seiner Mutter und sich neben einer kleinen Lampe ab. Eine junge Frau von Ende 30 steht dort neben ihm, mit einem breiten Lächeln auf den Lippen und einen Arm um die Schulter ihres Sohnes gelegt. Geistesabwesend betrachtet Ricki ihr Gesicht, während er seinen Kopf auf die Bettkante legt. Er wirkt wie ein kleiner, schwarzer Fleck in einem Meer aus orangefarbenen Tapeten, kitschigen Sonnenblumen, und leisem Vogelgezwitscher, das als einziges Geräusch diese trostlose Stille durchbricht. "Ich will hier nicht sein", wispert er leise und sieht die junge Frau auf dem Bild ein wenig vorwurfsvoll an. Man könnte meinen, er gibt ihr die Schuld daran, dass er nun hier ist, hier bei diesen Leuten, die ihn eigentlich nicht bei sich haben wollen. Ein Seufzen geht von Ricki aus und er erhebt sich schwerfällig von dem hellen Parkettboden. Frustriert hebt er seine Tasche auf und kramt nach seinem Handy. Egal wie teuer es wird, aber er muss jetzt unbedingt mit jemandem reden. Wie von selbst tippen seine Finger die elfstellige Nummer ein, die ihn mit seinem besten Freund verbindet. Er kann nur hoffen, dass Patrick bereits wach ist, da dieser ihn ja heute morgen verabschiedet hat und sich hinterher noch ein paar Stunden aufs Ohr hauen wollte, da für ihn alles vor Zwölf Uhr Mittag, noch mitten in der Nacht ist. Ein leises Tuten ertönt und Ricki beginnt damit, ungeduldig in seinem neuen Zimmer hin und her zu tigern. *~*~*~*~* Genervt lässt Alexander sich in einen der Liegestühle sinken, die seine Mutter auf der Terrasse aufgebaut hat. Mit düsterer Miene starrt er hinüber zu dem kleinen Teich, von wo aus das leise Quaken der Frösche zu hören ist. Seine Mutter sitzt in einem anderen Liegestuhl, blättert in einer Zeitschrift und hält in der linken Hand ein Glas mit Eiskaffee. Dass sie sich so ruhig verhält, als wäre nichts gewesen, macht ihn sogleich noch wütender. "Du bist sicher, dass das funktioniert?", fragt er plötzlich und wendet sich seiner Mutter zu, die ihn über den Rand ihrer Zeitschrift fragend ansieht. "Der gehört hier nicht her", fährt Alexander murrend fort und zieht hin und wieder an seinen Fingern, die daraufhin leise knacken. "Ich mag es nicht, wenn du das machst." Besorgt legt Katja die Zeitung beiseite und rückt ihre Sonnenbrille zurecht. "Und was Ricki angeht, so möchte ich, dass ihr beide euch vertragt. Der Junge hat schon genug mitgemacht in den letzten Wochen", sagt sie besorgt und sieht ihren Sohn bittend an. Alexander rollt daraufhin genervt mit den Augen. Wie er es doch hasst, wenn seine Mutter ihn so ansieht. Da kommt er sich selbst immer wieder der größte Unmensch aller Zeiten vor. Aber er weigert sich standhaft, nur wegen seinen Eltern einen auf innige Bruderschaft mit der wandelnden Landplage zu machen. Allein schon der Gedanke daran, was seine Leute zu Ricki sagen, lässt in ihm ein ungutes Gefühl heranwachsen. >Das wird furchtbar. < Sich selbst aufs höchste bedauernd, fährt er sich durch die Haare und schüttelt dabei unwillig den Kopf. "Für uns alle ist das neu Alexander, aber wir müssen versuchen das Beste daraus zu machen, ok?", meint Katja und lächelt zuversichtlich, so wie sie es immer tut, wenn sie merkt, dass ihr Gegenüber verunsichert ist. "Pf, mal ehrlich, so wie der herumläuft, würde es mich nicht wundern, wenn der nachts heimlich Rituale abhält. Weißt du, dass solche Typen bei uns an der Schule gemieden werden wie Pestverseuchte?", erwidert Alexander missmutig und knackt weiter mit seinen Fingern, was ihn einen mahnenden Blick seiner Mutter beschert, den er aber gekonnt ignoriert. "Gerade deshalb solltest du dich bemühen, mit ihm zurechtzukommen. Denk daran, dass der Junge vor ein paar Wochen seine Mutter verloren hat..." Ein kurzes Schweigen tritt ein, als Katja Ricki in der Terrassentür stehen sieht. Ihre Mundwinkel fallen nach unten und ihr Blick ist wie der eines Kindes, das gerade bei einem Missgeschick erwischt wurde, bevor es dieses beseitigen konnte. Alexander folgt dem Blick seiner Mutter und bleibt ebenfalls an Ricki kleben, der noch ein wenig blasser um die Nase wirkt als sonst, was aufgrund seiner hellen Haut schon etwas zu sagen hat. "Telefon?", ist das einzige was er sagt, während er mit einem undefinierbaren Blick auf die beiden in ihren Liegestühlen hinabblickt. "Tele.... Gleich um die Ecke im Wohnzimmer...", sagt Katja leise und versucht ungezwungen zu lächeln, so, als wenn das eben nicht passiert wäre. Rickis durchsichtiger Blick behagt ihr allerdings nicht sonderlich, als dieser sich umdreht, die Küche durchquert und den Flur entlang in Richtung Wohnzimmer geht. Katja seufzt leise. Ob es ihr gefällt oder nicht, aber sie muss sich eingestehen, dass es nicht so unkompliziert werden wird, wie sie es sich gedacht hat. Die Tatsache, dass ihr Mann ein uneheliches Kind hat, hat sie am Anfang zwar ziemlich geschockt, aber sie hat wenigstens gedacht, dass das Zusammenleben mit Ricki nicht so schwierig sein würde. Aber so wie der Junge sie ansieht, fühlt sie sich gar nicht wohl in ihrer Haut. "Ich bin bei Mark", sagt Alexander schließlich, dem diese bedrückende Stille langsam aber sicher auf den Magen schlägt. Er muss hier weg, bevor er wirklich etwas Dummes tut. Ohne auf eine Antwort seiner Mutter zu warten, verlässt er die Terrasse und geht um das Haus herum, bis er zur Garage kommt, aus der er wenig später sein Fahrrad herausholt. Schwungvoll schwingt er das Bein über den Sattel und fährt vom Grundstück. Er kann nur hoffen, dass er bei seinem besten Freund auf andere Gedanken kommt. Andererseits wird Mark ihn wohl demnächst aus dem Haus schmeißen, wenn er nicht aufhört, ihm die Ohren voll zu jammern. Seit er nämlich von Ricki erfahren hat, was gerade mal drei Wochen zurückliegt, lässt er ständig bei Mark seinen Frust und seine Wut ab. An das misshandelte Sofa will er erst gar nicht denken. Seufzend fährt er die schmale Straße entlang und biegt hinter der Häuserreihe links ab. *~*~*~*~* "Ja, ich", sagt Ricki in den Telefonhörer und lehnt sich gegen das Geländer seines Balkons. Nachdem sein Handy vorhin mal eben entschlossen hat seinen Geist aufzugeben, sprich, der Akku ging leer, musste er sich erst einmal das Telefon von unten besorgen. Eigentlich hat er sich schon gedacht, dass über ihn gesprochen wird, aber zu seinem Bedauern ist er von Natur aus zu neugierig, weshalb er auch nicht anders konnte, als näher heranzugehen, um seine neue Familie mal zu belauschen, was sie so über ihn erzählen. Leider hat er einen ungünstigen Moment erwischt, denn als er näher kam und in diesem Augenblick der Satz mit dem Tod seiner Mutter fiel, da wurde ihm ein wenig schwummrig im Kopf. Es ist natürlich selbstverständlich, dass diese Leute auch über das Thema diskutieren, aber das so hinterrücks mitzuhören war dann doch nicht so angenehm. >Ich will hier weg<, geht es ihm durch den Kopf und er stöhnt leise in den Hörer. /Holst du dir einen runter, oder was soll das?/, vernimmt er die Stimme seines besten Freundes Patrick, der scheinbar versucht ein Lachen zu unterdrücken. Leichte Röte schießt in Rickis Gesicht, da er schon wieder vergessen hat, dass er ja noch den Hörer in der Hand hält. Aber in letzter Zeit driften seine Gedanken einfach immer wieder ab, ohne dass er etwas dagegen machen kann. "Nein... hab mir von unten das Telefon geklaut", gibt er schnaubend zurück und lässt sich auf den Boden des Balkons sinken, wo er sich gegen die Wand lehnt und eine zerknickte Zigarette aus seiner Tasche zieht, zusammen mit seinem Feuerzeug. /Wir waren gerade bei den orangefarbenen Wänden/, fährt Patrick am anderen Ende der Leitung fort und ein warmes Lachen geht von ihm aus, was Ricki sogleich noch mehr Heimweh beschert. Die Vorstellung, von nun an, nur noch per Telefon oder Computer mit seinen Leuten zu kommunizieren, versetzt ihm einen Stich ins Herz. Er hätte es nie für möglich gehalten, dass es so sehr schmerzen kann, von diesen Chaoten getrennt zu sein. "Du fehlst mir", flüstert er in den Hörer und nimmt einen Zug von seiner Zigarette. Seine Hand zittert ein wenig dabei und er schließt für einen Moment die Augen. Selten hat er sich so hundeelend gefühlt. Vielleicht sollte er es doch mal in Erwägung ziehen, vom Balkon zu springen. /Hey, ist ja nicht so, dass du jetzt auf nem anderen Kontinent lebst/, hört er Patrick sagen, der allerdings auch ein wenig bedrückt dabei klingt. "Nein, nur in nem anderen Bundesland", gibt Ricki angesäuert zurück und pustet den Rauch aus seiner Nase aus. /Ich komm dich besuchen, hab ich doch versprochen. Und wenn die da nicht gut zu dir sind, dann kriegen die gewaltig Stress mit mir./ Ricki lacht leise und schnipp ein wenig Asche auf den Boden. Er kann sich schon lebhaft vorstellen, wie das ablaufen wird. Er hat mal wieder einen seiner scheiß Tage, jammert sich bei Patrick aus, woraufhin dieser mit dem nächsten Zug angefahren kommt und das Haus auseinander nimmt. "Das Fahrgeld könnte ich dir nie zurückzahlen, so oft, wie du dann hier antanzen müsstest", erwidert Ricki seufzend und blickt in den wolkenfreien Himmel. Wie er den Sommer doch verabscheut. Noch ein paar Grad mehr und er wird hier oben zerlaufen. /Darüber reden wir noch... Moment.../ Für kurze Zeit sind mehrere Stimme im Hintergrund zu hören, dann ertönt leises Schimpfen, bevor Patrick wieder am Hörer ist. /Muss jetzt Schluss machen, darf mal wieder den Packesel für meine Mutter spielen. Ich ruf dich morgen auf dem Handy an./ "Ist ok... bis dann", sagt Ricki schmunzelnd und drückt seine Zigarette auf dem Boden aus. /Und versuch zu schlafen Kleiner./ Danach ist nur noch ein gleichmäßiges Tuten aus dem Telefon zu hören und Ricki lässt den Arm sinken. Ein wenig enttäuscht drückt er das Telefon aus und legt den Hörer beiseite. Soviel zu seinem Plan, sich durch ein Telefonat von seinen Gedanken und seinem Heimweh abzulenken. Im Nachhinein, hat Patricks Stimme seinen Zustand nur noch verschlimmert. Mit düsterer Miene steht er vom Boden auf, greift nach dem Telefon und verschwindet in seinem Zimmer. Hier steht die Luft zwar genauso wie draußen, aber er ist wenigstens nicht der Sonne ausgesetzt, die seine natürliche Kellerbräune ohnehin schon genug gefährdet. Und was soll er jetzt tun? Wieder runter gehen wird er vorerst nicht. Schon schlimm genug, dass er diesen Leuten von nun an regelmäßig über den Weg laufen wird, da muss er es ja nicht noch herausfordern in ein Gespräch verwickelt zu werden. Unentschlossen bleibt er in der Mitte des Raumes stehen und wirft das Telefon auf sein Sofa. So unangenehm ihm der Gedanke auch ist, aber früher oder später wird er ein Gespräch führen müssen, wenn schon nicht mit seiner Stiefmutter und seinem Halbbruder, so wenigstens mit seinem Erzeuger, der sich bis jetzt noch nicht hat blicken lassen. >Geschäftlich zu tun<, geht es ihm durch den Kopf und ungewollt ballt Ricki seine Faust. Nicht nur, dass er sein ganzes Leben lang noch nie etwas von seinem Vater gehört hat, nein, dieser hält es ja noch nicht einmal für notwendig anwesend zu sein, wenn er hierher abgeschoben wird. Gott bewahre, er hat ja geschäftliches zu tun, das ist natürlich weitaus wichtiger, als seinen Sohn zu begrüßen! Nicht, dass Ricki irgendeinen Wert darauf legt, von seinem Vater begrüßt zu werden, wenn es nach ihm ginge, dann bräuchte dieser Mensch sich ihm nicht einmal zu nähern. Wütend tritt er gegen den dunkelblauen Sessel, der sogleich ein paar Zentimeter verrutscht. Er kennt diesen Mann nicht, aber er hasst ihn. Er hasst ihn dafür, dass er seine Mutter hat sitzen lassen und er hasst ihn dafür, dass er so feige ist und jetzt nicht hier ist, wo er ihm doch so vieles an den Kopf werfen wollte, was seinetwegen in seinem Leben so schief gelaufen ist. Ricki atmet einmal tief durch. In seinem Kopf beginnt sich alles zu drehen und ihm wird leicht schwarz vor Augen. Mit einer Hand streicht er über seinen Hinterkopf und versucht sich zu beruhigen. "Verdammt", flucht er leise und wankt hinüber zu seinem Bett. Dabei wollte er es doch vermeiden sich so dermaßen aufzuregen. Nun spielt sein Blutdruck wieder verrückt Sein Kopf schmerzt höllisch und er greift reflexartig nach seinem Discman und lässt sich damit auf sein Bett fallen. Der Druck in seinem Schädel ist mal wieder unerträglich, aber er hat erst heute Morgen eine Tablette geschluckt und zuviel soll er davon auch nicht nehmen. Resigniert greift er nach dem Stapel CDs, den er auf seinem Nachttisch errichtet hat und legt die erstbeste ein. Zu seinem Glück befindet sich neben dem Nachtschrank eine Steckdose, so kann er wenigstens Musik hören. Auf jeden Fall sollte er sich umgehend neue Batterien zulegen, da das Kabel des Steckers schon ein wenig nervt. Ricki schließt die Augen und steckt sich die Stöpsel in die Ohren. Er will jetzt einfach nichts mehr sehen und nichts mehr um sich herum wahrnehmen. Alle sollen ihn in Ruhe lassen. Wenige Sekunden später ertönt aus den Kopfhörern in voller Lautstärke das Lied Paradoxe Stille von Goethes Erben. TBC Ja, das mal zum zweiten Kapitel. Haben vielleicht schon ein paar gemerkt, dass dies hier nicht wirklich etwas mit der ersten Version zu tun hat. Ich habe mich bemüht auch auf die Gedanken und Gefühle der anderen Protagonisten einzugehen, und mich nicht nur auf Ricki zu konzentrieren. Mein Ziel ist es einfach, Mad Life verständlicher und realistischer zu schreiben und das geht nur, wenn ich mehr auf den Hintergrund dieses Dramas zurückgehe. Habe allerdings nicht vor, dass hier komplett traurig zu gestalten, witzig bleibt es trotzdem, wenn auch nur in Maßen. ^^ Kommis, Limonendrops und Buttons bitte hier abgeben. Baba -Neya- ("^^) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)