Hurt von cu123 ================================================================================ Kapitel 2: "Sommer" ------------------- Titel: Hurt Teil: 2/4 Autor: cu123 Fandom: Weiß Kreuz Kommentar: Halbzeit ^-^ Es tut gut, sowas mal sagen zu können *gg* Bei CD habe ich ja keine Ahnung, wie lang es wird ^^ Schuldig hat hier wieder den Namen Sebastian verpasst bekommen (ich habe mich einfach zu sehr daran gewöhnt) sowie blaue Augen ^^ AU, Crawford/Schuldig Disclaimer: not my boys, no money make... Thanx an Inukichan und kohaku_san ^^ "Sommer" Brad war heute so merkwürdig. Nervös beäugte Sebastian seinen Freund. Das Gesicht des Teenagers war verschlossen, die braunen Augen schienen alles zu sehen, bloß nicht, was gerade vor ihnen lag. Die Ampel schaltete auf Grün um und weitere Unsicherheit gesellte sich zu dem sowieso schon schmerzhaften Knoten in seinem Magen. Es gab Tage, an denen Sebastian es kaum ertrug Autos zu sehen und heute schien es wieder so zu sein. Seine zitternde Hand wurde plötzlich fest umschlossen und als er hochsah, lächelte Brad ihn an. Erleichterung überschwemmte ihn mit Wärme und auf einmal war er wieder in der Lage einen Fuß vor den anderen zu setzen. Gemeinsam mit Brad überquerte er die Straße, während die anderen schon lachend vorausliefen. "Nicht so schnell, sonst kehren wir gleich wieder um." Brad musste seine Stimme nicht extra erheben. Thomas als einer der älteren gehorchte augenblicklich und rief die Jungs zur Ordnung. "Ihr habt ihn gehört. Brav sein oder kein Kino!" Grinsende Gesichter, einige streckten dem Lockenkopf sogar die Zunge raus. "Gib nicht so an!", war zu hören, nichtsdestotrotz verlangsamten alle ihre Schritte. Die Warnung war ernst gemeint und wurde ernst genommen. Sebastian zog an Brads Hand um dessen Aufmerksamkeit zu gewinnen. "Bekomme ich heute mein Eis?" Die blauen Augen hatten ihre Schatten verloren und nahmen jetzt einen bittenden Ausdruck an, der bei jedem außer Fräulein Margot wirkte. Er hatte ihn schon vor einer ganzen Weile perfektioniert. Brad schien für eine Sekunde durch ihn hindurchzusehen, ehe er antwortete. "Du kannst dir im Kino eins aussuchen." "Aber wir wollten doch einen Eisbecher essen gehen." Sebastian zog einen Flunsch. "Ich habe den Aufsatz schließlich fertig geschrieben." Das war inzwischen drei Wochen her. "Sollte das nicht vielmehr _wir_ heißen?" Der Schwarzhaarige lächelte wieder, jedoch abwesend. Der Ausdruck brachte die Angst zurück und so beeilte sich Sebastian zustimmend zu nicken. "Ja, okay. Aber trotzdem." Er konnte stur sein, wenn es um etwas Wichtiges ging. Der Ältere musterte ihn nachdenklich, sagte aber nichts, denn sie hatten inzwischen ihr Ziel erreicht und es gab anderes zu tun. "Stellt euch an und bleibt in der Reihe." Brads Blick brachte erneut Ruhe in die Gruppe und Sebastian gab das Thema vorläufig für verloren. Die Nachmittagsvorstellung war nicht sehr gut besucht, es handelte sich um eine Sondervorführung zur Ferienzeit. Daher mussten sie nicht lange anstehen und ehe Sebastian es sich versah, hatte er nicht nur eine Eintrittskarte in der Hand, sondern auch ein Eis am Stiel. Er zog die Nase kraus. "Das war unfair." Der Teenager lachte leise, zerzauste ihm mit einer Hand das Haar. "Soll ich es essen?", bot er dann an. "Nein, natürlich nicht!" Hastig drückte Sebastian das Eis an sich, bevor Brad den Vorschlag in die Tat umsetzen konnte. Brads Hand kam in seinem Nacken zur Ruhe und begann ihn in den noch beleuchteten Saal hineinzulenken. Thomas hatte sich zusammen mit den Anderen bereits Plätze in den oberen Rängen gesichert und winkte ihnen zu. Bei ihnen angekommen reichte Brad den Popkorneimer weiter, ehe er sich hinsetzte. Rasch nahm Sebastian neben ihm Platz. Auf der Leinwand lief nur Werbung und so beschäftigte er sich damit das Eis auszuwickeln. Das Geschnatter verstummte, als der Film begann. Es handelte sich um die Wiederaufführung eines älteren Disneyfilms. Nervös lutschte Sebastian an seinem Eis und versuchte krampfhaft zu verdrängen, dass er ihn vor ein paar Jahren bereits mit seinen Eltern gesehen hatte. Er scheiterte kläglich. Sebastian sank in dem weichen Sessel immer mehr in sich zusammen, sein Gesicht fahl und viel zu ausdruckslos für das eines Jungen in seinem Alter. Blaue Augen huschten zur Seite, beobachteten Brads reglose Züge. Das war eindeutig besser. Der Teenager schien nicht wirklich dem Verlauf der Handlung zu folgen, sondern blickte auf etwas, das Sebastian nicht sehen konnte. Bunte Bilder spiegelten sich in den blanken Brillengläsern, eine Parodie von Leben. Ohne ihn anzusehen ergriff Brad auf einmal seine Hand, drückte sie beruhigend. Und irgendwie reichte das für Sebastian. Er wandte sich wieder dem Film zu. "Ich bin gleich zurück." Er wusste nicht, wieviel Zeit vergangen war, doch Brads leise Worte holten ihn sofort zurück ins Hier und Jetzt. Sebastian spürte wie seine Hand losgelassen wurde, dann schob sich Brad auch schon an ihm vorbei. Kürzer als einen Herzschlag lang trafen sich ihre Blicke dabei und er vergaß zu atmen. Es war eine Lüge. Dumpf pochte es in seiner Brust, viel zu schnell. Der Film war vollkommen vergessen, während Sebastian wie erstarrt da saß und sich davon zu überzeugen versuchte, dass es nur eine Einbildung gewesen war. Unmöglich. Brad würde ihn niemals anlügen. Urplötzlich dachte er an die Nacht zurück, als er wieder diesen Albtraum gehabt hatte. ,Das kann ich nicht.' Brads Antwort. Sebastian stand auf, als müsste er jede Bewegung neu erlernen, arbeitete sich auf den Ausgang zu. "Hey, wo willst du hin?" Thomas' Stimme. Er hörte sie ohne den Inhalt der Worte zu verstehen. Vor dem Saal stand er einige Sekunden ratlos herum, geblendet vom Licht und verstrickt in eine Angst, die viel realer war als die in seinen Träumen. Brad war nirgendwo zu sehen. Sebastian rannte los. Gerade das Gebäude verlassend, kam er abrupt zum Stehen. Dort war er. Aufgerichtet, fast steif, stand Brad da, blickte zur Straße, wo gerade ein Wagen mit verdunkelten Scheiben hielt. Die Welt wurde verzerrt von ihnen zurückgeworfen, nicht ganz ein Spiegelbild und doch ähnlich genug um erahnen zu können, wie die Wirklichkeit aussehen müsste. "Brad?" Ein heiseres Flüstern, eigentlich zu leise um gehört zu werden. Wind spielte mit schwarzen Strähnen, als der Teenager sich langsam zu ihm umdrehte. Sie wurden von einer ungeduldigen Hand zurückgestrichen, nur um gleich darauf wieder in die Stirn zu fallen. Die Geste war schmerzhaft vertraut. "Du hast hier nichts zu suchen, Sebastian. Geh rein." Kalte Worte, flach und ohne Betonung. Sie hätten ihn innerlich erfrieren lassen können, wenn da nicht die Augen gewesen wären. Gehetzt und voller Sorge, so schnell Brad das auch zu verbergen versuchte. Sebastian setzte sich in Bewegung, stolperte mehr als dass er ging. Und am Ziel angelangt klammerte er sich an den Älteren, als würde dieser sich ansonsten jeden Moment in Luft auflösen. Sekundenbruchteile wurden zu Ewigkeiten, vergingen trotzdem viel zu schnell. Eine Autotür klappte und Brad zuckte unterdrückt zusammen, ehe er Sebastian von sich schob, unerbittlich. "Du musst es vergessen..." Eindringlich geflüstert. Blaue Augen sahen in braune auf, kurz davor zu zerbrechen. Er fühlte sie bereits, die Einsamkeit. Eine alte Bekannte. "Gibt es ein Problem mit ihm?" Die Frage musste keine Drohung in sich tragen um Sebastian vollkommen hilflos werden zu lassen. Brad drehte sich kurz um. "Nein", beeilte er sich zu versichern. Dann die letzten Worte an Sebastian. "Es tut mir Leid." Blicklos sah er zu, wie Brad in den Wagen stieg ohne sich noch mal zu ihm umzuwenden. Und so stand Sebastian immer noch da, als die anderen ihn schließlich fanden. "Sebastian, wo ist Brad?" Warum fühlte er sich so merkwürdig? "Sebastian, was ist los?" Jemand packte ihn an den Schultern, schüttelte ihn. Langsam fokussierte sich Sebastians Blick und er erkannte Thomas, auf dessen Gesicht sich Erleichterung ausbreitete. "Wo. Ist. Brad?" Ganz langsam, jedes Wort betont. Sebastians Stirn legte sich in Falten. "Wer?" ~~*~~ Langsam hatte er die ganzen Fragen wirklich satt. Sebastian kickte einen Stein weg, der über den Asphalt hüpfte und dann still am Straßenrand liegen blieb. Erst die Kinder, danach Fräulein Margot und schließlich auch noch ein Polizist. Er wusste einfach nicht, was sie von ihm wollten. Die Hände in den Hosentaschen starrte Sebastian zum Himmel hinauf, Blau begegnete Blau. Soviel Leere. Sein Blick verschwamm, als Tränen in seine Augen traten. Heiß rannen sie über bleiche Wangen, während der schmale Jungenkörper sich keinen Millimeter rührte, allein gelassen. Irgendwann erwachte Sebastian aus dem tranceartigen Zustand, wischte sich über das Gesicht, in der Hoffnung das Brennen damit verschwinden lassen zu können. Aber es war nicht oberflächlich, sondern tief in seinem Inneren, an einer Stelle, die er nicht erreichen konnte. Etwas knisterte in seiner Hand und mühsam entkrampfte er die zu einer Faust geballten Finger. Ein zerknittertes Foto. Sorgfältig strich Sebastian es glatt, blaue Augen huschten über die lachenden Gestalten hinweg. Er selbst war da, Thomas, ein paar andere aus seinem Zimmer. Und ein Teenager mit schwarzen Haaren, der nachsichtig in die Kamera lächelte. Das Brennen verstärkte sich und ein Gefühl des Fallens gesellte sich hinzu. Er hatte den Boden unter den Füßen verloren und fiel, unaufhörlich, endlos. Als er sich wieder in Bewegung setzte, ließ er seine Füße den Weg wählen. Sie verließen die kaum befahrene Straße, trugen ihn weiter, einen Trampelpfad entlang. Ab und zu wurde Sebastian von Zweigen eines Busches gestreift, manchmal war es nur ein leichter Windstoß, der ihn berührte. Doch die Einsamkeit ließ sich so nicht vertreiben. Er folgte seinem eigenen Schatten, der ihm stets ein Stück voraus war, im Rücken spürte Sebastian die Sonne. Wärme, durch das T-Shirt hindurch. Sein Ziel erkannte er erst, als er es erreichte, sich der See vor ihm ausbreitete. Stilles Wasser, einige Wolken widerspiegelnd. Sonnenstrahlen wurden gebrochen, verschluckt, Überreste glitzerten auf der Oberfläche. Langsam schlenderte Sebastian zu der überstehenden Felsspitze. Solider Stein unter den Sandalen. Er zog sie aus, Fußsohlen berührten den erhitzten Untergrund. Lautlos, wie sein Schatten. Als wäre er überhaupt nicht vorhanden, nur zu Besuch in dieser friedlichen Landschaft, nicht dazugehörend. Sebastian streckte sich lang auf dem Bauch aus, spähte über den Rand nach unten. Und wieder traf Blau auf Blau. Das Wasser rief nach ihm aber irgendwo in seinem Kopf verbarg sich eine Erinnerung. Und sie warnte ihn leise, nicht auf den Ruf zu hören. Das reflektierte Licht begann in seinen Augen zu schmerzen, doch Sebastian sah nicht weg, konnte nicht wegsehen. Die Zeit verging, Sekunden, Minuten, Stunden. Ungeschützte Haut rötete sich unbemerkt. Und erst als es dunkler wurde, das Wasser seinen Glanz verlor, stand Sebastian auf und begann sich auf den Heimweg zu machen, ungeachtet protestierender Muskeln und spannender Haut. Sie schimpften nicht mit ihm, obwohl er zu spät zum Abendessen kam. Ein Teller mit belegten Broten wartete auf Sebastian, sie wurden mit mechanischer Gründlichkeit verzehrt. Schließlich lag er im Bett, bemerkte nicht die gedrückte Stimmung um ihn herum. Geflüsterte Worte, verstohlene Bewegungen, zurückhaltend. Sebastian hatte in den letzten Nächten kein einziges Mal von dem Unfall geträumt. Und dabei sollte es in den folgenden Jahren bleiben. Wenn er schweißgebadet aufschreckte und in die Finsternis starrte, war es mit den letzten Eindrücken einer gesichtslosen Gestalt, die ihm den Rücken zukehrte und davonging ohne zurückzublicken. Nie verließ ein Aufschrei Sebastians Lippen, aber in ihm weinte in aller Stille ein kleiner Junge. ~~*~~ "Kommst du? Wir wollen los." Der Vierzehnjährige sah von dem Buch auf, strich sich orangefarbene Strähnen aus der Stirn. Sebastians Haare fielen widerspenstig in die alte Position zurück, zu lang, um so einfach gebändigt zu werden. Es dauerte einen Moment bis er aus der Welt zurückfand, in die er bis eben versunken gewesen war. Sein Lächeln fiel nicht unehrlich aus, aber irgendetwas fehlte. Steffen bewegte sich, ein wenig unbehaglich vielleicht und dessen Augen flackerten zum Fernseher hinüber, als würde dort eine interessante Sendung laufen und nicht nur eine leere Mattscheibe sein. Sebastian gab seine zusammengerollte Haltung auf, unterdrückte ein Aufstöhnen. Blut kehrte prickelnd in seine fast tauben Beine zurück, keine angenehme Erfahrung. Mit einer Grimasse erhob er sich, das Buch auf der Armlehne liegen lassend. Schnell genug war er soweit auch wieder laufen zu können, begleitete Steffen nach draußen, nachdem er sich rasch etwas überzogen hatte. Die anderen warteten bereits im Auto. Einer der Erzieher würde sie in die Stadt fahren. Zum Glück nicht Fräulein Margot. Selbst jetzt noch fürchtete sich Sebastian ein wenig vor ihr und stand damit nicht allein da. Thomas hatte sich den Beifahrersitz gesichert, grinste ihm entgegen. "Mal wieder die Zeit vergessen? Wenn wir wegen dir zu spät kommen, kannst du was erleben." Es war eine leere Drohung und sie beide wussten das. Kurz trat Belustigung in blaue Augen, die sonst viel zu oft abwesend wirkten. Auf der Suche nach etwas, jemandem, der eigentlich da sein müsste aber immer ein nicht fassbarer Schatten blieb. Die Fahrt würde nicht lange dauern und Sebastian war froh darüber. Hinter seiner Stirn begann es mal wieder leise zu pochen, ein Zeichen sich anbahnender Kopfschmerzen, das er in den letzten Wochen zu erkennen gelernt hatte. Er lehnte sich gegen die kühle Scheibe, betrachtete die vorbeihuschende Landschaft. Bunt gefärbte Blätter tanzten im Wind. Die verschlungenen Bewegungen verstärkten die Schmerzen und leuchtende Punkte durchzogen plötzlich sein Blickfeld, selbst dann noch, als Sebastian die Augen schloss. Glühende Nadeln stachen mitten durch sein Gehirn, zerrissen alle Gedanken. Sebastian hörte seinen eigenen Schrei nicht mehr. Der Geschmack von Blut lag auf seiner Zunge, als der Vierzehnjährige wieder zu sich kam. Seine Augen ließen sich nur mit Mühe öffnen und selbst dann erhielt er nur ein verschwommenes Bild. Von irgendwoher hörte Sebastian ein leises Stöhnen, war aber nicht in der Lage darauf zu reagieren. Halb betäubt befreite er sich von seinem Gurt, drückte die sich ihm einen Moment lang widersetzende Autotür auf, stolperte nach draußen. In einiger Entfernung kam Sebastian holprig zum Stehen, wandte sich langsam um. Und erstarrte. Geweitete blaue Augen versuchten das Bild des von der Straße abgekommenen Autos aufzunehmen, doch sein Verstand verweigerte die Kooperation. Ohne zu verstehen was er sah, glitt sein Blick über die zusammengestauchte Front, die reglosen Gestalten im Innern. Sebastian begann zu zittern. ~TBC~ o.o Ich hoffe man kann sich denken, wo Brad abgeblieben ist. Ich kann jetzt schon sagen, dass er im nächsten Kapitel wieder auftauchen wird... cya, cu ^-^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)