Sieben Leben, 7 Menschen und viele Herausforderungen von Tomonyan (18.02 New Chapter uploadet ^^) ================================================================================ Kapitel 5: Ain't afraid to die ------------------------------ Hi Leute Heute möchte ich gern etwas vorneweg sagen. Ich bin ziemlich deppressiv in diesen Tagen, da mein bester Freund vor drei Tagen bei einem schrecklichen Motorradunfall sein Leben verlor. Deshalb bitte ich um etwas NAchsicht, was die Fehlerquote dieses apitels angeht. Trotzdem möchte ich euch nicht die Stimmung verniesen. Zu diesem Chapter wäre zu sagen, dass alle Toshiya und SHinya fans auf ihre Kosten kommen. Ich wünsche euch viel Spaß. Yingzi P.S: ich hoffe es ging schnell genug. *zu yue schiel* Kapitel 5 Den Rucksack auf dem Rücken geschnallt und aufgeregt von einem Bein auf das andere tippelnd. So stand Toshiya vor Shinyas Haustür. Er hatte bereits zweimal geklingelt und noch hatte niemand ihm aufgemacht. Er drückte zum dritten Mal auf den Klingelknopf und endlich ertönte ein Surren und die Tür sprang auf. Wie ein Blitz jagte Toshiya die Treppen bis in den vierten Stock nach oben. Eine der beiden Wohnungstüren war geöffnet und das hübsche Gesicht eines Teenagers mit kurzen Haaren begrüßte ihn. Toshiya sah auf und wäre beinahe rückwärts nach hinten gefallen. "Shi...Shinya?", kam es etwas unsicher über seine Lippen. "Hai, ich bins." "Was... was hat du mit deinen Haaren gemacht?", fragte Toshiya und starrte weiterhin auf den jungen Drummer. Fragend dreinschauende Mandelaugen erwiderten seinen Blick. "Was soll damit sein?" "Sie... sind so kurz." Shinya schüttelte lächelnd den Kopf. "Ach Totchi. Nichts ist mit ihnen, sieh her." Damit zog der junge Drummer den Zopf aus seinem Oberteil und präsentierte ihn Toshiya in voller Länge. Daraufhin verließ ein lautes Seufzen Toshiyas Mund. "Mach mir nicht solche angst. Deine Haare sind viel zu schön, um sie einfach abzuschneiden." Bei diesen Worten schlich sich ein leichter Rotschimmer auf Shinyas Wangen. "Arigato.", kam es leise zurück. Lächelnd betrachtete Toshiya seinen besten Freund. Er wusste, warum er Shinya so liebte. "Darf ich dann rein kommen?" Der Rotton auf Shinyas Wangen wuchs und er trat hastig beiseite. Schmunzelnd lief Toshiya an dem jungen Drummer vorbei und wartete, bis er die Haustür geschlossen hatte, dann fiel er dem Jüngeren stürmisch um den Hals. "OHAYOOOO SHISHI!!", quietschte Toshiya vergnügt. Shinya fing den jungen Bassisten auf, geriet aber mächtig ins Stolpern, doch letztens Endes fand er sein Gleichgewicht wieder. "Shinya, was ist denn los? Wer hat hier geschrien?" Eine Frau, Anfang dreißig betrat den Hausflur und sah sich suchend nach ihrem Sohn um. Als sie jedoch den schwarzblauen Haarschopf von Toshiya entdeckte, war für sie alles klar. "Konnichi wa Toshiya. Wenn du hier bist, hätte ich mir denken können, wer so geschrien hat.", sagte sie lächelnd und beobachtete vergnügt, wie der Teenager Shinya erschrocken losließ und sich umdrehte. Ein leuchtendes Rot konkurrierte stark mit den dunklen Haaren. "Konnichi wa Terachi-san. Sumimasen, wenn ich zu laut gewesen bin.", entschuldigte er sich und verneigte sich leicht. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Toshiya. Ich bin froh, dass Shinya einen Freund wie dich hat. Aber na ja, macht es euch gemütlich. Ich muss dann los, Shinya. Bis heute Abend." Terachi-san drückte ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich von den beiden Teenagern. Toshiya sah der Frau mit schiefgelegten Kopf hinterher. "Wo will deine Mutter denn hin? Es ist Sonntag." "Ihr Chef hat vor zwanzig Minuten angerufen. Es gibt wohl einen neuen Auftrag für sie.", antwortete Shinya und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Oh man, mich würde das tierisch stressen, wenn ich am Sonntag arbeiten müsste.", meinte Toshiya. "Sie ist eben Managerin und da kann man sich die Arbeitszeiten nicht aussuchen. Für mich ist nur wichtig, dass sie da ist, wenn ich sie brauche und das ist sie. Also ich würde meine Ma gegen keine andere der Welt tauschen." Ein kleines Lächeln zierte Shinyas Lippen, während er das sagte. "Fangen wir dann an?" "Hai, ich warte nur auf dich." Toshiya grinste und machte sich dann auf den Weg in Shinyas Zimmer. Der junge Drummer folgte ihm und ließ sich auf seinem Bett nieder. In Gedanken fragte er sich, ob er Toshiya jetzt oder lieber später auf die Sache im Black Velvet anreden sollte? Er ließ seinen Blick zu Toshiya gleiten, der auf dem Boden saß und dabei war seine Hefter aus dem Rucksack zu ziehen. Shinya nahm seinen Mut zusammen. Er wusste, dass er danach sicher nicht mehr mit Toshiya zum Lernen kommen würde. "Toshiya, ich möchte mit dir reden. Es geht um die Sache im Black Velvet.", sagte der braunhaarige Bishonen und beobachtete mit Überraschung Toshiyas Reaktion. Die Bewegungen des jungen Bassisten gefroren zu Eis und er ließ seine Hefter auf den Boden fallen. "Nani? Was... was für eine Sache denn?", versuchte Toshiya nichtsahnend zu tun. Shinya seufzte. ,Er macht es nur noch schwerer.' "Du weißt genau, was ich meine, Totchi. Meinst du nicht dass es an der Zeit ist, mir etwas zu sagen?" Toshiya wollte etwas antworten, klappte seinen Mund dann aber zu und ließ den Kopf sinken. Blauschwarze Haarsträhnen verdeckten die dunklen Augen des jungen Bassisten. Es vergingen einige Minuten in denen kein Wort gesprochen wurde. Shinya wurde unsicher. Hatte er etwa was falsches gesagt? "Wie lange?", kam es plötzlich aus Toshiyas Richtung. "Nani?", fragte Shinya überrumpelt. "Wie lange weißt du es?" Shinya schluckte. So hatte er Toshiya noch nie reden hören. Sonst klang seine Stimme hoch und vergnügt, doch jetzt war sie tief und ernst. "Ich habe es bereits seit einiger Zeit geahnt, aber sicher bin ich mir erst seit gestern Abend.", antwortete er und sah zu Toshiya hinab. Dieser saß noch immer am Boden, hielt den Kopf weiterhin gesenkt. Aber dann hob er ruckartig auf, starrte Shinya direkt in die Augen. "Wenn dem so ist, dann brauche ich es dir nicht mehr zu sagen, dann weißt du es." Shinya trafen diese Worte tief. Er stand auf, ließ sich vor Toshiya nieder und flüsterte. "Ich will sie aber von dir hören, aus deinen Mund." Toshiya war jeder Bewegung des braunhaarigen Bishonen gefolgt. Anstatt jedoch zu antworten griff er nach Shinyas Hand, zog sie zu sich und plazierte sie auf seiner Brust. Dieser spürte den schnellen Herzschlag des Älteren. "Fühlst du es? Das ist mein Geständnis Shin. Ai shiteru." Einige Augenblicke zogen ins Land ohne das Shinya antwortete, doch dann nahm er seinerseits Toshiyas Hand und legte sie auf sein Herz. Auch seines schlug im schnellen Takt. "Das ist meine Antwort. Toshiya." Shinya senkte den Blick, als er das Leuchten in den dunkeln Augen seines Freundes sah. "Dennoch bitte ich dich. Lass mir Zeit. Ich muss erst damit klarkommen, also laß uns bitte nichts überstürzen, daijobu?" Schüchtern sahen Shinyas mandelförmige Augen zu Toshiya empor. Ein mildes Lächeln ruhte auf dessen Lippen. "Ich will dich zu nichts zwingen. Nehm dir die Zeit, die du brauchst. Ich bin nur so froh, dass diese ständige Ungewissheit nun endlich ein Ende hat." "Arigato, Totchi. Arigato.", flüsterte Shinya und legte sein Gesicht an Toshiyas Brust. Der Ältere schloss seine Arme um Shinyas Körper und zog ihn näher an sich. *** Die Schultasche auf die linke Schulter geschnallt und die Hände in den Hosentaschen vergraben, betrat Kyo das Klassenzimmer. Ihm war egal, dass alle Köpfe sich in seine Richtung drehten und der Lehrer seine Rede unterbrach. "Sie sind zu spät Niimura-kun. Haben Sie einen wichtigen Grund dafür?" "Das geht Sie einen Scheißdreck an!", knurrte Kyo nur und ließ sich neben Gackt auf seinen Platz sinken. Der Lehrer schüttelte nur den Kopf über das wüste Benehmen des kleinen Blonden und machte sich kurz eine Notiz im Klassenbuch. Den abschätzigen Blick Gackts ignorierte Kyo einfach. Seit Samstag hatte sich nichts zwischen ihnen verändert. Mürrisch knallte Kyo Federtasche und Block auf den Tisch, bevor seine Tasche unliebsam auf dem Boden landete. Der dumpfe Schmerz in seinem Unterarm zeigte Kyo, dass wohl einer der Schnitte wieder aufgeplatzt war. Er hatte sie am Morgen verbunden und dann eine seiner schwarzen Armstulpen darüber gezogen. Nur mit einem Ohr lauschte er den Worten des Lehrers, seine restliche Aufmerksamkeit richtete sich auf das Heft vor sich, in das er mit einem Kuli gedankenverloren irgendwelche Kanji zeichnete. Gackt beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, wie so oft im Unterricht. Der Blonde schrieb zwar mit, was der Lehrer ihnen sagte, aber dennoch galt sein übliches Interesse dem kleinen Blonden neben sich. Er wusste selbst nicht, wieso er ständig das Bedürfnis hatte Kyo anzusehen, aber etwas in ihm lechzte immer danach sich jedes kleine Stück Kyos einzuprägen. So entging Gackt auch nicht, dass Kyo seinen linken Arm nur ganz leicht auf den Tisch zu liegen hatte, ganz so, als wollte er ihn schonen. Des weiteren fielen ihm die weißen Stückchen eines Stoffteiles, dass ziemlich dem einer Bandage glich, auf, das Kyo wohl unter der Armstulpe trug. ,Wieso sollte er unter seinen Armstulpen einen Verband tragen?', schoß es Gackt durch den Kopf. Er wusste, dass Kyo ihn nicht mochte, ja vielleicht sogar verabscheute und er hatte keine Lust wieder Ärger mit dem kleinen Blonden zu haben, nur weil er neugierig war, aber war es wirklich nur Neugier, die ihn an Kyo band oder gar noch etwas anderes? Kurzerhand griff Gackt nach einem Blatt Papier, faltete es in der Mitte und schreib eine Nachricht an seinen Banknachbarn. Zwar ahnte er, dass es jetzt wieder nur Argwohn und Zorn in Kyo auslösen würde, aber er konnte es nicht einfach unter den Tisch fallen lassen. Unauffällig tippte Gackt Kyo kurz an, der daraufhin etwas zusammenzuckte, ihm dann einen wütenden Blick zuwarf. Gackt ignorierte ihn, schob statt dessen den Zettel zu Kyo hinüber. Dieser wirkte kurz irritiert, stieß dann ein tonloses Schnauben aus und überflog die wenigen Zeilen. »Ich weiß, es geht mich nichts an und du bist sicher der Letzte der antwortet, aber was ist mit deinem Arm?« ,K'so. Woher weiß er...?', schoß es durch Kyos Gedanken. Ein Blick auf seinen Arm und er erkannte den Grund. Der weiße Stoff des Verbandes lugte hervor. Schnell zog er den schwarzen Stoff darüber und kritzelte auf das Blatt. »Richtig. Es geht dich nichts an, also halt dich daraus! Außerdem kannst du mir gestohlen bleiben. Begreife das endlich!« ,Autsch. Das ist direkt. Daijobu Kyo. Ich lass es, auch wenn etwas dagegen protestiert.' Gackt nickte leicht und Kyo realisierte, dass es die Antwort auf seine geschriebenen Worte war. ,Scheint ja doch nicht so dumm zu sein, wie ich dachte.', dachte der kleine Blonde und widmete sich wieder seinen Kritzeleien, als die Stimme des Lehrers ihn aufblicken ließ. "Niimura-kun. Kommen Sie nach vorn und tragen Sie bitte die Hausaufgaben vor, wenn Sie uns schon mit Ihrer Anwesenheit beehren." Kyo glaubte sich verhört zu haben. Er sollte die Hausaufgaben vortragen? ,Bei dem hakt's wohl!' Er wollte gerade ansetzen zu protestieren, immerhin machte er so etwas wie Hausaufgaben, schon seit der Unterstufe nicht mehr, besonders nicht in seinem Hassfach Englisch, und die Lehrer wussten das, aber Kyo wusste auch dass dieser Lehrer einer von denen war, der ihn nicht besonders leiden, was bei seinem rebellischen Verhalten auch keinen wundern sollte, als ein sanfter Rippenstoß ihn unterbrach. Genervt und gereizt sah er Gackt an, der ihm nur tonlos seinen Block hinschob. "Geh oder willst du noch eine schlechte Note so kurz vor Ende einkassieren?", lautete das Kommentar des Blonden dazu. Kyo knurrte etwas unverständliches, riss Gackt den Block aus der Hand und ging nach vorn an die Tafel. ,Was mache ich hier eigentlich?', schoss es beiden, Kyo sowie Gackt, zeitgleich durch den Kopf. Die Schule war beendet und Kyo lief seinen Weg. Seine Gedanken kreisten noch immer um die Sache in der Englischstunde. ,Wieso hat er mir seine Hausaufgaben gegeben? Er mag mich nicht, also ergibt das alles keinen Sinn. Wollte er mir helfen?' Kyo schüttelte den Kopf. ,Hör auf daran Gedanken zu verschwenden. Du hast andere Sorgen und genug Probleme.' Ein bitteres Lächeln breitete sich auf den Zügen des Jugendlichen aus. ,Genug andere Probleme.' Kyo sah auf, als ein großes Gebäude sich vor ihm erhob und ihm unwillkürlich ein kalter Schauer über den Rücken lief. Wie er sie hasste. Krankenhäuser. Mit undurchdringlichen Gesichtsausdruck betrat Kyo die Empfangshalle, schritt einfach an der kaugummikauenden Krankenschwester vorbei, die ihn zurückhalten wollte, aber er ignorierte sie. Er brauchte nicht auf den Weg achten, sein Unterbewußtsein lenkte ihn in die richtige Richtung. Erst, als er vor einem der zahlreichen Krankenzimmer stand, änderte sich sein Blick. Ein dunkler Schatten bedeckte seine Augen und er atmete tief durch. Er war schon so oft hier gewesen und immer wieder erfüllte ihn die gleiche Angst, wenn er vor der Zimmertür stand, die Hand auf der Klinke und sich nicht traute das Zimmer zu betreten. Langsam drückte er die Klinke hinab und trat in das Zimmer. Der Geruch, der auf den Krankenhausgängen bereits geherrscht hatte, war hier noch stärker zu vernehmen. Kyo schauderte. Der Medikamentengeruch, das sterile, weiße Zimmer vor ihm und das Piepen der Maschinen jagten ihm Angst ein. Sein Blick fiel auf das einzige Bett im Raum und es versetzte ihm einen Stich ins Herz. Die Person, die darin lag, sah klein und zerbrechlich aus, das Gesicht wirkte eingefallen und kränklich blaß, die Haare lagen strähnig auf dem Kissen. Kyo ging auf das Bett zu, strich leicht über die Wange, zuckte zusammen, als seine Finger die Sauerstoffmaske berührten. "Hallo Mama.", flüsterte der Jugendliche. Er wusste, dass keine Reaktion von seiner Mutter kommen konnte. Der Anblick der Frau ende dreißig machte ihm traurig. Kaum noch etwas war von ihrer einstigen Schönheit zu erkennen. Krankheit und Schmerz hatten sie zerstört. Lange Zeit saß Kyo am Bett seiner Mutter, hielt ihre Hand und redete leise mit ihr, bis die Tür sich öffnete und ein Mann Mitte vierzig es betrat. Kyo drehte sich zu ihm um, sein Gesichtsausdruck hatte sich gewandelt. War er eben noch sanft gewesen, war er nun abweisend und kalt. "Konban wa Niimura-kun. Wie geht es Ihnen?", fragte der Arzt leicht lächelnd. Er kannte Kyo bereits, war dieser doch fast jeden Tag hier. "Besser als meiner Mutter.", meinte der kleine Blonde verächtlich. Der Arzt nickte nur. "Nun ja, das freut natürlich." "Wie geht es ihr?", fragte Kyo plötzlich, sein Blick war auf das Gesicht seiner Mutter gerichtet. Er sah nicht, wie der Arzt seinen Kopf etwas anwandte, hörte nur das ausgestoßene Seufzen. "Ich möchte ehrlich sein zu dir, Tooru. Du weißt, dass deine Mutter schon lange gegen den Krebs kämpft und ihre Kräfte zu schwinden drohen. Seit einigen Wochen liegt sie jetzt schon im Koma und die Chancen das sie erwacht sinken. Inzwischen sind sie von anfänglichen 50 zu 50 auf 70 zu 30 gesunken. Auch die Abwehrkräfte deiner Mutter sind stark geschwächt und scheinen den Medikamenten nicht mehr lange Stand halten zu können-" "Hören Sie auf soviel zu labern. Sagen Sie mir endlich, was Sache ist!" Betretenes Schweigen. Kyo hatte keinesfalls aufgesehen, aber er war die ständigen Ausflüchte der Ärzte Leid. "Wir befürchten, dass deine Mutter das nächste halbe Jahr nicht überleben wird." Ruhig und schonend waren diese Worte ausgesprochen worden, doch für Kyo waren sie ein Schlag ins Gesicht. Stocksteif stand der kleine Blonde da, schien eingefroren zu Eis. ,Iie. Das darf nicht sein. Iie.', wirbelten die Gedanken durch seinen Kopf. "Es tut mir Leid Tooru-kun." Kyo hörte die ernst gemeinten Worte kaum. Ein plötzliches Gefühl, als würde er ersticken erfüllte ihn, die weißen wände des Krankenzimmers blendeten und schmerzten in seinen Augen. Er musste hier raus. Sofort. Ohne noch eine Sekunde zu verlieren, stürzte Kyo aus dem Zimmer. Direkt an dem Arzt vorbei, der nur schockiert dem Jugendlichen hinterher sah. Kyo war es egal, dass er auf dem Weg nach draußen, eine junge Krankenschwester anrempelte und diese daraufhin die Akten verlor, die sie auf den Armen getragen hatte, ihm empört hinterherschrie. Auch, als er das Krankenhaus längst verlassen hatte, verlangsamte er sein Tempo nicht, hetzte nichtsachtend durch die belebten Straßen Tokyos. Erst in einem Park angekommen, blieb er schließlich stehen. Sein Brustkorb bebte, seine Lungen brannten, aber es interessierte ihn nicht. Fernab von den viel besuchten Parkwegen, ließ er sich unter einer Baumgruppe, bestehend aus goldglänzenden Ginkobäumen nieder, lehnte müde seinen Kopf gegen den Stamm eines solchen Baumes. Es brannte in seinen Augen, aber er ließ nicht zu, dass auch nur eine Träne über seine Wangen rollte. Er hatte zu oft geweint, zu viele Tränen bereits vergoßen, war zu schwach gewesen, seinen Schmerz zu verbergen, doch damit war es vorbei. Er wollte nicht mehr weinen, nicht noch mehr Schwäche zeigen, für die er mit Schlägen gestraft worden war. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken umher, vermischten sich zu einem alles verzehrenden Strudel aus Verwirrung und Schmerz, seelischem Schmerz, der für Kyo weitaus schlimmer war, als es körperlicher je hätte sein können. ,Sie darf nicht sterben. Nicht sterben. Alles endet. Liebe, Ruhe, alles endet. Frieden, alles vorbei.' In seiner Verwirrung zog Kyo das kleine Taschenmesser aus seiner Tasche, öffnete die Klinge und stieß sie in sein Handgelenk. Tiefer, als sonst drang er in das zarte weiße Fleisch ein, zog die Wunde bis zu seiner Armbeuge, bemerkte den Schmerz nicht ansatzweise, sah nicht, wie sein Arm sich rot färbte, ein roter Strom von seinem Handgelenk ins grüne Gras tropfte und dunkle Flecken bildete. Weitere Male stieß er die Klinge in seinen Arm, zog weitere Linien aus seelischem Schmerz veranlasst. Sein rechter Arm zitterte, er konnte das Messer nicht mehr halten, ließ es einfach fallen, benutze nun seine Fingernägel, um sich selbst zu verletzten, kratzte die alten Wunden wieder auf und weiteres Blut verließ seine Venen. Plötzlich spürte er, wie sein rechtes Handgelenk mit Gewalt von seinem linken Arm weg geschlagen wurde, weiterhin eng umklammert. "Sag mal spinnst du! Willst du dich umbringen!" Apathisch sah Kyo auf. Seine Augen waren leer, ausdruckslos, erschreckten seinen Gegenüber. Vorsichtig packte er den kleinen Blonden an den Schultern, begann ihn durchzuschütteln. "Komm zu dir, Kyo!", rief er, doch es nützte nichts. Der Blick des Jüngeren blieb ausdruckslos. Er wusste keine andere Wahl mehr, holte aus und schlug Kyo ins Gesicht. Der Kopf des kleinen Blonden flog zur Seite. Einige Sekunden vergingen, bis Kyos rechte Hand sich bewegte und zitternd zu seiner Wange wanderte, die sich bereits rötlich verfärbt hatte. Leben war zurück in die dunkeln Augen gekehrt, als sie ihn verwirrt anstarrten. Erleichtert atmete er auf, ließ den Kleineren los und wartete. Noch dauerte es etwas, bis Kyo zu bemerken schien, was um ihn herum geschah. Sein linker Arm war taub, lediglich das scharfe Brennen und Pochen zeigte ihm, dass er noch da war. Blaue Augen und ein besorgt aussehendes Gesicht stand ihm direkt gegenüber und er brauchte einige Augenblicke, bis er es zuordnen konnte. "Gakuto. Was... was machst du hier?", kam es schließlich über seine Lippen. Gackt atmete hörbar aus, als er seinen Namen aus dem Mund des kleinen Blonden hörte. "Dafür sorgen, dass du keine Dummheit macht's.", sagte er und fixierte Kyo mit einem ernsten Blick. Schlagartig wandelte sich Kyos Gesichtsausdruck. "Es geht dich nichts an, was ich wann und wo mache, verstanden!". Zischte er und versuchte seinen linken Arm anzuheben, was aber mißlang und mit einer blitzartigen Schmerzenswelle bestraft wurde. "Wenn du denkst, dass ich zusehe, wie du dir immer weiter den Arm aufschlitzt und wie ein Schwein ausblutest, hast du dich geirrt!", kam es lauter aus Gackts Mund, als es beabsichtigt war. "Pfff... kümmere dich um deinen Kram!", knurrte Kyo nur und sah in eine andere Richtung. Das plötzliche Reißen von Stoff ließ ihn den Kopf allerdings wieder in die andere Richtung drehen. Entgeistert sah er zu, wie Gackt sich sein T-Shirt zerriß, sodass die feinen Bauchmuskeln sichtbar wurden. "Was machst du da?", fragte der Jugendliche den Blonden. Gackt antwortete nicht, griff statt dessen nach dem lädierten arm des kleinen Blonden und wollte ihn zu sich ziehen, doch Kyo riss ihn zurück, bemühte sich nicht schmerzvoll aufzustöhnen. "Lass mich in Ruhe!", sagte er und funkelte Gackt wütend an. Dieser ignorierte den Blick gekonnt, griff erneut nach Kyos Arm und hielt ihn diesmal fest. "Lass mich los!", zischte Kyo , hatte aber keine Kraft sich von dem Griff des Älteren zu lösen. Die schmerzen in seinem Arm waren einfach zu stark. "Das tue ich nicht! Hör auf dich wie ein Kind zu benehmen und halt still oder willst du, dass sich die Schnitte entzünden und du ins Krankenhaus musst?" Kyos Körper erstarrte kurzzeitig bei der Erwähnung des Krankenhauses. Doch diese Starre löste sich fast augenblicklich wieder und er erwiderte stur. "Kann dir doch egal sein." Genervt seufzte Gackt aus, begann dann aber damit sein zerrissenes T-Shirt vorsichtig um den arm des kleinen Blonden zu wickeln. "Ist es aber nicht, denn eines sage ich dir. So eine Entzündung ist verdammt unangenehm und die Behandlung in der Klapse nicht sehr erstrebenswert, denn da würdest du ohne Zweifel landen, denn das hier, mein Lieber, grenzt an einen Suizidversuch.", sagte der Blonde trocken. "Woher willst DU das denn bitte wissen?!", kam es zynisch zurück. Gackt schwieg, verband weiter die Wunden des Jüngeren, beobachtete kritisch, dass sich der Stoff bereits wieder rot zu färben begann. "Das wird nicht reichen. Du kommst mit zu mir, da heb ich besseres Verbandsmaterial, als die Reste meines T-Shirts.", sagte er mehr zu selbst, als zu Kyo. Der hatte noch immer auf eine Antwort gewartet, stieß nun aber ein wütendes Schnauben aus. "Ich gehe bestimmt nicht mit dir mit!", sagte er. Gackt schluckte. Langsam aber sicher ging ihm die Geduld aus. ,So etwas stures habe ich noch nicht erlebt.', dachte er. Laut aber sagte der Blonde. "Wenn du nicht mitkommst, werde ich Toshiya und den anderen hiervon erzählen und ich denke nicht, dass du das willst." Das saß. Kyo hatte seine Augen aufgerissen und starrte geschockt zu Gackt. "Das wagst du nicht!", zischte er. "Willst du es herausfinden?", fragte Gackt nur fies grinsend zurück. Kyo klappte seinen Mund auf und wieder zu ohne dass er etwas sagte. "Gut, keine Einwände, also kommst du mit.", beschloß der Blonde kurzerhand und zog Kyo am rechten Arm auf die Beine. Dieser riss sich los und drehte sich in eine andere Richtung. Ihm paßte die Situation im Moment überhaupt nicht. ,Nicht nur, dass ich heute erfahren habe, dass meine Mutter wahrscheinlich bald sterben muss, iie, ich muss auch noch durchdrehen und mit wieder die Arme aufritzen und zu allem Überfluß findet mich auch noch mein heiß geliebter Banknachbar, der mich verarztet und nun mit zu sich nach Hause schleppen will. Wieso macht der das überhaupt?' Diese Frage beschäftigte Kyo wirklich. Wieso hatte Gackt ihm geholfen? Was war der Anlaß dafür gewesen? Vorsichtig glitt Kyos Blick zu dem Blonden, der fast neben ihn stand und etwas zu Überlegen schien. Was, sollte Kyo sofort erfahren. "Wie kriege ich dich jetzt zu mir? Motorradfahren geht schlecht mit deinem Arm und zum Laufen ist es zu weit." "Tss... das ist dein Problem. DU willst mich unbedingt mitschleppen, also mach dir einen Kopf.", giftete Kyo bloß. Gackt ignorierte ihn. Noch eine Weile überlegte er hin und her, fand aber keinen anderen Ausweg, als sein Motorrad. "Uns bleibt keine andere Wahl. Wir müssen mit dem Motorrad fahren. Zwar ohne Halm, aber das geht schon und wegen deinem Arm, den hältst du einfach so, dass es so wenig wie möglich weh tut. Am besten hältst du dich dazu an mir fest, mit dem rechten Arm meine ich." Kyo kam gar nicht dazu etwas zu erwidern, da wurde er aus dem Park gezogen und schon bald fand er sich hinter Gackt auf einer schwarz-roten Kawasaki wieder. Das Rennmotorrad war schmal und leicht gebaut, reichte aber für die beiden Jungen aus. So gut es Kyo möglich war, suchte er eine bequeme Stelle zum Sitzen, und hielt sich mit dem rechten arm an Gackts Taille fest. Er hoffte bloß, dass ihn keiner sah. Gackt überzeugte sich davon, dass Kyo möglichst sicher saß und startete dann den Motor. Schon wenig später manövrierte er das Motorrad sicher durch Tokyos Straßen. Er hoffte, dass keine Polizisten sie entdeckten. Keine halbe Stunde später befand sich Kyo in einem weichen Sessel in Gackts Zimmer und wurde von diesem mehr oder weniger fachmännisch verarztete. Den kleinen Blonden hatte es nicht gewundert, dass Gackt geradewegs in das Novelvirtel Tokyos gefahren war. Er hatte sich ja schon gedacht, dass dieser aus einem ziemlich wohlhabenden Elternhaus stammte. Ihn wunderte es allerdings, dass der Blonde so gut mit Jod und Binden umgehen konnte. "Woher kannst du das so gut?", fragte er deshalb nach einigen Minuten des Schweigens. Gackt befestigte die Binde, die er gerade um Kyos Hand gebunden hatte und sah zu ihm auf. "Tja, ist immer ratsam, meinst du nicht?" Für Kyo war das keinesfalls eine Antwort, aber er fragte nicht weiter. Etwas sagte ihm, dass Gackt nicht über dieses Thema reden wollte. Wieder verfielen sie ins Schweigen, bis Gackt auch die letzte Wunde versorgt hatte und das Verbandszeug zurück in den Erste-Hilfe-Kasten packte. Der Blonde räumte ihn weg und setzte sich dann Kyo gegenüber auf die weiße Ledercouch, sah ihn fragend an. "Nani?!", knurrte dieser, aber es klang bei weitem nicht so abweisend wie sonst. "Warum hast du dir das angetan?", fragte Gackt ruhig. "Das geht dich nichts an." Kyos Standartantwort, wenn es um solche Fragen ging. Gackt seufzte. "Meinst du nicht, dass ich ein Recht habe zu erfahren, warum du das getan hast? Ich habe dir schließlich geholfen." "Na und. Niemand hat dich darum gebeten.", lautete die patzige Antwort von Kyo. "Du bist so stur, aber daijobu. Mal ne Frage, was macht ihr für Musik?" "Nani?" Kyo sah Gackt irritiert an. "Na, du hast doch eine Band. Was macht ihr für Musik?", erläuterte Gackt näher, erhielt aber statt einer Antwort eine Gegenfrage. "Woher weißt du das?" Misstrauisch sah Kyo Gackt an. "Von Hyde. Er hat es mir gesagt und erzählt, dass ihr sogar sehr gut seid.", sagte Gackt bereitwillig. Er hatte das Gefühl, über diese Schiene vielleicht etwas Vertrauen zu Kyo aufzubauen, denn so seltsam es klang, er wollte nicht länger mit dem Jüngeren befeindet sein, vor allem nicht nach dem, was er heute gesehen hatte. "So hat er das also gesagt. Wir machen eigentlich alles, aber vorwiegend Rock und Metal, aber was verstehst du davon?" Kyo sah Gackt herausfordernd an. Dieser grinste. Er hatte also das Interesse des kleinen Blonden geweckt. "Von Rock einiges, aber Metal eher weniger. Ich habe auch in einer Band gespielt, bevor ich umgezogen bin." "Ach, hätt ich nicht vermutet. Was hast du denn gespielt?", fragte Kyo nun doch recht interessiert. "Gespielt eher weniger, eher gesungen, aber bei einigen Stücken habe ich mit Gitarre begleitet und wie du sicher schon gemerkt hast steht mein Klavier direkt hinter dir.", sagte der Blonde und deutete in die Richtung. Kyo drehte sich nur kurz um, sah dann wieder zu Gackt zurück. "Gesungen? Hast du dann auch die Lyrics geschrieben?" "Hai, das mache ich sogar jetzt noch, aber es handelt sich dann doch meistens mehr um Gedichte. Du bist auch Sänger, stimmts?" Blaue Augen fixierten dunkelbraune. "Aa, mehr oder weniger, manchmal schreie ich viel lieber, klingt schöner." Kyo grinste leicht. "Bei den Texten die du schreibst, verstehe ich das gut.", plapperte Gackt ohne nachzudenken. Schlagartig hätte er sich dafür ohrfeigen können. Kyos Augenbrauen zogen sich zusammen. "Was soll das heißen?", fragte er mißtrauisch. "Nichts, ich habe nur zufällig mal im Unterricht einen von dir gelesen.", versuchte Gackt die Situation zu retten. Er konnte ja schlecht sagen, dass er Kyo die ganze Zeit beobachtete. Das Mißtrauen in den braunen Augen blieb. "Hör zu, Gakuto! Was ich schreibe, warum und wieso ist nicht deine Sache. Ich mag es nicht, wenn man sich in mein Privatleben einmischt." Das war deutlich. "Gomen nasai, es war ja keine Absicht. Aber ich würde mir gerne mal eine Probe von euch ansehen, dürfte ich das?" Kyos Antwort kam prompt. "Iie! Es reicht das Hyde schon ständig bei uns abhängt. Da brauchen wir nicht auch noch dich. So wird Zeit, dass ich nach Hause gehe." Kyos Abschied war kurz und abweisend. Die kurze Zeit, in der Gackt einen kleinen Gang zwischen ihnen geschaffen hatte, war vorbei, aber ein Band war geknüpft, wenn auch noch unscheinbar und dünn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)