Das Drachenmedaillon von Ishara (Die Frau aus dem Osten) ================================================================================ Kapitel 27: Für alles was du jemals getan hast ---------------------------------------------- For everything you ever did Es war so, als ob mein Herz gleich zerspringen würde, so sehr schlugen seine Worte in mir, doch auch wortwörtlich schlug er mich körperlich nieder. Er hatte die Hand gehoben, sanft an meine Wange gelegt und dann, als sich unsere Lippen berührten, schlug er zu und schleuderte mich zu Boden. Schmerz war gar kein Ausdruck...ich meinte jedoch nicht den Schmerz beim harten Aufprall auf der Erde oder meine Wange, durch die sich jetzt vier blutende Schnittwunden zogen. Nein, es war das Gefühl verraten zu werden, das Gefühl hintergangen worden zu sein, wo er noch gerade diese drei kleinen Wörter zu mir gesagt hatte, die sicherlich ein jedes kleines Mädchen mal von ihrem Märchenprinzen hören wollte. Doch das hier war kein Märchen. Das hier war die Realität, wie ich schmerzhafter als mir lieber war erfahren hatte. "Mach dich bereit, Soraya" erklang Kenshins Stimme. "Mach dich bereit, zu sterben..." >> Ein leises Seufzen entwich mir, während ich mich auf meine Handflächen abstützte, die wiederum sich auf einem Geländer hielten. Langsam zog der Wind seine Bahnen durch die Blätter der Bäume, einige Blütenblätter wehten zu mir herüber in den Innenhof des Palastes hinein. Tja, da war ich nun wieder, in einem Schloss. Ich wusste nicht warum und heute wusste ich es immer noch nicht, dennoch verabscheute ich diese "prachtvollen" und "reichen" Architekturen. Es war doch alles dasselbe, oder etwa nicht? Wieder ein leises Seufzen meinerseits. "Was machst du für ein Gesicht? Schließlich ist das hier dein zu Hause" meinte eine Stimme plötzlich weiter entfernt neben mir klingend. "Pfff" machte ich nur herablassend, musste nicht einmal meinen Kopf drehen, um zu sehen wer dort stand. Sesshoumaru schien mal wieder "geschäftliche Dinge" mit meinem Vater zu klären zu haben. /Sollen die doch machen was sie wollen, mir kann das egal sein/ murrte ich gedanklich, während ich weiter dem Spielen der Blätter im tanzenden Wind zusah. "Ich fühle mich hier aber nicht zu Hause...und überhaupt, seid wann machst du dir Gedanken um mein Gesicht?" fügte ich noch mit einem leicht arroganten Ton in meiner Stimme hinzu, während ich es nicht lassen konnte, Sesshoumaru einen kurz musternden Blick zu zuwerfen, jedoch gleich wieder nach draußen zu sehen. "Es wäre doch überaus unangenehm, eine Prinzessin zu haben, die ihre Visage nirgends zeigen könnte, ohne ausgelacht, gar verspottet zu werden...was würde das Volk denken? Die Ehre des Landes, könnte doch dabei zunichte gemacht werden, habe ich nicht Recht?" "Ach du meine Güte, Sesshoumaru!" Ein höhnischer Ton lag in meiner Stimme. "Seid Majestät krank?! Ihr habt ja mehr als fünf Wörter am Stück geredet!!" Ein schnelles Rauschen, schon hatte Sesshoumaru meinen Nacken gepackt und mich über das Geländer gehalten. Eine Weile verging, bis er sich langsam zu mir runterbeugte und leise ins Ohr hauchte. "Pass auf, kleine Sora no Aya...du kannst bei diesem Spiel nicht gewinnen, denn das werde ich bereits tun." Schnell, als ob nichts gewesen wäre, ließ er mich auf den Boden sinken, drehte sich um, während er mir kurz noch einen herablassenden Blick zuwarf und verschwand mit leisen, fast sanften Schritten den Gang entlang. Noch lange starrte ich ihm mit einem verachtenden Blick hinterher. Was bildete sich dieser Kerl überhaupt ein..? "Nana mein Kind" kam es irgendwann von meinem Vater, Mechiro. Tief seufzte ich. Ich hatte schon wieder keine Ruhe um mal gründlicher nachzudenken und mein Innerstes wieder auf die reihe zu bekommen. Die Welt war heute wirklich grausam zu mir! Lächelnd sah er mich an, erweckte irgendwo tief in mir schon wieder den Drang, ihn eine Reinschlagen zu wollen, was ich jedoch wie meist einfach unterdrückte. "Was sitzt du denn so auf den Boden herum?" fragte er mich sanft. "Ich habe alles von deinem Lehrer gehört...aber wenn du willst, kannst du es mir natürlich auch alles schildern." "Was? Wie? Eh..?" polterte es nur aus meinem Mund heraus. Ich verstand nicht ganz den Anfang...auch das Ende nicht von dem er sprach...und den Mittelteil hätte er ruhig auch noch mal wiederholen können. Langsam stand ich auf, sah ihn dann ausdruckslos an, bis ich schließlich lächelte. "Ach was, mir geht es gut" log ich ihn an. Natürlich ging es mir nicht gut, natürlich schmerzte es daran zu denken, dass mein bester Freund mich einfach so verlassen hatte, mal nett ausgedrückt. Mein lächeln verblasste leicht, meine Augen nahmen einen glasigen Ton an. "Kenshin...hat mich verraten, Vater. Er hat nicht nur mich, sondern auch das ganze östliche Reich verraten!" Unwillkürlich hob sich meine Stimme, dass ich gar nicht sah, dass mein Vater näher zu mir schritt. "Er hat nicht nur mir, sondern auch allen anderen der Familie einfach so den Rücken gekehrt! Ich...ich hasse ihn! Ich verachte ihn dafür, was er getan hat!" Mit einem lauten Knall hatte ich meine Faust in einer der Säulen gerammt, die das Dach über uns hielte. Laut atmete ich durch meine zusammengebissenen zähne, während mein Körper langsam anfing zu zittern. "Wieso? Wieso hat er das getan? Was...was ist passiert, dass er mir so etwas antun konnte..?!" Nicht nur mein Körper, auch meine Stimme fing an langsam zu beben. War es die Wut, die in mir lastete, als er mich niedergeschlagen hatte, war es der Hass, den ich verspürte, als er mich fast vollkommen in Scheiben geschnitten hatte? Nein. Es war die Verzweiflung in mir, als ich zum ersten mal bemerkte, dass etwas nicht wirklich stimmen konnte. Es war die Angst in mir, einen so guten Kindheitsfreund zu verlieren, den ich als sanften und liebenswerten kennen lernte und ihn in mein Herz schloss. Es war...nur dieser Satz, der mich schon zur genüge umgebracht hatte. Körperlichen Schmerz bemerkte ich schon lange nicht mehr...nur noch den Riss in meiner Seele konnte...vielleicht wollte ich es auch nicht einfach vergessen.. Nach einer Weile, nachdem ich meine Augen hielt und immer noch meine Zähne zusammengekniffen hatte, spürte ich eine sanfte Wärme um mich herum. Langsam sah ich auf, blickte in die Augen meines Vaters und war ihm in diesem Moment so dankbar, dass er mich einfach nur anlächelte und nichts dazu sagte. "...Pa...pa..." nuschelte ich leise, versuchte zu lächeln und wenigstens einen Teil meiner wahren Gefühle unter Verschluss zu halten. Doch mein Vater schüttelte den Kopf, während er mich weiter in seine arme schloss. Hier fühlte ich mich wohl und immer noch danke ich ihm, dass er zu dieser Zeit für mich da war. Ich danke ihm für alles, was er mir gegeben hatte...und selbst für alle Strafen die er mir aufgelegt hatte, danke ich. Denn er hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin... Danke. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)