Episoden von tough (Aus dem Leben einer Mörderin) ================================================================================ Kapitel 29: Intuition - die Vierte ---------------------------------- Disclaimer : Projekt Weiß - cu123 und tough Warnung : weder Gewalt noch Sex, sry Erklärung : auch Killer sind nur Menschen Widmung : kissos Intuition – die Vierte Den Nissan habe ich weit genug vor Kai 11 geparkt. Kai 11… ,den es so eigentlich gar nicht gibt. Bei Crawford müssen sämtliche Systeme Alarm gegeben haben. Er weiß genau, dass Kai 11 für die Tokyoter Unterwelt die gleiche Bedeutung hat, wie Little Big Horn für die nordamerikanischen Indianer… oder Wounded Knee, je nachdem wie die Sympathien verteilt sind. Kyoko hat ihre Festung auf einem ganz anderen Pier. Kai 11 war der Ort ihrer endgültigen Machtübernahme. Hier war das legendäre Gemetzel, das ihren Ruf begründet. ‚Legt euch nicht mit der abgedrehten Halbchinesin an’ oder in Kurzform - Kai 11. Ihre Beobachter sind überall. Kyoko hat ihre Augen immer ganz weit geöffnet. Nur so hat sie bisher jede Krise gemeistert. Ich möchte gern durchatmen, jetzt in der Sicherheit ihrer Festung. Aber meine innere Unruhe lässt sich nicht komplett abschütteln. Ich bin wach wie auf Speed. Also dusche ich schnell, wechsele die Sachen und rüste auf. Es ist beruhigend, die Waffen zu spüren. Obwohl sie mir gegen Schneider nichts bringen würden. Trotzdem. Kyoko schläft noch. Ihre Leute bemühen sich, sie nicht wegen Kleinigkeiten zu stören. So was kann sich nachteilig auf die Lebenserwartung auswirken. Also kümmere ich mich selbst um die notwendigen Angelegenheiten. Das Bereitschaftszimmer ist gut besetzt. Gerade kommen die Männer herein, die den Nissan zurück bringen sollten. Natürlich mit einem Umschlag. Der Wagenverleih soll sich für den Alten finanziell gelohnt haben. Außerdem sind kleine Gefallen immer förderlich, falls er mal auf Kyokos Gnade angewiesen sein sollte. Kurzes Nicken signalisiert, dass der Nissan ohne besondere Vorkommnisse abgeliefert wurde. Theoretisch hätte sich Schneider ja noch dort rum treiben können…. Aber den habe ich anscheinend abgehängt. Trotzdem lasse ich die erhöhte Alarmbereitschaft bestehen. Das Klingeln des Handys kommt unerwartet. Innerlich zucke ich zusammen. Mein Magen meldet Gefahr. Zu dicht scheint mir der Zusammenhang. Denn es ist das Handy des Typen, der hier den Befehl hat, bei dem die Infos zusammen laufen. Und meine Intuition hat mich nicht getrogen. Er lauscht ohne Reaktion. Und dann hält er das Ding gegen seine Brust, ohne die Verbindung zu trennen. Noch bevor er mich anschaut, weiß ich, dass es mit mir zu tun hat. „Ein Taxi hat ein junges Mädchen abgesetzt, noch weit vor unseren Linien. Sie hat mehrere Leute angesprochen. Sie sagt, sie heiße Kimiko… und sie fragt nach Sai. Das Taxi wartet anscheinend auf sie. Was sollen unsere Leute antworten?“ Kimiko. Das ist ein Hammer. Was will sie hier? Mir wieder eine Falle stellen? Hat Schneider sie geschickt? Dann wäre er sehr schnell, hätte reagiert, ohne zu zögern. Nur, was sollte er noch von mir wollen? Ich bin doch total unwichtig. Er will doch Crawford, schätze ich. Was soll ich jetzt tun? Sie einfach wegschicken lassen? Dann wüsste ich immer noch nicht genau Bescheid. Und hätte die permanente Ungewissheit, was zur Hölle Schneider mit mir vorhatte. Bleibt ein Restrisiko. Mehr als nur lästig. Andererseits könnte ich mir Kimiko schnappen und sie ausquetschen. Um ihr anschließend den Arsch aufzureißen. Nur, dann muss ich jetzt blitzschnell sein. Muss die Kleine in Sicherheit bringen, bevor Kyoko was mitkriegt. Denn sonst bleibt von ihr noch nicht mal ein Arsch übrig, den ich aufreißen kann. Und irgendwie ist ihre Kehrseite denn dann doch zu niedlich…. Bestenfalls prügelt Kyoko sie halbtot und schickt sie dann anschaffen. Soll mir eigentlich egal sein. Verdient hätte sie es. Aber zuerst will ich sie sprechen. Vielleicht ist sie ja auch total ahnungslos. Dieser Harada hat irgendwas davon erwähnt, dass Schneider sie problemlos im Griff hatte. Wenn er sie mental ‚im Griff’ hatte, ist sie eigentlich unschuldig. Das sollte ich in Erfahrung bringen. Mein Gefahreninstinkt ist ausgeprägt, der wird mich nicht im Stich lassen. Besonders jetzt, wo ich wenigstens die Richtung weiß. Und wenn sie nicht in Schneiders mentaler Umklammerung ist, sondern nur ganz plump auf eine Mischung aus Bestechung und Erpressung hin agiert hat, dann kann ich sie eigenhändig… überreden, mir alles zu verraten, was sie weiß. Diese Art der Überredung beherrsche ich auch, nur bleibt dann am Ende noch ein Stück Mensch im Ganzen übrig. Bei Kyoko ist das durchaus nicht sicher. Wenn sie erfährt, dass ich die Kleine auf der Matratze hatte… bestimmt eher nicht. Also handeln. Und wenn nicht jetzt, dann nie. Wie so oft. Kyokos Mann schaut mich immer noch an, wartet stumm auf meine Befehle. Er würde nicht wagen, mich zu drängen. Wahrscheinlich waren es auch nur Sekundenbruchteile…. „Gib Anweisung, sie auf unser Gebiet zulaufen zu lassen. Sie sollen sie langsam näher dirigieren. Ich werde mich der Sache persönlich annehmen.“ Ich lasse mir ein Headset geben. So kann ich mich auf Umwegen anschleichen und gleichzeitig der Kleinen die Marschroute diktieren. Über den Umweg ihrer ‚zufälligen’ Begegnungen. Hafenarbeiter, LKW-Fahrer, Lieferanten, frühe Nutten, späte Kleinkriminelle… oder andersrum. Es ist relativ easy, dank meiner Ortskenntnis. Ich lasse Kimiko einen kleinen Bogen schlagen. Verschaffe mir einen Zeitvorteil. Hetze durch Kyokos Gebiet und bin schon auf einem Flachdach, als die Kleine in meinem Blickfeld auftaucht. Ich renne geduckt auf dem Dach ganz nach vorn und peile die Lage. Keine Meldung über Headset, kein Schneider in Sichtweite. Auch sonst wirkt alles unverfänglich. Normales Alltagsbild. Langsam kommt Kimiko näher. Sie ist noch relativ weit entfernt, wirkt verunsichert… und ganz mädchenhaft. Blue Jeans, ein duftiges, blumiges Irgendwas oben rum…. Mir fällt es schwer, bei dem Anblick an Verrat zu denken. Und doch…. Keine Ahnung, was in dem hübschen Köpfchen vorgeht. Dazu muss ich sie erst in die Hände kriegen. Ein Hauch von Schwindel lässt mich noch einen Moment auf den Knien abwarten. Was war das? Ich richte mich vorsichtig auf, aber es wiederholt sich nicht. Ich schüttele den Kopf, versuche, ihn klarer zu kriegen. Kein Wunder, bei dem Schlafmangel. Hätte mir doch ein Amphetamin rein ziehen sollen. Zu spät. Jetzt ziehe ich das Ding bis zum Schluss durch. Die Kleine ist noch weit genug weg. Ein paar Schritte Anlauf und ich springe auf das tiefer liegende Dach des nächsten Lagerschuppens. Auch dort sprinte ich bis zum anderen Ende. Jetzt bin ich über ihr, sehe sie zögerlich weiter gehen. Immer wieder bleibt sie stehen, blickt sich suchend um. Ich mache das Gleiche. Immer noch alles ruhig. Die letzte Anweisung war, Kimiko einfach geradeaus zu schicken. Sie ist noch nicht auf Kyokos Gebiet. Jetzt muss ich zugreifen. An der Frontseite steht ein Truck. Ich springe auf den Container. Von dort auf das Fahrerhaus und auf die Schnauze des Ungetüms. Lautlose Landung auf dem Asphalt mit den Teerflecken. Mit wenigen Schritten bin ich direkt hinter ihr. Hinter ihrem Nacken, den ich mit einer Hand zerquetschen könnte. Was ich vielleicht auch tue, wenn sie mich absichtlich verraten hat. Wenn sie nicht besser ist, als die Nutten, die hier ihrem harten Geschäft nachgehen. Das weiße, blumige Irgendwas ist halb durchsichtig. Will sie mich damit einwickeln? Ablenken? Als wenn ich auf so was reinfallen würde…. Ich werde ihr das Teil mit einem einzigen Ruck vom Körper fetzen, bevor ich sie…. Sie hat meine Anwesenheit wohl gespürt. Abrupt dreht sie sich um. Ein Leuchten geht über ihr Gesicht. „Sai. Endlich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)