Episoden von tough (Aus dem Leben einer Mörderin) ================================================================================ Kapitel 1: An die, die mich lieben... ------------------------------------- Episoden - 1 - An die, die mich lieben... Disclaimer: Projekt Weiß gehört (fast) alles Warnung: WK Charas kommen erst später dazu. Widmung: Ai no Hikari, ich danke Dir! Erklärung: Dies ist meine erste Fic Ich schreibe, wie ich denke - also wirr. Warum soll ich noch schreiben, etwas erklären. Morgen, wenn man findet, was ich zu hinterlassen gedenke, stellen sich manche Menschen Fragen, die ich unmöglich heute Nacht noch alle beantworten kann. Fragen, die ich mir stellte, dem Leben stellte, wurden doch auch nie gehört. Alles, was ich in mir höre, ist dieser Schrei, dieser nie enden wollende Schrei - mal lauter, mal leiser, immer da. Erinnerung... durchaus vorhanden. Episoden. Manchmal nur Bruchstücke. Selten schön, oft geprägt von Gewalt. Unterbrochen von wohltuenden Grauzonen, wabernder Ungewissheit. Narben am Körper, viele schon längst wieder verblasst. Die Seele heilt nicht, ihre Narben bleiben. Wie wird es sein, zum letzten Mal die Augen zu schließen? Oft in letzter Zeit habe ich es mir vorgestellt, habe ganz langsam die Lider zugehen lassen, genüsslich, habe ihre Wärme auf meinen Augäpfeln gespürt. Sie ohne Angst schließen zu dürfen, wird... . Nein, Angst habe ich doch schon lange nicht mehr gespürt. Nicht mehr, seit dem sein Blut neue Muster bildete, wo sich ein teurer Innenarchitekt für viel Geld verwirklicht hatte. Er hat mich gelehrt, Angst haben nur Schwächlinge. Schwächlinge werden immer gequält. Die Starken ergötzen sich an Angst, sie mögen ihren Geruch. Ah, Geruch, ich werde niemanden belästigen. Michiko hat mir doch Einiges beigebracht, andere Menschen nicht unnötig zu belästigen, gehörte dazu. Weckauftrag für Punkt 10.00. Bitte persönlich wecken, das Telefon könnte ich überhören. Ein auffallend großer Geldschein wird der Anweisung den nötigen Nachdruck verliehen haben. Eine große Schweinerei will ich nicht hinterlassen. Die Blutmenge ist schon lästig genug für die Reinigungsleute, denke ich mal. Was heißt hier denken? Ich weiß doch genau, wie so eine Lache aussieht - erstaunliche Menge. Warum springen mir laufend neue Bilder im Hirn umher? Flashbacks, wirr wie ich selbst. Was war gerade? Wer hat sich gemeldet? Klarheit der Gedanken - ich brauche Klarheit. Michiko, Du wirst stolz auf mich sein. Du hast Dir Deinen Stolz in all den Jahren erhalten und Du hast mir meinen Stolz gelassen. Ohne größere Regung, ohne Mitleid, hast Du mit leichter Hand Wunden versorgt. Erzogen in der japanischen Tradition einer Samuraifamilie, weißt Du um Bushido, die Ehre des Kriegers, den man nicht bemitleidet. Selbst hast Du auch alles schweigend ertragen - Alles. Und er konnte subtil sein, ein Genie der Schmerzen, unser Baron. Alter deutscher Adel, verbunden mit einem der ältesten japanischen Häuser. Aber keine gemeinsamen Kinder. Das hat er Dir nie verziehen, Michiko, nicht war? Hättest Du seine Kinder geboren, wäre er nicht auf die Idee gekommen, mich in sein Haus zu holen. Aber ich bin Dir nicht böse, nicht sehr, nicht mehr. Will mal testen, ob mein Liebling scharf genug ist, heute Nacht. Ich weiß, wie sich lebendiges Fleisch anfühlt, wenn es sich dem Stahl widersetzt. Federnd weicht es aus, ein guter Kämpfer, dieses Fleisch, besonders, wenn es das eigene ist. Widerspenstiger als das Fleisch Fremder. Ahnt es, was passieren wird? Leicht ziehe ich die Klinge über den linken Unterarm, parallel zu älteren Schnitten. Extreme Schärfe obsiegt, der rote Streifen zeigt, der Stahl hat gewonnen. Wie immer, kein Schmerz, schade eigentlich. Vielleicht bin ich ja schon viel toter, als ich bald sein werde. Man sagt ja, die Seele kann sich ganz klein machen, in so einem Körper, wenn der nur genug geschunden wird. Dis-so-ziation, so nannte es der Arzt, damals. War das vor, während oder nach dem Prozess? Egal, ändert nichts. Wollte mir angeblich helfen. Gespräche führen, reden soll helfen, Gefühle zeigen... der ganze Mist. Welche Gefühle? Irgendwie verstand ich nicht, was er von mir wollte. Er hörte einfach nicht auf, zu bohren. Wollte gehen, einfach nur meine Ruhe haben, aber der Nerver stellte sich mir in den Weg. Schubste ihn beiseite, da schien er sich zu freuen, faselte was von Wut rauslassen. Er wusste doch bestimmt aus meinen Papieren, dass ich Kampfsportlerin bin. Zwei, drei Fauststöße und ich hatte meine Ruhe. Plötzlich überall Wärter. Schläge, Tritte... . Ich auf dem Boden. Handschellen. Egal. Hatte meine Ruhe. Vorher noch ein bisschen ausgeteilt, etwas für den Ruf getan. Die haben nicht mehr versucht, an mir rumzupfuschen. All die Jahre vorher hats auch keiner getan. Nicht, dass es Zweck gehabt hätte. Vielleicht meine ersten Jahre? So bis sechs vielleicht? Die Heimjahre, die glücklichsten meines Lebens? Wie komme ich denn darauf? Bullshit. Leute wie ich sind nicht glücklich. Ich wurde, angeblich, von IHM gezeugt. Das schließt jede Art von Glück aus. Kyoko sagt, das Schicksal hätte uns füreinander bestimmt. Ich wäre in einem Eisblock gefangen, den sie tauen will. Aber ich will nicht, dass mein Eispanzer bricht. Wie naiv diese toughe Halbchinesin sein kann. Jetzt muss ich doch tatsächlich grinsen. Hat sich mit Mitte 20 schon an die Spitze einer wirklich guten Gang gekämpft und ist doch so naiv... jedenfalls wenn es um mich geht. Das im Knast damals war reine Taktik. Die beiden besten Fighter tun sich zusammen und kontrollieren alles, ist doch logisch. Und fighten kann sie. Sieht man ihr gar nicht an. Sicher sie ist groß, jedenfalls für japanische Verhältnisse, weit über die Norm, aber sehr schlank. Ihrer schmalen Silhouette sieht man die Kraft nicht an, die Kraft, die sie als exzellente Kämpferin kaum braucht. Ihre Techniken sind unglaublich schnell. Konnte nie wirklich geklärt werden, wer nun die bessere von uns beiden ist. Komisch, dass es ihr nie gelungen ist, mit mir ganz allein klar zu kommen. Wenn es echt brenzlig wurde, habe ich immer intuitiv gewusst, wohin sie den entscheidenden Punkt setzten würde und konnte blocken. Habe ich schon öfter erlebt. Sonst wäre ich schon lange tot. Muss aber auch wirklich erst richtig zur Sache gehen... . Wie damals. Als ich wusste, dass ich nicht mehr viel Blut zu verschenken habe. Als er zum finalen Schlag ausgeholte... und ich sah den Bogen, den sein Katana nehmen wollte. Nein, nicht sehen, war es, auch nicht ahnen - nur wissen. Und dann einfach schneller sein. Das unterscheidet den Gewinner vom Verlierer. Der eine taumelt, Waffe von schwacher Hand kaum noch gehalten. Der andere ist tot, bevor er den Boden erreicht. Sein Ruf als Sportsmann war untadelig. Regattasegler, erstklassiger Reiter und guter Schütze... der Baron war immer bei den Siegern. Im Reiten kam ich einigermaßen mit. Irgendwie habe ich die richtige Hand für schwierige Pferde. Seinen Trakehner konnte außer uns keiner reiten. Aber sonst konnte ich seine Ansprüche nur im Kampfsport halbwegs befriedigen, bis zuletzt. Da wär er stolz gewesen, aber halt, ging ja nicht. Er war ja tot. Wie Michiko erreicht hat, dass ich nach ein paar Wochen entlassen wurde, habe ich nie erfahren. Ihr Anwalt erwähnte einen Verfahrensfehler, Wiederaufnahme und Freispruch seien Formsache. Ein paar Tage später war ich offiziell freigesprochen. Dürfte Michiko ein Vermögen gekostet haben. Naja, seit sie den Konzern führt, stehen ihr alle Konten offen, viel Spaß damit. Schließlich muss sie auch mit allen negativen Seiten klarkommen. Dass sie mehrfach bedroht wurde, weil sie einen Verkauf beharrlich ablehnt oder so, habe ich auch nur durch Zufall erfahren. Seitdem habe ich, mit Kyoko und ihren Leuten, den Bodyguard für sie gemacht. Könnte nicht ertragen, wenn sie auf einmal wer killen würde. Sie erinnert mich permanent an Dinge, an Gesichter, an Sachen, die einfach so passierten. Der Nerver nannte das 'triggern'. Sie merkt es. Ich spüre ihre besorgten Blicke. Wir haben dunkle Zeiten gemeinsam überstanden. Wir sind verbunden, wir sind uns teuer. Kyoko wird sich kümmern, ab morgen. Sie ist gut. Das Shirt ziehe ich aus, lege es ordentlich zusammen, ans Fußende des Bettes. Wenn ich gleich ansetzte, will ich meinen letzten Triumph genießen. Einmal quer rüber, dann hoch Richtung Herz. So hoch, wie die Kraft der Hand noch reicht, die das Messer hält. Ich will es perfekt machen. Michiko soll sich nicht schämen müssen. Sie wird wissen, dass ich wie ein Krieger starb. Sie wird dann wissen, dass ich glücklich starb. Handy? Nicht mehr drangehen...? Doch. Sonst habe ich keine Ruhe. Es ist Kyoko. "Was willst Du? Du störst!" "Meine Leute haben ein Lagergebäude im Hafen entdeckt. Unsere Freunde scheinen sich da eingenistet zu haben. Komm sofort her, wir ersparen den Cops viel Arbeit und Schreibkram". Lieblingsmesser in den rechten Stiefel, Shirt überziehen, Sitz der Waffen kontrollieren, Lederjacke über - und los. Gestorben wird dann eben später... . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)