World of Faerûn - 4. Staffel von Kyle (Begin Of A New Legend) ================================================================================ Kapitel 25: Folge 66: Der Rätselmeister --------------------------------------- Mit aller Sorgfalt betrachtete der Zwergenschmied Peppin noch einmal sein Werk, ein Schwert, geschaffen aus den Federn des Feuervogels. Jeder Millimeter wurde genaustens geprüft bis er endlich sagen konnte das seine Arbeit beendet war. "So, das war's. Hier.", meinte er stolz und reichte Shane das golden glänzende Schwert. Es war faszinierend anzusehen, wenn gleich es noch einen viel höheren Wert für ihn haben sollte. Die heiße und zugleich stickige Luft der Zwergenschmiede ließ den Abenteurern diesen Ort wie eine Sauna erscheinen, weshalb man froh war wieder gehen zu können. Ein paar letzte Worte zum Dank richtete Kyren an den freundlichen Zwerg und seine Mitarbeiter, die im Hintergrund schon wieder mitten in der Arbeit steckten, bevor man die Schmiede verließ. "Vielen Dank, Peppin. Ihr habt uns sehr geholfen. Vielen Dank auch für die Schwertscheiden.", sagte sie mit anständiger Verneigung. Kaum draußen angekommen jappste Jáin nach Luft, zog sogar seine Maskierung etwas nach unten, die er in jeder größeren Stadt tragen musste. "Bwohr, war das stickig da drin. Und diese Hitze! Kaum auszuhalten.", jammerte er und fächerte sich etwas Luft zu. "Ich frage mich wie diese Zwerge das den ganzen Tag da drin aushalten.", stimmte Sejya zu, die sich gerade etwas Schweiß von der Stirn wischte. "Na ja, es sind Zwerge. Ich schätze sie sind es gewohnt in engen, stickigen Minen zu arbeiten.", meinte Shane schulterzuckend, obwohl auch ihm anzusehen war, dass ihn die Temperaturen der Schmiede etwas mitgenommen hatten. "Ich glaub' ich brauch' erst mal ein Bad.", seufzte Kyren mit gesenkten Haupt. "Ach ja? Was beschwerst du dich eigentlich?! Mit deiner Kleidung hattest du doch noch das beste Los von uns da drin gezogen!", fauchte ihre Gefährtin mit giftigen Blick zurück, so dass sie aufgeschreckt zurückzuckte. "Schon gut, sie hat trotzdem recht. Wir sollten sehen das wir uns frisch machen.", mischte sich Shane streitschlichtend ein, doch Jáin hatte so seine Zweifel an diesen Vorschlag. "Hier in der Stadt wird das wohl nichts mehr werden. Ich bin total Pleite. Ich hab für den Schmied fast alle meine Tränke verkaufen müssen. Mein nimmervoller Beutel quillt jetzt mit diesen Phönixzeugs über.", merkte er mit vermeintlich bösen Blick an. "Schon gut, beruhig dich. Mein Vater und meine Mutter haben mir genug Münzen überlassen. Ich lade euch ein.", wehrte er mit beruhigender Geste ab. Zwar waren damit nicht alle Unstimmigkeiten beseitigt, doch bald darauf zog man los um sich eine entsprechende Unterkunft zu suchen. Sie ahnten nicht das sie Faye bereits von einen der Dächer aus beobachtete. Ein freudiges Stöhnen wich aus Sejyas Mund als sie bald darauf in einem heißen Bad Genugtuung fand. "Ah, ist das angenehm!", schwärmte sie und schloss ihre Augen, bevor sie sich genüsslich entspannt zurücklehnte. Shane hatte nicht gespart und seine Gefährten in einer wahren Nobelunterkunft untergebracht. Zwar hatte man nur ein öffentliches Bad zur Verfügung, in dem eine Trennwand aus Bambusstämmen für die nötige Unterteilung von männlichen und weiblichen Gästen sorgte, aber da man die einzigen Gäste an diesen Tag waren, störte sich niemand daran. Jáins Laune hatte sich auf der anderen Seite der Trennwand inzwischen erheblich gebessert, während die seines im Wasser sitzenden Gefährten proportional dazu nach unten ging. "Als ich sagte das ich euch einladen würde, hab' ich eigentlich nicht gemeint das wir uns wie eine Adelsfamilie aufführen sollen.", grummelte er vor sich hin und blies ein paar Bläschen ins Wasser, das sich durch seine Körperhaltung fast auf Mundhöhe befand. "Ach was, nun sei nicht so knauserig. Schließlich hast du immer noch genug und ein bisschen Erholung haben wir uns eh mal verdient.", meinte sein dunkelhäutiger Gefährte, der völlig entspannt neben ihm am Beckenrand saß. "Ich sehe es so. Wir haben das getan was uns dieser Nairdan empfohlen hat. Die Hälfte haben wir also schon hinter uns.", fuhr Jáin fort, doch Shane war anderer Meinung. "Ich traue diesen Nairdan nicht. Ich habe das Gefühl er sagt uns nur das was wir hören sollen. Als wir auf den Schiff waren ... da habe ich, ich weiß nicht warum ... aber da habe ich an Kyren etwas seltsames gespürt während sie geträumt hat. Wir wissen ja einmal wie er aussieht. Es könnte genauso gut Gray selbst sein. Irgendwas ist faul an der Sache.", meinte er misstrauisch. "Na ja, kann schon sein, aber immerhin wissen wir nun was es mit dem Fluch auf sich hat von dem der Typ geredet hat und warum er Kyren will. Ich denke wir sollten trotzdem so weiter machen wie bisher.", erwiderte sein Gefährte gelassen. "Ja, aber was ich nicht verstehe ist warum gerade Kyren. Es muss doch einen Grund geben warum gerade sie. Vielleicht hat es etwas damit zu tun das es ein Elfenfluch ist. Ich werde aus der ganzen Sache nicht schlau.", gab Shane nachdenklich zurück. Sein Mitstreiter schien bereits jegliches Interesse an dieser Diskussion verloren zu haben. "He, was meinst du, ob wir nicht mal ein Blick auf die andere Seite werfen sollten?", meinte dieser breit grinsend, sehr zum erstaunen des Halbelfen. Jáin wartete gar nicht auf eine Antwort und pirschte sich an die Bambusstämme heran, von wo man am höchsten Punkt einen Blick auf die andere Seite werfen konnte, wenn man es schaffte sie hinaufzuklettern. "Kaum zu glauben das ich über 80 Jahre jünger als der sein soll.", dachte Shane beschämt vom Verhalten des Drows vor sich hin und verharrte lieber an Ort und Stelle. Für ihn war das Versehen mit Kyren auf dem Schiff wahrscheinlich genug nackte Haut für einen Monat. Im selben Moment stieß im Frauen- und Mädchenbereich des Bades Kyren, noch in ein Handtuch gewickelt, hinzu. Sie hielt verwundert inne als sie sah wie Sejya langsam in Richtung der Bambusstämme schlich. "Äh, was machst du denn da?", fragte sie verwundert. "Psst, ich will nur mal kurz einen Blick hinüber werfen um zu sehen was die Jungs so machen.", erwiderte sie breit grinsend, mit passender Geste und deutlichen Unterton. Für Kyren und Shane war es faszinierend anzusehen wie ihre nackten Gefährten die Bambusstämme hochkrackselten. Sie ahnten nicht das die jeweils andere Seite das gleiche vorhatte, ebenso wenige wie Sejya und Jáin, die sich schlussendlich im selben Moment am höchsten Punkt trafen und mit Ernüchterung feststellten das alles was sie zu sehen bekamen ihre verdutzten Gesichter waren. Geschockt schrieen sie drauf los als sie merkten das ihre Aktion ein Schuss in den Ofen war. Überrascht von der Sichtung und unkonzentriert wegen ihres Gebrülls, verloren sie schließlich den Halt an den rutschigen Stäben. Es kam wie es kommen musste und nur Sekunden später fanden sie sich nach einer unsanften Landung im Wasser wieder. Dirons Blick schweifte in diesem Moment jedoch auf ein ganz anderes Objekt. Wie so oft war er in seinem Labor in der unterirdischen Feste von Mogul und gab sich seinen Gedankengängen hin. Der Raum war kaum erleuchtet und nur ein gläserner Behälter, ähnlich wie der in denen er Leath und Faye gehalten hatte, gab etwas bläuliches Licht ab. Obwohl er die kleine Gestalt, die er dort vor sich in ihren gläsernen Kokon sah, mit einem finsteren Blick betrachtete, lag keine Wut in seinem Gesicht. Ihm entging nicht, das er einen Moment später nicht länger alleine in seiner Räumlichkeit war. Es erstaunte ihn etwas, wenn gleich man es ihm nicht ansah, denn nicht einmal Mogul oder Gray wussten von diesen abgelegenen Raum zu dem es keinen regulären Zugang gab. "Was willst du hier?", fragte der Nekromant mit finsterer Stimme ohne sich umzudrehen, worauf eine umhüllte Gestalt hinter ihm ins Licht trat. Er schien zu wissen wer gekommen war, auch wenn er die Gestalt keines Blickes würdigte. Sie war voll und ganz umhüllt und ließ nur ihre Augen unter ihrer Tracht hervorlugen. "Ich bin hier um Euch zur Besinnung zu bringen, Diron.", erwiderte eine Mädchenstimme zaghaft, doch Diron schienen ihre Worte nicht zu interessieren. Er erwiderte ihre Worte nicht einmal und starrte weiter auf das gläserne Objekt vor ihm. Das umhüllte Mädchen blieb zäh und wagte sich noch einen Schritt näher. "Diron, ich bitte euch - das könnt Ihr nicht tun! Ihr müsst es aufhalten! Lasst es nicht soweit kommen! Euer Hass frisst euch auf und macht euch blind. Ihr habt die Macht Gray und Mogul wieder in ihre Ausgangsposition zurück zu bringen. Ihr setzt die Welt einer großen Gefahr aus, wenn Ihr die Sache nicht stoppt!", wirkte sie mit flehender Stimme auf ihn ein, worauf er ihr seine Hand entgegen streckte, in Androhung sie mit einem Zauber zu töten. "Sag mir lieber warum ich dich nicht töten sollte.", gab er mit ernster Miene zurück. Für einen Moment war das Mädchen geneigt eingeschüchtert zurück zu weichen, doch sie blieb mutig stehen und ihr eben noch erschrockener Blick verschwand. "Weil Ihr es nicht könnt, Diron. Selbst Ihr habt eine Schwäche, etwas was euch selbst die böse Macht von Mesa nicht nehmen konnte. Ich weiß es steckt immer noch etwas gutes in euch. Ich verstehe euer Leid, aber fragt Ihr euch nicht auch ob es richtig ist was Ihr vorhabt?", konterte sie energisch. "Eigentlich frage ich mich nur warum du dich gegen mich stellen willst. Du solltest doch auf meiner Seite sein.", meinte er nüchtern und zog seine Hand zurück. "Ihr wollt eine neue, bessere Welt. Das wollte mein Meister auch, aber ...", erwiderte sie, bevor sie Diron plötzlich rüde unterbrach. "Ich will dein Geschwafel nicht hören, Mädchen! Verschwinde von hier! Es ist zu spät. Es kann nicht mehr aufgehalten werden. Das Schicksal hat bereits entschieden.", fuhr er mit erhöhter Tonlage dazwischen, die nach seinen ersten beiden Sätzen leiser wurde. Seufzend trat die junge Besucherin schließlich zurück ins Dunkel, den Kopf vor Enttäuschung nach unten geneigt. "Dann ... dann soll es wohl so sein. Passt auf Euch auf, Diron. Bei unserer nächsten Begegnung stehen wir uns wohl als Feinde gegenüber.", sagte sie mit trauriger Stimme, bevor sie so lautlos verschwand wie sie gekommen war. Nach einen Tag Erholung ging es für die vier Abenteurer schließlich weiter, denn noch war man nicht in Thay angekommen. Überraschendweise stieß man bei den Stadttoren von Laothkund plötzlich auf eine altvertraute Gestalt. "John?", riefen die vier synchron, sichtlich erstaunt von seinen erscheinen. "Ich habe auf euch gewartet.", erwiderte er nüchtern. "Was? Soll das heißen du willst uns ab jetzt begleiten?", rief Kyren verwundert und deutete auf ihn. "So ist es. Von hier aus ist es nicht mehr weit nach Thay. Ich schätze in ein oder zwei Wochen sind wir da.", erwiderte er, mit Blick nach Osten. Shane war von dessen Erscheinen nur wenig beeindruckt, reagierte sogar misstrauisch. "Wieso hilfst du uns auf einmal? Die Sache mit den Phönixartefakten ist doch nun vorbei und die Aktivitäten des Meisterdiebs 1-1-2 sind somit wohl auch beendet, oder?", meinte er mit strengen Blick. "Persönliche Gründe bewegen mich dazu ebenfalls nach Thay zu reisen. Ihr könnt meine Gesellschaft annehmen ... oder es sein lassen. Mir persönlich soll es egal sein, aber wir haben nun mal den gleichen Weg.", tönte er recht schroff zurück. "Nur den gleichen Weg oder auch das gleiche Ziel?", hakte Jáin mit frechen Unterton nach, womit er ihm ein Schmunzeln entlockte. "Vielleicht von jedem etwas. Wer weiß.", gab er frech zurück. Dennoch fiel die Entscheidung recht schnell und zu seinen Gunsten aus. "Okay. Du kannst mit uns reisen. Vielleicht könnten wir deine Hilfe gebrauchen, aber ich werde ein Auge auf dich haben.", erwiderte Shane schließlich. "Sicher wirst du das.", meinte er mit kurzer Verneigung wie ein treuer, braver Diener. Im nicht mehr allzu fernen Thay hatte sich Diron derweil wieder seinen geheimen Experimenten gewidmet. Er war sich sicher das Faye nun ihren Auftrag zu seiner vollsten Zufriedenheit vollenden würde. Als er eine rote Flüssigkeit in ein passendes Reagenzglas gießen wollte, spürte er eine Präsents hinter sich, so dass er kurz inne hielt. Sein Instinkt hatte ihn nicht getäuscht, denn hinter ihm stand eine Gestalt, deren Abbild völlig vernebelt und verzerrt war. Er fürchtete den Eindringling nicht, wusste er doch um wen es sich handelte. "Ist es nicht ein wenig gewagt Euch hier sehen zu lassen, Meister?", fragte der Zauberer gelassen und mixte ein paar weitere Flüssigkeiten in das Reagenzglas ein. "Unter anderen Umständen vielleicht, aber ich spüre das Mogul und Gray nicht hier sind.", gab der Fremde ruhig zurück. "Mogul ist in Richtung Laothkund aufgebrochen. Er will die Abenteurer töten. Wahrscheinlich glaubt er nicht das Bouncer Erfolg haben wird. Gray treibt sich irgendwo in Thay rum. Ich habe immer noch Ausgangsverbot.", erklärte er gelassen und wendete sich ihm zu. "Wie amüsant. Die Jagd geht also in ihre Endphase. Ich nehme an dein Schützling wird dafür sorgen dass die Elfe überlebt.", hinterfragte die Gestalt leicht erheitert. "Wenn sie es nicht tut, dann wird es Gray tun. Schließlich will er sie ebenso lebend wie wir. So oder so - der Tod des Halbelfen spielt mir gut zu. Sie wird leicht mit Versprechungen zu verführen sein das ich ihr den Halbelf ins Leben zurückbringe. Dann gehört sie ganz uns.", gab er schmunzelnd zurück. Auch wenn man nun zu fünft nach Thay reiste, so gab John Shane nicht das Gefühl von Sicherheit das er sich erhofft hatte. Schon den ganzen Tag über verhielt er sich ungeheuer Schweigsam, seinen kühlen Blick immer nach vorn gerichtet. John war es der das Tempo machte und den Weg vorgab. Ihr Marsch führte die Abenteurer durch Wald- und Savannengebiete. Man war gut gelaunt und kam gut voran, denn immerhin hatte es noch keine weiteren Angriffe gegeben. Erst als John auf einmal stoppte, merkte man das die Reise nicht mehr so gut verlaufen würde wie bisher. Verwundert schloss man zu ihm auf und erblickte was auch er sah - eine fragwürdige Gestalt in grün. "Wer ist das denn?", fragte Shane irritiert. Die grüne Kleidung des Fremden war mit Fragezeichen übersäht, ebenso wie sein flacher, grüner Hut. Er trug auffällig weiße Handschuhe und schwarze Schuhe. Der Mann wirkte nicht gerade stämmig und trug einen silbernen, hüfthohen Stab als Stütze bei sich. "Schön das ihr endlich gekommen seid! Ich habe bereits auf euch gewartet!", rief ihnen der Mann in grün entgegen. "Wer seid Ihr?", wollte Shane wissen. "Man nennt mich Bouncer oder aber auch ... den Rätselmeister.", erwiderte der Fremde mit irrer Mimik. "Und ... was wollt Ihr von uns?", fragte Kyren verunsichert. "Ha! Was ich will? So viele Fragen, so viele Antworten! Zwei um genau zu sein! Erstens werde ich euch die Weiterreise verwehren. Zweitens will ich mit euch spielen!", gab der seltsame Mann zur Antwort. Verwirrung machte sich unter den Abenteurern breit, denn er schien nicht mehr ganz bei Sinnen. Tanzend und springend näherte er sich ihnen mit irren Gelächter, bis sie nur noch wenige Meter trennte. Selbst als er wieder zum stehen kam, wirkte er nur wenig normaler, so wie er sich mit beiden Händen auf seinen Stab abstützte. Eine pulsierende Ader an Jáins Stirn machte darauf aufmerksam das er nun langsam genug von dem Herrn hatte, der offenbar nicht ganz bei Verstand war. "Ich lass' mir doch von dir nicht vorschreiben wo ich hingehen darf und wo nicht!", rief er ärmelhochkrempelnd. Sejya war der selben Meinung, wenn gleich sie deutlich aggressiver vorging. "Verschwinde!", mahnte sie ihn erzürnt und zückte drei kleine Wurfdolche hervor. "Tut mir Leid, aber hier ist Endstation für euch.", erwiderte er breit grinsend, voller Zuversicht, das für ihn keine Gefahr bestand. "Dann nimm das!", entgegnete sie ihm wütend und warf ihre Dolche nach ihm. "Nicht Sejya!", riefen Shane und Kyren vergeblich, die zu spät realisierten wie ernst sie es meinte. Ihnen blieb der Atem weg als der Fremde einen winzigen Schalter an seinen Stab drückte, worauf dieser sich auf Kampfstabniveau verlängerte. Mit optischer Leichtigkeit gelang es ihm die drei Dolche durch eine rasante Drehung seines Stabes nach Windmühlenprinzip abzuwehren. Nach vollendeter Abwehr setzte er den Stab voller Stolz wieder am Boden auf und tat so als wäre nichts geschehen. Jáin zeigte sich nur kurz geschockt, war er sich doch nach wie vor sicher es nicht mit einen ernstzunehmenden Gegner zu tun zu haben. Schnaufend stampfte er ihm entgegen um die Sache nun selbst in die Hand zu nehmen. "Ich lass' mich doch nicht zum Hampelmann machen. Na warte - ohne deinen Stab bist du ziemlich aufgeschmissen, wette ich!", fauchte er erzürnt, worauf der Mann in grün verwundert auf seine Waffe blickte. "Oh, du willst meinen Stab? Hier, fang doch!", gab er schmunzelnd zurück und warf ihm seine Waffe so entgegen das er sie bequem mit beiden Händen auffangen konnte. Jáins Augen weiteten sich als er den Silberstab fing, denn noch nie war er einen solch freundlichen Gegner begegnet. Schnell stellte er jedoch die Tücke dieser Geste fest, da der Stab ihm mit seinen Gewicht glatt zu Boden brachte, obwohl die Waffe optisch gar nicht so schwer wirkte. Wie ein Gewichtstemmer der sich verschätzt hatte zappelte er am Boden, während der Stab auf seinen Hals ihm die Luft abdrückte. Wehement versuchte er sich von der Waffe zu befreien, blieb aber trotz Einsatz all seiner Kraft erfolglos. "Wah! Helft mir! Ich krieg' keine Luft mehr!", ächzte er worauf ihm seine Freunde zur Hilfe eilten. Nur John beteiligte sich nicht und sah das man es selbst zu viert nicht schaffte den Stab von Jáin zu entfernen. Schließlich stieß Bouncer selbst hinzu und legte seinen kleinen Finger um seine Waffe, womit er sie zugleich mit Leichtigkeit anhob. Seelenruhig ging er wieder ein paar Schritt zurück und stellte sich auf seine letzte Position. Er grinste so unscheinbar freundlich, dass man gar nicht glauben konnte, welche Gefahr von ihm ausging. "Verdammt! Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu!", beschwerte sich der Dunkelelf am Hals reibend, während er sich aufraffte, doch Shane hatte schon eine Erklärung parat. "Das muss so eine Waffe sein, die nach dem Prinzip von Carsomyr funktioniert. Nur eine bestimmte Person ist in der Lage sie zu führen.", merkte er an. Wieder stand man dem Rätselmeister ratlos gegenüber, wie schon vor Sejyas und Jáins Angriff. "Schätze der wird uns wirklich nicht so einfach vorbeilassen. Wir müssen vorsichtig sein.", resümierte der junge Halbelf mit ernsten Blick. "Genug gealbert! Zeit zum spielen!", tönte Bouncer auf einmal hervor und streckte ihnen auffordernd seinen Stab entgegen. "Äh, was für ein Spiel willst du denn spielen?", fragte Kyren zögerlich. "Hihi, das ist doch wohl klar. Ihr werdet meine Rätsel lösen.", antwortete er kichernd. Jáin zeigte sich wenig begeistert und setzte schon an sein Schwert zu ziehen. "Ich lass' mich von diesen Irren doch nicht zum Affen machen!", fauchte er sichtlich verstimmt, doch diesmal gelang es Shane ihn zu beruhigen. "Warte! Wer weiß was der noch für Tricks auf Lager hat. Der ist nicht so harmlos wie er aussieht.", mahnte er ihn. Ihm war klar das man eine andere Strategie brauchte um mit ihm fertig zu werden. "Nun ... Bouncer. Was wäre denn wenn wir dein Spiel gewinnen? Würdest du uns dann passieren lassen?", fragte er höflich nach. "Selbstverständlich nicht. Das Spiel entscheidet lediglich ob ich euch am Leben lasse oder nicht, haha!", gab er mit irren Blick zurück. Den Abenteurern war der Schock anzusehen, wobei John das ganze eher gelassen hinnahm. "Genug geplaudert! Ihr habt ohnehin keine Wahl! Hier die Regeln! Ich werde jeden von euch ein Rätsel stellen. Löst ihr euer Rätsel lasse ich euch am Leben. Versagt ihr ...", rief Bouncer mit entsprechender Geste aus, bevor ihn John prüde unterbrach. "Halts Maul und fang endlich an! Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit!", warf er mit strengen Unterton ein, sehr zur Überraschung des Rätselmeisters. "Tja dann ... geht das erste Rätsel an dich, seltsamer Mensch. Wie auch die anderen hast du 30 Sekunden Zeit um zu antworten.", erwiderte dieser und richtete seinen Stab auf ihn. "John!", riefen seine Begleiter aufgeregt, doch es war bereits zu spät, denn Bouncer stellte ihn schon auf die Probe. "Kein Anfang, kein Ende. Es hat nur symbolischen Wert. Was ist es?", tönte er mit fordernden Blick in seine Richtung. "Was kann das sein?", fragte sich Kyren am Kopf kratzend. "Ein Kreis.", gab John nüchtern zur Antwort, kaum das Bouncer seine Frage zuende gestellt hatte. Nicht nur das Elfenmädchen schien von dieser prompten Antwort überrascht. Lediglich der Rätselmeister selbst trug es mit Fassung als er ihm sogleich bestätigte das er recht hatte. "Ganz schön clever. Nun, wer ist der nächste?", meinte er und ließ seine Augen über die anderen schweifen, denen das ganze viel zu schnell ging. "Du! Mädchen mit den grellblonden Haar! Du kannst es nicht riechen und du kannst es nicht fühlen. Du kannst es nicht sehen und doch ist es da. Du glaubst es zu spüren, wenn es windig ist. Was ist es?", sprach er in Richtung der einstigen Kopfgeldjägerin. Sejya wirkte sichtlich nervös, denn die Lösung lag ihr fern. Jáin wollte helfen, doch Bouncer unterbrach ihn sofort. "Ein falsches Wort, Dunkelelf und das Mädchen hat nicht bestanden.", rügte er ihn mit strafender Geste. Die Zeit lief ihr davon, doch als ihr zufällig eine leichte Briese durchs Haar fuhr, wurde ihr klar was er hören wollte. "Die Luft! Die Lösung ist die Luft!", rief sie hektisch, gerade noch rechtzeitig vor Ablauf des Ultimatums. "Du hast recht, junges Fräulein!", bestätigte der Mann in grün zufrieden. "Puh, das war knapp.", gab sie erleichtert von sich. Nur einen Augenblick später hatte er bereits sein nächstes Opfer auserkoren und deutete auf Jáin. "Nun denn, Drow. Eben hast du dich einmischen wollen. Ich bin gespannt wie gut du bist, wenn du auf dich allein gestellt bist.", sagte er mit listigen Blick. "Ich sollte dich einfach aufschlitzen anstatt hier rum zu stehen und mir deine Rätsel anzuhören!", entgegnete er ihm zornig. Dennoch wusste er nicht welche Konsequenzen ein weiterer Angriff auf Bouncer haben würde und die Tatsache das John nichts unternahm ließ ihn erahnen das er gut beraten war sich zurück zu halten. "Überall Löcher und dennoch trägt es mehr als man zu denken vermag. Wovon rede ich?", erwiderte der Rätselmeister unbeeindruckt von seiner Drohung. Jáins rechte Augenbraue zuckte angespannt nach oben, denn ähnlich wie bei seiner Gefährtin zuvor fiel ihm die Lösung nicht sofort ein. Es dauerte einen Moment bis er erleichtert ausatmete und seine Lösung präsentierte. "Die Rede ist von einen Schwamm, nicht wahr?", gab er mürrisch zurück. "Exakt, Dunkelelf! Damit bleiben noch zwei von euch übrig.", antwortete Bouncer erfreut. Kyren liefen bereits erste Schweißtropfen von der Stirn, denn die Wahrscheinlichkeit das sie die nächste wäre, stieg zunehmend. Sie erstarrte fast vor Schreck als sich der Rätselmeister an sie wand und ihre Intelligenz auf die Probe stellte. "Größe ist nicht alles. Zwei Scheren vermögen dich nicht zu töten, aber vielleicht das Gift der Neun. Was meine ich?", rief er ihr arrogant grinsend zu. Shane war mit der Wahl des Mannes nicht einverstanden und stellte sich protestierend vor seine Gefährtin. "Hey, warte! Sie ist noch viel zu jung für solche kniffligen Rätsel. Das ist nicht fair!", beschwerte er sich engagiert. "Im Leben ist nichts fair, Halbelf. Wenn sie die Lösung nicht weiß, ist das nicht mein Problem.", gab er hochnäsig zurück. Shanes verzweifelter Blick fiel auf seine kleine Gefährtin, die sichtlich am grübeln war. Angestrengt versuchte sie das Rätsel zu knacken, während die Sekunden nur so dahin flogen. Bouncer schmunzelte, denn er hatte extra ein schweres Rätsel für das kleine Mädchen gewählt. Er wusste, das wenn sie versagen würde, es ihm seine Macht gestattete, sie in Gewahrsam zu nehmen, so wie es Gray wollte. Die letzten Sekunden liefen als Kyren plötzlich aufschrak und zum erstaunen aller eine Lösung präsentierte. "Größe ist nicht alles und zwei Scheren - damit ist ein kleines Tier mit zwei Scheren als Hände gemeint! Das Gift der Neun - damit ist die Form des Gliedmaßes gemeint in dem sich Gift aufhält. Das kann nur ein Skorpion sein!", kombinierte sie aufgeregt, worauf sich die Mimik des Rätselmeisters verfinsterte. "Ja, das ist richtig ... leider.", tönte er zähneknirschend, womit er zum letzten Kandidaten überging. "So denn, Halbelf. Du bist als letzter dran. Mal sehen wir schlau du bist.", meinte er und richtete seine Waffe auf ihn. "Dann stell schon dein Rätsel.", erwiderte er knurrend. "Ein Mann nimmt es, ein Kind hat es. Man verliert es wenn man verdirbt.", entgegnete er mit fordernden Blick, in der Hoffnung wenigstens einen ins verderben stürzen zu können. Shanes Augen weiteten sich, denn ihm erging es wie den meisten anderen - des Rätsels Lösung lag ihm fern. Seine Gefährten richteten gespannt ihre Augen auf ihn, Jáin schien die Lösung sogar zu wissen, doch es war klar das ihm niemand helfen konnte. "Ein Mann nimmt es, ein Kind hat es ... vielleicht ein Spielzeug ... aber der Rest ergibt keinen Sinn.", grübelte der Halbelf angestrengt vor sich hin. Bouncer war der einzige dem ein Schmunzeln auf den Lippen lag, denn Shane schien wirklich ahnungslos. Auch wenn er laut vor sich hinbrabbelte, so lief ihm die Zeit schneller davon als ihm lieb war. Jáins Augen weiteten sich immer mehr, denn er ahnte das sein Gefährte auf die eigentlich einfache Lösung nicht kommen würde. "(Verdammt! Shane ist zu brav um das zu wissen. Wenn ich ihn doch nur helfen könnte.)", dachte er still vor sich hin. "Die Zeit ist um!", rief der Rätselmeister auf einmal und zog seinen Stab wieder zurück. Es war klar das nun etwas schlimmes passieren würde, wenn gleich man nicht wusste was Shane erwartete. Hilflos musste Kyren mit ansehen, wie die Pupillen ihres Gefährte neben ihr auf einmal immer kleiner wurden und er sich verkrampft ans Herz griff. "Shane? Was ist mit dir?", fragte sie besorgt, doch ihm fehlte die Kraft zu antworten. "Die Antwort ist die Unschuld, du Narr!", erklärte Bouncer und setzte mit seinen Stab am Boden auf. Noch im selben Moment brach der junge Halbelf ächzend zusammen und regte sich fortan nicht mehr. "NEIN!", kreischte Kyren aufgeregt, die wie ihre Freunde arg geschockt wirkten. Selbst Johns Mimik erblasste beim Anblick des leblosen Mitstreiters, so dass er sich wutentbrannt den Rätselmeister zuwendete. "Das wirst du bereuen!", fauchte er erzürnt und machte sich daran ihn mit einen Energiezauber zu bestrafen. "Nein, ganz im Gegenteil! Da einer von euch ein Rätsel nicht lösen konnte, werde ich euch verbannen, haha!", gab Bouncer lachend zurück. "Was?! Aber ich dachte Ihr würdet uns leben lassen wenn wir unser Rätsel lösen?", widersprach Sejya geschockt. "Leben werdet ihr auch, aber für mehr habe ich nicht garantiert!", rechtfertige er sich, irre grinsend und schlug mit dem Stab am Boden auf, worauf sich ein schwarzer Strudel unter den Abenteurern bildete, der sie ins optische Nichts zog. Vergeblich versuchte John seinen Zauber noch abzufeuern, doch auch er musste sich dem gewaltigen Sog geschlagen geben. Nur Shanes lebloser Körper und der Rätselmeister selbst blieben zurück. Zufrieden fuhr er seinen Stab wieder ein, stolz auf das was er soeben vollbracht hatte. "Ich denke das wenigstens Meister Mogul hocherfreut sein wird.", sprach er zu sich selbst und blickte auf die Stelle auf der eben noch Kyren und ihre Gefährten gestanden hatten. Als Kyren ihre Augen wieder öffnete, fand sie sich an einen seltsamen Ort wieder, der weder oben noch unten zu haben schien. Einige winzige Lichter erleuchteten den schier endlosen Raum und sie fragte sich wo sie wohl gelandet war. Um sie herum erwachten auch die anderen, die ebenso konfus wirkten wie sie. "Wo sind wir?", wollte Sejya wissen. "In einen leeren Raum ... einer leeren Dimension.", antwortete John nach kurzer Analyse. "Du meinst wir sind da wo normalerweise magisch Eingekehrte hinkommen?", fragte Kyren neugierig nach, was er ihr nickend bestätigte. Somit war ihre Lage ziemlich unangenehm, denn noch nie war es jemanden gelungen aus solch einer Zone zu entkommen. Schnell fand Jáin einen Sündenbock und packte John am Kragen. "Hey! Du bist doch sonst so mächtig? Warum hast du den Typen nicht aufgehalten?!", fragte er säuerlich. "Er trug einen Fluch in sich. Irgendjemand hat seinen Geist mit einen Fluch belegt. Das gab ihm ziemliche Macht, aber er hat wohl den Verstand dabei verloren. Ein solches Wesen anzugreifen kann unvorhersehbare Folgen haben. Der Fluch hätte auf uns übergehen können, oder noch schlimmer.", erklärte er gelassen. "Noch schlimmer als das hier?!", fauchte Jáin zornig. "Ja. Möglich das wir alle wie der Halbelf geendet wären.", erwiderte er prüde und entledigte sich vom Griff des Dunkelelfen. "Shane ... was wohl mit ihm passiert ist?", fragte sich Kyren mit traurigen Blick. "Schätze der Typ hat ihm die Seele aus dem Leib gerissen. Wer weiß.", rief John ihr zu und verschränkte ungerührt die Arme. "Sag nicht so was!", rügte sie ihn mit verbitternden Blick. Sejya hingegen beschäftigte sich bereits mit Fluchtgedanken. "Pah, ich werde jedenfalls nicht hier bleiben und Däumchen drehen. Dieser Bouncer hat sich mit der falschen angelegt!", schrie sie wütend und machte sich daran einen Ausgang zu suchen. Schließlich folgten ihr Jáin und Kyren mit gesenkten Haupt. Sie ahnten das die Wahrscheinlichkeit größer war sich für immer zu verlaufen, aber im Gegensatz zu John, der stur an Ort und Stelle stehen blieb, wollten sie es riskieren. "(Diese Narren. Das ist ein endloses Labyrinth. Sie werden nicht weit kommen.)", dachte er vor sich hin und schloss die Augen. Auch wenn es ihm nicht passte, so war Shane die einzige Hoffnung für ihn und die anderen, sofern er noch lebte. Shane hingegen fand sich in völliger Dunkelheit wieder als er zögerlich begann die Augen zu öffnen. "Steh auf!", tönte eine nahe Stimme befehlshaberisch hervor. Nur wage erkannte er eine Gestalt in einen Licht, das von einem schier endlosen dunklen Himmel fiel. Zugleich war es auch die einzigste Stelle weit und breit die erhellt war. Mühsam rekelte er sich auf und trottete näher zu der Gestalt ins Licht. "Was ist passiert? Wo bin ich?", fragte er sich an der Stirn haltend. "Das weißt du nicht?", gab die Stimme höhnisch zurück. "Wer .... wer bist du überhaupt?", fragte er weiter und trat zu ihm ins Licht. "Erkennst du mich etwa nicht?", erwiderte sein Gegenüber verwundert. Shanes Mimik erstarrte als er klarer sah, denn vor ihm stand sein schlimmster Alptraum. "Sen! Du bist Sen, nicht wahr?!", schrie er aufgeregt. "Stimmt.", gab dieser schmunzelnd zurück. "Aber ... wie kann das sein? Wo bin ich hier?", wollte der junge Halbelf wissen und sah sich nervös um. "Offenbar ist dir nicht bewusst was passiert ist. Gut, dann werde ich deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Du bist tot, mein Freund.", erklärte Sen nüchtern. "Was?! Aber wenn ich tot bin ... wo bin ich dann?", gab er erstaunt zurück. "Du bist da wo ich bin .... wo ich schon so lange bin. Wie du diesen Ort nennst bleibt dir überlassen, denn du hast ihn ja schließlich auch erschaffen um mich hier einzusperren, wenn auch nur unbewusst. Sagen wir, du bist in einer Grenzwelt zwischen Leben und Tod.", antwortete Sen und ging ein paar Schritt, mit den Händen in den Hosentaschen, um ihn herum. "Wie bin ich hier her gekommen und was machst du dann hier?", hakte er zweifelnd nach. "Wie schon gesagt. Du bist tot. Du bist nicht mehr als eine Seele, gefangen in deinem eigenen Gefängnis. Ich rate dir übrigens im Licht zu bleiben. Die Schwärze verschlingt einen mit der Zeit.", erwiderte er schmunzelnd und richtete sich zur dunklen Unendlichkeit. "Ich verstehe. Du bist das was tief in mir schläft, du bist das was die Essenz Bhaals verkörpert, du bist wirklich Sen.", realisierte Shane schließlich. "Du hast es erfasst.", gab dieser nüchtern zurück und ging ihm ein paar Schritt entgegen. "Dann ist das doch deine Chance. Warum tötest du mich nicht einfach und nimmst dir meinen Körper?", merkte er mit verbissenen Gesicht an. "Sicher, deine Seele ist schwach, aber töten kann ich sie nicht. Es wäre einfach zu riskant. Nicht einmal ich weiß wie eng deine Seele noch mit deinen Körper verbunden ist. Dich zu vernichten könnte heißen deinen Körper ein für alle mal zu töten. Damit wäre er nicht nur unbrauchbar für mich, nein, ich würde mich damit wahrscheinlich sogar selbst töten. Und übrigens, falls du den Gedanken erwähnst im Gegenzug mich zu töten, das Ganze gilt natürlich für dich genauso.", erklärte er mit ungewohnter Ausgelassenheit. "Das heißt, wir sitzen hier ewig fest?", fragte Shane ungläubig nach. "Nein, ganz so ist es nicht. Wenn wir unsere Kräfte vereinen kann einer von uns nach oben zur Quelle des Lichtes aufsteigen und somit deinen Körper wieder neues Leben einhauchen.", widersprach er mit Blick nach oben, doch es war schnell klar worauf das hinauslief. "Also willst du das ich dir helfe, damit du meinen Körper übernehmen kannst ...", meinte Shane mit ernsten Blick, was seine böse Seite jedoch ein leichtes Lachen entlockte. "Nein, ich bin nicht so naiv zu glauben das ausgerechnet du mir helfen wirst. Außerdem ist es ungewiss ob es überhaupt klappt. Die Chancen stehen fünfzig - fünfzig das eine von unseren beiden Seelen den Körper übernehmen und dessen Vitalfunktionen wieder in Gang bringen kann. Es ist ein Risiko, aber ich schätze du wirst es wagen und mich fragen ob ich dir helfen werde. Immerhin sind deine Freunde in Gefahr. Sie brauchen deine Hilfe.", erwiderte er in belehrenden Ton und begann wieder eine Runde am Rande des Lichtes zu gehen, stets gefolgt von den Blicken seiner guten Seite. "Und woher soll ich glauben das ich dir vertrauen kann? Vielleicht ist das ja alles nur ein Trick.", zweifelte er mit entsprechender Mimik. "Natürlich hast du keine Garantie das ich dich anlüge, aber ich habe dir immerhin schon öfter geholfen. Erinnerst du dich an das Theaterstück und die Attacke der blonden Göre, die nun mit euch reist? Glaubst du etwa wirklich der Ellenbogen hat von ganz allein so reagiert? Das Training mit Nex und die Tatsache das du seine Fähigkeiten einfach kopieren konntest; dieser Drang nach Thay zu reisen um dort eine Antwort auf all deine Fragen zu erhalten - all das hast du mir zu verdanken, weil ich dir geholfen habe.", erzählte er recht nüchtern. "Aber warum ... nein, warte! Ich kann mir schon denken warum du das getan hast. Wenn ich meinen Körper und meine Fähigkeiten trainiere wärst du umso stärker sollte es dir gelingen wieder die Kontrolle zu übernehmen, nicht wahr?", erwiderte er mit geballter Hand. Sens übles Grinsen, das sich daraufhin auf seine Lippen legte, bewies ihm bereits das er recht hatte. Dennoch blieb ihm kaum eine andere Wahl als den Deal einzugehen, wenn er Kyren und die anderen retten wollte. "Also gut, was ist deine Bedingung?", fragte Shane schließlich, worauf Sen inne hielt und sich ihm zuwendete. "Die Bedingung für meine Hilfe ist recht simpel. Ich verlange nicht viel, außer das du einen winzigen Teil meines selbst mit dir nimmst und im Gegenzug einen winzigen Teil deines selbst hier bei mir lässt.", entgegnete er ihm. "Wozu das denn?", wollte Shane wissen. "Das kannst du dir doch denken. Schaffst du es deinen Körper zu revitalisieren, habe ich fortan immer einen kleinen Anker in deiner Seele, der es mir eines Tages ermöglichen wird aufzusteigen und die Kontrolle zu übernehmen.", erklärte er grinsend. "Was?! Aber ...", schrie Shane entsetzt, aber ihm wurde rasch klar das er keine Alternativen hatte. "Ich weiß das du es trotz allen machen wirst. Ich kenne dich. Im Grunde wird es dann so sein wie in den alten Zeiten. Damals bin ich stärker geworden je öfter du von meiner Kraft gebrauch gemacht hast, doch du bist inzwischen selbst stark und clever genug dies zu vermeiden. Dieses mal gebe ich dir einen anderen Makel auf den Weg. Ein guter Tipp an dich. Jedes mal wenn dein Herz tiefe Zuneigung verspürst, werde ich wachsen und mit mir meine Macht. Sei dir sicher das ich denjenigen den du liebst mit deinen eigenen Händen töten werde, sollten deine Empfindungen zu stark werden.", ergänzte Sen bösartig lachend und gesellte sich zu seiner guten Seite. Eine Träne fiel zu Boden und Shanes Kopf sank nieder. Diese Bedingung war so hart, dass er den Tod schon bevorzugen wollte und dennoch war er gewillt einzuwilligen um seine Freunde zu retten. "Einverstanden.", erwiderte er mit gebrochener Stimme und reichte ihm die Hand. "Ich weiß das dein Wille stark ist Shane, aber dein Herz ist so jämmerlich schwach, das ich schon bald die Übermacht bekommen werde. Es ist nur eine Frage der Zeit. Eines noch - erwähne nie unseren Dial, sonst werde ich mich gezwungen sehen deinen Teil zu vernichten den du hier lässt. Die Konsequenzen wären wahrhaft unschön. Und ... ach ja, viel Glück.", tönte er erfreut zurück und schlug ein. Nur einen Augenblick später löste sich Shanes Seele in eine Lichtkugel auf und stieg empor zur Quelle des Lichtscheins. Ein verzweifelter Aufschrei Kyrens durchdrang die Stille der endlosen Zone in der sie und ihre beiden Freunde schon seit Stunden wanderten. Gerade hatte man entdeckt dass man wohl im Kreis gelaufen war, als ihnen plötzlich John wiederbegegnete, der sich nach wie vor nicht gerührt hatte. "Das darf nicht wahr sein! Hier finden wir nie raus!", jammerte Jáin mit den Händen über den Kopf. Seufzend ließ man sich bei John nieder um seine Beine etwas zu entspannen. "Ich hab euch doch gleich gesagt ihr kommt hier nicht weg.", rügte sie ihr wiederentdeckter Mitstreiter. Er schien sie schon erwartet zu haben und tat nicht im geringsten überrascht. Langsam sah man ein das er recht hatte und das man auf ewig verdammt war an diesen leeren, nimmerendenden Ort zu bleiben, wenn nicht ein Wunder geschah. An diesen Ort schien die Zeit still zu stehen. Es war nicht klar ob es nun Stunden oder Minuten waren die vergingen, denn langsam verlor man jegliches Gefühl für Zeit. Es war schier unglaublich welche Ruhe John ausstrahlte, der noch immer ungerührt da stand und ins Nichts starrte, fast so als wartete er darauf abgeholt zu werden. Ihr Gefängnis war leer und ereignislos. Würde man nicht vor Hunger oder Durst sterben, dann würde es wohl die Langeweile tun. Man schwieg sich an, ein erstes Zeichen von Resignation. Um so überraschender war es dass sich urplötzlich, ohne Ankündigung, ein Strudel über den vieren bildete, der sie sogleich in sich zog und mit sich riss. Wieder fiel man, herumgewirbelt wie in einen Orkan, ins optische nirgendwo. Man schwebte zwischen hoffen und bangen auf das es nicht noch schlimmer werden würde. Als die vier schließlich wieder zu sich kamen, fand man sich plötzlich dort wieder, von wo sie der Rätselmeister verbannt hatte. "Wir sind wieder zurück!", rief Jáin glücklich und küsste den staubigen Boden mehrfach ab. "Was ist passiert?", fragte Sejya überrascht. Kyrens Blick jedoch fiel auf Shane, der noch immer regungslos an Ort und Stelle lag. Schnell eilte sie zu ihm und tastete nach seinen Puls. Sie erschrak, viel mehr jedoch vor Freude, denn sie spürte etwas, wenn auch nur schwach. "Er lebt noch!", rief sie den anderen zu und wendete sogleich einen Heilzauber an, in der Hoffnung ihn etwas stabilisieren zu können. "Moment! Dann kann er uns ja nicht befreit haben.", stellte Sejya fest und sah sich um. Ihr Blick fiel auf John der vor der Leiche des Rätselmeisters stand. Ihm fiel auf das dieser eine Bisswunde am Hals hatte, aber es war ihm egal was Bouncer wiederfahren war. Er spürte das der Fluch gebrochen war und setzte einen Zauber auf die Leiche an, der ihn ein für alle mal beseitigen sollte. Wortlos vollrichtete er sein Werk und ließ somit all die Antworten mit ihm verschwinden. Sein magisches Geschoss ließ die Leiche förmlich zu Staub zerfallen, womit er seine Arbeit getan und die Gefahr gebannt sah. "Wir sollten lieber sehen das wir den Halbelfen wieder fit kriegen und weiter können.", meinte er schließlich und drehte sich zu den anderen um. Ein mulmiges Gefühl durchschlich die Gruppe, doch nicht weil sie offenbar einen unbekannten Gönner auf ihrer Seite hatten. John selbst war es der bei ihnen großes Unbehagen hinterließ. Für ihn war klar, das es nur noch eine Frage der Zeit war, bis man Mogul zum finalen Kampf gegenüber stehen würde. Fayes Mimik verdunkelte sich Zusehens als sie sah das die Abenteurer wieder wohl auf waren. Geduldig wartete sie an einen fernen Felsvorsprung auf den richtigen Augenblick, denn sie wusste das ihre Zeit noch kommen würde ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)