World of Faerûn - 4. Staffel von Kyle (Begin Of A New Legend) ================================================================================ Kapitel 21: Folge 62: Tag der Entscheidung ------------------------------------------ Diron hatte einen Trumpf ausgespielt mit dem niemand gerechnet hatte und jeder der ihn kannte, wusste das man einen hohen Preis für das Leben der beiden Elfen zahlen müsste, wollte man sie in Freiheit sehen. Kyren jedoch verließ beim Anblick ihrer Eltern jegliche Vernunft, so dass sie ungehemmt auf sie zulief. "Mama! Papa!", rief sie tränenreich, schon gar nicht mehr realisierend in welche Lage sie war. Nairdan, der ihr immer wieder in ihren Träumen erschienen war, hatte also recht behalten - ihre Eltern lebten noch. Das Warum und Wie war ihr in diesen Moment egal, so dass sie beinah vergaß das mit Diron noch jemand zwischen ihnen stand der sie nicht so einfach passieren lassen würde. Sie kam ohnehin nur wenige Schritt weit, da sie Shane auf einmal am Arm packte und zurückzog. "Kyren! Nicht!", warnte er mit strengen Blick, doch obwohl seine Bedenken berechtigt waren, war ihr das egal. Sie wollte sich losreißen und weiterlaufen, weshalb er sie ganz fest an sich drücken musste, damit sie keine Dummheit beging. "Hör auf, Kyren! Er bringt dich um!", mahnte er sie eindringlichst, doch selbst das sollte ihr Gestrampel nicht mindern. "Nein! Lass mich los! Das sind meine Mama und mein Papa!", kreischte sie widerspenstig und überschüttete ihren Wangen mit einem Meer von Tränen. Nur langsam brachte sie der Nekromant wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, worauf sich Kyren allmählig beruhigte. "Verzeiht wenn ich nicht in Tränen ausbreche, aber ich denke der Deal ist klar. Die beiden Artefakte, gegen die beiden Elfen hier.", rief Diron kühl herüber. "Ach ja?! Das wollen wir mal sehen!", tönte John in ähnlicher Tonlage zurück und stellte sich ihm entgegen, obwohl es nicht so schien als wollte er wirklich helfen. Ohne die Antwort des Nekromanten abzuwarten bereitete er schon einen ersten Zauber in seiner rechten Hand vor. Es war nicht weiter überraschend das sein Gegenüber entsprechend reagierte und seine Hand mit einen Zauber füllte der sich gegen Kyrens Eltern richtete. "NEIN! John! Er bringt sie um!", schrie sie panisch, was ihr Dirons Grinsen bestätigte. John hingegen blieb unbeeindruckt. "Wie kommst du darauf das es mich interessiert ob du beiden da drauf gehen.", entgegnete er kühl, sehr zum Unmut der Abenteurergruppe. "Verdammt! John! Du Bastard!", rief Shane wütend. "Na dann ...", tönte Diron kaltherzig und setzte an seinen Zauber auf die beiden Elfen abzufeuern. Es scherte ihn nicht einmal mehr das sein Widersacher noch etwas mehr Energie in seinen Zauber legte. Die Lage schien zu Dirons Gunsten auszufallen als sich seine Mimik schlagartig änderte, so als sei er vom Blitz getroffen worden. Seine Augen weiteten sich überrascht und sein Zauber verstummte schlagartig. "Was ... aber ...", stotterte er leise vor sich hin, bevor er von seiner Aktion abließ. Verblüfft beendete auch John seinen Zauber als sich die Situation ungewöhnlich entspannt hatte. Dirons Blick erstarrte, fast so als hätte man ihn hinterrücks erstochen. Erst als eine fremde Stimme ertönte wurde langsam klar warum er sein Vorhaben abgebrochen hatte. "Na, na, Diron. Das würde Mogul sicher nicht gefallen, wenn er erfährt das du seine beiden Edelgeiseln so einfach für deine eigenen Zwecke einsetzt.", tönte die Stimme, die zumindest der Magier selbst zu der von Gray zuordnen konnte. "Wer sprich da?", fragte sich Shane, der sich, wie auch die anderen, vergeblich nach einer Person umsah. "Schätze du hast einen Fehler gemacht, Diron. Die Elfen kannst du vergessen - die bekommst du nicht wieder weg ohne das sich der Herr mit der seltsamen Aura dir in den Weg stellt. Und töten darfst du sie auch nicht, weil das Mogul missfallen würde. Zieh dich zurück, dann werden wir weiter sehen.", fuhr die Stimme fort und verblasste schließlich. Ein kalter Blick war alles was er den Abenteurern noch entgegen zu setzten hatte, bevor er sich, zum erstaunen aller, einfach abwendete. "(Du Dreckskerl! Dafür wirst du büßen!)", dachte er still in sich hinein. Schon im nächsten Moment lag ihm wieder ein Schmunzeln auf den Lippen, worauf er sich noch ein letztes mal zu den Abenteurern umdrehte. "Nun, es ist doch eigentlich völlig egal wer von uns beiden den Phönix ruft. Tut was ihr wollt.", rief er und ging auf Kyrens Eltern zu, denen er das Amulett vor die Füße warf. Die beiden Elfen verstanden seine Geste nicht recht, wie auch die anderen Anwesenden. Zum Abschied nahm er eine Schriftrolle unter seinem Mantel hervor, knüllte sie zusammen und steckte sie der Mutter des Elfenmädchens recht barsch in den Mund. "Verschluck dich nicht, sonst werdet ihr den Phönix nicht rufen können.", sagte er hämisch grinsend und tätschelte ihr den Kopf. Vor den verwunderten Augen der anderen verschwand er schließlich mit Hilfe eines Teleportzaubers und ließ sie allein zurück. "Wir sehen uns sicher wieder.", hörte man seine Stimme noch tönen, während man sprachlos an Ort und Stelle verharrte. "Was ... was hatte das jetzt zu bedeuten?", fragte Shane nachdenklich, doch für Kyren zählte in diesen Moment etwas ganz anderes. Nun hielt sie nichts und niemand mehr auf den Weg zu ihren Eltern. Voller Freude lief sie zu ihnen um sie endlich nach so langer Zeit in ihre Arme zu schließen. Das Lazarett von Telpir war gut gefüllt, wenn gleich noch genug Platz für Kyren und die anderen vorhanden war. Eine warme Mahlzeit für ihre Eltern war ihnen eine der größten Annehmlichkeiten der letzten Monate. Während ihre Tochter ihnen Gesellschaft leistete, mussten Shane und die anderen schon wieder das nächste Problem bewältigen. Gemeinsam mit John und den Artefakten hatte man sich an einen Tisch versammelt und hielt Rat über die aktuelle Situation. "Danke John, wer weiß wie das ausgegangen wäre wenn du nicht eingeschritten wärst.", meinte der junge Halbelf leise. "Dein Dank ist Verschwendung. Ich hatte schließlich nichts damit zu tun das sich der Magier zurückgezogen hatte.", erwiderte er schroff, was Shane etwas ins Grübeln brachte. "Hmm, das macht die Sache nicht leichter für uns. Wir kennen die genauen Hintergründe nicht. Vielleicht ist das ganze gar eine Falle.", merkte er an. "Ja, er hat uns das Amulett und Kyrens Eltern einfach so überlassen - da muss doch was faul sein.", stimmte Sejya zu. "Ich kenne Diron. Man sollte ihn nicht trauen, aber wir haben kaum eine andere Wahl als den Phönix zu rufen und zu sehen was passiert.", meinte Shane. "Ja, dieser Typ aus Kyrens Visionen meinte ja das der Phönix der Schlüssel zum Sieg über Mogul sei. Wir sollten es riskieren, wenn wir hinter das Geheimnis kommen wollen.", ergänzte sein dunkelhäutiger Gefährte. "Was mich angeht ... die Sache ist für mich gegessen. Ich muss mich nun um andere Dinge kümmern. Mit diesen Mogul-Typen habe ich nichts zu schaffen.", sagte John prüde und erhob sich vom Tisch. "Hm, warum hab ich dann das Gefühl das wir dich nicht zum letzten mal gesehen haben?", merkte Shane frech schmunzelnd an. "Wer weiß, vielleicht hast du gar nicht so unrecht.", tönte er mit zweifelhafter Mimik zurück und verschwand in Richtung Ausgang. Währenddessen betrat Diron im fernen Thay eine ihm vertraute düstere Gruft. Er schritt durch zwei riesige, wohl verzierte Eingangstüren, die ihn zu einen alten Grab tief unter der Erde Einlass gewährten. Vor ihm offenbarte sich eine riesige Halle, durch die ein schmaler Pfad ging, der an beiden Seiten in eine nicht enden wollende Tiefe führte. In der Mitte der riesigen Gruft befand sich ein Sims, in dessen Gestein ein prächtiger Thronstuhl eingehauen war, welcher in Dunkelheit gehalten war. Die Finsternis war nicht allgegenwärtig, denn hier und da brannten bereits ein paar Fackeln an den Wänden. Demütig kniete er sich kurz vor dem Sims nieder und verharrte dort einen Moment regungslos, bis sich plötzlich eine Gestalt vor ihm im Thron rührte. "Ihr wolltet mich sehen?", fragte Diron vorsichtig. "In der Tat.", erwiderte eine tiefe Stimme, die durch die ganze Halle schallte. "Verzeiht, Meister. Ich habe versagt. Gray ist cleverer als ich dachte. Er hat mein Vorhaben gestört.", meinte er, worauf ein kurzes Lachen ertönte. "Wie ich sehe überlässt du es nun den Abenteurern deinen Auftrag zu vollenden. Nicht schlecht, obwohl du damit auch die Chance verschenkt hast dein Projekt vorzeitig zu beenden. Gib nun acht. Gray und Mogul werden Fragen stellen und wenn sie von den Phönixschwertern erfahren, würde es selbst für die Abenteurer schwer werden.", erklärte die Gestalt im Thron. "Jawohl, Meister. Ich verstehe. Dennoch halte ich es für zu riskant den Halbelfen leben zu lassen. Er ist ein zu großes Risiko und nicht einmal ich kann abwägen welche Macht ihn sein Bhaalblut verleihen könnte.", meinte Diron unterwürfigst. "Tu wie es dir beliebt, aber du solltest bedenken ob der Tod des Jungen nicht die Motivation der Elfe zerstören könnte.", entgegnete er. "Sie wird Rache üben wollen. Ich bin mir sicher das die Kraft des Mädchens ausreichen wird um Mogul und Gray zu töten. Ich habe nur ein paar Zweifel ob sie nun, wo ihre Eltern wieder bei ihr sind, nach Suldanessalar zurückkehren will.", erwiderte er zuversichtlich. Einen Moment lang kehrte Schweigen in die Hallen ein, bevor Diron ein weiteres mal sein Wort erhob. "Die Zeit wird knapp. Die Macht in ihr könnte schon bald erwachen. Vielleicht stellt sie dann sogar eine größere Bedrohung dar als wir wollen.", merkte der Nekromant nachdenklich an. "Wir werden sehen. Ich werde mich gegebenenfalls darum kümmern. Du kannst nun gehen. Man erwartet dich sicher.", gab der Fremde zurück, worauf Diron nach kurzer Verbeugung wieder abtrat. Die Nacht brach herein, was Shane die Möglichkeit gab das Tagesgeschehen noch einmal zu überschlafen. Er war sich nicht sicher was ihn erwartete, aber er war gewillt es herauszufinden und sich dem zu stellen, was immer auch kommen möge. Für jeden war dieser Abend ein schlafloser, denn nicht nur für Shane überschlugen sich die Ereignisse an diesen Tag. Auch Kyren lag wach im Bett ihres Zimmers und obwohl ihre Eltern nur ein Zimmer weiter schliefen, lagen ihr kleine Tränen in den Augen. Zu deutlich war ihr noch ein Gespräch mit Sylviann beim Abendbrot in Erinnerung geblieben. "(Wenn Ihr wollt nehme ich euch mit nach Suldanessalar. Ich habe einen Portalzauber dafür und kann euch gerne dort hin bringen.)", hatte sie gesagt, eine Schriftrolle fest umschlossen in der Hand haltend. Obwohl es natürlich ein dankenswertes Angebot war wieder in die Heimat zurückkehren zu können, schmerzte ihr der Gedanke ein wenig. Sie fragte sich was aus Shane und den anderen werden würde. Sie hatten ihr Ziel noch nicht erreicht und würden sicher nach Thay weiterreisen wollen. Seufzend schloss sie schließlich die Augen und versuchte etwas Schlaf zu finden. Sejya hatte mit anderen Dingen zu kämpfen. Die dramatischen Minuten die Jáin am Rande des Todes verbracht hatte, wichen ihr einfach nicht aus den Kopf, genauso wenig wie die Worte die er zu ihr gesprochen hatte. "(Du ... du wolltest doch wissen warum ich beim Turnier ... beim Turnier nicht alles gegeben habe ...)", hatte er unter Schmerzen gesagt und zwang sich dennoch ein Lächeln für sie auf. "(Es lag daran ... das ich dich ... irgendwie mag ...)", fuhr er fort und traf mit diesen Worten genau in ihr Herz. Stolz auf die Art wie sie war, war es für sie undenkbar einen Jungen gern zu haben und doch hatten sie seine Worte berührt. Verkrampft grub sie ihre Finger in ihre Bettdecke. Ihre Mimik war angespannt, aber auf Dauer konnte sie die Gefühle nicht unterdrücken, die ihr so sehr zu schaffen machten. Einen anderen Gedanken in solch einer klaren Nacht zu finden war für sie so schwer wie lange nicht mehr. "Pah, am Ende wollen sie doch alle nur das eine.", sagte sie zu sich selbst und zwang sich den Gedanken auf um schließlich etwas Schlaf finden zu können. Jáin hingegen kämpfte mit seinen Stolz. Es war nicht das erste mal das er seine Fähigkeiten überschätzt hatte und so in Gefahr geraten war. Wieder musste Kyren sein Leben retten und verlor dabei fast ihr eigenes. Schwach zu sein war eine Schande die er nicht auf sich sitzen lassen wollte, aber die einzige Chance um sich selbst Stärke zu beweisen war Leath im Duell zu besiegen. Er fragte sich was wohl aus ihm geworden war und schlief schließlich ein. Für Diron war an diesen Abend die Zeit gekommen um sich vor Mogul und Gray zu rechtfertigen. Er kniete nicht demütig vor ihnen nieder, wie alle anderen Diener. Man hatte ein eher kleines Gemach zum Verhör gewählt, so dass man ungestört reden konnte. Obwohl Moguls Gesicht fast vollständig durch einen schwarzen Helm abgedeckt wurde, ahnte man das er nicht besonders guter Laune war. "Ich bin gespannt was du zu erzählen hast, Zauberer. Immerhin fehlen zwei wichtige Gefangene, zwei Gefangene die ich gebraucht hätte um die Elfen zu unterwerfen und sie auf Distanz zu halten, und wie ich gehört habe bist du nicht mehr im Besitz des Phönixamuletts.", gab er relativ entspannt von sich. Diron schwieg, worauf Gray sein Wort erhob. "Du hast deine persönlichen Interessen für die unseren geopfert, Diron. Das war nicht sehr klug. Wie sollten wir dich deiner Meinung nach bestrafen?", gab er hochnäsig von sich, doch er blieb still. "Erkläre dich!", schrie Mogul erzürnt und schlug mit der Faust auf seinen Thronstuhl auf. "Wenn gleich ich euer Diener bin, so stand es mir doch zu Eigenunternehmungen zu tätigen. Ich habe schließlich wesentlich dazu beigetragen das ihr wieder und den Lebenden wandeln könnt. Die Phönixartefakte sind bedeutungslos für die Narren, die sie jetzt haben. Mit ihrer Macht kann man absolut alles und jeden von den Toten erwecken. Welchen Nutzen hätten die Abenteurer schon davon? Ich hätte die Artefakte für mein Projekt gebraucht, doch nun kann ich sie dafür nicht mehr verwenden. Ist das nicht schon Strafe genug? Was den Verlust Eurer Geiseln angeht, so kann ich euch eine Garantie geben das ihr sie ohnehin nicht gebraucht hättet. Diese Göre wird niemals nach Thay kommen - dafür werde ich garantieren. Oder hattet Ihr gar Zweifel an euren Truppen, dass sie nicht einmal mit einem Volk wie dem Elfen fertig werden würde?", erwiderte Diron und beruhigte somit wieder die Gemüter. Für dieses mal, so wusste er, würde er noch einmal mit einem blauen Auge davon kommen. Am nächsten Morgen war es endlich soweit. Mit Hilfe der Artefakte und einer Zeichnung die ihnen Diron auf einen Stück Papier hinterlassen hatte, sollte der Phönix endlich gerufen werden. Zwar hatte man keine Ahnung welche Mächte oder welche Gefahren die Artefakte mit sich brachten, doch sollten Nairdans Andeutungen stimmen, so waren sie sicher nützlich. Nicht nur Shane hoffte das dieses legendäre Wesen, in welcher Weise auch immer, etwas Licht ins Dunkel bringen konnte. Die ganze Gruppe hatte sich nicht weit entfernt von den Toren der Stadt versammelt. Lediglich John war am Vortag gegangen und nicht mehr anwesend. Sylviann ritzte noch die letzten Symbole eines magischen Zirkels mit einen Stock in die trockene Erde, so wie es ihr das Pergament vorgab. "Ich bin so weit.", rief sie den anderen zu als sie mit ihrer Arbeit fertig war. Nun lag es an Kyren die drei Artefakte in drei entsprechend vorgefertigte Kreise des Zirkels zu legen. Nur so sollte es laut Schriftrolle möglich sein den Feuervogel zu rufen. Es war nahezu windstill, fast so als wartete selbst die Natur gespannt darauf was passieren würde. Vorsichtig legte die kleine Elfe die Maske und das Amulett an ihren Platz, bevor sie zum letzten Stück ging. Ein mulmiges Gefühl durchschlich sie, weshalb sie zu ihren Freunden blickte, die in sicheren Abstand warteten. Noch ein mal holte sie tief Luft, fast so als sollte dies ihr letzter Atemzug sein. Schließlich beugte sie sich hinunter und legte den Ring ab. Kaum war dies geschehen begannen die drei Teile hell zu erleuchten, worauf sie eiligst zu den anderen lief. Die schmalen Linien, die Sylviann geschaffen hatte, füllten sich rasend schnell mit gold-glänzender Flüssigkeit und die Wolken verfinsterten sich am Himmel. Kurz darauf erstrahlte der ganze Zirkel samt der Artefakte in einen grellen Licht. Plötzlich schlug ein Blitz aus den Wolken genau auf die Stelle ein auf der man die Artefakte platziert hatte. Die Erde begann zu beben, während das Licht der Artefakte erlosch. Ein starker Wind kam auf und fegte über die Anwesenden hinweg. Nur die Jungen blieben angesichts der aufkommenden Turbolenzen standhaft, während die anderen eingeschüchtert ein wenig zurückwichen. Schließlich öffnete sich der Boden und Lava schoss hinaus, begleitet von Feuersbrünsten die Meterhoch in den Himmel ragten. Einen Moment lang blieb es bei diesem Inferno als auf einmal, fast unscheinbar, ein riesiger Vogel aus der Erde schoss und weit hinauf in den Himmel flog. Mit seiner Auferstehung endeten die Beben und Winde. Lediglich der Himmel blieb dunkel gefärbt. Gebannt weitete nicht nur Kyren ihre Augen, denn der Anblick des Phönix war eine Ehre den nicht jeder in seinen Leben erhaschen konnte. "Wunderschön.", sagte sie begeistert, beim Anblick der Kreatur und legte ihre Hände zusammen. Noch wusste sie nicht wie der Vogel, dessen Federn aus puren Feuer zu bestehen schienen, ihnen helfen konnte, doch auch dies sollte sich bald klären. Der Phönix hatte erst einige Runden in der Luft gedreht und ein paar seiner majestätischen Schreie herausgebrüllt, da erschien plötzlich ein leuchtender Körper vor ihnen. Nicht nur hatte der Kopf kein Gesicht, auch sonst erinnerte nur die Form des Wesens vor ihnen an einen Menschen. "Habt keine Angst.", sprach es auf einmal und trat ein paar Schritte an Kyren und die anderen heran. Sie reagierte etwas verdutzt, denn sie war sich sicher die metallische Stimme bereits einmal gehört zu haben. "Das ist doch ...", stotterte sie leise und lugte vorsichtig hinter Shane hervor, hinter dem sie sich in Sicherheit gebracht hatte. "Nairdan.", ergänzte Shane misstrauisch. "Genau! Nairdan!", stimmte sie daraufhin lautstark zu und trat hervor. "Ganz recht, der bin ich. Wie ich sehe ist es euch also endlich gelungen den Phönix zu rufen.", erwiderte er. "Ja! Und nun solltet Ihr euch rechtfertigen! Du hast lange genug meine Träume verdorben!", gab Kyren verärgert zurück. "Es tut mir Leid, aber eine andere Möglichkeit mit dir zu sprechen gab es nicht.", meinte er reumütig. "Sag uns zuerst was hier eigentlich vorgeht?!", fuhr ihn Shane an. "Aber natürlich. Ihr habt ein Recht darauf zu erfahren warum ich euch bat den Phönix zu rufen und warum ich die Träume des Mädchens manipuliert habe.", entgegnete er freundlich, bevor er mit seiner Erzählung begann. "Euer Problem, nein das Problem ganz Faerûns lässt sich in einen Namen vereinen - Mogul! Er ist ein bösartiger Dämonritter der den ganzen Kontinent unterwerfen will. Thay ist bereits in die Hände seines Dämonenritterheers gefallen und damit wird nicht Schluss sein. Das ich nur so zu euch sprechen kann habe ich ihm zu verdanken. Nur die Macht des Phönix versetzt mich in die Lage meinen Geist vor euch aufzubauen. Mein Körper ist gefangen und wird fast ständig von ihn überwacht. Nur dank der Macht des Phönix kann ich endlich frei zu euch sprechen ohne das er mich bemerkt.", erzählte er, womit sich schon die ersten Fragen aufwarfen. "Ich nehme an du willst das wir Thay und die Welt von diesen Mogul befreien, habe ich recht?", merkte Jáin kaltschnäuzig an. "Ja, denn sein Heer wird auch vor dem Drowreich nicht halten machen.", antwortete er mit warnender Stimmlage. "Du konntest doch schon vorher zu Kyren Kontakt aufnehmen - warum erzählst du uns erst jetzt alles?", fragte Shane mit strengen Blick. "Um Mogul zu stoppen bedarf es einer Waffe ganz besonderer Kraft, eine Waffe die euch nur der Phönix geben kann. Mit euren Waffen könnt ihr ihn zwar töten, aber seine Fähigkeit als Dämonenritter und seine Macht erlaubt es ihn in Minuten ... nein, Sekunden wieder an Ort und Stelle aufzuerstehen. Er ist gefährlich, glaubt mir, und ich bin auf eure Hilfe angewiesen. Hätte ich euch eher und ohne den Schutz den Phönix davon berichtet, hätte es Mogul womöglich bemerkt und Maßnahmen ergriffen.", erklärte Nairdan schlüssig. Dennoch blieb Shane misstrauisch und suchte die Gesichter seiner Gefährten nach einer Meinung ab. "Shane, ich denke man kann ihm vertrauen. Er hat uns bisher immer geholfen - warum sollte er auf einmal unser Gegner sein?", meinte Kyren und traf damit in etwa auch die Gedanken der anderen. "Nun gut, wir glauben dir.", erwiderte der junge Halbelf nach kurzer Bedenkzeit. "Ich danke euch, aber es gibt noch mehr was ihr wissen solltet.", entgegnete die Gestalt mit kurzer Verneigung. "Mogul hat einen Verbündeten der nicht minder gefährlich ist. Er verfügt zwar über kein eigenes Heer, aber seine Macht lässt sich mit der Moguls messen. Sein Name ist Gray. Auch ihn müsst ihr besiegen um den Frieden dieser Welt sicher zu stellen.", fuhr er fort. "Das wird ja immer komplizierter.", gab Jáin sich am Kopf kratzend zurück. "Da ist noch etwas. Ihr dürft auf keinen Fall eure Reise beenden. Ihr müsst nach Thay um Mogul und seiner Schergen zu stoppen. Er sucht dort nach dem Buch der Riten. Ihn in Thay suchen zu lassen war eine Finte von mir, aber es wird nicht lange dauern bis er in ganz Faerûn sucht. Das Buch ist zur Zeit das einzige was zwischen ihm und der Weltherrschaft steht.", ergänzte Nairdan mit mahnender Stimme. "Das Buch der Riten?", gab Kyren erstaunt von sich. "Was? Kennst du das etwa?", fragte Shane verwundert nach. "Nun ja, ein wenig schon. Es ist ein Buch aus uralter Zeit. Es soll wohl an die 10000 Jahre alt sein und die komplette Sammlung der Nessilrollen in sich beinhalten.", erklärte sie mit zweifelnder Miene. "Nessilrollen?", hinterfragte Jáin ein weiteres mal. "Ja, aus der Nesser-Dynastie. Das bedeutet uralte und mächtige Magie. In den falschen Händen könnte man damit wahrhaft schlimmes anrichten.", erwiderte sie. "Das Mädchen hat recht mit dem was sie sagt. Kann ich ... kann Faerûn auf eure Hilfe zählen?", tönte Nairdan Stimme hoffnungsvoll hervor. Shane hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, willigte aber schließlich ein. "Einverstanden. Wir werden Mogul zur Strecke bringen. Ein Dämonenritter sollte solche Magie nicht in die Hände bekommen!", entgegnete er ihm entschlossen. "Dann ... nehmt die Federn die vom Himmel fallen und reist nach Osten, nach Laothkund ins ferne Aglarond. Dort findet ihr den Schmied der euch daraus die Waffe schmiedet die ihr braucht.", sprach Nairdan mit hallender Stimme, bevor sich sein Licht und seine Konturen verschwommen. Mit einen lauten Vogelschrei stieg der Phönix in die dunklen Wolken auf wo er sich in einen Lichtblitz auflöste und in drei Teile zersplitterte, die in verschiedene Richtungen davon sausten. Es vergingen nur ein paar Minuten, doch das Schauspiel war spektakulär. Zurück blieben ein paar riesige brennende Federn, die zu Boden fielen und dort erloschen. Ein Hauch von Erleichterung lag in der Luft als das Experiment mit den Phönix gut über die Bühne gelaufen war. Trotz all dem wirkte Shane nun noch nachdenklicher. Er fragte sich welche Rolle Diron in dieser Sache spielte, denn seine Handlungen waren auch durch Nairdans Erklärung nicht durchschaubar. Ein zweifelhaftes Gefühl beschlich ihn im Innersten, denn sein Instinkt sagte ihm, als er einst aufbrach, das er etwas anderes in Thay suchte als Mogul. Die Morgensonne stand noch am Himmel und doch war es für Shane schon Zeit weiter zu ziehen. Gemeinsam mit den anderen war man zum Lazarett zurückgekehrt um sich von Sylviann zu verabschieden. "Ich habe euch falsch eingeschätzt. Ihr seid wahre Helden.", meinte sie und reichte den jungen Halbelfen in aller Freundschaft die Hand. "Danke, aber wir müssen nun weiter nach Laothkund.", erwiderte er mit entsprechender Geste. "Der Hafen ist leider völlig zerstört. Alle Schiffe sind gesunken. Ihr müsst erst nach Alaghon, zum nächsten Hafen reisen. Wenn ihr euch beeilt seid ihr in einer Woche da.", sagte sie mit Blick in die Hafengegend am anderen Ende der Stadt. "Ja, ich hab' schon gestern Abend von einigen Leuten gehört das der Hafen in Trümmern liegt. Na ja, da kann man nichts machen.", gab er sich am Hinterkopf reibend zurück. "Passt auf euch auf. Vielleicht sieht man sich mal wieder.", meinte sie zum Abschied und legte noch einmal ein Lächeln auf, bevor sie zu ihren Kameraden aus Telpir ging um sich von ihnen zu verabschieden. "Ja bestimmt.", dachte er leise vor sich hin und wendete sich seinen Gefährten zu. Sein Blick fiel auf Kyren, die bei ihren Eltern stand, denn nicht nur Sylviann stand zum Abschied bereit. "Wir danken dir für alles was du für uns und unsere Tochter getan hast. Möge dein Weg gesegnet sein. Es sei dir versichert das du jederzeit in Suldanessalar willkommen bist.", sprach ihre Mutter stellvertretend für Mann und Kind. "Danke, ich habe schon gehört das euch Sylviann angeboten hat euch mit nach Suldanessalar zu nehmen und weiß Ihr Angebot sicher zu schätzen ...", erwiderte er mit kurzer Verneigung, doch seine Worte verstummten als er merkte das Kyren traurig zu Boden sah. "Wir ... wir werden am besten schon mal unsere Sachen holen. Dann könnt ihr euch noch verabschieden.", sagte ihre Mutter schwitzend und zog ihren Gatten mit sich, für den diese Reaktion etwas plötzlich kam. Auch Jáin verstand nun die Geste und schrie unerwartet auf. "Ah, da fällt mir ein das ich Sylviann noch etwas fragen wollte. Kommst du Sejya?", rief er verwegen und zog seine verblüffte Gefährtin einfach mit sich. Beide Seiten schienen gespürt zu haben das die beiden einen Moment lang allein sein wollten. "Dann ... wird es wohl Zeit 'leb wohl' zu sagen, Kyren. Du ... hast dein Ziel erreicht ... deine Eltern leben ... und sie sind wieder bei dir.", meinte er aufmunternd und versuchte das positive an der Sache zu sehen. So recht er auch hatte, es machte es für Kyren nicht leichter. So gern sie auch mit ihren Eltern gehen wollte, in ihrem Herzen schlummerte etwas das ihr sagte nicht zu gehen. Sie war kaum im Stande etwas zu sagen und ließ ihre Tränen sprechen, die vereinzelt zu Boden fielen. "Hey ... was hast du? Nicht weinen.", fragte er besorgt, sich leicht zu ihr herunterbeugend. "Es tut mir Leid. Du hast recht. Ich sollte mich eigentlich freuen wieder bei meinen Eltern sein zu können ... aber ... du ... du wirst mir fehlen.", erwiderte sie weinend und schluchzend, immer bemüht sich ihre Tränen wegzuwischen. Nie hätte sie geglaubt das die Trennung von Shane so weh tun würde. Es war kein Vergleich zu damals als er mit Jáin aus Suldanessalar abzog, denn nun, wo sie schon so lange mit ihn durch Faerûn gezogen war, war es schwerer sich daran gewöhnen zu müssen das er nicht mehr da sein würde. Für sie war es nicht nur der Abschied von einen guten Freund und Weggefährten, sondern auch von jemanden der ihr wie ein großer Bruder zur Seite stand. Noch in Gedanken versunken merkte sie zunächst gar nicht das er sie auf einmal fest umschloss und umarmte. Sie errötete etwas und für den Moment schwand ihre Trauer dahin. Er schloss seine Augen und legte ein entspanntes Lächeln auf die Lippen, während Kyren so überrascht war das sie zunächst einen Moment brauchte um seine Geste zu erwidern. "Ich werde dich auch vermissen. Und ich verspreche dir, sobald alles überstanden ist, komme ich dich in Suldanessalar besuchen, einverstanden?", sagte er mit sanfter Stimme und verstärkte somit die Röte in ihren Wangen. "Mach dir keine Sorgen, ich hab ja noch Sejya und Jáin bei mir. Wir packen das schon.", ergänzte er nachdem er wieder von ihr abließ. Seine Umarmung schien gewirkt zu haben, denn ihre Tränen waren plötzlich verschwunden. "Shane ...?", setzte sie an. "Ja?", fragte er, worauf sie einen langen Moment ins Schweigen geriet und ihn einfach nur ansah. So viele Erinnerungen durchströmten sie, so viele schöne Dinge die sie mit ihm verband. "Danke ... Danke für alles.", sagte sie schließlich und lächelte ihm entgegen. Ihre vermeintlich gute Stimmung war nur von kurzer Dauer, denn kurz darauf wendete sie sich ab und rannte zu ihren Eltern. Keinen Augenblick länger konnte sie seine Nähe ertragen, trieb ihr sein bloßer Anblick schon wieder neue Tränen in die Augen, während ihr Herz so sehr pochte das sie glaubte das es aus der Brust springen wollte. Sie kannte dieses bittersüße Gefühl in ihren Herzen nicht und wollte nur noch das es aufhörte. "Tja, ich bin soweit. Wir könnten los.", meinte Jáin der sich ebenso wie Sejya mit hinter den Kopf verschränkten Armen angeschlichen hatte. Einen Moment sah Shane dem kleinen Elfenmädchen gedankenversunken nach, doch schließlich wendete er sich seinen beiden Gefährten zu. Obwohl er nicht wirklich etwas dafür konnte, tat es ihm Leid das sie das ganze so sehr mitnahm. Dennoch, seine Reise musste weiter gehen, wenn gleich auch nur noch zu dritt. Bald darauf war für Sylviann der Augenblick gekommen den Portalzauber von ihrer Schriftrolle zu entfesseln. Kyrens Mutter merkte das ihre Tochter neben ihr einen sehr bedrückten Eindruck machte. Gedankenversunken starrte das kleine Mädchen auf den Boden, so dass ihr sogar entging das sich das Portal öffnete, was ihre Artgenossin soeben beschworen hatte. "Kyren, das Portal.", meinte ihre Mutter und wies in die entsprechende Richtung. "Hm? Oh ...", gab sie leicht erschrocken zurück als sie es bemerkte. Sylviann und ihr Vater gingen bereits vor, während sie noch einen Moment zögerte. "Beeilt euch - es wird nicht ewig geöffnet bleiben.", rief Sylviann die beiden hinzu. "Schon gut, geht ruhig schon einmal vor.", erwiderte die Mutter des Elfenmädchens freundlich. Für sie war es offensichtlich das ihre Tochter Kummer hatte, so dass sie sich vor sie stellte und zu ihr herunter beugte. Obwohl sie nicht viel davon mitbekommen hatte wie viel Kyren an Shane lag, schien sie zu spüren was sie bedrückte. "Du magst diesen Jungen sehr, nicht wahr?", fragte sie und legte ein Lächeln auf, was sie ihr mit einen zaghaften Nicken bestätigte. "Dann solltest du bei ihm bleiben.", meinte sie mit sanfter Stimme, worauf sie aus ihren Trübsaal aufschrak. "Aber ...!", wollte sie widersprechen, doch ihre Mutter schien schon längst zu verstehen was in ihr vor ging. "Geh' immer da hin wo dein Herz dich hinführt. Glaub mir, ich verstehe dich. Du kannst ruhig weiter mit deinen Freunden reisen. Ich fühle das du bei ihnen in guten Händen bist und du sicher zurückkehren wirst.", widersprach sie freundlich. Kleine Freudentränen bildeten sich in Kyrens Augen, die ihre Mutter dankend umarmte. "Danke Mama.", sagte sie erleichtert, bevor sie von ihr abließ. "Ich verspreche bald wieder zurück zu sein.", meinte sie freudestrahlend. Schließlich ging auch ihre Mutter zum Portal, wo ihr Mann und Sylviann bereits auf sie warteten. "Findest du nicht sie ist zu jung für so etwas?", fragte er besorgt. "Nein, sie ist viel stärker als wir denken - ich spüre es.", antwortete sie unbesorgt. Winkend verabschiedete man sich von ihren Kind und schritt hindurch. Sie selbst erwartete Suldanessalar, ihre Tochter das wohl größte Abenteuer ihres Lebens ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)