World of Faerûn - 4. Staffel von Kyle (Begin Of A New Legend) ================================================================================ Kapitel 6: Folge 47: Schlafende Mumien -------------------------------------- Entsetzt von den schweren Vorwürfen die ihm gerade gemacht wurden, riss Shane seine Augenlieder auf. "Was soll ich getan haben?!", fragte er ungläubig. "Ich gebe nur das wieder was sie mir gesagt hat.", betonte Jáin seine Aussage nochmals. Dieses mal hatte es die Gruppe in einer wüstenähnliche Einöde verschlagen, wenn gleich hier der Staub und nicht der Sand regierte. Jáin hatte es sich auf einen der vielen Felsen gemütlich gemacht und erzählte was ihm am Tag zuvor im Zigeunerwagen wiederfahren war. "Aber ich habe keine Diener und auch niemanden befohlen irgendwen zu töten!", erwiderte Shane heftigst. "Vielleicht stammt der Befehl noch aus der Zeit, wo du Sen warst.", merkte Kyren an. "Ich kann mich zwar an nicht mehr sehr viel von dem erinnern was ich als Sen getan habe, aber ich kann mir auch nicht vorstellen das es in Bhaals Interesse lag eine Familie zur eigenen Belustigung auszurotten.", gab er grübelnd von sich. "Hm ... auch wieder wahr.", stimmte Jáin nachdenklich zu. "Ich kann mich an etliche Morde und Greuetaten erinnern die ich als Sen begangen hab, aber an solch eine nicht. Das wäre doch merkwürdig oder, das ich gerade diese vollkommen vergessen haben sollte?", grübelte er weiter. "Ich weiß nicht ... ich kannte Sen zwar nicht in und auswendig, aber soweit ich das sagen kann, war er absoluter Einzelgänger.", dachte die kleine Elfe laut vor sich hin. "Also muss wohl wirklich jemand anderes seine Finger im Spiel haben. Irgendjemand hat wohl ein brennendes Interesse daran dich tot zu sehen.", fasste Jáin zusammen, doch man war nun kaum schlauer als vorher. Zwar war Sejyas Motiv nun klar, aber die wahren Drahtzieher blieben wie so oft im Verborgenen. Für Kyren war das Gespräch über die Erlebnisse des gestrigen Tages jedoch noch nicht abgeschlossen. Nachdenklich starrte sie auf Jáin während man weiterzog. Schon bald hatte er genug von ihren bohrenden Blicken und wendete sich der Elfin zu. "Was hast du?! Warum starrst du mich denn die ganze Zeit an?", fragte er leicht verstimmt. "Ich frage mich die ganze Zeit warum du den Mann gestern umgebracht hast? Er hätte seine Lektion auch sicher gelernt wenn ...", fragte sie zweifelnd nach als sie Shane überraschend unterbrach. "Hör zu, Kyren. Ich bewundere dein Denken, aber hier draußen zählt deine edle Einstellung leider gar nichts mehr. Wer hier überleben will muss auch bereit sein zu töten, ob es uns gefällt oder nicht, sonst werden wir eines Tages den kürzeren ziehen. Denk doch allein schon an dieses Mädchen das hinter uns her ist. Sie wird sich erholen und wieder angreifen. Hier draußen, Kyren, wird Gnade und Mitleid ausgenutzt und bestraft.", sagte er mit bedenklicher Miene. "Aber ich will nicht töten, Shane! Ich ...", schluchzte sie wehmütig, bevor ihr die Stimme vor Traurigkeit versagte. Es war nur ein kleiner Trost als er sich vor sie stellte und ihr beruhigend die Hand auf die Schulter legte. "Weißt du, meinen Eltern ging das in ihrer Abenteurer Zeit genauso. Sie haben nur getötet, wenn es notwendig war um ihr eigenes Leben zu schützen, genau wie wir. Dazu muss man bereit sein und das werde ich notfalls auch, denn ich plane nicht diese Welt so früh ohne ein paar Antworten zu verlassen.", meinte er und setzte ein friedliches Lächeln auf. Langsam aber sicher sah sie ein das er wohl recht hatte. Ihr wurde klar das man im Leben zu Dingen und Taten gezwungen wurde, die man nicht immer beeinflussen oder auf die man gar stolz sein konnte. Auch wenn sie in Suldanessalar wohl nicht mehr so gerne gesehen werden würde, so sehnte sie sich in letzter Zeit doch immer wieder in die Geborgenheit und Sicherheit dieser Stadt zurück. Ein heißer Tag lag vor der Abenteuergruppe, deren Weg durch eine staubige und trockene Gegend führte. Es war recht unwahrscheinlich hier auf andere Wesen zu treffen, die eine Gefahr darstellen konnten. In Städten und Siedlungen war man einfach nicht mehr vor potentiellen Kopfgeldjägern sicher, so dass man immer wieder kleinere Umwege ging. In diesen Tagen durchquerte man ein kilometerbreites Tal, das wohl ein uraltes ausgetrocknetes Flussbett war. "Seht mal!", rief Kyren plötzlich und deutete in die Ferne. Sie hatte eine kleine Gruppe von Menschen erspäht, die in einiger Entfernung mit ein paar Pack-Lamas ein kleines Lager aufgeschlagen hatten. Die Leute waren mit Pickeln, Schaufeln und Spitzhacken ausgerüstet und wie Archäologen gekleidet. Es war schnell klar das es sich dabei um Forscher handeln musste. Kaum bei ihnen angekommen machte Jáin erste Bekanntschaften als seine Augen eine junge attraktive Frau unter den Menschen entdeckten. Hastig eilte er zu ihr und nahm ihre Hände an sich. "Hallo schöne Dame. Lassen Sie sich nicht von meiner Hautfarbe täuschen - ich bin ganz und gar gutmütig. Ich würde sie gerne zu einem Glas Rotwein einladen, falls sie mir nicht glauben, damit wir uns vielleicht etwas besser kennen lernen können. Mann nennt mich Jáin und wie lautet ihr wundervoller Name?", begrüßte er sie, nicht ohne eine kleine Anmache in seine Worte einzubauen, was Kyren sichtlich frustete. "Wah, der Typ macht einen fertig! Der baggert doch alles an was einen Busen hat!", ärgerte sie sich über das Verhalten ihres Begleiters. "Na dann bist du ja wenigstens sicher von ihm, nicht wahr?", fügte Shane grinsend an, was ihm folglich eine deftige Kopfnuss einbrockte, die ihn kurzzeitig außer Gefecht setzte. Dennoch fühlte sich die Frau durchaus geschmeichelt und erwiderte die Geste. "Oh, hallo. Vielen Dank. Ich heiße Claudia. Ich würde gerne ein Glas trinken ...aber ... später vielleicht. Meine Arbeit geht vor. Gehören diese beiden Elfen zu dir?", erwiderte sie und deutete auf seine beiden Gefährten, die gerade aufgeschlossen hatten. "Ich bin Shane und das Mädchen neben mir ist Kyren. Wir sind Abenteuer und eigentlich nur zufällig vorbeigekommen.", stellte sich der junge Halbelf freundlich vor. "Können wir ihnen vielleicht behilflich sein? Was machen sie hier? Ausgrabungen?", fragte Jáin lieblich. "Oh, meine Leute und ich erforschen einen alten Tempel der unter der Erde vergraben liegt. Wir wissen noch nichts genaues darüber, weil wir bisher damit beschäftigt waren den Eingang frei zu schaufeln, aber wenn unsere Nachforschungen richtig sind dann ist der Tempel aus der Zeit der Klagen als die Götter gezwungen waren Fleisch zu werden und auf Erden zu wandeln. Wir nehmen an das dieser Tempel einem Gott aus dieser Zeit gewidmet ist und wollen ihn nun erforschen. Wir treffen gerade letzte Vorbereitungen, denn der Eingang ist fast frei. Gerade versuchen einige unserer Leute ein Tor zu öffnen das mit einem alten Schutzzauber versehen ist.", erklärte sie. "Ha, überlassen sie das mir, Claudia!", erwiderte er mit stolz geschwellter Brust. "Wirklich? Du bist der Anti-Magie mächtig? Hervorragend, wir könnten sogar noch ein paar Fackelträger gebrauchen.", meinte sie und schlug erfreut die Hände zusammen. Augenblicke später waren Kyren und die anderen mehr oder weniger freiwillig mit Rücksäcken und Fackeln beladen. Am Tor angekommen erklärte Claudia ihren männlichen Mitstreitern die Lage, die daraufhin zurück traten und für Jáin platz machten. "Ja, ich spüre es schon. Ist ein mittlerer Schutzzauber, aber er sollte kein Problem darstellen. Tretet bitte zurück.", meinte er, nachdem er den Eingang genaustens gemustert hatte. "Was hat er vor?", fragte sich Kyren leise, worauf es einen lauten Rums gab und ihr eine dicke Staubschicht entgegenwehte. "Sag mal Shane, er hat doch jetzt nicht wirklich das gemacht was ich gesehen habe, oder?", fragte sie leicht bedröppelt und linste zu ihren bereits nickenden Gefährten herüber. "Doch, er hat das Tor mit einen noch mächtigern Zauber aufgesprengt.", erwiderte er nüchtern und auch Claudia war etwas überrascht von dieser etwas unkonventionellen Vorgehensweise. "Äh, entschuldige, Jáin. Das ist nicht ganz das was ich erwartet habe. Ich dachte du beseitigst den Schutzzauber ohne alles in die Luft zu jagen.", gab sie schwitzend zur Kenntnis während sie ihn zaghaft auf die Schulter tippte. "Wieso? Wo ist das Problem? Das Tor ist doch offen.", meinte er gelassen und ging einfach weiter. "Einen merkwürdigen Freund habt ihr da.", merkte sie vorsichtig an und wendete sich zu dessen Begleitern, die sich entnervt die Hand vors Gesicht schlugen. "Ach, ist das peinlich.", seufzten die beiden synchron und folgten den Forschern mit gesenktem Haupt. Ihr Weg führte sie durch eine riesige Halle die von mehreren Säulen getragen wurde. Der Wind, der von draußen über den staubigen Boden glitt, und das abbröseln einiger kleinerer Schichten von den exotischen Wandmalereien, ließen schnell ein allgemeines Unbehagen aufkommen. Am Ende der Halle befand sich ein etwas kleinerer Gang, der noch tiefer in das Gewölbe zu weisen schien. Von der Neugier gepackt nahm man diesen Weg und auch wenn die Fackeln etwas Licht ins Dunkel brachten, so kam selbst Jáin die allgegenwärtige Finsternis etwas unheimlich vor. Nach einigen hundert Metern erreichten sie eine Halle, die vollkommen in Dunkelheit gehüllt war. Schon bevor man eintrat stieß ihnen ein merkwürdig fauliger Geruch entgegen. So manch ein Forscher zuckte nervös zusammen als er glaubte hinter den vielen Stützpfeilern einen Schatten verschwinden zu sehen, der nicht zu ihnen gehörte. "Hier stimmt was nicht.", merkte Claudia an und ließ die Gruppe mit einer Handbewegung stoppen. "Was stinkt hier nur so?", fragte sich Kyren die sich bereits die Nase zuhielt. So sehr die Blicke der Gruppe auch schweiften, sie konnten nichts entdecken. Die Dunkelheit verbarg mehr als man dachte, denn die Geräuschkulisse nahm zu. Merkwürdige Laute tönten aus der Dunkelheit hervor, die meist einen Stöhnen oder Knurren gleichkamen. Die drei Abenteurer hatten die Ehre als erstes zu sehen was ihnen da drohte, denn dank ihres Infrasionsblickes sahen sie besser in der Dunkelheit als ihre menschlichen Mitstreiter. "Zombies ... es sind Zombies.", merkte Jáin nüchtern, ja gerade zu unbeeindruckt, an. Einzig ihm und Shane stand die Angst nicht ins Gesicht geschrieben. Vor Kampfeslust schmunzelnd holte der Dunkelelf sein Schwert hervor und senkte seinen Kopf ab. "Und Action!", murmelte er leise vor sich hin, bevor er seinen Kopf mit entschlossenem Blick wieder erhob und sich ins Dunkel stürzte. Schnittgeräusche durchzogen die Halle und obwohl niemand wirklich sah was da im Dunkeln passierte, so klang es so als ob dort ein wahres Gemetzel stattfand. Man mochte sich gar nicht vorstellen was dort vor sich ging und hoffte nur das man es überleben würde. Nach einigen Minuten verstummten die Kampfgeräusche nahezu vollends und Shanes genervte Mimik deutete schon an, das Jáin es mal wieder völlig übertrieben hatte. "Es reicht Jáin. Wir wollen weiter. Die sind tot genug. Komm jetzt.", gab er seufzend von sich. "Ja, ja, schon gut.", erwiderte er unzufrieden. Schließlich trat er wieder mit verschmierter Klinge aus dem Dunkel hervor an dessen Spitze noch der Kopf eines Zombies hing. Die Menge schrie auf als sie den Schädel des Monsters sah, worauf er erst realisierte das sein Schwert ein ungewolltes Mitbringsel hatte. "Oh, Verzeihung.", meinte er verlegen, zog den Kopf ab und warf ihn über die Schulter ins Dunkel. Die Kiefer der Menschen wollten fast nicht mehr einrasten als sie den dunkelhäutigen Elfen so sahen, in anbetracht dessen was eben geschehen war. Wenn auch mit etwas zittrigern Knien, so konnte es doch weitergehen. Bald stieß man auf eine Tür, die sich wie von Geisterhand öffnete als man an sie herantrat. Was die Fackeln der Forscher dahinter erleuchteten ließ ihnen fast den Atem stocken, so dass man gebannt inne hielt. "Das ist kein Tempel. Das ... ist eine Grabkammer.", meinte Claudia verblüfft als sie sich weiter vorwagte, dicht gefolgt von ihren Kollegen. "Unglaublich.", staunten einige von ihnen, die sich weitschweifend umsahen. Der Raum war verhältnismäßig winzig im Gegensatz zur vorhergehenden Halle und doch hielten ihn vier Pfeiler. Die Wandmalereien waren noch sehr gut erhalten und es fanden sich sogar einige Feuerstellen mit denen man den Raum beleuchten konnte. Selbst der Boden war mit Malereien und mystischen Zeichen übersehen, die sehr alt sein mussten. In einigen Ecken entdeckte man Truhen, Spiegel und sogar Waffenständer, die mit Hellbarden und Lanzen gespickt waren. Am Ende des Raumes befand sich ein merkwürdiger mehrstufiger Sockel, dessen Bedeutung nicht ganz klar war. Vorsichtig näherte sich Claudia dem Sockel um ihn etwas genauer zu betrachten. In dem Moment als sie auf die erste Stufe trat, überkam Jáin plötzlich ein ungutes Gefühl, so dass er kurz aufschrak. "Was hast du, Jáin? Stimmt etwas nicht?", fragte Kyren verwundert, der seine geweiteten Augen auffielen. "Ich ... ich weiß nicht ... ich hätte schwören können das mich eine Energie erfasst hat ... aber es war so kurz ... und nichts ist passiert.", stotterte er unsicher, während er sich nervös umblickte. Seine Sinne sollten ihn nicht täuschen, denn kurz darauf begann der Boden zu erzittern. Das Zentrum der Vibrationen kam vom Sockel, den man gerade untersuchen wollte. Dieser öffnete sich auf einmal und ließ ein schier unbeschreibliches Objekt emporsteigen. Es schien sich dabei um eine Art Rüstung zu handeln, die wie eine Statue fungierte. Äußerlich glich der Helm dem Kopf eines Schakals, während der Rest menschliche Züge hatte, die jedoch an einigen Stellen raubtierkatzenähnliche Formen aufwies. Gebannt und neugierig begutachtete die junge Forscherin das fremde Objekt. Auffällig war das es sich dabei um eine Ganzkörperrüstung handelte und auch wenn sie mit verschiedensten Farben geschmückt war, so sah es so aus, als ob sie aus purem Gold bestand, das im Laufe der Zeit jedoch an Glanz verloren hatte. Auf der Stirn des Objekts stach ein roter Rubin hervor, der dort hinein geprägt war. "Seht euch das an. Das ist einfach unglaublich.", meinte Claudia begeistert und schlug erfreut die Hände zusammen. "Ist das ein Schatz?", fragte Shane ungläubig und löste damit bei den Forscherkollegen Begeisterung aus, die ihren Fund kaum glauben konnten. "Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache.", merkte Jáin misstrauisch an, während die Menschen bereits einander zujubelnd in den Armen lagen. Dennoch geschah entgegen seinen Erwartungen nichts weiter und die Forscher machten sich daran die Wandschriften und Symbole zu entschlüsseln um einen Hinweis zu ihrem Fund zu ergattern. "Was ist das da an der Decke?", rief Kyren auf einmal und leuchtete mit ihrer Fackel an die Stelle, die sie meinte. Sie hatte eine Vertiefung entdeckt, die jedoch ohne Sinn schien. "Vielleicht ein Weg in eine weitere Kammer. Seht am besten mal nach.", tönte es von Claudia, die noch immer an der Rüstung stand. Shane zögerte nicht lange und nahm sich eine Lanze herbei um ein wenig dagegen zu stechen. Obwohl er sehr vorsichtig war, sprang die Vertiefung plötzlich auf, ohne sich jedoch von der Decke zu lösen. Geblendet, von einem plötzlich einfallenden Licht, ließ Kyren ihre Fackel fallen und hielt sich die Arme vors Gesicht, denn auf der anderen Seite des nun heruntergeklappten Deckels war ein Spiegel eingeprägt, der wohl über ein kompliziertes Spiegelgangsystem sein Licht von der Oberfläche erhielt. Etwas orientierungslos plumpste die kleine Elfin zu Boden und ließ somit das Licht auf einem Spiegel hinter ihr fallen. Was zunächst wie eine Art Lichtschalter fungierte, da das Licht nun von Spiegel zu Spiegel sauste, stellte sich schnell als böse Falle heraus, denn als es schlussendlich auf den Rubin der Rüstung traf, schlug die Tür des Raumes plötzlich zu. "Was war das?!", rief Claudia erstaunt und wendete sich der Tür zu, die sich soeben von selbst verriegelt hatte. "Hier liegt Magie in der Luft!", gab Jáin angespannt von sich und sah sich immer nervöser um. "Was soll das?! Warum ist die Tür zu?!", kreischte die schöne Forscherin panisch, die nicht merkte das hinter ihr im Schakalhelm der Rüstung auf einmal zwei rot leuchtende Augen aufsprangen. "Weil jemand will das wir hier nicht weg können ...", merkte Shane mit finsterer Miene an und sah zur Rüstung herüber, die sich in dem Moment vom Podest begab und sich prüfend umsah. Es war klar das man nicht nur einfach eine Rüstung gefunden hatte, sondern auch jemand darin steckte. "Eine Mumie!", schrie Kyren ängstlich auf als sie die fast zwei Meter große Gestalt herabschreiten sah. Claudia wich ängstlich zurück, denn damit hatte sie nicht gerechnet. Die Atmosphäre war gespannt, war es doch ungewiss was als nächstes passieren würde. "Wir sollten machen das wir hier wegkommen! Das sieht nicht gut aus!", merkte Jáin hektisch an und schleuderte ein Zaubergeschoss auf die Tür, die darunter zu Bruch ging. Während Claudia und ihre Forscherkollegen wie versteinert an Ort und Stelle verhaarten, nahmen die drei Abenteurer ihre Beine in die Hände und liefen so schnell sie nur konnten davon. "Los, raus hier!", rief der Dunkelelf, aber außer seinen Freunden leistete niemand seiner Bitte folge. Die roten Augen der Mumie leuchteten immer stärker auf als sie sah wer ihren Schlaf gestört hatte. Gemächlich schritt sie voran, griff sich eine der Hellbarden und ging damit auf die Forscher los. Erst als der erste von ihnen der Mumie zum Opfer fiel wurde allen klar, das man den rat des Drow besser hätten befolgen sollen. Zwar versuchten einige von ihnen noch zu entkommen, aber es sollte niemanden mehr gelingen. Nach und nach metzelte sie einen wehrlosen Forscher nach dem anderen nieder. Nur Claudia, die hinter einer Kiste versteckt mit ansehen musste wie die Schatten ihrer Mitstreiter zerschlitzt wurden, blieb verschont. Als es ruhiger wurde versuchte sie mit zittrigen Händen auf allen vieren kriechend aus der Kammer zu entkommen, aber als sich ihr plötzlich ein Bein der Mumie in den Weg stellte, war ihr klar das auch sie nicht lebendig aus dieser Ruine herauskommen würde. "Nein! ... was ... was haben wir nur geweckt?! Das habe ich nicht gewollt.", schluchzte sie mit Tränen in den Augen, ohne Hoffnung auf Gnade zu stoßen. "Ihr Menschen seid nicht mein Meister. Nur mein Meister darf mich erwecken. All jene die meinen Schlaf stören werden für meinen Meister geopfert.", sprach das untote Wesen mit tiefdunkler Stimme und ließ seine Hellbarde durch den Körper der jungen Frau gleiten. Ihr Todesschrei war noch bis zum Eingang der Grabanlage zu hören, aus der Kyren und die anderen gerade im Eiltempo herausliefen. "Ihr könnt davonlaufen, aber ihr könnt mir nicht entkommen.", sagte die Mumie, während sie zu der aufgesprengten Tür seiner Kammer sah. "Jáin, ich dachte du kannst zaubern! Du hast doch auch die Zombies besiegt. Kannst du die Mumie nicht aufhalten?", keuchte Kyren im Laufschritt. "Du spinnst wohl! Hast du das nicht gespürt? Das ist eine höhere Mumie und nicht irgend so ein Grufti den man in Klopapier eingewickelt hat! Ich glaub' kaum das ich den mit meinen Taschenspielertricks was anhaben kann.", gab er ächzend zurück. "Redet nicht! Lauft!", mischte sich Shane ein, der in diesen Moment an den beiden vorbeizog. Man wagte sich kaum umzudrehen, denn hinter ihnen kam die Mumie von einer Staubwolke begleitet förmlich aus der Grabanlage geschossen und ließ seinen Blick suchend in die Ferne schweifen, bis sie die drei Abenteurer in einiger Entfernung erspähte. Mit ungeheurer Geschwindigkeit nahm sie die Verfolgung auf und gewann mehr und mehr an Boden, obwohl ihre Rüstung sicher Tonnen wiegen musste. "Unglaublich! Mit der Rüstung muss das Ding doch Tonnen wiegen! Wie kann es da nur so schnell sein?", rief Kyren verängstigt als sie ihren Verfolger bemerkte. Man merkte wie ihr Vorsprung schmolz, der schon bald nur noch einige Meter betrug. Shane wusste das er und sein dunkelhäutiger Gefährte noch schneller laufen konnten, doch Kyren hatte bereits Probleme schritt zu halten. Noch nie war er auf so einen starken Gegner getroffen. Er hatte nur eine Idee wie es ihm vielleicht gelingen könnte der Mumie zu entkommen, aber die war höchst riskant. "Folgt mir und hört erst auf zu laufen, wenn ich es sage!", schrie er lauthals auf und wies seine Freunde an sich an seine Fersen zu heften, was diese dann auch taten. Den beiden stockte fast der Atem als sie feststellten das er sie genau in eine Sackgasse führte. Erste Zweifel kamen, denn Shane lief weiter ungehemmt auf die Felswand zu, doch es blieb ihnen nicht viel mehr übrig als ihm zu vertrauen. "Und haaaaalt!", befahl er nur wenige Meter, bevor er gegen das Gestein gelaufen wäre und bremste seinen Laufschritt ab. Jáin und Kyren taten es ihm gleich und kamen mitsamt einer Staubwolke kurz vor der Felswand zum stehen, während ihr Verfolger verzweifelt bremsend zwischen ihnen vorbeischoss und in das Felsgestein rauschte. Die Härte des Aufpralls ließ das Gestein zerbrechen und begrub die Mumie unter einen Haufen von Felsen unter sich. Durch eine entgegenwehende Staubwolke und das Geräusch des Aufpralls wurde den drei Abenteurern schnell klar das die Idee von Erfolg gekrönt war und die viel zu schnelle Mumie ungehemmt in den Fels gelaufen war. Verblüfft sahen sich Kyren und Jáin an, während Shane erleichtert in gebückter Haltung ausatmete. "Und da heißt es immer wer bremst verliert. Mehr Masse bei solch einer Geschwindigkeit hat nun mal den längeren Bremsweg.", spottete er leicht zynisch und wischte sich etwas Schweiß von der Stirn. "Wir ... haben es geschafft. Es hat tatsächlich geklappt!", staunte das junge Elfenkind mit geweiteten Augen. "Das einzige was wir geschafft haben ist etwas Zeit zu schinden. Die Intelligenz einer Mumie ist zwar nicht die beste, aber die Dinger sind zäh. Das wird dieses Biest nicht lange aufhalten. Wir sollten machen das wir hier schleunigst wegkommen.", merkte Jáin mit finsterer Miene an, denn unter dem Schutt begannen bereits die ersten kleineren Steinchen zu bröckeln. Es war nur zu wahrscheinlich das er Recht hatte so dass sie sich noch einmal abstimmend zunickten und schleunigst verschwanden. Wieder liefen sie was die Beine hergaben um in der Ferne zu entschwinden. Die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich bald darauf, als das steinerne Grab der Mumie zu immer deutlicher zu bröckeln begann. Die Beine der drei Gefährten lahmten vom vielen Laufen und ihre Lungen rangen nach Luft, aber obwohl sie den Canyon hinter sich gelassen hatten fühlten sie sich noch nicht sicher. "Haben wir es geschafft? Sind wir in Sicherheit?", fragte Kyren, die mit den Kräften völlig am Ende schien. "Ich würde nicht drauf wetten.", tönte es von Jáin ernüchternd zurück. Am Horizont sah man endlich wieder Grünland, das ein Ende der Einöde durch die sie liefen andeutete, doch schon Augenblicke später war es bereits fraglich ob sie es überhaupt bis dahin schaffen würden. Ein vertrautes metallisches Geräusch eines aufstampfenden Fußes ertönte in einiger Entfernung hinter ihnen und es war klar das die Mumie ihren Spuren folgen konnte. "Ihr kläglichen Wesen. Ihr könnt nicht entkommen.", schallte eine tiefe Stimme unter der Rüstung hervor, bevor sie ihre Lanze in Richtung Shane reckte. Ihm wurde klar das weglaufen nichts mehr brachte und ein Kampf unausweichlich war. Die Flucht hatte schon arg an seinen Kräften und seiner Kondition gezerrt. Zähneknirschend durchdachte er die Situation, bis er schließlich zu einem Entschluss kam. Ausdruckslos senkte er den Kopf ein wenig zum Boden und ließ die Arme nach unten hängen. Es war nicht ganz klar was in ihm vorging, aber etwas schien ihn zu bedrücken. "Jáin ... Kyren ... versucht das Waldstück zu erreichen. Vielleicht könnt ihr euch da verstecken. Ich ... werde hier bleiben und es aufhalten.", meinte er deutlich in sich gekehrt. "Aber Shane?! Was wird ...", wollte Kyren protestieren, doch da packte sie ihr dunkelhäutiger Kamerad schon am Arm und zerrte sie hinter sich her. "Hör auf zu diskutieren! Wir können ihm nicht helfen! Er wird sich für uns opfern!", mahnte er sie, doch die kleine Elfin ließ sich nicht so einfach davon reißen, so dass Jáin seine Mühe hatte sie überhaupt ein paar Meter mit sich zu ziehen. Wie wild strampelte und kämpfte sie dagegen an, aber gegen ihren Gefährten hatte sie auf Dauer keine Chance sich zu widersetzten. "Shane! Hör auf! Das bringt nichts! Du hast keine Chance!", schrie sie besorgt und stürzte zu Boden, während die Mumie bei Shane angekommen war. "Warum hast du nicht auf mich gehört, Kyren? Jetzt müssen wir vielleicht alle sterben.", dachte er leise vor sich hin als er kurz zu ihr herübersah, schon vorahnend das die Mumie nicht länger warten würde. Schon der erste Lanzenschlag hätte tödlich enden können, doch der junge Halbelf erwies sich als äußerst widerspenstig und wich durch einen gekonnten Sprung zur Seite aus. "Kyren! Wenn wir jetzt nicht gehen kommen wir hier nicht mehr lebendig weg!", schimpfte Jáin wütend und packte sie am Nacken um ihr wieder auf die Beine zu helfen. "Wie kannst du nur! Er ist unser Freund! Wir können ihn doch nicht so einfach im Stich lassen!", erwiderte sie unter Tränen. "Unsinn! Ein Drow würde niemals einen anderen Drow helfen, wenn er dadurch sein eigenes Leben wegwerfen würde, egal wie eng man befreundet ist!", gab er wütend zurück. "Aber wir sind keine Drow!", entgegnete sie ihm lautstark und riss sich los. Ungeachtet dessen wich Shane weiterhin tapfer den Schlägen der Lanze aus, wobei es ihm gelang einige Schläge mit Fußtritten zu blocken. Mit jeder Sekunde die verstrich atmete er schwerer, denn seine Kondition ließ immer mehr nach. Seine Freunde standen gebannt in einigen Metern Entfernung und sahen zu wie er sein bestes gab um gegen diese Kreatur zu bestehen. Er schien nicht verlernt zu haben was es hieß zu kämpfen, aber diesem Gegner war er hoffnungslos unterlegen. Kyren hielt es nicht länger zurück und eilte ihm mit kleinen Tränen in den Augen zu Hilfe. Sie nahm allen Mut zusammen und sprang der Mumie mit gestreckten Bein entgegen, doch diese reagierte gekonnt und schlug sie problemlos wie ein lästiges Insekt beiseite. "Kyren!", schrie Shane erschüttert. Seine Augen weiteten sich um so mehr als er sie hart am Boden aufprallen sah. Jáin konnte kaum glauben was seine Gefährtin da tat, denn der Treffer dem man ihr zugefügt hatte wog schwer. "Warum tut sie das?! Diese Hochelfen sind einfach viel zu weich!", dachte er zähneknirschend vor sich hin, und doch war nun auch er nicht länger entschlossen Shane im Stich zu lassen. Rasch musste sich der junge Halbelf jedoch schnell wieder um seine eigene Gesundheit sorgen als die Mumie sich wieder ihm zuwendete und Kyren regungslos am Boden liegen ließ. Die Augen der Kreatur leuchteten grell, bevor mit sie ihrer Stabwaffe ausholte. Noch einmal sollte er ausweichen können, aber dennoch blieb ihm das Glück nicht treu als er dabei auf einen kleinen Stein ausrutschte und seitwärts zu Boden fiel. Zwar versuchte er sich schnell wieder aufzustemmen, aber ihm sollte nicht mehr genug Zeit bleiben um den letzten Angriff zu entkommen. Resignierend, in Erwartung des Todes kniff er die Augen zu und wartete die letzten Sekunden mit schmerzverzerrtem Gesicht ab, bis die Lanze seinen Kopf entzwei spalten würde. Er wartete lang und noch länger, doch er spürte nichts dergleichen, so dass er vorsichtig seine Augen zu öffnen wagte. Sei weiteten sich erschrocken und er zuckte zurück als er die Spitze der Hellbarde ruhend, nur wenige Millimeter vor sich, direkt vor seiner Stirn sah. Er wunderte sich, denn auch die Mumie verharrte nahezu regungslos vor ihm, bis sie die Waffe plötzlich zurückzog. Einen Augenblick herrschte Stille die nur durch eine leichte Priese unterbrochen wurde, die etwas Staub vom Boden aufwirbelte. "Verzeiht mir, Meister Bhaal. Ich habe nicht gemerkt das ihr euch so tief im Körper dieses Jungen verbergt.", sprach die Mumie auf einmal, sich ehrfürchtig vor Shane verbeugend. Dieser stutzte einen Moment, begriff aber schnell was die untote Kreatur meinte. Jáin glaubte seinen Augen kaum, verstand aber ebenfalls was Shane das Leben gerettet hatte. "Hey, ich glaube das Ding hält dich für einen Gott, weil du die Essenz Bhaals in dir trägst.", merkte er mit leicht zittriger Stimme an. Es war schon merkwürdig, denn obwohl die Essenz des toten Gottes tief und verborgen in ihm schlummerte, seit er Jaygoyle besiegt hatte, so war sie immer noch da, ja sogar greifbar für die Sinne eines höheren Wesens. "Heißt das, du wirst mich nicht töten?", fragte Shane vorsichtig und kroch ein Stück zurück. "Nein!", antwortete die Mumie streng. "Ihr habt mich erschaffen. Ich bin Euer Geschöpf.", fuhr sie in gleicher Tonlage fort. "Aber ... wozu bist du da?", fragte er unsicher nach. "Ihr habt mich erschaffen um den Träger Eures Blutes zu schützen, damit Ihr aus dessen Körper gestärkt emporsteigen könnt und Eurer Wiedergeburt nichts im Wege steht.", antwortete sie ihm prompt. "Das heißt ... du bist mein Diener? Mein Beschützer? Du tust alles was ich dir sage?", staunte er verblüfft und rappelte sich auf. "So ist es. Dafür wurde ich erschaffen.", ließ sein Gegenüber verlauten. "Hey, Shane! Das Ding könnte uns nützlich sein. 'Ne höhere Mumie als Leibwächter kann man immer mal gebrauchen.", rief ihm Jáin erfreut zu. "Bist du bei Sinnen? Hast du nicht die Klinge gesehen? Das Ding hat die ganzen Forscher umgebracht!", protestierte er, weniger amüsiert über die neue Lage. Als sein Blick dann auf Kyren fiel, fürchtete er schon das Schlimmste. Besorgt eilte er zu ihr und nahm sie auf. "Kyren! Alles in Ordnung? Sag doch was!", erkundigte er sich in der Hoffnung das sie ihre Augen wieder öffnen würde. Sie blutete etwas am Kopf und hatte einige Blessuren am Körper, aber sie schien nicht lebensgefährlich verletzt worden zu sein. "Sie ist Bewusstlos, aber sie wird sich erholen, Meister. Sind die beiden Eure Getreuen?", tönte es unter der goldenen Maske der Mumie hervor. "Äh ... ja .. sind sie. Ihnen darf kein Schaden mehr zugefügt werden, ist das klar?!", erwiderte Shane mit strengen Blick, nachdem er sich der Mumie zugewendet hatte. "Wie Ihr wünscht.", gab sie loyal zurück. Als er auf den geschunden Körper seiner Gefährtin sah, versank er tief in Gedanken, denn er wusste dass er es hätte verhindern müssen. Ein leicht stechender Schmerz durchfloss Kyrens Körper, der sie mit schmerzverzerrten Gesicht aus ihrer Ohnmacht erwachen ließ. Sie fühlte frische Grashalme unter sich und als sie sich umsah merkte sie das sie in der Nähe eines Waldgebietes lag. Ein weißer Verband war um einen Teil ihres Kopfes gewickelt, doch dies wurde zur Nebensache als sich neben ihr plötzlich eine große Gestalt in goldener Rüstung erhob. Sie war bereits in Begriff erneut in Ohnmacht zu fallen, aber als sie Shane und Jáin ebenfalls friedlich zusammensitzend mit der Mumie sah, siegte ihre Neugier. Man sah ihr die Verwirrung an weshalb der junge Halbelf etwas schmunzeln musste. "Keine Sorge. Sie ist unser Freund. Die Mumie tut dir nichts mehr. Du bist in Sicherheit.", beruhigte er sie. "Wie ... ich verstehe nicht? Träume ich?", gab sie verwundert zurück. "Die Mumie ist ein Diener Bhaals, von Bhaal erschaffen um seine Nachkommen zu schützen damit er in einen von ihnen wiedergeboren werden kann. Sie wird uns nichts tun.", erklärte er lächelnd, so dass sie endlich verstand. "Wer hätte gedacht das uns dein Blut mal auf diese Weise das Leben retten würde, Shane.", staunte sie erleichtert und sah großäugig an der Mumie herauf. "Dann ... können wir ja beruhigt weiter ziehen.", meinte sie und sah in Richtung Wald. Ihre Mitstreiter schwiegen bedächtig, womit ihr klar wurde das etwas nicht stimmte. "Was ist, Shane?", fragte Kyren ungläubig. "Es tut mir Leid, aber ich werde euch beide für eine Weile verlassen.", antwortete er und mit gesenktem Haupt. "Wie-wieso denn? Was ist denn?", wollte sie wissen. "Solange ich bei euch bin, bin ich euch keine große Hilfe. Mit meinen Fähigkeiten haben wir auf dem Weg der uns noch bevorsteht keine Chance. Deshalb werde ich mit der Mumie als Lehrmeister trainieren gehen um stärker zu werden. Dafür wurde sie ja auch ursprünglich erschaffen. Außerdem stelle ich ein gewisses Risiko dar, denn diese Kopfgeldjägerin hat es mehr auf mich als auf euch abgesehen. Wenn ich nicht bei euch bin seid ihr nicht so interessant für sie.", gab er mit bedrückter Miene von sich. "Heißt das ... du willst mich und Jáin alleine zurücklassen?", fragte die kleine Elfe den Tränen nah. "Nein, keine Sorge. Ich werde bald wieder zu euch aufschließen, wenn mein Training abgeschlossen ist. Jáin wird so lange auf dich aufpassen. Ich wollte nicht gehen ohne dir Bescheid zu geben.", erwiderte er und versuchte sie mit einem Lächeln etwas aufzumuntern. Es war ihr kein richtiger Trost, denn eigentlich wollte sie nicht das er geht. Es war ihm klar das es ein merkwürdiger Zeitpunkt war um getrennte Wege zu gehen, doch blieb ihm kaum eine andere Wahl. "Keine Sorge. Ich pass' auf mich auf.", fügte er an zuversichtlich an. Sein Blick fiel auf einen hohen Berg, der eine halbe Tagesreise entfernt am Horizont lag. "Hinter dem Berg dort, gibt es laut Karte eine Stadt. Am besten ihr geht in diese Richtung.", wies er seine beiden Gefährten an und deutete in die entsprechende Richtung. Schließlich erhob er sich und ging ein paar Schritte in Richtung Wald, ebenso wie sein neuer Lehrmeister. Ihr Weg sollte sie tief in den Wald hinein führen, dort wo die Natur noch unberührt war. Kyren fühlte sich bei dem Gedanken nicht ganz wohl sich von seiner Gesellschaft zu trennen und wollte ihm am liebsten nachgehen. "Lass es, Mädchen. Wenn er dich dabei gehabt haben wollte, hätte er das sicherlich gesagt.", merkte Jáin mit strenger Stimme an. Gemächlich stocherte er mit einem kleinen Stock im Boden herum, so als ob ihn das alles gar nichts ausmachte, auch wenn es in ihm ganz anders aussah. Ein letztes mal drehte sich Shane zu seinen Freunden um. "Wir sehen uns wieder. Passt gut auf euch auf und macht euch keine Sorgen. Ich bleibe ja nicht für immer weg.", rief er ihnen zu. Er erwartete keine Gegenreaktion, denn seine beiden Mitstreiter wirklich wahrlich nicht glücklich. Wehmütig wendete er sich schließlich ab und zog seines Weges. "Shane ...", seufzte Kyren leise in den Wind, traurig darüber das er gegangen war. "Du musst ihn verstehen. Er muss eine Zeit lang alleine sein um sich selbst zu finden. Seit er aufgebrochen ist hat ihn das Glück immer irgendwie aus der Patsche geholfen, wenn er in Schwierigkeiten steckte, aber auf das Glück will und kann er sich nicht länger verlassen. Du hast doch selbst gesehen wie stark seine Gegner hier sind. Allein schon diese Sejya und nun ... diese Mumie. Er hatte nie den Hauch einer Chance. Ohne seine Bhaalkräfte ist er in dieser Liga doch ziemlich aufgeschmissen. Wenn er wieder so stark wie früher werden will, muss er seine Fähigkeiten trainieren, verstehst du? Er will es sich beweisen, er will es ganz alleine schaffen, ohne Hilfe ... zeigen das er erwachsen wird.", meinte Jáin mit ruhiger Stimme. "Aber ... glaubst du, das ihm diese Kreatur wirklich helfen kann?", zweifelte sie, worauf sich der junge Drow erhob. "Dieses Wesen verfügt über alte aber effektive Kampftechniken und Wissen aus vergangener Zeit. Zugegeben, sie ist ein ungewöhnlicher Lehrmeister, aber sie ist Ideal dafür geeignet das beste aus ihm herauszuholen.", meinte er mit Blick in die Ferne und ließ den Stock zu Boden fallen, mit dem er zuvor im Boden gespielt hatte. Nachdenklich sah Kyren nach unten und dachte über seine Worte nach. Obwohl sie zunächst gedacht hatte er würde keinen Wert auf ihre Gesellschaft legen, verstand sie nun etwas besser was in ihm vorging. Es war nun klarer warum er sich für sie opfern wollte, als die Mumie sie wieder eingeholt hatte. Sie wusste nicht genau ob er einen Einblick in ihre Gedanken werfen konnte, denn Jáin war zwar ihr Begleiter, aber noch immer ein Drow, eine Rasse die sie schon von Geburt an fürchtete. Nun musste sie eine Zeit allein lang mit einen von ihnen reisen, was auch für sie wie eine Art Training war, denn vollkommen vertrauen würde sie Jáin wohl nie. Die nächsten Wochen würde sie, genau wie Shane, auf sich allein gestellt sein und stärker werden, wenn sie es schaffen wollte zu überleben. "Du musst wissen, Kyren - der Weg nach Thay ist keine Kaffeefahrt. In der freien Welt hier draußen muss man mit den Gefahren die hier lauern zurecht kommen können. Es wird Zeit das auch Shane das endlich einsieht. Lass ihn ziehen. Er weiß was er tut.", merkte er abschließend an und wendete sich der Richtung zu in die es nun weiter gehen sollte. "Los, wir machen uns auf den Weg. In der Richtung gibt es eine kleine Stadt in der wir vielleicht eine Weile bleiben können.", meinte er schließlich, worauf sie ihm ein wenig misstrauisch entgegen sah. "Keine Sorge. Ich werde dir schon nichts tun. Ich hab versprochen auf dich aufzupassen und das werde ich auch.", erwiderte er schmunzelnd auf ihren Blick. Ihm war klar wie dieses kleine Mädchen über seine Rasse dachte, aber das interessierte ihn nicht weiter. Ihm waren ganz andere Dinge wichtig und die lagen im fernen Osten - in Thay. Eine wunderschöne Lagune, mit kristallklarem Wasser und mehreren Wasserfällen sollte für die nächste Zeit Shanes Trainingsgebiet sein. An diesem friedlichen Ort konnte er sich abhärten und stärker werden, so wie er es sich vorgenommen hatte. "Können wir anfangen?", tönte eine blecherne Stimme hinter ihm, worauf er sich seinem Lehrmeister mit einem motivierten Grinsen im Gesicht zuwendete. "Ja, lass uns beginnen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.", meinte er mit selbstsicherem Blick als er plötzlich aufschrak. "Äh ... warte mal ... wie soll ich dich eigentlich nennen? Ich kann dich doch nicht immer mit Mumie anreden.", merkte er, sich am Kopf kratzend, an. "Nun ja, Ihr habt mir bei meiner Erschaffung keinen Namen gegeben.", erwiderte sie leicht schwitzend. "Gut, dann nenne ich dich ... Proper. Ja, genau ... ich nenne dich Meister Proper! ... äh ... nein, warte ... äh ... wie wäre es mit Nex? Das klingt nach nix und tut keinem weh.", gab er grübelnd von sich bis er schließlich einen Namen gefunden hatte. Die Mumie akzeptierte nickend, obwohl es ihr relativ egal schien welchen Namen sie trug. Die nächsten Tage sollten hart für den jungen Halbelfen werden, aber er war gewillt durchzuhalten um sich endlich den Herausforderungen seiner Reise stellen zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)