World of Faerûn - 4. Staffel von Kyle (Begin Of A New Legend) ================================================================================ Kapitel 2: Folge 43: Kyrens kleines Missgeschick ------------------------------------------------ Fröhlich zwitscherten einige Vögel, an einem warmen Nachmittag, von den Dächern einer kleinen Stadt vor Riatavin, hinunter. Hier, so war sich Alice sicher, würde sie einen Neuanfang versuchen. Sie hoffte das eine Tante von ihr noch immer in dieser Stadt lebte, die sie in ihrer frühsten Kindheit öfters besucht hatte. Schon seit einiger Zeit reiste Kyren mit der jungen Menschin, doch sollten sich ihre Wege nun langsam trennen. Die kleine Elfe drängte bereits darauf in die städtische Bibliothek gehen zu wollen, in der Hoffnung dort einen Zauber in einem der Bücher zu finden, der es ihr ermöglichte ihre magischen Fähigkeiten wieder herzustellen. Sie war den Morgen über verdächtig gut gelaunt, doch Alice konnte sich keinen Reim darauf bilden. Schon der Weg zur Bibliothek hielt eine kleine Überraschung für sie bereit, denn als die beiden Mädchen nichtsahnend an einer langen Häuserwand vorbeigingen, blieb Kyren plötzlich geschockt stehen. Ihr Blick war zufällig über die dort aufgehängten Fahndungsplakate gestreift. Sie sah das auch ihr Gesicht unter den vielen Gesuchten zusammen mit Shane und Jáin dort portraitiert war. Für einen Moment wusste sie nicht ob dies nur ein schlechter Scherz sein sollte, denn obwohl sie nun schon seit über 4 Wochen aus Suldanessalar fort war, hatte sie es noch nicht geschafft auf die beiden aufzuschließen. Schnell fragte sie sich, wie es wohl möglich war das sie jemand mit ihren beiden Freunden in Verbindung bringen konnte, wo sie in diesen Regionen doch noch gar nicht zusammen mit ihnen gereist war. Verdutzt blickte auch Alice auf die Plakate und las einige dazugeschriebene Bemerkungen vor. "Gesucht wird das Elfenmädchen Kyren Cyrissean. Etwa eins fünfzig groß, rotblondes mittellanges Haar, 12 Jahre alt. Und hier steht - Gesucht wird der Halbelf Shane Richardson. Etwa 1,65 groß, goldbraunes kurzes Haar, 16 Jahre alt, sowie der Dunkelelf Jáin Hazard. Etwa 1,70 groß, auffälliges schwarz-buntes Haar, 102 Jahre alt. Belohnung pro Kopf: 5000 Goldmünzen - Die Elfe Lebend! Verbrechen: Mord und Diebstahl. Vorsicht - Alle drei sind bewaffnet. ... ?" Kaum hatte sie das letzte Wort gesprochen riss Kyren erbost die Fahndungsplakate von sich und ihren Freunden ab. "Was soll das?! Wir sind keine Mörder oder Diebe - ich schon gar nicht! Wer setzt solche Gerüchte frei? Eine unverfrorene Frechheit ist das! Abgesehen davon ...", fauchte sie vor sich hin und zeriss das Papier in hunderte Schnipsel, bevor ihr Stimme verstummte. "Abgesehen davon ist heute mein Geburtstag ... Ich bin 13.", fügte sie traurig an und ließ die Überreste mit gesenktem Haupt zu Boden rieseln. Ihr war klar das niemand da war um mit ihr zu feiern, wenn es denn überhaupt etwas zu feiern gab. Obwohl zumindest Alice bei ihr war, so würde dies wohl der einsamste Geburtstag ihres bisherigen Lebens werden. Eigentlich hatte sie nur einen Wunsch, und der war wieder auf Shane und Jáin aufzuschließen. "Hey, hey! Reg dich bitte ab!", redete Alice beruhigend auf sie ein, um die Aufmerksamkeit der mürrisch dreinschauenden Passanten nicht noch mehr zu erregen, doch es war bereits zu spät. "Hey, habt ihr das gesehen? Sie hat das Fahndungsblatt zerrissen! Moment ... einen Augenblick mal ... Das ist doch diese Elfe, auf die 5000 Goldmünzen Belohnung ausgesetzt sind!", schrie plötzlich ein Bürger und deutete erregt mit dem Finger auf die Elfin als er begriff wen er da vor sich hatte. Diese schluckte tief, denn binnen Sekunden hatte sich ein geldgeiler, aufgebrachter Mob gebildet, der voll und ganz darauf aus war sich die Belohnung für das Kind zu schnappen. "Nun lauf schon. Geburtstag hin oder her. Ich kann nichts mehr für dich tun.", flüsterte ihr Alice zu und ging unauffällig auf Sicherheitsabstand, so als ob sie das Mädchen neben ihr gar nicht kannte. Somit blieb ihr keine andere Möglichkeit als die Flucht, denn schon zückten einige Männer ihre Dolche und stürmten brüllend auf sie zu. "Hey! Steckt das weg! Da stand lebend auf dem Papier!", schrie Kyren geschockt und deutete hektisch auf einen der Papierschnipsel, der noch in ihrer Hand geblieben war. "Lebend heißt nicht unverletzt! Los! Auf sie!", konterte einer von den Stadtbewohnern lautstark und stach zu. Nur durch einen blitzschnellen Reflex konnte sie den Stich ausweichen, der sie sonst schwer in die Nierengegend getroffen hätte. Stattdessen zerbrach der Dolch ihres Angreifers an der Wand, von der sie das Plakat gerissen hatte. Panisch kreischend lief Kyren davon und obwohl sie so schnell rannte wie sie nur konnte, gelang es ihr nicht ihre Verfolger abzuschütteln. "Nein! Bleibt mir fern! Ich habe doch gar nichts getan!", schluchzte sie noch im Laufen, aber niemanden interessierten ihre Hilferufe. Ihre Flucht verlief entlang der Marktstraße, doch gab es keine Seitengasse in der sie sich hätte verstecken können, so eng standen die Häuser links und rechts von ihr. "Wenn ich doch bloß wieder zaubern könnte ...", dachte sie keuchend vor sie hin, während man ihr immer näher kam. Ihre kurzen Beine waren nicht schnell genug für die kräftigen jungen Männer der Vorstadt und so war es nur noch eine Frage der Zeit bis sie schließlich gefasst werden würde. "Nein! Ich will nicht, lasst mich in Ruhe ... uaaah!", jappste sie, bevor ihre Flucht durch einen plötzlichen Sturz auf den harten Asphalt ein vorzeitiges Ende nahm. Ihr Vorsprung betrug nur noch wenige Meter und ihr fehlte schon beinah die Kraft fehlte weiter zu laufen. Ihr war klar das sie nur noch eine letzte Chance hatte. Sie streckte ihre Arme in die Richtung der Meute und brachte diese für einen Zauber in Stellung. "Bitte lieber Gott, mach das es klappt ...", betete sie leise und kniff die Augen zu. Die Männer erkannten jedoch dass das Mädchen etwas vorhatte und hielten erstaunt inne. "Was hat die vor?", fragte einer erstaunt. "Magisches Geschoss!", schrie sie ihnen daraufhin aus vollem Hals entgegen, so als würde sie ihre ganze Hoffnung in diese Worte legen. Für einen Moment glaubten ihre Verfolger bereits das der Zauber funktionieren würde als sich eine kleine Energiekugel in den Händen der Elfe bildete, aber diese verpuffte unerwartet - der Zauber war gescheitert. "Das war wohl nix.", höhnte einer der Männer belustigt. Gerade als einige diese Gelegenheit nutzen wollten, geschah etwas unvorhersehbares, das ihre Lage gleichermaßen besserte wie auch verschlechterte. Wie aus heiterem Himmel stürzte auf einmal ein Gebäude links von ihr fast komplett ein. Im selben Augenblick explodierte ein Stück Straße was zwischen den beiden Parteien lag, so dass die ersten Männer die Flucht ergriffen. Überrascht öffnete die kleine Elfe ihre Augen und bestaunte das Chaos was sich vor ihr bot. Einen Moment lang nahm sie sogar an das sie selbst für diesen Schaden verantwortlich war, doch durchschlichen sie schnell erste Zweifel. "War das ich? Das kann doch nicht sein ...", stotterte sie verdutzt und blickte abwechselnd auf ihr Hände. Rasch sollte sie das wahre Übel dieser Zerstörung kennen lernen als aus den entstandenen Staubschwaden plötzlich eine Gestalt hervortrat. Es schien sich um ein junges Mädchen zu handeln, das ihre Weiblichkeit unter ihrer Kleidung nur allzu gut versteckte. Ihr Haar war grellblond und ungewöhnlich kurz. Es wirkte so struppig als ob sie ihre Haare selbst mit einem Messer gestutzt hätte. Ihr schlanker Körper war durch eine Weste und typisch bürgerlicher Kluft bedeckt. In ihren Händen hielt sie ein kurzes Schwert welches sie auf das Elfenmädchen richtete. "W-wer bist du?", fragte dieses erstaunt und richtete sich wieder auf. "Das spielt keine Rolle! Bring mich sofort zu deinen Freunden oder du wirst es bitter bereuen.", gab sie barsch zurück und warf ihr einen düsteren Blick entgegen. Nervös, aber auch ängstlich zuckte die rechte Augenbraue der kleinen Elfe immer wieder nach oben, als das fremde Mädchen auf sie zuschritt. Wer immer sie war, sie hatte es innerhalb weniger Sekunden geschafft beträchtliche Schäden anzurichten. Schäden die ihr allerdings selbst gefährlich wurden, denn nach nur wenigen Schritten stürzte auch der Rest des angeschlagenen Gebäudes ein und verstreute duzende von Trümmerteilen auf der Straße. Chancenlos wurde die Fremde unter gewaltigen Schutt und Staubmassen begraben, was Kyren sofort nutzte um ihren Fluchtlauf wieder aufzunehmen, während die verbliebenen Verfolger dem Spektakel atemlos beiwohnten. Es dauerte einige Zeit bis sich die Staubschwaden verzogen, die hunderte von Trümmerteilen in sich versteckten. Entsetzt betrachteten die anwesenden Bewohner das Chaos das sich ihnen bot, aber als einige begannen die Trümmer zu räumen und somit das Mädchen freizulegen, sollte sie eine Überrauschung ereilen. Wie ein Blitz schoss die junge Dame plötzlich aus den Überresten des Hauses heraus und landete elegant auf dem Trümmerberg. Sie hatte zwar einige Kratzer, schien aber relativ unverletzt. Ihr Blick verfinsterte sich noch ein wenig mehr als sie merkte das die Elfe geflohen war. "Verdammt!", murmelte sie frustriert und ließ ihren Blick in die Ferne schweifen, atemlos von den Bürgern bestaunt. Währenddessen lief Kyren sich die Lunge aus dem Hals obwohl sie schon lange nicht mehr verfolgt wurde. Oft drehte sie sich um, um sich dieser Tatsache zu vergewissern, lief aber dennoch im Eiltempo weiter. So kam es wie es kommen musste und ihr Lauf endete abrupt als sie gegen einen strammen Männerkörper lief, von dem sie förmlich abprallte. Unsanft landete sie mit dem Po auf dem Boden, worauf sie schmerzend ihr Gesicht verzog. "Autsch! Verzeihung. Ich ... ich hab nicht aufgepasst.", entschuldigte sie sich und rieb sich den Hintern ohne darauf zu achten wer da eigentlich vor ihr stand. "Schon gut, Kyren. Es ist ja nichts schlimmes passiert.", tönte eine freundliche Stimme zurück. Wie vom Blitz getroffen schrak sie auf als sie diese Worte hörte, denn offensichtlich kannte ihr Gegenüber ihren Namen. Als sie aufsah bot sich ihr der Anblick eines umhüllten jungen Mannes an. Mit einen Kapuzenumhang und einen Tuch vor dem Gesicht schien die Gestalt ihr Aussehen verhüllen zu wollen, und doch erkannte sie die Stimme wieder, die da zu ihr gesprochen hatte. "Jáin? Bist du das?", fragte sie vorsichtig nach, worauf der junge Mann kurz seinen Mundschutz nach unten zog und zwinkernd ihre Vermutung bestätigte. "Japp, ich bin es. Ich war gerade auf den Weg in einen Abenteuerladen um ein paar Heiltränke zu besorgen. Aber was machst du hier? Ich dachte du wärst in Suldanessalar und würdest fleißig regieren.", antwortete er lächelnd. Fröhlich sprang die Elfin auf und wusste gar nicht so recht wohin mit ihren Gefühlen. "Glaub mir Jáin, wenn du kein Drow wärst würde ich dich umarmen, so glücklich bin ich dich zu sehen.", jubelte sie ohne zu ahnen das sie ihn mit ihren Worten glatt umhaute. "Sehr nett ... danke.", gab er geplättet zurück. "Wo ... wo ist Shane? Ist er nicht bei dir?", fragte sie nervös auf den Füßen tippelnd, nach ihm Ausschau haltend. "Ach ja, du freust dich mich zu sehen aber fragst gleich nach Shane, hm? Versteh einer die Jugend. Na ja, egal. Er treibt sich wohl noch auf dem Markt herum. Er wollte etwas Proviant besorgen, aber wenn du willst kannst du mich erst mal begleiten. Vielleicht treffen wir ihn unterwegs wieder. Ich wollte gerade noch mal in einen speziellen Laden vorbeischauen, wo es viele gute Zaubertränke geben soll.", entgegnete er ihr nüchtern und klopfte sich den Staub von den Sachen. "Zaubertränke? Auch solche die meine magischen Kräfte wieder herstellen könnten ... oder vielleicht sogar steigern?", fragte Kyren neugierig nach. "Ja ich denke schon. Angeblich kann man mit denen kann so ziemlich alles steigern. Von irgendwelchen magischen Fähigkeiten bis hin zur Potenz.", dachte ihr Gefährte breit grinsend vor sich hin und verschwand in nicht gerade jugendfreien Fantasien. "Potenz?", hakte sie verwirrt nach und riss ihn somit aus seinen Träumerein. "Ja, äh ... vergiss was ich gesagt habe. Am besten du kommst mit, dann finden wir vielleicht auch einen Trank der deinen Busen wachsen lässt oder so.", gab Jáin abwinkend von sich, womit er sich gleich eine strafende Kopfnuss einfing, die ihn erneut zu Boden brachte. "Gemeinheit!", gab sie verärgert zurück. Einige Stunden später fanden sich die beiden am Rand des Vortortes wieder, der in ein kurzes Waldstück mündete. Sie hatten sich auf einen abgesägten Baumstumpf niedergelassen und waren von duzenden kleiner Fläschchen und Behälter umgeben die in allen nur erdenklichen Farben schimmerten. Ein Trank der Kyren helfen konnte war jedoch nicht dabei. Etwas ratlos schauten sie auf die neugewonnen Waren hinab und warteten auf Shane, den Jáin an diesen Treffpunkt erwartete. "Ach her je, wir hätten uns die Tränke beschriften lassen sollen. Jetzt wissen wir nicht mehr welcher wozu gut war.", jammerte der junge Drow leise vor sich hin. Noch während sich die Augen und Gedanken der beiden Gefährten in die Flüssigkeiten vertieften, schritt ein junger Halbelf unbemerkt auf sie zu. Erst als ihnen sein Schatten vor die Füße fiel, merkten sie das Shane endlich gekommen war. "Kyren?", staunte er verwundert als er auf seine ehemalige Gefährtin herabsah. Diese sah erleichtert auf als sie seine Stimme vernahm und zu ihm aufsah. Sie strahlte über das ganze Gesicht, denn ihr Geburtstagswunsch hatte sich tatsächlich erfüllt. Noch immer trug er den Zweihänder seines Vaters mit sich und noch immer sah er genau so aus wie sie ihn in Erinnerung hatte. "Shane! Shane! Ich bin ja so froh das es dir gut geht.", rief sie freudig und umarmte ihn so herzlich wie sie nur konnte. Er stand völlig verdutzt, gerade zu ratlos da und ließ die kleine Elfin wieder von sich ablassen. Fast schon misstrauisch musterte er das Kind, denn ihr Erscheinen verwirrte ihn zutiefst. "Kyren? Bist du das wirklich? Es freut mich dich zu sehen ... aber ... was ist passiert? Warum bist du nicht in Suldanessalar?", fragte er um sich Klarheit zu verschaffen. Ihre gute Stimmung verblasste augenblicklich und sie sah verwegen nieder. "Ich ... ich hab die Hochzeit ...", meinte sie zögerlich. "Sausen lassen?", ergänzte Jáin mit stichelnden Blick, worauf sie ihm kurz zunickte. "Ja, ich bin fortgelaufen. Ich gehöre da einfach nicht hin, versteht ihr.", fuhr sie schließlich fort. "Aber was ist mit diesen Prinz Atrix? Wolltet ihr nicht heiraten?", hakte Shane verwundert nach, doch da merkte er das sich beinah erste kleine Tränen in den Augen des Elfenmädchens bildeten. Leicht in sich hineinschmunzelnd blickte sie in den rötlichen Vorabendhimmel. "Er hat mein Herz nicht so berührt, als das ich ihn hätte lieben können. Ich bin wohl noch zu jung für so was.", sagte sie leicht vor sich hin träumend und ging ein paar Schritt in Richtung Wald, so dass ihre beiden Freunde sie nur noch von hinten sahen. "Aber warum bist du uns gefolgt? Es ist ziemlich gefährlich hier draußen - selbst für uns.", erwiderte Shane streng, worauf sie sich ihn wieder zuwendete. "Ich weiß das es gefährlich für mich ist. Inzwischen liegt sogar ein Kopfgeld auf uns aus. Ich werde von Leuten gejagt die ich nicht kenne und von Visionen geplagt mit denen ich nichts anzufangen weiß. Bitte lasst mich euch begleiten. Ich verspreche euch nicht zur Last zu fallen.", entgegnete sie den beiden Jungen schluchzend, die sich unschlüssig ansahen. Einen Moment lang kehrte ein bedächtiges Schweigen in die Runde ein, doch schließlich erhob der junge Halbelf erneut sein Wort. "Ich hatte eigentlich schon eine Ahnung das ich dich wieder sehen würde als ich dein Bild auf den Plakat gesehen habe. Irgendwen scheinen wir ein Dorn im Auge zu sein und nun wo du da bist möchte ich dich auch nicht zurückschicken. Alleine wäre der Weg zurück für dich zu gefährlich. Ich denke das ich dir den kleinen Gefallen tun sollte, aber es wird hart werden. Wir haben noch gut 2000 Meilen bis nach Thay zurückzulegen und wer weiß was uns da noch alles erwartet.", meinte er und senkte leicht bedächtig seinen Kopf. "Toll. Danke, Shane!", rief Kyren überglücklich und umarmte ihn ein zweites mal. "Ähm ... aber was wolltet ihr eigentlich in Thay? Ihr habt es mir nie wirklich gesagt.", stellte sie auf einmal fest und blickte fragend zwischen ihren baldigen Wegbegleitern hin und her. "Ich kann es dir nicht sagen Kyren. Allzu viel von Sens Erinnerungen sind mir nicht geblieben. Ich weiß nur das ich in Thay die Antworten finde die ich brauche.", meinte er nachdenklich. "Was für Antworten? Auf welche Fragen denn?", hakte sie neugierig nach. "Mogul ... ein Ort ... ein Name. Er ist in meiner Erinnerung geblieben, so als wäre er darin hineingebrannt. Wer immer das ist, was immer dieser Name zu bedeuten hat - In Thay liegt die Lösung für diese und alle Fragen überhaupt die ich mir gestellt habe seit Sens Bewusstsein aus meinem Ich verschwunden ist.", erklärte er kurzerhand. Wie angenagelt verharrte Kyren auf einmal an Ort und Stelle als sie diesen Namen vernahm, denn sie hörte ihn nicht zum ersten mal. In ihren Visionen tauchte er tausendfach auf und immer war er mit Blut geschrieben. Allein beim Gedanken daran wurde ihr etwas mulmig zumute. "Mogul sagst du?", staunte sie leicht geschockt. "Ja, weißt du etwa etwas darüber?", fragte er erstaunt zurück. "Nein, ich ... ich denke nicht.", gab sie etwas leiser zurück. "Womöglich ist dieser Mogul der Typ der das Kopfgeld auf uns ausgesetzt hat. Ich frage mich dann nur warum man nur Kyren lebend will.", dachte Jáin laut vor sich hin, doch erntete er einen zweifelnden Blick seines Gefährten. "Nein, ich glaube nicht das dieser Mogul, wer immer das ist, dahinter steckt, aber ehrlich gesagt kann ich dir keinen plausiblen Grund dafür nennen - nenn es Instinkt.", entgegnete er ihm. "Vielleicht hast du recht, vielleicht auch nicht. Dennoch. Ich denke wir sollten in diesen Waldstück unser Nachtlager aufschlagen. Es wird bald dunkel und wir sollten kein Risiko eingehen.", meinte Jáin. "Moment! Das geht nicht! Ich wurde heute von Leuten angegriffen die hier ganz in der Nähe wohnen. Und dann ist da noch dieses merkwürdige Mädchen, das es ebenfalls auf mich abgesehen hat. Ihr wisst doch das ich nicht mehr zaubern kann. Wie sollen wir uns da wehren wenn man uns entdeckt?", protestierte das Elfenkind leicht verängstigt. "Die meisten Menschen hier fürchten die Drow wie den Tod. Sie glauben das sie Gesannte des Teufels sind - Ich weiß auch nicht warum. Jedenfalls wird uns Jáin jegliche eventuelle Verfolger vom Hals halten. Keine Sorge. Das hat bisher jedes mal geklappt.", beruhigte sie Shane gelassen. "Wenn ich ehrlich bin kann ich die Menschen gut verstehen ...", dachte Kyen leise vor sich hin, was ihre beiden Gefährten förmlich von den Füßen riss. "Vielen Dank für dein Vertrauen.", jammerte Jáin enttäuscht. Schließlich packten sie ihre Einkäufe zusammen und verstauten sie im nimmervollen Beutel des Drow, bevor sie in Richtung Wald loszogen. Ein wunderschöner Sonnenuntergang sollte diesen Tag beenden, wenn gleich ihr Abenteuer gerade erst begonnen hatte. Schon in den frühen Morgenstunden des nächsten Tages zogen die drei schließlich weiter, obwohl keiner wirklich richtig ausgeschlafen wirkte. Fast schon elegant jonglierte Jáin mit einigen Tränken, die er zum Zeitvertreib hervorgeholt hatte. "Hm, welchen probier' ich wohl zuerst? Den mit den Kirsch- oder den mit dem Apfelgeschmack.", überlegte er laut, während Kyren in regelmäßigen Abständen vor sich hin gähnte. "Haben wir auch Tränke gegen Müdigkeit?", fragte sie müde nach. "Klar! Einen Moment.", erwiderte er und holte seinen nimmervollen Beutel hervor. Wie ein Zauberer, der ein Karnickel aus seinem Hut ziehen wollte, grub er darin herum bis er schließlich einen pinkfarbenen Trank herausnahm. "Wenn ich mich nicht irre müsste dieser hier gegen Müdigkeit wirken. Ich hoffe es zumindest.", dachte er grübelnd vor sich hin und reichte ihr den Trank weiter. Zweifelnd nahm sie ihm den kleinen Glasbehälter ab und musterte den Inhalt eingehend. "Was soll das heißen, du hoffst es? Das ist doch der richtige Trank, oder?", gab sie mürrisch zurück. Leicht schmunzelnd wand sich nun Shane den beiden zu und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, während er rückwärts weiter lief. "Sei vorsichtig, Kyren. Manche von seinen selbstgebrauten Mixturen sind schon über ihr Verfallsdatum hinaus. Kaum auszudenken was wohl die daraus entstehenden Nebenwirkungen sein könnten.", scherzte er breit grinsend, doch seine Gefährtin hörte sehr wohl die leichte Priese Sarkasmus heraus und öffnete den Verschluss. "Vielen Dank. Wie aufbauend. Trotzdem bin ich Hundemüde, so müde das ich hier und jetzt auf der Stelle einschlafen könnte.", entgegnete sie laut und streckte ihm kurz die Zunge entgegen. Schon im nächsten Moment setzte sie den Trank an ihren Lippen an und nahm einen kräftigen Schluck daraus. Kaum hatte sie die zweifelhafte Flüssigkeit geschluckt, protestierten ihre Geschmacksnerven aufs übelste, worauf sie angewidert das Gesicht verzog. "Bäh, das schmeckt ja wie der Schweiß eines Orks!", würgte sie röchelnd heraus, merkte jedoch nicht wie Jáin hinter ihr kurz aufschrak als sie den Geschmack beschrieb. Bevor sie noch ein weiteres Wort sagen konnte, war er schon bei ihr und riss ihr das Getränk aus der Hand. "Gib das her! Das ist nichts für dich!", fauchte er leicht nervös und verstaute seine Mixtur rasch in seinem Beutel. Etwas verwirrt blickte sie ihn an und wusste gar nicht so recht was ihren Kameraden so aufbrachte, der in seiner Drowsprache etwas vor sich hinbrabbelte. "Ich weiß nicht was du hast. Der Trank hat gewirkt - ich fühle mich jedenfalls fit.", stellte sie verwundert fest. "Äh ... ja ... dann ist ja gut.", stotterte er nervös und wühlte leicht schwitzend in seinen nimmervollen Beutel herum. Zufrieden wand sich die kleine Elfin wieder ab und machte sich daran auf Shane aufzuschließen, der in einigen Metern Vorsprung auf seine Gefährten wartete. "Also von mir aus kann es weitergehen. Ich fühle mich blendend.", gab sie voller Energie strotzend von sich, so das man glauben könnte sie habe gerade reines Koffein getrunken, doch ihr Tatentendrang endete schon nach wenigen Schritten als es ihr plötzlich schwer fiel die Augen offen zu halten. Als sie dann auch noch Gleichgewichtsprobleme bekam und nur noch mit Mühe vorantorkelte, merkte Shane schließlich das etwas nicht stimmte. Besorgt eilte er ihr entgegen und fing sie gerade noch rechtzeitig ab, bevor sie widerstandslos auf die trockene Erde gefallen wäre. "Kyren, was ist mit dir? Was hast du denn? Sag doch was!", redete er besorgt auf sie ein. Er sah zu seiner Überraschung, dass seine Begleiterin tief und fest schlief und keine Anstalten machte wieder aufzuwachen, egal wie sehr auch an ihr rüttelte. "Jáin! Was ist mir ihr?", fragte er leicht verstimmt. "Äh ... nichts! Wahrscheinlich ... ähm ... verträgt sie den Trank nicht ... oder die Dosierung war zu falsch.", wank er schwitzend von sich ab und obwohl seine Worte eher nach einer miesen Ausrede klangen war er gewillt dem Dunkelelfen zu glauben. "Und was machen wir nun?", fragte er mit schiefen Mund, als er auf die schlafende Elfe herabsah. Jáin blickte ihm ratlos entgegen, doch schnell sollte sich seine Unschuldsmiene verziehen, als sich ein fieses Grinsen über das Gesicht seines Kameraden ausbreitete. "Shane! Bitte gib mir deine magische Halterung! Dieses Ding ist höllisch schwer!", jammerte der Drow einige Stunden später als er und Shane gerade eine kleine Wüste durchquerten, doch der Halbelf, der Kyren auf seinen Rücken trug, blieb hart. Er war sich entschieden sicher das es eine angemessene Strafe war, ihm sein Schwert in einer gewöhnlichen Zweihänderhaltung hinter sich herziehen zu lassen. Er wusste das die Waffe seines Vaters sehr schwer zu tragen war, selbst für einen Erwachsenen. Er selbst war nur durch eine verzauberte Haltung in der Lage die Waffe mit sich zu tragen. Es war ihm sogar ganz recht das ihr Weg an diesen Tag durch eine steinige Wüste führte, die nicht gerade von erfrischenden Winden geprägt war, denn dies trug gut zu Jáins Strafe bei. So schien die Sonne gnadenlos vom Himmel auf die junge Abenteurergruppe nieder, ohne einen Hauch von Gnade vor ihrer Last zu zeigen. Kyren hingegen schlief schon seit einiger Zeit tief und fest, doch auch sie riss nun die fortwährende Hitze aus dem Schlaf. Noch war sie zu müde und zu schwach um auf sich aufmerksam zu machen. Sie merkte noch nicht einmal das sie getragen wurde und öffnete ihren Augen nur ein Spalt breit. Obwohl sie es erst gar nicht wahrnahm, fiel ihr langsam auf das ihr immer merkwürdiger zu Mute wurde. Wärme stieg in ihr auf, die nicht von den Außentemperaturen kam. Sie begriff zwar nicht was mit ihr Vorging, aber allmählich merkte sie das Shanes Schrittbewegungen und das minimale Aneinanderreiben ihrer beiden Körper dieses Gefühl immer mehr verstärkten. Was zunächst nur ein leichtes kitzeln war und sich in ein kribbeln weiterentwickelte, endete schließlich in einer entspannenden massierenden Wirkung, so dass sie es schließlich nicht mehr vermeiden konnte kurz aufzustöhnen. Völlig entsetzt kam Shane daraufhin zum stehen, ebenso wie Jáin, der panisch inne hielt. Ein zweifelnder Blick lag Shane im Gesicht als er sich der Elfe zuwendete, die urplötzlich wieder hellwach war und eine leichte Röte an ihren Wangen vorwies. "Was war das?!", fragte er leicht verwirrt und wand sich vorahnend seinen dunkelhäutigen Begleiter zu, der nun nicht mehr nur von seiner Last und der Sonne in schwitzen geriet. "Na ja ... wie sag ich's dir am besten ... also ...", stotterte er aufgeregt vor sich hin, doch da packte ihn Shane schon am Kragen, nachdem er Kyren rasch abgesetzt hatte. "Ich frage dich nur ein mal! Was ist mit Kyren!?", fauchte er erzürnt. "Was soll mit ihr sein? Sie hat doch nur aufgestöhnt.", wehrte er verzweifelt ab. "Ich will aber wissen warum sie aufstöhnt! Ganz offensichtlich hat sie Schmerzen und ich bin mir sicher das es an deinen Trank liegt.", sagte er in deutlich ernster Stimmlage und griff noch etwas fester zu. "Schmerzen? So würde ich das nicht interpretieren. Ich denke ... die rhythmischen Bewegungen deines Körpers durch das Laufen, deine Hände fest um ihre Unterschenkel gelegt und das ständige, wenn auch nur schwache, aneinander reiben eurer Körper - ich würde sagen du hast sie gerade etwas massiert ...", gab Jáin leicht grinsend von sich, während die kleine Elfe im Hintergrund so rot anlief, das ihr eine kleine Dampfwolke aus dem Kopf entstieg. "Was ... was sagst du da?!", erwiderte der Halbelf geschockt. "Tja, ich hatte den Trank wohl doch verwechselt. Das was sie getrunken hat ... nun ja ... das war ein Sensibilitätstrank. Ich hab ihn noch aus dem Drowreich. Er macht sämtliche Körperzonen empfindlicher, wenn du verstehst. Das ist besonders vorteilhaft bei Folter ... oder auch bei einen Schäferstündchen.", erklärte er ihm in einen deutlich leiseren Ton. "Was? Das ist ja furchtbar! Warum hast du das nicht gleich gesagt?", schrie sein Gegenüber entsetzt, ließ aber wieder von ihm ab. "Ich dachte er wirkt bei Kindern nicht!", rechtfertigte er sich gelassen. Ihr Streit endete abrupt als Kyren plötzlich hinter ihnen schlafend zu Boden plumpste, worauf die beiden ihr zu Hilfe eilten. "Der Trank scheint bei ihr einige unangenehme Nebenwirkungen hervorzurufen. Offenbar verträgt ihr Körper das Mittel überhaupt nicht.", stellte der Dunkelelf fest, während Shane seine Gefährtin etwas anhob. Besorgt sah er auf sie herab und wedelte ihr etwas Luft zu, denn scheinbar hatte sich inzwischen auch noch ein leichtes Fieber zu ihrem Zustand hinzugesellt. Tatsächlich liefen ihr einige Schweißperlen von der Stirn während der Rest ihres Körpers leicht zittrig wirkte. "Wann lässt die Wirkung nach? Gibt es kein Gegenmittel?", fragte er voller Sorge um das Mädchen. "Ich hab keine Ahnung wann es nachlässt. An mir hat es nie jemand ausprobiert, aber von einen Gegenmittel habe ich gehört.", erwiderte sein Mitstreiter. "Sag schon. Was ist es?", drängte er mit ernsten Blick und hob sie noch etwas weiter an. "Mykonidensaft.", gab Jáin prompt zurück, was alles andere als beruhigend auf seinen Begleiter wirkte. Shane schien zu wissen um was es sich bei Mykoniden handelte. Sein Vater hatte seiner Zeit schon oft gegen diese Pilzkreaturen gekämpft und daher wusste er das sie selbst für einen erfahrenen Kämpfer zur Gefahr werden konnten. Bei diesen Wesen handelte es sich um fleischfressende Pilzwesen die ihre Sporen dazu verwendeten um ihre Gegner zu verwirren um sie somit wehrlos zu machen. Allein die Vorstellung von einen riesigen Pilz gefressen zu werden war schon grauenhaft genug, aber den beiden Jungen blieb gar keine andere Wahl als einen Mykonidenwald aufzusuchen um die kleine Elfe zu retten. Es war ihnen egal ob es nun Schicksal oder Zufall war, aber ihr Weg durch die Wüste hatten sie eben nur genommen um einen Mykonidenwald zu umgehen und so blickten sie angespannt in die östliche Ferne wo der rettende Wald lag. Ein düstere Stimmung lag über diesen unheilvollen Stück Natur als Jáin und Shane, der die schlafende Kyren in seinen den Armen trug, durch den Wald schritten. Jáin war bereit das Risiko auf sich nehmen den Pilzmonstern Paroli zu bieten. Somit hatte er es geschafft seinen Gefährten davon zu überzeugen das es besser wäre wenn der den höllisch schweren Zweihänder in der verzauberten Halterung auf den Rücken tragen würde. Eine, im wahrsten Sinne, belastende Sorge war er dadurch zwar losgeworden, aber schon allein die kalten, feuchten Nebelschwaden, die über den Boden zogen, verhießen nichts gutes. Die Bäume des düsteren Waldes ließen nur wenig Licht zur Erde durchdringen. Die Bäume trugen keine Blätter oder Früchte, doch dies war nicht weiter verwunderlich wenn man das Aussehen dieser Pflanzen genauer betrachtete. Die Stämme waren völlig verformt und abnormal mutiert. Sie waren von Moos und merkwürdigen Ranken übersäht, wie auch viele andere Stellen des Waldes. Immer tiefer drang man in den Wald vor, doch der stolze Drowkrieger fand keinerlei Hinweise auf Mykonidenspuren. Dennoch durchschlich ihn ein ungutes Gefühl mit jeden Schritt den er machte. Schließlich blieb Jáin geschockt stehen, als ihm ein Gedanke in den Sinn gekommen war und wand sich mehrmals im Kreis. Ängstlich musterte er die Umgebung um sich, bis er schließlich tief schluckte. "Shane, sie sind hier! Schon die ganze Zeit! Sie sind überall - duzende.", flüsterte er seinen Mitstreiter zu, der nun ähnlich nervös reagierte. Langsam zog Jáin sein Schwert aus der Scheide und musterte seine Umgebung genaustens, so als erwartete er jeden Moment einen Angriff. Plötzlich schoss ein Arm aus dem Boden und griff nach Shanes linken Bein, der entsetzt aufschrie. Bevor sein Gefährte eingreifen konnte, kamen duzende von Mykoniden aus der modrigen Erde und versperrten ihm den Weg. Wenige Augenblicke später stand ein ganzes Pulk von diesen Wesen vor ihm, bereit sich auf ihn zu stürzen, während Shane verzweifelt versuchte sein Bein zu befreien. Immer wieder trat er wuchtig auf den Pilzkopf des Mykoniden ein, der sich an ihn festgeklammert hatte, doch seine Mühen zeigten noch keinen Erfolg. Jáin, dem sich eine wesentlich höhere Anzahl an Gegnern bot, begann trotz allen ein wenig zu Schmunzeln. "Was ist? Wollt ihr nicht eure Sporen einsetzen um mich zu verwirren? Es hätte keinen Sinn, denn bei mir erreicht ihr damit gar nichts. Eure Anzahl schreckt mich nicht ... und nun ... sterbt!", tönte er selbstsicher hervor und stürmte schreiend auf die Kreaturen zu. Zum ersten mal offenbarte er seine kämpferische Stärke und demonstrierte seine nahezu perfekte Drowschwertkampfkunst. Er beherrschte seine Waffe wie kein Zweiter und schnitt einen Mykoniden nach den anderen entzwei, ohne das sie ein echte Chance hatten sich zu wehren. Keiner seiner Gegner kam mit seinem hohen Tempo zurecht, so dass ihm nach und nach alle Mykoniden zum Opfer fielen. Einige von ihnen flüchteten bereits und auch das Pilzwesen was an Shane festgehalten hatte, entschloss sich zum Rückzug. Gerade als der starke Halbdrow seinen letzen Gegner mit einen Schwerthieb so schwer verletzte dass es zu Boden fiel, rammte sich unerwartet ein Knie tief in seine Magengegend. Schnell war klar das es keiner der Mykoniden war, der es geschafft hatte ihn zu bremsen, als praktisch wie aus dem Nichts, sich vor ihm ein junges Mädchen enttarnte. Röchelnd und mit weit aufgerissenen Augen sah er aus seiner gebückten Haltung auf, um zu sehen wer ihn da so abrupt gestoppt hatte. Als Kyren in diesen Moment in Shanes Armen erwachte und ihr Blick auf die Fremde fiel, erstarrte sie fast vor Angst, denn es handelte sich um das Mädchen was sie schon in der Stadt gesehen und von ihr verlangt hatte sie zu ihren Freunden zu bringen. Der ganze Körper der kleinen Elfe war noch immer zu schwach als das sie hätte stehen oder gar weglaufen können, obwohl sie in diesen Moment nichts lieber als das getan hätte. Selbst ihre Stimme versagte bei den Versuch ihre Freunde zu warnen. "Habe ich euch endlich gefunden. Jetzt wird es Zeit die Rechnung zu begleichen.", meinte das Mädchen mürrisch und verpasste Jáin einen so derben Tritt, dass er Meterweit davon geschleudert wurde, bevor er hart mit dem Rücken gegen einen Baum prallte. Seine Augen weiteten sich und er schrie laut auf, als mit dem Aufprall scheinbar auch einige Knochen brachen. Wie gelähmt rutschte er an den Baum zum Boden hinab, womit klar war wie heftig ihr Schlag gewesen sein musste. Entsetzt starrten seine Gefährten auf das grellblonde Mädchen, dessen Blick voller Zorn und Wut steckte. "Was soll das?! Wer bist du?!", schrie der junge Halbelf aufgeregt, und schon als sie sich ihm mit einen hasserfüllten Blick zuwand, merkte er in welche Richtung die Antwort wohl gehen würde. "Mein Name ist Sejya Lockwood, falls du es vergessen hast. Ich bin Kopfgeldjägerin und ich werde auch dein Henker sein, verfluchter Abkömmling Bhaals.", fuhr sie ihn schroff an, bevor sie sich wieder den schwächelnden Drow zuwand. "Und du, Drow, wirst dafür sterben das du gemeinsame Sache mit diesen Monster gemacht hast!", schrie sie laut und streckte ihm ihre Faust entgegen. Noch bevor er etwas sagen konnte, spreizte das Mädchen die Finger der Hand, die sie ihm zuvor noch als Faust entgegengestreckt hatte. Es wirkte wie Magie als zwischen ihren Fingern auf einmal einige, kleine, silberne Kugeln hervorstießen, die sie ihm mit voller Wucht entgegenwarf. Fast so als ahnte der scheinbar wehrlose Kämpfer was ihm drohte hob er seinen Kopf an und grinste ihr frech entgegen, ohne jedoch seine Schmerzen zu verbergen. Zitternd erhob er seine rechte Hand und tat so als wollte er die Kugeln damit abwehren, doch es geschah, zum entsetzen seiner Freunde, nicht das was man erwartete. Die Kugeln explodierten urplötzlich als sie auf ihren Mitstreiter trafen und hinterließen eine gewaltige Feuerfontäne um ihn herum, die alles in einen Radius von 3 Metern zerstörte. In diesen Moment war Kyren klar wie es das Mädchen geschafft hatte ein ganzes Haus derart zu beschädigen, denn mit diesen Geschossen musste es ihr ein leichtes gewesen sein. Gerade als jeder dachte das dies das Ende des Dunkelelfen gewesen sein musste, leuchtete ein helles blaues Licht in Form einer schützenden Kugel um ihn herum auf. Obwohl er höllisch laut vor Schmerzen schrie, verpufften die Explosionen an dem blauen Schutzschild, was er gerade noch rechtzeitig um sich herum aufbauen konnte. Kaum waren die Rauchwolken der Explosion verschwunden verstand Sejya das die Handbewegung des Drow keine Geste war, sondern dazu gedient hatte ein Zauberschild um sich aufzubauen. Sie merkte jedoch das ihm die Kraft fehlte dies noch ein zweites mal zu schaffen und so legte sie noch einmal einige Kugeln nach. "Nicht schlecht ... aber es wird dich nicht retten!", schrie sie und warf ein weiteres duzend ihrer Geschosse in seine Richtung. Als dieses mal sogar der Baum an dem er lehnte, explodierte, waren sich Shane und Kyren, die Hilflos als Zuschauer agieren mussten, schon sicher ihren Mitstreiter endgültig verloren zu haben, doch als sich die diesmal pechschwarzen Rauchwolken verzogen, fanden sie überraschenderweise keine Überreste des Drows vor. "Was?! Wo ist er hin? Das kann doch nicht sein!", schrie das Mädchen entsetzt, als sie auf ihr zerstörerisches Werk blickte. Vergebens suchten ihre Augen nach dem verkohlten Überresten des Kämpfers. Es schien ihr zu unwahrscheinlich das ihn die Explosionen pulverisiert haben könnte und doch redete sie sich es ein. "Jáin ...", schluchzte Kyren mitleidig als sie ihren Mitstreiter verloren glaubte, lenkte aber somit die Aufmerksamkeit der Kopfgeldjägerin auf Shane und sich. Voller Bosheit sah sie ihnen entgegen, so als wollte sie sie schon mit ihren Blick töten. "Was interessiert mich der Drow?! Du, Shane Richardson, bist es um den es mir geht! Du wirst jetzt für deine Verbrechen büßen. Du sollst auf genauso elende Art und Weise sterben wie meine Familie, die du getötet hast! Du sollst verrecken, hörst du, verrecken sollst du, Bhaal!", schrie sie ihm wütend entgegen. Seine rechte Augenbraue zuckte nach oben, denn er wusste nicht wovon dieses Mädchen sprach und warf ihr nur fragende Blicke entgegen. "Moment! Wovon redest du? Ich habe niemanden umgebracht. Ich kenne dich nicht einmal. Was soll das ganze?", gab er verwirrt zurück, doch dies provozierte das fremde Mädchen nur noch mehr, so dass sie wutentbrand auf ihn zustürmte. "Du wagst es mich zu verspotten?!", rief sie und sprang ihn mit gestreckten Bein entgegen. Shane hatte keine Wahl und ließ die kränkelnde Elfin zu Boden fallen um sie vor den Tritt zu schützen, jedoch blieb ihn somit keine Zeit mehr um den schnellen Angriff abzuwehren. So traf sie ihm ungehindert an der Brust und stieß ihn weit zurück. Der Treffer war so hart das auch er an einen morschen Baum prallte, der unter der Wucht des Aufpralls zerschmetterte. "Shane!", stöhnte Kyren leise am Boden liegend auf. Da ihre Haut noch immer sehr empfindlich auf jegliche Art von äußeren Einwirkungen war, war auch dieser kurze Sturz zu Boden nicht gerade schmerzfrei gewesen. Auch ihr Gefährte schien von dieser Attacke sehr mitgenommen und rührte sich nur wenig. Nur mühsam gelang es ihm sich wieder aufzurichten, jedoch viel zu langsam um die Kopfgeldjägerin an ihren nächsten Angriff zu hindern, denn diese hatte schon wieder drei ihrer explosiven Kugeln parat. "Pah! Und nun stirb, Bhaal!", schrie sie lauthals und holte mit ihren Wurfarm aus. Der junge Halbelf wusste das er ihr nichts mehr entgegensetzen konnte, sah sein Ende schon kommen, doch kurz bevor das Mädchen ihre Hand öffnete um ihn die Geschosse entgegenzuwerfen, trat ihr Kyren mit aller Kraft gegen den Arm, in dessen Hand sie die Kugeln bereithielt, womit alle drei Geschosse ihr Ziel verfehlten und senkrecht in den Himmel flogen. Die kleine Elfe schrie entsetzlich als ihr Fuß den Unterarm der Fremden traf, so stark war der Schmerz den sie aufgrund der Nebenwirkungen des Trankes erlitt, aber obwohl nun die Geschosse schon bald wieder auf sie herunterprasseln würden, nahm sie tapfer all ihre Qualen hin und rollte sich von ihr davon. Sejya, die immer noch leicht konfus in den Himmel starrte, begriff erst gar nicht was diese Aktion für Folgen haben würde als sich ihre Geschosse langsam wieder der Schwerkraft fügten. "Nein! Verdammt!", rief sie entsetzt als die Kugeln auf sie nieder rieselten und die Gegend um sie herum in drei kleinen Explosionen untergehen ließen. Obwohl Kyren jede Rolle nur noch mehr Wehklagen zugefügte, war sie doch recht glücklich damit ihr Leben gerettet zu haben. Erschöpft kam sie nur wenige Meter vor Shane zum erliegen, während Sejya zwischen den Explosionen mittels einer Schriftrolle verschwand. Noch etwas angeschlagen trottete der junge Halbelf auf sie zu und beugte sich zu ihr herunter. "Kyren!", rief er, sich an der Brust haltend, und rüttelte sie vorsichtig. "Kyren? Alles in Ordnung?", fragte er nach, als er in das schmerzverzerrte Gesicht der Elfe blickte. "Es geht schon ...", gab sie mit fiebrigen Blick zurück und zwängte sich ein Lächeln auf. Als sich die Rauchwolken verzogen gaben sie nur einige Krater unter sich frei - die Kopfgeldjägerin selbst, war wie Jáin zuvor, spurlos verschwunden. Noch einmal blickte er auf die verkohlte Stelle an der der Dunkelelf verschwunden oder gar gefallen war, bevor er sich schließlich daran machte ein wenig Blutsaft der verendeten Mykoniden in eines seiner Gefäße zu füllen. Einen Augenblick später war er fertig und hob Kyren wieder in seine Arme, wenn gleich sie dies bereits nicht mehr wahr nahm, da sie wieder in einem tiefen Schlaf verfallen war. "Hm ... man könnte fast glauben du bist nur aufgewacht um mich zu retten.", dachte er leise schmunzelnd vor sich hin als er auf das Mädchen in seinen Armen blickte. Dennoch fragte er sich was wohl aus Jáin geworden war, denn irgendwie fühlte er das es ihm gut ging. Nur zögerlich machte er sich schließlich daran den Wald zu verlassen, aber sein Gefährte blieb verschollen. Es war bereits Abend und die Sterne erleuchteten den Himmel, als Shane endlich eine Rast einlegte und ein Lagerfeuer aufbaute. Während er in die Flammen des Feuers blickte durchfuhr ihn ein Gefühl der Sorge. Er wusste das er so schnell wie möglich in die nächste Stadt - nach Riatavin - musste, einen Ort den er eigentlich umgehen wollte, doch als er auf die zitternde Kyren herabblickte, die nahe am Lagerfeuer schlief, wurde ihm klar das er nur dort die Medizin bekommen würde, um ihr immer höheres Fieber zu senken. Zwar schien der Mykonidensaft seine Wirkung zu erzielen, aber die Nebenwirkungen konnte auch der Saft dieser Wesen nicht mindern. Nachdenklich sah er in den Himmel und dachte an seinen Gefährten von dem er immer noch kein Lebenszeichen erhalten hatte. Er hatte ihm zwar nie voll vertraut, aber er glaubte bisher die Fähigkeiten seines Mitstreiters gut genug zu kennen. Sein Defensivzauber hatte ihn jedoch überrascht. Jáin hatte nie erzählt das er der Zauberei mächtig war und vor allen Dingen nicht, wie mächtig er ihr war. Er fragte sich ob er womöglich auch eine Magie beherrschte die ihn in dieser Situation gerettet haben könnte, als die Geschosse ein zweites mal auf ihn trafen. Viele Fragen warfen sich in seinen Kopf auf, die der Tag mit sich gebracht hatte und auf keine von ihnen kannte er eine Antwort. Seufzend holte er schließlich seine Decke aus seinen nimmervollen Beutel hervor und machte sich daran sich schlafen zu legen. Er lag noch nicht einmal richtig, da fiel sein Blick auf Kyren, die zusammengekrümmt und zitternd, dicht am Lagerfeuer lag. Sie schien entsetzlich zu frieren, nicht nur wegen ihres Fiebers, sondern auch weil die Nacht Kälte mit sich brachte. Für einen Moment fragte er sich wie sie es wohl all die Nächte ohne eine Decke ausgehalten hatte, aber diese Frage geriet schnell ins vergessen. Er stand auf und legte seine Decke behutsam auf sie nieder. Vorsichtig schob er sie etwas vom Lagerfeuer davon, da er nicht wollte das herausspringende Funken die Decke oder sie selbst in Brand setzten. Wie schon so oft an diesen Tag erwachte Kyren aus ihren Fieberträumen als sie spürte das sie jemand bewegte. Mit schwächelnden Blick sah sie zu Shane auf, der behutsam über sie wachte. Als er merkte das sie wach war, lächelte er kurz und beugte sich zu ein wenig ihr herunter um noch einmal ihr Fieber zu fühlen. Er sah das sie ihm einen ganz glasigen Blick entgegenwarf und schenkte ihr ein weiteres Lächeln, in der Hoffnung das es ihr bald besser gehen würde. "Mach dir keine Sorgen. Dein Fieber wird wieder weggehen ... ach ... und übrigens. Alles Gute zum Geburtstag, Kyren.", sagte er in einen sanften Ton als er ihr fürsorglich über die Stirn strich. Leicht überrascht von dieser Geste stieg eine leichte Röte in Kyrens Wangen auf, was aber aufgrund ihres Fiebers nicht wirklich auffiel. "Woher weißt du? ...", fragte sie mit schwächlicher Stimme. "Du redest ab und zu wenn du schläfst.", erwiderte er ihr zuzwinkernd und streichelte ihr noch ein mal über die Stirn, worauf sich die kleine Elfe verschämt mit einen Teil ihres Gesichtes unter der Decke verkroch, so dass nur noch ihre Augen hervorlugten. "Schon gut. Morgen in Riatavin finden wir sicher auch ein passendes Geschenk für dich.", fügte er sorglos hinzu. Für Kyren war der erste Tag ihres neuen Lebensjahres ziemlich aufregend verlaufen, doch nun betete sie sich in den Schlaf auf das sie bald wieder gesund werden würde. Shane genoss währenddessen den wunderschönen Abendhimmel, an dem gerade eine Sternschnuppe vorbeizog ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)