Gegen den Wind von Veremisia (A Story about loving...) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Wie ein Engel ohne Flügel, der auf Erden weilt und gegen den immer wieder aufkommenden Wind seiner eigenen Ängste und sehnlichsten Wünsche anzukämpfen hat... Augen wie Saphire, das Haar wie Gold. Bist du der Engel, den Gott mir schickt um mich zu schützen? Ich selbst traue mich nicht, dich anzusprechen. Wie du wohl reagieren würdest? Ich kann den Blick nicht von dir abwenden, bin fasziniert von deiner Ausstrahlung. Könnte ich doch nur einen einzigen Blick von dir erhaschen. Doch du beachtest mich gar nicht. Verträumt streichst du dir deine goldenen Strähnen hinter deine kleinen Ohren, denen so schnell nichts entgehen mag. Keinen Zweifel, du bist ein Geschöpf des Himmels. Ich bin einen Moment unachtsam, stoße mit einer älteren Dame zusammen. Sie fällt hin, ich kann gerade noch mein Gleichgewicht halten. Ich entschuldige mich, reiche ihr die Hand und merke nicht, wie du dich mir unauffällig näherst. Die ältere Dame geht ihres Weges, doch ich bleibe stehen und drehte mich um. Da stehst du nun. Angesicht zu Angesicht. Ich höre mein Herz. Es schlägt schneller und ich habe Angst, du könntest es vielleicht merken. Mir schießt das Blut in die Wangen. Du öffnest deine sinnlichen Lippen. Für mich. Eine wohlklingende Stimme vernehmen meine trägen Ohren. "Haben sie sich etwas getan? Sie scheinen mir ganz nett zu sein. Wenn sie nichts dagegen haben, lade ich sie auf eine Tasse Kaffee bei mir zu Hause ein." Während du redest, hängen meine Augen an deinen Lippen. Du ziehst mich vollkommen in deinen Bann. Ist das Liebe auf den ersten Blick? Dabei weiß ich genau, dass dies eine einseitige Liebe ist. Ich nehme die Einladung an. Unterwegs unterhältst du dich mit mir. Ich sauge jedes Wort in mich auf und deine liebliche Stimme hallt in meinem Kopf wieder. Wenig später stehe ich vor deinem Haus. Du holst aus deiner Handtasche deinen Haustürschlüssel und steckst ihn ins Schloß. Auf leisen Sohlen folge ich dir. "Hier wohnst du also. Macht ja einen ordentlichen Eindruck." Was rede ich da? Ich bin ein bisschen durch den Wind. Doch ich fange mich wieder. Du bittest mich, doch Platz zu nehmen, was ich auch tue. Mein Blick folgt dir. Diese sanften Bewegungen machen einen ganz neidisch. Ob du wohl schon vergeben bist? Hast du einen Mann oder einen Freund? Aber vielleicht bist du auch allein stehend? Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. In meinem Kopf herrscht Leere, die du füllst. Nach dem Besuch gehe ich wieder nach Hause. Der einzige Gedanke in meinem Kopf bist du. Habe ich mich verliebt? Möglich wäre es. Langsam schlendere ich die langen, endlos erscheinenden Straßen entlang, bis ich schließlich zu Hause ankomme. Auch am nächsten Tag treffen wir uns. Diesmal gehen wir ein wenig spazieren. Wir setzen uns in den Park und schauen kleinen Kindern beim Spielen zu. Wir sind so ins Reden vertieft, dass wir gar nicht mitbekommen, wie wir uns unmittelbar näher kommen. Ich spüre, dass mein Herz mir bis zum Hals schlägt. Es scheint dir genau so zu gehen. Irgendwann gehen meine Sinne mit mir durch, und ich umarme dich aus heiterem Himmel. Du wirkst überrascht, doch schlingst auch du deine Arme um mich. So eng umschlungen sitzen wir nun da. Alles andere um uns herum ist uns egal. Leise flüsterst du die drei magischen Worte in mein Ohr, die mir einen sanften Schauer über den Rücken jagten. Auch ich flüstere sie dir ins Ohr. Verliebt blicken wir uns an, du näherst dich meinem Gesicht und drückst deine zarten roten, vollen Lippen auf die meine. Wir küssen uns. Sanft erwidere ich diesen Kuss. Das muss die allseits bekannte Liebe auf den ersten Blick sein. Ich fahre mit meinen Fingern vorsichtig durch deine Haare. Sie sind schön weich. Nach schier endloser Zeit lösen wir uns dann wieder voneinander. Mit geröteten Wangen wenden wir uns beschämt an. Wie konnte uns das bloß passieren? Du streichst dir abwesend die Haare hinter deine Ohren und blickst scheu zu mir herüber. Unsere Blicke treffen sich und wieder liegt dieses kitzelnde, knisternde Gefühl namens Liebe in der Luft. Zu sehr würde ich es für ewig spüren. Am Abend jedoch verabschieden wir uns wieder voneinander. Auf meinem Weg nach Hause fängt der Wind an, merkwürdig zu wehen. Will er mir etwas sagen? Ich achte nicht weiter auf ihn und betrete meine warme Wohnung. Langsam und gemütlich wandere ich in das Wohnzimmer und mache es mir im Sessel gemütlich. Meine Hand greift nach der Fernbedienung des Fernsehers und schaltet ihn an. Nachrichten. "Heute Abend wurde eine junge Dame von einem Auto angefahren. Der Fahrer war für kurze Zeit abgelenkt und sah infolge dessen die junge Dame nicht. Doch wie es schien, war auch sie abgelenkt. Sie wurde kurze Zeit später schwer verletzt ins Krankenhaus gefahren. Dem Fahrer jedoch ist nichts passiert." Sie blenden ein Bild ein. Ich springe überrascht auf und schnappe mir meine Jacke und die Schlüssel. Du bist es. Ich lasse den Fernseher laufen. Der ist nicht so wichtig. Ich schwinge mich auf mein Fahrrad und trete in die Pedalen, wie noch nie. Der Weg kommt mir ewig lang vor. Bis irgendwann der große Komplex auftauchte. Mit einem Satz springe ich vom Fahrrad und renne die Einfahrt hinauf. Mein Fahrrad schmeiße ich in das nächst beste Gebüsch. Mir doch egal, was daraus wird. Das ist nicht wichtig. Ich renne ins Krankenhaus und mache eine Notbremsung an der Rezeption. Sofort erkundige ich mich, wo du dich befindest. Ich bestelle den Aufzug, doch bis der unten ist, dauert es zu lange. Also renne ich die Treppen hinauf und stolpere schon fast. Sie ist im OP. Zwar weiß ich genau, dass ich dort nichts zu suchen habe, aber ich steuere direkt darauf zu. Du wirst gerade hinaus-gefahren. Ich jogge neben dem Bett her. "Wie geht es dir? Was ist passiert? Ich habe es in den Nachrichten gesehen! Und da bin ich sofort hierher. Kann ich irgendwas für dich tun?" Ich bombardiere dich mit Fragen. Doch du schüttelst nur ruhig den Kopf. "Deinem Engel wurden gehörig die Flügel gestutzt. Es tut mir Leid, dass ich dir Sorgen bereite, aber diese Strafe habe ich verdient. Ich habe gesündigt, war blind vor Glauben. Aber ich will dich damit nicht belasten." Sanft streichelt deine blasse Hand schwächlich über meine Wange. Mir kommen fast die Tränen, wenn ich dich so sehe. Doch ich möchte vor dir keine Schwäche zeigen. "Der Wind...er weht, wenn ich ängstlich bin oder allein. Wenn ich mich nicht wohl fühle oder mir etwas wehtut. Ich wollte ihn ignorieren...doch irgendwann habe ich es nicht mehr geschafft. Des Windes einzige Freundin war zuletzt ich. Er wollte dir meine Ängste mitteilen. Doch du hast ihn ignoriert, genau wie ich es anfangs tat. Ich kämpfte gegen diesen Wind an, der eigentlich nur jemanden haben wollte. Du weißt gar nicht, wie sehr du mir ähnelst. Ich habe mir immer eingebildet, ich sei ein Engel gesandt von Gott, um jemanden zu beschützen. Als ich dich dann sah, wollte ich für dich da sein. Ein Beschützerinstinkt erwachte in mir. Doch auch die Liebe kroch in mein kleines, zerbrochenes Herz. Ich wusste, dass es irgendwann so weit kommen musste... Du hast mein Herz mit Freude erfüllt und die Splitter wieder zusammengefügt. Zum ersten Mal nach langem war ich wieder glücklich..." Plötzlich verstummst du. Traurig schauen mich deine Augen an. Ich fühle einen Stich in meinem Herzen. Irgendwann bleibe ich mitten im Gang stehen und schaue dir hinterher. Die Schwestern fahren dich in ein Zimmer. Noch lange Zeit stehe ich da. Was soll ich jetzt tun? Langsam und nachdenklich verlasse ich das Krankenhaus und suche mein Fahrrad auf. Kurze Zeit später finde ich es. Die Rückfahrt fällt mir schwer. Mit den Gedanken bin ich nur bei dir. Nun spüre ich, wie ich meine Besorgnis nicht mehr zurückhalten kann. Eine Träne, warm und salzig, verlässt mein Auge, fließt über meine Wange und versiegt am Hals. Immer mehr Tränen verlassen meine Augen und als ich dann zu Hause ankomme, schlage ich aus lauter Verzweifelung gegen die Wand. Wie ungerecht die Welt doch sein kann. Drei Tage später erhalte ich die Nachricht, dass du deinen Verletzungen erlagst. Natürlich bin ich auf deiner Beerdigung. Noch lange nach dieser "Zeremonie" knie ich vor deinem Grab und trauere. Ich weiß, das wird dich auch nicht wieder zurückholen, doch ich kann es nicht anders. War unser Kuss ein Abschiedskuss? Wusstest du, dass du mich nicht wieder sehen würdest? Nun ähnelst du einer Dahlie, deren Wurzeln brutal entrissen wurden... ~*~The End~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)