Bad Moon von RedSky ================================================================================ Kapitel 26: full moon --------------------- Starker Regen hatte mitlerweile eingesetzt. Taiji trabte vollkommen erschöpft durch die Straßen. Sein Blick war müde und teilnahmslos. Er hatte Yoshiki in den U-Bahn-Schächten nicht mehr ausfindig machen können. Keinerlei Spuhren waren mehr von ihm zu erkennen gewesen. Keine Laute, kein gar nichts. Er musste ihm entkommen sein, eine andere Erklärung hatte er für sein Verschwinden nicht. Er war wieder entwischt.... Wieso gelang es Yoshiki nur immer und immer wieder, die Oberhand zu behalten? Wie war das nur möglich? Die Erschöpfung ließ ihn auch wieder die Kälte und die Schmerzen spühren. Er war vor der Haustür angelangt, die zu ihrer gemeinsamen Wohnung führte. Müde kramte er den Haustürschlüssel aus seiner Tasche hervor, steckte Ihn in´s Schloß und öffnete die Tür. Langsam und Schritt für Schritt schlurfte er die Treppen hinauf, auf denen vor noch gar nicht allzulanger Zeit der Kampf zwischen ihm und Yoshiki statt gefunden hatte. Schließlich stand er vor hides und Patas Wohnungstür, schloss auch Diese auf. Kaum hörte hide den Schlüssel im Schloss sich umdrehen, hastete er in den Flur zur Wohnungstür. Im nächsten Augenblick sah er auch schon einen miserabel ausschauenden Taiji die Wohnung betreten. Die Klamotten des Bassisten trieften vor Regenwasser, ein Arm war blutverschmiert. Die Augen waren völlig ermüdet. "Was ist mit ihm?" hide sprach Yoshiki an. Taiji taumelte quer durch die Wohnung, bis er sich in der Küche auf einen Stuhl setzte, bevor er antwortete. "Er hat mich angegriffen....." Taiji legte seinen verletzten und provisorisch verbundenen Arm auf den Küchentisch. hide setzte sich auf den nächstgelegenen Stuhl neben ihn, hörte ihm aufmerksam zu. "Dann ward ihr das im Treppenhaus.... Ich hab nur ungeheuren Krach gehört", gestand er. Taiji nickte schwach. "Ich konnte ihn entwaffnen...er hatte ein Messer und hat es auch gegen mich benutzt....." Die Stimme des Jüngeren war ziemlich rauh. Er fuhr sich mit der Hand des unverletzten Arms kurz durch´s Gesicht, strich sich einige triefnasse Haarsträhnen aus den Augen. "Er ist später geflüchtet, ich bin ihm gefolgt....hab ihn aber nicht zu fassen gekriegt......" Mit jedem Wort wurde er leiser, bis er schließlich völlig erledigt seinen Kopf neben dem Arm auf die Tischplatte legte. "Ich brauch ´nen Arzt...." In den folgenden Wochen unterzog sich Pata einer Therapie, die für das Entgiften seines Körpers zuständig war. Der Therapeut ließ sich auf eine Ratenzahlung ein, weswegen es kein größeres finanzielles Abenteuer wurde. Wobei hide das meißte seines verdienten Geldes erstaunlicherweise mal nicht nur für Essen und für Alkohol ausgab, sondern größtenteils in Patas Therapie steckte. Dafür, dass Pata immer wie ein großer Bruder zu ihm gewesen war, wollte er ihm eine Gegenleistung bringen und kümmerte sich in dieser Zeit nun um den lockenköpfigen Freund. Patas körperliche Verletzungen, die ihm Yoshiki noch zugefügt hatte, waren nicht ernsthaft schlimm, nur die Wunde am Kopf musste genäht werden, doch verheilte sie danach sehr gut. Toshi hatte man, dank Patas Hilfe, in Yoshikis Kellerwohnung ausfindig machen können und auch Dieser wurde in eine Therapie geschickt, in Welcher er wieder näheren Kontakt zu seinen Eltern erlernte. Toshi wurde von Yoshiki ziemlich stark pspychisch abhängig gemacht, weswegen er irgendwann niemand anderem ausser Yoshiki mehr glauben wollte. Von daher gab es in der Therapie nur langsame Vortschritte, aber es gab sie. Taijis Arm musste ebenfalls genäht werden. Ihm wurde vom Arzt geraten, ein paar Wochen keinen Bass zu spielen, damit die Wunde besser heilen könnte-er spielte natürlich trotzdem Bass. Von Yoshiki hörte man seit dem nichts mehr. Taiji war der Letzte, der ihn in den U-Bahn-Schächten gesehen hatte, danach tauchte der dürre Drummer nirgends mehr auf. Niemand wusste, was aus ihm geworden war. Das etwas wackelige Klappern der schwarzen Stiefel auf dem nassen Gehweg der Brücke hallte durch die Nacht. Es war kein Mensch unterwegs, niemand kreuzte seinen Weg. Seichter Wind umspielte seinen langen, schwarzen Mantel. Seine Arme umschlossen zusätzlich seinen Körper, um den Mantel fester zu schließen und der Kälte noch weniger Chancen zu geben, seinen Körper anzugreifen.... Als auf einmal ein Paar weißer Stiefel auftauchten, nur einige Meter von ihm entfernt. Sie schritten langsam aber zielsicher auf ihn zu, blieben mit etwas Abstand zu ihm schließlich stehen. Yoshiki starrte erschrocken auf die weißen Stiefel. Er riss seinen Blick nach der ersten Schocksekunde hoch und sah in ein feminines aber blasses Gesicht. Seine Augen weiteten sich, seine Kehle war in Sekundenbruchteilen wie ausgetrocknet. "Yoshiki.....", krächzte er ungläubig. Das feminine Gesicht vor ihm, Welches eingerahmt wurde von weichen blondbräunlichen Locken, begann zu lächeln. Nein, es wurde ein Grinsen. "Hiroki.....", sprach er langsam. Das Grinsen auf den mageren Gesichtszügen blieb erhalten. "Dachtest, du würdest mich nie wieder zu Gesicht bekommen, stimmt´s....?", fragte die Person mit den langen Locken und dem weißen, aufwendigem Kleid mit den schwarzen Ornamenten. Die Stimme war männlich, obwohl das Erscheinungsbild ausnahmslos weiblich aussah. Der Angesprochene trat ein-zwei Schritte zurück. "Yoshiki............. Was willst du?" Seine Stimme klang immer heiserer. Er konnte immernoch nicht fassen, wem er hier gegenüberstand: Seinem Zwillingsbruder. Ein kurzes Lachen entfuhr dem offensichtlichem 'Yoshiki'. "DU fragst mich, was ich von dir will? DU ?" Er begann langsam um seinen schwarzgekleideten Bruder herrumzugehen. "Erst sorgst du dafür, dass du mich aus dem Gedächtnis unserer Mutter auslöschst, sorgst dafür, dass mein eigenes Leben ausradiert wird, gibst dich als mich aus.....", er hatte ihn schon fast einmal ganz umrundet, sein Blick bohrte sich immer tiefer in die deutlich panischen Augen Hirokis, "...und dann besitzt du allen Ernstes auch noch die Frechheit mich zu fragen, was ich will?" Der lockige Yoshiki stellte sich mitlerweile ziemlich dicht vor den blonden Hiroki, kam dessen Gesicht, Welches Seinem doch so schrecklich ähnlich aussah, immer näher. "Ich will deinem Wahnsinn ein Ende machen...Hiroki... Denn es ist nicht dein Leben, welches du führst. Es ist Meins." Yoshikis Athem schien eiskalt zu sein, jedenfalls kam es Hiroki so vor, als er den Athem seines Bruders im Gesicht spührte. Er kniff seine Augen ein Stück zusammen, zwang sich dazu, nicht in völliger Panik zu verfallen. Er ballte seine Fäuste. "Du hast es nicht verdient, ein eigenes Leben zu führen." Seine Stimme bebte. Bebte vor Wut und vor Verzweiflung. Yoshiki lachte erneut auf, diesmal lauter und herzhafter. "Nicht verdient? Was heißt hier nicht verdient? Warum sollte ich es nicht verdient haben?" Seine blassen, schlanken Finger fassten Hiroki am Kinn, sahen ihm erschreckendtief in die braunen Augen. Hiroki zögerte einige Momente, bevor er antwortete. "Du hast es immer ausgenutzt. Du hast mich ausgenutzt. Du hast mein Leben zur Hölle gemacht. Hast mich ewig schikaniert! Hast nie aufgegeben!" Satz für Satz wurde er immer lauter. "Natürlich habe ich nie aufgegeben! Ich gebe nie auf, mein Lieber..." Seine Stimme wurde verdächtig leiser. Sein Blick schien irgendeinen Plan ausgeheckt zu haben. Doch war noch nicht zu erkennen, was für ein Plan das war... "Du bist einfach zu schwach, um zu überleben", meinte er siegessicher. Hirokis Augen verengten sich noch um ein Weiteres. "Bin ich nicht", fauchte er düster und riss die Hand seines Bruders von seinem Kinn. "Doch bist du", versicherte er ihm abermals. "Weil du alleine bist." Er machte eine ausschwengliche Handbewegung. "Hier, schau dich um! Niemand da, der dir helfen könnte!" Er kam Hirokis Gesicht wieder verdammt nah. "Und ohne Hilfe Anderer kannst du nicht überleben. Weil du gegen mich noch nie angekommen bist." Hiroki riss der Geduldsfaden. All die Erinnerung aus seiner Kindheit tauchte mit einem Mal wieder vor seinem innerem Auge auf und er schlug seinen Zwillingsbruder zur Seite, wollte dessen ihm so bekanntes Gesicht nicht mehr sehen. Er ertrug es nicht mehr. Yoshiki blieb wie festgewachsen auf ein und der selben Stelle stehen, lediglich sein Kopf wirbelte durch den Schlag zur Seite. Doch kurz darauf wandte er Ihn wieder Hiroki zu. Sein Bruder zitterte vor Wut und vor Angst. Kurzerhand ging er zielstrebig auf ihn zu. Sein ruhiger, aber ziemlich wahnsinnig wirkender und eiskalter Blick stur auf die Augen seines Gegenübers gerichtet. Hiroki konnte dem allem nicht stand halten. Er ging langsam rückwerts, von seinem Bruder getrieben. Yoshiki trieb ihn langsam immer näher dem Geländer der Brücke, auf Welcher sie sich befanden. Er trieb ihn solange, bis der Blonde mit dem Rücken dagegenstieß. Hiroki schluckte, sein eben noch zorniger Blick hatte sich erneut in Panik gewandelt. Er kannte die ungebrochene Entschlossenheit seines Bruders, wusste, dass Dieser niemals scherzte. Mit einem Mal packte Yoshiki mit roher Gewalt den Kiefer Hirokis und hielt ihn mit eisernem Griff fest. "Du warst schon immer zu schwach, um gegen mich anzukommen. Du warst schon immer zu schwach um zu überleben." Mit diesen eiskalt ausgesprochenen Worten drückte er den Kiefer Hirokis mit so einer erschreckenden Kraft nach Hinten, dass Dieser völlig die Orientierung und Balance zu verlieren schien, half nach indem er den verwirrten Körper blitzartig packte und mit einem kräftigem Ruck über das rettende Brückengeländer warf. Hirokis verzweifelte Hände griffen in´s Leere, man hörte nur noch ein markerschütterndes, schrilles Kreischen, wenige Sekunden darauf folgte ein lauter Aufschlag auf´s Wasser. Danach war alles ruhig. Keinerlei Spuren mehr von zwei Personen, von zwei Brüdern. Nur das Wasser schlug weite Wellen an der Stelle, wo soeben ein Körper versunken war. Das dunkle Wasser war still. Der Vollmond stand groß und hell am Himmel, warf sein fahles Licht auf den Fluss, in Welchem Hiroki versunken war. Yoshiki wendete sich vom Geländer ab, schlang seine Arme um seinen Körper, da er doch spührte, wie die Kälte ihn gefangen nehmen wollte. Doch er wollte Ihr keine Chance geben. Mit sicheren und festen Schritten ging er in Richtung Stadt, aus der die vielen Lichter lockten. Eine Stadt, die voll war von jungen und alten Menschen, von jungen Musikern, die mit sperrlichen Jobs versuchten, ihr Lebensunterhalt zu zahlen, die versuchten, sich gegenseitig im Leben halt zu geben, und die versuchten, Musik zu machen..... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)