Einsamer Wolf von Cowardly_Lion ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hi^^ Zeichen und Wunder, es gibt sie immer wieder... Irgendwie hatte ich die Idee, die Bezeichnung "einsamer Wolf" bei Kai mal wörtlich zu nehmen. Was dabei herausgekommen ist, ist ziemlich seltsam, zugegeben, aber betrachtet es doch einfach mal als verspätete Halloweensfic... Viel Spaß beim Lesen! ~~~ ; ~~~ Voller Unbehagen drückte Kai auf den Knopf für den dreizehnten Stock. Wie hatte ihm das nur passieren können? Normalerweise dachte er doch auch immer daran, rechtzeitig bei Vollmond vom Training zu verschwinden, also warum musste ihn ausgerechnet in dieser überteuerten Nobelherberge auf einmal der Ehrgeiz überfallen? Er wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie Max, Tyson und Ray darauf reagieren würden, wenn ihr Teamchef sich auf einmal in einen riesigen Wolf verwandeln würde... Lieber riskierte er es, dass seine Mitmenschen ihn für einen Psychopathen und Einzelgänger hielten, als sich noch einmal deren verängstigten Blicken auszusetzen, ihrem Hass, wenn sie erkannten, welche Bestie er in Wirklichkeit war. Zu oft hatte er das schon miterlebt, und zu oft hatte er mitansehen müssen, wie sein Großvater diese Mitwisser entsorgt hatte; so auch Kais Mutter, die nicht bereit gewesen war ihren Mann aufzugeben, als sie von dessen Geheimnis erfahren hatte, und Kais Vater, der sich geweigert hatte, seine Frau umzubringen. Nein, bei seinem Erbe war es wahrlich kein Wunder, wenn man begann Menschen zu meiden... Traurig blickte Kai durch die gläserne Aufzugswand hinaus in die Nacht. Bald würde der Mond aufgehen, und dann würde die Verwandlung kommen... Gerade wollten die Fahrstuhltüren sich schließen, da erklang ein panisches "STOP!!!". Ohne zu wissen, was oder warum er es tat, klemmte Kai seinen Fuß zwischen das Glas, so dass der andere Hotelgast die Chance erhielt, doch noch mitzufahren. Im nächsten Moment hätte er sich dafür ohrfeigen können; verdammt, Zuschauer konnte er nun wirklich nicht gebrauchen... Doch als Kai seinen Fuß wieder wegziehen wollte, schoben sich schon Hände in den Freiraum zwischen den Türen und drückten diese ohne größere Anstrengung auseinander. Gerade wollte sich der neue Mitfahrende bedanken, da erstarrte er: "Kai?!" Die Situation wurde wirklich immer schlimmer. Warum musste jetzt ausgerechnet Ray vor ihm stehen? Der Chinese war mit Sicherheit der letzte, mit dem Kai sich derzeit einen Aufzug teilen wollte, hatte er insgeheim doch eine Schwäche für seinen Teamkameraden. Dessen grazilen Bewegungen, sein strahlendes Wesen und nicht zuletzt seine wunderschönen bernsteinfarbenen Augen hatten es geschafft, Kai in kürzester Zeit in ihren Bann zu ziehen. Also wieso musste das Schicksal so unfair sein und ihm ausgerechnet diesen niedlichen Schwarzhaarigen schicken, wenn er sich jeden Moment in etwas verwandeln konnte, das als Hauptbeschäftigung das Anpinkeln von Laternen hatte? Unschlüssig sah Ray seinen Teamchef an; sollte er wirklich einsteigen? Schließlich musste er leicht lächeln: "Würde es dir was ausmachen, wenn ich mit dir hochfahre? Immerhin liegen unsere Zimmer ja im selben Stock..." Nun steckte Kai in einer Zwickmühle. Er konnte ja schlecht verneinen... Widerwillig nickte er, machte jedoch sonst keine Anstalten sich irgendwie zu äußern. Erst als Ray einen Schritt in den Aufzug setzte, erinnerte sich der Blauhaarige daran, dass er wohl Platz machen musste und rückte mit dem Rücken näher an die der Tür gegenüberliegende Wand heran. Nach einer Weile, die sie beide schweigend in verschiedenen Ecken des Fahrstuhls verbracht hatten, ergriff Ray schließlich das Wort: "So, du willst heute also auch früher schlafen gehen..." Da Kai nicht wusste, was er sagen sollte, sagte er lieber gar nichts. "Na ja, ich bin jetzt einfach mal von mir ausgegangen; bei Vollmond fühle ich mich nie so gut...", fuhr Ray fort. "Nein, ich auch nicht." He, das war keine Lüge! Extremer Haarwuchs und das Bedürfnis, Sachen (vorzugsweise Tysons alte Socken) zu zerfetzen, war nun wirklich kein Anzeichen für absolutes Wohlbefinden! Glücklich nahm Kai wahr, wie sich Rays Mundwinkel leicht nach oben verzogen; vielleicht bestand ja doch noch die Chance, dass alles gut laufen würde... In diesem Moment gingen die Lichter aus und der Fahrstuhl kam mit einem Ruck zum Stehen. Sofort brach die Panik bei Kai aus. Jeden Moment konnte der Mond aufgehen und dann würde Ray sehen, was für ein Monster er war! Unruhig drehte er sich um - und atmete erleichtert aus. Einige dunkle Wolken hatten sich vor den Himmel geschoben... "Alles in Ordnung bei dir?", ertönte aus einer im Schatten liegenden Stelle Rays Stimme. "Was? Äh... Ja! Alles bestens!", brachte Kai heraus, während ihm langsam der Schweiß ausbrach. Er musste schleunigst in sein Zimmer! "Warum gehst du uns eigentlich immer aus dem Weg, wenn Vollmond ist? ... Liegt es vielleicht an mir?" "Nein! Na ja... Ja, aber nicht so, wie du denkst!", Kai konnte schon spüren, wie sein Nacken zu jucken begann. Bald würde die Transformation beginnen... "Wie dann?" Die Augen ständig zwischen der Dunkelheit und den sich lichtenden Wolken schweifen lassend, suchte der Blauhaarige krampfhaft nach einer halbwegs überzeugenden Antwort. Schließlich meinte er: "Ich... Ich hab dich sehr gern Ray, und ich will nicht, dass dir was passiert. Glaub mir, dir würde nicht gefallen, wie ich in solchen Nächten drauf bin... Du sollst das nicht mitkriegen, dafür... dafür liebe ich dich viel zu sehr..." "Das ist nett von dir.", das Lächeln, welches Kai bei dieser Äußerung aus Rays Stimme heraushörte, machte ihm Hoffnung. Hoffnung, die sofort wieder zerbrach, als der immer heftiger durch seinen Körper zuckende Schmerz ihm mittelte, dass der Mond hinter den letzten Wolkenfetzen hervorgebrochen war... In wachsender Agonie wälzte sich Kai auf dem Boden, während Büschel von grauen Haaren unter seiner Haut hervorbrachen und seine Gliedmaßen langsam in eine andere Form gepresst wurden. Die ganze Welt schien nur noch aus Gerüchen zu bestehen, die erstickend über ihm zusammenbrachen. Das alles dauerte nur Minuten und dennoch erschien es Kai wie eine Ewigkeit - eine grausame, höllische Ewigkeit der ganz persönlichen Verdammnis, die nicht allein in körperlichen Schmerzen, sondern auch darin begründet lag, dass Ray ihm bei all dem hier zusah, ihn verabscheute. Als die letzten Wellen der Pein verklungen waren, presste Kai sich so flach wie möglich auf den Boden des Fahrstuhles; er wollte Ray jetzt nicht ins Gesicht sehen. Es reichte vollkommen, dass der andere sobald sie aus diesem Aufzug herauswaren in einen Heulkrampf ausbrechen, davonstürzen und ihn nie wieder sehen wollen, oder schlichtweg erschießen würde... Zu Kais Erstaunen vernahm er leise Schritte und dann streichelte eine Hand über seinen Kopf. "Ich liebe dich auch, Kai!" Langsam blickte er hoch, geradewegs in Rays Gesicht, aus dem langsam Schnurrhaare hervorsprossen... ~~~ ; ~~~ Zuerst ein Vampir, dann ein Werkätzchen... Oh mein Gott, was mache ich als nächstes aus Ray? Tja, ich weiß es... ^.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)