Abgrund von Rodo (Gedichte) ================================================================================ Kapitel 1: Abgrund ------------------ Hmm, denkt euch am besten selber was dabei. Ist ja auch nicht lang. Abgrund Der düstre Karneval Tanzt durch nachtschwarze Straßen Erhellt von dumpfem Fackelschein. Die Kleider schwarz Gesichter bedeckt mit weißen Masken Deren aufgemalte Fratzen Im Licht der Fackeln spottend Grinsen. Auf einem Einrad Ein Jongleur Und bunte Kegel tanzen Zum verhallenden Stakkato eines Cembalos Und dem Klange der Violinen. Schwärze, die, zerrissen Von weißen Masken, bizarrem Lichtspiel Grauseligen Tönen und schelmischem Lachen Dem Blitzen stählerner Spinnfäden, Die jedermann fangen und In ein blutiges Ende treiben... © 19. September 2004 Kapitel 2: Friedhofsstimmung ---------------------------- Friedhofsstimmung Zwischen immergrünen Bäumen, und verschlungenen, halbverwachsenen Pfaden, kauern sie und säumen als unsteter Faden das Ende von Träumen. Die grauen Steine stehen stoisch, die alten gebeugt, mit verwitterter Schrift. Moos wächst launisch, wo die grüne Brandung sie trifft. Auf den Pfaden, ausgetreten und leer, wandert nur der Nebel noch, morgens, wenn die Kälte schwer, sich an die Ritzen klammert, in die sie nächtens kroch. Vom fahlen Mondlicht illuminiert, tanzen die nassen Geister den Totentanz, vom Wind dirigiert. Kapitel 3: Fenster ------------------ Fenster Ich sehe aus dem Fenster: 1 Baum, grüne Blätter, zum Teil braunrot-gelb, Espe 3 Kinder auf einem verrosteten Klettergerüst. Lärm 1 Fahrradfahrer, das Fahrgestell ist schwarz. Das Haus gegenüber, Plattenbau, renovierungsbedürftig braune, abblätternde Farbe violett auf weiß gepunktete Vorhänge einen alten Mann mit Mütze, der die Straße entlangschlurft eine Meise (Kohlmeise vermutlich) auf einem der Äste. Kapitel 4: Straßenbahn ---------------------- Straßenbahn Schwärze, durchbrochen von tanzenden Schatten, Inseln, vom schummrigen Dämmerlicht der Straßenlaternen, Licht spiegelt sich in nassen Pflastersteinen, durchbrochen von braun-roten Flecken. Vorbei an neoklassizistischen Fassaden, unpassend entstellt von blasser Reklame, vorbei an Bäumen im herbstlichen Kleid, von denen glitzernde Tropfen platschen. Im flackernden Neonlicht Treffen sich braune Taschen und bunte Mäntel Und Regenschirme, unter denen sich dreckige Pfützen bilden; Ein Schniefen, ein Klappern, verstohlene Blicke Unter endlosem Rattern und Schaukeln, in ununterbrochener Monotonie. Kapitel 5: Libelle ------------------ Libelle Eine Libelle hängt im Spinnennetz Und strampelt und zappelt Windet sich in aussichtslosem Todeskampf, während sich die stählernen Fäden schließen. Zarte Flügel schimmern bunt im fahlen Morgenlicht, als ein letztes Zucken, kaum wahrnehmbar, durch den gelb-grün gefleckten Leib geht. Kapitel 6: Metapher ------------------- Metapher Ich stehe hier, auf Messers Schneide, und im Glashaus. Ich werfe den Stein, wenn auch nicht den ersten. Ich sitze auf glühenden Kohlen, spiele mit dem Feuer, hole die Kohlen aus hinaus, indem ich die Hände hineinlege. Ich laufe Gefahr, Hals über Kopf, selbigen zu verlieren, während ich die Beine in die Hand nehme und durch Spießruten stolper’. Kapitel 7: Schnee/Flocke ------------------------ Schnee/Flocke Weiße Flocken tänzeln leise, Schleichen in der Dunkelheit. Drehn sich unbeschwert im Kreise, Sind sie doch dem Tod geweiht. Mann für Mann und Halm um Ziegel, Kämpfen sie sich bald voran. Schmiegen sich an sanfte Giebel, Ziehen Licht wie Motten an. Senkt sich Helligkeit am Morgen, Ist die Welt in Weiß getaucht. Verschluckt sind Eile, Hast und Sorgen, Bis die Kraft des Schnees verraucht. 08.02.2007-14.02.2007 © Dorothea Schwentke Kapitel 8: Ich-Perspektive -------------------------- Ich-Perspektive Ich seh’ mich nicht, Aber dich seh’ ich, Doch ob ich dich Wirklich seh’, Weiß ich nicht. Denn wenn ich dich seh’, Seh’ ich nur mich, Und weil ich mich Doch nicht seh’, Seh’ ich dich nicht. Was ich dann seh’, Das weiß ich nicht. Nur was ich nicht seh’, Das weiß ich. Warum auch nicht? Kapitel 9: Der Dialog --------------------- Ich war gestern in der Uni. Ich will heute Baden gehen. Und morgen hab ich dann Prüfung. Das war ich das letzte Mal mit einem alten Freund. Ich bin wirklich zu beschäftigt in letzter Zeit. Ich vermiss ihn wirklich sehr, und natürlich die Gespräche die wir hatten. Eigentlich möchte ich nur mal wieder mit Freunden reden und nicht an so was denken müssen. Aber mit dir kann man ja auch gut reden. Ich glaube heute ess’ ich Pizza. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)