Die Wächter... von kingmb ================================================================================ Die Wächter... Schon vor langer Zeit war ein Teil von ihm gestorben, doch längst wußte er nicht mehr, wieviel Zeit seitdem vergangen war. Zeit, was hieß schon dieses eine Wort, wenn man ein Wächter war. Für die Wächter gab es so etwas wie Zeit nicht mehr, sie lebten so lange, sie gebraucht wurden. Er war nun schon der älteste von allen Wächtern. Sie hielten ihn für einen Griesgram, für einen, der das Böse in sich trug. Doch sie alle lagen falsch. Er war der treueste und beste aller Wächter, die es je gegeben hatte, ja vielleicht sogar, die es jemals geben würde. Noch nie konnte man sich über ihn beklagen, doch der Fluch, welcher ihm zum Wächter ge­macht hatte, hatte ihm auch das Kostbarste seines Lebens geraubt. Und dies, was für ihn ein Fluch war, wurde für das Königshaus zum Segen, weil es noch nie einen Wächter wie ihn gegeben hatte... zwar einen Wächter mit einem Herz aus Stein, welcher aber doch nur eines im Sinn hatte, die zu schützen, welche zu schützen er gelobt hatte. Und wie war der Name dieses einen Wächters? Alle die ihn kannten, und das wa­ren nicht gerade wenige, kannten doch seinen richtigen Namen nicht. Bei denen hieß er nur ,DER WÄCH­TER'. Aber es gab auch einige wenige, die ihn auch unter seinem richtigen Namen kannten, nämlich ,Jaru'. Dieser unscheinbare Name, war doch das letzte was diejenigen hörten, welche es mit ihm zu tun bekamen. Thronsaal: die Königin und die Weisen... "Euer Hoheit es ist bald wieder soweit, wie ihr sicher wißt, das ein neuer Wächter gewählt werden muß, ein Jahrtausendwächter, so wie Jaru einer ist.", sprach einer der Weisen, am Tag des 23-ten Wekan im Jahr Du­estrus Magnis Aorus. Die Weisen waren, genauso wie die Wächter und wie auch die Königin und ihre Fami­lie, fast unsterblich. Was soll das nun heißen, ,fast unsterblich'? Nun es ist so, das sie alle eine Aufgabe zu lösen hatten, und deshalb konnten sie länger leben oder gar so lange leben, bis sie im Kampf, durch Krank­heiten oder ähnlichem starben, beziehungsweise ihre Aufgaben gelöst hatten. Sie starben jedoch nicht auf­grund des normal üblichen Alters. Nun ja die Königsfamilie konnte schon ein sehr hohes Alter erreichen, noch älter aber wurden die, welche auserwählt waren, zum Weisen zu werden. Und nur die Wächter konnten diese Alter übertreffen, denn sie waren tatsächlich unsterblich. Unsterblich, bis auf die Tatsache, das sie ihr Leben jedesmal im Kampf einsetzten, daher gab es nicht viele Wächter die ein sehr hohes Alter erreichten. Kaum einer der Wächter war je Älter geworden als die Königsfamilie. Die Weisen waren meist fast ärmlich gekleidet, und hatten doch immer ein gepflegtes aussehen, mit einem langem Bart und ebenso lange Haare, welche ein Zeichen ihres Hohen alters waren. Mit anderen Worten, je älter sie waren, desto länger waren auch der Bart und das Haar. Die Weisen hatten die verschiedensten Auf­gaben, unter anderem gehörte dazu, durch das Land zu ziehen, und sich neues Wissen anzueignen, bezie­hungsweise, ihr vorhandenes Wissen weiterzuvermitteln. Doch die Wichtigste Aufgabe war natürlich die Kö­nigin und ihre Familie zu beraten. Und so war es auch jetzt, der eine der Weisen hatte mit seiner Aussage selbstverständlich recht, denn alle Tausend Jahre mußte ein sogenannter ,Jahrtausendwächter' gewählt und ernannt werden und die Zeit dazu war fast gekommen. Das wußte auch die Königin, doch hatte sie dies bis­her hinausgezögert, da sie wußte was vor nun fast tausend Jahren geschehen war. Vom Jahrtausendwäch­ter wird erzählt, das er der stärkste und beste aller Wächter wäre, ja das es sogar fast unmöglich wäre, die­sen zu töten. Und doch traf diese Beschreibung bisher nur auf einen einzigen Jahrtausendwächter zu, näm­lich Jaru, alle die vor ihm waren, starben schon recht früh in der Ausführung ihrer Aufgabe, die Königsfamilie zu schützen. "Wo du gerade von Jaru sprichst, hast du doch sicher irgendeine Absicht.", versuchte die Königin einzulen­ken. Ein zweiter weiser, welcher ein ständiger Berater der Königin war, also auch nicht durchs Land reiste, wie der erste und zudem auch nicht ärmlich gekleidet war wie der Rest seiner Brüder, beantwortete die Fra­ge: "Ja! Wir vom Rat der Weisen sind darüber einig geworden, das Jaru, der grimmigste aller Wächter, der Wächter mit dem Herz aus Stein, irgendwann zu einer Gefahr für uns alle und besonders für euch werden könnte. Sicher, er ist der älteste und erfahrenste aller Wächter. Auch wurde er noch nie in einem Kampf be­siegt, außer an jenem Unglückstag. Aber gerade deshalb denken wir, das das Böse ein leichtes Spiel mit ihn haben wird. Daher beantrage ich, im Namen des Rates der Weisen, Jaru abzusetzen." Erschrocken blickte die Königin auf, sie war blaß geworden, was bei ihr eine Seltenheit war. Diese Königin war nicht, wie man denken sollte in Kostbare und Prunkvolle Gewänder gekleidet, denn sie hielt nicht viel davon, ja sie haßte sogar die Angeberei damit. Sie war mit einem schlichten rot-weißem Kleid bekleidet, das ihren schlanken Körper dennoch gut betonte. Auch gab es an ihr kein Anzeichen ihres hohen alters, keine Falten zierten ihr scheinbar Makelloses Gesicht, keine Graue Strähne konnte man in ihrem Blonden Haar er­haschen. Und das, obwohl sie wohl schon an die fünfhundert Jahre zählen mochte. Doch war es bei allen Königinnen vor ihr genauso gewesen, die Jugend schien ein Zeichen der Königin zu sein, bis sie dann ir­gendwann starb. Erst dann würden ihren Körper die Zeichen der Zeit befallen, doch davon bekamen Tote nichts mehr mit. "Du wagst es, den edelsten der Wächter, den treuesten, solch eine..." sie konnte die Worte nicht ausspre­chen, oder wollte sie sie nicht aussprechen. Auf alle fälle wichen die Weisen zurück, denn noch nie hatte ei­ne Königin so laut gegen etwas Protestiert, was die Weisen vorgeschlagen hatten, und schon gar nicht, wenn es vom Rat der Weisen persönlich kam. Jeder von ihnen wußte warum die Königin so in Aufruhr ge­riet, denn Jaru hatte ihr, in ihrer nunmehr vierhundertsiebzigjährigen Regentschaft, mehr als nur einmal das Leben gerettet. Viele Wächter waren gestorben, mußten durch neue ersetzt werden, jedoch einer nicht, und dieser eine war Jaru, der letzte Jahrtausendwächter. Aber es war auch noch nie der Vorschlag gemacht wor­den, einen Wächter aus seinem Amte zu entlassen. Langsam und mit einem drohenden Unterton sprach die Königin nun weiter: "Jaru wird bleiben, doch werde ich ihm das wiedergeben was er einst verlor. Gleichzeitig werde ich einen Wächter suchen, welcher es mit der Treue und der Ehrlichkeit jederzeit mit Jaru aufnehmen kann und wird. Einen Wächter, der ewig..." "Wie wollt ihr das erreichen?" "Was habt ihr vor?" dies und noch so manches mehr, mußte sich nun die Königin von ihnen, den sogenannten ,Weisen' anhören. "RUHE..." un­terbrach sie nun das Gekreische der Weisen, schon immer hatte sie etwas in ihrem Ton gehabt, was keinen Widerspruch zuließ, doch war dies nun um ein vielfaches gesteigert. "Ihr sollt sehen, das ich nicht ganz so untätig war, wie es bisher schien, denn ich habe jedes Heiratsfähige Mädchen zum Tempel von Kasara ge­beten." "Kasara, ihr meint doch nicht etwa die Tochter eurer Vorgängerin?" wollte einer der Weisen wissen und ein weiterer fragte sie: "Die, welche starb, als Jaru damals Wächter wurde?" "Genau diese. Sie war der Grund, das Jarus Herz verlernt hat zu lieben.", erklärte die Königin. "Und wie soll uns das helfen?" erkundigte sich der ständige Berater. "Laßt mich nur machen wenn alles so klappt, wie ich es mir vorstelle, dann haben wir nicht nur einen neuen Jahrtausendwächter, sondern Jaru wird auch sein Glück wiederfinden." Mit diesen Worten verließ die Königin den Thronsaal, sie konnte noch hören, das die Weisen sich weiterhin über Jaru unterhielten, doch verstehen konnte sie nichts mehr. Tempel der Kasara: die Königin, Tempelaufseher, und eine menge Jungfrauen... "Eure Hoheit, wir wissen leider nicht, was genau ihr mit dem was ihr hier tut bezwecken wollt." Begann, einer der Tempelaufseher, als die Königin eintrat. "Kasara starb, bevor sie ihre Regentschaft antreten konnte. Sie liebte einen Mann, welcher genau an ihrem Todestag, den Schwur der Wächter leistete. Den Schwur, jeden, aber vor allem die Königsfamilie, vor allen Gefahren zu beschützen. Er wurde damals schwer verletzt, doch sie die er zu beschützen hatte und die meisten der Wächter starben. Seitdem ist er nicht mehr derselbe. Da­zu kommt, das er mit Ansehen muß, wie die normal sterblichen Leute da draußen geboren werden, wie sie Aufwachsen und schließlich eines Tages sterben. Freunde konnte er so nie finden. Nun möchte ich ihm we­nigstens einen Teil seines Lebens wieder geben. Eine neue Liebe, ist genau das was er braucht. Doch darf es natürlich nicht irgend jemand sein, es muß jemand sein, dem Jaru vertraut und welcher sich als neuer Wächter eignet. Und ich denke nur Kasaras Wiedergeburt, sollte sie wiedergeboren worden sein, eignet sich dafür am besten. Und wie kann man ihre Wiedergeburt besser ausfindig machen, als in dem Tempel der ihr geweiht ist?" Kaum hatte sie ihre Worte ausgesprochen, betrat ein Priester den Tempelraum und ging zum Altar. Dort kniete er sich kurz hin, bevor er dann zur Königin trat. "Eure Hoheit, wir haben die letzten zwei Tage viele der Mädchen geprüft. Einige von ihnen würden sich zwar als Wächter eignen, jedoch keine als Jahrtausend­wächter... auch war noch bei keiner ein Anzeichen vorhanden, das die Wiedergeburt der Prinzessin dabei wäre." "Immer mit der ruhe, ich habe volles Vertrauen, das sie Wiedergeboren wurde. Es ist halt nur eine Frage der Zeit, bis wir sie finden." Meinte die Königin. "Ja ihr habt recht, aber leider haben wir diese Zeit nicht. Der Jahrtausendwächter muß rechtzeitig gewählt werden. Gerade jetzt ist es besonders wichtig, denn ich spüre eine negative Energie, und zweifelsohne könnte diese Energie nur dann gefährlich werden, wenn ihr Plan nicht aufgeht. Die negative Energie würde dann von Jaru besitz ergreifen." Langsam nickte die Königin, "Ich weiß, denn auch ich spüre es, darum möchte ich die Wiedergeburt von Kasara finden." Plötzlich durchbrach ein Schrei die Stille des Tempels, es war Jaru der diesen Schrei ausstieß. Als Wächter mußte Jaru natürlich immer in der nähe der Königin sein, so war es auch hier, doch hatte er noch nie den Tempel betreten, welcher zum Gedenken seiner verstorbenen angebeteten errichtet worden war. Heute war es anders, Jaru hatte etwas gespürt, er wußte nicht ob es eine Gefahr war oder etwas ähnliches und so hatte er doch den Tempel betreten müssen, um für den Fall der Fälle die Königin zu beschützen. Kaum hatte Jaru aber den Raum des Tempels betreten, in dem sich die Königin, die Tempelaufseher, der Priester und die Jungfrauen befanden fiel sein Blick auf ein Mädchen. Dieses Mädchen mochte etwa siebzehn oder achtzehn Jahre alt sein, ihr Angesicht schien heller als die Sonne zu strahlen, was durch die hellblonden, fast Schulterlangen Haare untermalt wurde. Sie trug ein ärmliches und doch sauberes weiß-golden Glänzendes Kleid. Kaum fiel Jarus Blick auf dieses Mädchen, hatte er den Schrei ausgestoßen, einen Schrei der Überraschung, denn dieses Mädchen sah aus wie sie, sah aus wie seine angebetete, genauso wie einst Kasara ausgesehen hatte. Die Königin und der Priester folgten der Blickrichtung von Jaru, und sahen das gleiche was auch Jaru sah, verstanden aber nicht, wieso sie dies bis eben nicht bemerkt hatten. "Bringt sie her..." waren die Worte der Königin. Alles schaute zur Königin, da außer dem Priester, dem Mädchen und Jaru niemand wußte wer gemeint war. Daher kam das Mädchen auch von allein zur Königin, kniete mit gesenktem Blick vor ihr nieder und wartete darauf das sie angesprochen wurde. "Wie heißt du, mein schönes Kind?" erkundigte sich der Priester, dem die Aufgabe zu teil wurde, das Mädchen zu prüfen. "Seit meiner Geburt werde ich Kalasa genannt, jedoch niemand kennt meinen wahren Namen, da ich ein Findling bin." War die Antwort des Mädchens. Nun mischte sich die Königin ein, "weißt du warum wir dich gerufen haben?" "Ja eure Hoheit, ihr vermutet in mir die Wiedergeburt der Prinzessin Kasara..." "Du hast recht. Schickt die anderen Jungfrauen nach Hause, wir haben die, welche wir suchten.", unterbrach die Königin. Kurz darauf war der Raum im Tempel leer, bis auf Kalasa, Jaru, der Königin und dem Priester. Auch Jaru hatte sich inzwischen vor der Königin gekniet, doch war sein Blick nicht gesenkt, nein ständig mußte er Kalasa anschauen, und in ihm erwachte ein Gefühl, das er seit nunmehr fast tausend Jahre nicht mehr gehabt hatte, es war wie wenn sein Körper nach etwas hungerte, wie wenn tausende und aber tausende Schmetterlinge in seinem Bauch herumfliegen würden. Er kannte dieses Gefühl nur zu gut, und er wollte es nicht mehr. Dieses Gefühl es starb einst mit ihr, und er verstand einfach nicht, wieso es nun wieder da war. Kalasa schien den Blick Jarus auf sich zu spüren, denn kurz erhob sie den Kopf und schaute in sein Gesicht, jedoch nur um sich mit einem Rotschimmer im Gesicht gleich wieder wegzuschauen. "Ja sie ist es... es besteht kein Zweifel, eure Majestät. Schaut nur wie die zwei sich anschauen, sie kennen sich, obwohl sie schon so lange voneinander getrennt waren. Und glaubt mir, ihr werdet nirgendwo bessere Wächter finden als diese beiden, die nun alles darum geben werden, nie wieder voneinander getrennt zu werden." Meinte der Priester. Die Königin nickte und meinte darauf: "Jaru, Kalasa, steht auf. Kalasa bist du bereit die Aufgaben des neuen Jahrtausendwächters zu übernehmen, und an der Seite von Jaru fortan die Königsfamilie zu schützen?" Ohne lange zu überlegen, antwortete Kalasa: "Ich werde tun, worum sie mich bitten, eure Hoheit, jedoch nicht, weil sie mich darum bitten, sondern weil ich denke, das es meine Aufgabe ist, auf die ich seit meiner Geburt vorbereitet wurde." Die Königin nickte Kalasa freundlich zu, und sprach dann zu Jaru und dem Priester: "Bereitet sie auf ihr Amt vor. Und dir Jaru wünsche ich viel Glück mit deiner neugefundenen Liebe. Wochen später, pünktlich zur Jahrtausendwende im Thronsaal: die Königin mit den Weisen "Es ist nun an der Zeit, einen neuen Jahrtausendwächter in sein Amt aufzunehmen", sprach die Königin, und kaum waren die Worte verklungen öffnete sie die große Tür des Thronsaals und Jaru und Kalasa traten ein. "Hier seht ihr nun den bisherigen alleinigen Jahrtausendwächter und die neue Jahrtausendwächterin. Sie werden von nun an, Seite an Seite kämpfen, nicht nur für uns, die sie zu schützen gelobt haben, nein sondern auch für sich, denn sie wollen nicht wieder voneinander getrennt werden." Und wieder würde ein Jahrtausend vergehen, bis ein neuer Jahrtausendwächter gewählt werden würde, doch die zwei vorhandenen würden alle überleben, denn ihre Liebe kennt keine Grenzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)