Demon Slayer One-Shots von FlameHashira ================================================================================ Kapitel 11: Permafrost [Giyuu x Shinobu] ---------------------------------------- „Ist das nicht eine wundervolle Fügung Tomioka-san?“, sprach Shinobu sanftmütig und zart. „Du und ich, gemeinsam auf einer Mission. Erneut!“   Auch wenn sie sich eine wesentlich bessere Umgebung hätte vorstellen können.   „Ich würde es nicht direkt als Mission betiteln“, erwiderte Giyuu, wie gewohnt, ohne eine offensichtliche Regung.   Manchmal war es wirklich langweilig mit Giyuu, aber Shinobu war darüber hinweg. Wobei sie sich nie wirklich darüber aufgeregt hatte, dazu kannte sie Giyuu vermutlich auch schon zu lange. Im Grunde galt das für sie beide, dadurch, dass sie sich schon so lange kannten – wusste auch Giyuu mehr über sie als andere Personen. Es war vielleicht auch eine Sache des wollen's. Viele andere könnten auch hinter ihre Maske sehen, wenn sie es wirklich wollen würden.   Es würde Shinobu jedoch auch nicht wundern, wenn Giyuu gar nicht hatte hinter ihre Maske sehen wollen, sondern dies einfach zufällig passiert wäre … Giyuu konnte manchmal auf eine ungeschickte Art sehr süß sein. Zumindest bei Shinobu hatte dies funktioniert, um ihre Aufmerksamkeit noch mehr auf ihn zu ziehen. Dafür ignorierte sie auch hin und wieder seine etwas stoische Art und Weise, welche viele andere Personen bereits in Rage versetzten. Das beste Beispiel war da immerzu Shinazugawa, welcher schneller explodierte, als man schauen konnte. Vielleicht könnte Shinobu das abschwächen, aber es war nicht ihre Entscheidung, irgendwelche Geheimnisse auszuplaudern.   Sie hielt die Füße still. Genau wie Giyuu es für sie tat. Auch wenn dieser das vielleicht nicht ganz wissend machte.   „Aber natürlich ist es eine Mission“, meinte Shinobu sofort bestimmend. „Wir sind gemeinsam unterwegs zu einem Ort, den wir erforschen sollen und eventuell treibt sich dort auch ein Dämon herum. Ist es für dich etwa nur dann eine Mission, wenn wir auch einen Dämon antreffen?“   Obwohl Giyuu ziemlich gut darin war ein monotones Gesicht zu ziehen, schaffte Shinobu es doch irgendwie ab und an etwas anderes hervorzulocken. Es war nur minimal, aber sie meinte zu sehen, wie Giyuu ein wenig seine Unterlippe vorschob, als wäre er kurz davor zu schmollen.   „Keine Angst, du wirst mir sicherlich zeigen können, was für ein mächtiger Wasserhashira du bist!“, flötete Shinobu schließlich noch zusätzlich.   Und das bewirkte etwas mehr Reaktion, Augen, die einen Hauch größer wurden und Wangen, die zu erröten schienen. Es war purer Zucker, Giyuu so zu sehen. In ihren Augen war es da kaum verwunderlich, dass sie es gerade genoss und immer wieder machte. Auch wenn es vor anderen Hashira's doch nochmal etwas zurückhaltender war. Sie könnte vermutlich genauso sein wie jetzt – aber es könnte für etwas zu viel Aufmerksamkeit sorgen.   Etwas, dass Shinobu lieber vermeiden wollte.   Sie war sich sicher, dass auch Giyuu durchaus froh darüber war. „Glaubst du, es hat etwas mit einem Dämon zu tun?“, hinterfragte der Wasserhashira, vielleicht auch zur Ablenkung.   „Hm“, machte sie, durchaus ein wenig nachdenklich. „Es wäre nicht abwegig, denke ich? Wir haben bereits viele blutige Dämonenkünste kennenlernen dürfen, vielleicht gibt es auch eine, die langfristig anhält oder einen Dämon, der bereits länger an einem Ort unentdeckt leben konnte.“   Auch sie hatten ihre Augen nicht überall. Vor allem bei Gebieten, die weit ab von der größeren Zivilisation lagen, war es recht komplex. Auch die Kasugai-Krähen oder Kakushi konnten sich nicht zerteilen, um Informationen zu sammeln. Sie waren stets zu wenig, die für das Corps arbeiteten – dies war jedoch kein Geheimnis. Außer für die normalen Menschen, für die aber ohnehin alles recht unbekannt war, was mit Dämonen ansatzweise zu tun hatte.   „Es könnte aber auch ein Naturphänomen sein!“, fügte Shinobu nochmal lächelnd hinzu. „Es gibt sicherlich noch extrem viele Dinge, die wir nicht ganz erforscht haben, aber ich kenne mich wohl nicht sonderlich gut damit aus, um es zu bewerten.“   Auch wenn sie genau deshalb hier war.   Giyuu war unglaublich stark als Wasserhashira. Er benötigte nicht unbedingt ihre Hilfe – oder vielmehr gar nicht? Es gab jedoch Gebiete, in denen sie als Expertin galt, wenn es um Gifte beispielsweise ging. Doch manchmal schob man ihr Expertenwissen zu, welches sie gar nicht besaß. Vielleicht hätte sie dies normalerweise nochmal angesprochen, aber es war immer erfreulich, wenn ihre Mission mit Giyuu zu tun hatte. Es war einfach gemeinsame Zeit, die sie sonst nicht miteinander haben würden.   Auch wenn die Umgebung definitiv besser sein könnte.   Shinobu würde sich nicht als kälteempfindlich beschreiben, aber die Temperaturen nahmen immer mehr ab, umso näher sie ihrem Ziel gekommen waren. Während der Umschwung ihr zu Beginn nichts ausgemacht hatte – so fiel ihr nun immer mehr auf, dass sie fröstelte. Es war wohl naheliegen, dass bei der Untersuchung einer Stelle, die ewig gefroren zu sein schien, die Temperaturen recht gering waren. Das half jedoch nicht dabei aus, dass sie weniger fror – eher fror sie nur noch mehr. Die Uniform des Corps war aus einem sehr guten Stoff, half bei Angriffen von schwächeren Dämonen und man schwitzte in ihr nicht so schnell, genauso wenig sollte man schnell frieren. Allein das war wohl ein Zeichen dafür, dass es recht kalt am Zielort war.   Selbst ihren Atem konnte sie bereits vor ihrem Gesicht sehen.   Das wäre doch eigentlich der perfekte Moment für Giyuu, um sich als Freund zu beweisen, oder?   Shinobu sah also wieder zu ihrer Begleitung: „Giyuu~“, benutzte sie direkt den Vornamen ihres Genossen, der eine sofortige Reaktion entlockte. Überraschung vor allem. „Mir ist wirklich kalt.“   Sie würde nicht den Fehler machen, vor anderen Giyuu so vertraut anzusprechen, aber sie waren unter sich – es wäre also kein Problem.   „Ich kann nichts an den Wetterbedingungen ändern.“   Shinobu war nicht wirklich überrascht von dieser Antwort. Sie seufzte tief und schüttelte ein wenig kichernd den Kopf, auch wenn sie immer noch zitterte.   „Das stimmt wohl, aber vielleicht hast du ja etwas bei dir, was mich warm hält?“, schlug sie nun vor.   Giyuu lugte zu ihr, vielleicht irritiert: „Habe ich nicht – Sh...Shinobu.“   Sie konnte diese weiterhin stoische Antwort ignorieren, weil sie dafür hören durfte, wie Giyuu verlegen ihren Vornamen aussprach. Dabei kannten sie sich lange genug, damit niemand sich beschämt fühlen müsste. Man konnte es wohl als kleinen Fortschritt ihrer Beziehung anerkennen.   „Wie wäre es mit deinem Haori?“, bot sie als Lösungsweg an.   „… Aber dann ist doch mir kalt“, antwortete Giyuu.   Und damit lag dieser ganz richtig. „Ach komm, ich dachte, euch Männern ist nicht so schnell kalt.“   „Ich bin sehr sicher, dass mir kalt werden würde, wenn ich dir meinen Haori überlassen würde“, erwiderte der Wasserhashira. „Aber im Dorf können wir uns sicherlich aufwärmen.“   Shinobu seufzte schwer, ganz offensichtlich musste sie mit ein wenig frieren auskommen. Vielleicht war das auch besser, als wenn Giyuu später noch erkältet wäre oder dergleichen. Für sie war das Thema nun abgeschlossen, doch ein paar Schritte später, spürte sie plötzlich einen Arm um ihre Schultern, welcher sie näher an ihren Kumpanen zog.   Ihr entrann ein unsicheres „Huh“ vor Überraschung, ehe ihr Blick zu Giyuu wanderte, welcher sein unverkennbares Gesicht trug. Ganz so, als hätte sich nichts verändert. Natürlich war es dennoch kalt und die Wärme, die Giyuu verströmte, bei Weitem nicht ausreichend, damit Shinobu gar nicht mehr fror, aber sie genoss es dennoch. Ein kleines Glucksen entrann ihr, doch sonst gab sie nichts von sich. So Seite an Seite war das nebenher Laufen ein wenig schwieriger, aber Shinobu hatte das ein wenig lieber. Giyuu gab ebenfalls keine Beschwerden von sich, also konnten sie jetzt eng aneinander den restlichen Weg hinter sich bringen.   So erreichten sie dann also auch endlich das Dorf. Shinobu hatte sich vorgestellt, dass dieses, sowie die nahe Umgebung, völlig im Eis stecken würden – immerhin war es wirklich kalt. Doch es gab weder Eis noch Schnee – es blieb kalt, aber mehr auch nicht. Da Giyuu keine große Hilfe wäre, um eine Unterkunft zu finden, war es an Shinobu einen älteren Herren anzusprechen, welcher nach ewig-langen Erzählungen über sein schweres Leben, schließlich auf ein Haus deutete.     Ein Haus, welches angenehm temperiert war, als sie hineinkamen. Shinobu atmete erleichtert auf und spürte förmlich, wie alles an ihr auftaute, was bisher unglaublich gefroren hatte. Da das Dorf wohl eher selten mal Besuch empfing, war es kein Problem für sie ein Zimmer zu bekommen. Sie zogen sich dorthin erst einmal zurück – fernab von neugierigen oder auch misstrauischen Blicken.   „Haaahh... so schön warm“, schwärmte sie sofort.   Sie machte es sich auf dem Futon bequem, welches groß genug für zwei Personen war. Es war nach wie vor eine Seltenheit, das Bett zu teilen – weil sie viel zu selten eine gemeinsame Mission hatten oder mal niemanden um sich herum, den sie kannte. Daher genoss Shinobu diese Momente stets, die sie gemeinsam verbringen konnten – nicht nur platonisch, sondern auch mehr in einer romantischen Ebene, welche sie begannen zaghaft zu erkunden. Es war wohl keine Überraschung, dass sie beide alles andere als Erfahrung in diese Richtung mitbrachten. Shinobu's Interesse an Romantik war stets sehr gering ausgeprägt gewesen und selbiges konnte man vielleicht auch bei Giyuu behaupten?   Für Shinobu war das absolut keine Problematik, auch weil sie bei dem vorgehenden Tempo einander ziemlich ähnlich waren. Das erste Mal Händchen zu halten, war bereits ein großes Ereignis für sie gewesen, von dem ersten zaghaften Kuss ganz zu schweigen. Auch jetzt noch bekam sie dieses widerliche Gefühl von Schmetterlingen im Bauch, wenn sie daran dachte. Sie war sich sicher, dass ihr Tempo bei allem für manche Personen etwas irritierend wirken könnte, doch für sie war es definitiv perfekt so, wie es war.   „Willst du heute noch zum Gebiet?“, fragte Giyuu, nachdem er ihr einen kurzen Moment der Entspannung geschenkt hatte.   Sie neigte den Kopf ein wenig: „Ich denke, das wäre schlau, wenn es mit einem Dämon zu tun haben sollte, könnten wir ihn sogleich auffinden und töten.“   „Das... war mein Gedanke“, antwortete Giyuu zustimmend.   „Hahh“, Shinobu ächzte ein wenig, als sie sich einmal ausstreckte. „Na schön, gib mir nur einen Moment, um mich auf die Kälte draußen vorzubereiten.“   Sie winkte dabei in die Richtung der Tür, um Giyuu zum Verstehen zu geben, dass sie dabei etwas Privatsphäre wünschte. Ihr Gefährte und Freund nickte einmal, fast schon respektvoll und trat anschließend vor die Tür ihres gemeinsamen Zimmers. Nach einem kurzen Ausharren, erhob Shinobu sich wieder vom Futon, um stattdessen ihrer kleinen Tasche zu widmen, die sie mit sich getragen hatte. Hauptsächlich ein paar Utensilien, die sie benötigte, um die meisten Gifte zu heilen, bevor es schwerwiegende Verletzungen verursachen konnte. In Vorbereitung auf einer kalten Umgebung, hatte sie aber noch ein Unterhemd und eine lange, enganliegende Hose eingepackt. Beides aus Baumwolle und trotz dass sie recht dünn wirkten, hielten sie stets warm.   Zumindest wärmer, als wenn sie diese nicht trug. Es wäre wohl schlau gewesen, sie bereits vor der Abreise anzuziehen. Zukünftig würde sie sich hoffentlich daran erinnern, schneller zu frieren, als sie zuerst angenommen hatte. Für den Moment schob sie diesen Gedanken jedoch weg, stattdessen entkleidete sie sich fast vollständig, bis sie die dünne Baumwoll-Kleidung überziehen konnte. Schon jetzt fühlte es sich ein wenig besser an. Shinobu hoffte wirklich, dass dies für draußen ebenso gelten würde. Sobald sie wieder vollständig bekleidet war, legte sie auch ihr Katana wieder ordentlich an und griff nach ihrer kleinen Tasche, um den Raum ebenfalls zu verlassen. Giyuu stand wie ein Beschützer vor der Tür und starrte den Gang herunter, als müsste er das sehr gut im Auge behalten.   „Dann lass uns aufbrechen“, sprach sie ihn mit zarter Stimme an, nachdem sie die Tür zu ihrem Zimmer zugezogen hatte.   Giyuu's Reaktion nach zu urteilen, hatte er sie bereits vorher bemerkt, aber von einem Hashira würde man auch nichts anderes erwarten. Also verließen sie das Gasthaus auf demselben Wege, wie sie dieses betreten hatten. Die Kälte erfasste sie auch sogleich wieder, sie fühlte sich mächtiger an als zuvor, was grundlegend daran liegen könnte, wie warm es im Gasthaus doch gewesen war. Es benötigte einige Schritte, damit sich Shinobu etwas wärmer fühlte und die Außentemperaturen ihr nicht mehr ganz so viel anhaben konnten.   Es kam selten vor, dass sie ohne der Befragung gewisser Personen vorkamen, doch gerade mussten sie nur der Kälte folgen. Diese wurde aus einer bestimmten Richtung immer mächtiger. Zu Beginn war es nicht ganz so offensichtlich, aber umso mehr sie sich näherten, umso auffälliger wurde, wie kalt es doch war. Bald schon sahen sie vereiste Äste von Bäumen oder die Blätter von Sträuchern. Es hatte etwas Magisches an sich zu sehen, wie einfach alles von Eis überwuchert wurde. Von der Gefahr eines etwaigen Dämons war nichts zu spüren. Sie befanden sich sicherlich schon mittendrin in dem Bereich, den sie auskundschaften sollten.   „Ah, irgendwie hoffe ich, dass das alles hier nichts mit einem Dämon zu tun hat“, meinte Shinobu, während sie sich umsah. „Es wirkt wunderschön auf mich, immer noch kalt, aber... schön.“   „Hm“, machte Giyuu ein wenig nachdenklich, während er seinen Blick nun ebenfalls schweifen ließ. „Ja, es ist wirklich ganz hübsch.“   Shinobu wünschte sich eine Mütze, die ihre Ohren schützen würde, als es gefühlt immer kälter wurde. Schließlich konnten sie eine große, fast freie Fläche auffinden. Auf den ersten Blick wirkte es wie eine einfache Lichtung, doch auf dem Zweiten konnte man einen zugefrorenen See erkennen. Auch hier gab es keinen meterhohen Schnee, doch eine kleine Schicht hatte sich gerade um den See herum aufgebaut. Zu wenig um Schneemänner zu bauen, aber genug für einen hübschen Anblick. Fast schon magisch, mit dem leuchtenden Mond am dunklen Nachthimmel.   „Ich schätze von hier kommt diese Kälte“, merkte ihr Begleiter an, als sie sich näherten. „Sei aufmerksam und vorsichtig.“   „Ich mache das nicht zum ersten Mal“, erwiderte Shinobu amüsiert.   Dennoch kam sie Giyuu's Aussage nach, auch weil dies ganz logisch war. Niemand würde einfach drauflosrennen und sich in die nächste Gefahr stürzen, die es eventuell gab. Bisher blieb es weiterhin ruhig um sie herum, was beruhigend sein konnte – zugleich aber auch ein Zeichen dafür, dass eine Gefahr ganz nahe war. Sie kamen der Eisschicht näher und Shinobu ging neben ihr in die Hocke, um einen besseren Blick darauf zu haben.   „Es ist gar kein zugefrorener See“, redete sie sogleich. „Es scheint, als wäre es einfacher Boden, der gefroren ist. Vielleicht mit einer minimalen Wasserfläche über sich.“ Shinobu legte ihre Hand darauf und übte einen leichten Druck aus, doch weder zerbrach das Eis, noch gab es sonst irgendwie nach. „Minimal, aber immer noch breit genug, um nicht zu zerbrechen. Wobei es auch daran liegen könnte, dass es scheinbar permanent gefroren ist.“   Dieses Gebiet lag bereits eine Zeitlang unter Beobachtung der Kasugai-Krähen, doch bislang gab es nichts Auffälliges, bis auf, dass es zugefroren war und blieb.   „Vielleicht wirklich nur eine geologische Besonderheit?“ Shinobu sah zu Giyuu hoch, welcher ein wenig um die Fläche gelaufen war, ohne zu weit entfernt wegzugehen. „Bisher wurden auch keine Menschen vermisst. Bei einem Dämon wäre dies grundsätzlich der Fall.“   Sie nickte zustimmend: „Es scheint auch nicht so, als gäbe es sonst in der Nähe irgendeine Art von Zivilisation.“   Also konnten sie eine andere Nahrungsquelle vermutlich ausschließen. Natürlich gäbe es noch die Option, dass auf Wanderer und Reisende gewartet wird. Personen, die nicht genau hier im Umkreis vermisst werden würden. Shinobu erhob sich wieder und ließ ihren Blick über die eisige Fläche schweifen. Es war immer noch sehr kalt, aber ihr Körper gewöhnte sich daran. Natürlich sehnte sie sich weiterhin nach Wärme, doch in der Kälte zu verharren, war nicht mehr so eine Qual. Mit einem Summen ließ sie einen ersten Fuß auf die Eisfläche, bevor sie mit dem Zweiten nachkam und sich sanft über die dünne Schicht schob.   „Was tust du da?“, fragte Giyuu sofort alarmiert nach. „Du solltest nicht darauf treten.“   „Entspann dich“, winkte sie sanft ab. „Ich will mir das nochmal etwas mittiger ansehen.“   „Was, wenn der Dämon genau dort auf dich wartet?“   „Dann liegt mein Leben in deinen Händen!“   Giyuu entglitt beinahe sein monotones Gesicht, was ein süßer Anblick war. Shinobu kicherte leise, während sie sich weiterhin mehr zur Mitte gleiten ließ. Glücklicherweise besaß sie einen guten Gleichgewichtssinn und kannte sich mit dem Laufen auf Eis aus. Sie sah weiter nach unten, doch die Eisfläche veränderte sich nicht, man konnte immer noch den grasigen Boden erahnen. Es schien kein plötzliches Loch zu geben, nichts, was auf etwas Gefährliches hinweisen könnte.   Sie hob also ihren Blick wieder, um Giyuu anzusehen: „Ich kann auch hier nichts Ungewöhnliches sehen.“ Dann bemerkte sie, dass ihr Blick ins Leere ging. Blinzelnd drehte sie den Kopf nach links und rechts. „Giyuu? Giyuu!“ Auch wenn der Wasserhashira ein ruhiger Mensch war, sah es diesem nicht ähnlich einfach wortlos zu verschwinden. Shinobu spürte den Anfang von Panik in sich aufkommen, dabei hatte sie sich nicht einmal komplett umgesehen oder einen Grund dafür, etwas Schlimmes zu ahnen. Sie öffnete ihren Mund erneut, um nach ihrem Freund zu rufen, als etwas ihren Rücken traf: „Ahh!“, kreischte sie prompt auf, klatschte sich die Hände auf den Mund, drehte sich um und erkannte den Wasserhashira dort. Seine Gesichtszüge verrieten nichts, der Schneeball in seinen Händen dafür umso mehr. „Giyuu! Was soll das? Hast du mich gerade wirklich abgeworfen? Mit Schnee?“   Es war nicht leicht, sie aus der Ruhe zu bringen und ihre Maske bröckeln zu lassen, die sie aufgebaut hatte. Eine sanfte Stimme und reine Freundlichkeit sollte sie ausstrahlen, so wie ihre ältere Schwester es stets getan hatte.   Giyuu zuckte mit den Schultern und wagte es dann wirklich einen weiteren Schneeball nach ihr zu werfen. Dieses Mal konnte Shinobu natürlich ausweichen, weil sie den Schneeball ahnte. Bei der kleinen Menge Schnee war es nur noch lächerlicher, dass Giyuu diesen nach ihr warf!   „Okay – du hast es nicht anders gewollt“, meinte Shinobu. Ihre Maske saß wieder an Ort und Stelle, und ihre Stimme hielt sie sanft und fröhlich. „Mach dich darauf gefasst, Schnee zu essen!“   Geologische Testungen konnten noch warten – ihre Rache hatte Vorrang! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)