Demon Slayer One-Shots von FlameHashira ================================================================================ Kapitel 4: Schneestille [Kyojuro x Nezuko] ------------------------------------------ Der Winter erinnerte Tanjiro stets an den Tod seiner Familie.   Wenn der Schnee wieder so hoch war, dass seine Uniform an den Waden durchnässte und ein Vorwärtskommen schwieriger wurde, hatte er ein schweres Gefühl auf den Schultern und eine Angst im Brustkorb. Er wusste, dass es vorbei war, doch hin und wieder verlor er sich in der schneeweißen Melancholie.   Vielleicht wurde diese Melancholie auch dadurch ausgelöst, dass er gerade alleine unterwegs war. Normalerweise war zumindest Nezuko bei ihm, natürlich in der Kiste auf seinem Rücken, aber nichtsdestotrotz wäre sie sonst bei ihm. Nach der Sache am Mugen Train hatte seine Schwester wieder ein wenig Schlaf zur Erholung gebraucht – und mit ihr, auch Rengoku-san!   Auch jetzt noch befürchtete Tanjiro stets, dass er eine Nachricht erhalten würde, welche den Tod der Flammensäule verkündete. Wenn auch mit der Erinnerung, dass Kocho-san gut darüber gesprochen hatte, dass es ihm gut gehen würde, blieb die Besorgnis erhalten. Als er zuletzt im Schmetterlingsanwesen gewesen war, hatte Rengoku-san immer noch im Koma gelegen und seine Schwester hatte tief und fest geschlafen. Normalerweise hätte er sie wohl dennoch mit sich genommen, aber so tief und fest im Schlaf war es doch schwer, sie in die Kiste zu bekommen. Daher war er froh darüber gewesen, dass man mit ihrer Anwesenheit dort einverstanden war. Natürlich wusste er nicht, wie viel Oyakata-sama mit dieser Entscheidung zu tun hatte, aber er vertraute Kocho-san natürlich!   Er hätte eigentlich schon am Vortag wieder ankommen sollen, doch ein wahrer Schneesturm hatte ihn aufgehalten und zugeschneit. Glücklicherweise hatte es schnell genug abgenommen und dafür herrschte jetzt eine totale Stille. Der Schnee war immer noch hoch genug, aber bislang schien es nicht so, als würde es wieder anfangen zu schneien. Nun, sobald er im Schmetterlingsanwesen angekommen wäre, könnte es ihm vorerst egal sein.   Als er das Anwesen bereits von weiten erkennen konnte, überkam ihn Erleichterung und radierte die restliche Melancholie aus. Er versuchte sich etwas schneller zu bewegen, auch wenn der Schnee es ihm schwer machte, genauso wie seine Füße, die sich eiskalt und taub anfühlten. Mit jedem Schritt kam er dem Anwesen näher, bis er wirklich ankam und sich schon viel geschützter vor Wind und Wetter fühlte. Er begrüßte Sumi, Kiyo und Naho und blieb auch einen Moment bei ihnen stehen, statt einfach vorbeizulaufen.   „Nezuko ist aufgewacht, Tanjiro!“ „Und Rengoku-sama ebenfalls!“ „Sie sind beide aufgewacht!“   Wenn die drei Mädchen nicht genau diese Sachen an- und ausgesprochen hätten, dann wäre er sicherlich für ein Gespräch dageblieben. Hoffentlich nahm das Trio es ihm nicht übel, dass er jetzt aber förmlich davon stürmte. „Ich komme später nochmal zu euch!“, rief er sich über die Schulter, während er sich weiter entfernte.   Sein Gesicht brannte, weil die angenehme Wärme auf seine kalten Wangen trafen, seine Finger kribbelten und seine Füße waren immer noch taub. Dennoch steuerte er direkt das Zimmer an, in welchem Nezuko geschlafen hatte. Doch irritiert musste er wahrnehmen, dass sie nicht in ihrem Zimmer war. Tanjiro sah sich um, während er auch begann, seine durchnässte und voll beschneite Kleidung ablegte. Es wäre besser für seine Gesundheit schnell etwas Trockenes anzuziehen.   „Nezuko?“, fragte er in den Raum. „Nezuko!“   Ob sie sich versteckte? Auch wenn keine Sonne schien, weil sie bereits untergegangen war, aber auch so nicht durch den bewölkten Himmel schaffte. Als er die Schränke öffnete, hatte er bereits die Hoffnung seine Schwester zu sehen, aber sie war nicht aufzufinden. Schnell begann Tanjiro sich umzuziehen, verhedderte sich etwas in den Ärmeln und Hosenbeinen, aber schließlich trug er die weiße Kleidung des Anwesens und stolperte nun weiter durch eben jenes. Besorgnis kroch in ihm hoch, aber er war sich sicher, dass man Nezuko nicht herausgeschmissen hatte. Schon gar nicht, wenn er sich in Erinnerung rief, wie glücklich Sumi, Kiyo und Naho gewesen waren!   „Kamado-kun!“   Tanjiro blieb abrupt stehen, als er die besonders laute Stimme vernahm, welche sein Herz kurz still stehen und dann schnell weiterschlagen ließ.   Sie sind beide aufgewacht!   Sofort drehte er sich in die Richtung, aus welcher die Stimme gekommen war, die Tür zu einem Zimmer war halb aufgeschoben und offenbarte die immer noch verletzte Flammensäule. Dennoch wirkte er lebensfroh und munter, seine Haut hatte wieder Farbe und seine Lippen waren zu einem Lächeln geformt. Das linke Auge war verdeckt von einem dicken Verband, der auch ein wenig vom Haar zurückdrängte.   „Rengoku-san“, erwiderte Tanjiro glücklich, als er die Tür weiter aufschob und eintrat.   Und dann wurde er überrascht.   „Nezuko!“   Seine burgunderfarbenen Augen klebten sofort an seiner kleinen Schwester, welche es sich im Bett der Flammensäule bequem gemacht hatte. Sie lag auf der dicken Decke, vermutlich auf den Beinen des Hashira und schien sich dort auch sehr wohl zu fühlen. Träge öffnete sie ihre Augen, als hätte sie gerade wieder tief und fest geschlafen und hob ihren Kopf ein wenig, um zu ihm zu sehen.   „Hmmhmm!“, murmelte sie und richtete sich mit erhobenen Fäusten auf.   „Sie hat mir etwas Gesellschaft geleistet, seitdem ich aufgewacht bin“, erklärte Rengoku-san immer noch lächelnd und tätschelte sanft den Kopf des Mädchens.   Tanjiro konnte ganz genau erkennen, wie sie über das ganze Gesicht strahlte und sich an die Hand der Flammensäule schmiegte. Irgendetwas darin ließ sich Tanjiro fehl am Platz, ja befremdlich fühlen. Vielleicht war es einfach die Tatsache, dass niemand außer ihm, Nezuko so den Kopf tätschelte und kraulte?   Zumindest ... bisher.   „Wie lange seid ihr denn schon wach?“, fragte er nach, ohne diesem Gefühl nachzugehen.   „Oh, hm“, Kyojuro neigte nachdenklich den Kopf und senkte seine Hand wieder. „Vier Tage, denke ich, sind es jetzt. Als ich aufgewacht bin, war Nezuko bereits bei mir. Kocho-san meinte, dass sie sich wohl jedes Mal hineingeschlichen hat, sobald die Sonne untergegangen war.“   Tanjiro näherte dem Bett, um am Fußende Platz zu nehmen: „Ich verstehe ...“   „Ja. Sie meinte auch, es könnte ein Beschützerinstinkt sein.“   „Oh“, Tanjiro riss die Augen auf und sah zu seiner Schwester herunter, welche auf dem Bett kniete und missmutig nach der Hand von Kyojuro fischte, um sich diese wieder auf den Kopf abzulegen. „Das ist natürlich gut möglich.“ Ohne Nezuko wäre Kyojuro vielleicht tot. Sie war im Kampf zwischen Kyojuro und dem hochrangigen Dämon im richtigen Moment aufgetaucht, hatte sie Faust so gut es ging abgefangen, welche sich in Kyojuro's Oberkörper gebohrt hatte. Das alles hätte wirklich anders enden können, wenn Nezuko nicht aufgetaucht wäre und vielleicht hatte das wirklich einen Beschützerinstinkt animiert? „Wie geht es dir denn jetzt im Moment?“, fragte er nun nach wie vor besorgt nach.   „Ich bin in Ordnung“, antwortete Kyojuro sofort lächelnd. „In wenigen Tagen werde ich das Bett wieder endgültig verlassen können und wieder auf eine Mission gehen!“   „Ah? Wirklich?“, hakte Tanjiro nach.   Er wagte dies sehr anzuzweifeln, doch nicht nur er, wie es schien. Nezuko's Brummen und Grummeln wurde lauter und sie schüttelte auch den Kopf, während sie etwas böse guckte. In dieser Form wirkte es jedoch absolut nicht bedrohlich. Blinzelnd sah er zu seiner Schwester, welche ihren fast bösen Blick auf Kyojuro gerichtet hielt.   „Wenn es nach mir geht, zumindest schon. Offenbar haben sich aber Kocho-san und Nezuko zusammengeschlossen und gegen mich verschwört!“, verriet die Säule. Auflachend   „Dann solltest du wirklich darauf hören. Kocho-san wird sicherlich am besten einschätzen können, wie viel Ruhe du brauchst, Rengoku-san!“, befürwortete Tanjiro indessen auch.   „Drei gegen einen ...“, erwiderte Kyojuro. „Da wird es immer schwerer, mich durchzusetzen!“   „Hmmmhmpf!“   Kyojuro ächzte auf, als sich Nezuko fast schon gegen ihn warf und dazu zwang, wieder mehr nach hinten zu sacken.   Tanjiro konnte nichts dagegen tun. Dieser Anblick blieb einfach seltsam, wie sich Nezuko an die Flammensäule drückte und im Grunde auf dessen Schoß setzte ... Ob es lediglich daran lag, dass so etwas bislang nie passiert war?   „Macht sie ... das häufiger?“, fragte er zaghaft nach.   Kyojuro hatte einen Arm um Nezuko gelegt, ehe er zu Tanjiro zurücksah: „Nicht wirklich“, antwortete er dann schulterzuckend. „Aber sie verbringt ihre Zeit ganz allgemein nur noch bei mir im Bett. Keine Sorge, es stört mich nicht. Sie ist so klein und zierlich, und das Bett dagegen ist recht groß. Meistens legt sie sich eigentlich nur über meine Beine, wie vorhin als du hereingekommen bist.“   Warum fühlte sich das für Tanjiro beunruhigend und beruhigend zugleich an?   „Und wenn ich mal die Erlaubnis bekomme, mich zu bewegen, dann begleitet sie mich auch immer. Zumindest wenn wir sicher sein können, dass keine Sonne an die Orte kommt. Sie ist wirklich eine große Hilfe, vor allem dabei, dass ich mich nicht zu Tote langweile!“   „Es ist schön, dass ihr euch so gut versteht!“, meinte Tanjiro lächelnd.   Das war es ja auch wirklich. Kyojuro war eine Person, zu der Tanjiro aufsehen konnte – mutig und immer für andere da. Vielleicht war es auch das, was Nezuko anzog?   „Das empfinde ich genau so!“, erwiderte Kyojuro lächelnd. „Sie ist wirklich wundervoll! Ich kann sehr gut verstehen, warum du all das für sie tun willst. Nun, sie erinnert mich tatsächlich auch an meinen jüngeren Bruder.“   Das Lächeln der Säule wurde sanfter und Tanjiro fühlte sich nicht mehr so seltsam in Bezug darauf, wie sehr sich Nezuko scheinbar an die Säule kuschelte.   „Dein Bruder ist sicherlich ganz wundervoll, Rengoku-san!“   „Ja, das ist er! Er wird sicherlich auch wieder zu Besuch kommen, dann könnt ihr ihn auch bestimmt mal kennenlernen.“   „Das würden wir sehr gerne. Zumindest, wenn wir dann da sind.“   „Richtig, richtig... Wie ist es dir während deiner Mission ergangen, Kamado-kun? Du siehst auf jeden Fall unverletzt aus!“   Tanjiro lächelte und nickte: „Ja, mir geht es gut. Es war glücklicherweise eine leichte Mission und niemand wurde verletzt.“   „Großartig!“, brüllte Kyojuro beinahe, ehe er zu Nezuko heruntersah. „Hast du gehört, Nezuko? Dein Bruder hat seine Mission erfolgreich bewältigt und niemand wurde verletzt. Er wird zu einem wundervollen Hashira heranwachsen!“   Nezuko löste sich etwas, um richtig zu Kyojuro aufsehen zu können, ehe sich ihre Züge zu einem Strahlen verzogen und sie rasch nickte. Dann streckte sie sich hoch und stieß ihren Kopf gegen den von Kyojuro – Stirn an Stirn. Anschließend drückte sie sich wieder einfach gegen dessen Oberkörper und schloss scheinbar zufrieden die Augen.   Tanjiro fasste sich selbst an die Stirn, während er Kyojuro etwas glucksen hörte. „Macht sie das häufiger?“   „Ab und an. Beim ersten Mal hat sie mich fast wieder direkt ins Koma fallen lassen“, lachte die Flammensäule. „Kocho-san fand das gar nicht lustig, aber das war nur einmal passiert und seither ist sie wesentlich vorsichtiger und sanfter ... Und verkuschelt. Ist sie im Normalfall immer so verkuschelt?“   „Oh- ähm ... Ja, zumindest mir gegenüber.“   Wenn Zenitsu das sehen würde, würde er wohl in die Luft gehen.   „Nun, mir macht es nichts aus“, sagte Kyojuro ganz entspannt.   Vermutlich sieht er sie wie eine Schwester, Tanjiro lächelte entspannt. Auch wenn sie ihm etwas zu sehr auf die Pelle rückt, für eine Schwester.   „Zu meiner nächsten Mission werde ich sie definitiv wieder mitnehmen, Rengoku-san.“   „Hmpfpff!“, machte Nezuko enttäuscht, während sie sich förmlich noch mehr an die Flammensäule drückte.   „Natürlich. Das ist sicherlich wichtig für euch beide. Gemeinsam werdet ihr unaufhaltsam sein!“   Tanjiro nickte ein wenig, er fühlte sich wohler damit, wenn Nezuko einfach bei ihm war. Doch jetzt gab es einen weiteren Grund; seine kleine Schwester sollte einem erwachsenen Mann sicherlich nicht so auf die Pelle rücken. Selbst wenn es Kyojuro nichts auszumachen schien.   War es an der Zeit für ein ernstes Gespräch zwischen einem großen Bruder und seiner kleinen Schwester? Dabei hatte er nicht geglaubt, dass es so wie es jetzt war, dazu kommen würde, dass mal so ein Gespräch geführt werden müsste!   „Alles in Ordnung, Kamado-kun?“   „Hm?“   „Du scheinst etwas in Gedanken zu sein. Ist irgendwas passiert?“   Tanjiro trug sein Lächeln weiterhin auf dem Gesicht, als er zu Nezuko sah, welche ihr Gesicht im Grunde an Kyojuro's Hemd rieb und völlig glückselig wirkte – wie ein Kätzchen.   „Es ist alles in Ordnung, ich bin nur etwas müde, Rengoku-san!“   Sicherlich würde eine neue Mission nicht lange auf sich warten lassen, solange es draußen so still war und kein neuer Schneesturm sie überraschen würde ... Also hoffte Tanjro definitiv auf Schneestille. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)