Tagebuch einer Trainerin von SoraNoRyu (Pokémon Weiße Edition (Nacherzählung)) ================================================================================ Kapitel 4: Der erste Schritt von Vielen --------------------------------------- Avenitia ist ein kleines, gemütliches Dorf. Wir sind hier aufgewachsen und haben uns stets wohl gefühlt, und wir werden am Ende unserer Reise gerne wieder zurückkommen. Aber dort draußen wartet eine ganze Welt darauf, von uns entdeckt zu werden, und nun, endlich, liegt sie vor uns: Route 1, nach Gavina. Den ersten Schritt wollen wir gemeinsam gehen, und wir fassen uns an den Händen, Bell zu meiner Rechten, Cheren zu meiner Linken. Mein Herz klopft wie wild, ich hätte nie gedacht, dass es so aufregend sein könnte, einen einzigen Schritt zu gehen! Der staubige Boden ist weich unter meinen festen Schuhen, ein breiter Weg durch einen lichten Wald. Links und rechts sind weiße Zäune aufgestellt, hinter denen zartrosa Blumen blühen, etwas weiter gibt es rechter Hand einen Ausguck, von dem man auf einen Ausläufer des Meeres blicken kann. Die Straße wird an vielen Stellen von hohem Gras überwuchert, weswegen man hier nur mit dem Auto durchfahren sollte, wenn man kein eigenes Pokémon bei sich hat. Eine warme Frühlingsbrise weht durch die Bäume und trägt den Duft von Honig und Blütenstaub mit sich. Aus dem hohen Gras dringt leises Gebell, immer wieder unterbrochen von schrillem Pfeifen. Wilde Pokémon, und sie sind nur noch wenige Schritte entfernt! Selbst Cheren ist die Begeisterung anzusehen, als wir uns der ersten großen Wiese auf unserem Weg nähern. „Geduld, Kinder!“, mahnt Professor Esche, die lächelnd aufholt. Ihr eigenes Pokémon, ein süßes Piccochilla, springt bereits freudig neben ihr her, bereit, zusammen mit seiner Trainerin vorzuführen, wie man ein wildes Pokémon fängt. Dass wir den Vorgang schon gefühlt tausend Mal im Fernsehen gesehen und von unseren älteren Mitschülern ebenso oft erklärt bekommen haben interessiert die Professorin dabei ebensowenig wie die Tatsache, dass wir die Bewegungen auf der Wii bereits üben konnten. Langsam habe ich das Gefühl, sie hört sich einfach gerne selbst reden... oder ist es so gewohnt, diesen Vortrag jedes Jahr auf dieselbe Weise zu halten, dass sie ihn gar nicht abkürzen könnte, ohne sich etwas dabei zu brechen. Zum Glück dauert es nicht lange, bis sie ein wildes Nagelotz aufgestöbert hat, das sich dem Kampf gegen Piccochilla stellen will. Das wilde Pokémon lässt sich ohne großen Widerstand schwächen und bleibt sogar im ersten geworfenen Ball drin, was keine Selbstverständlichkeit ist und uns erleichtert aufatmen lässt. Immerhin bekommt jeder von uns für seine Geduld noch fünf Pokébälle geschenkt, und die Professorin verabschiedet sich, damit wir endlich loslegen können. „Eeend-lich!“, stöhnt Bell, „Ich dachte schon, wir kommen heute gar nicht mehr los...“ Cheren schnaubt belustigt. „Waren wir nicht deinetwegen schon mehr als zwei Stunden später dran?“ Bell übergeht die schneidende Bemerkung, sie hüpft bereits aufgeregt auf und ab und besieht sich das hohe Gras vor uns. „Hey, wie wäre es mit einem Wettrennen, um die verlorene Zeit aufzuholen?“, schlägt sie vor, „Wer bis Gavina die meisten Pokémon fängt und trotzdem vor Einbruch der Dunkelheit da ist, gewinnt!“ Damit zumindest sind Cheren und ich sofort einverstanden, eine solche Herausforderung lässt sich wohl kein angehender Trainer entgehen. Um einander nicht in die Quere zu kommen oder die Ergebnisse zu verfälschen, teilen wir uns auf und stöbern durchs hohe Gras, um möglichst viele wilde Pokémon zu finden. Den Vortrag der Professorin habe ich zwar nur mit einem Ohr verfolgt, aber die viele Übung auf der Wii macht sich bezahlt und das theoretische Wissen habe ich in den letzten vier Jahren zur Genüge vermittelt bekommen. Schnell ist eine ganze Gruppe Yorkleff aufgestöbert, zottelige vierbeinige Pokémon, die beinahe zu begeistert sind von der Idee, mit uns zu kämpfen. Umi schäumt geradezu über vor Tatendrang, schafft es aber, sich zu beherrschen und die Pokémon nur soweit zu schwächen, dass sie weder weglaufen noch das Bewusstsein verlieren. Von meinen fünf Pokébällen geht nur ein einziger fehl, und so erreiche ich Gavina mit vier frisch gefangenen Yorkleffs in meiner Tasche. Umi ist mächtig stolz auf ihren Erfolg, und ich ebenso. Auch Bell ist mächtig beeindruckt von meiner – unserer! - Leistung, und es sieht so aus als wäre ich nicht nur die Erste am Ziel, sondern auch die Erfolgreichste im Fangen von Pokémon gewesen. Bell hat nur ein einzelnes Yorkleff erwischt, Cheren hat insgesamt drei verschiedene Pokémon geschnappt, aber ich war die Beste. Umi plustert sich stolz auf, als ich das Lob an sie weitergebe, und ich kann sehen, wie Siegfried, das Serpifeu, beleidigt die spitze Nase rümpft. Unsere kleine Feier wird von meinem Visocaster unterbrochen – Professor Esche ist uns vorausgefahren und will die Gelegenheit für einen weiteren hilfreichen Vortrag nutzen. Treffen sollen wir sie vor dem Pokémoncenter. Stöhnend fügen wir uns dem Unvermeidbaren und machen uns auf den Weg, aber diesmal ist es gar nicht mehr so schlimm, denn wir dürfen die Einrichtung nutzen, während die Professorin erklärt, und mit den vielen neuen Pokémon geht es auch recht munter zu. Das Pokémoncenter ist ein großes Gebäude mit einem auffälligen roten Dach. Wie Professor Esche erklärt, dürfen reisende Trainer ihre Pokémon hier kostenlos heilen lassen, bekommen zu Essen und ein Zimmer zum Übernachten. Finanziert wird die Einrichtung durch Steuergelder, die unsere Eltern bezahlen, sowie Clubbeiträge und Spenden. Wer für seine Unterstützung auch etwas erhalten will, kann Souvenirs und Lotterielose kaufen – letztere aber erst ab achtzehn. Auch Computer und fest installierte Telefone gibt es hier, die sich für bestimmte Aktionen kostenlos bedienen lassen – wer aus Spaß im Internet surft oder Videospiele spielt, muss Münzen einwerfen, wer seine Mutter anrufen oder Emails prüfen will, kann das auch so tun. Auch den Visocaster und den Pokédex kann man hier mit frischem Strom versorgen, und wer Angst hat oder ein Verbrechen beobachten konnte, findet die Polizeidienststelle gleich nebenan. Sogar einen Humanmediziner gibt es hier, schwerer verletzte Menschen müssen aber ins Krankenhaus ein paar Blocks weiter gebracht werden. Mit im Gebäude ist dafür ein Pokémarkt, in dem man nützliche Items für die Reise kaufen kann. Ich nutze die Gelegenheit, um Tränke und neue Pokébälle einzukaufen – wenn man zehn Pokébälle auf einmal kauft, bekommt man sie im Set mit einem speziellen Premiumball dazu! Meine Reisekasse ist nun deutlich leichter, aber Geld ist ja bekanntlich nichts wert, wenn man es nicht ausgibt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)