Tagebuch einer Trainerin von SoraNoRyu (Pokémon Weiße Edition (Nacherzählung)) ================================================================================ Kapitel 2: Der erste Kampf -------------------------- Bell ist so begeistert von ihrem neuen Pokémon, dass sie am liebsten sofort kämpfen möchte – gleich hier, mitten in meinem Zimmer. „Bist du sicher, dass das eine gute Idee…“, beginnt Cheren noch, aber da ist Floink auch schon aus Bells Armen gesprungen und steht breitbeinig auf dem Teppich. Ich zögere, weiß, dass Cheren Recht hat, aber gleichzeitig bin auch ich zu begeistert, um mich in Geduld zu üben. Ottaro scheint meinen Eifer zu spüren und springt aus meinen Armen, stellt sich Floink kampfbereit entgegen und prustet entschlossen. Bell grinst breit und bezieht hinter ihrem Pokémon Position, gibt den Befehl zum ersten Angriff: „Los Floink, setz Tackle ein!“ Floink gehorcht sofort, und auch Ottaro lässt sich den Befehl zum Ausweichen nicht zweimal geben. Die Auswahl an Attacken ist noch nicht groß, die Pokémon sind klein und recht unerfahren, machen diesen Nachteil aber durch umso größeren Eifer wett. „Ottaro, setz Pfund ein!“, weise ich mein Pokémon an, und das kleine Monster macht einen großen Satz über den Tisch, um seinen Gegner auch zu erwischen. Floink weicht aus, flinker, als man bei seiner gedrungenen Gestalt erwarten würde, springt an die Wand und stößt sich ab, um seinerseits den befohlenen Tackle auszuführen. Ottaro weicht aus und landet seinerseits einen Treffer, schlüpft dann schnell unter dem Stuhl durch, um dem Gegenangriff zu entgehen und schafft es ein zweites Mal, Floink einen Klapps mitzugeben. Der Kampf läuft gut für mich und die Begeisterung ist berauschend, aber auch Bell lässt nicht nach und muntert Floink auf, am Ball zu bleiben. Das Feuerpokémon schnaubt und legt noch eine Schippe drauf, galoppiert in einem waghalsigen Manöver über die Wand und wirft sich auf seinen Gegner. Der Tackle trifft Ottaro mit genug Wucht, um noch den Schrank dahinter umzuwerfen, und mein armes Ottaro kann nur die Pfoten über den Kopf heben, um sich vor der Lawine aus Büchern, DVDs und Videospielen zu schützen. „Oh nein, Ottaro!“ Ich eile zur Stelle und ziehe das verletzte Pokémon heraus, der Kampf ist entschieden. Große, dunkle Augen blicken mich fast schuldbewusst an, als ich das Tierchen an mich drücke – ein Mädchen, wie ich nun deutlich sehen kann – und ich beeile mich zu sagen, dass es gut gekämpft hat. „Das war einfach Pech“, versichere ich dem Pokémon, „Wenn Floink jetzt keinen Volltreffer gelandet hätte, hättest du gewonnen, das weiß ich. Du warst richtig gut!“ Cheren tippt mir auf die Schulter und reicht mir einen Heiltrank, bevor er auch Bell einen zuwirft. „Danke, Cheren. Was würden wir nur ohne dich machen?“, seufze ich und heile Ottaros Wunden. „Es würde mir mehr bedeuten, wenn ihr mal auf mich hören würdet“, gibt Cheren trocken zurück, „Sehr euch mal um.“ Cheren hat Recht, es war keine gute Idee, in einem geschlossenen Raum zu kämpfen. Unsere Pokémon sind jung, klein, und haben noch keine elementbasierten Attacken, dennoch hat unser Kampf mein Zimmer komplett verwüstet. Es ist nicht nur das umgestürzte Regal, auch nicht die Hufabdrücke an der Wand, das ganze Zimmer liegt in Unordnung. Mein vorher ordentlich gemachtes Bett ist zerwühlt, der Tisch lehnt schräg auf dem Schreibtisch, wo er nur knapp den Computer verfehlt hat, und auch der teure Flachbildfernseher steht verdächtig schief auf seinem Sockel; das Kabel ist herausgerissen und der Bildschirm schwarz. Meine Wii zumindest scheint heil geblieben zu sein. „Cheren muss auch kämpfen“, entscheidet Bell, „Los!“ Serpifeu windet sich eilfertig aus Cherens Armen, der seufzt tief. „Können wir zumindest dafür bitte nach draußen gehen…?“ Ich will einwerfen, dass es jetzt eh schon egal ist, aber ein Blick auf den schiefen Fernseher und die heilgebliebenen Geräte stimmt mich um. „Ja, gehen wir vor die Tür“, entscheide ich. Im Garten haben wir mehr Platz und weniger, was kaputtgehen kann. Obwohl Serpifeu sich auf dem Rasen wohlfühlt und Cheren der beste Taktiker unter uns dreien ist zeigt sich nun der Wert der Erfahrung aus dem letzten Kampf – Ottaro läuft zu ihrer Bestform auf und schafft es, in schneller Folge gleich zwei kritische Treffer zu landen! Serpifeu lässt geschlagen den Kopf hängen, aber Cheren nimmt die Niederlage gelassen. „Guter Kampf, Bianka. Es war mir eine Ehre.“ Ich platze fast vor Stolz, ausgerechnet gegen Cheren gewonnen zu haben, schaffe es aber, mich zusammenzureißen. „Danke für den guten Kampf“, sage ich, und nehme gern einen weiteren Heiltrank für Ottaro entgegen. Auch Serpifeu ist wieder fit und bereit, seine Ehre in einem Kampf gegen Floink zu verteidigen. So gern ich dabei zusehen würde, muss ich leider schnell ins Haus zurück, um meiner Mutter den Zustand meines Zimmers zu beichten, bevor sie den Schaden selbst sieht. Mama lacht gutmütig, rückt mir die Kappe zurecht und tätschelt mir die Schulter. „Ach Kinder… ihr und euer jugendlicher Eifer.“ Immerhin bietet sie an, das Chaos selbst aufzuräumen, damit wir zu unserer Reise aufbrechen können. Mama ist einfach die Beste! „Nun aber los“, mahnt sie, „Ihr wollt euch sicher noch bei Professor Esche bedanken, nicht wahr? Ich mach das schon, bis du wiederkommst, ist dein Zimmer wieder wie vorher.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)