Süß wie Zucker von FlameHashira (Adventskalendertürchen 7) ================================================================================ Kapitel 1: Süß wie Zucker ------------------------- „Ist Zuckerwatte überhaupt eine richtige Geschmacksrichtung, Mitsuri?“   „Aber natürlich ist sie das!“ Selbstbewusst stemmte Mitsuri ihre Hände in die Hüften, während ihr fröhliches Lächeln genauso sanft wie ihr Blick auf Shinobu lag. „Auf der Website, wo ich das Rezept herhabe, steht das! Sie werden auf jeden Fall perfekt sein!“   Shinobu seufzte schwer, so wie sie es oftmals tat, wenn sie jemanden enttäuschen würde. Doch als sie ihren Blick wieder hob und die Limonen grünen Augen erblickte, bildete sich ein Kloß in ihrem Hals. Man konnte diesen Blick nicht anders als hoffnungsvoll und bittend beschreiben. Normalerweise war dies nichts, was Shinobu davon abhalten würde, zu sagen, was sie dachte, aber mit Mitsuri war es stets etwas anders gewesen. Shinobu hatte nicht viele Freundinnen. Dies war nichts, was sie verunsicherte oder verstimmte, denn gerade der Kontakt zu ihren Schwestern war ausreichend intensiv. Mitsuri konnte sie durchaus als einzige und richtige Freundin bezeichnen. Ihr war bewusst, dass eine ablehnende Antwort nicht zum Bruch ihrer Freundschaft führen würde, fühlte sich ihr Herz ganz schwer an bei dem Gedanken, ihre Freundin zu enttäuschen.   „Nun, wenn das so ist“, klatschte sie also lächelnd in ihre Hände. „Dann sollten wir wohl keine Zeit verschwenden. Willst du nach der Schule zu mir kommen? Ich glaube, ich habe sogar noch ein paar Schmetterlinge aus Zucker da, die wir zum Dekorieren benutzen können.“   „Das wäre großartig Shinobu-chan!“, fiepste Mitsuri begeistert. „Ich werde Zuhause alles sammeln und dann komme ich zu dir! Ich freue mich schon so unglaublich!“   Shinobu winkte ihrer Freundin nach, als diese sich beinahe tänzelnd und hüpfend zu ihrem Platz im Klassenzimmer bewegte. Ein leises Seufzen entrann ihr jetzt, wissend, dass die Blicke ihrer Mitschüler ohnehin an Mitsuri hängen würden oder man ihren Seufzer nicht wirklich wahrnehmen würde. Sie war immerhin eine der wunderschönen Kocho-Schwestern, mehr zählte für diese gesamte Schule nicht. Wenn man einmal so einen Ruf hatte, konnte man ihn kaum loswerden. Natürlich hatte Shinobu Glück, denn dieses Image war ein ganz schön Positives – zumindest wenn man selbst nur Augen für sein Aussehen hatte. Sie hätte es lieber, für andere Dinge positiv hervorgehoben zu werden. Dafür, dass sie ein immenses chemisches und biologisches Wissen hatte, allgemein eine der besten Schülerinnen an dieser Schule war. Von ihr aus auch dafür, dass sie den Schülerrat perfekt ergänzte, weil sie sich auch traute Dinge anzusprechen, welche andere Personen lieber vermieden.   Doch das alles wurde komplett ignoriert – denn es passte nicht wirklich zu ihrem Aussehen, auf welches sie reduziert wurde.   Sicherlich könnte Shinobu dagegen arbeiten, aber sie hatte kein Interesse daran, sich künstlich zu verunstalten oder dergleichen. Somit lebte sie mit dieser Tugend einfach weiter und hoffte auf Besserung nach ihrer erfolgreich absolvierten Schulausbildung.   Zuallererst brachte sie den restlichen Schultag hinter sich. Normalerweise würde sie danach noch mit Mitsuri plaudern, ein Stück gemeinsam gehen – doch ihre Freundin hatte es wohl besonders eilig und war somit schneller verschwunden, als man ihr jemals zutrauen würde. Cheerleading hin oder her; trotz aller personifizierter Eleganz, war Mitsuri häufig eine kleine Trantüte, welche nicht immer so schnell von A nach B kam.   Ehe sie jemand anderes aufhalten konnte, räumte Shinobu ihre Sachen zusammen und verließ ebenfalls das Schulgebäude. Glücklicherweise wartete Kanao bereits dort, sodass sie gemeinsam nach Hause gehen konnte. Ihre Adoptivschwester war eine allgemein sehr ruhige Person, ihre zarte Stimme blühte erst kürzlich immer mehr auf und Shinobu wurde das Gefühl nicht los, dass sie jemandem sehr wichtigem begegnet sein könnte. Statt wie Kanae nachzubohren und eine etwaige Verlegenheit aufzubringen, verhielt sich Shinobu zurückhaltend und aufmerksam. Immer wieder behielt sie gerade Kanao's Klassenkameraden besonders gut im Auge und versuchte zu erahnen, wer davon vielleicht dafür gesorgt haben könnte. Kanao lebte nicht erst, seit wenigen Tagen bei ihnen und sie gehörte zur Familie. Shinobu würde ein gutes Auge darauf haben, dass sie nicht in die Fänge von jemanden geriet, der sie absolut nicht verdiente oder zerstörte.   Ihr gemeinsamer Weg nach Hause verlief dennoch weitestgehend ruhig. Shinobu informierte Kanao darüber, dass Mitsuri zu Besuch kommen würde, erkundigte sich nach etwaigen Hausaufgaben oder Projekten und lauschte aufmerksam der Stimme, die sich mit dem Wind zu vereinen schien.   Sobald sie zu Hause angekommen waren, zog sich Shinobu für einen Moment in ihr Zimmer zurück, um ihre Kleidung zu wechseln. Es würde sie nicht überraschen, wenn Mitsuri in ihrer Uniform hier auftauchen würde, so aufgeregt wie sie auf dem Backen war. Shinobu seufzte erneut. Sie war sich ziemlich sicher, dass es auch ohne Bestechungsmaterial immer ausreichend Kandidaten gäbe, die zum Team der Cheerleader gehören wollten. Immer noch herrschte das Gerücht, als Cheerleader würde man an der oberen Spitze der Schule stehen und könnte über andere herrschen.   Social Media und all diese Teenie-Filme klärten auch nicht gerade darüber auf, dass es ganz anders ablief oder zumindest ablaufen konnte.   Hinzukommend waren Cupcakes vermutlich genau das, was etwaige Cheerleader verneinen würden. Mitsuri konnte essen so viel sie wollte und würde kein Grämmchen zunehmen, aber andere Mädchen hatten nicht den Vorteil, mit den Genen oder bereits Komplexe, die sie vor jedes überschüssige Grämmchen zurückschrecken ließen.   Sie zupfte ihren BH zurecht und zog ein violettes T-Shirt gerade darüber, als ein perfekt gestimmtes Klavier erklang. Ein sanftes Lächeln zierte nun Shinobu's Gesicht, als sie instinktiv begann mitzusummen. Leider war sie absolut unmusikalisch und trotz zahlreicher Bemühungen, wollte ihr kein Instrument so recht gelingen. Dafür war Kanao ein wahres Genie und sie konnte neben dem Klavier noch weitere Instrumente spielen. Niemand wusste, ob es ihr im Leben wirklich weiterhelfen würde – doch schaden würde es mit Sicherheit auch nicht.   Die schönen Klänge wurden unterbrochen, als es förmlich Sturm klingelte. Shinobu seufzte leise, denn es gab nicht viele Personen, welche sich auf diese Weise ankündigen würden. Sobald sie jetzt auch ihre locker fallende Hose angezogen hatte, die sie genauso gut auch beim Training trug, verließ sie ihr Zimmer. Schon anhand der plötzlichen Stille hatte Shinobu angenommen, dass Kanao zur Tür gegangen sein könnte und so war es auch. Ihre kleine Schwester blinzelte Mitsuri schweigend, aber lächelnd, entgegen, welche fröhlich plapperte und versuchte ihre Schuhe auszuziehen, ohne etwas abzulegen, was sie in den Armen hielt. Ein amüsantes Spektakel, doch da Shinobu kein Interesse daran hatte, das gesamte Haus von Backzutaten zu reinigen, kam sie lieber mal zur Hilfe.   „Du warst aber ganz schön flink, Mitsuri“, zwitscherte sie sanftmütig.   Ohne zu fragen, nahm sie Mitsuri den großen Beutel aus den Armen, welcher ein gewaltiges Gewicht zutage förderte. Shinobu biss sich prompt auf die Unterlippe, als sie sofort spüren konnte, wie ihre Arme sich gegen das Gewicht sträubten. Wie hatte Mitsuri das den ganzen Weg hierher tragen können!?   Manchmal vergaß Shinobu, wie stark ihre beste Freundin rein körperlich schon war.   Es fühlte sich für sie an wie eine kleine Schmach, als es tatsächlich Kanao war, welche schweigend den Beutel aus ihren zitternden Armen nahm. Gleichzeitig fühlte es sich wie eine unglaubliche Erleichterung an und er dachte nicht im Entferntesten daran, sich ihn zurückzuholen. Shinobu war nie kränklich gewesen, aber ihre Statur war schon immer zierlich gewesen. Vielleicht sogar zierlicher als bei anderen Mädchen in ihrem Alter. Selbst jetzt, wo sie regelmäßig mit Mitsuri trainierte, hatte sie nie genug Kraft für Dinge, welche andere mit Leichtigkeit tun konnten. Damit bezog sie sich vor allem auf Gewichte. Ohne der Hilfe von ihren Schwestern oder auch Mitsuri, wäre es wohl schwer bei heißen Sommertagen Liter von Wasser zu kaufen, weil der Lieferdienst erst in ein paar Tagen wiederkommen würde.   „Ich habe mich extra beeilt!“, antwortete Mitsuri, während sie ihre Hände an die Wangen legte und immer noch strahlte. „Ich freue mich einfach schon so sehr, mit dir gemeinsam zu backen. Es wird großartig werden!“   So viel Motivation und Freude wie Mitsuri konnte Shinobu nicht wirklich aufbringen, aber Zeit mit ihr zu verbringen war dennoch ein schöner Gedanke. Sie waren sehr gute Freundinnen, aber hatten nachmittags oftmals nicht so viel Zeit miteinander, wie sie wohl gerne hätten. Mitsuri trainierte oft stundenlang mit den anderen Cheerleadern, und Shinobu beschäftigte sich in Laboren und damit viel zu lernen. Häufig war nur an den Wochenenden Zeit füreinander. Selbst wenn sie keine Pläne geschmiedet hatten, lud sich Mitsuri immer wieder selbst bei ihr ein. Zu Anfang hatte Shinobu diese Angewohnheit an ihrer Freundin abgrundtief gehasst, mittlerweile freute sie sich immer wieder, wenn sie den bekannten Haarschopf vor ihrer Tür vorfand.   Sei es mit kitschigen Filmen, neustem Klatsch und Tratsch oder einem Schulprojekt, dass sie vergessen hatte.   „Dann lass uns gleich in die Küche gehen“, meinte Shinobu lediglich lächelnd.   Mitsuri kannte sich natürlich in der Wohnung aus, dennoch ging Shinobu voraus in die richtige Richtung. Kanao hatte bereits alles abgestellt und sich wieder an ihr Klavier gesetzt. Es würde sicherlich nicht lange dauern, bis erneut die schöne, sanfte Musik das Haus erfüllen würde. Als sie die Tüte auspackten, bemerkte Shinobu mal wieder, wie gut vorbereitet Mitsuri bei solchen Sachen sein konnte. Es gab von allem mehr als genug, damit sie mehr herstellen konnten, als notwendig wären.   „Wie viele Cupcakes willst du noch gleich machen?“, fragte Shinobu nach, während Mitsuri gefühlt immer mehr und mehr Mehl und Butter hervorholte.   „Oh, ich denke, es sollten schon 60 Stück sein, oder? Selbst das ist vermutlich viel zu wenig, aber notfalls lernen die Anwärter gleich, wie man teilen sollte! So etwas ist auch ein wichtiges Attribut beim Cheerleading und wird sicherlich dabei helfen, uns für die richtigen Anwärter zu entscheiden, wenn wir unsicher sind!“   60 Cupcakes!   Shinobu hoffte wirklich, dass gleich beim ersten Versuch alles glattlaufen würde. Normale Cupcakes wären wohl auch kein Problem. Das Problem war eher ... der von Mitsuri gewünschte Geschmack.   Zuckerwatte.   Ob man beim Essen dieser Cupcakes am Ende nur Karies bekommt? Shinobu sollte sich lieber davon fernhalten, wenn Mitsuri sie verteilen würde – glücklicherweise hatte sie nicht vor, eine Cheerleaderin zu werden.   „Dann sollten wir wohl besser gleich anfangen. Möchtest du eine Schürze haben?“   Shinobu griff nach jener, welche sie stets trug, wenn sie in der Küche tätig werden musste. Zumindest dann, wenn es etwas dreckiger werden könnte und das war beim Backen – vor allem gemeinsam mit Mitsuri - immer der Fall!   „Ja, sehr gerne“, hörte sie Mitsuri antworten.   Sobald sie also ihre eigene umgebunden hatte, griff sie nach einer Zweiten und reichte sie anschließend an Mitsuri weiter. Schnell hatte auch sie ihre Schürze umgebunden, sodass sie sich ans Backen machen konnte. Mitsuri versuchte ihr Handy an eine Position zu platzieren, wo sie beide immer wieder auf das dort angezeigte Rezept sehen konnten – es aber zeitgleich geschützt war vor ... Nun, allem was durch das Backen dem Handy gefährlich werden konnte. Angefangen von Mehl, hörte es vermutlich auch dann nicht auf, wenn es gebacken wurde.   „Ich habe extra ein Muffinblech von mir mitgebracht. Mit dem von dir, können wir dann immer die nächste Fuhre vorbereiten, damit wir nicht so viel Wartezeit haben!“, verkündete Mitsuri stolz, während sie sich das Rezept für den Teig erst einmal erneut durchlas.   Während Mitsuri las, stellte Shinobu die Bleche schon bereit, damit sie dort die Papierförmchen verteilen konnte. Vielmehr Zeit brauchte es auch nicht, damit Mitsuri bereits eine Waage hervorholte und begann in der ersten Schüssel abzuwiegen.   „Ich wiege alles ab und du kannst es dann mit dem Rührgerät vermischen, Shinobu-chan!“   Ihre Aufgabenverteilung blieb selten dabei, was sie vorab ausmachten, dennoch nickte sie lächelnd, als würde sie daran glauben, dass sie wirklich nur alles verrühren würde, sobald Mitsuri alles abgewogen hatte. Offensichtlich hatte sie ein sehr einfaches Rezept herausgesucht, bei dem alles ineinander kam und nicht nach und nach etwas hinzugegeben wurde.   Oder Mitsuri ignorierte mal wieder die Anleitung.   Es war beides schon durchaus vorgefallen. Statt es zu hinterfragen, nahm Shinobu das Handrührgerät, damit sie anfangen konnte, die Zutaten in der ersten Schüssel zu verrühren. Sie nahm sich extra Zeit zum Verrühren, damit der Teig keine Klumpen bekommen würde – sicherlich gäbe es bessere Methoden. Sieben. Alles nach und nach hinzugeben, wie es sicherlich im Rezept stand. Doch nichts von beiden stand gerade zur Debatte, also gab sich Shinobu einfach große Mühe. Sie fing dann auch schon an, die Teigmasse in die ersten Förmchen zu gießen – oder vielmehr mühselig mit zwei Löffeln irgendwie in die Förmchen zu kratzen ... Während sie die zweite Schüssel verrührte, stellte Mitsuri das fertige Blech in den Ofen und ließ es demnach backen.   Genau so lief es weitere drei Male ab, nur dass zwischendurch ein fertig gebackenes Blech herausgeholt wurde, damit es dann abkühlen konnte.   Während das letzte Blech im Ofen stand, gab es schon in der Küche Chaos. Teigkleckse auf der Arbeitsfläche, Mehl bestäubte jede Stelle und dreckige Utensilien sammelten sich bereits jetzt in der Spüle. Verschlimmert wurde es durch Mitsuri's Motivation, die Creme für die Cupcakes anzurühren. Schon beim Eiweiß und dem Zucker, welcher vorab angeschlagen worden war, hatte es fast einen Unfall gegeben. Doch dieses Mal konnte Shinobu nicht schnell genug nach dem Handrührgerät greifen, um die Geschwindigkeit zu senken.   „Mitsuri war-“, fing sie gerade an, - als es auch schon passierte.   Eine Mischung aus Lebensmittelfarbe und Zuckerwatteextrakt entflog der Schüssel und hinterließ prompt pinke Farbe an alles, was in der Nähe war.   Also auch an Shinobu.   Ein schweres Seufzen entrann ihr prompt, während etwa zeitgleich das Handrührgerät ausgeschaltet wurde und Mitsuri's fast schon panische Stimme den Raum erfüllte.   „Oh weh, oh weh, oh weh!“, fiepste sie herum, griff nach der Küchenrolle, um ein paar Blätter abzuzupfen. „Es tut mir so leid, Shinobu-chan! Warte, ich helfe dir sofort!“   Shinobu machte sich weniger Sorgen um die Lebensmittelfarbe an ihrem Gesicht oder der Kleidung – und vielmehr über die auf den Arbeitsflächen. Sie konnte förmlich sehen, wie sich die Farbe in sie hineinfraß und niemals wieder dort herauskommen würde. Schien so, als müssten sie nun damit leben, pinke Flecken hier und dazuhaben.   Es war glücklicherweise nicht viel.   Statt sich um das größere Problem zu kümmern, hielt Shinobu jedoch einfach still, während Mitsuri das raue Küchenpapier so sanft wie möglich über die farbigen Stellen ihrer Haut oder der Kleidung tupfte. Zumindest hatte die Schürze einen Großteil abgefangen, sodass es eigentlich nur ihr Gesicht und ihre freien Unterarme waren, die ebenfalls ein wenig Lebensmittelfarbe hatten abfangen müssen.   „Du solltest häufiger Pink tragen! Es steht dir so gut!“, meinte Mitsuri plötzlich.   Shinobu öffnete die Augen, welche sie geschlossen hatte, um das raue Gefühl über sich ergehen zu lassen. Sie sah ganz direkt in die großen grünen Augen ihrer besten Freundin, welche sie mit einer Intensität ansah, die eindeutig von Rengoku-sensei inspiriert worden war! Es brachte sie dazu, ein wenig zu erröten und zu versuchen, den Blick abzuwenden.   „Aber das tue ich doch“, erwiderte sie nun.   „Hm? Nein“, meinte Mitsuri fast schon ernst. „Du trägst eigentlich immer so Lavendel töne und eben so sanftes Lila an sich, es ist auch wunderschön an dir, aber pink ... pink wäre es auch!“   Mitsuri war definitiv modebewusster. Shinobu verstand nur oftmals nicht, wieso etwas gerade in Mode war – sie fand viele dieser angeblich so modischen Kleidungsstücke einfach nur lächerlich. Jedoch ging es jetzt nur um eine Farbe. Was das anbelangte, konnte sie Mitsuri wohl vertrauen.   „Vielleicht in der Zukunft mal“, seufzte Shinobu also.   Sicherlich besaß sie etwas Pinkes. In der Schule trug sie natürlich nur die Uniform, und wenn sie diese nicht trug, dann zog Shinobu meistens dasselbe an. Sie hatte eben ihre Lieblingskleidungsstücke. Meistens das, was gemütlich war, wo man sich gut drin bewegen konnte – Schönheit stand meistens an dritter Stelle oder sogar weiter hinten.   „Wir könnten mal wieder gemeinsam shoppen gehen!“, fiepste Mitsuri begeistert. Mittlerweile hatte sie aufgehört, über Shinobu's Gesicht zu reiben. Es gab pinke Flecken dort, wo die Lebensmittelfarbe aufgekommen war. Mitsuri war sich sicher, dass auch diese vergehen würde – spätestens in der Dusche oder bei einem heißen Bad!   Shinobu neigte ein wenig den Kopf: „Von mir aus, aber dafür gehen wir demnächst auch mal gemeinsam in ein Museum.“   Sie konnte sofort sehen, wie Mitsuri für eine kleine Sekunde die Freude im Gesicht entwich. Genauso schnell kehrte sie jedoch auch wieder zurück.   „Na schön“, erwiderte Mitsuri nun also einverstanden, ehe sie verschmitzt grinste. „Dann haben wir jetzt ein Date!“   „... Date?“, wiederholte Shinobu, sie zwang sich, ihre Stimme ruhig und süß zu halten, wie sie es immer tat, um ihre Verwirrung oder andere Gefühle nicht offen zur Schau zu stellen.   „Ja!“, fiepste Mitsuri, während sie in die Hände klatschte, sich aber indessen doch wieder an die Arbeit machte, um die Creme für die Cupcakes vorzubereiten. „Ich bin sicher, dass es wundervoll wird!“   Shinobu wusste nicht, ob Mitsuri verstand, was ein Date zu bedeuten hatte, wenngleich es unwahrscheinlich war, dass sie es nicht wusste. Mitsuri war die kitschigste Person, welche Shinobu kannte. Die Frage war also eher – wieso sprach sie es jetzt so an und war dennoch zugleich sehr fixiert auf ihre Creme?   „Also ... fragst du mich nach einem Date?“, warf Shinobu nochmal in den Raum, ihre Stimme zuckersüß erhoben.   „O-oh-hh ... ich ... ähm ...“   Fast ein wenig verlegen, begann Mitsuri ihre langen Zöpfe wegzuschieben, an ihnen zu zupfen. Shinobu konnte sogar eine zarte Röte auf den Wangen ihrer Freundin erkennen. Ein Umschwung, wenn sie an das verschmitzte Lächeln zuvor dachte. Auch nach einem weiteren Moment, schien Mitsuri nichts hervorbringen zu können, also wollte Shinobu eine kleine Unterstützung geben, auch wenn es sie selbst in Nervosität versetzte.   „Ich würde zusagen“, merkte sie also an. „Also ... ich würde gerne ... mit dir auf ein Date gehen.“   „Wirklich!?“   Shinobu lachte ein wenig verlegen auf, während sie den Kopf neigte und diesem gleichzeitig befehligte, diese Wärme auf ihren Wangen wieder zu entfernen.   „Natürlich“, antwortete sie noch einmal zusichernd.   „D-dann ist es wirklich ein Date!“, fiepste Mitsuri.   Shinobu wusste noch nicht einzuschätzen, was diese Entscheidung bewirken würde. Bislang waren sie stets Freundinnen gewesen – beste Freundinnen – und das war etwas, was sie definitiv nicht verlieren wollte. Aber vielleicht wurde jetzt ... mehr daraus?   „Sollen wir uns wieder um die Cupcakes kümmern?“   „Ja! Ja!“, schrie Mitsuri beinahe aus, während sie sich nun der Schüssel widmete, aus der die ganze Farbe gespritzt war.   Jetzt schaffte es ihre Freundin jedoch, die Creme ordentlich anzurühren und Zuckerwatte-pink zu färben. Jetzt musste nur noch der Geschmackstest überzeugen! Da die Cupcakes aber bereits jetzt abgezählt waren, nahm sich Shinobu einen kleinen Löffel, um die Spitze davon in die fertige Creme zu tauchen und vor Mitsuris Augen zu probieren. Shinobu verzog ein wenig das Gesicht.   „Was!? Ist es schrecklich?“, fiepste Mitsuri bereits besorgt.   „Nein“, schüttelte Shinobu und zwang sich zu ihrem allseits bekannten Lächeln. „Es schmeckt einfach total süß ... wie Zuckerwatte.“   Was der Plan war, aber ... es war wirklich schrecklich. Mitsuri würde sie wohl dennoch an allerlei Personen verteilt bekommen, und Shinobu machte sich jetzt schon Sorgen darüber, dass sie dazugehören könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)