In die Arme des Bösen von FlameHashira (Wichtelgeschichte für Sturmdrache) ================================================================================ Kapitel 7: Chapter Seven ------------------------ Was machte Akaza hier!?   „Selbst die kleine Kerze ist kurzzeitig etwas mehr entflammt. Aber nichts kommt an dich heran, Kyojuro!“, plapperte der Dämon fast aufgeregt weiter.   „Aniue?“, flüsterte Senjuro hinter ihm.   „Der Kleine sieht fast genauso aus wie du. Das scheint also wirklich in der Familie zu liegen, was?“, kicherte Akaza vergnügt.   „Wer ist das? Hat er gerade ...“   „Oh, wie unhöflich von mir. Mein Name ist Akaza. Ich bin ein Freund deines Bruders.“   „Du bist kein Freund von mir!“, zischte Kyojuro dazwischen.   „Aber ich habe euch gerettet. Wieso hätte ich das tun sollen, wenn ich kein Freund bin?“   „Du hast einen Mann getötet!“   „Nur, damit er dich nicht angreifen konnte. Willst du mir das etwa vorwerfen?“, schnaubte Akaza.   „Wie du siehst, muss man niemanden dafür töten!“, aufgebracht deutete Kyojuro auf die bewusstlosen Männer.   „Dämonen würdest du nicht davonkommen lassen.“   „Natürlich nicht!“, schnaubte er. „Das ist absolut kein Vergleich!“   Akaza legte den Kopf schief, kniff die Augen zusammen – Kyojuro packte bei diesem Anblick mehr nach seinem Katana. Doch der Upper Moon griff nicht an. Stattdessen schnaubte er nun auch einmal lautstark, ehe er mit einem Sprung in einen der hohen Bäume zu landen schien und von der Dunkelheit verschlungen wurde, die dort oben herrschte.   „Was machen wir jetzt, Aniue?“   Kyojuro sah zu dem kopflosen Körper: „... ich glaube, es gibt nichts, was wir für diesen Mann tun können. Lass uns zumindest ein kleines Begräbnis vorbereiten.“   Er war das gewohnt. Denn fast jede Mission hatte damit zu tun, dass es Opfer gab. Opfer, die hin und wieder von den Kakushi vergraben wurden, wenn es nur wenige waren, übernahm Kyojuro dies, bis die Kakushi eingetroffen waren. Bevor er zu einem Hashira ernannt worden war, war es normal gewesen, sich intensiv darum zu kümmern. Senjuro kannte das nicht, aber er gab sich stets Mühe in allem. Also schafften sie es schließlich, den toten Körper und auch den abgetrennten Kopf zu begraben. Das alles kostete bereits viel Zeit und dabei war die Sonne schon lange untergegangen.   „Jetzt lass uns gehen, bevor die anderen wieder aufwachen ...“ Auch wenn sich Kyojuro etwas unwohl damit fühlte, sie hier zu lassen, während Akaza unterwegs war. Selbst im wachen Zustand könnten sie nichts gegen einen Dämonenangriff unternehmen und zumindest gegenüber Akaza, hatte auch Kyojuro keine Chance.   „Warum hat er uns gerettet?“, fragte Senjuro zaghaft nach, als sie sich wieder langsam auf den Heimweg machten. „Er hätte alle töten können. Vermutlich auch uns, oder? Seine Augen ... er war ... ist ein ...“   „Upper Moon Three“, nickte Kyojuro langsam. „Er ist der Dämon, dem ich bei meiner letzten Mission begegnet bin. Ich bin mir über seine Beweggründe nicht ganz sicher, aber er scheint besessen davon zu sein, mich zu seinesgleichen zu machen.“   „E-er will ... dass du ... ein Dämon wirst!?“, fiepste Senjuro sofort entsetzt.   Es war erleichternd, dass dieses Entsetzen scheinbar nicht nur an Kyojuro selbst lag, sondern eher eine normale Reaktion zu sein schien. Die Stille daraufhin war dennoch etwas beunruhigend, also versuchte er sie mit eigenen Worten zu füllen.   „Ja, will er ... bisher ... na ja ... er könnte es erzwingen. Bisher tut er das nicht. Ich weiß nicht, ob dies bestehen bleibt.“   Er sah, wie Senjuro sofort besorgt die Stirn runzelte, als er das hörte. Vielleicht auch eher deshalb, weil Kyojuro ein wenig zugab, dass Akaza ihn verwandeln könnte, wenn ihm egal wäre, was er dazu sagen würde. Genau so war es ja auch. Selbst wenn Kyojuro mittlerweile an Stärke dazu gewann.   „Aber wieso macht er es dann nicht einfach?“, fragte sein Bruder leise nach.   Und das war eine sehr gute Frage!   „Ich ... weiß nicht genau. Vielleicht möchte er mit mir befreundet sein?“, schlug er stirnrunzelnd vor.   Es gab keinen Grund. Die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass jeder Dämon seine Vergangenheit vergaß, also würde sich Kyojuro vermutlich nicht daran erinnern, dass Akaza ihn gezwungen hatte.   „Wahrscheinlich gibt es gar keinen Grund. Er ist ein Dämon, die sind ... einfach komplett ... verrückt.“   „Hm ...“, machte Senjuro nachdenklich. „Er scheint zumindest sehr begeistert von dir zu sein.“   „... das kann ich wohl wirklich nicht bestreiten.“ Zumindest nicht, wenn man diesen Dämon mal erlebt hatte – ihn und seine Lobeshymnen für Kyojuro.   „Was meinte er eigentlich mit diesem Kampfgeist und Gerede über einer Kerze?“   „Ich habe absolut keine Ahnung!“ Vielleicht war das gelogen, aber Kyojuro würde es vorziehen, dieses Thema nicht weiter aufzurollen – er könnte es ohnehin nicht so erklären wie dieser Dämon. Er war froh darüber, dass sie bald schon das Dorf erreichten und ihr Zuhause wirklich nur noch einen Katzensprung entfernt war. Kyojuro hatte das Ganze ziemlich gut überstanden, was nur nochmal bewies, wie gut es ihm mittlerweile wieder ging.   Wegen des Blutes eines Dämons.   Dennoch war er wirklich froh, sich nun in sein Zimmer zurückziehen zu können. Er atmete auf, hoffte nochmal, dass sein Bruder trotz des mitangesehenen Mordes keine schlechten Träume haben würden oder dergleichen und setzte sich erst einmal auf den Stuhl, der an einem kleinen Tisch stand, den er zum Schreiben nutzte. Nachdem er durchgeatmet hatte, erhob er sich wieder und suchte sich einen Yukata zum Schlafen heraus. Auch wenn er nicht gleich zu Bett gehen wollte. Sein Blick streifte danach die Schiebetüren, welche zum Garten hinausführten und entgegen dem gesunden Menschenverstand, schob er sie auf.   Er sagte sich, dass er es für die frische Luft tat, auch wenn er sich der Lüge ziemlich bewusst war.   Natürlich machte er eine Laterne an, die alles im Zimmer gut beleuchten würde, ehe er sich dennoch an seinen Tisch setzte und den angefangenen Brief betrachtete. Seufzend schob er die Seite weg und begann von neu anzuschreiben.   Wie viel Zeit verging, konnte Kyojuro nicht genau benennen, aber irgendwann vernahm er das Geräusch von nackten Füßen auf Holzdielen.   „Ist es nicht leichtsinnig, die Türen offenzuhalten?“, summte Akaza, welcher ohne weiteres in sein Zimmer kam. „Aber du scheinst das häufig zu tun.“   Natürlich, immerhin hatte Kyojuro nie gedacht, dass er von einem Dämon beobachtet werden würde. Mit Argusaugen beobachtete er den Dämon, welcher leichtfüßig durch sein Zimmer ging und seine Augen schamlos über alles wandern ließ, was vielleicht privat sein könnte. Kyojuro war froh über seine Ordnung, ganz davon zu schweigen, dass er nicht viele private Dinge herumliegen oder irgendwo hängen hatte. Sicher verwahrt vor solch neugierigen Blicken.   „Ich genieße die kühle Nachtluft“, erwiderte Kyojuro. „Was machst du hier? Willst du dich für den Tod des Mannes entschuldigen?“   „Pff ...“, kicherte Akaza. „Da gibt es keinen Grund für eine Entschuldigung. Ich habe nur beschützt, was mir gehört.“   Kyojuro wollte empört darüber sein, dass Akaza sich für den Mord nicht ein wenig schuldig fühlte, aber der zweite Teil ließ ihn fast vom Stuhl kippen. „Rede nicht so einen Unsinn!“, schnaubte er sofort mit erröteten Wangen.   „Aber das ist doch kein Unsinn“, erwiderte Akaza sofort, als er wieder mal viel zu nahe kam und sich nicht davon stören ließ, dass Kyojuro auf seinem Stuhl saß. „Ich meine ... ich habe dich schon darum gebeten ein Dämon zu werden und als meines markiert habe ich dich auch – was muss ich noch tun, damit du mir gehörst?“ „Das wird auf jeden Fall alles nicht dabei helfen!“ War das wirklich die normale Ansicht für einen Dämon? Kyojuro hatte nicht darüber nachgedacht oder mit einem Dämon gesprochen. Er kannte aber auch keinen Dämon, der so gesprächig war wie Akaza ... „Ich habe nicht vor, ein Dämon zu werden.“   „Sicher?“, die kühlen Fingerkuppen hatten sich unter sein Haar geschlichen und kratzten prompt an der empfindlichen Haut im Nacken. Kyojuro bekam sofort eine Gänsehaut von dieser Tat. „Dabei hast du nun selbst einen der Vorteile des Dämon-Daseins miterlebt. Du bist schon geheilt und es wäre noch perfekter, wenn du werden würdest wie ich.“   Es war natürlich mit einem Risiko verbunden, aber Kyojuro vergaß es für eine Sekunde. „Wieso tust du es nicht einfach?“, fragte er ganz offen nach. „Nein, warum bin ich kein Dämon? Du hast mich dazu gezwungen, dein Blut zu trinken.“   „So einfach geht das nicht“, verdrehte Akaza die Augen. „Ich müsste dir mehr von mir geben, damit du dich verwandelst und wichtiger wäre es, wenn ... nun, unser Meister dir etwas von seinem Blut gibt.“ Akaza zuckte mit den Schultern. „Und was würde es mir bringen, dich zu zwingen? Ich will, dass wir unser Leben lang trainieren und kämpfen – aber nicht aus Hass!“   „Werde ich nicht ohnehin alles vergessen?“   Akaza zuckte mit den Schultern: „Vielleicht. Vielleicht auch nicht.“ Offensichtlich würde Kyojuro keine bessere Antwort bekommen, vielleicht gab es die auch einfach nicht? „Wieso schreibst du einen Brief an deine Mutter?“   „Wa- I- ... Privatsphäre!“, mit einem bösen Blick schlug er nach Akazas Arm, da dessen Hand immer noch in seinem Nacken lag, ehe er mit den weiten Ärmeln seines Yukata seinen Brief verdeckte, bemühte darum, die Tinte nicht zu verschmieren.   „Ach ... komm schon?“, Akaza klimperte mit den Augen und setzte etwas auf, dass man vielleicht als Hundeblick ansehen könnte. „Ich habe sogar deinen kleinen Bruder schon getroffen. Ist deine Mutter auch eine Dämonenjägerin?“   „Nein“, verdrehte Kyojuro die Augen, für einen kurzen Moment starrte er Akaza einfach nur an, aber der Dämon schreckte vor seinem langen Blickkontakt nicht zurück, also gab er seufzend nach. „Sie ist tot.“   „...“, jetzt war es an Akaza verwirrt zu blinzeln. „Warum schreibst du ihr dann einen Brief?“   „Das wirst du nicht verstehen.“   „Ich bin schlauer als du denkst!“   „Das hat nicht unbedingt etwas mit Intelligenz zu tun, sondern mit Empathie – was du scheinbar nicht besitzt.“   „Wenn ich keine Empathie besitzen würde, hätte ich die Leute schon längst gegessen, die hier mit dir leben, ich hätte eure Krankenstation angegriffen und dich einfach entführt.“ Kyojuro war sich nicht sicher, ob das alles mit wahrer Empathie gleichzusetzen wäre, aber vielleicht sollte er einfach einen Versuch wagen?   „Ich schreibe ihr, um mich ihr verbunden zu fühlen“, antwortete Kyojuro schließlich. „Damit sie auch jetzt noch, ein Teil in meinem Leben sein kann.“ Akaza musste nichts sagen, sein Gesichtsausdruck verriet ihn bereits. „Ich sagte ja, dass du zu wenig Empathie dafür besitzt.“   „Das liegt bestimmt nicht daran! Es ist einfach nur ... lächerlich. Du hängst dich an eine tote Frau, die dir weder Ratschläge noch irgendwas anderes geben kann.“   „Woher möchtest du das wissen?“, verdrehte er die Augen. „Es benötigt keine Wörter oder eine direkte Begegnung, um sich gut beraten zu fühlen.“   „Was, wenn sie dir sagen würde, dass du ein Dämon werden solltest.“   Kyojuro musste aufpassen, dass er bei dem ganzen Augenverdrehen diese nicht im Inneren seines Kopfes wiederfand. Auch wenn er sich fragte, ob sein verhülltes Auge überhaupt solche Sachen mitmachte – er hatte kein Gefühl dafür, also konnte er es nicht weiter bemerken.   „Sie kann mir nichts sagen, doch selbst wenn – sie würde mir niemals diesen Rat geben. Ich soll die Schwachen beschützen und das werde ich immer tun.“   „Aber das könntest du auch als Dämon“, merkte Akaza an. „Du denkst, nur die Dämonen sind bösartige Wesen? Ich sag’ dir; es gibt Menschen, die wahre Monster sind. Du solltest diese Tatsache nicht ignorieren.“   „Ich ignoriere nichts! Dämonen sind einfach gefährlicher!“   „Ich sehe darin keinen Unterschied“, der Dämon zuckte mit den Schultern. „Dämonen töten, um sich zu ernähren. Welchen Grund haben Menschen dafür? Gier, Neid, Hass ...? Niedere Gründe, wenn du mich fragst. Und es geht nicht nur ums töten. Menschen tun so viel mehr.“   „Du tust so, als würde ich das nicht wissen“, schnaubte Kyojuro. „Mir ist das durchaus bewusst, aber wenn ich anfange Menschen zu jagen, statt Dämonen, wird es nicht lange dauern, bis es keine Menschen mehr gibt.“   „Warum sollten wir Menschen ausrotten, die wir zum Ernähren benötigen? Außerdem wird es niemals so viele Dämonen geben. Du wirst einer von uns, nicht die komplette Dämonenjäger-Gemeinschaft.“   „Ich werde keiner von euch.“   „Vielleicht nicht heute, aber irgendwann werde ich dich überzeugen können“, erwiderte Akaza selbstsicher. „Lass uns morgen kämpfen, Kyojuro. Ich bin sicher, es könnte spannend werden.“   Kyojuro war sich sicher, dass er nicht einmal halb so fit war, um wirklich einen spannenden Kampf zu entwickeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)