Als Rechteinhaber disqualifiziert von rokugatsu-go ================================================================================ Kapitel 1: Wer gedankenlos mit dem Stream schwimmt, darf sich nicht wundern unterzugehen ---------------------------------------------------------------------------------------- „Bin Wormgirl Erscheine nur bei Regen Und glaube nicht, dass das was bringt Bin Wormgirl Es ist ein Segen Dass die Melodie besser als dieser Text klingt Wo~~rmgi~~rl“   Gespannt hielten Toshiro Hijikata und Sogo Okita in ungewohnter Eintracht vor Spannung die Luft an. Sie saßen vor dem Fernseher im Hauptquartier der Shinsengumi und starrten mit großen, erwartungsvollen Augen den laufenden Fernseher an. Keiner der beiden machte einen Mucks, keiner zuckte auch nur mit einem Muskel. Sie waren voller Konzentration in diesem raren Moment, in dem sie sich ausnahmsweise einmal nicht an die Kehlen gingen. Es war der Tag, auf den sie praktisch ihr ganzes Leben gewartet hatten. Der Tag, an dem die Finalfolgen ihrer Lieblingsserie Wonderful Wormgirl liefen. Für Wonderful Wormgirl schafften sie es, ihr Kriegsbeil zu begraben, für Wonderful Wormgirl wurden sie zu Verbündeten, zu Brüdern fast, für Wonderful Wormgirl würden sie jederzeit von neuem einen Fernsehsender stürmen. Dies war die Macht einer guten Serie. Und heute war der Tag gekommen, an dem diese großartige Serie endlich ihren hoffentlich genauso großartigen Abschluss finden würde. Nicht, dass er das jemals jemandem erzählen würde, aber der Vizekommandant hatte in der Nacht zuvor vor Aufregung kaum schlafen können. Würde Wormgirl endlich mit ihrer großen Liebe Hamster Noir vereint? Würden die beiden ihre geheimen Identitäten erfahren und wie würden sie damit umgehen? Würden sie Hamster Noirs Vater daran hindern können, die Welt zu vernichten? Hijikata war nur Augenblicke davon entfernt dies alles zu erfahren. Es würde nicht laufen wie bei Ein Supertrio, bei dem er bis heute nicht wusste, ob der ihm sehr sympathische Toshi (Kondo fragte immer mal wieder, ob sie verwandt wären; wegen des ähnlichen Namens und so …) je von der geheimen Identität seiner Freundin Hitomi erfahren hatte. Er durfte darüber nicht zu viel nachdenken. Wenn Toshi sich von Hitomi trennen würde … nein. Der Gedanke war zu grausam. Bei Wormgirl und Hamster Noir hatte er ein gutes Gefühl. Und nicht einmal Sogo, der darauf hoffte, dass Hamster Noirs Vater alles und jeden vernichtete, würde ihm diesen denkwürdigen Tag verderben. Voller Vorfreude richtete Hijikata seine gesamte Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm. Das Intro war gelaufen und die ersten Szenen deuteten darauf hin, dass die Protagonisten gleich hinter das Geheimnis des Vaters kamen. Man hätte die Luft im Fernsehzimmer vor Spannung mit einem Löffel zerteilen können. Als plötzlich das Bild ausfiel. „...was?“ Vor Schreck fiel Hijikata die Zigarette aus dem Mundwinkel. Er starrte noch auf das grau-weiße Flimmern des Fernsehers, als Okita bereits aufgesprungen war, gewaltsam das Gerät schüttelte und es dabei anschrie. „Funktionier auf der Stelle wieder, wenn du nicht sterben willst!!“ „Sogo, warte“. Der Vizekommandant, bemüht einen kühlen Kopf zu bewahren, schaltete auf einen anderen Kanal, um herauszufinden, ob es nicht vielleicht ein Problem mit dem Fernsehsignal im Allgemeinen gab. Auf dem anderen Kanal war kurz das laufende Programm zu sehen, ehe auch dort nur noch grau-weißes Flimmern kam. „VERDAMMTES MISTDING!!“ Hijikata zerteilte den Fernseher mit einem einzigen, zornigen Schwerthieb. „Yamazaki!“, rief Okita derweil, während er sich zu dem mit im Zimmer sitzenden Kameraden umdrehte. „Was ist da los??“ Der Angesprochene stutzte. „Ach, jetzt überspringen wir plötzlich den Teil, wo Sie so tun, als wäre ich so unscheinbar, dass Sie mich nicht sehen können?“ „So tun?“, hakten die zwei irritiert nach. „Dafür ist nun wirklich keine Zeit! Du siehst doch, dass die Lage ernst ist!“ Okita trat nach einer Hälfte des halbierten Geräts und kickte es so – rein zufällig – gegen das Schienbein seines Vorgesetzten. Hijikata jaulte kurz auf und hielt sich das getroffene Körperteil. So war das, wenn mit einem Mal das Einzige fehlte, was sie verband. Alles drohte, ins Chaos zu entgleiten. „Ich weiß auch nicht, was da los ist“, antwortete Yamazaki. „Im Fernsehprogramm waren für heute eindeutig die Finalfolgen angekündigt. Es ist aber auch seltsam, dass anscheinend alle Kanäle nacheinander kein Bild mehr haben. Da muss ein größeres Problem dahinterstecken.“ „Sogo! Du kennst den Weg!“ Hijikata nickte dem Jüngeren lediglich zu, der sich sogleich sein Schwert schnappte. Es war offensichtlich, dass sie sich wieder zum Sender aufmachen wollten. Kondo stoppte sie in dem Moment, in dem er durch die Tür den Raum betrat. „Toshi, es hat keinen Sinn zum Sender zu gehen.“ „Halte mich nicht auf. Sie hatten mir versprochen, die Folgen zu zeigen. Anderen etwas wegzunehmen, was ihnen so viel bedeutet, ist nicht nur ungesetzlich, sondern auch unmoralisch. Wir als Shinsengumi sind die Einzigen, die zwischen der Ordnung und der Anarchie stehen. Wir müssen das Gesetz und die Moral beschützen.“ „Das stimmt ja alles“, entgegnete Kondo, „und natürlich sind das unsere obersten Leitlinien, an die wir uns uneingeschränkt halten, aber als ich eben mit einem Teleskop in Otaes Wohnzimmer reingeguckt habe, habe ich gesehen, dass auf ihrem Fernseher genau das Gleiche geschehen ist. Auf allen Programmen! Erst war noch ein Bild da und dann kam nur noch Geflimmer. Meine geliebte Otae hat mit ihren zarten Fäusten daraufhin ebenso das Gerät zertrümmert. Doch es passiert auf allen Fernsehern in der Umgebung. Nacheinander und nicht zeitgleich, so wie bei einer technischen Störung.“ „Alle sind betroffen?“ Hijikata runzelte die Stirn. „Mich macht es eher betroffen, was Kondo-san unter Gesetz und Moral beschützen versteht“, wandte Okita ein. In ihre Diskussion vertieft, bemerkten die drei nicht, wie Yamazaki plötzlich schauderte und – selbst darüber verwirrt – aus der geöffneten Schiebetüre nach draußen blickte. Ein aus dem Nichts aufgetauchtes Gefühl des Horrors hatte ihn überkommen. Ein laues Lüftchen wehte hinein und Yamazaki spürte, wie jedes Haar an seinem Körper sich aufstellte. Was war das nur? Wieso schauderte es ihn plötzlich so? Sein perplexer Blick wanderte hinauf zum blauen Himmel und er begann, am ganzen Körper zu zittern. „Yamazaki? Ist alles in Ordnung?“ Kondo bemerkte das Unwohlsein des bleicher und bleicher werdenden Untergebenen und musterte ihn besorgt. „Ich … ich weiß nicht …“, stammelte der Rangniedrigste im Raum hilflos. „Irgendetwas ist … seltsam.“ „Seltsam?“ Hijikata hob kritisch eine Augenbraue. „Inwiefern?“ „Es … es ist … ich kann es nicht beschreiben. Mich überkommt so ein merkwürdiges Gefühl ...“ „Gefühl?“, hakte der Vizekommandant nach. „Hoffentlich nicht Gefühle für irgendjemanden, oder? Das hatten wir schon und ich möchte nicht daran erinnert werden.“ „Es heißt, Yamazaki sagt manchmal im Schlaf Ihren Namen, Hijikata-san“, warf Okita diabolisch grinsend ein. „ICH MÖCHTE NICHT DARAN ERINNERT WERDEN!!“ „Moment ...“ Kondo kratzte sich am Kinn. „Er stöhnt doch im Schlaf nicht nur ständig Toshis Namen-“ „WIESO IST ES JETZT SCHON EIN STÖHNEN?!“ „-sondern auch immer wieder 'Anpan', richtig? Vielleicht ist er auf Anpan-Entzug?“ „Oder er ist auf Anpan. Seine Augen sind jetzt schon fast so rund wie Anpan-Brötchen.“ Okita schien im Gegensatz zu den beiden anderen nicht sehr besorgt um ihn zu sein. Sie verstummten, als Yamazaki sich mit wackligen Bewegungen erhob. Wie in Trance starrte er erst auf seine Hand und ließ dann seinen erschütterten Blick zu seinen Vorgesetzten wandern. Nun wurde es selbst Okita ein bisschen unheimlich. So verstört hatte er Yamazaki noch nie erlebt. „Irgendetwas stimmt nicht.“ Die Stimme des Badminton-Enthusiasten bebte. „Normalerweise wäre das hier der Punkt, an dem ich auf die Einstellung der deutschen Fassung von Gintama hinweisen würde, aber … ich spüre überhaupt keinen Drang, dies zu sagen.“ Fassungslos starrten Kondo und Hijikata den jungen Mann an. Das war in der Tat seltsam – und sehr, sehr beunruhigend. „Ach, das ist alles?“, wiegelte Okita ab. „Das liegt bestimmt daran, dass die Autorin dieser Geschichte dich durch jemanden ersetzen will, der über mehr Präsenz verfügt. Die Flöhe auf meiner Katze zum Beispiel.“ Ah ja, Okitas Katze. Aufmerksame Leser wissen natürlich gleich, wie er an eine Katze gekommen ist: durch dreiste Entführung. Nach dem letzten Sturm auf den Fernsehsender hatte der Offizier ungefragt die Katze aus der Home24-Werbung aus dem Gebäude des Fernsehsenders mitgenommen. Seitdem lebte sie im Hauptquartier der Shinsengumi. Die Senderchefin höchstpersönlich war schon hier gewesen, um das Tier als vermisst zu melden. Okita hatte ihr ins Gesicht gelogen, dass sie nach ihm suchen würden. Als es plötzlich miaut hatte, hatte er sich beeilt zu sagen, dass das nur der Kommandant gewesen war – und die Chefin hatte ihm geglaubt und den Rückweg angetreten. Moment mal, beschwerte sich da Hijikata in Gedanken, die Katze kriegt so eine lange Erklärung und dass Yamazaki im Schlaf meinen Namen stöhnt, wird einfach ohne weiteren Kommentar so hingestellt?? Oh ja. Genauso war es. „Nein.“ Yamazaki schüttelte entgeistert den Kopf. Schweiß lief ihm bereits über die Stirn. „Das ist es nicht. Ich … ich spüre … ich spüre eine Erschütterung der Macht.“ „Er ist ein Jedi?“, wollte Kondo überrascht wissen. „Na ja“, der angespannten Lage zum Trotz nahm Hijikata einen tiefen Zug von seiner neuen Zigarette, „er hat diesen leuchtenden Badmintonschläger, um im Dunkeln spielen zu können. Bei der Jugend von heute reicht das wohl, um den Grad eines Jedi zu erreichen. Wir mussten damals dafür noch richtig trainieren und uns reichten auch drei Filme völlig aus.“ „Es wird etwas Schlimmes passieren“, prophezeite der neben sich stehende Yamazaki weiter. „Etwas … etwas Schlimmes kommt auf uns zu.“ „Noch ein Star Wars-Teil?“ Besorgt beobachtete der Vizekommandant das Kopfschütteln seines Untergebenen. „Selbst wenn würde der nur auf Streaming-Plattformen laufen und somit irgendwann in Vergessenheit geraten.“ Yamazaki zog hörbar die Luft ein. „Wir werden alle …!“ Schlagartig fiel er in Ohnmacht und wurde gerade so von Hijikata aufgefangen. „Na toll!“, maulte Okita. „Wir werden alle … was? Warum kippt er an der entscheidenden Stelle um? Hätte das Universum nicht durch Hijikata-san sprechen können? Beim dem wäre es egal, wenn er dabei kaputtgeht.“ „Wir werden alle ...“, murmelte Kondo nachdenklich, „... glücklich und zufrieden unsere Leben leben? Sicher wollte er das sagen, oder? Oder? Ja, ganz bestimmt … oder?“ Die Shinsengumi-Offiziere schluckten verängstigt und schenkten der gerade ins Zimmer kommenden Katze aus der Home24-Werbung keinerlei Beachtung. Auf leisen Sohlen näherte sie sich Okita. Niemand der drei bemerkte den kleinen, schwarzen Schatten am blauen Himmel.   „Gi~n-cha~n.“ Am anderen Ende Edos stellte Gintoki Sakata sich – Kaguras Jammern zum Trotz – weiterhin schlafend. Wenn sie so jaulte, war irgendetwas. Irgendetwas um das er sich kümmern musste und darauf hatte er gerade, wo er so schön auf der Couch lag, absolut keine Lust. „Gi~~n-cha~~~~n.“ Oh nein. Ihr Tonfall wurde richtig verheult. Heulte sie wahrhaftig? Um das zu überprüfen, müsste er die Augen öffnen, aber wenn er das tat, würde sie bemerken, dass er wach war und … er hatte doch keine Lust. „GI~~~~~~N-CHA~~~~~~~N!“ „WHAAAAA!“ Kagura kippte den Silberhaarigen mitsamt des Sofas um, sodass er im hohen Bogen von seinem Schlafplatz geschmissen wurde. „Auauauau, verdammt, Kagura, was soll das denn?“ Sich den unter seiner lockigen Mähne verborgenen Schädel reibend, blickte Gintoki nun endlich zu dem Mädchen hoch. Tatsächlich. Mit heulenden Augen und einer jammervollen Miene stand sie vor ihm und hielt ihm das kleine Radio hin, das er ihr gekauft hatte, um seine Ruhe zu haben. Welch Ironie. Vielleicht hatte er da allerdings auch von vorneherein einen Denkfehler gehabt. Er hatte ihr ein Radio geschenkt, um seine Ruhe zu haben. Herrje, ja, wenn er nun darüber nachdachte, war das wirklich nicht allzu clever gewesen. Besonders, weil Kagura schnell einen neuen Lieblingssender gefunden hatte, nachdem ihr alter wegen zu vieler alternativer Fakten und zu wenigen Faktenchecks eingestellt worden war. Die Chaoten, die diesen Sender betrieben hatten, hatten daraufhin einen Rick-Astley-Kult gegründet und sendeten nun auf ihrer neuen Frequenz rund um die Uhr seine beiden größten Hits. Und Kagura liebte es. Rund. Um. Die. Uhr. Es war kein Zufall, dass Shinpachi sich in letzter Zeit auffallend oft bei sich zu Hause aufhielt, denn wie oft am Tag konnte man ohne Unterbrechung „Never Gonna Give You Up“ und „Together Forever“ ertragen? Erstaunlich öfter als er selbst angenommen hatte, aber erstaunlich seltener als er es gehofft hatte. Wie er die guten, alten Zeiten des „Pina Colada Songs“ vermisste! „Gi~n-cha~n“, fuhr Kagura in ihrem verheulten Tonfall fort, „das Radio ist kaputt. Es macht keinen Mucks mehr.“ Gintoki winkte umgehend ab. „Wahrscheinlich haben sie den Sender nur schon wieder eingestellt.“ „Nein, kein Sender geht mehr.“ „Dann hast du dich im Schlaf wahrscheinlich auf das Radio gelegt und es beschädigt.“ „Nein! Hab ich nicht! Es ist ganz plötzlich ausgegangen! Es kommt nur noch so ein blödes Rauschen!“ Stur hielt sie ihm das Gerät hin, damit er es sich endlich ansah und auf wundersame Weise reparieren sollte. Hatte sie ihn hier je irgendwas reparieren sehen? Wie kam sie nur darauf, dass er etwas an dem kaputten Radio ändern könnte? „Na schön, lass mal sehen“, stöhnte er und nahm das Gerät entgegen. Lustlos drehte er an ein paar Knöpfen. „Tja, da lässt sich nichts mehr mach- … oh nein.“ Neue Tränen liefen aus Kaguras Augen, während ihre Lippen zitterten. Gintoki seufzte innerlich. So sehr hing sie an dem Ding? Wenn ihm nichts einfiel, würde sie den ganzen Tag weiter heulen. Mindestens. Die Tür schob sich auf und Shinpachi kam vorsichtig hinein. Der Mistkerl hatte bestimmt gehorcht, ob Rick Astley zu hören war, bevor er sich entschieden hatte, reinzukommen. Sollte ihm aber recht sein, denn so war Kaguras Radio ganz plötzlich nicht mehr sein Problem. „Shi~~npa~~~chi“, begrüßte das Mädchen ihn schluchzend und der Junge machte unverzüglich einen erschrockenen Schritt zurück. „Mein Radio ist kaputt!“ „Es ist kaputt? Du wirst dich im Schlaf drauf-AH!“ Das Radio kam ihm wutentbrannt entgegengeflogen. Shinpachi wich ihm gerade so aus und blickte verängstigt in das Gesicht einer fuchsteufelswilden Kagura. „NEIN!! HAB ICH NICHT!! ABER EUCH ZERQUETSCHE ICH IM SCHLAF WIE NICHTS!!“ Sie fletschte mit den Zähnen und zeigte auf das Gerät, das selbst ihren gewaltigen Wurf ohne größeren Schaden überlebt hatte. „REPARIERT MEIN RADIO!“ „Ja, natürlich, sofort.“ Shinpachi hob das Radio hastig vom Boden auf, schaltete es ein und drehte an den Knöpfen. „Sehr seltsam. Es geht an, aber ich kriege keinen einzigen Sender rein. Vielleicht stimmt etwas mit dem Empfang nicht. Funktioniert der Fernseher noch?“ „Na, na, na, Shinpachi“, schalt Gintoki ihn, während er aufstand und zur Fernbedienung schlenderte. „Mal nicht den Teufel an den Wand. Was würde nur aus uns werden, wenn der Fernseher nicht mehr ginge? Da spielen sich in meinem Kopf gleich ganz apokalyptische Szenen ab.“ Er machte das TV-Gerät an und … erstarrte. Außer einem weißen Rauschen war nichts zu hören und zu sehen. Panisch schaltete er jeden Kanal durch, doch nirgends bekam er einen Sender rein. „Das war's. Der Untergang ist nah.“ Geschlagen ließ Gintoki die Fernbedienung fallen. „WER MALT JETZT DEN TEUFEL AN DIE WAND?!!“, schnaubte Shinpachi und bereute es, hergekommen zu sein. „Dann gibt es eben irgendein Problem mit einem Funkmast. Das wird bestimmt im Handumdrehen behoben sein.“ „Im Handumdrehen??“, schrien die beiden anderen ihn verzweifelt an. „Wie lange ist so ein Handumdrehen?“, fragte Kagura atemlos. „Zu lange!“, antwortete Gintoki ihr resigniert. „Zu lange, Kagura. Ich hoffe, wir werden es noch erleben, noch einmal in den Genuss des Fernsehprogramms zu kommen.“ „Wie dramatisch kann man sein?!“ Shinpachi schüttelte über die zwei den Kopf. „Wenn ihr es keine drei Sekunden ohne Unterhaltung aushaltet, dann guckt doch irgendwas von dem, was du auf dem Rekorder aufgezeichnet hast. Wofür hast du denn in das Ding investiert anstatt uns unseren Lohn zu bezahlen?“ Die Miene der Silberlocke hellte sich auf. Genau! Da war doch noch was! „Shinpachi, wir alle profitieren von diesem Rekorder. Besonders jetzt, in dieser Stunde der Not.“ „Gin-chan hat die ganze Festplatte für sich in Anspruch genommen“, beschwerte das rothaarige Mädchen sich. „Für meine Sendungen war gar kein Platz mehr.“ Triumphierend machte der Chef der Alles-Agentur das Aufnahmegerät an. „Du bist noch zu jung und verstehst noch nicht viel davon. So eine Festplatte ist begrenzt. Da haben nur die exquisitesten Sendungen Platz. Sendungen, die dich zu dem machen, der du bist. Die deinen Charakter formen. Deine Identität definieren.“ „Was in aller Welt ist 'Auswandern hinter Gittern'?“, fragte Shinpachi stirnrunzelnd in Gintokis hochtrabende Rede hinein, als er die Titel der Shows auf der Übersichtsliste des Rekorders las. „Ein Kulturprogramm, bei dem Häftlinge Strafverkürzung erhalten können, wenn sie innerhalb von 90 Tagen im Ausland heiraten.“ „Und 'Alle meine Geisterjäger'?“ „Ein Kulturprogramm, bei dem eine polygame Familie unheimliche Phänomene untersucht.“ „WAS IST DARAN KULTURELL???“ „Du bist eben nicht so kultiviert wie ich, Shinpachi“, wehrte Gintoki gelassen ab. „Wenn du erst einmal meine Reife erreicht hast, weißt du intellektuelle Sendungen viel mehr zu schätzen.“ „Verwechselst du nicht vielleicht Reife mit Fäule?“, konterte der Brillenträger. „Ist bei Gin-chan das Gleiche“, warf Kagura ein und entdeckte in der Liste etwas, das ihr gefiel. „Da! Das möchte ich gucken!“ Vorsorglich las Shinpachi sich den Titel durch. Einer musste ja hier der Erwachsene sein. „Was ist denn das?“ „Oh, das ist eine besondere Perle“, erwiderte Gintoki. „Und völlig harmlos ist es auch. Es ist das super seltene Detektiv Conan Special, bei dem die Schwarze Organisation einen trotteligen, deutschen Austauschkriminellen bekommt: Bier.“ „Austauschkriminellen?“ Shinpachis Augenbraue ging wieder kritisch nach oben. „Das scheint allerdings wirklich das Vernünftigste auf der Festplatte zu sein. Wieso ist der ganze restliche Platz mit Burger King Werbespots gefüllt?“ „Weisheit.“ Zum Unverständnis des Jungen tippte Gintoki sich in einer stolzen Geste mit einem Zeigefinger gegen eine Schläfe. „Oder vielmehr: Weise Voraussicht. Diese Werbespots habe ich alle aufgenommen, um mich bei Autorin-sama einzuschleimen. Sie ist der einzige Mensch, der Werbeblöcke mag und sie lebt für Burger King Werbung. Solange ich diese Schätze habe, wird mir in einer Fanfiction nie wieder etwas Schlimmes passieren.“ „Gi~~n-cha~~n!“ Oh nein, wieso war der jammervolle Tonfall wieder zurückgekehrt? „Die Einträge verschwinden!“ Kagura zeigte auf den Fernsehbildschirm, der bis gerade eben die aufgenommenen Sendungen angezeigt hatte. Gintoki stürzte zum Gerät und umfasste den Bildschirm, auf dem eine Sendung nach der anderen verschwand, mit beiden Händen. „Nein! Krise! Was ist mit dir?! Was ist mit dir, meine Versicherung für schlechte Zeiten?? Warum verlässt du mich, du, mein ganzer Stolz??“ All sein Klagen und Weinen half nicht. Die Übersichtsanzeige des Aufnahmegeräts zeigte nur noch weißes Rauschen. „Lass gut sein, Gin-san. Deine Versicherung hat uns verlassen.“ „NEEEEEEEIN!!“ „Aber ...“ Gintokis Schrei ignorierend, fasste Shinpachi sich gedankenversunken ans Kinn. „Warum löschen sich die Aufnahmen von alleine? Das kann keine Störung sein.“ „Ich habe so lange und so hart an diesen Aufnahmen gearbeitet …“ Am Boden zerstört hockte Gintoki auf dem Selbigen und ließ den Kopf hängen. „Mir ist immer noch langweilig“, jaulte Kagura über das Wehklagen des Silberschopfes hinweg. „Wieso haben wir kein Steaming?“ „Du meinst Streaming“, korrigierte Shinpachi sie. „Ja ja, dieses Stealing auf das die anderen Kinder im Park so abfahren.“ Shinpachi schüttelte den Kopf. „StREAMing. Und da laufen doch eh nur Serien und Filme, an die die Studios nicht glauben, weswegen es keinen interessiert, wenn der Kram kurz nach Veröffentlichung schon wieder in Vergessenheit gerät.“ „Das sind also alles nur Stream Punks?“ „Kagura-chan, du solltest sowieso lieber ein Buch lesen. Wirklich. Lies mal ein Buch. Bitte. Bevor du auch noch so wirst.“ Mit einem flüchtigen Blick auf Gintoki schritt Shinpachi zum Bücherregal und zog das einzige dort stehende Buch hinaus. Er seufzte laut, als er den Titel las. „Gin-san, warum ist das einzige Buch hier 'Schneeballsysteme leicht gemacht'?“ Unbeirrt und sich überraschend schnell von seinem Nervenzusammenbruch erholend, wiederholte Gintoki die Geste von vorhin und tippte an seine Schläfe. „Weise Voraussicht. Falls ich mich in Zukunft mal beruflich umorientieren muss.“ „DARAN IST ABSOLUT GAR NICHTS WEISE!!!“, polterte Shinpachi und stutzte umgehend, als der Titel vor seinen Augen vom Einband verschwand. Mit einem mulmigen Gefühl schlug er das fragwürdige Werk auf und blätterte durch die Seiten. Gintoki und selbst Kagura hielten inne, als der bebrillte Junge immer panischer blätterte. „Die Buchstaben! Alle Buchstaben im Buch verschwinden!“ Aufgebracht hielt er ihnen die nun leeren Seiten hin. Niemand der drei bemerkte den kleinen, schwarzen Schatten am blauen Himmel. Kapitel 2: Wenn du 700 Folgen Naruto gesehen hast, bist du gar nicht mehr in der Lage aufzugeben ------------------------------------------------------------------------------------------------ „Nei~~n!“ Ein herzzerreißender Schrei Gintokis hallte durch ganz Edo. „Mein Vermögensplan, meine finanzielle Absicherung, mein Schatz!“ Vollkommen entgeistert starrte er auf die leer gewordenen Seiten des Buchs, das Shinpachi nach wie vor in Händen hielt. „Dir ist schon klar, dass du nur ins Gefängnis gewandert wärst, wenn du dich an einem der Schneeballsysteme aus dem Buch versucht hättest, oder?“ Shinpachi wusste nicht, worüber er mehr schockiert sein sollte: Das merkwürdige Phänomen, das alles verschwand – oder Gin-sans fragwürdiger „Vermögensplan.“ Die Silberlocke winkte unbekümmert ab. „Mach dir nicht immer so viele Sorgen, Shinpachi. Meine Bewerbung für 'Auswandern hinter Gittern' habe ich natürlich längst ausgefüllt.“ „WIESO BERUHIGT DICH DAS?!“ Kagura war derweil dazu übergegangen, die von ihr umgekippte Couch wieder aufzustellen. Sie tat dies, da sie auf der Suche nach dem einzig anderen geschriebenen Werk in diesem Raum war: der Fernsehzeitschrift. „Die Buchstaben aus dem Magazin verschwinden auch. Und die Bilder!“, rief sie erschrocken aus und klang dabei über den letzten Punkt erschrockener als über den ersten. „Lass mal sehen.“ Shinpachi schaute auf die Zeitschrift und beobachtete das gleiche Phänomen, das bei dem Buch aufgetreten war. Alles, was zuvor dort abgedruckt gewesen war, verschwand einfach. „Heißt das, ich kann nicht fernsehen?!“ Im Nu hatte Kagura die leeren Seiten zerknüllt und gleichzeitig zerbröselt. „Es gibt sicher eine logische Erklärung für den ausgefallenen Rundfunk und die verschwindenden Buchstaben“, beschwichtigte Shinpachi sie, sichtlich besorgt, ihm könnte das gleiche Schicksal wie der Zeitschrift blühen, wenn ihr seine Antwort nicht gefiel. „Ich will keine logischen Erklärungen, ich will fernsehen!“, bockte Kagura. „Am Wochenende sollte ein Hakuoki-Filmmarathon gezeigt werden!“ Ihr dunkelhaariges Gegenüber machte eine abwehrende Geste. „Bei allen anderen Kindern deines Alters würde ich sagen: Guck das nicht, davon bekommst du Albträume. Aber bei dir sage ich: Guck das nicht, davon bekommst du Ideen – oder Hunger.“ Sich ebenso zu einer Belehrung berufen fühlend, verschränkte Gintoki die Arme vor der Brust. „Außerdem ist es nicht gut, wenn du etwas guckst, das historisch so ungenau ist. Ich meine, nachher schreibst du bei einem Test in der Schule alles ganz falsch auf, weil ein Anime die historischen Ereignisse total verdreht hat. Das würde ich nicht verantworten können.“ „Die sind genauer als wir“, wandte Shinpachi trocken ein. „Das ist unmöglich. Etwas, bei dem der männliche Hauptcharakter 'Hijikata' heißt, kann und darf nie akkurater sein als wir. Selbst wenn der Hijikata aus Hakuoki mit einer engelsgleichen Stimme spricht.“ „Engelsgleich?“ Ungläubig zog Shinpachi eine Augenbraue nach oben. „Ja. Engelsgleich“, entgegnete Gintoki mit noch mehr Überzeugung als zuvor. „Gin-chan, du wolltest doch die neue Staffel Bungo Stray Dogs sehen“, bemerkte Kagura nun und brachte den Ältesten im Raum so nun doch wieder aus der selbstverliebten Ruhe. „Krise! Sie dürfen mir nicht Bungo Stray Dogs nehmen! Dieser Anime ist das einzige Buch, das ich je tatsächlich gelesen habe!“ „Du hast den Schneeball-Quatsch nicht einmal gelesen?“ „Ich warte auf das Hörbuch.“ „Vielleicht sollten wir den Hijikata aus Hakuoki fragen, ob er nicht auch hier die Hauptrolle übernehmen will. Ein schlimmeres Vorbild als du kann er mit Sicherheit nicht sein.“ „Und besser aussehen tut er auch“, warf Kagura ein. „Vorbild, Schmorbild“, winkte der unerschütterliche Held ab, Kaguras Einwurf nonchalant ignorierend. „Shinpachi! Konzentrier dich auf die wirklich wichtigen Dinge! Der Untergang ist nah! Kein Fernsehen, kein Radio, keine … Moment.“ Gintoki wurde plötzlich ganz blass, verschwand ins Bad, stieß dort einen weiteren herzzerreißenden Schrei aus und kehrte als gebrochener Mann zurück ins Wohnzimmer. „Keine Jump.“ Er hielt ein weiß gewordenes Mangamagazin hoch. „Keine Jump“, wiederholte er, als hätten ihn nun sämtliche Lebensgeister verlassen. „Keine Jump. Es ist das Ende. Das Ende aller Dinge.“ „Wir sollten trotzdem die Ruhe bewahren und keine voreiligen Schlüsse ziehen. Dass Sendungen und Buchstaben verschwinden ist noch lange kein Zeichen für den Weltuntergang. Auch wenn es sehr seltsam ist. Selbst für unsere Serie.“ „Begreifst du nicht?“, fragte Gintoki und hielt tapfer seine Tränen zurück. „Keine Jump. Etwas Schreckliches geht vor sich. Als würde jemand uns alles nehmen, was uns lieb und teuer ist.“ Der dunkelhaarige Junge wirkte noch immer nicht überzeugt. „Das klingt für mich eher, als würdet ihr irgendein klitzekleines Problem wieder einmal zu einer nationalen Krise aufblasen. So wie damals, als ihr meintet, wenn bei Free! einer der Charaktere sterben würde, würde es das Ende des Universums bedeuten. ...“ Shinpachi wurde nachdenklich. „Wenn ich mir genauer betrachte, was ich da so von mir gebe … kann es sein, dass wir mal wieder in einer Fanfiction gelandet sind? Aber …. Das ist seltsam. Ich spüre nicht, dass Yamazaki seinen üblichen Satz schon gesagt hat. Und normalerweise weist die Autorin immer bereits vor unserer Szene auf die Einstellung der deutschen Fassung von Gintama hin.“ „Dann ist das ein Zeichen für den Weltuntergang?“, hakte Kagura nach und Shinpachi schüttelte von neuem den Kopf. „Das ist genau das, was ich mit übertrieben und voreilig meine.“ Die drei hielten inne, als plötzlich Hasegawa freudestrahlend hereinkam und ihnen mit dem glückseligsten Lächeln, das sie je bei einem Menschen gesehen hatten, verkündete: „Ihr werdet es nicht glauben! Ich habe gerade ein großartiges Jobangebot erhalten und meine Frau will auch zu mir zurückkommen!“ Hasegawa wartete ihre Reaktion nicht ab (er wunderte sich schon ein bisschen über ihre schockierten Gesichter) und hüpfte umgehend auf beschwingten Beinen wieder davon. „DAS IST DER WELTUNTERGANG! WIR WERDEN ALLE STERBEN!!“ Panisch raufte Shinpachi sich die Haare. „Der Madao ist ein Zeichen für den Weltuntergang?“, fragte Kagura, das Konzept nach wie vor nicht so wirklich begreifend, nach. „Nein, Kagura“, korrigierte Gintoki sie. „Ein Madao, der plötzlich eine Glückssträhne hat, ist quasi alle apokalyptischen Reiter in einer Person.“ Endgültig verwirrt legte das Mädchen den Kopf schief. „Diese Reiter habe ich mir immer ganz anders vorgestellt. Ich dachte, die wären ganz flauschig und kuschelig und niedlich. Und es gibt doch auch diese leckeren Kekse, die ihre Form haben.“ „Kekse von den apokalyptischen Reitern?“ Jetzt war Shinpachi verwirrt. „Ja. Von den eukalyptischen Reitern.“ Ihr bebrilltes Gegenüber schlug sich eine Hand gegen die Stirn. „Bitte. Sobald wir ein Buch mit Buchstaben drin finden: Lies es.“ „Na toll“, meckerte Gintoki, „jetzt bin ich verängstigt UND habe Hunger auf Koala-Kekse … und was ist denn das nun schon wieder??“ Irritiert drehte er sich zum Fenster, als es im Zimmer immer dunkler wurde. „Ist das Einbildung oder verschwindet jetzt auch noch die Sonne?“ Die beiden Jüngeren taten es ihm gleich und blickten zum Fenster hinaus. Ein riesiger, dunkler, kreisrunder Schatten breitete sich am Himmel über Edo aus. Er wurde größer und größer und verdeckte mehr und mehr den eigentlich blauen Himmel. „Das ist keine Einbildung. Das ist der Weltuntergang.“ Die drei wandten sich zu der Stimme um, die dies seelenruhig von sich gegeben hatte. Sie verstanden jedoch nicht so richtig das Bild, das sich ihren Augen dort darbot. Mit hochroter, zorniger und schnaubender Miene stand Okita vor ihnen und trug die Katze aus der Home24-Werbung auf einem Arm, während sein anderer Arm wild gestikulierte. „Okita-san?“, fragte Shinpachi, spürbar beunruhigt über das, was er da sah. Es war mehr als deutlich, dass irgendetwas nicht stimmte. „Hm? Oh, ja, ignoriert ihn bitte. Er macht schon die ganze Zeit diese obszönen Gesten“, hörten sie Okitas Stimme antworten, ohne dass der Offizier den Mund öffnete. Aber – der Mund der Katze bewegte sich. „Ist das denn unbedingt nötig?“, seufzte die Katze zu Okita hinaufblickend und schüttelte den Kopf. „Kannst du nicht ein braver Mensch sein und mal stillhalten?“ Den Mitgliedern der Alles-Agentur waren bei diesem Anblick die Unterkiefer auf den Boden gedonnert. Was in aller Welt war hier los? Seit wann konnte diese Katze tatsächlich sprechen? Und was war mit Okita? „Ich vernehme euren Gesichtern, dass ihr ein paar Fragen bezüglich der aktuellen Situation habt. Darf ich?“ Die Katze zeigte mit einer Pfote auf das Sofa und erhielt drei ungläubig nickende Köpfe zur Antwort, bevor sie sich wie in Trance ihr gegenüber setzten. Okita blies derweil seine Wangen übellaunig auf und schmollte, während er mit der Katze auf der Couch Platz nahm. „Ich will meine Erklärung so kurz und einfach wie möglich gestalten“, begann die Katze, „da ich in meiner Zeit auf der Erde schnell gelernt habe, dass Menschen nicht unbedingt die klügste Spezies sind.“ „Zeit auf der Erde?“, brachte Gintoki verunsichert hervor. Ihm gefiel das ganz und gar nicht, wie sich diese Geschichte entwickelte. „Sag nicht, du bist ein-“ „Ich bin ein Amanto, so ist es. Vor einiger Zeit ging der Planet, von dem ich komme, unter und ich entschied mich, zur Erde zu flüchten. Da ich hin und wieder euer Fernsehsignal empfangen hatte, war ich zu dem Trugschluss gekommen, auf diesem Planeten würden rote Katzen wie Götter verehrt und ihnen Lasagnen als Opfergaben dargebracht. Nun, mein Fehler, aber ihr habt's hier trotzdem ganz schön. Na ja, noch.“ „Lasagne~“, machte Kagura und ihr lief dabei schon Spucke aus dem Mundwinkel. „Nicht jetzt, Kagura-chan, wir müssen uns die Geschichte zu Ende anhören.“ Shinpachi schluckte. Er hatte bereits eine Ahnung, warum die Katze ihnen das alles erzählte. „Wieso sagen Sie 'noch' … uhm, Katzen-san?“ „Ah, mein richtiger Name wäre für eure Zungen zu schwierig. Wahrscheinlich würden eure Köpfe beim Versuch, ihn auszusprechen, explodieren. Ernsthaft, mein Volk ist eurem so krass überlegen. Hättet ihr uns angegriffen, wäre das Ganze glimpflich ausgegangen und wir hätten euch so etwas von ausgelöscht. Ihr entwickelt etwas, das 'künstliche Intelligenz' heißt? Oje, oje, oje, entwickelt mal lieber etwas, das 'natürliche Intelligenz' heißt. Wirklich, hätte ich nicht den lukrativen Werbedeal an Land gezogen, ich wäre längst weitergezogen.“ Die drei schluckten bang, während ihr Gegenüber sich niedlich eine Pfote leckte. „Aber darum geht es jetzt ja nicht“, sprach die Katze seelenruhig weiter. „Der Punkt ist, dass das, was meine Welt zerstört hat und gegen das wir trotz unserer krassen, krassen Überlegenheit nichts ausrichten konnten, nun hier aufgetaucht ist und diese Welt zerstören wird.“ „Moment mal ...“, erhob Gintoki schockiert das Wort, „das heißt ja … Kagura hatte Recht und die Reiter der Apokalypse sind flauschig und kuschelig und niedlich!“ „DAS IST JETZT WIRKLICH NICHT WICHTIG!!!“ Shinpachi war außer sich. „Diese Katze hat uns gerade den Weltuntergang prophezeit und das ist deine Reaktion??“ Gintoki bohrte mit einem Finger in seinem Ohr. „Na na, das würde ich noch keine Prophezeiung nennen. Ich will lieber wissen, wieso meine Jump leer ist.“ „Guck mal, Gin-chan!“ Kagura war in der Zwischenzeit aufgestanden und zog den misslaunig dreinblickenden Okita an den Haaren. „Ich kann so doll ziehen, wie ich will, er wehrt sich gar nicht.“ Es machte 'Ratsch!' und Shinpachi und Gintoki blickten erschrocken auf das Büschel Haare, das Kagura dem Blonden ausgerissen hatte und das sie schnell wegwarf. Man hatte der Mimik des armen Offiziers allerdings angesehen, dass er das Ausreißen sehr wohl gespürt hatte. „Menschen.“ Die Katze rollte mit den Augen. „Ist mit Okita-san alles in Ordnung?“, wollte Shinpachi, besorgt um das sich so seltsam verhaltene Shinsengumimitglied, wissen. „Natürlich. Dem geht’s bestens“, winkte die Katze ab. „Na ja, ich muss seinen Körper quasi als Wirt benutzen, weil ich ansonsten nicht mit euch kommunizieren kann und er stört sich wohl ein bisschen daran, dass ich die Kontrolle über ihn übernommen habe. Er ist wie ein störrischer Gundam. Ist ja auch egal.“ Diese Katze ist uns nicht nur überlegen, sie ist auch eiskalt!, dachten Gintoki und Shinpachi gleichzeitig. „Jedenfalls, Weltuntergang. Bald“, fuhr die Katze fort. „Dass alle Serien, Filme, Bücher und so weiter verschwinden, ist auch bei uns passiert, bevor unsere Welt unterging. Der Grund dafür ist ein bestimmter Amanto, der alle kulturellen Inhalte aufsaugt und dadurch so groß wird, dass er irgendwann die Sonne verdeckt und schließlich der Planet stirbt.“ „Was für ein grässlicher Amanto ist das?“, brachte Shinpachi angsterfüllt hervor. „Ein knuspriges Brötchen.“ … „Bitte was?“, hakte Gintoki nach. „Ein knuspriges Brötchen.“ „Bitte was?“ „Ein knuspriges Brötchen.“ „Bitte was?“ „Ein knuspriges Brötchen.“ „Bitte wa-“ „DU MEINE GÜTE, WIESO VERSUCHT EIN KNUSPRIGES BRÖTCHEN UNS ZU TÖTEN??“, grätschte Shinpachi in die Konversation hinein. Die Katze zuckte mit den Schultern. „Das wissen wir nicht. Als das Brötchen an unserem Himmel auftauchte, analysierten wir es und konnten keine kognitiven Prozesse und Emotionen bei ihm feststellen. Wir glauben, es handelt instinktiv. Wie eine Pflanze, die Sonnenlicht aufnimmt. Es reagierte nicht auf unsere Kontaktversuche und selbst als wir es mit unseren Waffen beschossen, zeigte dies keine Wirkung.“ „Ich dachte, euer Volk ist unserem so krass überlegen??“, erwiderte Shinpachi panisch. „Wir sind euch krass, krass überlegen. Aber selbst wir waren gegen das Brötchen machtlos.“ „Ich wollte nur Radio hören und nicht von einem Brötchen getötet werden“, schmollte Kagura. „Was machen wir denn jetzt, Gin-san?“ Aufgekratzt blickte Shinpachi zu dem Silberschopf, der aus dem Fenster zum dunkel gewordenen Himmel sah. Dann drehte er sich zurück zu der Katze und – lächelte entspannt. „Du hast uns das doch nicht nur alles erzählt, damit wir wissen, was uns da umbringt, oder?“ Die Katze stutzte kurz und erwiderte das Lächeln. „Ich hatte immer gedacht, wenn das Brötchen hier auftaucht, wäre mir das egal und ich würde es einfach so hinnehmen. Aber dann ...“ Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. „Aber dann bin ich durch Zufall an diesen Anime geraten, der mein Leben verändert hat. Nachdem ich alle Folgen von Naruto geguckt hatte, habe ich beschlossen, diese Welt, auf der so wundervolle Geschichten erzählt werden, nicht einfach so aufzugeben. Mir wäre sehr viel wohler, wenn Naruto, Sasuke, Sakura und vor allem Kakashi hier wären, aber so muss ich eben mit euch Vorlieb nehmen. Was meint ihr, wollt ihr mir helfen, diese Welt zu retten?“ Shinpachi und Kagura blinzelten die Katze verwundert an. Damit hatten sie nicht gerechnet. „Tsk.“ Gintoki lachte. „Erstens, Samurai sind viel, viel cooler als Ninja. Zweitens, wieso muss Kakashi sich nie etwas wegen seiner Haare anhören? Drittens, musstest du auch so weinen, als Sasuke endlich zur Vernunft gekommen ist? Und viertens ….“ Er stand auf, schlenderte zu seinem Schwert und griff es sich. „Sind Samurai viel, viel cooler als Ninja. Echt jetzt.“ Kapitel 3: Halte dich grundsätzlich an das, worüber Rick Astley singt --------------------------------------------------------------------- Bevor die Alles-Agentur vor dem Ende der Welt gewarnt wurde, hatte die Katze sicherheitshalber auch ihre Diener- äh, Freunde von der Shinsengumi informiert. Sie war sich bewusst, dass sie in dieser Angelegenheit nicht nur auf eine der Parteien zurückgreifen sollte. Und sie hatte alle Bände der Reihe bis hierher gelesen und war daher der festen Überzeugung, dass keine der beiden Gruppen irgendetwas alleine gebacken bekam. Während Kondo und Hijikata abwechselnd mit einem Anpan-Brötchen und einer Flasche Mayonnaise vor Yamazakis Nase herumwedelten, um dem Ohnmächtigen wieder auf die Beine zu helfen, tapste die Katze an Okita heran. „Huh?“, bemerkte der junge Offizier endlich sein Haustier und kniete sich zu ihm herunter. „Was ist los? Willst du mal versuchen, Yamazaki wach zu kratzen?“ Die Katze überlegte kurz, schüttelte aber dann den Kopf. „Beißen ginge auch.“ Die Katze überlegte von neuem, schüttelte aber dann den Kopf. „Ich begreife langsam, warum die zwei sich so gut verstehen“, sagte Hijikata mit hörbarem Unbehagen, als er zu ihnen sah. Dann stutzte der Vizekommandant. Er hatte beobachtet, wie die Katze eine Pfote auf Sogos Hand gelegt hatte und nun wirkte Sogo plötzlich wie erstarrt. Seine Augen weiteten sich und als würde er selbst nicht wissen, was gerade passierte, starrte er die Katze mit einem Ausdruck von Horror im Gesicht an. „Uh … AU!“ Hijikata drehte seinen Kopf zurück zu Yamazaki, der aufgewacht war und sich beim Versuch sich aufzusetzen, die Spitze der Mayonnaise-Flasche, die Hijikata ihm hingehalten hatte, in ein Nasenloch gerammt hatte. „Vorsichtig, Yamazaki. Die gute Mayonnaise.“ Der Untergebene zog sich die Flasche aus der Nase und blinzelte ein paar Mal, bevor Kondo ihn mit Freudentränen in den Augen um den Hals fiel. „So ein Glück, du bist wieder bei dir! Fanfictions funktionieren doch nicht ohne unseren Yamazaki!“ Zunehmend verwirrt guckte er von einem zum anderen. „Was ist passiert? Warum liege ich auf dem Boden? Und warum hat Okita-san die gleichen glasigen Augen, die sie bei Sailor Moon früher immer hatten, wenn sie von irgendetwas Bösem besessen waren?“ Kondos und Hijikatas Blicke schnellten zurück zu Okita, der mit seltsam steifen und holprigen Bewegungen aufstand und dabei die Katze auf einem Arm hielt. Okitas Mimik wirkte dabei merkwürdig angestrengt und verzerrt, als würde er innerlich einen Kampf ausfechten. „Spricht das Universum jetzt durch Sogo??“, fragte Kondo panisch. „Oder ist er zum Team von Sailor Galaxia gewechselt??“ „Das ist bei ihm schwer zu sagen“, antwortete Hijikata, gleichermaßen beunruhigt. Was war denn heute los? Erst Yamazaki und jetzt Sogo? „Hört mir gut zu – ich weiß, das fällt euch schwer, aber es ist wichtig“, ertönte Okitas Stimme, ohne dass sein Mund sich bewegte. Dafür bewegte sich der Mund der … Katze! „Die Katze spricht?!“, entfuhr es Kondo ungläubig. „Der Gorilla doch auch“, entgegnete die Katze gelassen. „Also, in der Kurzfassung, ich muss nämlich noch weiter: Ein Brötchen wird eure Welt vernichten, indem es alle kulturellen Inhalte aufsaugt. Haltet das Brötchen auf, sonst ist es aus mit euch. Klar so weit?“ „...Was?“ Kondo blinzelte die Katze an. „Ein Brötchen?“, hakte Hijikata nach. „Ich habe immer gewusst, dass es so enden würde“, bemerkte Yamazaki. Hijikata musterte die Katze streng. Hatte Okita etwa unwissentlich einen Amanto entführt? „Kulturelle Inhalte aufsaugen …. Heißt das, Wonderful Wormgirl kommt deswegen nicht?“ „So ist es“, bestätigte die Katze ihm. „Und wie soll ich jetzt erfahren, ob Wormgirl und Hamster Noir jemals ein Paar werden?? Ich meine, Sogo wollte das wissen, nicht ich.“ Das Gesicht des Blonden verzerrte sich noch mehr, er warf dem Vizekommandanten tödliche Blicke zu, doch er konnte ihm weder Worte noch sonst etwas an den Kopf werfen. „Und was ist mit dem Finale von Pokémon? Ich will doch nicht 25 Jahre für die Katz gewartet haben. Ist nicht persönlich gemeint.“ Die Katze schüttelte den Kopf. „Verstehe ich auch nicht so, aber wenn die Welt untergeht, wirst du auch nicht erfahren, was aus Team Rocket wird.“ Derweil schaute Yamazaki in den Ausschnitt seiner eigenen Jacke. Alarmiert erstattete er Bericht, was er dort gefunden hatte – oder was eben nicht: „Das Prince of Tennis Cosplay, das ich immer drunter trage, ist verschwunden!“ „Immer?“ Hijikata hob halb angeekelt, halb kritisch eine Augenbraue. „Natürlich. Ich muss allzeit bereit sein.“ „Das Leben eines verdeckten Ermittlers ist sehr viel härter als ich gedacht habe“, stellte Kondo überrascht fest. „Haltet bitte einfach das Brötchen auf“, stöhnte die Katze und zeigte mit einer Pfote nach draußen, wo ein kleiner schwarzer Fleck am Himmel zu sehen war. „Moment, was ist mit Sogo?“, beeilte sich der Kommandant zu sagen, da die Katze den widerwilligen Okita schon gen Ausgang steuerte. „Den bekommt ihr wieder, keine Sorge. Ich gehe jetzt zur Alles-Agentur, damit die Geschichte chronologisch weiterlaufen kann. Die Leser müssen nicht noch mehr verwirrt werden, als wir es nun eh schon getan haben.“ Die Katze und Okita verließen das Hauptquartier der Shinsengumi und Hijikata wandte sich mit ernstem Blick dem größer werdenden Fleck am Himmel zu, während er sich eine Zigarette anzündete. Nicht nur, dass ich Wonderful Wormgirl verpasse, ich habe mir noch so viele andere Serien und Filme aufgenommen, um sie heimlich zu gucken. Von dem Detektiv Conan Special ganz zu schweigen. Wenn die jetzt alle weg sind … Er zerknirschte die Zigarette in seinem Mund geradezu. „Was denkst du, Toshi?“ Kondo gesellte sich zu ihm. „Hast du je Hakuoki gesehen?“ „Nein, wieso?“ Hijikatas Mundwinkel gingen leicht nach oben. „Gut möglich, dass ich jetzt zum Dämon werde.“   Die Alles-Agentur lief mitsamt der Katze und dem von ihr gesteuerten Okita auf die Straße, nachdem der flauschige Amanto ihnen alles erzählt hatte. Sadaharu hatte ursprünglich draußen im Schatten gelegen, war aber nun schon eine ganze Weile dabei, den Himmel zornig anzubellen. Sein Knurren und Bellen hatte ganz Kabuki-cho auf die Straße gelockt und auf den wachsenden Fleck am Himmel aufmerksam gemacht. Inzwischen war auch Hasegawas Euphorie wieder verflogen. Mit jammervollem Gesicht und gebückter Haltung erblickten sie ihn unter den Anwesenden. „Hey, hey“, sprach Gintoki ihn an, „ist der apokalyptische Reiter vom Pferd gefallen?“ Tränen liefen in Strömen unter der Sonnenbrille des Madao heraus. „Meine Frau hat mich schon wieder verlassen. Da ihre Lieblingsserie momentan nicht läuft, hätte sie stattdessen mit mir reden müssen – und das war ihr zu viel.“ „Das geht gar nicht!“, empörte sich Kagura lautstark. „Ohne Fernsehen gehen Beziehungen in die Brüche! Wir müssen die Welt retten, um die Liebe zu retten! Selbst die Liebe von einem Madao ist es wert, gerettet zu werden!“ „Mit mir müsstest du nicht reden, Gin-san“, kam es mit einem Mal aus einer Mülltonne am Straßenrand. „Außer du willst weiter Ninjas beleidigen, das kannst du gerne tun, das war nämlich sehr erregend.“ 'Klong!' Ein beherzter Schlag mit seinem Holzschwert ließ die Mülltonne umkippen – und Sa-chan herauspurzeln. Erfreut über die grobe Behandlung wurde ihr Gesicht ganz rot. „Ayame Sarutobi sendet live, 24 Stunden am Tag und an sieben Tagen in der Woche-“ „Bitte sag mir, dass du damit meinst, dass du einen Kanal besitzt und nicht Gin-san rund um die Uhr filmst“, fragte Shinpachi wider seines besseren Wissens. „ … ah, ja, genau das meinte ich.“ Sie strich sich kichernd eine Strähne weg und Shinpachi zog es vor, nicht weiter nachzuhaken. „Ich kann immer noch nicht fassen, dass mein Planet untergegangen ist“, seufzte die Katze und ausnahmsweise schien Okita ihr Recht zu geben. „DIE ist ja niedlich!“ Aus der Menge heraus trat Otae zu ihnen und streichelte umgehend das Tier. „Vorsicht, Schwester!“, rief Shinpachi panisch aus. „Das ist ein Amanto, der Menschen kontrollieren kann!“ „Dieses süße, süße Knuddelkätzchen?“ Unbeirrt kraulte Otae die Katze, die sichtbar zufrieden schnurrte. „Wer ist ein knuffiges, die Menschheit unterwerfendes Wollknäuel? Du, ja, du bist eins.“ „Du solltest vielleicht auch noch wissen, dass die Welt kurz vorm Untergang steht.“ Shinpachi atmete aus, als deutlich wurde, dass die Katze seiner Schwester nichts tat. „Ach, deswegen sagte mir letztens eine Wahrsagerin, dass wir alle sterben werden.“ „Und dass wir in einer Fanfiction sind.“ „In einer Fanfiction?“ Otae horchte auf. „Du meinst in einer von der brillanten, klugen, wunderhübschen Autorin-sama?“ Die Haare der Brünetten glänzten und ihr Teint strahlte. Selbst in dieser dunklen Stunde war der bloße Anblick von Otae Shimura ein Lichtblick, sie glich einer wunderschönen Blume auf einem kargen Feld. „Es ist ungeheuerlich, wie diese Fanfiction funktioniert“, stellte der jüngere Shimura trocken fest. „Shin-chan, du darfst nicht immer so viel meckern. Freu dich doch, dass die Autorin uns eine Fanfiction schenkt, wo sie selbst im Moment doch so damit beschäftigt ist, Liebesbriefe an den Postboten aus Violet Evergarden zu schreiben.“ Otaes Haare glänzten noch mehr, ihr Teint strahlte noch heller und während sie dies alles sagte, wünschten sich die Vögel, sie könnten so singen wie Otae sprach. „DAS IST UNGEHEUERLICH, WIE DIESE FANFICTION FUNKTIONIERT!! Gin-san, sag doch auch mal etwas!“ „Wenn ich die Burger King Videos noch hätte, hätte ich das sein können“, jammerte Gintoki. „Meine Haare könnten dringend etwas Glanz vertragen.“ Er fuhr sich seufzend mit einer Hand durch seine Locken. Plötzlich, beinahe wie ein schlechtes Omen, blieb er in einer besonders widerspenstigen Strähne stecken. „Seltsam …. Das ist noch nie passiert. Und meine Haare fühlen sich mit einem Mal noch glanzloser an. Als wäre der letzte Rest Glanz vor etwas erschrocken und davongelaufen ….“ „Keine Sorge, ich helfe dir, Gin-chan!“ Ohne seinem daraufhin angsterfüllten Blick Beachtung zu schenken, riss Kagura die feststeckende Hand aus seinen Locken los und damit ein paar Büschel ab. Deprimiert und resigniert sah Gintoki seinen Haaren dabei zu, wie sie zu Boden segelten. „Wieso wird plötzlich alles noch viel schlimmer? Wieso wird mir auf einmal so komisch?“ „Da fällt mir ein“, Shinpachi blickte sich verstohlen um, „ich habe das Gefühl, in Kapitel Zwei hat irgendetwas gefehlt.“ „Irgendetwas?“, hakte Gintoki mit größer werdenden, begreifenden Augen nach. „Nein, nicht irgendetwas, sondern Katsura.“ Beim Klang dieser wohlbekannten, aus dem Nichts gekommenen Stimme wirbelten die Mitglieder der Alles-Agentur aufgeschreckt herum. Das, was sie dort erblickten, komplettierte die Weltuntergangsstimmung. „Unser Auftritt verzögerte sich dieses Mal etwas, entschuldigt“, hielt Elizabeth auf einem Schild hoch. „Eben noch steckten Elizabeth und ich mitten in einem Job“, erzählte Katsura unaufgefordert. „Wir waren fleißig dabei eine neue My Hero Academia CD zu bewerben und schmetterten dafür seit Stunden 'All for Love', als dieses riesige Brötchen am Himmel auftauchte und unsere Kostüme verschwanden. Ohne mein All Might Kostüm fühle ich mich jetzt völlig nackt.“ „Das könnte daran liegen, dass du völlig nackt bist!!“, schrie Gintoki ihm bei dem traumatisierenden Anblick eines von Kopf bis Fuß entblößten Katsura entgegen. Shinpachi deckte derweil mit seinen Händen Kaguras Augen ab und kniff selbst die Augen zu. „Unter den Kostümen schwitzt man entsetzlich“, entgegnete Katsura unangebracht gelassen. „Wieso, wieso gibt es in Fanfictions keine Möglichkeit etwas zu verpixeln??“ Gintoki schloss seine Augen, doch das Bild hatte sich bereits tief in sein Gedächtnis eingebrannt. Eiskalt wie eh und je lächelte Otae Katsura an. „Bedeck deinen *Piep* oder verabschiede dich von ihm.“ Die nicht so subtil vorgetragene Drohung der Frau zeigte umgehend Wirkung. Eilig suchte der langhaarige Widerstandskämpfer die Umgebung ab, um etwas zu finden, das ihn vor einem grausamen Tod bewahren würde. In diesem Augenblick wurde er auf Okita aufmerksam, dessen Gesicht so aussah, als würde er gleich implodieren. „Uh, ja, nimm das hier. Auch für mich ist das kein schöner Anblick“, sagte die Katze und zog mit ihren Pfoten Okita den Schal aus, um ihn Katsura zu geben. Die anderen waren sich sehr sicher, dass der Offizier, der in unmittelbarer Nähe zu dem gesuchten Katsura stand und ihn dennoch nicht verhaften konnte, nun gewiss innerlich implodierte, als sein Schal ein sehr viel weiter südlich gelegenes Körperteil bedeckte. „Katsura-san hat nicht einmal gemerkt, dass die Katze gesprochen hat, oder?“, flüsterte Shinpachi geschlagen. „Warum stellst du Fragen, auf die du die Antwort längst kennst?“, gab Gintoki zurück. „Immerhin, wenn Zura auftaucht, heißt das in der Regel, dass dann-“ Das Geräusch lauter Sirenen und Motoren schnitt durch den Satz des Helden. Dutzende Polizeifahrzeuge eilten herbei, aus denen unzählige Shinsengumi-Mitglieder ausstiegen. Im Handumdrehen hatten sie schwere Geschütze ausgeladen und aufgebaut. „- dass dann die Shinsengumi auf der Bildfläche erscheint“, beendete Gintoki zufrieden seinen Satz. Der Spuk würde bald vorbei sein. „Bitte, haben Sie keine Angst“, ertönte lautstark Kondos Stimme über ein Megaphon, „wir werden uns umgehend um dieses Brötchen kümmern, das sämtliche kulturellen Inhalte aufgesogen hat. Bewahren Sie Ruhe, Ihr Lieblingsprogramm wird gleich wieder laufen.“ Er gab mit einer Hand ein Signal und alle Polizisten feuerten die Waffen gen Himmel ab. Mit einem ohrenbetäubenden Knall trafen sie auf das Brötchen und … machten dabei gar nichts. Sämtliche Geschosse verpufften auf der Oberfläche der feindlichen Backware. „Was zur Hölle?!“ Hijikata fiel vor Schreck fast die Zigarette aus dem Mund. Sie hatten mit allem geschossen, was sie hatten und nichts davon kratzte das Brötchen. Es wuchs unbeirrt weiter. Nicht mehr lange und der Himmel über ganz Edo würde verdunkelt sein. „Muss der Held dieser Serie wohl doch ran“, schmunzelte Gintoki. „Kagura, wärst du so freundlich?“ Enthusiastisch nickte das Mädchen, packte den Älteren und schmiss ihn mit Karacho gen Himmel. Im Flug holte er zum Schlag mit seinem Holzschwert aus und schlug mit aller Kraft gegen das Brötchen. Risse bildeten sich auf der Oberfläche und einzelne Krümel von der Größe von Basketbällen fielen hinab zur Erde. Doch - Noch im Sinkflug bemerkte Gintoki, wie die herausgeschlagenen Krümel nachwuchsen und die Risse verschwanden. Das Brötchen regenerierte sich – und das rasend schnell. „Das, das kann nicht-“ Mutlos ließ die Katze ihren Kopf hängen. Sie hatte fest damit gerechnet, dass diese liebenswerten Spinner aus Edo das Brötchen besiegen könnten. Aber … vielleicht war auch diese Welt verloren. „Es tut mir leid“, maunzte sie elendig, „ich hatte gehofft, euch würde nicht das gleiche Schicksal ereilen. Aber so wie es aussieht, wird auch diese Welt untergehen.“ Das Wort „Weltuntergang“ verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Leuten auf den Straßen. Verängstigt blickten sie zum dunkel gewordenen Himmel hinauf und senkten im Anschluss daran ihre Köpfe gen Boden. Man konnte förmlich sehen, wie jeglicher Mut und jegliche Hoffnung sie verließ. Die Shinsengumi senkten ihre Waffen hinab und sahen sich untereinander sprachlos an. Was sollten sie gegen einen Gegner ausrichten, dem Waffen nichts anhaben konnten? In all dieser trüben Hoffnungslosigkeit blickte nur ein Mädchen noch entschlossen zum Himmel. Mit geballten Fäusten und schnellen Schritten stapfte Kagura zu dem verdutzten Kondo und nahm ihm das Megaphon weg. Erstaunt tauschten Gintoki und Shinpachi einen Blick aus. Was hatte sie vor? „Einfach nur hier herumzustehen und auf das Ende zu warten, bringt überhaupt nichts!“, verkündigte sie mit fester Stimme über das Megaphon, sodass sie in Nullkommanichts die Aufmerksamkeit aller hatte. „Wenn wir zulassen, dass man uns unsere Lieblingsserien, unsere Lieblingslieder und unsere Lieblingsbücher wegnimmt, haben wir sie dann überhaupt verdient gehabt? Sie haben uns so viel gegeben und wir geben sie einfach auf? Ich will euch einfach sagen, wie ich mich fühle und euch begreifen lassen, dass wir sie niemals aufgeben werden! Wir werden sie niemals im Stich lassen! Niemals umherlaufen und sie verlassen! Sie niemals zum Weinen bringen! Ihnen niemals Auf Wiedersehen sagen! Sie niemals belügen und verletzen! Wir werden mit ihnen zusammen sein für immer und uns niemals trennen!“ Stille trat für einen kurzen Moment auf den Straßen ein, nachdem Kagura ihre Rede beendet hatte, dann brach ein euphorischer Jubel aus. Neuer Mut überkam die Bewohner Edos und alle blickten wieder zum Brötchen, entschlossen, noch nicht aufzugeben. Kondo wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Toshi, hat dich die Rede des Mädchens auch so bewegt?“ „Unsinn“, schluchzte dieser mit tränennassem Gesicht, „ihre Rede hat nur meine Pollenallergie ausgelöst.“ Shinpachi sah die Sache hingegen etwas nüchterner. „Ich bin zwar froh, dass Kagura allen wieder Mut gemacht hat, aber … ihre Rede war doch etwas ...“ „Ich weiß, was du sagen willst, Shin-chan.“ Otae nickte verständnisvoll. „'Together Forever' steht wirklich im Schatten von 'Never Gonna Give You Up.'“ „WIE KOMMST DU DARAUF, DASS ICH DAS SAGEN WOLLTE??“ „Schön und gut“, wandte die Katze ein, „aber was machen wir jetzt?“ Gintoki schmunzelte von neuem. Ihm war allem Anschein nach eine Idee gekommen. „Wir haben hier etwas, was ihr auf eurem Planeten nicht hattet.“ „Und das wäre?“ Die Katze und die anderen blinzelten den Lockenkopf erwartungsvoll an. „Wir können jemanden um Hilfe fragen“, antwortete er kryptisch. „Wenn unsere Welt zerstört wird, werden keine Fanfictions mehr möglich sein. Und wenn man einem Otaku etwas wegnimmt, entwickelt er ungeahnte Fähigkeiten.“ „Du willst dich schon wieder an die Autorin wenden?“, erwiderte Shinpachi skeptisch. Auch Hijikata schien nicht überzeugt zu sein. „An die gleiche Irre, die ständig sagt 'Niemand stellt sich zwischen mich und Asad Schwarz!'?“ Die Miene der Katze hellte sich auf, nachdem sie diesen Vorschlag gehört hatte. „Sie ist nicht irre“, antworte sie voller Inbrunst, „sie ist leidenschaftlich.“ „Meinetwegen“, Hijikata schnippte seine Zigarette weg, „fragen wir die leidenschaftliche Irre um Hilfe.“ Halte durch, Wonderful Wormgirl, ergänzte er in Gedanken. Wir kommen, um dich und alle anderen zu retten. „Gut, dann müssen wir nur darauf warten, dass sie mit uns Kontakt aufnimmt“, sagte Gintoki. Geistesgegenwärtig hielt Shinpachi sich beide Hände zum Schutz an den Kopf. „Besteht ihre Form der Kontaktaufnahme nicht meistens darin, dass sie-“ Ein Stein kam geflogen und traf Yamazaki mit voller Wucht am Kopf. Umgehend ging der Polizist zu Boden und rieb sich verdattert über die Beule. „Was war denn das?? Ich dachte, die Autorin mag mich?!“ Umgehend kam ein zweiter Stein geflogen und traf ihn ebenso. Wie erwartet waren Zettel an den Steinen befestigt. Yamazaki hob den zweiten Stein zuerst auf und las die Botschaft daran vor: „'Entschuldigung, ich bin nicht gut im Zielen. Ich hatte eigentlich Kondo treffen wollen. Lies bitte den ersten Zettel.'“ „Und was steht auf dem ersten Zettel?“, fragte Hijikata ungeduldig, sodass Yamazaki sich beeilte, das Papier auseinanderzufalten. Der Badminton-Enthusiast stutzte, als er die Botschaft las: „'Es ist ein Brötchen. Braucht ihr noch Butter dazu?'“ „Butter?“ Kondo sah überfragt auf den Zettel. „Meint sie das Lied von BTS oder-?“ Er registrierte, wie sich auf den Gesichtern von Hijikata und Gintoki das gleiche Lächeln formte. „Yamazaki“, sagte Ersterer. „Ja, Vizechef?“ „Es ist zwar kein Anpan … aber hast du trotzdem Hunger?“ „Natürlich!“, entfuhr es der Katze, den Hinweis der Autorin endlich begreifend. „Kagura“, sagte nun Gintoki, „wie schnell kannst du halb Edo nach oben befördern?“ „Sehr schnell!“, antwortete sie frohlockend und schmiss ihn umgehend mit noch mehr Wumms Richtung Himmel. „Für Liebe, Gerechtigkeit und Lokalisierungen von Animes!“, rief Gintoki aus, als er auf dem Brötchen landete und mit seinem Holzschwert erneut Krümel abschlug. „Für eine würdevolle Ausstrahlung aller Serienfinale, inklusive des Finales von Pokémon! Und für Team Rocket!“, hörte man Hijikata schreien, als Kagura ihn emporschmiss. „Für eine Abschiedsfolge von Giga Games, um ihnen endlich die Ehre zuteil werden zu lassen, die sie verdient haben!“, brüllte Katsura. „Für den Plural in Naruto Next Generations! Damit er irgendwann einen Sinn ergeben wird!“ Auch Otae wurde in Richtung des Brötchens geschleudert. „Für Liebe und Frieden und so!“, legte Kondo nach. „Für Fanfictions, die mehr Handlung haben als das hier!!“, ertönte es von Shinpachi. „UND für die Weiterveröffentlichung von Gintama!!“ Yamazaki landete neben den anderen auf dem Backwerk. Jeder, der keine Waffe hatte, um etwas von dem Brötchen abzuschlagen, biss so hinein. Alle anderen ließen es ununterbrochen Krümel regnen, die die am Boden Gebliebenen aufaßen. Da insbesondere Kagura zu ihnen gehörte, stellte dies kein Problem dar. Das Brötchen schaffte es nicht, sich schneller zu regenerieren als es aufgegessen wurde – und wurde kleiner und kleiner und kleiner, bis es gänzlich verschwunden war.   Da das Brötchen alle neueren Werke zuerst aufgesogen und verdaut hatte, mussten diese erst neu geschaffen werden. Alle anderen kehrten nach und nach zurück. Der Radiosender erweiterte seine Playlist um Rick Astleys andere Hits und vervielfachte seine Zuhörerzahl. Das Schneeballsystembuch konnte nicht neu geschrieben werden, da der Verfasser längst im Gefängnis saß und noch nie eine Sendung auf TLC gesehen hatte. Und an einem Tag mit strahlend blauem Himmel traf der Chef der Alles-Agentur an einer Straßenecke auf den Vizechef der Shinsengumi. „Hast du in den Nachrichten gehört, dass irgendein Otaku ständig E-Mails an alle Produktionsfirmen schreibt, damit sie ihre Serien schneller neu produzieren?“, fragte Gintoki beiläufig. „Huh? Wirklich? Leute gibt's ...“ Hijikata, schwer um noch mehr Beiläufigkeit bemüht, zündete sich eine Zigarette an. „Ja, ein Typ mit dem Usernamen 'Mayotaku', glaubt man's?“ „Ist schon eine verrückte Welt.“ „Und dann diese Meldung, dass in Frankreich ein Prince of Tennis Cosplayer in Gewahrsam genommen wurde, weil er ständig vor einem Animationsstudio herumgelungert hat, um den Fortschritt von Wonderful Wormgirl zu überwachen.“ „Leute gibt’s.“ Er nahm genüsslich einen Zug. „Bei seiner Verhaftung soll er immer wieder geschrien haben: 'Das ist ein Befehl vom Vizekommandant!'“ „Ist schon eine verrückte Welt.“ „Und was gibt es bei euch sonst so Neues?“ Ungerührt zuckte Hijikata mit den Schultern. „Sogo sucht seine Katze. Sie ist abgehauen und wir dachten eigentlich, dass er wegen der ganzen Kontrollübernahme-Geschichte froh darüber wäre, aber er meinte, sie wäre seine Seelenverwandte. Und Kondo-san nimmt wie ein Besessener Burger King Werbung auf, um bei der Autorin zu punkten.“ Gintoki kratzte sich am Hinterkopf, während er sich betont gemächlich in Bewegung setzte. „Ist ja traurig, so etwas nötig zu haben.“ Sie entfernten sich bereits voneinander, als beide noch einmal mit dem Rücken zueinander innehielten. „Hakuoki-Filmmarathon in 30 Minuten?“, murmelte Hijikata. „Hakuoki-Filmmarathon in 30 Minuten“, antwortete Gintoki und biss einen großen Happen von dem Brötchen ab, das er sich zuvor gekauft hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)