Die Prinzessin und der Tyrann [Tora x OC] von Snowprincess3 ================================================================================ Kapitel 6: Geld, Macht, Gier ---------------------------- ~ ~ ~ Ob es mir gefiel oder nicht, ich musste Igarashis „Einladung“ zum Raum der Schülervertretung annehmen. Weil ich unbedingt verhindern wollte, dass Kanade mich erneut in der Nähe meines Klassenraums abholte und meine Mitschüler das womöglich mitbekamen, ging ich lieber mehr oder weniger „freiwillig“. Zwar hatte ich nicht viel mit meinen Mitschülern zu tun, außerhalb der Schule war ich ja viel zu beschäftigt, trotzdem wäre es merkwürdig gewesen, wenn Maki Kanade mich ständig zum Schulsprecher geführt hätte. Außerdem schien Kanade diesem so ergeben zu sein, dass es ihm ohnehin gleichgültig gewesen wäre, ob Igarashi mir ein Messer an die Kehle gehalten oder etwas anderes mit mir angestellt hätte, worüber ich lieber nicht genauer nachdenken wollte. Was er hoffentlich nicht tun würde – inzwischen traute ich diesem fiesen, unberechenbaren Tyrannen so ziemlich alles zu. In dieser Hinsicht sollte ich mich nicht täuschen. Inzwischen erschien mir der Raum, in dem der Schülerrat regelmäßig tagte, nahezu vertraut. Wie lächerlich das war, aber leider wahr. Dieses Mal war Igarashi allerdings nicht beschäftigt, als ich den Raum betrat, sondern erwartete mich bereits. Erneut schloss Kanade die Tür hinter mir und ich war auf mich allein gestellt. Ob sein loyaler Diener draußen Wache stand? Meine Nacht war zwar nicht gerade erholsam gewesen, aber am Morgen hatte ich mich direkt wieder mutiger gefühlt. Das musste ich auch. Schließlich war mit diesem Kerl nicht gut Kirschen essen. Igarashi würde sein Einmischen in mein Privatleben noch bitter bereuen. Entschlossen trat ich auf ihn zu. Er konnte mich ruhig immer wieder zu sich bestellen, mir drohen so viel er wollte oder sonst was. Meinetwegen konnte er sich auch seine Freizeit im Maid Latte totschlagen. Aber er würde sich damit niemals meinen Respekt oder meine Unterwürfigkeit erschleichen. Niemals! „Du hast mich herbestellt und hier bin ich. Allerdings nicht als jemand, der sich herumschubsen lässt. Ich höre mir lediglich an, was du zu sagen hast, Igarashi“, verkündete ich so ausdruckslos wie nur irgend möglich, worauf er süffisant lächelte. Wie üblich brachte ihn absolut nichts aus der Ruhe. „Schön dass du kommen konntest, und dass du deinen Mut noch nicht verloren hast, Hime“, bemerkte er geradezu niederträchtig, wobei er meinen Namen auf merkwürdige Weise betonte. „Wieso? Weil du meiner Mutter den wohlerzogenen, freundlichen Erben vorgespielt hast? Den Schulsprecher, der besorgt um eine Schülerin ist?“, wollte ich angriffslustig wissen. Wenn ich nicht genug Schlaf bekam, reizte man mich besser nicht. Erst jetzt gab er den Blick auf seinen Schreibtisch frei, gegen den er lässig lehnte. Mit geweiteten Pupillen bemerkte ich die dicken Geldbündel, die ordentlich darauf lagen. Seine Augen verfinsterten sich schlagartig. „Was ist? Bist du jetzt bereit meine Maid zu werden? Du brauchst Geld, hier hast du es“, mit einer präzisen Handbewegung stieß er den Stapel an, sodass die Scheine durch den Raum wirbelten, was ich mit einem finsteren Lächeln quittierte. Offenbar zog er diese Nummer wirklich gerne ab, wie ich bereits von Misas negativer Erfahrung mit diesem arroganten Erben wusste. Allerdings nicht mit mir! „Du denkst wirklich, dass ich an deinem Geld interessiert bin?“, wollte ich nüchtern wissen, „Oder eher, das Geld deiner Familie?“ In welcher Welt lebte er eigentlich? Anscheinend in einer, die sich nur um ihn drehte. Wie selbstverliebt, arrogant und überheblich konnte man nur sein? „Oh, ich weiß sogar wie bitter ihr es benötigt! Ich habe Nachforschungen über euch angestellt. Deine Mutter und du… Ihr seid nirgendwo eingetragen. Ihr habt euch hier angemeldet, aber mehr auch nicht. Anscheinend wollt ihr anonym bleiben. Ihr lebt in dieser heruntergekommen Wohnung, während du ein Stipendium für die Miyabigaoka erhältst. Also, was solltest du sonst wollen? Geld, das ist deine Schwachstelle“, lachte Igarashi verächtlich auf und trat einen Schritt auf mich zu. Sein Blick wirkte jetzt geradezu bedrohlich. „Ist es nicht so? Du jobbst bestimmt nicht in diesem Café, in dem auch die interessante Schulsprecherin der Seika arbeitet, weil es dir gefällt. Weil ich dich genau beobachtet habe, Hime. Wann immer du einen Gast bedienst, könntest du das Kotzen kriegen. Du möchtest keine Männer bedienen oder auch nur mit ihnen zu tun haben. Du bist genauso wie alle anderen Frauen und willst nur Geld“, wiederholte er finster und ergriff in der nächsten Sekunde mein Handgelenk, noch bevor ich vor ihm zurückweichen konnte. Fassungslos starrte ich ihn an. „Wieso... wieso denkst du bei mir würde sich alles ums Geld drehen?“, fragte ich verständnislos. „Treffe ich damit nicht genau ins Schwarze?“, grinste mein Gegenüber deutlich abwertend, wobei er mich noch immer festhielt. Da stellte sich mir nur die Frage, was für ein Problem er mit Frauen hatte. Wenn er eine derart geringschätzige Meinung von uns hatte. „Nein, das hast du nicht, Igarashi! Ich würde niemals Geld nehmen, das ich mir nicht verdient habe, das käme einem Diebstahl gleich. Geld ist alles, was für mich zählt? Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass wir es nicht bräuchten, weil wir arm sind. Allerdings unterliegst du einem gewaltigen Trugschluss! Denn ich arbeite hart für mein Geld, und zwar richtig, auf ehrliche Weise. Du bildest dir doch ein mich zu kennen, mich zu durchschauen? Nichts weißt du über mich! Rein gar nichts!“, zischte ich aufgebracht und nutzte die Gunst der Sekunde dieses Überraschungsmoments, um mich endlich aus seinem Griff zu befreien. „In deiner Welt mag sich alles um Macht, Geld und Gier drehen, Igarashi, aber bei mir ist das anders. Denk was du willst. Halte mich für ein Mädchen, das es darauf angelegt hat Geld zu scheffeln. Doch du kennst mich nicht! Du weißt nicht, wieso ich das tue, ja nicht einmal, wie es zu all dem gekommen ist. Also urteile nicht über uns! Du siehst nur die Fakten, die du vor dir hast. Aber nicht jeder, der hart arbeitet, um einmal ein besseres Leben zu führen, tut das aus niederträchtigen Motiven. Ja, ich will ein besseres Leben führen. Deshalb leiste ich viel, habe hart gekämpft, um an der Miyabigaoka aufgenommen zu werden. Aber ich bekomme das selbst in den Griff, ich arbeite dafür. Und es macht mir nichts aus. Bilde dir also ruhig ein mich zu kennen, aber das tust du nicht und das wirst du auch niemals, Tora Igarashi!“, endete ich mit zornigem Blick. Dieses Mal war ich es, die ihn einfach stehen ließ. Ich hörte ihn noch belustigt hinter mir auflachen. Sollte er seine Psychospielchen nur weiter treiben. Allerdings ohne mich. Jetzt wusste er, dass ich sein Geld nicht wollte. Ich war kein leichtes Opfer für ihn. Doch leider machte mich meine Reaktion genau dazu - zu seinem Opfer. Meine Schicht im Maid Latte begann an diesem Tag erst am späten Nachmittag. Inzwischen war ich zu Hause gewesen, hatte meine Klamotten gewechselt und war gemeinsam mit meiner Mutter ins Krankenhaus gefahren, wo sie untersucht werden sollte. Leider konnte ich nicht mit ihr warten, aber sie versprach mir, mich von einer Telefonzelle aus anzurufen, sobald sie fertig war. Wahrscheinlich würde es auch länger dauern, vielleicht sogar bis zum Abend, aber anderenfalls würde Satsuki mich bestimmt ausnahmsweise etwas früher gehen lassen. Das wollte ich zwar nur äußerst ungern, aber schließlich arbeitete ich sonst unermüdlich. Im Personalraum des Cafés herrschte ein reges Treiben. Nicht zuletzt Usui, Misaki, Satsuki und Honoka hatten sich dort eingefunden. Auch ein etwa 14-jähriges Mädchen, in einem süßen Spitzenkleid und mit hübschen blonden Locken, stand bei ihnen, im wahrsten Sinne des Wortes im Mittelpunkt. „Wer ist das denn, Satsuki?“, erkundigte sie sich mit einem eher halbwegs interessierten Blick in meine Richtung. „Stimmt, ihr kennt euch ja noch gar nicht, Aoi. Das ist Hime, sie arbeitet seit einigen Wochen im Maid Latte und ist uns wirklich eine große Hilfe“, lobte Satsuki mich in den höchsten Tönen, worauf ich die Anwesenden ebenfalls freundlich begrüßte. Vergessen war der Ärger, den ich zur Zeit in der Schule hatte. Oder eher: ich verdrängte ihn geschickt. „Na wenigstens kleidet sie sich nicht so jungenhaft wie gewisse andere Personen in diesem Raum“, murrte Aoi desinteressiert, wobei sie auffällig in Misakis Richtung schielte. „Was machst du überhaupt hier? Du hältst den ganzen Betrieb auf“, mahnte Misa matt. Anscheinend galt diese Spitze ihr. Unwillkürlich musste ich lächeln, das war schon ein lustiger Haufen. „Ich bin das berühmte Internet-Idol Aoi, zu süß für diese Welt“, sie lachte finster auf, während sie schwungvoll ihre dicken Haare nach hinten warf. In diesem Moment wurde es mir mit einem Schlag bewusst… „Kann es sein, dass du in Wahrheit ein Junge bist?“, wollte ich trocken wissen, worauf mich die Anwesenden ungläubig anstarrten. Bis auf Usui, den absolut nichts zu erschüttern schien. Vielleicht war es wie Misa sagte und er stammte tatsächlich von einem fernen Planeten. Wie sehr ich mir dieses Desinteresse an meiner Person von gewissen anderen Leuten gewünscht hätte. Aoi war die Hitze deutlich ins Gesicht gestiegen, er war jetzt feuerrot. Ob vor Wut oder Scham konnte ich nicht ganz beurteilen, aber vermutlich war beides der Fall. „Woher weißt du das?“, bellte Aoi schließlich bissig und qualmte wie ein Dampfbügeleisen. „Weibliche Intuition“, winkte ich mit einem kessen Augenzwinkern ab, das Satsuki irritiert blinzeln ließ. Sagte ich doch, ich hatte ein Gespür für andere Menschen. Auf jeden Fall gewann ich den Eindruck als wäre ich dadurch bei Aoi unten durch. Vielleicht fand er es nicht gerade schmeichelhaft, dass ich das mal eben in den Raum geworfen hatte. Dass ich es auf Anhieb erkannt hatte. Aber zumindest die anderen Maids lachten ausgelassen darüber. Vielleicht war er ja deshalb wütend. Nach meiner sonst eher ruhigen Schicht ging ich noch zusammen mit Misa zum Bahnhof. Usui hatte sich uns ungefragt angeschlossen. Anscheinend gab es die eifrige Schulsprecherin nicht ohne ihn. Normalerweise störte es mich nicht. Allerdings war ich mir nicht ganz sicher, ob ich auf diese Weise frei über meine Probleme sprechen konnte. Irgendwie war mir das unangenehm, obwohl ich im Grunde nichts gegen Usui hatte, ich kannte ihn ja kaum. Aber ich vertraute schließlich so gut wie niemandem. Misaki hingegen vertraute ich beinahe uneingeschränkt, was allein ihrer hilfsbereiten Art zu verdanken war. Trotzdem durfte ich nicht trödeln. Schließlich durfte ich Mas Anruf auf unser Haustelefon nicht verpassen. Es war wirklich an der Zeit, dass ich mir ein Handy besorgte. Schließlich siegte jedoch mein Bedürfnis mich meiner neuen Freundin zu öffnen über meine Scheu. In knappen Worten berichtete ich ihnen, wie Igarashi mir auf den Senkel ging. „Er hat mich echt im Visier“, endete ich mit einem tiefen Seufzen. „Und ich weiß nicht wieso. Steht etwas auf meiner Stirn geschrieben, das es diesem reichen, arroganten Kerl erlaubt mich so zu behandeln? Man ich hasse reiche Leute, die sind immer so überheblich, gelangweilt und...“, mitten im Satz geriet ich ins Stocken, weil ich Misas verständnisvolles Lächeln registrierte. „Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht leicht für dich ist. Ein Stalker ist schon schlimm genug“, bei diesen Worten schielte sie auffällig in Usuis Richtung, der neben ihr herging. Nicht zum ersten Mal bezeichnete sie ihn auf diese Weise. „Aber dann auch noch jemanden wie Igarashi, das ist wirklich eine Qual, um die ich dich nicht gerade beneide, Hime“, ergänzte sie mitleidig. „War das etwa ein Kompliment, Misa?“, warf Usui grinsend ein, worauf diese genervt stöhnte. „Geh Blumen pflücken, Usui! Ich unterhalte mich gerade mit Hime!“, gab sie mürrisch zurück. „Ja, wie du wünschst, Schulsprecherin. Welche Blumen möchtest du haben?“, neckte er sie fröhlich. Misaki beschimpfte ihn wüst. Im nächsten Moment merkte ich, wie mir ein Lachen in die Kehle stieg. Das war wirklich amüsant. Allmählich begriff ich immer besser, weshalb Satsuki in ihrer Gegenwart ständig Blumen züchtete, weil dieser Anblick sie beflügelte. Usui und Misa blickten mich synchron an. „Was ist so komisch?“, wollte Misa stirnrunzelnd wissen, worauf ich aufrichtig lächelte. „Du kannst dich wirklich glücklich schätzen, Misa. Ihr beide könnt das. Vielleicht schlummert in mir doch ein ganz normales Mädchen, das sich danach sehnt auch jemanden zu finden, mit dem ich so locker umgehen kann wie ihr beide“, gestand ich leise, noch bevor ich merkte, was ich da von mir gab. Daraufhin blickte Misa mich regelrecht verblüfft an, während Usui mit einem Mal nachdenklich wurde. „Nein, ehrlich. Immer nur die Zielscheibe von niederträchtigen Typen zu sein...“, abrupt hielt ich inne, bevor sich die Tränen in meinen Augen ansammeln konnten. Das konnte ich jetzt wirklich nicht gebrauchen! Ich hatte bereits zu viel gesagt. Zum Glück bohrte Misaki nicht weiter nach, wofür ich ihr echt dankbar war. Im Grunde war sie meine einzige Freundin in dieser Gegend. Allgemein traf das auf meine geschätzten Kolleginnen aus dem Maid Latte zu. Aber ich konnte nichts dafür, dass ich mich von allem und jedem distanzierte. Am Bahnhof verabschiedeten wir uns voneinander und gingen unserer Wege. Selbstverständlich begleitete Usui Misa, die ausnahmsweise mal nichts dagegen einzuwenden hatte. Vielleicht hatten meine Worte sie nachdenklich gestimmt. Wobei ich bezweifelte, dass sie aufhören würden sich zu necken. Dafür schien es Usui viel zu viel Spaß zu machen Misakis Reaktionen zu ergründen. Aber genau so war es auch perfekt. Genau das machte ihre außergewöhnliche Beziehung aus. Allmählich wurde es draußen dunkel. Falls meine Mutter früher als erwartet im Krankenhaus fertig geworden war, hatte sie sich anstatt mich anzurufen möglicherweise allein in den Bus gesetzt. In ihrem geschwächten Zustand nicht die beste Lösung, aber sie konnte ja auf sich allein aufpassen. Ich musste aufhören mir ständig Sorgen um sie zu machen, wie sie nicht müde wurde zu betonen. Allerdings konnte ich einfach nicht anders. Sobald ich das Treppenhaus betreten hatte, beschlich mich ein seltsames Gefühl. Vielleicht klingt es irre, doch es roch anders. Vorsichtig stieg ich die Treppen nach oben. Etwas stimmte hier nicht! Ganz eindeutig! Kurz hielt ich inne. Ich war in Gedanken gewesen, aber hatte vor dem Haus nicht ein Motorrad gestanden? Meine Schritte wurden immer langsamer und mit einem Mal starrte ich entsetzt vor mich. Unsere Haustür stand weit offen. Dieses Mal stürmte ich einfach in unsere Wohnung, ohne mich auf das zu wappnen, was mich womöglich erwartete, worauf mir bereits widerlicher Zigarettenrauch in die Nase stieg. Am Türrahmen zu unserer Küche lehnte ein schwarzhaariger junger Mann, den ich nur allzu gut kannte. Bei seinem Anblick gefror mir regelrecht das Blut in den Adern. Lässig zog er seine breite Sonnenbrille aus, wodurch er noch gefährlicher wirkte. Seine dunklen Augen strahlten pure Gier und Skrupellosigkeit aus. Ebenso wie eine Vorfreude auf das, was er sich vorstellte mir anzutun. Er hatte uns gefunden! Yoshio Takagi! ~ ~ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)