You are my Perfect World von Platan (Perfect World Shipping Ficlets) ================================================================================ Moment 17: Aussetzer -------------------- Glücklicherweise waren seine beiden Assistenten gerade unterwegs, als Platan plötzlich am Nachmittag ein lautes, erschrockenes „Nein!“ ausstieß. Nur Mähikel, die in ihrem Pokémon-Bett lag, hob den Kopf und sah ihn irritiert an. Sein Gesicht wurde immer blasser, während er auf die Textnachricht starrte, die er soeben – aus Versehen, weil sein Herz den Aussetzer in seinem Gehirn ausnutzte – abgeschickt hatte. An seinen besten Freund, Flordelis. Dieser saß momentan in einem trockenen Meeting fest, welche oft seine Nerven strapazierten, wie Platan wusste. Daher hatte er Flordelis ein paar aufmunternde Zeilen schreiben wollen, womit er dessen Stimmung ein wenig zu erhellen gedachte, sobald er wieder auf sein Handy sah. Allerdings hatte er sich dabei in seine sehnsüchtigen Träumereien verloren und nun … Ich will dich küssen. Nun war seine Sehnsucht offen einsichtig. Auch noch ausgerechnet mit dieser simplen, viel zu direkten Aussage. Dabei hatte er zuvor wesentlich romantischere, eloquentere Worte gefunden, um seine Gefühle auszudrücken. Du bist in meinem Herzen verwurzelt. Ich würde dir alles von mir geben, wenn du mich auch in deines lässt. Hätten nicht diese Sätze bei Flordelis landen können? Nein, was dachte er sich nur? Natürlich war dieser kleine Unfall an sich bereits ein Fehler. So weit hätte es niemals kommen dürfen. Was sollte Flordelis nur von ihm denken? Solcherlei Scherze gefielen ihm mit Sicherheit nicht, diese vier Wörter könnten ihre Freundschaft in eine unangenehme Richtung lenken. Genau das hatte Platan bisher vermeiden wollen und sich zurückgehalten. Rasch kontrollierte er, ob er die Nachricht noch löschen könnte, bevor- Grüne Haken erschienen neben der Textbox im Chatfenster. Sofort wurde Platan noch blasser. Zu spät. Sein Freund hatte die Nachricht gesehen. War das Meeting etwa schon vorbei? Oder war es derart unbedeutend, dass Flordelis Zeit dafür fand zwischendurch zu kontrollieren, was Platan ihm geschrieben hatte? Normalerweise würde ihn das freuen, sehr sogar, in diesem Fall war das jedoch sein Untergang. „Nein, nein, nein ...“ Unruhig vergrub er eine Hand in seinen Haaren und machte sich keinerlei Gedanken um seine Frisur, so wie sonst – dieses aktuelle Problem war viel wichtiger. „Was mache ich jetzt?“ Sicher, er hätte einfach behaupten können, die Nachricht sei gar nicht für Flordelis bestimmt gewesen, doch das kam für ihn nicht in Frage. Mit dieser Ausrede würde er ihn glauben lassen, es gäbe eine andere Person, der er nahe sein wollte, was nicht stimmte. Sollte zumindest ein winziger Funken Hoffnung bestehen, aus ihnen könnte eines Tages ein Paar werden, wollte er sich nicht selbst Steine in den Weg legen. Außerdem … hätte Flordelis spätestens bei ihrem nächsten Treffen erkannt, dass es sich um eine Lüge handelte. Platan war nicht gut in so etwas. Demnach war es egal, was er sich ausdachte, es würde die Wahrheit herauskommen. Darum konnte er eigentlich nur noch abwarten, wie Flordelis auf diese Aussage reagieren würde. In dieser Sekunde fing sein Freund an eine Antwort zu tippen. Obwohl Platan sich angespannt an sein Handy klammerte, hätte er es am liebsten einfach in eine Schublade seines Schreibtisches verbannt. Einerseits wollte er wissen, was Flordelis dachte, andererseits fürchtete er sich davor. Dabei sollte er sich nicht so verrückt machen. Wahrscheinlich wies Flordelis ihn vorerst nur gefasst darauf hin, dass sie darüber später unter vier Augen reden sollten. Immerhin waren sie erwachsen, solche Themen besprach man nicht einfach in Form von Textnachrichten. Dennoch wagte Platan es nicht mal zu blinzeln, während er wartete. Ab und zu schluckte er schwer. Auf einmal fühlte er sich wieder viel zu jung und unerfahren. Umso besser, dass Sina und Dexio ihn nicht so sehen konnten. Hoffentlich bekam er nun keinen anderen Besuch, denn auf den könnte er sich nun überhaupt nicht konzentrieren. „Warum schreibst du so lange?“, murmelte Platan nervös. Eine Minute folgte auf die nächste, ohne dass eine Antwort kam. Flordelis schrieb und schrieb. War das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Inzwischen schlug sein Herz so schnell, es klopfte ebenso ungeduldig mit Nachdruck gegen seine Brust. Seufzend sank Platan mit dem Kopf auf den Tisch. „Arceus, ich bin doch etwas zu alt dafür ...“ Darauf ertönte ein besorgtes Mähen von Mähikel, von der er die ganze Zeit über beobachtet wurde. Beruhigend lächelte er ihr zu, in seinem Inneren herrschte jedoch Chaos. Sorgen vermischten sich mit Hoffnung, Sehnsucht und wurden schließlich von Angst überschattet. Sollte Flordelis aufgrund dieses furchtbaren Aussetzers beschließen, es wäre besser sich etwas von ihm zu distanzieren, könnte Platan das nicht ertragen. Ohne Flordelis … Ein leiser, lächerlich unscheinbarer Laut wies ihn darauf hin, dass die Antwort endlich da war. Auf der Stelle wuchs seine Nervosität noch weiter in die Höhe und er wagte einen Blick auf das Display seines Handys. Automatisch hielt er den Atem an. Ich dich auch. Überwältigt sog Platan die Luft ein. Spielten seine Augen ihm einen Streich? Mehrmals las er diese drei magischen Worte, bis er absolut sicher war, die Buchstaben in seinem Kopf nicht einfach nur zu verdrehen. Tatsächlich hatte Flordelis ihm soeben eine unerwartet positive Antwort geschrieben. Warum er dafür so lange gebraucht hatte, war unwichtig. Jemand wie Flordelis würde so etwas nicht leichtfertig zurückschreiben. Nur darauf kam es an. Diese Worte waren ehrlich gemeint. „Flordelis“, hauchte Platan ergriffen und drückte das Handy an seine Brust. „Ich liebe dich ...“ Mähikel mähte fröhlich, vermutlich um ihn zu beglückwünschen, ohne zu wissen wofür genau. Sie erkannte nur, wie erleichtert und glücklich Platan wirkte, also war es verständlich, dass sie sich mit ihm freute. Kurz darauf schrieb Flordelis noch eine zweite Nachricht, in der er ihn darum bat, sich nach der Arbeit mit ihm zu treffen, damit sie in Ruhe reden könnten. Nach der ersten Antwort musste Platan sich davor nicht mehr fürchten, im Gegenteil. Sein Aussetzer hatte ihm offensichtlich dabei geholfen, seinem Freund nach all den Jahren näherzukommen. Auf einer viel tieferen Ebene. Möglicherweise hatte Flordelis sich auch die ganze Zeit danach gesehnt. Platan konnte nicht anders, als das Display seines Handys zu küssen und danach zufrieden zu lächeln. „Ich freue mich schon darauf, dich zu sehen, mein Lieber~.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)