Off-Limits von HalcyTheWolf ================================================================================ Kapitel 1: Mein mysteriöser Mitbewohner --------------------------------------- Alle in der Klasse starrten mich an, fingen an zu tuscheln. Gut, das war nichts, was mich störte oder was ich nicht als Neuer erwartet hätte. Lächelnd kam ich ihnen entgegen. »Ich bin Jaidee, kurz Jai. Freut mich«, sagte ich in die Runde und einige erwiderten mein Lächeln. Ich ließ meinen Blick über die Jungs in dieser Klasse schweifen und musste grinsen. Meine Eltern haben gedacht, sie könnten mich bestrafen, in dem sie mich auf ein Jungsinternat schickten. Ich würde mich dann besser konzentrieren und bessere Noten haben können, waren ihre Worte. Nur sie wissen eben nicht, dass es bei mir genau das Gegenteil bewirkte. Ich war hier genau richtig. Einer aus der Klasse nahm mich zur Seite: »Jai, du bist der neue Mitbewohner von Sita, oder?« Offiziell hatte ich mein Zimmer noch nicht bezogen, aber der Name kam mir bekannt vor, daher musste er es sein. »Ja, warum?« Der Blick des Jungen wanderte vorsichtig in eine der hinteren Ecken der Klasse, wo ein Typ saß, dessen schwarze Haare ihm soweit ins Gesicht fielen, dass man davon nicht viel sehen konnte. Irgendwie strahlte er eine düstere Aura aus. »An deiner Stelle wäre ich…sagen wir mal, vorsichtig.« Na, das fing ja schon gut an. Ich hielt überhaupt nichts davon, mir von anderen vorsagen zu lassen, wie jemand war, den ich nicht selbst kannte. Trotzdem hakte ich nach. »Vorsichtig, wieso?« »Naja, er ist halt anders«, kam seine nichtssagende Antwort. Ich klopfte ihm auf die Schulter und ging dann an meinen Platz. Direkt vor Sita. Ich wollte mich gerade umdrehen, da sprach mich der Hausvorstand an. »Jai, bist du gut angekommen? Ich bin dein Hausvorstand Thasin«, er deutete neben sich: »Und das ist Arun.« Er lächelte mich freundlich an und ich nahm mir einen Moment Zeit, ihn zu betrachten. Seine schwarzen Haare waren nach hinten gegelt, das weiße Hemd seiner Uniform war ordentlich bis obenhin zugeknöpft. Er sah ziemlich muskulös aus. »Machst du Sport, Thasin?«, fragte ich direkt. Der andere Junge, den er vorgestellt hat, lugte vorsichtig hinter ihm hervor. Mit seinen hellbraunen Augen und braunen Haaren machte er einen sehr braven Eindruck. Ich musste ein bisschen an meinen Hund denken. »Gut erkannt, Jai. Ich bin Leiter der Badminton-AG. Wenn du magst, kannst du gerne mal vorbeischauen. Wir trainieren Montags- und Donnerstags«, ich konnte den Stolz aus seiner Stimme heraushören. Ich war zwar nicht besonders sportlich, aber ich probierte gerne Neues aus und dachte drüber nach, hinzugehen. Doch bevor ich mit Arun sprechen oder mich zu Sita umdrehen konnte, begann der Unterricht. Der Lehrer stellte mich noch einmal offiziell für alle vor. An diesem Internat gab es vier Häuser in denen die Schüler der verschiedenen Klassenstufen untergebracht waren. Ich war in der zweiten Klassenstufe, also in Haus B. Schon bevor ich hierherkam, hatten wir eine Unterweisung bekommen, was die Hausregeln waren und die Aufgaben des Hausvorstandes. Der sorgte in seinem Haus für Recht und Ordnung. Außerdem musste er die wichtigste Regel hier durchsetzen. Keine Intimitäten und Beziehungen zwischen den Schülern. Schmunzelnd sah ich mich um, dachte daran, wie viele wohl schon diese Regel gebrochen hatten. Ich wusste mich zu benehmen, hielt aber nicht viel von Regeln. Schon gar nichts von dieser. Die Konsequenzen waren ziemlich krass, denn man würde von der Schule verwiesen. Doch es war aufregend, sich vorzustellen, irgendetwas zu starten, was man verheimlichen musste. Normalerweise war ich auch niemand, der seine Sexualität versteckte, aber vor meinen Eltern und hier sollte ich das wohl besser. Ich war neugierig darauf, was mich alles erwarten würde. Aber vor allem auf den, der hinter mir saß. Stöhnend hievte ich den Koffer vor das Zimmer im zweiten Stock. 201 war unsere Nummer, zum Glück direkt das Erste. Erleichtert seufzte ich auf, musste zum Glück den Koffer nicht weiterschleppen. Ich öffnete die Tür und hielt sie mit meinem Fuß offen, um den überdimensionalen Koffer durchzuschieben. Ich sah, dass Sita auf seinem Bett lag, er machte jedoch keine Anstalten, mir zu helfen. Ich schaffte es irgendwie, den Koffer ins Zimmer zu bekommen, ohne dabei draufzugehen. Die Tür fiel laut ins Schloss, wofür ich mir einen genervten Blick von Sita einhandelte. Sollte er ruhig. Ich sah solche Leute als Herausforderung an und würde mich erst recht anstrengen, mich mit ihm anzufreunden. Ich stellte den Koffer neben dem leeren Bett ab und sah mich um. Das Zimmer war schlicht eingerichtet, die Möbel waren alle aus hellem Holz. Das Bett, ein Kleiderschrank und ein Schreibtisch würden mir gehören. Auf der anderen Seite standen die Möbel genauso, wenn wir als beide am Schreibtisch sitzen würden, dann Rücken an Rücken. Der weiße PVC-Boden verlieh dem Ganzen nicht unbedingt eine heimelige Atmosphäre. Aber es war okay. Ich war mir sicher, dass ich mich schnell daran gewöhnen würde. Mein Zuhause für die nächsten zwei Jahre. Auf Sitas Seite sah es etwas belebter aus, ein paar Poster hingen an der Wand, auf dem Schreibtisch stapelten sich die Bücher. Nach dem Unterricht wollte ich schon mit Sita sprechen, doch er war ein Meister darin, einfach zu verschwinden. Jetzt bot sich mir die beste Gelegenheit. Ich trat an sein Bett und beugte mich über ihn: »Na, mysteriöser Mitbewohner? Ich bin Jai, freut mich.« Lächelnd streckte ich ihm meine Hand entgegen. Sita ergriff sie und zog mich so heftig zu sich runter, dass ich meine Brille festhalten musste. Zum ersten Mal sah ich die braunen Augen richtig, die mich böse anfunkelten. »Wer du bist, interessiert mich nicht und komm‘ mir bloß nicht zu nah!«, zischte er. Ich grinste. Das würde noch verdammt interessant werden. Kapitel 2: Von verbotenen Vornamen ---------------------------------- Ich stützte meinen anderen Arm neben seinem Kopf ab. »Netter Versuch, Sita. Aber mich wirst du so schnell nicht wieder los«, neugierig beobachtete ich seine Reaktion, doch es veränderte sich nichts. Unsanft stieß er mich weg. »Verpiss‘ dich!« Ich stolperte rückwärts, konnte mich gerade noch so fangen. Sita drehte sich von mir weg und ich hörte nur ein genervtes Brummen. Am nächsten Tag zog ich mich nach dem Unterricht im Zimmer um. Ich hatte währenddessen wieder keine Gelegenheit gehabt, mit Sita zu sprechen. Komischerweise war er im Zimmer jedoch immer anzutreffen. Nachdem ich mir das Trikot übergezogen hatte, sah ich durch das Fenster zwischen unseren Betten. Kein Wetter um im Zimmer zu bleiben, uns strahlte die Sonne entgegen. »Gehst du nicht raus?«, fragte ich Sita beiläufig, dessen Nase mal wieder in einem Buch steckte. Nichts. Mein Trikot hatte mir der Fußballverein geschenkt, bevor ich auf diese Schule gekommen war. Ich war zwar kein Spieler, aber habe so oft mit den Jungs rumgehangen, dass sie mich irgendwann als Teil des Teams gesehen haben. Auf dem Trikot stand J.D. daher war ich darauf besonders stolz. Ich versuchte es ein letztes Mal: »Ich gehe zur Badminton-AG, kommst du nicht mit?« Anstatt zu antworten schob er sich das Buch noch weiter ins Gesicht. Ich merkte, dass es nichts brachte, schnappte mir die Schlüssel und verließ das Zimmer. Wegen des schönen Wetters trainierten Thasin und seine Leute auf dem Sportplatz. Sie hatten Netze aufgebaut und alle waren schon fleißig dabei. Ich schätzte die Anzahl der Leute auf etwa zehn. Als er mich sah, unterbrach Thasin sein Training und kam auf mich zu. Mit seinem weißen Shirt und den schwarzen Shorts, könnte er direkt aus einer Werbung stammen. »Jai! Du bist ja echt gekommen!« »Natürlich, Chef.« »Hast du schon mal Badminton gespielt?«, fragte er und spielte mit dem Schläger in seiner Hand. »Ein, zwei Mal aus Spaß«, erklärte ich. Arun tauchte hinter Thasin auf und gab mir einen Schläger in die Hand. »Dann kannst du fürs erste mit Arun üben. Er ist auch Anfänger. Am Ende kannst du mir sagen, ob du es längerfristig machen willst.« Bei diesem Satz ließ Arun die Schultern sinken. Sowieso gab es keinen Moment, wo er den Blick von Thasin abwandte. Ich beobachtete es mit hochgezogenen Augenbrauen. Arun und ich gingen zu einem freien Netz, wo er mit dem Aufschlag begann. Die Bälle zurückzuschlagen bekam ich gerade noch so hin, den Aufschlag selbst aber nicht. Ich traf nicht und nachdem ein paar Bälle wieder im Gras gelandet waren, trat Arun neben mich, um mir den Aufschlag zu zeigen. Thasin wollte mir auch helfen, aber Arun war schneller. Er war zwar kein Mann vieler Worte, aber mit seiner Hilfe klappte es schon besser. Nach unserer kleinen Anfängerübung setzte ich mich neben Thasin auf die Bank, um Pause zu machen. Arun blieb vor uns stehen. Die Sonne war unbarmherzig an diesem Tag, daher nahm ich dankbar das Handtuch und die Flasche Wasser von ihm entgegen. Ich legte mir das Handtuch über die Schultern und fragte: »Thasin, du als Hausvorstand, weißt du, was mit Sita los ist?« Ich sah ihn kurz an, Panik blitzte in seinem Gesicht auf: »Bei allem was mir heilig ist, sag bitte nicht, du willst ein anderes Zimmer!« Verwirrt schüttelte ich den Kopf, hatte überhaupt nicht mit dieser Reaktion gerechnet. »Nein. Ich wollte nur fragen, ob du irgendetwas weißt«, erklärte ich. Mit einem erleichterten Seufzen ließ sich Thasin nach hinten fallen und stützte sich auf seine Hände ab. »Gut. Viel weiß ich allerdings nicht, Jai. Es fing vor einem halben Jahr an, vorher war er nicht so. Er hat zwar nicht alles mitgemacht, aber er war freundlich, ist rausgegangen und hatte Freunde. Von einem Tag auf den anderen, war er wie ein anderer Mensch. Versinkt in Büchern, redet mit niemandem und verlässt sein Zimmer nur für den Unterricht. Und ich als Hausvorstand mache mir natürlich Sorgen, weil danach niemand mehr sein Mitbewohner sein wollte.« Ich beobachtete Thasin genau und war mir sicher, dass es noch nicht alles war, was er dazu sagen konnte. »Du weißt doch mehr darüber«, hakte ich nach. Tatsächlich kramte Thasin sein Handy aus der Hosentasche hervor und zeigte mir ein Bild. Es war Sita, der einem anderen Typen einen Arm um die Schulter gelegt hatte. Dieses Bild ließ mein Herz direkt höher schlagen. Sita hatte ein strahlendes Lächeln aufgesetzt, seine längeren Haare waren ordentlich gestylt und er sah verdammt gut aus. Wenn man ihn jetzt sah, würde man meinen, es handelte sich um zwei verschiedene Menschen. Was hatte ihn so krass verändert? »Der andere auf dem Bild ist sein ehemaliger bester Freund Wirat. Es muss etwas mit ihm zu tun haben. Doch um ehrlich zu sein, Jai, seitdem ich Sita nach ihm gefragt habe und er ausgerastet ist, habe ich mich nicht mehr getraut, noch mal nachzufragen.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)