My (little) secret von Feuchen ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Die nächsten Tage vergingen einigermaßen normal, auch wenn Tenn durchaus mitbekam, wie immer mehr darüber diskutiert wurde, was bei IDOLiSH7 los war und wann sie endlich zurückkamen. Erst recht, nachdem die meisten von ihnen wieder anfingen, sich vorzubereiten und einzelne Auftritte in Shows hatten. Es war alles etwas anderes, wenn noch sehr deutlich gesagt wurde, dass sie nicht als Gruppe auftraten. Inzwischen war es eine gute Woche, in der Tenn nichts mehr von Riku gehört hatte. Er hatte ihm zwar zwischendurch mal geschrieben, aber keine Antwort bekommen, weswegen er vermutete, dass er wirklich darauf warten musste, dass Riku sich wieder meldete. Es war fast ein wenig beruhigend, dass sie genug zu tun hatten, dass er sich nicht zu viele Gedanken machen musste. Er hoffte einfach wirklich, dass Riku wusste, was er tat und das er schon klarkommen würde. Die Abende verbrachte er meistens mit Gaku oder Ryuu zusammen, auch, weil er momentan das Gefühl hatte, dass er nachts kaum zur Ruhe kam, wenn er alleine war. Er wollte sich nicht zu viele Sorgen machen, aber er konnte teilweise nicht anders, wenn er sich abends entspannte und zu sehr in seinen Gedanken versunken war. „Oh, Kujou-san?“, drang eine ruhige Stimme zu ihm, kurz bevor er zu der Managerin von IDOLiSH7 sah, die ihm auf dem Gang entgegenkam. „Takanashi-san, hallo“, sagte er ruhig, lächelte sie an, „gibt es etwas?“ „Vielleicht“, murmelte sie ein wenig bedrückter, drehte etwas ihren Kopf zur Seite, „können wir alleine reden?“ Tenn nickte und trat auf seine Kabine zu. „Ich hab jetzt eh Zeit, komm mit rein“, sagte er dann und hielt ihr die Tür auf, bevor er hinter ihr eintrat, so dass sie alleine sein konnten. Er konnte sich eh bereits denken, worüber sie reden wollte. „Ich wollte dich nur fragen, ob du irgendetwas von Riku-kun gehört hast?“, fragte sie ein wenig leiser nach, „ich meine, vielleicht hat er dir etwas gesagt?“ Tenn sah ihr ruhig entgegen, legte etwas den Kopf schief. „Das letzte Mal, dass ich mit Riku gesprochen habe, war vor Incomplete Ruler“, erwiderte er dann, auch, wenn er ein wenig von sich selbst überrascht war, wie ruhig er das sagen konnte. Er hätte nicht gedacht, dass er so gut leugnen konnte, dass er Riku noch einmal getroffen hatte. Oder das er nur darauf wartete, dass sich sein Zwillingsbruder wieder bei ihm meldete. „Oh, verstehe“, sagte Tsumugi ein wenig bedrückter, „ich dachte nur, vielleicht hätte er dir etwas gesagt oder würde zu dir noch Kontakt halten. Immerhin ...“, Tenn schüttelte aber nur den Kopf, sah sie ruhig lächelnd an. „Was wirst du tun, wenn er nicht zurückkommt? Was passiert dann mit IDOLiSH7?“ „Ich werde nicht aufgeben, bis ich ihn gefunden habe, Kujou-san“, sagte Tsumugi eindeutig wieder entschlossener, „ich– ich habe es ihnen versprochen! Ich werde nach ihnen suchen, wenn jemand verschwindet. Niemand von ihnen kann ersetzt werden. IDOLiSH7 kann nur mit diesen sieben existieren!“ Einen Moment weitete Tenn seine Augen, bevor er schließlich sanfter lächelte. „Ich weiß nicht, wo Riku ist oder warum er so plötzlich verschwunden ist“, sagte er dann, was zumindest nicht gelogen war. Er wusste ja wirklich nicht, wo sich Riku befand. „Aber ich hoffe, dass du ihn finden kannst. Ich will nicht, dass IDOLiSH7 so endet.“ Er ignorierte das Gefühl, dass er Riku treffen konnte, wenn sich sein Zwillingsbruder bei ihm meldete und das er so noch Kontakt zu ihm haben konnte. „Ich werde alles daran setzen, ihn zu finden!“, sagte Tsumugi weiterhin entschlossen, nickte zusätzlich bekräftigend. „Das klingt gut“, sagte Tenn daraufhin, lächelte sie weiterhin an. Er wusste, dass er zu viel verheimlichte, aber er wusste auch, dass er Riku versprochen hatte, nichts davon zu sagen. Davon ab, dass er nicht sagen wollte, dass Riku so einfach sagen konnte, wie ihm das alles egal war.   –*–   Normalerweise war es nicht die Zeit, zu der sich Riku bereits auf dem Heimweg befand, immerhin war es noch nicht so spät am Abend. Die Gegend, durch die er lief, war allerdings bereits ziemlich leer, wenn es nur anfing zu dämmern. Es sorgte dafür, dass er sich nicht besonders um seine Umgebung kümmerte. Es war eine gute Woche her, seit er Tenn getroffen hatte. Seit diesem Moment dachte er auch darüber nach, was er tun sollte und wie viel er riskieren durfte. Nicht zu der Feier gehen, wenn sein Boss ihm drohte, seine Eltern zu töten? Er wusste, dass er es nicht riskieren konnte. Seine Eltern wussten nicht, was genau passiert war oder wo genau Riku war. Außerdem standen sie zwar unter Beobachtung, allerdings ohne, dass irgendjemand sie groß einschränkte. Riku hatte die Möglichkeit, sie zu besuchen, wenn er wollte. Allerdings beschränkte er diese Besuche meist auf sehr wenige Tage im Jahr. Er wollte nicht, dass sie mehr erfuhren. Er wollte nur, dass sie wussten, dass es ihm gutging und sie sich keine Sorgen machen mussten. Riku wusste, dass es ausfiel, dass er nicht zu der Feier ging, aus genau dem Grund. Er hatte mehrfach, in der vergangenen Woche, darüber nachgedacht, ob er jemanden fand, den er statt Tenn mitnehmen konnte. Aber er wusste auch, dass er schon jemanden finden musste, der seinem Zwillingsbruder zumindest ähnlich sehen musste. Allerdings hatte er es nach einer Weile eher als schwierig abgetan, weil er genau wusste, dass sein Boss wusste, wer Tenn war und herausfinden würde, wenn Riku ihn täuschte. „Keine Sorge“, hörte Riku kurz darauf eine leise Stimme aus einer Seitenstraße, vor der er war, was ihn etwas aus seinen Gedanken holte. Mit einem kurzen Blick in die Richtung bemerkte er die Personen, die dort standen, während eine davon gegen die Wand gedrückt wurde. Es war nichts, was Riku groß wunderte, weil es durchaus häufiger der Fall war, dass sich irgendwer in den Schatten dieser Straßen so zurückzog und durchaus auch mehr tat, als nur sich zu küssen. Riku hatte diesen Personen nie besondere Beachtung geschenkt. Es war eher, dass ihn nicht nur die Stimme dazu gebracht hatte, dass er alarmiert war, sondern auch die Erkenntnis, dass er diese Personen eindeutig erkannte. Mit einer schnellen Bewegung griff er nach der Kapuze seines Pullovers, zog sie sich über den Kopf und richtete seine Augen wieder vor sich. Wenn er schnell genug war, hätten sie ihn nicht erkennen können, oder? „Riku?“ Er stoppte in seiner Bewegung, sagte allerdings kein Wort oder drehte sich um. Wie groß war bitte die Wahrscheinlichkeit, dass er in dieser Gegend, auf seinem Heimweg, Yuki und Momo traf? Was machte Re:vale hier, wo er eigentlich wusste, dass es kein Teil war, wo irgendjemand von ihnen je auftrat oder zu tun hatte? „Du bist doch Riku, oder?“, fragte Momo nach, während Riku hörte, wie sie zu ihm traten, „bist du wieder zurück? Wann tretet ihr wieder auf?“ Riku schluckte, drehte sich weiterhin nicht um, zog ein wenig an seiner Kapuze. „Ich werde nicht mehr zurückkehren“, antwortete er kalt, versteckte seine Gefühle hinter seiner Maske. „Wie meinst du das, du kommst nicht zurück?“, fragte Yuki nun nach, kurz bevor Riku sah, wie der andere vor ihn getreten war und ihn nun ansah, „macht IDOLiSH7 nicht nur eine Pause?“ „Ich habe nichts mehr mit IDOLiSH7 zu tun“, sagte Riku darauf, hob seinen Blick etwas, starrte Yuki zurück an, „meine Idolkarriere ist beendet.“ „Was?“, fragte Momo erschütterter nach, trat neben seinen Partner, „wieso das? Ihr ward so erfolgreich! Wie kannst du das alles aufgeben, jetzt?“ „Ich werde jetzt gehen“, sagte Riku nur noch, sah zwischen ihnen hin und her, „wir sollten unser Treffen hier geheimhalten. Findet ihr nicht?“ Bevor er sich an ihnen vorbeibewegen konnte, spürte er, wie Yuki ihn am Arm festhielt. „Wir sollen geheimhalten, dass wir dich getroffen haben?“, fragte Yuki nun nach, sah ihn aus ernsteren Augen an. „Wir sagen nichts“, sagte Momo, lächelte ihn breiter an, strich Riku über den Kopf und dabei etwas die Kapuze zurück, zwinkerte kurz darauf. „Momo“, murmelte Yuki, sah etwas fragender in die Richtung seines Partners. Riku blickte zwischen ihnen hin und her, drückte sich dann zurück und befreite sich aus dem Griff, als er merkte, dass Yuki ihn nicht mehr ganz so stark festhielt. Warum hatte er das Gefühl, dass er in Momos Blick mehr lesen konnte, als er wollte? Als wenn er viel mehr wusste, als Riku gedacht hatte? „Wenn wir Riku-kun nicht verraten, wird er uns nicht verraten“, sagte Momo kurz darauf, lächelte breiter, sah eher in Yukis Richtung, „komm, lass uns gehen. Bye, Riku!“ Einen Moment blinzelte Riku ihnen hinterher, bevor er sich wieder abdrehte, um weiterzugehen. Auch, wenn er ein mehr als mulmiges Gefühl hatte, wenn er an dieses Zusammentreffen dachte. Er glaubte zwar wirklich, dass Momo nicht erzählen würde, dass sie ihn getroffen hatten, aber dennoch war irgendwas an diesem Blick gewesen, was dafür gesorgt hatte, dass er sich anders unwohl fühlte.   ––––   Als Riku am nächsten Tag einen weißen Umschlag aus seinem Briefkasten holte, blinzelte er eindeutig verwirrter. Einzig „Nanase Riku“ stand auf dem Umschlag, sonst nichts. Nachdenklich setzte er sich in dem Wohnzimmer seines Apartments auf einen Sessel, öffnete den Umschlag und holte einen Zettel raus, auf dem ein paar Zeilen standen.   Hey Riku,   Keine Sorge, niemand weiß, wo du wohnst. Ich habe meine Quellen. Ich hatte nur gestern das Gefühl, dass du vielleicht Hilfe brauchst. Falls ja, kannst du mich kontaktieren. Unter der unten angegebenen Nummer. Wenn nicht, werde ich keine weiteren Versuche machen, dich zu kontaktieren oder aufzusuchen. Du hast vermutlich deine Gründe. Genauso, wie Yuki und ich unsere Gründe hatten, dort zu sein. Wir sagen nichts, du sagst nichts.   Pass auf dich auf! Momo  Riku blickte danach auf die Nummer, die am unteren Rand stand, knüllte den Brief zusammen und hielt ihn einen Moment fest. Schließlich seufzte er, machte ihn wieder auseinander und stand auf, um ihn in einer Schublade einer Kommode an der Seite unter einigen anderen Sachen zu verstauen. Er wusste, dass er niemanden von ihnen einschalten wollte. Er hatte für sich selbst entschieden, einen Schlussstrich zu allem, was mit seiner Idolkarriere zu tun hatte, zu ziehen. Aber etwas an diesem Zusammentreffen gestern, in Momos Blick und in dem Brief des anderen, sorgte dafür, dass er dieses Schreiben zumindest nicht einfach wegschmeißen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)