Dunkle Magie und verbotene Gefühle von Lupus-in-Fabula (Goldene Fanfic-Zeit) ================================================================================ Kapitel 1: Hexenzauber ---------------------- „Vielen Dank Corrin. Das Brot schmeckt unglaublich lecker.“ Lilith verschlang die Opfergabe mit einem Bissen. In letzter Zeit verbrauchte sie sehr viel Kraft. Kein Wunder, der Rückzugsort, welcher für Corrin und ihre ersten Begleiter gedacht war, wuchs stetig. Soldaten waren hier unten stationiert und Händler aus anderem Reichen kamen zu Besuch. Nicht zu vergessen Corrins Geschwister und ihre Vasallen aus Hoshido und Nohr. Auch wenn es Lilith mehr Kraft raubte, war sie glücklich. Solange ihre geliebte Corrin glücklich war, war Lilith es ebenso. Corrin lächelte und freute sich über die netten Worte. Sie plauderten ein wenig miteinander. Über die nächsten Schritte und wie es allgemein weiterging. Schnell bemerkte Lilith das Corrin was auf dem Herzen hatte. Und dass dies nichts mit dem Krieg zu tun hatte. „Du Lilith, ich habe da eine Frage …“, fing Corrin an, verstummte, während sie leicht errötete. Sie schwiegen, doch Lilith wusste, um was es ging. Ihre Freundin wurde langsam zu einer jungen Frau. Verständlicherweise war Leo nicht amüsiert über den Bericht. Theoretisch lief alles nach Plan. Der Feind konnte gestoppt werden, niemand aus seinem Trupp wurde verletzt. Weshalb jedoch sein Getreuer nicht sprechen konnte, und wie Leo gehört hatte, war sein Getreuer selbst daran schuld, vermisste dem Prinzen den Abend. „Niles. Ich erwarte, obwohl es vergebene Hoffnung ist, dass du durch dieses Erlebnis gelernt hast, wie wichtig Anstand und Diskretheit sind.“ Der Getreue verschränkte die Arme und hob die Mundwinkel zu seinem typischen Lächeln. Leo zog seine Augenbrauen hoch, bevor er den Mann wegschickte. Odin, sein zweiter Getreuer, wollte seinen Gefährten in Schutz nehmen. Mit einer Handbewegung stoppte Leo ihn. „Hier unten können wir ruhen. Dennoch sollen wir uns nicht daran gewöhnen. Du und einige Soldaten werden nach oben geschickt. Azura wird den Rest vorbereiten. Hoffentlich werden wir in diese verwirrende Situation die Oberhand behalten.“ Corrin konnte sich nicht richtig konzentrieren. Stets musste sie an den gestrigen Nachmittag denken. Wie er sie die ganze Zeit ansah. Sein Lächeln, wenn er von früher erzählte. Jakobs Räuspern holte sie aus ihren Tagträumereien. Sie blinzelte, brauchte einen Moment, um wieder den Faden aufzugreifen. „Ja, wie sollte die nächste Schlacht am klügsten geplant werden?“, sprach Corrin mehr für sich. Vor Scham errötete sie leicht, da sie die Blicke ihrer Brüder auf sich spürte. Xander hob eine Augenbraue, während Ryoma seine Arme verschränkte. Jakob, der seiner Herrin gerne eine passende Antwort ins Ohr geflüstert hätte, schenkte Tee nach. Als er sich Corrin nährte und sich über sie beugen wollte, wurde er von Gunter wortlos zurückgehalten. „Corrin, falls dir eine Pause helfen würde deine Gedanken zuordnen, sollten wir eine einplanen.“ Ryoma nickte und ergänzte Xanders Satz mit dem Rat, sich nicht zu überanstrengen. „Reichen dir fünf Minuten?“ Ryoma blickte Corrin nach, die mit der Begleitung von Jakob den Raum verliess. Xander ordnete die ausgebreiteten Karten. Er konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. Die beiden Kronprinzen konnten nicht genau sagen, weshalb ihre Schwester in letzter Zeit ab und zu abwesend war. Die beiden jungen Männer spürten insgeheim den Grund. Es gefiel ihnen nicht, obwohl sie, wie für ihre restlichen Geschwister, bloss das Beste für Corrin wünschte. Gunter blieb still. Jedoch konnte er ein glückliches Lächeln nicht unterdrücken. „Was ist dein Wunsch?“ Ungläubig sah Leo von seinem Buch auf. Niles, immer noch dazu verdammt zu schweigen, posierte auf seine unvergessliche Art. Odin war vor Überraschung einmal sprachlos. Zwischen seinem Herren und der Fragenden blickte er hin und her, die Gedanken rotierten in seinem Kopf. Wie kam sie auf die Idee, die dunkelste aller Künste erlernen zu wollen? Vielleicht war es übertrieben, von den dunkelsten aller Künste zu sprechen. Allerdings begehrte die holde Prinzessin eine Hexe zu werden, doch diese Ehre wurde allein einigen Jungfern mit düsteren Herzen verliehen. Odin konnte es sich nicht vorstellen, dass sie dafür eine Gabe besass. Talent hatte sie, jedoch war ihr Herz schlicht zu rein. „Bitte Bruder.“ „Nein. Corrin, dies ist mein letztes Wort.“ Wenn er jetzt nachgeben würde, würde es in eine Katastrophe enden. Gewiss freute es ihn sehr, dass seine Schwester mit diesem Wunsch zu ihm kam. Er, darauf war der nohrische Prinz ausgesprochen stolz, beherrschte die Magie wie keiner seiner Familie. Meister der Magie. So nannte man ihm. Deswegen musste Leo streng sein, konnte er der Bitte seiner Schwester nicht nachgeben. Müde rieb Leo seine Augen. Etwas musste unternommen werden. Die Zeit, welche seine geliebte Schwester mit einem gewissen Ritter verbrachte, musste unterbunden werden. Wie schneller, desto besser. Corrin wälzte sich im Bett hin und her. Die Absage von Leo ärgerte sie mehr, als sie zugeben würde. Warum wollte er ihr diese Magie nicht beibringen? Die Kunst der Magie beherrschte sie. In jungen Jahren musste sie jede beliebige Kampfkunst erlernen. Schwerter. Bögen. Lanzen. Weisse und dunkle Magie. Ihr Vater bestand darauf … leicht zuckte sie zusammen. Wie konnte sie nach der Wahrheit diesen Mann immer noch in ihrem Herzen haben und Vater nennen? Vorsichtig stand Corrin auf. Darauf bedacht, Jakob nicht zu alarmieren. Sicherlich bewachte er ihre Türe. Das ihr Schlafgemach in einem Baumhaus lag und sie trotzdem bewacht wurde, erschien ihr übertrieben. Allerdings gehörte es sich so und sie lernte schon früher keine unnötigen Fragen zu stellen. Die Frau war unruhig. Sie konnte nicht glauben, welches Gefühl sie wach hielt. Eifersucht. In ihrer Seele haftete der Stachel der Eifersucht. Auf eine Gegnerin, die ihr Heer auf Bitte einer Bekannten bekämpften. Die Bilder tauchten erneut vor ihrem inneren Auge auf. Wie diese Person Hüfte schwingend auf Silas los stolzierte. Ein verführerisches Lächeln auf ihren Lippen. Silas hatte sie regelrecht angestarrt. Regelrecht gemustert. Corrin biss sich auf ihre Lippen, schüttelte in Gedanken versunken den Kopf. Diese Person hat es gewagt. Hat es gewagt, sich ihrem Silas auf diese Weise zu nähren. „Warum? Warum hast du sie … findest du sie hübscher als mich?“, fragte sie in die Dunkelheit. Silas mochte diese Art von Frauen. Und deswegen, sie würde so eine Magierin werden. Am nächsten Morgen blickte Corrin stumm zu ihren Getreuen, die sich um sie versammelten. Ein Ritual, das sich jeden Morgen abspielte. Jeder Getreuer übernahm eine vorbestimmte Aufgabe. Während Felicia das Vorfrühstück servierte, nicht ohne ein kleines Desaster zu veranstalten. Ihre Zwillingsschwester Flora kümmerte sich darum, Corrins Haaren zu bürsten und zu frisieren. Jakob richtete die Kleidung und warf tadelte Blicke zu Felicia. Niemand von den Dreien bemerkte die kleine Veränderung von Gunter. Pflichtbewusst trug er die Rüstung ins Zimmer und behob die leichten Schäden. Mit einem unbestimmten Gesichtsausdruck sah er zu Corrin. Fast so als würde er durch sie hindurchsehen. Im Hintergrund lehnte sich Kaze an die Wand, verborgen im Schatten. Er sah zu Gunter. Zum wiederholten Male bemerkte er etwas. Irgendwas gab ihm eine Gänsehaut, wenn Gunter seine Herrin ansah. In seinen Augen flackerten, und Kaze hoffte sich zu irren, ab und zu Hass auf. „Mylady Corrin, heute steht einen erneuten Kriegsrat auf dem Tagesplan. Danach bat Eure Schwester, Prinzessin Elise, um eine Schwesternzeit.“ Die Angesprochene nickte und lächelte. Sowie quasi jedes Mal. „Danke Jakob. Wir sollten nun zum Frühstück gehen.“ ~~~ Das Licht war fast erlöschen. Mit Lesen wollte der Prinz nicht aufhören. In diese Ecke der Bibliothek fiel kein Tageslicht. Diesen Teil der riesigen Schlossbibliothek liebte der Prinz. Hier war er stets ungestört. Völlig mit dem Wissen vereint, hinterlassen von seinem Ahnen. Geschichte. Magie. Geographie. Es gab nichts, was er nicht erfahren konnte. Die Kerze erlosch. Leo schwieg. Mit einer Handbewegung befahl er seinen Getreuen eine weitere anzuzünden. „Nein“, murmelte Leo. Es war, wie es sich dachte. Corrin konnte auf keinen Fall eine Hexe werden. Zuerst einmal hätte sie diese Kunst seit der Kindheit erlernen müssen. Der zweite Grund, und Leo musste bei diesem Gedanken tief seufzen, war seine Schwester zu unschuldig. Wenngleich sie wegen ihres Blutes die angeborene Gabe besass, jede Art von Magie zu meistern. „Gehen wir“, sprach der Prinz zu seinen Getreuen und sie verschwand mit dem Fingerschnipsel. Niemand im Schloss bemerkte den Besuch des Prinzen. Niemand würde herausfinden, wer in der alten Bibliothek nach Wissen suchte. Alleine die erloschene Kerze blieb als stummer Zeuge zurück. Alle waren sich sicher, dass Corrin sich veränderte. Ihre Anführerin arbeitete stets an sich. Pünktlich kam sie zu den Kampfübungen. Liess keine mehr aus, gleich was geschah. Pflichtbewusst erfüllte ihre Anführerin ihre Aufgaben. Delegierte diese geschickt. Motivierte die Menschen und zeigte ein neues Selbstbewusst sein. Fast niemand der Soldaten und Untergebenen der beiden Königreiche würde daran zweifeln. Auch kursierte das Gerücht, der Ritter Silas und Prinzessin Corrin knüpfte eine zarte Bande der Liebe. Andere behaupteten das Gegenteil. Sie entfernten sich voneinander, ihre Freundschaft zerbräche. Die Letzten fragten sich stumm, weshalb man sich in ihre Freundschaft einmischte. Man hätte ihre Getreuen oder sogar die Geschwister direkt fragen können. Es hätte Mutige gegeben, die dies getan hätte, um ihre und die Neugierde der anderen zu stillen. Doch taten sie es nicht. Mit Büchern bepackt, lief Corrin zurück in ihr Baumhaus. Dieses Mal würde sie es schaffen. Falls Anna die Wahrheit sprach, könnte sie es alleine schaffen. Wieder einmal war sie sehr dankbar dafür, dass hier unten die Zeit langsamer lief. Lilith versuchte für sie den Zeitfluss noch mehr zu verlangsamen. Lilith warnte sie davor, etwas zu versuchen, was nicht zu ihrem Wesen passte. Corrin wollte davon nichts hören. Solange sie ihre Verpflichtungen nachkam, konnte sie es doch versuchen, oder? Sie musste es versuchen! Es ging nicht mehr alleine um Silas. Ihre Ehre stand auf dem Spiel. Gerne hätte Corrin nochmals ihren Bruder um Hilfe gebeten. Oder Gunter. Mit seiner Erfahrung in allem Möglichen und seinem gesammelten Wissen könnte sie Zeit sparen. Oh, sie hatte Flora fast vergessen! Sie war so klug! Und mit Jakob und Felicia zusammen zu lernen, wäre eine Reise in ihre Kindheit. Wie viele Bücher sie zusammen gelesen hatten. Ab und zu brachte Camilla selbstgemachte Leckereien vorbei. Xander lächelte stets, wenn sie von den Lesenachmittagen erzählte. Es erfreute ihm von Herzen, dass sie Spass hatte. Für einen Augenblick sah Corrin ihr ehemaliges Zimmer von der Festung vor sich. Ihr Bett mit der schweren Decke. Ihren Schrank für die Garderobe. Den Sekretär und das Tischchen mit der Vase und der Zierdecke. Jedes Möbelstück aus dem gleichen Holz gezimmert, verziert mit den Wappen der nohrischen Königsfamilie. Ihre geliebte Truhe auf dem Bettgestell. Dort bewahrte sie liebste Schätze. Einen leeren Vogelkäfig, da ihr Vater es verbot ein Vögelchen zu halten. Oder überhaupt ein Haustier. Ihre Bücher. Sortiert und fein säuberlich gestapelt. Die Teppiche mit den edlen Mustern, welche nicht bloss als Dekoration gedacht waren. Dank der Teppiche blieb ein grosser Teil der unbarmherzigen Kälte draussen. Ihr persönliches Teegeschirr. Immer sauber und graviert mit ihren Namen. Das Wiehern eines Pferdes holte Corrin zurück ins jetzt. Konzentriert und Wort vor Wort las sie die Beschwörung. Eine winzige blaue Flamme auf ihrer Handfläche. Flackernd wurde sie langsam grösser. Voller Stolz betrachtete Corrin ihre Beschwörung. Sie schloss die Augen, stellte sich vor, wie sich die Farbe änderte. Ein Prickeln verriet ihr, dass sich was tat. Die Farbe wurde dunkler. Die Temperatur stieg an. Von Blau zu Violett. Zu Kalt zu noch Kälter. „Ich kann es. Ich habe es geschafft!“ Zufrieden sah sich Corrin im dunkeln Zimmer um. Gerne hätte sie ihrem Erfolg jemanden gezeigt. Was würden ihre Freunde sagen? Wäre ihre Familie stolz? Anna seufzte. Ob es moralisch richtig war, davon erzählt zu haben? Na ja, eigentlich war ihre westliche Schwester Schuld an dieser Sache. Weshalb hatte sie sich damals in dieses Reich gewagt und auch noch mit den anwesenden Hexen Streit angefangen? Anna seufzte nochmals und zog ein Schriftstück aus ihrem Dekolleté. Während sie ihre täglichen Aufgaben durchsah und abhackte, kam ihr ein unangenehmer Gedanke. Hätte sie ihrer Schwester nicht gesagt, was es dort zu holen gäbe, wäre sie nicht in Schwierigkeiten gekommen. Natürlich hätte sie selbst nach der Sache suchen können. Corrin und ihre Armee brauchten aber ihre Hilfe auf dem Schlachtfeld. Trotzdem hatte sie ein kleines Bisschen Mitschuld. Rasch ein Blick auf ein anderes Stück Papier werfend, versuchte sie sich zu beruhigen. Ihre Schwester lebte. Corrin hatte eine neue Aufgabe für sich gefunden. Und das Ding hat ihre Schwester gefunden und fair mit ihr geteilt. Alles war in Ordnung. „Hey du! Rate, was ich für dich bekommen habe.“ Der Angesprochene drehte sich überrascht um. In seinem Gesicht stand die Frage, wie eine einfache Händlerin an dieses Objekt gekommen war. Solche Töpfe stellten nicht mehr viele Handwerker her. Seine Schwägerin wünschte sich von Herzen einen Topf mit den selten aufgemalten Wellen. Anna zwinkerte und winkte den Soldaten zu sich. Das Geschäft blühte und dies war die wichtigste Sache. Neben zufriedenen, zahlenden Kunden. „Wir sollten was unternehmen.“ „Jedoch … vielleicht ist es gar nicht, wie es … Corrin scheint glücklich zu sein …“ „Ach was. Unsere liebe Schwester ist müde. Und Essen tut sie auch nicht mehr. Ich möchte Corrin nicht verlieren.“ „So schlimm ist es doch nicht … Nein. Du sprichst die Wahrheit. Sie scheint auch von etwas …“ „Und spielen tut sie auch nicht mehr mit mir. Oh, natürlich hat Corrin auch keine Zeit mehr für dich.“ „Dies ist mir nicht wichtig. Corrin sollte es schlicht gut gehen und ich möchte ihr eine Stütze sein.“ Das Gespräch der beiden jüngsten Königskinder wurde durch Prinz Takumi unterbrochen. Er rief sie zu sich, da es einen neuen Bescheid von oben gab. Ryoma und Leo waren in Begleitung einiger der besten Soldaten nach Nestra gereist, da es neue Informationen über König Garon gab. „Was? Weshalb schaut Ihr mich so an? Habe ich was im Gesicht?“, fragte Takumi unwirsch. Bevor Sakura antworten konnte, platzte es aus Elise heraus. Mehrmals unterbrach Takumi sie, was ihr natürlich nicht gefiel. Erst als Sakura „Hört auf zu STREITEN!“ schrie, konnte ein Gespräch geführt werden. Takumi hatte eine klare Meinung. Nach seiner Meinung nach sollte man Corrin weiterhin gewähren lassen. Wenn er in ihrer Situation wäre, würde es ihm gar nicht gefallen, wenn man ihm zurechtweisen würde. Ausserdem, welches Recht hätte er seine Schwester etwas zu verbieten, was ihr wohl sehr wichtig war? Den letzten Gedanken behielt er für sich. Das andere sagte er so den Beiden. Bevor das Gespräch weiterging, kam Oboro, um nach ihrem Herren zu sehen. Er wusste, wie sehr die Übungen seiner Herrin die Kraft raubten. Sein Versprechen würde er auf jeden Fall halten. Er würde Schweigen. Still lehnte sich der Ninja an seine Herrin, wischte ihr den Schweiss von der Stirn. Sie blinzelte und sprach ein leises Danke. Er lächelte. Doch fühlte sich nicht wohl. Wie lange noch. Wie lange wollte sie sich plagen? Ihre Stirn war beängstigend kalt. Ihr Schweiss kochte regelrecht. Ihr Atem war gequält. Ihre Augen matt. Stets behauptete sie, keine Schmerzen zu haben. Wie in diesem Moment. Er sollte alleine ihre Erfolge sehen. Dabei strahlte seine Herrin ihn an. „Herrin, ich denke Ihr braucht eine Pause.“ Sanft legte Kaze seine Hand nochmals auf Corrins Stirn. Versuche sich keine weiteren Sorgen zu machen. Er betete stumm zu den Göttern, dass seine Herrin nichts bereuen würden. Sie hatte es geschafft, ihre beiden Familien zusammenzubringen. Sie war die Trägerin einer heiligen Waffe. Mit Azura würde sie den Krieg beenden, welcher seit Jahren wütete. Die Stirn von Corrin wurde immer kälter. Doch Kaze schwieg. Er würde sein Versprechen halten. Anna runzelte die Stirn. Eigentlich sollte sie langsam etwas unternehmen. Irgendwie wurde die Sache langsam zu gefährlich. Die andere Anna, ihre grosse Schwester, sprach davon, Corrin nicht mehr zu beliefern. Also normale Waren, wie Blumen und magische Siegeln, waren in Ordnung. Aber keinen Hexenkram mehr! Nochmals wollte Anna nicht von Ryoma und Xander in die Mangeln genommen werden. Tapsend schlich sich ein Gedanke in ihren Kopf. Ein Gedanke, der ihr gar nicht gefiel. Könnte es dafür eine Lösung geben? Vielleicht könnte sie … Ja, das war die Lösung! Jetzt ganz schnell einen Brief an ihre grosse Schwester schreiben und die kleine Hexe Corrin würde ihr keine Probleme mehr bereiten. ~~~ „Was?“ Dieses eine Wort hatte mehr Bedeutung, als ein ganzer Satz. Dieses Wort sprühte einige Emotionen aus. Ungläubigkeit. Sorge. Entrüstung. Hilflosigkeit. Angst. Auch die geschränkten Arme des hoschidischen Kronprinzen, dazu die geschlossenen Augen und die Miene sagten das Gleiche. Eine Weile war es totenstill im Raum. Hinoka und Camilla blickten sich an, während ihre jüngeren Brüder die zwei jüngsten Königskinder versuchten zu beruhigen. Der Überbringer der Nachricht sah sich unruhig um. Innerlich verfluchte er Corrin. Schon wieder ging es um sie. Ja, sie besass das heilige Schwert. Und es entsprach der Wahrheit, dass sie die zerstrittenen Reiche zusammenbrachte. Für ihn war Corrin immer noch eine Verräterin. Eine Verräterin, die Schuld an dem Tod seiner geliebten Königin Mikoto trug. Mikoto. Die reine und gütige Herrscherin. Reichte es nicht, dass sie die wichtige Zeit verschwendete? Weil sie irgendwelche Reiche erkundete? Wenn es wirklich eilte, warum tat Prinzessin Corrin solche unbesonnene Dinge? Der Mann blieb in seinen Gedanken. Bekam nicht mit, wie die Schwestern den Besprechungsraum verliessen. Elise laut protestierend, Sakura leise schluchzend. Wie Leo zu Ryoma sprach und sich dafür entschuldigte, es zu spät erkannt zu haben. Takumi sah verbissen zum Boden. Seine Stirn war gerunzelt. Was der Prinz fühlte, konnte der Soldat nur erahnen. Azura legte sanft einen Arm auf Takumis Schulter und flüsterte ihm ein paar Worte zu. Xander schloss für einen Augenblick die Augen. Corrins Getreuen waren nicht anwesend. Hatte Corrin sie mit Absicht mit einer Mission vertraut? Für einen kurzen Moment spürte Xander stolz auf seine Schwester. Wenn dies alles vorher geplant wurde, führte sie alle Geschwister hinters Licht. Vermutlich begleitete alleine Kaze sie. Oder hatte Corrin auch ihn mit einem Auftrag auf Mission geschickt? Der Soldat musste einen Seufzer unterdrücken. Da spürte einen Blick auf sich. Leo sah ihn an. Langsam schritt er auf den Soldaten zu. „Hol Shura“, sprach der Prinz. Skeptisch blickte der Mann zu dem Kronprinzen. Doch er nickte und murmelte ein: „Verstanden, mein Herr.“ Ob jemand im Raum bemerkt, was er über Corrin dachte? Es war zu spät. Er hätte sie davon abhalten sollen. Weshalb tat er es nicht? Tief atmete Kaze ein, während er Corrin nicht aus den Augen liess. Sie kniete sich hin. Die Augen geschlossen. Konzertierte sich so sehr, dass sie nichts mehr mitbekam. Nicht die brennenden Kerzen, die um sie aufgestellt wurden. Das aus Kreide und Asche gemalte Pentagramm, auf dem sie kniete. Wie sie mit einer Krone aus Ästen und Knochen gekrönt wurde Kaze tauschte einen langen Blick mit der ranghöchsten Hexe. Ihre langen blonden Haare waren kunstvoll geflochten. Ihre grünen Augen strahlten eine Unschuld aus, die jeden verführten. Ihre Robe war als einzige mit blutroten Mustern verziert. Als Zeichen ihres Ranges trug sie eine goldene Kette mit einer leeren Phiole. „Junge Prinzessin“, sprach die Hexe mit süsser Stimme. Kaze musste sich zusammenreissen, nichts zu tun. Alle seine Sinne warnten ihn. Irgendwas stimmte nicht. Die älteste Hexe sah, während sie mit Corrin sprach, zu dem Ninja. Langsam schritten die restlichen Hexen näher. Jede trug eine Kerze in der Hand. Die Anführerin sprach mit ihrer süssen Stimme. Rieb Corrins Stirn mit einem Gemisch aus Kräutern und Tierblut ein. Zwei der Hexen liefen zu der Prinzessin. Knieten sich zu ihrer Seite hin. Eine Links und eine Rechts. Zogen einen Dolch aus ihren langen Gewändern. Kazes Augen weitenden sich. Er wollte zu seiner Herrin eilen. Sie auf die Schultern nehmen und flüchten. Corrin bekam nichts mehr mit. War es wegen ihres Wunsches oder des Bannes, der auf ihr lag? Für den Ninja war der Zeitpunkt gekommen, sein Versprechen zu brechen. Die Warnung der Hexen sich nicht einzumischen oder ihm würde etwas Schreckliches geschehen, hallte ihm noch immer in den Ohren. Die Bitte seiner Herrin, sie bis zum Schluss beizustehen, sie zu unterstützen, war ihn seinem Herzen eingebrannt. Kaze wurde klar, dass die Schwesternschaft es nicht ehrlich mit Corrin meinte. Was sie wirklich vorhatten, konnte er bis dato nicht erahnen. Doch als er die Dolche entdeckte, wusste er es. Ihr Blut. Das Drachenblut war das Begehr der Hexenschwestern. Leo zuckte. Das war der richtige Pfad. Anna hatte nicht übertrieben. Dieser Wald mit seinen verschiedenen Pfaden war fast so übernatürlich wie die Wälder von Nohr. Hier gab es keine Moore und Sümpfe, jedoch Dickicht und tausende Wege. Bäume voller Blätter und Früchte. Welche Gefahr sollte von ihnen ausgehen? Licht, welches verspielt durch die grünen Blätter schien. Sanft raschelten der Wind und manchmal das Zwitschern der Vögel. Leo lenkte dies nicht ab, er würde nicht in die Falle tappen. Dieser Wald lockte mit seiner Schönheit und Ruhe die Wanderer in die Hände der Hexen. „Prinz Leo“, erhob Takumi das Wort. Er liess den Prinzen nicht aus den Augen. Takumi war angespannt, ihm gefiel diese Suche nicht. Was wäre, wenn sich Anna irrte? Wenn es eine Falle ihres Feindes wäre? Wenn Corrin, und dieser Gedanke liess das Herzen des hoshidischen Prinzen vor Schmerz beben, schon in den Händen der Hexen war? Leo, der die Beklemmung seines Begleiters spürte, hob die rechte Hand. Als er den Blick des Mannes auf sich spürte, lächelte er. „Wir werden Corrin rechtzeitig finden. Sie hat immer das Talent, dass ihr nichts Schlimmes passieren wird.“ Takumi nickte und klammerte sich an seinen heiligen Bogen. Die Worte „Corrin hat stets teuflisches Glück“ hörte er nicht mehr. „Kaze …" , murmelte sie. Ihr Kopf senkte sich. Hatte er ihr was zugerufen? Ihre Gedanken waren voller fremden Stimmen. Der Geruch vernebelte ihre Sinne. Sie versuchte, zu blinzeln. Ihre Augen waren so schwer. „Schön“, hörte Corrin neben sich. Die restlichen Worte verschwammen. Sie hörte das Rascheln von Blättern. Und noch eine weitere Stimme. Die immer wieder ihren Namen rief. Verzweifelt blinzelte Corrin. „Kaze“, rief sie leise. Ihre Stimme zitterte. Es fiel ihr schwer den Kopf zu bewegen und doch versuchte sie es. Wo war Kaze? Nochmals rief sie nach ihm. Eine Hand drückte ihren Kopf runter. „Du hast versprochen, mir zu gehorchen.“ Die Stimme klang nicht mehr schwesterlich und unschuldig. Grob zwang die oberste Hexe Corrin auf die Knie. „Sei schön brav, meine Liebe.“ Ihr Herz raste. Eine gewaltige Wut stieg in ihr auf. Corrin versuchte zu atmen, bekam jedoch fast keine Luft. Was war mit Kaze geschehen? Würde er Schmerzen leiden? Ihretwegen? Ihr Blut rauschte in ihren Adern. Niemand verletzte ihre Freunde. Niemand zwang sie, sich zu unterwerfen. Und diese verruchte Frau würde niemals mehr ihren Silas ansehen! Ein Klingen hörte sie. Eine Stimme flüsterte. „Lass es geschehen. Ergebe dich deinem Blut.“ Knurrend versuchte Corrin sich aus dem Griff der Hexe zu befreien. Die Wut verschlang ihren Verstand. Die Stimme in ihrem Kopf lachte laut. Jemand aus der Ferne rief ihren Namen, doch Corrin konnte sie nicht mehr wahrnehmen. Rasender Zorn durchflutete ihren Körper. Ihre Seele war voller Zweifel und Schuld. Verzweifelt versuchte sie sich nicht zu verlieren. Sie schrie nach Hilfe. Wasser umhüllte sie stetig. Tränen. Blut. Sie versuchte sich zu befreien. Schreie klangen in ihrem Geist. Heuchler! Verräter! Niemand liebte sie. Niemand brauchte sie. Sie war alleine. Verräter! Blutverräter! Alle verliessen sie. Niemand hielt zu ihr. Verräter! Wo war der Stein? Sie musste ihn finden und an sich drücken. Ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Der Geruch von Blut benetzte ihren Mund. Sie hörte das Knacken von Knochen. Weshalb half ihr niemand? Warum war sie alleine? Die Stimme sprach die Wahrheit. Sie war mutterseelenallein. Da. Da war doch ein Licht. Nein. Sie war allein. Die Stimme sprach die Wahrheit. Alleine. Die Dunkelheit und der Zorn waren ihre Freunde. Ein Lied. Das Lied wärmte ihren Körper. Ihre Seele konnte wieder atmen. Da schrie sie die unbekannte Stimme an. Klammernd zog eine Macht sie zurück in die Dunkelheit. Stimmen riefen nach ihr. Kaze … Diese vertraute Stimme. Er war am Leben! Das Licht und das Lied Sie musste zurück. Jedoch zog unbarmherzig die Macht sie in die Finsternis. Wo war der Anhänger? Azuras Anhänger! Der ihr in den schlimmen Stunden stets Glück brachte. Wer auch nach ihr rief, brauchte ihre Hilfe. Glaube an sie. Sie war nicht allein. „Nimm meine Hand.“ Diese warme, liebe Stimme. „Mutter!“, rief Corrin mit lautlosen Worten. Der Geruch. Diese Wärme. „Mutter. Oh Mutter!“ Tränen. Corrin konnte ihre eigenen Tränen spüren. Die Finsternis um sie herum verschwand langsam, doch die andere Macht versuchte sie zurückzuziehen. „Glaube an dich, liebste Corrin. Deine Geschwister erwarten dich. Deine Freunde und die Menschen von Nohr und Hoshido warten auf deine Rückkehr. Und vertraue deiner Herzensperson.“ Corrin lächelte über diese Worte. Ein Teil von ihr wollte weiterhin dem Klang der Worte ihrer Mutter lauschen. Sie musste jedoch zurück. Trotz der Schmerzen, der Wut und des Hasses, den sie in sich spürte. Trotz der einten Macht, der sie zurückziehen wollte. Endlich konnte sie das Lied erkennen. Azuras Lied. Ihrer liebsten Vertrauten. Sie erinnerte sich an ihre ersten Verwandlungen und wie sie sich da selbst verlor. Corrin lächelte und erinnerte sich an die kurze Zeit, die sie mit ihrer Mutter verbringen könnte. Es war keine Einbildung. Es dufte keine sein. Entschlossen griff sie die Hand von ihrer Mutter und liess sich von Azuras Lied leiten. Sofort umschloss sie das Licht. Ein Brüllen erschütterte ihre Seele, Schmerz spülte sie fast zurück in die Dunkelheit. Ihr Wille war stärker. Gestärkt von der Umarmung der Mutter und der Klang des Liedes. „Ich … Bin nicht … verletzt. Danke das... ihr gekommen … seid“, hauchte Corrin. Sie hatte nicht bemerkt, wie sie sich zurückverwandelt hatte. Hatte in ihrer Raserei nicht erkannt, wie sie fast wieder ihre Verbündeten angriff. Der Gesang verstummte. Soldaten aus den beiden Königreichen nahmen Blickkontakt mit ihren Befehlshabern auf. Die zwei Prinzen sahen zu der Sängerin. Besonders der hoshiderischer Prinz fühlte sich unbehaglich. Was wäre, wenn Corrin nun … Kaze lief zu seiner Herrin, kniete sich hin und fühlte ihre Stirn. Endlich hatte sie wieder eine normale Temperatur. ~~~ Summend setzte sich die fette Fliege auf die Handfläche von Silas. Genervt versuchte er sie zu verscheuchen. Doch das Insekt kam immer wieder. „Immerhin du magst mich noch“, murmelte er, während er versuchte nicht zu seufzen. Er hatte es mehr als vermasselt. Niemals hätte er gedacht, was Corrin alles seinetwegen auf sich nehmen würde. Das sie sogar eifersüchtig wäre, weil er für einen kurzen Moment diese gewisse Frau angesehen hat. Eine Feindin. Eine Feindin, die nicht zu ihren Hauptgegnern gehörte. Eine Hexe. Er dachte Corrin wolle die dunkeln Künste beherrschen, weil sie Zeit mit Leo verbringen wolle. Mit Takumi verbrachte sie auch Zeit und nun konnte sie ganz gut mit dem Yumi umgehen. Hätte er dies bloss geahnt. Corrins Müdigkeit bemerkte er durchaus. Er schob es auf die Schlachten. Diese wurden immer intensiver. Die Fliege versuchte in die Nase von Silas zu krabbeln. Die Pferde wieherten, warteten ungeduldig auf ihr Futter. Einige scharrten mit den Hufen. Idiot. Er war ein riesiger Idiot. Hätte er doch nur mehr nach geforscht. Immer wieder Corrin gefragt. Doch sie vertröstete ihn. Endlos. Schmerzvoll verzog sich sein Herz. Das sie ihn in den letzten Wochen immer wieder versetze. Keine Zeit mehr für ihn hatte. Das tat weh. Er musste eine weitere Fliege abwehren, die das Gleiche vorhatte wie die fette Fliege. „Corrin, ich habe wohl dich …“ Der Satz wurde von einem Räuspern unterbrochen. Erschrocken drehte sich Silas um. Mit einem unheilvollen Lächeln stand Camilla vor ihm. Das Räuspern kam von der ältesten hoshidischen Prinzessin. „Du solltest den Stall ausmisten und dich um die Pferde kümmern“, sprach Hinoka. Ihre Augen funkelten. Camilla legte langsam den Kopf schief, musterte Silas von oben bis unten. „Na, hast du an unserer lieben, kleinen Schwester gedacht?“ Hatten sie es gehört? Hatte er es laut gesagt? Oder stand es wieder einmal in seinem Gesicht geschrieben? Hinoka hob einen Eimer auf, drückte diesen unsanft in die Arme des Mannes. Silas nickte. Drehte den Prinzessinnen wortlos den Rücken zu. Ob Corrin sich erholt hatte? Einige Tage waren sie ans Bett gefesselt. Die Weihe hat ihr einiges an Kraft geraubt. Zum Glück ging alles gut aus. Obwohl … nochmals seufzte Silas. Die beiden Fliegen summten wütend, weil sie sich auf den Mann setzten wollten. Wer hätte gedacht, dass Corrin sowas Törichtes vorhatte? Ohne es einem ihrer Geschwister zusagen. Die Verwandlung in einen Drachen … zum Glück ist Azura den Prinzen und deren Soldaten gefolgt. „Silas, du arbeitest nicht.“ Hinokas Stimme klang wütend. Eine kleinlaute Entschuldigung kam von dem Mann. Wenn sich Corrin ganz erholt und er nicht mehr ein Kontaktverbot zu ihr hatte, würde er mit ihr reden. Über die Hexen. Den Krieg gegen den unbekannten Feind. Die momentane Lage. Und was er für seine beste Freundin wirklich fühlte. Obwohl er immer noch den Rücken zu den Prinzessinnen kehrte, bemerkten sie Silas Lächeln. Und sie wussten insgeheim schon lange das die beiden Turteltäubchen zusammengehörten. Die Prinzessin und ihr treuer Ritter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)