Pretty Liar von MellyMond (Kein Wort zu niemanden) ================================================================================ Kapitel 22: Nicolas Palladium ----------------------------- Blinzelnd öffne ich meine Augen, die sich an das helle Licht langsam gewöhnen müssen, das durch mein Fenster bricht. Mein Kopf dröhnt und ich habe das Gefühl, als würde jemand mit einem Hammer darauf ein Schlagen. Die vergangene Nacht ist in meinem Gedächtnis, wie ausradiert, als hätte sie nie existiert. Krampfhaft versuche ich mich an etwas zu erinnern. Ich räuspere mich, setze mich auf und halte meine Hand gegen die Schläfen meines Kopfs. Ich musste gestern wirklich einen über den Durst getrunken- und fiel zu sehr übertrieben haben. Langsam erinnere ich mich an einzelne Bilder und daran, wie ich in der Bar war. Mir fällt ein, wie ich mit einem Typen hinter der Tegge gesprochen habe. Plötzlich sehe ich vor meinen inneren Augen zwei grüne Augen und das Mädchen, das zu diesen gehört. »Flora« Murmel ich leise vor mich hin und lasse langsam meine Hand herunter gleiten. Ich erinnere mich daran, wie ich sie anrief und sie dann vor mir stand. Keine Ahnung mehr davon was passiert ist, lasse ich mein Gesicht in meine Hände fallen. Ich kann doch nicht so viel getrunken haben, dass ich nichts mehr weiß? Unsicher reibe ich mir das Gesicht und Streiche dann, mit den Händen durch meine Haare. Durchgeatmet sehe ich neben mich endlich. Ich habe bereits das Gefühl, nicht allein zu sein, doch ich hoffte dennoch nicht, dass meine Vermutung sich bestätigt. Mit geschlossenen Augen und ihren Händen unter ihrer Wange liegt Flora seelenruhig da. Ihr atmen ist ruhig und gleichmäßig. Ich spüre genau, wie ihr Anblick mich berührt. Es fühlt sich an, als würde in mir eine Sonne aufgehen. Mir wird warm und ein Gefühl von glück steigt bis in meine Lippen, wo es zu meinem leichten lächeln wird. Sie ist hier bei mir. Vorsichtig streichle ich mit meiner Hand, über ihr verstrubbeltes Haar und sehe dabei zu, wie sie auf diese sanfte Berührung reagiert. Ihre Augen zusammengekniffen, lächelt Flora zufrieden und beugt sich meinem Streicheln. Ich beobachte sie noch eine Weile, während ich mich unweigerlich fragen muss, was gestern zwischen uns passiert ist. Sollten wir miteinander geschlafen haben, kann ich mich daran nicht mehr erinnern. Wie soll ich ihr, dass nur erklären, dass ich mich an unser erstes Mal nicht erinnern kann? Doch vor allem, wie kann ich weiter ihr Lehrer sein, wenn ich Sex mit ihr hatte? Ich betrachte Flora noch immer und streiche sachte, eine ihrer hellen strähnen aus dem Gesicht. Langsam öffnen sich ihre Augen und das grün ihrer Augen, blicken in das Braun von meinen. Sie ist wunderschön. »Guten Morgen« Flüstert Flora lächelnd. Ihr lächeln erreicht sogar ihre Augen und sie strahlen so fiel Gefühl aus, dass ich das Bedürfnisse habe, ebenfalls so zu lächeln. Ich er wieder das lächeln. »Guten Morgen, Flora« mich zu ihr gebeugt, lege ich meine Hand neben sie auf der Matratze ab und stütze mich mit dieser ab, um auf sie herunterzusehen. Langsam gehe ich zu ihr runter und sehe dabei in ihren läutenden Augen. Mein Herz schlägt so schnell, dass ich sorge, habe das sie es hören könnte. Ihre Hand streift mein Gesicht und ihre Wärme ist einmalig. Es gibt mir eine solche Sicherheit, dass das Nächste wie von allein passiert. Ich nähere mich ihrem Gesicht immer weiter und berühre schließlich ihre zarten Lippen mit meinen. Meine Augen fest verschlossen, spüre ich lediglich, wie Flora mein Gesicht in ihren Händen hält. Meine Lippen von ihren getrennt, sehe ich Flora an, dass sie mehr möchte. schwer geschluckt, streiche ich mit meiner Hand über Floras Schläfe. Sie öffnet ihre Augen, sieht zu mir auf und lässt ihre Hände von meinem Gesicht streichen. »Geht es dir besser, Palladium?« gerade antworten wollen, sehe ich Flora irritiert an. Seit wann, Nennt sie mich wieder Palladium? Mein Blick fällt ihr jedoch auch auf und langsam richtet sie sich auf. Vor mir zum Sitzen gekommen, bemerke ich das Shirt, dass sie von mir trägt. Es steht ihr verdammt gut und ich finde Gefallen daran, dass sie meine Sachen trägt. »Was ist los?« holt Flora mich aus meinen Gedanken. »Es ist nichts, Flora.« wieder in ihr Gesicht gesehen, lächle ich sie an. »Ich kann mich nur nicht mehr an gestern erinnern« gestehe ich ihr, wodurch auch mein Lächeln wieder verschwindet. Ich starre zwischen Flora und mich, es fühlt sich schrecklich an, nicht zu wissen, was Gestern passiert ist. Doch Flora ist die ruhe in Person, sie beugt sich zu mir, fängt meinen Blick ein und hebt ihn mit ihren Augen wieder. »Schon ok.« spricht sie sanft. Ich schüttle den Kopf protestierend, weil es mir nicht fair vorkommt, vor allem, weil ich nicht weiß, ob und was ich getan habe alles. »Habe ich dich angefasst oder etwas dummes gesagt?« Flora kichert. »Nein, du hast nichts dummes gesagt.« sie sagt das zwar, doch ich sehe es ihn ihren Augen, dass sie lügt. Ich sehe Unsicherheit und auch ihr lachen, klinkt anders. Sie verheimlicht mir etwas. »Haben wir miteinander geschlafen?« frage ich sie direkt und sehe in ihr erschrocken Gesicht, dass plötzlich rot anläuft. Flora atmet überrumpelt die Luft ein, während ihre Augen weit geöffnet sind. »Also, ja?« frage ich und spüre bereits eine dunkle Wolke über mir aufziehen. »Nein, wir haben nicht miteinander geschlafen« erklärt Flora. »Was aber nicht heißt, dass du es nicht wolltest, Palladium« fügt sie schmunzelnd hinzu und sieht mich mit einem verschlagenen lächeln an. »Also habe ich mich doch danebenbenommen« schlussfolgere ich darauf hin und lasse dann mein Kopf hängen. »Vielleicht ein kleines bisschen« Floras Stimme klingt nicht so, als hätte ich mich vor ihr, wie ein Idiot aufgeführt. Als ich sie ansehe, funkeln ihre Augen, während sie mich ansieht. Ich räuspere mich, bevor ich mich schließlich von meinem Bett erhebe. Ihre Augen lassen mich dabei keine Sekunde aus den Augen. »Wir sollten auf Stehen« teile ich ihr mit und bemerke dabei, wie nervös meine Stimme klingt. Die Hoffnung das Flora es nicht bemerkt, gebe ich dabei jedoch nicht auf. Kichernd rutscht Flora dann in meine Richtung im Bett, stemmt sich Auf ihre Knie und nimmt mein Gesicht in ihre Hände. Überrumpelt, sehe ich sie an. »Du warst so charmant und lieb wie immer, Palladium« Ihr wunderschönes lächeln zieht mich unweigerlich näher an sie und ihre Lippen, die nur auf mich zu warten scheinen. »Wir sollten wirklich lieber jetzt aufsteht, Flora« bemühe ich mich, vernünftig zu sein, auch wenn mich alles an sie heranzieht. »Ja, dass sollten wir.« Wir sind wie zwei Magneten, die sich immer mehr zusammenziehen, je näher sie sich kommen. Diese Spannung, dass elektrisierende Gefühl, das ich spüre, während ich Flora näher komme durch strömt meinen ganzen Körper. Langsam beginne ich dieses jedoch zu genießen, obwohl ich auch weiß, dass ich es nicht fühlen darf und schon gar nicht, mit Flora hier allein sein darf. Flora ist noch immer tabu für mich und sie dürfte nicht einmal hier sein. Alles an dieser Situation ist Falsch. Und doch fühlt es sich so unglaublich gut an und auch richtig. Flora so nah bei mir zu haben und der Gedanke, dass sie die Nacht über hier bei mir gewesen ist, gibt mir ein so gutes gefühlt, dass ich nicht glauben will, dass es falsch sein müsste. Unsere Lippen sind nur noch Zentimeter voneinander entfernt und es ein leichtes diese kleine Distanz zu überbrücken, um meine Lippen auf ihre zu legen. »Ob sie immer noch nach Erdbeeren schmecken?« Frage ich mich selbst, als ich das Quetschen einer Tür höre, gefolgt von einem räuspern, das mich zurückweichen lässt. Erhart starre ich zur Tür und schlucke ertappt mein Wunsch Flora zu küssen herunter. Das Licht, das durch die geöffnete Tür nun in mein Zimmer scheint, bricht in meine Augen und blendet mich jedoch keine Sekunde. Ich sehe genau in sein Gesicht und wie er mich ungläubig ansieht. »Daemon …« setze ich an und stehe dabei auf, um auch die Distanz zwischen Flora und mir wieder zu gewinnen. Wie muss es denn für ihn aussehen? In letzter Zeit habe ich ihm mehrfach gesagt, dass er sich von Flora fernhalten soll, weil ich sie nicht mehr sehen will und es auch nach dem letzten Mal besser so ist. Und jetzt findet er Mich zusammen mit ihr in meinem Zimmer, auf meinem Bett. Kaum noch auf Flora geachtet, springe ich auf und wende mich auch von ihr ab. »Sorry, ich wollte nicht stören.« sofort verschwindet er wieder und lässt die Tür zufallen. Ihm nachgelaufen, lasse ich Flora ohne ein Wort zurück und lasse ebenfalls die Tür zufallen. »Warte, Daemon« eilig nach der Schulter meines Bruders gegriffen, kommt mir der Gedanke erst jetzt, ob er womöglich eifersüchtig ist? Er bleibt steht, dreht sich aber nicht zu mir. »Hey, was ist los?« frage ich ihn, nur um es von ihm zu hören, um mir sicher zu sein, dass er deswegen sauer auf mich ist. Er beginnt zu lachen. Irritiert sehe ich zu ihm und nehme meine Hand von seiner Schulter. Es ist ein seltsames Lachen, als fände er diese Situation lächerlich und albern. Als wollte er etwas überspielen. »Bist du sauer auf mich wegen …« versuche ich weiterzusprechen, doch Daemon unterbricht mich mit im Satz und dreht sich zu mir um endlich. »Sauer? Ich bin nicht sauer auf dich. Es ist mir scheiß egal was du treibst oder mit wem, Palladium« er klingt jedoch nicht, nach nicht sauer. »Mach was du willst, aber beschwer dich nicht, wenn alles über deinen Kopf zusammenbricht. Die ganze Zeit über beharrst du darauf, wie wichtig dir deine Arbeit ist und dass ich mich auch von Flora fernhalten soll. Und jetzt sehe ich, dass du einfach einen Fuck darauf gibst.« »So ist das nicht. Ich hatte nichts mit ihr« beteuere ich Daemon, als müsste ich mir das selbst erst einmal in Gedächtnis brennen. Daemon grinst ungläubig zur Seite und glaubt mir scheinbar noch immer nicht. »Ich habe zu viel getrunken gestern, dann habe ich sie angerufen und sie hat mich abgeholt. Das wars. Da ist nichts.« ungläubig schüttelt er den Kopf, während ich hektisch mit meinen Händen wedle. »Weiß sie das auch?« fragt er mich plötzlich voller ernst und deutet zur Tür zu meinem Zimmer. Ich folge seinem Finger, senke langsam den Blick und sehe zu Daemon zurück. Er nickt leicht und mit finsteren blick sieht er mich an. Man sollte meinen als mein Bruder würde er hinter mir stehen und nicht hinter ihr. Diese Erkenntnis wiederum, löst in mir etwas aus. Ich habe die ganze Zeit alles getan, um Daemon zu helfen, ihn bei mir gelassen und ihm davor bewahrt, zu erfahren was zuhause gerade los ist. Und das ist der Dank dafür. Er fällt mir in den Rücken. »Was kümmert es dich, Daemon? Ich bin dein Bruder, du solltest auf meiner Seite sein.« »Das bin ich. Darum bin ich auch so wütend auf dich« ich irritiert sehe ich in Daemons eisblauen Augen, in denen gerade ein Sturm tobt. »Wenn du so weiter machst, zerstörst du dir deine kariere, die du dir so mühsam aufgebaut hast. Mach dir das nicht kaputt, Palladium.« »Das mache ich nicht, es hatte nichts zu bedeuten. Es ändert nichts an irgendetwas. Es war eine Dumme Idee und ein Fehler.« kaum habe ich es gesagt, höre ich Schritte hinter mir. Ihre Schritte. Ich zögere, mich zu ihr zu drehen, weil ich schon an Daemons Gesicht Ausdruck sehe, dass er selbst erst jetzt realisiert, dass Flora uns gehört hat. Als ich Flora ansehe, und ihre Augen betrachte, kann ich so fiel in ihnen sehen. Sie ist traurig, enttäuscht und wütend. Doch vor allem, sehe ich ihr gebrochenes Herz. Schwer schucke ich und versuche etwas zu sagen, was mir jedoch nicht gelingen will. Es ist, als hätte ich meine Stimme verloren. Als habe ich verlernt, wie mach spricht. »Ein Fehler?« klingt Floras Stimme in meinen Ohren. Wie erstarrt sehe ich nur zu Flora rüber. »Das ist es also für dich, Palladium? Ich bin extra heute Nacht zu dir, weil du mich darum gebeten hast« Floras Stimme wird immer wütender und in ihrer Stimme höre ich aber auch ihre Verletzung heraus. Ich habe sie verletzt. »So meinte ich da nicht, Flora« versuche ich sie zu beruhigen. Flora schüttelt entsetzt den Kopf. »Hör auf damit, dich da rauszureden. Du weißt genau, was du mir damit immer wieder antust, Palladium« Flora hat recht. Meinen Blick zum Boden gerichtet, fühle ich mich schrecklich, kann jedoch auch nichts sagen zu ihr. »Du hast mir gesagt, dass…« wieder zu ihr gesehen, während ihre Stimme einen Bruch macht, sehe ich ihre Tränen aus ihren Augen kullern. Was habe ich ihr gesagt? »Du hast gesagt das du mich lieben würdest, Palladium.« Dieser schmerz, denn sie spürt, den sie in ihrer Stimme mitfährt, sticht nun auch in meinem Herzen, während ich sie ansehe. Es ist unglaublich, vor wenigen Minuten hat sie noch gestrahlt und gelacht, sie war glücklich, wir waren das. Jetzt steht sie da und es scheint, als wäre eine dunkle Wolke über ihr. Doch was sie sagt, kann nicht wahr sein. Ich durfte ihr nicht sagen, dass ich so für sie fühlen würde. Ich darf Flora das nicht gesagt haben. »Was redest du denn da, wann habe ich dir das gesagt, Flora?« »Heute Nacht« es ist kaum ein Flüstern und so voller Unsicherheit. Warum habe ich ihr das nur gesagt? »Flora, ich war betrunken« »Also hast du gelogen, willst du mir das damit sagen?« »Es ist kompliziert, dass verstehst du nicht.« »Warum, weil ich etwa erst Achtzehn bin, Palladium?« sie weint. »Ich muss hier weg« hektisch dreht sie sich um sich selbst und scheint nach etwas zu suchen. »Lass uns darüber reden, Flora« versuche ich sie zu beruhigen und gehe einen Schritt auf sie zu. »Meine Freunde vermissen mich sicherlich auch schon« ihre Freunde? Ach ja, sie war gestern mit ihren Freunden unterwegs gewesen, bevor sie bei mir war. Sie hat ihre Freunde sitzen gelassen, für mich. Sie ist den weiten Weg gegangen, wegen mir. Mein Blick wandert runter an ihr und während ich gerade dabei bin in Gedanken abzutreiben, sehe ich die schwarze Lederjacke unter ihrem Arm. Ich erinnere mich an sie. Flora hat sie heute Nacht an, als sie mich abgeholt hat. Meine Augen wandern wieder zu ihren. Ihr blick ist noch immer tieftraurig. So gern will ich sie in den Arm nehmen, ihren Duft riechen und ihren Herzschlag spüren. Ich möchte Flora nicht gehen lassen. Doch ich lasse sie gehen, ich muss. »Gut, sei vorsichtig« habe ich endlich meine Stimme wieder gefunden. Zur Tür gegangen, gehe ich so viele Möglichkeiten durch, wie ich sie davon abhalten könnte, doch nichts davon ist Realistik. Für eine Sekunde glaube ich, Flora habe meine Gedanken gelesen, als sie sich an der Tür zurückdreht und zu mir sieht. Doch ihr Blick wandert zum Boden, und ihre Hand ruht weiter auf dem Tür Henkel. »Vielleicht wäre es besser, wenn du meine Nummer löschst …« sie holt Luft und sieht zu mir auf. »Dann passiert dir so ein Fehler nicht noch einmal, Nicolas.« ihre Worte treffen mich wie ein Schafes Messer. Und dass sie wieder Nicolas zu mir sagt, lässt mich aufhorchen. Was ist heute Nacht passiert, dass Flora mich plötzlich Palladium nennt und jetzt wieder nicht mehr? Aus der Tür gegangen und hinterlässt Flora in mir ein tiefes Loch. Mein Blick streift durch den Raum und bleibt an Daemon hängen, der mich finster ansieht, als wüsste er genau, was ich jetzt vorhabe. Mich von seinem Blick gerissen sehe ich zur Tür zurück, während ich mich frage, ob ich Flora noch einholen könnte. »Lass es, Palladium« höre ich Daemons bitten. Er hat recht, doch ich will es nicht gut sein lassen. Ich kann es nicht. »Du machst es euch nur immer schlimmer. Wie soll sie jemals über dich hinwegkommen, wenn du ihr die Chance nicht gibst?« Doch will ich überhaupt, dass Flora Über mich hinwegkommt? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)