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Der Hundefaktor

Ich glaube, mein Hund mag deinen Hund
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Damit morgen Platz für das nächste Thema der Goldenen Fanfic-Zeit ist, lade ich den Epilog heute auch schon hoch.
Ich danke euch fürs Lesen und Mitfiebern ^^ Komplett anzeigen

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Die Sonne lacht in einen herrlichen Frühlingsnachmittag. Vögel hüpfen zwitschernd durch die Zweige der Parkbäume. Ein Eichhörnchen lugt vorwitzig aus dem Unterholz und mustert neugierig eine Chipstüte, die mitten auf den Parkweg geworfen wurde. Zögerlich wagt es sich hinaus, schnuppert an dem verführerisch riechenden Inhalt…

WAUWAUWAUUUUU

„Belloooooooooo! Bei Fuuuuuuß!“

„Max, hier geblieben!“

„Oh, haben Sie auch so einen stürmischen Racker?“, ertönt eine amüsierte Frauenstimme.

„Nun ja, eigentlich ist er ja ein ganz Lieber…“ Der junge Mann fährt sich ertappt mit der Hand durch die kurze Haare. „…Aber sobald er Eichhörnchen sieht, geht es mit ihm durch.“

„Eins-zwei!“

„Drei-vier!“

„Wissen Sie, sobald ich mit meinem Bello in den Park gehe, kann ich ihn kaum noch bändigen. Er jagt einfach allem hinterher, was sich bewegt.“ Die junge Frau kichert wieder.

„Eins-zwei!“

„Drei-vier!“

„Das kann ich mir bei dem Frauchen gar nicht recht vorstellen. Mein Max scheint ihren Hund ganz nett zu finden.“ Leise lachend betrachtet der Hundebesitzer die beiden Tiere zu seinen Füßen.

„Eins-zwei!“

„Oh, lassen Sie uns einen Schritt zur Seite gehen. Da kommt eine ganze Fußballmannschaft.“

Das Paar tritt an den Rand des Parkweges und macht so dem herannahenden Team der Kickers Platz, die sich wie jeden Tag bei ihrem Lauftraining befinden. Vorne weg läuft ihr Kapitän Mario, der mit einem lauten „Eins-zwei!“ den Takt vorgibt. Hinter ihm folgen 11 Jungen der Mittelschule und antworten stets mit einem ebenso lauten „Drei-vier!“.

„Ach, das erinnert mich an meine Schulzeit, als ich auch Fußball gespielt habe“, seufzt der Hundebesitzer.

„Oh, Sie haben Fußball gespielt? Wie aufregend! Erzählen Sie mir mehr darüber?“ Mit roten Wangen sieht die junge Frau ihre Zufallsbekanntschaft an.

Erneut fasst er sich verschämt an den Hinterkopf. „Wenn es Sie interessiert. Wollen wir noch ein Stück zusammen gehen?“

„Eins-zwei“

„Drei-vier“

„Immer diese Pärchen“, japst Kevin zwischen zwei Zählern, „Das war schon das zweite heute“

„Ja und immer nur Augen für sich, achten überhaupt nicht auf den Weg“, bestätigt Tommy hinter ihm.

„Du meinst, nur Augen für ihre Hunde“, mischt sich Philipp ein.

„Pah, dass du dich da mal nicht irrst!“ quakt Kevin laut, „Die Hunde sind nur Mittel zum Zweck. Hier gehts nur darum, Frauen anzusprechen. Und das geht am leichtesten mit einem Hund.“

„Oho, hört, hört“, lacht Daniel von noch weiter hinten, „Kevin kennt sich aus!“

„Warum trainieren wir eigentlich nicht mit einem Hund?“, meldet sich der kleine Tino.

Tommy hebt erstaunt die Augenbrauen: „Willst du trainieren oder Mädchen anquatschen?“

„Was willst du denn mit Mädchen?“, lacht Kevin laut auf, „Du weißt doch noch nicht einmal was das ist!“

Tino guckt erst irritiert, beschließt dann aber die für ihn unverständliche Anspielung zu ignorieren. „Ich dachte nur, dass das bestimmt lustiger wäre, als einfach so durch den Park zu laufen. Hee Gregor, du hast doch einen Hund. Warum bringst du den nicht mal zu unserem Training mit?“

Der angesprochene Mittelstürmer wendet seinen Blick von seinem Kapitän ab und schaut sich verdutzt um. „Maradona? Naja, eigentlich….“ Er muss kurz überlegen. „Eigentlich ist das eher Elsas Hund. Sie geht meistens mit ihm aus.“

„Also doch wieder Mädchen, siehst du!“ Kevin sieht seine Theorie sofort bestätigt.

„Wie schade.“ Tino hatte bereits Gefallen an der Idee gefunden, doch sofort wird er von Christopher übertönt: „Gregor euer Hund heißt Maradona? Das glaub ich ja nicht“
 

Kurz bevor sie in die Straße zu ihrer Schule einbiegen, zupft Kevin wieder an Gregors Trikot. „Schau mal, wer da kommt“, grinst er.

Gregor hebt fragend den Blick in die Richtung, in die Kevins übertriebenes Kopfnicken deutet, und augenblicklich hellt sich seine Miene auf.

„Hallo Schwesterchen!“, ruft er einmal quer über die Straße.

Auf der anderen Straßenseite hebt nun Gregors Schwester, Elsa, fragend den Kopf und sieht sich erstaunt um. An ihrer Seite steht der Akita Inu namens ‚Maradona‘ und kläfft zur Begrüßung.

Kevin knufft Gregor erneut in die Seite und deutet vielsagend nach vorn. „Meinst du, er sagt was?“

„Hö?“ Gregor schaut verständnislos auf den Hinterkopf seines Kapitäns. Irrt er sich oder hält dieser ihn jetzt etwas gesenkter als zuvor?

„Eins-Zwei… los, wir haben es gleich geschafft.“

„Dem ist auch nicht zu helfen“, brummelt Kevin in sich hinein.
 

„Maaaaaaaariooooooooo!“, begrüßt sie dreistimmig der Mädchenchor, als sie auf den Schulhof einbiegen und vor ihrem Clubhaus zum Stehen kommen.

„Du siehst so gut aus, wenn du läufst!“

„Möchtest du etwas zu trinken? Wir holen es dir!“

„Mario, wann gehst du endlich mit einer von uns aus?“

Der angesprochene zuckt kurz zusammen, schluckt schwer und stürzt dann in das kleine Clubhaus, die Tür schnell hinter sich zuziehend.

„Mädels“, Kevin stützt die Hände in seine Seiten und schüttelt mit dem dicken Kopf, „wann rafft ihr das eigentlich, dass er mit keiner von euch ausgehen will?“

„Was sagst du da?“, Ann ist sofort empört, während Wane die Tränen in die Augen steigen.

„Woher willst du das denn wissen, hmmm?“, geht Ellen auf den breitbeinig da stehenden Mittelfeldspieler zu. „Mario ist einfach zurückhaltend und schüchtern. Nicht so wie du!“

„Mario ist ein wahrer Gentleman“, piepst Wane hinter Anns Rücken hervor.

Doch Kevin grinst nur wissend. „Wie wäre es, wenn ihr mal jemand anderem hinterherlauft? Es gibt sicherlich auch andere Jungen, die mit euch ausgehen würden.“ Sein Grinsen wird breiter. „Probiert’s doch mal mit mir.“

Ellen zieht ein Gesicht, als hätte ihr Gegenüber sich gerade in eine Nacktschnecke verwandelt. „Nur über meine Leiche.“

Unisono drehen sich die drei Mädchen um und stolzieren mit erhobenen Köpfen von dannen.

Kevin bleibt vor der Tür des Clubhauses stehen wie ein begossener Pudel.

Tommy lacht: „Tja Kevin, vielleicht solltest du dir mal einen Hund zulegen!“
 

„Heee Käptn“, quakt Kevin nach dem Training hinter seiner Spindtür hervor, „Warum sprichst du Gregors Schwester nicht einfach an?“

Mario zuckt zusammen und greift nach dem Schirm seiner grünen Kappe, um sie sich tiefer ins Gesicht zu ziehen. „Öhmmm, naja… ich…“

„Dass du sie magst, wissen wir doch inzwischen alle.“

Etwas unbehaglich sieht Mario sich um, außer ihm sind nur noch Kevin und Philipp im Clubhaus. Der Rest hat sich bereits auf den Heimweg gemacht.

„Kevin hat Recht“, pflichtet Philipp seinem Kameraden bei, „Du solltest langsam den ersten Schritt machen. Mädchen mögen es nicht, wenn man sie ewig warten lässt.“ Er schiebt seine Brille zurecht. „Hab ich jedenfalls gelesen.“

Marios Blick huscht verzweifelt von einem zum nächsten.

„Ihr… ihr habt ja Recht“, bringt er stöhnend hervor, „Ich… ich weiß nur einfach nicht, was ich zu ihr sagen soll. Sobald ich vor ihr stehe, ist mein Kopf völlig leer und ich stottere vor mich hin. Darum habe ich es noch nicht geschafft, sie anzusprechen.“ Etwas verschämt starrt er vor sich auf den großen Tisch.

„Und wenn ihr über Gregor redet?“, schlägt Philipp vor, „Den kennt ihr immerhin beide sehr gut.“

Mario sieht seinen Verteidiger entgeistert an: „Ich werde doch mit einem Mädchen nicht über ihren Bruder reden, also hör mal!“

Auch Kevin schüttelt nur seinen Kopf. „Käptn, das ist doch ganz einfach.“ Er hebt einen Zeigefinger vor sich in die Luft, wie ein Lehrer. „An wievielen Pärchen sind wir heute vorbeigelaufen?“

„Öhm, an einigen.“

„Genau, und was hatten die alle gemeinsam?“

„Sie haben miteinander gesprochen?“

„Nein! Sie hatten alle einen Hund dabei! Hunde, Leute, sind die Geheimwaffe bei Frauen. Hunde machen euch sympatisch und zugänglich. Ein Hund ist wie ein Schild, auf dem steht: Sprich mich an!“

„G… glaubst du?“ Mario sieht Kevin mit großen Augen an.

„Ich glaube es nicht nur, ich weiß es! Hör auf Kevin Ishii, den Flirtdoktor! Mit einem Hund wird sie dir nicht widerstehen können.“

„Ich habe aber keinen Hund“, platzt es aus Mario heraus.

„Stimmt auffallend. Er hat keinen Hund. Tolle Idee, aber leider nicht durchführbar, Herr Flirtdoktor!“, kommentiert Philipp trocken.

Doch Kevin gibt sich nicht so schnell geschlagen. „Es muss ja nicht sein Hund sein.“ Seine Augen blitzen verschwörerisch. „Leih dir doch einfach einen aus. Ihr habt doch bestimmt eine altersschwache Nachbarin, der du das Gassigehen mit ihrem Fiffi abnehmen kannst.“

„Nein“ Mario schüttelt wie in Trance den Kopf. Die Vorstellung endlich mit Elsa zu reden, sie zum Lachen zu bringen, nimmt ihn gerade ganz gefangen.

„Na, das kann ja nicht so schwer sein. Du wirst schon jemanden finden, der dir seinen Hund für ein paar Stunden leiht.“ Und mit diesen Worten schultert der selbsternannte Flirtdoktor seine Sporttasche, winkt und spaziert zur Tür hinaus.

„Aaaaaarrrrrgggghhhhh, was glaubt dieser Giftzwerg eigentlich?“ Ann hebt verzweifelt beide Hände in die Luft und verdreht theatralisch die Augen.

„Der Giftzwerg ist immer noch größer als du“, erinnert sie ihre Freundin Ellen und nimmt wieder einen Schluck von ihrem Milchshake.

„Egal! Wie kann dieser… dieser….“

„Schwachkopf?“, schlägt Wane vor.

„Idiot?“, ergänzt Ellen.

Ann nickt zufrieden. „…dieser schwachkopfige Idiot auf die Idee kommen, sich mit Mario zu vergleichen?!“

„Vollkommen idiotisch!“, bestätigt Wane.

Ellen seufzt. „Trotzdem hat Mario uns heute wieder mal ignoriert. So kommen wir nie dazu, dass er mal mit einer von uns ausgeht.“

„Naja, Mario ist halt so schüchtern.“ Wane stützt nachdenklich ihr Kinn auf eine Hand und dreht ihren leeren Milchshakebecher hin und her. „Vielleicht…“

„Und genau deshalb ist er der optimale Mann für mich“, juchzt Ann sofort, „zurückhaltend und edel und doch mutig und stark…“ Ihre Augen glänzen.

„Was ich meinte ist…“, meldet sich ihre rothaarige Freundin wieder, „vielleicht sollten wir ihn nicht vor der ganzen Mannschaft fragen, wenn er doch so schüchtern ist. Vielleicht will er ja mit einer von uns ausgehen, aber er traut sich nicht, das vor den restlichen Kickers zu sagen.“

„Das klingt irgendwie plausibel.“ Ellen sieht hinauf in den blauen Himmel und seufzt.

„Was schlägst du also vor?“ Ann sieht Wane erwartungsvoll an.

Diese zuckt ertappt zusammen. „Ich weiß es nicht“, piepst sie, „vielleicht sollten wir Mario woanders…“

„Wo denn?“, fragt Ellen sofort, „In der Schule treffen wir ihn auch nie allein und nach dem Unterricht ist er sofort bei den Kickers zum Training.“

„Hmmm“

„Hmm“

„Hmmm“

„Wane?“, erklingt eine laute Stimme über ihre Köpfe hinweg und unterbricht die Überlegungen der drei Mädchen, „kommst du uns bitte helfen?“

Wane zuckt zusammen und steht schnell von dem kleinen Tisch auf, an dem sie bis eben in der Nachmittagssonne gesessen haben.

„Ja, natürlich Mama!“, ruft sie, greift nach ihrer Schürze, winkt ihren Freundinnen zum Abschied und verschwindet im Eiscafé ihrer Eltern. Ann und Ellen seufzen nur erneut und machen sich dann ebenfalls auf den Weg nach Hause.
 

—🐕—
 

„Guten Morgen, Gregor“, begrüßt Mario seinen Mittelstürmer am nächsten Morgen auf dem Schulweg. Überrascht lässt dieser seinen Fußball in eine Pfütze am Wegrand rollern.

„Oh, guten Morgen, Käpt’n.“ Seine Hand wandert an seinen Hinterkopf. „Ist alles in Ordnung? Du gehst doch sonst nie hier lang.“

Mario hebt beruhigend die Hände, aber seine aufgerissenen Augen sprechen Bände. „Nein, nein, alles gut. Ich… ähm… wollte dich etwas fragen.“

Gregor reibt weiter seinen Haarschopf am Hinterkopf. „So?… Ah!“, er hebt wissend einen Zeigefinger, „Geht‘s um Elsa?“

„Ähmähmähm… nein“, der Kapitän der Kickers greift nach dem Rand seiner Schirmmütze, um sie sich tiefer in das rote Gesicht zu ziehen. „Ihr… ihr habt doch einen Hund, oder?“

„Öh, du meinst Maradona, ja.“

Mario muss unwillkürlich grinsen. Unnötig zu fragen, wer dem Hund den Namen gegeben hat.

„Gehst du öfter mit ihm aus?“

Gregor lacht etwas ertappt. „Ehrlich gesagt, meistens macht Elsa das.“

„Ist es dir wirklich schon einmal passiert, dass… nun ja, dass du angesprochen wurdest, wenn du mit ihm unterwegs warst?“

Wieder verzieht der Jüngere fragend sein Gesicht. Mario stellt heute eigenartige Fragen. Können sie nicht einfach über Fußball reden?

„Also, wenn ich mit Maradona ausgehe, dann toben wir schon mal und er wird dann sehr ausgelassen und wenn er dann zum Beispiel etwas vor einem Laden umrennt, dann werden wir schon mal angesprochen.“ Gregor streckt verschämt die Zunge heraus und Mario hat sofort das Gefühl, dass die eben beschriebene Szene noch nicht ganz so lange her ist.

„Ich meine nicht, ob du ausgeschimpft wirst, Gregor. Ich meine wirst du angesprochen von… von Mädchen?“

„Warum sollten mich Mädchen ansprechen?“

Mario seufzt resigniert. Diese Gespräch wird schwieriger als er gedacht hatte. „Kevin hat erzählt, dass es am einfachsten wäre, ein Mädchen anzusprechen, wenn man einen Hund dabei hat. Hast du das schon mal erlebt?“

„Öh.“ Gregors Hand legt sich wieder auf seinen Hinterkopf. „Ich habe noch nie versucht ein Mädchen anzusprechen.“

„Oh, Gregor…“, langsam verliert Mario die Geduld, „Wie war das mit Conny?“

„Ah, Conny“, kurz wird er rot, „stimmt Conny hat auch einen Hund.“

„Und… und war es so? Hat sie dich wegen des Hundes angesprochen, als ihr euch zum ersten mal getroffen habt?“ Mario klingt jetzt ganz aufgeregt.

„Nein“, antwortet der Jüngere etwas verschämt, „als wir uns das erste Mal begegnet sind, da habe ich sie fast mit einem Schuss getroffen.“ Er deutet erklärend auf seine runde, schwarz-weiße Begleitung.

Mario fällt die Kinnlade herunter. „Du hast was?!“

„Ja, also, wirklich nur fast und sie war auch gar nicht böse auf mich!“

„Du hast wirklich mehr Glück als Verstand, Gregor.“

„Wahrscheinlich…“, lacht er verschämt, doch dann zwinkert er verwirrt mit den Augen, „Hee, wie meinst du das?“

Doch sein Kapitän ist schon ein paar Schritte weiter gelaufen.

„Also Conny hat auch einen Hund?“, fragt er.

„Ja, einen sehr lieben Collie und er und Maradona verstehen sich sehr gut. Wir treffen uns oft am Strand und dann toben die beiden in den Wellen.“

Mario sieht seinen Stürmer fassungslos an. Das ist es doch, das er die ganze Zeit hören will. „Also…, also mögen es Mädchen tatsächlich, wenn man einen Hund hat?“, platzt es aus ihm heraus.

„Das weiß ich nicht. Aber Conny mag es.“ Gregor zuckt mit den Schultern. „Und Elsa erzählt oft, dass sie von Leuten angesprochen wird, wenn sie mit Maradona draußen ist.“

In Marios Magen versenkt sich ein großer, kalter Stein.

„Und meinst du…, meinst du, dass das bei mir auch funktionieren würde?“

„Na klar! Maradona ist ein ganz lieber Hund und viele Leute mögen ihn.“

„Und glaubst du“, murmelt es unter der grünen Kappe hervor, „Elsa würde mich auch ansprechen?“

„Häh?“, wieder verzieht Gregor das Gesicht, „Nein, natürlich nicht! Käpt‘n, was denkst du denn?“

Mario erstarrt. Meint sein Freund das ernsthaft?

„Hör mal, wenn du mit Maradona ausgehst, kannst du Elsa doch gar nicht treffen, weil sie doch dann keinen Hund zum Ausgehen hat. Warum sollte sie dann draußen unterwegs sein?“

„Oh, Gregor! Du verstehst aber auch gar nichts! Ich meine natürlich, wenn ich mit einem anderen Hund ausgehe!“

„Achso, hehehehehe… ja also, bestimmt. Elsa würde dich doch sofort erkennen und fände das bestimmt interessant, das du einen Hund hast.“

„Ich habe nur keinen Hund“, stellt Mario seufzend fest.

„Tja….“

„Warte mal, du hast doch gesagt, dass Conny einen Hund hat“, überlegt Mario laut.

„Ja, hat sie. Pelé.“

„Meinst du, ich könnte mir den mal ausleihen?“

„Ja, aber ich denke, du willst Maradona…?“

„Gregor! Ich will Maradona mit Elsa treffen! Und dafür brauche ich einen anderen Hund. Könntest du Conny bitte einmal fragen, ob ich für ein paar Tage das Ausgehen mit Pelé übernehmen darf?“

„Ja, klar. Kann ich machen, aber wie soll ich ihr das sagen, dass du Pelé für Elsa brauchst?“

„Na, erzähl ihr…, dass ich mir überlege einen Hund zu kaufen und vorher einmal schauen möchte, ob ich mit einem Hund überhaupt zurecht komme.“ Mario ist von seiner eigenen Idee ganz begeistert.

„Du, das ist gar nicht schlecht!“ Auch auf Gregors Gesicht erscheint wieder sein übliches Grinsen. „Conny hat mir erst neulich erzählt, dass sie für ihr nächstes Klavierkonzert viel üben muss, und dass sie wahrscheinlich wenig Zeit haben wird mit Pelé rauszugehen. Weißt du was? Ich glaube sie wird ‚ja‘ sagen.“
 

Nachdenklich verlangsamt Wane ihre Schritte und sieht den beiden Jungen hinterher, denen sie bis eben unauffällig gefolgt war. Was will Mario mit einem Hund?

„Go, went, gone…“, murmelt Elsa vor sich hin, „Meet, met, met, speak, spek… speked?… Nein! Spoke!… Speak, spoke…“

„Wwwufff“, stimmt Maradona ihr zu. Fröhlich schwanzwedelnd trabt der Akita neben Elsa her, doch diese ist viel zu sehr in ihrem Vokabelheft versunken, als dass sie seine Freude über den späten Ausgang wirklich bemerken würde.

Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als ihre Mutter Elsa noch einmal mit dem Hund nach draußen geschickt hat. Elsa passte das eigentlich gar nicht, aber da Gregor noch beim Training war, hatte sie einfach ihr Vokabelheft mitgenommen und führt nun Maradona zu seinem Lieblingsplatz am Strand.

Erwartungsvoll scharrt der Akita mit den Pfoten, als er den ersten Sand darunter spürt. Elsa runzelt nur die Stirn und nimmt den Hund von der Leine, ohne auch nur ein einziges Mal ihren Blick von ihren Aufzeichnungen zu heben.

„Tell, told, told…“, murmelt sie wieder.

„Ohhhh“, ertönt eine helle Stimme über den Strand, „Du bist ja ein Süßer. Wie heißt du denn?“

„Sleep, slept… Maradona, bei Fuß!“ Elsa hebt nur kurz den Kopf, ruft ihren Hund zurück und widmet sich sogleich wieder ihren unregelmäßigen englischen Verben, ohne die Frau mit ihrem Dackel auch nur eines Blickes zu würdigen.

Ein paar Meter weiter saust Maradona erneut davon und beginnt eifrig bei den Wellen zu graben. Er stößt ein siegreiches Jaulen aus, packt seine Beute ins Maul und läuft mit hoch erhobenem Kopf zu Elsa zurück, um ihr das Geschenk zu präsentieren.

„Maradona, lass den Krebs in Ruhe. Der steht unter Naturschutz.“ Ohne den Blick auch nur zu heben, läuft Elsa einfach weiter und lässt den stolzen Jäger mit seiner Beute links liegen.

„Go, went, gone…“

„Hallo Elsa, lange nicht gesehen“, ertönt ein paar Minuten später eine weitere Stimme. Diesmal gehört diese zu einem Jungen ihres Alters, der ebenfalls mit einem Hund unterwegs ist. Aufgeregt kläffend kommt Maradona auf ihn zugestürmt und umrundet den Dalmatiner zur Begrüßung. Ohne eine weitere Reaktion läuft Elsa an den dreien vorbei. „Meet, met, met“

„Elsa?“ Der Junge guckt ihr verdutzt hinterher. „Hallo?“

„Wie?“ Erschrocken zuckt sie zusammen und dreht sich um. „Oh, hallo Taro. Entschuldige bitte. Ich habe dich gar nicht gesehen.“

„Das habe ich gemerkt. Du erkennst uns doch sonst immer sofort. Was beschäftigt dich denn so?“

Elsa wird kurz rot. „Maradona erkennt euch immer sofort“, korrigiert sie rasch. „Und was mich beschäftigt? Ich muss Vokabeln lernen. Wir schreiben demnächst einen größeren Test darüber und ich darf auf keinen Fall durchfallen.“

„Verstehe. Ich würde dir ja gerne meine Hilfe anbieten, aber Englisch ist auch nicht so meins.“ Er zuckt mit den Schultern.

„Wie geht es Debby?“

„Schon besser, ihre Pfote ist schon fast wieder verheilt.“

Elsa schmunzelt den schwarz-weißen Dalmatiner an, dann lugt sie wieder in Richtung ihres Heftes. Taro versteht.

„Also machs gut und pass auf, dass du niemanden umläufst, wenn du nur in deine Vokabeln schaust.“

„Mach ich!“, ruft sie noch zurück, dann steckt sie die Nase wieder in die Seiten.
 

„Naja, und da du mir neulich gesagt hast, du müsstest demnächst viel Klavier üben, da dachte ich halt…“ Gregor kratzt sich etwas unbehaglich am Hinterkopf.

Doch Conny lächelt. „Stimmt. Das ist lieb von dir, Gregor, dass du an mich denkst.“

Gregors leicht peinliches Grinsen wird breiter.

„Ich glaube, dass Pelé Mario mögen wird“, fährt sie fort, „Sag ihm, er kann morgen Abend einfach bei uns vorbeikommen.“

„Das ist toll, Conny. Das werde ich ihm sagen.“

Noch einmal streckt er seine Hand aus und tätschelt dem Collie die Schnauze. Dieser ist plötzlich ganz aufgeregt und bellt laut über den Strand. Fragend blicken Conny und Gregor sich um.

„Oh, heeee!“, ruft Gregor laut und hebt seinen Arm, „Schwesterchen! Du auch hier?“

„Think…, thought, thought…“

„Huhu, Elsa!“

Fröhlich kläffend kommt Maradona über den Sand zu ihnen gelaufen und begrüßt alle drei mit mehreren aufgeregten Umrundungen. Doch Elsa läuft ohne aufzublicken weiter den Strand entlang.

„Break, broke, broken…“

Verwundert lässt Gregor den Arm sinken und sieht seiner Schwester hinterher.

„Weißt du, was mit Elsa los ist?“, fragt auch Conny verblüfft.

Gregor schüttelt nur den Kopf. Innerlich fragt er sich gerade, ob Marios Plan wirklich so gut ist.

„Oh, das ist aber ein ganz junger Hund, nicht wahr?“

„Ja, er ist tatsächlich erst 3 Monate alt.“

„Meine Luna scheint ihn ja zu mögen.“

„Sagen Sie, laufen Sie öfter hier entlang? Sie sind mir bisherher gar nicht aufgefallen.“

„Oh, nun ja…“
 

„HAHAHAHAHEHEHEHEHAHAHAHAHA!“ Kevin sitzt im Eiscafé an der Strandpromenade, hat den Kopf in den Nacken gelegt und lacht aus vollem Halse.

„Mach besser den Mund zu, sonst fliegen die Fliegen rein“ kommentiert Wane unbeeindruckt und stellt mit einem unsanften Knall den bestellten Eisbecher vor ihn auf den Tisch.

Kevin wischt sich mit dem Arm etwas Spucke vom Mund und grinst sie überheblich an. „Du bist doch nur sauer, weil du keine Chance bei Mario hast.“

Wanes Augenwinkel zuckt. „Und wieso glaubst du das?“

„Ganz einfach. Mal ganz abgesehen davon, dass du überhaupt nicht sein Typ bist…“ Er nimmt einen großen Löffel von seinem Zitroneneis, leckt ihn in genüsslich ab und wedelt anschließend damit vor Wanes verkniffenem Gesicht herum. „…fehlt dir etwas ganz entscheidendes.“

„Und das wäre?“ Das Mädchen sieht ihn halb skeptisch, halb verzweifelt an. Weiß Kevin etwa, warum sich Mario nicht traut, sie um ein Date zu fragen?

Doch dieser grinst verschlagen. „Tja, das wüsstest du wohl gerne. Aber ich muss dich enttäuschen: Tipps von Flirtdoktor Kevin Ishii gibt es nicht einfach so umsonst.“

Wane glaubt sich verhört zu haben. Flirtdoktor?

„Phh, warum sollte ich dir schon glauben?“

„Weil ich das ultimative Geheimnis des Ansprechens entdeckt habe. Es ist bombensicher und funktioniert auf jeden Fall!“

„Aha, und was fehlt mir nun, das Mario mich nicht fragt?“

Wieder wedelt Kevin mit dem Eislöffel. „Das wird teuer.“

Wane stemmt die Hände in die Hüften und beugt sich hinunter zu seinem Ohr. „Du weißt schon, dass Eisbecher für aufgeblasene Flirtdoktoren das Doppelte kosten?“

Dr. Ishii verschluckt sich, doch Wane fährt mit zuckersüßer Stimme fort: „Ich könnte mir aber überlegen, dir 50% Rabatt zu geben.“

„Hmpf, na gut weil du es bist.“ Etwas beleidigt darüber, dass sie ihn so schnell rumgekriegt hat, verschränkt Kevin die Arme vor dem Oberkörper. Andererseits brennt er auch darauf, sein Wissen mitzuteilen. Wanes erstaunter Gesichtsausdruck würde ihm Genugtuung genug sein.

„Dir fehlt ein Hund!“, verkündet er laut.

„Ein Hund?“, wiederholt Wane, „Was soll ich denn mit einem Hund?“

„Tsetsetse, Mädchen…“, Kevin schüttelt großspurig den Kopf, „Ein Hund ist der Flirtfaktor Nummer 1. Wenn du mit offenen Augen durch die Welt gehst, siehst du es überall: Ein Mann und eine Frau, die mit einem Hund unterwegs sind, können nicht anders, als sich anzusprechen. Das ist 100 prozentig so!“

Verwundert hebt Wane den Kopf und lässt ihren Blick über die Promenade schweifen. Sofort fallen ihr gleich drei Pärchen auf, die beieinander stehen und sich angeregt unterhalten. Alle führen einen Vierbeiner an der Leine.

„Na?“, grinst Kevin, „Überzeugt?“

In Wanes Kopf arbeitet es. Sie legt einen Zeigefinger an die Wange und legt den Kopf schief. „Also, du magst Recht haben: Ich habe keinen Hund. Aber du hast eines vergessen: Soweit ich weiß, hat Mario auch keinen!“

„Falsch gedacht!“ Kevin wedelt wieder mit den Löffel. „Er wird sich einen ausleihen. Und mit dem wird er Elsa treffen, die eindeutig einen Hund hat, und dann traraaa! wird er sie endlich ansprechen und wenn er sich nicht allzu dumm anstellt, werden bald die Hochzeitsglocken läuten. HEHEHEHEHEHEHAHAHAHAHAHAAA“

Wane lässt Kevin einfach lachen. Ihr wird gerade einiges klar. Darum also dieses seltsame Gespräch mit Gregor. Darum hat Mario nach einem Hund gefragt. Ihre Augen verengen sich zu Schlitzen. Das würde sie zu verhindern wissen.

„Nein, Pelé, nicht da lang!“ Auf Marios Stirn bilden sich Schweißperlen, während er kräftig an der Leine zerrt. So schwierig hatte er sich das nicht vorgestellt. Conny hat ihm zwar eben eine Einweisung für ihren Liebling gegeben, aber vielleicht hätte er doch lieber genauer zuhören sollen, anstatt nur an die bevorstehende Begegnung mit Elsa zu denken. Er flucht leise und zieht den Collie zurück auf den Bürgersteig. „Wir jagen keine Katzen, hörst du?“ Er bemüht sich dem Hund einen besonders strengen Blick zu geben.

„Wuff“

Mario stößt ein resigniertes Seufzen aus. Seine Hände an der Leine sind bereits schweißnass. Zum Tausendsten Male wiederholt er im Kopf die Worte, die er sich für den einen Moment zurecht gelegt hat. Der eine Moment, um den sich schon den ganzen Tag seine Gedanken drehten und der sein Herz schneller schlagen lässt als jedes Intensivtraining. Er würde Elsa gegenüberstehen. Allein. Ohne Mitschüler und ohne Fußballkameraden. Sie würde bestimmt überrascht sein, ihn mit einem Hund zu sehen. Sie würde verwundert stehen bleiben. Ihre braunen Augen würden sich weiten und ihn leuchtend ansehen. Und während sie noch nach Worten suchen würde, wird er eben diese Worte mit fester, selbstbewusster Stimme sprechen: ‚Oh, hallo Elsa. Das ist ja ein Zufall, dich hier zu treffen. Ich glaube, mein Hund mag deinen Hund. Wollen wir nicht ein Stück zusammen gehen?‘ Sie würde leicht rot werden, wie er es schon öfter bei ihr beobachtet hat, und dann schüchtern nicken. Während des Laufens würde sie ihn dann nach Pelé fragen und damit würden sie zum ersten Mal miteinander reden. Worüber, ist ihm eigentlich egal. Hauptsache sie würde lächeln.

Ein plötzlicher Ruck an seinem Arm reißt ihn aus seinen Gedanken. „Pelé! Was ist den jetzt schon wieder?!“

Der Hund am anderen Ende der Leine ist plötzlich ganz aufgeregt. Heftig schwanzwedelnd zieht er Mario auf eine Straßenecke zu. „Wauwuff“

Sein Magen verkrampft sich. Hat Pelé etwa einen anderen Hund gewittert? Einen Hund, den er, genauso wie Mario, kennt? Ist es jetzt soweit?

Vorsorglich öffnet Mario bereits zur Begrüßung den Mund, als ein kleiner, weißer Terrier vor ihm um die Ecke biegt. Aufgeregt kläffend stürzt der kleine sich auf den viel größeren Collie. Pelé scheint das ganze lustig zu finden und antwortet mit einem tiefen Bellen, während das weiße Wollknäuel eifrig um ihn herum springt. Ungläubig starrt Mario auf das Spektakel.

„Hey, Junge! Schläfst du? Ruf endlich deinen Hund zurück!“ Hinter dem Terrier ist ein genauso weißhaariger, alter Mann aufgetaucht und sieht Mario hinter seinen dicken Brillengläsern strafend an.

„Jaja, natürlich! Entschuldigung“, murmelt dieser immer noch ganz perplex und zerrt an Pelés Leine.

Der Collie ist sichtlich enttäuscht, seinen lustigen Spielgefährten verlassen zu müssen, aber nach einigen geknurrten „Pelé, bitte!“ gibt er sich geschlagen und trabt brav weiter neben seinem Aushilfsherrchen die Straße hinunter.

Mario hört noch ein „Diese Jugend von heute!“ von dem Alten, dann flüchtet er erleichtert um die nächstbeste Straßenecke und außer Sichtweite.
 

Als sie den Strand erreichen, blickt Mario sich suchend um. Er schaut den Strand hinauf und hinunter, aber außer ihm und Pelé ist niemand zu sehen. Seufzend lässt er sich in den Sand sinken und schaut auf die Wellen.

Er wird sich mit Elsa irgendwie für das nächste Mal verabreden müssen. Allein bei dem Gedanken daran, schlägt sein Herz schneller. Welchen Anlass könnte er auswählen? Vielleicht soll sie ihm ein paar Tipps geben, wie er diesen Wildfang von Hund beherrschen könnte?

Leicht verzweifelt schaut er dem Collie nach, der einen Heidenspaß daran hat, durch die anlaufenden Wellen zu toben.

Das wäre eine gute Idee, aber es darf auch ein bisschen weniger Hund sein. Hilfe bei den Hausaufgaben? Eine Einladung zu einem Kickersspiel?

Er zieht die Stirn in Falten. Pelé bellt laut und stört ihn gerade beim Denken.

Wie wäre es mit einer Einladung ins Eiscafé oben an der Promenade? Das ist doch gut. Mario strahlt über seine eigene Idee.

Pelé hat inzwischen einen weiteren Hund getroffen und tobt mit ihm durchs seichte Wasser. Schmunzelnd beobachtet er sie, doch seine Gedanken sind ganz woanders.

Vielleicht lädt er Elsa schon heute zu einem Eis ein. Etwas Geld hat er dabei. Kontrollierend klopft er auf seine Hosentaschen. Ein paar Münzen klingen darin.

PLATSCH!

Ein Schwall Wasser trifft ihn voll ins Gesicht und holt Mario in die Realität zurück. Die beiden Hunde balgen sich vor ihm im Wasser. Erst jetzt sieht er genauer hin. Pelés Spielkamerad ist ein brauner Akita Hund. Marios Herz setzt einen Schlag aus. Das ist doch…

„Maradona!“, platzt es aus ihm heraus.

„Maaaariooo“, ertönt sofort eine ihm bekannte Stimme über den Strand.

Ihm stockt der Atem. Fassungslos dreht er sich um.

„Gregor?!“

„Hey Käpt’n! Na? Wie kommst du mit Pelé klar?“

„Aber, aber… Was machst du hier, Gregor?“ Mario ist kurz davor auf seinen Stürmer loszugehen.

„Ich gehe mit Maradona aus. Wonach sieht es denn sonst aus?“ Gregor verzieht leicht das Gesicht. Seine Hand wandert schon wieder verräterisch Richtung Hinterkopf.

„Aber… Elsa… Elsa sollte doch mit Maradona ausgehen!“

„Achso“ Über Gregors Gesicht zieht ein dümmliches Grinsen. „Stimmt ja, das hatte ich ganz vergessen.“

Mario starrt seinen Freund mit offenem Mund an. „Du hast es vergessen…“, wiederholt er tonlos.

„Naja, weißt du…. Also Elsa…“

„Was ist mit Elsa?“

„Sie muss so viel lernen und da hat sie mich heute gebeten mit Maradona raus zu gehen. Und außerdem hat sie gedroht sonst meinen Nachtisch aufzuessen. Da konnte ich schlecht ablehnen.“

„Das hättest du allerdings verdient gehabt, Gregor.“

Resigniert schaut Mario auf die beiden Hunde, die immer noch um sie beide herumtoben. „Dann habe ich mich heute also umsonst abgemüht mit dem da.“

„Ach was Käpt‘n, sieh es als Training“, versucht Gregor ihn aufzumuntern, aber Mario bedenkt ihn nur mit einem bösen Blick.

„Morgen wirst du Elsa treffen. Da habe ich eine gute Ausrede, warum ich nicht raus kann. Ehrenwort!“

Als Wane am nächsten Nachmittag den Kopf aus der Tür des Eiscafés steckt, staunt sie nicht schlecht.

„Ahhh, womit habe ich nur so einen blöden Bruder verdient?“

An einem der Tische auf der Terrasse sitzt Elsa und rauft sich die Haare. Unter ihr im Schatten des Stuhls liegt Maradona und schaut alle 5 Sekunden erwartungsvoll zu ihr hoch. Doch Elsa scheint ihn nicht zu bemerken.

Zögerlich tritt Wane an den Tisch. „Hallo. Ist die Limo für dich?“ Mit einem geübten Lächeln schiebt sie das gefüllte Glas über die Tischplatte.

Elsa hebt nur kurz den Kopf. „Ja, Dankeschön.“

„Hat Gregor wieder was angestellt?“, fragt Wane etwas schüchtern.

Elsa hebt erst fragend ihren Blick von ihrem Schulheft, dann entfährt ihr erneut ein Stöhnen: „Nicht direkt. Im Stich gelassen hat er mich!“ Offensichtlich ist es Elsa gerade egal, dass sie sonst in der Schule eher wenig miteinander reden. Eher hat Wane das Gefühl, dass es Elsa gut tut, sich Luft zu machen. Daher sieht sie sie nun ihrerseits fragend an.

„Ich habe ihm erklärt, dass ich wirklich dringend für diesen Englischtest lernen muss und darum keine Zeit habe, mit dem Hund rauszugehen. Ich habe ihn gebeten das ein Mal für mich zu machen und gestern hat er das auch getan, wofür ich ihm ja wirklich dankbar bin“, sprudelt es aus ihr heraus, „aber heute meinte er allen Ernstes, dass er seiner Freundin Conny beim Klavierspielen zuhören müsse! Was ist das denn für eine Ausrede?!“

Empört blickt Elsa zu Wane auf. Rasch bemüht diese sich zustimmend zu nicken. „Eine wirklich total blöde Ausrede!“

„Und deshalb bin ich hier.“ Elsa deutet auf den wedelnden Hundeschwanz unter ihrem Stuhl. „Natürlich würde er gerne herumtoben, aber das geht nun mal nicht. Ich muss lernen.“ Und mit diesen Worten widmet sie sich wieder ihrem Vokabelheft.

Wane kaut auf ihrer Unterlippe herum. Ein Hund, der gerne ausgehen möchte und ein Mario, der offensichtlich genau diesen Hund erwartete, um mit dem Frauchen dieses Hundes zu sprechen.

„Er scheint ganz friedlich zu sein“, beginnt sie.

„Wer?“

„Na, dein Hund.“

„Maradona? Oh, ja! Er ist der liebste Hund, den man sich vorstellen kann.“

„Und bestimmt mag er andere Hunde.“

„Hmmm, ja.“ Elsa runzelt etwas die Stirn, hält aber den Blick gesenkt auf ihr Heft.

„Stimmt es, dass man viele Leute trifft, die auch einen Hund haben?“

Elsas Hand fällt genervt auf das Papier. „Ja, sehr viele und die wollen alle reden. Deshalb kann ich unmöglich lernen, wenn ich mit Maradona herumlaufe.“

Wanes Hände zittern, aber sie muss es einfach wissen. Sie muss wissen, ob Mario sie bereits getroffen hat!

„Auch Leute, die eigentlich keinen Hund haben?“

Elsa sieht sie an, als hätte sie gerade sämtliche englischen Verben falsch konjugiert.

„Warum sollten Leute, die eigentlich keinen Hund haben, einem mit einem Hund begegnen und einen vom Lernen abhalten?“

Das ist es, das Wane hören wollte!

„Elsa, ich würde dir gerne helfen!“, platzt es viel zu laut aus ihr heraus, „Ich gehe für dich mit Maradona aus und du kannst hier ganz in Ruhe sitzen und lernen!“

Irritiert sieht Elsa das Mädchen an, das sein Serviertablett in Eifer des Gefechts auf den Tisch geknallt hat.. „Ähh, gerne… wenn du möchtest….“

„Heute ist nicht viel los und meine Eltern schaffen das auch ohne mich“, setzt Wane erklärend nach, „Ich habe die Zeit. Bitte lass mich dir helfen!“

Etwas überrumpelt reicht Elsa ihr die Hundeleine und weist sie in die wichtigsten Kommandos ein. Wane verspricht, nach einer Stunde wieder zurück zu sein, ruft noch etwas ins Innere des Cafés und macht sich mit Maradona auf, die Strandpromenade hinunter. Nachdenklich blickt Elsa ihr nach. Vielleicht hatte sie sich in Wane geirrt. Vielleicht ist sie doch ein ganz nettes Mädchen, das nicht immer nur Mario im Kopf hat.
 

—🐩—
 

Marios Lungen brennen bereits, so schnell rennt er den Hügel hinauf, auf dem das Haus der Uesugis steht. „Warum müssen die auch ausgerechnet ganz oben wohnen?“, keucht er. Er ist zu spät. Verärgert knirscht er mit den Zähnen. Nach dem Training hatte Kevin ihn noch beiseite genommen und hatte unbedingt wissen wollen, ob er Elsa bereits angesprochen hat. Anschließend hatte der selbsternannte Flirtdoktor seinem Käpt‘n noch eine ausufernde Predigt darüber gehalten, dass er Elsa auf gar keinen Fall mit Themen, wie Schule oder Fußball, ansprechen sollte. Das wäre nicht individuell genug. Mario hatte sich sowieso nur die Hälfte davon merken können. Bei dem Gedanken, dass er heute Elsa endlich begegnen könnte, blendete er alles andere aus.

Nach Luft schnappend erreicht er die Haustür und drückt sofort auf den glänzenden Klingelknopf. Während die Bewohner drinnen sich auf den langen Weg zur Tür machen, wischt Mario sich den Schweiß von der Stirn und versucht einen einigermaßen ordentlichen Eindruck wieder herzustellen. Was sollten Uesugis denn von ihm denken, wenn er wie ein abgehetzter Marathonläufer vor ihrer Tür stand?

Da öffnet sich unvermittelt eben diese.

„Oh Mario“, ertönt Frau Uesugis Stimme. Hinter ihr dringt gedämpftes Klavierspiel nach draußen. Sie macht ein etwas betrübtes Gesicht: „Das tut mir aber Leid. Pelé ist gerade los.“

Die Nachmittagssonne lacht durch die Zweige, als Wane mit Maradona den Park betritt. Den Strand sind sie bereits zwei Mal hoch und runter gelaufen, doch Mario ist nirgends zu entdecken gewesen. Am liebsten würde sie sich einfach an einer Stelle postieren, an der Mario unweigerlich vorbeikommen muss, und einfach dort auf ihn warten, aber Maradona ist mit ‚Stehenbleiben‘ so gar nicht einverstanden. Außerdem will Wane besser außer Sichtweite des Eiscafés bleiben. Auf gar keinen Fall darf Mario Elsa sehen!

Nun versucht sie es also im Stadtpark und hofft gleichzeitig inständig, dass sie ihren Schwarm nicht verpasst hat. Maradona freut sich sichtlich über die Abwechslung und beginnt sofort zwitschernden Vögeln und einem verschreckten Häschen hinterher zu bellen. Wane lässt die Leine in der längsten Einstellung und beachtet die Kapriolen des Hundes nicht weiter. Unablässig dreht sie den Kopf nach allen Seiten. Wo mag Mario stecken? Ihr wird ganz warm, wenn sie daran denkt, dass sie ihm gleich begegnen würde. Sie mit ihm allein. Ann und Ellen, die naiven Hühner, würden einmal nicht ihre nervigen Sprüche bringen und Mario damit in die Flucht schlagen. Er wird sicherlich überrascht sein, sie zu sehen, und sie muss unbedingt so tun, als wenn die Begegnung ein Zufall wäre. Wane seufzt verträumt. Wie er wohl mit einem Hund aussieht? Bestimmt zeigt er auch gegenüber einem Vierbeiner seine Kapitänsqualitäten und führt ihn mit straffer Leine eng neben sich. Sie wird rot, als sie an seine starken Arme denkt, in die sie sich schon so lange so gerne fallen lassen würde. Seine tiefe Stimme ganz nah an ihrem Ohr…

WUFF!

Sie wird ihn bitten, mit ihm ein Stück zusammen zu gehen. Ihre Hunde werden sich bestimmt vertragen und während sie ihnen zusehen, wird Mario ihre Hand nehmen und schüchtern drücken. Aufgeregt kichernd schlingt Wane ihre Arme um sich selbst und vollführt mitten auf dem Parkweg eine alberne Pirouette.

WAUWAU!!

Sie spürt, dass Maradona an seiner Leine zerrt, aber sie schenkt ihm keine Beachtung. Mario wird sie sanft an sich ziehen und sie lange intensiv aus seinen braunen Augen ansehen. Er wird immer näher zu ihrem Gesicht kommen. Wane schließt die Augen und spitzt die Lippen…

„PELÉ! Bei Fuß!“

WAUWAUWAU!!!

WAUWUFF!!

Wane fährt zusammen. Was ist hier los? Hat sie nicht aufgepasst? Wo ist Maradona?

WAUWAUWAUWAU!!!

Sie reißt die Augen auf. Zwei Hunde wetzen um Spiel um sie herum. Einer davon ist Maradona. Seine Leine schleift hinter ihm über den Weg. Der andere ist ein weiß-brauner Collie.

„PELÉ!!!“

Ihr Herz bleibt vor Schreck stehen. Pelé? Ist das nicht der Name des Hundes den Mario ausführen wollte? Steht er jetzt gleich vor ihr?

WUFFWUFF!! WAUWAUWAUWAU!!!

Immer schneller jagen die beiden Tiere um Wanes Beine herum, vollkommen versunken in ihrem Spiel. Verzweifelt ruckt Wane an der Leine. Viel zu schnell wird diese viel zu kurz.

„AHHHH!“, ruft sie.

„PELÉ! AUS!!!“

Sie spürt die Leine um ihre Beine streichen, während sie sich hektisch herumdreht. Sie will ein Schritt zurück setzen, doch das Band hat sich bereits fest um sie gewickelt. Sie verliert das Gleichgewicht. Haltsuchend fuchtelt sie um sich.

„AHHHH! HILFE!!!“

Da umfassen sie plötzlich zwei starke Arme, fangen ihren Sturz auf und halten sie fest.
 

Als Wane ihre Augen wieder öffnet, lehnt ihr Gesicht gegen eine feste Brust. Verdutzt hält sie den Atem an.

„Entschuldige bitte“, ertönt über ihr eine tiefe Jungenstimme, „Hast du dir weh getan?“

Wane runzelt die Stirn. Weh getan? Diese Brust fühlt sich an, wie der sicherste Ort der Welt. Warum sollte es ihr weh tun? Zögerlich hebt sie ihren Kopf und sieht ihren Retter an. Ihr Herz setzt einen Schlag aus. Diese langen, schwarzen Haare, diese breiten Schultern… das ist doch… Sie blinzelt ungläubig. Das ist doch der Kapitän der Teufel! Ruckartig stößt sich sich von ihm ab, doch sie kommt nicht weit. Etwas hindert sie daran, sich zu bewegen.

WUFFWUFF!! WAUWAUWAUWAU!!!

Erst jetzt nimmt sie wieder die Hunde wahr, die sich nur füreinander zu interessieren scheinen. In ihrem Spiel haben sie ihre Leinen um ihr Herrchen und Frauchen herumgewickelt und so stehen die beiden nun wie zwei eingeschnürte Mumien beieinander, ihm wahrsten Sinne des Wortes fest miteinander verbunden.

„Du hast ja einen lebhaften Hund“, keucht Viktor, als auch er bemerkt, dass sie sich nicht so leicht aus ihrer Lage befreien werden können.

Um ihm nicht in die dunklen Augen sehen zu müssen, schaut Wane auf die beiden Hunde, die sichtlich stolz auf ihr Werk, nun vor ihnen im Kies sitzen.

„Eigentlich ist Maradona ja ein ganz lieber“, entschuldigt sie sich.

Viktor lässt erstaunt das Zerren an den Leinen sein.

„Dein Hund heißt Maradona?“, fragt er erstaunt, „Interessierst du dich etwa für Fußball?“

Wane wird leicht rot. „Fußball? Naja, schon irgendwie…“ Verdammt, was ist noch einmal der Grund, weshalb sie Fußball mag?

Mit großen Augen sieht Viktor an seiner Brust herunter. Ein Mädchen, das Fußball mag? Nachdenklich mustert er sie.

„Ähm“, meldet Wane sich zaghaft, „nicht, dass es nicht angenehm ist, aber weißt du, wie wir hier wieder raus kommen?“ Sie lächelt unsicher.

„Äh, ja…. warte.“ Rasch schüttelt Viktor den Gedanken ab, der ihm gerade durch den Kopf schießt. Behutsam löst er hier und da die Leinen von ihren Körpern.

„Bist du öfter hier? Ich habe dich noch nie gesehen“, fragt er, während er Wane bei der Hand nimmt und sie sich einmal um sich selbst drehen lässt, um eine Leine zu entwirren. Wanes Herz klopft dabei so wild, dass ihr schwindlig wird.

„Äh, nein. Normalerweise bin ich am Strand…“

Sanft fahren seine Hände ihre Arme entlang und lassen weitere Leinenschlaufen zu Boden fallen. Wane schnappt zittrig nach Luft.

„Ah, da wollte ich auch noch hin.“

„Was?“ Fragend sieht sie ihm in die fast schwarzen Augen. Sie erstarrt, als diese plötzlich immer näher kommen, bis nah vor ihr Gesicht, dann nah an ihrem Kopf vorbei ziehen und sie wieder gegen diese feste Brust gedrückt wird. Eine weitere Leine fällt zu Boden.

„Zum Strand“, antwortet er ruhig.

„Achso…“ An Wane ist inzwischen gar nichts mehr ruhig. Seine Hände überall an ihrem Körper bringen sie völlig aus dem Konzept.

„Würdest du…“, beginnt er zögernd, als er vor ihr kniet, um die letzte Schlaufe von ihrem Fuß zu lösen, „wolllen wir… vielleicht gemeinsam dorthin?“ Er sieht vom Boden aus zu ihr hinauf, sodass Wane erneut die Röte ins Gesicht schießt. „Ich glaube, mein Hund mag deinen Hund. Das wäre doch Schade sie so schnell zu trennen, oder?“

„Gerne.“ Wie betäubt nimmt sie Maradonas Leine aus seinen Händen entgegen. Sie spürt ihren Herzschlag bis unter die Haarspitzen, als sie sich auch schon fragen hört: „Magst du vielleicht… ein Eis essen?“
 

—🦮—
 

„Meet, met, met. Think thought, thought. Awake, awoke, … awoke…“ Elsas Stirn legt sich zweifelnd in Falten.

„Awoken“, sagt plötzlich neben ihr jemand laut.

Verwundert hebt sie den Kopf.

„Oh, hallo Mario“ Augenblicklich zieht eine allzu bekannte, leichte Röte über ihr Gesicht. Doch ihrem Gegenüber geht es genauso. Etwas verschämt zieht er den Schirm seiner grünen Kappe bis zur Nasenspitze.

„Es heißt ‚awake, awoke, awoken‘“, nuschelt er, ohne sie anzusehen.

Rasch späht Elsa auf ihre Aufzeichnungen. Er hat recht!

„Ähm Mario?“

„Entschuldige, ich wollte dich nicht…“

„Kann es sein, dass du die unregelmäßigen Verben schon auswendig kannst?“

Mario starrt sie verblüfft an. Ein energischer Ausdruck liegt auf ihrem Gesicht, von dem er gerade nicht genau sagen kann, ob er Gutes oder Schlechtes verheißt.

„Ich… ich glaube schon“, antwortet er zögerlich.

„Kannst du mir helfen?“ Elsa springt vom Tisch auf und auf ihn zu. Beinahe flehentlich hebt sie ihre Hände vor den Mund. „Ich muss diesen Test nächste Woche schaffen, sonst muss ich in die Nachhilfe und dann bleibt mir keine Zeit mehr zum Training! Bitte!“

„Ähm…“ Mario schluckt schwer. Bis eben hatte er sich lediglich gewünscht, dass sie mit ihm spricht, dass er eine Sekunde Zeit mit ihr verbringen dürfte. Und nun steht sie vor ihm und bittet ihn, ihr zu helfen, mit ihr zu üben, vielleicht sogar stundenlang?

Da er nicht sofort antwortet, blickt Elsa sich hektisch um. „Ich kann dir auch ein Eis spendieren, als Entschädigung.“

„Elsa, nein!“

„Nicht?“ Sie sieht ihn verzweifelt an. „Dann eine Limo vielleicht?“

Mario legt seine Kappe auf den Tisch und nimmt ihre immer noch gefalteten Hände zwischen seine. „Ich helfe dir sehr gerne Elsa. Und du musst mich dafür nicht bestechen. Im Gegenteil, ich würde dich gerne einladen.“

Elsas Blick huscht zwischen seinen braunen Augen und seinen Händen hin und her. Erst jetzt wird ihr bewusst, dass er sie hält. Wieder wird sie rot.

„Wirklich?“, flüstert sie.

Mario würde es ihr gerne sagen. Sagen, dass mit ihr Zeit zu verbringen, das schönste ist, das er sich vorstellen kann und alle Eiscreme der Welt dagegen langweilig ist. Aber seine Kehle ist wie zugeschnürt. Darum nickt er nur.

Ein erleichtertes Lächeln erscheint auf Elsas Zügen.

Sie deutet auf den Platz neben sich und schiebt ihr Heft zu ihm rüber.

„And by the way, Mario…“

Seine Augen brennen, so eindringlich sieht er sie an.

„I will take Vanilla.“

Er muss lachen.

„So will I“

Epilog

„Greeeeeegooooooor!!!“ Der Schulflur erzittert förmlich unter dem Ruf der beiden Mädchen, die atemlos auf ihr Opfer zustürmen.

Gregor und Kevin, die gerade aus der Mittagspause zurückkommen, bleiben verwundert stehen. Mit offenen Mündern warten sie, bis die Mädchen nach Luft geschnappt haben, als es auch schon wie ein Wasserfall über ihnen hereinbricht: „Trifft sich Mario immer noch jeden Tag mit Elsa?“

„Gregor, du hast doch diesen Hund nicht wahr?“

Der Kickersstürmer starrt die beiden mit großen Augen an. „Öh, naja…“. Seine Hand wandert an seinen Hinterkopf. „Ja und ja.“ Er lacht unbehaglich.

„Mädels, habt ihr es immer noch nicht begriffen, dass ihr keine Chance bei Mario habt?“ Kevin verschränkt die Arme vor der Brust und wendet demonstrativ sein Gesicht ab.

Doch die kleine Ann winkt seinen Einwurf schnell ab. „Meinst du, wir könnten uns deinen Hund auch einmal ausleihen und mit ihm ausgehen, Gregor?“

„Also jede von uns?“, setzt Ellen schnell nach.

Gregor sieht immer noch sprachlos von einer zur anderen. Seine Hand bleibt auf seinem Haarschopf liegen.

„Wollt ihr den armen Hund jetzt unter euch dreien aufteilen? Der kommt am Ende ja ganz durcheinander“, protestiert Kevin. Da fällt ihm etwas auf. Verwundert mustert er die beiden Schülerinnen. „Wo ist eigentlich Wane?“

„Tse.“

„Phhhh.“

Die Mädchen verziehen schmollend die Gesichter.

„Wane hat jetzt einen Freund.“

Die Art wie Ellen „Freund“ ausspricht erinnert Gregor an ihre Reaktion in der letzte Biologiestunde, in der sie einen Regenwurm sezieren mussten.

„Ha! Wusste ich es doch!“ Kevin streckt triumpherend eine Faust in die Luft. „Seht ihr, ich wusste, dass es funktioniert. Super!“

Ann sieht ihn finster unter ihrer Brille hervor an. „Na, ich weiß nicht. Was ist daran super?“

„Falsche Schule“, erklärt Ellen.

„Falscher Torwart“, ergänzt ihre Freundin.

„Tse…“

„Treulose Tomate…“

Gregor sieht immer noch planlos von einem Mädchen zum anderen. Seine Haare sind inzwischen völlig verstrubbelt.

„Und was hat Maradona…?“, beginnt er.

„Na, ist doch ganz einfach!“ Wie eine Lehrerin hebt Ann ihren Zeigefinger vor die Gesichter der Jungen. „Mario geht mit dem Collie von deiner Freundin“, sie piekst Gregor strafend mit dem Finger in die Brust, „aus, um Elsa mit eurem Hund zu treffen.“

„Wenn wir dagegen mit Maradona ausgehen, hat Elsa keinen Grund rauszugehen“, führt Ellen die Erläuterung fort.

„Und stattdessen wird Mario eine von uns treffen!“ Begeistert von ihrer eigenen Idee hüpfen die Mädchen in die Luft und klatschen in die Hände.

„Und dann wird er sich in uns verlieben“ tönt es wie aus einem Mund.

Sprachlos starren die Jungen auf die euphorische Tanzaufführung in ihrem Schulflur.

„Meint ihr?“, murmelt Gregor.

„Mädels, ich glaube, ihr habt da was falsch verstanden“, stellt Kevin trocken fest und schüttelt nur mit dem Kopf.

„Kevin?“ Jemand tippt von hinten auf seine Schulter. Als er sich umdreht, blickt er in das grinsende Gesicht der dicken Chrissy. „Stimmt es, dass man mit einem Hund einen Freund findet?“ Dann schaut sie fragend zu Gregor: „Kann ich mir deinen Hund auch mal ausleihen?“

„Darf ich auch mal?“, meldet sich sogleich die nächste.

„Was?!“ Kevin zieht den Kopf zwischen die Schultern und hebt abwehrend die Hände. „Hehehehe, ich glaube, ihr habt da wirklich etwas falsch verstanden.“

„Wieso falsch verstanden?“ Moni stemmt empört die Hände in die Hüften. „Du warst es doch, der hier in den letzten Tagen bei jeder Gelegenheit rausposaunt hat, dass er das ultimative Date-Geheimnis kennt, Herr Flirtdoktor!“

„Genau, und jetzt willst du nicht, dass wir es anwenden?!“

„Hast wohl Angst, dass keine mit dir ausgeht!“

„Mädels, Mädels!“, versucht Kevin die wogende Menge im Schulflur zu beruhigen, „Er hier hat doch nur einen Hund!“

„Und wir sind zuerst dran!“, schreien Ann und Ellen im Chor.
 

Während Kevin von den schimpfenden Mädchen überrollt wird, tritt jemand neben den staunenden Gregor.

„Was ist denn hier los?“, frag Elsa ihren Bruder.

Gregor reibt weiterhin seinen Hinterkopf: „Ich habe wirklich keine Ahnung.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (27)
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Von:  Tasha88
2023-03-20T19:27:09+00:00 20.03.2023 20:27
Hey :)
ich hatte Lust darauf, daher habe ich diese Geschichte nochmal gelesen
und ich muss schon wieder sooo lachen!!
sie ist einfach mega!!!!! ich liebe sie ^^ immer noch ;)
Von:  Moorleiche
2022-07-24T17:49:03+00:00 24.07.2022 19:49
Das hat wirklich Spaß gemacht! Danke für die lustige Woche.

Ob Elsa auch schon von Kevin dem Flirtdoktor erfahren hat? Ich würde zu gern das Gesicht von Mario sehen. XD die Szene im Flur war amüsant.

Und das Wane nun mit Viktor zusammen ist. :D find ich gut.
Antwort von:  Centranthusalba
24.07.2022 23:32
Ich glaube es ist besser für alle beteiligten, wenn weder Elsa von Kevin noch Mario von den dreien erfährt. 🙈🙈🙈
Interessant wäre ja, ob Elsa ihren Test bestanden hat. Oder ob die beiden nicht doch zu abgelenkt waren….?😂

Wane und Viktor sind ein etwas älteres Pairing von mir. *hüstel Die zwei sind nur so meilenweit voneinander entfernt, dass mir kaum mehr dazu einfällt…
Von:  Tasha88
2022-07-24T16:30:27+00:00 24.07.2022 18:30
😂😂😂

Ich danke dir für das viele lachen die letzten Tage.
Deine Umsetzung war so toll. Ich fand die Ideen schon super aber das was nun draus geworden ist - allererstes Kino 😍

Nur dass die Mädels fragen, ob Mario Elsa immer noch trifft und dann trotzdem auch auf ihn treffen wollen, dass er sich in sie verliebt... Das macht keinen Sinn - aber auch das hatten wir schon 100te Male. Die werden nieeeeemals dazu lernen oder begreifen, dass Elsa und Mario zusammen gehören 😂😅

Immerhin ist Wane glücklich. Und Hey, mit Viktor hat sie einen guten fang gemacht 😜
Antwort von:  Centranthusalba
24.07.2022 18:36
Stimmt die Mädels sind da auf dem ganz verkehrten Dampfer. Sie denken, dass es genügt, wenn Mario ihnen mit einem Hund begegnet, dass er sich unwiderstehlich in sie verliebt. So als hätten sie eine Love-Pill genommen 🤪🤪🤪
Naja, die haben schon immer irgendwie nur das gesehen, was sie sehen wollten.
Da hat Kevin ganz schön was losgetreten.

Jetzt sollte Wane sich nur noch schnell überlegen, dass sie Fußball um des Fußballs wegen mag und nicht wegen des ursprünglichen Grundes 😅 sonst….

Danke für das „Kino“. Hat auch beim Schreiben Spaß gemacht 😊
Von:  Moorleiche
2022-07-24T08:47:29+00:00 24.07.2022 10:47
Vanilla, da musste ich kurz lachen. Wie jung waren die beide nochmal? Für die Zweideutigkeit wohl noch viel zu jung. XD

Und er nimmt die Kappe ab! Das muss was heißen. Er hat sich endlich getraut, wie schön!!!! Gelungene Szene.

Und Viktor und Wane waren klasse. War auch kurz irritiert wegen Park und plötzlichem Sand, hätte sie ja gern im Sand rollen sehen. XD Aber mit Viktor zusammen ist es noch aufregender. :D
Antwort von:  Centranthusalba
24.07.2022 11:05
Vanille… neee, ganz harmlos hier😆 Das ist ein kleiner Hinweis auf Tashas Geschichte „Vergessen“ 😉

Ok, der Sand scheint euch ja wirklich zu stören. Wäre „Kies“ besser? Es geht ja nur darum, dass man sieht, dass die Leibe wirklich sehr lose ist. Maradona braucht ja Material um sie um die beiden heurum zu wickeln 😄

Und Kevin hatte in dem Fall nicht Recht: nicht über Schule sprechen!
Von:  Tasha88
2022-07-24T08:06:53+00:00 24.07.2022 10:06
Ohhh. Ich mag es - sehr... Kapitel 7 also... Das bedeutet (so gut wie) das Ende 😢

Erst wane und Viktor. (ähm, eine Frage - sie sind doch im Park - aber die Leinen schleifen durch den Sand?)
Viktor der plötzlich ganz kleinlaut wird... Und von dem ich eigentlich fast erwarten würde, dass er Maradona als Gregors Hund erkennt... Wobei, meist hat ja Elsa ihn.. Was mich darauf bringt, dass er in meinem Kopf oft eher Gregors Hund ist... Weil der dadurch Conny treffen kann 😂

Und dann endlich - Elsa und Mario - ganz ohne Hund 😂😂
Da waren wohl alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort 😁

Und vanille also 😂 ist eben nicht langweilig 😉
Antwort von:  Centranthusalba
24.07.2022 10:20
Schön, dass du den Hinweis erkannt hast 😉🍦
Sand auf dem Weg war gemeint 🙄

Und alle zur richtigen Zeit am richtigen Ort 😊
Von:  Tasha88
2022-07-23T12:01:45+00:00 23.07.2022 14:01
Hach :)
ich sehe schon Thomas vor mir, wie er so etwas wie:
Die Schüler sind auf den Hund gekommen ... blabla von sich gibt und dann eine Experten einlädt, der ihm das genauer erklärt - und zwar Flirtdoktor Kevin höchstpersönlich XD

und jaaa, Elsa ist gerettet :D - ich meine, sie kann jetzt lernen ;p
und wäre sie nicht zu der Zeit an diesem Ort ... ach ja

und Mario - tut er mir leid oder nicht? Sein toller Plan geht den Bach hinunter - ABER Elsa wird ja nicht da sein, wo er es sich erhofft ;)

Viel Spaß Wane :D
Antwort von:  Centranthusalba
23.07.2022 14:04
Wäre auch ein schöner Epilog geworden. 😆

Das Timing ist am Ende überall richtig. Den Rest machen die Hunde. Die wissen nämlich wer da wie zusammen gehört.

Was Wane erlebt, sehen wir morgen 😉
Antwort von:  Centranthusalba
23.07.2022 14:05
Stimmt, auch das mit Elsa hätte schief gehen können 😉
Antwort von:  Tasha88
23.07.2022 14:06
das habe ich auch kurz einen Moment gedacht - das wäre sogar ein sehr lustiger Epilog geworden
ist der andere auch ;)
PS - du kannst ja noch einen Bonus zufügen, wenn du magst ;p
Von:  Moorleiche
2022-07-23T11:18:49+00:00 23.07.2022 13:18
Oh süße Elsa, wie leichtsinnig du bist. XD
Ich habe schon mit allem gerechnet, doch nicht mit dem Ausgang.
Ob Mario ahnt wie Kevin ihn vor einem Treffen mit Wane gerettet hat?
Und jetzt kommt Viktor, oderrrrrr? :D
Antwort von:  Centranthusalba
23.07.2022 13:37
Aaahhh, bin ich so leicht zu durchschauen?😇😇😇
Antwort von:  Centranthusalba
23.07.2022 14:01
Ist ja schön, dass ich dich mit der Wendung doch ein bisschen überrascht habe…😄
Kevin bekommt auch noch sein Fett weg.
Von:  Tasha88
2022-07-22T08:56:34+00:00 22.07.2022 10:56
Hello :D

hahahaha - du weißt, wie lustig ich das alles finde XD
Mario so in seinen Tagträumen und Vorstellungen, malt sich alles genau aus, überlegt sich, was er zu der Frau seiner Träume sagen will ... und dann ...

kommt da Gregor an

und der: oh stimmt ja, da war was <- Gregors best ....

und yeay :D morgen also Elsa ... nicht XD
Antwort von:  Centranthusalba
22.07.2022 11:30
Das wäre doch zu schön, wenn so ein Plan gleich auf Anhieb klappen würde 😁😁😁
Wiedo nur kann ich mir das so gut vorstellen, dass Mario vor dem alten Terrierbesitzer schnell das Weite sucht? 😆
Mario der Tagträumer… ja, Tagträume sind zum Platzen da 😅
Wir haben noch genügend Hundeausführer zur Auswahl 😉🤐
Antwort von:  Tasha88
22.07.2022 11:40
Oh, ich mir auch.
Und der Mann denkt nur:
Diese Kinder! 😂
Von:  Moorleiche
2022-07-22T06:46:14+00:00 22.07.2022 08:46
Genau Mario, sieh es als Training. So viel Spannung und Marios Traumvorstellung platzt wie eine Seifenblase. :D

Aber immerhin scheint er nun zu kämpfen und es wirklich ernst zu nehmen. Ich bin so auf ihr Gesicht gespannt, wenn - falls sie ihn wirklich irgendwann mit Pele sieht.
Antwort von:  Centranthusalba
22.07.2022 09:45
😁😁😁😁 hattest du auf das Kapitel gewartet?!
Es darf ja nicht zu schnell klappen. Wo kämen wir denn dahin?
Mein Highlight ist Gregor: hatte ich ganz vergessen 😂😂😂
Antwort von:  Moorleiche
22.07.2022 13:04
Ich habe derzeit Urlaub und lese morgens gerne, bevor ich mich ums Kind und Heim kümmere. XD
Von:  Moorleiche
2022-07-21T17:17:53+00:00 21.07.2022 19:17
Kevin und seine große Klappe. :D

Wenn ich mich nicht irre, denkt das Trio noch immer dass Elsa Mario nicht mögen würde. Immerhin hat Elsa das Missverständnis im Anime nicht klargestellt.

Ich ahne schon böses. :D

Antwort von:  Centranthusalba
21.07.2022 19:34
Uh, ich glaube die drei sind der Meinung, wer nur laut genug schreit, bekommt Mario.😂😂😂
Eigentlich ist es doch klar, dass er sich null für eine von ihnen interessiert. Aber sie geben ja nicht auf.

So, wie kommt Wane jetzt an einen Hund?🤔
Antwort von:  Moorleiche
21.07.2022 19:44
Sie fragt Elsa ob sie Maradona zum Gassigehen bekommt, dann hat Elsa genug Zeit für die Schule. :D
Antwort von:  Centranthusalba
21.07.2022 20:36
Nicht schlecht 😉
Ob du damit richtig liegst, erfährst du morgen.
Antwort von:  Moorleiche
21.07.2022 23:05
Jaaaa, Spannung. Genau das was ich besonders gut kann, warten. XD Nicht!

Aber so freue ich mich jeden Tag. Hat was tolles.


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