Der Hundefaktor von Centranthusalba (Ich glaube, mein Hund mag deinen Hund) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Die Nachmittagssonne lacht durch die Zweige, als Wane mit Maradona den Park betritt. Den Strand sind sie bereits zwei Mal hoch und runter gelaufen, doch Mario ist nirgends zu entdecken gewesen. Am liebsten würde sie sich einfach an einer Stelle postieren, an der Mario unweigerlich vorbeikommen muss, und einfach dort auf ihn warten, aber Maradona ist mit ‚Stehenbleiben‘ so gar nicht einverstanden. Außerdem will Wane besser außer Sichtweite des Eiscafés bleiben. Auf gar keinen Fall darf Mario Elsa sehen! Nun versucht sie es also im Stadtpark und hofft gleichzeitig inständig, dass sie ihren Schwarm nicht verpasst hat. Maradona freut sich sichtlich über die Abwechslung und beginnt sofort zwitschernden Vögeln und einem verschreckten Häschen hinterher zu bellen. Wane lässt die Leine in der längsten Einstellung und beachtet die Kapriolen des Hundes nicht weiter. Unablässig dreht sie den Kopf nach allen Seiten. Wo mag Mario stecken? Ihr wird ganz warm, wenn sie daran denkt, dass sie ihm gleich begegnen würde. Sie mit ihm allein. Ann und Ellen, die naiven Hühner, würden einmal nicht ihre nervigen Sprüche bringen und Mario damit in die Flucht schlagen. Er wird sicherlich überrascht sein, sie zu sehen, und sie muss unbedingt so tun, als wenn die Begegnung ein Zufall wäre. Wane seufzt verträumt. Wie er wohl mit einem Hund aussieht? Bestimmt zeigt er auch gegenüber einem Vierbeiner seine Kapitänsqualitäten und führt ihn mit straffer Leine eng neben sich. Sie wird rot, als sie an seine starken Arme denkt, in die sie sich schon so lange so gerne fallen lassen würde. Seine tiefe Stimme ganz nah an ihrem Ohr… WUFF! Sie wird ihn bitten, mit ihm ein Stück zusammen zu gehen. Ihre Hunde werden sich bestimmt vertragen und während sie ihnen zusehen, wird Mario ihre Hand nehmen und schüchtern drücken. Aufgeregt kichernd schlingt Wane ihre Arme um sich selbst und vollführt mitten auf dem Parkweg eine alberne Pirouette. WAUWAU!! Sie spürt, dass Maradona an seiner Leine zerrt, aber sie schenkt ihm keine Beachtung. Mario wird sie sanft an sich ziehen und sie lange intensiv aus seinen braunen Augen ansehen. Er wird immer näher zu ihrem Gesicht kommen. Wane schließt die Augen und spitzt die Lippen… „PELÉ! Bei Fuß!“ WAUWAUWAU!!! WAUWUFF!! Wane fährt zusammen. Was ist hier los? Hat sie nicht aufgepasst? Wo ist Maradona? WAUWAUWAUWAU!!! Sie reißt die Augen auf. Zwei Hunde wetzen um Spiel um sie herum. Einer davon ist Maradona. Seine Leine schleift hinter ihm über den Weg. Der andere ist ein weiß-brauner Collie. „PELÉ!!!“ Ihr Herz bleibt vor Schreck stehen. Pelé? Ist das nicht der Name des Hundes den Mario ausführen wollte? Steht er jetzt gleich vor ihr? WUFFWUFF!! WAUWAUWAUWAU!!! Immer schneller jagen die beiden Tiere um Wanes Beine herum, vollkommen versunken in ihrem Spiel. Verzweifelt ruckt Wane an der Leine. Viel zu schnell wird diese viel zu kurz. „AHHHH!“, ruft sie. „PELÉ! AUS!!!“ Sie spürt die Leine um ihre Beine streichen, während sie sich hektisch herumdreht. Sie will ein Schritt zurück setzen, doch das Band hat sich bereits fest um sie gewickelt. Sie verliert das Gleichgewicht. Haltsuchend fuchtelt sie um sich. „AHHHH! HILFE!!!“ Da umfassen sie plötzlich zwei starke Arme, fangen ihren Sturz auf und halten sie fest. Als Wane ihre Augen wieder öffnet, lehnt ihr Gesicht gegen eine feste Brust. Verdutzt hält sie den Atem an. „Entschuldige bitte“, ertönt über ihr eine tiefe Jungenstimme, „Hast du dir weh getan?“ Wane runzelt die Stirn. Weh getan? Diese Brust fühlt sich an, wie der sicherste Ort der Welt. Warum sollte es ihr weh tun? Zögerlich hebt sie ihren Kopf und sieht ihren Retter an. Ihr Herz setzt einen Schlag aus. Diese langen, schwarzen Haare, diese breiten Schultern… das ist doch… Sie blinzelt ungläubig. Das ist doch der Kapitän der Teufel! Ruckartig stößt sich sich von ihm ab, doch sie kommt nicht weit. Etwas hindert sie daran, sich zu bewegen. WUFFWUFF!! WAUWAUWAUWAU!!! Erst jetzt nimmt sie wieder die Hunde wahr, die sich nur füreinander zu interessieren scheinen. In ihrem Spiel haben sie ihre Leinen um ihr Herrchen und Frauchen herumgewickelt und so stehen die beiden nun wie zwei eingeschnürte Mumien beieinander, ihm wahrsten Sinne des Wortes fest miteinander verbunden. „Du hast ja einen lebhaften Hund“, keucht Viktor, als auch er bemerkt, dass sie sich nicht so leicht aus ihrer Lage befreien werden können. Um ihm nicht in die dunklen Augen sehen zu müssen, schaut Wane auf die beiden Hunde, die sichtlich stolz auf ihr Werk, nun vor ihnen im Kies sitzen. „Eigentlich ist Maradona ja ein ganz lieber“, entschuldigt sie sich. Viktor lässt erstaunt das Zerren an den Leinen sein. „Dein Hund heißt Maradona?“, fragt er erstaunt, „Interessierst du dich etwa für Fußball?“ Wane wird leicht rot. „Fußball? Naja, schon irgendwie…“ Verdammt, was ist noch einmal der Grund, weshalb sie Fußball mag? Mit großen Augen sieht Viktor an seiner Brust herunter. Ein Mädchen, das Fußball mag? Nachdenklich mustert er sie. „Ähm“, meldet Wane sich zaghaft, „nicht, dass es nicht angenehm ist, aber weißt du, wie wir hier wieder raus kommen?“ Sie lächelt unsicher. „Äh, ja…. warte.“ Rasch schüttelt Viktor den Gedanken ab, der ihm gerade durch den Kopf schießt. Behutsam löst er hier und da die Leinen von ihren Körpern. „Bist du öfter hier? Ich habe dich noch nie gesehen“, fragt er, während er Wane bei der Hand nimmt und sie sich einmal um sich selbst drehen lässt, um eine Leine zu entwirren. Wanes Herz klopft dabei so wild, dass ihr schwindlig wird. „Äh, nein. Normalerweise bin ich am Strand…“ Sanft fahren seine Hände ihre Arme entlang und lassen weitere Leinenschlaufen zu Boden fallen. Wane schnappt zittrig nach Luft. „Ah, da wollte ich auch noch hin.“ „Was?“ Fragend sieht sie ihm in die fast schwarzen Augen. Sie erstarrt, als diese plötzlich immer näher kommen, bis nah vor ihr Gesicht, dann nah an ihrem Kopf vorbei ziehen und sie wieder gegen diese feste Brust gedrückt wird. Eine weitere Leine fällt zu Boden. „Zum Strand“, antwortet er ruhig. „Achso…“ An Wane ist inzwischen gar nichts mehr ruhig. Seine Hände überall an ihrem Körper bringen sie völlig aus dem Konzept. „Würdest du…“, beginnt er zögernd, als er vor ihr kniet, um die letzte Schlaufe von ihrem Fuß zu lösen, „wolllen wir… vielleicht gemeinsam dorthin?“ Er sieht vom Boden aus zu ihr hinauf, sodass Wane erneut die Röte ins Gesicht schießt. „Ich glaube, mein Hund mag deinen Hund. Das wäre doch Schade sie so schnell zu trennen, oder?“ „Gerne.“ Wie betäubt nimmt sie Maradonas Leine aus seinen Händen entgegen. Sie spürt ihren Herzschlag bis unter die Haarspitzen, als sie sich auch schon fragen hört: „Magst du vielleicht… ein Eis essen?“ —🦮— „Meet, met, met. Think thought, thought. Awake, awoke, … awoke…“ Elsas Stirn legt sich zweifelnd in Falten. „Awoken“, sagt plötzlich neben ihr jemand laut. Verwundert hebt sie den Kopf. „Oh, hallo Mario“ Augenblicklich zieht eine allzu bekannte, leichte Röte über ihr Gesicht. Doch ihrem Gegenüber geht es genauso. Etwas verschämt zieht er den Schirm seiner grünen Kappe bis zur Nasenspitze. „Es heißt ‚awake, awoke, awoken‘“, nuschelt er, ohne sie anzusehen. Rasch späht Elsa auf ihre Aufzeichnungen. Er hat recht! „Ähm Mario?“ „Entschuldige, ich wollte dich nicht…“ „Kann es sein, dass du die unregelmäßigen Verben schon auswendig kannst?“ Mario starrt sie verblüfft an. Ein energischer Ausdruck liegt auf ihrem Gesicht, von dem er gerade nicht genau sagen kann, ob er Gutes oder Schlechtes verheißt. „Ich… ich glaube schon“, antwortet er zögerlich. „Kannst du mir helfen?“ Elsa springt vom Tisch auf und auf ihn zu. Beinahe flehentlich hebt sie ihre Hände vor den Mund. „Ich muss diesen Test nächste Woche schaffen, sonst muss ich in die Nachhilfe und dann bleibt mir keine Zeit mehr zum Training! Bitte!“ „Ähm…“ Mario schluckt schwer. Bis eben hatte er sich lediglich gewünscht, dass sie mit ihm spricht, dass er eine Sekunde Zeit mit ihr verbringen dürfte. Und nun steht sie vor ihm und bittet ihn, ihr zu helfen, mit ihr zu üben, vielleicht sogar stundenlang? Da er nicht sofort antwortet, blickt Elsa sich hektisch um. „Ich kann dir auch ein Eis spendieren, als Entschädigung.“ „Elsa, nein!“ „Nicht?“ Sie sieht ihn verzweifelt an. „Dann eine Limo vielleicht?“ Mario legt seine Kappe auf den Tisch und nimmt ihre immer noch gefalteten Hände zwischen seine. „Ich helfe dir sehr gerne Elsa. Und du musst mich dafür nicht bestechen. Im Gegenteil, ich würde dich gerne einladen.“ Elsas Blick huscht zwischen seinen braunen Augen und seinen Händen hin und her. Erst jetzt wird ihr bewusst, dass er sie hält. Wieder wird sie rot. „Wirklich?“, flüstert sie. Mario würde es ihr gerne sagen. Sagen, dass mit ihr Zeit zu verbringen, das schönste ist, das er sich vorstellen kann und alle Eiscreme der Welt dagegen langweilig ist. Aber seine Kehle ist wie zugeschnürt. Darum nickt er nur. Ein erleichtertes Lächeln erscheint auf Elsas Zügen. Sie deutet auf den Platz neben sich und schiebt ihr Heft zu ihm rüber. „And by the way, Mario…“ Seine Augen brennen, so eindringlich sieht er sie an. „I will take Vanilla.“ Er muss lachen. „So will I“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)