Es gibt kein Entkommen von FlameHashira (Der Tod naht) ================================================================================ Kapitel 2: Teil 2 ----------------- Im Haus des Hades gab es nicht oft irgendwelche Festlichkeiten, – doch wenn es sie gab, dann waren sie prächtig und groß. Der Herrscher ließ sogar die Geister dabei sein und mit viel Frust auch all seine Mitarbeiter. Die Anspannung war von beinahe allen Seiten deutlich zu spüren, da war es natürlich nicht vorteilhaft, dass Prinz Zagreus zu spät kam ...     „Ich weiß doch, es war nicht geplant!“, beschwerte sich Zagreus über die allgegenwärtige Stimme, die über ihn schwebte. Seine glühenden Füße rannten über den Boden aus seinem Zimmer heraus. Er brauchte nicht viel Schlaf, – die Vorzüge eines Halbgottes – doch wenn er einmal schlief, war es für ihn schwierig wieder aus dem Bett zu kommen. Vor allem weil sein neues Bett, dass er durch den Baumeister bekommen hatte, so unglaublich bequem war.   Er hörte bereits Musik von Orpheus, die angenehme Stimme durch die großen Räumlichkeiten und das sanfte Leier-Spiel. Zagreus Hoffnung darauf, halbwegs unauffällig aufzutauchen, wurde zu Nichte gemacht. Hypnos schwebte direkt am Eingang und hieß ihn so willkommen, wie immer dann, wenn Zag aus dem Styx kam. Abgesehen davon, dass Hypnos nicht eingeschlafen war.   „Willkommen im Haus des Hades! Oh Zag, da bist du ja endlich!“   Zagreus warf Hypnos einen vernichtenden Blick zu: „Sei still!“   „Du bist zu spät, Junge!“, dröhnte die tiefe, laute Stimme seines Vaters durch die Räumlichkeiten.   Da half auch kein böser Blick mehr, doch glücklicherweise war er den Zorn seines Vaters gewohnt. Persephone an der Seite von Hades zu sehen, war jedoch ein wenig entspannender, auch wenn sie ein strenges Lächeln auf den Lippen trug. Das war ein wenig besorgniserregend. Bevor seine Eltern also etwas ansprechen konnten, fing Zagreus selbst an zu reden.   „Es tut mir leid, ich habe verschlafen – wirklich verschlafen“, der Prinz leckte sich über die Lippen und durchsuchte den Raum eher nach den neuen Gästen, als auf seine Eltern zu reagieren.   „Du bist unverbesserlich“, seufzte seine Mutter, als sie an seine Seite trat und ihre Arme ineinander verschränkte, sie tätschelte sanft seinen Arm. „Glücklicherweise sind unsere Ehrengäste abgelenkt. Hypnos, warum bist du nicht dort?“   „Ich bekomme Gänsehaut von meinen Schwestern, also überlasse ich es lieber Than. Er ist großartig darin, mit ihnen umzugehen!“, Hypnos wirkte so strahlend wie immer, doch Zagreus konnte deutlich erkennen, dass die Gänsehaut wohl keine Lüge darstellte. „Vielleicht braucht er aber doch Unterstützung ... hey Zag! Warum gesellst du dich nicht zu ihnen? Dein Charme wickelt doch jeden um den Finger.“   „Da bin ich mir nicht so sicher-“, fing Zagreus bereits an, als er einen Druck auf seinen Unterarm spürte und seine Augen auf seine Mutter richtete. „Ich werde wohl dennoch hingehen. Begleitest du mich, Mutter?“ Er wäre so oder so zu Thanatos gestoßen, nur eben nicht mit der Einbildung, dass sein Charme die Keres um den Finger wickeln würde.   „Natürlich Zagreus, komm mit mir. Ich bin sofort wieder bei dir“, sie redete über seinen Kopf hinweg zu Hades, bevor sie ihn mit sich zog. Der Prinz der Hölle musste sich immer noch daran gewöhnen, dass seine Mutter da war und er musste sich auch daran gewöhnen, dass es ein Fest gab. Der lange Tisch voller Speisen – und sogar Nektar! Es fühlte sich nicht so angespannt an, aber bisher sah er auch nicht die fremden Neuankömmlinge. „Nyx sollte eigentlich auch bei Thanatos sein. Sie freut sich tatsächlich ihre Töchter wieder zu sehen.“   „Ich kann es immer noch nicht fassen, nie etwas davon gewusst zu haben. Hypnos und Than sind wie Brüder für mich gewesen, aber ich weiß nichts von ihren Schwestern.“   „Mach dir nichts draus, Zagreus. Es gibt auch heute noch so viele Dinge, die ich auch nicht über unsere Familie weiß“, seufzte die Königin fast etwas melancholisch auf. „Wichtig ist das hier und jetzt, ich bin sicher, alles wird gut verlaufen. Thanatos wird sicher auch entspannter sein, wenn du an seiner Seite bist.“   Niemand musste Zagreus Unterricht in Andeutungen und geheime Botschaften einer Mutter geben, er verstand bereits wie sie es meinte. Ihre Blicke trafen sich und am Ende sah der Prinz doch etwas schmunzelnd weg. „Ich habe mir stundenlang den Kopf darüber zerbrochen, wie ich es Vater und dir sage, aber es ist wohl für umsonst gewesen, was?“   „Nichts geht über eine offizielle Bekanntmachung, aber deine Sorgen sollten ein Ende haben. Niemand in diesem Reich würde etwas dagegen haben und das solltest du wissen. Nyx hat mir erzählt, dass ihr immer eine tiefe Bindung hattet und Achilles meinte auch etwas in diese Richtung. Ich hoffe, es wird euch beiden gut ergehen und ihr genießt eure gemeinsame Zeit. Auch mit den Keres.“   Zagreus hatte keine Vorstellung davon gehabt, wie Thans Schwestern aussehen könnten, ein paar Vermutungen, mehr nicht ...     Die Keres hatten eine unübersehbare Ähnlichkeit zu ihrer Mutter Nyx. Ihr Haar hatte dieselbe Farbe, aufwendig waren sie einerseits fast wie eine Bienenwabe nach oben gedreht, während sie auf dem zweiten Kopf andererseits wellig nach unten fielen, – ein wenig in der Luft schwebend. Sie trugen eine ähnliche Montur, der lange, tiefblaue Mantel ging bis zum Boden, während ihre fast zierlichen Körper von einem ähnlich blauen, enganliegenden Gewand verdeckt wurde. Von nackter Haut war nichts zu erkennen, dafür sah man nur zu deutlich ihre Waffen an Hüften herunterhängen, im Mantel verankert und sogar im Haar verknotet. Die Keres hatten etwas Würdevolles wie von Nyx, aber auch etwas Gefährliches wie von Erebos an sich.     „Ich dachte irgendwie, sie würden ein wenig mehr wie ... Than aussehen“, murmelte der Prinz, er hatte sich nicht viele Gedanken darum gemacht, aber er hatte versucht sich Than als junge Frau vorzustellen.   „Zagreus, mein Junge“, sprach Nyx ihn als Erstes an, Persephone schien ihn regelrecht zu übergeben wie eine Geisel, aber vorerst machte er sich nichts daraus.   „Hallo Nyx“, erwiderte er stattdessen und bewegte sich leichtfertiger voran, als er von sich selbst erwartet hatte. Sein Blick blieb kurz an den Keres haften, die ihn dafür anstarrten wie eine Beute, bevor er zu Thanatos wanderte. Ungewöhnlicherweise schwebte dieser nicht in der Luft, wie er es von ihm gewohnt war. Seine nackten Füße standen auf dem Boden, seine Arme hielt er vor sich verschränkt und Zagreus baute sich als Unterstützung neben seinem Freund auf. „Than.“   „Zag“, nickte ihm der sanfte Tod zu, sein ernster Blick starrte immer noch seine Schwestern an.   „Oh, der Prinz der Unterwelt gesellt sich also schlussendlich auch zu uns? Wir sollten wohl geehrt sein!“   Die Stimme einer der Zwillinge klang zischend wie eine Schlange, eine Gänsehaut bereitete sich über seinen ganzen Körper aus und Zag konnte nicht sagen, wie unangenehm oder angenehm es war. Ob es überhaupt etwas davon war.   „Es freut mich sehr euch beide kennenzulernen, verzeiht meine Unpünktlichkeit“, Zagreus hatte im Umgang mit seiner Familie vom Olymp gelernt, dass es wichtig war eine gewisse Höflichkeit an den Tag zu legen. Auch wenn sein Vater das ihm gegenüber absprechen würde, war sich der Prinz darüber bewusst, dass er sehr wohl sehr höflich war – er musste es nur wollen. „Aber ich denke ihr wurdet gut beschäftigt?“   „Das wurden wir tatsächlich“, mischte sich die zweite Person ein, nur mit einem Hauch weniger zisch in der Stimme, vielleicht sogar etwas mehr das wie Freude klang – etwas das an Hypnos erinnerte, eine weit entfernte Erinnerung ... Aber eine Erinnerung! „Wir dachten nur der Prinz der Unterwelt würde uns willkommen heißen – bei unserer Ankunft und nicht erst verspätet.“   „Ich bin sicher ihr werdet ausreichend oft die Möglichkeit haben, mir dafür in den Arsch zu treten – wenn ich richtig verstanden habe, weshalb ihr hier seid.“   Die Schwestern sahen einander aus und es schien, als würden ihre Augen aufleuchten: „Es wird uns ein Vergnügen sein!“   Zagreus grinste breit und lachte ein wenig auf, nicht sehr eingeschüchtert. Er wandte seine Blicke ab von den Keres, die er sich ... Irgendwie anders vorgestellt hatte – furchteinflößender. Tatsächlich waren sie es nicht, vielleicht käme das aber sobald er sie auf dem Kampffeld treffen würde. Vielleicht war es reine Einbildung, doch Thanatos wirkte wieder entspannter. So entspannt ein Thanatos in aller Öffentlichkeit sein konnte, – was nie sehr entspannt aussah, wenn man Zag fragte ... „Ich hoffe, ich wurde nicht zu stark vermisst?“, natürlich starrte er dabei Than an und vielleicht bildete er es sich ein, wie dessen Entspannung, aber er war sich sicher, dass er einen leichten Rotschimmer im bleichen Gesicht des Todes erkennen konnte.   Natürlich verlor Than dennoch nicht seine Fassung: „Ich bin sicher, du wirst von allen Seiten stets vermisst, Zag.“   Ein breites Grinsen entstand auf seinem Gesicht und er streckte die Hand aus, seine wesentlich wärmeren Fingerspitzen berührten den nackten Handrücken vom sanften Tod, unauffällig oder nicht – laut seiner Mutter war alles zwischen ihnen ohnehin so populär wie Asterios und Theseus ...   „Weißt du, Prinz!“, das letzte Wort wurde halb ausgespuckt, als eine Hand seinen Arm so fest packte, dass er davon wohl blaue Flecken bekommen würde, wenn das möglich wäre. „Meine Schwester und ich würden dich sehr gerne näher kennenlernen, bevor wir dich früher oder später zerstören werden.“   Nun, das war eine direktere Aussage, als er von den meisten hier gewöhnt war.   „Ich stimme zu, wir haben natürlich auch verlangt, dass du bei uns sitzen wirst. Zwischen uns, das ist sicherlich kein Problem.“   „Nun ... Nicht direkt, nein“, antwortete Zagreus, er schaffte es nicht einmal einen Blick zurückzuwerfen, weil die Schwestern zu fest an ihm zogen, direkt zur aufgebauten Tafel.     Der Herr der Unterwelt ließ alle zu Tisch kommen, wo er eine lange, schwermütige Rede hielt, die noch lange in den Köpfen all seiner Untertanen hängen würde. Der Koch hatte sich alle Mühe mit dem Essen gegeben und sogar den Fisch genutzt, den der Prinz ihm von seiner letzten Flucht mitgebracht hatte. Die Stimmung war ausgelassen, es schien, als wäre jede Anspannung wegen der Ankunft der Keres verschwunden.     „Ich würde die Rede ja nicht lang und schwermütig nennen“, warf Zagreus ein, als er sein halbes Gesicht hinter einen großen goldenen Kelch verstecken konnte. Der Nektar schmeckte großartig, es war kein Wunder, das er sich damit so viele Freunde gemacht hatte, – und irgendwie hatte er damit auch Than umworben. Irgendwie auch jeden anderen, dem er das geschenkt hatte, glücklicherweise hatte es nicht bei jedem irgendwelche romantischen Gefühle erweckt.   „Unsere Mutter hat uns viel von dir erzählt. Du hast ihr geholfen, wieder mit Chaos in Kontakt zu treten.“   „Nun ja-“   „Außerdem scheinst du Achilles und seinen Geliebten wieder vereint zu haben.“   „Also-“   „Ein wahrer Problemlöser auf zwei Beinen.“   Zagreus blickte zwischen den Schwestern hin und her, er hatte das Gefühl nicht mitreden zu dürfen, was normalerweise das kleinste Problem war. Manchmal war es interessanter zuzuhören, statt zu sprechen. Er hatte bereits ein paar Informationen mehr über die gefürchteten Keres gesammelt. Kaleria trug ihre Haare gerne nach oben gebunden, sie nahm sich gerne Zeit für sich selbst und trug zumeist die Waage bei sich, mit welcher sie wohl häufig auf Kriegsfeldern entschied, wer gewinnen würde. Was im Grunde bedeutete, dass eine Waage bestimmte, wer sterben würde ... Kerasia, die etwas Rabiatere der Zwillinge, wann immer sie Zagreus berührte, fühlte es sich an, als würde sie ihn zerquetschen. Ihre Berührungen waren fest, man spürte die unmenschliche Stärke. All ihre Zeit steckte sie in den Kampf und in ihre Zwillingsschwester. Sie stellten ein charmantes Duo dar.   Der Prinz wusste nicht, wie sich das auf dem Kampffeld verändern würde.   „Mutter hat uns auch davon erzählt, wie nahe du hier allen stehst.“   Tatsächlich machte Kerasia eine Pause und Kaleria stieg nicht direkt ein um etwas zu erzählen, Zagreus wurde Platz für eine Erwiderung gegeben und das war vielleicht auch ein Zeichen für ... eine Falle?   „Wir sind hier wie eine große Familie. Die meisten hier kenne ich seit meiner Kindheit“, meinte Zag also entspannt. „Man kommt sich über all die Jahre wohl einfach sehr nahe.“   „Also sind unsere Brüder, für dich auch wie Brüder?“   Zagreus fiel erst jetzt auf, wie lang die nachtblauen Fingernägel von Kerasia waren, als sie damit an ihrem Kelch entlang strich. „Than und Hypnos?“, fragte er unnötigerweise nach. Denn immerhin waren das die einzigen Brüder, die er von den Keres kannte. „Hypnos ist wie ein kleiner, nerviger Bruder.“ Über den er sich aber stets freute, wenn er aus dem Styx kam. „Than ist glücklicherweise nicht so nervig. Er ist auch nicht wirklich ein Bruder. Er ist viel mehr als das. Zumindest mittlerweile.“   Für eine sehr lange Zeit, war Than für ihn auch wie ein Bruder gewesen – aber eben ein großer Bruder, ernst und gewissenhaft. Das genaue Gegenteil von Hypnos eben.   „Wir kennen unsere Brüder tatsächlich nicht so gut. Wir ... harmonieren nicht miteinander“, Kaleria seufzte so, als würde sie das schlecht finden. „Wie auch immer, wir erledigen unsere Jobs alle perfekt, darauf kommt es an.“   „Im Olymp sollt ihr viele haben, die eure Anwesenheit genießen“, erwähnte Zagreus, auch wenn ihm dabei speziell nur ein Gott in den Kopf kommt. „Ares liebt den Krieg, ihr arbeitet sicherlich viel zusammen.“   „Oh ja, das tun wir!“, Kerasia mischte sich wieder ein, zeigte ihr strahlendes Lächeln, wodurch sie ihre Zähne zeigte, die alle ein wenig spitz wirkten. „Aber nicht nur Ares, es war Zeus selbst der uns die Möglichkeit erst gab, zu sein was wir sind. Er gab uns die Waage und die Möglichkeit damit alles zu gewichten. Wir haben damit jegliches Schicksal besiegelt, mittlerweile ... wird es jedoch langweilig. Es gibt einfach keine richtigen Helden mehr, wie es früher war.“   „Also seid ihr hergekommen für etwas mehr ... Spannung?“   „Das ist zumindest der Plan“, gab Kaleria für sie beide zu.   Zagreus konnte das nachvollziehen. Er verbrachte sein ganzes Leben hier und vor seinen Fluchtversuchen war es auch immer langweiliger geworden. Zumindest für den Moment hatte er sich damit abgefunden und etwas Spaß und Freude in diesem Leben gefunden. Doch wenn er die Chance hätte hinzugehen, wo er hingehen wollte ... Dann würde er auch andere Optionen abwägen – die irdische Welt oder der Olymp.   „Ich werde mir Mühe geben, euch im Kampf etwas mehr Spannung zu zeigen – eure Waage wird bei mir zumindest nicht helfen.“   „Zumindest nicht so wie bei den Helden.“   Der Prinz runzelte die Stirn: „Was meinst du damit?“   „Wir können dir doch nicht alles erzählen, – ein paar Überraschungen müssen schon bestehen bleiben“, beide Stimmen sagten genau das Gleiche, als ob es einstudiert wäre.   „Ich denke, ihr habt Recht, – aber ihr solltet euch auch auf Überraschungen meinerseits vorbereiten.“   „Wir sind auf alles vorbereitet, Prinz.“   Es vergingen sicherlich noch zwei weitere Stunden, mit Essen und Trinken, mit vielen Gesprächen, in denen Zagreus hauptsächlich zwischen den Schwestern wie gefangen war. Als sie endlich vom Tisch aufstehen konnten, fühlte er sich wieder richtig frei und konnte tief durchatmen. Auch wenn er die Keres nicht als unangenehm empfand, war er froh darüber mit sich mit anderen unterhalten zu können. Irgendwo am Rande erkannte er Meg und ihre Schwestern, sie standen bei Achilles und Orpheus. Der Prinz wünschte, er hätte vorher von allem gewusst, dann hätte er vielleicht seinen Vater überreden können, dass auch Patroklos, Eurydike und Sisyphos eingeladen wurden. Anstatt sich zu ihnen zu gesellen, fand er aber seinen Weg an die Seite von Thanatos, der eine ruhige Unterhaltung mit Hades führte. Im Umgang mit Than war sein Vater stets ruhig, ja beinahe besonnen.   „Du konntest dich wohl endlich von meinen Schwestern losreißen?“, wandte Than sein Wort direkt an ihn, da stand Zagreus nicht einmal wirklich neben ihm.   „Ja, sie sind ... Sehr gesprächig, muss ich gestehen“, erwiderte Zagreus, seine Blicke wanderten zwischen seinem Vater und seinem Freund. „Ich bin doch nicht in ein Geschäftsgespräch reingeplatzt, oder?“   „Selbst wenn ist es das was du immer tust“, erwiderte Hades mit gewohnt strenger Stimme.   Zagreus wäre davon beleidigt, aber er war darüber unlängst hinweg. Seitdem die Königin wieder da war, fühlte es sich ohnehin stets wie eine Neckerei an und eher selten wie wirklicher Ärger.   „Du störst nicht, Zag“, merkte Than dennoch an, um vermutlich einem Streit vorzubeugen.   Zagreus konnte sich auch nicht so ganz daran gewöhnen, wie ruhig es mittlerweile stets war. Es gab kaum mehr Streit zwischen seinem Vater und ihm.   „Ich werde mich nun zur Königin begeben. Fühlt euch frei, das Fest zu genießen, es wird nicht viele davon geben!“   „Natürlich Vater“, als ob Zag ein Fest nicht genießen würde.     Tatsächlich setzte sich in diesem Moment ein Gedanke im Kopf des Prinzen fest. Wie angebracht oder unangebracht er auch wäre, so war es Orpheus' neu entflammter Gesang, der dafür sorgte, die Motivation ebenfalls weiter anzustacheln. Doch vermutlich würde das alles in kompletter Lächerlichkeit enden ...     Normalerweise würde er sich von der Stimme des alten Mannes ein wenig beeinflussen lassen, doch gerade jetzt verschaffte es nicht einmal den Hauch einer Unsicherheit in ihm. Zagreus stellte sich vor, dass seine Augen glühten, als er sich direkt vor Than stellte. Thanatos war immer noch am Boden, es war ungewohnt, ihn nicht schweben zu sehen, aber es war ... auch hilfreich. Also streckte er ihm mit einem Grinsen die Hand entgegen, der verwirrte Blick, der ihn traf alles andere als eine Verwunderung.   „Ich habe von etwas gehört, dass Menschen häufig tun bei Festen“, vielleicht auch auf dem Olymp, hier war es zumindest nie passiert. „Also Than, willst du mit mir tanzen?“   „Ist das dein Ernst, Zag?“, Thanatos hob eine Augenbraue, sein Gesicht verzog sich dadurch zu einer eisernen Miene. „Du weißt doch nicht einmal-“.   „Mutter hat mir davon erzählt und ein paar meiner anderen Verwandten auch ... Wie auch immer, lass es uns versuchen. Du hast doch sicherlich auch gesehen wie Menschen so etwas machen! Sei mein ... Meister im Tanz!“   Er sah ganz genau, dass Thans Mundwinkel zuckten: „Das klingt lächerlich.“   „Dann lass uns gemeinsam lächerlich sein. Wie früher“, er griff nach Thanatos Hand, weil dieser immerhin keine Anstalten machte, seine zu nehmen.   „Was meinst du mit wie früher? Ich habe mich niemals lächerlich gemacht.“   „Ja, du sahst immer sehr stolz aus, wenn wir uns gegenseitig durch gekitzelt haben oder halb nackt durch alle Räume gelaufen sind und uns in rote Decken gewickelt haben, um auszusehen wie mein Vater.“   „Sei still“, Thanatos verdrehte tatsächlich die Augen, er drückte seine Hand ein wenig fest, bevor er ihn an eine etwas freiere Stelle zog.   Es war ein unglaublicher Anblick, Thanatos' - fast schon verlegene - Blicke um sich herum und wie unbeholfen er nach seinen Händen griff. Zagreus stellte sich natürlich nicht besser an, er fühlte sich nur nicht ganz so peinlich berührt.   Doch genau dieser Tanz machte diese Festlichkeit so eindrucksvoll und Thanatos machte es noch charmanter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)