ANEMIA von Anemia ((Association of Nocturnal Entities of Moral Individuality and Anachronism)) ================================================================================ Kapitel 10: ARZTBESUCH ---------------------- Es arbeitete in Tatsu, das konnte Maki ihm an der Nasenspitze ansehen. Natürlich ging niemand gern zum Arzt, aber noch weniger angenehm war es, sich in Ungewissheit zu wähnen. Aus dem Grund hatte Tatsu Makis Idee zugestimmt, sich von einem Spezialisten durchchecken zu lassen. Von jemanden, der sich mit Kreaturen wie Werkatzen bestens auskennte. Denn so jemanden gab es. Davon wussten Menschen natürlich nichts. "Du brauchst wirklich keine Angst haben, die Ärztin ist sehr nett", erklärte Maki, da ihn das angespannte Schweigen seines Freundes ebenfalls ganz nervös machte. Aber Tatsuya sagte dazu nichts und presste nur deutlich sichtbar die Zähne aufeinander. Schließlich würde sich gleich rausstellen, ob Tatsuya anatomische Besonderheiten besaß oder nicht. Das konnte sein Leben noch gehöriger auf den Kopf stellen, als Maki es ohnehin schon getan hatte. Da Maki nichts anderes einfiel, legte er nur sein filigranes Pfötchen auf Tatsuyas Arm und drückte ihn bekräftigend. Daraufhin wandte Tatsu ihm sein Gesicht zu; seine Mundwinkel breiteten sich zu einem Lächeln aus. Es konnte beides bedeuten: 'Ich bin okay' genauso wie 'Danke, Maki'. Dass er blass um die Nase war, bedeutete jedoch eindeutig, dass es ihm nicht besonders ging. Das tat Maki leid. Alles nur wegen ihm...vielleicht hätte Tatsu friedlich als Mensch weiterleben können, hätte Maki nicht ausgerechnet ihn Fuji vorgestellt. Es dauerte nicht mehr allzu lange, bis sie in das Sprechzimmer gebeten wurden. Tief durchatmend ging Tatsuya an Makis Hand, eine Geste, die für keinen von ihnen seltsam anmutete. So sehr Maki sich auch ärgerte, dass er Tatsu all das angetan hatte, so hatten die Begebenheiten sie doch endgültig zu engen Freunden gemacht. Und es war schön, Tatsus Freund zu sein. Besonders deshalb, weil die beiden Katzen sich in so vielen Dingen ähnelten. Maki hielt noch immer Tatsuyas Hand, als dieser sich auf die Liege legen und den Bauch freimachen sollte, damit die Ärztin eine Ultraschalluntersuchung vornehmen konnte. Immer wieder sah Tatsu hin zu Maki, der ihm ein sanftes, beruhigendes Lächeln schenkte. Da Maki der Ärztin bereits einiges erklärt hatte, brauchte Tatsuya nichts weiter zu sagen. Sie wusste, dass Tatsu bisher nichts von seinem wahren Ich geahnt hatte. Auf dem Ultraschallbild konnte Maki zumindest zunächst nichts Konkretes erkennen. Nur wabernde Schatten. Tatsu ging es seiner Miene nach zu urteilen ähnlich. Und doch starrte er neugierig auf den Bildschirm. Maki wusste genau, nach was er Ausschau hielt. "Das ist die Blase", erläuterte die Ärztin, als sie mit dem Sensor auf dem hübschen Bauch von Crossfaiths Drummer herumfuhr. Maki streichelte weiter Tatsus Hand, umgriff sie mit den zarten Fingern, und die Ärztin veränderte etwas an den Einstellungen des Gerätes. "Dahinter müsste sie sein...wenn sie da ist. Lassen Sie uns mal schauen." Tatsus Hand war ganz kalt, als Maki sie sich behutsam an die Wange hielt. Auf dem Bildschirm zeigte sich nun eine Art längliches Dreieck mit zwei Abzweigungen an den oberen Enden; Maki hatte das bei sich ebenfalls schon gesehen. Er ahnte, was das bedeutete. "Da haben wir sie ja." Die Ärztin fuhr mit dem Mauszeiger grob die Umrisse des Dreiecks auf dem Bildschirm nach. "Die Gebärmutter. Die Eierstöcke. Alles sehr deutlich ausgeprägt." Tatsu holte mehrmals nach Luft, ehe aus ihm herausplatzte, was ihm zu schaffen machte. "Das heißt, ich bin eine Frau?" "Nein, Tatsu", schüttelte Maki gleich den Kopf. "Bist du nicht. Geschlecht ist eine Gefühlssache. Wenn du dich als Mann fühlst, dann bist du auch ein Mann, egal, was du für körperliche Merkmale hast." Tatsuya wirkte nur mäßig überzeugt, auch wenn die Ärztin Maki lächelnd beipflichtete. "Das haben Sie sehr schön erklärt." Sie sah Tatsu an. "Als Werkatze gelten die menschlichen Geschlechterkonzepte für Sie ohnehin nicht. Ihr Freund hat Ihnen sicherlich bereits erklärt, dass sich die felinen Geschlechter in Alpha und Omega aufteilen, nicht wahr?" Tatsuya nickte. Es fiel ihm schwer, sich damit anzufreunden, das verriet sein niedergeschlagener Gesichtsausdruck. "Wieso hat mein Vater mir das alles bloß verschwiegen?", fragte er sich laut. "Er muss das doch gewusst haben. Wenn ich...wenn ich..." Er sah verschämt an die Wand. "Wenn ich plötzlich schwanger geworden wäre, dann wäre der Schock noch größer gewesen. Das ist doch so etwas Wichtiges. Wie konnte er nur?" "Es ist eher unwahrscheinlich, dass Menschen eine Werkatze schwängern können", fuhr die Ärztin fort. "Aber auch nicht ausgeschlossen. Sie sollten auf jeden Fall verhüten, falls Sie penetrativen Geschlechtsverkehr mit einem Mann haben." Tatsu errötete noch mehr. Gleichzeitig arbeitete es erneut in ihm. Maki erinnerte sich daran, dass er erwähnt hatte, manchmal mit jemandem aus seiner Band zu schlafen. "Ich bin immer für dich da", versprach Maki Tatsu und küsste seine Hand. "Egal, was ist." Tatsuya tätschelte Makis Arm und wischte sich dann den Bauch trocken. Anschließend wurden die Plätze getauscht und Maki legte sich auf die Liege, zog seinen Pullover hoch. Manchmal stellte er sich morgens vor den Spiegel und überlegte, ob die Bonbons, die er am Vortag genascht hatte, verantwortlich für die winzig kleine Beule unter seinem Nabel waren...oder doch Fuji. Oder ob er sich nicht doch alles nur einbildete. Nun war er derjenige, der angespannt auf den Bildschirm schaute und Tatsu jener, der Maki beistand. Maki hielt sich an Tatsuyas Bein fest, kniff leicht in es, als die Umrisse seines Uterus‘ auszumachen waren. "Sie sind bislang nicht schwanger", stellte die Ärztin fest und Maki hörte abrupt auf, den Atem anzuhalten. "Für Sie gilt jedoch dasselbe. Sie sollten verhüten, wenn Sie keine Schwangerschaft riskieren wollen." Maki presste die Lippen aufeinander, spielte mit der Zungenspitze an seinem Labret herum. Fuji hätte sich niemals dazu bereit erklärt, ein Kondom zu benutzen. Und wenn Maki ehrlich zu sich selbst war, hatten ihn seine Versuche, ihn zu schwängern, immer sehr erregt. Doch letzten Endes hätte er da ohnehin kein Mitspracherecht gehabt. Wenn Fuji gewollt und gekonnt hätte, dass er zu einem Bruthuhn mutierte, dann wäre das geschehen. Egal, was Maki wollte. "Wie sieht es mit Hormonblockern aus?", wollte die Ärztin wissen. "Wollen Sie vielleicht ein anderes Präparat ausprobieren, da Sie sagten, das vorherige bekommt Ihnen nicht?" Maki schüttelte entschieden den Kopf. "Ich komme schon so klar." "Und Sie?" Die Ärztin wandte sich an Tatsu. "Bislang scheinen Sie keine Paarungszeit durchlaufen zu haben, da Sie sich offenbar auch noch nicht verwandelt haben, aber für den Fall, dass es bald passiert, könnte ich Ihnen ein Präparat verschreiben, welches die Hormone unterdrückt." "Lieber nicht", meinte Tatsu verschüchtert; erst besaß er in Menschenaugen weibliche Geschlechtsorgane, dann sollte er auch noch die Pille nehmen. Maki konnte sich vorstellen, dass man sich da ziemlich unmännlich fühlen musste. "Aber...gibt es vielleicht etwas, das mir hilft, zur Katze zu werden?" Maki sah Tatsuya erstaunt an, während die Ärztin sich hinter ihren Schreibtisch setzte und ein Rezept ausfüllte, das sie ihm schließlich aushändigte. "Versuchen Sie es mit Baldrian und Katzenminze", lächelte sie ihm zu. "Das wirkt stimulierend auf Katzen. Aber übertreiben Sie es nicht mit der Dosierung." Maki stupste seinen Freund daraufhin mit der Schulter an und lehnte sich zu seinem Ohr. "Let's get high", maunzte er mit einem Schmunzeln. Eine halbe Stunde später saßen sie in Makis kleiner, bescheidener Wohnung und rollten sich Joints zusammen, die die edlen Kräuter enthielten. Maki stand nicht sonderlich auf Rauchen, schon deshalb, weil Fuji förmlich süchtig nach Zigaretten war, aber dies hier war einem höheren Zweck geschuldet und deshalb absolut legitim. Und Tatsuya rauchte ohnehin ganz gern, hatte er Maki erzählt. So sahen sie sich bald verschwörerisch in die Augen, als sie die Joints zwischen die Lippen nahmen und Maki ihnen beiden Feuer gab. "Das riecht wirklich sehr gut", musste Tatsu feststellen, als er den Rauch genüsslich ausblies. "Und schmeckt noch besser." "Da könnte ich direkt wieder rollig werden", kicherte Maki und nahm einen Zug. "Aber das willst du nicht wirklich." "Warum?" Tatsu sah ihn an, und Maki wurde prompt rot, schaute auf seine Füße. "Weil eine rollige Katze noch viel schlimmer ist als ein notgeiler Typ." "Echt?" Tatsu gluckste und lehnte sich zurück. "Kann ich mir bei dir gar nicht vorstellen. Du siehst so harmlos aus." Harmlos...Maki grinste in sich hinein. Fuji hätte ihn nach einer durchgemachten Nacht mit an die fünfzehn Orgasmen ganz bestimmt nicht mehr als harmlos bezeichnet. Eher als ein Sexmonster, das ihn noch endgültig ins Grab brachte. Aber meistens hatte der Vampir tapfer durchgehalten, weshalb ihm zumindest ein bisschen Respekt gebührte. "Und?", lenkte Maki nun lieber ab und blinzelte Tatsuya an. "Merkst du schon was?" Tatsu setzte gerade zu einer Erwiderung an, als seine Augen groß wurden und er auf Makis Kopf starrte. "Du hast ja schwarze Öhrchen!" Maki drehte sie zugleich hin und her. "Ja! Willst du sie mal anfassen? Sind weich und plüschig. Beißen auch nicht." Tatsuya streckte langsam die Hand aus und berührte ehrfürchtig Makis Katzenohren. Woraufhin Maki zu schnurren begann. "Ist das süß..." Tatsu schmunzelte hingerissen, und im nächsten Moment war es an Maki, nach Luft zu schnappen und aufgeregt auf Tatsus Kopf zu deuten. "Deine Öhrchen! Du bist ein rotes Tigerkätzchen!" "Wie?" Er schnellte empor und rannte ins Bad, um sich im Spiegel zu begutachten. "Makiki! Die stehen mir aber gut!" "Und wie!" Maki sank definitiv benebelt in das Sofakissen, grinste selig, und einen Augenblick später schlang Tatsu von hinten die Arme um ihn und miaute in einer sehr hohen Tonlage in sein Ohr, lachte. Maki wurde prompt davon angesteckt, legte den Kopf in den Nacken und leckte mit seiner gepiercten Zunge über Tatsus Hals, was diesen kichernd zusammenzucken ließ. Für einen Moment bedauerte Maki es ein wenig, dass Tatsu kein Alpha war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)