Mission Ame von Kayurinya (Was wäre wenn...-Wichteln) ================================================================================ Kapitel 1: Wer ich bin. ----------------------- Das Wasser ergoss sich auf das Schlachtfeld, verwandelte den Boden in einen schlammigen und rutschigen Untergrund. Unsere Kleidung war nicht nur nass vom Regen, sondern auch vom Blut unzähliger Wunden, die unsere Körper zierten. Und auch von Blut unserer Gegner. Noch während ich ein Kunai in die Brust eines Assassins bohrte, hörte ich, wie das Eisen von Waffen aneinanderschlug. Naruto und Sasuke standen Rücken an Rücken und schlugen sich durch die Massen an Gegnern. Typische Kampfgeräusche gelangten an mein Ohr und durchbrachen das Rauschen des Regens. Interessanterweise wurde ich nicht von dieser Vielzahl an Assassinen angegriffen, wie meine Teamkollegen. Hatte ich etwa noch immer den Ruf des schwachen Mädchens? Selbst nach dem großen Krieg waren es immer die zwei Helden, die in den Ruhmgeschichten erwähnt werden. Kein Wort über mich. Nicht, dass es mich interessierte, da ich es immer wieder zu meinem Vorteil zu nutzen wusste. Gleiches in dieser Situation, denn in dem langwierigen Kampf hatte ich seltsamerweise die besten Karten. Seit wir vom Weg abgekommen waren, hatte es plötzlich angefangen zu regnen und meine beiden Teamkameraden klagten über plötzliche Kraftlosigkeit. Lag es an meiner über die Jahre gesammelten Energie? Oder war ihre Chakra-Synthese irgendwie blockiert? Wenn ja, warum? Nur eine kurze Weile hatten wir Zeit die Situation zu analysieren, ehe der Angriff begann. Ohne Jutsus kämpften die beiden gegen die Masse an Gegnern, während ich diesen Kampfstil gewohnt war. Ich konnte mich nicht auf besondere Kampftechniken verlassen, einzig meine Kraft. Mit einem gezielten Schlag schleuderte ich eine schwarze Gestalt in Richtung einer anderen. Ohne zu registrieren was gerade geschah, sind mehrere der fremden Gestalten mit voller Wucht ineinander geflogen und landeten gegen einen dicken Baumstamm, welcher unter der Kraft des Aufschlages zerbarst. Ich hatte keinen Zweifel daran, dass sie tot waren. „Hn.“ Bekam ich, inklusive Nicken als Dank. Ich hörte, dass Anerkennung im Tonfall mitklang, doch lange konnten wir uns dem Überraschungsschlag nicht erfreuen. Die nächsten vermummten Silhouetten huschten blitzschnell aus den Büschen. Grinsend sammelte ich mein Chakra in der Faust, die ich gen Boden schlug. Die Erde bröckelte und in dem Überraschungsmoment konnte mein schwarzhaariger Kollege zum Gegenangriff ansetzen und tötete sie mit seinem scharfen Katana. Mein Grinsen erstarb als lautes Grollen ertönte. Wissend schauten wir einander an. Etwas abseits haben sie Naruto in die Enge getrieben. Normalerweise wäre er mit Leichtigkeit mit den Angreifern fertig geworden. Gleiches galt für den Schwarzhaarigen neben mir. Hatten sie doch schon so viel stärkere Gegner besiegt. Waren sie doch nicht umsonst die Helden. Naruto Uzumaki und Sasuke Uchiha. Die Überflieger. Die Unbesiegbaren. Personifizierter Frieden. Die Zukunft der Shinobi und gleichzeitig das Erbe der Ersteren. Sollten sie doch eigentlich mit allem fertig werden können, so wussten sie, dass Kämpfen kein Alleingang war. Das wurde uns immerhin auch früh eingetrichtert. Und in all den Jahren waren es genau die beiden jungen Männer, die mich akzeptierten, mich schätzen und wissen, dass sie ohne mich im großen Krieg nicht zwingend so erfolgreich gewesen wären. Wir haben als Team gewonnen. Team 7 aus Konoha Gakure. Und wir verschwendeten nicht einen Gedanken daran, dass wir je verlieren könnten. Seitdem wir aber die Landesgrenzen überschritten hatten, war nichts mehr so gelaufen, wie wir es geplant hatten. Aus einem nicht ersichtlichen Grund waren unsere Chakren eingeschränkt. Vermutlich ein großflächiges Siegel, jedoch schienen die Assassinen nicht wirklich davon betroffen. Seltsamerweise hatte ich auch keine Probleme. Diese Restriktion war für meine beiden Kollegen so überraschend, dass der nahezu zeitgleiche Angriff zur Energieblockade ihnen beinahe das Leben gekostet hatte. Darum waren sie auch verletzt. Sie mussten sich an diese Situation erst adaptieren. Ich kannte nur eine Hand voll Personen, die ohne Chakra fabelhafte Shinobi geworden waren und meine beiden Teamkollegen waren ja eher für ihre sonderbaren Chakra-Signaturen bekannt. Wir mussten sofort reagieren. Naruto hatte schon einige Siegel gebrochen. Oft zerbarsten die Siegel an seiner gewaltigen Chakramasse, die nicht zähmbar war. Wenn er in diesem Zustand das vermeintliche Siegel bräche, wäre dieser Landstrich quasi nicht mehr existent. Diese Entladung seiner Chakra-Masse wäre nur schwer zu überleben. Auch für uns nicht. „Stopp!“ rief ich und zog die Aufmerksamkeit auf mich. Gekonnt schaltete ich einige Assassinen aus, die mich sofort hindern wollten, zu dem Blonden zu kommen. Jedoch ahnten diese nicht, dass ich im Vollbesitz meiner Kräfte war und sie mit Leichtigkeit ausschaltete. Sasuke indessen bahnte sich mit seinem Katana den Weg zum Blonden und machte ihm klar, dass er aufhören solle. Als ich den Schmerzlaut Narutos vernahm, nachdem Sasuke ihm eine verpasst hatte, atmete ich erleichtert aus. Die Assassinen waren alle erledigt und die Gefahr einer Chakra-Explosion war gebannt. Mal gut, dass Naruto ein einfaches und friedliebendes Wesen besitzt. Er könnte so einiges erreichen, wenn er auch nur einen Funken Boshaftigkeit in sich tragen würde. Seufzend gesellte ich mich zu den beiden und erkundigte mich nach ihrem Zustand. „Spar dir dein Chakra“ meinte der Uchiha knapp. „Ich bin auch fit. Aber komisch. Wieso kannst du dein Chakra nutzen? Ich könnt‘ nicht mal die Übung von Kakashi-Sensei machen und den Baum hochlaufen.“ Empörte sich Naruto. „Ich kann es nicht genau sagen. Vielleicht ist mein Chakra irgendwie… anders. Vermutlich wesentlich schwächer. Ich habe die geringe Intensität immer mit Menge und Kontrolle wettgemacht.“ Vermutete ich ins Blaue. „Unsinn.“ Ich blickte kurz zu Sasuke und seufzte, dachte dann einige Sekunden nach. „Möglicherweise ist die Synthese blockiert. Ich habe aber viele Jahre an meinem Chakra angespart. Das wird es sein.“ Ich deutete auf meine Raute auf der Stirn und lächelte matt. „Lasst mich euch heilen und wir suchen nach einem trockenen Ort zum Ausruhen. Ihr werden sicher müde sein.“ Widerwillen ließen sich die beiden von mir helfen, jedoch fanden wir in dem Regen keinen geeigneten Ort für eine Rast. Es fühlte sich eher so an, als würden wir im Kreis gehen. Wie konnte es sein, dass wir so hilflos wirkten? „Dort. Ein Felsvorsprung. Wenn der Wind nicht dreht, sind wir erstmal trocken dort.“ Naruto entdeckte das Fleckchen mehr oder weniger trockene Erde und wir eilten dort hin. Wir setzten uns eng an die Wand. Lustigerweise saß ich zwischen den beiden. Ja, das war schon immer so. Irgendwie wirkte es noch immer so, als wollten sie mich beschützen. Wegen der kleinen trockenen Fläche, mussten wir sehr eng sitzen. Nicht, dass es mich störte, aber so wusste ich, dass ich kein Auge zu tun könnte. Ich beschloss, die Nachtwache zu übernehmen und ließ die beiden schlafen. Sie waren sehr erschöpft. Ihre blockierten Energien und der Kampf zehrten an ihren körperlichen Stamina. Und das soll schon was heißen. „Verlasst euch auf mich.“ Murmelte ich leise und überlegte die Nacht hinein, warum es nun alles so gekommen war. Gibt es Siegel, die bestimmte Chakren blockieren können? Aber warum war meines nicht blockiert? Und die der Assassinen…? Ich habe doch fast die ganze Bibliothek durchgelesen… Ich erinnere mich an nichts dergleichen… Ich runzelte die Stirn und seufzte lautlos. Fangen wir nochmal von vorne an. Kakashi hat uns nach Ame Gakure geschickt, da dort eine seltsame Energie-Struktur ermittelt wurde. Dessen sollen wir auf den Grund gehen. Was nicht hieß, dass wir zum Kämpfen hergekommen sind. Das galt es nämlich zu vermeiden. Bis zu den Landesgrenzen war nichts außergewöhnlich. Dann sind wir ins Einflussgebiet von Ame Gakure gekommen und wie der Name schon sagt, hat der Regen nicht lange auf sich warten lassen. Die Grenzregion war ruhig und je weiter wir fortschritten, desto energieloser waren Naruto und Sasuke. Eine Verbindung zur ominösen Energie-Struktur und dem Zustand der beiden ist sehr plausibel. Dann unmittelbar vor dem Angriff meinte Naruto, dass etwas mit seinem Chakra nicht stimmte, seine Verbindung zu Kurama und zum Natur-Chakra sei unterbrochen. Sasuke bestätigte, dass ihm das Chakra fehlte, sein Bluterbe zu nutzen. Ich konnte noch sehen, dass sein Rinnegan getrübt war, ehe die Assassinen sich auf uns stürzten. „Schlaf.“ Hörte ich irgendwann die leise und dunkle Stimme des Uchiha. Ich blickte ihn kurz an. Seine Haare verdeckten wie üblich sein Rinnegan, jedoch konnte ich genau erkennen, dass es vernebelt wirkte. Sein Blick war irgendwie seltsam. Machte sich der große Uchiha etwa Sorgen? Vermutlich allerdings nicht um mich. Ohne Widerworte schloss ich einfach meine Augen. Es dauerte etwas, bis ich einschlief. Ich werde die Energie wohl brauchen, wenn die beiden so benachteiligt sind. Sollte ich dann tatsächlich mal vorne stehen und die beiden sich auf mich verlassen? So zurückgeworfen zu werden ist nicht leicht, das weiß ich genau. Wenn man glaubt, man steht nebeneinander und doch wird man gnadenlos zurückgelassen. Wissentlich. Doch für die innere Zerrissenheit meiner Selbst war nun keine Zeit. Dafür war nie Zeit. Es ist schon lange her, als ich mich dran gewöhnte, kein Teil des Ganzen zu sein. „... ra-chan!“ klang es dumpf in meinem Kopf. „Sakura-chan!“ meine Augenlider flatterten, ehe ich wieder etwas sehen konnte. Der Uzumaki hatte sich über mich gebeugt, schüttelte mich und sagte sehr bestimmt meinen Namen. Als ich mich etwas umsah, stand Sasuke einige Schritte entfernt, warf einen Blick auf mich, ehe er sich wieder umblickte. „Was ist denn mit dir los? Du bist einfach nicht aufgewacht.“ Doch ich winkte ab. „Alles in Ordnung. Ich habe manchmal eben einen sehr festen Schlaf. Und jetzt bin ich ja wach.“ Naruto beäugte mich kurz misstrauisch. Er ahnte, dass ich mir wieder wegen irgendwas den Kopf zerbrach, doch fragte er nicht weiter. Und auch das Sasuke schwieg, erleichterte mich. Manchmal war ich für ihre unwissende Ignoranz mir gegenüber dann doch noch dankbar. Kurz seufzte ich. Ich bin so ein Widerspruch. Einerseits mal aus dem Schatten raus wollen, andererseits Dankbar für Ignoranz sein? Vielleicht war ich nicht so schlau, wie ich mich immer vermutet hatte. „Lasst uns weiter. Wir haben schon genug Zeit verloren.“ Meinte der Uchiha kurz angebunden. Und er hatte recht. Immerhin hatte der Regen an Intensität verloren. Es tröpfelte nur noch leicht, jedoch sah der Himmel nicht so aus, als würde es in nächster Zeit gänzlich aufhören. Ich stand auf, streckte mich kurz und deutete an, dass ich bereit sei. Natürlich warteten die Jungs auf mich. Was auch sonst. Ich seufzte lautlos und wir reisten direkt weiter. Tatsächlich waren wir nicht lange unterwegs und die beiden schwächelten unüblich schnell. Wir wurden stetig immer langsamer. Sie liefen wie gewohnt vor mir her, ich passte mich ihrer Geschwindigkeit an. Ihre fehlende Ausdauer nagte an ihrem Stolz, denn sie wollten offensichtlich nicht zeigen, dass sie müde waren. Kurz wägte ich ab, ob es sich lohnt, die beiden an ihre Grenzen gehen zu lassen oder zu sagen, dass ich selbst müde bin. Und rein taktisch ist es klüger nachzugeben und den Jungs ihren Stolz zu lassen. Wir könnten immerhin noch in den Armen weiterer Assassinen zu landen. „Ich brauche eine kurze Pause.“ Meldete ich mich zu Wort. Ich erntete überraschte Blicke. Ich weiß nicht, was deren Benefit ist, jetzt so zu tun, als wären die zwei an der Spitze ihres Könnens, jedoch ist es mir egal und blieb einfach stehen. „Wir haben nicht die Zeit…“ warf Naruto ein, doch mein Blick verfinsterte sich schlagartig. „Dann nehmen wir sie uns. Warum habt ihr es so eilig? Was soll der Scheiß denn? Ihr seid in eurer Energie blockiert und meint, mir fällt nicht auf, dass ihr langsamer werdet? Ich bin nicht so dumm, das wisst ihr genau. Stellt euren Stolz doch mal hinten dran und überlegt taktischer!“ motzte ich, ziemlich unüberlegt, wenn ich so darüber nachdachte. Irgendwie war ich es satt und ich habe einfach gesprochen. Vermutlich lag es auch nur daran, dass ich mich momentan überlegen fühlte. Keine Minderwertigkeit, die mich kleiner machte. Keine große Aura, die mich einschüchterte. Die Worte waren gesagt und die Blicke überraschten mich nicht. Die Ungläubigkeit steht Naruto ins Gesicht geschrieben und Sasuke hob lediglich eine seiner Augenbrauen. Genau so fühlt es sich an. Fühlt es. So habt ihr Jahre lang auf mich herabgesehen. Alle. Auch ihr beide. „Sicherlich bin diesmal nicht ich die Person, die uns ausbremst, auch wenn es sonst immer so war. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie seltsam das auch für mich ist, mal nicht das Schlusslicht zu sein. Und ich wollte diese Pause nur, damit ihr euch nicht an eurem Stolz verschluckt. Aber los! Lauft weiter… Euch aufzuholen fällt mir momentan nicht schwer!“ Ich drehte mich um und suchte mir an einem Baum eine mehr oder weniger angenehme Stelle zum rasten. Den Sarkasmus werden sie wohl kaum überhört haben. Hoffentlich. „Setz dich nicht, junge Frau. Wir werden dir einen angenehmeren Ort zum Rasten anbieten.“ So plötzlich wie wir die unbekannte Stimme hörten, zuckte ich zusammen, als mir eine Hand auf die Schulter gelegt wurde. Ich streckte noch meine Hand zu Sasuke aus, da mir dieser am nächsten von den beiden stand. Die Blicke der beiden werde ich wohl in nächster Zeit nicht vergessen, als beide mit erschrockener Miene nach meiner Hand griffen. Leider nicht rechtzeitig. Der Chakrawirbel hat mich erfasst, alles um mich herum drehte sich und auch mein Magen bemerkte dies. Leichte Übelkeit machte sich breit, doch binnen weniger Sekunden, war auch schon alles wieder vorbei. Ich fand mich in einem großen Saal wieder. Es wirkte… wie ein Thronsaal. Problematisch war, dass man mich alleine hergebracht hatte. Was passierte nun mit… „Das ist sie also. Die Kunoichi, aus Konoha, die ihr Chakra verwenden kann…“ wurde ich in meinem Gedankengang unterbrochen. Mein Blick folgte dem Ton in die Richtung, wo ich den Ursprung vermutete. Und tatsächlich war am Ende des Raumes, zentral ein großer goldener Stuhl, vor dem eine großgewachsene Person stand. Der Statur nach definitiv männlich und überraschend edel gekleidet. Mir war nicht bewusst, wie Ame Gakure seine Politik betrieb, jedoch war die scheinbar ganz anders, als ich es gewohnt war. Ich legte grübelnd den Kopf schief und antwortete unhöflicherweise nicht. „Schweigsam. Aber es ist interessant… Es ist, als würde ich ein Abbild meiner Mutter vor mir haben.“ Meine Gedanken waren so durcheinander, dass es mir erst jetzt auffiel. Die sprechende Person hatte wie ich auch, rosafarbene Haare. Diese waren allerdings sehr lang und in einem lockeren Zopf nach hinten gebunden. Die smaragd-grünen Augen meines Gegenübers ließen mich den Atem anhalten. „Eure Exzellenz. Sie ist es ohne Zweifel. Die anderen beiden Shinobi…“ Aus meiner Schockstarre brechend, wandte ich mich wütend der Person zu, die mich auch hergebracht hatte. Meine Priorität ist das Team und Konoha. All dies war gerade unwichtig. So interessant das auch alles wirkte. „Wo sind sie? Bring sie her oder ich schwöre, ich lasse keinen Stein auf dem Anderen!“ „Ich führe nur Befehle aus.“ Hob die Person beschwichtigend die Hände und ging einige Schritte zurück. Dann blickte er in Richtung der mir ähnlich sehenden Person, welche nur nickte. Ehe ich mich versah, war der Typ weg, der mich hergebracht hatte. Alles passierte so schnell, gedanklich kam ich nicht mehr hinterher. Schon wieder so ein Chakra-Wirbel. „Was zum Teufel ist hier los? Wieso bin ich hier? Was soll das Ganze?!“ richtete ich meine Fragen an die noch übrige Person im Raum. Gut war, dass ich keinerlei Gefahr spürte. Scheinbar war die ganze Geschichte nicht so gefährlich, wie sie anfangs wirkte. Für mich jetzt aktuell jedenfalls. „Mein Name ist Odoroki. Und Ame Gakure ist nach dem großen Krieg wieder in die Obhut meiner Familie gelangt, nachdem es jahrelang von anderen falschen und machtbesessenen Leuten ausgebeutet wurde.“ Begann die Person für meinen Geschmack etwas zu weit in der Vergangenheit. Wieso will der mir jetzt die Leidensgeschichte von Ame Gakure erzählen, wenn er doch jetzt scheinbar irgendwas… „Auch wenn es von außen so wirken mag, ich plane keinerlei Kriege oder Angriffe auf andere Länder. Dieses Siegel über das Land ist meine Art und Weise herauszufinden, ob es noch irgendwo verstreut ein Anzeichen auf genau dich gibt.“ „Mich?“ Fragte ich ungläubig. Ich spürte seinen prüfenden Blick genau. Und auch, was dieser Blick mir sagen sollte. Ich soll angeblich irgendwas mit seiner Familie zu tun haben. Seit wann gibt es jemanden, der ein begründetes Interesse an mir hegen sollte? An mir gab es nichts, was besonders ist. Bisher hatte ich mir das alles geduldig angehört, doch irgendwie reizte mich dieser Kerl bis aufs Blut. „Du hast dein Land versiegelt?“ Er nickte auf meine Frage und blickte mich weiterhin interessiert an. „Diese Chakra-Signatur ist euch doch erst vor ein paar Wochen aufgefallen. Nicht wahr? Meinst du, es ist Zufall, dass du hergeschickt wurdest?“ Wieso grinste der Fremde mich so an? „Du bist es bist ohne Zweifel. Deine Wurzeln sind hier in Ame Gakure.“ Er machte einige Schritte auf mich zu. „Du bist aus Ame Gakure. Hat man dir nie erzählt, dass du eventuell nicht aus deinem geliebten Dorf stammen könntest?“ „Das war nie von Belangen. Ich gehöre zu Konoha. Mir egal, wo meine Wurzeln sind oder aus welchem Grund du nach mir suchst. Das interessiert niemanden.“ Doch er war genauso stur wie ich. Dass ich meine Ignoranz spielte, bemerkte er auch gekonnt. Was für eine Verbindung war das, dass er mich so einfach lesen konnte? Ich war zwar immer ein emotionsgeleiteter Mensch, aber gegenüber Fremden habe ich immer sie Maske tadellos aufsetzen können. Spürte er meine Zweifel? Dass man sich ganz natürlich fragt, woher man kommt, besonders wenn einem eine Person gegenübersteht, die einem so ähnlichsieht? Dass ich mir diese Frage eigentlich schon immer gestellt habe, weil ich irgendwie nie reingepasst habe? „Mich interessiert es. Du interessierst mich. Denn um es auf den Punkt zu bringen, ich war auf der Suche nach meiner Schwester, die höchstwahrscheinlich du bist.“ Ich seufzte, was mein Gegenüber verwunderte. „Ernsthaft? Schwester? Weil wir uns etwas ähnlich sind? Aber gut. Gerne reden wir über alles, was möglicherweise im Raum steht. Wir sind ja nicht hergekommen um Krieg zu führen. Nichts liegt uns ferner. Aber zuerst will ich meine Freunde in Sicherheit wissen. In deren Zustand könnte der nächste Angriff fatal sein.“ Sprach ich monoton und eigentlich schon resigniert. Mir war wirklich in erster Linie die Sicherheit von Naruto und Sasuke wichtig. Schon wieder stellte ich mich hinten an. Das war eine unangenehme Angewohnheit, besonders jetzt gerade, wo es doch eventuell doch mal um mich gehen könnte. War das zu egoistisch, wenn man doch sich selbst mal in den Vordergrund stellt? „Angriff? Ihr wurdet angegriffen?“ Als ich nur stumm nickte, seufzte er lautlos. „Ich werde sofort eine Sondereinheit schicken lassen, um das zu untersuchen. Scheinbar gibt es einige Banden, die in der Grenzregion eben jenes Siegel ausnutzen. Aber keine Sorge, deinen Freunden geht es gut. Mein Gehilfe hat sie bereits hergebracht. Sie sollten bald eintreffen. Natürlich nicht sofort. Ich möchte zunächst noch mit dir reden.“ Es dauerte nicht lange und die Person, die sich als mein vermeintlicher Bruder ausgab, schickte einige Leute um uns in einen Raum zu begleiten, wo man sich setzen konnte. Mir wurde Tee serviert. Und er sprach alles an, was ihm auf seinem Herzen lag. Den Abstand wahrend habe ich viele Fragen über ihn gestellt, um Interesse vorzugaukeln. Doch je mehr er erzählte, desto mehr wurde ich in die Geschichten einbezogen. Es fühlte sich nicht falsch an, das zu glauben, was er erzählte. Vor längerer Zeit wurde seine Familie gestürzt und verfolgt. Im Untergrund lebend wurde er geboren, und auch irgendwann war seine Schwester geboren worden. Unmittelbar danach sind aber weitere Hetzjagden erfolgt. Seine kleine Schwester wurde Nachbarn anvertraut, die vor hatten das Land zu verlassen. Die Beschreibung dieser Nachbarn passte unangenehm genau auf meine Eltern. Er selbst sei dann mit seinen Eltern weiter geflohen. Die obere Riege wusste nichts von dem Neugeborenen und würden auch nicht danach suchen, das war der Freifahrtschein für seine Schwester in die Freiheit. Außerdem sei eine Flucht mit Baby unmöglich gewesen. Es war irre, auch wie sehr es mit den Jahreszahlen und ihrem Alter passte, welches sie ihm noch nicht mal gesagt hatte. Lange glaubte er, dass seine Schwester es nicht geschafft hatte, doch in dem großen Krieg gegen Kaguya spürte er auf dem Schlachtfeld eine ähnliche Chakra-Signatur zu seiner eigenen. Für ihn war das Hoffnung, dass er seine verlorengeglaubte Schwester treffen könnte. Und nun säße sie halt vor ihm. Vom Hokage höchst persönlich auf dem Silbertablett hergeführt, denn die Oberhäupter Konoha’s wussten wohl davon. Von mir, meiner Herkunft und auch, dass es diese Signatur, die es zu untersuchen galt, hier in Ame genutzt werden sollte, um das verlorene Kind zu finden. Mich zu finden. Ich lehnte mich nach hinten, ließ die ganze Erzählung auf mich wirken. Meine Herkunft habe ich in meinem Leben noch nicht infrage gestellt. Wofür auch. Und außerdem ging es doch sowieso nie um mich. Aufmerksamkeit haben doch immer Naruto oder Sasuke geerntet. Oder Neji mit seinem Team. Das Beste, was ich bisher immer konnte, war im Schatten anderer stehen. Darum hat wirklich niemand die Chakra-Signatur hier in Ame mit meiner verglichen. Dann hätte man eventuell draufkommen können, dass da eine Verbindung besteht. Je länger ich nachdachte und parallelen zwischen mir und meinem Gegenüber suchte, desto mehr fand ich. Äußerlich, wie auch Aura-technisch. Kurz lachte ich über mich selbst. Wie destruktiv ich immer schon mit mir selber umgegangen bin. Ich ließ mich nicht nur in den Schatten stellen, ich stellte mich schon freiwillig selbst rein. Aber wen interessierte das? Richtig. Keinen. Ich hatte nie die mentale Stärke, da von alleine raus zu kommen. Aber vielleicht war das der Grund, warum ich nie wirklich dazu gehörte? Warum ich all die Jahre nicht passte? Eine Art natürliche Bande, die mir fehlte, um in Konoha wirklich anzukommen? Nein. Das war es nicht. Oder? Naruto wurde wie ein Aussätziger behandelt und auch Sasuke, als Überlebender seines Clans, die hatten es schwer. Ich hatte Eltern, eine vergleichsweise glückliche Kindheit. Die Schikanen der Kinder sind nichts dagegen. Und Ino gab es auch noch. Aber trotzdem passte ich nie hinein. Es gab diese Blicke auch bei mir. Ich war anders. Und jetzt, mit dem Hintergrund fühlte es sich alles plausibel an. Meine Eltern, die mein Gegenüber noch nie gesehen hat, konnte er sehr gut beschreiben. Haben sie mich mein ganzes Leben angelogen? Um mich zu schützen? Oder sich zu schützen? Vielleicht sehen sie mich auch als ihre Tochter. Der Erzählung nach, war ich keine 3 Monate alt, als ich zu ihnen gegeben wurde. Bin ich aus Ame Gakure? Ist das hier mein eigentliches zuhause? Geht es gerade wirklich um mich? Nein oder? Wieso sollte das heute anders sein? Hat mich Kakashi deshalb auf Mission als Team 7 geschickt. Irgendwie setzte sich ein mentales Puzzle zusammen. Ich habe viele Missionen abgesagt, weil ich ins Krankenhaus gehen wollte. Als Ärztin praktizieren, denn das kann ich wirklich gut. Dort wurde ich gesehen und stand nicht im Schatten. Dort rettete ich andere und musste nicht gerettet werden. Kakashi hatte uns geschickt. Als letzte Mission für Team 7. Und er wusste genau, was los war. Er muss es gewusst haben. Schließlich wird alles irgendwie aufgezeichnet. Er als Hokage hat Zugang zu allen Informationen. Es gab so viele Fragen und die plausibelste Antwort war, dass mein Gegenüber die Wahrheit sagte. Mein zerrissenes Ich fühlte sich an, als heilte es, als ich den Gedanken zu ließ von hier zu sein. Welch ein Segen, dachte ich und so viel ergab plötzlich Sinn. Meine Emotionen schwappten über, so naiv es klingen mag, ich glaubte ihm. Ich wollte es einfach glauben. Eine vereinzelte Träne rollte über meine Wange, während ich mein Gegenüber, meinen scheinbaren Bruder anschaute. Die Ähnlichkeit war wirklich nicht zu leugnen. „Ich glaube dir. Selbst wenn es nicht stimmt, möchte ich dir einfach glauben.“ „Das freut mich natürlich. Kannst du dich denn mit dem Gedanken anfreunden, dass ich dein Bruder bin?“ Bei der Frage lächelte ich leicht. Ich bin zwar als Einzelkind aufgewachsen, aber wieso nicht? Wieso sollte ich etwas gegen eine größere Familie haben, so gab es doch ganze Clans in der Welt. Der Gedanke ist eigentlich doch etwas Wunderbares, außerdem würde es niemand anzweifeln. Unsere Haarfarbe war schon etwas besonders. „Ich finde es spannend. Bisher waren lediglich meine Begleiter meine Familie…“ „Ah.“ Kam erst der verständnisvolle Laut, dann aber noch, „Oh…Das tut…“ „Mhh? Eh- Nein, nein. Meine „Eltern“ leben noch. Und die zwei jungen Männer sind meine langjährigen Teamkameraden und nur sehr ungestüm, wenn es darum geht, mich zu retten. Das ist sowas wie ein Automatismus bei den Zweien. Wir haben schon viel erlebt.“ „Mh.“ Den skeptischen Blick registrierte ich sofort. „Nichtsdestotrotz sollten wir sie herholen. Das Siegel werde ich lösen, sobald sie vor der Türe stehen. Damit mein- unseren Leuten nichts geschieht.“ Meinte Odoriki und nippte an seiner Teetasse. Ich musste lächeln. „Entschuldige bitte. Sie sind beide sehr impulsiv, wenn es um mich geht.“ „Gut zu wissen, quasi deine Ersatzgeschwister…“ Erneut nippte er genüsslich am Tee. Ich kratzte mir die Wange und entgegnete ein „So ähnlich, ja…“ und ging nicht weiter darauf ein. Wir redeten noch ein wenig und genossen die kurze Zeit, bis Naruto und Sasuke ankommen. Die beiden wussten also nichts davon. Wieso hatte Kakashi sie nicht wenigstens vorgewarnt. Selbst wenn ich mich dann von allen hintergangen gefühlt hätte, wäre das doch sicher irgendwie vorbei gegangen. Ob sie sich betrogen fühlen? Mit jemandem im Team sein, der nicht aus Konoha stammte? Naja. Dafür war mein Bruder das Oberhaupt von Ame. Mhm… Mein Bruder. Das klang noch immer sehr surreal in meinem Kopf. Es ging wirklich mal um mich. Das war doch alles zu gut um wahr zu sein. Hatte ich mich in einem Gen-Jutsu verrannt? Und wenn schon. Ich würde es genießen, war es ja keine schlimme Täuschung. Eher ähnelte es einem Traum. Ich lächelte kurz, bis ich meinen Blick zur Türe richtete. Es war so weit und ein Grollen ertönte. „Wo ist sie?!“ und die Türe wurde aufgeschlagen und unbeeindruckt schaute ich in die blauen Augen des Blonden und zu den sich umsehenden Uchiha. Ihre Chakren quillten plötzlich durch die Türe in den Raum, jedoch lag um mir und Odoriki eine Art unsichtbare Kuppel, die das Chakra nicht zu uns kommen ließ. „Was zum Henker ist hier los?! Sakura-chan? Wer ist der Kerl?“ „Beruhig dich. Das Siegel ist gelöst, mir geht es gut und die Assassinen waren eine unabhängige Bande, die das Siegel ausgenutzt haben, um Fremde auszurauben.“ Sasuke blickte zu mir sein Rinnegan war wieder klar und ich konnte spüren, wie er mich lesen wollte. Als wäre ich ein offenes Buch, dass rumliegt, doch wandte ich meinen Blick ab. Ging es ihn doch alles nichts an. Odoriki stellte in aller größter Ruhe die Tasse auf den Tisch und erhob seine Stimme, während er aufstand. „Nun denn. Ihr seid Freunde meiner Schwester. Also seid ihr genauso willkommen, wie sie.“ „Bitte?!“ Fassungslos schaute Naruto uns beide an. Erst nach einiger Zeit fand er die Ähnlichkeiten suspekt und murmelte etwas von „Da könnte wirklich was dran sein, was meinst du?“ in Sasuke’s Richtung, welcher die Situation wesentlich schneller begriff. „Sakura. Du bist eine Kunoichi aus Konoha. Daran ändert dein Geburtsort nichts. Du gehörst zu uns.“ Murrte der Uchiha. „Die Suche nach meiner Schwester sollte nicht dazu dienen, euch eurer Freundin zu berauben.“ „Und doch wirst du sicher wollen, dass sie hierbleibt. In Ame, fern von ihren Eltern und Freunden.“ „Mh. Natürlich wäre es angenehm Sakura weiter kennen zu lernen. Das Wissen, es gibt noch jemand dessen Blut man teilt, sollte doch Anreiz genug dazu sein. Jedoch obliegt es weder mir, noch dir, junger Uchiha, zu bestimmen, wo sie sich aufhalten möchte.“ „Hn…“ Wandte Sasuke sich ab. „Wird sich hier gerade um mich gestritten?“ lachte ich kurz. Es ist spannend mit anzusehen, dass sich hier Menschen um mich streiten. Das konnte nur ein Gen-Jutsu sein. Niemals würde sich das alles in der Realität abspielen. Ich hob eine Hand an meine Stirn und seufzte laut. „Konoha hat uns extra auf diese Mission geschickt. Das war alles geplant. Ihr braucht hier keine Szene machen. Odoriki hat Recht. Ich gehöre zunächst mal zu niemandem außer mir selbst und entscheide für mich selbst.“ „Sakura-chan. Willst du etwa hierbleiben? Was wird…“ „Wieso nicht? Der Ort, an dem ich aufgewachsen bin, gab mir immer schon das Gefühl dort nicht willkommen zu sein. Das könnt ihr beide doch wohl sehr gut nachvollziehen, nicht wahr? Seid ihr doch auch von Konoha nicht immerzu willkommen geheißen gewesen…“ Beide zuckten unangenehm zusammen. Sie wussten genau, was ich meinte. Scheinbar war ihnen nie in den Sinn gekommen, dass auch andere so fühlen könnte, nein. Das auch ich so fühlen könnte. So habe ich doch immer in ihren Augen alles gehabt. „Hier bin ich willkommen. Hier kann ich noch stärker werden. So viel lernen. Über meine richtige Familie. Und aufholen, mit euch auf einer Stufe stehen.“ „Das hast du nicht nötig.“ Murmelte Naruto leise. Ich ging auf die beiden Holzköpfe zu und drückte sie an mich. Beide waren perplex von meiner Aktion, ließen es einfach zu. Selbst Sasuke verharrte in der Umarmung, welcher scheinbar den Drang unterdrückte, mich von sich weg zu drücken. Sie glaubten, dass sei mein Abschied. Und genau das war mein Plan. Sie sollten es auch nur für einen Moment glauben, dass ich nicht mehr an ihrer Seite stehe. Wie gerne würde ich nun wissen, was sie dachten, doch blieb mir dies verwehrt. Als die Umarmung endete, trat ich wieder einige Schritte zurück und drehte mich zu meinem neuen Familienmitglied. „Es tut gut, wenn sich der innere Knoten löst.“ Lächelte ich erleichtert. „Odoriki, mein großer Bruder. Ich freue mich, dich und alles über unsere Familie weiter kennen zu lernen.“ Odoriki, welcher meine Entscheidung sofort vorhersah, verbeugte sich leicht, lächelte auch matt. „Es gibt einiges in Konoha zu klären. Sobald ich Zeit habe, werde ich dir eine Nachricht senden.“ Somit verbeugte ich mich auch leicht. „Du bist jederzeit willkommen.“ Somit drehte ich mich zu meinen Teamkollegen und grinste sie an. Ihre tellergroßen Augen bewiesen, dass mein Plan, ihnen einen kleinen Schock zu verpassen, erfolgreich war. „Lasst uns nach Hause gehen.“ Meinte ich, während Naruto nur begeistert bejahte, erklang vom Schwarzhaarigen ein kurzes „Hn.“ Sein leicht hochgezogener Mundwinkel zeigte aber, dass er erleichtert war. Odoriki hob zum Abschied noch lächelnd seine Hand, wie ich im Augenwinkel sah. „Bis bald, kleine Schwester.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)